BDA Informationen 1.11 - Bund Deutscher Architekten BDA
BDA Informationen 1.11 - Bund Deutscher Architekten BDA
BDA Informationen 1.11 - Bund Deutscher Architekten BDA
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DIE BESTEN KÖPFE – EINE ANATOMIE DES<br />
VERSCHWINDENS<br />
Michael Gebhard<br />
Die besten Köpfe für die Schule, die besten Köpfe nach Berlin,<br />
Wettbewerb um die besten Köpfe, Vision beste Köpfe, das ist die<br />
immer wiederkehrende Litanei unserer Tage, wenn die Zukunftschancen<br />
in allen gesellschaftlichen Feldern diskutiert werden. Das<br />
Beste scheint uns gerade gut genug zu sein. Das Beste wollen ist<br />
eins, das Beste tun, um die Besten nicht nur zu finden sondern<br />
auch zu fördern, ist ein anderes. Das Feld der Architektur unterscheidet<br />
sich da in nichts von anderen gesellschaftlichen Bereichen.<br />
Wir fragen uns, ob wir für die Auswahl und Förderung der Besten<br />
auch die adäquaten Verfahren haben oder was die Verfahren, die<br />
wir haben, bewirken.<br />
Ein Berufsstand ist dann gut für die Zukunft gerüstet, wenn es gelingt,<br />
die Besten zu finden, zu integrieren und ihnen aufgrund ihrer<br />
Leistungen nicht nur ein Überleben, sondern auch Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu sichern. Der Berufsstand muss eine Leistungspermeabilität<br />
aufweisen. Die Möglichkeit, seine Leistungsfähigkeit im<br />
Sinne hoher Qualität zu beweisen und sich damit im Berufsstand zu<br />
etablieren, schafft für den Nachwuchs Anreize, sich zu engagieren<br />
und sichert dem Berufsstand den Fortbestand auf hohem qualitativem<br />
Niveau. In gleichem Maße profitiert die gesamte Gesellschaft<br />
von der so angespornten Leistungsbereitschaft der Einzelnen. So<br />
sollte es sein! Ist es so<br />
Lassen Sie uns anhand fiktiver, für verschiedene<br />
Generationen exemplarischer Lebensläufe,<br />
die Chancen durchleuchten, die heute in unserem<br />
Berufsstand geboten werden.<br />
Beginnen wir mit der Biographie eines <strong>Architekten</strong>,<br />
der heute in der Mitte seiner Berufskarriere<br />
steht und eine langjährige Erfahrung<br />
hat. Nennen wir ihn Robert Baumax. Er ist<br />
Jahrgang 1960, hat 1986 sein Diplom mit sehr<br />
gut bestanden und ist seit 1990 mit Partner<br />
selbständig. Der Start des Büros gelang<br />
durch Wettbewerbserfolge. Bis 1997 wurde<br />
an ca. zwei bis drei Wettbewerben im Jahr<br />
teilgenommen, alle konnten mit Preisen oder<br />
Ankäufen abgeschlossen werden. Ungefähr<br />
ab dem Jahr 2000 beginnt die Phase der<br />
beschränkten Wettbewerbe. Hier gelingt es,<br />
an durchschnittlich sechs bis sieben Verfahren<br />
im Jahr teilzunehmen. Davon werden ca. 50<br />
Prozent mit Preisen und Ankäufen prämiert.<br />
In den letzten zehn Jahren wurden zwölf erste<br />
Preise errungen. Daraus entstanden sieben<br />
Aufträge von städtebaulichen Rahmenplänen<br />
bis zu Hochbauaufträgen. Fünf erste Preise<br />
endeten nicht in einem Auftrag, meist aufgrund<br />
politischer Differenzen in den Kommunen<br />
nach dem Wettbewerb. Darüber hinaus<br />
wurde seit 2003 an acht VOF-Verfahren mit<br />
einer Auswahlquote von null teilgenommen.<br />
23