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Schaufenster Kultur.Region Oktober/November 2013 - Museen ...

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Nachrichten aus der <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> Niederösterreich . <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />

schaufenster<br />

<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />

Wenn die Tage kürzer werden<br />

Haus der <strong>Region</strong>en / Bordunmusik . Museumsdorf Niedersulz / Alte Obstsorten<br />

<strong>Kultur</strong>preise Niederösterreich <strong>2013</strong> / Preisträger Volkskultur & <strong>Kultur</strong>initiativen<br />

P.b.b. · Vertragsnummer 10Z038552S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295


WIEN NORD<br />

ach VorNe<br />

SchaueN.<br />

Wir SchaffeN daS.<br />

Seit 90 JahreN.<br />

Ein Jubiläum ist ein schöner Anlass, um sich zurückzulehnen<br />

und den Blick auf Vergangenes zu richten. Viel lieber<br />

blicken wir aber in die Zukunft und freuen uns auf viele<br />

weitere Jahre in denen wir gemeinsam mit Ihnen<br />

all das schaffen, was Sie sich vornehmen.<br />

www.noevers.at


EinBlick / 3<br />

Editorial<br />

Wissen<br />

Erst Kreativität und Ausbildung kultureller<br />

Kompetenzen vollenden den Menschen.<br />

Ein Plädoyer.<br />

Stell dich nicht dümmer als du bist, mit solch einer Bemerkung wurden<br />

so manche Schülerin und so mancher Schüler vor noch nicht<br />

allzu langer Zeit heruntergemacht und vor der ganzen Klasse verhöhnt.<br />

Was seinerzeit zum normalen Schulalltag gehören mochte,<br />

kommt heute kaum mehr einer Pädagogin oder einem Pädagogen<br />

über die Lippen. Im gesellschaftlichen Diskurs dagegen gewinnt man<br />

da und dort den Eindruck, sich dümmer geben zu müssen sei geradezu<br />

notwendig – und in der Folge salonfähig geworden.<br />

Ein Thema umfassend zu betrachten und eingehender darzustellen,<br />

wird ja recht gern als fad, uninteressant und zu kompliziert heruntergemacht.<br />

Simplifizieren liegt im Trend, also die Vereinfachung komplexer<br />

Inhalte bei gleichzeitigem Ausblenden der gedanklichen<br />

Grundlagen. Nur schön an der Oberfläche bleiben, lautet das Motto,<br />

denn wer möchte schon mit theoretischem Know-how belästigt werden.<br />

Und außerdem: Wissen findet sich lieber auf dem Niveau von<br />

Rateshows angesiedelt: Welches Auto fährt Rihannas Frisör Wann<br />

fand der (wirklich) letzte Musikantenstadl statt Wer erfand den<br />

Dudelsack Wie heißt die Hauptstadt von Absurdistan A, B, C oder<br />

D, drücken Sie auf die richtige Taste!<br />

Geht es im Quiz nur um den Aufstieg in die nächste Runde, so fordert<br />

das wirkliche Leben Entscheidungen, die für weitere Entwicklungen<br />

nicht nur wesentlich, sondern im Ergebnis auch unumkehrbar sein<br />

können. Ja, wenn ich das gewusst hätte, mit solch einer Floskel werden<br />

Fehleinschätzungen üblicherweise eingestanden, aber erst, wenn<br />

es zu spät ist. Ob nun ein Kleidungsstück als Tracht gelten soll oder<br />

ein Lied als kunstvoll oder kitschig bewertet wird, ist sicher seriös<br />

und wissenschaftlich fundiert nachzuweisen. Für das Gesamtwohl<br />

der Menschen ist aber jenes Wissen relevant, das über die Gesundheit<br />

oder die Rechte und Pflichten der Bürger in einem konkreten politischen<br />

System Auskunft gibt. Hier sind Entscheidungskompetenz und<br />

die Fähigkeit zum Ausgleich verschiedener Positionen angesagt: nicht<br />

bloß herbeigeredet, angedichtet oder suggeriert, sondern tatsächlich<br />

ausgebildet.<br />

Nicht zuletzt aus diesem Grund wird die <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich<br />

ihre Angebotspalette zur Ausbildung und Aneignung von Wissen<br />

und Kreativität weiter ausbauen. <strong>Kultur</strong>elle Kompetenz und<br />

künstlerisches Schaffen sind integrierende Bestandteile des menschlichen<br />

Lebens und weit mehr als philanthrope Freizeitangelegenheiten.<br />

Dorli Draxler, Edgar Niemeczek<br />

MusikSCHUL<br />

management<br />

KULTUR . REGION<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Top-Termine / 4<br />

<strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />

TOP-TERMINE<br />

HANDWERKSMARKT<br />

——————————————————<br />

So, 6. 10. <strong>2013</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

Brandlhof<br />

3710 Radlbrunn 24<br />

——————————————————<br />

Beim traditionellen Handwerksmarkt<br />

steht heuer die Keramik im Mittelpunkt;<br />

auch in der Musik, denn es spielt die Sieghartskirchner<br />

Pfeiferlmusik mit den Okarinas<br />

zum Frühschoppen auf.<br />

Keramiker aus Ungarn, der Slowakei und<br />

Österreich stellen ihr Handwerk vor, Traditionelle<br />

irdene Waren mit ihren überlieferten<br />

Mustern werden hier ebenso präsentiert<br />

wie moderne Formen. Und es gilt wieder,<br />

den Handwerkern über die Schulter zu<br />

sehen mit ihnen ins Gespräch zu kommen.<br />

Im Brandlhof wird Handwerk erlebbar.<br />

—————<br />

Information<br />

Tel. 02956 81222<br />

brandlhof@volkskulturnoe.at<br />

www.volkskulturnoe.at/brandlhof<br />

SALTERINA<br />

——————————————————<br />

Fr, 25. 10. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

Donaulände 56<br />

3504 Krems-Stein<br />

——————————————————<br />

Das Ensemble Salterina bietet im Haus<br />

der <strong>Region</strong>en ein Konzert unter dem Motto<br />

„Ländlicher Tanz & Höfische Eleganz“. Das<br />

Salterio war im 18. Jahrhundert ein Vorgänger<br />

des Hackbretts. Ursprünglich in der<br />

Kirchenmusik eingesetzt, fand es nach und<br />

nach in virtuoser Spielweise den Einzug in<br />

die weltliche Musik.<br />

Im Programm finden sich höfische Musik<br />

aus Barock und Renaissance sowie traditionelle<br />

Volksmusik dieser Epochen. Gespielt<br />

werden Sonaten und Variationen, Duette<br />

für zwei Hackbretter, virtuose Kompositionen<br />

von Vivaldi und Corelli sowie<br />

ländlerische Tänze von Mozart. Zu hören<br />

sind Hackbrett, Gitarre, Harfe und Kontrabass.<br />

——————<br />

Information<br />

Tel. 02732 85015<br />

www.volkskultureuropa.org<br />

JUNGE MEISTER<br />

Preisträger<br />

NÖ Volksmusikwettbewerb<br />

——————————————————<br />

Sa, 16. 11. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

Donaulände 56<br />

3504 Krems-Stein<br />

——————————————————<br />

Beim Niederösterreichischen Volksmusikwettbewerb<br />

treten jährlich Musiker und<br />

Sänger aus Musikschulen unseres Bundeslandes<br />

sowie Familienmusiken an. Auch<br />

im Jahr <strong>2013</strong> nahmen wieder zahlreiche<br />

hervorragende Solomusiker und Ensembles<br />

am Volksmusikwettbewerb teil und<br />

bewiesen die Vitalität der jungen Volksmusik.<br />

Jene der ausgezeichneten Preisträger,<br />

die beim Wettbewerb im Mai einen<br />

ersten Preis erlangten, werden im Haus der<br />

<strong>Region</strong>en auf die Bühne gebeten. Mit einem<br />

abwechslungsreichen Volksmusikprogramm<br />

zeigen die jungen Talente solistisch oder in<br />

Ensembles ihr musikalisches Können.<br />

—————<br />

Information<br />

Tel. 02732 85015<br />

www.volkskultureuropa.org<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Inhalt / 5<br />

<strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />

INHALT<br />

350 Jahre Landespatron<br />

6 / Hl. Leopold<br />

——————<br />

Naturgartenfest & Herbstfest<br />

9 / Ein Fest für Gärten<br />

und gute Taten<br />

——————<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

10 / Bordunmusik<br />

——————<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

12 / Norwegen zu Gast<br />

——————<br />

Kremser Kamingespräche<br />

13 / Selbermachen<br />

——————<br />

Volkskultur<br />

14 / Musik<br />

——————<br />

NÖ <strong>Kultur</strong>preisträger <strong>2013</strong><br />

16 / Helga Maria Wolf<br />

——————<br />

NÖ <strong>Kultur</strong>preisträger <strong>2013</strong><br />

17 / Familienmusik Zehetner &<br />

pink noise<br />

——————<br />

Musikschulen<br />

18 / Kindergarten-Kooperation<br />

——————<br />

Chorszene<br />

20 / Markus Pfandler<br />

——————<br />

Jazz<br />

23 / mm jazzfestival St. Pölten<br />

——————<br />

Weinviertel<br />

24 / Das Literaturviertel<br />

——————<br />

Mostviertel<br />

26 / Stubenmusik Berger<br />

——————<br />

Mostviertel<br />

27 / Mariazellerbahn<br />

——————<br />

Waldviertel<br />

28 / Abfischen<br />

——————<br />

Handwerk<br />

30 / Kaffeerösterei<br />

——————<br />

Ethnologie<br />

32 / Das „Kronprinzenwerk“<br />

——————<br />

Auslage<br />

34 / Bücher, CDs & feine Ware<br />

——————<br />

Museumsdorf Niedersulz<br />

36 / Obstgärten & Dorffest<br />

——————<br />

Museum Horn<br />

39 / Urgeschichtesammlung<br />

——————<br />

Stift Zwettl<br />

40 / Schatzkammer<br />

——————<br />

Stadtmuseum Wr. Neustadt<br />

42 / Jüdisches Familienalbum<br />

——————<br />

Mährisch-Schlesisches Museum<br />

43 / Schuberts Familie<br />

——————<br />

W.-H.-Auden-Museum Kirchstetten<br />

44 / Kunst im öffentlichen Raum<br />

——————<br />

Nachschau<br />

46 / Dirndlgwandsonntag<br />

——————<br />

<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />

47 / Fortbildung<br />

——————<br />

<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />

49 / Intern & Zwischen<br />

Himmel und Erde<br />

——————<br />

50 / Die letzte Seite<br />

——————<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger,<br />

Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl,<br />

Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Michael Ambrosch, Mag. Doris Buchmann, Mag. Ricarda Denzer, MMag. Wolfgang Ch. Huber, Otto K. Knoll,<br />

Toni Kurz, Mag. Silvia Reiß, Mag. Josef Schick, Stefan Straubinger, Dr. P. Martin Strauß OCist, Dr. Helga Maria Wolf. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen:<br />

Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660,<br />

office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer.<br />

Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH.<br />

Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434.<br />

Copyrights: <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv<br />

der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und <strong>Kultur</strong> und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer<br />

Berücksichtigung der <strong>Region</strong>alkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise.<br />

Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise<br />

auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln.<br />

Cover: SpuimaNovas, Foto: z. V. g.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


350 Jahre Landespatron / 6<br />

Hl. Leopold<br />

SOHN DES<br />

HL. PETRUS<br />

Der Babenberger Markgraf Leopold III. der Heilige (um 1075–15. 11. 1136) wurde 1663<br />

vom Habsburger Kaiser Leopold I. zum Patron aller österreichischen Länder erhoben.<br />

Rückenschild vom Markgrafen-Ornat, Klosterneuburg, um 1640. Foto: Stift Klosterneuburg<br />

Kaiser Leopold I. war als letztgeborener Sohn<br />

von Ferdinand III. für eine geistliche Laufbahn<br />

vorgesehen und dementsprechend auch<br />

erzogen. Der Tod seines Bruders Ferdinand<br />

(1654) brachte für den Erzherzog von heute<br />

auf morgen einen Richtungswechsel in das<br />

Amt des Thronfolgers; bald darauf wurde<br />

ihm auch die Kaiserwürde zuteil. Für Leopold<br />

I., der um die großen Verdienste seines<br />

von ihm hochverehrten Namenspatrons<br />

wusste, war es daher schlüssig, Markgraf Leopold<br />

III. zum Landespatron zu erheben. Die<br />

Habsburger sahen zudem auch in den Babenbergern<br />

ihre Vorgänger im Herrscheramt.<br />

Dem Babenberger Leopold III. ist es u. a.<br />

gelungen, zur Ausbildung des österreichischen<br />

Landesfürstentums entscheidend beizutragen,<br />

sodass man von ihm als ersten<br />

österreichischen Landesfürsten sprechen<br />

kann.<br />

Leopold I. wallfahrte seit 1661 fast jährlich an<br />

seinem Namenstag zum Grab Leopolds III.<br />

des Heiligen nach Klosterneuburg und legte<br />

damit den Grundstein zur „Österreichischen<br />

Staatswallfahrt“, die bis in das 18. Jahrhundert<br />

das Leopoldifest in Liturgie und Brauch<br />

prägte. Das Leopoldifest am 15. <strong>November</strong><br />

hat in Klosterneuburg auch in unserer Zeit<br />

einen hohen Stellenwert im Land. Die Leopoldiwallfahrten<br />

sind zentraler Gegenstand<br />

des Leopoldifestes, begleitet von Brauchveranstaltungen<br />

wie Fasslrutschen, Leopoldimarkt<br />

und Weinverkostung.<br />

Österreichischer Erzherzogshut<br />

Die Bedeutung Markgraf Leopolds III. für<br />

das Haus Habsburg ist bereits auf eine lange<br />

Tradition vor Leopold I. zurückzuführen.<br />

Der Habsburger Albrecht II., dessen Ehe mit<br />

Johanna von Pfirt 15 Jahre lang kinderlos<br />

blieb, wallfahrte nach der Geburt seines Kindes<br />

Rudolf 1339 regelmäßig nach Klosterneuburg<br />

zum Grab Leopolds III. Herzog Rudolf<br />

IV., der Sohn Albrechts II., unternahm 1358<br />

den ersten Anlauf zum Heiligsprechungsprozess<br />

Leopolds III. Im 15. Jahrhundert werden<br />

dem milden Markgrafen zahlreiche Gebetserhörungen<br />

zugeschrieben, was natürlich<br />

einen zweiten Anlauf für einen Heiligsprechungsprozess<br />

1465 begünstigte. 1485 wurde<br />

der Babenberger Markgraf Leopold III. vom<br />

Papst in die Schar der Heiligen aufgenommen.<br />

Erzherzog Maximilian III. schenkte<br />

1616 dem Stift Klosterneuburg als neue heilige<br />

Landeskrone und als Gegenstück zur<br />

ungarischen Stephanskrone und zur böhmischen<br />

Wenzelskrone den Österreichischen<br />

Erzherzogshut.<br />

Leopold III., erster österreichischer Landesfürst<br />

und Landespatron von Österreich,<br />

erfreute sich auch bei großen Verantwortungsträgern<br />

des 20. Jahrhunderts, wie einem<br />

Leopold Figl, der maßgeblich zur Freiheit<br />

und zum Frieden Österreichs nach 1945 beitrug,<br />

großen Zuspruchs. Leopold Figl gestaltete<br />

„aus dem Glauben heraus“, wie sein Sohn<br />

Johannes in einem Gespräch mitteilte, sein<br />

Leben in Familie und Politik.<br />

Leopold III. wurde wegen seiner besonderen<br />

Glaubenstreue in einem Schreiben des<br />

Papstes im Jahr 1135 die Auszeichnung zuteil,<br />

„er wolle ihn wie einen Sohn des heiligen<br />

Petrus ehren“. /<br />

Text: Otto Kurt Knoll<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


350 Jahre Landespatron / 7<br />

Hl. Leopold · 350 Jahre Landespatron<br />

LEOPOLD<br />

IN DER KUNST<br />

Das Bild des hl. Leopolds variiert – je nachdem, ob er eher in spiritueller oder<br />

in staatstragender Funktion dargestellt wird.<br />

Darstellungen bischöflicher Heiliger und<br />

Kirchenväter herleiten. Einen Mann mit den<br />

Leopold zugeschriebenen Charakterzügen<br />

konnte man sich nicht als jungen Heißsporn<br />

vorstellen, er musste von der Weisheit des<br />

Alters gezeichnet sein. Tatsächlich wurde er<br />

für seine Zeit außergewöhnlich alt (über<br />

60 Jahre) – und das war wohl auch den<br />

Schöpfern dieser Bilder und Statuen bewusst.<br />

Der volkstümliche Markgraf<br />

Um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert<br />

hat Rueland Frueauf d. J. dann den Markstein<br />

gesetzt, mit dem Leopold vor unseren Augen<br />

endgültig Gestalt angenommen hat. Seine<br />

Bildfolge der Schleierlegende, tausendfach<br />

reproduziert, zeigt einen volkstümlichen<br />

Markgrafen, einen richtigen Landesvater,<br />

besonders schön zu sehen an dem herzlichen<br />

Händedruck, mit dem er den Baumeister des<br />

von ihm initiierten Kirchenbaus begrüßt.<br />

Rueland Frueauf d. J., Bau der Stiftskirche.<br />

Foto: Michael Zechany<br />

Als der historische Markgraf Leopold III. im<br />

Jahr 1136 starb, war der Bildtyp des Porträts<br />

in der europäischen Kunst unbekannt. Somit<br />

ist uns kein authentisches Bild dieses Mannes<br />

überliefert. Es lag an den Künstlern, eine<br />

Figur des hl. Leopold zu entwickeln, zu prägen<br />

und Jahrhunderte hindurch am Leben zu<br />

erhalten. Der uns geläufige Typus ist rund um<br />

die Heiligsprechung 1485 entstanden und hat<br />

sich dann als erstaunlich beständig erwiesen.<br />

Leopold der Heilige auf einem Stammbaum der<br />

Babenberger in einer Handschrift des Stiftsarchivs<br />

Klosterneuburg.<br />

Der Markgraf ist üblicherweise als älterer,<br />

langhaariger und vollbärtiger Mann dargestellt.<br />

Auf dem Kopf trägt er den Österreichischen<br />

Erzherzogshut, in den Händen das<br />

Modell der Stiftskirche oder die Fahne des<br />

Landes, je nachdem, ob er eher in spiritueller<br />

oder in staatstragender Funktion dargestellt<br />

wird. Die gesamte Erscheinung drückt herrscherliche<br />

Würde, Weisheit und Milde aus.<br />

Der Grundtypus der Figur lässt sich von den<br />

Die Attribute Erzherzogshut, Fahne und Kirchenmodell<br />

zusammen mit der langbärtigen<br />

Erscheinung begleiten ihn dann durch die<br />

folgenden Jahrhunderte. In der Barockzeit<br />

gerät er gern in Ekstase, fährt himmelwärts<br />

oder wird von überirdischen Erscheinungen<br />

mitgerissen, ganz wie es der kompositionelle<br />

Schwung der Altäre erforderte.<br />

Für die Habsburger, die wie alle großen europäischen<br />

Herrscherhäuser bestrebt waren,<br />

sich möglichst tief in der Geschichte verwurzelt<br />

zu wissen, wurde Leopold besonders seit<br />

dem 17. Jahrhundert eine Art Haus- und<br />

Familienheiliger. Das äußerst sich unter<br />

anderem darin, dass kaiserliche Prinzen<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


350 Jahre Landespatron / 8<br />

Hl. Leopold, Maximilian Lenz,1904, Öl auf Karton (Mosaikentwurf), Stiftsmuseum Klosterneuburg,<br />

Inv.Nr. GM 571. Foto: Michael Himml.<br />

gerne auf den Namen Leopold getauft wurden,<br />

nicht zuletzt Kaiser Leopold I., dem wir<br />

die Erhebung seines Namensheiligen zum<br />

Landespatron von Niederösterreich verdanken.<br />

Diese Ahnenfunktion beginnt ihn nun<br />

aber zusehends zu drücken, er wird immer<br />

älter. Im 19. Jahrhundert hat man bei manchen<br />

Darstellungen den Eindruck, es handele<br />

sich bei ihm um einen zwar milden und fürsorglichen,<br />

aber doch schon ziemlich müden<br />

Großpapa – ganz anders als seine Kollegen<br />

aus den anderen Kronländern: der heißblütige,<br />

dynamische Stefan in Ungarn und der<br />

jugendliche Märtyrer Wenzel in Böhmen.<br />

Das „wahre“ Gesicht<br />

Das 20. Jahrhundert sieht auf der einen Seite<br />

Versuche, aufgrund naturwissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse aus Anatomie und Anthropologie<br />

das „wahre“ Gesicht Leopolds zu rekonstruieren<br />

– was letztlich doch wieder zu einer<br />

idealisierten Darstellung führt. Auf der anderen<br />

Seite erleben wir Elemente eines Historismus,<br />

der bis dahin unbekannt war: den<br />

bewussten Rückgriff auf die ältesten zur Verfügung<br />

stehenden Vorlagen, die aus einer Zeit<br />

stammen, in der das altbekannte Leopoldsbild<br />

noch nicht ausgeprägt war.<br />

Anlässlich des 800. Todestages des Heiligen<br />

1936 wurde am Niederösterreichischen<br />

Landhaus in der Herrengasse in Wien ein<br />

Mosaik nach einem Entwurf von Leopold<br />

Schmid angebracht, dessen Darstellung sich<br />

auf die Glasmalereien aus den Stiften Klosterneuburg<br />

und Heiligenkreuz zurückführen<br />

lässt – es sind, obzwar lange nach seinem Tod<br />

entstanden, tatsächlich die ersten bewussten<br />

Darstellungen dieses Herrschers. Für die Initiatoren<br />

des zeitgenössischen Kunstprojekts<br />

2012/13 im Zuge der Ausstellung „Heiliger<br />

Leopold – Mensch, Politiker, Landespatron“<br />

im Landesmuseum Niederösterreich stand<br />

außer Frage, dass die Person des Heiligen nur<br />

lebendig bleiben kann, wenn es gelingt, weiterhin<br />

Künstlerinnen und Künstler für sie zu<br />

interessieren.<br />

„Schutzgespenst“ & Filmheld<br />

Und sie ließen sich interessieren und inspirieren<br />

und haben der Leopolds-Ikonographie<br />

teilweise überraschend neue und originelle<br />

Elemente hinzugefügt: Leopold als „Schutzgespenst“,<br />

als Filmheld oder in der antikisierenden<br />

Toga. Die Werke, die hier entstanden<br />

sind, so unterschiedlich sie auch sein mögen,<br />

zeigen eines ganz deutlich: Die Kunst hält den<br />

hl. Leopold lebendig – und das gibt Hoffnung<br />

für die Zukunft. /<br />

Text: Wolfgang Ch. Huber<br />

RUND UM LEOPOLDI<br />

———————————————————<br />

Bis So, 26. 1. 2014<br />

Hl. Leopold – Mensch –<br />

Politiker – Landespatron<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di–So, Fei 9.00–17.00 Uhr<br />

In enger Kooperation mit dem Stift Klosterneuburg<br />

wird versucht, zunächst den<br />

Menschen Leopold III. fassbar zu machen,<br />

was sich ohne direkte Zeugnisse als überaus<br />

schwierig gestaltet. Alle Nachrichten,<br />

Mythen und Legenden sind nach seinem<br />

Tod entstanden und haben das Bild von<br />

ihm im Laufe der Zeit überlagert. Über<br />

eine Dokumentation der Lebensumstände<br />

des 12. Jahrhunderts soll der Person nahe<br />

gekommen werden.<br />

Landesmuseum Niederösterreich<br />

3100 St. Pölten, <strong>Kultur</strong>bezirk 5<br />

Tel. 02742 908090<br />

www.landesmuseum.net<br />

—<br />

So, 17. 11. <strong>2013</strong>, 14.00 Uhr<br />

Leopoldisingen<br />

Zisterzienserstift Zwettl<br />

Eintritt frei<br />

Bereits zur Tradition geworden ist das<br />

Leopoldisingen der niederösterreichischen<br />

Bäuerinnensinggruppen, das diesmal<br />

im Zisterzienserstift Zwettl erklingt.<br />

Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Bäuerinnen, Landwirtschaftskammer<br />

Niederösterreich und der Chorszene<br />

Niederösterreich bittet die Volkskultur<br />

Niederösterreich am 17. <strong>November</strong> Bäuerinnensinggruppen<br />

auf die Bühne, um das<br />

Publikum mit geistlichen Volksliedgut zu<br />

erfreuen, die von Herzen kommen.<br />

—<br />

Fr, 1. u. 8. 11. <strong>2013</strong>, 16.00 Uhr<br />

So, 3. u. 10. 11. <strong>2013</strong>, 10.30 u. 15.00 Uhr<br />

Es war einmal ein Schleier<br />

Schleier liegen über der frühen Geschichte<br />

Klosterneuburgs. Der Schleier der Agnes.<br />

Schleier schweben über der Donau, aus<br />

Nebelschleiern taucht das Donauweibchen<br />

auf. Das erste Veilchen wird gefunden.<br />

HE-LO hat drei Sagen aus dem Donauraum<br />

für Figurentheater dramatisiert.<br />

He-Lo Puppentheater<br />

2100 Korneuburg, Laaer Straße 32<br />

Tel. 02262 71774 od. 0650 4158190<br />

eleonore@tele2.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Nachschau / 9<br />

Naturgartenfest & Herbstfest für Hilfe im eigenen Land<br />

EIN FEST FÜR GÄRTEN<br />

UND GUTE TATEN<br />

Beim diesjährigen Naturgartenfest am 14. September standen nicht nur der Pflanzen- und<br />

Kunsthandwerksmarkt im Mittelpunkt des Geschehens: Hilfe im eigenen Land feierte parallel<br />

das 3. Herbstfest, eine Benefizveranstaltung für in Not geratene Familien.<br />

Mit einer Andacht verlieh Pater Martin<br />

Rotheneder, Stift Melk, dem Fest einen würdigen<br />

Rahmen. Anschließend begrüßte der<br />

Chef des Museumsdorfs und Geschäftsführer<br />

der <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich Dr.<br />

Edgar Niemeczek die Gäste. Landeshauptmann<br />

Dr. Erwin Pröll sprach von einem<br />

breiten <strong>Kultur</strong>verständnis in Niederösterreich:<br />

„Dort wo die <strong>Kultur</strong> des Einzelnen in der<br />

Gemeinschaft aufgeht, entsteht Kraft und<br />

Zusammenhalt. Die Menschen spüren, dass<br />

sie wieder für den Nächsten da sein müssen<br />

– ganz im Sinne der Organisation Hilfe im<br />

eigenen Land. Die Zusammenarbeit von privaten<br />

Eigeninitiativen und Staat führt zum<br />

Erfolg.“ Sissi Pröll, Präsidentin der Hilfsorganisation<br />

Hilfe im eigenen Land, freute sich,<br />

dass so viele Persönlichkeiten aus Kunst,<br />

Politik und Wirtschaft gekommen waren,<br />

um Hilfe im eigenen Land zu unterstützen.<br />

Insgesamt wurden € 7.000 gesammelt. Der<br />

Gesamterlös kommt notleidenden Familien<br />

in ganz Österreich zugute. „Über 1800 Besucher<br />

bestätigen eindrucksvoll wie gut der<br />

,Natur im Garten-Schaugarten’, das Museumsdorf<br />

sowie Musik und Tanz zusammenpassen.<br />

Wenn ein Benefizgedanke das Fest<br />

abrundet, freut mich das umso mehr“, so<br />

Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang<br />

Sobotka.<br />

Das traditionelle Volkstanzfest mit Publikumstanz,<br />

Chöre- und Singgruppen am<br />

Dorfplatz, Handwerksvorführungen und<br />

Gartenführungen durch die herbstlich blühenden<br />

und bunt gefärbten Bauerngärten<br />

des Museumsdorfs rundeten den festlichen<br />

Tag ab. /<br />

Naturgartenfest im Museumsdorf: Pflanzenmarkt, Gartenführungen und jede Menge Tipps.<br />

Foto: Dietmar Bodensteiner<br />

Dorli Draxler, Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich, Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer der<br />

<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich, Landtagsabgeordneter Rene Lobner, Sissi Pröll, Präsidentin Hilfe im eigenen Land,<br />

LH Dr. Erwin Pröll, Moderatorin Barbara Stöckl, LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka, Abg. z. NR. Ing. Hermann<br />

Schultes, Militärkommandant NÖ Brigadier Mag. Rudolf Striedinger. Foto: Dietmar Bodensteiner<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 10<br />

Bordunmusik<br />

DAS GROSSE<br />

BRUMMEN<br />

Dass Bordunmusik nichts mit verstaubten Instrumenten und eintönigen Liedern zu tun hat,<br />

beweisen im <strong>Oktober</strong> zwei Konzerte im Haus der <strong>Region</strong>en.<br />

SpuimaNovas, Bavarian Dancefloor im Haus der <strong>Region</strong>en. Foto: z. V. g.<br />

„Und i nimm mein Dudldudlsack, dudl mir<br />

auf den ganzen Tag”, so lautet der Refrain<br />

eines Hirtenliedes aus dem Flachgau in Salzburg.<br />

Was ist Bordun eigentlich Damit<br />

bezeichnet man Musik, bei der eine Melodie<br />

von einem oder mehreren permanent durchlaufenden<br />

Tönen begleitet wird. Der Begriff<br />

Bordun stammt wohl von dem französischen<br />

Wort „bourdon“ und bedeutet Hummel. Der<br />

Bordun ist seit dem Mittelalter als Bezeichnung<br />

für einen tiefen Brummton belegt.<br />

Borduninstrumente sind entsprechend Instrumente,<br />

bei denen zur Melodie ein oder<br />

mehrere gleichbleibende Töne erklingen. In<br />

der Regel Grundton oder Quint oder beides.<br />

Die Drehleier sowie der Dudelsack gehören<br />

zu den Borduninstrumenten. Während bei<br />

der Drehleier die Tonerzeugung über ein Rad<br />

erfolgt, welches über Melodie- und Bordunsaiten<br />

streicht, wie bei der Geige der Bogen,<br />

ist der Dudelsack ein Rohrblattinstrument,<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 11<br />

bei dem über einen Windbeutel die Spielpfeife<br />

sowie Bordunpfeifen angeblasen werden.<br />

Beiden Instrumenten gemein sind die tiefen,<br />

in gleichbleibender Tonhöhe mitklingenden<br />

Bordune. Auch die Maultrommel zählt zu<br />

den Borduninstrumenten: durch das Anzupfen<br />

einer Metallzunge wird ein Grundton,<br />

sprich Bordunton, erzeugt. Durch das Anlegen<br />

am Mund, lassen sich mittels Veränderung<br />

des Mundraumes, wie beim Pfeifen,<br />

unterschiedliche Obertöne erzeugen, also<br />

eine Melodie spielen. Man hat somit bei der<br />

Maultrommel ebenfalls das den Borduninstrumenten<br />

eigene System: Melodie plus<br />

Bordun.<br />

Bordunmusik in Europa<br />

Bei Drehleier und Dudelsack denken viele<br />

zuerst an Irland oder Schottland. Dabei<br />

waren beide Instrumente spätestens seit dem<br />

Mittelalter in ganz Europa verbreitet, auch im<br />

deutschsprachigen Raum. Es gibt einige<br />

historische Darstellungen, welche den<br />

Gebrauch von Drehleier und Dudelsack in<br />

Österreich und Deutschland belegen sowie<br />

bis heute erhaltene historische Instrumente.<br />

Diese Instrumente waren noch Ende des<br />

18. Jahrhunderts gebräuchliche Volksmusikinstrumente<br />

und verschwanden in Österreich<br />

und Deutschland etwa bis Ende des 19. Jahrhunderts.<br />

Welche Musik wurde nun in Österreich und<br />

Deutschland auf Drehleier und Dudelsack<br />

gespielt<br />

Bei der Suche nach Handschriften aus dem<br />

Mittelalter, der Renaissance sowie alten<br />

Volksmusikhandschriften, vor allem aus dem<br />

18. und 19. Jahrhundert, stößt man immer<br />

wieder auf Melodien, welche mit Drehleier<br />

und Dudelsack spielbar sind und wohl seinerzeit<br />

auch mit Borduninstrumenten gespielt<br />

wurden. Einige Melodien weisen sogar<br />

durch ihre Titel wie etwa „Leirer-Tanz“<br />

darauf hin, dass sie mit Borduninstrumenten<br />

gespielt wurden.<br />

Ein weiterer Hinweis darauf, wie die ländliche<br />

Bordunmusik im 18. Jahrhundert<br />

geklungen haben mag, ist die „Bauernhochzeit“<br />

von Leopold Mozart, in dessen Werk<br />

Drehleier und Polnischer Bock, also Dudelsack,<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Lebendige Bordunmusik<br />

Nachdem Dudelsack und Drehleier im<br />

20. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit<br />

geraten waren, wurden sie ab zirka der Mitte<br />

des 20. Jahrhunderts neu entdeckt.<br />

So begannen ein paar Pioniere, allen voran<br />

der Altmeister des historischen Instrumentenbaus<br />

Tibor Ehlers (1917–2001) mit dem<br />

Bau und der Wiederverbreitung von Drehleier<br />

und Dudelsack im Süddeutschen Raum.<br />

Unter anderem durch zahlreiche Bordunmusik-Kurse<br />

sowie Instrumentenbauworkshops<br />

der letzten Jahrzehnte ist inzwischen in<br />

Österreich und Deutschland eine lebendige<br />

„Bordunmusikszene“ entstanden, die sich<br />

sehen und hören lässt. Die Musik, welche<br />

heute im deutschsprachigen Raum mit Drehleier<br />

und Dudelsack gespielt wird, ist so vielfältig<br />

wie ihre Spieler. Sie erstreckt sich von<br />

traditioneller Bordunmusik aus dem deutschsprachigen<br />

Raum sowie anderen Ländern<br />

Europas über Alte Musik, Pagan Folk, bis hin<br />

zu avantgardistischer Musik und Jazz.<br />

Bagpipe & Hurdy-Gurdy<br />

Die Experten für Bordunmusik Michael Vereno<br />

(Dudelsack, Drehleier, Geige, Gesang)<br />

und Rudolf Lughofer (Dudelsack, Gesang)<br />

gemeinsam mit Werner Mayrhuber (Klarinette,<br />

Gesang) begeben sich am 11. <strong>Oktober</strong><br />

im Haus der <strong>Region</strong>en auf die Spuren der<br />

Bordunmusik, die sogar bis in die Antike<br />

zurück reichen, sich dann aber im geschichtlichen<br />

Dunkel verlieren. Mit vorwiegend<br />

österreichischem Repertoire sowie tschechisch-böhmischer<br />

Dudelsackmusik, die bis<br />

in die böhmische Auswanderergemeinde<br />

Puhoi im Norden Neuseelands Verbreitung<br />

fand, wird ein abwechslungsreicher Abend<br />

geboten. Im Konzertprogramm wird mit fundiertem<br />

Hintergrundwissen ein musikalischer<br />

Bogen von der historischen Bordunmusik<br />

bis hin zu zeitgenössischen Interpretationen<br />

gespannt.<br />

Gemeinsam mit den Musikern von Spuima<br />

Novas stellt Stefan Straubinger am 18. <strong>Oktober</strong><br />

mit einer exotischen Mischung aus<br />

Instrumenten ein eigenwilliges Konzertprogramm<br />

auf die Bühne. Alte bayrische Lieder<br />

werden in mitreißenden Ethno-Pop verwandelt.<br />

Orientalische, brasilianische oder jazzige<br />

Einflüsse – die Bandbreite der Interpretation<br />

Der Dudelsack-Experte Michael Vereno. Foto: z. V. g.<br />

ist weit gefächert. Gekonnt wird Altes mit<br />

Neuem verbunden und dabei mit verschiedensten<br />

Klängen experimentiert. Da stehen<br />

Dudelsack und Drehleier neben Blockflöte<br />

und Klarinette, das Bandoneon wird mit<br />

Kontrabass kombiniert. E-Gitarre, Saxophon<br />

und Perkussion machen das aufregende<br />

Hörerlebnis komplett. /<br />

Text: Stefan Straubinger<br />

Bordunmusik im Haus<br />

der <strong>Region</strong>en<br />

———————————————————<br />

Fr, 11. 10. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />

Die Wiederkehr des Dudelsacks –<br />

Vereno, Lughofer, Mayrhuber<br />

Fr, 18. 10. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />

Bagpipe & Hurdy-Gurdy –<br />

SpuimaNovas<br />

Konzertkarten<br />

Kat. I: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00<br />

Kat. II: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00<br />

Kombi-Karte für beide Konzerte<br />

Kat. I: VVK: EUR 29,00<br />

Kat. II: VVK: EUR 25,00<br />

Information und Kartenbestellung<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />

Tel. 02732 85015<br />

ticket@volkskultureuropa.org<br />

www.volkskultureuropa.org<br />

Öffnungszeiten Galerie der <strong>Region</strong>en<br />

Di–Fr, 10.00–12.00 und 15.00–18.00 Uhr,<br />

jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und<br />

14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis<br />

21.00 Uhr<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 12<br />

Hordaland – Telemark<br />

KLANGWELT<br />

DES NORDENS<br />

Im Rahmen des Norwegen-Schwerpunkts im Haus der <strong>Region</strong>en präsentieren<br />

zwei norwegische Duos die Musik ihres Heimatlandes.<br />

Mit Gesang, Maultrommel und Gitarre interpretieren<br />

die beiden Norweger wunderschöne<br />

nordische Lieder und traditionelle Balladen<br />

aus Jon Anders Heimatprovinz Telemark.<br />

Die Musiker repräsentieren die stille, gedankenvolle<br />

Seite norwegischer Volksmusik und<br />

feierten damit bereits große Erfolge im Inund<br />

Ausland. /<br />

Text: Karin Graf<br />

Jon Anders Halvorsen & Tore Bruvoll. Foto: z. V. g.<br />

Rannveig Djønne & Annlaug Børsheim. Foto: z. V. g.<br />

Entgegen einiger anderer europäischer Länder<br />

besitzt Norwegen eine ungebrochene<br />

Tradition der Volksmusik. Die Schauplätze,<br />

an denen die Musik präsentiert wird, haben<br />

sich jedoch im Laufe der Zeit gewandelt,<br />

ebenso wie sich lokale Ausdrucksformen,<br />

Variationen und Dialekte entwickelt haben.<br />

Als traditionelle Volksmusikinstrumente<br />

kommen am häufigsten die Fiedel oder die<br />

Hardangerfiedel zum Einsatz. Letzteres<br />

Instrument wird insbesondere in Südnorwegen<br />

gespielt. Benannt ist es nach der <strong>Region</strong><br />

Hardanger, aus welcher auch das Duo Djønne<br />

& Børsheim kommt, deren Musik eine sensible<br />

Mischung aus traditioneller Volksmusik<br />

der Westküste Norwegens und Eigenkompositionen<br />

ist. Den beiden Musikerinnen gelingt<br />

der Spagat zwischen moderner Komplexität<br />

und traditioneller Geradlinigkeit wie kaum<br />

einem anderen skandinavischen Duo. Rannveig<br />

Djønne unterlegt mit ihrem diatonischen<br />

Akkordeon die Stücke mit abwechslungsreichen<br />

Harmonien und zarten Melodieparallelen,<br />

während Annlaug Børsheim in virtuoser<br />

Weise mit Hardangerfiedel oder Gitarre<br />

darauf aufbaut und gefühlvoll dazu singt.<br />

Nordlichter<br />

Den zweiten Konzertabend im Haus der<br />

<strong>Region</strong>en gestaltet das norwegische Duo Halvorsen<br />

& Bruvoll. Jon Anders Halvorsen ist<br />

ein musikalischer Zauberer, der es versteht,<br />

die alten norwegischen Balladen und Lieder<br />

so zu erzählen, dass man sie emotional miterlebt.<br />

Begleitet wird er vom Gitarristen Tore<br />

Bruvoll, der bereits in seinen jungen Jahren<br />

einen ganz eigenen, gleichermaßen einfühlsamen<br />

wie innovativen Gitarrenstil entwickelte.<br />

Sein sparsames, punktgenaues Spiel<br />

imitiert den Stil der norwegischen Zither<br />

Langeleik ebenso wie den Blues des Mississippi-Deltas.<br />

Im Wechselspiel zwischen<br />

schlichter und experimenteller Balladenbegleitung<br />

blüht Jon Anders Halvorsens Solo-<br />

Stimme auf.<br />

NORWEGEN /<br />

Hordaland – Telemark<br />

IM HAUS DER REGIONEN<br />

———————————————————<br />

Do, 21. 11. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />

Klangwelt des Nordens<br />

Djønne & Børsheim<br />

Fr, 29. 11. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />

Nordlichter<br />

Halvorsen & Bruvoll<br />

Konzertkarten<br />

Kat. I: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00<br />

Kat. II: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00<br />

Kombi-Karte für beide Konzerte<br />

Kat. I: VVK: EUR 29,00<br />

Kat. II: VVK: EUR 25,00<br />

Tipp: Genießen Sie vor den Konzerten<br />

ab 17.30 Uhr ein dreigängiges Menü im<br />

Restaurant Blauenstein inkl. Konzerteintritt<br />

um insgesamt EUR 34,00.<br />

Information und Kartenbestellung<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />

Tel. 02732 85015<br />

ticket@volkskultureuropa.org<br />

www.volkskultureuropa.org<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 13<br />

Glauben finden<br />

Kremser Kamingespräche<br />

SELBERMACHEN<br />

Die Lust am Selbermachen und der Drang<br />

zur Individualisierung scheinen auch vor<br />

dem Glauben nicht halt zu machen: Im<br />

<strong>November</strong> betrachten Abt Matthäus Nimmervoll<br />

und Sissi Pröll, Präsidentin des Vereins<br />

„Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe<br />

Österreich“, das Thema Selbermachen<br />

aus einer religiösen Perspektive und diskutieren<br />

über „selbstgestrickte“ Lebensmodelle.<br />

Die Kremser Kamingespräche gehen in die nächste Runde und<br />

sorgen wieder für viel Gesprächsstoff.<br />

Foto: kollektiv fischa<br />

Foto: Sissi Furgler<br />

Foto: Harald Schmid<br />

Foto: z. V. g.<br />

Angesichts der Pluralisierung der religiösen<br />

Angebote können Menschen heute aus<br />

unterschiedlichen Traditionen wählen und<br />

sich ihre persönliche Religion beziehungsweise<br />

Lebensmodelle zusammenstellen. Die<br />

Kirchen finden sich als Angebote im Supermarkt<br />

der Religionen, Philosophien und<br />

Weltanschauungen wieder. Inwiefern lassen<br />

sich Religionen in einzelne Fragmente zerlegen<br />

Verändert sich der Glaube angesichts<br />

der gesellschaftlichen Entwicklung hin zu<br />

Individualisierung Lässt sich vor diesem<br />

Hintergrund eine eigene Glaubensposition<br />

finden Diesen und ähnlichen Fragen gehen<br />

die Kremser Kamingespräche im Herbst/<br />

Winter <strong>2013</strong>/14 nach. /<br />

Text: Karin Graf<br />

Thomas Geisler MAS, Dr. Eva Kreissl.<br />

Prälat Abt Mag. Matthäus Nimmervoll, Elisabeth Pröll.<br />

Im Fokus der aktuellen Staffel stehen Vielfalt<br />

und Relevanz des Selbermach-Prinzips in<br />

Geschichte und Gegenwart. Wie üblich widmen<br />

sich acht Persönlichkeiten in vier<br />

Gesprächsrunden dem Generalthema.<br />

Was vor nicht allzu langer Zeit noch als altmodisch<br />

und rückständig galt, ist heute zur<br />

Lebensmaxime vieler geworden: selbst Hand<br />

anzulegen, ganz nach dem Motto „Do it<br />

yourself “. Als Gegenbewegung zum Dogma<br />

von Wachstum und passivem Konsum<br />

gewinnt in vielen Bereichen unseres Lebens<br />

das Phänomen Selbermachen an Bedeutung.<br />

Welche Motive stecken hinter dem Erfindungsreichtum:<br />

Ist es Mangel, Neugierde,<br />

Protest oder Ausdruck von Kreativität und<br />

Individualität Evoziert die Fortschrittlichkeit<br />

unserer Gesellschaft ein Verlangen nach<br />

mehr Autonomie<br />

Lebensstil wählen<br />

Zum Start der 15. Staffel der Kremser Kamingespräche<br />

diskutieren Thomas Geisler<br />

(Kustode Sammlung Design, Österreichisches<br />

Museum für angewandte Kunst/<br />

Gegenwartskunst) und Eva Kreissl (Kuratorin<br />

Universalmuseum Joanneum) über<br />

unterschiedliche Lebensstile und die <strong>Kultur</strong><br />

des Selbermachens.<br />

Was früher Gebot der Not war, ist heute Ausdruck<br />

eines alternativen oder vielleicht sogar<br />

nachhaltigen Lebensstils – Dinge des täglichen<br />

Bedarfs werden wieder selber hergestellt.<br />

Immer mehr Menschen finden Gefallen<br />

daran, Dingen ihren individuellen Stempel<br />

aufzudrücken, der letztendlich einen<br />

ideellen, einen symbolischen Mehrwert darzustellen<br />

scheint. Ist dieser neue Lebensstil<br />

als Gegenbewegung zum Massenkonsum zu<br />

verstehen Leidet die Moderne an der<br />

geschaffenen Perfektion des Industriellen<br />

Warum dilettieren immer mehr Menschen<br />

in Bereichen, die Professionalisten vermeintlich<br />

besser und schneller und manchmal<br />

auch günstiger bearbeiten könnten Gibt es<br />

auch eine Kehrseite der <strong>Kultur</strong> des Selbermachens<br />

KREMSER<br />

KAMINGESPRÄCHE<br />

———————————————————<br />

Mi, 9. 10. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />

Lebensstil wählen<br />

Thomas Geisler MAS, Dr. Eva Kreissl<br />

Mi, 13. 11. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />

Glauben finden<br />

Prälat Abt Mag. Matthäus Nimmervoll,<br />

Elisabeth Pröll<br />

Mi, 11. 12. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />

Regeln schaffen<br />

Dr. Barbara Kolm,<br />

Mag. Dr. Stephan Schulmeister<br />

Mi, 8. 1. 2014, 18.00 Uhr<br />

Talente fördern<br />

HR Hermann Helm, Prof. Beatrix Konicek<br />

Eintritt frei, Anmeldung erbeten!<br />

_<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />

Tel. 02732 85015<br />

www.volkskultureuropa.org<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Volkskultur / 14<br />

Rund um die Musik<br />

LIEDER IM VOLKSTON<br />

Von höfischen Liedern, Spielleuten und Meistersingerschulen<br />

bis zur Volksliedpflege.<br />

sowie die Schilderung eines Bauerntanzes,<br />

wobei die Bauern zu ihrem eigenen Gesang<br />

tanzten. Daneben gab es Heldensänger, die<br />

allein oder zu zweit auftraten und ihre Erzählungen<br />

mit Saiteninstrumenten begleiteten.<br />

Das in diesem Zusammenhang immer wieder<br />

zitierte Nibelungenlied ist aufführungstechnisch<br />

schwierig einzuordnen. Sicher gab<br />

es neben dem höfischen Vortrag der geschriebenen<br />

(gedichteten) Fassung auch Heldensänger,<br />

die diesen und andere Sagenstoffe<br />

auswendig, oder den Text im Augenblick<br />

erfindend, darboten.<br />

Niederösterreich „war ein Land, das von<br />

Volkslied und Volksmusik geradezu überquoll,<br />

in dem man einfach viel und gern sang<br />

und musizierte“, stellte Leopold Schmidt in<br />

seiner „Volkskunde von Niederösterreich“<br />

fest. „Das alte Liedgut war in hohem Ausmaß<br />

in das Jahres- und Lebensbrauchtum eingeordnet<br />

(…) im dauernden Wandel, nach den<br />

wechselnden geschichtlichen Bedingungen.“<br />

Im höfischen Bereich pflegten die Babenberger<br />

Lieder und Tänze. Bekannt sind Mai- und<br />

Bauerntanz.<br />

Sonnwendreigen, doch gab es wohl schon um<br />

die erste Jahrtausendwende auch andere<br />

„liedverwandte Stücke“. Nach dem Tod Herzog<br />

Leopold VI. (1176–1230) klagten die<br />

Wiener: „Wer singet uns nu vor zu Wienn auf<br />

dem chor (…) Wer singet uns nu raien, wer<br />

zieret uns nu die maien“ Im volksmusikalischen<br />

Bereich haben wir fast keine schriftlichen<br />

Quellen, die ersten sind Geißlerlieder<br />

(Hugo von Reutlingen, 1349), Lieder vom<br />

Kindelwiegen (ab 1350), einzelne Gesänge<br />

der Sammlung des „Mönch von Salzburg“<br />

Keinesfalls dürfen die Spielleute vergessen<br />

werden, die vor Bauern, Kleinbürgern und<br />

Handwerkern aufspielten und ihre Lieder<br />

sangen oder als sogenannte „bekannte Spielleute“<br />

am Hof und im kirchlichen Bereich<br />

tätig waren. Interessant ist auch, dass unter<br />

den geistlichen und weltlichen Musikdokumenten<br />

des Mittelalters der Großteil der<br />

Melodien Textunterlegungen hat. Daraus<br />

kann man ableiten, wie wichtig das Singen im<br />

Mittelalter war. Instrumentale Tanzmusik ist,<br />

in wenigen Einzelfällen, erst ab 1400 dokumentiert.<br />

Bis zum 16. Jahrhundert blieben die Quellen<br />

spärlich. Das änderte sich durch die Erfindung<br />

des Buchdrucks mit beweglichen<br />

Metalllettern (Johannes Gutenberg, Mainz,<br />

um 1450). In Niederösterreich richtete der<br />

Geistliche Myllius (Müller) 1521 in Schrattenthal<br />

eine Druckerei ein. Er verfasste,<br />

druckte und verlegte geistliche Gesänge in<br />

der Mentalität des Mittelalters. Eine weitere<br />

Zäsur brauchte die Reformation (Martin<br />

Luther, Wittenberg, 1517). Um 1570 waren<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Volkskultur / 15<br />

mehr als drei Viertel der Bewohner Niederösterreichs<br />

evangelisch. Seit den 16. Jahrhundert<br />

sind gedruckte Ansingelieder bekannt,<br />

mit denen arme Schüler zu Terminen wie<br />

Weihnachten, Neujahr und Dreikönig heischen<br />

gingen. „Vielfach scheinen derartige<br />

Umzugs- und Singbräuche Einführungen der<br />

protestantischen Schulmeister gewesen zu<br />

sein“, schreibt Schmidt. Auch der deutsche<br />

Kirchengesang gewann an Bedeutung. Die<br />

Ausführung dürfte aber nicht sehr ansprechend<br />

gewesen sein. In einem Bericht von<br />

1579 heißt es polemisch, die Kirchenbesucher<br />

von St. Veit an der Triesting schrien und<br />

brüllten so entsetzlich, dass den Priester<br />

Furcht, Zittern und Entsetzen befiel.<br />

Mit der Ausweisung der evangelischen Prediger<br />

und Lehrer durch Kaiser Ferdinand II.<br />

(1578–1637) im Jahr 1627 erreichte die<br />

Gegenreformation einen Höhepunkt. Alle<br />

Meistersingerschulen wurden geschlossen.<br />

Neue, katholische Lieder waren gefragt. 1648<br />

erschien das große Gesangbuch „Geistliche<br />

Nachtigal der Catholischen Teutschen“.<br />

Herausgeber, zum Teil auch Dichter und<br />

Komponist, war David Gregor Corner (1585–<br />

1648), Abt des Benediktinerklosters Göttweig<br />

und Rektor der Universität Wien. René Clemencic,<br />

der mit seinem Ensemble eine CD<br />

mit Corners Weihnachtsliedern aufgenommen<br />

hat, schreibt: „Von der Macht und Zauberkraft<br />

der guten Musik zutiefst überzeugt,<br />

war Corner sicher, die katholischen Christen<br />

durch diese Weisen und Worte im rechten<br />

Glauben zu stärken und zu erhalten. Für<br />

seine Auswahl hat er nahezu alle in seiner<br />

Zeit verfügbaren katholischen Gesangbücher<br />

verwendet.“ Die Wirkung war beträchtlich.<br />

Das Medium der Flugblattdrucke, oft generationenlang<br />

vom selben Satz hergestellt, erwies<br />

sich ebenfalls als breitenwirksam. Leopold<br />

Schmidt spricht von einer „Barockisierung<br />

des Volksgesanges durch das Flugblattlied“.<br />

Auch das weltliche Volkslied des 18. und<br />

19. Jahrhunderts wurde durch Flugblätter<br />

verbreitet. Neben sentimentalen Liedern wie<br />

„Ich hab’ ein kleines Hüttchen nur“ beeinflussten<br />

Theaterlieder den Volksgesang. „So<br />

leb’ denn wohl, du stilles Haus“ aus Ferdinand<br />

Raimunds Zauberspiel „Der Alpenkönig und<br />

der Menschenfeind“ (Musik: Wenzel Müller,<br />

1828) zählt zu den populärsten „volksbekannten<br />

Kunstliedern“. Auch das Mundartlied<br />

war in der Wiener Spätromantik beliebt.<br />

Anerkannte Poeten und Gelegenheitsdichter<br />

begannen, sich dem „Volkston“ zu nähern. Es<br />

war die Zeit der Entdeckung der Alpen, der<br />

Alm-, Jäger- und Wildschützenlieder. Zum<br />

„Eigenwuchs des Landes“ zählt Schmidt u. a.<br />

bergbäuerliche Lieder des Südens, Jodlerlieder<br />

des Schneeberggebietes, Landlerlieder<br />

des Mostviertels sowie ländliche Parodien<br />

und Spottlieder.<br />

Im ausgehenden 18. und mehr noch im<br />

19. Jahrhundert, setzte die städtisch-bürgerliche<br />

Volksliedpflege ein, die zu traditionellen<br />

Überlieferungen neue Liedarten hinzufügte.<br />

1837 bemerkte der Schriftsteller und Literaturkritiker<br />

Ignaz Jeitteles (1783–1843): „Der<br />

eigentliche Charakter dieser Volksmelodien<br />

wurde meistens von jenen, die sie sammelten,<br />

verwischt, weil sie bessern und angeblich<br />

veredeln wollten, statt die Töne, wie sie der<br />

wandernde Musikant spielte oder die Bauerndirne<br />

sang, genau und unverändert niederzuschreiben.“<br />

„Wie von selbst ergab sich eine vom Städter<br />

beabsichtigte Spiegelung des Landlebens in<br />

den ,Liedern im Volkston‘, die der bürgerliche<br />

Dichter und Komponist im naturnahen<br />

Auf, auf zum fröhlichen Jagen.<br />

Schwärmen für ,Land und Leute‘, für die<br />

,Lieder zur Laute‘ und für den vielerorts entstehenden<br />

Männerchor schuf. So begann am<br />

Ende des 18. Jahrhunderts eine Produktionswelle<br />

volkstümlicher Liedgattungen, die bis<br />

in die Gegenwart anhält“, schreiben die<br />

Musikethnologen Walter Deutsch und Gerlinde<br />

Haid. Und weiter: „Im Gegensatz zum<br />

volkstümlichen Lied, dessen Kennzeichen es<br />

ist, größte ,Popularität‘ zu erreichen, ist das<br />

Volkslied regional gebunden und erreicht in<br />

den seltensten Fällen eine größere Verbreitung.“<br />

/<br />

Text: Helga Maria Wolf<br />

Illustrationen: Magdalena Steiner<br />

Verwendete Literatur:<br />

René Clemencic: „Weihnachts- und Hirtenmusik<br />

aus dem alten Österreich“, CD, Wien 2001<br />

Walter Deutsch, Gerlinde Haid, Herbert Zeman:<br />

„Das Volkslied in Österreich“, Wien 1993<br />

Gerhard Kilger (Hg.): „Musik als Glück und Nutzen<br />

für das Leben“, Katalog zur Ausstellung „macht<br />

musik“, Köln 2005<br />

Leopold Schmidt: „Volkskunde von Niederösterreich“,<br />

Horn 1972<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>preise des Landes Niederösterreich / 16<br />

Volkskultur und <strong>Kultur</strong>initiativen<br />

NACH DREI<br />

JAHREN „URALT“<br />

Die Ethnologin, Journalistin und Autorin für „<strong>Schaufenster</strong> <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>“ Helga Maria Wolf<br />

erhält den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Volkskultur und <strong>Kultur</strong>initiativen.<br />

Helga Maria Wolf. Foto: Helmut Lackinger<br />

Sie erklärt uns Bräuche, geduldig und immer<br />

mit Enthusiasmus, Jahr für Jahr: vom Fasslrutschen<br />

bis zum Osterhasen, vom Peitschenknallen<br />

über Halloween bis zum Mittelalterrevival.<br />

Schon der Großvater war Sammler<br />

und Mundartdichter, der Vater, Druckereibesitzer,<br />

war 33 Jahre Leiter des Bezirksmuseums<br />

Alsergrund. „Das Interesse für die<br />

Volkskultur habe ich schon mit der Vatermilch<br />

mitbekommen“, sagt Prof. Wolf, eine<br />

zarte Dame, die in ihrem Salon sitzt, wo die<br />

Bücher bis zum Plafond der Wiener Wohnung<br />

reichen.<br />

Ihr Studium – damals hieß es noch Institut<br />

für Volkskunde – absolvierte sie unter Prof.<br />

Helmut Fielhauer, der mit modernen Ansätzen<br />

frischen Wind und radikalen Aufbruch<br />

in die vom Nationalsozialismus kontaminierte<br />

Wissenschaft brachte. Das war die Zeit,<br />

in der „oral history“ aufkam, die Geschichte<br />

von unten. Parallel zum Studium arbeitete sie<br />

in der väterlichen Druckerei. Und von dort<br />

war der Schritt zum Journalismus nicht weit.<br />

Helga Maria Wolf schrieb für „Die Presse“<br />

und wechselte danach in die ORF Landesstudios<br />

Wien und Niederösterreich. „So bin ich<br />

eine berufliche Zweitwohnsitzerin in Niederösterreich<br />

geworden.“<br />

„Das lässt sich kaum ausrotten“<br />

Die Volkskunde und der Journalismus hätten<br />

einen ähnlichen Zugang, räsoniert Wolf, in<br />

beidem müsse man auf Menschen zugehen<br />

und neugierig sein. Sie hat für den ORF jahrelang<br />

die Sendung „Ins Land einischaun“<br />

gemacht. Wichtig dabei ist ihr, bei Bräuchen<br />

und Festen mit den Vorurteilen „uralt“,<br />

„mythisch“, „keltisch“ und „germanisch“ aufzuräumen.<br />

„Das lässt sich kaum ausrotten.<br />

Gerade heute erlebt das wieder Hochkonjunktur.“<br />

Warum<br />

„Einerseits können sich durch das Internet<br />

falsche Vorstellungen explosionsartig verbreiten.<br />

In der öffentlichen Meinung gilt ,uralt‘<br />

als Qualitätsmerkmal. Manche meinen, nach<br />

zwei Jahren ist etwas ein Brauch, nach drei<br />

Jahren ein uralter. Dabei hat schon Professor<br />

Károly Gaál uns Studierenden eingeschärft:<br />

,Uralt ist ein Weinbrand‘.“ Für Helga Maria<br />

Wolf gilt der Grundsatz, dass Volkskunde zu<br />

sehen hat, was ist, und nicht zu bewerten. So<br />

hält sie es als freischaffende Autorin bis heute.<br />

Einerseits für das österreichische Wissensnetz<br />

im Internet, dem „Austria Forum“<br />

(www.austria-forum.org), oder im „<strong>Schaufenster</strong><br />

<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>“ (siehe vorangehende<br />

Doppelseite).<br />

Eine Lücke füllen<br />

Jahr um Jahr wird bei ihr angefragt, warum es<br />

Osterhasen gibt. Da füllt sie eine Lücke. Denn<br />

das Institut für Europäische Ethnologie (ehemals<br />

Volkskunde) geht in eine andere Richtung.<br />

„Da will sich niemand mit dem Osterhasen<br />

beschäftigen. Also mache ich es.“ So<br />

entstanden ihre zahlreichen Bücher wie „Das<br />

neue BrauchBuch“ (Öst. Kunst- und <strong>Kultur</strong>verlag,<br />

2000) oder „Österreichische Feste &<br />

Bräuche“ (NP-Verlag, 2003). Im kommenden<br />

Jahr erscheint ihr Buch über Wiener Bräuche.<br />

„Ein kleiner Stachel bleibt“, sagt Helga Maria<br />

Wolf: „Was wäre gewesen, wenn ich in der<br />

Wissenschaft geblieben wäre“ Wir können<br />

das beantworten, geschätzte Frau Wolf: Wer<br />

würde uns dann Fasslrutschen, Peitschenknallen<br />

und Halloween erklären /<br />

Text: Mella Waldstein<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>preise des Landes Niederösterreich / 17<br />

Volkskultur und <strong>Kultur</strong>initiativen<br />

GELEBTE<br />

VOLKSKULTUR<br />

Volkskultur und <strong>Kultur</strong>initiativen<br />

MÄDELS AUF<br />

DIE BÜHNE<br />

Die Familienmusik Zehetner zeichnet sich vor<br />

allem durch unglaubliche Virtuosität, schwungvollen<br />

Stil und eine gewisse Leichtigkeit aus.<br />

Pink noise begleitet Mädchen auf<br />

den Weg zur Bühne und stärkt sie abseits<br />

von Klischees.<br />

Die Familienmusik Zehetner stammt aus St. Georgen am Ybbsfeld,<br />

einem idyllischen Ort im Mostviertel. Musik und das gemeinsame<br />

Musizieren in der Familie und mit Freunden spielte im Leben von<br />

Vater Alois Zehetner bereits in seiner Kindheit und Jugend eine bedeutende<br />

Rolle. Diese Liebe für traditionelle, authentische Volksmusik gab<br />

er später auch an seine Kinder weiter. Ende der 1980er Jahre begleiteten<br />

die beiden Töchter Elfi und Maria ihren Vater zur Abschlussveranstaltung<br />

eines Hackbrettkurses. Sie waren von den aufgeführten<br />

Stücken so begeistert, dass sie das Instrument gleich selbst erlernten.<br />

Alois Zehetner begleitete auf der Gitarre und Schwester Elisabeth<br />

komplettierte vorerst die Familienmusik mit dem Kontrabass. Schließlich<br />

stießen auch die jüngeren Geschwister Alois und Michaela zum<br />

Ensemble hinzu, beide sind Könner an der Geige. Und so treten die<br />

„Zehetners“ seit etwa zehn Jahren auch als Geigenmusi mit zwei bis<br />

drei Geigen, Steirischer Harmonika, Gitarre, Harfe und Kontrabass<br />

auf. Es ist vor allem die traditionelle, alpenländische Volksmusik, die<br />

ihnen am Herzen liegt. Mehrfach waren sie beim Niederösterreichischen<br />

Volksmusikfestival aufhOHRchen zu Gast, genauso wie bei<br />

Aufnahmen für Sepp Forchers „Klingendes Österreich“, für den Fernsehfrühschoppen<br />

oder zahlreiche Radiosendungen wie „aufhOHRchen<br />

auf Radio Niederösterreich“. Die Familienmusik Zehetner zeichnet<br />

sich vor allem durch unglaubliche Virtuosität, schwungvollen Stil<br />

und eine gewisse Leichtigkeit aus. Sie begeistern in den unterschiedlichsten<br />

Besetzungen. Hausmusik, Tanzmusik, Saitenmusik, Geigenmusik<br />

oder Stubenmusik – all diese Bezeichnungen passen zur Familienmusik<br />

Zehetner. /<br />

Foto: Helmut Lackinger<br />

Mädchen finden nur wenige<br />

weibliche Vorbilder in der<br />

Kunst, die nicht idealisiert und/<br />

oder stark sexualisiert sind. Es<br />

fehlen role models, die nahe<br />

und natürlich genug sind, um<br />

für das Leben ganz normaler<br />

Personen eine Bedeutung zu<br />

bekommen. Hier setzt die<br />

Arbeit von pink noise an. Mädchen<br />

und junge Frauen sollen in<br />

ihren künstlerischen Fähigkeiten<br />

bestärkt werden und in dem<br />

Willen, Ziele zu formulieren<br />

und umzusetzen. Musik eignet<br />

sich dafür hervorragend. Jedoch bietet die Branche zu wenig Angebote.<br />

So entstand das Girls Rock Camp (GRC) als Projekt des Vereins pink<br />

noise. Und das bedeutet: Mädels auf die Bühne! Zugleich geht es um<br />

einen größeren popkulturellen Kontext, definiert durch die Eckpunkte<br />

Musik, Comic, Film und Medien. Eine Woche lang arbeiten die Teilnehmerinnen<br />

intensiv an unterschiedlichen Themen, mit Bandcoaching-Einheiten<br />

als Kernstück. Sie formieren sich zu Bands, proben<br />

gemeinsam, Songs entstehen und werden auf die Bühne gebracht. Die<br />

Gruppendynamik und der Umgang miteinander ist dabei ebenso<br />

wichtig wie die Musik. Was ist eine Band Wie ist es, gemeinsam auf<br />

der Bühne zu stehen Wie funktioniert die Technik Kabel, Monitore,<br />

Mischpult<br />

pink noise organisiert diese intensive Woche der Auseinandersetzung<br />

mit Musik und sich selber seit 2011. Die Idee kommt wie vieles im Pop-<br />

Kontext aus den USA und wurde in den frühen 2000ern erstmals in<br />

Portland umgesetzt. Inzwischen gibt es die European GRC-Alliance<br />

mit Dependancen in 45 Ländern und dem Ziel, GRC weltweit zu initiieren.<br />

Die wahre Herausforderung: Bei jeder künstlerischer Aktivität<br />

soll die Person mit ihren Fähigkeiten bewertet werden. Und nicht das<br />

Geschlecht. /<br />

Text: Josef Schick<br />

Foto: Helmut Lackinger<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Musikschulen / 18<br />

Kindergarten<br />

MIT MUSIK<br />

DURCHS JAHR<br />

Kooperationen von Musikschulen und Kindergärten bereichern beide Institutionen<br />

und bestärken die musikalischen Fähigkeiten der Kinder. Für dieses Jahr wurde<br />

das Thema „Musik im Jahreskreis“ gewählt.<br />

Im Landeskindergarten Breitenwaida wird musikalisch mit Gartenschläuchen experimentiert. Foto: z. V. g.<br />

Die Frage nach der Notwendigkeit von Kooperationen<br />

zwischen Musikschule und Kindergarten<br />

bzw. zwischen Musikschule und<br />

allgemeinbildender Schule wird oft sehr einseitig<br />

gesehen und beantwortet. Pressemeldungen<br />

wie „Musikschulen fürchten um<br />

Nachwuchs“, die die Sorge der Musikschule<br />

angesichts des Ausbaus ganztägiger Schulformen<br />

und sinkender Schülerzahlen ausdrücken,<br />

werden immer häufiger. Doch ist es<br />

wirklich nur die Sorge um den zukünftigen<br />

Musikschulnachwuchs, die die Musikschulen<br />

veranlassen sollten, die Zusammenarbeit mit<br />

anderen Bildungsinstitutionen zu suchen<br />

Natürlich bieten Kooperationen die Chance,<br />

mehr Kinder zu erreichen. Wird aber die<br />

Musikschule als gleichberechtigter Bildungspartner<br />

gesehen, eröffnen sich andere Sichtweisen.<br />

Kinder brauchen Musik, Spiel und<br />

Tanz als ganzheitliches Bildungsangebot in<br />

der kindlichen Erziehung.<br />

Musische Bildung muss als eine der wichtigsten<br />

Erziehungsbereiche für junge Menschen<br />

gesehen werden, um neue Ausdrucksmöglichkeiten<br />

für ihre Talente und Begabungen<br />

zu erfahren. Lange Zeit wurde diese<br />

Erziehung ausschließlich in die Hände der<br />

Familie und des Elternhauses gelegt. Natürlich<br />

obliegt es dem Elternhaus, den Grundstein<br />

für soziale und kulturelle Bildung zu<br />

legen. Werden jedoch auch Kindergarten,<br />

Schule und Musikschule miteinbezogen,<br />

kann eine weit größere und breitere Wirkung<br />

erzielt werden. Musik, Spiel und Tanz sind<br />

aber nicht nur unter entwicklungspsychologischen<br />

Aspekten wichtig, sondern auch als<br />

kultureller Baustein von großem Stellenwert.<br />

Es geht darum, Kindern die Möglichkeit zu<br />

bieten, sich Kunst und <strong>Kultur</strong> zu nähern und<br />

sich kulturell zu betätigen. Nur wenn Kinder<br />

an Kunst und <strong>Kultur</strong> herangeführt werden,<br />

können sie auch die Werte unseres kulturellen<br />

Erbes als Bereicherung ihres eigenen<br />

Lebens erkennen. Musische Bildung muss<br />

spätestens im Kindergarten beginnen, um<br />

Kinder in die kulturelle Umwelt einzuführen<br />

und einzubetten.<br />

Entwicklungspsychologische<br />

Grundlagen<br />

In der Debatte über die Gewichtung von<br />

Anlagen und Umwelt muss sinnvoll gefragt<br />

werden, welcher Anteil an Fähigkeits- und<br />

Merkmalsunterschieden in einer Population<br />

auf Unterschiede in den Erbanlagen und in<br />

der Entwicklungsumwelt zurückführbar sind.<br />

Die Qualität der Wechselwirkungen zwischen<br />

Anlage- und Umweltfaktoren scheint entscheidend<br />

für eine optimale Entwicklung des<br />

Kindes zu sein. Natürlich spielt das familiäre<br />

Umfeld für die musikalische Sozialisation<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Musikschulen / 19<br />

und Entwicklung eines Kindes eine entscheidende<br />

Rolle, aber nicht zu unterschätzen sind<br />

weitere Sozialisationsinstanzen wie Kindergartenpädagogen,<br />

Lehrer, Erzieher und in<br />

späterer Folge die Gruppe der Gleichaltrigen<br />

und die Medien.<br />

Durch die Bildung und Förderung eines Verständnisses<br />

und Umgangs mit Musik werden<br />

einerseits die Bereiche Kognition, Motorik<br />

und Sprache weiterentwickelt und vertieft,<br />

andererseits wäre der Aufbau musikalischer<br />

Fähigkeiten ohne ein kognitives, sprachliches<br />

und soziales Repertoire nicht möglich. Bei<br />

Vorschulkindern liegen in der Regel große<br />

Unterschiede in den entwicklungspsychologischen<br />

Kategorien wie musikalische, motorische,<br />

kognitive und sprachliche Fähigkeiten,<br />

Sozialverhalten und Kommunikationsfähigkeiten<br />

sowie Spielverhalten vor. Diesem<br />

Umstand ist bei der musikalischen Arbeit mit<br />

dieser Zielgruppe Rechnung zu tragen.<br />

Workshops 2011/12<br />

Bereits im Schuljahr 2011/12 wurden in den<br />

Landeskindergärten Robert-Löffler-Straße<br />

Hollabrunn und Breitenwaida zwei Kooperationsprojekte<br />

mit der Walter-Lehner-Musikschule<br />

Hollabrunn durchgeführt. In beiden<br />

Kindergärten waren als Zielgruppe die Kinder<br />

aller Kindergartengruppen definiert.<br />

Konzepterstellung und Organisationstätigkeiten<br />

wurden von Silvia Reiß, Instrumentalpädagogin<br />

für Violine und Blockflöte an der<br />

Musikschule Hollabrunn, übernommen.<br />

Wesentlich war dabei die enge Zusammenarbeit<br />

mit den Kindergartenpädagoginnen beider<br />

Kindergärten. Durchgeführt wurden die<br />

Workshops von Lehrern und Schülern der<br />

Musikschule Hollabrunn.<br />

Das Ziel der Projekte war nicht, den Musikschulunterricht<br />

zu ersetzen, sondern die<br />

musikalischen Angebote des Kindergartens<br />

zu bereichern. Das Hauptanliegen war das<br />

Herstellen von Zugänglichkeit durch eigenes<br />

Tun und musikalisches Experimentieren. Die<br />

Evaluierung der ersten Projekte zeigte großen<br />

Erfolg und stellte unter Beweis, dass die<br />

Beschäftigung mit Musik einen hohen Stellenwert<br />

im Kindergarten hat. Die Workshops<br />

wurden sowohl von den Kindern als auch<br />

den anderen Akteuren (Eltern, Kindergartenpädagogen)<br />

positiv aufgenommen.<br />

Im Landeskindergarten Robert-Löffler-Straße, Hollabrunn. Foto: z. V. g.<br />

Kindergartenjahr <strong>2013</strong>/14<br />

Aufgrund der positiven Erfahrung und der<br />

Begeisterung der Kinder in den ersten Projekten<br />

gab es auch im Kindergartenjahr<br />

2012/13 einen gemeinsamen musikalischen<br />

Schwerpunkt – das Theaterstück „Regenbogenfisch,<br />

komm hilf mir“ wurde instrumental,<br />

rhythmisch, gesanglich und kreativ von<br />

Musikschul-Partnern begleitet.<br />

Eine weiterführende Kooperation wird während<br />

des gesamten Kindergartenjahres<br />

<strong>2013</strong>/14 stattfinden. Ausgehend vom Projektthema<br />

„Musik im Jahreskreis“ sollen die<br />

musikalischen Fähigkeiten der Kindergartenkinder<br />

positiv beeinflusst und weiterentwickelt<br />

werden. Durch das außermusikalische,<br />

übergeordnete Thema wird in der musikalischen<br />

Arbeit der rote Faden gewährleistet<br />

und inhaltlich an den Jahreskreis im<br />

Kindergarten angeknüpft. Das Projekt wird<br />

von verschiedenen Musikschullehrerinnen<br />

durchgeführt, um ein breites Spektrum musikalischer<br />

Erscheinungsformen anbieten zu<br />

können. Als Abschluss des Projektjahres wird<br />

unter Einbeziehung der Eltern eine gemeinsame<br />

Veranstaltung geplant.<br />

Besonders anzumerken ist nochmals, dass<br />

dieses Projekt den Musikschulunterricht<br />

nicht ersetzen kann und soll. Während sich in<br />

der Nutzung von Musikschule und außerschulischen<br />

kulturellen Angeboten eine soziale<br />

Selektion zeigt, werden durch die musische<br />

Bildung im Kindergarten alle Kinder erreicht.<br />

Übergeordnetes Ziel dieser Kooperation zwischen<br />

Musikschule und Kindergarten ist die<br />

musische Bildung für Kinder im letzten Kindergartenjahr,<br />

wobei im Kindergartenalltag<br />

eine größtmögliche Kontinuität in der Arbeit<br />

bei größtmöglicher Flexibilität in der Zusammenarbeit<br />

mit den Kindergartenpädagoginnen<br />

gegeben sein muss. /<br />

Text: Silvia Reiß<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Chorszene Niederösterreich / 20<br />

Interview<br />

KNABENCHOR IST<br />

DIE KÖNIGSDISZIPLIN<br />

Markus Pfandler-Pöcksteiner, Komponist und Chorleiter der Altenburger Sängerknaben<br />

im Gespräch über Kafka, Komposition und Knabenchöre.<br />

Markus Pfandler an der Orgel der Stiftskirche von Altenburg. Foto: Dieter Schewig<br />

Markus Pfandler-Pöcksteiner, geboren 1979<br />

in Zwettl, studierte Katholische Kirchenmusik<br />

und Gesangspädagogik an der Universität<br />

für Musik und darstellende Kunst in<br />

Wien. Er gründete während des Studiums<br />

den Kammerchor „studiovocale“, ist als<br />

Komponist tätig und seit 2005 Chorleiter<br />

der Altenburger Sängerknaben sowie in der<br />

Ausbildung zum Psychotherapeuten.<br />

Wie haben Sie zur Musik gefunden<br />

Markus Pfandler-Pöcksteiner: Der Weg<br />

zur Musik kam über die Kirchenmusik. Als<br />

Kind wollte ich eigentlich im Kirchenchor<br />

singen und kam dann aber auf Empfehlung<br />

des Chorleiters in Gmünd zuerst zur Orgel.<br />

Das Übernehmen einer Rolle in der Gemeinschaft,<br />

besonders als Kind, hat mir gefallen.<br />

Auch die Liturgie hat mir entsprochen. Sie<br />

ist ein Gesamtkunstwerk.<br />

Warum Kirchenmusik<br />

MPP: Das schöne an Kirchenmusik ist, dass<br />

sie keine „Behübschung“, sondern integraler<br />

Bestandteil einer Handlung ist und eine Funktion<br />

hat. Denn wo singen wir sonst Gerade<br />

bei einem Geburtstag wird ein „Happy Birthday“<br />

angestimmt, bei sportlichen Ereignissen<br />

wird gesungen, aber ansonsten konsumieren<br />

wir Gesang und Musik zumeist in Form von<br />

Konzerten oder als Hintergrundbeschallung.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Chorszene Niederösterreich / 21<br />

Sie sind Komponist und schreiben<br />

Auftragswerke. Wie läuft der Prozess<br />

MPP: Meist läuft das so, dass man z. B. von<br />

einem Streichquartett, einem Chor oder<br />

einer Kollegin, einem Kollegen für ein Stück<br />

angefragt wird. Im Gespräch findet man<br />

heraus, ob man für das Projekt „zusammenpasst“<br />

und steckt einen zeitlichen Rahmen<br />

ab. Meist inspirieren mich die Auftraggeber<br />

selbst, wie sie über das gewünschte Stück<br />

reden, was sie sich von ihm wünschen.<br />

Komponieren ist für mich die Sucht, die<br />

eigene Musik durch andere aufgeführt zu<br />

erleben. Nur fallweise schreibt man Stücke<br />

für die Schublade, von denen man hofft,<br />

dass sie aufgeführt werden. Natürlich ist die<br />

Schublade trotzdem voll.<br />

Arbeiten Sie aktuell an einem Auftrag<br />

MPP: Da gibt es ein Projekt für ein szenisches<br />

Stück über eine Episode aus dem<br />

Leben Franz Kafkas. Kafka hat sich, nachdem<br />

zwei andere Frauen den Vorschlag<br />

zuvor abgelehnt hatten, mit einer von ihm<br />

stark verehrten Frau – Milena Jesenská – in<br />

Gmünd getroffen,. Sie kam aus Wien, er aus<br />

Prag und sie trafen sich auf halbem Weg, am<br />

Bahnhof Gmünd – heute Česke Velenice –<br />

und haben eine Nacht miteinander verbracht.<br />

Diese wird von beiden ganz unterschiedlich<br />

beschrieben. Ich habe durch<br />

Zufall von der Geschichte erfahren und den<br />

aus Gmünd stammenden Autor Thomas<br />

Sautner kontaktiert. Wir haben einen Kaffee<br />

getrunken und gefunden, dass das ein<br />

Wahnsinnsstoff für eine Kammeroper wäre.<br />

Die Altenburger Sängerknaben …<br />

MPP: … das sind 34 Buben zwischen fünfter<br />

und zwölfter Schulstufe. Es gibt in Österreich<br />

vier Klöster mit Sängerknaben, wobei Altenburg<br />

die einzige Institution ist, wo die vierzehntägige<br />

Gestaltung der Liturgie die Hauptaufgabe<br />

der Sängerknaben ist. Außerdem<br />

fahren wir jährlich auf Konzertreise. Unser<br />

Chor hat ein großes Repertoire – in der Kirchenmusik<br />

können wir schließlich auf 2000<br />

Jahre Repertoire zurückgreifen. Auch haben<br />

mich die Burschen schon gefragt, ob wie in<br />

diesem Jahr „eh wieder Gregorianik machen“,<br />

was mich sehr gefreut hat. In Altenburg ist es<br />

Tradition, dass die Chorleiter Stücke schreiben.<br />

Insgesamt haben alle Chorleiter vom Stift<br />

an die 900 Stücke geschrieben, ich davon<br />

knappe 300. Eine Auswahl davon wird als<br />

„Altenburger Chorhefte“ vom Pastoralamt<br />

und dem Kirchenmusikreferat der Diözese<br />

St. Pölten herausgegeben.<br />

Worin liegt die Herausforderung, einen<br />

Knabenchor zu leiten<br />

MPP: Knabenchor ist für mich die Königsdisziplin.<br />

Erstens ist es der Stimmwechsel,<br />

mit dem man pädagogisch und organisatorisch<br />

erst umgehen lernen muss und zweitens<br />

ticken Jugendliche ganz anders als Erwachsene,<br />

haben andere Ansprüche, Fähigkeiten<br />

und auch Grenzen. Ich wundere mich oft,<br />

dass sie so schön singen, wenn man bedenkt,<br />

was sie alles um die Ohren haben – von der<br />

Schule bis zur Pubertät.<br />

Wie motivieren Sie<br />

MPP: Wenn man vermitteln kann, was für<br />

eine Freude man an der Musik hat, dann<br />

kann man auch Disziplin einfordern. Sie<br />

merken dann, dass Qualität Spaß macht.<br />

Aber keine Sorge, unsere Proben sind keinesfalls<br />

militärisch. Ich sehe den Chor nicht als<br />

Meute und kann bei der Einzelstimmbildung<br />

auch auf jeden einzelnen eingehen. Die Sängerknaben<br />

sind nicht nur regional stark verankert,<br />

sondern sie wirken auch weiter. In<br />

den Chören der <strong>Region</strong> und darüber hinaus<br />

finden sich viele ehemalige Altenburger Sängerknaben.<br />

Auch bedeutende Kirchenmusiker<br />

Österreichs sind darunter, wie der Domkapellmeister<br />

von Graz, Josef Döller und Norbert<br />

Matsch, Stiftskapellmeister von Wilten.<br />

Die Sängerknaben sind nicht<br />

Ihr einziger Chor<br />

MPP: Nein, da gibt es noch den Altenburger<br />

Kirchenchor und meinen vor 16 Jahren<br />

gegründeten Chor „studiovocale“. „studiovocale“<br />

macht im Jahr drei bis vier Projekte.<br />

Ich habe mich beim Chor immer für die<br />

kleine Besetzung mit drei bis vier Personen<br />

pro Stimme interessiert. Wir suchen neue<br />

Orte für Aufführungen, wie etwa den Wienerwald,<br />

wo wir im vergangenen Jahr Mendelsohns<br />

„Sechs Lieder, im Freien zu singen“<br />

gesungen haben. Da wir in diesem Chor<br />

aber etwa alle etwa gleich alt sind und nun<br />

viele von uns junge Familien haben, lassen<br />

wir es gerade etwas ruhiger angehen.<br />

Das heißt aber für Sie nicht, dass Sie<br />

weniger tun, oder<br />

MPP: Parallel zur Musik mache ich eine Ausbildung<br />

zum Psychotherapeuten. Dabei ist<br />

mir in den Praktika unter anderem erst bewusst<br />

geworden, welch dramatisch positive<br />

Auswirkungen das Singen auf die Seele und<br />

die Psyche hat. Es kann auch für Menschen,<br />

die jahrelang keinen Ton mehr gesungen haben,<br />

zu einer wichtigen Ressource werden. /<br />

Interview: Mella Waldstein<br />

Weitere Informationen:<br />

www.markuspfandlerpoecksteiner.at<br />

SHALOM! MUSIC<br />

BETWEEN FRIENDS<br />

———————————————————<br />

Di, 22. 10. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />

Ein musikalisches Freundschaftstreffen.<br />

Katholisch, jüdisch, evangelisch; drei<br />

Geistlichkeiten und ein Staatsdiener; vier<br />

prominente Hobbymusiker überwinden<br />

Grenzen mit ihrer Musik: Benediktiner-<br />

Abtprimas Notker Wolf (Rom, Querflöte),<br />

Bischof Michel Bünker (Schlagzeug),<br />

Sektionschef Gerhard Steger (Gitarre)<br />

und Oberrabbiner Chaim Eisenberg<br />

(Gesang) präsentieren klassischen Pop<br />

und jüdische Traditionales. Dabei werden<br />

sie unterstützt von Jakob Sint (Piano),<br />

Marc Bruckner (Bass) und unter der<br />

Leitung von Markus Pfandler. Die Journalistin<br />

Susanne Scholl führt durch das<br />

Programm, dessen Erlös die interreligiöse<br />

Bildungsarbeit des Koordinierungsausschusses<br />

für christlich-jüdische Zusammenarbeit<br />

unterstützt.<br />

Theater Akzent<br />

1040 Wien, Theresianumgasse 18<br />

Tel. 01 50165-3306, www.akzent.at<br />

ZEITEN-STRÖME<br />

———————————————————<br />

CD-Präsentation<br />

So, 27. 10. <strong>2013</strong>, 15.00 Uhr<br />

Stiftskirche Altenburg, Abt Placidus<br />

Much – Straße 1, 3591 Altenburg<br />

Tel. 02982 345118<br />

Auf der neu erschienen CD kann die<br />

große Altenburger Stiftsorgel mit Werken<br />

von J.N. David, H. Schroeder und<br />

J. S. Bach erlebt werden. Um 14.00 Uhr<br />

gibt es eine Einführung mit M. Pfandler-<br />

Pöcksteiner-Pöcksteiner und um 15.00<br />

Uhr die Präsentation der CD mit einem<br />

Orgelkonzert.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


NÖ Tage<br />

der offenen Ateliers<br />

Sa 19. und So 20. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong><br />

brantits<br />

Mehr als 1100 Bildende Künstler, Bildhauer,<br />

Galeristen und Kunsthandwerker öffnen<br />

ihre Pforten und laden Sie herzlich ein.<br />

Besuchen Sie Niederösterreichs Künstler<br />

an ihren Arbeitsstätten und erleben Sie ein<br />

ganz besonderes Herbstwochenende<br />

in unserem Bundesland.<br />

Alle Teilnehmer, alle Detailinfos:<br />

www.kulturvernetzung.at<br />

T: 02572/20 250, office@kulturvernetzung.at<br />

Ein Projekt der


Musik / 23<br />

mm jazzfestival<br />

TALENTE WERDEN<br />

IMMER MEHR<br />

Beim mm jazzfestival in St. Pölten treten junge Musiker innerhalb der von Marianne Mendt<br />

geleiteten Nachwuchsförderung gemeinsam mit Größen österreichischer Jazzmusik auf.<br />

Bei den Auditions ist sie fündig geworden. 16<br />

junge Musikerinnen und Musiker werden in<br />

St. Pölten gemeinsam mit den Profis auf der<br />

Bühne stehen. Es sind auch Kinder dabei,<br />

wie der neunjährige Schlagzeuger Max Plattner<br />

und die zwölfjährige Hannah Schultermandl,<br />

die bei der CD-Präsentation „Live in<br />

St. Pölten 2012“ schon vorab eine Kostprobe<br />

ihrer großen Stimme gab. „Besonders freut<br />

es mich, denn das ist selten, dass wir auch<br />

einen jungen Sänger gefunden haben.“<br />

Martin Egger, geboren 1991, studiert Jazzgesang<br />

am Konservatorium Wien.<br />

Im Rahmen des mm jazzfestival wird auch<br />

„5/8 in Ehr’n“ auftreten. Man könnte sie fast<br />

Kinder von Marianne Mendts Nachwuchsförderung<br />

nennen, denn auch sie waren einmal<br />

ihre „Youngsters“. Mittweile sind sie Preisträger<br />

des Amadeus Austrian Music Award 2012<br />

und <strong>2013</strong> in der Kategorie Jazz/World/Blues. /<br />

Die mm band und die Nachwuchssängerin Barbara Neuhauser. Foto: Andreas Müller<br />

Text: Mella Waldstein<br />

„Die Idee“, so Marianne Mendt „entstand bei<br />

einem Gespräch mit einem Kollegen. Für ein<br />

Jazzfestival in der Steiermark hatte er internationale<br />

Größen eingeladen. ,Und österreichische<br />

Musiker‘, fragte ich nach. ,Das überlegen<br />

wir uns …‘, war seine Antwort.“ Und<br />

Marianne Mendts Antwort war, ein eigenes<br />

Festival zu gründen – mit österreichischen<br />

Musikern. In diesem Herbst findet es zum<br />

neunten Mal in St. Pölten statt. Es spielt die<br />

„mm band“ mit Thomas Kugi (Sax), Daniel<br />

Nösig (Trumpet), Johannes Herrlich (Trombone),<br />

Oliver Kent (Piano), Ulli Langthaler<br />

(Bass) und Mario Gonzi (Drums). Weiters<br />

die „mm big band“ unter der Leitung von<br />

Thomas Huber.<br />

Komplettiert und aufgemischt wird, wie in<br />

jedem Jahr, das Festival durch die „Youngster“,<br />

wie Mendt ihre jungen Musikerinnen<br />

und Musiker nennt. Wie jedes Jahr ist sie<br />

durch Österreich getourt auf der Suche nach<br />

Talenten. Und sie stellt fest: „Talent stirbt<br />

nicht aus. Die Talente werden immer mehr.“<br />

Aber auch der Unterricht auf Musikschulen<br />

und Hochschulen wird immer besserer. In<br />

der Musik ist es wie beim Sport. Es braucht<br />

eine breite Basis, damit die Spitzen herauskommen.<br />

Außerdem, so die Festivalleiterin:<br />

„Jazz ist kein Minderheitenprogramm.“<br />

Kein Minderheitenprogramm<br />

MM JAZZFESTIVAL<br />

———————————————————<br />

Fr, 4. 10. <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr<br />

Festspielhaus St. Pölten<br />

Marianne Mendt präsentiert Talente der<br />

mm Nachwuchsförderung<br />

Sa, 5. 10. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />

Festspielhaus St. Pölten<br />

Marianne Mendt & mm big band<br />

Do, 10. 10. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />

Cinema Paradiso<br />

Karl Markovics & Fenority<br />

Sa, 12. 10. <strong>2013</strong>, 21.00 Uhr<br />

Musikcafé Egon<br />

5/8 in Ehr’n<br />

www.mmjazzfestival.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Weinviertel / 24<br />

Literatur<br />

IM GRÜNEN MEER<br />

In keinem anderen Viertel Niederösterreichs ist das geschriebene Wort so verwurzelt<br />

wie im Weinviertel. Literatur im Herbst gibt es heuer wieder auf dem Brandlhof.<br />

„Tauchgänge im grünen Meer“ titelte Alfred Komarek seine Spaziergänge durch das Weinviertel.<br />

Der Gendarm Simon Polt fährt mit seinem<br />

Fahrrad über die Landstraße, zwischen<br />

Weingärten und Ackerland hinein in die<br />

Kellergasse. Das Bild strahlt Geruhsamkeit<br />

aus, schon durch die Bezeichnung Gendarm<br />

werden positive Kindheitserinnerungen<br />

heraufbeschworen, nicht zuletzt deshalb, da<br />

mein Vater die graue Uniform jahrzehntelang<br />

trug. Mit Alfred Komareks Kriminalromanen<br />

tauche ich förmlich „in das grüne<br />

Meer“ ein, es gilt, lesend die Landschaft, die<br />

Menschentypen zu entdecken. Alfred Komarek<br />

hat hier einen Nerv getroffen, die Weinviertler<br />

kennen Simon Polt – nicht zuletzt<br />

deshalb, da Erwin Steinhauer dem introvertierten<br />

Gendarmen ein Gesicht gegeben hat<br />

– und so mancher fährt heute mit einem<br />

anderen Blick durch das Weinviertel.<br />

Ein Blick, der auch durch zahlreiche Publikationen<br />

geschärft wurde. In Ferdinand Altmanns<br />

„A Gulasch und a Bier“ werden die<br />

Geschichten von Weinviertler Wirten und<br />

ihren Gasthäusern erzählt, es ist eine Dokumentation<br />

einer verschwindenden Alltagskultur.<br />

Es scheint, als wäre dies eine Wirtschafts-<br />

und Sozialgeschichte einer längst<br />

vergangenen Zeit. Und doch erinnern sich<br />

die Leser an den Bäcker, der ins Gai fuhr<br />

(Wolfgang Galler: „Unser täglich Brot. Von<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Weinviertel / 25<br />

LITERATUR AM BRANDLHOF<br />

———————————————————<br />

So, 3. 11. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr<br />

Martin Neid liest Martin Neid,<br />

musikalisch begleitet von den<br />

Haus&Hofmusikanten<br />

Brandlhof<br />

3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24<br />

Tel. 02956 81 222<br />

Eintritt frei!<br />

www.volkskulturnoe.at/brandlhof<br />

_<br />

IM WEINVIERT’L DRIN<br />

———————————————————<br />

Sa, 26. 10. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr<br />

CD-Präsentation: Im Weinviert’l drin<br />

Theodor Kramer: „Einen der größten Dichter der jüngeren Generation“ nannte ihn Thomas Mann.<br />

Collage: Viertelfestival NÖ.<br />

Bäckern, Müller und Bauern im Weinviertel“),<br />

die Fahrten mit der Eisenbahn auf<br />

heute längst stillgelegten Nebenbahnen<br />

(Peter Wegenstein: „Wege aus Eisen im<br />

Weinviertel“) oder die Betriebsamkeit in<br />

einer Kellergasse in den Monaten September<br />

und <strong>Oktober</strong> (Wolfgang Krammer, Johannes<br />

Rieder: „Weinviertler Kellergassen“). Die<br />

Geschichten und Texte berühren, wir werden<br />

uns unserer Landschaft und ihrer<br />

Besonderheiten bewusst – und wir bekommen<br />

Lust auf mehr.<br />

Gibt es spezielle Sagen im Weinviertel<br />

Thomas Hofmann hat in seinen „Das Weinviertel<br />

in seinen Sagen“ Überliefertes gesammelt.<br />

Und wieder führen uns die Erzählungen<br />

an besondere Plätze, topografisch<br />

auffallende Orte, an denen wir im Alltag<br />

vorüberhasten. Otto J. Schöffl, ein Mühlenkind<br />

und -forscher, beschreibt nicht nur die<br />

längst verschwundenen Mühlen des Weinviertels,<br />

auch er sammelte Sagen, thematisch<br />

beim Mühlrad angesiedelt.<br />

Denkmal ui-Mundart<br />

In den letzten Jahren wurde der ui-Mundart<br />

ein Denkmal gesetzt – auch hier wird nur<br />

mehr Vergangenem nachgetrauert, den<br />

gesprochen wird dieser Dialekt im Alltag im<br />

Weinviertel nicht mehr. Aber nicht zuletzt<br />

durch die Initiativen der Bacher-Runde und<br />

1. Singen ist uns’re Freud (1:59) · 2. Grüaß enk Gott liabe Leit (1:13) ·<br />

3. Ihr Herren schweigt ein wenig still (1:47) · 4. Jo im Weinviert’l drin (1:49) ·<br />

5. Aber Hansei spann ei (2:39) · 6. Gott segne den edlen Weinbau (2:20) ·<br />

7. Drentan Steg, überm Bach (1:23) · 8. Drei Berg und drei Tål (1:41) · 9. Der Wein is a Luida (1:35) ·<br />

10. Winkler Boarischer (2:36) · 11. A Busserl is a g’spassigs Ding (1:41) ·<br />

12. Hintn bei da Stadltür (2:06) · 13. An Klopfer åns Fernsterl (2:09) · 14. In Gerhard seiner (2:42) ·<br />

15. Der Weg zu mein Diandle is stoani (1:39) · 16. Geh, gib mir a Busserl (1:43) ·<br />

17. Håb dir in d’ Äugerl g’schaut (1:39) · 18. Kam kraht der Håhn die Morgenstund’ (2:07) ·<br />

19. Boarischer aus Klein-Mariazell (2:09) · 20. Drunt in da grean Au (3:17) ·<br />

21. Heint iß i nix, heint trink i nix (1:15) · 22. A Tag voller Sunn (1:23) · 23. Juhu und juhe! (1:09) ·<br />

24. Auf’m Bergerl steht a Häuserl (1:49) · 25. Geh is her über’s Wieserl (2:00) ·<br />

26. Jetzt möcht i amol wissen (1:52) · 27. O, den hätt i so gern (0:51) ·<br />

28. Gebirgsfreuden-Walzer (3:26) · 29. I mog koa Wasser net (2:17) ·<br />

30. I find heit nimma hoam (1:57) · 31. Drei Winter, drei Summer (1:21) ·<br />

dem Joseph-Misson-Bund 32. Gehts, Buama, gehn ma hoam (1:44) bekamen · 33. A ganze Weil (1:56) · die<br />

Es singen und spielen: Weinviertler 3-Xang · Leobendorfer Viergesang · Fensterlmusi<br />

Werke von Joseph Misson, Josef Weiland,<br />

Lois Schiferl, Georg Pfeifer, Karl (c) (p) Bacher,<br />

HeiVo CD 115 AuMe<br />

Herausgeber: Volkskultur Niederösterreich GmbH<br />

Josef Pazelt 3452 Atzenbrugg, u. a. Schlossplatz einen 1 neuen Stellenwert.<br />

© <strong>2013</strong> <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich GmbH<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Lesungen aus deren Werken erfreuen sich<br />

großer Beliebtheit, ist es doch wieder ein<br />

Eintauchen in eine längst vergangene Zeit,<br />

in das Idiom der Kindheit.<br />

Heimat bist du großer Söhne: „Einen der<br />

größten Dichter der jüngeren Generation“<br />

nannte ihn Thomas Mann. Dennoch war<br />

Theodor Kramer lange Zeit vergessen. Aber<br />

besonders im Weinviertel – er wurde in Niederhollabrunn<br />

geboren – erinnern wir uns<br />

des Lyrikers gerne. Es ist doch schön, wenn<br />

einer der ganz Großen aus der eigenen Heimat<br />

stammt, auch wenn wir ihn, als es politisch<br />

opportun war, vertrieben und vergessen<br />

haben.<br />

Jahrzehntelang war das Weinviertel nur ein<br />

Landstrich zwischen Wien und der toten<br />

Grenze. Heute schauen wir selbstbewusst<br />

auf dieses Viertel, auf seine Schönheiten und<br />

auch auf seine Geschichte. Es ist „Mehr als<br />

Idylle“. Und schlussendlich: Peter Turrini<br />

und Felix Mitterer sind doch Weinviertler,<br />

oder /<br />

Text: Eva Zeindl<br />

Fotos: Manfred Horvath<br />

Im Weinviert’l drin<br />

Weinviertler 3-Xang<br />

Leobendorfer Viergesang<br />

Fensterlmusi<br />

Im Weinviert’l drin<br />

Seit annähernd zehn Jahren tritt der<br />

Weinviertler 3-Xang auf und bringt bei<br />

verschiedensten Anlässen vor allem in seiner<br />

Heimat Harmannsdorf einen reichen<br />

Schatz an Liedern, vor allem aus dem<br />

Weinviertel, zu Gehör. Gemeinsam mit<br />

dem Leobendorfer Viergesang ging das<br />

Ensemble nun ins Studio. Das Repertoire<br />

der gemeinsamen CD umfasst überlieferte<br />

Lieder, ebenso wie neue Volkslieder.<br />

Die Instrumentalbeiträge stammen von<br />

der Fensterlmusi. Über Jahre hinweg<br />

bereicherte die Formation in wechselnder<br />

Besetzung musikalisch-gesellige Runden.<br />

Im Jahr 2010 wurde der Motor der Gruppe<br />

Herbert Lacina, viel zu früh aus dem<br />

Leben gerissen. Die für die CD ausgewählten<br />

Stücke wurden schon im Jahr 2004<br />

aufgenommen.<br />

Digipack_HeiVo_115.indd 1 08.03.13 12:25<br />

Am 26. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> laden der Leobendorfer<br />

Viergesang und der Weinviertler<br />

3-Xang nach Harmannsdorf/Rückersdorf<br />

zur CD-Präsentation. Bei einem Glaserl<br />

Wein und dem einen oder anderen geselligen<br />

Lied wird dieser Abend ausklingen.<br />

Hauptschule Harmannsdorf<br />

2111 Harmannsdorf, Bahnstraße 1<br />

Tel. 0664 8208595 (Eva Zeindl)<br />

DPAC NP 0215<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Mostviertel / 26<br />

Stubenmusik Berger<br />

WENN FÜNF<br />

BRÜDER FEIERN<br />

Fünf Brüder und kein bisschen leise – 20 Jahre Stubenmusik Berger.<br />

Die Brüder Berger: Christoph, Roland, Sepp, Robert, Georg (v. l. n. r.). Foto: z. V. g.<br />

verschiedensten Veranstaltungen anzutreffen.<br />

Mittlerweile ist die Musik der Stubenmusik<br />

Berger nicht mehr aus dem Mostviertel<br />

wegzudenken. In den 20 Jahren ihres<br />

gemeinsamen Musizierens hat die traditionelle<br />

Volksmusik gerade im Mostviertel einen<br />

enormen Zuwachs an Wertschätzung erfahren.<br />

Den Aktivitäten der fünf Brüder ist es zu<br />

verdanken, dass die Volkskultur in dieser<br />

<strong>Region</strong> immer mehr an Selbstvertrauen und<br />

Qualität gewinnt. Sie begeistern durch ihren<br />

Charme und spielerischen Witz die Besucher:<br />

von der kleinen Musikantenrunde bis zur voll<br />

besetzten Basilika, beim offenen Singen, bei<br />

Musikantentreffen, Volksmusikveranstaltungen<br />

und auch Musikantenwallfahrten.<br />

Die Stubenmusik Berger wurde 1993 spontan<br />

aus der Taufe gehoben. Anlässlich der<br />

<strong>Kultur</strong>tage ihrer Heimatgemeinde Ferschnitz<br />

setzten sich die fünf Brüder Robert, Sepp,<br />

Christoph, Georg und Roland zusammen<br />

und versuchten sich auf einem für sie völlig<br />

neuen Gebiet der Musik – der traditionellen<br />

Volksmusik, nachdem sie in den Bereichen<br />

klassische Musik sowie Tanz- und Unterhaltungsmusik<br />

schon einige Erfolge gefeiert<br />

hatten. Das gemeinsame Musizieren bereitete<br />

so viel Spaß, dass die fünf Brüder nach<br />

mittlerweile 20 Jahren noch immer gemeinsam<br />

Musik machen.<br />

Viele Jahre nahmen sie an den Volksmusikseminaren<br />

auf Schloss Seggau bei Leibnitz<br />

teil, wo sie auch unzählige Kontakte zu<br />

Volksmusikanten im gesamten Alpenraum<br />

knüpfen konnten. Nach der Präsentation<br />

ihrer ersten CD „greahoidn“ wurden auch<br />

die Medien auf die Stubenmusik Berger aufmerksam.<br />

Neben zahlreichen Einspielungen<br />

auf Radiosendern in Österreich, Bayern,<br />

Südtirol und diversen Internetsendern waren<br />

die fünf Brüder auch bei Großereignissen<br />

wie „Licht ins Dunkel“ oder „Klingendes<br />

Österreich“ im Fernsehen zu sehen. Mit der<br />

Aufnahme des zweiten gelungenen Tonträgers,<br />

„blaumocha“, gelang es ihnen, ihre<br />

Musik bis weit über die Grenzen in die<br />

Niederlande, nach Ungarn, Deutschland,<br />

Australien und in die USA zu tragen. Auch<br />

auf zahlreichen Gemeinschaftsproduktionen<br />

mit anderen Musikgruppen, wie dem<br />

Scheibbser3er, d’Kiahmöcha, oder auf Produktionen<br />

der Volkskultur Niederösterreich<br />

sind Stücke der Stubenmusik zu hören.<br />

Charme und Spielwitz<br />

Dank des abwechslungsreichen Repertoires<br />

an Instrumental- und Gesangsstücken, Jodlern,<br />

Liedern und Volkstänzen sind sie auf<br />

Am 25. <strong>Oktober</strong> lädt die Stubenmusik Berger<br />

zur Jubiläumsfeier und Präsentation ihrer<br />

neuen CD in das Gasthaus Affengruber in<br />

Ferschnitz ein. Ihre neue CD ist wieder eine<br />

gelungene Mischung aus Instrumental- und<br />

Gesangsstücken, von ruhig und beschaulich<br />

bis heiter und witzig – ein Querschnitt über<br />

20 Jahre gemeinsamen Musizierens./<br />

Text: Claudia Lueger<br />

JUBILÄUMSFEIER<br />

———————————————————<br />

Fr, 25. 10. <strong>2013</strong>, 18.30 Uhr<br />

Gasthaus Affengruber<br />

3325 Ferschnitz, Marktstraße 6<br />

Tel. 0664 8373928 (Sepp Berger)<br />

info@stubenmusik.at<br />

www.stubenmusik.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Mostviertel / 27<br />

Mariazellerbahn<br />

AUF DER HIMMELSTREPPE<br />

UNTERWEGS<br />

Seit September ist die erste Triebzuggarnitur „Himmelstreppe“ auf der<br />

Mariazellerbahn unterwegs. Ein guter Anlass für den steirisch-niederösterreichisches <strong>Kultur</strong>austausch<br />

„Mariazellerland trifft Pielachtal“ in Kirchberg/Pielach.<br />

Überlegungen zur Errichtung einer Bahn<br />

von St. Pölten nach Mariazell gab es schon<br />

seit der Eröffnung der Westbahn im Jahr<br />

1858. Durch die Wallfahrten war Mariazell<br />

schon im 19. Jahrhundert einer der am stärksten<br />

besuchten Fremdenverkehrsorte der<br />

Donaumonarchie.<br />

Im Jahr 1895 wurde der Bau der „Pielachtalbahn“<br />

beschlossen und ein Jahr später mit<br />

den Bautätigkeiten begonnen. Die Eröffnung<br />

der Stammstrecke von St. Pölten über Kirchberg<br />

an der Pielach bis nach Mank erfolgte<br />

im Juli 1898. Fallweise sieht man auch noch<br />

alte Grenzsteine mir der Bezeichnung<br />

St.P.K.M. (Lokalbahn St. Pölten–Kirchberg/<br />

Pielach–Mank).<br />

Die ersten eingesetzten Dampfloks stammten<br />

von den Lokomotivfabriken Krauss &<br />

Comp. des Gründers Georg Ritter von<br />

Krauss. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde<br />

die einzige elektrifizierte Schmalspurbahn<br />

Österreichs – bosnischer Spurweite – bis<br />

Laubenbachmühle weitergebaut, der Bau der<br />

Bergstrecke dauerte bis 1906. Zu Beginn nur<br />

Güterverkehr, wurde der Personenverkehr<br />

nach Mariazell im Jahr 1907 aufgenommen<br />

und in weiterer Folge bis Gusswerk ausgebaut.<br />

Dieser Abschnitt wurde Ende der<br />

1980er Jahre eingestellt.<br />

Rüsten für die<br />

Landesausstellung 2015<br />

84 Kilometer schlängelt sich die Mariazellerbahn,<br />

auch Niederösterreichisch-Steirische<br />

Alpenbahn genannt, von der niederösterreichischen<br />

Landeshauptstadt zum steirischen<br />

Wallfahrtsort. Die Streckenführung lässt sich<br />

in eine Talstrecke von St. Pölten bis Laubenbachmühle,<br />

dem neuen Zentrum der Bahnstrecke<br />

und auch einem der Hauptorte der<br />

Landesausstellung 2015, sowie eine Bergstrecke<br />

unterteilen. Die Bergstrecke führt von<br />

Laubenbachmühle bis Gösing und von<br />

Gösing nach Mariazell. Die Bahn trifft auf<br />

ihrem Weg auch auf vier Flusstäler: das Traisental<br />

bei St. Pölten, das Pielachtal, das<br />

Erlauftal und das Salzatal auf der ehemaligen<br />

Strecke von Mariazell nach Gusswerk. Die an<br />

Kunstbauten überaus reiche Bahnstrecke hat<br />

eine maximale Neigung von 25 Promille und<br />

erreicht im 2.369 Meter langen Gösingtunnel<br />

eine Höhe von 892 Meter.<br />

Ab September, ziemlich genau 100 Jahre<br />

nach dem Einsatz der ersten Elektrolok, ist<br />

die Himmelstreppe auf der Strecke unterwegs,<br />

Niederflurtriebzüge, die im kommenden<br />

Jahr mit Panoramawaggons ergänzt werden.<br />

Durch die höheren Geschwindigkeiten,<br />

die mit den neuen Garnituren gefahren werden<br />

können (bis zu 80 statt bisher max.<br />

45–60 Stundenkilometer), werden die Fahrzeiten<br />

verkürzt und attraktivere Fahrpläne<br />

ermöglicht. Die historischen Garnituren<br />

werden als Nostalgiezug beibehalten.<br />

Ganz im Zeichen der Mariazellerbahn, der<br />

Verbindung zwischen Niederösterreich und<br />

der Steiermark, findet am Samstag, 26. <strong>Oktober</strong>,<br />

der „erste <strong>Kultur</strong>austausch“ statt: Mariazeller<br />

Land trifft Pielachtal. Die Anreise der<br />

mitwirkenden Ensembles aus Mariazell<br />

erfolgt mit der Mariazellerbahn, schon während<br />

der Zugfahrt wird eifrig gesungen und<br />

musiziert. Im Gasthof Kalteis in Kirchberg<br />

Die Himmelstreppe seit September auf der<br />

Mariazellerbahn unterwegs. Foto: NÖVOG<br />

an der Pielach treffen sie mit den Musik- und<br />

Gesangsgruppen zum gemeinsamen Singen<br />

und Musizieren zusammen. /<br />

Text: Claudia Lueger<br />

MARIAZELLER LAND<br />

TRIFFT PIELACHTAL<br />

———————————————————<br />

Sa, 26. 10. <strong>2013</strong>, ab 11.00 Uhr<br />

Gasthof-Restaurant Kalteis<br />

Melker Straße 10<br />

3204 Kirchberg/Pielach<br />

Tel. 02722 7223, kalteis.hubert@aon.at<br />

www.kalteis.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Waldviertel / 28<br />

Teichwirtschaft<br />

WENN TEICHE<br />

KOCHEN<br />

Die sonst so stillen Teiche beginnen beim Ablassen „zu kochen“. Das Abfischfest<br />

in Heidenreichstein gibt Einblick in die Teichwirtschaft und bietet Kulinarisches und<br />

Wissenswertes rund um den Karpfen.<br />

Abfischen am Streitteich bei Heidenreichstein.<br />

„Tradition, das ist was für die Alten“, sagt<br />

häufig lächelnd die jüngere Generation. Das<br />

traditionelle Handwerk der Teichwirtschaft,<br />

im speziellen die Technik des Abfischens,<br />

hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert.<br />

Verändert haben sich die Materialien<br />

für diese Arbeit. Anstatt Holz und Leder<br />

werden heute Kunststoffe und Gummi verwendet,<br />

und die Fische werden auch nicht<br />

mehr mit dem Ochsenkarren, sondern mit<br />

LKWs in die Hälterungen transportiert. Die<br />

Modernisierung liegt eher im Verborgenen.<br />

Schon an der Ausbildung zum Fischmeister<br />

lässt sich erkennen, welch umfangreiches<br />

Wissen und Geschick in der heutigen Zeit<br />

gefragt ist. Die Lehrzeit zum Fischereifacharbeiter<br />

dauert drei Jahre, zum Meister ist<br />

eine weitere dreijährige Praxis mit einer<br />

abschließenden Meisterprüfung erforderlich.<br />

Waldviertler Karpfen<br />

Die Fisch-Mensch-Beziehung entspricht<br />

auch dem Zeitgeist des 21. Jahrhunderts, so<br />

wie die Achtsamkeit, die den Teichen gewidmet<br />

wird. Wasserkontrollen mit z. B. Messung<br />

von pH-Wert und Sauerstoffgehalt<br />

sind Standard. Betreuung durch den Fischgesundheitsdienst<br />

und Markenrichtlinien<br />

für den Waldviertler Karpfen garantieren<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Waldviertel / 29<br />

Die Fische werden in einen dorfnahen Hälter gebracht.<br />

Ablassen des Burgteiches in Heidenreichstein.<br />

uns als Konsumenten höchste Qualität. Der<br />

Karpfen (Cyprinus carpio) wurde von den<br />

Römern von Asien nach Europa gebracht.<br />

Im frühen Mittelalter hielt man den Karpfen<br />

in Weihern von Mühlbächen und ähnlichen<br />

– der Wasserkraft wegen – angelegten Aufstauungen.<br />

Von Natur aus entstandene Seen,<br />

wie sie im westlichen Österreich zu finden<br />

sind, gibt es auf der „Böhmischen Masse“<br />

nicht. Die Seen, die nach der Eiszeit vor<br />

ca. 10.000 Jahren auf diesem Granit-Hochplateau<br />

nördlich der Donau entstanden sind,<br />

sind heute verlandet und Moorgebiete. Um<br />

Fische züchten zu können, mussten Teiche<br />

angelegt werden. Das Anlegen der Teiche und<br />

die damit verbundene Fischzucht erfolgten<br />

im 14. und 15. Jahrhundert durch Adel und<br />

Mönche. Dämme wurden gebaut und der<br />

Abfluss mit dem sogenannten „Trum“ oder<br />

„Mönch“ geregelt. Bei großen Teichen<br />

braucht das Ablassen mehrere Wochen.<br />

Einerseits um keine Überschwemmung zu<br />

verursachen, andererseits um den Fischen die<br />

Möglichkeit zu geben, sich in der Fischgrube<br />

zu sammeln. „Die Teiche kochen“, heißt es<br />

dann bei den Fischmeistern.<br />

Auch die Grafen Puchheim, ab 1348 Burgherrn<br />

zu Heidenreichstein, erkannten die<br />

wirtschaftliche Gelegenheit, den sonst so<br />

kargen Boden zu nutzen. Es ist anzunehmen,<br />

dass der Wassergraben der Burg schon<br />

damals, so wie heute, zur Fischzucht genutzt<br />

wurde. Der Teichbau hielt bis ins 16. Jahrhundert<br />

an und veränderte dadurch das<br />

Landschaftsbild. Aus dem Waldviertel<br />

wurde das „Land der tausend Teiche“. Diese<br />

vom Menschen geschaffenen Biotope sind<br />

auch vielfältiger Lebensraum für unterschiedlichste<br />

Arten von Fauna und Flora.<br />

Schon im 15. Jahrhundert dürfte der Bruneiteich<br />

bei Heidenreichstein angelegt worden<br />

sein. Der ursprünglich 39 Hektar große<br />

Teich hat durch die Verlandung der Uferzonen<br />

nur mehr ca. 25 Hektar Wasserfläche.<br />

Dieser wertvolle Schilfgürtel ist seit 1980<br />

Naturschutzgebiet. Da die Teichwirtschaft<br />

zwar ökonomisch, aber sehr naturnahe und<br />

nachhaltig betrieben wird, gelingt die Symbiose<br />

von Ökologie und Ökonomie sehr<br />

zufriedenstellend.<br />

Dem Fischerlatein lauschen<br />

Die Krönung dieser Symbiose ist das alljährliche<br />

Abfischen des Bruneiteiches mit dem<br />

Abfischfest am Nationalfeiertag, am 26.<br />

<strong>Oktober</strong>. Die Besucher erwartet die Präsentation<br />

des Fischerhandwerks mit einem entsprechenden<br />

Rahmenprogramm und den<br />

kulinarischen Genüssen der Fischernte.<br />

Unter dem Motto „Der Waldviertler Karpfen<br />

in der modernen Küche“ erfährt man bei<br />

einer Filetier- und Kochpräsentation die<br />

Zubereitung dieses Fisches.<br />

Beim Abfischfest kann man den Fischern in<br />

ihren Wathosen zusehen, wie sie das große<br />

Zugnetz austragen, es ans Ufer ziehen und<br />

die Fische in wassergefüllte Bottiche auf<br />

LKWs verladen. Die Moderation dieses sich<br />

wiederholenden Fischerhandwerks wird<br />

ergänzt mit Fischerlatein und Interviews mit<br />

Gästen und Fachleuten. Im „UnterWasser-<br />

Reich“, ein eigener Programmpunkt dieses<br />

Abfischfestes, betrachtet man unter dem<br />

Mikroskop Karpfenschuppen, Karpfenkiemen<br />

und Flossen einmal in „ganz groß“. Bei<br />

einem Blick durch das Mikroskop erkennt<br />

man die Planktonlebewesen, das „winzig<br />

kleine“ Futter des Karpfens. Die Experten<br />

aus dem „UnterWasserReich“, dem Besucherzentrum<br />

des Naturparkes Schrems,<br />

unterstützen dabei und informieren außerdem<br />

über die Ökologie der Teiche, Flora<br />

und Fauna. Natürlich ist auch für Gäste, die<br />

keinen Fisch essen, bestens gesorgt. Hausgemachte<br />

Mehlspeisen und der Witterung entsprechende<br />

warme Getränke ergänzen dieses<br />

Naturerlebnis für die gesamte Familie.<br />

Für Kinder empfiehlt sich Kleidung, die<br />

schmutzig werden darf – und Gummistiefel,<br />

um der Erforschung des faszinierenden und<br />

zugleich spannenden Teichgrundes freien<br />

Lauf zu lassen.<br />

Karpfenquiz<br />

Ein Bauern- und <strong>Region</strong>almarkt, ein Waldviertler<br />

Karpfenquiz, ein Schaubecken bzw.<br />

Aquarium mit Experteninformation, Infostände<br />

über die <strong>Region</strong> sowie ein<br />

Schauschmieden und eine Präsentation von<br />

Holzverarbeitung für Teiche stehen zusätzlich<br />

am Programm des Heidenreichsteiner<br />

Abfischfestes.<br />

Übrigens: Alle Besucher mit dem Namen<br />

Fischer genießen freien Eintritt. Ein Ausflug<br />

ins Heidenreichsteiner Moor und ein Besuch<br />

der Burg Heidenreichstein lassen den Tag zu<br />

einem großartigen Waldviertler Erlebnis<br />

werden. /<br />

Text: Andreas Teufl<br />

Fotos: Archiv Kinskysches Forstamt<br />

ABFISCHFEST<br />

HEIDENREICHSTEIN<br />

———————————————————<br />

Sa, 26. 10. <strong>2013</strong>, 9.00–15.00 Uhr<br />

Tel. 0664 5858091 (Reinhard Sprinzl)<br />

www.abfischfest.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Handwerk / 30<br />

Kaffee<br />

röstfrisch<br />

Die Hausfrau machte es am Küchenherd und jeder Greißler um die Ecke: Sie rösteten Kaffee.<br />

In Stein an der Donau gibt es noch einen Familienbetrieb, der Kaffee röstet.<br />

Emmerich und Gerhild Beyer haben 1960 –<br />

als die anderen kleinen Kaffeeröstereien ihre<br />

Maschinen einmotteten – die Liebe zum<br />

Kaffee entdeckt. „Damals haben wir fünf<br />

Dekagramm Kaffee in kleinen Sackerln verkauft.<br />

So ändern sich die Zeiten.“ Frau Beyer<br />

trinkt Kaffee. Wie viele am Tag „Vier bis<br />

fünf Tassen.“ Und welche Zubereitungsart<br />

„Alle haben ihre Vorteile – man muss nur<br />

den richtigen Kaffee dafür haben“, ist die<br />

salomonische Antwort.<br />

Edith, Gerhild und Emmerich Beyer (v. l. n. r.) vor der Kaffeerösterei in Stein.<br />

Beyers beste Werbung ist der Duft. Wenn sie<br />

rösten, öffnen sie die Tür des kleinen<br />

Geschäfts am Ende der Steiner Landstraße<br />

– hier entströmt ein köstlicher Geruch, der<br />

magisch anzieht. Die alten Leute kennen<br />

diesen Duft aus ihrer Jugend, als die Mütter<br />

die Ringe aus der Ofenplatte heraushoben<br />

und über dem offenen Feuer eine Kugel einhängten,<br />

in der die Kaffeebohnen unter<br />

ständigem Drehen geröstet wurden. „Dann<br />

ist der Meinl gekommen. Und die Hausfrauen<br />

haben aufgehört“, sagt Emmerich<br />

Beyer. Beyers haben einen Lebensmittelhandel:<br />

ein Geschäft, das tief ins Haus und ins<br />

mittelalterliche Gewölbe reichte. Dort im<br />

Gewölbe lagern jetzt der Kaffee und die<br />

Lebensmittel, vorne beschränken sie sich auf<br />

das Nötigste: Milch und Butter, Brot und<br />

Zucker, Eistee, Cola, Zuckerl und ein bisserl<br />

Wurst.<br />

Selbstverständlich trägt der Chef eine Krawatte<br />

– geschneidert aus einem eigenen<br />

Jutesack. Die Säcke aus aller Herren Länder,<br />

die im Gewölbe lagern, sind gefragte Sammlerstücke<br />

– besonders jene aus Australien,<br />

auf denen ein Känguru springt. En passant<br />

ein kleiner Sackquiz: „Wo ist der Unterschied<br />

zwischen einem Erdäpfel- und eine<br />

Kaffeesack“, fragt der Chef. „Der Inhalt<br />

eventuell“ – „Ja, der auch, aber ein Erdäpfelsack<br />

wird zugebunden, eine Kaffeesack<br />

wird zugenäht.“ Das ist Kaffeebasiswissen.<br />

In Beyers Gewölbe lagern Spezialitäten, die<br />

sonst nur bei Meinl am Graben in Wien zu<br />

finden sind: Skybury Fancy aus Australien<br />

und Kaffee aus Altura, Mexiko. Oder Blue<br />

Mountain aus Jamaika – und der wird übrigens<br />

nicht in Säcken, sondern in Fässern<br />

gehandelt – und eigens aus Äthiopien geholte<br />

Hochlandsorten.<br />

Im Geschäft vorne haben zwei alte Damen<br />

aus der Nachbarschaft Platz genommen. Sie<br />

sitzen zwar auf ausrangierten Blue-Mountain-Fässern,<br />

trinken aber die Hausmarke.<br />

Die Spezialitäten werden zum großen Teil<br />

per Post verschickt. Der Chef geht in das<br />

Lager zurück und holt einen Sack. Dann<br />

kommen die Kaffeebohnen in einen Kübel,<br />

er steigt auf ein Stockerl und schüttet die<br />

Bohnen in die Apparatur, die den kleinen<br />

Laden beherrscht: die Röstmaschine. Die<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Handwerk / 31<br />

Der Spalt der Arabica-Bohne muss hell bleiben …<br />

... anschließend wird röstfrisch abgepackt.<br />

Maschine funktioniert wie eine Waschmaschine.<br />

Bei 150 Grad Celsius drehen sich<br />

die Bohnen in einer Trommel. Nach etwa<br />

15 Minuten beginnen sie zu knistern. Das ist<br />

der Zeitpunkt, wo die Ladentür sperrangelweit<br />

geöffnet wird und der Duft Passanten<br />

anlockt. Dann sind die Bohnen fertig geröstet.<br />

„Wichtig ist, dass bei den Arabica-<br />

Bohnen der Spalt hell bleibt, ansonsten sind<br />

sie zu stark geröstet.“ Wo liegen nun die<br />

Geheimnisse des Kaffeeröstens „Das ist<br />

schnell erklärt“, antwortet Beyer. „Wer oben<br />

Qualität reinleert, bekommt unten eine raus,<br />

alles andere sind Launen.“<br />

Die Maschine, in die oben die Qualität reinkommt,<br />

ist aus Gusseisen und kommt aus<br />

Emmerich im Rheinland. Ein schöner<br />

Zufall, dass Herr Beyer auch Emmerich<br />

heißt. Wenn die Maschine defekt ist, muss<br />

ein Techniker aus Deutschland kommen.<br />

Der fliegt nach Schwechat und fährt mit<br />

einem Mietwagen in die Wachau. Ein teurer<br />

Spaß für einen Greißler.<br />

Es gibt die italienische, die französische und<br />

die Wiener Röstung, wobei die italienische<br />

die stärkste und die französische die<br />

schwächste Röstung ist. Beyers rösten nach<br />

Wiener Art, die in der Mitte liegt. „Rösten<br />

tut nur der Mann, ich hab’ keine Nerven<br />

dazu“, meint die Chefin. Zweimal hat die<br />

Maschine schon gebrannt, denn Kaffee ist<br />

leicht entzündlich. Die duftenden Bohnen<br />

werden nun abgepackt. Tochter Edith und<br />

Gattin Gerhild Beyer bedienen einstweilen<br />

die Nachbarinnen, die auf den Fässern Platz<br />

genommen haben, und die Kundschaft, die<br />

um Wurstsemmeln oder einen Liter Milch<br />

kommt. Und natürlich jene, die Kaffee kaufen.<br />

Der wird bei Beyers noch in wunderbar<br />

altmodische Packungen gefüllt, der Mocca<br />

in eine braune mit honiggelber Schrift.<br />

Oben ist ein verwegener Kopf eines Mannes<br />

zu sehen, der aus „Ali Baba und die 40 Räuber“<br />

entsprungen ist, drunter steht schlicht:<br />

„Mocca – feinster Bohnenkaffee“. Weiters<br />

gibt es rote und blaue Packungen, die speziellen<br />

Sorten werden in goldene Sackerl abgefüllt.<br />

Da wäre vor allem – „aber das ist eine<br />

Liebhaberei“, sagt Emmerich Beyer – der<br />

„Katzenkaffee.“ So nonchalant nennt er den<br />

teuersten Kaffee der Welt. Die in Indonesien<br />

wachsende Kaffeesorte Kopi Luwak wird<br />

mithilfe der Zibetkatze veredelt. Diese fressen<br />

die Kaffeebohnen und scheiden sie<br />

unverdaut, aber dafür wunderbar fermentiert<br />

wieder aus. Der Kot der Katzen wird<br />

gesammelt, die Bohnen herausgenommen,<br />

geputzt, geschält und geröstet. Der Kaffee<br />

schmeckt sehr würzig, mit einem leichten<br />

Karamell- bis Schokogeschmack. Ein Kilo<br />

kostet ein paar hundert Euro und wird auch<br />

bei Beyers nur in homöopathischen Mengen<br />

verkauft.<br />

Die Kaffeesorten werden in Hamburg am<br />

Kaffeemarkt geordert. Nicht über Computer<br />

und Internet, sondern noch ordentlich mit<br />

Telefon und Schriftverkehr. Oder die Kaffeeröster<br />

aus Stein fahren einkaufen nach Äthiopien.<br />

Äthiopien ist die Urheimat des Kaffees.<br />

Bei einer Reise durch das Land besuchte<br />

Emmerich Beyer Kleinbauern, Fabriken und<br />

kaufte bei den Händlern vor Ort ein. „Ich<br />

bin dabei die Fotografin“, kommentiert Frau<br />

Beyer, „und außerdem muss ich schauen,<br />

dass ich ihn wieder wegbring’.“<br />

„Kaffeekirschen werden nie gemeinsam reif,<br />

deswegen ist es das Beste, sie mit zwei Fingern<br />

zu ernten“, erklärt Herr Beyer. Dann<br />

werden sie gewaschen, geschält und kommen<br />

in Betonbecken, wo sind mit Wasser<br />

vermengt werden. Es beginnt der Fermentierungsprozess.<br />

Danach werden sie auf<br />

Tischen getrocknet und in die Fabrik<br />

gebracht, wo die Zellhaut geschält wird. In<br />

Säcken verpackt kommen sie in den Handel.<br />

Beyers haben 300 Säcke à 60 Kilogramm aus<br />

Äthiopien mitgebracht. Hochlandbohnen<br />

aus Harrar und Yirgacheife. „Zuerst wurden<br />

sie in Waggons verladen und danach im<br />

Container verschifft. Übrigens, die Transportkosten<br />

von Äthiopien nach Krems sind<br />

billiger als die von Hamburg.“<br />

Seitdem die Beyers in Äthiopien waren, wissen<br />

sie um den Wert des Kaffees und heben<br />

jede Bohne, die ihnen auf den Boden fällt,<br />

wieder auf. „Wir sind schon museumsreif “,<br />

lacht Gerhild Beyer und bietet einen Kaffeelikör<br />

an. Auch selbst gemachtes Kaffeegelee.<br />

Dann aber schwappt eine ganze Schiffsladung<br />

an Touristen herein und die Beyers<br />

haben alle Hände voll zu tun. /<br />

Text: Mella Waldstein<br />

Fotos: Gregor Semrad<br />

KAFFEERÖSTEREI BEYER<br />

———————————————————<br />

Reisperbachtalstraße 2<br />

3500 Stein an der Donau<br />

Tel. 02732 83122<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Ethnografie / 32<br />

Das Kronprinzenwerk<br />

DURCH WEITE, WEITE LANDE<br />

„Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ umfasst 24 Bände. Neben Landeskunde,<br />

Geschichte und Wirtschaft besticht die Reihe durch eine umfassend dargestellte Ethnografie.<br />

stets wechselnder Bilder“. Rudolf war<br />

Schirmherr und Mitarbeiter des Komitees,<br />

das aus Wissenschaftlern, Publizisten und<br />

Persönlichkeiten der Gesellschaft zusammengesetzt<br />

war. Der Kronprinz, dessen liberale<br />

Ideen im Widerspruch zum Hof standen,<br />

veröffentlichte politische Artikel unter<br />

einem Pseudonym und war mit dem Verleger<br />

und Publizisten Moritz Szeps befreundet,<br />

der die liberale Zeitung „Das neue<br />

Wiener Tagblatt“ herausgab und in dieser<br />

für das Kronprinzenwerk warb und beratend<br />

zur Seite stand.<br />

Kloster Imbach mit Ruine Senftenberg im Hintergrund, Kremstal, Niederösterreich, in: Die österreichischungarische<br />

Monarchie in Wort und Bild – Wien und Niederösterreich, Wien 1888.<br />

24 Bände, Leineneinband mit geprägten<br />

Goldlettern und wappengeschmückt,<br />

machen in einem Buchregal immer Eindruck.<br />

Diese, in denen ich blättere, schaue,<br />

lese und rieche sind aus der k. u. k. Kriegsmarine-Bibliothek<br />

in Pola (Pula, Istrien).<br />

Ihren Weg von der adriatischen Küste in ein<br />

Waldviertler Haus ist gleichzeitig ein Aspekt<br />

dieser dargestellten Geschichte in Wort und<br />

Bild, wo wir doch vielfach eine ungarische<br />

Großtante und einen seefahrenden Ururgroßvater<br />

im Stammbaum tragen.<br />

Allgemein das „Kronprinzenwerk“ genannt,<br />

erschien die Reihe zwischen 1886 und 1902.<br />

Die Idee dafür wird Erzherzog Johann Salvator<br />

(der den bürgerlichen Namen Johann<br />

Orth annahm und mit seinem Schiff auf der<br />

Reise nach Südamerika verschollen ist)<br />

zugeschrieben. 1884 gründete Kronprinz<br />

Rudolf ein Komitee sowie zwei Redaktionen<br />

in Wien und Budapest. In einer Einleitung<br />

ruft der Kronprinz die Leser auf „zu einer<br />

Wanderung durch weite, weite Lande, zwischen<br />

vielsprachigen Nationen, inmitten<br />

„Ethnografie als ästhetischer Kitt“, nennt<br />

Konrad Köstlin, em. Professor und Vorstand<br />

des Instituts für Europäische Ethnologie in<br />

Wien, seinen Aufsatz über das Kronprinzenwerk.<br />

Wiewohl landeskundliche, historische,<br />

künstlerische und wirtschaftliche Aspekte in<br />

den 24 Bänden behandelt werden, liegt doch<br />

der Schwerpunkt in der Beschreibung der<br />

Volksgruppen, die explizit nicht als Nationen<br />

genannt sind. Im erstarkenden Nationalismus<br />

und beginnenden Autonomiebestrebungen<br />

sollte ein umfassendes Werk die<br />

Vielfalt der Einheit beschwören. Kronprinz<br />

Rudolf schreibt im Vorwort: „Jene Volksgruppen,<br />

welche durch Sprache, Sitte und<br />

teilweise abweichende geschichtliche Entwicklung<br />

sich von den übrigen Volksbestandteilen<br />

abgesondert fühlen, werden<br />

durch die Thatsache, dass ihre Individualität<br />

in der wissenschaftlichen Literatur der<br />

Monarchie ihr gebührendes Verständniss<br />

und somit ihre Anerkennung findet, wohltätig<br />

berührt werden; dieselben werden aufgefordert,<br />

ihren geistigen Schwerpunkt in<br />

Österreich-Ungarn zu suchen.“<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Ethnografie / 33<br />

Trachtentypen von Krakowiaken und Goralen, in:<br />

Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und<br />

Bild – Galizien, Wien 1898.<br />

Kohlebergbau in Dux, Böhmen, in: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild –<br />

Böhmen, Wien 1896.<br />

Prinzip des Lobens<br />

Dieser Reichtum an Volksgruppen wird im<br />

Band über die Bukowina (1899) augenscheinlich:<br />

Je ein Kapitel ist den Rumänen,<br />

Ruthenen, Huzulen, Lippowanern, Deutschen,<br />

Polen, Ungarn, Slowaken, Armeniern<br />

und Zigeunern gewidmet. Es herrscht das<br />

Prinzip des Lobens: Die Stärke der jeweiligen<br />

Volksgruppe – „fromm“, von „guter<br />

Constitution“, „arbeitsam“ etc. – wird hervorgehoben.<br />

Der Erfolg der Reihe – vor<br />

allem der deutschen Ausgabe und weniger<br />

der ungarischen – ist auch der Exotik der<br />

bildlich dargestellten Volksgruppen zu verdanken.<br />

Die Autoren stammten aus allen Teilen der<br />

Monarchie, teilweise mussten polnisch,<br />

ukrainisch oder italienisch verfasste Beiträge<br />

ins Deutsche übersetzt werden. Die Auflage<br />

des Kronprinzenwerks erfolgte in den<br />

beiden Landessprachen des cis- und transleithanischen<br />

Reiches – deutsch und ungarisch.<br />

„Das Kronprinzenwerk erschien zu<br />

einer Zeit, als sich der Antisemitismus in<br />

Österreich ideologisch-politisch organisierte<br />

und bezog dezidiert Stellung gegen diesen“,<br />

schreibt Justin Stangl in „Ethnographie<br />

in Serie“ (Institut für Europäische Ethnologie,<br />

Wien 2008). Allerdings unterscheidet<br />

sich die deutsche von der ungarischen Ausgabe<br />

insofern, da in Letzterer antisemitische<br />

Töne geduldet wurden.<br />

Die Bände sind nach Kronländern gegliedert,<br />

die ersten vier behandeln Wien und<br />

Niederösterreich. Hier übernimmt Erzherzog<br />

Rudolf die landschaftlichen Schilderungen<br />

der „Donauauen von Wien bis zur<br />

ungarischen Grenze“ sowie die des Wienerwaldes,<br />

beides Jagdgebiete der Habsburger<br />

und somit dem Thronfolger vertraut. Die<br />

volkskundlichen Kapitel von Niederösterreich<br />

wie „Die physische Beschaffenheit der<br />

Bevölkerung“, Volkstracht, Mythen, Sagen<br />

und Märchen stammen von Pater Robert<br />

Weißenhofer, der zu seiner Zeit beliebte<br />

Jugendliteratur verfasste und Lehrer am<br />

Stiftgymnasium Seitenstetten war. Weißenhofer<br />

stammt aus einer Ybssitzer Schmiededynastie.<br />

Mit Exotik zum Erfolg<br />

Reichlich illustriert, das verspricht auch<br />

schon der Titel „in Wort und Bild“, ist die<br />

Reihe mit Holzschnitten, deren Vorlagen in<br />

den Bänden Niederösterreich und Wien von<br />

den großen Landschaftsmalern ihrer Zeit<br />

stammen, wie etwa Franz von Pausinger,<br />

Jakob Emil Schindler, Eduard Zetsche,<br />

Robert Ruß und Julius von Blaas. Frauen<br />

arbeiteten in den Redaktionen nicht mit,<br />

allerdings muss erwähnt werden, dass doch<br />

einige Illustrationen aus Frauenhand stammen.<br />

So auch von Erzherzogin Stephanie,<br />

der Frau des Thronfolgers, die für den ersten<br />

Band eine Ansicht der Guntramsdorfer Au<br />

beisteuerte.<br />

Nach Rudolfs Tod übernahm die Witwe auf<br />

Bitte des Kaiser Franz Joseph die Schirmherrschaft,<br />

auf den ersten Seiten ist zu lesen:<br />

„Auf Anregung und unter Mitwirkung weiland<br />

Seiner kaiserl. und königl. Hoheit des<br />

durchlauchtesten Kronprinzen Erzherzog<br />

Rudolf begonnen, fortgesetzt und dem Pro-<br />

tectorate Ihrer kaiserl. und königl. Hoheit<br />

der durchlauchtigsten Frau Kronprinzessin-<br />

Witwe Erzherzogin Stephanie.“<br />

Den Liedern, Bräuchen und der Hausindustrie<br />

wird viel Platz eingeräumt. So beschreibt<br />

der Band über die Bukowina die Herstellung<br />

von Kleidung, Hauswäsche, das Besticken<br />

von Pelzen – Männerarbeit! – Holz- und<br />

Tonwaren, Körben, Strohmatten, Bienenkörben<br />

und Fischernetzen. Das mag in der<br />

Zeit der Industrialisierung, der ein marginaler<br />

Platz eingeräumt wird, befremdlich wirken.<br />

Doch folgte das einer inneren Logik<br />

heraus, in dem die Vielfalt und Divergenzen<br />

des großen Reiches ein möglichst harmloses<br />

Ventil brauchten – die Volkskunde eignete<br />

sich dafür bestens.<br />

Köstlin schreibt: „Und es wird ersichtlich,<br />

dass dieser Akzent der Unterscheidung<br />

allenfalls auf der folkloristischen Ebene<br />

sozusagen ,kompensatorisch‘ aktiviert werden<br />

darf.“ /<br />

Text: Mella Waldstein<br />

INFORMATION<br />

———————————————————<br />

Die österreichisch-ungarische<br />

Monarchie in Wort und Bild<br />

wurde von der Bibliothek der Universität<br />

von Michigan online gestellt:<br />

archive.org<br />

(im Suchfeld den Titel eingeben)<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Bücher, CDs & feine Ware / 34<br />

Auslage<br />

IM LAUF DER GEHZEITEN<br />

—————————————————————<br />

Goiserer Klarinettenmusi<br />

EUR 18,00<br />

Erhältlich in der Galerie der <strong>Region</strong>en<br />

Das Aushängeschild für echte und gute Volksmusik<br />

im Salzkammergut, die Goiserer Klarinettenmusi,<br />

stellt ihre neue CD zum 25-jährigen<br />

Jubiläum vor: Mit Christoph Leitner als Tenoristen,<br />

Peter Rebmann als Tubisten, Fritz Schodterer<br />

an der Gitarre und Hubert Gschwandtner<br />

als 2. Klarinettisten erfolgten die ersten Auftritte,<br />

wobei es gleich zwei Live-Sendungen im<br />

ORF-Hörfunk unter dem Motto „Literatur am<br />

Bahnhof“ sein mussten. Gernot Gföllner aus<br />

Gmunden, ein lang jähriger Volksmusikkamerad<br />

von Klaus Neuper, kam alsbald mit seiner musikalischen<br />

Vielfalt dazu und so konnte in verschiedensten<br />

Besetzungen musiziert werden.<br />

Da das Musikantenleben gewisse familiäre<br />

Akzeptanz bedarf, kam es bereits nach kurzer<br />

Zeit zu Umstellungen. Diese brachten mit den<br />

Brüdern Manfred (2. Klarinette) und Hermann<br />

Neubacher (Tuba und Kontrabass) zwei Vollblutmusikanten<br />

zur Goiserer Klarinettenmusi.<br />

Somit entstand eine Mischung aus echten Volksmusikanten<br />

und Musikanten aus der volkstümlichen<br />

Abteilung, was wahrscheinlich die ganz<br />

eigene Art zu musizieren ausmacht. Ende April<br />

2007 traf sie ein harter Schicksalsschlag: Bassist<br />

Hermann Neubacher wurde während der Vorbereitungen<br />

zu einem neuerlichen Auftritt bei der<br />

„Liabsten Weis“ unerwartet aus ihrer Mitte<br />

gerissen. In Walter Klanner aus Strassen/Bad<br />

Aussee fanden sie einen exzellenten Musikanten,<br />

der seither mit Posaune, Tuba, Bassgeige,<br />

Gitarre und Gesang eine der wichtigsten Kräfte<br />

der Goiserer Klarinettenmusi ist. Rainer Fischer<br />

aus Altaussee löste Posaunist Peter Rebmann ab<br />

und bringt seitdem mit seiner unnachahmlichen<br />

Art nicht nur frischen Wind, sondern ob seiner<br />

Jugend auch neue Ideen ein. Damit motiviert er<br />

die knorrigen „Alten“ neu, was sie froh in die<br />

Zukunft der Goiserer Klarinettenmusi blicken<br />

lässt. In dieser Besetzung produzierten sie die<br />

CD „ausgspielt is“. Die Jubiläums-CD beinhaltet<br />

Stücke, die während eines Konzerts im Haus der<br />

<strong>Region</strong>en in Krems-Stein im Herbst 2012 live<br />

mitgeschnitten wurden. „Ein bisschen stolz sind<br />

wir schon darauf, bereits so lange Jahre ein kleiner<br />

Teil der Alpenländischen Volkskultur zu<br />

sein. Umso mehr, als wir für den einen oder<br />

anderen jungen Musikanten Vorbild waren und<br />

vielleicht noch ein paar Jahre sein dürfen.“ /<br />

FRANZ XAVER FRENZEL<br />

——————————————————————<br />

Concerto grosso g-Moll, Concerto in F,<br />

Swinging Symphony<br />

EUR 21,00<br />

www.fxfrenzel.at<br />

Barockmusik aus dem Jahr 2012 Darf das sein<br />

Das gibt es doch gar nicht mehr. Warum nicht,<br />

Franz Xaver Frenzel ist ja auch eine Kunstfigur.<br />

Als Österreichs letzter lebender Barockkomponist<br />

setzt er sich unbeirrbar für Dreisätzigkeit,<br />

Basso continuo und Harmonik ein. Der Mann,<br />

der dahintersteht, agiert gegenwärtig: Der Oberösterreicher<br />

Friedemann Katt, Jahrgang 1945,<br />

reüssierte als Organist (etwa in Heiligenkreuz).<br />

Auftragswerke für das Brucknerhaus, den japanischen<br />

Kaiser oder die erfolgreiche „Rieder<br />

Symphonie“ fernab jeglicher Avantgarde geben<br />

dem Suchenden Recht. Seine Musik geht zu feurigen<br />

Latin-Rhythmen über, Mazurken schauen<br />

vorbei, auch Jazz und Swing fühlen sich bei ihm<br />

pudelwohl. In klassischen Aufbauten glänzen die<br />

Soloinstrumente mit dem Ensemble, der Festival<br />

Sinfonietta Linz unter Lui Chan, um die Wette.<br />

Und Kritikern, die meinten, dass er sich als Epigone<br />

alter Stile betätigt, sei entgegengehalten,<br />

dass diese Werke die geschickte Verbindung vorhandenen<br />

Musikmaterials auszeichnet. Das<br />

Ergebnis ist herzerfrischend reich – eine Conclusio<br />

aus 350 Jahren <strong>Kultur</strong>geschichte. /<br />

WAS DER BUCHABAUER<br />

ALLES SIEHT<br />

——————————————————————<br />

Erich Stöger: Mostviertler Mundartgedichte<br />

Erhältlich über Erich Stöger,<br />

Buchen 1, 3300 Winklarn, Tel. 07472 61337<br />

Vor fast 30 Jahren erschien der erste Band der<br />

Mundartgedichte von Erich Stöger vulgo Buchabauer.<br />

Inzwischen sind sechs Bände, ein Sammelband<br />

und ein Band mit Vierzeilern und<br />

Gstanzln erschienen. Der nunmehr vorliegende<br />

neunte Band beinhaltet wieder einmalige<br />

Gedichte im kostbaren Dialekt. Es sind unnachahmliche,<br />

meist humorvolle Gedichte, die das<br />

Leben der Bauern und ihrer Partner, wie Ärzte,<br />

Jäger, Politiker usw., aufs Korn nehmen. Aber<br />

auch dem Alltagsleben sind Gedichte gewidmet,<br />

dem Muttertag, dem Bittgang, dem Erntedank,<br />

dem Tratsch, auch vor der Kirchentür – immer<br />

wieder wundert man sich, was der Buchabauer<br />

alles sieht und was er dazu zu sagen hat. /<br />

MOSAIKSTEINE<br />

——————————————————————<br />

Spurensuche in der Mostviertler Geschichte<br />

Bildband, reich illustriert, ca. 500 Seiten<br />

Subskriptionspreis: EUR 25,00<br />

VEMOG – Verein zur Erforschung der Mostviertler<br />

Geschichte<br />

Erhältlich unter: Tel. 0676 88511229<br />

eva.zankl@magistrat.waidhofen.at<br />

35 Autorinnen und Autoren aus den Bereichen<br />

Geschichte, Heimatkunde und Literatur erzählen<br />

bisher noch nicht gehörte Geschichten aus<br />

dem Mostviertel. Ein liebevoll gestaltetes Buch<br />

begleitet den Leser auf einer spannenden Reise<br />

durch die <strong>Region</strong> zwischen Donau und Alpen. /<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Bücher, CDs & feine Ware / 35<br />

DER BEZIRK HORN<br />

IN ALTEN ANSICHTEN<br />

——————————————————————<br />

Erich Rabl: Der Bezirk Horn<br />

Die Reihe Archivbilder / Niederösterreich<br />

Sutton Verlag, 96 Seiten, 167 Bilder (sw)<br />

ISBN: 978-3-95400-172-9<br />

EUR 19,95<br />

Im Sutton Verlag erschien jetzt ein neuer Bildband:<br />

„Der Bezirk Horn“ von Dr. Erich Rabl,<br />

Leiter des Stadtarchivs Horn. Mit knapp 170 bisher<br />

weitgehend unveröffentlichten historischen<br />

Aufnahmen aus privaten und öffentlichen<br />

Sammlungen wird die abwechslungsreiche<br />

Geschichte des Bezirks von den 1870er bis in die<br />

1970er Jahre dokumentiert. Die Aufnahmen zeigen<br />

zahlreiche Personen, die im Bezirk gewirkt<br />

haben, kirchliches und schulisches Leben, Vereine,<br />

private und öffentliche Feste sowie das frühere<br />

Aussehen der Orte im Bezirk.<br />

Der Band gliedert sich in vier Abschnitte. Zuerst<br />

werden die Bezirkshauptstadt Horn, ihr Werden,<br />

frühere Ansichten und wichtige Ereignisse<br />

bildlich erfasst. Im zweiten Abschnitt, „Menschen<br />

im Bezirk“, werden Personen vorgestellt,<br />

die im Bezirk im positiven wie negativen Sinn<br />

im Blickfeld der Öffentlichkeit standen. Die<br />

Bandbreite reicht vom Ausrufer Johann Singer<br />

(1902–1984) bis zu den Bundespräsidenten Wilhelm<br />

Miklas (1872–1956) und Rudolf Kirchschläger<br />

(1915–2000). Der dritte Abschnitt widmet<br />

sich den Städten Eggenburg, Drosendorf, Geras<br />

und dem Markt Gars am Kamp. Der vierte Teil<br />

des Bildbandes beschäftigt sich mit den „kleinen<br />

Orten im Bezirk“. Hier reicht der Bilderbogen<br />

von Altenburg bis Zogelsdorf. Dabei wird der<br />

Leser vieles Unbekannte oder wenig Bekanntes<br />

finden. Wer hat z. B. wirklich schon den neugotischen<br />

Altar der Kirche Maria im Gebirge gesehen<br />

/<br />

WEINVIERTLER<br />

BROT<br />

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Wolfgang Galler: Unser täglich Brot.<br />

Von Bäckern, Müllern und Bauern im Weinviertel.<br />

Mit traditionellen Brotgerichten von<br />

Manfred Buchinger.<br />

Edition Winkler-Hermaden, <strong>2013</strong>.<br />

ISBN 978-3-9503378-6-0<br />

EUR 19,90<br />

www.edition-wh.at<br />

Entgegen dem Untertitel berichtet Wolfgang<br />

Galler von Bauern, Müllern und Bäckern und<br />

nicht umgekehrt, was eine sehr sinnvolle Abfolge<br />

darstellt. Als Historiker mit persönlicher Beziehung<br />

zur <strong>Region</strong>algeschichte und großer volkskundlicher<br />

Neigung stellt uns der Autor einen<br />

gelungenen Mix aus Bilderbuch, Familiengeschichten,<br />

Sagenhaftem und fundierter Sachkenntnis<br />

zum Thema Brot vor. Da sind es der<br />

Bauer, der das Korn liefert, der Müller, der es<br />

vermahlt, und schließlich der Bäcker, der uns<br />

das Brot auf den Tisch liefert, deren Geschichte<br />

im Weinviertel nachgezeichnet wird. Galler<br />

musste aufwändig recherchieren. Dabei hat er<br />

nicht nur Facts zusammengetragen, sondern<br />

auch ein umfangreiches Bildmaterial, vorwiegend<br />

aus privaten Fotoschachteln. Gerade die<br />

Bebilderung bietet eine zweite Ebene, die durch<br />

die sorgfältig recherchierten Bildtexte eine<br />

Metageschichte erzählt. Es werden Müller- und<br />

Bäckerdynastien vorgestellt, die über Generationen<br />

die <strong>Region</strong> geprägt haben. Manche Sprosse<br />

sind berühmt geworden wie Schauspieler Oskar<br />

Sima, Bäckerssohn aus Hohenau/March, oder<br />

Vizekanzler Hermann Withalm, Müllerssohn<br />

aus Gaweinsthal. Die Lektüre ist unterhaltsam<br />

und abwechslungsreich, geeignet, sich eine<br />

Leserschaft weit über das Fachpublikum hinaus<br />

zu erschließen. Manfred Buchinger, Haubenkoch<br />

in Riedenthal, hat ein paar Brotrezepte beigesteuert<br />

und lädt zum Nachkochen ein. /<br />

(Richard Edl)<br />

DER BRÜNNERSTRASSLER<br />

SOLL LEBEN<br />

——————————————————————<br />

Thomas Hofmann: Brünnerstraßler ABC<br />

Mit Farbillustrationen von Franz Schwarzinger<br />

Driesch Verlag, ISBN 978-3-902787-11-8<br />

EUR 13,00<br />

www.drieschverlag.org<br />

Wer wie Thomas Hofmann ebenso Weinviertler<br />

wie Wiener ist, obendrein Geologe und Autor,<br />

kann als ausgewiesener Fachmann des Brünnerstraßlers<br />

gelten. Erstens ist die Brünner Straße<br />

jene Verbindung zwischen Wien und dem Weinviertel<br />

bis hinaus nach Brünn, zweitens kennt<br />

er als Geologe die Grundlage des Weins. In<br />

alphabetischer Reihenfolge huldigt er dem Brünnerstraßler,<br />

der als Gemischter Satz in Dopplern<br />

auf dem Tisch stand. Schon hier sehen wir –<br />

drei vom Aussterben bedrohte Dinge. Eben jener<br />

rescher Wein, der nicht sortenspezifisch, also als<br />

Gemischter Satz in Dopplern abgefüllt wird.<br />

Noch. Hofmann hat von A bis Z viele triftige<br />

Gründe mit ernster Liebe und gleichzeitig<br />

augenzwinkernd gelistet, die den Brünnerstraßler<br />

neben all den hochgebildeten Weinen leben<br />

lassen sollen. Denn „der Brünnerstraßler bleibt<br />

ein Brünnerstraßler und will auch gar nichts<br />

anderes sein“. /<br />

HEIZKISSEN<br />

——————————————————————<br />

Das ist ein ganz natürliches Heizkissen, ohne<br />

Strom, aus heimischer Wollkraft und alles öko.<br />

Die Popodackerl aus der Waldviertler Obermühle<br />

sind aus gefilzter Wolle. 35 cm x 35 cm und<br />

aus grauem Filz und wahlweise mit bunter<br />

Oberseite: rot, blau, grün, violett. Das Wollwerk<br />

und die Matratzen- und Deckenerzeugung in<br />

der Obermühle bei Kautzen waren wesentlich<br />

an der Wiederentdeckung und -verarbeitung der<br />

Handfilztechnik beteiligt. /<br />

Galerie der <strong>Region</strong>en<br />

3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />

Tel. 02732 85015 15<br />

Öffnungszeiten<br />

Di–Fr, 10.00–12.00 u. 15.00–18.00 Uhr, jeden<br />

1. Sa im Monat 10.00–12.00 u. 14.00–17.00 Uhr,<br />

an Konzerttagen bis 21.00 Uhr<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Museumsdorf Niedersulz / 36<br />

Alte Obstsorten<br />

SPÄTE SCHÖNHEIT<br />

An die 400 alte und lokale Obstsorten werden im Museumsdorf Niedersulz kultiviert.<br />

Batullenapfel.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Museumsdorf Niedersulz / 37<br />

Gelbe Museum: Ein Lokalsorte, die im Museumsdorf entdeckt und getauft wurde.<br />

Seit 20 Jahren werden hier alte Obstsorten kultiviert.<br />

Der Herbst zeigt sich in den Gärten als ganz<br />

besondere Jahreszeit. Für manche gilt er<br />

sogar als die schönste Gartenjahreszeit: Als<br />

buntes Farbenfeuerwerk mit einer Prise Vergänglichkeit<br />

und Morbidität präsentiert er<br />

sich. Prächtige farbenintensive Herbstblüher<br />

leiten als späte Schönheiten in den Herbstgärten<br />

das „grande finale“ des Gartenjahres<br />

ein. Herbstzeit ist in unseren heimischen<br />

Breiten gleichzeitig auch Erntezeit. Die<br />

Weinlese findet in diesen Herbsttagen statt;<br />

auch für viele landwirtschaftliche Feldfrüchte<br />

wie Kürbisse, Kartoffel, Mais etc. oder für<br />

viele Obstfrüchte wie Apfel, Birne und<br />

Zwetschken ist nun die Zeit der Ernte<br />

gekommen. Im Museumsdorf Niedersulz<br />

nehmen vor allem die rund 600 Obstbäume<br />

mit ca. 400 alten und lokalen Sorten in dieser<br />

Zeit eine ganz besondere Stellung ein.<br />

Nicht nur die Sammlung historischer<br />

Gebäude und Objekte steht im Fokus des<br />

größten Freilichtmuseum Niederösterreichs,<br />

sondern auch die Sammlung, Evaluierung<br />

und Erforschung alter Obstsorten hat man<br />

sich im Museumsdorf schon seit über zwei<br />

Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht.<br />

Sortenwissen erhalten<br />

Die Sammlung alter Obstsorten im Museumsdorf<br />

beruht auf einer langjährigen Kooperation<br />

mit dem Ökokreis, einem Verein<br />

zur Förderung biologischer, ökologischer<br />

und sozialer Initiativen mit Sitz in Ottenstein<br />

im Waldviertel (www.oekokreis.org).<br />

Bereits im Jahr 1990 wurde die Idee geboren,<br />

auch im Weinviertel nach „verschollenen“<br />

alten Sorten zu suchen und diese im Museumsdorf<br />

Niedersulz als lebende Zeugen<br />

einer blühenden, bäuerlichen <strong>Kultur</strong>pflanzenvielfalt<br />

zu erhalten. „Die Harmonie zwischen<br />

<strong>Kultur</strong> und Natur macht das Museumsdorf<br />

zu dem, was es heute ist“, sagte<br />

Prof. Josef Geissler, der Begründer des<br />

Museumsdorfes, vor vielen Jahren. Viele<br />

jahrelange Aktivitäten, Akribie und Konsequenz<br />

waren notwendig, um zu dieser<br />

umfangreichen Sammlung alter und lokaler<br />

Kern- und Steinobstsorten zu gelangen und<br />

diese zu erhalten.<br />

Mitarbeiter des Ökokreises und Studenten<br />

der Universität für Bodenkultur Wien waren<br />

im Rahmen eines Forschungsprojektes zur<br />

Kartierung und Erhaltung genetisch wertvoller<br />

Obstsorten in Niederösterreich in den<br />

Jahren 1992 bis 1994 tätig. Im Jahr 2002<br />

erfolgte die Einbindung des Obstprojektes in<br />

die Aktion „Natur im Garten“. Die lange Jahre<br />

geführte Baumschule, in der Jungbäume alter<br />

Sorten erhältlich waren, wurde vor einigen<br />

Jahren stillgelegt, existiert jedoch noch im<br />

kleinen Rahmen zur Anzucht von Erhaltungsbäumen<br />

in der angeschlossenen Gärtnerei<br />

des Museumsdorfes. Bereits im Jahr<br />

1991 konnte im Rahmen eines „Erntedankfestes“<br />

die erste Obstausstellung mit über<br />

hundert unterschiedlichen, alten Apfel- und<br />

Birnensorten präsentiert werden – mit gleichzeitiger<br />

Verkostung einer Selektion reifer<br />

Früchte. Vor allem die Vielfalt der unterschiedlichen<br />

Geschmacksvariationen des<br />

„alten“ Obstes faszinierte damals wie heute.<br />

Die Aktion zur Erhaltung der alten Sorten<br />

hat im Laufe der Jahre viele einzigartige<br />

„Obst-Schätze“ im Museumsdorf zum Vorschein<br />

gebracht: So galten beispielsweise die<br />

Kritzendorfer Einsiedekirsche oder die<br />

Schneebergkirsche als verschollen, bis sie in<br />

einigen Weinviertler Hausgärten wieder entdeckt<br />

wurden. Überraschend war auch die<br />

Vielzahl von Sommeräpfeln wie etwa der<br />

Herzogin-Olga-Apfel oder der sogenannte<br />

Müschens-Rosenapfel, die beide in der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland<br />

erstmals beschrieben wurden und die<br />

eine gute Alternative zum Klarapfel darstellen.<br />

Neben diesen pomologisch eindeutig<br />

bestimmbaren alten Sortenraritäten findet<br />

man im Museumsdorf eine Fülle sogenannter<br />

Lokalsorten. Diese sind aus Sämlingen<br />

oder Wildlingen (= verwilderte <strong>Kultur</strong>formen<br />

von Pflanzen) hervorgegangen, mit<br />

hervorragenden Eigenschaften, die sich<br />

optimal an den jeweiligen Standort angepasst<br />

haben. Sie wurden zwar ebenfalls<br />

immer wieder veredelt, jedoch nie von<br />

einem Pomologen erfasst und beschrieben<br />

und in ein Sortenbuch übernommen. Diese<br />

„namenlosen Waisenkinder“ sind ganz<br />

besondere Raritäten im Museumsdorf. Ein<br />

Beispiel dafür ist der köstlich schmeckende<br />

„Museumsdorfapfel“ oder „Gelber Museum“,<br />

der im Museumsdorf entdeckt und<br />

deshalb auf diesen Namen getauft wurde.<br />

Vitamine für den Winter<br />

Will man sich für den Winter einen kleinen<br />

Vitaminvorrat an Obst zulegen, ist eine<br />

sachgerechte Lagerung unabdingbar – hier<br />

einige Tipps: Eine gute Obstlagerung beginnt<br />

primär mit der richtigen Ernte. Ein<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Museumsdorf Niedersulz / 38<br />

Winterforellenbirne.<br />

Herbstbirne „Grand Champion“ im Südmährerhof des Museumsdorfs.<br />

Parameter, der bei der Obsternte besonders<br />

wichtig ist, ist der richtige Erntezeitpunkt<br />

und Pflückreife. Auf keinen Fall dürfen die<br />

Früchte zu „grün“ sein. Ein zu frühes Abernten<br />

ist ebenso wenig optimal wie eine zu<br />

späte Ernte, wenn das Obst überreif und<br />

bereits mehlig ist – wobei es nach Sorte variiert.<br />

Beim Erntevorgang sollte man zudem<br />

aufpassen, dass die Frucht mitsamt dem<br />

Stiel gepflückt wird. Weiters sollen nur wirklich<br />

einwandfreie Früchte zur Lagerung ausgewählt<br />

werden. Das heißt: Früchte mit<br />

faulen Stellen oder mit Schädlingsbefall wie<br />

etwa Fraßspuren sind ein „No-go“ für Lagerobst.<br />

Eine Ernte bei Regen bringt ebenfalls<br />

keinen Lagererfolg, da feuchte Früchte ideale<br />

Nährböden für Pilze sind und sehr leicht<br />

verderben. Beim Ernten das Obst vorsichtig<br />

in einen Kübel legen, den man am besten<br />

mit einem Haken am Baum befestigt. Früchte<br />

nicht fallen lassen oder unvorsichtig in<br />

eine Kiste schütten. Achtung vor Druckstellen!<br />

Im Lager selbst sollten die Früchte nicht<br />

übereinander gelegt werden. Ideal ist, wenn<br />

man Frucht für Frucht nebeneinander legt.<br />

Dafür eignen sich am besten Regale mit<br />

Einlegeböden, sodass die Luft zirkulieren<br />

kann (Schimmelbildung!). Das Obstlager<br />

sollte wöchentlich kontrolliert und faulende<br />

Früchte entfernt werden. Äpfel sollten auch<br />

niemals neben Erdäpfeln gelagert werden,<br />

denn die Reifehormone, die die Äpfel bei der<br />

Lagerung bilden, regen die Erdäpfel zum<br />

Austreiben an.<br />

Traditionell werden und wurden Äpfel und<br />

Birnen in den sogenannten Erdkellern gelagert.<br />

Der offene Erdboden und die Ziegeln<br />

aus Ton oder Lehm, die die Feuchtigkeit<br />

ausgleichen, schaffen frostfreie und durchlüftete<br />

Bedingungen und ein ideales Klima<br />

für die Obstlagerung. Wenn kein Lehmkeller<br />

vorhanden ist, wäre ein kühler, luftiger<br />

und dunkler Raum eine alternative Möglichkeit.<br />

Eine nette Idee ist der „Minikeller“<br />

für den Balkon: Man nimmt eine große<br />

Holzkiste mit Deckel, legt sie mit Ziegeln<br />

aus und deckt sie mit einem mit Stroh<br />

gefüllten Jutesack ab. Im Kühlschrank gelagertes<br />

Obst wird oft schnell runzelig, da die<br />

Kühlung den Früchten die Feuchtigkeit entzieht.<br />

Wenn trotzdem keine andere Möglichkeit<br />

vorhanden ist, kann man das Obst<br />

in luftdurchlässige Frischhaltefolie einpacken,<br />

dann hält es zumindest kurzfristig. /<br />

Text: Ute Baich, Ulrike Nehiba, Freya Martin<br />

Fotos: Museumsdorf Niedersulz<br />

veranstaltungen<br />

im OKtober<br />

———————————————————<br />

So, 6. 10. <strong>2013</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

Dorfherbst<br />

Herbstliche Arbeiten rund um Erntedank<br />

wie „Woaz ausles’n“ und „Drischel<br />

dresch’n“. Traditionelle Bräuche, altes<br />

Handwerk, Musik, Schmankerl und frischer<br />

Sturm. In Kooperation mit der<br />

Landjugend Zistersdorf. 15.00 Uhr: Betty<br />

Bernstein im Museumsdorf – Familienführung<br />

durchs Dorf.<br />

Sa, 26. 10. <strong>2013</strong>, 13.00–17.00 Uhr<br />

Weinviertler Herbstbräuche<br />

Federn schleiß’n und Striezel poschn –<br />

traditionelle Weinviertler Herbstbräuche<br />

und Winterarbeiten zum Saisonende im<br />

Museumsdorf Niedersulz.<br />

15.00 Uhr: Spezialführung „Herbst- und<br />

Winterbräuche“ mit Andrea Grünwald.<br />

Museumsdorf Niedersulz<br />

2224 Niedersulz 250<br />

Tel. 02534/333<br />

info@museumsdorf.at<br />

www.museumsdorf.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Museen</strong> / 39<br />

<strong>Museen</strong> der Stadt Horn<br />

MAMMUTJagd &<br />

LANGHAUS<br />

Die reiche Urgeschichtssammlung wurde neu aufgestellt.<br />

Die „Venus von Eggendorf“.<br />

Die <strong>Museen</strong> der Stadt Horn gehen im Kern<br />

auf die lebenslange Sammlertätigkeit von<br />

Josef Höbarth zurück, der 1930 mit seiner<br />

Schenkung den Grundstock des Höbarthmuseums<br />

gelegt hat. Durch intensivste Grabungs-<br />

und Sammeltätigkeit, durch Lesen<br />

und Begegnungen mit Fachleuten hat er sich<br />

im Laufe seines Lebens den Ruf eines exzellenten<br />

Kenners der urgeschichtlichen Entwicklung<br />

der <strong>Region</strong> um Horn schwer erarbeitet.<br />

Im ursprünglichen Museum in der Prager<br />

Straße platzten die Räume aus allen Nähten,<br />

da der Sammler natürlich zeigen wollte, was<br />

es an Schätzen gab. Mit der Übersiedlung<br />

des Museums in das ehemalige Bürgerspital<br />

gliederte ein Ausstellungskonzept die Schau,<br />

welche vier Jahrzehnte die Sammlung zeigte.<br />

Damit verbunden war die Inventarisierung<br />

der über 19.000 Artefakte der Urgeschichte.<br />

Ständig wurden die <strong>Museen</strong> erweitert, die<br />

agrartechnische Sammlung Mader in einem<br />

eigenen Zubau untergebracht. Stadtgeschichte<br />

und Volkskunde fanden neue<br />

Räume. Beim letzten wesentlichen Zubau in<br />

den Jahren 2007/08 entstand durch die<br />

„Überbauung“ des Hofes eine neue Halle.<br />

Depotbestände ins Rampenlicht<br />

Das war Anlass, die Urgeschichte neu aufzustellen.<br />

Umfangreiche Depotbestände der<br />

einzelnen Abschnitte waren zu sichten,<br />

vieles kommt dadurch wieder ins „Rampenlicht“.<br />

An den Bedürfnissen des interessierten<br />

Besuchers war die Neuaufstellung zu<br />

orientieren, keine technisch aufwändigen<br />

Inszenierungen, sondern die Präsentation<br />

der Originale, die gerade diese Sammlung<br />

ausmachen.<br />

Als erster Schritt wird in zwei Räumen die<br />

Steinzeit dargestellt: vom ersten Nachweis<br />

des Menschen hier, seiner Tätigkeit als Jäger<br />

und Sammler, seine Werkzeuge, wovon er<br />

sich ernährt, wie er gelebt, sich gegen Witterung<br />

und Kälte geschützt hat. Der erste Blick<br />

im Altsteinzeitraum fällt auf einen enormen<br />

Mammut-Stoßzahn, eine Projektion gibt<br />

den Eindruck dieser mächtigen Tiere wieder.<br />

Die Entwicklung, Verfeinerung der<br />

Werkzeuge in den einzelnen <strong>Kultur</strong>schritten,<br />

vor allem aber die Dichte der Funde<br />

gerade im Horner Raum, zeigt sich in den<br />

Vitrinen.<br />

Das Sesshaftwerden als wesentlicher <strong>Kultur</strong>schritt<br />

wird im Raum der Jungsteinzeit<br />

gezeigt. Verbunden mit dem Bau von sogenannten<br />

„Langhäusern“ – ein anschauliches<br />

Modell ragt durch ein Fenster in die neue<br />

Halle – ist der Beginn einer Feldwirtschaft<br />

und Tierhaltung, damit die Erfordernis neuer<br />

Werkzeuge. Bestattung und Erinnerung an<br />

Verstorbene erhalten mit der neuen Lebensweise<br />

neue Formen. Eine große Vitrine zeigt<br />

ausgewählte Steinbeile. Die Darstellung einer<br />

Kreisgrabenanlage verbindet sich in diesem<br />

Raum mit einem der attraktivsten Fundstücke,<br />

der „Venus von Eggendorf “. Eine<br />

Reihe von sogenannten „Idolen“ – Menschund<br />

Tierdarstellungen – ist zu sehen.<br />

Schädelnest von Poigen<br />

Ein bis heute unerklärliches Ereignis liegt<br />

dem „Schädelnest aus Poigen“ zugrunde.<br />

Mord oder Hinrichtung einer Gruppe von<br />

Menschen könnten die Erklärungen für diesen<br />

Fund sein.<br />

Beschriftung, Bilder, Projektionen und Zeittafeln<br />

stellen im erforderlichen Ausmaß<br />

Informationshilfen, ohne die Besucher mit<br />

Texten zu überfrachten. An den nächsten<br />

Räumen – Bronze- und Eisenzeit – wird<br />

gearbeitet. /<br />

Text: Toni Kurz<br />

Foto: Wolfgang Andraschek<br />

MUSEEN DER STADT HORN<br />

———————————————————<br />

3580 Horn, Wiener Straße 4<br />

Tel. 02982 2372<br />

wwww.hoebarthmuseum.at<br />

Öffnungszeiten: Bis Do, 31. 10. <strong>2013</strong>,<br />

Di–So 10.00–17.00 Uhr<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Stift Zwettl / 40<br />

Schatzkammer<br />

KOSTBARE aufGABE<br />

Die Neugestaltung der Schatzkammer anlässlich des Jubiläums 875 Jahre Stift Zwettl.<br />

Kloster der Zisterzienser von Zwettl ist die<br />

neue Sakristei im Stil des Barock an die<br />

Ostseite der Kirche, an deren „österliche“<br />

Seite, angebaut, wobei die obere Etage alles<br />

im Gottesdienst Verwendete aufbewahrt<br />

und Schatzkammer genannt ward, die untere<br />

Etage zur Bereitung der Feier des Heiligen<br />

dient und als Sakristei (im eigentlichen<br />

Sinne) bezeichnet wird. So war es bis in die<br />

zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />

Eine Schatzkammer im Kloster – ist das eine<br />

Selbstverständlichkeit oder ein Widerspruch<br />

Die einen identifizieren Klöster mit<br />

Reichtümern, Kostbarkeiten und Schätzen,<br />

durch Jahrhunderte angesammelt, an Wert<br />

gewonnen und ehrfürchtig aufbewahrt. Für<br />

die anderen widerspricht es sich: In Klöstern<br />

leben doch Menschen, die sich dem Ideal<br />

der Armut verschrieben haben; ihr Schatz<br />

ist im Himmel (vgl. Mt 6,19–21; 19,21;<br />

Lk 12,33–34; Jak 5,2–3). Deshalb braucht er<br />

weder gesichert noch bewacht zu werden.<br />

Wie kommt ein Kloster<br />

zu seinen Schätzen<br />

Elfenbeinmadonna, Frankreich, vor 1258 ().<br />

Sie sind ursprünglich Materie und Material<br />

zum Vollzug des Gottesdienstes, der klösterlichen<br />

Menschen nach der Weisung des hl.<br />

Benedikt über alles zu gehen hat! In den<br />

offenen Himmel hinein feiern sie und werden<br />

zum Echo der Engel. Und darf dem<br />

Gotteslob nichts vorgezogen werden und ist<br />

der Liebe zu Christus nichts vorzuziehen, so<br />

ist das Gotteslob der Nonnen und Mönche<br />

vornehmste Auf-Gabe und die Liebe zu<br />

Christus deren Motiv(ation).<br />

Wo sind die Schätze<br />

in einem Kloster<br />

Hat die Sakristei, ihrem Namen gemäß,<br />

ursprünglich das vor allem für die Kranken<br />

aufbewahrte Allerheiligste in sich geborgen,<br />

so ward sie später zur Aufbewahrungsstätte<br />

für alles im Gottesdienst Benötigte. Im<br />

Abt Ferdinand Gießauf (1961–1980) ließ das<br />

in den klösterlichen Anfängen an der Ostseite<br />

des Kreuzganges für den Prior anberaumte<br />

Sprechzimmer zu einer neuen, nunmehr<br />

auch so genannten Schatzkammer<br />

adaptieren und mit bedeutsamen Exponaten<br />

aus der oberen Etage der barocken Sakristei<br />

und aus dem aufgelassenen Stiftsmuseum<br />

der Öffentlichkeit zugänglich machen. Der<br />

Einbau einer Panzertür vor der Jahrtausendwende<br />

erwies sich als Unglück für die beiden<br />

Ausstellungsräume, deren klimatische<br />

Bedingungen und Pflege darunter zu leiden<br />

begann. So entschlossen sich Abt Wolfgang<br />

Wiedermann und sein Konvent anlässlich<br />

der Restaurierung der Stiftskirche zu einer<br />

Sanierung und Umgestaltung der bisherigen<br />

Schatzkammer. Das neue Antlitz dazu gaben<br />

Doris Zichtl und Marcello Martin Hrasko,<br />

als „no mad designers“, vermittelt durch<br />

Andreas Gamerith, einem exzellenten<br />

Experten für Paul Troger und dessen Schaffen<br />

und Werke.<br />

Schatzkammer Sakristei<br />

Die altehrwürdige Darstellung des Gekreu-<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Stift Zwettl / 41<br />

Detail: Engel vom Sockel der Elfenbeinmadonna.<br />

Abtstab aus Elfenbein, um 1250 (barock ergänzt mit<br />

gefassten Glassteinen und Figurengruppe).<br />

zigten mag, beim Eintritt in den Raum der<br />

edlen Kostbarkeiten, an die grünende Eiche<br />

des Hochaltars in der Kirche mit dem Crucifixus<br />

inmitten erinnern, und dies alles<br />

wiederum, „was Gott den Menschen an dieser<br />

Stätte paradiesisch träumen lässt“! So<br />

wird überliefert, dass „in den Weihnachten“<br />

(1137/38) das Traumgesicht der Frau, die<br />

Gott unter den Menschen geboren und<br />

damit zuerst das wahre Licht der Welt<br />

erblickt hat, dem Ritter Hadmar von Kuenring<br />

und dem Mönch Hermann von Heiligenkreuz<br />

die Stätte zur Errichtung eines<br />

Klosters mit einer mitten im Winter grünenden<br />

Eiche bezeichnet habe.<br />

Zur Zeit von Abt Johann Bernhard Linck<br />

(1646–1671) wurde das romanische Reliquienkreuz<br />

zu einem Vortrags- und Kapitelkreuz<br />

adaptiert. Dieser Abt datiert es, nach<br />

seiner Deutung verschiedener historischer<br />

Quellenangaben in einer Inschrift, in die<br />

Zeit von Abt Bohuslaus: um 1250. Doch<br />

dem Stil nach und ob anderer vergleichender<br />

Studien mag dieser kunsthistorisch sehr<br />

wertvolle und kostbare Gegenstand mittelalterlicher<br />

Goldschmiedekunst im Zwettler<br />

Kloster älter sein, etwa um 1170 entstanden.<br />

Abt Bohuslaus (1248–1258) war ein eifriger<br />

Reliquiensammler. Die schier unglaubliche<br />

Menge von über 300 Reliquien, wie sie das<br />

Stiftungenbuch von Zwettl auflistet und der<br />

Freude des Abtes zuschreibt, kann unmöglich<br />

in diesem Kreuze sein, obgleich es<br />

davon seinen in die Fachliteratur und in die<br />

Klostergeschichte eingegangenen Namen<br />

beibehalten wird.<br />

Entgegen aller Überlieferung enthält auch<br />

die anmutige gotische Madonna aus Elfenbein<br />

gewiss keine Reliquien, wie wohl sie<br />

selbst eine „Reliquie“ sein mag, aus ebenso<br />

alter Zeit, ein weiteres Kleinod inmitten der<br />

neuen klösterlichen Schatzkammer. Diese<br />

Statuette dürfte der „heilige Rest“ aus dem<br />

Mittelstück eines Klappaltärchens sein. Die<br />

Legende weist sie aus als ein Geschenk des<br />

heiligen Königs Ludwig IX. von Frankreich,<br />

dem Ursprungsland der Zisterzienser, an<br />

Abt Bohuslaus bei dessen Aufenthalten zum<br />

Generalkapitel in Citeaux, in der Mutterabtei<br />

des Ordens.<br />

An Reisen, wie an das Kommen der Weisen<br />

aus dem Morgenland, wie an die Aussendung<br />

der Apostel in alle Welt, wie an das<br />

(klösterliche) Leben selbst, im Sinnbild eines<br />

Weges durch die Zeit auf Erden, erinnert<br />

jedes – gemäß dem lateinischen Wortsinn<br />

sogenannte – Pastorale, des Hirten Stab (vgl.<br />

Ps 23(22),1.4) in vielerlei Formen und Fassungen.<br />

Der romanische Abtstab aus Elfenbein<br />

ist um 1240 angefertigt, die zierliche<br />

Figurengruppe in der Krümmung jedoch<br />

erst um 1650.<br />

Die wahren Schätze<br />

Galt der erste Blick dem Gekreuzigten, auf<br />

den alle schauen werden, die ihn durchbohrt<br />

haben (Sach 12,10; Joh 19,31; Offb 1,7), so<br />

gilt insgesamt der im davon angesprochenen<br />

Herzen bewahrte, alles zusammenschauende<br />

„Ein-Blick“ in diese Schatzkammer dem<br />

Mysterium des Kreuzes, unter dem die Frau<br />

in den Wehen seines Todes steht, also dem<br />

Geheimnis eines Glaubens, der auch durch<br />

kostbare Kunst entbirgt und verbürgt, „was<br />

der Mensch Gott wert ist“! Eine begnadete<br />

Antwort, die dem am Kreuz ausgelegten<br />

Ernstfall der Liebe menschlich dankt, ist<br />

gewiss jedes Martyrium, das am Beispiel der<br />

hl. Barbara und der hl. Agatha, den Frauen<br />

unter dem Kreuze gleich, zwei spätgotische<br />

Holzreliefs eindrucksvoll und ausdrucksstark<br />

„auszeichnen“, worauf das ebenso<br />

altehrwürdige Agneskreuz verweist.<br />

Die wahren Schätze sind die Menschen,<br />

nämlich jeder Mensch, der diese klösterliche<br />

Schatzkammer besucht und ein Leben lang<br />

ihn (er)sucht, der aus solcher Kunst kündet:<br />

„Ich liebe dich, o Mensch! Du bist mein<br />

Schatz im Himmel!“ /<br />

Text: P. Martin Strauß OCist<br />

Fotos: Dieter Schewig<br />

STIFT ZWETTL<br />

———————————————————<br />

Schatzkammer<br />

Zisterzienserstift Zwettl, 3910 Zwettl<br />

Tel. 02822 20202-0<br />

Öffnungszeiten<br />

Bis Do, 31. 10. <strong>2013</strong> täglich mit<br />

Führung um 11.00 und 14.00 Uhr,<br />

ebenso Ostern bis Fr, 31. 10. 2014<br />

www.stift-zwettl.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Museen</strong> / 42<br />

Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />

FAMILIENALBUM<br />

Die Ausstellung zeigt anhand von Fotos und einmaligen Exponaten die Lebenswege von jüdischen<br />

Familien, die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in die Stadt zugewandert waren.<br />

Ein Teil konnte dem NS-Regime entrinnen<br />

und in verschiedenen Exilländern überleben.<br />

Unzählige Leben wurden ausgelöscht –<br />

nur wenige überlebten den Völkermord.<br />

Chinesisches Dokument des Herrn Kaufmann.<br />

Mit ihren Bildern kommt die Geschichte der<br />

Menschen jetzt zurück. Überlebende der<br />

Shoah und ihre Nachkommen schlagen ihr<br />

Familienalbum für uns auf, um uns einen<br />

Einblick in ihr Leben zu gewähren. Diese<br />

Bilder führen uns in die Vergangenheit von<br />

Wiener Neustadt, in die jüdische Welt von<br />

damals und lassen uns Lebenswege jüdischer<br />

Familien nachvollziehen. /<br />

Fotos: Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />

Als die Welt noch fast in Ordnung war: Eislaufen in<br />

Wiener Neustadt.<br />

Kurz nach der Stadtgründung im Jahr 1192<br />

hatten sich bereits Juden und Jüdinnen in<br />

der einstigen „Neustadt“ angesiedelt. Ihre<br />

Zahl wuchs bis zum Spätmittelalter kontinuierlich<br />

an. Mit dem Ausweisungsbefehl von<br />

Kaiser Maximilian I. im Jahr 1496 wurde die<br />

geduldete Minderheit schließlich vertrieben<br />

– mit dem Ziel, sie „auf ewige Zeit“ vor die<br />

Tore der Stadt zu setzen. Doch es kam anders,<br />

als sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

Juden und Jüdinnen in Wiener Neustadt wieder<br />

niederlassen durften. Die jüdische<br />

Gemeinde von Wiener Neustadt entwickelte<br />

sich zu einer der größten Israelitischen Kultusgemeinden<br />

(IKG) des Landes Niederösterreich.<br />

In den 1920er Jahren lebten fast 700<br />

Glaubensjuden in der IKG, die damals die<br />

Die Ziehharmonika gehörte einer Flüchtlingsfamilie<br />

aus Wiener Neustadt, die auf der „Patria“ war.<br />

zweitgrößte IKG des Landes darstellte. 1938<br />

wohnten schließlich ca. 870 Juden und<br />

Jüdinnen im Stadtgebiet. Es waren Jahrzehnte<br />

des lebendigen und vielfältigen jüdischen<br />

Lebens in der Steinfeldstadt. Mit der Vertreibung<br />

der jüdischen Bevölkerung im Jahr<br />

1938 wurde die jüdische Gemeinde von Wiener<br />

Neustadt zum zweiten Mal zerstört. Dieses<br />

neuerliche Ende war aber gewaltsamer<br />

denn je, weil das Ziel des Nationalsozialismus<br />

letztlich in der totalen Vernichtung des<br />

jüdischen Volkes bestand.<br />

Shoah und Exil<br />

Die jüdischen Mitbürger verschwanden aus<br />

der Stadt und mit ihnen die jüdische <strong>Kultur</strong>.<br />

FAMILIENALBUM<br />

———————————————————<br />

Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />

2700 Wiener Neustadt, Petersgasse 2a<br />

Tel. 02622 373951<br />

Öffnungszeiten: Bis So, 2. 2. 2014,<br />

Mi, Fr, Sa, So, Fei 10.00–16.00 Uhr,<br />

Do 10.00–20.00 Uhr<br />

stadtmuseum.wiener-neustadt.at<br />

Werner Sulzgruber:<br />

„Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre<br />

Schicksale. Eine biografische Reise in die<br />

Vergangenheit von Wiener Neustadt“<br />

602 Seiten, Verlag Berger<br />

EUR 29,90<br />

ISBN 978-3-85028-557-5<br />

www.verlag-berger.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Museum / 43<br />

Familie Schubert<br />

VERMENSCHLichUNG<br />

Der Familie von Franz Schubert ist die Sonderausstellung im Mährisch-Schlesischen Heimatmuseum<br />

gewidmet. Ein Beitrag zur „Vermenschlichung des Genies“.<br />

Geburtshaus der Mutter Franz Schuberts<br />

in Zuckmantel/Zlaté Hory. Foto: MSHM<br />

Bauer-Lehrer-(Lieder-)Fürst, das ist eine<br />

bemerkenswerte Karriere innerhalb von drei<br />

Generationen. Allerdings war schon Carl<br />

Schubert – der Großvater des Komponisten<br />

– kein gewöhnlicher Bauer, sondern „Bauer<br />

und Dorfrichter“ in Neudorf/Vysoká bei<br />

Mährisch-Schönberg, Bezirk Altstadt<br />

(Šumperk, Tschechien). Das Mährisch-<br />

Schlesische Heimatmuseum widmet der<br />

Familie Franz Schuberts (1797–1828) seine<br />

diesjährige Sonderausstellung.<br />

Das Deutsch-Verzeichnis der Werke Franz<br />

Schuberts umfasst 1.000 Nummern, darunter<br />

600 Lieder. Über den „Liederfürsten“ hat<br />

es schon viele Ausstellungen gegeben,<br />

besonders in Jubiläumsjahren. Das<br />

Mährisch-Schlesische Heimatmuseum geht<br />

einen anderen Weg. Ausstellungskurator<br />

Michael Ambrosch sieht den Beitrag des<br />

Museums als „Ergänzung, Erweiterung und<br />

Vermenschlichung des Genies“. Er will den<br />

Besuchern „manch unbeachtetes Detail aus<br />

dem Leben des Komponisten näher bringen,<br />

um das allzu oft idealisierte und verklärte<br />

Bild ein wenig ins wirkliche Leben zurückzuholen“.<br />

Man betritt die Ausstellung durch ein Portal,<br />

das jenem des Geburtshauses in Wien IX,<br />

Nussdorfer Straße 54, nachempfunden ist,<br />

und lernt die Umwelt kennen, in welcher der<br />

Komponist groß wurde, wie die Häuser, in<br />

denen er als Schulgehilfe seines Vaters<br />

unterrichtete, oder die Lichtentaler Kirche,<br />

in der die Uraufführung seiner Messen stattfand.<br />

Notenblätter, Erinnerungsstücke und<br />

eine historische Nachbildung der „Schubertbrille“<br />

sind hier zu sehen. Den Blickpunkt<br />

bildet eine Collage aus Dutzenden Schubertporträts,<br />

die im Lauf von Jahrzehnten der –<br />

mehr oder weniger künstlerischen – Phantasie<br />

entsprungen sind.<br />

Mährische Wurzeln<br />

Der Hauptraum stellt die älteren Familienmitglieder<br />

im Bild vor: den Vater Franz<br />

Theodor (1763–1830), der nach Wien auswanderte<br />

und hier Bürger wurde, die Brüder<br />

Ferdinand (1794–1859) und Karl (1795–<br />

1855), die zu ihrer Zeit als Schulbuchautor<br />

bzw. Maler bekannt waren. Die Einrichtungs-<br />

und Gebrauchsgegenstände aus der<br />

städtischen Biedermeierkultur kontrastieren<br />

mit der Lebenswelt der bäuerlichen Großeltern<br />

in Mähren. Schlichte Holzobjekte und<br />

Geräte zur Flachsverarbeitung illustrieren<br />

deren hartes Leben. Franz Schuberts Großvater,<br />

Carl (1723–1787), trat dennoch als<br />

Mäzen in seiner Heimatgemeinde auf. Er<br />

stiftete eine Sandsteinfigur des Christus am<br />

Ölberg und eine Kapelle. Beide sind erhalten,<br />

anders als das Geburtshaus der Mutter<br />

Franz Schuberts in Zuckmantel im ehemaligen<br />

Österreichisch-Schlesien (Zlaté Hory,<br />

Tschechien). Auch die älteste fassbare Generation,<br />

Franz Schuberts Urgroßeltern –<br />

Johannes Schubert (1678–1760) und mütterlicherseits<br />

Valentin Vietz (1679–1754) –<br />

wird noch gewürdigt. Der Überlieferung<br />

zufolge war Johannes Vietz Regimentsmusiker<br />

in Flandern; das fränkische Geschlecht<br />

der Schubert lässt sich in der Gegend von<br />

Mährisch-Altstadt schon zu Beginn des<br />

16. Jahrhunderts nachweisen. /<br />

Text: Michael Ambrosch<br />

BAUER – LEHRER –<br />

LIEDERFÜRST<br />

———————————————————<br />

Familie Franz Schubert<br />

Bis Mi, 20. 8. 2014<br />

Mährisch-Schlesisches Heimatmuseum<br />

Schießstattgasse 2 (Rostock-Villa)<br />

3400 Klosterneuburg<br />

Öffnungszeiten<br />

Di 10.00–16.00 Uhr, Sa 13.00–17.00 Uhr,<br />

So 9.00–13.00 Uhr, Fei geschlossen<br />

Schließtage: Mi, 18. 12. <strong>2013</strong>–Mo, 6. 1. 2014<br />

www.mshm.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Ausstellung / 44<br />

W.-H.-Auden-Gedenkstätte Kirchstetten<br />

IN AND OUT<br />

Anlässlich des 40. Todestages des Schriftstellers W. H. Auden zeigt eine Ausstellung rund um sein Haus<br />

die Werke internationaler Künstler, die sich in ihrer Arbeit mit dem Hören, mit der Stimme und mit<br />

Sprachhandlungen beschäftigen.<br />

zu dem, was wir hinlänglich als öffentlich<br />

und politisch oder privat und persönlich<br />

verstehen, von einem gegenwärtigen Standpunkt<br />

aus neu zu zeichnen. In der Ausstellung<br />

werden rund ums Haus die Werke<br />

internationaler Künstlerinnen und Künstler<br />

zu sehen sein, die sich in ihrer Arbeit mit<br />

dem Hören, mit der Stimme und mit<br />

Sprachhandlungen sowie deren formaler,<br />

sprachlicher, räumlicher und gesellschaftspolitischer<br />

Transformation und Übersetzung<br />

beschäftigen.<br />

The Cave of Making –<br />

Die Höhle des Schaffens<br />

W. H. Auden (1907–1973) verbrachte die Sommer in Niederösterreich, die Winter in den USA. Foto: z. V. g.<br />

Der angloamerikanische Schriftsteller<br />

Wystan Hugh Auden hatte bereits sein frühes<br />

Coming-out als homosexueller Mann<br />

und Schriftsteller im Berlin der Weimarer<br />

Zeit, sein politisches Engagement als Antifaschist<br />

im Spanischen Bürgerkrieg und dem<br />

Japanisch-Chinesischen Krieg, seine Hochzeit<br />

mit Erika Mann, um sie vor der Deportation<br />

des Naziregimes zu schützen, seine<br />

Emigration von England nach New York<br />

1939, die Zusammenarbeit mit Komponisten<br />

wie Igor Strawinsky, Benjamin Britten<br />

oder Hans Werner Henze sowie weltweite<br />

Reisen und zahlreiche Publikationen hinter<br />

sich, für die Auden bereits internationalen<br />

Ruhm erlangte, als er 1958, gemeinsam mit<br />

seinem Partner Chester Kallman, in das neu<br />

erworbene Haus in dem niederösterreichischen<br />

Dorf Kirchstetten zog. Mit diesem<br />

Haus, in dem er bis zu seinem Tod 1973<br />

immer in den Sommermonaten lebte,<br />

scheint Auden so etwas wie eine Insel gefunden<br />

zu haben. Von hier aus und hierher<br />

zurückkehrend knüpft er – In and Out –<br />

Verbindungslinien zu einer Gemeinde, mit<br />

der er scheinbar nichts gemeinsam hat.<br />

Das Leben und Werk W. H. Audens steht<br />

hier für die Verinnerlichung eines Außenseitertums.<br />

Die Gleichzeitigkeit von Dislokation<br />

und Anderssein sowie die Nähe<br />

zum Alltäglichen und das „Innen“ sind<br />

Motive dieses Kunstprojektes, um anhand<br />

von künstlerischen Werken die Grenzlinien<br />

Das Auden-Haus in Kirchstetten ist sowohl<br />

der reale Ausstellungsort als auch ein Ausgangspunkt<br />

für Überlegungen zu der Frage,<br />

wie die Trennlinie zwischen dem privaten<br />

Innen und dem politischen Außen dimensioniert<br />

werden kann. Die Beschreibung des<br />

Hauses steht hier für die Verlängerung des<br />

eigenen Selbst. Durch die wiederholte<br />

Handlung des Hinein- und Herausgehens,<br />

wo Privates und Gesellschaftliches zusammentrifft,<br />

wird das Haus zu dem Ort der<br />

Erzählung über die Poetik dieser Wechselbeziehung.<br />

Das ursprünglich im Auden-Haus beheimatete<br />

Archiv wandert während der Ausstellungsdauer<br />

in einer neu adaptierten audiovisuellen<br />

Zusammenstellung in den öffentlichen<br />

Raum von Kirchstetten. Die Bewegung<br />

zwischen mündlichen und schriftlichen<br />

(kulturellen) Quellen, Interviews und<br />

Gesprächen mit Dorfbewohnern, histo-<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Ausstellung / 45<br />

Migrationsforschung<br />

HERÜBEN<br />

„Langsam ist es besser geworden.“ Vertriebene erzählen<br />

vom Wegmüssen, Ankommen und Dableiben.<br />

Treffpunkt Käfer: W. H. Audens Auto wird zum Austragungsort für Lesungen.<br />

rischen Aufnahmen, Briefverkehr, Lesungen, Auden-Zitaten auf<br />

Twitter, Zeitungsausschnitten aus der Dorfchronik, Originaltexten<br />

und Übersetzungen von Audens späten Haikus bis zu dem „Zeitalter<br />

der Angst“ bildet die Grundlage dieses subjektiv arrangierten Archivs.<br />

Auf dem Bahnhofsgelände sind wechselnde Texte auf einem Flip-<br />

Dot-Panel wie Untertitel in der Dorflandschaft zu lesen; im Warteraum<br />

des Bahnhofs ist der historische Film „Night Mail“ zu sehen;<br />

gegenüber, in den Fenstern der Post, wird auf die Bedeutung der<br />

Briefe in Audens Nachlass Bezug genommen, und auf dem Weg zum<br />

Haus kommt man am Dorfplatz vorbei, wo der originale VW Käfer<br />

Audens zum Austragungsort für eine öffentliche Lesung wird. Zu<br />

hören ist die Stimme des Autors. Das zu diesem Anlass belebte<br />

Archiv kann nach Ende der Ausstellung als Ergänzung in das Auden-<br />

Haus mit einziehen. /<br />

Text: Ricarda Denzer<br />

Fotos: eSeL.at<br />

ABOUT THE HOUSE<br />

———————————————————————————————<br />

Silence Turned Into Objects<br />

Auden-Haus<br />

3062 Kirchstetten, Hinterholz 6<br />

Öffnungszeiten: Sa, So 13.00–17.00 Uhr<br />

und auf Anfrage bei der Gemeinde Kirchstetten<br />

Tel. 02743 8206, 0676 89585035<br />

Ein Kunstprojekt von Ricarda Denzer zu W. H. Auden mit Arbeiten<br />

von Fatih Aydogdu, Ricarda Denzer, Simone Forti, Sharon<br />

Hayes, Olga Karlíková, Pamelia Kurstin, Brandon LaBelle, Jonathan<br />

Quinn, Annette Stahmer, Imogen Stidworthy, Ultra-red und<br />

einem Interview von Marcel Broodthaers mit einer Katze.<br />

Vertreibung aus der Tschechoslowakei 1945.<br />

1945, als sie als „Deutsche“ aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden,<br />

waren sie Kinder. Fast 70 Jahre danach erinnern sie sich. Erzählen<br />

vom Ankommen in Niederösterreich. Dem Bitten und Betteln um<br />

Essen. Von der Suche nach einem Dach über den Kopf. Von der Angst<br />

wieder abgeschoben zu werden. Vom langsamen, schmerzhaften<br />

Hineinfinden der Eltern in ein neues Leben. Ihren ersten Schultagen<br />

„herüben“. Von Hilfe und Ablehnung in einem Land, welches für viele<br />

nie ganz Heimat geworden ist. Von ihrem Kummer und ihrer Sehnsucht,<br />

von Begegnungen mit „Drüben“, von Besuchen und Kontakten<br />

heute. Die Ausstellung des NÖ Landesarchivs stellt die Erinnerungen<br />

der Kinder von damals, heute hochbetagten Menschen, in den Mittelpunkt.<br />

/<br />

LANGSAM IST ES BESSER GERWORDEN<br />

———————————————————————————————<br />

Ab Do, 31. 10. <strong>2013</strong><br />

Ausstellung des neuen Zentrums für Migrationsforschung (ZMF)<br />

in der NÖ Landesbibliothek<br />

Niederösterreichische Landesbibliothek<br />

3109 St. Pölten, <strong>Kultur</strong>bezirk 4<br />

Öffnungszeiten: Mo, Mi–Fr 8.30–16.00 Uhr,
Di 8.30–18.00 Uhr<br />

www.migrationsforschung.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Nachschau / 46<br />

Dirndlgwandsonntag<br />

tag der<br />

tracht<br />

Dirndln, Lederhosen und Trachtenanzüge prägten<br />

das Bild am Sonntag, den 8. September und<br />

das Dorffest in Furth an der Triesting.<br />

VOLKSMUSIKSENDUNGEN des ORF<br />

———————————————————————————————<br />

ORF 2<br />

Wetter-Panorama täglich 7.00–9.00 Uhr<br />

Mei liabste Weis, Sa, 19. 10., 20.15 Uhr, zu Gast beim Urdlwirt<br />

in Unterpremstätten bei Graz<br />

Klingendes Österreich, Sa, 26. 10., 20.15 Uhr, „Inmitten stiller Berge“<br />

– Zwischen Annaberg und Mürzzuschlag<br />

Fernsehfrühschoppen, Sa, 26. 10., Fr, 1. 11., 12.00 Uhr<br />

_<br />

ORF 3<br />

Unser Österreich, Sa 17.00 Uhr, Mo 12.00 Uhr<br />

_<br />

RADIO NIEDERÖSTERREICH<br />

aufhOHRchen Spezial zu Allerheiligen, Fr, 1. 11., 11.00–12.00 Uhr<br />

Gestaltung: Dorli Draxler und Edgar Niemeczek<br />

ORF NÖ Landesdirektor Norbert Gollinger, Volkskultur NÖ Geschäftsführerin<br />

Dorli Draxler, EVN-Vorstandssprecher Peter Layr, Landeshauptmann<br />

Dr. Erwin Pröll mit Aaron Horvath, Bürgermeister Franz<br />

Seewald, <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich Geschäftsführer Edgar Niemeczek.<br />

Foto: Volkskultur Niederösterreich/Lackinger<br />

„Der Dirndlgwandsonntag ist bereits zu einer festen Tradition geworden<br />

und wird begeistert aufgenommen. Es zeigt uns, dass Volkskultur<br />

modern und aktuell ist und Tracht als Ausdruck von Lebensfreude und<br />

Heimatverbundenheit begeistert aufgenommen wird“, freut sich Dorli<br />

Draxler, Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich, die<br />

gemeinsam mit Bürgermeister Franz Seewald das Dorffest in Furth an<br />

der Triesting eröffnete. Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll zeigte sich<br />

von der Vielfalt der Trachten und der liebevollen Gestaltung des Festes<br />

beeindruckt: „Veranstaltungen wie der Dirndlgwandsonntag lassen uns<br />

im Jahreskreislauf innehalten und ein Leben mit Werten und Gemeinschaftssinn<br />

wieder wertschätzen.“ Auch die Partner der Initiative Wirtragen-Niederösterreich<br />

Militärkommandant Brigadier Mag. Rudolf<br />

Striedinger, EVN-Vorstandssprecher Dr. Peter Layr, ORF NÖ Landesdirektor<br />

Norbert Gollinger, NV Generaldirektor Dr. Hubert Schultes<br />

und Dorferneuerungsobfrau Maria Forstner waren von dem fröhlichen<br />

Miteinander beeindruckt. Der Dirndlgwandsonntag wurde darüber<br />

hinaus in ganz Niederösterreich gefeiert. Unter anderem feierte man in<br />

Mitterndorf am Erlaufsee einen Berggottesdienst, in der Gemeinde<br />

Markt Piesting gab es einen Festzug mit anschließendem Frühschoppen<br />

und in Eichgraben einen Dirndlkirtag. /<br />

aufhOHRchen, Di 20.00–21.00 Uhr<br />

1. 10.: „Tierisch“ Ernsthaftes und Heiteres, Gestaltung: Nobert Hauer<br />

8. 10.: Volkskultur aus Niederösterreich, Gestaltung: Dorli Draxler<br />

15. 10.: taktvoll vokal: Volkstänze und ihre Singweisen,<br />

Gestaltung: Edgar Niemeczek<br />

22. 10.: Volksmusikalische Kostbarkeiten, Gestaltung: Walter Deutsch<br />

29. 10.: Neues aus der Volksmusik, Gestaltung: Edgar Niemeczek<br />

5. 11.: Der Hiata-Einzug in Perchtoldsdorf, Gestaltung: Hans Schagerl<br />

12. 11.: Volkskultur aus Niederösterreich, Gestaltung: Dorli Draxler<br />

19. 11.: Literarisches aus dem Brandlhof, Gestaltung: Edgar Niemeczek<br />

26. 11.: Volksmusikalische Kostbarkeiten, Gestaltung: Walter Deutsch<br />

Kremser Kamingespräch, Mi 21.00 Uhr<br />

16. 10. Selbermachen / Lebensstil wählen<br />

20. 11. Selbermachen / Glauben finden<br />

„vielstimmig“ – Die Chorszene Niederösterreich, Do 20.00 Uhr<br />

10. 10.; 24. 10.; 7. 11.; 21. 11.<br />

G’sungen und g’spielt & Für Freunde der Blasmusik,<br />

Mi, Do 20.00–21.00 Uhr<br />

Musikanten spielt’s auf, Fr 20.00–21.00 Uhr<br />

Frühschoppen, So 11.00–12.00 Uhr<br />

Lange Nacht der Volksmusik <strong>2013</strong><br />

Live auf Radio Niederösterreich: Sa, 9. 11. <strong>2013</strong>, 20.00–23.00 Uhr<br />

ORF NÖ Landesstudio in St. Pölten<br />

Es spielen auf: Weinviertler Mährische Musikanten, streichfähig,<br />

Stammtischmusi Wieselburg, Heanagschroa, Prigglitzer Vorstadtsänger,<br />

Linzer Packl und Rosenegger Zwiefache<br />

Gewinnen Sie Ihre Karten ab 4. <strong>November</strong> um 9.50 Uhr auf Radio<br />

Niederösterreich! Information: noe.orf.at<br />

Die Volkskultur Niederösterreich verlost Karten! Schreiben Sie an:<br />

aufhOHRchen@volkskulturnoe.at<br />

Programmänderungen vorbehalten<br />

Detailprogramme unter www.orf.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 47<br />

Kurse & Seminare<br />

Fortbildung<br />

WIEDERSEHEN MACHT FREUDE<br />

——————————————————————<br />

Kundenbindung im Veranstaltungsbereich<br />

Di, 1. 10. <strong>2013</strong>, 18.00–21.00 Uhr<br />

Hotel Steinberger<br />

Hauptstraße 52, 3033 Altlengbach<br />

Referent: Dr. Leo Hemetsberger<br />

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Positive<br />

Erfahrungen unterstützen den Wunsch nach<br />

Wiederholung von angenehm Bekanntem. Der<br />

Kunst- und <strong>Kultur</strong>sektor pendelt zwischen der<br />

Suche nach dem ewig Neuen und der Frage,<br />

wem man Traditionelles so verpacken kann,<br />

dass es interessant bleibt. Wie können wir<br />

Erkenntnisse zu diesen Problemen aufnehmen<br />

und im Sinne der nachhaltigen Kundenbindung<br />

in der Praxis umsetzen Reichen dazu die gängigen<br />

Marketinginstrumente aus, oder braucht<br />

es das gewisse Etwas Der Vortrag unterstützt<br />

Sie dabei, Initiativen zu diesen Fragen in Ihrer<br />

praktischen Arbeit lösungsorientiert zu gestalten.<br />

Es werden Instrumente zur Kundenbindung<br />

und ihre Anwendung vorgestellt.<br />

Anmeldung & Information<br />

<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />

Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />

seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />

www.kulturvernetzung.at<br />

_<br />

AUFTRETEN – WIRKEN –<br />

ÜBERZEUGEN<br />

——————————————————————<br />

Ihr Auftritt in der Öffentlichkeit<br />

Mo, 14. 10. <strong>2013</strong>, 18.00–21.00 Uhr<br />

BHW NÖ<br />

Linzer Straße 7, 3100 St. Pölten<br />

Referent: Peter Possert-Jaroschka<br />

www.peter.possert.eu<br />

Wann immer wir mit Menschen im Gespräch<br />

sind, machen sich unsere Gesprächspartner von<br />

uns ein Bild – wir hinterlassen „Eindruck“. Bei<br />

Auftritten in der Öffentlichkeit werden diese<br />

Eindrücke multipliziert mit der Anzahl der<br />

Zuschauer und Zuhörer. Einerseits erzeugt das<br />

Unsicherheit („Komme ich gut an“), andererseits<br />

ist genau das die große Chance für uns:<br />

Welches Bild von uns soll denn in den Köpfen<br />

des Publikums entstehen Welche Botschaft(en)<br />

sollen sich die Menschen merken Holen Sie<br />

sich an diesem Abend Tipps und Anregungen<br />

für Ihre Reden, Präsentationen und Auftritte.<br />

Anmeldung & Information<br />

<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />

Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />

seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />

www.kulturvernetzung.at<br />

_<br />

VOM TEXT ZUM MANUSKRIPT<br />

——————————————————————<br />

Texte besser zur Geltung bringen<br />

Di, 29. 10. <strong>2013</strong>, 9.00–18.00 Uhr<br />

Hotel Böck<br />

2345 Brunn/Gebirge, Wiener Straße 196<br />

Referentin: Petra Ganglbauer<br />

www.schreibpaedagogik.com<br />

Sie schreiben an einem Text für ein Buch und<br />

sind interessiert, wie dieser bei der Leserschaft<br />

ankommt Basierend auf in Arbeit befindlichen<br />

längeren Texten oder Textzyklen (Lyrik<br />

oder Prosa) werden Strukturen genauer analysiert<br />

und stilistische, dramaturgische oder auch<br />

konzeptuelle Schwächen korrigiert. Der Workshop<br />

richtet sich an angehende Autoren und<br />

Literaten, mit den vorabgesendeten Texten<br />

beschäftigen sich die Teilnehmer in Gruppenund<br />

Einzelarbeit. Begrenzte Teilnehmerzahl,<br />

vorrangig Mitglieder oder Mitarbeiter der <strong>Kultur</strong>vernetzung<br />

Niederösterreich, des BHW Niederösterreich<br />

und der Volkskultur Niederösterreich!<br />

Teilnahmegebühr: EUR 70,00<br />

Anmeldung & Information<br />

<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />

Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />

seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />

www.kulturvernetzung.at<br />

_<br />

MIT GUTEM GEFÜHL<br />

PRÄSENTIEREN<br />

——————————————————————<br />

Dinge auf den Punkt bringen<br />

und Menschen begeistern<br />

Mi, 13. 11. <strong>2013</strong>, 9.00–18.00 Uhr<br />

Hotel Römerhof Tulln<br />

3430 Tulln, Hafenstraße 3<br />

Referent: Peter Webhofer M. A.<br />

www.peterwebhofer.at<br />

Immer wieder ist es notwendig, dass wir unsere<br />

Ideen, Anliegen oder Themen vor anderen<br />

Menschen präsentieren. Wir haben dabei meist<br />

wenig Zeit, um die Dinge auf den Punkt zu<br />

bringen und Menschen zu begeistern oder zu<br />

überzeugen. Oft vergeuden wir diese Zeit mit<br />

vielen Powerpoint-Folien und unwichtigen<br />

Details. Wir müssen sie aber eigentlich kreativ<br />

nutzen, um unsere Anliegen gut zu kommunizieren.<br />

Im Rahmen dieses Seminars lernen Sie<br />

einfache und praktische Schritte, mit denen Sie<br />

kurz und prägnant präsentieren und Menschen<br />

für Ihre Ideen und Anliegen begeistern können.<br />

Begrenzte Teilnehmerzahl, vorrangig Mitglieder<br />

oder Mitarbeiter der <strong>Kultur</strong>vernetzung Niederösterreich,<br />

des BHW Niederösterreich und<br />

der Volkskultur Niederösterreich!<br />

Teilnahmegebühr: EUR 70,00<br />

Anmeldung & Information<br />

<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />

Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />

seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />

www.kulturvernetzung.at<br />

_<br />

UMGANG MIT URHEBERRECHT<br />

——————————————————————<br />

Wie schütze ich mein geistiges Eigentum<br />

Do, 28. 11. <strong>2013</strong>, 18.00–21.00 Uhr<br />

SZ Schwaighof<br />

3100 St. Pölten, Landsberger Straße 11<br />

Viele Menschen – gerade in den Bereichen<br />

Kunstvermittlung und <strong>Kultur</strong>management –<br />

sind sowohl Nutzer fremder als auch Urheber<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 48<br />

eigener Werke. Das Urheberrechtsgesetz<br />

schützt eben nicht nur Schriftsteller und<br />

Komponisten, sondern etwa auch Fotografen<br />

und Filmschaffende, Herausgeber von Ausstellungskatalogen,<br />

Veranstalter und Datenbankhersteller.<br />

Das Seminar bietet eine kompakte<br />

Einführung ins Urheberrecht und widmet sich<br />

dann den beiden entscheidenden Fragen:<br />

Gegen welche Eingriffe ist ein Urheber<br />

geschützt Und was alles darf ein Nutzer tun,<br />

ohne irgendjemandes Zustimmung einholen<br />

zu müssen Beispiele aus der anwaltlichen<br />

Praxis illustrieren die Brisanz des Themas und<br />

zeigen, welche Lösungen der Gesetzgeber und<br />

die Gerichte bereithalten.<br />

Anmeldung & Information<br />

<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ –<br />

Büro Industrieviertel<br />

Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />

seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />

www.kulturvernetzung.at<br />

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Text fehlt<br />

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Text fehlt<br />

TANZMUSIKANTENSCHULUNG<br />

——————————————————————<br />

Sa, 23.–So, 24. 11. <strong>2013</strong>,<br />

Eintreffen: Sa, 14.00 Uhr<br />

Bildungswerkstatt Mold bei Horn<br />

3580 Mold 72<br />

Referenten: Gerhard Fuchs (Bläser, Bassgeige<br />

und Steirische Harmonika), 
Alfred Gieger<br />

(Streicher), 
Raphael Kühberger (Steirische<br />

Harmonika) Susi Raschbacher (Okarina,<br />

Ensemble), Volker Schöbitz (Ensemble, Harfe<br />

und Schwegel), Franz Fuchs (Akkordeon, Steirisches<br />

Hackbrett, Steirische Harmonika)<br />

Tanzmusikantenschulung für jeden, der ein<br />

beliebiges Volksmusikinstrument schon halbwegs<br />

beherrscht, auch wenn er noch nie Volksmusik<br />

gespielt hat. Am Programm stehen:<br />

selbst spielen, üben, Perfektion, musikantisches<br />

Spiel, zum Volkstanz aufspielen, Zusammenspiel<br />

mehrerer Instrumente, Singen zur<br />

Harmonika, Begleiten mit Begleitinstrumenten,<br />

Harmonielehre, Harmonikaspiel nach<br />

Noten, Probenwochenende für Musikgruppen.<br />

Anmeldung & Information<br />

Anmeldung bis 16. 11. <strong>2013</strong> bei Franz Fuchs<br />

Tel. 0664 9804315<br />

franz.fuchs@stammtischmusik.at<br />

www.volksmusik.cc<br />

_<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 49<br />

<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich<br />

INTERN<br />

Zwischen Himmel und Erde<br />

ACHTSAMKEIT<br />

Wir gratulieren!<br />

Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:<br />

Bgm. a. D. Edwin Pircher (80), Tulln an der Donau,<br />

4. <strong>Oktober</strong><br />

Leopold Wagner (85), Aspang, 4. <strong>Oktober</strong><br />

Etienne Vankeirsbilck (80), Oostrozebeke, Belgien, 11. <strong>Oktober</strong><br />

Peter Ebner (65), Wieselburg an der Erlauf, 13. <strong>Oktober</strong><br />

Landtagspräsident a. D. Mag. Franz Romeder (75), Schweiggers,<br />

16. <strong>Oktober</strong><br />

Bgm. a. D. Michael Pirgmaier (95), Rabenstein an der Pielach,<br />

17. <strong>Oktober</strong><br />

Bgm. a. D. Ing. Erich Grabner (85), Krems-Stein, 23. <strong>Oktober</strong><br />

Leonhard Kaiser (80), Miesenbach, 27. <strong>Oktober</strong><br />

Hermann Rottensteiner (70), St. Anton an der Jeßnitz,<br />

28. <strong>November</strong><br />

Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:<br />

Dir. Herta Hofer, Reichenau, 6. <strong>Oktober</strong><br />

Willfriede Emberger, Krems an der Donau, 24. <strong>November</strong><br />

Lucia Resch, Emmersdorf an der Donau, 28. <strong>November</strong><br />

Ihren runden Geburtstag feiern unsere Mitglieder:<br />

Josef Heinz (75), St. Pölten, 19. <strong>Oktober</strong><br />

RegR Ludwig Köcher-Schulz (75), Wien, 24. <strong>Oktober</strong><br />

Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Mitglieder:<br />

OSR Dir. Gertrud Egger, Lunz am See, 10. <strong>Oktober</strong><br />

VSDir. Phyllis Poduschka-Aigner, Staatz-Kautendorf, 29. <strong>Oktober</strong><br />

Leopoldine Thallauer, Atzenbrugg, 16. <strong>November</strong><br />

Angela Dürr, Tribuswinkel, 17. <strong>November</strong><br />

_<br />

neue mitglieder<br />

Unterstützende Mitglieder:<br />

Mag. Rosemarie Hochmuth, Wien<br />

DI Michael Sykora, Wien<br />

Susanne Kappeler-Niederwieser, Wien<br />

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Matthäus Nimmervoll: Ein erster Schritt dazu<br />

bedeutet, gut zu sich selbst sein.<br />

Als Christ bin ich fest davon überzeugt,<br />

dass alles, was Gott geschaffen hat, gut<br />

ist. Auch seine Geschöpfe, die Natur<br />

und der Mensch, wie wir in der Bibel<br />

lesen können: Gott schuf den Menschen<br />

nach seinem Bilde, als Mann<br />

und Frau schuf er sie. Gott sah alles,<br />

was er gemacht hatte, und siehe, es war<br />

sehr gut (Genesis 1,27 und 31).<br />

Darum tun wir gut daran, behutsam<br />

miteinander umzugehen. Wir nennen<br />

das Achtsamkeit. Ein erster Schritt<br />

dazu bedeutet: Gut zu sich selbst sein.<br />

In mich hineinzuschauen: Welche Gefühle wecken diese oder jene<br />

Handlungen und Worte in mir Was reizt mich Wie reagiere ich Wo<br />

verletze ich den anderen, obwohl ich das gar nicht möchte<br />

Ein zweiter Schritt der Achtsamkeit bedeutet: Auf die positiven Dinge<br />

zu schauen. Was verbindet uns Wie viel Schönes erleben wir miteinander<br />

Wodurch kann die Nächstenliebe unter uns wachsen.<br />

Schließlich gilt es drittens: Unsere Wahrnehmung zu schärfen. Da<br />

genügen oft kleine Augenblicke des Kontakts: Bei jeder Begrüßung<br />

und bei jeder Verabschiedung in die Augen schauen, uns dabei wirklich<br />

wahrnehmen – denn: Die Augen sind die Fenster der Seele und die<br />

Türen des Herzens.<br />

Achtsamkeit heißt wahrzunehmen, was tatsächlich ist, nicht was sein<br />

soll. Achtsamkeit wertet nicht und beurteilt auch nicht. Von Kindern<br />

sagt man, dass sie nicht verwöhnt, sondern wahrgenommen werden<br />

wollen. Aber auch Erwachsene spüren, ob und wie sie für mich und<br />

dich wirklich existieren. Ich denke oft an das Wort von Albert Schweitzer:<br />

Es gibt so viel Kälte unter den Menschen, weil sie sich nicht so<br />

herzlich geben, wie sie sind. /<br />

Mag. Matthäus Nimmervoll<br />

ist Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Die letzte Seite / 50<br />

2 nd life<br />

Die Herbstsonne soll man in einem Schanigarten<br />

genießen. Wieder wurden wir in<br />

Bratislava/Pressburg fündig. Diese Kabeltrommeln<br />

kommen vor allem beim Verlegen<br />

von unterirdischen Telefonleitungen zum<br />

Einsatz. Die Do-it-yourself-Bewegung hat<br />

sie schon längst als brauchbaren Tisch entdeckt,<br />

auf einschlägigen Seiten werden jede<br />

Menge von diesen hölzernen Trommeln<br />

gesucht und angeboten. Recht praktisch sind<br />

die Vertiefungen in der Platte, als wären sie<br />

für das sichere Abstellen von Flaschen und<br />

Kaffeebechern gemacht. Auch die passenden<br />

Sesseln hat man in Bratislava gefunden: ausrangierte<br />

Bürosessel ohne Räder. Die Gäste<br />

können nicht davonrollen. /<br />

Foto: Wolfgang Stecher<br />

Landeinwärts<br />

OH BUDDHA!<br />

Ich stelle mir vor, wie die alte Frau Blaha<br />

„Oh Buddha!“ ausruft, bevor sie beinahe<br />

über die Schwelle des örtlichen Geldinstituts<br />

stolpert. Aber, Buddha sei Dank, nix ist ihr<br />

passiert. Warum Weil seit Kurzem wirklich<br />

ein Buddhakopf in der Auslage des örtlichen<br />

Geldinstituts steht und über uns wacht.<br />

Daneben finden sich Ankündigungen zum<br />

<strong>Oktober</strong>fest, PensionistenInnenkränzchen<br />

(sic!, das Binnen-I hat nun ländliche Rentenverbände<br />

erreicht) und die Plakate des<br />

hier ansässigen Filmclubs.<br />

Der Kopf ist aus grüner Keramik und wirklich<br />

sehr schön. Schon seit Längerem beobachte<br />

ich diesen interreligiösen Transfer.<br />

Auf der der Internetverkaufsplattform e-bay<br />

läuft Buddha und Co. unter der Sparte<br />

„Dekoration“, in den Baumärkten ist er<br />

meist aus Ton gefertigt, für den Gartengebrauch,<br />

und steht in der Nachbarschaft von<br />

Gartenzwergen. Das muss doch den friedvollsten<br />

Buddhisten in der von uns friedvoll<br />

rezipierten Religion ärgern. Auch in unserer<br />

Drogerie gibt es Buddha-Statuen (dort sind<br />

sie käuflich zu erwerben). Ich glaube, mit<br />

Buddha haben wir keine Probleme. Er<br />

gehört zur Ikonografie einer Religion, die<br />

weit weg ist und die wir nicht verstehen.<br />

Was aber würde passieren, wenn unserer<br />

Bäcker statt dem Kipferl ein Davidsternderl<br />

backen würde Oder ein Kreuzerl mit Rosinen<br />

Dabei ist das Kipferl ja gar nicht so<br />

ohne. Dass die Form des Kipferls mit dem<br />

türkischen Halbmond im Zusammenhang<br />

steht, ist allerdings nicht nachweisbar.<br />

Fälschlicherweise wird die Entstehung des<br />

Kipferl auf die Legende zugeschrieben, dass<br />

es als Hohn auf die verlorene Zweite Türkenbelagerung<br />

entstanden sein soll.<br />

Ich freue mich schon, wenn in unserem Ort<br />

wieder Markttag ist. Da steht nämlich seit<br />

vielen Jahren ein Sikh mit seinem eindrucksvollen<br />

Turban genau vor der Kirche und<br />

verkauft Palästinensertücher. Und vis-à-vis<br />

lächelt Buddha unergründlich aus der Auslage<br />

des Geldinstituts. /<br />

Mella Waldstein<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>


Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen<br />

viele <strong>Kultur</strong>veranstaltungen durch seine regionalen und<br />

lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von<br />

<strong>Kultur</strong>initiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch<br />

von fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach<br />

stärker. www.raiffeisen.at


5. und 6. Dezember <strong>2013</strong> · 19.00 Uhr<br />

Auditorium Schloss Grafenegg<br />

Foto: © Grafenegg<br />

NIEDERÖSTERREICHISCHES<br />

ADVENTSINGEN<br />

Familiengesang Wolf · Texingtaler BlechMusikanten · Ö-Streich<br />

Chor der Chorszene Niederösterreich · Barbara Stöckl (5.12.) · Nadja Mader-Müller (6.12.)<br />

Konzept und Moderation: Dorli Draxler, Edgar Niemeczek<br />

Der Reinerlös kommt der Organisation<br />

„Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe Österreich“ zugute.<br />

Karten und Information<br />

Auditorium Grafenegg · T.: 02735 5500 · www.grafenegg.com<br />

Tonkünstler-Kartenbüro · T.: 01 586 83 83<br />

Karten: EUR 14,00 bis EUR 24,00<br />

Inklusive<br />

gratis Eintritt<br />

zum<br />

Grafenegger<br />

Advent

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