Der Bartgeier - Schule Pany
Der Bartgeier - Schule Pany
Der Bartgeier - Schule Pany
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Der</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong><br />
<strong>Bartgeier</strong><br />
Name<br />
In In den den meisten meisten Sprachen Sprachen nimmt nimmt nimmt der der Name<br />
Name<br />
des des <strong>Bartgeier</strong>s <strong>Bartgeier</strong>s Bezug Bezug auf auf seine seine borstigen<br />
borstigen<br />
Federn, Federn, die die über über seinen seinen Schnabel Schnabel hängen.<br />
hängen.<br />
Früher Früher wurde wurde der der der <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> auch<br />
auch<br />
Geieradler, Geieradler, Lämmergeier, Lämmergeier, Lämmergeier, Goldgeier,<br />
Goldgeier,<br />
Bartfalk Bartfalk oder oder Berggeier Berggeier Berggeier genannt.<br />
genannt.<br />
1
Diese Diese Geier le�en le�en le�en le�en in Europa. Europa. Sie Sie heissen heissen Mönchsgeier,<br />
Mönchsgeier,<br />
Gänsegeier, Gänsegeier, Schmutzgeier Schmutzgeier und und <strong>Bartgeier</strong>. <strong>Bartgeier</strong>. Welcher Welcher ist ist der<br />
der<br />
<strong>Bartgeier</strong>? <strong>Bartgeier</strong>? Kreise Kreise ihn ihn ein.<br />
ein.<br />
Aussehen<br />
<strong>Der</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> ist ist ein ein Greifvogel<br />
Greifvogel.<br />
Greifvogel<br />
Er Er zählt zählt mit mit mit einer einer Flügelspannweite Flügelspannweite von von bis bis bis zu<br />
zu<br />
2m 2m 90cm 90cm zu zu den den grö gröss grö gröss<br />
ssten ss ten flugfähigen Vögeln<br />
der der Welt.<br />
Welt.<br />
Mit Mit Mit 225 225 225 bis bis bis 250 250 250 Brutpaaren Brutpaaren Brutpaaren ist ist der der <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong><br />
<strong>Bartgeier</strong><br />
einer einer einer der der der seltensten seltensten seltensten Greifvögel Greifvögel Greifvögel Europas. Europas.<br />
Europas.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> sieht sieht nicht nicht wie wie ein ein typischer typischer Geier<br />
Geier<br />
aus. aus.<br />
aus.<br />
Er Er wird wird of oft of t mit dem dem Steinadler Steinadler verwechselt, verwechselt, der der<br />
im im gleichen gleichen Lebensraum Lebensraum vorkommt. vorkommt. Im Im Flug Flug<br />
Flug<br />
sind sind sind die die beiden beiden Arten Arten oft oft nicht nicht leicht leicht zu<br />
zu<br />
unterscheiden.<br />
unterscheiden.<br />
2
Die Augen sind von einem roten Ring umgeben;<br />
die Intensität des Rot spiegelt die Stimmung des<br />
Vogels wieder. Je erregeter er ist, desto leuchtender<br />
ist dieser Ring. Die Iris der Augen ist gelb.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> hat lange, relative schmale und zum<br />
Ende hin deutlich zugespitzte Flügel, die beim<br />
Gleiten leicht nach unten hängend gehalten werden.<br />
<strong>Der</strong> Schwanz ist lang und keilförmig.<br />
Ausgewachsene <strong>Bartgeier</strong> haben ein<br />
kontrastreiches Körpergefieder.<br />
Junge <strong>Bartgeier</strong> sind überwiegend grauschwarz,<br />
nach fünf bis sieben Jahren ist die Art ausgefärbt<br />
(Jugendkleid).<br />
4
Die Jungvögel haben schon nach etwa 3 Monaten<br />
die gleiche Grösse wie die erwachsenen Tiere. Sie<br />
sind aber ganz dunkel gefärbt mit einigen helleren<br />
Stellen. Mit fünf bis sieben Jahren tragen die<br />
<strong>Bartgeier</strong> das erwachsene Federkleid.<br />
Er ist ein ausgezeichneter Segler, der schon<br />
geringste Aufwinde nutzen kann, um im Gleitflug an<br />
Felswänden oder über einem Berggipfel zu<br />
patrouillieren.<br />
5
Fakten und Zahlen<br />
Lebensraum Gebirge<br />
Gewicht 5 bis 7 kg<br />
Flügelspannweite 2.7 m<br />
keine äusserlichen<br />
Geschlechtsunterschied<br />
Unterschiede<br />
Paarung November, Dezember<br />
Legen der Eier Dezember bis Februar<br />
Brutzeit 52 bis 58 Tage<br />
Flügge werden<br />
110 bis 120 Tage<br />
nach dem Schlüpfen<br />
Alter der<br />
Geschlechtsreife<br />
5 bis 7 Jahre<br />
6
Verbreitung<br />
Weltweit<br />
<strong>Bartgeier</strong> leben als Gebirgsbewohner<br />
in Asien, Afrika und Europa. Das<br />
Hauptverbreitungsgebiet erstreckt<br />
sich von den Mittelmeerländern bis<br />
zur Mongolei und nach Zentral- und<br />
Westchina. In Afrika kommt der<br />
<strong>Bartgeier</strong> vor allem in Ost- und<br />
Südafrika sowie im äthiopischen<br />
Hochland vor. Eine kleine Population<br />
lebt in Südwestarabien.<br />
In Europa<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
war der <strong>Bartgeier</strong> in den<br />
Gebirgen Südeuropas und den<br />
Alpen noch recht häufig<br />
anzutreffen. Heute finden wir<br />
ihn in den Pyrenäen, auf<br />
Korsika, Kreta und dem Balkan<br />
- und seit 1986 auch wieder in<br />
den Alpen, wo mit grossem<br />
Aufwand junge <strong>Bartgeier</strong><br />
angesiedelt werden.<br />
7
Rufmord mit Folgen<br />
<strong>Der</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> trug trug über über lange lange Zeit Zeit den den Namen<br />
Namen<br />
Lämmergeier, Lämmergeier<br />
Lämmergeier<br />
Lämmergeier , weil weil man man man in in diesem diesem diesem Vogel Vogel einen einen Jäger Jäger<br />
Jäger<br />
von von Lämmern Lämmern Lämmern und und Gämsen Gämsen sah und ihm ihm sogar<br />
andichtete, andichtete, andichtete, dass dass er er gelegentlich gelegentlich ein ein Kind Kind davontrage.<br />
davontrage.<br />
davontrage.<br />
Noch Noch Noch schreib schreib man man 1890:<br />
1890:<br />
Im Urnerlande lebte noch 1854 eine Frau, die als Kind von<br />
einem Lämmergeier entführt worden war. In Hundwyl<br />
(Appenzell) trug ein solcher verwegener Räuber ein Kind vor<br />
den Augen seiner Eltern und Nachbarn weg. Auf der<br />
Silberalp (Schwyz) stieß ein Geier auf einen auf einem Felsen<br />
sitzenden Hütenbuben, begann ihn sogleich zu zerfleischen<br />
und stieß ihn, ehe die herbeieilenden Sennen ihn vertreiben<br />
konnten, in den Abgrund...<br />
Zu Zu diesem diesem diesem Ruf Ruf trug trug seine seine beachtliche beachtliche Körpergrö<br />
Körpergröss<br />
Körpergrö<br />
Körpergröss<br />
sse e bei.<br />
bei.<br />
Lebte Lebte der der der <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> in in der der ersten ersten ersten Hälfte Hälfte Hälfte des des 19.<br />
19.<br />
Jahrhunderts Jahrhunderts noch noch noch in in einem einem Gro Gross Gro Gross<br />
ssteil ss teil des<br />
Alpenbogens, Alpenbogens, wurde wurde er er in in weniger weniger als als als hundert<br />
hundert<br />
Jahren Jahren in in den den Alpen Alpen restlos restlos ausgerottet. ausgerottet. Mit Mit der der<br />
der<br />
zunehmenden zunehmenden Nutzung Nutzung der der Gebirgsregionen Gebirgsregionen durch durch<br />
durch<br />
den den den Menschen Menschen wurde wurde einerseits einerseits seine seine Nahrung<br />
Nahrung<br />
Nahrung<br />
zunehmend zunehmend knapper. knapper. Gleichzeitig Gleichzeitig war war er er er einer<br />
einer<br />
rigorosen rigorosen Bejagung Bejagung Bejagung ausgesetzt. ausgesetzt. ausgesetzt. Die Die letzten letzten Vögel<br />
Vögel<br />
wurden wurden 1886 1886 1886 in in in der der der Schweiz in in in Visp Visp(Wallis), Visp Visp(Wallis),<br />
(Wallis), 1906 1906 in<br />
in<br />
Österreich<br />
Österreich Österreich und und 1913 1913 1913 in in Italien im im Aostatal erlegt. erlegt.<br />
erlegt.<br />
8
Knochen sind die Hauptspeise des<br />
<strong>Bartgeier</strong>s<br />
Die Die Fänge Fänge des des <strong>Bartgeier</strong>s <strong>Bartgeier</strong>s (oben) (oben) (oben) sind sind nicht nicht zum zum<br />
zum<br />
Schlagen Schlagen von von Beute Beute ausgebildet. ausgebildet. Die Die Kralle Kralle der der Hinterzehe Hinterzehe ist ist beim<br />
beim<br />
Steinadler Steinadler (unten) (unten) deutlich deutlich länger.<br />
länger.<br />
Alle Geier ernähren sich fast ausschliesslich von Aas.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> hat seinen Speisezettel noch weiter<br />
beschränkt. Er frisst hauptsächlich Knochen. Das ist<br />
durchaus nicht das Schlechteste, was ein Kadaver zu<br />
bieten hat. Ein bleicher Knochen enthält 12% Protein,<br />
16% Fett und ein paar lebenswichtige Mineralstoffe.<br />
Die spezielle Vorliebe hat noch einen weiteren Vorzug.<br />
Kein anderes Tier macht dem <strong>Bartgeier</strong> dieses Futter<br />
streitig, denn Knochen sind für gewöhnliche<br />
Tiermägen unverdaulich. Die aggressiven Magensäfte<br />
des <strong>Bartgeier</strong>s werden jedoch selbst mit grösseren<br />
Brocken fertig. Er verzehrt einen 18 cm und 3 cm<br />
dicken Knochen ohne Probleme. Dank dem<br />
leistungsfähigen Verdauungsapparat kann der<br />
<strong>Bartgeier</strong> diese Nahrungsquelle konkurrenzlos nutzen.<br />
9
Knochen Knochen bis bis zur zur zur Grösse Grösse eines eines Rinderwirbels<br />
Rinderwirbels<br />
verschluckt verschluckt verschluckt ein ein <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> ganz. ganz. Noch Noch grössere grössere trägt trägt er<br />
er<br />
in in seinen seinen Fängen Fängen zur zur "Knochenschmiede". "Knochenschmiede". Das Das ist ist eine<br />
eine<br />
Felsplatte Felsplatte in in einem einem Steilhang. Steilhang. Aus Aus 50 50 bis bis 80 80 Metern<br />
Metern<br />
Höhe Höhe lässt lässt der der Vogel Vogel die die Knochen Knochen gezielt gezielt gezielt auf auf den den Felsen<br />
Felsen<br />
fallen. fallen. Durch Durch Durch die die Wucht Wucht Wucht des des Aufpralls Aufpralls zersplittern<br />
zersplittern<br />
sie sie in in schnabelgerechte schnabelgerechte Portionen. Portionen. <strong>Bartgeier</strong> sind<br />
dabei dabei geduldig geduldig geduldig und und lassen lassen Knochen Knochen bis bis zu zu vierzig<br />
vierzig<br />
Mal Mal herabfa herabfallen, herabfa llen, bis bis sie sie endlich endlich zerbrechen.<br />
zerbrechen.<br />
Rötliches Gefieder<br />
Lange wunderte man sich darüber, dass das Gefieder<br />
an Bauch und Hals bei <strong>Bartgeier</strong>n in Gefangenschaft<br />
reinweiss, bei freilebenden jedoch rötlichbraun war.<br />
Bis man merkte, dass die Farbe "aufgeschminkt" ist:<br />
Stellt man nämlich den Vögeln in der Voliere ein<br />
10 10<br />
10
eisenoxidhaltiges Bad zur Verfügung, färben sie ihre<br />
Federn mit dem roten Wasser ein. In der<br />
Gebirgslandschaft suchen sie dafür gezielt geeignete<br />
Tümpel auf.<br />
Kainismus<br />
<strong>Bartgeier</strong> legen meist zwei Eier, in der Regel fliegt<br />
aber nur ein Junges aus. Die beiden Eier werden im<br />
Abstand von rund einer Woche gelegt. Somit schlüpft<br />
der zweite Jungvogel später und ist entsprechend<br />
kleiner als sein Geschwister. Junge <strong>Bartgeier</strong> sind sehr<br />
aggressiv. <strong>Der</strong> Stärkere tötet den Schwächeren in den<br />
ersten Lebenswochen. Das zweite Ei bildet eine<br />
biologische Reserve, für den Fall, dass das erste<br />
unbefruchtet ist oder der Embryo im Ei abstirbt.<br />
"Kainismus" heisst diese Verhaltensweise in<br />
Anlehnung an den Brudermörder(Kain tötel Abel) im<br />
Alten Testament. Sie ist sinnvoll: Für zwei Küken<br />
würde die Nahrung nicht reichen.<br />
11 11<br />
11
Markierung<br />
Für das Wiederansiedlungsprojekt ist es wichtig, die<br />
ausgewilderten <strong>Bartgeier</strong> individuell zu kennen. Daher<br />
werden sie mit einer schonenden Methode markiert.<br />
Man bleicht einzelne Federn an Flügeln oder am<br />
Schwanz, bei jedem <strong>Bartgeier</strong> an einer anderen Stelle.<br />
Die Markierung hält ungefähr zwei Jahre bis zur<br />
ersten Mauser: Dann wachsen dem Vogel neue<br />
Federn. Ältere <strong>Bartgeier</strong> können von Fachleuten aber<br />
oft an bestimmten Verhaltensweisen erkannt werden.<br />
12 12<br />
12
Vor 25 Jahren, am 17. und 18. November 1978,<br />
wurde am Genfersee das internationale Projekt<br />
zur Wiederansiedlung des <strong>Bartgeier</strong>s in den<br />
Alpen gegründet. Fachleute aus Frankreich,<br />
Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz<br />
beschlossen an dieser denkwürdigen Tagung, dass<br />
junge <strong>Bartgeier</strong> aus Zoos und Tierparks für die<br />
Auswilderung genutzt werden sollen. Eine gross<br />
angelegte Öffentlichkeitsarbeit war nötig, um die<br />
Bevölkerung über das Projekt zu informieren.<br />
Nachdem ein umfassendes Zuchtprogramm in<br />
Zoos von ganz Europa aufgebaut worden war,<br />
konnten 1986 die ersten <strong>Bartgeier</strong> in Rauris<br />
(Österreich) in die Freiheit entlassen werden.<br />
Seither sind in vier Freilassungs-Regionen 137<br />
junge <strong>Bartgeier</strong> in Kunsthorsten ausgewildert<br />
worden.<br />
Die <strong>Bartgeier</strong> fanden sich erstaunlich gut zurecht<br />
im Alpenraum. Inzwischen haben sich schon<br />
mehrere Paare gebildet. 1997 war es dann so weit:<br />
Phénix, der erste in der Natur geschlüpfte<br />
13 13<br />
13
Jungvogel flog aus seinem Horst in Hochsavoyen<br />
aus. Seither sind 27 junge <strong>Bartgeier</strong> in der Natur<br />
geschlüpft und ausgeflogen.<br />
Noch ist das Projekt jedoch nicht zu Ende. Vielmehr<br />
sind weiterhin grosse Anstrengungen erforderlich, um<br />
ausreichend zoogeborene Vögel freizusetzen, die im<br />
Alpenraum lebenden <strong>Bartgeier</strong> zu überwachen und<br />
die Öffentlichkeit von der Harmlosigkeit dieses<br />
grossen Knochenbrechers zu überzeugen. Dies ist nur<br />
möglich, dank einer beispielhaften internationalen<br />
Kooperation von gegen 50 Institutionen und mehreren<br />
hundert Einzelpersonen.<br />
In der Schweiz ist die Stiftung Pro <strong>Bartgeier</strong> für das<br />
Wiederansiedlungsprojekt verantwortlich.<br />
Zucht<br />
Lange Zeit galt die Fortpflanzung der <strong>Bartgeier</strong> in<br />
menschlicher Obhut als unmöglich. Bis zu den ersten<br />
erfolgreichen Bruten im Alpenzoo Innsbruck gelang es<br />
einzig dem Zoo von Sofia in den zwanziger Jahren<br />
mehrfach <strong>Bartgeier</strong> zu züchten. Eines der<br />
Hauptprobleme war dabei die schwierige äusserliche<br />
Unterscheidung von Männchen und Weibchen, die das<br />
Zusammenstellen von Paaren komplizierte. Denn setzt<br />
man zwei Männchen zusammen, verhalten sich diese<br />
wie ein Paar, nur eben ohne Eier zu legen. Durch neue<br />
Techniken ist die Geschlechtsbestimmung heute<br />
14 14<br />
14
edeutend einfacher. Im Projekt werden alle jungen<br />
<strong>Bartgeier</strong> ausschliesslich von Elternpaaren<br />
aufgezogen, da die Aufzucht durch menschliche<br />
"Pflegeeltern" zu nicht mehr beeinflussbaren<br />
Verhaltensstörungen führt.<br />
Erst durch die Mitarbeit von Zoos in ganz Europa<br />
wurde das Wiederansiedlungsprojekt durchführbar.<br />
Heute brüten in einigen Zoos bereits die Enkel der<br />
ersten <strong>Bartgeier</strong>paare. <strong>Der</strong> Zuchtbestand des Projekts<br />
umfasst zur Zeit ungefähr 100 <strong>Bartgeier</strong>.<br />
Seit 20 Jahren werden <strong>Bartgeier</strong> im Alpenraum<br />
freigelassen. Über 100 <strong>Bartgeier</strong> fliegen nun wieder in<br />
den Alpen. <strong>Der</strong> schon ansehnliche Bestand muss<br />
überwacht werden, um das erfolgreiche Projekt<br />
sinnvoll weiterzuführen.<br />
Vor der Freilassung werden den Junggeiern einzelne<br />
Federn gebleicht, um sie so zu markieren. Diese hellen<br />
Federn sind schon aus grosser Distanz erkennbar. So<br />
können Beobachter auf Grund der Anordnung der<br />
gebleichten Federn die jungen <strong>Bartgeier</strong> individuell<br />
erkennen. Diese Markierung fällt aber leider mit der<br />
ersten Mauser nach zwei bis drei Jahren weg.<br />
<strong>Bartgeier</strong> im Jugend- und Erwachsenenalter können<br />
so nicht mehr individuell erkannt werden.<br />
Für das Wiederansiedlungsprojekt ist es wichtig, zu<br />
wissen, wo sich die frei gelassenen <strong>Bartgeier</strong> aufhalten.<br />
Deshalb melde uns bitte deine zuverlässigen <strong>Bartgeier</strong>-<br />
Beobachtungen!<br />
15 15<br />
15
Satellitentechnik<br />
<strong>Bartgeier</strong> sind meisterhafte Flieger. Die ersten<br />
Lebensjahre streifen sie im ganzen Alpenbogen<br />
umher. Das Wissen zu diesen Wanderungen ist<br />
lückenhaft. Im von der Stiftung Pro <strong>Bartgeier</strong> werden<br />
junge, freigesetzte <strong>Bartgeier</strong> mit kleinen<br />
Satellitensendern markiert. Dadurch können die<br />
Streifzüge ausgewilderter <strong>Bartgeier</strong> kontinuierlich<br />
verfolgt werden.<br />
Möchtest du selber einmal einen wild lebenden <strong>Bartgeier</strong><br />
beobachten? Dann unternimm – mit Bergschuhen und<br />
Feldstecher ausgerüstet – eine Bergtour. Da die Chancen<br />
nicht allzu gross sind, einem der gut 100 bis 150 <strong>Bartgeier</strong>n<br />
im Alpenraum zufällig zu begegnen, hier ein paar Tipps,<br />
welche die Chancen einer solchen Begegnung erheblich<br />
erhöhen können<br />
16 16<br />
16
Tipp 1<br />
Präge dir gut ein, wie du einen fliegenden <strong>Bartgeier</strong><br />
erkennen kannst. Achte auf die langen, spitzen Flügeln<br />
und den langen, spatelförmigen Schwanz. Besonders bei<br />
ausgewachsenen <strong>Bartgeier</strong>n, die sich zudem durch ihr<br />
weisses Körper- und Kopfgefieder auszeichnen, sind<br />
diese Merkmale stark ausgeprägt. Adler haben breitere<br />
Flügel und kürzere Schwanzfedern und Kolkraben haben<br />
zwar eine etwas ähnliche Schwanzform, sind durch ihre<br />
schnelleren Bewegungen jedoch auch von weitem gut<br />
von <strong>Bartgeier</strong>n zu unterscheiden.<br />
Tipp 2<br />
<strong>Bartgeier</strong> sind weniger scheu als Adler und manchmal<br />
überfliegen <strong>Bartgeier</strong> Berggänger in nur geringer Distanz.<br />
Trotzdem sollten Sie einen guten Feldstecher oder ein<br />
Fernrohr mit auf Ihre Tour nehmen.<br />
17<br />
17
;<br />
Tipp 3<br />
Achte auf helle Markierungen in den Flügeln und den<br />
Schwanzfedern und präge dir genau ein, wo sich diese<br />
Markierungen befinden. Jungtieren werden einzelne<br />
Federn gebleicht, damit sie bei einer Sichtung identifiziert<br />
werden können.<br />
Tipp 4<br />
Die besten Chancen bestehen, wenn du dich informierst,<br />
wann in Ihrer Region das nächste Mal junge <strong>Bartgeier</strong><br />
ausgewildert werden. Nach der Auswilderung Ende Mai<br />
oder Anfangs Juni sitzen die noch nicht flugfähigen<br />
Junggeier meist zwei bis drei Wochen in der<br />
Aussetzungsnische bevor sie im Alter von rund 120<br />
Tagen zu ihrem ersten Flug starten. Die ersten<br />
Flugrunden sind meist nur sehr kurz und dauern kaum<br />
zwei oder drei Minuten. Dann beginnen die Jungtiere ihre<br />
Flüge von Woche zu Woche auszudehnen. Sie verbringen<br />
jedoch auch im Juli und August den grössten Teil ihrer<br />
Zeit in unmittelbarer Umgebung des<br />
Auswilderungsplatzes. Wenn du in dieser Zeit einen<br />
Auswilderungsort besuchst, bestehen gute Chancen,<br />
einem <strong>Bartgeier</strong> zu begegnen. Informiere dich im Frühling<br />
bei den Freilassungsorten, wann und wo im<br />
Schweizerischen Nationalpark die nächste Auswilderung<br />
stattfindet:<br />
Tipp 5<br />
Wenn du keinen Erfolg bei deinen Bergtourenhaben wirst,<br />
18 18<br />
18
esuche einen Zoo, der sich am <strong>Bartgeier</strong>-<br />
Zuchtprogramm beteiligt. In der Schweiz ist dies der Zoo<br />
Basel, der Tierpark Goldau und der Tierpark Dälhölzli in<br />
Bern.<br />
Melde uns deine Beobachtungen von <strong>Bartgeier</strong>n. Diese<br />
Meldungen sind sehr wertvoll für das<br />
Wiederansiedlungsprojekt.<br />
Schreibe eine Karte deiner Beobachtung an:<br />
Stiftung Pro <strong>Bartgeier</strong><br />
Giassa<br />
7530 Zernez<br />
Toll, dass sie wieder fliegen!!<br />
19 19<br />
19
Quellenverzeichnis:<br />
Grundlagen für Text und Bildmaterial:<br />
Jürg Paul Müller „<strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong>“ Verlag Desertina 1999<br />
www.wild.unizh.ch/bg/<br />
20 20<br />
20