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Organisches Psychosyndrom - Medizinische Universität Graz

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<strong>Organisches</strong> <strong>Psychosyndrom</strong><br />

- historische Konzeptualisierungen -<br />

K. Bonhoeffer (1908) „akute exogene Reaktionstypen“<br />

(Delir, Halluzinose, Erregungszustand, Dämmerzustand, Amentia)<br />

- ätiologisch unspezifische Symptom- / Verlaufsmuster<br />

- gemeinsame Endstrecke cerebraler Reaktionsbereitschaften<br />

- Leitsymptom: getrübte Bewusstseinslage<br />

- akuter Beginn, prinzipiell reversibel<br />

H.H. Wieck (1961)<br />

„Durchgangssyndrom“<br />

Syndrome: s.o.<br />

fehlende Bewusstseinsstörung


<strong>Organisches</strong> <strong>Psychosyndrom</strong><br />

- historische Konzeptualisierungen -<br />

E. Bleuler (1916) „organisches <strong>Psychosyndrom</strong>“<br />

akute vs. chronische Verlaufsformen<br />

„hirndiffuses“ vs. „hirnlokales <strong>Psychosyndrom</strong>“<br />

amnestisches (Korsakoff-) Syndrom<br />

+ gestörte Aufmerksamkeit und Affektinkontinenz<br />

Cluster: Symptome des Antriebs, der Stimmungslage nach<br />

unterschiedlichen fokalen / multifokalen Hirnschädigungen<br />

„endokrines <strong>Psychosyndrom</strong>“<br />

(psychovegetative Störungen von Schlaf, Sexualität, Hunger,<br />

Durst, Temperaturempfindung und Sozialverhalten)<br />

von Baeyer (1947)<br />

„organische Persönlichkeitsveränderungen“<br />

Abwandlung des Charakters durch/nach Hirnerkrankungen<br />

psychomotorische Verlangsamung, reduzierter Antrieb,<br />

Affektlabilität /-inkontinenz<br />

Nivellierung vs. Akzentuierung


<strong>Organisches</strong> <strong>Psychosyndrom</strong><br />

- historische Konzeptualisierungen -<br />

K. Schneider (1948) „körperlich begründbare Psychosen“<br />

Kriterien: - relevanter körperlicher Befund<br />

- klarer Zusammenhang<br />

- fehlende Alternative<br />

- psychopathologische Besserung nach<br />

medizinischer Behandlung<br />

- akut: exogene Reaktionstypen (s. o.)<br />

- chronisch: Demenz, Persönlichkeitsabbau<br />

G. Huber (1972) chronische körperlich begründbare <strong>Psychosyndrom</strong>e<br />

- Demenz<br />

- Persönlichkeitsabbau<br />

- „pseudoneurasthenisches Syndrom“<br />

(Reizbarkeit, Erschöpfbarkeit, Asthenie)


<strong>Organisches</strong> <strong>Psychosyndrom</strong><br />

- historische Konzeptualisierungen -<br />

Lipowski (1980)<br />

„organische psychische Störungen“<br />

- breites Konzept<br />

- unmittelbare Folgen diffuser / fokaler<br />

Hirnschädigungen oder systemischer<br />

Körperkrankheiten<br />

- Vielzahl von reaktiven Störungen auf emotionale<br />

Belastung durch Erkrankungen / Einbußen


Nosologische Klassifikation von<br />

organischen psychischen Störungen in ICD-10 u. DSM-IV<br />

• gemeinsam: operationale Kriterien<br />

Bezug zur „körperlichen Begründbarkeit“ gewahrt<br />

• ICD-10: eigenständige nosologische Gruppe<br />

(„organische, einschließlich symptomatische psychische Störungen“)<br />

• DSM-IV: quasi identisch, aber ohne Qualifikation „organisch bedingt“<br />

(spezifische Ätiologie / „aufgrund medizinischen<br />

Krankheitsfaktors“)<br />

nicht mehr: „primär-hirnorganisch“ vs.<br />

„sekundär-symptomatisch“<br />

„akut“ vs. „chronisch“<br />

„reversibel“ vs. „irreversibel“<br />

• grundlegend: kognitive Störungen vs. „sonstige Störungen<br />

(psychoorganische Syndrome ersten vs. zweiten Rangs“)


Einteilung der organischen psychischen Störungen in<br />

ICD-10 und DSM-IV<br />

ICD-10<br />

DSM-IV<br />

Organische, Demenz Delir, Demenz, Demenz<br />

einschließlich <strong>Organisches</strong> amnestisches Syndrom amnestische Amnestische Störungen<br />

symptomatische<br />

und andere<br />

psychische Delir, nicht substanzbedingt kognitive Störungen Delir<br />

Störungen<br />

Andere kognitive Störungen<br />

Sonstige psychische Störungen Psychische Störungen Psychotische Störung<br />

(Halluzinose, katatone Störung, aufgrund eines Affektive Störung<br />

wahnhafte Störung, affektive Störung, medizinischen Angststörung etc.<br />

Angststörung, dissoziative Störung, Krankheitsfaktors aufgrund eines medizinischen<br />

emotional labile Störung,<br />

Krankheitsfaktors<br />

leichte kognitive Störung)<br />

Organische Persönlichkeits- und<br />

Verhaltensstörung<br />

(organische Persönlichkeitsstörung,<br />

postenzephalitisches Syndrom,<br />

<strong>Psychosyndrom</strong> nach Schädel-Hirntrauma)


Delir – diagnostische Konzeptualisierung<br />

Bonhoeffer (1914) „akuter exogener Reaktionstypus“<br />

• Bewusstseinsstörung – Bewusstseinstrübung<br />

• zeitlich-örtliche Desorientiertheit<br />

• Personen-, Situationsverkennung<br />

• Halluzinationen (szenisch, oneiroid)<br />

• vegetative Störungen<br />

• nachfolgend Amnesie<br />

Delir – Verwirrtheit – Amentia – Dämmerzustand –<br />

Amnestische Symptomenkomplexe –<br />

Hyperästhetisch-emotionelle Schwächezustände<br />

unspezifische Ätiologie: akute direkte oder indirekte<br />

Beeinträchtigung des ZNS<br />

Wieck (1961) „Duchgangssyndrome“<br />

fehlende Störung der Bewusstseinslage


Delir und Durchgangssyndrome<br />

gestörte Bewußtseinslage<br />

Koma<br />

Sopor<br />

Somnolenz<br />

Verwirrtheit<br />

Delir<br />

Dämmerzustand<br />

Bewusstseinsklarheit<br />

amnestisch - affektiv - paranoid-halluzinatorisch - kataton<br />

Durchgangssyndrome


Delir – moderne Konzeptualisierung<br />

breitere Konzeptualisierung (Lipowski 1990):<br />

akutes, schweres, prinzipiell reversibles,<br />

organisch bedingtes <strong>Psychosyndrom</strong> mit Bewusstseinsstörung<br />

nicht: akute organisch bedingte psychische Störung ohne Bewusstseinsstörung<br />

wie z.B. Halluzinosen, amnestische Zustände, Durchgangssyndrome (Wieck)


Symptome des Delirs<br />

diffuse kognitive Defizite<br />

Aufmerksamkeit<br />

Orientierung (Zeit, Raum, Person)<br />

Gedächtnis (Kurzzeit, Langzeit)<br />

Visuokonstruktivität<br />

Exekutivfunktionen<br />

Denkstörung<br />

formal: tangential, umständlich,<br />

assoziativ gelockert, inkohärent<br />

inhaltlich: paranoide Ideenbildung<br />

Affektstörung<br />

ängstlich –morös – depressiv –<br />

ärgerlich – euphorisch<br />

oft situationsinadäquat<br />

affektlabil<br />

Bewusstseinstrübung<br />

Störung der Bewusstheit<br />

der Umgebung<br />

Wahrnehmungsstörung<br />

erhöhte Suggestibilität<br />

illusionäre Verkennung<br />

Metamorphosen<br />

Halluzinationen<br />

(v.a. optisch)<br />

Störung der Psychomotorik<br />

hyperaktiv<br />

hypoaktiv<br />

gemischt<br />

Sprachstörung<br />

Wortfindungsstörung<br />

Dysnomie, Paraphasie<br />

Dysgraphie, veränderte Semantik<br />

Schlaf-Wach-Zyklusstörung<br />

fragmentierter 24-Stunden Rhythmus<br />

Umkehr des normalen Rhythmus<br />

Schlaflosigkeit<br />

deutliche tageszeitliche Fluktuation


Prägnanztypen des Delirs<br />

• Hyperaktives Delir<br />

• Hypoaktives Delir


Delir – allgemeine Epidemiologie<br />

Population<br />

Prävalenz<br />

• Allgemeinkrankenhaus 10 % - 30 %<br />

• Allgemeinkrankenhaus: > 65 Jahre 10 % - 40 %<br />

• Karzinompatienten 25 %<br />

• AIDS-Patienten 30 % - 40 %<br />

• Postoperative Patienten 10 % - 50 %<br />

• Terminal kranke Patienten - 80 %<br />

• Koexistente Hirnschädigung - 80 %


Delir – häufige Ursachen<br />

• Medikamenten-induzierte Nebenwirkungen<br />

• Medikamentenintoxikation<br />

• Medikamentenentzug<br />

• Infektionen, inklusive HIV<br />

• Postanästhesie, postoperativ<br />

• Metabolisch/endokrin: Elektrolytstörungen (Na, K, Ca, Mg, HCO 3<br />

, PO 4<br />

) Dehydratation<br />

Hypo- / Hyperglykämie, Nieren-, Leberversagen, Anämie, Azidose/Alkalose<br />

Vitaminmangel, Endokrinopathien (Nebennierenrinde, Hypophyse, Schilddrüse)<br />

• Hypoxie, Hyperkapnie<br />

• Malnutrition<br />

• Collagen-Vaskulitis (z.B. LE)<br />

• Fraktur, Trauma<br />

• Kardiovaskulär: Herzinsuffizienz, MI, Arrhythmie, Schock, Lungenemboli<br />

• ZNS-Störungen: SHT, Epilepsie, Meningitiden, Enzephalitiden, Raumforderungen, Migräne<br />

• Schlafentzug<br />

• Obstruktive Schlafapnoe<br />

• Sensorische Deprivation<br />

• Fieber


Delir – delirogene Medikamente<br />

Analgetika<br />

Opiate (v.a. Meperidine, Pentazozin)<br />

Salizylate<br />

Antibiotika / Virostatika, u.a.<br />

Acyclovir, Ganciclovir<br />

Aminoglykoside<br />

Amphotericin B<br />

Antimaliaria<br />

Cephalosporine<br />

Chloramphenicol<br />

Ethambutol<br />

Gyrasehemmer<br />

Interferon<br />

Isoniazid<br />

Metronidazol<br />

Rifampicin<br />

Sulphonamide<br />

Tobramycin<br />

Vancomycin<br />

Anticholinergika<br />

Antihistaminika (H1, Diphenhydramin)<br />

Antispasmodika<br />

Atropin-Substanzen<br />

Benztropin<br />

Phenothiazine<br />

Triyzklika<br />

Trihexyphenidyl<br />

Antikonvulsiva<br />

Phenobarbital<br />

Phenytoin<br />

Valproat<br />

Anti-Inflammatorika<br />

Corticosteroide<br />

Nicht-steroidale Substanzen<br />

Antineoplastische Substanzen<br />

Aminoglutethimid<br />

Asparaginase<br />

Dacarbazin<br />

5-Fluorourazil<br />

Hexamethylenamin<br />

Methotrexat (intrathekal)<br />

Procarbazin<br />

Tamoxifen<br />

Vinblastin<br />

Vincristin<br />

Antiparkinsonmedikamente<br />

Amantadin<br />

Bromcriptin<br />

Levodopa<br />

Kardiaka<br />

Beta-Blocker<br />

Captopril<br />

Clonidin<br />

Digitalis<br />

Disopyramid<br />

Lidocain<br />

Methyldopa<br />

Mexiletin<br />

Procainamid<br />

Quinidin<br />

Tocainid<br />

Sedativa-Hypnotika<br />

Barbiturate<br />

Benzodiazepine<br />

Stimulanzien<br />

Amphetamine<br />

Cocain<br />

Coffein (hochdosiert)<br />

Ephedrin<br />

Theophyllin<br />

Verschiedene Substanzen<br />

Antihistaminika (H2, Cimetidin)<br />

Baclofen<br />

Bromide<br />

Chlorpropamid<br />

Disulfiram<br />

Ergotamin<br />

Lithium<br />

Metrizamid (intrathekal)<br />

Podophyllin<br />

Propythiourazil<br />

Quinacrin<br />

Timolol (opthalmologisch)<br />

Serotonin-Syndrom


Delir - Pathogenese<br />

Oxidativer / metabolischer Stress<br />

[Hypoxie, akutes Nierenversagen, ARDS, septischer Schock, Trauma,<br />

Myokardinfarkt, Verbrennungen, Hyperthyreoidismus, Tachypnoe]<br />

reversible Dysregulation der neuronalen Membranfunktion<br />

Sauerstoff + Energieträger unter kritischer Schwelle<br />

Ionen-Gradienten nicht mehr aufrechterhalten, vermehrter Calzium-<br />

Einstrom in die Zelle, Depression der neuronalen Aktivität, abnorme Synthese, Freisetzung<br />

und Metabolisierung von verschiedenen Neurotransmittern<br />

(hyperaktiv: Glutamat, Dopamin; cholinerges Defizit),<br />

nicht mehr effiziente Entsorgung von Neurotoxinen<br />

selektive Vulnerabilität neuronaler Strukturen (z.B. Hippocampus)<br />

delirogene Nebenwirkungen von Medikamenten


Delir - Risikofaktoren<br />

• höheres Lebensalter<br />

• Anamnese für Alkoholabusus / - abhängigkeit<br />

• Demenz<br />

• andere bekannte zerebrale Vorschädigung<br />

• niedriges Albumin<br />

• multiple, schwere oder instabile medizinische Probleme<br />

• Polypharmazie<br />

• Anamnese / aktueller Gebrauch von psychotropen Substanzen<br />

• Sehbehinderung oder Schwerhörigkeit


Delir - Diagnostik<br />

• Syndrombeschreibung<br />

• Somatische Anamnese<br />

• Information durch Dritte<br />

- Beginn<br />

- bisheriger Verlauf<br />

- internistische / neurologische Grunderkrankungen<br />

- Vormedikation, Medikamentenveränderungen (I.a.)<br />

- Z.n. Operation<br />

• Psychiatrische Anamnese<br />

• Internistische und neurologische Untersuchung


Delir – Diagnostik<br />

technische Untersuchungen<br />

Allgemein:<br />

Infektiös:<br />

Metabolisch:<br />

Hämatologisch:<br />

Kardiovaskulär:<br />

Zerebral:<br />

Toxisch:<br />

Blutdruck, Herzfrequenz, Temperatur,<br />

Bewusstseinslage<br />

BKS, CRP, Leukozyten, Urinstatus, ev. Blutkultur,<br />

Röntgen-Thorax, ggf. HIV-Test<br />

Elektrolyte, Kreatinin, Glucose, Leberwerte,<br />

Schilddrüsenwerte (TSH; freies Thyroxin)<br />

Albumin, Kalzium,<br />

Erys, Hb, MCV (Alkohol, Vit.-B 12-, Folsäure-Mangel)<br />

Differentialblutbild<br />

EKG, CPK, ggf. Lungenszintigramm<br />

CCT, MRI (z.B. Tumore, Blutungen),<br />

EEG (Epilepsien), Lumbalpunktion<br />

z.B. Digoxin, Plasmaspiegel von Psychopharmaka<br />

ggf. Drogen-Screening


Delir - Differentialdiagnose<br />

• Delir aufgrund<br />

- allgemeinen medizinischen<br />

Krankheitsfaktors (auch multipel)<br />

- Substanzintoxikation<br />

- Substanzentzug<br />

- multiple Ätiologien<br />

• Psychiatrische Störungen<br />

-Demenz<br />

-Manie<br />

-Depression<br />

- Schizophrenie<br />

- dissoziative Störung<br />

- artifizielle Störung<br />

- Simulation


Mit hoher Dringlichkeit zu klärende<br />

Differentialdiagnosen bei Delir<br />

Diagnose<br />

Wernicke-Enzephalopathie<br />

Hypertensive Enzephalopathie<br />

Hypoglykämie<br />

Hypoperfusion des ZNS<br />

Hypoxämie<br />

Intrakranielle Blutung<br />

Meningitis / Enzephalitis<br />

Vergiftung / Medikation<br />

entscheidende Fragen /Untersuchungsschritte<br />

Ataxie, Ophthalmoplegie, erhöhtes MCV, erhöhte<br />

sympathische Aktivität, Hyperreflexie, Alkohol-,<br />

Medikamentenanamnese<br />

erhöhter Blutdruck, Stauungspapille<br />

Diabetes mellitus, erniedrigte Glucose<br />

erniedrigter Blutdruck, erniedrigte kardiale<br />

Auswurfleistung (z.B. Herzinfarkt, Arrhythmie,<br />

Insuffizienz), erniedrigter Hämatokrit<br />

arterielle Blutgase<br />

Bewusslosigkeit in Anamnese, neurologische Herdzeichen<br />

Meningismus, Leukozytose, Fieber<br />

Toxizitätszeichen (Pupillenanomalien, Nystagmus,<br />

Ataxie) Medikamentenanamnese


Differentialdiagnose des Delirs<br />

Delir Demenz Depression Schizophrenie<br />

Beginn akut schleichend variabel variabel<br />

Verlauf fluktuierend meist progressiv Tagesschwankung variabel<br />

Reversibilität prinzipiell in Ausnahme ja, aber rezidivierend remittierend,<br />

exazaerbierend<br />

Bewusstsein gestört klar, bis final unbeeinträchtigt unbeeinträchtigt,<br />

verwirrt, ratlos<br />

Aufmerksamkeit/ unaufmerksam Gedächtnisstörung unaufmerksam unaufmerksam<br />

Gedächtnis Merkfähigkeit gestört Gedächtnis intakt Gedächtnis intakt<br />

Halluzinationen v.a. optisch, aber optisch, akustisch akustisch, synthym v.a. akustisch<br />

auch andere Modalitäten<br />

Wahn flüchtig, fragmentiert oft fixierter Wahn synthyhmer Wahn häufig, komplex<br />

gewöhnlich verfolgend (ungewöhnliche Inhalte)<br />

systematisiert


Delir - Verlaufsformen<br />

• Remission ad integrum<br />

• Remission ad defectum<br />

• ad mortem


Stationäre Behandlungsdauer von Patienten mit und<br />

ohne Delir während intensivmedizinischer Behandlung<br />

Eli et al. 2004


6-Monatsmortalität von Patienten mit und ohne Delir während<br />

intensivmedizinischer Behandlung und mechanischer Respiration<br />

Eli et al. 2004


Langzeit-Überlebensunterschied von Patienten in<br />

Notaufnahme mit und ohne Delir<br />

Kakuma et al. 2003


Behandlung des Delirs - Pflegeinterventionen<br />

- ruhiger Raum, Tageslicht, Nachtlicht zum Schlafen<br />

- Seh- und Hörhilfen<br />

- exzessive sensorische Stimulation zu vermeiden, aber Anregung<br />

- Reorientierungshilfen: Kalender, Uhr<br />

- regelmäßige Kontaktaufnahme, Statuskontrolle<br />

- geführte Anwesenheit von Familienmitgliedern<br />

- verfügbare vertraute Gegenstände von zu Hause, Bilder<br />

- Erklärung von Interventionen: klar, bestimmt, fürsorglich<br />

- körperliche Beschränkung, möglichst nur wenn unumgänglich,<br />

aber Sicherung vor Stürzen, Herausreissen von Kathetern,<br />

Infusionsschläuchen usw.<br />

- adäquate Dokumentation<br />

- sorgfältige Bilanzierung von Flüssigkeits- und<br />

Nahrungsaufnahme, -ausfuhr


Ärztliches Verhalten am Bett des deliranten Patienten<br />

• Niedersetzen, konkrete Handlung<br />

• Handschütteln, persönliche Vorstellung, Freundlichkeit<br />

• Mitteilung des schon verfügbaren Wissens über den Zustand des Patienten<br />

• Aufdecken der aktuell größten Sorgen und Beschwerden des Patienten<br />

• Persönliche Meinung des Patienten über seinen Zustand<br />

• Fragen nach dem Leben des Patienten und seiner Familie<br />

• Fragen nach der Person des Patienten<br />

• Anerkennung des Leidens<br />

• Miteinbeziehen des Patienten in Statuserhebung<br />

• Konkrete Rückmeldung des erhobenen Befundes<br />

Support<br />

Protect<br />

Orient<br />

Calm<br />

Communicate<br />

Comfort<br />

Yager (1989) Boland et al. (2000)


Pharmakologische Behandlung des Delirs – spezifische Substanzen<br />

• Haloperidol – initial<br />

Agitierheit jung/gesund alt/gebrechlich<br />

- leicht 0.5 – 1.0 mg 0.5 mg<br />

- mittel 2.0 – 5.0 mg 1.0 mg<br />

- schwer 5.0 – 10.0 mg 2.0 mg<br />

- regelmäßige Wiederholung, nicht vor 30 Minuten<br />

- zusammen mit Lorazepam 1 mg über 1 Minute, Wiederholung nicht vor 30 Minuten<br />

- orale Dosis = 2 x i.v. Dosis<br />

- bei i.v. Applikation: zuvor 2 mg normale Kochsalzlösung in Leitung<br />

- Risiko von TDP: hohe Dosis, rasche Infundierung, vorherige QT c -Verlängerung<br />

(> 500 ms) [Sharma et al. 1998]


Rezeptorprofil der Atypischen Neuroleptika<br />

D2<br />

antipsychotische Wirkung (mesolimbisch)<br />

EPS (nigrostriatal)<br />

Prolaktinanstieg (tuberoinfundibulär)<br />

Haloperidol<br />

Clozapin<br />

Amisulprid<br />

D3<br />

Modulatorische Effekte<br />

5HT2a<br />

antipsychotische Wirkung und<br />

Besserung der Negativsymptomatik<br />

Milderung von EPS<br />

Risperidon<br />

Olanzapin<br />

Quetiapin<br />

5HT1a<br />

Agonismus:<br />

anxiolytisch und antidepressiv<br />

Besserung der Negativsymptomatik<br />

α 1<br />

orthostatische Dysregulation<br />

H1<br />

Sedierung, Gewichtszunahme<br />

Ziprasidon<br />

Aripiprazol<br />

M1<br />

kognitive Dysfunktion<br />

vegetative Symptome<br />

Milderung von EPS


Pharmakologische Behandlung des Delirs – spezifische Substanzen<br />

• Atypische Neuroleptika bei mittelschweren und schweren Deliren<br />

Substanz initiale Dosis (p.o.) Bedarfsdosis<br />

Risperidon 0.25 – 0.5 mg / 2 x täglich 0.25 – 0.5 mg / 4 h; bis 4 mg / die<br />

Olanzapin 2.5 – 5.0 mg / abends verteilt bis 20 mg / die (*)<br />

Quetiapin 25 – 50 mg / 2 x täglich 25 – 50 mg / 4 h; bis 600 mg / die<br />

Ziprasidon kaum untersucht in dieser Indikation (**)<br />

Aripiprazol kaum untersucht in dieser Indikation<br />

Clozapin<br />

zu vermeiden<br />

* beachte mögliche anticholinerge Komponente<br />

** beachte mögliche QT c -Verlängerung, orthostatische Hypotension


Pharmakologische Behandlung des Delirs – spezifische Substanzen<br />

• Benzodiazepine<br />

- vermeide BDZ mit aktiven Metaboliten<br />

- vemeide BDZ mit langer Halbwertszeit (z.B. Diazepam, Chlordiazepoxid)<br />

- vermeide BDZ mit kurzer Halbwertszeit (z.B. Triazolam)<br />

- gut geeignet: Clonazepam<br />

Lorazepam<br />

Oxazepam<br />

Temazepam<br />

- auf Intensivstation: i.v. Midazolam, Propofol


Altersabhängige Steigerung der<br />

Häufigkeit von Demenzerkrankungen


Was ist eine Demenz


Die vielfältigen kognitiven Symptome und<br />

neurologischen Defizite bei einer Demenz


Mini Mental State Examination ( MMSE)<br />

[Folstein 1975]<br />

1. Zeitliche Orientiertheit:<br />

• Wochentag, Datum, Monat Jahr<br />

2. Örtliche Orientiertheit:<br />

• Wo sind wir hier (welches Spital, Praxis)<br />

• Stockwerk Ortschaft Bundesland Land<br />

3. Merkfähigkeit:<br />

• “ Zitrone, Schüssel, Ball”!<br />

( 1 Punkt pro Wort, nur das erste Mal gilt )<br />

4. Aufmerksamkeit:<br />

• Serial 7‘s: ” Zählen Sie von 100 7 ab,<br />

dann vom Resultat wieder 7 usw.!”<br />

alternativ: ” WOCHE rückwärts buchstabieren<br />

5. Gedächtnis:<br />

• Welche 3 Wörter haben Sie mir<br />

vorher nachgesprochen<br />

6. Sprache, Benennen:<br />

• Was ist das ( Bleistift , Uhr)<br />

• ”Es gibt kein Und, Wenn oder Aber!”<br />

7. Sprachverständnis:<br />

• “Nehmen Sie dieses Blatt Papier,<br />

falten Sie es in der Mitte<br />

und legen Sie es auf den Boden.”<br />

8. Lesen: ( “Schliessen Sie die Augen!”)<br />

9. Schreiben: irgendeinen ganzen Satz<br />

10. Zeichnen: Überkreuzende Pentagone kopieren.


Störung von Kognition, Funktion und Verhalten<br />

nach Demenzschweregrad


Entwicklung der Symptome im Verlauf<br />

einer Demenz (z.B. vom Alzheimer-Typ)


Klinisch herausfordernde Verhaltens-Cluster<br />

bei Demenzen<br />

‘Aggression’<br />

‘Psychomotorische Agitation’<br />

nach McShane 2000<br />

‘Apathie’<br />

aggressiver Widerstand<br />

physische Aggression<br />

verbale Aggression<br />

Rückzug<br />

Interessensverlust<br />

Demotivation bösartig<br />

weinerlich<br />

verzweifelt<br />

geringe Selbstachtung<br />

Angst<br />

Schuldgefühle<br />

‘Depression’<br />

Zielloses Umherwandern<br />

Trippeln, schleifender Gang<br />

Rastlosigkeit<br />

repetitive Handlungen<br />

ankleiden/auskleiden<br />

Schlafstörungen<br />

Halluzinationen<br />

Wahnvorstellungen<br />

Verkennungen<br />

‘Psychose’


Diagnostische Zusatzuntersuchungen<br />

bei Vorliegen klinischer Demenzsyndrome


Eine Demenz ist von einem Delir zu unterscheiden!


Untergruppen der Demenzen<br />

5%<br />

10%<br />

15%<br />

55%<br />

AD<br />

mix<br />

VaD<br />

15%<br />

andere<br />

DLB<br />

• AD: Alzheimer Demenz<br />

• DLB: Demenz mit Lewy bodies<br />

• VaD: Vaskuläre Demenz<br />

• Mix: Mischdemenz (AD + VaD)


Epidemiologische Schätzungen der<br />

Häufigkeit von Demenzerkrankungen in Österreich


⎫<br />

⎬ Kortikale Demenz<br />

⎭<br />

Demenz vom Alzheimer-Typ<br />

Demenz mit Lewy-Körperchen<br />

⎫ Frontotemporale Demenz<br />

⎪<br />

⎬ Subkortikale Demenz<br />

⎪<br />

⎭<br />

⎫<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎬ Mischdemenz<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎭<br />

Vaskuläre Demenz<br />

Multiple Sklerose<br />

Chorea Huntington<br />

Parkinson-Demenz-Komplex<br />

Progressive supranukleäre Blickparese<br />

Multisystematrophie


Kortikale vs. subkortikale Demenz<br />

subkortikalen Demenz<br />

kortikalen Demenz<br />

• Bradyphrenie (verlangsamtes Denken)<br />

als leitendes Symptom<br />

• Wesensveränderungen<br />

• Perseverationen<br />

• Einbussen im Arbeitsgedächtnis<br />

• Abulie<br />

• Dysarthrie<br />

• mangelndes Abrufen aus dem<br />

semantischen Gedächtnis<br />

• visuell-räumlichen Defizite<br />

• Desorientiertheit<br />

als leitendes Symptom<br />

• Einbussen im episodischen<br />

Gedächtnis<br />

• transkortikale Aphasie, Apraxie<br />

• verminderte<br />

Problemlösefähigkeit<br />

• verminderte Kritikfähigkeit<br />

• mangelndes Einspeichern ins<br />

semantische Gedächtnis<br />

• Rechenstörung


1. Demenz vom Alzheimer Typ<br />

"Über einen eigenartigen schweren<br />

Erkrankungsprozess der Hirnrinde"<br />

Alzheimer Alois (1906)<br />

Neurologisches Centralblatt 25: 1134


Entwicklung und Verlauf<br />

der Alzheimer'schen Demenz<br />

Präklinische Phase<br />

Klinische Phase<br />

KognitiveFunktionen<br />

Auslösende<br />

Faktoren<br />

Genetik<br />

Umwelt<br />

Fördernde<br />

Faktoren<br />

Alter<br />

Diabetes<br />

Hypertonie<br />

Neuropathologische Veränderungen<br />

Erste<br />

Symptome<br />

Diagnose<br />

Verlust der<br />

Unabhängigkeit<br />

Tod<br />

Zeit


Neurodegenerative Erkrankungen mit abnormen<br />

Proteinablagerungen im Gehirn<br />

Krankheit Abn. Protein Ablagerung Gen Chromosom<br />

Alzheimer-KH Aβ β -Amyloid APP 21<br />

plaques<br />

PSEN 1 14<br />

PSEN 2 1<br />

Tau Neurofibrillen Tau 17<br />

Frontotemporale Tau Neurofibrillen Tau 17<br />

Demenz<br />

Lewy-Körperchen α-Synuclein Lewy-Körperchen α-SYN 4<br />

Demenz<br />

nach Ch. Hock 2003


Senile Plaques bei der Alzheimerschen Demenz


Taupathologie bei Alzheimer-Krankheit<br />

Genetische Faktoren<br />

Tau-Mutationen<br />

APP, PS1, PS2<br />

<br />

Umfeldeinflüsse<br />

<br />

Störung des 4R/3R<br />

Verhältnisses (Iso-formen)<br />

Verlust der Tau-Aktivität<br />

Hyperphosphorylierung<br />

Tau-Dysfunktion<br />

Tau-Aggregation<br />

Neurodegeneration<br />

nach Vilee, Science 2001, 293:1446-47


Neurofibrilläre Tangles bei der Alzheimerschen Demenz<br />

Allard et al., 1987


Demenz vom Alzheimer-Typ<br />

in der PET-Diagnostik<br />

PET eines gesunden älteren Probanden (links) umd eines Alzheimer-Patienten (rechts).<br />

Deutlich der parietale Hypometabolismus.<br />

Cummings JL. The Neuropsychiatry of AD and Related Dementias. 2003


2. Vaskuläre Demenz<br />

Subkortikale vaskuläre Demenz:<br />

Hypertonie in der Anamnese und<br />

ischämische Herde im Marklager der<br />

Hemisphären<br />

Multiinfarkt-Demenz:<br />

beginnt allmählich, nach mehreren<br />

ischämischen Episoden<br />

Vaskuläre Demenz mit akutem Beginn:<br />

Folge von zerebrovaskulärer Thrombose,<br />

Embolie oder Blutung


Multiinfarkt-Demenz<br />

Cummings JL. The Neuropsychiatry of AD and Related Dementias. 2003


Subkortikale vaskuläre Demenz<br />

Das CT (Mitte) and MRI (links) zeigt massive „white-matter-lesions“.<br />

Rechts ein MRI mit einem Insult links inferior parietal (Gyr.angularis).<br />

Cummings JL. The Neuropsychiatry of AD and Related Dementias. 2003


Subkortikale vaskuläre Demenz<br />

Multiple lakunare Infarkte<br />

Cummings JL. The Neuropsychiatry of AD and<br />

Related Dementias. 2003


Vaskuläre Demenz mit akutem Beginn<br />

MRI mit fokal Läsionen und „white-matter-lesions“ (rechts) und<br />

das entsprechende Bild desselben Patienten im SPECT (links).<br />

Cummings JL. The Neuropsychiatry of AD and Related Dementias. 2003


Die reine VaD und die reine AD<br />

sind sehr selten<br />

Die meisten AD Patienten haben wahrscheinlich eine Mischdemenz<br />

Reine<br />

AD<br />

Pathologie<br />

MISCH<br />

DEMENZ<br />

Reine<br />

VaD Pathologie<br />

AD mit<br />

vaskulären<br />

Risikofaktoren<br />

AD mit<br />

vaskulären<br />

Läsionen<br />

VaD und AD<br />

Pathologie<br />

Kalaria. Neurobiol Aging 2000;21:321–30.


3. Frontotemporale Demenz<br />

Frontotemporale Demenz: Asymmetrische Atrophie links temporal,<br />

insbesondere Gyrus temporalis med. und inf.<br />

Cummings JL. The Neuropsychiatry of AD and Related Dementias. 2003


Positron Emission Tomogram (PET)<br />

bei der Frontotemporalen Demenz<br />

PET eines gesunden älteren Probanden (links) und eines Patienten mit<br />

frontotemporeler Demenz (rechts). Deutlich der frontale Hypometabolismus.<br />

Cummings JL. The Neuropsychiatry of AD and Related Dementias. Taylor<br />

& Francis, London, 2003


4. Demenz mit Lewy Körperchen<br />

Cummings JL. The Neuropsychiatry of AD and Related Dementias. 2003


Diagnostische Kriterien einer Lewy-Körperchen Demenz<br />

McKeith et al. 1996<br />

• 2 Kernsymptome: wahrscheinliche DLB, 1 Kernsymptom: mögliche DLB<br />

• Demenz mit ausgeprägter kognitiver Fluktuation; Wechsel der<br />

Aufmerksamkeit und Vigilanz<br />

• 80-90% der DLB Patienten, nur 20% der AD<br />

• Rezidivierende visuelle Halluzinationen, meist klar ausgeformt<br />

und detailliert<br />

• Parkinsonismus<br />

• Weitere unterstützende Symptome:<br />

• Wiederholte Stürze<br />

• Synkopen<br />

• vorübergehende Bewusstlosigkeit<br />

• Sensitivität auf Neuroleptika<br />

• Systematisierter Wahn<br />

• andere Halluzinationen


Andere Demenz-Formen<br />

• Multipler Sklerose<br />

• Chorea Huntington<br />

•MSA<br />

•PSP<br />

• Parkinson-Demenz<br />

Prinzipiell reversibel<br />

• Normaldruck-Hydrozephalus<br />

• Epilepsie<br />

• M. Wilson<br />

• Hyperkalziämie<br />

• Hypothyreose<br />

• Creutzfeld-Jakob<br />

• Intoxikationen<br />

• Neurosyphilis<br />

• Vitamin B2 (Niazin)-Mangel [Pellagra]<br />

• Panarteriitis nodosa<br />

• systemischem Lupus erythematodes<br />

• Trypanosomiasis<br />

• Vitamin-B12 –Mangel<br />

• zerebraler Lipidstoffwechselstörung<br />

• Corticobasale Degeneration<br />

•AIDS


Zur Therapie der Demenzerkrankungen<br />

• Wir stehen noch sehr am Anfang wirksamer Behandlungen,<br />

• doch die Lage ist nicht ohne Hoffnung!


Interventionsstrategien bei der Alzheimerschen Demenz<br />

Induktion Latenzperiode Diagnostik<br />

Ätiologie Pathogenese Symptome Krankheit<br />

Primärprävention Sekundärprävention Symptomatische<br />

Behandlung<br />

nach M. Sano, 2003


Behandlung der Alzheimerschen Demenz<br />

Familienbetreuung<br />

Behandlung<br />

kognitiver Störungen<br />

Therapie begleitender<br />

somatischer Erkrankungen<br />

Behandlung von Affektstörungen/Verhaltensauffälligkeiten<br />

Information<br />

Beratung<br />

Pharmakotherapie<br />

Psychoedukative<br />

Massnahmen<br />

Cholinesterasehemmer<br />

Antioxidantien<br />

Glutamatantagonisten<br />

(Östrogen)<br />

Entzündungshemmende<br />

Substanzen<br />

Pflanzliche Extrakte<br />

Andere Nootropika<br />

Pharmakotherapie<br />

Gedächtnistraining<br />

Depression<br />

Angst<br />

Psychosoziale und<br />

Psychotherapeutische<br />

Strategien<br />

Wahn, Halluzinationen<br />

Unruhe<br />

Aggression<br />

Schlafstörungen<br />

F. Müller-Spahn 2002


Derzeitige therapeutische Strategien bei der<br />

Alzheimerschen Demenz in Abhängigkeit von Stadium


DIE CHOLINERGE HYPOTHESE<br />

AChE baut Ach ab<br />

Präsynaptische<br />

Endigung<br />

ACh<br />

Receptoren<br />

Postsynaptische<br />

Membran<br />

Aktionspotential<br />

Summationspotential<br />

ACh<br />

ChE-Hemmer blockieren AChE<br />

ACh receptors<br />

AChE<br />

ACh<br />

ChE-Hemmer<br />

McNeil. Alzheimer’s Disease: Unraveling the Mystery. 1995:1–


DIE GLUTAMATERGE HYPOTHESE<br />

AMPA<br />

receptor<br />

Presynaptic<br />

neurone<br />

Postsynaptic<br />

neurone<br />

Na + [Ca 2+ ]<br />

–<br />

+<br />

NMDA<br />

receptor<br />

Mg2+ Glutamate Calcium<br />

Danysz et al 2000


Die wichtigsten registrierten Antidementiva


Die wichtigsten Nebenwirkungen der<br />

Azetylcholinesterasehemmer


Was heißt derzeit noch “Behandlungserfolg”<br />

in der Demenztherapie<br />

mit Behandlung<br />

ohne Behandlung<br />

Verschlechterung<br />

Beginn der<br />

Behandlung<br />

Behandlungsende<br />

nach


Therapeutisches Vorgehen bei Unruhezuständen<br />

im Rahmen einer Demenzerkrankung


Zeitlich begrenzter Einsatz von Antipsychotika<br />

bei dementen Patienten mit Verhaltensstörungen


Zeitlich begrenzter Einsatz von Antipsychotika<br />

bei dementen Patienten mit Verhaltensstörungen


Nicht-medikamentöse Therapieansätze<br />

bei Demenzerkrankungen


Gesamtbehandlungskontext bei<br />

Demenzerkrankungen


Zukünftige Behandlungsstrategien der<br />

Alzheimer-Krankheit (I)<br />

Ziele Wirkungsprofile Beispiele<br />

Hemmung der<br />

Amyloidbildung<br />

Abbau von<br />

Plaques<br />

"β-sheet breaker"<br />

β-Sekretase-Hemmer<br />

Plaque Buster<br />

α-Sekretase-Aktivatoren<br />

Lipidsenkung<br />

Bindung von Kupfer und Zink<br />

Immunisierung mit Aβ-Peptid<br />

aktiv<br />

passiv<br />

Immunisierung mit Aβ-Peptid<br />

Bindung von Ku und Zn<br />

Calpeptin<br />

Gelsolin<br />

Statine<br />

AN-1792 (gestoppt)<br />

F. Müller-Spahn 2001


Zukünftige Behandlungsstrategien der<br />

Alzheimer-Krankheit (II)<br />

Ziele Wirkungsprofile Beispiele<br />

Hemmung der Aβinduzierten<br />

Neurotoxizität<br />

Nichtsteroidale Antiphlogistika<br />

Selektive Cox-2-Hemmer<br />

Bindung freier Radikale<br />

NMDA-Antagonisten<br />

Ibuprofen<br />

Rofecoxib<br />

Vitamin E, C<br />

Memantine<br />

Förderung des<br />

Nervenzellwachstums<br />

Nervenwachstumsfaktoren<br />

Neotrofin<br />

Hemmung der<br />

Tauproteinbildung<br />

Blockade der<br />

Hyperphosphorilierung<br />

F. Müller-Spahn 2003


Zusammenfassung<br />

– Die Alzheimer-Krankheit ist neurobiologisch heterogen<br />

– Antidementiva wie Cholinesterase-Inhibitoren und Glutamatantagonisten<br />

gelten derzeit als Mittel der ersten Wahl<br />

– Zukünftige innovative Behandlungsstrategien orientieren sich<br />

primär an den Pathomechanismen der Neurodegeneration<br />

» Reduktion der Amyloidpeptide<br />

» Verhinderung der Neurofibrillenbildung<br />

» antiinflammatorische Strategien<br />

» neurotrophe Strategien

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