Neues zum Standgeld? - Dr. Dominik Schärmer
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Aktuelles<br />
Nach deN BestimmuNgeN des ABGB kann der<br />
Absender bei verschuldetem Verzug des<br />
Frachtführers unter vorheriger Nachfristsetzung<br />
vom Frachtvertrag zurücktreten.<br />
Aber auch wenn den Absender kein eigenes<br />
Verschulden an der Verzögerung/Verhinderung<br />
trifft, kann dieser gem. § 428<br />
Abs. 2 UGB vom Vertrag zurücktreten. Der<br />
beförderungsbereite Frachtführer behält<br />
jedoch nach den allgemeinen Regeln des<br />
Zivilrechtes (§ 1168 ABGB) in diesen Fällen<br />
den Anspruch auf Zahlung der Fracht. Allerdings<br />
wird die Forderung des gesamten<br />
Frachtlohnes im Regelfall nicht berechtigt<br />
sein, da sich der Frachtführer anrechnen<br />
lassen muss, was er sich aufgrund der<br />
Nichtdurchführung des tatsächlichen Transportes<br />
erspart hat (Dieselkosten, Maut etc.).<br />
14 | StraSSenGüterVerkehr<br />
Recht<br />
Frachtführer forderte 1.200,- Euro für 19 Stunden Wartezeit<br />
<strong>Neues</strong> <strong>zum</strong> <strong>Standgeld</strong>?<br />
Es mehren sich Fälle, in denen Lkw Stunden, sogar oft Tage, auf<br />
Ladung – trotz vereinbartem Beladezeitpunkt – warten müssen.<br />
In den meisten Fällen erhalten die Frachtführer dafür auch kein<br />
<strong>Standgeld</strong>. Sehr oft enthalten Transportaufträge bzw. Allgemeine<br />
Geschäftsbedingungen (AGB) eine Klausel, die das <strong>Standgeld</strong><br />
ausschließt. Ist diese Klausel gültig?<br />
„24 Stunden standgeldfrei“<br />
Verzögerungen und Stehzeiten beim<br />
Be- oder Entladen werden oft durch<br />
den Absender bzw. Empfänger verursacht.<br />
Derartige Stehzeiten sind für den<br />
Frachtführer deshalb unangenehm, da<br />
die Disposition des Fuhrparks extrem<br />
beeinträchtigt wird – in der Praxis wird<br />
dem „wartenden Frachtführer“ meist<br />
auch kein <strong>Standgeld</strong> als Ausgleich für<br />
diese Unannehmlichkeiten ausbezahlt.<br />
Wenn der Frachtführer ein derartiges<br />
<strong>Standgeld</strong> fordert, wird meistens seitens<br />
des Auftraggebers in Österreich darauf<br />
hingewiesen, dass „für den Zeitraum von<br />
24 h kein <strong>Standgeld</strong> zustehe“. Tatsächlich<br />
wird in vielen Geschäftsbedingungen<br />
(AGB) die Klausel verwendet, dass „24 h<br />
Februar | 2011<br />
standgeldfrei sind“. Es stellt sich die Frage,<br />
ob eine derartige Klausel in Allgemeinen<br />
Geschäftsbedingungen (z.B. Transportbedingungen)<br />
auch tatsächlich zulässig bzw.<br />
wirksam ist.<br />
Der deutsche Bundesgerichtshof hat sich<br />
vor kurzer Zeit mit dieser Frage näher<br />
auseinander gesetzt, wobei an dieser Stelle<br />
aber festgehalten werden muss, dass<br />
diese Rechtsansicht zunächst nur für die<br />
deutsche Rechtslage gilt. Einige Ansätze<br />
dieses Urteils könnten aber sicherlich<br />
auch auf die österreichische Rechtslage<br />
übertragen werden.<br />
Konkreter Anlassfall<br />
Ein klagender Frachtführer forderte knapp<br />
1.200,- Euro <strong>Standgeld</strong> für eine Wartezeit<br />
von 19 Stunden. Die beklagte Partei<br />
beauftragte den klagenden Frachtführer<br />
mit dem Transport einer Komplettladung<br />
im Straßengüterverkehr. Der Transportauftrag<br />
enthielt unter anderem die Klausel<br />
„Standzeiten können nicht extra vergütet<br />
werden!“. Der Lkw stand pünktlich <strong>zum</strong><br />
vereinbarten Beladezeitpunkt an der<br />
Ladestelle bereit. Aufgrund eines technischen<br />
Defektes am Beladeort konnte die<br />
Verladung erst am nächsten Tag abgeschlossen<br />
werden.<br />
Das deutsche Handelsgesetzbuch (HGB)<br />
sieht vor, dass der Frachtführer Anspruch<br />
auf eine angemessene Vergütung (<strong>Standgeld</strong>)<br />
hat, wenn dieser über die Lade- oder<br />
Entladezeit hinaus wartet, ohne dass diese<br />
Wartezeit seinem Risikobereich zuzurechnen<br />
wäre (siehe § 412 dHGB). Eine<br />
vergleichbare ausdrückliche Regelung<br />
des <strong>Standgeld</strong>es fehlt im österreichischen<br />
UGB, wenngleich in Österreich aus den<br />
Regeln des allgemeinen Zivilrechtes (§<br />
1168 ABGB sowie gemäß § 428 UGB) ein<br />
<strong>Standgeld</strong>anspruch abgeleitet werden<br />
kann.<br />
Der deutsche BGH hat die erwähnte Klausel<br />
im Transportauftrag hinsichtlich der<br />
„<strong>Standgeld</strong>freiheit“ geprüft und ist <strong>zum</strong><br />
Ergebnis gekommen, dass der „einschränkungslose<br />
Ausschluss“ des <strong>Standgeld</strong>anspruches<br />
in Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
in einem klaren Widerspruch<br />
<strong>zum</strong> wesentlichen Grundgedanken der<br />
gesetzlichen Regelung des § 412 die<br />
dHGB steht. Die Klausel würde, nach<br />
Ansicht des deutschen Gerichtes, zu einer<br />
unangemessenen Haftungsbeschränkung<br />
zu Gunsten des Auftraggebers des Frachtführers<br />
führen (vgl. dazu BGH, Urteil vom<br />
12.5.2010-I ZR 37/09, TranspR 11/12-2010,<br />
433).
Grobe Fahrlässigkeit<br />
Selbst wenn die Grundsätze dieses deutschen<br />
Urteils nicht deckungsgleich auf<br />
die österreichische Rechtslage anzuwenden<br />
sind, würde ich davon ausgehen,<br />
dass <strong>zum</strong>indest auch in Österreich eine<br />
Klausel ungültig sein müsste, die den<br />
<strong>Standgeld</strong>anspruch des Frachtführers<br />
ausschließt, wenn der Auftraggeber grob<br />
fahrlässig die Verzögerung und somit die<br />
Zusammenfassung<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Der deutsche BGH hat den Ausschluss<br />
des <strong>Standgeld</strong>anspruches im AGB als<br />
unwirksam befunden.<br />
In Österreich gibt es zur Zulässigkeit<br />
derartiger Klauseln über den Ausschluss<br />
des <strong>Standgeld</strong>es noch keine<br />
klarstellende Entscheidung.<br />
Ansätze des deutschen Urteils können<br />
bzw. sollten auch auf die österreichische<br />
Rechtslage übertragen werden.<br />
Es ist davon auszugehen, dass bei grober<br />
Fahrlässigkeit des Auftraggebers<br />
eine derartige Vereinbarung auch in<br />
Österreich unzulässig sein müsste.<br />
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Februar | 2011 Recht<br />
Stehzeit des Lkw verursacht. Grobe Fahrlässigkeit<br />
des Vertragspartners führt im<br />
Regelfall stets <strong>zum</strong> Wegfall von Haftungsausschlüssen<br />
bzw. -begrenzungen, auch<br />
wenn die Vertragspartner beiderseits<br />
Unternehmer sind. Dies müsste auch für<br />
grob fahrlässig verursachte Stehzeiten<br />
gelten. Bei der Höhe des <strong>Standgeld</strong>anspruches<br />
wird in erster Linie auf den Ortsgebrauch<br />
abzustellen sein, der in einem<br />
Gerichtsverfahren möglicherweise durch<br />
ein Sachverständigengutachten aus dem<br />
Bereich des Transportwesens ermittelt<br />
werden müsste. n<br />
Wieviel unproduktive<br />
Wartezeit ist einem<br />
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Rechtsanwalt<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Dominik</strong> <strong>Schärmer</strong><br />
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StraSSenGüterVerkehr | 15