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Der Bartgeier - Schule Pany

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<strong>Der</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong><br />

<strong>Bartgeier</strong><br />

Name<br />

In In den den meisten meisten Sprachen Sprachen nimmt nimmt nimmt der der Name<br />

Name<br />

des des <strong>Bartgeier</strong>s <strong>Bartgeier</strong>s Bezug Bezug auf auf seine seine borstigen<br />

borstigen<br />

Federn, Federn, die die über über seinen seinen Schnabel Schnabel hängen.<br />

hängen.<br />

Früher Früher wurde wurde der der der <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> auch<br />

auch<br />

Geieradler, Geieradler, Lämmergeier, Lämmergeier, Lämmergeier, Goldgeier,<br />

Goldgeier,<br />

Bartfalk Bartfalk oder oder Berggeier Berggeier Berggeier genannt.<br />

genannt.<br />

1


Diese Diese Geier le�en le�en le�en le�en in Europa. Europa. Sie Sie heissen heissen Mönchsgeier,<br />

Mönchsgeier,<br />

Gänsegeier, Gänsegeier, Schmutzgeier Schmutzgeier und und <strong>Bartgeier</strong>. <strong>Bartgeier</strong>. Welcher Welcher ist ist der<br />

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<strong>Bartgeier</strong>? <strong>Bartgeier</strong>? Kreise Kreise ihn ihn ein.<br />

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Aussehen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> ist ist ein ein Greifvogel<br />

Greifvogel.<br />

Greifvogel<br />

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zu<br />

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ssten ss ten flugfähigen Vögeln<br />

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Welt.<br />

Mit Mit Mit 225 225 225 bis bis bis 250 250 250 Brutpaaren Brutpaaren Brutpaaren ist ist der der <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong><br />

<strong>Bartgeier</strong><br />

einer einer einer der der der seltensten seltensten seltensten Greifvögel Greifvögel Greifvögel Europas. Europas.<br />

Europas.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> sieht sieht nicht nicht wie wie ein ein typischer typischer Geier<br />

Geier<br />

aus. aus.<br />

aus.<br />

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im im gleichen gleichen Lebensraum Lebensraum vorkommt. vorkommt. Im Im Flug Flug<br />

Flug<br />

sind sind sind die die beiden beiden Arten Arten oft oft nicht nicht leicht leicht zu<br />

zu<br />

unterscheiden.<br />

unterscheiden.<br />

2


Die Augen sind von einem roten Ring umgeben;<br />

die Intensität des Rot spiegelt die Stimmung des<br />

Vogels wieder. Je erregeter er ist, desto leuchtender<br />

ist dieser Ring. Die Iris der Augen ist gelb.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> hat lange, relative schmale und zum<br />

Ende hin deutlich zugespitzte Flügel, die beim<br />

Gleiten leicht nach unten hängend gehalten werden.<br />

<strong>Der</strong> Schwanz ist lang und keilförmig.<br />

Ausgewachsene <strong>Bartgeier</strong> haben ein<br />

kontrastreiches Körpergefieder.<br />

Junge <strong>Bartgeier</strong> sind überwiegend grauschwarz,<br />

nach fünf bis sieben Jahren ist die Art ausgefärbt<br />

(Jugendkleid).<br />

4


Die Jungvögel haben schon nach etwa 3 Monaten<br />

die gleiche Grösse wie die erwachsenen Tiere. Sie<br />

sind aber ganz dunkel gefärbt mit einigen helleren<br />

Stellen. Mit fünf bis sieben Jahren tragen die<br />

<strong>Bartgeier</strong> das erwachsene Federkleid.<br />

Er ist ein ausgezeichneter Segler, der schon<br />

geringste Aufwinde nutzen kann, um im Gleitflug an<br />

Felswänden oder über einem Berggipfel zu<br />

patrouillieren.<br />

5


Fakten und Zahlen<br />

Lebensraum Gebirge<br />

Gewicht 5 bis 7 kg<br />

Flügelspannweite 2.7 m<br />

keine äusserlichen<br />

Geschlechtsunterschied<br />

Unterschiede<br />

Paarung November, Dezember<br />

Legen der Eier Dezember bis Februar<br />

Brutzeit 52 bis 58 Tage<br />

Flügge werden<br />

110 bis 120 Tage<br />

nach dem Schlüpfen<br />

Alter der<br />

Geschlechtsreife<br />

5 bis 7 Jahre<br />

6


Verbreitung<br />

Weltweit<br />

<strong>Bartgeier</strong> leben als Gebirgsbewohner<br />

in Asien, Afrika und Europa. Das<br />

Hauptverbreitungsgebiet erstreckt<br />

sich von den Mittelmeerländern bis<br />

zur Mongolei und nach Zentral- und<br />

Westchina. In Afrika kommt der<br />

<strong>Bartgeier</strong> vor allem in Ost- und<br />

Südafrika sowie im äthiopischen<br />

Hochland vor. Eine kleine Population<br />

lebt in Südwestarabien.<br />

In Europa<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

war der <strong>Bartgeier</strong> in den<br />

Gebirgen Südeuropas und den<br />

Alpen noch recht häufig<br />

anzutreffen. Heute finden wir<br />

ihn in den Pyrenäen, auf<br />

Korsika, Kreta und dem Balkan<br />

- und seit 1986 auch wieder in<br />

den Alpen, wo mit grossem<br />

Aufwand junge <strong>Bartgeier</strong><br />

angesiedelt werden.<br />

7


Rufmord mit Folgen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> trug trug über über lange lange Zeit Zeit den den Namen<br />

Namen<br />

Lämmergeier, Lämmergeier<br />

Lämmergeier<br />

Lämmergeier , weil weil man man man in in diesem diesem diesem Vogel Vogel einen einen Jäger Jäger<br />

Jäger<br />

von von Lämmern Lämmern Lämmern und und Gämsen Gämsen sah und ihm ihm sogar<br />

andichtete, andichtete, andichtete, dass dass er er gelegentlich gelegentlich ein ein Kind Kind davontrage.<br />

davontrage.<br />

davontrage.<br />

Noch Noch Noch schreib schreib man man 1890:<br />

1890:<br />

Im Urnerlande lebte noch 1854 eine Frau, die als Kind von<br />

einem Lämmergeier entführt worden war. In Hundwyl<br />

(Appenzell) trug ein solcher verwegener Räuber ein Kind vor<br />

den Augen seiner Eltern und Nachbarn weg. Auf der<br />

Silberalp (Schwyz) stieß ein Geier auf einen auf einem Felsen<br />

sitzenden Hütenbuben, begann ihn sogleich zu zerfleischen<br />

und stieß ihn, ehe die herbeieilenden Sennen ihn vertreiben<br />

konnten, in den Abgrund...<br />

Zu Zu diesem diesem diesem Ruf Ruf trug trug seine seine beachtliche beachtliche Körpergrö<br />

Körpergröss<br />

Körpergrö<br />

Körpergröss<br />

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Lebte Lebte der der der <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> in in der der ersten ersten ersten Hälfte Hälfte Hälfte des des 19.<br />

19.<br />

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ssteil ss teil des<br />

Alpenbogens, Alpenbogens, wurde wurde er er in in weniger weniger als als als hundert<br />

hundert<br />

Jahren Jahren in in den den Alpen Alpen restlos restlos ausgerottet. ausgerottet. Mit Mit der der<br />

der<br />

zunehmenden zunehmenden Nutzung Nutzung der der Gebirgsregionen Gebirgsregionen durch durch<br />

durch<br />

den den den Menschen Menschen wurde wurde einerseits einerseits seine seine Nahrung<br />

Nahrung<br />

Nahrung<br />

zunehmend zunehmend knapper. knapper. Gleichzeitig Gleichzeitig war war er er er einer<br />

einer<br />

rigorosen rigorosen Bejagung Bejagung Bejagung ausgesetzt. ausgesetzt. ausgesetzt. Die Die letzten letzten Vögel<br />

Vögel<br />

wurden wurden 1886 1886 1886 in in in der der der Schweiz in in in Visp Visp(Wallis), Visp Visp(Wallis),<br />

(Wallis), 1906 1906 in<br />

in<br />

Österreich<br />

Österreich Österreich und und 1913 1913 1913 in in Italien im im Aostatal erlegt. erlegt.<br />

erlegt.<br />

8


Knochen sind die Hauptspeise des<br />

<strong>Bartgeier</strong>s<br />

Die Die Fänge Fänge des des <strong>Bartgeier</strong>s <strong>Bartgeier</strong>s (oben) (oben) (oben) sind sind nicht nicht zum zum<br />

zum<br />

Schlagen Schlagen von von Beute Beute ausgebildet. ausgebildet. Die Die Kralle Kralle der der Hinterzehe Hinterzehe ist ist beim<br />

beim<br />

Steinadler Steinadler (unten) (unten) deutlich deutlich länger.<br />

länger.<br />

Alle Geier ernähren sich fast ausschliesslich von Aas.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong> hat seinen Speisezettel noch weiter<br />

beschränkt. Er frisst hauptsächlich Knochen. Das ist<br />

durchaus nicht das Schlechteste, was ein Kadaver zu<br />

bieten hat. Ein bleicher Knochen enthält 12% Protein,<br />

16% Fett und ein paar lebenswichtige Mineralstoffe.<br />

Die spezielle Vorliebe hat noch einen weiteren Vorzug.<br />

Kein anderes Tier macht dem <strong>Bartgeier</strong> dieses Futter<br />

streitig, denn Knochen sind für gewöhnliche<br />

Tiermägen unverdaulich. Die aggressiven Magensäfte<br />

des <strong>Bartgeier</strong>s werden jedoch selbst mit grösseren<br />

Brocken fertig. Er verzehrt einen 18 cm und 3 cm<br />

dicken Knochen ohne Probleme. Dank dem<br />

leistungsfähigen Verdauungsapparat kann der<br />

<strong>Bartgeier</strong> diese Nahrungsquelle konkurrenzlos nutzen.<br />

9


Knochen Knochen bis bis zur zur zur Grösse Grösse eines eines Rinderwirbels<br />

Rinderwirbels<br />

verschluckt verschluckt verschluckt ein ein <strong>Bartgeier</strong> <strong>Bartgeier</strong> ganz. ganz. Noch Noch grössere grössere trägt trägt er<br />

er<br />

in in seinen seinen Fängen Fängen zur zur "Knochenschmiede". "Knochenschmiede". Das Das ist ist eine<br />

eine<br />

Felsplatte Felsplatte in in einem einem Steilhang. Steilhang. Aus Aus 50 50 bis bis 80 80 Metern<br />

Metern<br />

Höhe Höhe lässt lässt der der Vogel Vogel die die Knochen Knochen gezielt gezielt gezielt auf auf den den Felsen<br />

Felsen<br />

fallen. fallen. Durch Durch Durch die die Wucht Wucht Wucht des des Aufpralls Aufpralls zersplittern<br />

zersplittern<br />

sie sie in in schnabelgerechte schnabelgerechte Portionen. Portionen. <strong>Bartgeier</strong> sind<br />

dabei dabei geduldig geduldig geduldig und und lassen lassen Knochen Knochen bis bis zu zu vierzig<br />

vierzig<br />

Mal Mal herabfa herabfallen, herabfa llen, bis bis sie sie endlich endlich zerbrechen.<br />

zerbrechen.<br />

Rötliches Gefieder<br />

Lange wunderte man sich darüber, dass das Gefieder<br />

an Bauch und Hals bei <strong>Bartgeier</strong>n in Gefangenschaft<br />

reinweiss, bei freilebenden jedoch rötlichbraun war.<br />

Bis man merkte, dass die Farbe "aufgeschminkt" ist:<br />

Stellt man nämlich den Vögeln in der Voliere ein<br />

10 10<br />

10


eisenoxidhaltiges Bad zur Verfügung, färben sie ihre<br />

Federn mit dem roten Wasser ein. In der<br />

Gebirgslandschaft suchen sie dafür gezielt geeignete<br />

Tümpel auf.<br />

Kainismus<br />

<strong>Bartgeier</strong> legen meist zwei Eier, in der Regel fliegt<br />

aber nur ein Junges aus. Die beiden Eier werden im<br />

Abstand von rund einer Woche gelegt. Somit schlüpft<br />

der zweite Jungvogel später und ist entsprechend<br />

kleiner als sein Geschwister. Junge <strong>Bartgeier</strong> sind sehr<br />

aggressiv. <strong>Der</strong> Stärkere tötet den Schwächeren in den<br />

ersten Lebenswochen. Das zweite Ei bildet eine<br />

biologische Reserve, für den Fall, dass das erste<br />

unbefruchtet ist oder der Embryo im Ei abstirbt.<br />

"Kainismus" heisst diese Verhaltensweise in<br />

Anlehnung an den Brudermörder(Kain tötel Abel) im<br />

Alten Testament. Sie ist sinnvoll: Für zwei Küken<br />

würde die Nahrung nicht reichen.<br />

11 11<br />

11


Markierung<br />

Für das Wiederansiedlungsprojekt ist es wichtig, die<br />

ausgewilderten <strong>Bartgeier</strong> individuell zu kennen. Daher<br />

werden sie mit einer schonenden Methode markiert.<br />

Man bleicht einzelne Federn an Flügeln oder am<br />

Schwanz, bei jedem <strong>Bartgeier</strong> an einer anderen Stelle.<br />

Die Markierung hält ungefähr zwei Jahre bis zur<br />

ersten Mauser: Dann wachsen dem Vogel neue<br />

Federn. Ältere <strong>Bartgeier</strong> können von Fachleuten aber<br />

oft an bestimmten Verhaltensweisen erkannt werden.<br />

12 12<br />

12


Vor 25 Jahren, am 17. und 18. November 1978,<br />

wurde am Genfersee das internationale Projekt<br />

zur Wiederansiedlung des <strong>Bartgeier</strong>s in den<br />

Alpen gegründet. Fachleute aus Frankreich,<br />

Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz<br />

beschlossen an dieser denkwürdigen Tagung, dass<br />

junge <strong>Bartgeier</strong> aus Zoos und Tierparks für die<br />

Auswilderung genutzt werden sollen. Eine gross<br />

angelegte Öffentlichkeitsarbeit war nötig, um die<br />

Bevölkerung über das Projekt zu informieren.<br />

Nachdem ein umfassendes Zuchtprogramm in<br />

Zoos von ganz Europa aufgebaut worden war,<br />

konnten 1986 die ersten <strong>Bartgeier</strong> in Rauris<br />

(Österreich) in die Freiheit entlassen werden.<br />

Seither sind in vier Freilassungs-Regionen 137<br />

junge <strong>Bartgeier</strong> in Kunsthorsten ausgewildert<br />

worden.<br />

Die <strong>Bartgeier</strong> fanden sich erstaunlich gut zurecht<br />

im Alpenraum. Inzwischen haben sich schon<br />

mehrere Paare gebildet. 1997 war es dann so weit:<br />

Phénix, der erste in der Natur geschlüpfte<br />

13 13<br />

13


Jungvogel flog aus seinem Horst in Hochsavoyen<br />

aus. Seither sind 27 junge <strong>Bartgeier</strong> in der Natur<br />

geschlüpft und ausgeflogen.<br />

Noch ist das Projekt jedoch nicht zu Ende. Vielmehr<br />

sind weiterhin grosse Anstrengungen erforderlich, um<br />

ausreichend zoogeborene Vögel freizusetzen, die im<br />

Alpenraum lebenden <strong>Bartgeier</strong> zu überwachen und<br />

die Öffentlichkeit von der Harmlosigkeit dieses<br />

grossen Knochenbrechers zu überzeugen. Dies ist nur<br />

möglich, dank einer beispielhaften internationalen<br />

Kooperation von gegen 50 Institutionen und mehreren<br />

hundert Einzelpersonen.<br />

In der Schweiz ist die Stiftung Pro <strong>Bartgeier</strong> für das<br />

Wiederansiedlungsprojekt verantwortlich.<br />

Zucht<br />

Lange Zeit galt die Fortpflanzung der <strong>Bartgeier</strong> in<br />

menschlicher Obhut als unmöglich. Bis zu den ersten<br />

erfolgreichen Bruten im Alpenzoo Innsbruck gelang es<br />

einzig dem Zoo von Sofia in den zwanziger Jahren<br />

mehrfach <strong>Bartgeier</strong> zu züchten. Eines der<br />

Hauptprobleme war dabei die schwierige äusserliche<br />

Unterscheidung von Männchen und Weibchen, die das<br />

Zusammenstellen von Paaren komplizierte. Denn setzt<br />

man zwei Männchen zusammen, verhalten sich diese<br />

wie ein Paar, nur eben ohne Eier zu legen. Durch neue<br />

Techniken ist die Geschlechtsbestimmung heute<br />

14 14<br />

14


edeutend einfacher. Im Projekt werden alle jungen<br />

<strong>Bartgeier</strong> ausschliesslich von Elternpaaren<br />

aufgezogen, da die Aufzucht durch menschliche<br />

"Pflegeeltern" zu nicht mehr beeinflussbaren<br />

Verhaltensstörungen führt.<br />

Erst durch die Mitarbeit von Zoos in ganz Europa<br />

wurde das Wiederansiedlungsprojekt durchführbar.<br />

Heute brüten in einigen Zoos bereits die Enkel der<br />

ersten <strong>Bartgeier</strong>paare. <strong>Der</strong> Zuchtbestand des Projekts<br />

umfasst zur Zeit ungefähr 100 <strong>Bartgeier</strong>.<br />

Seit 20 Jahren werden <strong>Bartgeier</strong> im Alpenraum<br />

freigelassen. Über 100 <strong>Bartgeier</strong> fliegen nun wieder in<br />

den Alpen. <strong>Der</strong> schon ansehnliche Bestand muss<br />

überwacht werden, um das erfolgreiche Projekt<br />

sinnvoll weiterzuführen.<br />

Vor der Freilassung werden den Junggeiern einzelne<br />

Federn gebleicht, um sie so zu markieren. Diese hellen<br />

Federn sind schon aus grosser Distanz erkennbar. So<br />

können Beobachter auf Grund der Anordnung der<br />

gebleichten Federn die jungen <strong>Bartgeier</strong> individuell<br />

erkennen. Diese Markierung fällt aber leider mit der<br />

ersten Mauser nach zwei bis drei Jahren weg.<br />

<strong>Bartgeier</strong> im Jugend- und Erwachsenenalter können<br />

so nicht mehr individuell erkannt werden.<br />

Für das Wiederansiedlungsprojekt ist es wichtig, zu<br />

wissen, wo sich die frei gelassenen <strong>Bartgeier</strong> aufhalten.<br />

Deshalb melde uns bitte deine zuverlässigen <strong>Bartgeier</strong>-<br />

Beobachtungen!<br />

15 15<br />

15


Satellitentechnik<br />

<strong>Bartgeier</strong> sind meisterhafte Flieger. Die ersten<br />

Lebensjahre streifen sie im ganzen Alpenbogen<br />

umher. Das Wissen zu diesen Wanderungen ist<br />

lückenhaft. Im von der Stiftung Pro <strong>Bartgeier</strong> werden<br />

junge, freigesetzte <strong>Bartgeier</strong> mit kleinen<br />

Satellitensendern markiert. Dadurch können die<br />

Streifzüge ausgewilderter <strong>Bartgeier</strong> kontinuierlich<br />

verfolgt werden.<br />

Möchtest du selber einmal einen wild lebenden <strong>Bartgeier</strong><br />

beobachten? Dann unternimm – mit Bergschuhen und<br />

Feldstecher ausgerüstet – eine Bergtour. Da die Chancen<br />

nicht allzu gross sind, einem der gut 100 bis 150 <strong>Bartgeier</strong>n<br />

im Alpenraum zufällig zu begegnen, hier ein paar Tipps,<br />

welche die Chancen einer solchen Begegnung erheblich<br />

erhöhen können<br />

16 16<br />

16


Tipp 1<br />

Präge dir gut ein, wie du einen fliegenden <strong>Bartgeier</strong><br />

erkennen kannst. Achte auf die langen, spitzen Flügeln<br />

und den langen, spatelförmigen Schwanz. Besonders bei<br />

ausgewachsenen <strong>Bartgeier</strong>n, die sich zudem durch ihr<br />

weisses Körper- und Kopfgefieder auszeichnen, sind<br />

diese Merkmale stark ausgeprägt. Adler haben breitere<br />

Flügel und kürzere Schwanzfedern und Kolkraben haben<br />

zwar eine etwas ähnliche Schwanzform, sind durch ihre<br />

schnelleren Bewegungen jedoch auch von weitem gut<br />

von <strong>Bartgeier</strong>n zu unterscheiden.<br />

Tipp 2<br />

<strong>Bartgeier</strong> sind weniger scheu als Adler und manchmal<br />

überfliegen <strong>Bartgeier</strong> Berggänger in nur geringer Distanz.<br />

Trotzdem sollten Sie einen guten Feldstecher oder ein<br />

Fernrohr mit auf Ihre Tour nehmen.<br />

17<br />

17


;<br />

Tipp 3<br />

Achte auf helle Markierungen in den Flügeln und den<br />

Schwanzfedern und präge dir genau ein, wo sich diese<br />

Markierungen befinden. Jungtieren werden einzelne<br />

Federn gebleicht, damit sie bei einer Sichtung identifiziert<br />

werden können.<br />

Tipp 4<br />

Die besten Chancen bestehen, wenn du dich informierst,<br />

wann in Ihrer Region das nächste Mal junge <strong>Bartgeier</strong><br />

ausgewildert werden. Nach der Auswilderung Ende Mai<br />

oder Anfangs Juni sitzen die noch nicht flugfähigen<br />

Junggeier meist zwei bis drei Wochen in der<br />

Aussetzungsnische bevor sie im Alter von rund 120<br />

Tagen zu ihrem ersten Flug starten. Die ersten<br />

Flugrunden sind meist nur sehr kurz und dauern kaum<br />

zwei oder drei Minuten. Dann beginnen die Jungtiere ihre<br />

Flüge von Woche zu Woche auszudehnen. Sie verbringen<br />

jedoch auch im Juli und August den grössten Teil ihrer<br />

Zeit in unmittelbarer Umgebung des<br />

Auswilderungsplatzes. Wenn du in dieser Zeit einen<br />

Auswilderungsort besuchst, bestehen gute Chancen,<br />

einem <strong>Bartgeier</strong> zu begegnen. Informiere dich im Frühling<br />

bei den Freilassungsorten, wann und wo im<br />

Schweizerischen Nationalpark die nächste Auswilderung<br />

stattfindet:<br />

Tipp 5<br />

Wenn du keinen Erfolg bei deinen Bergtourenhaben wirst,<br />

18 18<br />

18


esuche einen Zoo, der sich am <strong>Bartgeier</strong>-<br />

Zuchtprogramm beteiligt. In der Schweiz ist dies der Zoo<br />

Basel, der Tierpark Goldau und der Tierpark Dälhölzli in<br />

Bern.<br />

Melde uns deine Beobachtungen von <strong>Bartgeier</strong>n. Diese<br />

Meldungen sind sehr wertvoll für das<br />

Wiederansiedlungsprojekt.<br />

Schreibe eine Karte deiner Beobachtung an:<br />

Stiftung Pro <strong>Bartgeier</strong><br />

Giassa<br />

7530 Zernez<br />

Toll, dass sie wieder fliegen!!<br />

19 19<br />

19


Quellenverzeichnis:<br />

Grundlagen für Text und Bildmaterial:<br />

Jürg Paul Müller „<strong>Der</strong> <strong>Bartgeier</strong>“ Verlag Desertina 1999<br />

www.wild.unizh.ch/bg/<br />

20 20<br />

20

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