BDA Informationen 1.11 - Bund Deutscher Architekten BDA
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Das verdunkelnde Weiß<br />
Es gibt viele gute Gründe, die Farbe Weiß auch im Innenraum<br />
einzusetzen, wenn es dosiert und begründet geschieht und vor<br />
allen Dingen der emotional und körperlich empfindende Mensch in<br />
die Überlegungen einbezogen wird. Wird das versäumt, macht sich<br />
das Weiß schuldig, nicht nur am empfindsamen Betrachter sondern<br />
beispielsweise auch an Gemälden vor weißen Museumswänden,<br />
die sich als neutrale und deswegen flexible Lösung Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts langsam durchzusetzen begannen. Heute sind sie mit<br />
wenigen Ausnahmen selbstverständlich geworden. Denn meistens<br />
noch werden die lichttechnischen Berechnungen ohne den Besucher<br />
gemacht. Und dies, obwohl die Verarbeitung der <strong>Informationen</strong><br />
von Außen in unserem Gehirn eine ebenso große Rolle bei der<br />
Wahrnehmung spielt.<br />
Darauf hinzuweisen wiederum wird das Lichtlabor Bartenbach<br />
nicht müde: Bei einer weißen Museumswand ist „die Leuchtdichte<br />
der Wände … höher als die Objektleuchtdichte. Der Raum<br />
erscheint dominant, die Umgebungshelligkeit ist höher als die<br />
der Objekte. Die Adaptionsleuchtdichte stellt sich auf die mittlere<br />
Raumleuchtdichte ein und damit wird nicht nur die Aufmerksamkeit,<br />
sondern auch die Erkennbarkeit bzw. visuelle Sensibilität zum<br />
Objekt stark reduziert.“ Erscheint der Raum jedoch dunkler, da<br />
die Oberflächen eine geringere Helligkeit aufweisen und weniger<br />
Licht reflektieren, nehme nicht nur die Objekthelligkeit relativ zu,<br />
sondern es werde auch die Erkennbarkeit des Objekts insgesamt<br />
verbessert, da sich die mittlere Adaptionsleuchtdichte verschiebe.<br />
Einfach ausgedrückt: Auf einer dunkleren Wand kommen die Exponate<br />
für den Betrachter wesentlich besser zur Geltung. Doch trotz<br />
dieser Erkenntnis nehmen viele Ausstellungsmacher<br />
mit den weißen Wänden immer noch<br />
eine Verdunkelung der ausgestellten Objekte<br />
in Kauf.<br />
Das unschuldige Weiß<br />
Das Weiß bleibt mit seiner Reinheit und Helligkeit<br />
eine besondere Farbe und sollte deswegen<br />
nicht aus Gewohnheit, Bequemlichkeit<br />
oder aus Gründen der vermeintlichen Neutralität<br />
gewählt werden. In unserer visuellen<br />
Wahrnehmung sind Form, Raum und Farbe<br />
nicht voneinander zu trennen und bilden<br />
gemeinsam die Atmosphäre, in der wir uns<br />
gerne aufhalten oder nicht, in die wir gerne<br />
zurückkehren oder die wir lieber fliehen. Unter<br />
diesem Aspekt ist der Farbe Weiß zu wünschen,<br />
dass sie bewusster eingesetzt und den<br />
Körpern und Flächen vorbehalten wird, auf<br />
denen sie ihr Wesen zum Erscheinen bringen<br />
und ihre Unschuld bewahren kann.<br />
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