Nutria-Steckbrief
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6 Folgen der Ausbreitung: Nutzen – Schaden – Wirkung<br />
Der Nutzen besteht bei Farm- und Freiland-Tieren in der Pelz- und Fleischgewinnung. Die<br />
Freilandbestände wurden in Deutschland i.d.R. nicht bejagt. Als Beifang trat <strong>Nutria</strong> gelegentlich in<br />
den Fallen der Bisamjäger auf.<br />
Unser Klima ist für die <strong>Nutria</strong> normalerweise kein begrenzender Faktor. Es gibt jedoch vielfach<br />
Berichte darüber, dass besonders strenge Winter zu Einbußen führen, drastisch bei BETTAG (1988).<br />
Noch NIETHAMMER (1963) hielt Bekämpfungsmaßnahmen für überflüssig weil gerade durch die<br />
natürliche Regulierung im Winter die Gefahr einer explosiven Ausbreitung in Deutschland nicht<br />
bestehe. Dem steht die von HEIDECKE & RIECKMANN (1998) gegebene, neuere Einschätzung<br />
gegenüber, dass die <strong>Nutria</strong> regional fest etabliert ist, und die Winter zunehmend besser übersteht.<br />
Zusätzliche Regulierung erscheint also bei dieser reproduktionsstarken Art erforderlich, falls sich<br />
nennenswerte Schäden durch weitere Ausbreitung bzw. erhöhte Populationsstärke ergeben sollten.<br />
Schon RAU (1962) forderte eine Bekämpfung, da die Schäden denen des Bisam nicht nachstehen<br />
würden. Ähnlich äußerte sich Zimmermann vom Pflanzenschutzamt Kassel (NIETHAMMER 1963).<br />
Auch nach HEIDECKE & RIECKMANN (1998) sind bei zunehmender Siedlungsdichte Schäden nicht<br />
zu unterschätzen. Im Einzelnen werden genannt:<br />
• Wühltätigkeit an Ufern und Dämmen.<br />
• Störung der aquatischen und semiaquatischen Vegetation, die als gefährdet oder geschützt<br />
charakterisiert wird, durch Verzehr, Untergrabung und mechanische Störung.<br />
• Schälen ufernaher Gehölze.<br />
• Verzehr von Feldfrüchten (Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais und Getreide werden ausdrücklich<br />
genannt), Verursachung von „Wildschäden“.<br />
• Störung von Futterstellen für Rehwild gibt BETTAG (1988) an.<br />
• Beunruhigung bzw. Konkurrenz zum Biber. Die Konkurrenz zum Bisam sollte der <strong>Nutria</strong><br />
jedoch zu Gute gehalten werden.<br />
Die meisten Kenner halten die <strong>Nutria</strong> jedoch für harmlos. Sie wird von vielen Menschen als<br />
Haustier gehalten, ist regelmäßig in Zoos zu finden, wurde in Rom (s. o.) heftig in Schutz<br />
genommen und als Bereicherung im städtischen Umfeld gewertet. Als Bereicherung begrüßt wird<br />
sie auch von BETTAG (1988). Die Art nimmt nach SCHRÖPFER & STUBBE (1992) eine von keiner<br />
einheimischen Art genutzte ökologische Nische ein. Das in Südamerika stark zurückgedrängte Tier<br />
(es bestand zeitweise die Gefahr der Ausrottung) hat somit in anderen Weltgegenden Möglichkeiten<br />
der weiteren Existenz gefunden. Sie sollten ihm nach Möglichkeit nicht genommen werden.<br />
Zur Entscheidung fehlt eine quantifizierbare ökonomische und ökologische Schadensanalyse. In der<br />
Zeit der Renaturierung von Gewässern sollte die Untergrabung einer Böschung oder die<br />
Überschwemmung einer Aue nicht unbedingt als Schaden angesehen werden. Die medizinischen<br />
Folgewirkungen (Parasiten usw.) sind zu untersuchen. Die vermuteten ökologischen Folgen<br />
müssten präzisiert werden. Wird dadurch wirklich ein nennenswerter Schaden nachgewiesen, so<br />
spricht nichts gegen Bestandsreduzierung bis zur Ausrottung.<br />
Die Bekämpfungsmethode bleibt unklar. Allgemeine Aufnahme in das Jagdrecht stößt auf<br />
Widerstand, da sonst die Jägerschaft für Wildschäden haftbar gemacht würde. Die ohnehin tätigen<br />
Bisamjäger bieten sich als Kontrollinstanz an. Allerdings wird ihre Zahl zunehmend reduziert und<br />
sie müssten spezifische Fallen bzw. Verfahren einsetzen, entwickeln bzw. erlernen.