Nutria-Steckbrief
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Freilandvorkommen in Europa<br />
Frankreich. Farmhaltung erfolgte wahrscheinlich seit 1880, gewiss seit 1930. Seitdem ist<br />
Ausbreitung im Freiland durch Entkommene häufig beobachtet worden (J. GIBAN in NIETHAMMER<br />
1963).<br />
In den Jahren 1930 bis 1960 gab es in mindestens 65 der 90 Departements <strong>Nutria</strong>farmen; nur ein<br />
kleiner Prozentsatz der zahlreichen Fälle, in denen <strong>Nutria</strong>s entwichen sind, wurde der Öffentlichkeit<br />
oder amtlichen Stellen bekannt. Aber schon diese sind zahlreich und über ganz Frankreich<br />
verstreut. Kleine Kolonien, die weniger als zehn Jahre bestanden, gab es z.B. an folgenden Orten:<br />
Um die Stadt Robecq (Dep. Nord) bis 1954; Seinemündung 1946 bis 1951; Iton (kleiner Nebenfluß<br />
der Eure, die durch die Stadt Evreux fließt) 1934 bis 1938; Dep. Orne hier und<br />
da zwischen 1938 und 1951; Dep. Mayenne hier und da, verschwanden mit der großen<br />
Trockenheit im Sommer 1959; 40 km nordöstlich von Orleans 1956 bis 1959 (Dep. Loiret).<br />
Besonders bekannt wurden die beiden folgenden Kolonien: 1932 wurde eine große Freilandzucht in<br />
einem Sumpf in Yvoy le Marron in der Sologne, 30 km südlich Orléans, angelegt. Die in völliger<br />
Freiheit lebenden <strong>Nutria</strong>s bewohnten 1937 ein Gebiet von 25x12 km, wurden aber durch Jäger bis<br />
zum Beginn des Krieges ausgerottet. Im Dep. Somme wurden 1933 und 1934 in der Umgebung von<br />
Amiens und bei Péronne viele <strong>Nutria</strong>s gefangen. Im Jahre 1949 kam die Art noch an verschiedenen<br />
Stellen an der Somme und der Avre (Nebenfluß der Somme) zwischen Amiens und Péronne vor,<br />
jedoch scheint sie auch hier 1960 ganz verschwunden zu sein. Zwei starke Kolonien bestanden fort:<br />
An der Grenze der Dep. Aube und Marne im Tal der Aube und in den umgebenden Sümpfen.<br />
Weiterhin in der Normandie in den Tälern der beiden Küstenflüsschen Dive und Touque. Die Tiere<br />
stammen aus einer großen, in der Normandieschlacht 1944 aufgelassenen Farm.<br />
Über die bisherigen <strong>Nutria</strong>funde im Elsass berichten GOUIN, BUSSER & GEISSERT (1959). Eine<br />
freilebende Population scheint hier zwischen dem Wald von Hagenau und dem Rhein zu bestehen,<br />
wo seit 1952 13 <strong>Nutria</strong>s erbeutet wurden. Von hier stammt wohl der o. g. Bestand in der<br />
benachbarten Südpfalz.<br />
In der Schweiz und in Österreich gibt es <strong>Nutria</strong>haltungen und vereinzelt Berichte über<br />
entkommene Stücke. Feste Freilandpopulationen scheinen zu fehlen.<br />
Aus den Niederlanden und Belgien sind fast überall einzelne Fänge bekannt geworden. Sie<br />
nahmen ab mit der Schließung einiger <strong>Nutria</strong>farmen. Regelmäßig werden Tiere an Alter Ijssel,<br />
Swalm und Rur gefangen, die vermutlich von Kolonien auf deutscher Seite stammen (VAN<br />
WIJNGAARDEN in NIETHAMMER 1963).<br />
In Dänemark wurden kurz nach dem zweiten Weltkrieg entkommene <strong>Nutria</strong>s häufig erlegt.<br />
Dauerhafte Kolonien scheinen sich hieraus aber nicht ergeben zu haben. Ähnlich in Norwegen.<br />
In England wurden nach FITTER (1959) von 1929 bis zu Kriegsbeginn 49 <strong>Nutria</strong>farmen gegründet,<br />
in Schottland zwei. Die ersten Farmflüchtlinge bemerkte man 1932. Bis 1939 sind dann auf den<br />
Britischen Inseln an 39 Stellen <strong>Nutria</strong>s entwischt und zwischen 1940 und 1945 weitere 23 gemeldet<br />
worden. Nur an zwei Stellen haben sie sich erfolgreich angesiedelt (1943 bis 1945): Im Süden von<br />
Norfolk, an etwa 60 km der Flüsse Yare, Wensum und Tas, dann an einem kurzen Stück der<br />
Themse im südlichen Buckinghamshire. Möglicherweise existieren auch kleine<br />
Kolonien an der Ouse (Sussex) und in Somerset. In der Norfolker Kolonie wurden allein zwischen<br />
1943 und 1945 193 <strong>Nutria</strong>s erbeutet. Nach drei Eindämmungskampagnen heute nur noch frei<br />
lebend in Norfolk und Suffolk.