Schlänger Markt 29. bis 31. - Schlänger Bote
Schlänger Markt 29. bis 31. - Schlänger Bote
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<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong><br />
Zeitschrift für die Gemeinde Schlangen 35. Jahrgang - Oktober 2010<br />
die Stadt Bad Lippspringe, Marienloh, Benhausen, Veldrom und Neuenbeken Nr. 347<br />
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<strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong> 2009<br />
Fotos: U. Pax<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong><br />
<strong>29.</strong> <strong>bis</strong> <strong>31.</strong><br />
Oktober 2010
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Grußwort zum<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong> 2010<br />
Liebe Bürgerinnen und Bürger,<br />
liebe Gäste!<br />
Auch der diesjährige <strong>Schlänger</strong><br />
<strong>Markt</strong> gibt uns die Gelegenheit<br />
abzuschalten und Erinnerungen<br />
aufzufrischen,<br />
Freunden aus den verschiedenen<br />
Lebensabschnitten zu begegnen,<br />
Kontakte zu pflegen<br />
und zu erneuern und somit<br />
vielfältig den Gemeinsinn und<br />
den Zusammenhalt zu fördern.<br />
Wilhelm Busch bemerkte in<br />
seiner vortrefflichen Art:<br />
„Es ist ein Brauch von alters her,<br />
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.<br />
Doch wer<br />
zufrieden und vergnügt,<br />
Sieht auch zu,<br />
dass er welchen kriegt.“<br />
Der <strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong> bindet<br />
alle Generationen in das Geschehen<br />
ein und verbindet sie<br />
unbemerkt.<br />
Nicht nur bei Bürgern und Besuchern,<br />
sondern auch bei<br />
den Schaustellern genießt er<br />
den Ruf einer durch die Bevölkerung<br />
getragenen und auch<br />
gehegten Familienkirmes.<br />
Freitag, den <strong>29.</strong>10.2010<br />
14.00 Uhr: Kirmestrubel<br />
18.30 Uhr: Lampionzug<br />
(18.15 Uhr: Treffpunkt am<br />
Schulzentrum Schlangen)<br />
Samstag, den 30.10.2010<br />
ab 8.00 Uhr: Krammarkt<br />
10.30 Uhr:<br />
Platzkonzert in<br />
der Ortsmitte<br />
mit dem Musikzug<br />
der FFW<br />
Schlangen und<br />
dem Spielmannszug<br />
Kohlstädt<br />
11.00 Uhr: Traditioneller<br />
Holzsäge-, und Melk-<br />
Luftballonwettbewerb<br />
ab 12.00 Uhr: Aktivitäten des<br />
DRK Schlangen am Vereinsheim<br />
Sonntag, den <strong>31.</strong>10.2010<br />
ab 14.00 Uhr: Kirmestrubel<br />
14.00 Uhr <strong>bis</strong> 16.00 Uhr:<br />
Kinderflohmarkt am Rathaus<br />
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es mit der traditionellen Rinderwurst,<br />
dem finnischen Glögi<br />
oder anderen Spezialitäten.<br />
Ich wünsche Ihnen gesellige<br />
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Kirmestage, wir sehen uns.<br />
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Ulrich Knorr, Bürgermeister<br />
14.00 Uhr: Kett-Car-Slalom für<br />
Kinder auf dem Parkplatz der<br />
Volksbank<br />
Der Heimat- und Verkehrsverein<br />
Schlangen präsentiert im Dorfmuseum<br />
die Sonderausstellung<br />
„Luftfahrtgeschichte“<br />
am<br />
<strong>Markt</strong>samstag<br />
und <strong>Markt</strong>sonntag<br />
von 13 <strong>bis</strong><br />
18 Uhr.<br />
Das Museumscafé<br />
ist am Sonntag ab 14.30<br />
Uhr geöffnet.<br />
An allen Veranstaltungstagen<br />
abends abwechslungsreiches<br />
Programm in den Gaststätten,<br />
bei der „VetternWirtschaft“, im<br />
KAUZ54 und Tanz im Saal Sibille-Ostmann.<br />
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<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010 3
Wir wünschen Ihnen fröhliche <strong>Markt</strong>tage!<br />
Auszüge aus den<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong>-<strong>Bote</strong>n<br />
1972 und 1973<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong>-<strong>Bote</strong>n<br />
Die ersten Ausgaben des <strong>Schlänger</strong><br />
<strong>Bote</strong>n erschienen vor fast 40<br />
Jahren nur zum <strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong>.<br />
Neben einigen geschichtlichen<br />
Beiträgen – die sich natürlich vorrangig<br />
mit der traditionsreichen<br />
Kirmes beschäftigten – waren es<br />
vor allem Informationen rund um<br />
das <strong>Markt</strong>geschehen und die<br />
Darstellung des <strong>Schlänger</strong> Einzelhandels,<br />
die den Inhalt dieser<br />
„Blättchen“ ausmachten.<br />
Viele Geschäfte existieren nicht<br />
mehr, z.B. Lederwaren Göke,<br />
Textilhaus Krieger, Glas-, Porzel-<br />
lan- und Haushaltswaren Bornefeld-Tracht,<br />
Textilhaus Emmighausen,<br />
Baugeschäft Werner Göbel,<br />
das Elektrofachgeschäft Wilhelm<br />
Klöpping oder der<br />
Gutberlet-<strong>Markt</strong>.<br />
Viele Angebote lassen uns lächeln<br />
oder nachdenklich werden.<br />
So bewirbt das Textilhaus Emmighausen<br />
Umschlaghosen in<br />
Tweed und Flanell für 49,50 DM,<br />
die Damenringelpulis sind schon<br />
ab 5,- DM zu haben. Eine<br />
Schreibmaschine von Olympia,<br />
Marke Monika kostete dagegen<br />
stolze 324,-DM und das als<br />
4 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
Sonderangebot. Wie lange ist es<br />
her, dass die Musik noch von der<br />
Schallplatte kam? Wilhelm Klöpping<br />
offeriert „Schallplatten für jeden<br />
Geschmack“ sowie „Fernsehreparaturen<br />
Schwarz-Weiß und<br />
Farbe in eigener Werkstatt.“<br />
Fleeges bewerben eine Bilderausstellung<br />
mit „Große Auswahl<br />
von Bildern aller Art und Größe<br />
zur Verschönerung ihrer Wohnung.“<br />
und das „I a Fischbrötchen“<br />
kostet im Gutberlet-<strong>Markt</strong><br />
nur 0,50 DM das Stück. Damals<br />
suchten die Germania-Werke<br />
noch mittels einer ganzseitigen<br />
Anzeige „Tischler, Angelernte,<br />
Hilfsarbeiter“ und geboten wurden:<br />
„Dauerarbeitsplätze, sehr<br />
gute Bezahlung, gutes Betriebsklima,<br />
Aufstiegsmöglichkeiten,<br />
Altersversorgung.“ Einige der Inserate<br />
könnten uns dagegen<br />
heute noch reizen, etwa die „9%<br />
Zinsen – ohne Kursrisiko“, die die<br />
Kreissparkasse Schlangen auf<br />
ihre Sparkassen-Briefe bietet<br />
oder die Gewinne der „Großen<br />
Verlosung des Textilhauses Emmighausen<br />
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Wir wünschen viel Speß beim <strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong>!<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
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für den Europa-Cup Glasgow<br />
Rangers – Mönchenglattbach mit<br />
Flug Düsseldorf-Glasgow.<br />
Ein Blick auf die Grußworte der<br />
Bürgermeister und auf die Programme<br />
zeigt: man hält in<br />
Schlangen an liebgewonnenen<br />
Traditionen fest (gelegentlich<br />
auch an den eigenen Grußworten).<br />
Nach wie vor wird Rinderwurst<br />
gegessen, aus dem<br />
Fackelzug ist zwar ein Lampionzug<br />
geworden, was aber wohl<br />
keinen Einfluss auf die Begeisterung<br />
der Kinder hat. Nach wie vor<br />
geben der Musikzug der FFW<br />
und der Spielmannszug des<br />
Schützenvereins Kohlstädt ein<br />
Konzert. Es wird um die Wette<br />
gesägt und inzwischen auch gemolken.<br />
Und jedes Jahr gilt:<br />
Schlangens Einzelhandel freut<br />
sich auf Ihren Besuch! Die Geschäfte<br />
sind ….<br />
Viel Spaß wünscht auch Ihr<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong><br />
5
Lippischer Leseherbst – Tipps für lippische Bücherfreunde<br />
Herbstzeit – Bücherzeit – Lesezeit:<br />
Das schwedische Komitee<br />
ehrte Mario Vargas Llosa endlich<br />
und hochverdient mit dem<br />
Nobelpreis für Literatur. 280.000<br />
Besucher pilgerten in diesem<br />
Monat zur größten Buchmesse<br />
der Welt nach Frankfurt. Und<br />
sämtliche Medien haben – wie<br />
alle Jahre wieder – das Lesen<br />
entdeckt.<br />
Da kann auch der SCHLÄNGER<br />
Von Vielen heiß ersehnt, liegt er<br />
endlich in den Buchhandlungen<br />
der Region bereit: der zehnte<br />
Lippe-Krimi des Autorengespanns<br />
Jürgen Reitemeier und<br />
Wolfram Tewes. Schulten Jupp<br />
ist wieder auf Verbrecherjagd.<br />
Doch schon der Titel suggeriert:<br />
BOTE nicht zurückstehen. Wir<br />
möchten ihnen auf den folgenden<br />
Seiten Lust aufs Buch machen.<br />
Die große Weltliteratur<br />
überlassen wir dabei gerne der<br />
FAZ, der Süddeutschen oder<br />
dem TV-Magazin „Aspekte“.<br />
Hier geht es vielmehr um Literatur<br />
in Lippe.<br />
Das Duo Jürgen Reitemeier und<br />
Wolfram Tewes meldet sich mit<br />
einem neuen Regionalkrimi zu-<br />
rück. Schulten Jupp ermittelt<br />
unter dem mehrdeutigen Titel<br />
„Letzte Runde“ in seinem mittlerweile<br />
zehnten Fall in der lippischen<br />
Unterwelt.<br />
Der <strong>Schlänger</strong> Johannes Kopel<br />
Varchmin beschäftigt sich in<br />
„Unruhe im lippischen Südtirol“<br />
mit der kommunalen Neuordnung<br />
in den Jahren 1967 <strong>bis</strong><br />
1974. Befürchtungen, ein derartiges<br />
Thema könne nur staubtrocken<br />
und zum Gähnen lang-<br />
Die „Letzte Runde“ für Schulten Jupp?<br />
Hauptkommissar steht im 10. Lippe-Krimi selbst unter Verdacht<br />
Für den kauzigen Hauptkommissar<br />
aus Heidental könnte<br />
das die „Letzte Runde“ sein. Zumal<br />
Schulte jetzt von den eigenen<br />
Kollegen gejagt wird. Sicher,<br />
im Detmolder Verlag Topp<br />
und Möller sind bereits 15 Kriminalromane<br />
erschienen, die in<br />
Lippe spielen. Nur in zehn dieser<br />
Regionalkrimis löst Jupp<br />
Schulte Fälle zwischen Detmold<br />
und Paderborn, mit gelegentlichen<br />
Abstechern nach Bielefeld,<br />
Osnabrück, Hasselt oder<br />
Amsterdam. In fünf Büchern lassen<br />
andere Autoren andere Ermittler<br />
in die lippische Unterwelt<br />
eintauchen. Doch es sind gerade<br />
die Romane von Jürgen Reitemeier<br />
und Wolfram Tewes, die<br />
für die Buchreihe „Lippe-Krimi“<br />
stehen. Der erste Band, „Fürstliches<br />
Alibi“, erschien vor zehn<br />
Jahren in einer Erstauflage von<br />
2.000 Exemplaren. Inzwischen<br />
ist die achte Auflage ausgeliefert,<br />
und „Fürstliches Alibi“ zählt<br />
zu den erfolgreichsten Regional-<br />
krimis bundesweit. Was die Autoren<br />
selbst immer noch wundert.<br />
Denn ihr Erstlingswerk ist<br />
nicht nur das Resultat einer<br />
Bierlaune, es weist auch reichlich<br />
sprachliche Mängel und logische<br />
Ungereimtheiten auf.<br />
Doch diese Kinderkrankheiten<br />
finden sich in den jüngsten Romanen<br />
nicht mehr. Reitemeier<br />
und Tewes stellen deshalb<br />
selbstbewusst fest: „Wir haben<br />
uns nicht nur sprachlich mit jedem<br />
Band weiter entwickelt.“<br />
Stimmt!<br />
Ihr <strong>bis</strong>lang letztes Werk sind<br />
Reitemeier und Tewes sehr konzentriert<br />
angegangen, in einem<br />
Ferienhaus in den Weiten Brandenburgs.<br />
Dort haben sie sich<br />
für zehn Tage eingemietet. Ein<br />
produktives Exil, standen am<br />
Ende doch 230 beeindruckende<br />
Romanseiten. Verbannt in ein jeweils<br />
eigenes Arbeitszimmer,<br />
beschränkte sich tagsüber der<br />
gegenseitige Kontakt auf haus-<br />
weilig sein, sind dabei völlig unbegründet.<br />
Und schließlich lädt das LWL-<br />
Freilichtmuseum Detmold im<br />
Rahmen der Reihe „Dorfgeschichten“<br />
am Freitag, 12. November,<br />
zu einem Leseabend<br />
ein. Schauspieler Christian<br />
Brückner, die Synchronstimme<br />
von Robert De Niro, wird dann<br />
aus dem Roman „Eine Geschichte<br />
von Liebe und Finsternis“<br />
von Amos Oz lesen.<br />
interne Telefongespräche. Minimaler<br />
Koordinationsaufwand<br />
bei maximaler Produktivität. So<br />
konnte sich das Duo aber während<br />
der Schreibphase nicht<br />
gegenseitig auf die Nerven gehen.<br />
Denn das wäre bei ihren<br />
unterschiedlichen Arbeitsgewohnheiten<br />
wohl unvermeidlich<br />
gewesen. Wolfram Tewes tippt<br />
seine Kapitel ganz klassisch in<br />
den Rechner, während Jürgen<br />
Reitemeier eine Spracherkennungssoftware<br />
nutzt.<br />
Am Anfang eines Buchprojektes<br />
stehen zwar ein gemeinsames<br />
Exposé und eine verbindliche<br />
Gliederung. Dann aber entwickeln<br />
die Protagonisten in den<br />
Arbeitszimmern des Autoren-<br />
Duos ihr Eigenleben. Für Reitemeier<br />
und Tewes ist Schreiben<br />
deshalb „immer ein Abenteuer“<br />
und „genauso spannend wie Lesen“.<br />
Zwangsläufig enden die<br />
Krimis dann auch anders als ursprünglich<br />
geplant. Das war<br />
6 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
Im lippischen Kreishaus werden die ersten druckfrischen Krimis vorgestellt.<br />
v. li.: Landrat Friedel Heuwinkel, Wolfram Tewes und Jürgen<br />
Reitemeier. Foto: U. Pax<br />
auch in Brandenburg so. „Die<br />
kleinen Fehler, dass aus dem<br />
Audi ein Passat und aus der Ina<br />
eine Lena wird, lassen sich<br />
leichter vermeiden, wenn zwischen<br />
dem Schreiben nicht so<br />
viel Zeit vergeht“, erläutert Wolfram<br />
Tewes. Gute Recherche ersetzt<br />
diese Arbeitsmethode<br />
allerdings nicht. Damit das Lokalkolorit<br />
stimmt, hat Tewes für<br />
den neuesten Fall der niederländischen<br />
Hauptstadt bereits im<br />
Vorfeld einen Besuch abgestattet.<br />
Denn ein Teil der Handlung<br />
spielt in Amsterdam.<br />
Apropos Handlung: Als Jupp<br />
Schulte einem Kollegen helfen<br />
will, gerät er selbst in eine ausweglose<br />
Situation. Plötzlich<br />
steht er unter Mordverdacht,<br />
sein Gedächtnis lässt ihn im<br />
Stich, seine Kollegen wenden<br />
sich ab. Mit Unterstützung des<br />
gestandenen Journalisten Hermann<br />
Rodehutskors flieht er vor<br />
der Polizei und versucht, seinen<br />
eigenen Fall aufzuklären. Dabei<br />
wird er nicht nur von den ehemaligen<br />
Kollegen sondern auch<br />
von skrupellosen Kriminellen<br />
gejagt. Natürlich ist auch Bauer<br />
Anton Fritzmeier wieder mit von<br />
der Partie, der in diesem Band<br />
zu absoluter Höchstform aufläuft.<br />
Schulten Jupp befindet sich<br />
derweil in allerbester Krimige-<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
sellschaft. Wie Inspektor Jury<br />
von Martha Grimes oder Commissario<br />
Brunetti von Donna<br />
Leon muss sich der lippische<br />
Kriminalbeamte mit einem<br />
ebenso arroganten wie inkompetenten<br />
Chef herumschlagen.<br />
Er lernt nicht nur rücksichtslose<br />
Kriminelle, sondern auch hilfsbereite<br />
und interessante Frauen<br />
kennen. Was auch immer das<br />
für die komplizierte Beziehungskiste<br />
zwischen Schulte und Kollegin<br />
Maren Köster bedeuten<br />
mag?!<br />
Mit „Letzte Runde“ haben die<br />
Autoren ganz bewusst einen Titel<br />
gewählt, der offen lässt, ob<br />
die Krimireihe mit dem zehnten<br />
Band endet. Schreiben wollen<br />
die Beiden auf jeden Fall weiter,<br />
denn das macht nach Aussage<br />
von Tewes und Reitemeier „eindeutig<br />
süchtig“. Aber Beide gehen<br />
noch einem „Brotberuf“<br />
nach und könnten sich vorstellen,<br />
auch einmal auf anderem<br />
Terrain kreativ zu sein. So fertigt<br />
Jürgen Reitemeier, von dem eigentlich<br />
Alle erwarten, dass er<br />
endlich ein Kochbuch herausgibt,<br />
Radierungen an, und Wolfram<br />
Tewes zeichnet Comics.<br />
Trotzdem: Der SCHLÄNGER<br />
BOTE hofft auf einen elften<br />
Band. Denn bei einem Leseherbst<br />
ohne neuen „Lippe-Krimi“<br />
würde Etwas fehlen!<br />
Am 14.12.2010 stellen Wolfram Tewes und<br />
Jürgen Reitemeier ihren aktuellen Krimi in der<br />
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Viel Vergnügen beim <strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong>!<br />
7
„Unruhe im Lippischen Südtirol“<br />
Ein Beitrag zum regionalen Geschichtsverständnis von Johannes Kopel-Varchmin<br />
Die Idee<br />
Johannes Kopel-Varchmin ist<br />
<strong>Schlänger</strong>. Kein gebürtiger zwar,<br />
mag der eine oder andere Alteingesessene<br />
einwenden. Aber jemand,<br />
der sich als langjähriges<br />
Ratsmitglied und als ehrenamtlicher<br />
Wanderwart des Heimatund<br />
Verkehrsvereins in besonderem<br />
Maße in Schlangen und für<br />
Schlangen engagiert hat. Und<br />
wie viele „Zugezogene“ hat Kopel-Varchmin<br />
sich mit der Geschichte<br />
seine Wahlheimat näher<br />
befasst. Dabei stieß der 1949 im<br />
Emsland Geborene auf Vorgänge,<br />
die ihn durchaus irritierten.<br />
Aber der Reihe nach. Kopel-<br />
Varchmins Thema ist die „Kommunale<br />
Neuordnung 1967-<br />
1974“. Dieses Projekt war vor 40<br />
Jahren ein Aufreger in ganz<br />
Nordrhein-Westfalen. Doch was<br />
andere Städte und Gemeinden<br />
im Land umtrieb, war aus<br />
<strong>Schlänger</strong> Sicht eine geradezu<br />
lächerliche Petitesse. In Schlangen<br />
stand nicht weniger als die<br />
geschichtliche, kulturelle, religiöse<br />
und politische Identität einer<br />
ganzen Gemeinde auf dem Spiel.<br />
Wenn das kein Grund für umfangreiche<br />
Recherchen, zahlreiche<br />
Interviews und sogar Reisen<br />
ist. Und das umso mehr, als auch<br />
Kopel-Varchmin <strong>bis</strong> heute immer<br />
wieder auf die Nachwehen dieser<br />
Zeit stößt. So zum Beispiel 2008,<br />
als Schlangen und Bad Lipp-<br />
springe über eine gemeinsame<br />
Hauptschule verhandelten. Warum<br />
war dieser Schritt derart<br />
schwierig? Warum die rauen<br />
Töne, das Taktieren und das<br />
Misstrauen? Was steckt hinter<br />
dem nicht immer konfliktfreien<br />
Verhältnis der Ortsteile zueinander,<br />
und welche Rolle spielt dabei<br />
die Entwicklung dieser Ortsteile?<br />
Fragen, die gerade auch für<br />
„Neu-<strong>Schlänger</strong>“ einer Antwort<br />
bedürfen.<br />
Die Grundlagen<br />
Nordrhein-Westfalen ordnete in<br />
den Jahren 1967 <strong>bis</strong> 1974 seine<br />
Kommunallandschaft neu. Aus<br />
2.334 Gemeinden wurden 396,<br />
aus 57 Kreisen <strong>31.</strong> Die Neugliederung<br />
in Deutschlands größtem<br />
Bundesland fiel sehr viel radikaler<br />
aus als anderswo. Regierung und<br />
Landtag krempelten die gesamte<br />
Kommunalstruktur innerhalb weniger<br />
Jahren vollkommen um. In<br />
Bayern, Baden-Württemberg,<br />
Niedersachsen und Rheinland-<br />
Pfalz reformierten die Verantwortlichen<br />
sehr viel vorsichtiger.<br />
Die Gemeinde Schlangen war<br />
von diesem Prozess gleich zweifach<br />
betroffen. Zum 1. Januar<br />
1970 entstand aus Kohlstädt,<br />
Oesterholz-Haustenbeck und<br />
Schlangen die „Großgemeinde“<br />
Schlangen. Ein Vorgang, der besonders<br />
in Kohlstädt keineswegs<br />
auf begeisterte Zustimmung<br />
stieß. Bis hierhin teilten das neue,<br />
größere Schlangen und seine<br />
Ortsteile das Schicksal anderer<br />
Kommunen in NRW.<br />
Gut vier Jahre später drohte in einem<br />
einmaligen Vorgang jedoch<br />
die Ausgliederung Schlangens<br />
aus Lippe. Am 27. September<br />
1974 verabschiedete der nordrhein-westfälische<br />
Landtag das<br />
„Gesetz zur Neugliederung der<br />
Gemeinden und Kreise des NeugliederungsraumsSauerland-Paderborn“.<br />
Im Vorfeld zu diesem<br />
Gesetz war erbittert darüber gestritten<br />
worden, ob die Kommunen<br />
Schlangen und Bad Lipp-<br />
für Bauschutt, Sperr- und Gewerbemüll<br />
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springe zusammen gelegt und in<br />
einen neu gebildeten Kreis Paderborn<br />
eingegliedert werden<br />
sollten. Das wäre nicht weniger<br />
als das Ende der lippischen Geschichte<br />
Schlangens gewesen.<br />
Der Fall Schlangen-Bad Lippspringe<br />
war in den Augen Vieler<br />
ein „einmaliger Sonderfall“, weil<br />
es um eine „grenzüberschreitende“<br />
Neuordnung ging. Schlangen<br />
gehörte zum ehemaligen Land<br />
Lippe, das <strong>bis</strong> 1947 etwa 750<br />
Jahre lang ein selbstständiges<br />
Territorium im Deutschen Reich<br />
war. Bad Lippspringe war dagegen,<br />
wie das gesamte Hochstift<br />
Paderborn, <strong>bis</strong> 1947 Teil Preußens.<br />
Die Grenze, weniger die reale<br />
als die Grenze im Kopf, spielt<br />
deshalb auch eine besondere<br />
Rolle als historische und als konfessionelle<br />
Grenze.<br />
Die Reform fiel in eine Zeit fast<br />
stetigen Wirtschaftswachstums<br />
und geringer Arbeitslosigkeit. Der<br />
Staat erhöhte seinen Anteil am<br />
Bruttosozialprodukt von 1950 <strong>bis</strong><br />
1973 von 30,4 auf 42 Prozent, im<br />
öffentlichen Dienst wurden viele<br />
neue Stellen geschaffen. Sparen<br />
war damals kein Thema. Vom<br />
Wirtschaftswachstum profitierte<br />
die große Mehrheit der Bürger,<br />
auch den <strong>Schlänger</strong>n ging es<br />
gut, die höheren Einkommen ließen<br />
den Einzelhandel und die<br />
Gaststätten in Schlangen florieren.<br />
Die Kneipen waren ein Treffpunkt<br />
für alle Generationen. Trotz<br />
der „Ölkrise“ im Jahr 1973,<br />
schien es immer aufwärts zu gehen.<br />
Die Abgrenzung der Ortsteile war<br />
jedoch deutlicher ausgeprägt als<br />
heute. Vor allem die Kohlstädter<br />
fühlten sich als Kohlstädter, nicht<br />
als <strong>Schlänger</strong>.<br />
Das Buch<br />
„Unruhe im Lippischen Südtirol“<br />
stellt nicht nur die Gründe für die<br />
kommunale Neuordnung und die<br />
politischen Auseinandersetzungen<br />
in den Jahren 1967-1974<br />
dar, sondern diskutiert anhand<br />
dieser Vorgänge die Frage: Was<br />
beeinflusst politische Entscheidungen<br />
wirklich? Der Rat von Experten<br />
bildet jedenfalls nicht die<br />
alleinige Entscheidungsgrundlage<br />
für weitreichende politische<br />
Gesetzesentwürfe. Das macht<br />
Karikatur, gefunden im Gemeindearchiv, Zeichner unbekannt.<br />
Der Krummstab symbolisiert die Autorität eines katholischen Würdenträgers<br />
(des Bischofs von Paderborn?). Über dem Hermannsdenkmal<br />
halten sich Bürgermeister Friedrich Köster und lippische<br />
Spitzenbeamte bzw. Politiker (Oberkreisdirektor Hilmar Lotz? Landrat<br />
Heinz Wegener?) die Hand.<br />
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8 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
Kopel-Varchmin sehr schnell<br />
deutlich. Welche Einflüsse üben<br />
die eigene Geschichte und der<br />
Zeitgeist, die konfessionelle Ausrichtung<br />
oder ein spezielles Regionalbewusstsein<br />
aus? Und<br />
was steckt hinter lieb gewonnenen<br />
und gepflegten Vorurteilen?<br />
Das Buch gibt keine abschließenden<br />
Antworten, aber es regt<br />
zum Nachdenken an.<br />
Und ganz nebenbei enthält es<br />
viele interessante, verblüffende<br />
oder skurrile Informationen. Über<br />
die Symbolik des Hermannsdenkmals<br />
beispielsweise. Über<br />
„die jungen Leute“, die wild kommunistische<br />
Plakate klebten und<br />
sogar eine Mitglied des Zentralkomitees<br />
der Kommunistischen<br />
Partei der Sowjetunion, Professor<br />
M. Voslenskij, als Gastredner<br />
in ihrem Jugendzentrum begrüßen<br />
konnten. Über Pläne für einen<br />
Campingplatz am Freibad<br />
oder eine Freizeitanlage am Haverkampsee.<br />
Über die schlesische<br />
Art katholisch zu sein oder<br />
darüber, warum in Paderborn<br />
kein Denkmal an Bismarck erinnert.<br />
Und schließlich wird deutlich,<br />
warum Schlangen im Kampf<br />
um seine Selbstständigkeit erfolgreich<br />
war.<br />
Das Buch basiert auf sehr detaillierten<br />
Unterlagen aus den Gemeindearchiven,<br />
Berichten der<br />
Lokalpresse und zahlreichen<br />
Interviews. Dabei ist es so aufgebaut,<br />
dass Informationsfluss und<br />
Gedankengänge gut nachvollziehbar<br />
werden. Die Sorge, es<br />
könne sich um ein „trockenes“<br />
Werk handeln, das später lediglich<br />
den Bücherschrank ziert, ist<br />
völlig unbegründet. Man kann<br />
(und sollte) „Unruhe im Lippischen<br />
Südtirol“ gut und mit Spaß<br />
lesen.<br />
Der Heimat- und Verkehrsverein<br />
Schlangen, der<br />
Autor und die Verlagsgesellschaft<br />
Fleege als Herausgeber<br />
laden alle Interessierten<br />
zur Vorstellung<br />
dieses Buches und zu netten<br />
Gesprächen in das<br />
<strong>Schlänger</strong> Bürgerhaus ein.<br />
Die Veranstaltung findet<br />
statt am Donnerstag, den<br />
28. Oktober, um 18.30 Uhr.<br />
„Unruhe im Lippischen<br />
Südtirol“ ist ab „<strong>Schlänger</strong><br />
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9
Erhellend, klug und vielschichtig<br />
Amos Oz: „Die Geschichte von Liebe und Finsternis“<br />
Das LWL-Freilichtmuseum in<br />
Detmold setzt seine Veranstaltungsreihe<br />
„Dorfgeschichten“<br />
fort. Doch was die Zuhörer am<br />
Freitag, 12. November, erwartet,<br />
ist weit mehr als eine Geschichte<br />
vom Dorfe. Es ist ein Lese-<br />
Ausflug in die Lebenswelt einer<br />
jüdischen Familie, in eine Lebenswelt,<br />
in der sich Geschichte<br />
und Geschichten des 20.<br />
Jahrhunderts wie unter einem<br />
Brennglas konzentrieren. Die<br />
Zuhörer erwartet ein Abend mit<br />
dem Schauspieler Christian<br />
Brückner und die literarische<br />
Begegnung mit Amos Oz: „Eine<br />
Geschichte von Liebe und Finsternis“.<br />
Amos Oz bei einem Besuch in<br />
Polen 2005. Foto: Mariusz Kubik<br />
Der Autor Amos Oz<br />
Der israelische Schriftsteller<br />
Amos Oz wird als Kind osteuropäischer<br />
Einwanderer als Amos<br />
Klausner 1939 in Jerusalem geboren.<br />
Seine Großeltern flüchteten<br />
1917 von Odessa nach Vilnius,<br />
von dort wanderten sie<br />
1933 nach Palästina aus. Der<br />
Vater, Arie Klausner, arbeitet als<br />
Bibliothekar in der Nationalbibliothek.<br />
Frustriert, weil ihm die<br />
Hochschullaufbahn verschlossen<br />
blieb, widmet sich der Angestellte,<br />
der sieben Sprachen<br />
beherrscht, in seiner Freizeit literaturwissenschaftlichenStudien.<br />
Die Fantasie und die Erzählkunst,<br />
Mythen, Fabelwesen<br />
und Geschichten bringt die Mutter,<br />
Fania Mussman, in das Familienleben<br />
ein. Sie stammt aus<br />
einem wohlhabenden, gebildeten<br />
polnischen Elternhaus.<br />
Amos Oz wächst in einer engen<br />
Kellerwohnung im Stadtteil Kem<br />
Avraham heran. Dichter und<br />
Schriftsteller gehen bei den Eltern<br />
ein und aus. Tschechow<br />
und Tolstoj beherrschen die Gespräche,<br />
das Denken, das Füh-<br />
len in diesem etwas ärmlichen,<br />
vor allem von russischen Emigranten<br />
bewohnten Viertel. Oz<br />
wird die Atmosphäre dort und<br />
den Blick dieses Milieus auf die<br />
Welt mit folgenden Worten beschreiben:<br />
„Der Rest der Welt<br />
heißt bei uns gewöhnlich ,die<br />
ganze Welt’, aber sie hatte auch<br />
andere Namen: die aufgeklärte<br />
Welt, die freie Welt, die scheinheilige<br />
Welt, die Außenwelt. Ich<br />
kannte sie fast nur aus meiner<br />
Briefmarkensammlung. Die<br />
Ganzewelt war fern, anziehend,<br />
wunderbar, aber sehr gefährlich<br />
und uns feindlich gesinnt: Sie<br />
mochte die Juden nicht.“<br />
Im Januar 1952 kauft die Mutter<br />
ein Busticket nach Tel Aviv, wo<br />
sie sich in der Wohnung ihrer<br />
Schwester das Leben nimmt.<br />
Zwei Jahre später zieht der gerade<br />
15jährige Amos in den Kibbuz<br />
Chulda. Dort nimmt er den<br />
Namen Oz an, der auf Deutsch<br />
„Kraft“ und „Stärke“ bedeutet.<br />
Er studiert Literatur und Philosophie<br />
und schon während dieser<br />
Zeit entstehen erste Kurzgeschichten.<br />
Von 1987 <strong>bis</strong> 2005<br />
lehrt Amos Oz als ordentlicher<br />
Professor hebräische Literatur<br />
an der Ben-Gurion-Universität.<br />
Er veröffentlicht fast zwanzig<br />
Romane sowie zahlreiche Erzählungen,<br />
Essaybände und drei<br />
Kinderbücher. Sein Werk wird in<br />
37 Sprachen übersetzt. „Mein<br />
Michael“ und „Black Box“ gelten<br />
als die bekanntesten deutschsprachigen<br />
Bücher. Unter anderem<br />
wird er mit dem Friedenspreis<br />
des deutschen Buchhandels,<br />
dem Stefan Heym-Preis,<br />
dem Siegfried Unseld-Preis,<br />
dem Heine-Preis und dem Goethe-Preis<br />
ausgezeichnet.<br />
Der autobiographische Roman<br />
„Eine Geschichte von Liebe und<br />
Finsternis“ ist eines der meist<br />
verkauften Bücher Israels. Er gilt<br />
als die „nationale Biographie“<br />
des Landes. Aber trotz seiner<br />
Bedeutung als zeitgenössischer<br />
Autor ist Amos Oz der internationalen<br />
Öffentlichkeit eher als<br />
Mitbegründer der israelischen<br />
Friedensbewegung „Peace<br />
now“ bekannt. Heute lebt der<br />
Schriftsteller in Arad in der Negev-Wüste.<br />
Der Roman „Eine Geschichte<br />
von Liebe und Finsternis“<br />
Felicitas von Lövenberg schreibt<br />
über „Eine Geschichte von Liebe<br />
und Finsternis“ in der FAZ:<br />
„Denn ein erhellenderes, klügeres,<br />
vielschichtigeres Buch über<br />
Israel, über Familien und das,<br />
was Menschen zusammenhält<br />
und trennt, kann man niemandem<br />
empfehlen. Es ist ein Buch<br />
über die enttäuschte Liebe zwischen<br />
Kulturen, zwischen Männern<br />
und Frauen, Eltern und<br />
Kindern – und über den Versuch<br />
eines Einzelnen, all diese Gräben<br />
zu überwinden, für sich und<br />
andere. Oz zeichnet das Porträt<br />
eines Jungen, der die in ihn gesetzten<br />
Hoffnungen noch übertreffen<br />
möchte, und er schildert<br />
die Kindheitserinnerungen eines<br />
Mannes, der den Selbstmord<br />
seiner Mutter niemals verwinden<br />
kann. Und nicht zuletzt erzählt<br />
er in diesem Roman die Entwicklungsgeschichte<br />
vom geförderten<br />
Einzelkind, das Gesellschaft<br />
und Geborgenheit nur<br />
in Büchern findet und insgeheim<br />
davon träumt, dem Papierlabyrinth<br />
zu entfliehen und Feuerwehrmann<br />
zu werden, zum<br />
Schriftsteller, der zudem Einblick<br />
in seine Werkstatt gewährt.“<br />
Neben die inhaltliche Fülle dieses<br />
Buches tritt dessen sprachliche<br />
Kraft. Oz verfügt über das<br />
Talent, Menschen und Situationen,<br />
Gerüche und Geräusche so<br />
zu beschreiben, dass der Leser<br />
diese geradezu erlebt, und er<br />
schenkt auch den kleinen Details<br />
eine fast liebevolle Aufmerksamkeit.<br />
Dazu kommt ein<br />
ganz besonderer feiner und behutsamer<br />
Humor. Und um es<br />
abschließend noch einmal mit<br />
den Worten von Felicitas von<br />
Lövenberg zu sagen: „Was dieses<br />
Buch auszeichnet, ist etwas<br />
so ganz und gar Ungewöhnliches,<br />
dass man einige hundert<br />
Seiten braucht, um zu begreifen,<br />
was es ist: Anstand. Es ist<br />
durchdrungen von einer Eigenschaft,<br />
die mit Güte nur unzureichend<br />
beschrieben ist, eher ist<br />
es eine wohlwollende Aufmerk-<br />
samkeit, die hochherzige Annahme,<br />
dass der Mensch im Innersten<br />
gut ist. Oz erzählt in der<br />
Tat eine „Geschichte von Liebe<br />
und Finsternis“, doch verortet er<br />
die Düsternis nicht in den Abgründen<br />
der Seele, sondern in<br />
dem, was Menschen einander<br />
manchmal antun, ohne es zu<br />
wollen.“<br />
Der „Vorleser“<br />
Christian Brückner wird „Eine<br />
Geschichte von Liebe und Finsternis“<br />
im Freilichtmuseum lesen.<br />
Brückner ist Schauspieler<br />
und dem Fernsehpublikum unter<br />
anderem aus zwei Tatort-Folgen<br />
sowie als Oberstaatsanwalt<br />
Seibold in „Rosa Roth“ bekannt.<br />
Er gilt als einer der erfolgreichsten<br />
Synchronsprecher<br />
Deutschlands und ist die deutsche<br />
Stimme von Robert de<br />
Niro, Robert Redford, Peter<br />
Fonda und Marlon Brando. Für<br />
seine Lesungen erhielt Brückner<br />
unter anderem den Grimme-<br />
Preis in Gold und den Deutschen<br />
Hörbuch-Preis.<br />
Die Veranstaltungsreihe<br />
„Dorfgeschichten“<br />
Zum vierten Mal lädt das LWL-<br />
Freilichtmuseum nun schon zu<br />
einer abendlichen Lesung in den<br />
ehemaligen Hof Kuhlmeier ins<br />
Paderborner Dorf ein. Die Veranstaltung<br />
ist ein gemeinsames<br />
Projekt des LWL-Freilichtmuseums<br />
Detmold, des Literaturbüros<br />
OWL und der Sparkasse<br />
Detmold.<br />
Auch in diesem Jahr hat die<br />
Darstellung jüdischen Lebens<br />
an unterschiedlichen Orten und<br />
zu unterschiedlichen Epochen<br />
die Grundlage für die Literaturauswahl<br />
geliefert. Am 12. November<br />
soll nun das Leben osteuropäischer<br />
Emigranten in Israel<br />
im Mittelpunkt stehen.<br />
Örtlichkeiten im Freilichtmuseum<br />
und Dokumente jüdischen<br />
Lebens lassen sich dabei miteinander<br />
verknüpfen. Die Leiterin<br />
des Literaturbüros OWL, Dr.<br />
Brigitte Labs-Ehlert, stellt eine<br />
Verbindung her, zwischen dem<br />
seit 2007 zugänglichen Haus<br />
Uhlmann im Paderborner Dorf<br />
und der um jüdisches Leben<br />
kreisenden Literatur. Sie ist<br />
überzeugt, dass „mit diesem<br />
Gebäude die Literatur in das<br />
Freilichtmuseum einzog“.<br />
Das Haus Uhlmann befand sich<br />
im Besitz der Verwandtschaft<br />
der westfälischen Dichterin Annette<br />
von Droste-Hülshoff. Ihr<br />
Onkel August von Haxthausen<br />
10 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
hatte anhand von Gerichtsakten<br />
einen Kriminalfall aufgezeichnet,<br />
der sich im Fürst<strong>bis</strong>tum Paderborn<br />
ereignete. Der Fall des jüdischen<br />
Händlers Soistmann<br />
Berend, der Stoff für ein Hemd<br />
abgegeben hatte, diesen jedoch<br />
nicht bezahlt bekam. In einem<br />
Prozess verurteilte das Gericht<br />
den Kunden Hermann Georg<br />
Winckelhein zur Begleichung<br />
der Schuld. Zwei Tage später<br />
wurde Soistmann Berend von<br />
seiner Frau an einer Buche erschlagen<br />
aufgefunden. Winckelhein<br />
floh, geriet in Gefangenschaft<br />
und wurde versklavt.<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
Nach 25 Jahren kehrte er in seinen<br />
Heimatort zurück – um sich<br />
an der Buche zu erhängen, unter<br />
der man den jüdischen<br />
Händler gefunden hatte. Dieser<br />
Fall lieferte die Vorlage zu einer<br />
der wohl bekanntesten Novellen<br />
der deutschen Literatur: „Die<br />
Judenbuche“ von Annette von<br />
Droste-Hülshoff. Die Dichterin<br />
hat in der Erzählung nicht nur einen<br />
Kriminalfall behandelt. Sie<br />
hat auch das Milieu beschrieben,<br />
in dem jüdisches Leben<br />
seinen speziellen Platz hatte.<br />
Womit sich für Dr. Brigitte Labs-<br />
Ehlert der Kreis wieder schließt.<br />
Die Lesung findet am Freitag, 12. November, um 19.30 Uhr im<br />
ehemaligen Hof Kuhlmeier statt. Karten sind für 15 Euro und für<br />
10 Euro ab sofort an der Kasse des LWL-Freilichtmuseums Detmold<br />
oder über das Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe erhältlich.<br />
Die Kooperationspartner der Lesereihe „Dorfgeschichten“:<br />
Joachim Hunold, Direktor Steuerung der Sparkasse Detmold; Dr. Brigitte<br />
Labs-Ehlert, Künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des Literaturbüros<br />
Ostwestfalen-Lippe und Gefion Apel, Leiterin des Referates<br />
Kulturvermittlung im LWL-Freilichtmuseum Detmold vor dem<br />
Haus Uhlmann im Paderborner Dorf. Foto: U. Pax<br />
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11
Hören, Schauen,<br />
Kunsterleben<br />
Am 12. Oktober fand ein ganz<br />
besonders stimmungsvoller<br />
Abend im <strong>Schlänger</strong> Bürgerhaus<br />
statt, mit Texten von<br />
Hermann Hesse, Bildern von<br />
Helmut Foerster und Harfenklängen.<br />
Begrüßens- und wiederholenswert<br />
ist die Idee, Kunst durch<br />
Hören und Sehen zu vermitteln -<br />
wobei vielleicht auch das angebotene<br />
Glas Wein dazu gerechnet<br />
werden darf. Erstmalig umgesetzt<br />
wurde sie von den<br />
Mitarbeiterinnen der Buchhandlung<br />
Nicolibri, dem Maler Helmut<br />
Foerster und Carolin Bollhöfer<br />
an der Harfe.<br />
Zu Gedichten und Texten des<br />
deutsch-schweizerischen Nobelpreisträgers<br />
Hermann Hesse,<br />
in denen er sich romantisch,<br />
symbolisch oder transzendent<br />
der Natur, und dem Garten zuwendet,<br />
zeigte Foerster die korrespondierenden<br />
Blumenbilder.<br />
Dass ein Maler bescheiden sein<br />
muss, im Vergleich zu den<br />
Schöpfungen der Natur, davon<br />
ist der Künstler überzeugt. Aber<br />
seine Bilder versuchen nicht die<br />
Natur zu kopieren. Die großformatigen,<br />
farbintensiven Aquarelle<br />
und Acryl-Bilder haben ein<br />
Eigenleben. Sie unterstreichen,<br />
sie vermitteln, sie interpretieren<br />
und sie gefallen auf eine ganz<br />
unvergleichliche Art.<br />
Nach Beendigung seiner Berufstätigkeit<br />
widmete sich Helmut<br />
Foerster ganz ernsthaft seiner<br />
großen Leidenschaft, der<br />
Malerei. Er studierte Kunst an<br />
der Universität Paderborn. Dies<br />
erweiterte sein theoretisches<br />
Wissen und sein technisches<br />
Spektrum, seine tiefsten persönlichen<br />
Überzeugungen, seine<br />
Leidenschaften, seine Themen<br />
änderten sich dadurch<br />
nicht. Er fühlt sich der Ästhetik<br />
verpflichtet und diese kann er<br />
den Menschen durch seine Blumenbilder<br />
nahe bringen. Blumen<br />
sind für ihn „das Zentrum<br />
der Poesie“, womit sich der<br />
Kreis zu dem von ihm bewunderten<br />
Dichter Hesse schließt.<br />
Blumen auf der Leinwand, Blumen im Garten. Die Natur inspiriert<br />
Helmut Foerster zu seinen Bildern. Foto: U. Pax<br />
ERGOVictoria Versicherungen<br />
Einen fröhlichen<br />
<strong>Schlänger</strong> Mark<br />
wünscht das Team<br />
der ERGOVictoria.<br />
Geschäftsstelle<br />
Rüdiger Röhl<br />
Versicherungsfachmann (BWV)<br />
Detmolder Straße 267, 33175 Bad Lippspringe,<br />
Tel. (0 52 52) 5 31 87, Fax (0 52 52) 94 00 17 Auto (01 72) 2 94 78 67<br />
Versicherungen · D.A.S.-Rechtsschutz · Bausparen · Kapitalanlagen<br />
Meckermann’s Meinung:<br />
Zusammenarbeit<br />
macht Schule!<br />
Erinnert Ihr Euch? Beim Thema<br />
Sparkurs zeigte sich Euer<br />
Meckermann als Visionär und<br />
brachte auch eine gemeinsame<br />
Bauhof-Lösung von<br />
Schlangen und Bad Lippspringe<br />
ins Spiel.<br />
Nun, die Zeit ist noch nicht reif,<br />
dass die Lipper als Grenzgänger<br />
ihr Grün im Kurort abladen<br />
und zugleich ihr neu geschaffenes<br />
Domizil schon wieder aufgeben.<br />
Auf einem ganz anderen Gebiet<br />
gibt es jedoch ganz klare<br />
Bekenntnisse zur Zusammenarbeit<br />
– über (Kreis-) Grenzen<br />
hinweg. Dies findet allerdings<br />
nicht ganz freiwillig statt, sondern<br />
unter dem Zwang des demografischen<br />
Wandels. Immer<br />
weniger Kinder und der Wegfall<br />
der Schulempfehlungen erfordern<br />
neue Konzepte.<br />
Lag die Schülerzahl bei der gemeinsamen<br />
Hauptschule einst<br />
bei mehr als 360, so wird für<br />
das neue Schuljahr mit 270 <strong>bis</strong><br />
280 Schülern gerechnet. Dies<br />
ist eindeutig zu wenig, um eine<br />
Schule an zwei Standorten<br />
weiterzuführen.<br />
Also fasste der Badestädter<br />
Stadtrat den Beschluss, dass<br />
sich etwas ändern muss! So<br />
wird die Hauptschule in Bad<br />
Lippspringe spätestens zum<br />
Beginn des Schuljahres<br />
2011/2012 geschlossen.<br />
Um Schulen vor Ort zu retten<br />
und um das Bildungsangebot<br />
zu erhalten muss ideologieund<br />
vorurteilsfrei diskutiert<br />
werden. Das ist gut und richtig.<br />
So soll die Zusammenarbeit<br />
zwischen Bad Lippspringe und<br />
Schlangen nicht nur gehegt<br />
und gepflegt, sondern weiter<br />
ausgebaut werden und man<br />
möchte auch eine gemeinsame<br />
Schulentwicklungsplanung<br />
auf den Weg bringen.<br />
Meckermann meint: „Bravo!“<br />
und freut sich, dass aus Nachbarschafts-Feinden<br />
früherer<br />
Zeit nun endlich immer mehr<br />
Nachbarschafts-Freunde werden<br />
(In diesem Zusammenhang:<br />
Einerseits liegt Schlangen<br />
für Lippe ganz weit<br />
hinterm Berg – doch andererseits:<br />
Wann fahren wir denn<br />
mal über’n Berg? Man hört<br />
kaum etwas von Gesprächen<br />
mit unseren Nachbarn Horn<br />
und Detmold. Oder?)<br />
Kommen also in Zukunft Bad<br />
Lippspringer Hauptschüler erhobenen<br />
Hauptes ins Lippische<br />
zur Friedrich-Copei-<br />
Schule, so war die <strong>Schlänger</strong><br />
Prominenz bereits jetzt beim<br />
Bad Lippspringer Stadtfest<br />
auf der anderen fremden Seite.<br />
Historische Grenzstreitigkeiten<br />
zwischen den beiden Orten an<br />
der einstigen Landesgrenze<br />
zwischen Lippe und dem preußischen<br />
Westfalen standen im<br />
Mittelpunkt des großen Festumzuges.<br />
Etwa 50 Laiendarsteller – darunter<br />
auch eine zehnköpfige<br />
<strong>Schlänger</strong> Delegation – stellten<br />
Grenzkonflikte aus früheren<br />
Zeiten dar.<br />
Heute steht das gemeinsam<br />
Verbindende im Vordergrund.<br />
Klasse!<br />
Jedoch soll man auch immer<br />
aus der Geschichte lernen<br />
(passt doch zum Schulthema)<br />
und so erlaubt Eurem Maximilian<br />
noch einen kleinen Schlenker<br />
zum <strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong>.<br />
Wurde diese Traditionsveranstaltung<br />
immer in einem Atemzug<br />
mit Wilbasen, Reinholdi,<br />
Herbst-Libori und anderen<br />
Volksfesten genannt,<br />
so haben unsere Nachbarkommunen<br />
doch enorm aufgeholt.<br />
Dies sollte Ansporn sein, manches<br />
zu überdenken. Traditionelles<br />
bewahren und auch mal<br />
Neues wagen, kann es nur heißen.<br />
Wir können ja mal drüber diskutieren<br />
und über alles meckern.<br />
Für die besten Verbesserungsvorschläge<br />
gibt Euer Maximilian<br />
einen aus (und wenn überhaupt<br />
nichts kommt, dann<br />
muss Euer Meckermann eben<br />
alleine trinken).<br />
Wir sehen uns!<br />
Euer<br />
Maximilian Meckermann<br />
Wie bei allen „Meckerköppen“: Manches ist richtig, und anderes<br />
nicht falsch. Teilweise werden nur Halbwahrheiten genannt, und<br />
die noch verkehrt. Nichts ist repräsentativ, und höchstens zwei<br />
Promille der Leser teilen Meckermann’s Meinung. Damit keine<br />
Schmerzensgelder und Prozesskosten anfallen, distanziert sich die<br />
Redaktion im voraus. Dennoch, wer uns mal die Meinung sagen<br />
möchte: meckermann@schlaengerbote.de<br />
12 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
Vom Teutoburger Wald in die Kitzbüheler Alpen<br />
Geboren in Paderborn, bei Oma<br />
und Opa in Niedersachsen groß<br />
geworden mit Schweinen, allerlei<br />
Geflügelgetier, Hund, Katze,<br />
Maus und Garten, in der Schulzeit<br />
in Schlangen mit Islandpferden<br />
unterwegs, kannte man sie<br />
erst einmal als eines der Buchhändler-Kinder<br />
von "Hol's von<br />
Fleege". Neben der Liebe zu allem,<br />
was so kreucht und fleucht,<br />
waren Wort und Musik die<br />
stärksten Magnete ihrer Jugend.<br />
So mag es nicht verwundern,<br />
dass sie nach dem-<br />
Studium an der Würzburger<br />
Musikhochschule als Orchestermusikerin<br />
zunächst in der favorisierten<br />
Lieblingsstadt München<br />
an der dortigen Staatsoper<br />
Foissenkar-Alm, Kirchberg bei Kitzbühel (Tirol) 20.06.-23.08.2010<br />
Mit Kas’ und Kuh auf Du und Du<br />
Vom glückseligen Alm-Leben einer beinahe dialektfähigen Sennerin<br />
„Du host no an Kuahdreck am<br />
linken Ohrwaschl.“ Ein breites<br />
Grinsen geht über das offene,<br />
klar geschnittene Gesicht meines<br />
Nachbarn, Senner Walter<br />
Silberberger. Es ist bereits<br />
20:57h, verschwitzt und ziemlich<br />
fertig tauche ich mit letzter<br />
Kraft aus meinen Gummistiefeln<br />
auf. Mein Nachbar macht mir<br />
mit kollegial-fürsorglichem Blick<br />
Kaiserschmarrn, damit ich nicht<br />
aus den Puschen kippe. Es duftet<br />
überirdisch und unter dem<br />
sich genüsslich hebenden Pfan-<br />
RP. Werbeberatung<br />
Reinhard Peukert GmbH Von schönen Räumen<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
Foissenkar-Alm, Dorothe Fleege mit Alm-Nachbar Walter Silberberger.<br />
Wer genau hinsieht, erkennt den Ziegenkäse, für den Walter Silberberger<br />
berühmt ist. Foto: Maren Krings<br />
nendeckel wölbt sich ein goldgelber<br />
Traum aus Milch, Mehl,<br />
Butter und Eiern. Glückselig<br />
schaufle ich diese unnachahmliche<br />
Kostbarkeit in mich hinein.<br />
„Gerettet!“ denke ich insgeheim<br />
und schicke ein stilles Danke<br />
himmelwärts.<br />
Walter ist bereits seit zwei Stunden<br />
mit der Stallarbeit fertig,<br />
melkt 38 Kühe in einer guten<br />
Stunde. Er ist Senn-Profi, auf<br />
dem elterlichen Hof mit acht<br />
Geschwistern, in der Tiroler<br />
Wildschönau aufgewachsen,<br />
hat Land- und Almwirtschaft<br />
von Kindesbeinen an gelernt.<br />
2.600 Schafe in den Graubündener<br />
Alpen lagen bereits genauso<br />
in der Obhut seiner markanten<br />
Hände wie jetzt knapp<br />
hundert Stück Holstein-Friesian<br />
rotbunt - Milchkühe, Galtvieh<br />
und Kälber - auf der 1400 m<br />
hoch gelegenen Foissenkaralm<br />
in Kirchberg bei Kitzbühel. Unsere<br />
zwei Almhütten liegen dort<br />
unmittelbar nebeneinander.<br />
Melken, Käsen, Hüten sind offensichtlich<br />
seine zweite Natur.<br />
träumen.<br />
Türen natürlich von T&T.<br />
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T&T – Türen und Technik<br />
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Fax 97 59 741<br />
landete. Als Pressesprecherin<br />
des Augsburger Theaters, Konzert-<br />
und Festivalorganisatorin<br />
im oberbayerischen Kloster Andechs,<br />
Geschäftsführerin verschiedener<br />
Musikstiftungen in<br />
Bayern und der Schweiz, sammelte<br />
sie bunte Steine für ein<br />
reich bebildertes Berufsmosaik.<br />
Jetzt arbeitet Dorothe Fleege<br />
mit eigenem Büro als Kultur-<br />
Journalistin und Konzertmanagerin.<br />
Aber schließlich kann keiner<br />
seine Wurzeln so einfach<br />
kappen. Sie ist nicht nur bekennendes<br />
„Landei“ geblieben,<br />
sondern hat ihre Begeisterung<br />
für die Alm- und Landwirtschaft<br />
jetzt in den Kitzbüheler Alpen<br />
als Sennerin ausgebaut.<br />
Für mich ist alles neu. Ich habe<br />
insgesamt 35 Tiere zu betreuen,<br />
davon 25 „Mädels“ zum Melken<br />
im Stall, brauche zu Beginn der<br />
Saison allerdings locker doppelt<br />
so lang wie er. Im Laufe meiner<br />
zweimonatigen Arbeitszeit werde<br />
ich mich aber im Tempo<br />
noch deutlich steigern.<br />
Neben dem Nachbarsenner, der<br />
sich als unermüdlicher Ratgeber<br />
entpuppt, fühle ich mich winzig,<br />
eher so ins Zwergenmässige<br />
zielend, obwohl ich knapp 180m<br />
Zimmer- und<br />
Haustüren,<br />
Fenster,<br />
Verglasungen,<br />
Garagentore,<br />
Stahl- und<br />
Feuerschutztüren<br />
Jörg Richts:<br />
0173 – 94 60 958<br />
Lothar Mense:<br />
0172 – 66 59 085<br />
13
in - vor allem, was das „Oim(=<br />
tirolerisch für Alm)-Know-How“<br />
anbelangt.<br />
... das mit dem „Kuahdreck“ soll<br />
sich übrigens im Laufe des<br />
Sommers noch an ganz anderen<br />
- praktisch fast allen - Körperstellen<br />
wiederholen!<br />
Bereits im 5. Jahrtausend v.Chr.<br />
wurden die natürlichen Weideflächen<br />
oberhalb der Waldgrenze<br />
genutzt. Im 7. Jh. n.Chr. begann<br />
der Auf- und Ausbau der<br />
Almwirtschaft, die der uns bekannten,<br />
traditionellen Form<br />
entsprechen dürfte und erlebte<br />
im Spätmittelalter ihre Blütezeit.<br />
Geringe Ertragsfähigkeit verbunden<br />
mit hohem Arbeitsaufwand<br />
passten nicht zum Fortschrittsdenken<br />
unserer Neuzeit.<br />
Heute aus der Talsohle der<br />
70+80-er Jahre wieder heraus<br />
gehoben, hat die Almwirtschaft<br />
in der Bevölkerung einen hohen<br />
Stellenwert, ist jedoch durch<br />
den allgemeinen Rückgang der<br />
Viehhaltung gefährdet und kann<br />
dadurch in manchen Bereichen<br />
nicht mehr flächendeckend erhalten<br />
werden.<br />
Von den rund 9.100 Almen<br />
Österreichs liegen ca. 2.200 in<br />
Tirol, etwa die Hälfte davon sind<br />
Melkalmen. Gealpte Milchkühe<br />
gibt es dort in stattlicher Zahl,<br />
insgesamt mehr als 33.700<br />
Stück.<br />
Es ist Sonntag früh, 20. Juni,<br />
5:30h. Überall in der Wohnung<br />
sind Häufchen verteilt, ich<br />
packe für meinen 1. Almsommer,<br />
habe vor Aufregung Ma-<br />
gendrücken, muss spucken.<br />
Theoretisch bin ich gut gerüstet,<br />
habe für alle Eventualitäten was<br />
dabei, die Schweizer Alm-Bibel<br />
„Neues Handbuch Alp“ (sehr<br />
empfehlenswert) nicht nur im<br />
Gepäck, sondern Kapitelweise<br />
bereits verinnerlicht. Am Spitalhof<br />
in Kempten/Allgäu habe ich<br />
im März einen einwöchigen<br />
„Melkkurs für Almpersonal“ absolviert,<br />
gefördert vom BayerischenLandwirtschaftsministerium.<br />
Als Einstieg eigentlich ideal,<br />
rede ich mir jetzt noch einmal<br />
hoffnungsfroh ein. Meine Bäuerin<br />
daheim hat sehr gelacht, als<br />
ich mit dem Kurszertifikat in ihrer<br />
Küche stand, in der Achtung<br />
des Jungbauern bin ich seitdem<br />
rapide gestiegen. Bei uns auf<br />
dem Siglhof ist das Melken ein<br />
Vergnügen: Doppelvierer-Melkstand<br />
in bandscheibenfreundlicher<br />
Höhe, im „Damentandem“<br />
mit meiner Bäuerin geht die Arbeit<br />
zügig, aber ohne Stress und<br />
Hektik. Wenn ich etwas Zeit erübrigen<br />
kann, helfe ich dort gerne<br />
mit.<br />
Mit gehöriger Verspätung ob der<br />
rebellierenden Magennerven<br />
rollt jetzt mein voll gepackter<br />
Skoda vor den Elektrozaun. Ich<br />
steh im strömenden Regen auf<br />
„meiner“ Foissenkaralm, datiert<br />
von 1534, und das Herz klopft<br />
mir vor Freude <strong>bis</strong> zum Hals, als<br />
ich die ersten Kuhglocken läuten<br />
höre. Aus dem Regen wird<br />
innerhalb der nächsten drei<br />
Stunden Schnee.<br />
Ich bin gerne gut vorbereitet,<br />
Fotos: D. Fleege<br />
generell auf alles, was mir im<br />
Leben so begegnet und sich<br />
irgendwie einkalkulieren lässt.<br />
Heut’ bin ich mit meinem Latein<br />
in der Schieflage. Am ersten Arbeitstag<br />
stehe ich total ratlos<br />
vor der von meinem Chef Rainer<br />
Lapper konstruierten Melkanlage<br />
und frage mich, wovon er da<br />
eigentlich pausenlos spricht. Ich<br />
kapiere es nicht, wann und warum<br />
ich welche Schaumstoffstöpselchen<br />
in welchem Waschgang,<br />
bei welcher Temperatur<br />
und in welcher Reihenfolge<br />
durch welche Schläuche schieben<br />
soll. Wo welche Schalter<br />
sind, ist genauso rätselhaft wie<br />
das Mysterium, nach dem sich<br />
sämtliche Wasserhähne nur zu<br />
bestimmten<br />
Uhrzeit-Stellungeneinigermaßen<br />
dicht schließen<br />
lassen.<br />
Und zu welcherGelegenheiteigentlichwelche<br />
Stromkreise<br />
(Wasserkraft,<br />
Solar- und<br />
Wind, Notstrom<br />
mit<br />
dem BenzinundDieselaggregat)<br />
an-,<br />
aus- und umgeschaltet<br />
werden können, sollen,<br />
müssen, dürfen, toppt meine<br />
Verwirrung über das kleine<br />
almtechnische Melkuniversum<br />
dann komplett. Mein mit offenkundiger<br />
Begeisterung tüftelnder<br />
Chef verströmt Optimismus,<br />
spätestens am Ende der Saison,<br />
garantiert er mir strahlend, würde<br />
das quasi alles wie von alleine<br />
gehen. Im Winter ist er Skilehrer,<br />
also muss er wohl geübt<br />
sein im Umgang mit hoffnungslosen<br />
Fällen, raunzt mir mein<br />
Kleinhirn zu.<br />
Als ich den finsteren Stall betrete,<br />
wird mir leicht mulmig: Stehhöhe<br />
im kleineren Trakt so ca.<br />
1,67m. Wahrscheinlich schlage<br />
ich mich jeden 2. Tag bewusstlos,<br />
schießt es mir durch den<br />
Kopf. Dort wartet eine kunterbunte<br />
Mischung aus jung und<br />
alt, Braunvieh, Fleckvieh, Pinzgauer,<br />
Holstein-Friesian, Kälber-<br />
Kreuzungen mit blauem Belgier,<br />
dazu noch drei Jersey-Kühe, so<br />
eine Art Pocket-Kuh im Ponyformat,<br />
finde ich. Offensichtlich<br />
können die Gedanken lesen.<br />
Gloria, Viola und Luca lugen genauso<br />
skeptisch zu mir rüber,<br />
wie ich verstohlen zu ihnen<br />
blinzle. „Safety first“ heißt übrigens<br />
die Devise im Stall, unsere<br />
Damen tragen keine Hörner. Eigentlich<br />
besteht der ganze Stall<br />
komplett nur aus Kuhhintern,<br />
überall, in jeder Ritze, Nische<br />
und Lücke. Einen Melkschemel<br />
habe ich nicht, mit dem wäre in<br />
dem beengten Etablissement<br />
überhaupt keine Fortbewegung<br />
möglich. Zum Melken falle ich<br />
entweder auf die Knie, mache<br />
eine skuril aussehende Bückbewegung<br />
– Kopf nach unten versteht<br />
sich, oder liege in einer Art<br />
halbstabilen Seitenlage unter<br />
dem ersehnten Euter.<br />
Schnell begreife ich, dass es<br />
drei Sorten Charaktere bei meinen<br />
Mädchen gibt: die Ignoranz-Kühe,<br />
denen meine Handgriffe<br />
und Bemühungen weitestgehend<br />
an Kehrseite und<br />
Nerven vorüber gehen, die Kooperationstypen,<br />
die sich willig<br />
schieben, kraulen<br />
und bearbeiten<br />
lassen und<br />
die kleine Fraktion<br />
der Renitenztypen:<br />
flatsch! Monata<br />
z.B. gehört zu<br />
letzterer Kategorie:<br />
mit ihrer<br />
pfeilschnellen<br />
Kuhschwanzpeitsche<br />
wartet<br />
sie gezielt, <strong>bis</strong><br />
ich an ihrem Hintern<br />
vorbei steuern<br />
muss, am<br />
besten noch in<br />
jeder Hand ein<br />
Melkzeug. In<br />
diesem wehrlosen Zustand<br />
knallt sie mir mit Vorliebe und<br />
schlagkräftigem Schwung ihren<br />
meist triefnassen Kuhschwanz<br />
um die Ohren. Nachdem ich<br />
beim Melken etwas von „derzeitige<br />
Schlachtpreisprämie“<br />
murmle, scheint sie etwas hellhörig<br />
zu werden. Unser Verhältnis<br />
bessert sich aber erst nachhaltig,<br />
nachdem ich mich in meiner<br />
vormittäglichen Pausenzeit<br />
zu ihr in den Futtertrog setzte<br />
und ihre Lieblingskratzstellen<br />
erkunde.<br />
ABC-Pflaster und Voltaren sei<br />
Dank, die Einarbeitungszeit<br />
überstehe ich abzüglich einiger<br />
typischer Verschleißerscheinungen.<br />
Mein Almchef Rainer hat<br />
zudem eine wahrlich beeindruckende<br />
Geduld mit mir.<br />
In den folgenden zwei Monaten<br />
werde ich rund 12.000 l Milch<br />
melken, mehr als 3 Tonnen<br />
Kraftfutter über die steile Treppe<br />
in den Stall balancieren, Tausende<br />
von Kilogramm Kuhmist bewegen<br />
– das muss man besonders<br />
mögen, ansonsten<br />
bleibt man/frau lieber dahoam –<br />
gut zehn Stunden täglich in<br />
Gummistiefeln meine Arbeit in<br />
Stall, Milchkammer und draußen<br />
auf der Weide verrichten. Arbeitsbeginn<br />
ist abwechselnd, je<br />
nach Milchabholung um 4 und 5<br />
Uhr. Alles also eigentlich ganz<br />
14 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
normal im landwirtschaftlichen<br />
Alltag, für mich jedoch mit einer<br />
gewissen Abenteuerkomponente<br />
versehen.<br />
Wenn ich bei Tagesanbruch zeitig<br />
bergauf stiefle, um mit einem<br />
„hooodirooh“ meine Kühe abzuholen,<br />
platze ich vor Glück -<br />
egal bei welchem Wetter, und<br />
schlechtes scheint diesen Sommer<br />
im Angebot Vorrang zu haben.<br />
Die würzige Bergluft<br />
schmeckt nach Kräutern mit einer<br />
Prise Gipfelaroma vom<br />
Brechhorn herunter, das Panorama<br />
Richtung Kitzbüheler Horn<br />
ist jeden Tag aufs Neue überwältigend.<br />
Selbst wenn Nebelfetzen<br />
dort „Fangamandl“ spielen,<br />
ist der Blick etwas ganz besonderes<br />
für die Seele.<br />
Mit Almnachbarin Maren von<br />
der „Unterschnapp“, die im<br />
Hauptberuf Photographin ist,<br />
und Nachbar Walter, der sich<br />
auf die Produktion von feinstem<br />
Edelziegenkäse spezialisiert hat,<br />
verfalle ich nach meiner Anwärmphase<br />
dann auch noch<br />
dem Käse-Fieber. Zu dritt laborieren<br />
wir erstmals in Walters<br />
Küche, um ein Gefühl für die<br />
Dosierung von Säurewecker,<br />
Lab, Bruchkonsistenz und dem<br />
richtigen Timing zu bekommen.<br />
Bereits zu Hause auf dem Siglhof<br />
habe ich erste Erfahrung mit<br />
dem Kasen, der Herstellung von<br />
Topfen, Joghurt, Butter gesammelt.<br />
Aber hier in luftiger Höhe,<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
mit flinken Gamsrudeln und<br />
dem imponierenden 14ender-<br />
Kronenhirsch „Ihro musikalische<br />
Majestät“ - beim Weisenblasen<br />
steht er wie angewurzelt, er<br />
scheint Musik zu lieben - dessen<br />
dunkelrote Decke auch<br />
tagsüber im Sonnenlicht des<br />
gegenüber liegenden Hangs<br />
glänzt, begleitet vom Geläut der<br />
Kuh- und Goaßglocken, ist das<br />
Kasen einfach eine ganz besondere<br />
Freude. Die lange nicht genutzten<br />
Erdkeller beider Almhütten<br />
bieten den idealen Lagerungsort.<br />
Dort schmieren und<br />
wenden wir mit Hingabe unsere<br />
handgefertigten kleinen Köstlichkeiten.<br />
Durch die natürliche Haltung der<br />
Rinder auf den Almweiden mit<br />
viel Auslauf und tiergerechter<br />
Fütterung sowie einem hohen<br />
Anteil an Kräutern können dort<br />
besonders hochwertige Lebensmittel<br />
erzeugt werden. Die<br />
Milch weist einen hohen Anteil<br />
an ungesättigten und physiologisch<br />
wertvollen Fettsäuren auf.<br />
Wichtig finde ich, dass wir uns<br />
der Qualität und der Herkunft<br />
dieser Lebensmittel bewusst<br />
sind. Wenn wir nur essen, um allein<br />
unser Sättigungsgefühl zu<br />
befriedigen, werden diese „aufwändig"<br />
hergestellten Produkte<br />
nie eine Chance haben, sich auf<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
dem <strong>Markt</strong> gegen billige Massenware<br />
zu behaupten.<br />
Nein, ich komme nicht umhin<br />
zuzugeben, dass es schon ein<br />
bemerkenswertes Gefühl ist, auf<br />
der Alm - dem Himmel eben<br />
doch ein kleines Stückerl näher<br />
– leben und arbeiten zu dürfen.<br />
Kraft und Intensität des (Er)lebens<br />
sind anders dort oben.<br />
Das zeigt sich in den Bereichen<br />
des normalen Almalltags wie<br />
auch in den knapp bemessenen<br />
Stunden, die übrig bleiben. Die<br />
sprichwörtliche Einsamkeit ist in<br />
diesem Sommer jedoch ein<br />
Fremdwort. Besuch kommt oft.<br />
Was auffällt und wohl tut, ist die<br />
Herzlichkeit und Unumwundenheit,<br />
mit der ich als „Nordlicht“<br />
akzeptiert werde. Auch Ferienkinder<br />
von Freunden aus dem<br />
Tal sind beim Nachbarn willkommen,<br />
hängen wie die Kletten<br />
an ihm. Für seinen allabendlichen<br />
Bewirtungsservice revanchiere<br />
ich mich mit Nachtisch<br />
aus selbst gemachtem Topfen,<br />
Joghurt, Sahne und Beerenallerlei.<br />
Wir essen zu siebt aus der<br />
riesigen Schüssel. Der Löffelschlacht<br />
und den Lachsalven<br />
nach zu urteilen, schmeckt’s allen<br />
prima und ist ein Riesenspaß.<br />
Danach wenden sich die<br />
fünf Madeln mit einer eher ungewöhnlichen<br />
Bitte an uns, sie<br />
alle sind zwischen 9 <strong>bis</strong> 11 Jahren,<br />
haben durchaus allerlei<br />
Schabernack im Kopf. „Wir<br />
möchten gern mit Euch den Rosenkranz<br />
beten, macht Ihr<br />
Foto: M. Krings<br />
mit?“. Fünf Jahre habe ich im<br />
oberbayerischen Kloster Andechs<br />
gearbeitet, die katholische<br />
Messtradition steht mir<br />
also sehr nahe. Der Rosenkranz<br />
aber ist für mich jetzt eine Premiere<br />
der besonderen Art.<br />
Ernsthaft aber ohne Strenge<br />
klingt unser „Gegrüßet seist Du,<br />
Maria“ gemeinsam mit den Kinderstimmen<br />
durchs Fenster in<br />
die Abenddämmerung. Mit Kindern<br />
beten zu können, ist ein<br />
wunderbares Geschenk. Es wird<br />
hoffentlich nicht ungehört verhallen.<br />
Also, das mit der angeblichen<br />
Romantik auf der Alm ist ein eigenes<br />
Kapitel. Eines ist schon<br />
mal gewiss: ich steh’ aber auf<br />
gar keinen Fall abends im Dirndl<br />
vor „da Hittn“, um irgend einem<br />
belodelten Jäger, Wilderer oder<br />
womöglich Mountainbiker - der<br />
natürlich in Sympathex und Faserpelz<br />
gewickelt ist – mit Augenaufschlag<br />
und keckem<br />
Hüftschwung<br />
Avancen zu machen.Arbeitsklamotten,wahlweisedurchgeschwitzt<br />
oder<br />
nass geregnet,<br />
plus intensivem<br />
Almparfum Marke<br />
„d’eau kuha<br />
brisante“ lassen<br />
vielleicht ahnen,<br />
wie wenig das<br />
Klischee eigentlich<br />
dem realen<br />
Almalltag entspricht.<br />
Das Bewahren<br />
und Weitertragen<br />
von Brauch<br />
und Tradition<br />
hingegen, das<br />
ist eine wichtige<br />
Sache. Eine<br />
Reihe von Almbauern<br />
und<br />
Sennern, die<br />
das ernst nehmen<br />
und mit viel Engagement,<br />
Stolz und Liebe ihr schönes Kulturgut<br />
pflegen. Aber lange nicht<br />
für alle, ist mein Eindruck. Neben<br />
meiner Hüttentür prangt<br />
eine riesige Satellitenschüssel,<br />
ein ziemlich grenzwertiger Anblick.<br />
Die Zierde der Nachbarshütte<br />
dagegen ist eine kunstsinnig<br />
restaurierte Holzschnitzerei<br />
mit Christus am Kreuz.<br />
Eigentlich hat man/frau wenig<br />
Zeit, ist ziemlich oft ziemlich<br />
müde. Aber schwupp, kommt<br />
diese Almglückseligkeit dann<br />
eben doch in kleinen, unangekündigten<br />
Momenten ums Eck.<br />
Ich spiele Zither, auch wenn ich<br />
nicht die Gnade der oberbayerischen<br />
Geburt genossen habe.<br />
Leider habe ich an beiden Händen<br />
durch die Arbeit ein fettes<br />
Karpaltunnel-Syndrom.<br />
Zum Zitherspielen wollen die<br />
Finger also partout nicht gehorchen.<br />
Senn-Nachbar Walter hat<br />
einen Dreigesang zu Hause,<br />
manchmal steht er vor der Hütte<br />
und spielt Jodler mit dem Flü-<br />
Foto: M. Krings<br />
gelhorn – zum Gänsehaut kriegen<br />
schön. Als Trostpflaster<br />
schlägt er vor, wir könnten ja<br />
mal probieren, zweistimmig zu<br />
singen. Da sitzen dann also zwei<br />
<strong>bis</strong> dato fremde Sennersleut’ -<br />
der eine spricht tirolerisch, der<br />
bzw. die andere eher lupenreines<br />
Hochdeutsch - am Abend<br />
mit einem Glasl Rotwein vor der<br />
„Oimhittn“ und singen Almweisen,<br />
Jodler und Marienlieder im<br />
Dialekt.<br />
„Das glaubt uns doch kein<br />
Mensch“, wir müssen beide lachen.<br />
Idylle pur, in selbst erdachter<br />
Lautschrift schreibe ich<br />
den vorgegebenen Text, die Melodien<br />
singe ich einfach nach<br />
Gehör nach. Es klappt richtig<br />
gut, wir sind beide zufrieden mit<br />
dem Ergebnis. Das gemeinsame<br />
Singen rundet jetzt regelmäßig<br />
unseren Tagesablauf ab.<br />
„... s’is a Freid füa an Oimdianei<br />
oimoi“ heißt es im Liedtext. Für<br />
mich war mein erster Almsommer<br />
wohl der <strong>bis</strong>lang schönste<br />
Sommer überhaupt. Zum Almabtrieb<br />
bin ich natürlich wieder<br />
mit dabei. Dankbar und reich<br />
mit Erfahrungen und Erlebnissen<br />
beschenkt, bleibt der<br />
Wunsch, auch im nächsten<br />
Sommer wieder „aufi auf di<br />
Oima“ gehen zu dürfen. Und<br />
hoffentlich fressen die Mäuse im<br />
Keller inzwischen nicht zuviel<br />
von meinem Kas weg.<br />
15
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„Gescheidt, thätig aber sehr eigenwillig“<br />
Fürstin Pauline: Die Frau hinter der Regentin<br />
Fürstin Pauline zur Lippe. Gemälde<br />
von J. Christoph Rincklake,<br />
1801.<br />
Lippisches Landesmuseum Detmold.<br />
Fürstin Pauline: Kein anderer<br />
Name fällt so häufig, wenn<br />
vom Fürstentum Lippe die<br />
Rede ist. Über 170 Publikationen<br />
beschäftigen sich mit der<br />
energischen „Landesmutter“,<br />
die so gar nicht dem gängigen<br />
Frauenbild entsprach. Ihre politischen<br />
Leistungen und vor<br />
allem ihre, für damalige Zeiten<br />
ebenso modernen wie gut<br />
durchdachten sozialen Reformen<br />
genossen aber höchste<br />
Anerkennung. Die Fürstin<br />
starb vor 190 Jahren in Detmold.<br />
Wer aber war die Frau<br />
hinter der Regentin?<br />
Pauline gründete das Waisenhaus,<br />
das Lehrerseminar, die Erwerbsschule<br />
und die Irrenanstalt<br />
zu Brake, die als Heil- und<br />
Pflegeeinrichtung einen beachtlichen<br />
Fortschritt im Umgang<br />
mit Geisteskranken darstellte.<br />
Mit der Kinderbewahranstalt –<br />
einer Vorstufe späterer Kindergärten<br />
– und dem Freiwilligen<br />
Arbeitshaus war die Fürstin sozialpolitisch<br />
ihrer Zeit weit voraus.<br />
Der schweren Hungersnot<br />
in Lippe zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
begegnete sie mit der<br />
Einrichtung von Kornmagazinen,<br />
die Landwirtschaft ließ sie<br />
unter Polizeiaufsicht stellen.<br />
Pauline zur Lippe machte die<br />
Leitung des Armenwesens zu<br />
ihrer persönlichen Aufgabe, zur<br />
„Chefsache“. Ihren außenpolitischen<br />
Einsatz für die Selbstständigkeit<br />
Lippes in den Wirren<br />
der napoleonischen Kriege, ihre<br />
Justizreformen, ihr Bemühen<br />
um eine neue Verfassung und<br />
nicht zuletzt Infrastrukturprojekte<br />
wie der Bau der Gauseköte<br />
sind ebenfalls Verdienste, die<br />
die Fürstin zur vielleicht bedeutendsten<br />
Gestalt der lippischen<br />
Geschichte machen. Möglich<br />
war ihr Wirken wohl nur, weil<br />
Pauline eine, dank ihrer Erziehung,<br />
im besten Sinne ungewöhnliche<br />
Frau war.<br />
Pauline als Jugendliche<br />
Prinzessin Pauline Christine Wilhelmine<br />
von Anhalt-Bernburg<br />
erblickte am 23. Februar 1769 in<br />
Ballenstedt am Rande des Harzes<br />
das Licht der Welt. Sie war<br />
das zweite Kind des regierenden<br />
Fürsten Friedrich Albrecht<br />
von Anhalt-Bernburg und seiner<br />
Frau, der Fürstin Louise Albertine,<br />
geborene Prinzessin von<br />
Holstein-Sonderburg. Nur zwei<br />
Tage nach Paulines Geburt<br />
starb die Mutter an Masern.<br />
Fürst Friedrich Albrecht legte<br />
großen Wert auf die Erziehung<br />
seiner Kinder. Sicher hat es sich<br />
auf die Persönlichkeitsentwikklung<br />
und den späteren Regierungsstil<br />
Paulines ausgewirkt,<br />
dass der Vater keine Unterschiede<br />
in der Erziehung von<br />
Sohn Alexius und Tochter Pauli-<br />
Prinzessin Pauline von Anhalt-<br />
Bernburg. Gemälde von Karl<br />
Christian Kehrer, vor 1796.<br />
Schloss Detmold.<br />
ne machte. Von der Beschäftigung<br />
mit typisch weiblichen Tätigkeiten,<br />
wie Zeichnen, Handarbeiten,<br />
Musik und schöner<br />
Literatur blieb die Prinzessin<br />
weitgehend verschont. Sie sollte<br />
nicht „verzärtelt“ werden. Dafür<br />
erhielt sie Unterricht in Geschichte<br />
und Staatswissenschaften,<br />
sie erlernte mehrere<br />
Sprachen, unter anderem Französisch,<br />
Italienisch und Latein.<br />
Als lippische Regentin beherrschte<br />
sie die Diplomatensprache<br />
Französisch so viel<br />
besser als ihre Beamten, dass<br />
sie die Außenpolitik persönlich<br />
übernahm. Daneben erhielt sie<br />
Reit- und Schießunterricht.<br />
Großen Raum nahm der reformierte<br />
Religionsunterricht ein.<br />
Dieser bildete die Grundlage für<br />
die tiefe Religiosität Paulines,<br />
die sich in zahlreichen Briefen<br />
und Gedichten äußerte und die<br />
der Prinzessin in persönlich<br />
schwierigen Lebenssituationen<br />
auch Trost und Hilfe war. Gleichzeitig<br />
führte diese Religiosität<br />
dazu, dass Pauline sehr strenge<br />
moralische Ansprüche erhob,<br />
gerade auch in der Erziehung ihrer<br />
Söhne.<br />
Mit 15 Jahren beschäftigt sich<br />
Pauline bereits selbstständig<br />
mit Pädagogik, Geschichte,<br />
Philosophie, besonders der<br />
Philosophie der Aufklärung,<br />
Geographie und Rechtswissenschaften.<br />
Sie widmet sich dem<br />
„Allgemeinen Preußischen<br />
Landrecht“ und begeistert sich<br />
für Kant. Ihre Apanage investierte<br />
sie in Bücher. 846 Bände, die<br />
nicht, wie vielfach üblich, dekorativen<br />
Zwecken dienen, wird<br />
ihre Bibliothek schließlich umfassen.<br />
Neben 64 theologischen<br />
Schriften und Predigten, verfügt<br />
sie über Werke von Pestalozzi,<br />
Basedow, Herder und Rousseau.<br />
Politische Schriften, zum<br />
Beispiel von Chateaubriand,<br />
fehlen nicht, und die klassische<br />
Literatur ist mit Molière, Kleist,<br />
Goethe, Schiller oder Lessing<br />
vertreten. Mit 16 Jahren lernt sie<br />
den Dichter Johann Wilhelm<br />
Ludwig Gleim kennen, der ihre<br />
schriftstellerischen Ambitionen<br />
fördert. Er ließ ihr Bücher zukommen,<br />
besprach mit ihr literarische<br />
Neuerscheinungen und<br />
ermutigte sie zu eigenen Veröffentlichungen.<br />
1788 veröffentlicht<br />
sie anonym im „Jahrbuch<br />
fuer die Menschheit oder Beytraege<br />
zur Befoerderung<br />
haeuslicher Erziehung, haeuslicher<br />
Glueckseligkeit und praktischer<br />
Menschenkenntnis“ zwei<br />
Beiträge, die sich mit der Mädchenerziehung<br />
beschäftigten.<br />
Dabei kritisiert Pauline das Tanzen<br />
als moralisch anrüchig, weil<br />
es „heftig auf Herz und Sinnlichkeit<br />
wirkt“. Die wirklich entscheidende<br />
Ausbildung zur<br />
„Gattin und Mutter“ würde dabei<br />
vernachlässigt. Allerdings<br />
hält sie den Tanz „selten und<br />
mäßig genossen“ durchaus für<br />
„die Gesundheit heilsam“. Ihr<br />
Lösungsvorschlag: männerfreie<br />
Bälle. In ihrem zweiten Beitrag<br />
rechnet sie mit Musik und<br />
Zeichnen ab, die von der Ausbildung<br />
wirklich notwendiger Fertigkeiten<br />
abhielten. „Unverant-<br />
16 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
wortlich bleibt es von den Eltern,<br />
wenn sie ihre Töchter halbe<br />
Tage am Clavier vertändeln lassen“.<br />
Die Folgen für ein Mädchen<br />
beschreibt Pauline wenig<br />
schmeichelhaft: „Sie hackt ein<br />
Concert und gurgelt eine Arie<br />
woran sie Monate lang gelernt<br />
hat.“ Und durch den unverdienten<br />
Beifall werde sie auch noch<br />
„unbegreiflich eitel“.<br />
Ihr Vater ermöglichte es Pauline<br />
früh, Regierungserfahrung zu<br />
sammeln. Sie begleitete ihn auf<br />
seinen Reisen und lernte so die<br />
alltäglichen Probleme des Kleinstaates<br />
kennen. Bereits mit 13<br />
Jahren erledigte sie die französischsprachige<br />
Korrespondenz<br />
ihres Vaters. Elf Jahre später<br />
übernahm Pauline dann die gesamten<br />
auswärtigen Geschäfte.<br />
Wenig später führte sie für ihren<br />
erkrankten Vater alle Regierungsgeschäfte<br />
praktisch eigenständig.<br />
Arbeit wurde zur geliebten<br />
Pflicht, wie sie ihrem<br />
Cousin schrieb: „Wann sie erst<br />
Caffee oder Thee schlürfen,<br />
habe ich schon manchen Bogen<br />
beschrieben, oder einen Aufsatz<br />
gefertigt. So verlängere ich mein<br />
Leben, so schaffe ich mir Freuden<br />
...“<br />
Friedrich Albrecht genoss ebenso<br />
wie seine Tochter den Ruf,<br />
cholerisch und ungeduldig zu<br />
sein. Kein Wunder, dass sich<br />
zwischen Vater und Tochter hinreichend<br />
Gelegenheit zu heftigen<br />
Auseinandersetzungen bot.<br />
1794 legte Pauline ihr Amt als<br />
Geheimsekretär nieder. Ihrem<br />
Cousin schrieb sie jetzt: „...keine<br />
Thräne sollte es mich kosten,<br />
wann ich aufhörte, Fürstin zu<br />
seyn, der Privatstand ist im ganzen<br />
glücklicher, gemeinnütziger,<br />
oft schätzbarer...“ Noch unter<br />
dem Eindruck der französischen<br />
Revolution formulierte sie ihrem<br />
Dichterfreund Gleim gegenüber:<br />
„Von Politik will ich entfernt gern<br />
bleiben,<br />
Will keinem Unrecht thun, kein<br />
Todesurteil schreiben;<br />
Der Menschheit leises Wohl ist<br />
jedes Wesen Pflicht:<br />
Regentin aber bin, Regentin<br />
werd' ich nicht“.<br />
Pauline als Ehefrau<br />
Fürst Friedrich Albrecht schien<br />
seine immer selbstständiger<br />
agierende Tochter derweil hinderlich<br />
zu werden. Als er ihre Hilfe<br />
nicht mehr brauchte und sie<br />
nach der Eheschließung ihres<br />
Bruders Alexius auch als weibliche<br />
Repräsentantin nicht mehr<br />
benötigt wurde, versuchte der<br />
Vater sie vehement mittels Heirat<br />
aus Ballenstedt zu entfernen.<br />
Im Mai 1784 lernte Pauline mit<br />
14 Jahren im elterlichen Schloss<br />
den Erbgrafen Leopold zur Lip-<br />
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17
pe, einen entfernten Verwandten,<br />
kennen. Nach zwei weiteren<br />
Besuchen 1788 und 1789 und<br />
einer gescheiterten Verlobung<br />
Paulines mit dem dänischen<br />
Kronprinzen, stand für ihren Vater<br />
fest, dass Leopold ein geeigneter<br />
Heiratskandidat war. Und<br />
auch der Lipper schien von Pauline<br />
äußerst beeindruckt. Allein<br />
die zukünftige Braut leistete<br />
Widerstand. „Ein sehr gutes<br />
Herz, etwas Schwäche, etwas<br />
Phlegma, gesunde Vernunft,<br />
keinen glänzenden Verstand<br />
und Aengstlichkeit. Da ich Achtung<br />
für seine Denkkraft empfand,<br />
mein Herz frey von jeder<br />
Liebe fühlte und so gern meines<br />
Vaters Willen erfülle, so hätte ich<br />
wohl damals schon gehorcht,<br />
hätte nicht sein Äußeres und<br />
sein übelriechender Odem einen<br />
Widerwillen bey mir erregt, der<br />
die Idee näherer Verbindung mir<br />
schauderhaft machte, besonders<br />
da seine Schwäche<br />
eine Gefahr für mein Lebensglück<br />
befürchten ließ, denn auf<br />
einen solchen Menschen kann<br />
Fürst Leopold I. zur Lippe. Gemälde von Ernst von Valentini, um 1800.<br />
Schloss Detmold.<br />
man nie bauen, weil alles von<br />
den Händen abhängt, in welche<br />
er fällt.“<br />
Leopold, Sohn des Grafen Simon<br />
August und seiner Frau<br />
Maria Leopoldine von Anhalt-<br />
Dessau, galt als schwieriges<br />
Kind, das schwer lernte. Er<br />
lehnte sich gegen die Erziehung<br />
auf und war eigensinnig. Als er<br />
zwei Jahre alt war, starb seine<br />
Mutter, mit 14 verlor er den Vater.<br />
Man schickte ihn nach Dessau,<br />
auf Basedows berühmtes<br />
Philantropin, eine Schule und<br />
Erziehungseinrichtung, an der<br />
nach neuen Lehrmethoden und<br />
mit neuen Unterrichtsfächern<br />
unterrichtet wurde. Mit 18 be-<br />
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suchte er die Universität Leipzig.<br />
Überall das gleiche Urteil:<br />
Mangel an Charakterstärke,<br />
Stupidität, Schlaffheit, Unstetigkeit<br />
im Fleiß, Interessenlosigkeit,<br />
Mangel an Konzentrationsfähigkeit,<br />
Neigung zur Geistesstörung.<br />
Am 5. November 1789 übernimmt<br />
Leopold die Regierungsgeschäfte<br />
in Detmold. Ein Jahr<br />
später, der Fürst hat sich mit<br />
seiner bürgerlichen Geliebten<br />
nach Meinberg zurückgezogen,<br />
wird seine Geisteskrankheit manifest.<br />
Phasen gesteigerter Aktivität<br />
und Aggressivität wechseln<br />
mit Phasen der Apathie. Leopold<br />
legt sich den Titel Römischer<br />
Kaiser zu, er verfolgt seine<br />
Dienerschaft mit blankem Säbel<br />
durch dass Detmolder Schloss,<br />
schießt auf Mensch und Vieh<br />
oder galoppiert in unverantwortlichem<br />
Tempo durch die Residenzstadt.<br />
Als Leopold ganz offensichtlich<br />
nicht mehr in der<br />
Lage ist, vernünftige Entscheidungen<br />
zu treffen, stellt ihn das<br />
Reichskammergericht unter Vormundschaft.<br />
Die Stände wählten<br />
seinen Onkel Graf Ludwig<br />
Heinrich Adolf zu seinem Vormund.<br />
Überraschenderweise<br />
besserte sich der Zustand des<br />
Fürsten jedoch ab 1794. Nach<br />
einer längeren Reise, galt Leopold<br />
wieder als zurechnungsfähig.<br />
Eine uneingeschränkte Regentschaft<br />
war laut Herrschaftsvertrag<br />
aber ausdrücklich an<br />
eine Eheschließung geknüpft.<br />
Die Situation auf Schloss Ballenstedt<br />
war für Pauline in der<br />
Zwischenzeit äußerst bedrückend<br />
geworden. Nachdem sie<br />
zwei potenzielle Ehemänner abgelehnt<br />
hatte, war die Prinzessin<br />
mit 27 Jahren längst nicht mehr<br />
in einem passenden Heiratsalter.<br />
So gesehen befanden sich<br />
Leopold und Pauline in einer<br />
vergleichbaren Situation: Beide<br />
konnten sich durch eine Eheschließung<br />
nur verbessern. So<br />
schrieb Pauline im November<br />
1795 nach Augustenburg: „Nie<br />
habe ich einen Schritt mit mehrer<br />
Überlegung gethan als diesen,<br />
nie kaltblütiger mich entschlossen,<br />
denn die Liebe hielt<br />
mir wahrlich kein Vergrößerungsglas<br />
vor, und ich prüfte alle<br />
Gegengründe, die vielleicht in<br />
meiner Freunde Augen Tadel<br />
meiner Verbindung begründen.<br />
Aber die Unmöglichkeit, länger<br />
eine Laage wie meine jezzige zu<br />
erdulden, die Gefahr für Gesundheit,<br />
Vermögen und gemordete<br />
Ruhe, der ausdrückliche<br />
Wille meines lieben Vaters, und<br />
ich läugne nicht, meines künftigen<br />
Gemahls grenzenlose Liebe<br />
entschieden mich.“<br />
Die Hochzeit feierte das Paar<br />
bereits am 2. Januar 1796 in<br />
Ballenstedt. Die lippische Bevölkerung<br />
bereitete dem Fürstenpaar<br />
bei der Rückkehr nach<br />
Detmold einen ebenso pompösen<br />
wie begeisterten Empfang<br />
und Pauline schrieb: „Das<br />
Schloss ist alt, aber gut und bequem<br />
und geräumig, und ich<br />
finde mich in einer Laage, die<br />
ganz meinen Wünschen entspricht,<br />
und alles verspricht mir<br />
häusliches Glück und stille, frohe<br />
Ruhe. Mehr Gefälligkeit und<br />
Güte als mein Mann mir bezeugt,<br />
kann man auch nicht einmal<br />
sich träumen; seine Gesinnungen<br />
für mich sind ein seeliges<br />
Gemisch von<br />
leidenschaftlicher Liebe, uneingeschränktem<br />
Vertrauen, wahrer<br />
Freundschaft und vollkommener<br />
Hochachtung; jeden Tag<br />
wachsen seine Empfindungen,<br />
und meine Gegenliebe nimmt<br />
zu. Wir sind miteinander so innig<br />
zufrieden, verstehn uns so ganz<br />
und fühlen so übereinstimmend.“<br />
Ungewöhnliche Töne, fand Pauline<br />
ihren Mann doch zuvor eher<br />
abstoßend. Was hatte diesen<br />
Sinneswandel bewirkt? Hatte<br />
Leopold sie wirklich derart be-<br />
18 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
eindruckt, oder sah sie es als<br />
Aufgabe an, aus ihrer Ehe das<br />
Beste zu machen und eine verlässliche<br />
freundschaftliche Beziehung<br />
zu ihrem Gatten zu pflegen?<br />
Allem Anschein nach war<br />
die Ehe harmonisch, und Pauline<br />
äußerte sich niemals wieder<br />
negativ über ihren Ehemann.<br />
Ganz im Gegenteil: Ihre persönlichen<br />
Schreiben an ihn lesen<br />
sich einfühlsam, offen und liebevoll.<br />
Sie führte nun sechs Jahre lang<br />
das Ideal einer guten Ehe, wobei<br />
Spaziergänge und Ausfahrten<br />
zu den regelmäßigen, gemeinsamen<br />
öffentlichen Aktivitäten<br />
zählten. Offiziell hielt sie<br />
sich politisch im Hintergrund,<br />
hatte jedoch großen Einfluss auf<br />
die Entscheidungen ihres Mannes.<br />
1802 erkrankt Fürst Leopold<br />
an Darmtuberkulose. Im<br />
Verlauf dieser Erkrankung verschlechtert<br />
sich erneut sein geistiger<br />
Zustand – Pauline ist in<br />
Vertretung für ihren minderjährigen<br />
Sohn wieder als Regentin<br />
gefragt. Leopold I. stirbt am<br />
4. April 1804.<br />
Pauline als Mutter<br />
Pauline mit ihren Söhnen Leopold und Friedrich.<br />
Anonymes Gemälde, um 1799. Schloss Detmold.<br />
Pauline brachte zwei Söhne zur<br />
Welt. Am 6. November 1796 gebar<br />
sie Erbprinz Paul Alexander<br />
Leopold (Leopold II.), gut ein<br />
Jahr später, am 8. Dezember<br />
1797, dessen Bruder Friedrich<br />
Albrecht August. Eine Tochter,<br />
Prinzessin Louise Christine Friederike<br />
lebte nur einen Tag. Pau-<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
line schrieb einen Monat nach<br />
einer qualvollen Entbindung,<br />
dramatischer Bemühungen eines<br />
mehrköpfigen Ärzteteams<br />
um das Leben der kleinen Prinzessin<br />
und vergeblicher Hoffnung:<br />
„es ist mir von neun Monaten<br />
banger Erwartung, von<br />
zehn Stunden unsäglichen<br />
Schmerzens für diese Erde<br />
nichts geworden als zwey Blick<br />
meiner verewigten Tochter.“ Von<br />
Leopold und Pauline verfasste<br />
Briefe und Gedichte lassen erahnen,<br />
dass der Tod ihrer Tochter<br />
dem Paar sehr nahe ging.<br />
Ihre dritte Schwangerschaft war<br />
eine große Belastung für die<br />
Fürstin. Sie wurde von düsteren<br />
Ahnungen und Ängsten geplagt,<br />
und litt unter einer “großen und<br />
lästigen Corpulenz“, einem ungewöhnlich<br />
starkem Übergewicht,<br />
das sie trotz medizinischer<br />
Hilfe nicht wieder verlieren<br />
sollte.<br />
Bei der Erziehung ihrer Söhne<br />
zu einem streng moralischen<br />
Leben legte Pauline jedoch derart<br />
rigide Maßstäbe an, dass<br />
Malvida von Meysenbug später<br />
in ihren Memoiren schrieb: „Das<br />
Einzige was der Fürstin Pauline<br />
nicht gelang, war<br />
die Erziehung ihrer<br />
beiden Söhne,<br />
ihrer einzigen<br />
Kinder. Um ihnen<br />
die Grundsätze<br />
strenger Moralitätbeizubringen,<br />
hatte sie die<br />
beiden dermaßen<br />
tyrannisiert<br />
und so lange wie<br />
Kinder behandelt,<br />
dass der älteste<br />
schon<br />
scheu und<br />
zurückhaltend<br />
von Natur, ein<br />
halber Wilder geworden<br />
war.“<br />
Und tatsächlich:<br />
Leopold, der von<br />
Jugend an ein<br />
schüchternes<br />
Kind war, entwickelte<br />
schon früh<br />
ausgeprägte<br />
Standesdünkel.<br />
Diese Persönlichkeitsmerkmale<br />
sollte er auch<br />
als Regent beibehalten,<br />
so<br />
dass er als Sonderling<br />
und allenfalls<br />
mittelmäßiger Herrscher<br />
in die Geschichte einging.<br />
Pauline übergab im Juni 1820<br />
dann doch die Amtsgeschäfte an<br />
ihren Sohn. Ein halbes Jahr später<br />
starb die lippische Fürstin. Sie<br />
wurde in der Erlöserkirche am<br />
<strong>Markt</strong> in Detmold bestattet.<br />
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19
Die Geschichte des Fliegens im Dorfmuseum Schlangen<br />
Ausstellung im Dorfmuseum am <strong>Markt</strong>samstag und <strong>Markt</strong>sonntag von 13 <strong>bis</strong> 18 Uhr<br />
Fliegen können wie ein Vogel -<br />
dieser Traum ist so alt wie die<br />
Menschheit. Welcher kleine<br />
Junge wollte nicht schon Astronaut<br />
werden oder Pilot! Diese<br />
Träume hat der Heimat- und<br />
Verkehrsverein Schlangen zum<br />
Anlass genommen, seine schon<br />
zur Tradition gewordene<br />
Sonderausstellung zum Schlän-<br />
Kläschenmarkt vom 5. <strong>bis</strong> 7. November in Horn<br />
Vielseitiges Programm mit historischem <strong>Markt</strong> „<strong>Markt</strong> der Möglichkeiten“,<br />
Kläschen-Heiligabend und Bardensprung, Musik der Barden ...<br />
Arne und sein Feuerschlund<br />
Kennen Sie Arne Feuerschlund?<br />
Der Künstler von der Ostsee ist<br />
einer der heimlichen Stars des<br />
dritten „Kläschen mit Bardentreffen“<br />
im mittelalterlichen Horn.<br />
ger <strong>Markt</strong> unter das Moto "Die<br />
Geschichte des Fliegens" zu<br />
stellen.<br />
Die Fliegerei begann schon in<br />
der Antike, als Daedalus seinem<br />
Sohn Ikarus Flügel aus Vogelfedern<br />
anfertigte, die er mit<br />
Wachs befestigte. Ikarus stürzte<br />
der Sage nach jedoch ab, als er<br />
der Sonne zu nah kam und das<br />
Wachs schmolz. Die ersten<br />
nachweisbaren Flugversuche<br />
wurden bereits im 6. Jahrhundert<br />
v. Chr. mit einem Flugdrachen<br />
in China unternommen.<br />
Die Entwicklung der Fliegerei<br />
ging verschiedenen Wege: Die<br />
Nachbildung des Vogelflugs,<br />
Heißluft- und gasgefüllte Ballone<br />
(aus letzteren gingen die<br />
Luftschiffe des Grafen Zeppelin<br />
hervor) und Hubschrauber.<br />
Besonders hervorzuheben sind<br />
die Arbeiten von Leonardo da<br />
Vinci, der das Thema "Fliegen"<br />
als erster ingenieurmäßig angegangen<br />
ist und verschiedene<br />
Nach der gelungenen Neuausrichtung<br />
des Kläschenmarktes<br />
zum 425. Jubiläum im Jahr 2008<br />
hat das Organisationsteam der<br />
IHG (Interessengemeinschaft der<br />
Hornschen Gewerbetreibenden)<br />
119,-<br />
5.430,-€<br />
beheizbare<br />
Frontscheibe<br />
Konstruktionsmodelle vorgeschlagen<br />
hat.<br />
Die ersten systematischen Flugversuche<br />
mit starren Segelfluggeräten<br />
unternahm Otto Lilienthal<br />
1891, aber ein Durchbruch<br />
gelang der Fliegerei erst durch<br />
den Einsatz der Motorkraft. Mit<br />
Hilfe des von Gottlieb Daimler<br />
und Carl Benz erfundenen Verbrennungsmotors<br />
gelang den<br />
amerikanischen Brüdern Orville<br />
und Wilbur Wrigt im Jahre 1903<br />
der erste erfolgreiche gesteuerte<br />
Motorflug. Die Entwicklung<br />
ging rasant weiter, über andere<br />
Triebwerke wie Düsen- und Raketenantriebe<br />
und immer größere<br />
Fluggeräte.<br />
Dies alles zeigt die Ausstellung<br />
über die Geschichte des Fliegens<br />
auf reich bebilderten Plakaten<br />
und an Hand von Modellflugzeugen,<br />
die der Modellflugclub<br />
"Bergfalke" aus Schlangen<br />
freundlicherweise zur Verfügung<br />
gestellt hat. Spielzeugmodelle<br />
die Idee weiter entwickelt. So<br />
bietet das Jahr 2010 eine Art<br />
„Best of Bardensprung“. Das Angebot<br />
mit einem mittelalterlichen<br />
<strong>Markt</strong>, dem „<strong>Markt</strong> der Möglichkeiten“<br />
und einem Burgmarkt,<br />
EZ 09/2010<br />
122..99900,--<br />
3,,999%%<br />
hat der Spielzeugsammler Erwin<br />
Günther netterweise ausgeliehen.<br />
Die Ausstellung ist am Sa., 30. 10.<br />
u. So., <strong>31.</strong> 10. 2010 jeweils von<br />
13-18. Uhr im Dorfmuseum, im<br />
Bürgerhaus, zu besichtigen.<br />
viel Kinderprogramm und der<br />
Musik der Barden und Spielleute<br />
ist in der Region wohl einmalig.<br />
So gibt es zahlreiche gute Gründe,<br />
um vom 5. <strong>bis</strong> 7. November<br />
in der historischen Innenstadt in<br />
Horn dabei zu sein. Der Eintritt zu<br />
allen Veranstaltungen ist frei.<br />
Kläschen-Heiligabend<br />
Das Programm beim Kläschen-<br />
Wochenende beginnt mit dem<br />
Kläschen-Heiligabend am Freitag,<br />
6. November, ab 20 Uhr mit<br />
Partymusik in acht Kneipen – in<br />
der Burgscheune, bei Schlobeit,<br />
im San Remo, Don Carlos (Ratskeller),<br />
bei Bolgheri, im Landsknecht,<br />
Lone-Star und im neuen<br />
„New Time Bistro“ an der Externsteiner<br />
Straße.<br />
Bereits um 14 Uhr öffnet der Lunapark.<br />
Um 18 Uhr startet das<br />
Rinderwurstessen in den Gaststätten<br />
und in der Burgscheune.<br />
Da die Nacht für viele etwas kürzer<br />
ausfallen wird, startet das<br />
Programm am Samstag, 6. November<br />
erst um 14 Uhr. Dann öffnet<br />
neben dem Lunapark auch<br />
der mittelalterliche <strong>Markt</strong> in der<br />
Burgstraße mit etwa 25 mittelalterlichen<br />
Ständen mit Filzerey,<br />
Drechseley, Lederey, Weberey,<br />
Metbaude, Taverne, Bogen-,<br />
Armbrust- und Axtwurfstand,<br />
Wahrsagerin, Kräuterhexe und<br />
vielem mehr. Die Kinder können<br />
beim „schwarzen Fürst“ eine Rit-<br />
20 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
3.750,-<br />
beheizbare<br />
Vordersitze
terprüfung ablegen, beim Spekksteinschnitzen<br />
mit machen oder<br />
eine Runde im handgetriebenen<br />
Kettenkarussell fahren. Um 15<br />
Uhr startet das Kinderprogramm<br />
in der Burgscheune mit „Das<br />
tapfere Schneiderlein“, einem<br />
Mitmachtheater mit viel Kindermusik<br />
und interaktiven Aktionen<br />
für Kinder ab drei Jahren von der<br />
Hexe Tralala, alias Eva-Ria Vormann<br />
vom „Hexenhaus Wörderfeld“.<br />
Gegen 16 Uhr begibt sich<br />
Jens Heuwinkel (Cirkus Sauresani)<br />
auf „ Rodolfos Schatzsuche“,<br />
das ist eine kleine Geschichte<br />
über einen Narren, der<br />
eine Schatzkarte findet. Gegen<br />
17 Uhr tanzt die Jazzdance-<br />
Gruppe „Girlfriends“ von Anja<br />
Loos.<br />
„Bardensprung“<br />
Um 19 Uhr startet dann der „Bardensprung“,<br />
bei dem Barden<br />
und Spielleute, wie Moor im Ohr,<br />
Oblecto, Walter von der Kohlenhalde<br />
und Arne Feuerschlund zu<br />
jeder vollen Stunde <strong>bis</strong> 23 Uhr<br />
durch die Kneipen und Spielstätten<br />
ziehen.<br />
Bardentreffen<br />
Mit dem Bardenfrühstück in der<br />
Burgscheune beginnt dann um 9<br />
Uhr der Sonntag, 7. November.<br />
Gegen 11 Uhr startet auch der<br />
historische <strong>Markt</strong> und der Burgmarkt.<br />
Ab 13 Uhr werden dann<br />
beim „<strong>Markt</strong> der Möglichkeiten“<br />
Kunsthandwerk und andere<br />
hochwertige Waren in der unteren<br />
Mittelstraße feilgeboten und<br />
die Geschäfte in der Innenstadt<br />
haben mit attraktiven Angeboten<br />
geöffnet. Das Familienfest des<br />
Heimatvereins Horn in der Burg<br />
bringt Aktionen für die ganze Fa-<br />
T. und C. Schulte<br />
Baumschule und Gartenbau<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
milie, wie Clownin Pellerini in der<br />
Burg, Turmblasen vom Burgturm<br />
mit Klaus Hempel, Frank Katzmarek<br />
mit Spaß & Zauberei im<br />
Rittersaal, Kinderschminken,<br />
Handwerkliche Tätigkeiten wie<br />
das Schreiben mit einer Feder<br />
Paramenten-Stickerei mit Joana<br />
Becker und vielen Vorführungen<br />
und Mitmachaktionen. Gegen<br />
14.30 Uhr liest Rainer Galota<br />
„Hans, mein Igel“ ein Märchen<br />
mit Musik für Kinder ab sechs<br />
Jahre im Rittersaal der Burg. Im<br />
Kaminzimmer der Burg Horn<br />
stellt Brita Linde ihren Kriminalroman<br />
aus dem Horn des Dreißigjährigen<br />
Krieges vor.<br />
Ab 14 Uhr beginnt das Bardentreffen.<br />
Barden, Spielleute und<br />
Stadtpfeifer ziehen durch die<br />
Stadt und spielen alle 30 Minuten<br />
im Wechsel auf dem Burgplatz,<br />
in der Burgstraße, vor der<br />
Volksbank und an der Kreuzung<br />
Wallapotheke. Mit einem „feurigen<br />
Finale“ und viel Trara auf<br />
dem mittelalterlichen <strong>Markt</strong> endet<br />
der Kläschenmarkt mit Bardentreffen<br />
2010.<br />
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21
„Erhalten durch Aufessen“<br />
Tornedenhof in Kohlstädt vermarktet Fleisch alter Haustierrassen ab Hof<br />
Schwä<strong>bis</strong>ch-Hällisches Schwein – natürlich tiergerecht gehalten.<br />
Foto: D. Tornede<br />
Vierbeinige Landschaftspfleger: Durch die Beweidung mit dem genügsamen<br />
Roten Höhenvieh werden artenreiche Kalkmagerweiden<br />
geschützt. Foto: D. Tornede<br />
Noch gibt es sie – kleinbäuerliche<br />
Betriebe mit klassischen<br />
Gebäuden und Misthaufen hinter<br />
dem Stall, die im Ort wirtschaften<br />
und das Dorfleben mit<br />
prägen und gestalten.<br />
Einer davon ist der Hof der Familie<br />
Tornede, in der Lippspringer<br />
Str. 70 in Kohlstädt.<br />
Hier, am Eingang des Strothetals,<br />
wird seit vielen Generationen<br />
Ackerbau und Viehzucht<br />
betrieben.<br />
Seit vier Jahren wird der Betrieb<br />
vom studierten Agraringenieur<br />
Dirk Tornede im Nebenerwerb<br />
geführt – tatkräftig unterstützt<br />
von seiner Familie.<br />
„Wachse oder weiche!“ Dieses<br />
Motto wurde bei der Wirtschaftsübergabe<br />
vom Vater auf<br />
den Sohn ganz bewusst nicht<br />
gewählt.<br />
Stattdessen entschied sich der<br />
engagierte Naturschützer, dessen<br />
Studienschwerpunkt auf<br />
Umweltsicherung lag, neben der<br />
konventionellen Landwirtschaft<br />
für die Haltung von sogenannten<br />
„alten und gefährdeten<br />
Haustierrassen“. Denn nicht nur<br />
Elefanten und Tiger können aussterben<br />
– auch viele Haus- und<br />
Nutztiere stehen inzwischen auf<br />
der roten Liste. Das liegt weniger<br />
an schwindenden Lebensräumen,<br />
als an deren geringerer<br />
Rentabilität: Alte Haustierrassen<br />
sind „slow food“, sie wachsen<br />
langsamer und bringen auch<br />
weniger Schlachtgewicht auf<br />
die Waage, Grund genug für die<br />
meisten Landwirte, ihre Zucht<br />
nicht weiter zu betreiben. Eigentlich<br />
schade, wie Familie<br />
Tornede findet. Seit 10 Jahren<br />
werden Rinder der Rasse „Rotes<br />
Höhenvieh“ auf dem Hof gezüchtet<br />
und seit einiger Zeit<br />
grunzen zusätzlich „Schwä<strong>bis</strong>ch<br />
Hällische“ Mastschweine mit<br />
den gewöhnlichen Mastschweinen<br />
um die Wette.<br />
„Die Leistung von Nutztieren<br />
definiert sich nicht allein über<br />
tägliche Zunahmen und hohes<br />
Schlachtgewicht“ gibt Tornede<br />
zu bedenken.<br />
„Das Fleisch alter Rassen überzeugt<br />
durch Geschmack und<br />
Qualität. Die Tiere sind oft<br />
widerstandsfähiger und genügsamer<br />
als ihre Kollegen aus der<br />
„Turbo“-Liga. Nicht zuletzt haben<br />
ursprüngliche Haustierrassen<br />
über viele Jahrzehnte das<br />
landwirtschaftliche Leben geprägt<br />
und gehören zu unserem<br />
agrarkulturellen Erbe.“<br />
Damit sich diese Tiere nicht<br />
ausschließlich im Zoo oder Freilichtmuseum<br />
wiederfinden,<br />
muss sich ihre Haltung aber<br />
auch rentieren. Die Gesellschaft<br />
für alte und gefährdete Haustierrassen<br />
(GEH), deren Mitglied<br />
Dirk Tornede ist, hat dafür den<br />
Begriff „Erhalten durch Aufessen“<br />
geprägt. Mit dem Kauf von<br />
Fleisch dieser Rassen kann der<br />
Verbraucher einen Beitrag zum<br />
Bestand der Tiere leisten und<br />
bei der Direktvermarktung den<br />
Landwirt unmittelbar unterstützen.<br />
Auch für den Einkäufer bieten<br />
sich Vorteile:<br />
Gerade für Kinder ist ein Besuch<br />
„auf dem Bauernhof“ ein Erlebnis<br />
mit allen Sinnen: Wie riecht<br />
es im Stall? Wie groß ist eigentlich<br />
ein Schwein und wie fühlt<br />
sich Heu und Stroh an? Bilderbücher<br />
und Fernsehen können<br />
das nicht leisten.<br />
Angesichts von Lebensmittelskandalen<br />
und gezielter Verbrauchertäuschung<br />
kann man<br />
sich selbst vor Ort ein Bild von<br />
den Lebensbedingungen der<br />
Tiere machen, kann aktiv nachfragen<br />
und muss nicht allein der<br />
Packungsinformation vertrauen.<br />
Eine Möglichkeit, die man nutzen<br />
sollte.<br />
Dirk und Claudia Tornede mit Tobias und Isabell. Foto U. Pax<br />
Fröhliche<br />
Kirmestage wünscht:<br />
22 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
Spechte ... Von Dirk Grote<br />
Wohl jeder von uns hat schon<br />
einmal einen Specht bei seiner<br />
„Arbeit“ gehört. Mit einer Frequenz<br />
von <strong>bis</strong> zu zwanzig<br />
Schlägen pro Sekunde hämmert<br />
er auf das Holz ein. Wie<br />
kann ein Vogel diese<br />
Beanspruchung ohne Gehirnerschütterung<br />
überstehen? Eine<br />
Antwort auf diese Frage möchte<br />
ich im folgenden Artikel geben.<br />
Es gibt aber durchaus noch<br />
mehr Interessantes aus der Familie<br />
der „Holzklopfer“.Denn die<br />
Familie der Spechte zeigt Eigenarten,<br />
die sich deutlich von denen<br />
anderer Vertreter der Singvögel<br />
abheben.<br />
Schaut man sich den Körperbau<br />
eines Spechtes an, erkennt man<br />
schnell die Prägung, die das Leben<br />
an den vertikalen Strukturen<br />
der Baumstämme ermöglicht.<br />
Fast alle Spechte haben zwei<br />
nach vorn und zwei nach hinten<br />
gerichtete Zehen, welche ein<br />
Laufen selbst an glatter Baumrinde<br />
ermöglichen. Als zusätzliche<br />
Stütze hat sich der<br />
Schwanz entwickelt. Er gibt<br />
dem Vogel die nötige Stabilität<br />
beim Hämmern. Alle Spechte<br />
haben einen kräftigen, gedrungenen<br />
Körper. Das Zimmern der<br />
Nisthöhlen ist Schwerstarbeit!<br />
Am auffälligsten ist jedoch der<br />
als Meißel geformte Schnabel.<br />
Er gibt den Spechten die Fähig-<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
keit selbst in hartem Buchenoder<br />
Eichenholz eine etwa fußballgroße<br />
Höhle zu errichten. In<br />
der Regel meißeln Buntspecht<br />
und Verwandte jedes Jahr eine<br />
neue Brutmöglichkeit. Aber die<br />
Herberge des letzten Jahres<br />
bleibt nicht verwaist. Es gibt etliche<br />
Profiteure dieses Bauaktivismus.<br />
Viele Vogelarten beziehen<br />
die Spechthöhlen. Ob<br />
Waldkauz, Hohltaube, Dohle, diverse<br />
Meisen, Trauerschnäpper<br />
oder Kleiber, die Liste ließe sich<br />
beliebig fortsetzen. Allerdings<br />
gibt es auch etliche Säuger, die<br />
gerne eine von Spechten erstellte<br />
Behausung annehmen. In er-<br />
Bild oben: männlicher Kleinspecht.<br />
Bild unten: junger Schwarzspecht. Fotos: R. Jähne<br />
ster Linie wären da Siebenschläfer<br />
und Fledermäuse zu<br />
nennen. Die ökologische Wertigkeit<br />
der Spechte wird bei dieser<br />
Aufzählung deutlich.<br />
Da bei allen Spechten Insekten<br />
einen erheblichen Teil der Nahrung<br />
stellen, sind sie auch als<br />
Regulativ im Gleichgewicht der<br />
Natur unverzichtbar.<br />
Nachdem wir auf die Rolle der<br />
Familie der Spechte im Naturhaushalt<br />
eingegangen sind,<br />
bleibt aber noch die Frage, wie<br />
diese Vögel es schaffen ihre Arbeit<br />
ohne körperliche Schäden<br />
zu verrichten. Das Geheimnis<br />
liegt in der federnden Aufhängung<br />
ihres Gehirns am Schädel.<br />
Während unser Gehirn in einer<br />
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Masse der Spechte. So prallt<br />
das Hirn bei den Schlägen nicht<br />
an die Knochenwand.<br />
Die meisten Spechte suchen unter<br />
der Baumrinde nach Insekten<br />
und deren Larven. Auch dabei<br />
leistet der Schnabel die Hauptarbeit.<br />
Spechte können aufgrund<br />
der Resonanz ihrer Schläge<br />
Hohlräume im Holz orten, in<br />
denen sich häufig die nährstoffreichen<br />
Insektenlarven befinden.<br />
Durch ein paar Schläge mit<br />
dem Schnabel wird der Hohlraum<br />
geöffnet und mittels der<br />
langen Zunge die Mahlzeit zu<br />
Tage befördert. Mit dieser Art<br />
der Nahrungsgewinnung sind<br />
die Spechte nahezu konkurrenzlos.<br />
Nun möchte ich aber noch auf<br />
die in Ostwestfalen vorkommenden<br />
Spechtarten eingehen.<br />
Der größte und sicher einer der<br />
eindrucksvollsten Vertreter ist<br />
der Schwarzspecht. Mit einer<br />
Körperlänge von ungefähr 46<br />
Zentimeter ist er fast doppelt so<br />
groß wie der Buntspecht. Der<br />
Schwarzspecht bewohnt größere<br />
zusammenhängende Waldgebiete.<br />
Wobei er Mischwälder bevorzugt,<br />
aber auch in reinem<br />
Laubbestand vorkommt.Wichtig<br />
für diesen Specht ist ein hoher<br />
Anteil von Altholzbestand. Aufgrund<br />
seiner Größe benötigt er<br />
Baumstämme, welche noch in<br />
einer Höhe von ca. zehn Metern<br />
einen Durchmesser von 40 Zentimeter<br />
besitzen. Des weiteren<br />
sucht er sehr gern in Todholz<br />
nach Insekten.<br />
Weitaus seltener als der<br />
Schwarzspecht ist in unseren<br />
Wäldern der Grauspecht zu finden.<br />
Der Grauspecht sieht seinem<br />
nächsten Verwandten, dem<br />
Grünspecht, zum Verwechseln<br />
ähnlich. Jedoch besitzt er nicht<br />
so viele Rotanteile im Kopfgefieder.<br />
Er löst den Grünspecht dort<br />
ab, wo es dem Grünspecht zu<br />
waldreich wird.<br />
Der Grünspecht dürfte jedem<br />
von uns bekannt sein, bewohnt<br />
er doch Gärten, Parks und Friedhöfe.<br />
Zudem hat Picus viridis, so<br />
sein lateinischer Name, in den<br />
letzten Jahrzehnten im Bestand<br />
erheblich zugenommen. Markant<br />
ist sein Balzruf, der wie ein<br />
lautes Lachen klingt.<br />
Noch bekannter als der Grünspecht<br />
dürfte allerdings der<br />
Buntspecht sein. Er ist in der<br />
Wahl seines Lebensraumes<br />
nicht sehr anspruchsvoll. Wir finden<br />
ihn in Ortschaften genau so<br />
wie in Waldgebieten oder im Offenland.<br />
Hauptsache es gibt ein<br />
paar Bäume. Auch die Kunst des<br />
Verzehrs von Meisenknödeln hat<br />
er erlernt. Etwas in Verruf ist der<br />
Buntspecht allerdings gekommen,<br />
seitdem er die Außendämmung<br />
von Wohnhäusern als<br />
Brutplatz für sich entdeckt hat.<br />
Ein naher Verwandter hat es in<br />
Wieder chic und bequem<br />
Seit 2005 betreibt Irene Polotzek<br />
in Oesterholz, in der Drosselgasse<br />
5, eine Änderungsschneiderei.<br />
Der gelernten Damenschneiderin<br />
kommt dabei ihre über dreißigjährige<br />
ebenso abwechslungsreiche<br />
wie interessante<br />
Berufslaufbahn zugute. Nach<br />
der dreijährigen Ausbildung bei<br />
der Schneiderei Schürmann arbeitete<br />
sie für das Landestheater<br />
Detmold und von 2000 <strong>bis</strong><br />
2004 als Urlaubs- und Krankheitsvertretung<br />
für die Kammerspiele<br />
in Paderborn. Was aber<br />
nicht bedeutet, dass sich Irene<br />
Polotzek ausschließlich auf Kostüme<br />
spezialisiert hat. Für die<br />
Reste Truhe in Paderborn fertigte<br />
sie acht Jahre lang Gardinen,<br />
Polster und Stoffdekorationen<br />
an, und seit 2004 ist sie auch als<br />
Änderungsschneiderin für ein<br />
Salzkottener und ein Paderborner<br />
Modehaus tätig.<br />
Irene Polotzek bietet Änderungen<br />
jeglicher Art an, für Damenaber<br />
auch Herrenbekleidung,<br />
Abendgarderobe, Brautmode<br />
sowie für Jacken und Mäntel.<br />
Wir fragten die Schneiderin,<br />
wann denn ein Besuch bei ihr,<br />
beziehungsweise ein Besuch<br />
von ihr - denn auf Wunsch besucht<br />
Irene Polotzek ihre Kunden<br />
auch zu Hause - sinnvoll<br />
ist?<br />
Auf jeden Fall bei hochwertigen<br />
Textilien. Wenn Material und<br />
Verarbeitung auf Langlebigkeit<br />
ausgerichtet sind und nur der<br />
Schnitt unmodern erscheint.<br />
Auch die zwei Kilo mehr, die Alter<br />
oder Feiertage nun mal mit<br />
sich bringen, stellen kein Problem<br />
dar. Kleidung sollte angenehm<br />
zu tragen sein und dabei<br />
„perfekt“ sitzen, findet Irene Polotzek.<br />
Verständlicherweise legen<br />
Frauen auf ihr Hochzeitskleid<br />
oder die große Abendgarderobe<br />
ganz besonderen Wert.<br />
Hier lassen sich viele individuelle<br />
Wünsche noch nachträglich<br />
verwirklichen, ein anderer Ausschnitt,<br />
andere Ärmel, ein Schal<br />
oder eine Schleppe. Darüber<br />
hinaus kann man in der Änderungsschneiderei<br />
Polotzek auch<br />
Gardinen und Stoffdekorationen<br />
in Auftrag geben.<br />
der letzten Zeit wesentlich<br />
schwerer. Der Mittelspecht sieht<br />
dem Buntspecht recht ähnlich,<br />
hat aber spezielle Ansprüche an<br />
sein Biotop. Diese Spechtart<br />
braucht Bäume mit grob strukturierter<br />
Rinde. Der Mittelspecht<br />
hatte seine Hochzeit als die Eiche<br />
die dominante Baumart war.<br />
Da die Rotbuche aber die Eiche<br />
schon lange überflügelt hat, geht<br />
es mit dem Mittelspecht bergab.<br />
Die Bindung dieses Spechtes an<br />
die Eiche hängt mit der Notwendigkeit<br />
der ganzjährigen Erreichbarkeit<br />
von Insekten ab. Der<br />
Mittelspecht braucht mehr als<br />
andere Spechtarten ganzjährig<br />
tierisches Eiweiß. Viele Insekten<br />
überwintern in der Rinde der Eichen.<br />
Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer.<br />
Am Niederrhein<br />
entdecken die Mittelspechte immer<br />
mehr Pappelalleen als Lebensraum.<br />
Auch die Pappeln<br />
besitzen tief gefurchte Rinde.<br />
Der letzte Vertreter der drei bei<br />
uns vorkommenden Buntspechtarten<br />
ist der Kleinspecht.<br />
Der nur gut spatzengroße<br />
Specht lebt ebenfalls in Laubund<br />
Mischwäldern. Er kommt<br />
aber auch in Obstplantagen und<br />
Gärten vor. Dieser kleinste einheimische<br />
Specht braucht für<br />
das Errichten seiner Bruthöhlen<br />
in erster Linie Weichholz. Deswegen<br />
findet man ihn am leichtesten<br />
in bachbegleitenden Erlen<br />
und Weiden.<br />
Der Wendehals ist unter den<br />
Zu erreichen ist Irene Polotzek<br />
unter: 05252/ 81449 oder<br />
Spechten ein Sonderling. Während<br />
alle oben genannten<br />
Spechte das ganze Jahr über<br />
bei uns bleiben, bezieht der<br />
Wendehals sein Winterquartier<br />
im wärmeren Süden. Außerdem<br />
ist er nicht in der Lage, eine eigene<br />
Bruthöhle zu zimmern und<br />
ist deshalb auf die Vorarbeit seiner<br />
Verwandten angewiesen.<br />
Entgegen der zum Teil recht<br />
farbintensiven anderen Spechtarten<br />
ist der Wendehals nur mit<br />
Braun- und Grautönen ausgestattet.<br />
Leider steht dieser<br />
Specht in NRW kurz vor dem<br />
Aussterben. Das geht einher mit<br />
dem Verlust seiner Lebensräume,<br />
wie z.B. Streuobstwiesen,<br />
und mit der Intensivierung der<br />
Landwirtschaft. Es bleibt zu hoffen,<br />
dass der Wendehals auch in<br />
Zukunft das Verdrehen des Kopfes,<br />
welches er einsetzt um<br />
Fressfeinde zu irritieren, zeigen<br />
kann.<br />
Es wäre schade, wenn Politiker<br />
nicht mehr den Ursprung ihrer<br />
Bezeichnung kennen würden,<br />
falls sie hin und wieder ihre<br />
Orientierung aus den Augen verlieren<br />
sollten.<br />
Der nächste<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong><br />
erscheint am<br />
23. November<br />
Anzeigenschluss ist<br />
der 12. November<br />
Firmeninformation<br />
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Mit Kümmel und Anis hat er<br />
so einiges gemeinsam, neben<br />
der weitläufigen botanischen<br />
Verwandtschaft vor allem die<br />
entblähende und krampflösende<br />
Wirkung seines Samens.<br />
Anders als bei seinen<br />
beiden Cousins ist aber der<br />
Geschmack mild und daher<br />
kennt jedes Kind den Fenchel<br />
als Tee oder Sirup zur Beruhigung<br />
von Magen und Darm.<br />
Das ätherische Öl des Fenchels<br />
regt Verdauungssäfte<br />
an, wirkt krampflösend und<br />
entschäumend. Die Knolle gilt<br />
als passendes Beilagengemüse<br />
zu Fisch und gibt buntem<br />
Salat eine spezielle anisartige<br />
Note.<br />
Das ist nicht jedermanns Sache,<br />
soll aber Fett- und Giftstoffe<br />
im Darm binden und somit<br />
ist Fenchel als Rundum-<br />
Verdauungshilfe beliebt und<br />
bekannt.<br />
Unser Tipp: Fenchel<br />
So fördert Fenchel die Bekömmlichkeit<br />
von Speisen,<br />
wirkt also Blähungen entgegen:<br />
Ein Teelöffel gequetschte<br />
Fenchelfrüchte mit einer Tasse<br />
Heißwasser aufgießen, 5<br />
<strong>bis</strong> 10 Minuten abgedeckt ziehen<br />
lassen. In Kombination<br />
mit bitteren Pflanzen wie Wermut,<br />
Kalmus oder Baldrian im<br />
Einsatz, dazu vielleicht noch<br />
die klassischen Tausendsassa<br />
– Kräuter zur Geschmacks-<br />
Helmut Oesterhaus<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
veredlung Kamille und Pfefferminze<br />
sowie besagte Cousins<br />
Kümmel und/oder Anis.<br />
Sebastian Kneipp empfahl<br />
übrigens, kranke – und auch<br />
gesunde – Augen durch Augenbäder<br />
zu stärken, ein Leintuch<br />
in Kräutertee zu tauchen<br />
und auf die Augen zu legen.<br />
„Man kann einen Kaffelöffel<br />
zerstoßenen Fenchel in einem<br />
Viertelliter Wasser sieden, abseihen,<br />
den Lappen eintauchen<br />
und ganz nass auflegen;<br />
es soll die Flüssigkeit auch ins<br />
Auge kommen.“ (S. Kneipp)<br />
Das ätherische Öl des Fenchels<br />
wirkt außerdem sekretlösend<br />
bei Husten. Zerdrücken<br />
Sie einen viertel Teelöffel<br />
Fenchel, verrühren Sie ihn in<br />
Honig und lassen Sie dieses<br />
Hausmittel in winzigen Mengen<br />
auf der Zunge zergehen.<br />
Tipp am (Weges-)Rande: In<br />
manchen asiatischen Ländern<br />
gibt es nur ein gemeinsames<br />
Wort für Anis und Fenchel.<br />
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Hermann Krückes<br />
unfreiwilliger Beitrag zur<br />
Geschichtsschreibung<br />
Wo hat sie denn nun wirklich<br />
stattgefunden, die Schlacht, die<br />
den Expansionsdrang der Römer<br />
beendete und in der Hermann<br />
der Cherusker dem unglücklichen<br />
Publius Quinctilius<br />
Varus eine vernichtende Niederlage<br />
zufügte? Etwa dort, wo<br />
sich heute das Hermannsdenkmal<br />
erhebt oder doch eher im<br />
Osnabrücker Land? Schon Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts existierten<br />
rund 700 Hypothesen<br />
zu den wahren Lokalitäten dieses<br />
national so bedeutsamen<br />
Ereignisses. Und ganz unfreiwillig<br />
sollte auch der Horner Amtmann<br />
Hermann Krücke (1749-<br />
1813), den <strong>Schlänger</strong>n eher als<br />
Urheber ihres <strong>Schlänger</strong> <strong>Markt</strong>es<br />
bekannt, dazu beitragen,<br />
dass diese Spekulationen um<br />
eine weitere These bereichert<br />
wurden.<br />
1816 veröffentlichte Hans Freiherr<br />
von Hammerstein-Equord<br />
(1771-1841) seine Abhandlungen<br />
über den Ort des legendären<br />
Schlachtgetümmel im Teutoburger<br />
Wald unter dem Titel:<br />
„Sagen zu Fallrun, die Hermann's<br />
Schlacht betreffend.“ im<br />
vierten Band der Zeitschrift<br />
„Das vaterländische Archiv“.<br />
Der aus der Nähe von Hildesheim<br />
stammende von Hammerstein<br />
hatte begonnen sich mit<br />
Geschichte allgemein und speziell<br />
mit der des Altertums zu<br />
beschäftigen, nachdem, dem<br />
wegen seiner Tapferkeit hoch<br />
gelobten General eine weitere<br />
militärische Karriere verwehrt<br />
blieb. Man begegnete ihm mit<br />
Misstrauen, denn sein Bruder<br />
war zu den Österreichern übergetreten.<br />
Dass von Hammerstein<br />
<strong>bis</strong> auf seine militärischen<br />
Verdienste eine reichlich schillernde<br />
Persönlichkeit war, beweist<br />
sein mehr als bewegtes,<br />
„durch Liebeshändel und Zweikämpfe<br />
gewürztes Leben“. Er<br />
schien die Verkleidung zu lieben,<br />
so hielt er sich -nur um ein<br />
Beispiel zu zitieren- für längere<br />
Zeit als spanischer Mönch verkleidet,<br />
im Kloster Iburg auf,<br />
„während eine von ihm entführte<br />
verheirathete Dame im unsern<br />
gelegenen Kloster Gertrudenberg<br />
bei Osnabrück sich aufhielt.“<br />
Wesentlich seriöser schien von<br />
Hammerstein auch bei seinen<br />
geschichtlichen Recherchen<br />
nicht vorzugehen. Denn seine<br />
Ausführungen beruhten auf den<br />
sehr anschaulichen Erzählungen<br />
eines gewissen Hermann Böger.<br />
Dieser zwar schon betagte aber<br />
überzeugende Mann hatte ihm:<br />
„...klar und bewußt, als sei er<br />
dabei gewesen“ von den Römern<br />
in Veldrom/Feldrom und<br />
seiner Umgebung erzählt. Diese<br />
„Sagen“ bewiesen dem Freiherrn,<br />
dass Veldrom die Stätte<br />
der entscheidenden Schlacht<br />
gewesen sein musste, wovon<br />
übrigens auch heute noch einige<br />
Veldromer überzeugt sind.<br />
Untermauert sah er seine Einschätzung<br />
durch Ortsbezeichnungen<br />
wie Veldrom, Römerbach,<br />
Römerberg, Römergrund,<br />
oder Römerbruch.<br />
Für seine hartnäckig vertretenen<br />
Thesen, erntete von Hammerstein<br />
heftige Kritik. Es wurde sogar<br />
bemängelt, dass er Fallrum<br />
mit N und nicht mit M geschrieben<br />
hätte. Der Fürstlich Lippische<br />
Archivar Christian Gottlieb<br />
Clostermeier klärt schließlich<br />
den ganzen Irrtum auf. In seinem<br />
1822 erschienen Beitrag:<br />
„Wo Hermann den Varus<br />
schlug“ macht er den „Sagen zu<br />
Fallrun“ endgültig den Garaus<br />
und dabei kommt auch Hermann<br />
Krücke ins Spiel. Selbstverständlich<br />
war dem Amtmann<br />
bekannt, dass die Namen Feldrom,<br />
Römerberg, Römerbrunnen<br />
usw. sich aus der Bezeichnung<br />
der ursprünglichen Siedlung<br />
Druhem bzw. Drohme<br />
ableiteten, die erwähnten Orte<br />
hießen <strong>bis</strong> etwa Mitte des 17.<br />
26 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
Jahrhunderts Feld to Drohme,<br />
Drömerberg usw. Krücke machte<br />
sich aber die klangliche Nähe<br />
zu Rom und den Römern gerne<br />
zu Nutze, um -wie Clostermeir<br />
schrieb: „seinen Untergebenen,<br />
mit welchen er sich gerne<br />
freundschaftlich unterhielt, Stolz<br />
auf ihr Vaterland und Liebe zu<br />
demselben einzuflößen.“ Eine<br />
etwas unseriöse, aber offensichtlich<br />
zeitlose Marketingstrategie.<br />
Clostermeier konnte auch erklären,<br />
wie Hermann Böger zum<br />
Besonderes<br />
Konzert mit<br />
Kantorei und<br />
Florian Prey<br />
In diesem Jahr findet das alljährliche<br />
große Konzert der Kantorei<br />
Bad Lippspringe am Sonntag,<br />
dem 7. November um 16 Uhr in<br />
der Katholische Pfarrkirche St.<br />
Martin statt. Bestimmt wird das<br />
Konzert von einem außergewöhnlichen<br />
Programm, das nicht<br />
oft zu hören ist und das zugleich<br />
den in der Musikwelt gefeierten<br />
150. Geburtstag des Komponisten<br />
und Dirigenten Gustav Mahler<br />
mit bedenkt. �<br />
<strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010<br />
„Geschichtszeugen“ wurde. Der<br />
noch lebende Bruder des Amtmanns<br />
Hermann Krücke, der<br />
Vorsteher des Schullehrer-Seminars,<br />
war gegenwärtig, als<br />
der von den Römern gar nichts<br />
wissende Hermann Böger seinen<br />
Unterricht über das, was zur<br />
Römerzeit zu Feldrom vorgefallen<br />
sein sollte erhielt und davon<br />
ganz begeistert wurde.“ Hermann<br />
Krücke, bzw. die Römer<br />
müssen einen nachhaltigen Eindruck<br />
auf den Schüler Böger<br />
gemacht haben.<br />
Rastplatz am Römerbrunnen. Foto: H. Fleege<br />
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27
Dabei wird der schon seit Jahren<br />
in Konzerten der Kantorei zu hörende<br />
Bariton Florian Prey die<br />
eindruckvollsten Orchesterlieder<br />
Gustav Mahlers, nämlich die<br />
„Kindertotenlieder“ (für Bariton<br />
und Orchester) singen, und anschließend<br />
zusammen mit der<br />
Sopranistin Steffi Fischer, dem<br />
Detmolder Orchester La Réjouissance<br />
(Konzertmeister Gregor<br />
van den Boom) und der Kantorei<br />
das Gabriel Faurés „Requiem“<br />
darbieten. Florian Prey, wie sein<br />
Vater Hermann Prey Sänger von<br />
hohem Rang, hat sich neben Engagements<br />
als Oratorien- und<br />
Opernsänger bereits international<br />
einen Namen, insbesondere als<br />
Liedsänger gemacht. Steffi Fischer<br />
ist u.a. Gründungsmitglied<br />
des „Ensemble für Neue Musik<br />
Schloss Hamborn“ und gibt regelmäßig<br />
Liederabende und Kirchenkonzerte<br />
in ganz Deutschland.<br />
Außerdem erklingt Mahlers<br />
berühmtes „Adagietto“ aus der 5.<br />
Sinfonie, das in Luchino Viscontis<br />
Verfilmung von Thomas Manns<br />
Novelle „Tod in Venedig“ mehrfach<br />
als Soundtrack zu hören ist.<br />
Den Zuhörer erwarten damit Werke,<br />
die ihn nicht, wie auf den ersten<br />
Blick zu vermuten, in Trauer<br />
und Hoffnungslosigkeit entlassen,<br />
sondern die einen tröstlichen,<br />
friedvollen und zuversichtlichen<br />
Charakter aufweisen.<br />
Interessierten Menschen werden<br />
diese beiden Hauptwerke in einer<br />
öffentlichen Einführungsveranstaltung<br />
am 25. Oktober um<br />
20.00 Uhr im Gemeindezentrum<br />
der evangelischen Gemeinde,<br />
Detmolder Str., vorgestellt und<br />
erläutert.<br />
Die Gesamtleitung des Konzerts<br />
hat Kantor Ulrich Schneider, Veranstalter<br />
ist die Evangelische Kirchengemeinde<br />
Bad Lippspringe<br />
in Zusammenarbeit mit dem Verein<br />
„pro musica“. Der Kartenvorverkauf<br />
beginnt Mitte Oktober in<br />
der Buchhandlung Waltemode,<br />
Bad Lippspringe, und dem Musikhaus<br />
Schallenberg, Paderborn.<br />
Weitere Informationen erhalten<br />
Sie auch auf der Internetseite<br />
der Evangelischen<br />
Kirchengemeinde Bad Lippspringe,<br />
unter www.evkirchebadlippspringe.de<br />
(Stichwort Kirchenmusik).<br />
Fleege Verlagsgesellschaft UG.<br />
Redaktion und Anzeigenannahme:<br />
Tel. 0 52 52 / 97580, Fax 97 5822<br />
redaktion@schlaengerbote.de<br />
Druck: K2-Druck GmbH, Detmold.<br />
Erscheinungsweise: 11 x jährlich. Der<br />
<strong>Bote</strong> wird kostenfrei abgegeben. Für<br />
Anzeigen gilt z. Zt. Preisliste 2008, Auflage<br />
20.000 Exemplare. Für unverlangt<br />
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850 Jahre<br />
Senner<br />
Pferde – Das<br />
Jubiläum<br />
Die „Senner“ gelten als die älteste<br />
Pferderasse Deutschlands,<br />
ihre Wurzeln liegen, wie neue<br />
wissenschaftliche Untersuchungen<br />
belegen, im innerara<strong>bis</strong>chen<br />
Raum. Am 19. September feierte<br />
die Rasse -ebenso stil- wie stimmungsvoll-<br />
ihren 850. Geburtstag<br />
im LWL-Freilichtmuseum Detmold.<br />
22 Pferdebesitzer waren zu<br />
diesem Anlass auf Einladung des<br />
„Zuchtverband für Senner Pferde<br />
e.V.“ in die Residenzstadt gekommen,<br />
natürlich mit ihren Pferden.<br />
So zeigten sie die Qualität<br />
der Zucht und lieferten anschauliche<br />
Beispiele für den vielseitigen<br />
Einsatz der Senner im Reitsport.<br />
Die im Vollbluttyp stehenden,<br />
mittelgroßen Pferde gelten als<br />
besonders ausdauernd und leistungswillig,<br />
was sie sicher für<br />
den Vielseitigkeitssport und das<br />
Jagdreiten prädisponiert. Dass<br />
sie aber auch vor der Kutsche<br />
oder unter dem Dressursattel<br />
eine gute Figur machen, davon<br />
konnten sich die Zuschauer am<br />
19. September überzeugen.<br />
Es liegt 75 Jahre zurück, dass<br />
eine ähnlich große Zahl an Pferden<br />
zusammen kam, damals war<br />
der Anlass jedoch ein trauriger.<br />
16 Senner Pferde wurden auf<br />
dem Detmolder <strong>Markt</strong>platz versteigert,<br />
und wenn sich Privatleute<br />
wie die Niederländerin Julie<br />
Marie Immink und später die Familie<br />
Lüpke aus Lemgo sowie ab<br />
1970 Karl-Ludwig Lackner aus<br />
Borgholzhausen nicht mit großem<br />
Idealismus und sehr viel<br />
Sachverstand für den Erhalt der<br />
traditionsreichen Pferderasse<br />
eingesetzt hätten, wären die Senner<br />
wohl 1935 ein letztes Mal in<br />
Erscheinung getreten. Inzwischen<br />
ist ihre Zahl wieder auf 42<br />
angewachsen. Trotzdem ist die<br />
Rasse nach wie vor vom Aussterben<br />
bedroht. Deshalb engagiert<br />
sich auch das LWL-Freilichtmuseum<br />
indem es seinen Besuchern<br />
die Senner Pferde nicht nur<br />
zeigt, sondern sich auch züchterisch<br />
betätigt. Und das durchaus<br />
erfolgreich, so stammt der vielversprechende<br />
zweijährige<br />
Fuchshengst Namur aus der<br />
Zucht des Freilichtmuseums. Im<br />
kommenden Jahr will ihn seine<br />
Besitzerin, Bianca Weidner, auf<br />
der Körung vorstellen. Im Stall<br />
der Pferdewirtin steht außerdem<br />
das gegenwärtig erfolgreichste<br />
Turnierpferd seiner Rasse, der<br />
Wallach Dolus. Auch der Besitzer<br />
28 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 347 · Oktober 2010
des dreijährigen Wallachs Merlin,<br />
der ebenfalls im Freilichtmuseum<br />
geboren wurde, hat schon einen<br />
Senner im Stall. An über 150 Jagden<br />
hat der inzwischen 21 jährige<br />
Ulan teilgenommen und Besitzer<br />
Otto Drücker ist überzeugt von<br />
der Eignung der Senner, gerade<br />
für das Jagdreiten. Merlin soll<br />
einmal Ulan’s Nachfolger werden.<br />
Also gute „Karrierechancen“ für<br />
den Senner-Nachwuchs.<br />
Aber neben der umfassenden<br />
Präsentation der Einsatzmöglichkeiten<br />
der Senner Pferde, neben<br />
dem Angebot sich umfassend zu<br />
informieren, in die Geschichte<br />
einzutauchen und zu fachsimpeln,<br />
bot sich den Besuchern<br />
auch ein stimmungsvolles Rahmenprogramm.<br />
Einer der Höhepunkte<br />
war zweifellos die Blood<br />
Hound Meute „Weser Vale Hunt“.<br />
Die Jagd ging dabei mitten durch<br />
das Paderborner Dorf und mitten<br />
durch die Zuschauer. Das bot<br />
nicht nur ein faszinierendes Bild,<br />
sondern war auch ein akustisches<br />
Erlebnis. Das „Geläut“,<br />
der massigen, <strong>bis</strong> 50 kg schweren<br />
Hunde ist dabei ebenso beeindruckend<br />
wie ihre Nasenleistung<br />
und ihr Wille zu suchen.<br />
Anders als andere Meuten folgen<br />
die Bloodhounds keiner Schleppe,<br />
sondern dem Trittsiegel eines<br />
ganz bestimmten Pferdes.<br />
Als Fazit werden Beteiligte wie<br />
Besucher vielleicht mit nach Hause<br />
genommen haben, dass die<br />
züchterischen Bemühungen um<br />
den Erhalt der Rasse erfolgreich<br />
sind und die Pferde sich überzeugend<br />
präsentiert haben. Auch<br />
wenn dieser Erfolg bei einer derart<br />
kleinen Population ein um so<br />
größeres Engagement und einen<br />
langen Atem erfordert.<br />
Bild 1: ohne Angabe<br />
Bild 2: Annabell von Tallis x.<br />
Z. u. B. Fam. Lödige<br />
Bild 3: I<strong>bis</strong> von Rio Grande xx.<br />
Z: Lackner, B. Fam. Sölter<br />
Bild 4: Dolus v. Rio Grande xx.<br />
Z: Lackner, B: B. Weidner<br />
Blood Hound Meute „Weser Vale Hunt“. Fotos: U. Pax<br />
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von E.ON Westfalen Weser<br />
bietet in zwei Vorträgen im Rathaus<br />
vertiefende Einblicke in den<br />
Themenkomplex Energieeffizienz:<br />
Am Donnerstag, 4. November, um<br />
19 Uhr wird er in seinem Vortrag<br />
zum Thema „Stillen Sie den Energiehunger<br />
Ihres Hauses“ über<br />
bauliche Maßnahmen referieren,<br />
die zur Energieeinsparung führen<br />
können. Im zweiten Vortrag am<br />
Dienstag, 9. .November, ebenfalls<br />
um 19 Uhr, lautet sein Vortrag:<br />
"Energiebewusst haushalten".<br />
Die neu gewonnenen Erkenntnisse<br />
können auch gleich Zuhause<br />
angewendet werden.<br />
Während der gesamten Ausstellungszeit<br />
werden in den Rathäusern<br />
Beleuchtungskoffer und<br />
Strommessgeräte verliehen. Damit<br />
können neue Beleuchtungstechniken<br />
Zuhause ausprobiert<br />
und mit den Messgeräten Stromfresser<br />
erkannt werden. Die Ausstellung<br />
kann während der regulären<br />
Öffnungszeiten der Sparkasse<br />
besucht werden.<br />
30<br />
Bauunternehmung - Hoch- u. Stahlbetonbau<br />
Altbausanierungen und Renovierungen<br />
Bauunternehmung<br />
aase seit 1948<br />
Bauunternehmung Haase · Schützenstr. 68 · 33189 Schlangen<br />
Inhaber: Gerhard Schäfer<br />
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In langer Tradition<br />
Wir bedanken uns herzlich bei allen<br />
Förderern, Unterstützern und Helfern<br />
sowie unseren Konzertbesuchern.<br />
Horst<br />
Danzenbächer<br />
* <strong>29.</strong>7.1949<br />
† 5.9.2010<br />
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05252/82600-98510<br />
33189 Schlangen,<br />
Raiffeisenstraße 1<br />
Sie alle haben dazu beigetragen,<br />
dass unser Jubiläum zu einem Erfolg wurde.<br />
Gesangvereins „Teutonia“<br />
1860 Schlangen e.V.<br />
für ein stilles Gebet,<br />
für eine stumme Umarmung,<br />
für das tröstende Wort, gesprochen oder geschrieben,<br />
für einen Händedruck, wenn die Worte fehlten,<br />
für alle Zeichen der Liebe und Freundschaft,<br />
für Blumen und Geldspenden.<br />
Christel Danzenbächer<br />
Lars und Daniela mit Kindern<br />
Schlangen, im Oktober 2010<br />
Gedanken – Augenblicke,<br />
sie werden uns immer an dich erinnern,<br />
uns glücklich und traurig machen.<br />
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