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und, wo leben Sie ab 60? - Schlänger Bote

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?: „G<strong>ab</strong> es einen Zeitpunkt, an<br />

dem <strong>Sie</strong> selbst überlegten, sich<br />

auf die vakante Pfarrstelle in<br />

Schlangen zu bewerben?“<br />

Balke: „Ja, ich h<strong>ab</strong>e ernsthaft<br />

überlegt mich in Schlangen zu<br />

bewerben. Hätte ich mich nicht<br />

in Frankfurt be<strong>wo</strong>rben, hätte ich<br />

es <strong>wo</strong>hl auch getan. Ich finde<br />

die Gemeinde Schlangen sehr<br />

reizvoll. <strong>Sie</strong> ist viel besser als ihr<br />

Ruf. <strong>Sie</strong> bietet große Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

gerade weil<br />

sie eine der größten Gemeinden<br />

der Lippischen Landeskirche<br />

<strong>und</strong> mit den drei Dörfern <strong>und</strong> ihren<br />

sozialen Netzen eng ver<strong>wo</strong>ben<br />

ist. Es gibt viele engagierte<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter. Ich<br />

glaube, wenn der Konflikt beigelegt<br />

ist, werden auch weitere<br />

Personen dazu bereit sein, in<br />

der Gemeinde mitzuarbeiten.<br />

Der Konflikt hat ihnen vor Augen<br />

geführt, wie wichtig eine gut<br />

funktionierende Gemeindearbeit<br />

ist. Ich vermute, in dem Augenblick,<br />

in dem diese Gemeinde<br />

wieder zwei Pfarrer hat, die gute<br />

Arbeit leisten, wird es in kurzer<br />

Zeit wieder ein blühendes Gemeinde<strong>leben</strong><br />

geben.“<br />

?: „Das hört sich nach einem<br />

Blick durch die rosarote Brille<br />

an.“<br />

Balke: „Nein. Andere Kirchengemeinden<br />

wären mit einem<br />

solchen Konflikt längst untergegangen.<br />

Engagierte Haupt- <strong>und</strong><br />

Ehrenamtliche h<strong>ab</strong>en den Laden<br />

am Laufen gehalten. Die Hauptamtlichen<br />

machen gute Arbeit<br />

<strong>und</strong> h<strong>ab</strong>en in schweren Zeiten<br />

Treue gezeigt. Ich möchte auch<br />

deutlich machen, – was zu wenige<br />

in Schlangen so sehen –<br />

wie gut der Kirchenvorstand<br />

diese Sache tatsächlich bewältigt.<br />

Im Dezember letzten Jahres<br />

waren in der Gemeinde 2,25<br />

Pfarrstellen besetzt. Anfang dieses<br />

Jahres waren davon nur<br />

noch 0,5 besetzt. Dankenswerterweise<br />

h<strong>ab</strong>en Pfarrer aus der<br />

Lippischen Landeskirche <strong>und</strong><br />

der benachbarten Gemeinde<br />

Bad Lippspringe viele Aufg<strong>ab</strong>en<br />

übernommen. Gemeinsam ist<br />

es uns gelungen, die kirchlichen<br />

Funktionen zu erfüllen. Es ist<br />

deswegen nie eine Beerdigung,<br />

ein Gottesdienst oder Konfirmandenunterricht<br />

ausgefallen.<br />

Alle gemeindlichen <strong>und</strong> kirchlichen<br />

Aufg<strong>ab</strong>en sind erfüllt <strong>wo</strong>rden.<br />

Natürlich hat die Gemeinde<br />

darunter gelitten, keinen festen<br />

Ansprechpartner mehr zu h<strong>ab</strong>en.<br />

Andere waren <strong>ab</strong>er auch<br />

glücklich über die Vielzahl der<br />

Prediger in den Gottesdiensten.<br />

Ich denke, jedem, der eine Frage<br />

oder ein Anliegen hatte, ist<br />

geholfen <strong>wo</strong>rden. Das geht auch<br />

an die Kritiker, die so tun, als<br />

wäre die Welt untergegangen.<br />

Ich behaupte, die Gemeindearbeit<br />

läuft gut. Was wir jetzt brauchen,<br />

ist, dass die beiden Pfarrstellen<br />

wieder besetzt werden,<br />

damit es wieder eine dauerhafte<br />

Perspektive gibt.“<br />

?: „Könnten <strong>Sie</strong> sich vorstellen,<br />

dass in Schlangen dauerhaft nur<br />

eine Pfarrstelle besetzt wird <strong>und</strong><br />

damit weitreichende Aufg<strong>ab</strong>en<br />

vom Kirchenvorstand übernommen<br />

werden also Nicht-Theologen<br />

die Aufsicht von sozialen<br />

Einrichtungen übernehmen?“<br />

Balke: „Das evangelische Leitungsverständnis<br />

ist, dass der<br />

Kirchenvorstand, also Kirchenälteste<br />

<strong>und</strong> Pfarrer, gemeinsam<br />

die Leitung der Gemeinde bilden.<br />

Nur weil jemand Theologie<br />

studiert hat, hat er nicht die<br />

G<strong>ab</strong>e, Finanz-, Bau- oder Personalfragen<br />

zu lösen. Wenn so<br />

etwas von Kirchenältesten übernommen<br />

würde, hätten Pfarrer<br />

mehr Zeit für ihre eigentlichen<br />

pastoralen Aufg<strong>ab</strong>en. Jeder<br />

Pfarrer kann froh sein, in diese<br />

Gemeinde mit einem gut funktionierenden<br />

Kirchenvorstand zu<br />

kommen.“<br />

?: „Was kann der Kirchenvorstand<br />

tun, um Kritiker zurückzuholen<br />

<strong>und</strong> den Konflikt fair<br />

weiterzuführen?“<br />

Balke: „Er möchte deeskalieren.<br />

Das heißt meistens schweigen.<br />

Aber er sollte auch die Kommunikation<br />

herstellen. Ich würde<br />

sagen: Sucht das Gespräch mit<br />

den Kritikern, verteidigt eure Arbeit,<br />

die meiner Meinung nach<br />

gut ist. Ich denke, wenn ein Signal<br />

von den Kritikern käme,<br />

wäre der Kirchenvorstand zu einem<br />

internen Gespräch bereit.<br />

Dann kann man <strong>ab</strong>er auch erwarten,<br />

dass die Kritiker einen<br />

anderen Ton anschlagen.“<br />

?: „Was raten <strong>Sie</strong> den Gemein-<br />

Bendix Balke<br />

Bendix Balke, geboren 1966 in<br />

Detmold, studierte in Argentinien<br />

Theologie <strong>und</strong> ist seit<br />

1994 evangelischer Pfarrer.<br />

demitgliedern, die dem derzeitigen<br />

Kirchenvorstand mehr als<br />

kritisch gegenüberstehen? Halten<br />

<strong>Sie</strong> eine weitere Auseinandersetzung<br />

für sinnvoll?“<br />

Balke: „Selbstverständlich h<strong>ab</strong>en<br />

sie das Recht, ihre kritischen<br />

Fragen zu stellen, ohne<br />

Unterstellungen <strong>und</strong> polemische<br />

Abqualifizierungen. Ich<br />

h<strong>ab</strong>e manchmal das Gefühl,<br />

dass da alte Rechnungen beglichen<br />

werden sollen. Die meisten<br />

Punkte sind überzogene<br />

Bewertungen in diesem Plagiat<br />

des Gemeindebriefes. Manche<br />

Kritik berücksichtigt nicht die<br />

besondere Situation, dass in<br />

kurzer Zeit zwei Pastoren gesucht<br />

werden mussten <strong>und</strong><br />

nicht gef<strong>und</strong>en werden konnten.“<br />

?: „... <strong>wo</strong>für der Kirchenvorstand<br />

selbst verant<strong>wo</strong>rtlich ist.“<br />

Balke: „Christian Brehme ist<br />

nicht wegen des Kirchenvorstandes<br />

gegangen.“<br />

?: „Der Klassentag Horn, dem<br />

<strong>Sie</strong> angehören, hatte einen Vorschlag<br />

gemacht, dass dieser<br />

Kirchenvorstand sich auflöst<br />

<strong>und</strong> die beiden Pfarrer der<br />

<strong>Schlänger</strong> Gemeinde (Dr. Thomas<br />

Friebel <strong>und</strong> Christian Brehme)<br />

ihr Amt niederlegen.“<br />

Balke: „Von außen betrachtet<br />

h<strong>ab</strong>e ich damals den Kirchenvorstand<br />

<strong>und</strong> seine Auflösung<br />

auch anders bewertet, als ich<br />

ihn jetzt in seinem konkreten<br />

Miteinander erlebt h<strong>ab</strong>e. Die<br />

Gemeinde hat heute wieder eine<br />

gute Chance, wenn beide Pfarrstellen<br />

besetzt werden.“<br />

?: „... es hat sich bislang niemand<br />

auf die vakante Pfarrstelle<br />

be<strong>wo</strong>rben …“<br />

Balke: „Das finde ich bedauer-<br />

Sein Pfarramt <strong>und</strong> Vikariat <strong>und</strong><br />

erstes Pfarramt <strong>ab</strong>solvierte er<br />

in Erfurt. Seit 1999 ist er für die<br />

Lippischen Landeskirche in<br />

der Gemeinde Leopoldstal tätig<br />

<strong>und</strong> dort auch Vorsitzender<br />

des Kirchenvorstandes.<br />

Seit Februar 2010 ist Bendix<br />

Balke darüber hinaus mit einer<br />

25%-Stelle bei der ev.-ref. Kirchengemeinde<br />

Schlangen beschäftigt.<br />

Der ledige Pfarrer arbeitet zudem<br />

als Notfallseelsorger <strong>und</strong><br />

war in verschiedenen Kirchengemeinden<br />

<strong>und</strong> diakonischen<br />

Einrichtungen im Einsatz. Die<br />

Arbeit in Kindertagesstätten<br />

kennt er aus dieser Tätigkeit<br />

lich. Diese Gemeinde ist keine<br />

Katastrophe, <strong>und</strong> es würde ihr<br />

gut tun, wenn wenigstens ein<br />

Pfarrer dauerhaft eingestellt<br />

wäre. In dieser Gemeinde<br />

braucht man eine gewisse Freude<br />

am Ärmel aufkrempeln. Ich<br />

denke, dass es in Deutschland<br />

Pfarrer gibt, die sich sagen: „Ich<br />

nehme mich dieser Gemeinde<br />

an.“ Und ich glaube, dass der<br />

Konflikt innerhalb eines Jahres<br />

konstruktiver Arbeit beigelegt<br />

werden kann. Man muss das lösungsorientierte<br />

Denken sehr<br />

stark verinnerlichen. Natürlich<br />

<strong>wo</strong>llen alle, dass die Stellen besetzt<br />

sind. Ich denke, es wäre<br />

gut, das Dauerfeuer der Kritiker<br />

einzustellen. Das würde die Motivation<br />

erhöhen. Der Konflikt ist<br />

sicherlich der Haupthinderungsgr<strong>und</strong>.<br />

Der Kirchenvorstand bemüht<br />

sich, diesen zu überwinden.<br />

Dafür kann man ihm nur<br />

gutes Gelingen <strong>und</strong> Gottes Segen<br />

wünschen!“<br />

?: „Vielen Dank für das Interview.“<br />

�<br />

Turm der ev.-ref. Kirche in<br />

Schlangen.<br />

Das Wechselspiel von Licht <strong>und</strong><br />

Schatten gilt <strong>wo</strong>hl auch für den<br />

Kirchenvorstand.<br />

ebenso wie den Dienst am<br />

Menschen in der ambulanten<br />

<strong>und</strong> stationären Pflege.<br />

Bendix Balkes zweites berufliches<br />

Standbein ist das Coaching,<br />

bei dem er Menschen in<br />

schwierigen Lebenslagen begleitet<br />

<strong>und</strong> sie bei der Lösung<br />

ihrer Probleme unterstützt.<br />

Er ist Mitglied der Deutschen<br />

Gesellschaft für Coaching<br />

(DGfC).<br />

Anfang nächsten Jahres wird<br />

Balke die Lippische Landeskirche<br />

verlassen <strong>und</strong> eine Pfarrstelle<br />

in der französisch-reformierten<br />

Gemeinde in Frankfurt<br />

am Main übernehmen.<br />

6 <strong>Schlänger</strong> <strong>Bote</strong> Nr. 346 · September 2010

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