BDA Informationen 1.11 - Bund Deutscher Architekten BDA
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Michael Gebhard: Ende 2010 hat Arch+ ein sehr schönes Heft zur<br />
Architekturkritik herausgebracht. Wie so häufig in der Rezeption<br />
der Architekturkritik wird hier ein beklagenswerter Zustand der<br />
Kritiklandschaft in Deutschland konstatiert. Wie sehen Sie die derzeitige<br />
Situation der Kritik<br />
Gerhard Matzig: Auch ich fand das Heft von Arch+ wunderbar,<br />
insbesondere die historischen Beiträge. Was allerdings die Gegenwartsbeschreibung<br />
betrifft, teile ich den Standpunkt in keinster<br />
Weise. Ich war zum Beispiel vor ein bis zwei Jahren auf einem Podium,<br />
wo es genau um den Zustand der deutschen Architekturkritik<br />
ging, und hier wurde mir schnell klar, dass meine positive Sicht<br />
der Dinge – ich glaube nämlich der Architekturkritik geht es gut in<br />
Deutschland – eine Mindermeinung ist. Ich meine, dass in den letzten<br />
Jahren die Nachfrage an Architekturthemen in den Zeitschriften<br />
stark zugenommen hat. Die klassische Architekturkritik allerdings,<br />
also diejenige, die spezifisch Bauten beschreibt und darüber urteilt,<br />
ist in den populären Medien, also zum Beispiel in den Tageszeitungen,<br />
für die ich sprechen kann, weniger gefragt. Es ist anspruchsvoller<br />
geworden, über Architektur zu schreiben, und es wird mehr<br />
journalistisches Know-how verlangt.<br />
Wenn man die Dinge nur dort sagt, wo es eh keiner hört, kann<br />
man es auch bleiben lassen. Dieses Zitat des Filmkritikers Georg<br />
Seeßlen könnte man gut den Fachzeitschriften entgegenhalten,<br />
wenn sie konstatieren, dass ihre Kritik kaum noch Leser findet.<br />
Andererseits gibt es heute so viele Möglichkeiten medialer Verbreitung<br />
wie nie zuvor. Tun sich Architekturkritiker schwer, die gewohnten<br />
Transformationskanäle und - formen zu verlassen<br />
Ich weiß nicht, ob ich in Fragen der neuen<br />
Medien der richtige Ansprechpartner bin.<br />
Meine Affinität ist hier nicht sehr hoch. Ich<br />
glaube, dass hier ein Beitrag meines Vorgängers<br />
Christoph Hackelsberger, ‚Ein Architekt<br />
sieht München‘, abgedruckt im Lokalteil der<br />
Zeitung, der früher großen Zuspruch fand,<br />
diesen auch heute noch finden würde. So<br />
etwas würde selbstverständlich auch als Blog<br />
funktionieren. Ich selbst fühle mich sehr wohl<br />
mit Druckerschwärze auf Papier. Insofern reizt<br />
mich das nicht. Meiner Meinung nach liegt die<br />
Präferenz für das eine oder andere Medium<br />
zuerst an den Leuten, die so etwas machen<br />
oder nicht machen, aber nicht daran, dass so<br />
etwas kein Publikum fände.<br />
Ich denke, ein populärer Blog könnte sehr<br />
interessant sein, um damit Architektur oder<br />
architektonische Themen unter ganz andere<br />
Leute zu bringen. Leute, die so etwas dann<br />
zum Beispiel auf YouTube zufällig sehen, es<br />
vielleicht witzig finden und daraufhin beginnen,<br />
sich detaillierter für architektonische Fragen<br />
zu interessieren. Es könnte Anregung zu<br />
einer Bewusstseinsbildung sein, die außerhalb<br />
der Reichweite der Feuilletons liegt.<br />
Das ist richtig. Als Herzog und de Meuron<br />
ihre große Ausstellung im Münchner Haus der<br />
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