Schaufenster Kultur.Region Oktober/November 2013 - Museen ...
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Nachrichten aus der <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> Niederösterreich . <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />
schaufenster<br />
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />
Wenn die Tage kürzer werden<br />
Haus der <strong>Region</strong>en / Bordunmusik . Museumsdorf Niedersulz / Alte Obstsorten<br />
<strong>Kultur</strong>preise Niederösterreich <strong>2013</strong> / Preisträger Volkskultur & <strong>Kultur</strong>initiativen<br />
P.b.b. · Vertragsnummer 10Z038552S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295
WIEN NORD<br />
ach VorNe<br />
SchaueN.<br />
Wir SchaffeN daS.<br />
Seit 90 JahreN.<br />
Ein Jubiläum ist ein schöner Anlass, um sich zurückzulehnen<br />
und den Blick auf Vergangenes zu richten. Viel lieber<br />
blicken wir aber in die Zukunft und freuen uns auf viele<br />
weitere Jahre in denen wir gemeinsam mit Ihnen<br />
all das schaffen, was Sie sich vornehmen.<br />
www.noevers.at
EinBlick / 3<br />
Editorial<br />
Wissen<br />
Erst Kreativität und Ausbildung kultureller<br />
Kompetenzen vollenden den Menschen.<br />
Ein Plädoyer.<br />
Stell dich nicht dümmer als du bist, mit solch einer Bemerkung wurden<br />
so manche Schülerin und so mancher Schüler vor noch nicht<br />
allzu langer Zeit heruntergemacht und vor der ganzen Klasse verhöhnt.<br />
Was seinerzeit zum normalen Schulalltag gehören mochte,<br />
kommt heute kaum mehr einer Pädagogin oder einem Pädagogen<br />
über die Lippen. Im gesellschaftlichen Diskurs dagegen gewinnt man<br />
da und dort den Eindruck, sich dümmer geben zu müssen sei geradezu<br />
notwendig – und in der Folge salonfähig geworden.<br />
Ein Thema umfassend zu betrachten und eingehender darzustellen,<br />
wird ja recht gern als fad, uninteressant und zu kompliziert heruntergemacht.<br />
Simplifizieren liegt im Trend, also die Vereinfachung komplexer<br />
Inhalte bei gleichzeitigem Ausblenden der gedanklichen<br />
Grundlagen. Nur schön an der Oberfläche bleiben, lautet das Motto,<br />
denn wer möchte schon mit theoretischem Know-how belästigt werden.<br />
Und außerdem: Wissen findet sich lieber auf dem Niveau von<br />
Rateshows angesiedelt: Welches Auto fährt Rihannas Frisör Wann<br />
fand der (wirklich) letzte Musikantenstadl statt Wer erfand den<br />
Dudelsack Wie heißt die Hauptstadt von Absurdistan A, B, C oder<br />
D, drücken Sie auf die richtige Taste!<br />
Geht es im Quiz nur um den Aufstieg in die nächste Runde, so fordert<br />
das wirkliche Leben Entscheidungen, die für weitere Entwicklungen<br />
nicht nur wesentlich, sondern im Ergebnis auch unumkehrbar sein<br />
können. Ja, wenn ich das gewusst hätte, mit solch einer Floskel werden<br />
Fehleinschätzungen üblicherweise eingestanden, aber erst, wenn<br />
es zu spät ist. Ob nun ein Kleidungsstück als Tracht gelten soll oder<br />
ein Lied als kunstvoll oder kitschig bewertet wird, ist sicher seriös<br />
und wissenschaftlich fundiert nachzuweisen. Für das Gesamtwohl<br />
der Menschen ist aber jenes Wissen relevant, das über die Gesundheit<br />
oder die Rechte und Pflichten der Bürger in einem konkreten politischen<br />
System Auskunft gibt. Hier sind Entscheidungskompetenz und<br />
die Fähigkeit zum Ausgleich verschiedener Positionen angesagt: nicht<br />
bloß herbeigeredet, angedichtet oder suggeriert, sondern tatsächlich<br />
ausgebildet.<br />
Nicht zuletzt aus diesem Grund wird die <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich<br />
ihre Angebotspalette zur Ausbildung und Aneignung von Wissen<br />
und Kreativität weiter ausbauen. <strong>Kultur</strong>elle Kompetenz und<br />
künstlerisches Schaffen sind integrierende Bestandteile des menschlichen<br />
Lebens und weit mehr als philanthrope Freizeitangelegenheiten.<br />
Dorli Draxler, Edgar Niemeczek<br />
MusikSCHUL<br />
management<br />
KULTUR . REGION<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Top-Termine / 4<br />
<strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />
TOP-TERMINE<br />
HANDWERKSMARKT<br />
——————————————————<br />
So, 6. 10. <strong>2013</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />
Brandlhof<br />
3710 Radlbrunn 24<br />
——————————————————<br />
Beim traditionellen Handwerksmarkt<br />
steht heuer die Keramik im Mittelpunkt;<br />
auch in der Musik, denn es spielt die Sieghartskirchner<br />
Pfeiferlmusik mit den Okarinas<br />
zum Frühschoppen auf.<br />
Keramiker aus Ungarn, der Slowakei und<br />
Österreich stellen ihr Handwerk vor, Traditionelle<br />
irdene Waren mit ihren überlieferten<br />
Mustern werden hier ebenso präsentiert<br />
wie moderne Formen. Und es gilt wieder,<br />
den Handwerkern über die Schulter zu<br />
sehen mit ihnen ins Gespräch zu kommen.<br />
Im Brandlhof wird Handwerk erlebbar.<br />
—————<br />
Information<br />
Tel. 02956 81222<br />
brandlhof@volkskulturnoe.at<br />
www.volkskulturnoe.at/brandlhof<br />
SALTERINA<br />
——————————————————<br />
Fr, 25. 10. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
Donaulände 56<br />
3504 Krems-Stein<br />
——————————————————<br />
Das Ensemble Salterina bietet im Haus<br />
der <strong>Region</strong>en ein Konzert unter dem Motto<br />
„Ländlicher Tanz & Höfische Eleganz“. Das<br />
Salterio war im 18. Jahrhundert ein Vorgänger<br />
des Hackbretts. Ursprünglich in der<br />
Kirchenmusik eingesetzt, fand es nach und<br />
nach in virtuoser Spielweise den Einzug in<br />
die weltliche Musik.<br />
Im Programm finden sich höfische Musik<br />
aus Barock und Renaissance sowie traditionelle<br />
Volksmusik dieser Epochen. Gespielt<br />
werden Sonaten und Variationen, Duette<br />
für zwei Hackbretter, virtuose Kompositionen<br />
von Vivaldi und Corelli sowie<br />
ländlerische Tänze von Mozart. Zu hören<br />
sind Hackbrett, Gitarre, Harfe und Kontrabass.<br />
——————<br />
Information<br />
Tel. 02732 85015<br />
www.volkskultureuropa.org<br />
JUNGE MEISTER<br />
Preisträger<br />
NÖ Volksmusikwettbewerb<br />
——————————————————<br />
Sa, 16. 11. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
Donaulände 56<br />
3504 Krems-Stein<br />
——————————————————<br />
Beim Niederösterreichischen Volksmusikwettbewerb<br />
treten jährlich Musiker und<br />
Sänger aus Musikschulen unseres Bundeslandes<br />
sowie Familienmusiken an. Auch<br />
im Jahr <strong>2013</strong> nahmen wieder zahlreiche<br />
hervorragende Solomusiker und Ensembles<br />
am Volksmusikwettbewerb teil und<br />
bewiesen die Vitalität der jungen Volksmusik.<br />
Jene der ausgezeichneten Preisträger,<br />
die beim Wettbewerb im Mai einen<br />
ersten Preis erlangten, werden im Haus der<br />
<strong>Region</strong>en auf die Bühne gebeten. Mit einem<br />
abwechslungsreichen Volksmusikprogramm<br />
zeigen die jungen Talente solistisch oder in<br />
Ensembles ihr musikalisches Können.<br />
—————<br />
Information<br />
Tel. 02732 85015<br />
www.volkskultureuropa.org<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Inhalt / 5<br />
<strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />
INHALT<br />
350 Jahre Landespatron<br />
6 / Hl. Leopold<br />
——————<br />
Naturgartenfest & Herbstfest<br />
9 / Ein Fest für Gärten<br />
und gute Taten<br />
——————<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
10 / Bordunmusik<br />
——————<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
12 / Norwegen zu Gast<br />
——————<br />
Kremser Kamingespräche<br />
13 / Selbermachen<br />
——————<br />
Volkskultur<br />
14 / Musik<br />
——————<br />
NÖ <strong>Kultur</strong>preisträger <strong>2013</strong><br />
16 / Helga Maria Wolf<br />
——————<br />
NÖ <strong>Kultur</strong>preisträger <strong>2013</strong><br />
17 / Familienmusik Zehetner &<br />
pink noise<br />
——————<br />
Musikschulen<br />
18 / Kindergarten-Kooperation<br />
——————<br />
Chorszene<br />
20 / Markus Pfandler<br />
——————<br />
Jazz<br />
23 / mm jazzfestival St. Pölten<br />
——————<br />
Weinviertel<br />
24 / Das Literaturviertel<br />
——————<br />
Mostviertel<br />
26 / Stubenmusik Berger<br />
——————<br />
Mostviertel<br />
27 / Mariazellerbahn<br />
——————<br />
Waldviertel<br />
28 / Abfischen<br />
——————<br />
Handwerk<br />
30 / Kaffeerösterei<br />
——————<br />
Ethnologie<br />
32 / Das „Kronprinzenwerk“<br />
——————<br />
Auslage<br />
34 / Bücher, CDs & feine Ware<br />
——————<br />
Museumsdorf Niedersulz<br />
36 / Obstgärten & Dorffest<br />
——————<br />
Museum Horn<br />
39 / Urgeschichtesammlung<br />
——————<br />
Stift Zwettl<br />
40 / Schatzkammer<br />
——————<br />
Stadtmuseum Wr. Neustadt<br />
42 / Jüdisches Familienalbum<br />
——————<br />
Mährisch-Schlesisches Museum<br />
43 / Schuberts Familie<br />
——————<br />
W.-H.-Auden-Museum Kirchstetten<br />
44 / Kunst im öffentlichen Raum<br />
——————<br />
Nachschau<br />
46 / Dirndlgwandsonntag<br />
——————<br />
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />
47 / Fortbildung<br />
——————<br />
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />
49 / Intern & Zwischen<br />
Himmel und Erde<br />
——————<br />
50 / Die letzte Seite<br />
——————<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger,<br />
Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl,<br />
Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Michael Ambrosch, Mag. Doris Buchmann, Mag. Ricarda Denzer, MMag. Wolfgang Ch. Huber, Otto K. Knoll,<br />
Toni Kurz, Mag. Silvia Reiß, Mag. Josef Schick, Stefan Straubinger, Dr. P. Martin Strauß OCist, Dr. Helga Maria Wolf. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen:<br />
Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660,<br />
office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer.<br />
Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH.<br />
Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434.<br />
Copyrights: <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv<br />
der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und <strong>Kultur</strong> und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer<br />
Berücksichtigung der <strong>Region</strong>alkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise.<br />
Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise<br />
auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln.<br />
Cover: SpuimaNovas, Foto: z. V. g.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
350 Jahre Landespatron / 6<br />
Hl. Leopold<br />
SOHN DES<br />
HL. PETRUS<br />
Der Babenberger Markgraf Leopold III. der Heilige (um 1075–15. 11. 1136) wurde 1663<br />
vom Habsburger Kaiser Leopold I. zum Patron aller österreichischen Länder erhoben.<br />
Rückenschild vom Markgrafen-Ornat, Klosterneuburg, um 1640. Foto: Stift Klosterneuburg<br />
Kaiser Leopold I. war als letztgeborener Sohn<br />
von Ferdinand III. für eine geistliche Laufbahn<br />
vorgesehen und dementsprechend auch<br />
erzogen. Der Tod seines Bruders Ferdinand<br />
(1654) brachte für den Erzherzog von heute<br />
auf morgen einen Richtungswechsel in das<br />
Amt des Thronfolgers; bald darauf wurde<br />
ihm auch die Kaiserwürde zuteil. Für Leopold<br />
I., der um die großen Verdienste seines<br />
von ihm hochverehrten Namenspatrons<br />
wusste, war es daher schlüssig, Markgraf Leopold<br />
III. zum Landespatron zu erheben. Die<br />
Habsburger sahen zudem auch in den Babenbergern<br />
ihre Vorgänger im Herrscheramt.<br />
Dem Babenberger Leopold III. ist es u. a.<br />
gelungen, zur Ausbildung des österreichischen<br />
Landesfürstentums entscheidend beizutragen,<br />
sodass man von ihm als ersten<br />
österreichischen Landesfürsten sprechen<br />
kann.<br />
Leopold I. wallfahrte seit 1661 fast jährlich an<br />
seinem Namenstag zum Grab Leopolds III.<br />
des Heiligen nach Klosterneuburg und legte<br />
damit den Grundstein zur „Österreichischen<br />
Staatswallfahrt“, die bis in das 18. Jahrhundert<br />
das Leopoldifest in Liturgie und Brauch<br />
prägte. Das Leopoldifest am 15. <strong>November</strong><br />
hat in Klosterneuburg auch in unserer Zeit<br />
einen hohen Stellenwert im Land. Die Leopoldiwallfahrten<br />
sind zentraler Gegenstand<br />
des Leopoldifestes, begleitet von Brauchveranstaltungen<br />
wie Fasslrutschen, Leopoldimarkt<br />
und Weinverkostung.<br />
Österreichischer Erzherzogshut<br />
Die Bedeutung Markgraf Leopolds III. für<br />
das Haus Habsburg ist bereits auf eine lange<br />
Tradition vor Leopold I. zurückzuführen.<br />
Der Habsburger Albrecht II., dessen Ehe mit<br />
Johanna von Pfirt 15 Jahre lang kinderlos<br />
blieb, wallfahrte nach der Geburt seines Kindes<br />
Rudolf 1339 regelmäßig nach Klosterneuburg<br />
zum Grab Leopolds III. Herzog Rudolf<br />
IV., der Sohn Albrechts II., unternahm 1358<br />
den ersten Anlauf zum Heiligsprechungsprozess<br />
Leopolds III. Im 15. Jahrhundert werden<br />
dem milden Markgrafen zahlreiche Gebetserhörungen<br />
zugeschrieben, was natürlich<br />
einen zweiten Anlauf für einen Heiligsprechungsprozess<br />
1465 begünstigte. 1485 wurde<br />
der Babenberger Markgraf Leopold III. vom<br />
Papst in die Schar der Heiligen aufgenommen.<br />
Erzherzog Maximilian III. schenkte<br />
1616 dem Stift Klosterneuburg als neue heilige<br />
Landeskrone und als Gegenstück zur<br />
ungarischen Stephanskrone und zur böhmischen<br />
Wenzelskrone den Österreichischen<br />
Erzherzogshut.<br />
Leopold III., erster österreichischer Landesfürst<br />
und Landespatron von Österreich,<br />
erfreute sich auch bei großen Verantwortungsträgern<br />
des 20. Jahrhunderts, wie einem<br />
Leopold Figl, der maßgeblich zur Freiheit<br />
und zum Frieden Österreichs nach 1945 beitrug,<br />
großen Zuspruchs. Leopold Figl gestaltete<br />
„aus dem Glauben heraus“, wie sein Sohn<br />
Johannes in einem Gespräch mitteilte, sein<br />
Leben in Familie und Politik.<br />
Leopold III. wurde wegen seiner besonderen<br />
Glaubenstreue in einem Schreiben des<br />
Papstes im Jahr 1135 die Auszeichnung zuteil,<br />
„er wolle ihn wie einen Sohn des heiligen<br />
Petrus ehren“. /<br />
Text: Otto Kurt Knoll<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
350 Jahre Landespatron / 7<br />
Hl. Leopold · 350 Jahre Landespatron<br />
LEOPOLD<br />
IN DER KUNST<br />
Das Bild des hl. Leopolds variiert – je nachdem, ob er eher in spiritueller oder<br />
in staatstragender Funktion dargestellt wird.<br />
Darstellungen bischöflicher Heiliger und<br />
Kirchenväter herleiten. Einen Mann mit den<br />
Leopold zugeschriebenen Charakterzügen<br />
konnte man sich nicht als jungen Heißsporn<br />
vorstellen, er musste von der Weisheit des<br />
Alters gezeichnet sein. Tatsächlich wurde er<br />
für seine Zeit außergewöhnlich alt (über<br />
60 Jahre) – und das war wohl auch den<br />
Schöpfern dieser Bilder und Statuen bewusst.<br />
Der volkstümliche Markgraf<br />
Um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert<br />
hat Rueland Frueauf d. J. dann den Markstein<br />
gesetzt, mit dem Leopold vor unseren Augen<br />
endgültig Gestalt angenommen hat. Seine<br />
Bildfolge der Schleierlegende, tausendfach<br />
reproduziert, zeigt einen volkstümlichen<br />
Markgrafen, einen richtigen Landesvater,<br />
besonders schön zu sehen an dem herzlichen<br />
Händedruck, mit dem er den Baumeister des<br />
von ihm initiierten Kirchenbaus begrüßt.<br />
Rueland Frueauf d. J., Bau der Stiftskirche.<br />
Foto: Michael Zechany<br />
Als der historische Markgraf Leopold III. im<br />
Jahr 1136 starb, war der Bildtyp des Porträts<br />
in der europäischen Kunst unbekannt. Somit<br />
ist uns kein authentisches Bild dieses Mannes<br />
überliefert. Es lag an den Künstlern, eine<br />
Figur des hl. Leopold zu entwickeln, zu prägen<br />
und Jahrhunderte hindurch am Leben zu<br />
erhalten. Der uns geläufige Typus ist rund um<br />
die Heiligsprechung 1485 entstanden und hat<br />
sich dann als erstaunlich beständig erwiesen.<br />
Leopold der Heilige auf einem Stammbaum der<br />
Babenberger in einer Handschrift des Stiftsarchivs<br />
Klosterneuburg.<br />
Der Markgraf ist üblicherweise als älterer,<br />
langhaariger und vollbärtiger Mann dargestellt.<br />
Auf dem Kopf trägt er den Österreichischen<br />
Erzherzogshut, in den Händen das<br />
Modell der Stiftskirche oder die Fahne des<br />
Landes, je nachdem, ob er eher in spiritueller<br />
oder in staatstragender Funktion dargestellt<br />
wird. Die gesamte Erscheinung drückt herrscherliche<br />
Würde, Weisheit und Milde aus.<br />
Der Grundtypus der Figur lässt sich von den<br />
Die Attribute Erzherzogshut, Fahne und Kirchenmodell<br />
zusammen mit der langbärtigen<br />
Erscheinung begleiten ihn dann durch die<br />
folgenden Jahrhunderte. In der Barockzeit<br />
gerät er gern in Ekstase, fährt himmelwärts<br />
oder wird von überirdischen Erscheinungen<br />
mitgerissen, ganz wie es der kompositionelle<br />
Schwung der Altäre erforderte.<br />
Für die Habsburger, die wie alle großen europäischen<br />
Herrscherhäuser bestrebt waren,<br />
sich möglichst tief in der Geschichte verwurzelt<br />
zu wissen, wurde Leopold besonders seit<br />
dem 17. Jahrhundert eine Art Haus- und<br />
Familienheiliger. Das äußerst sich unter<br />
anderem darin, dass kaiserliche Prinzen<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
350 Jahre Landespatron / 8<br />
Hl. Leopold, Maximilian Lenz,1904, Öl auf Karton (Mosaikentwurf), Stiftsmuseum Klosterneuburg,<br />
Inv.Nr. GM 571. Foto: Michael Himml.<br />
gerne auf den Namen Leopold getauft wurden,<br />
nicht zuletzt Kaiser Leopold I., dem wir<br />
die Erhebung seines Namensheiligen zum<br />
Landespatron von Niederösterreich verdanken.<br />
Diese Ahnenfunktion beginnt ihn nun<br />
aber zusehends zu drücken, er wird immer<br />
älter. Im 19. Jahrhundert hat man bei manchen<br />
Darstellungen den Eindruck, es handele<br />
sich bei ihm um einen zwar milden und fürsorglichen,<br />
aber doch schon ziemlich müden<br />
Großpapa – ganz anders als seine Kollegen<br />
aus den anderen Kronländern: der heißblütige,<br />
dynamische Stefan in Ungarn und der<br />
jugendliche Märtyrer Wenzel in Böhmen.<br />
Das „wahre“ Gesicht<br />
Das 20. Jahrhundert sieht auf der einen Seite<br />
Versuche, aufgrund naturwissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse aus Anatomie und Anthropologie<br />
das „wahre“ Gesicht Leopolds zu rekonstruieren<br />
– was letztlich doch wieder zu einer<br />
idealisierten Darstellung führt. Auf der anderen<br />
Seite erleben wir Elemente eines Historismus,<br />
der bis dahin unbekannt war: den<br />
bewussten Rückgriff auf die ältesten zur Verfügung<br />
stehenden Vorlagen, die aus einer Zeit<br />
stammen, in der das altbekannte Leopoldsbild<br />
noch nicht ausgeprägt war.<br />
Anlässlich des 800. Todestages des Heiligen<br />
1936 wurde am Niederösterreichischen<br />
Landhaus in der Herrengasse in Wien ein<br />
Mosaik nach einem Entwurf von Leopold<br />
Schmid angebracht, dessen Darstellung sich<br />
auf die Glasmalereien aus den Stiften Klosterneuburg<br />
und Heiligenkreuz zurückführen<br />
lässt – es sind, obzwar lange nach seinem Tod<br />
entstanden, tatsächlich die ersten bewussten<br />
Darstellungen dieses Herrschers. Für die Initiatoren<br />
des zeitgenössischen Kunstprojekts<br />
2012/13 im Zuge der Ausstellung „Heiliger<br />
Leopold – Mensch, Politiker, Landespatron“<br />
im Landesmuseum Niederösterreich stand<br />
außer Frage, dass die Person des Heiligen nur<br />
lebendig bleiben kann, wenn es gelingt, weiterhin<br />
Künstlerinnen und Künstler für sie zu<br />
interessieren.<br />
„Schutzgespenst“ & Filmheld<br />
Und sie ließen sich interessieren und inspirieren<br />
und haben der Leopolds-Ikonographie<br />
teilweise überraschend neue und originelle<br />
Elemente hinzugefügt: Leopold als „Schutzgespenst“,<br />
als Filmheld oder in der antikisierenden<br />
Toga. Die Werke, die hier entstanden<br />
sind, so unterschiedlich sie auch sein mögen,<br />
zeigen eines ganz deutlich: Die Kunst hält den<br />
hl. Leopold lebendig – und das gibt Hoffnung<br />
für die Zukunft. /<br />
Text: Wolfgang Ch. Huber<br />
RUND UM LEOPOLDI<br />
———————————————————<br />
Bis So, 26. 1. 2014<br />
Hl. Leopold – Mensch –<br />
Politiker – Landespatron<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di–So, Fei 9.00–17.00 Uhr<br />
In enger Kooperation mit dem Stift Klosterneuburg<br />
wird versucht, zunächst den<br />
Menschen Leopold III. fassbar zu machen,<br />
was sich ohne direkte Zeugnisse als überaus<br />
schwierig gestaltet. Alle Nachrichten,<br />
Mythen und Legenden sind nach seinem<br />
Tod entstanden und haben das Bild von<br />
ihm im Laufe der Zeit überlagert. Über<br />
eine Dokumentation der Lebensumstände<br />
des 12. Jahrhunderts soll der Person nahe<br />
gekommen werden.<br />
Landesmuseum Niederösterreich<br />
3100 St. Pölten, <strong>Kultur</strong>bezirk 5<br />
Tel. 02742 908090<br />
www.landesmuseum.net<br />
—<br />
So, 17. 11. <strong>2013</strong>, 14.00 Uhr<br />
Leopoldisingen<br />
Zisterzienserstift Zwettl<br />
Eintritt frei<br />
Bereits zur Tradition geworden ist das<br />
Leopoldisingen der niederösterreichischen<br />
Bäuerinnensinggruppen, das diesmal<br />
im Zisterzienserstift Zwettl erklingt.<br />
Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Bäuerinnen, Landwirtschaftskammer<br />
Niederösterreich und der Chorszene<br />
Niederösterreich bittet die Volkskultur<br />
Niederösterreich am 17. <strong>November</strong> Bäuerinnensinggruppen<br />
auf die Bühne, um das<br />
Publikum mit geistlichen Volksliedgut zu<br />
erfreuen, die von Herzen kommen.<br />
—<br />
Fr, 1. u. 8. 11. <strong>2013</strong>, 16.00 Uhr<br />
So, 3. u. 10. 11. <strong>2013</strong>, 10.30 u. 15.00 Uhr<br />
Es war einmal ein Schleier<br />
Schleier liegen über der frühen Geschichte<br />
Klosterneuburgs. Der Schleier der Agnes.<br />
Schleier schweben über der Donau, aus<br />
Nebelschleiern taucht das Donauweibchen<br />
auf. Das erste Veilchen wird gefunden.<br />
HE-LO hat drei Sagen aus dem Donauraum<br />
für Figurentheater dramatisiert.<br />
He-Lo Puppentheater<br />
2100 Korneuburg, Laaer Straße 32<br />
Tel. 02262 71774 od. 0650 4158190<br />
eleonore@tele2.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Nachschau / 9<br />
Naturgartenfest & Herbstfest für Hilfe im eigenen Land<br />
EIN FEST FÜR GÄRTEN<br />
UND GUTE TATEN<br />
Beim diesjährigen Naturgartenfest am 14. September standen nicht nur der Pflanzen- und<br />
Kunsthandwerksmarkt im Mittelpunkt des Geschehens: Hilfe im eigenen Land feierte parallel<br />
das 3. Herbstfest, eine Benefizveranstaltung für in Not geratene Familien.<br />
Mit einer Andacht verlieh Pater Martin<br />
Rotheneder, Stift Melk, dem Fest einen würdigen<br />
Rahmen. Anschließend begrüßte der<br />
Chef des Museumsdorfs und Geschäftsführer<br />
der <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich Dr.<br />
Edgar Niemeczek die Gäste. Landeshauptmann<br />
Dr. Erwin Pröll sprach von einem<br />
breiten <strong>Kultur</strong>verständnis in Niederösterreich:<br />
„Dort wo die <strong>Kultur</strong> des Einzelnen in der<br />
Gemeinschaft aufgeht, entsteht Kraft und<br />
Zusammenhalt. Die Menschen spüren, dass<br />
sie wieder für den Nächsten da sein müssen<br />
– ganz im Sinne der Organisation Hilfe im<br />
eigenen Land. Die Zusammenarbeit von privaten<br />
Eigeninitiativen und Staat führt zum<br />
Erfolg.“ Sissi Pröll, Präsidentin der Hilfsorganisation<br />
Hilfe im eigenen Land, freute sich,<br />
dass so viele Persönlichkeiten aus Kunst,<br />
Politik und Wirtschaft gekommen waren,<br />
um Hilfe im eigenen Land zu unterstützen.<br />
Insgesamt wurden € 7.000 gesammelt. Der<br />
Gesamterlös kommt notleidenden Familien<br />
in ganz Österreich zugute. „Über 1800 Besucher<br />
bestätigen eindrucksvoll wie gut der<br />
,Natur im Garten-Schaugarten’, das Museumsdorf<br />
sowie Musik und Tanz zusammenpassen.<br />
Wenn ein Benefizgedanke das Fest<br />
abrundet, freut mich das umso mehr“, so<br />
Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang<br />
Sobotka.<br />
Das traditionelle Volkstanzfest mit Publikumstanz,<br />
Chöre- und Singgruppen am<br />
Dorfplatz, Handwerksvorführungen und<br />
Gartenführungen durch die herbstlich blühenden<br />
und bunt gefärbten Bauerngärten<br />
des Museumsdorfs rundeten den festlichen<br />
Tag ab. /<br />
Naturgartenfest im Museumsdorf: Pflanzenmarkt, Gartenführungen und jede Menge Tipps.<br />
Foto: Dietmar Bodensteiner<br />
Dorli Draxler, Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich, Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer der<br />
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich, Landtagsabgeordneter Rene Lobner, Sissi Pröll, Präsidentin Hilfe im eigenen Land,<br />
LH Dr. Erwin Pröll, Moderatorin Barbara Stöckl, LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka, Abg. z. NR. Ing. Hermann<br />
Schultes, Militärkommandant NÖ Brigadier Mag. Rudolf Striedinger. Foto: Dietmar Bodensteiner<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Haus der <strong>Region</strong>en / 10<br />
Bordunmusik<br />
DAS GROSSE<br />
BRUMMEN<br />
Dass Bordunmusik nichts mit verstaubten Instrumenten und eintönigen Liedern zu tun hat,<br />
beweisen im <strong>Oktober</strong> zwei Konzerte im Haus der <strong>Region</strong>en.<br />
SpuimaNovas, Bavarian Dancefloor im Haus der <strong>Region</strong>en. Foto: z. V. g.<br />
„Und i nimm mein Dudldudlsack, dudl mir<br />
auf den ganzen Tag”, so lautet der Refrain<br />
eines Hirtenliedes aus dem Flachgau in Salzburg.<br />
Was ist Bordun eigentlich Damit<br />
bezeichnet man Musik, bei der eine Melodie<br />
von einem oder mehreren permanent durchlaufenden<br />
Tönen begleitet wird. Der Begriff<br />
Bordun stammt wohl von dem französischen<br />
Wort „bourdon“ und bedeutet Hummel. Der<br />
Bordun ist seit dem Mittelalter als Bezeichnung<br />
für einen tiefen Brummton belegt.<br />
Borduninstrumente sind entsprechend Instrumente,<br />
bei denen zur Melodie ein oder<br />
mehrere gleichbleibende Töne erklingen. In<br />
der Regel Grundton oder Quint oder beides.<br />
Die Drehleier sowie der Dudelsack gehören<br />
zu den Borduninstrumenten. Während bei<br />
der Drehleier die Tonerzeugung über ein Rad<br />
erfolgt, welches über Melodie- und Bordunsaiten<br />
streicht, wie bei der Geige der Bogen,<br />
ist der Dudelsack ein Rohrblattinstrument,<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Haus der <strong>Region</strong>en / 11<br />
bei dem über einen Windbeutel die Spielpfeife<br />
sowie Bordunpfeifen angeblasen werden.<br />
Beiden Instrumenten gemein sind die tiefen,<br />
in gleichbleibender Tonhöhe mitklingenden<br />
Bordune. Auch die Maultrommel zählt zu<br />
den Borduninstrumenten: durch das Anzupfen<br />
einer Metallzunge wird ein Grundton,<br />
sprich Bordunton, erzeugt. Durch das Anlegen<br />
am Mund, lassen sich mittels Veränderung<br />
des Mundraumes, wie beim Pfeifen,<br />
unterschiedliche Obertöne erzeugen, also<br />
eine Melodie spielen. Man hat somit bei der<br />
Maultrommel ebenfalls das den Borduninstrumenten<br />
eigene System: Melodie plus<br />
Bordun.<br />
Bordunmusik in Europa<br />
Bei Drehleier und Dudelsack denken viele<br />
zuerst an Irland oder Schottland. Dabei<br />
waren beide Instrumente spätestens seit dem<br />
Mittelalter in ganz Europa verbreitet, auch im<br />
deutschsprachigen Raum. Es gibt einige<br />
historische Darstellungen, welche den<br />
Gebrauch von Drehleier und Dudelsack in<br />
Österreich und Deutschland belegen sowie<br />
bis heute erhaltene historische Instrumente.<br />
Diese Instrumente waren noch Ende des<br />
18. Jahrhunderts gebräuchliche Volksmusikinstrumente<br />
und verschwanden in Österreich<br />
und Deutschland etwa bis Ende des 19. Jahrhunderts.<br />
Welche Musik wurde nun in Österreich und<br />
Deutschland auf Drehleier und Dudelsack<br />
gespielt<br />
Bei der Suche nach Handschriften aus dem<br />
Mittelalter, der Renaissance sowie alten<br />
Volksmusikhandschriften, vor allem aus dem<br />
18. und 19. Jahrhundert, stößt man immer<br />
wieder auf Melodien, welche mit Drehleier<br />
und Dudelsack spielbar sind und wohl seinerzeit<br />
auch mit Borduninstrumenten gespielt<br />
wurden. Einige Melodien weisen sogar<br />
durch ihre Titel wie etwa „Leirer-Tanz“<br />
darauf hin, dass sie mit Borduninstrumenten<br />
gespielt wurden.<br />
Ein weiterer Hinweis darauf, wie die ländliche<br />
Bordunmusik im 18. Jahrhundert<br />
geklungen haben mag, ist die „Bauernhochzeit“<br />
von Leopold Mozart, in dessen Werk<br />
Drehleier und Polnischer Bock, also Dudelsack,<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Lebendige Bordunmusik<br />
Nachdem Dudelsack und Drehleier im<br />
20. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit<br />
geraten waren, wurden sie ab zirka der Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts neu entdeckt.<br />
So begannen ein paar Pioniere, allen voran<br />
der Altmeister des historischen Instrumentenbaus<br />
Tibor Ehlers (1917–2001) mit dem<br />
Bau und der Wiederverbreitung von Drehleier<br />
und Dudelsack im Süddeutschen Raum.<br />
Unter anderem durch zahlreiche Bordunmusik-Kurse<br />
sowie Instrumentenbauworkshops<br />
der letzten Jahrzehnte ist inzwischen in<br />
Österreich und Deutschland eine lebendige<br />
„Bordunmusikszene“ entstanden, die sich<br />
sehen und hören lässt. Die Musik, welche<br />
heute im deutschsprachigen Raum mit Drehleier<br />
und Dudelsack gespielt wird, ist so vielfältig<br />
wie ihre Spieler. Sie erstreckt sich von<br />
traditioneller Bordunmusik aus dem deutschsprachigen<br />
Raum sowie anderen Ländern<br />
Europas über Alte Musik, Pagan Folk, bis hin<br />
zu avantgardistischer Musik und Jazz.<br />
Bagpipe & Hurdy-Gurdy<br />
Die Experten für Bordunmusik Michael Vereno<br />
(Dudelsack, Drehleier, Geige, Gesang)<br />
und Rudolf Lughofer (Dudelsack, Gesang)<br />
gemeinsam mit Werner Mayrhuber (Klarinette,<br />
Gesang) begeben sich am 11. <strong>Oktober</strong><br />
im Haus der <strong>Region</strong>en auf die Spuren der<br />
Bordunmusik, die sogar bis in die Antike<br />
zurück reichen, sich dann aber im geschichtlichen<br />
Dunkel verlieren. Mit vorwiegend<br />
österreichischem Repertoire sowie tschechisch-böhmischer<br />
Dudelsackmusik, die bis<br />
in die böhmische Auswanderergemeinde<br />
Puhoi im Norden Neuseelands Verbreitung<br />
fand, wird ein abwechslungsreicher Abend<br />
geboten. Im Konzertprogramm wird mit fundiertem<br />
Hintergrundwissen ein musikalischer<br />
Bogen von der historischen Bordunmusik<br />
bis hin zu zeitgenössischen Interpretationen<br />
gespannt.<br />
Gemeinsam mit den Musikern von Spuima<br />
Novas stellt Stefan Straubinger am 18. <strong>Oktober</strong><br />
mit einer exotischen Mischung aus<br />
Instrumenten ein eigenwilliges Konzertprogramm<br />
auf die Bühne. Alte bayrische Lieder<br />
werden in mitreißenden Ethno-Pop verwandelt.<br />
Orientalische, brasilianische oder jazzige<br />
Einflüsse – die Bandbreite der Interpretation<br />
Der Dudelsack-Experte Michael Vereno. Foto: z. V. g.<br />
ist weit gefächert. Gekonnt wird Altes mit<br />
Neuem verbunden und dabei mit verschiedensten<br />
Klängen experimentiert. Da stehen<br />
Dudelsack und Drehleier neben Blockflöte<br />
und Klarinette, das Bandoneon wird mit<br />
Kontrabass kombiniert. E-Gitarre, Saxophon<br />
und Perkussion machen das aufregende<br />
Hörerlebnis komplett. /<br />
Text: Stefan Straubinger<br />
Bordunmusik im Haus<br />
der <strong>Region</strong>en<br />
———————————————————<br />
Fr, 11. 10. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />
Die Wiederkehr des Dudelsacks –<br />
Vereno, Lughofer, Mayrhuber<br />
Fr, 18. 10. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />
Bagpipe & Hurdy-Gurdy –<br />
SpuimaNovas<br />
Konzertkarten<br />
Kat. I: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00<br />
Kat. II: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00<br />
Kombi-Karte für beide Konzerte<br />
Kat. I: VVK: EUR 29,00<br />
Kat. II: VVK: EUR 25,00<br />
Information und Kartenbestellung<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />
Tel. 02732 85015<br />
ticket@volkskultureuropa.org<br />
www.volkskultureuropa.org<br />
Öffnungszeiten Galerie der <strong>Region</strong>en<br />
Di–Fr, 10.00–12.00 und 15.00–18.00 Uhr,<br />
jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und<br />
14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis<br />
21.00 Uhr<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Haus der <strong>Region</strong>en / 12<br />
Hordaland – Telemark<br />
KLANGWELT<br />
DES NORDENS<br />
Im Rahmen des Norwegen-Schwerpunkts im Haus der <strong>Region</strong>en präsentieren<br />
zwei norwegische Duos die Musik ihres Heimatlandes.<br />
Mit Gesang, Maultrommel und Gitarre interpretieren<br />
die beiden Norweger wunderschöne<br />
nordische Lieder und traditionelle Balladen<br />
aus Jon Anders Heimatprovinz Telemark.<br />
Die Musiker repräsentieren die stille, gedankenvolle<br />
Seite norwegischer Volksmusik und<br />
feierten damit bereits große Erfolge im Inund<br />
Ausland. /<br />
Text: Karin Graf<br />
Jon Anders Halvorsen & Tore Bruvoll. Foto: z. V. g.<br />
Rannveig Djønne & Annlaug Børsheim. Foto: z. V. g.<br />
Entgegen einiger anderer europäischer Länder<br />
besitzt Norwegen eine ungebrochene<br />
Tradition der Volksmusik. Die Schauplätze,<br />
an denen die Musik präsentiert wird, haben<br />
sich jedoch im Laufe der Zeit gewandelt,<br />
ebenso wie sich lokale Ausdrucksformen,<br />
Variationen und Dialekte entwickelt haben.<br />
Als traditionelle Volksmusikinstrumente<br />
kommen am häufigsten die Fiedel oder die<br />
Hardangerfiedel zum Einsatz. Letzteres<br />
Instrument wird insbesondere in Südnorwegen<br />
gespielt. Benannt ist es nach der <strong>Region</strong><br />
Hardanger, aus welcher auch das Duo Djønne<br />
& Børsheim kommt, deren Musik eine sensible<br />
Mischung aus traditioneller Volksmusik<br />
der Westküste Norwegens und Eigenkompositionen<br />
ist. Den beiden Musikerinnen gelingt<br />
der Spagat zwischen moderner Komplexität<br />
und traditioneller Geradlinigkeit wie kaum<br />
einem anderen skandinavischen Duo. Rannveig<br />
Djønne unterlegt mit ihrem diatonischen<br />
Akkordeon die Stücke mit abwechslungsreichen<br />
Harmonien und zarten Melodieparallelen,<br />
während Annlaug Børsheim in virtuoser<br />
Weise mit Hardangerfiedel oder Gitarre<br />
darauf aufbaut und gefühlvoll dazu singt.<br />
Nordlichter<br />
Den zweiten Konzertabend im Haus der<br />
<strong>Region</strong>en gestaltet das norwegische Duo Halvorsen<br />
& Bruvoll. Jon Anders Halvorsen ist<br />
ein musikalischer Zauberer, der es versteht,<br />
die alten norwegischen Balladen und Lieder<br />
so zu erzählen, dass man sie emotional miterlebt.<br />
Begleitet wird er vom Gitarristen Tore<br />
Bruvoll, der bereits in seinen jungen Jahren<br />
einen ganz eigenen, gleichermaßen einfühlsamen<br />
wie innovativen Gitarrenstil entwickelte.<br />
Sein sparsames, punktgenaues Spiel<br />
imitiert den Stil der norwegischen Zither<br />
Langeleik ebenso wie den Blues des Mississippi-Deltas.<br />
Im Wechselspiel zwischen<br />
schlichter und experimenteller Balladenbegleitung<br />
blüht Jon Anders Halvorsens Solo-<br />
Stimme auf.<br />
NORWEGEN /<br />
Hordaland – Telemark<br />
IM HAUS DER REGIONEN<br />
———————————————————<br />
Do, 21. 11. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />
Klangwelt des Nordens<br />
Djønne & Børsheim<br />
Fr, 29. 11. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />
Nordlichter<br />
Halvorsen & Bruvoll<br />
Konzertkarten<br />
Kat. I: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00<br />
Kat. II: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00<br />
Kombi-Karte für beide Konzerte<br />
Kat. I: VVK: EUR 29,00<br />
Kat. II: VVK: EUR 25,00<br />
Tipp: Genießen Sie vor den Konzerten<br />
ab 17.30 Uhr ein dreigängiges Menü im<br />
Restaurant Blauenstein inkl. Konzerteintritt<br />
um insgesamt EUR 34,00.<br />
Information und Kartenbestellung<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />
Tel. 02732 85015<br />
ticket@volkskultureuropa.org<br />
www.volkskultureuropa.org<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Haus der <strong>Region</strong>en / 13<br />
Glauben finden<br />
Kremser Kamingespräche<br />
SELBERMACHEN<br />
Die Lust am Selbermachen und der Drang<br />
zur Individualisierung scheinen auch vor<br />
dem Glauben nicht halt zu machen: Im<br />
<strong>November</strong> betrachten Abt Matthäus Nimmervoll<br />
und Sissi Pröll, Präsidentin des Vereins<br />
„Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe<br />
Österreich“, das Thema Selbermachen<br />
aus einer religiösen Perspektive und diskutieren<br />
über „selbstgestrickte“ Lebensmodelle.<br />
Die Kremser Kamingespräche gehen in die nächste Runde und<br />
sorgen wieder für viel Gesprächsstoff.<br />
Foto: kollektiv fischa<br />
Foto: Sissi Furgler<br />
Foto: Harald Schmid<br />
Foto: z. V. g.<br />
Angesichts der Pluralisierung der religiösen<br />
Angebote können Menschen heute aus<br />
unterschiedlichen Traditionen wählen und<br />
sich ihre persönliche Religion beziehungsweise<br />
Lebensmodelle zusammenstellen. Die<br />
Kirchen finden sich als Angebote im Supermarkt<br />
der Religionen, Philosophien und<br />
Weltanschauungen wieder. Inwiefern lassen<br />
sich Religionen in einzelne Fragmente zerlegen<br />
Verändert sich der Glaube angesichts<br />
der gesellschaftlichen Entwicklung hin zu<br />
Individualisierung Lässt sich vor diesem<br />
Hintergrund eine eigene Glaubensposition<br />
finden Diesen und ähnlichen Fragen gehen<br />
die Kremser Kamingespräche im Herbst/<br />
Winter <strong>2013</strong>/14 nach. /<br />
Text: Karin Graf<br />
Thomas Geisler MAS, Dr. Eva Kreissl.<br />
Prälat Abt Mag. Matthäus Nimmervoll, Elisabeth Pröll.<br />
Im Fokus der aktuellen Staffel stehen Vielfalt<br />
und Relevanz des Selbermach-Prinzips in<br />
Geschichte und Gegenwart. Wie üblich widmen<br />
sich acht Persönlichkeiten in vier<br />
Gesprächsrunden dem Generalthema.<br />
Was vor nicht allzu langer Zeit noch als altmodisch<br />
und rückständig galt, ist heute zur<br />
Lebensmaxime vieler geworden: selbst Hand<br />
anzulegen, ganz nach dem Motto „Do it<br />
yourself “. Als Gegenbewegung zum Dogma<br />
von Wachstum und passivem Konsum<br />
gewinnt in vielen Bereichen unseres Lebens<br />
das Phänomen Selbermachen an Bedeutung.<br />
Welche Motive stecken hinter dem Erfindungsreichtum:<br />
Ist es Mangel, Neugierde,<br />
Protest oder Ausdruck von Kreativität und<br />
Individualität Evoziert die Fortschrittlichkeit<br />
unserer Gesellschaft ein Verlangen nach<br />
mehr Autonomie<br />
Lebensstil wählen<br />
Zum Start der 15. Staffel der Kremser Kamingespräche<br />
diskutieren Thomas Geisler<br />
(Kustode Sammlung Design, Österreichisches<br />
Museum für angewandte Kunst/<br />
Gegenwartskunst) und Eva Kreissl (Kuratorin<br />
Universalmuseum Joanneum) über<br />
unterschiedliche Lebensstile und die <strong>Kultur</strong><br />
des Selbermachens.<br />
Was früher Gebot der Not war, ist heute Ausdruck<br />
eines alternativen oder vielleicht sogar<br />
nachhaltigen Lebensstils – Dinge des täglichen<br />
Bedarfs werden wieder selber hergestellt.<br />
Immer mehr Menschen finden Gefallen<br />
daran, Dingen ihren individuellen Stempel<br />
aufzudrücken, der letztendlich einen<br />
ideellen, einen symbolischen Mehrwert darzustellen<br />
scheint. Ist dieser neue Lebensstil<br />
als Gegenbewegung zum Massenkonsum zu<br />
verstehen Leidet die Moderne an der<br />
geschaffenen Perfektion des Industriellen<br />
Warum dilettieren immer mehr Menschen<br />
in Bereichen, die Professionalisten vermeintlich<br />
besser und schneller und manchmal<br />
auch günstiger bearbeiten könnten Gibt es<br />
auch eine Kehrseite der <strong>Kultur</strong> des Selbermachens<br />
KREMSER<br />
KAMINGESPRÄCHE<br />
———————————————————<br />
Mi, 9. 10. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />
Lebensstil wählen<br />
Thomas Geisler MAS, Dr. Eva Kreissl<br />
Mi, 13. 11. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />
Glauben finden<br />
Prälat Abt Mag. Matthäus Nimmervoll,<br />
Elisabeth Pröll<br />
Mi, 11. 12. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />
Regeln schaffen<br />
Dr. Barbara Kolm,<br />
Mag. Dr. Stephan Schulmeister<br />
Mi, 8. 1. 2014, 18.00 Uhr<br />
Talente fördern<br />
HR Hermann Helm, Prof. Beatrix Konicek<br />
Eintritt frei, Anmeldung erbeten!<br />
_<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />
Tel. 02732 85015<br />
www.volkskultureuropa.org<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Volkskultur / 14<br />
Rund um die Musik<br />
LIEDER IM VOLKSTON<br />
Von höfischen Liedern, Spielleuten und Meistersingerschulen<br />
bis zur Volksliedpflege.<br />
sowie die Schilderung eines Bauerntanzes,<br />
wobei die Bauern zu ihrem eigenen Gesang<br />
tanzten. Daneben gab es Heldensänger, die<br />
allein oder zu zweit auftraten und ihre Erzählungen<br />
mit Saiteninstrumenten begleiteten.<br />
Das in diesem Zusammenhang immer wieder<br />
zitierte Nibelungenlied ist aufführungstechnisch<br />
schwierig einzuordnen. Sicher gab<br />
es neben dem höfischen Vortrag der geschriebenen<br />
(gedichteten) Fassung auch Heldensänger,<br />
die diesen und andere Sagenstoffe<br />
auswendig, oder den Text im Augenblick<br />
erfindend, darboten.<br />
Niederösterreich „war ein Land, das von<br />
Volkslied und Volksmusik geradezu überquoll,<br />
in dem man einfach viel und gern sang<br />
und musizierte“, stellte Leopold Schmidt in<br />
seiner „Volkskunde von Niederösterreich“<br />
fest. „Das alte Liedgut war in hohem Ausmaß<br />
in das Jahres- und Lebensbrauchtum eingeordnet<br />
(…) im dauernden Wandel, nach den<br />
wechselnden geschichtlichen Bedingungen.“<br />
Im höfischen Bereich pflegten die Babenberger<br />
Lieder und Tänze. Bekannt sind Mai- und<br />
Bauerntanz.<br />
Sonnwendreigen, doch gab es wohl schon um<br />
die erste Jahrtausendwende auch andere<br />
„liedverwandte Stücke“. Nach dem Tod Herzog<br />
Leopold VI. (1176–1230) klagten die<br />
Wiener: „Wer singet uns nu vor zu Wienn auf<br />
dem chor (…) Wer singet uns nu raien, wer<br />
zieret uns nu die maien“ Im volksmusikalischen<br />
Bereich haben wir fast keine schriftlichen<br />
Quellen, die ersten sind Geißlerlieder<br />
(Hugo von Reutlingen, 1349), Lieder vom<br />
Kindelwiegen (ab 1350), einzelne Gesänge<br />
der Sammlung des „Mönch von Salzburg“<br />
Keinesfalls dürfen die Spielleute vergessen<br />
werden, die vor Bauern, Kleinbürgern und<br />
Handwerkern aufspielten und ihre Lieder<br />
sangen oder als sogenannte „bekannte Spielleute“<br />
am Hof und im kirchlichen Bereich<br />
tätig waren. Interessant ist auch, dass unter<br />
den geistlichen und weltlichen Musikdokumenten<br />
des Mittelalters der Großteil der<br />
Melodien Textunterlegungen hat. Daraus<br />
kann man ableiten, wie wichtig das Singen im<br />
Mittelalter war. Instrumentale Tanzmusik ist,<br />
in wenigen Einzelfällen, erst ab 1400 dokumentiert.<br />
Bis zum 16. Jahrhundert blieben die Quellen<br />
spärlich. Das änderte sich durch die Erfindung<br />
des Buchdrucks mit beweglichen<br />
Metalllettern (Johannes Gutenberg, Mainz,<br />
um 1450). In Niederösterreich richtete der<br />
Geistliche Myllius (Müller) 1521 in Schrattenthal<br />
eine Druckerei ein. Er verfasste,<br />
druckte und verlegte geistliche Gesänge in<br />
der Mentalität des Mittelalters. Eine weitere<br />
Zäsur brauchte die Reformation (Martin<br />
Luther, Wittenberg, 1517). Um 1570 waren<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Volkskultur / 15<br />
mehr als drei Viertel der Bewohner Niederösterreichs<br />
evangelisch. Seit den 16. Jahrhundert<br />
sind gedruckte Ansingelieder bekannt,<br />
mit denen arme Schüler zu Terminen wie<br />
Weihnachten, Neujahr und Dreikönig heischen<br />
gingen. „Vielfach scheinen derartige<br />
Umzugs- und Singbräuche Einführungen der<br />
protestantischen Schulmeister gewesen zu<br />
sein“, schreibt Schmidt. Auch der deutsche<br />
Kirchengesang gewann an Bedeutung. Die<br />
Ausführung dürfte aber nicht sehr ansprechend<br />
gewesen sein. In einem Bericht von<br />
1579 heißt es polemisch, die Kirchenbesucher<br />
von St. Veit an der Triesting schrien und<br />
brüllten so entsetzlich, dass den Priester<br />
Furcht, Zittern und Entsetzen befiel.<br />
Mit der Ausweisung der evangelischen Prediger<br />
und Lehrer durch Kaiser Ferdinand II.<br />
(1578–1637) im Jahr 1627 erreichte die<br />
Gegenreformation einen Höhepunkt. Alle<br />
Meistersingerschulen wurden geschlossen.<br />
Neue, katholische Lieder waren gefragt. 1648<br />
erschien das große Gesangbuch „Geistliche<br />
Nachtigal der Catholischen Teutschen“.<br />
Herausgeber, zum Teil auch Dichter und<br />
Komponist, war David Gregor Corner (1585–<br />
1648), Abt des Benediktinerklosters Göttweig<br />
und Rektor der Universität Wien. René Clemencic,<br />
der mit seinem Ensemble eine CD<br />
mit Corners Weihnachtsliedern aufgenommen<br />
hat, schreibt: „Von der Macht und Zauberkraft<br />
der guten Musik zutiefst überzeugt,<br />
war Corner sicher, die katholischen Christen<br />
durch diese Weisen und Worte im rechten<br />
Glauben zu stärken und zu erhalten. Für<br />
seine Auswahl hat er nahezu alle in seiner<br />
Zeit verfügbaren katholischen Gesangbücher<br />
verwendet.“ Die Wirkung war beträchtlich.<br />
Das Medium der Flugblattdrucke, oft generationenlang<br />
vom selben Satz hergestellt, erwies<br />
sich ebenfalls als breitenwirksam. Leopold<br />
Schmidt spricht von einer „Barockisierung<br />
des Volksgesanges durch das Flugblattlied“.<br />
Auch das weltliche Volkslied des 18. und<br />
19. Jahrhunderts wurde durch Flugblätter<br />
verbreitet. Neben sentimentalen Liedern wie<br />
„Ich hab’ ein kleines Hüttchen nur“ beeinflussten<br />
Theaterlieder den Volksgesang. „So<br />
leb’ denn wohl, du stilles Haus“ aus Ferdinand<br />
Raimunds Zauberspiel „Der Alpenkönig und<br />
der Menschenfeind“ (Musik: Wenzel Müller,<br />
1828) zählt zu den populärsten „volksbekannten<br />
Kunstliedern“. Auch das Mundartlied<br />
war in der Wiener Spätromantik beliebt.<br />
Anerkannte Poeten und Gelegenheitsdichter<br />
begannen, sich dem „Volkston“ zu nähern. Es<br />
war die Zeit der Entdeckung der Alpen, der<br />
Alm-, Jäger- und Wildschützenlieder. Zum<br />
„Eigenwuchs des Landes“ zählt Schmidt u. a.<br />
bergbäuerliche Lieder des Südens, Jodlerlieder<br />
des Schneeberggebietes, Landlerlieder<br />
des Mostviertels sowie ländliche Parodien<br />
und Spottlieder.<br />
Im ausgehenden 18. und mehr noch im<br />
19. Jahrhundert, setzte die städtisch-bürgerliche<br />
Volksliedpflege ein, die zu traditionellen<br />
Überlieferungen neue Liedarten hinzufügte.<br />
1837 bemerkte der Schriftsteller und Literaturkritiker<br />
Ignaz Jeitteles (1783–1843): „Der<br />
eigentliche Charakter dieser Volksmelodien<br />
wurde meistens von jenen, die sie sammelten,<br />
verwischt, weil sie bessern und angeblich<br />
veredeln wollten, statt die Töne, wie sie der<br />
wandernde Musikant spielte oder die Bauerndirne<br />
sang, genau und unverändert niederzuschreiben.“<br />
„Wie von selbst ergab sich eine vom Städter<br />
beabsichtigte Spiegelung des Landlebens in<br />
den ,Liedern im Volkston‘, die der bürgerliche<br />
Dichter und Komponist im naturnahen<br />
Auf, auf zum fröhlichen Jagen.<br />
Schwärmen für ,Land und Leute‘, für die<br />
,Lieder zur Laute‘ und für den vielerorts entstehenden<br />
Männerchor schuf. So begann am<br />
Ende des 18. Jahrhunderts eine Produktionswelle<br />
volkstümlicher Liedgattungen, die bis<br />
in die Gegenwart anhält“, schreiben die<br />
Musikethnologen Walter Deutsch und Gerlinde<br />
Haid. Und weiter: „Im Gegensatz zum<br />
volkstümlichen Lied, dessen Kennzeichen es<br />
ist, größte ,Popularität‘ zu erreichen, ist das<br />
Volkslied regional gebunden und erreicht in<br />
den seltensten Fällen eine größere Verbreitung.“<br />
/<br />
Text: Helga Maria Wolf<br />
Illustrationen: Magdalena Steiner<br />
Verwendete Literatur:<br />
René Clemencic: „Weihnachts- und Hirtenmusik<br />
aus dem alten Österreich“, CD, Wien 2001<br />
Walter Deutsch, Gerlinde Haid, Herbert Zeman:<br />
„Das Volkslied in Österreich“, Wien 1993<br />
Gerhard Kilger (Hg.): „Musik als Glück und Nutzen<br />
für das Leben“, Katalog zur Ausstellung „macht<br />
musik“, Köln 2005<br />
Leopold Schmidt: „Volkskunde von Niederösterreich“,<br />
Horn 1972<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Kultur</strong>preise des Landes Niederösterreich / 16<br />
Volkskultur und <strong>Kultur</strong>initiativen<br />
NACH DREI<br />
JAHREN „URALT“<br />
Die Ethnologin, Journalistin und Autorin für „<strong>Schaufenster</strong> <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>“ Helga Maria Wolf<br />
erhält den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Volkskultur und <strong>Kultur</strong>initiativen.<br />
Helga Maria Wolf. Foto: Helmut Lackinger<br />
Sie erklärt uns Bräuche, geduldig und immer<br />
mit Enthusiasmus, Jahr für Jahr: vom Fasslrutschen<br />
bis zum Osterhasen, vom Peitschenknallen<br />
über Halloween bis zum Mittelalterrevival.<br />
Schon der Großvater war Sammler<br />
und Mundartdichter, der Vater, Druckereibesitzer,<br />
war 33 Jahre Leiter des Bezirksmuseums<br />
Alsergrund. „Das Interesse für die<br />
Volkskultur habe ich schon mit der Vatermilch<br />
mitbekommen“, sagt Prof. Wolf, eine<br />
zarte Dame, die in ihrem Salon sitzt, wo die<br />
Bücher bis zum Plafond der Wiener Wohnung<br />
reichen.<br />
Ihr Studium – damals hieß es noch Institut<br />
für Volkskunde – absolvierte sie unter Prof.<br />
Helmut Fielhauer, der mit modernen Ansätzen<br />
frischen Wind und radikalen Aufbruch<br />
in die vom Nationalsozialismus kontaminierte<br />
Wissenschaft brachte. Das war die Zeit,<br />
in der „oral history“ aufkam, die Geschichte<br />
von unten. Parallel zum Studium arbeitete sie<br />
in der väterlichen Druckerei. Und von dort<br />
war der Schritt zum Journalismus nicht weit.<br />
Helga Maria Wolf schrieb für „Die Presse“<br />
und wechselte danach in die ORF Landesstudios<br />
Wien und Niederösterreich. „So bin ich<br />
eine berufliche Zweitwohnsitzerin in Niederösterreich<br />
geworden.“<br />
„Das lässt sich kaum ausrotten“<br />
Die Volkskunde und der Journalismus hätten<br />
einen ähnlichen Zugang, räsoniert Wolf, in<br />
beidem müsse man auf Menschen zugehen<br />
und neugierig sein. Sie hat für den ORF jahrelang<br />
die Sendung „Ins Land einischaun“<br />
gemacht. Wichtig dabei ist ihr, bei Bräuchen<br />
und Festen mit den Vorurteilen „uralt“,<br />
„mythisch“, „keltisch“ und „germanisch“ aufzuräumen.<br />
„Das lässt sich kaum ausrotten.<br />
Gerade heute erlebt das wieder Hochkonjunktur.“<br />
Warum<br />
„Einerseits können sich durch das Internet<br />
falsche Vorstellungen explosionsartig verbreiten.<br />
In der öffentlichen Meinung gilt ,uralt‘<br />
als Qualitätsmerkmal. Manche meinen, nach<br />
zwei Jahren ist etwas ein Brauch, nach drei<br />
Jahren ein uralter. Dabei hat schon Professor<br />
Károly Gaál uns Studierenden eingeschärft:<br />
,Uralt ist ein Weinbrand‘.“ Für Helga Maria<br />
Wolf gilt der Grundsatz, dass Volkskunde zu<br />
sehen hat, was ist, und nicht zu bewerten. So<br />
hält sie es als freischaffende Autorin bis heute.<br />
Einerseits für das österreichische Wissensnetz<br />
im Internet, dem „Austria Forum“<br />
(www.austria-forum.org), oder im „<strong>Schaufenster</strong><br />
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>“ (siehe vorangehende<br />
Doppelseite).<br />
Eine Lücke füllen<br />
Jahr um Jahr wird bei ihr angefragt, warum es<br />
Osterhasen gibt. Da füllt sie eine Lücke. Denn<br />
das Institut für Europäische Ethnologie (ehemals<br />
Volkskunde) geht in eine andere Richtung.<br />
„Da will sich niemand mit dem Osterhasen<br />
beschäftigen. Also mache ich es.“ So<br />
entstanden ihre zahlreichen Bücher wie „Das<br />
neue BrauchBuch“ (Öst. Kunst- und <strong>Kultur</strong>verlag,<br />
2000) oder „Österreichische Feste &<br />
Bräuche“ (NP-Verlag, 2003). Im kommenden<br />
Jahr erscheint ihr Buch über Wiener Bräuche.<br />
„Ein kleiner Stachel bleibt“, sagt Helga Maria<br />
Wolf: „Was wäre gewesen, wenn ich in der<br />
Wissenschaft geblieben wäre“ Wir können<br />
das beantworten, geschätzte Frau Wolf: Wer<br />
würde uns dann Fasslrutschen, Peitschenknallen<br />
und Halloween erklären /<br />
Text: Mella Waldstein<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Kultur</strong>preise des Landes Niederösterreich / 17<br />
Volkskultur und <strong>Kultur</strong>initiativen<br />
GELEBTE<br />
VOLKSKULTUR<br />
Volkskultur und <strong>Kultur</strong>initiativen<br />
MÄDELS AUF<br />
DIE BÜHNE<br />
Die Familienmusik Zehetner zeichnet sich vor<br />
allem durch unglaubliche Virtuosität, schwungvollen<br />
Stil und eine gewisse Leichtigkeit aus.<br />
Pink noise begleitet Mädchen auf<br />
den Weg zur Bühne und stärkt sie abseits<br />
von Klischees.<br />
Die Familienmusik Zehetner stammt aus St. Georgen am Ybbsfeld,<br />
einem idyllischen Ort im Mostviertel. Musik und das gemeinsame<br />
Musizieren in der Familie und mit Freunden spielte im Leben von<br />
Vater Alois Zehetner bereits in seiner Kindheit und Jugend eine bedeutende<br />
Rolle. Diese Liebe für traditionelle, authentische Volksmusik gab<br />
er später auch an seine Kinder weiter. Ende der 1980er Jahre begleiteten<br />
die beiden Töchter Elfi und Maria ihren Vater zur Abschlussveranstaltung<br />
eines Hackbrettkurses. Sie waren von den aufgeführten<br />
Stücken so begeistert, dass sie das Instrument gleich selbst erlernten.<br />
Alois Zehetner begleitete auf der Gitarre und Schwester Elisabeth<br />
komplettierte vorerst die Familienmusik mit dem Kontrabass. Schließlich<br />
stießen auch die jüngeren Geschwister Alois und Michaela zum<br />
Ensemble hinzu, beide sind Könner an der Geige. Und so treten die<br />
„Zehetners“ seit etwa zehn Jahren auch als Geigenmusi mit zwei bis<br />
drei Geigen, Steirischer Harmonika, Gitarre, Harfe und Kontrabass<br />
auf. Es ist vor allem die traditionelle, alpenländische Volksmusik, die<br />
ihnen am Herzen liegt. Mehrfach waren sie beim Niederösterreichischen<br />
Volksmusikfestival aufhOHRchen zu Gast, genauso wie bei<br />
Aufnahmen für Sepp Forchers „Klingendes Österreich“, für den Fernsehfrühschoppen<br />
oder zahlreiche Radiosendungen wie „aufhOHRchen<br />
auf Radio Niederösterreich“. Die Familienmusik Zehetner zeichnet<br />
sich vor allem durch unglaubliche Virtuosität, schwungvollen Stil<br />
und eine gewisse Leichtigkeit aus. Sie begeistern in den unterschiedlichsten<br />
Besetzungen. Hausmusik, Tanzmusik, Saitenmusik, Geigenmusik<br />
oder Stubenmusik – all diese Bezeichnungen passen zur Familienmusik<br />
Zehetner. /<br />
Foto: Helmut Lackinger<br />
Mädchen finden nur wenige<br />
weibliche Vorbilder in der<br />
Kunst, die nicht idealisiert und/<br />
oder stark sexualisiert sind. Es<br />
fehlen role models, die nahe<br />
und natürlich genug sind, um<br />
für das Leben ganz normaler<br />
Personen eine Bedeutung zu<br />
bekommen. Hier setzt die<br />
Arbeit von pink noise an. Mädchen<br />
und junge Frauen sollen in<br />
ihren künstlerischen Fähigkeiten<br />
bestärkt werden und in dem<br />
Willen, Ziele zu formulieren<br />
und umzusetzen. Musik eignet<br />
sich dafür hervorragend. Jedoch bietet die Branche zu wenig Angebote.<br />
So entstand das Girls Rock Camp (GRC) als Projekt des Vereins pink<br />
noise. Und das bedeutet: Mädels auf die Bühne! Zugleich geht es um<br />
einen größeren popkulturellen Kontext, definiert durch die Eckpunkte<br />
Musik, Comic, Film und Medien. Eine Woche lang arbeiten die Teilnehmerinnen<br />
intensiv an unterschiedlichen Themen, mit Bandcoaching-Einheiten<br />
als Kernstück. Sie formieren sich zu Bands, proben<br />
gemeinsam, Songs entstehen und werden auf die Bühne gebracht. Die<br />
Gruppendynamik und der Umgang miteinander ist dabei ebenso<br />
wichtig wie die Musik. Was ist eine Band Wie ist es, gemeinsam auf<br />
der Bühne zu stehen Wie funktioniert die Technik Kabel, Monitore,<br />
Mischpult<br />
pink noise organisiert diese intensive Woche der Auseinandersetzung<br />
mit Musik und sich selber seit 2011. Die Idee kommt wie vieles im Pop-<br />
Kontext aus den USA und wurde in den frühen 2000ern erstmals in<br />
Portland umgesetzt. Inzwischen gibt es die European GRC-Alliance<br />
mit Dependancen in 45 Ländern und dem Ziel, GRC weltweit zu initiieren.<br />
Die wahre Herausforderung: Bei jeder künstlerischer Aktivität<br />
soll die Person mit ihren Fähigkeiten bewertet werden. Und nicht das<br />
Geschlecht. /<br />
Text: Josef Schick<br />
Foto: Helmut Lackinger<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Musikschulen / 18<br />
Kindergarten<br />
MIT MUSIK<br />
DURCHS JAHR<br />
Kooperationen von Musikschulen und Kindergärten bereichern beide Institutionen<br />
und bestärken die musikalischen Fähigkeiten der Kinder. Für dieses Jahr wurde<br />
das Thema „Musik im Jahreskreis“ gewählt.<br />
Im Landeskindergarten Breitenwaida wird musikalisch mit Gartenschläuchen experimentiert. Foto: z. V. g.<br />
Die Frage nach der Notwendigkeit von Kooperationen<br />
zwischen Musikschule und Kindergarten<br />
bzw. zwischen Musikschule und<br />
allgemeinbildender Schule wird oft sehr einseitig<br />
gesehen und beantwortet. Pressemeldungen<br />
wie „Musikschulen fürchten um<br />
Nachwuchs“, die die Sorge der Musikschule<br />
angesichts des Ausbaus ganztägiger Schulformen<br />
und sinkender Schülerzahlen ausdrücken,<br />
werden immer häufiger. Doch ist es<br />
wirklich nur die Sorge um den zukünftigen<br />
Musikschulnachwuchs, die die Musikschulen<br />
veranlassen sollten, die Zusammenarbeit mit<br />
anderen Bildungsinstitutionen zu suchen<br />
Natürlich bieten Kooperationen die Chance,<br />
mehr Kinder zu erreichen. Wird aber die<br />
Musikschule als gleichberechtigter Bildungspartner<br />
gesehen, eröffnen sich andere Sichtweisen.<br />
Kinder brauchen Musik, Spiel und<br />
Tanz als ganzheitliches Bildungsangebot in<br />
der kindlichen Erziehung.<br />
Musische Bildung muss als eine der wichtigsten<br />
Erziehungsbereiche für junge Menschen<br />
gesehen werden, um neue Ausdrucksmöglichkeiten<br />
für ihre Talente und Begabungen<br />
zu erfahren. Lange Zeit wurde diese<br />
Erziehung ausschließlich in die Hände der<br />
Familie und des Elternhauses gelegt. Natürlich<br />
obliegt es dem Elternhaus, den Grundstein<br />
für soziale und kulturelle Bildung zu<br />
legen. Werden jedoch auch Kindergarten,<br />
Schule und Musikschule miteinbezogen,<br />
kann eine weit größere und breitere Wirkung<br />
erzielt werden. Musik, Spiel und Tanz sind<br />
aber nicht nur unter entwicklungspsychologischen<br />
Aspekten wichtig, sondern auch als<br />
kultureller Baustein von großem Stellenwert.<br />
Es geht darum, Kindern die Möglichkeit zu<br />
bieten, sich Kunst und <strong>Kultur</strong> zu nähern und<br />
sich kulturell zu betätigen. Nur wenn Kinder<br />
an Kunst und <strong>Kultur</strong> herangeführt werden,<br />
können sie auch die Werte unseres kulturellen<br />
Erbes als Bereicherung ihres eigenen<br />
Lebens erkennen. Musische Bildung muss<br />
spätestens im Kindergarten beginnen, um<br />
Kinder in die kulturelle Umwelt einzuführen<br />
und einzubetten.<br />
Entwicklungspsychologische<br />
Grundlagen<br />
In der Debatte über die Gewichtung von<br />
Anlagen und Umwelt muss sinnvoll gefragt<br />
werden, welcher Anteil an Fähigkeits- und<br />
Merkmalsunterschieden in einer Population<br />
auf Unterschiede in den Erbanlagen und in<br />
der Entwicklungsumwelt zurückführbar sind.<br />
Die Qualität der Wechselwirkungen zwischen<br />
Anlage- und Umweltfaktoren scheint entscheidend<br />
für eine optimale Entwicklung des<br />
Kindes zu sein. Natürlich spielt das familiäre<br />
Umfeld für die musikalische Sozialisation<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Musikschulen / 19<br />
und Entwicklung eines Kindes eine entscheidende<br />
Rolle, aber nicht zu unterschätzen sind<br />
weitere Sozialisationsinstanzen wie Kindergartenpädagogen,<br />
Lehrer, Erzieher und in<br />
späterer Folge die Gruppe der Gleichaltrigen<br />
und die Medien.<br />
Durch die Bildung und Förderung eines Verständnisses<br />
und Umgangs mit Musik werden<br />
einerseits die Bereiche Kognition, Motorik<br />
und Sprache weiterentwickelt und vertieft,<br />
andererseits wäre der Aufbau musikalischer<br />
Fähigkeiten ohne ein kognitives, sprachliches<br />
und soziales Repertoire nicht möglich. Bei<br />
Vorschulkindern liegen in der Regel große<br />
Unterschiede in den entwicklungspsychologischen<br />
Kategorien wie musikalische, motorische,<br />
kognitive und sprachliche Fähigkeiten,<br />
Sozialverhalten und Kommunikationsfähigkeiten<br />
sowie Spielverhalten vor. Diesem<br />
Umstand ist bei der musikalischen Arbeit mit<br />
dieser Zielgruppe Rechnung zu tragen.<br />
Workshops 2011/12<br />
Bereits im Schuljahr 2011/12 wurden in den<br />
Landeskindergärten Robert-Löffler-Straße<br />
Hollabrunn und Breitenwaida zwei Kooperationsprojekte<br />
mit der Walter-Lehner-Musikschule<br />
Hollabrunn durchgeführt. In beiden<br />
Kindergärten waren als Zielgruppe die Kinder<br />
aller Kindergartengruppen definiert.<br />
Konzepterstellung und Organisationstätigkeiten<br />
wurden von Silvia Reiß, Instrumentalpädagogin<br />
für Violine und Blockflöte an der<br />
Musikschule Hollabrunn, übernommen.<br />
Wesentlich war dabei die enge Zusammenarbeit<br />
mit den Kindergartenpädagoginnen beider<br />
Kindergärten. Durchgeführt wurden die<br />
Workshops von Lehrern und Schülern der<br />
Musikschule Hollabrunn.<br />
Das Ziel der Projekte war nicht, den Musikschulunterricht<br />
zu ersetzen, sondern die<br />
musikalischen Angebote des Kindergartens<br />
zu bereichern. Das Hauptanliegen war das<br />
Herstellen von Zugänglichkeit durch eigenes<br />
Tun und musikalisches Experimentieren. Die<br />
Evaluierung der ersten Projekte zeigte großen<br />
Erfolg und stellte unter Beweis, dass die<br />
Beschäftigung mit Musik einen hohen Stellenwert<br />
im Kindergarten hat. Die Workshops<br />
wurden sowohl von den Kindern als auch<br />
den anderen Akteuren (Eltern, Kindergartenpädagogen)<br />
positiv aufgenommen.<br />
Im Landeskindergarten Robert-Löffler-Straße, Hollabrunn. Foto: z. V. g.<br />
Kindergartenjahr <strong>2013</strong>/14<br />
Aufgrund der positiven Erfahrung und der<br />
Begeisterung der Kinder in den ersten Projekten<br />
gab es auch im Kindergartenjahr<br />
2012/13 einen gemeinsamen musikalischen<br />
Schwerpunkt – das Theaterstück „Regenbogenfisch,<br />
komm hilf mir“ wurde instrumental,<br />
rhythmisch, gesanglich und kreativ von<br />
Musikschul-Partnern begleitet.<br />
Eine weiterführende Kooperation wird während<br />
des gesamten Kindergartenjahres<br />
<strong>2013</strong>/14 stattfinden. Ausgehend vom Projektthema<br />
„Musik im Jahreskreis“ sollen die<br />
musikalischen Fähigkeiten der Kindergartenkinder<br />
positiv beeinflusst und weiterentwickelt<br />
werden. Durch das außermusikalische,<br />
übergeordnete Thema wird in der musikalischen<br />
Arbeit der rote Faden gewährleistet<br />
und inhaltlich an den Jahreskreis im<br />
Kindergarten angeknüpft. Das Projekt wird<br />
von verschiedenen Musikschullehrerinnen<br />
durchgeführt, um ein breites Spektrum musikalischer<br />
Erscheinungsformen anbieten zu<br />
können. Als Abschluss des Projektjahres wird<br />
unter Einbeziehung der Eltern eine gemeinsame<br />
Veranstaltung geplant.<br />
Besonders anzumerken ist nochmals, dass<br />
dieses Projekt den Musikschulunterricht<br />
nicht ersetzen kann und soll. Während sich in<br />
der Nutzung von Musikschule und außerschulischen<br />
kulturellen Angeboten eine soziale<br />
Selektion zeigt, werden durch die musische<br />
Bildung im Kindergarten alle Kinder erreicht.<br />
Übergeordnetes Ziel dieser Kooperation zwischen<br />
Musikschule und Kindergarten ist die<br />
musische Bildung für Kinder im letzten Kindergartenjahr,<br />
wobei im Kindergartenalltag<br />
eine größtmögliche Kontinuität in der Arbeit<br />
bei größtmöglicher Flexibilität in der Zusammenarbeit<br />
mit den Kindergartenpädagoginnen<br />
gegeben sein muss. /<br />
Text: Silvia Reiß<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Chorszene Niederösterreich / 20<br />
Interview<br />
KNABENCHOR IST<br />
DIE KÖNIGSDISZIPLIN<br />
Markus Pfandler-Pöcksteiner, Komponist und Chorleiter der Altenburger Sängerknaben<br />
im Gespräch über Kafka, Komposition und Knabenchöre.<br />
Markus Pfandler an der Orgel der Stiftskirche von Altenburg. Foto: Dieter Schewig<br />
Markus Pfandler-Pöcksteiner, geboren 1979<br />
in Zwettl, studierte Katholische Kirchenmusik<br />
und Gesangspädagogik an der Universität<br />
für Musik und darstellende Kunst in<br />
Wien. Er gründete während des Studiums<br />
den Kammerchor „studiovocale“, ist als<br />
Komponist tätig und seit 2005 Chorleiter<br />
der Altenburger Sängerknaben sowie in der<br />
Ausbildung zum Psychotherapeuten.<br />
Wie haben Sie zur Musik gefunden<br />
Markus Pfandler-Pöcksteiner: Der Weg<br />
zur Musik kam über die Kirchenmusik. Als<br />
Kind wollte ich eigentlich im Kirchenchor<br />
singen und kam dann aber auf Empfehlung<br />
des Chorleiters in Gmünd zuerst zur Orgel.<br />
Das Übernehmen einer Rolle in der Gemeinschaft,<br />
besonders als Kind, hat mir gefallen.<br />
Auch die Liturgie hat mir entsprochen. Sie<br />
ist ein Gesamtkunstwerk.<br />
Warum Kirchenmusik<br />
MPP: Das schöne an Kirchenmusik ist, dass<br />
sie keine „Behübschung“, sondern integraler<br />
Bestandteil einer Handlung ist und eine Funktion<br />
hat. Denn wo singen wir sonst Gerade<br />
bei einem Geburtstag wird ein „Happy Birthday“<br />
angestimmt, bei sportlichen Ereignissen<br />
wird gesungen, aber ansonsten konsumieren<br />
wir Gesang und Musik zumeist in Form von<br />
Konzerten oder als Hintergrundbeschallung.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Chorszene Niederösterreich / 21<br />
Sie sind Komponist und schreiben<br />
Auftragswerke. Wie läuft der Prozess<br />
MPP: Meist läuft das so, dass man z. B. von<br />
einem Streichquartett, einem Chor oder<br />
einer Kollegin, einem Kollegen für ein Stück<br />
angefragt wird. Im Gespräch findet man<br />
heraus, ob man für das Projekt „zusammenpasst“<br />
und steckt einen zeitlichen Rahmen<br />
ab. Meist inspirieren mich die Auftraggeber<br />
selbst, wie sie über das gewünschte Stück<br />
reden, was sie sich von ihm wünschen.<br />
Komponieren ist für mich die Sucht, die<br />
eigene Musik durch andere aufgeführt zu<br />
erleben. Nur fallweise schreibt man Stücke<br />
für die Schublade, von denen man hofft,<br />
dass sie aufgeführt werden. Natürlich ist die<br />
Schublade trotzdem voll.<br />
Arbeiten Sie aktuell an einem Auftrag<br />
MPP: Da gibt es ein Projekt für ein szenisches<br />
Stück über eine Episode aus dem<br />
Leben Franz Kafkas. Kafka hat sich, nachdem<br />
zwei andere Frauen den Vorschlag<br />
zuvor abgelehnt hatten, mit einer von ihm<br />
stark verehrten Frau – Milena Jesenská – in<br />
Gmünd getroffen,. Sie kam aus Wien, er aus<br />
Prag und sie trafen sich auf halbem Weg, am<br />
Bahnhof Gmünd – heute Česke Velenice –<br />
und haben eine Nacht miteinander verbracht.<br />
Diese wird von beiden ganz unterschiedlich<br />
beschrieben. Ich habe durch<br />
Zufall von der Geschichte erfahren und den<br />
aus Gmünd stammenden Autor Thomas<br />
Sautner kontaktiert. Wir haben einen Kaffee<br />
getrunken und gefunden, dass das ein<br />
Wahnsinnsstoff für eine Kammeroper wäre.<br />
Die Altenburger Sängerknaben …<br />
MPP: … das sind 34 Buben zwischen fünfter<br />
und zwölfter Schulstufe. Es gibt in Österreich<br />
vier Klöster mit Sängerknaben, wobei Altenburg<br />
die einzige Institution ist, wo die vierzehntägige<br />
Gestaltung der Liturgie die Hauptaufgabe<br />
der Sängerknaben ist. Außerdem<br />
fahren wir jährlich auf Konzertreise. Unser<br />
Chor hat ein großes Repertoire – in der Kirchenmusik<br />
können wir schließlich auf 2000<br />
Jahre Repertoire zurückgreifen. Auch haben<br />
mich die Burschen schon gefragt, ob wie in<br />
diesem Jahr „eh wieder Gregorianik machen“,<br />
was mich sehr gefreut hat. In Altenburg ist es<br />
Tradition, dass die Chorleiter Stücke schreiben.<br />
Insgesamt haben alle Chorleiter vom Stift<br />
an die 900 Stücke geschrieben, ich davon<br />
knappe 300. Eine Auswahl davon wird als<br />
„Altenburger Chorhefte“ vom Pastoralamt<br />
und dem Kirchenmusikreferat der Diözese<br />
St. Pölten herausgegeben.<br />
Worin liegt die Herausforderung, einen<br />
Knabenchor zu leiten<br />
MPP: Knabenchor ist für mich die Königsdisziplin.<br />
Erstens ist es der Stimmwechsel,<br />
mit dem man pädagogisch und organisatorisch<br />
erst umgehen lernen muss und zweitens<br />
ticken Jugendliche ganz anders als Erwachsene,<br />
haben andere Ansprüche, Fähigkeiten<br />
und auch Grenzen. Ich wundere mich oft,<br />
dass sie so schön singen, wenn man bedenkt,<br />
was sie alles um die Ohren haben – von der<br />
Schule bis zur Pubertät.<br />
Wie motivieren Sie<br />
MPP: Wenn man vermitteln kann, was für<br />
eine Freude man an der Musik hat, dann<br />
kann man auch Disziplin einfordern. Sie<br />
merken dann, dass Qualität Spaß macht.<br />
Aber keine Sorge, unsere Proben sind keinesfalls<br />
militärisch. Ich sehe den Chor nicht als<br />
Meute und kann bei der Einzelstimmbildung<br />
auch auf jeden einzelnen eingehen. Die Sängerknaben<br />
sind nicht nur regional stark verankert,<br />
sondern sie wirken auch weiter. In<br />
den Chören der <strong>Region</strong> und darüber hinaus<br />
finden sich viele ehemalige Altenburger Sängerknaben.<br />
Auch bedeutende Kirchenmusiker<br />
Österreichs sind darunter, wie der Domkapellmeister<br />
von Graz, Josef Döller und Norbert<br />
Matsch, Stiftskapellmeister von Wilten.<br />
Die Sängerknaben sind nicht<br />
Ihr einziger Chor<br />
MPP: Nein, da gibt es noch den Altenburger<br />
Kirchenchor und meinen vor 16 Jahren<br />
gegründeten Chor „studiovocale“. „studiovocale“<br />
macht im Jahr drei bis vier Projekte.<br />
Ich habe mich beim Chor immer für die<br />
kleine Besetzung mit drei bis vier Personen<br />
pro Stimme interessiert. Wir suchen neue<br />
Orte für Aufführungen, wie etwa den Wienerwald,<br />
wo wir im vergangenen Jahr Mendelsohns<br />
„Sechs Lieder, im Freien zu singen“<br />
gesungen haben. Da wir in diesem Chor<br />
aber etwa alle etwa gleich alt sind und nun<br />
viele von uns junge Familien haben, lassen<br />
wir es gerade etwas ruhiger angehen.<br />
Das heißt aber für Sie nicht, dass Sie<br />
weniger tun, oder<br />
MPP: Parallel zur Musik mache ich eine Ausbildung<br />
zum Psychotherapeuten. Dabei ist<br />
mir in den Praktika unter anderem erst bewusst<br />
geworden, welch dramatisch positive<br />
Auswirkungen das Singen auf die Seele und<br />
die Psyche hat. Es kann auch für Menschen,<br />
die jahrelang keinen Ton mehr gesungen haben,<br />
zu einer wichtigen Ressource werden. /<br />
Interview: Mella Waldstein<br />
Weitere Informationen:<br />
www.markuspfandlerpoecksteiner.at<br />
SHALOM! MUSIC<br />
BETWEEN FRIENDS<br />
———————————————————<br />
Di, 22. 10. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />
Ein musikalisches Freundschaftstreffen.<br />
Katholisch, jüdisch, evangelisch; drei<br />
Geistlichkeiten und ein Staatsdiener; vier<br />
prominente Hobbymusiker überwinden<br />
Grenzen mit ihrer Musik: Benediktiner-<br />
Abtprimas Notker Wolf (Rom, Querflöte),<br />
Bischof Michel Bünker (Schlagzeug),<br />
Sektionschef Gerhard Steger (Gitarre)<br />
und Oberrabbiner Chaim Eisenberg<br />
(Gesang) präsentieren klassischen Pop<br />
und jüdische Traditionales. Dabei werden<br />
sie unterstützt von Jakob Sint (Piano),<br />
Marc Bruckner (Bass) und unter der<br />
Leitung von Markus Pfandler. Die Journalistin<br />
Susanne Scholl führt durch das<br />
Programm, dessen Erlös die interreligiöse<br />
Bildungsarbeit des Koordinierungsausschusses<br />
für christlich-jüdische Zusammenarbeit<br />
unterstützt.<br />
Theater Akzent<br />
1040 Wien, Theresianumgasse 18<br />
Tel. 01 50165-3306, www.akzent.at<br />
ZEITEN-STRÖME<br />
———————————————————<br />
CD-Präsentation<br />
So, 27. 10. <strong>2013</strong>, 15.00 Uhr<br />
Stiftskirche Altenburg, Abt Placidus<br />
Much – Straße 1, 3591 Altenburg<br />
Tel. 02982 345118<br />
Auf der neu erschienen CD kann die<br />
große Altenburger Stiftsorgel mit Werken<br />
von J.N. David, H. Schroeder und<br />
J. S. Bach erlebt werden. Um 14.00 Uhr<br />
gibt es eine Einführung mit M. Pfandler-<br />
Pöcksteiner-Pöcksteiner und um 15.00<br />
Uhr die Präsentation der CD mit einem<br />
Orgelkonzert.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
NÖ Tage<br />
der offenen Ateliers<br />
Sa 19. und So 20. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong><br />
brantits<br />
Mehr als 1100 Bildende Künstler, Bildhauer,<br />
Galeristen und Kunsthandwerker öffnen<br />
ihre Pforten und laden Sie herzlich ein.<br />
Besuchen Sie Niederösterreichs Künstler<br />
an ihren Arbeitsstätten und erleben Sie ein<br />
ganz besonderes Herbstwochenende<br />
in unserem Bundesland.<br />
Alle Teilnehmer, alle Detailinfos:<br />
www.kulturvernetzung.at<br />
T: 02572/20 250, office@kulturvernetzung.at<br />
Ein Projekt der
Musik / 23<br />
mm jazzfestival<br />
TALENTE WERDEN<br />
IMMER MEHR<br />
Beim mm jazzfestival in St. Pölten treten junge Musiker innerhalb der von Marianne Mendt<br />
geleiteten Nachwuchsförderung gemeinsam mit Größen österreichischer Jazzmusik auf.<br />
Bei den Auditions ist sie fündig geworden. 16<br />
junge Musikerinnen und Musiker werden in<br />
St. Pölten gemeinsam mit den Profis auf der<br />
Bühne stehen. Es sind auch Kinder dabei,<br />
wie der neunjährige Schlagzeuger Max Plattner<br />
und die zwölfjährige Hannah Schultermandl,<br />
die bei der CD-Präsentation „Live in<br />
St. Pölten 2012“ schon vorab eine Kostprobe<br />
ihrer großen Stimme gab. „Besonders freut<br />
es mich, denn das ist selten, dass wir auch<br />
einen jungen Sänger gefunden haben.“<br />
Martin Egger, geboren 1991, studiert Jazzgesang<br />
am Konservatorium Wien.<br />
Im Rahmen des mm jazzfestival wird auch<br />
„5/8 in Ehr’n“ auftreten. Man könnte sie fast<br />
Kinder von Marianne Mendts Nachwuchsförderung<br />
nennen, denn auch sie waren einmal<br />
ihre „Youngsters“. Mittweile sind sie Preisträger<br />
des Amadeus Austrian Music Award 2012<br />
und <strong>2013</strong> in der Kategorie Jazz/World/Blues. /<br />
Die mm band und die Nachwuchssängerin Barbara Neuhauser. Foto: Andreas Müller<br />
Text: Mella Waldstein<br />
„Die Idee“, so Marianne Mendt „entstand bei<br />
einem Gespräch mit einem Kollegen. Für ein<br />
Jazzfestival in der Steiermark hatte er internationale<br />
Größen eingeladen. ,Und österreichische<br />
Musiker‘, fragte ich nach. ,Das überlegen<br />
wir uns …‘, war seine Antwort.“ Und<br />
Marianne Mendts Antwort war, ein eigenes<br />
Festival zu gründen – mit österreichischen<br />
Musikern. In diesem Herbst findet es zum<br />
neunten Mal in St. Pölten statt. Es spielt die<br />
„mm band“ mit Thomas Kugi (Sax), Daniel<br />
Nösig (Trumpet), Johannes Herrlich (Trombone),<br />
Oliver Kent (Piano), Ulli Langthaler<br />
(Bass) und Mario Gonzi (Drums). Weiters<br />
die „mm big band“ unter der Leitung von<br />
Thomas Huber.<br />
Komplettiert und aufgemischt wird, wie in<br />
jedem Jahr, das Festival durch die „Youngster“,<br />
wie Mendt ihre jungen Musikerinnen<br />
und Musiker nennt. Wie jedes Jahr ist sie<br />
durch Österreich getourt auf der Suche nach<br />
Talenten. Und sie stellt fest: „Talent stirbt<br />
nicht aus. Die Talente werden immer mehr.“<br />
Aber auch der Unterricht auf Musikschulen<br />
und Hochschulen wird immer besserer. In<br />
der Musik ist es wie beim Sport. Es braucht<br />
eine breite Basis, damit die Spitzen herauskommen.<br />
Außerdem, so die Festivalleiterin:<br />
„Jazz ist kein Minderheitenprogramm.“<br />
Kein Minderheitenprogramm<br />
MM JAZZFESTIVAL<br />
———————————————————<br />
Fr, 4. 10. <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr<br />
Festspielhaus St. Pölten<br />
Marianne Mendt präsentiert Talente der<br />
mm Nachwuchsförderung<br />
Sa, 5. 10. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />
Festspielhaus St. Pölten<br />
Marianne Mendt & mm big band<br />
Do, 10. 10. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />
Cinema Paradiso<br />
Karl Markovics & Fenority<br />
Sa, 12. 10. <strong>2013</strong>, 21.00 Uhr<br />
Musikcafé Egon<br />
5/8 in Ehr’n<br />
www.mmjazzfestival.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Weinviertel / 24<br />
Literatur<br />
IM GRÜNEN MEER<br />
In keinem anderen Viertel Niederösterreichs ist das geschriebene Wort so verwurzelt<br />
wie im Weinviertel. Literatur im Herbst gibt es heuer wieder auf dem Brandlhof.<br />
„Tauchgänge im grünen Meer“ titelte Alfred Komarek seine Spaziergänge durch das Weinviertel.<br />
Der Gendarm Simon Polt fährt mit seinem<br />
Fahrrad über die Landstraße, zwischen<br />
Weingärten und Ackerland hinein in die<br />
Kellergasse. Das Bild strahlt Geruhsamkeit<br />
aus, schon durch die Bezeichnung Gendarm<br />
werden positive Kindheitserinnerungen<br />
heraufbeschworen, nicht zuletzt deshalb, da<br />
mein Vater die graue Uniform jahrzehntelang<br />
trug. Mit Alfred Komareks Kriminalromanen<br />
tauche ich förmlich „in das grüne<br />
Meer“ ein, es gilt, lesend die Landschaft, die<br />
Menschentypen zu entdecken. Alfred Komarek<br />
hat hier einen Nerv getroffen, die Weinviertler<br />
kennen Simon Polt – nicht zuletzt<br />
deshalb, da Erwin Steinhauer dem introvertierten<br />
Gendarmen ein Gesicht gegeben hat<br />
– und so mancher fährt heute mit einem<br />
anderen Blick durch das Weinviertel.<br />
Ein Blick, der auch durch zahlreiche Publikationen<br />
geschärft wurde. In Ferdinand Altmanns<br />
„A Gulasch und a Bier“ werden die<br />
Geschichten von Weinviertler Wirten und<br />
ihren Gasthäusern erzählt, es ist eine Dokumentation<br />
einer verschwindenden Alltagskultur.<br />
Es scheint, als wäre dies eine Wirtschafts-<br />
und Sozialgeschichte einer längst<br />
vergangenen Zeit. Und doch erinnern sich<br />
die Leser an den Bäcker, der ins Gai fuhr<br />
(Wolfgang Galler: „Unser täglich Brot. Von<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Weinviertel / 25<br />
LITERATUR AM BRANDLHOF<br />
———————————————————<br />
So, 3. 11. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr<br />
Martin Neid liest Martin Neid,<br />
musikalisch begleitet von den<br />
Haus&Hofmusikanten<br />
Brandlhof<br />
3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24<br />
Tel. 02956 81 222<br />
Eintritt frei!<br />
www.volkskulturnoe.at/brandlhof<br />
_<br />
IM WEINVIERT’L DRIN<br />
———————————————————<br />
Sa, 26. 10. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr<br />
CD-Präsentation: Im Weinviert’l drin<br />
Theodor Kramer: „Einen der größten Dichter der jüngeren Generation“ nannte ihn Thomas Mann.<br />
Collage: Viertelfestival NÖ.<br />
Bäckern, Müller und Bauern im Weinviertel“),<br />
die Fahrten mit der Eisenbahn auf<br />
heute längst stillgelegten Nebenbahnen<br />
(Peter Wegenstein: „Wege aus Eisen im<br />
Weinviertel“) oder die Betriebsamkeit in<br />
einer Kellergasse in den Monaten September<br />
und <strong>Oktober</strong> (Wolfgang Krammer, Johannes<br />
Rieder: „Weinviertler Kellergassen“). Die<br />
Geschichten und Texte berühren, wir werden<br />
uns unserer Landschaft und ihrer<br />
Besonderheiten bewusst – und wir bekommen<br />
Lust auf mehr.<br />
Gibt es spezielle Sagen im Weinviertel<br />
Thomas Hofmann hat in seinen „Das Weinviertel<br />
in seinen Sagen“ Überliefertes gesammelt.<br />
Und wieder führen uns die Erzählungen<br />
an besondere Plätze, topografisch<br />
auffallende Orte, an denen wir im Alltag<br />
vorüberhasten. Otto J. Schöffl, ein Mühlenkind<br />
und -forscher, beschreibt nicht nur die<br />
längst verschwundenen Mühlen des Weinviertels,<br />
auch er sammelte Sagen, thematisch<br />
beim Mühlrad angesiedelt.<br />
Denkmal ui-Mundart<br />
In den letzten Jahren wurde der ui-Mundart<br />
ein Denkmal gesetzt – auch hier wird nur<br />
mehr Vergangenem nachgetrauert, den<br />
gesprochen wird dieser Dialekt im Alltag im<br />
Weinviertel nicht mehr. Aber nicht zuletzt<br />
durch die Initiativen der Bacher-Runde und<br />
1. Singen ist uns’re Freud (1:59) · 2. Grüaß enk Gott liabe Leit (1:13) ·<br />
3. Ihr Herren schweigt ein wenig still (1:47) · 4. Jo im Weinviert’l drin (1:49) ·<br />
5. Aber Hansei spann ei (2:39) · 6. Gott segne den edlen Weinbau (2:20) ·<br />
7. Drentan Steg, überm Bach (1:23) · 8. Drei Berg und drei Tål (1:41) · 9. Der Wein is a Luida (1:35) ·<br />
10. Winkler Boarischer (2:36) · 11. A Busserl is a g’spassigs Ding (1:41) ·<br />
12. Hintn bei da Stadltür (2:06) · 13. An Klopfer åns Fernsterl (2:09) · 14. In Gerhard seiner (2:42) ·<br />
15. Der Weg zu mein Diandle is stoani (1:39) · 16. Geh, gib mir a Busserl (1:43) ·<br />
17. Håb dir in d’ Äugerl g’schaut (1:39) · 18. Kam kraht der Håhn die Morgenstund’ (2:07) ·<br />
19. Boarischer aus Klein-Mariazell (2:09) · 20. Drunt in da grean Au (3:17) ·<br />
21. Heint iß i nix, heint trink i nix (1:15) · 22. A Tag voller Sunn (1:23) · 23. Juhu und juhe! (1:09) ·<br />
24. Auf’m Bergerl steht a Häuserl (1:49) · 25. Geh is her über’s Wieserl (2:00) ·<br />
26. Jetzt möcht i amol wissen (1:52) · 27. O, den hätt i so gern (0:51) ·<br />
28. Gebirgsfreuden-Walzer (3:26) · 29. I mog koa Wasser net (2:17) ·<br />
30. I find heit nimma hoam (1:57) · 31. Drei Winter, drei Summer (1:21) ·<br />
dem Joseph-Misson-Bund 32. Gehts, Buama, gehn ma hoam (1:44) bekamen · 33. A ganze Weil (1:56) · die<br />
Es singen und spielen: Weinviertler 3-Xang · Leobendorfer Viergesang · Fensterlmusi<br />
Werke von Joseph Misson, Josef Weiland,<br />
Lois Schiferl, Georg Pfeifer, Karl (c) (p) Bacher,<br />
HeiVo CD 115 AuMe<br />
Herausgeber: Volkskultur Niederösterreich GmbH<br />
Josef Pazelt 3452 Atzenbrugg, u. a. Schlossplatz einen 1 neuen Stellenwert.<br />
© <strong>2013</strong> <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich GmbH<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Lesungen aus deren Werken erfreuen sich<br />
großer Beliebtheit, ist es doch wieder ein<br />
Eintauchen in eine längst vergangene Zeit,<br />
in das Idiom der Kindheit.<br />
Heimat bist du großer Söhne: „Einen der<br />
größten Dichter der jüngeren Generation“<br />
nannte ihn Thomas Mann. Dennoch war<br />
Theodor Kramer lange Zeit vergessen. Aber<br />
besonders im Weinviertel – er wurde in Niederhollabrunn<br />
geboren – erinnern wir uns<br />
des Lyrikers gerne. Es ist doch schön, wenn<br />
einer der ganz Großen aus der eigenen Heimat<br />
stammt, auch wenn wir ihn, als es politisch<br />
opportun war, vertrieben und vergessen<br />
haben.<br />
Jahrzehntelang war das Weinviertel nur ein<br />
Landstrich zwischen Wien und der toten<br />
Grenze. Heute schauen wir selbstbewusst<br />
auf dieses Viertel, auf seine Schönheiten und<br />
auch auf seine Geschichte. Es ist „Mehr als<br />
Idylle“. Und schlussendlich: Peter Turrini<br />
und Felix Mitterer sind doch Weinviertler,<br />
oder /<br />
Text: Eva Zeindl<br />
Fotos: Manfred Horvath<br />
Im Weinviert’l drin<br />
Weinviertler 3-Xang<br />
Leobendorfer Viergesang<br />
Fensterlmusi<br />
Im Weinviert’l drin<br />
Seit annähernd zehn Jahren tritt der<br />
Weinviertler 3-Xang auf und bringt bei<br />
verschiedensten Anlässen vor allem in seiner<br />
Heimat Harmannsdorf einen reichen<br />
Schatz an Liedern, vor allem aus dem<br />
Weinviertel, zu Gehör. Gemeinsam mit<br />
dem Leobendorfer Viergesang ging das<br />
Ensemble nun ins Studio. Das Repertoire<br />
der gemeinsamen CD umfasst überlieferte<br />
Lieder, ebenso wie neue Volkslieder.<br />
Die Instrumentalbeiträge stammen von<br />
der Fensterlmusi. Über Jahre hinweg<br />
bereicherte die Formation in wechselnder<br />
Besetzung musikalisch-gesellige Runden.<br />
Im Jahr 2010 wurde der Motor der Gruppe<br />
Herbert Lacina, viel zu früh aus dem<br />
Leben gerissen. Die für die CD ausgewählten<br />
Stücke wurden schon im Jahr 2004<br />
aufgenommen.<br />
Digipack_HeiVo_115.indd 1 08.03.13 12:25<br />
Am 26. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> laden der Leobendorfer<br />
Viergesang und der Weinviertler<br />
3-Xang nach Harmannsdorf/Rückersdorf<br />
zur CD-Präsentation. Bei einem Glaserl<br />
Wein und dem einen oder anderen geselligen<br />
Lied wird dieser Abend ausklingen.<br />
Hauptschule Harmannsdorf<br />
2111 Harmannsdorf, Bahnstraße 1<br />
Tel. 0664 8208595 (Eva Zeindl)<br />
DPAC NP 0215<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Mostviertel / 26<br />
Stubenmusik Berger<br />
WENN FÜNF<br />
BRÜDER FEIERN<br />
Fünf Brüder und kein bisschen leise – 20 Jahre Stubenmusik Berger.<br />
Die Brüder Berger: Christoph, Roland, Sepp, Robert, Georg (v. l. n. r.). Foto: z. V. g.<br />
verschiedensten Veranstaltungen anzutreffen.<br />
Mittlerweile ist die Musik der Stubenmusik<br />
Berger nicht mehr aus dem Mostviertel<br />
wegzudenken. In den 20 Jahren ihres<br />
gemeinsamen Musizierens hat die traditionelle<br />
Volksmusik gerade im Mostviertel einen<br />
enormen Zuwachs an Wertschätzung erfahren.<br />
Den Aktivitäten der fünf Brüder ist es zu<br />
verdanken, dass die Volkskultur in dieser<br />
<strong>Region</strong> immer mehr an Selbstvertrauen und<br />
Qualität gewinnt. Sie begeistern durch ihren<br />
Charme und spielerischen Witz die Besucher:<br />
von der kleinen Musikantenrunde bis zur voll<br />
besetzten Basilika, beim offenen Singen, bei<br />
Musikantentreffen, Volksmusikveranstaltungen<br />
und auch Musikantenwallfahrten.<br />
Die Stubenmusik Berger wurde 1993 spontan<br />
aus der Taufe gehoben. Anlässlich der<br />
<strong>Kultur</strong>tage ihrer Heimatgemeinde Ferschnitz<br />
setzten sich die fünf Brüder Robert, Sepp,<br />
Christoph, Georg und Roland zusammen<br />
und versuchten sich auf einem für sie völlig<br />
neuen Gebiet der Musik – der traditionellen<br />
Volksmusik, nachdem sie in den Bereichen<br />
klassische Musik sowie Tanz- und Unterhaltungsmusik<br />
schon einige Erfolge gefeiert<br />
hatten. Das gemeinsame Musizieren bereitete<br />
so viel Spaß, dass die fünf Brüder nach<br />
mittlerweile 20 Jahren noch immer gemeinsam<br />
Musik machen.<br />
Viele Jahre nahmen sie an den Volksmusikseminaren<br />
auf Schloss Seggau bei Leibnitz<br />
teil, wo sie auch unzählige Kontakte zu<br />
Volksmusikanten im gesamten Alpenraum<br />
knüpfen konnten. Nach der Präsentation<br />
ihrer ersten CD „greahoidn“ wurden auch<br />
die Medien auf die Stubenmusik Berger aufmerksam.<br />
Neben zahlreichen Einspielungen<br />
auf Radiosendern in Österreich, Bayern,<br />
Südtirol und diversen Internetsendern waren<br />
die fünf Brüder auch bei Großereignissen<br />
wie „Licht ins Dunkel“ oder „Klingendes<br />
Österreich“ im Fernsehen zu sehen. Mit der<br />
Aufnahme des zweiten gelungenen Tonträgers,<br />
„blaumocha“, gelang es ihnen, ihre<br />
Musik bis weit über die Grenzen in die<br />
Niederlande, nach Ungarn, Deutschland,<br />
Australien und in die USA zu tragen. Auch<br />
auf zahlreichen Gemeinschaftsproduktionen<br />
mit anderen Musikgruppen, wie dem<br />
Scheibbser3er, d’Kiahmöcha, oder auf Produktionen<br />
der Volkskultur Niederösterreich<br />
sind Stücke der Stubenmusik zu hören.<br />
Charme und Spielwitz<br />
Dank des abwechslungsreichen Repertoires<br />
an Instrumental- und Gesangsstücken, Jodlern,<br />
Liedern und Volkstänzen sind sie auf<br />
Am 25. <strong>Oktober</strong> lädt die Stubenmusik Berger<br />
zur Jubiläumsfeier und Präsentation ihrer<br />
neuen CD in das Gasthaus Affengruber in<br />
Ferschnitz ein. Ihre neue CD ist wieder eine<br />
gelungene Mischung aus Instrumental- und<br />
Gesangsstücken, von ruhig und beschaulich<br />
bis heiter und witzig – ein Querschnitt über<br />
20 Jahre gemeinsamen Musizierens./<br />
Text: Claudia Lueger<br />
JUBILÄUMSFEIER<br />
———————————————————<br />
Fr, 25. 10. <strong>2013</strong>, 18.30 Uhr<br />
Gasthaus Affengruber<br />
3325 Ferschnitz, Marktstraße 6<br />
Tel. 0664 8373928 (Sepp Berger)<br />
info@stubenmusik.at<br />
www.stubenmusik.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Mostviertel / 27<br />
Mariazellerbahn<br />
AUF DER HIMMELSTREPPE<br />
UNTERWEGS<br />
Seit September ist die erste Triebzuggarnitur „Himmelstreppe“ auf der<br />
Mariazellerbahn unterwegs. Ein guter Anlass für den steirisch-niederösterreichisches <strong>Kultur</strong>austausch<br />
„Mariazellerland trifft Pielachtal“ in Kirchberg/Pielach.<br />
Überlegungen zur Errichtung einer Bahn<br />
von St. Pölten nach Mariazell gab es schon<br />
seit der Eröffnung der Westbahn im Jahr<br />
1858. Durch die Wallfahrten war Mariazell<br />
schon im 19. Jahrhundert einer der am stärksten<br />
besuchten Fremdenverkehrsorte der<br />
Donaumonarchie.<br />
Im Jahr 1895 wurde der Bau der „Pielachtalbahn“<br />
beschlossen und ein Jahr später mit<br />
den Bautätigkeiten begonnen. Die Eröffnung<br />
der Stammstrecke von St. Pölten über Kirchberg<br />
an der Pielach bis nach Mank erfolgte<br />
im Juli 1898. Fallweise sieht man auch noch<br />
alte Grenzsteine mir der Bezeichnung<br />
St.P.K.M. (Lokalbahn St. Pölten–Kirchberg/<br />
Pielach–Mank).<br />
Die ersten eingesetzten Dampfloks stammten<br />
von den Lokomotivfabriken Krauss &<br />
Comp. des Gründers Georg Ritter von<br />
Krauss. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde<br />
die einzige elektrifizierte Schmalspurbahn<br />
Österreichs – bosnischer Spurweite – bis<br />
Laubenbachmühle weitergebaut, der Bau der<br />
Bergstrecke dauerte bis 1906. Zu Beginn nur<br />
Güterverkehr, wurde der Personenverkehr<br />
nach Mariazell im Jahr 1907 aufgenommen<br />
und in weiterer Folge bis Gusswerk ausgebaut.<br />
Dieser Abschnitt wurde Ende der<br />
1980er Jahre eingestellt.<br />
Rüsten für die<br />
Landesausstellung 2015<br />
84 Kilometer schlängelt sich die Mariazellerbahn,<br />
auch Niederösterreichisch-Steirische<br />
Alpenbahn genannt, von der niederösterreichischen<br />
Landeshauptstadt zum steirischen<br />
Wallfahrtsort. Die Streckenführung lässt sich<br />
in eine Talstrecke von St. Pölten bis Laubenbachmühle,<br />
dem neuen Zentrum der Bahnstrecke<br />
und auch einem der Hauptorte der<br />
Landesausstellung 2015, sowie eine Bergstrecke<br />
unterteilen. Die Bergstrecke führt von<br />
Laubenbachmühle bis Gösing und von<br />
Gösing nach Mariazell. Die Bahn trifft auf<br />
ihrem Weg auch auf vier Flusstäler: das Traisental<br />
bei St. Pölten, das Pielachtal, das<br />
Erlauftal und das Salzatal auf der ehemaligen<br />
Strecke von Mariazell nach Gusswerk. Die an<br />
Kunstbauten überaus reiche Bahnstrecke hat<br />
eine maximale Neigung von 25 Promille und<br />
erreicht im 2.369 Meter langen Gösingtunnel<br />
eine Höhe von 892 Meter.<br />
Ab September, ziemlich genau 100 Jahre<br />
nach dem Einsatz der ersten Elektrolok, ist<br />
die Himmelstreppe auf der Strecke unterwegs,<br />
Niederflurtriebzüge, die im kommenden<br />
Jahr mit Panoramawaggons ergänzt werden.<br />
Durch die höheren Geschwindigkeiten,<br />
die mit den neuen Garnituren gefahren werden<br />
können (bis zu 80 statt bisher max.<br />
45–60 Stundenkilometer), werden die Fahrzeiten<br />
verkürzt und attraktivere Fahrpläne<br />
ermöglicht. Die historischen Garnituren<br />
werden als Nostalgiezug beibehalten.<br />
Ganz im Zeichen der Mariazellerbahn, der<br />
Verbindung zwischen Niederösterreich und<br />
der Steiermark, findet am Samstag, 26. <strong>Oktober</strong>,<br />
der „erste <strong>Kultur</strong>austausch“ statt: Mariazeller<br />
Land trifft Pielachtal. Die Anreise der<br />
mitwirkenden Ensembles aus Mariazell<br />
erfolgt mit der Mariazellerbahn, schon während<br />
der Zugfahrt wird eifrig gesungen und<br />
musiziert. Im Gasthof Kalteis in Kirchberg<br />
Die Himmelstreppe seit September auf der<br />
Mariazellerbahn unterwegs. Foto: NÖVOG<br />
an der Pielach treffen sie mit den Musik- und<br />
Gesangsgruppen zum gemeinsamen Singen<br />
und Musizieren zusammen. /<br />
Text: Claudia Lueger<br />
MARIAZELLER LAND<br />
TRIFFT PIELACHTAL<br />
———————————————————<br />
Sa, 26. 10. <strong>2013</strong>, ab 11.00 Uhr<br />
Gasthof-Restaurant Kalteis<br />
Melker Straße 10<br />
3204 Kirchberg/Pielach<br />
Tel. 02722 7223, kalteis.hubert@aon.at<br />
www.kalteis.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Waldviertel / 28<br />
Teichwirtschaft<br />
WENN TEICHE<br />
KOCHEN<br />
Die sonst so stillen Teiche beginnen beim Ablassen „zu kochen“. Das Abfischfest<br />
in Heidenreichstein gibt Einblick in die Teichwirtschaft und bietet Kulinarisches und<br />
Wissenswertes rund um den Karpfen.<br />
Abfischen am Streitteich bei Heidenreichstein.<br />
„Tradition, das ist was für die Alten“, sagt<br />
häufig lächelnd die jüngere Generation. Das<br />
traditionelle Handwerk der Teichwirtschaft,<br />
im speziellen die Technik des Abfischens,<br />
hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert.<br />
Verändert haben sich die Materialien<br />
für diese Arbeit. Anstatt Holz und Leder<br />
werden heute Kunststoffe und Gummi verwendet,<br />
und die Fische werden auch nicht<br />
mehr mit dem Ochsenkarren, sondern mit<br />
LKWs in die Hälterungen transportiert. Die<br />
Modernisierung liegt eher im Verborgenen.<br />
Schon an der Ausbildung zum Fischmeister<br />
lässt sich erkennen, welch umfangreiches<br />
Wissen und Geschick in der heutigen Zeit<br />
gefragt ist. Die Lehrzeit zum Fischereifacharbeiter<br />
dauert drei Jahre, zum Meister ist<br />
eine weitere dreijährige Praxis mit einer<br />
abschließenden Meisterprüfung erforderlich.<br />
Waldviertler Karpfen<br />
Die Fisch-Mensch-Beziehung entspricht<br />
auch dem Zeitgeist des 21. Jahrhunderts, so<br />
wie die Achtsamkeit, die den Teichen gewidmet<br />
wird. Wasserkontrollen mit z. B. Messung<br />
von pH-Wert und Sauerstoffgehalt<br />
sind Standard. Betreuung durch den Fischgesundheitsdienst<br />
und Markenrichtlinien<br />
für den Waldviertler Karpfen garantieren<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Waldviertel / 29<br />
Die Fische werden in einen dorfnahen Hälter gebracht.<br />
Ablassen des Burgteiches in Heidenreichstein.<br />
uns als Konsumenten höchste Qualität. Der<br />
Karpfen (Cyprinus carpio) wurde von den<br />
Römern von Asien nach Europa gebracht.<br />
Im frühen Mittelalter hielt man den Karpfen<br />
in Weihern von Mühlbächen und ähnlichen<br />
– der Wasserkraft wegen – angelegten Aufstauungen.<br />
Von Natur aus entstandene Seen,<br />
wie sie im westlichen Österreich zu finden<br />
sind, gibt es auf der „Böhmischen Masse“<br />
nicht. Die Seen, die nach der Eiszeit vor<br />
ca. 10.000 Jahren auf diesem Granit-Hochplateau<br />
nördlich der Donau entstanden sind,<br />
sind heute verlandet und Moorgebiete. Um<br />
Fische züchten zu können, mussten Teiche<br />
angelegt werden. Das Anlegen der Teiche und<br />
die damit verbundene Fischzucht erfolgten<br />
im 14. und 15. Jahrhundert durch Adel und<br />
Mönche. Dämme wurden gebaut und der<br />
Abfluss mit dem sogenannten „Trum“ oder<br />
„Mönch“ geregelt. Bei großen Teichen<br />
braucht das Ablassen mehrere Wochen.<br />
Einerseits um keine Überschwemmung zu<br />
verursachen, andererseits um den Fischen die<br />
Möglichkeit zu geben, sich in der Fischgrube<br />
zu sammeln. „Die Teiche kochen“, heißt es<br />
dann bei den Fischmeistern.<br />
Auch die Grafen Puchheim, ab 1348 Burgherrn<br />
zu Heidenreichstein, erkannten die<br />
wirtschaftliche Gelegenheit, den sonst so<br />
kargen Boden zu nutzen. Es ist anzunehmen,<br />
dass der Wassergraben der Burg schon<br />
damals, so wie heute, zur Fischzucht genutzt<br />
wurde. Der Teichbau hielt bis ins 16. Jahrhundert<br />
an und veränderte dadurch das<br />
Landschaftsbild. Aus dem Waldviertel<br />
wurde das „Land der tausend Teiche“. Diese<br />
vom Menschen geschaffenen Biotope sind<br />
auch vielfältiger Lebensraum für unterschiedlichste<br />
Arten von Fauna und Flora.<br />
Schon im 15. Jahrhundert dürfte der Bruneiteich<br />
bei Heidenreichstein angelegt worden<br />
sein. Der ursprünglich 39 Hektar große<br />
Teich hat durch die Verlandung der Uferzonen<br />
nur mehr ca. 25 Hektar Wasserfläche.<br />
Dieser wertvolle Schilfgürtel ist seit 1980<br />
Naturschutzgebiet. Da die Teichwirtschaft<br />
zwar ökonomisch, aber sehr naturnahe und<br />
nachhaltig betrieben wird, gelingt die Symbiose<br />
von Ökologie und Ökonomie sehr<br />
zufriedenstellend.<br />
Dem Fischerlatein lauschen<br />
Die Krönung dieser Symbiose ist das alljährliche<br />
Abfischen des Bruneiteiches mit dem<br />
Abfischfest am Nationalfeiertag, am 26.<br />
<strong>Oktober</strong>. Die Besucher erwartet die Präsentation<br />
des Fischerhandwerks mit einem entsprechenden<br />
Rahmenprogramm und den<br />
kulinarischen Genüssen der Fischernte.<br />
Unter dem Motto „Der Waldviertler Karpfen<br />
in der modernen Küche“ erfährt man bei<br />
einer Filetier- und Kochpräsentation die<br />
Zubereitung dieses Fisches.<br />
Beim Abfischfest kann man den Fischern in<br />
ihren Wathosen zusehen, wie sie das große<br />
Zugnetz austragen, es ans Ufer ziehen und<br />
die Fische in wassergefüllte Bottiche auf<br />
LKWs verladen. Die Moderation dieses sich<br />
wiederholenden Fischerhandwerks wird<br />
ergänzt mit Fischerlatein und Interviews mit<br />
Gästen und Fachleuten. Im „UnterWasser-<br />
Reich“, ein eigener Programmpunkt dieses<br />
Abfischfestes, betrachtet man unter dem<br />
Mikroskop Karpfenschuppen, Karpfenkiemen<br />
und Flossen einmal in „ganz groß“. Bei<br />
einem Blick durch das Mikroskop erkennt<br />
man die Planktonlebewesen, das „winzig<br />
kleine“ Futter des Karpfens. Die Experten<br />
aus dem „UnterWasserReich“, dem Besucherzentrum<br />
des Naturparkes Schrems,<br />
unterstützen dabei und informieren außerdem<br />
über die Ökologie der Teiche, Flora<br />
und Fauna. Natürlich ist auch für Gäste, die<br />
keinen Fisch essen, bestens gesorgt. Hausgemachte<br />
Mehlspeisen und der Witterung entsprechende<br />
warme Getränke ergänzen dieses<br />
Naturerlebnis für die gesamte Familie.<br />
Für Kinder empfiehlt sich Kleidung, die<br />
schmutzig werden darf – und Gummistiefel,<br />
um der Erforschung des faszinierenden und<br />
zugleich spannenden Teichgrundes freien<br />
Lauf zu lassen.<br />
Karpfenquiz<br />
Ein Bauern- und <strong>Region</strong>almarkt, ein Waldviertler<br />
Karpfenquiz, ein Schaubecken bzw.<br />
Aquarium mit Experteninformation, Infostände<br />
über die <strong>Region</strong> sowie ein<br />
Schauschmieden und eine Präsentation von<br />
Holzverarbeitung für Teiche stehen zusätzlich<br />
am Programm des Heidenreichsteiner<br />
Abfischfestes.<br />
Übrigens: Alle Besucher mit dem Namen<br />
Fischer genießen freien Eintritt. Ein Ausflug<br />
ins Heidenreichsteiner Moor und ein Besuch<br />
der Burg Heidenreichstein lassen den Tag zu<br />
einem großartigen Waldviertler Erlebnis<br />
werden. /<br />
Text: Andreas Teufl<br />
Fotos: Archiv Kinskysches Forstamt<br />
ABFISCHFEST<br />
HEIDENREICHSTEIN<br />
———————————————————<br />
Sa, 26. 10. <strong>2013</strong>, 9.00–15.00 Uhr<br />
Tel. 0664 5858091 (Reinhard Sprinzl)<br />
www.abfischfest.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Handwerk / 30<br />
Kaffee<br />
röstfrisch<br />
Die Hausfrau machte es am Küchenherd und jeder Greißler um die Ecke: Sie rösteten Kaffee.<br />
In Stein an der Donau gibt es noch einen Familienbetrieb, der Kaffee röstet.<br />
Emmerich und Gerhild Beyer haben 1960 –<br />
als die anderen kleinen Kaffeeröstereien ihre<br />
Maschinen einmotteten – die Liebe zum<br />
Kaffee entdeckt. „Damals haben wir fünf<br />
Dekagramm Kaffee in kleinen Sackerln verkauft.<br />
So ändern sich die Zeiten.“ Frau Beyer<br />
trinkt Kaffee. Wie viele am Tag „Vier bis<br />
fünf Tassen.“ Und welche Zubereitungsart<br />
„Alle haben ihre Vorteile – man muss nur<br />
den richtigen Kaffee dafür haben“, ist die<br />
salomonische Antwort.<br />
Edith, Gerhild und Emmerich Beyer (v. l. n. r.) vor der Kaffeerösterei in Stein.<br />
Beyers beste Werbung ist der Duft. Wenn sie<br />
rösten, öffnen sie die Tür des kleinen<br />
Geschäfts am Ende der Steiner Landstraße<br />
– hier entströmt ein köstlicher Geruch, der<br />
magisch anzieht. Die alten Leute kennen<br />
diesen Duft aus ihrer Jugend, als die Mütter<br />
die Ringe aus der Ofenplatte heraushoben<br />
und über dem offenen Feuer eine Kugel einhängten,<br />
in der die Kaffeebohnen unter<br />
ständigem Drehen geröstet wurden. „Dann<br />
ist der Meinl gekommen. Und die Hausfrauen<br />
haben aufgehört“, sagt Emmerich<br />
Beyer. Beyers haben einen Lebensmittelhandel:<br />
ein Geschäft, das tief ins Haus und ins<br />
mittelalterliche Gewölbe reichte. Dort im<br />
Gewölbe lagern jetzt der Kaffee und die<br />
Lebensmittel, vorne beschränken sie sich auf<br />
das Nötigste: Milch und Butter, Brot und<br />
Zucker, Eistee, Cola, Zuckerl und ein bisserl<br />
Wurst.<br />
Selbstverständlich trägt der Chef eine Krawatte<br />
– geschneidert aus einem eigenen<br />
Jutesack. Die Säcke aus aller Herren Länder,<br />
die im Gewölbe lagern, sind gefragte Sammlerstücke<br />
– besonders jene aus Australien,<br />
auf denen ein Känguru springt. En passant<br />
ein kleiner Sackquiz: „Wo ist der Unterschied<br />
zwischen einem Erdäpfel- und eine<br />
Kaffeesack“, fragt der Chef. „Der Inhalt<br />
eventuell“ – „Ja, der auch, aber ein Erdäpfelsack<br />
wird zugebunden, eine Kaffeesack<br />
wird zugenäht.“ Das ist Kaffeebasiswissen.<br />
In Beyers Gewölbe lagern Spezialitäten, die<br />
sonst nur bei Meinl am Graben in Wien zu<br />
finden sind: Skybury Fancy aus Australien<br />
und Kaffee aus Altura, Mexiko. Oder Blue<br />
Mountain aus Jamaika – und der wird übrigens<br />
nicht in Säcken, sondern in Fässern<br />
gehandelt – und eigens aus Äthiopien geholte<br />
Hochlandsorten.<br />
Im Geschäft vorne haben zwei alte Damen<br />
aus der Nachbarschaft Platz genommen. Sie<br />
sitzen zwar auf ausrangierten Blue-Mountain-Fässern,<br />
trinken aber die Hausmarke.<br />
Die Spezialitäten werden zum großen Teil<br />
per Post verschickt. Der Chef geht in das<br />
Lager zurück und holt einen Sack. Dann<br />
kommen die Kaffeebohnen in einen Kübel,<br />
er steigt auf ein Stockerl und schüttet die<br />
Bohnen in die Apparatur, die den kleinen<br />
Laden beherrscht: die Röstmaschine. Die<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Handwerk / 31<br />
Der Spalt der Arabica-Bohne muss hell bleiben …<br />
... anschließend wird röstfrisch abgepackt.<br />
Maschine funktioniert wie eine Waschmaschine.<br />
Bei 150 Grad Celsius drehen sich<br />
die Bohnen in einer Trommel. Nach etwa<br />
15 Minuten beginnen sie zu knistern. Das ist<br />
der Zeitpunkt, wo die Ladentür sperrangelweit<br />
geöffnet wird und der Duft Passanten<br />
anlockt. Dann sind die Bohnen fertig geröstet.<br />
„Wichtig ist, dass bei den Arabica-<br />
Bohnen der Spalt hell bleibt, ansonsten sind<br />
sie zu stark geröstet.“ Wo liegen nun die<br />
Geheimnisse des Kaffeeröstens „Das ist<br />
schnell erklärt“, antwortet Beyer. „Wer oben<br />
Qualität reinleert, bekommt unten eine raus,<br />
alles andere sind Launen.“<br />
Die Maschine, in die oben die Qualität reinkommt,<br />
ist aus Gusseisen und kommt aus<br />
Emmerich im Rheinland. Ein schöner<br />
Zufall, dass Herr Beyer auch Emmerich<br />
heißt. Wenn die Maschine defekt ist, muss<br />
ein Techniker aus Deutschland kommen.<br />
Der fliegt nach Schwechat und fährt mit<br />
einem Mietwagen in die Wachau. Ein teurer<br />
Spaß für einen Greißler.<br />
Es gibt die italienische, die französische und<br />
die Wiener Röstung, wobei die italienische<br />
die stärkste und die französische die<br />
schwächste Röstung ist. Beyers rösten nach<br />
Wiener Art, die in der Mitte liegt. „Rösten<br />
tut nur der Mann, ich hab’ keine Nerven<br />
dazu“, meint die Chefin. Zweimal hat die<br />
Maschine schon gebrannt, denn Kaffee ist<br />
leicht entzündlich. Die duftenden Bohnen<br />
werden nun abgepackt. Tochter Edith und<br />
Gattin Gerhild Beyer bedienen einstweilen<br />
die Nachbarinnen, die auf den Fässern Platz<br />
genommen haben, und die Kundschaft, die<br />
um Wurstsemmeln oder einen Liter Milch<br />
kommt. Und natürlich jene, die Kaffee kaufen.<br />
Der wird bei Beyers noch in wunderbar<br />
altmodische Packungen gefüllt, der Mocca<br />
in eine braune mit honiggelber Schrift.<br />
Oben ist ein verwegener Kopf eines Mannes<br />
zu sehen, der aus „Ali Baba und die 40 Räuber“<br />
entsprungen ist, drunter steht schlicht:<br />
„Mocca – feinster Bohnenkaffee“. Weiters<br />
gibt es rote und blaue Packungen, die speziellen<br />
Sorten werden in goldene Sackerl abgefüllt.<br />
Da wäre vor allem – „aber das ist eine<br />
Liebhaberei“, sagt Emmerich Beyer – der<br />
„Katzenkaffee.“ So nonchalant nennt er den<br />
teuersten Kaffee der Welt. Die in Indonesien<br />
wachsende Kaffeesorte Kopi Luwak wird<br />
mithilfe der Zibetkatze veredelt. Diese fressen<br />
die Kaffeebohnen und scheiden sie<br />
unverdaut, aber dafür wunderbar fermentiert<br />
wieder aus. Der Kot der Katzen wird<br />
gesammelt, die Bohnen herausgenommen,<br />
geputzt, geschält und geröstet. Der Kaffee<br />
schmeckt sehr würzig, mit einem leichten<br />
Karamell- bis Schokogeschmack. Ein Kilo<br />
kostet ein paar hundert Euro und wird auch<br />
bei Beyers nur in homöopathischen Mengen<br />
verkauft.<br />
Die Kaffeesorten werden in Hamburg am<br />
Kaffeemarkt geordert. Nicht über Computer<br />
und Internet, sondern noch ordentlich mit<br />
Telefon und Schriftverkehr. Oder die Kaffeeröster<br />
aus Stein fahren einkaufen nach Äthiopien.<br />
Äthiopien ist die Urheimat des Kaffees.<br />
Bei einer Reise durch das Land besuchte<br />
Emmerich Beyer Kleinbauern, Fabriken und<br />
kaufte bei den Händlern vor Ort ein. „Ich<br />
bin dabei die Fotografin“, kommentiert Frau<br />
Beyer, „und außerdem muss ich schauen,<br />
dass ich ihn wieder wegbring’.“<br />
„Kaffeekirschen werden nie gemeinsam reif,<br />
deswegen ist es das Beste, sie mit zwei Fingern<br />
zu ernten“, erklärt Herr Beyer. Dann<br />
werden sie gewaschen, geschält und kommen<br />
in Betonbecken, wo sind mit Wasser<br />
vermengt werden. Es beginnt der Fermentierungsprozess.<br />
Danach werden sie auf<br />
Tischen getrocknet und in die Fabrik<br />
gebracht, wo die Zellhaut geschält wird. In<br />
Säcken verpackt kommen sie in den Handel.<br />
Beyers haben 300 Säcke à 60 Kilogramm aus<br />
Äthiopien mitgebracht. Hochlandbohnen<br />
aus Harrar und Yirgacheife. „Zuerst wurden<br />
sie in Waggons verladen und danach im<br />
Container verschifft. Übrigens, die Transportkosten<br />
von Äthiopien nach Krems sind<br />
billiger als die von Hamburg.“<br />
Seitdem die Beyers in Äthiopien waren, wissen<br />
sie um den Wert des Kaffees und heben<br />
jede Bohne, die ihnen auf den Boden fällt,<br />
wieder auf. „Wir sind schon museumsreif “,<br />
lacht Gerhild Beyer und bietet einen Kaffeelikör<br />
an. Auch selbst gemachtes Kaffeegelee.<br />
Dann aber schwappt eine ganze Schiffsladung<br />
an Touristen herein und die Beyers<br />
haben alle Hände voll zu tun. /<br />
Text: Mella Waldstein<br />
Fotos: Gregor Semrad<br />
KAFFEERÖSTEREI BEYER<br />
———————————————————<br />
Reisperbachtalstraße 2<br />
3500 Stein an der Donau<br />
Tel. 02732 83122<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Ethnografie / 32<br />
Das Kronprinzenwerk<br />
DURCH WEITE, WEITE LANDE<br />
„Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ umfasst 24 Bände. Neben Landeskunde,<br />
Geschichte und Wirtschaft besticht die Reihe durch eine umfassend dargestellte Ethnografie.<br />
stets wechselnder Bilder“. Rudolf war<br />
Schirmherr und Mitarbeiter des Komitees,<br />
das aus Wissenschaftlern, Publizisten und<br />
Persönlichkeiten der Gesellschaft zusammengesetzt<br />
war. Der Kronprinz, dessen liberale<br />
Ideen im Widerspruch zum Hof standen,<br />
veröffentlichte politische Artikel unter<br />
einem Pseudonym und war mit dem Verleger<br />
und Publizisten Moritz Szeps befreundet,<br />
der die liberale Zeitung „Das neue<br />
Wiener Tagblatt“ herausgab und in dieser<br />
für das Kronprinzenwerk warb und beratend<br />
zur Seite stand.<br />
Kloster Imbach mit Ruine Senftenberg im Hintergrund, Kremstal, Niederösterreich, in: Die österreichischungarische<br />
Monarchie in Wort und Bild – Wien und Niederösterreich, Wien 1888.<br />
24 Bände, Leineneinband mit geprägten<br />
Goldlettern und wappengeschmückt,<br />
machen in einem Buchregal immer Eindruck.<br />
Diese, in denen ich blättere, schaue,<br />
lese und rieche sind aus der k. u. k. Kriegsmarine-Bibliothek<br />
in Pola (Pula, Istrien).<br />
Ihren Weg von der adriatischen Küste in ein<br />
Waldviertler Haus ist gleichzeitig ein Aspekt<br />
dieser dargestellten Geschichte in Wort und<br />
Bild, wo wir doch vielfach eine ungarische<br />
Großtante und einen seefahrenden Ururgroßvater<br />
im Stammbaum tragen.<br />
Allgemein das „Kronprinzenwerk“ genannt,<br />
erschien die Reihe zwischen 1886 und 1902.<br />
Die Idee dafür wird Erzherzog Johann Salvator<br />
(der den bürgerlichen Namen Johann<br />
Orth annahm und mit seinem Schiff auf der<br />
Reise nach Südamerika verschollen ist)<br />
zugeschrieben. 1884 gründete Kronprinz<br />
Rudolf ein Komitee sowie zwei Redaktionen<br />
in Wien und Budapest. In einer Einleitung<br />
ruft der Kronprinz die Leser auf „zu einer<br />
Wanderung durch weite, weite Lande, zwischen<br />
vielsprachigen Nationen, inmitten<br />
„Ethnografie als ästhetischer Kitt“, nennt<br />
Konrad Köstlin, em. Professor und Vorstand<br />
des Instituts für Europäische Ethnologie in<br />
Wien, seinen Aufsatz über das Kronprinzenwerk.<br />
Wiewohl landeskundliche, historische,<br />
künstlerische und wirtschaftliche Aspekte in<br />
den 24 Bänden behandelt werden, liegt doch<br />
der Schwerpunkt in der Beschreibung der<br />
Volksgruppen, die explizit nicht als Nationen<br />
genannt sind. Im erstarkenden Nationalismus<br />
und beginnenden Autonomiebestrebungen<br />
sollte ein umfassendes Werk die<br />
Vielfalt der Einheit beschwören. Kronprinz<br />
Rudolf schreibt im Vorwort: „Jene Volksgruppen,<br />
welche durch Sprache, Sitte und<br />
teilweise abweichende geschichtliche Entwicklung<br />
sich von den übrigen Volksbestandteilen<br />
abgesondert fühlen, werden<br />
durch die Thatsache, dass ihre Individualität<br />
in der wissenschaftlichen Literatur der<br />
Monarchie ihr gebührendes Verständniss<br />
und somit ihre Anerkennung findet, wohltätig<br />
berührt werden; dieselben werden aufgefordert,<br />
ihren geistigen Schwerpunkt in<br />
Österreich-Ungarn zu suchen.“<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Ethnografie / 33<br />
Trachtentypen von Krakowiaken und Goralen, in:<br />
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und<br />
Bild – Galizien, Wien 1898.<br />
Kohlebergbau in Dux, Böhmen, in: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild –<br />
Böhmen, Wien 1896.<br />
Prinzip des Lobens<br />
Dieser Reichtum an Volksgruppen wird im<br />
Band über die Bukowina (1899) augenscheinlich:<br />
Je ein Kapitel ist den Rumänen,<br />
Ruthenen, Huzulen, Lippowanern, Deutschen,<br />
Polen, Ungarn, Slowaken, Armeniern<br />
und Zigeunern gewidmet. Es herrscht das<br />
Prinzip des Lobens: Die Stärke der jeweiligen<br />
Volksgruppe – „fromm“, von „guter<br />
Constitution“, „arbeitsam“ etc. – wird hervorgehoben.<br />
Der Erfolg der Reihe – vor<br />
allem der deutschen Ausgabe und weniger<br />
der ungarischen – ist auch der Exotik der<br />
bildlich dargestellten Volksgruppen zu verdanken.<br />
Die Autoren stammten aus allen Teilen der<br />
Monarchie, teilweise mussten polnisch,<br />
ukrainisch oder italienisch verfasste Beiträge<br />
ins Deutsche übersetzt werden. Die Auflage<br />
des Kronprinzenwerks erfolgte in den<br />
beiden Landessprachen des cis- und transleithanischen<br />
Reiches – deutsch und ungarisch.<br />
„Das Kronprinzenwerk erschien zu<br />
einer Zeit, als sich der Antisemitismus in<br />
Österreich ideologisch-politisch organisierte<br />
und bezog dezidiert Stellung gegen diesen“,<br />
schreibt Justin Stangl in „Ethnographie<br />
in Serie“ (Institut für Europäische Ethnologie,<br />
Wien 2008). Allerdings unterscheidet<br />
sich die deutsche von der ungarischen Ausgabe<br />
insofern, da in Letzterer antisemitische<br />
Töne geduldet wurden.<br />
Die Bände sind nach Kronländern gegliedert,<br />
die ersten vier behandeln Wien und<br />
Niederösterreich. Hier übernimmt Erzherzog<br />
Rudolf die landschaftlichen Schilderungen<br />
der „Donauauen von Wien bis zur<br />
ungarischen Grenze“ sowie die des Wienerwaldes,<br />
beides Jagdgebiete der Habsburger<br />
und somit dem Thronfolger vertraut. Die<br />
volkskundlichen Kapitel von Niederösterreich<br />
wie „Die physische Beschaffenheit der<br />
Bevölkerung“, Volkstracht, Mythen, Sagen<br />
und Märchen stammen von Pater Robert<br />
Weißenhofer, der zu seiner Zeit beliebte<br />
Jugendliteratur verfasste und Lehrer am<br />
Stiftgymnasium Seitenstetten war. Weißenhofer<br />
stammt aus einer Ybssitzer Schmiededynastie.<br />
Mit Exotik zum Erfolg<br />
Reichlich illustriert, das verspricht auch<br />
schon der Titel „in Wort und Bild“, ist die<br />
Reihe mit Holzschnitten, deren Vorlagen in<br />
den Bänden Niederösterreich und Wien von<br />
den großen Landschaftsmalern ihrer Zeit<br />
stammen, wie etwa Franz von Pausinger,<br />
Jakob Emil Schindler, Eduard Zetsche,<br />
Robert Ruß und Julius von Blaas. Frauen<br />
arbeiteten in den Redaktionen nicht mit,<br />
allerdings muss erwähnt werden, dass doch<br />
einige Illustrationen aus Frauenhand stammen.<br />
So auch von Erzherzogin Stephanie,<br />
der Frau des Thronfolgers, die für den ersten<br />
Band eine Ansicht der Guntramsdorfer Au<br />
beisteuerte.<br />
Nach Rudolfs Tod übernahm die Witwe auf<br />
Bitte des Kaiser Franz Joseph die Schirmherrschaft,<br />
auf den ersten Seiten ist zu lesen:<br />
„Auf Anregung und unter Mitwirkung weiland<br />
Seiner kaiserl. und königl. Hoheit des<br />
durchlauchtesten Kronprinzen Erzherzog<br />
Rudolf begonnen, fortgesetzt und dem Pro-<br />
tectorate Ihrer kaiserl. und königl. Hoheit<br />
der durchlauchtigsten Frau Kronprinzessin-<br />
Witwe Erzherzogin Stephanie.“<br />
Den Liedern, Bräuchen und der Hausindustrie<br />
wird viel Platz eingeräumt. So beschreibt<br />
der Band über die Bukowina die Herstellung<br />
von Kleidung, Hauswäsche, das Besticken<br />
von Pelzen – Männerarbeit! – Holz- und<br />
Tonwaren, Körben, Strohmatten, Bienenkörben<br />
und Fischernetzen. Das mag in der<br />
Zeit der Industrialisierung, der ein marginaler<br />
Platz eingeräumt wird, befremdlich wirken.<br />
Doch folgte das einer inneren Logik<br />
heraus, in dem die Vielfalt und Divergenzen<br />
des großen Reiches ein möglichst harmloses<br />
Ventil brauchten – die Volkskunde eignete<br />
sich dafür bestens.<br />
Köstlin schreibt: „Und es wird ersichtlich,<br />
dass dieser Akzent der Unterscheidung<br />
allenfalls auf der folkloristischen Ebene<br />
sozusagen ,kompensatorisch‘ aktiviert werden<br />
darf.“ /<br />
Text: Mella Waldstein<br />
INFORMATION<br />
———————————————————<br />
Die österreichisch-ungarische<br />
Monarchie in Wort und Bild<br />
wurde von der Bibliothek der Universität<br />
von Michigan online gestellt:<br />
archive.org<br />
(im Suchfeld den Titel eingeben)<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Bücher, CDs & feine Ware / 34<br />
Auslage<br />
IM LAUF DER GEHZEITEN<br />
—————————————————————<br />
Goiserer Klarinettenmusi<br />
EUR 18,00<br />
Erhältlich in der Galerie der <strong>Region</strong>en<br />
Das Aushängeschild für echte und gute Volksmusik<br />
im Salzkammergut, die Goiserer Klarinettenmusi,<br />
stellt ihre neue CD zum 25-jährigen<br />
Jubiläum vor: Mit Christoph Leitner als Tenoristen,<br />
Peter Rebmann als Tubisten, Fritz Schodterer<br />
an der Gitarre und Hubert Gschwandtner<br />
als 2. Klarinettisten erfolgten die ersten Auftritte,<br />
wobei es gleich zwei Live-Sendungen im<br />
ORF-Hörfunk unter dem Motto „Literatur am<br />
Bahnhof“ sein mussten. Gernot Gföllner aus<br />
Gmunden, ein lang jähriger Volksmusikkamerad<br />
von Klaus Neuper, kam alsbald mit seiner musikalischen<br />
Vielfalt dazu und so konnte in verschiedensten<br />
Besetzungen musiziert werden.<br />
Da das Musikantenleben gewisse familiäre<br />
Akzeptanz bedarf, kam es bereits nach kurzer<br />
Zeit zu Umstellungen. Diese brachten mit den<br />
Brüdern Manfred (2. Klarinette) und Hermann<br />
Neubacher (Tuba und Kontrabass) zwei Vollblutmusikanten<br />
zur Goiserer Klarinettenmusi.<br />
Somit entstand eine Mischung aus echten Volksmusikanten<br />
und Musikanten aus der volkstümlichen<br />
Abteilung, was wahrscheinlich die ganz<br />
eigene Art zu musizieren ausmacht. Ende April<br />
2007 traf sie ein harter Schicksalsschlag: Bassist<br />
Hermann Neubacher wurde während der Vorbereitungen<br />
zu einem neuerlichen Auftritt bei der<br />
„Liabsten Weis“ unerwartet aus ihrer Mitte<br />
gerissen. In Walter Klanner aus Strassen/Bad<br />
Aussee fanden sie einen exzellenten Musikanten,<br />
der seither mit Posaune, Tuba, Bassgeige,<br />
Gitarre und Gesang eine der wichtigsten Kräfte<br />
der Goiserer Klarinettenmusi ist. Rainer Fischer<br />
aus Altaussee löste Posaunist Peter Rebmann ab<br />
und bringt seitdem mit seiner unnachahmlichen<br />
Art nicht nur frischen Wind, sondern ob seiner<br />
Jugend auch neue Ideen ein. Damit motiviert er<br />
die knorrigen „Alten“ neu, was sie froh in die<br />
Zukunft der Goiserer Klarinettenmusi blicken<br />
lässt. In dieser Besetzung produzierten sie die<br />
CD „ausgspielt is“. Die Jubiläums-CD beinhaltet<br />
Stücke, die während eines Konzerts im Haus der<br />
<strong>Region</strong>en in Krems-Stein im Herbst 2012 live<br />
mitgeschnitten wurden. „Ein bisschen stolz sind<br />
wir schon darauf, bereits so lange Jahre ein kleiner<br />
Teil der Alpenländischen Volkskultur zu<br />
sein. Umso mehr, als wir für den einen oder<br />
anderen jungen Musikanten Vorbild waren und<br />
vielleicht noch ein paar Jahre sein dürfen.“ /<br />
FRANZ XAVER FRENZEL<br />
——————————————————————<br />
Concerto grosso g-Moll, Concerto in F,<br />
Swinging Symphony<br />
EUR 21,00<br />
www.fxfrenzel.at<br />
Barockmusik aus dem Jahr 2012 Darf das sein<br />
Das gibt es doch gar nicht mehr. Warum nicht,<br />
Franz Xaver Frenzel ist ja auch eine Kunstfigur.<br />
Als Österreichs letzter lebender Barockkomponist<br />
setzt er sich unbeirrbar für Dreisätzigkeit,<br />
Basso continuo und Harmonik ein. Der Mann,<br />
der dahintersteht, agiert gegenwärtig: Der Oberösterreicher<br />
Friedemann Katt, Jahrgang 1945,<br />
reüssierte als Organist (etwa in Heiligenkreuz).<br />
Auftragswerke für das Brucknerhaus, den japanischen<br />
Kaiser oder die erfolgreiche „Rieder<br />
Symphonie“ fernab jeglicher Avantgarde geben<br />
dem Suchenden Recht. Seine Musik geht zu feurigen<br />
Latin-Rhythmen über, Mazurken schauen<br />
vorbei, auch Jazz und Swing fühlen sich bei ihm<br />
pudelwohl. In klassischen Aufbauten glänzen die<br />
Soloinstrumente mit dem Ensemble, der Festival<br />
Sinfonietta Linz unter Lui Chan, um die Wette.<br />
Und Kritikern, die meinten, dass er sich als Epigone<br />
alter Stile betätigt, sei entgegengehalten,<br />
dass diese Werke die geschickte Verbindung vorhandenen<br />
Musikmaterials auszeichnet. Das<br />
Ergebnis ist herzerfrischend reich – eine Conclusio<br />
aus 350 Jahren <strong>Kultur</strong>geschichte. /<br />
WAS DER BUCHABAUER<br />
ALLES SIEHT<br />
——————————————————————<br />
Erich Stöger: Mostviertler Mundartgedichte<br />
Erhältlich über Erich Stöger,<br />
Buchen 1, 3300 Winklarn, Tel. 07472 61337<br />
Vor fast 30 Jahren erschien der erste Band der<br />
Mundartgedichte von Erich Stöger vulgo Buchabauer.<br />
Inzwischen sind sechs Bände, ein Sammelband<br />
und ein Band mit Vierzeilern und<br />
Gstanzln erschienen. Der nunmehr vorliegende<br />
neunte Band beinhaltet wieder einmalige<br />
Gedichte im kostbaren Dialekt. Es sind unnachahmliche,<br />
meist humorvolle Gedichte, die das<br />
Leben der Bauern und ihrer Partner, wie Ärzte,<br />
Jäger, Politiker usw., aufs Korn nehmen. Aber<br />
auch dem Alltagsleben sind Gedichte gewidmet,<br />
dem Muttertag, dem Bittgang, dem Erntedank,<br />
dem Tratsch, auch vor der Kirchentür – immer<br />
wieder wundert man sich, was der Buchabauer<br />
alles sieht und was er dazu zu sagen hat. /<br />
MOSAIKSTEINE<br />
——————————————————————<br />
Spurensuche in der Mostviertler Geschichte<br />
Bildband, reich illustriert, ca. 500 Seiten<br />
Subskriptionspreis: EUR 25,00<br />
VEMOG – Verein zur Erforschung der Mostviertler<br />
Geschichte<br />
Erhältlich unter: Tel. 0676 88511229<br />
eva.zankl@magistrat.waidhofen.at<br />
35 Autorinnen und Autoren aus den Bereichen<br />
Geschichte, Heimatkunde und Literatur erzählen<br />
bisher noch nicht gehörte Geschichten aus<br />
dem Mostviertel. Ein liebevoll gestaltetes Buch<br />
begleitet den Leser auf einer spannenden Reise<br />
durch die <strong>Region</strong> zwischen Donau und Alpen. /<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Bücher, CDs & feine Ware / 35<br />
DER BEZIRK HORN<br />
IN ALTEN ANSICHTEN<br />
——————————————————————<br />
Erich Rabl: Der Bezirk Horn<br />
Die Reihe Archivbilder / Niederösterreich<br />
Sutton Verlag, 96 Seiten, 167 Bilder (sw)<br />
ISBN: 978-3-95400-172-9<br />
EUR 19,95<br />
Im Sutton Verlag erschien jetzt ein neuer Bildband:<br />
„Der Bezirk Horn“ von Dr. Erich Rabl,<br />
Leiter des Stadtarchivs Horn. Mit knapp 170 bisher<br />
weitgehend unveröffentlichten historischen<br />
Aufnahmen aus privaten und öffentlichen<br />
Sammlungen wird die abwechslungsreiche<br />
Geschichte des Bezirks von den 1870er bis in die<br />
1970er Jahre dokumentiert. Die Aufnahmen zeigen<br />
zahlreiche Personen, die im Bezirk gewirkt<br />
haben, kirchliches und schulisches Leben, Vereine,<br />
private und öffentliche Feste sowie das frühere<br />
Aussehen der Orte im Bezirk.<br />
Der Band gliedert sich in vier Abschnitte. Zuerst<br />
werden die Bezirkshauptstadt Horn, ihr Werden,<br />
frühere Ansichten und wichtige Ereignisse<br />
bildlich erfasst. Im zweiten Abschnitt, „Menschen<br />
im Bezirk“, werden Personen vorgestellt,<br />
die im Bezirk im positiven wie negativen Sinn<br />
im Blickfeld der Öffentlichkeit standen. Die<br />
Bandbreite reicht vom Ausrufer Johann Singer<br />
(1902–1984) bis zu den Bundespräsidenten Wilhelm<br />
Miklas (1872–1956) und Rudolf Kirchschläger<br />
(1915–2000). Der dritte Abschnitt widmet<br />
sich den Städten Eggenburg, Drosendorf, Geras<br />
und dem Markt Gars am Kamp. Der vierte Teil<br />
des Bildbandes beschäftigt sich mit den „kleinen<br />
Orten im Bezirk“. Hier reicht der Bilderbogen<br />
von Altenburg bis Zogelsdorf. Dabei wird der<br />
Leser vieles Unbekannte oder wenig Bekanntes<br />
finden. Wer hat z. B. wirklich schon den neugotischen<br />
Altar der Kirche Maria im Gebirge gesehen<br />
/<br />
WEINVIERTLER<br />
BROT<br />
——————————————————————<br />
Wolfgang Galler: Unser täglich Brot.<br />
Von Bäckern, Müllern und Bauern im Weinviertel.<br />
Mit traditionellen Brotgerichten von<br />
Manfred Buchinger.<br />
Edition Winkler-Hermaden, <strong>2013</strong>.<br />
ISBN 978-3-9503378-6-0<br />
EUR 19,90<br />
www.edition-wh.at<br />
Entgegen dem Untertitel berichtet Wolfgang<br />
Galler von Bauern, Müllern und Bäckern und<br />
nicht umgekehrt, was eine sehr sinnvolle Abfolge<br />
darstellt. Als Historiker mit persönlicher Beziehung<br />
zur <strong>Region</strong>algeschichte und großer volkskundlicher<br />
Neigung stellt uns der Autor einen<br />
gelungenen Mix aus Bilderbuch, Familiengeschichten,<br />
Sagenhaftem und fundierter Sachkenntnis<br />
zum Thema Brot vor. Da sind es der<br />
Bauer, der das Korn liefert, der Müller, der es<br />
vermahlt, und schließlich der Bäcker, der uns<br />
das Brot auf den Tisch liefert, deren Geschichte<br />
im Weinviertel nachgezeichnet wird. Galler<br />
musste aufwändig recherchieren. Dabei hat er<br />
nicht nur Facts zusammengetragen, sondern<br />
auch ein umfangreiches Bildmaterial, vorwiegend<br />
aus privaten Fotoschachteln. Gerade die<br />
Bebilderung bietet eine zweite Ebene, die durch<br />
die sorgfältig recherchierten Bildtexte eine<br />
Metageschichte erzählt. Es werden Müller- und<br />
Bäckerdynastien vorgestellt, die über Generationen<br />
die <strong>Region</strong> geprägt haben. Manche Sprosse<br />
sind berühmt geworden wie Schauspieler Oskar<br />
Sima, Bäckerssohn aus Hohenau/March, oder<br />
Vizekanzler Hermann Withalm, Müllerssohn<br />
aus Gaweinsthal. Die Lektüre ist unterhaltsam<br />
und abwechslungsreich, geeignet, sich eine<br />
Leserschaft weit über das Fachpublikum hinaus<br />
zu erschließen. Manfred Buchinger, Haubenkoch<br />
in Riedenthal, hat ein paar Brotrezepte beigesteuert<br />
und lädt zum Nachkochen ein. /<br />
(Richard Edl)<br />
DER BRÜNNERSTRASSLER<br />
SOLL LEBEN<br />
——————————————————————<br />
Thomas Hofmann: Brünnerstraßler ABC<br />
Mit Farbillustrationen von Franz Schwarzinger<br />
Driesch Verlag, ISBN 978-3-902787-11-8<br />
EUR 13,00<br />
www.drieschverlag.org<br />
Wer wie Thomas Hofmann ebenso Weinviertler<br />
wie Wiener ist, obendrein Geologe und Autor,<br />
kann als ausgewiesener Fachmann des Brünnerstraßlers<br />
gelten. Erstens ist die Brünner Straße<br />
jene Verbindung zwischen Wien und dem Weinviertel<br />
bis hinaus nach Brünn, zweitens kennt<br />
er als Geologe die Grundlage des Weins. In<br />
alphabetischer Reihenfolge huldigt er dem Brünnerstraßler,<br />
der als Gemischter Satz in Dopplern<br />
auf dem Tisch stand. Schon hier sehen wir –<br />
drei vom Aussterben bedrohte Dinge. Eben jener<br />
rescher Wein, der nicht sortenspezifisch, also als<br />
Gemischter Satz in Dopplern abgefüllt wird.<br />
Noch. Hofmann hat von A bis Z viele triftige<br />
Gründe mit ernster Liebe und gleichzeitig<br />
augenzwinkernd gelistet, die den Brünnerstraßler<br />
neben all den hochgebildeten Weinen leben<br />
lassen sollen. Denn „der Brünnerstraßler bleibt<br />
ein Brünnerstraßler und will auch gar nichts<br />
anderes sein“. /<br />
HEIZKISSEN<br />
——————————————————————<br />
Das ist ein ganz natürliches Heizkissen, ohne<br />
Strom, aus heimischer Wollkraft und alles öko.<br />
Die Popodackerl aus der Waldviertler Obermühle<br />
sind aus gefilzter Wolle. 35 cm x 35 cm und<br />
aus grauem Filz und wahlweise mit bunter<br />
Oberseite: rot, blau, grün, violett. Das Wollwerk<br />
und die Matratzen- und Deckenerzeugung in<br />
der Obermühle bei Kautzen waren wesentlich<br />
an der Wiederentdeckung und -verarbeitung der<br />
Handfilztechnik beteiligt. /<br />
Galerie der <strong>Region</strong>en<br />
3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />
Tel. 02732 85015 15<br />
Öffnungszeiten<br />
Di–Fr, 10.00–12.00 u. 15.00–18.00 Uhr, jeden<br />
1. Sa im Monat 10.00–12.00 u. 14.00–17.00 Uhr,<br />
an Konzerttagen bis 21.00 Uhr<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Museumsdorf Niedersulz / 36<br />
Alte Obstsorten<br />
SPÄTE SCHÖNHEIT<br />
An die 400 alte und lokale Obstsorten werden im Museumsdorf Niedersulz kultiviert.<br />
Batullenapfel.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Museumsdorf Niedersulz / 37<br />
Gelbe Museum: Ein Lokalsorte, die im Museumsdorf entdeckt und getauft wurde.<br />
Seit 20 Jahren werden hier alte Obstsorten kultiviert.<br />
Der Herbst zeigt sich in den Gärten als ganz<br />
besondere Jahreszeit. Für manche gilt er<br />
sogar als die schönste Gartenjahreszeit: Als<br />
buntes Farbenfeuerwerk mit einer Prise Vergänglichkeit<br />
und Morbidität präsentiert er<br />
sich. Prächtige farbenintensive Herbstblüher<br />
leiten als späte Schönheiten in den Herbstgärten<br />
das „grande finale“ des Gartenjahres<br />
ein. Herbstzeit ist in unseren heimischen<br />
Breiten gleichzeitig auch Erntezeit. Die<br />
Weinlese findet in diesen Herbsttagen statt;<br />
auch für viele landwirtschaftliche Feldfrüchte<br />
wie Kürbisse, Kartoffel, Mais etc. oder für<br />
viele Obstfrüchte wie Apfel, Birne und<br />
Zwetschken ist nun die Zeit der Ernte<br />
gekommen. Im Museumsdorf Niedersulz<br />
nehmen vor allem die rund 600 Obstbäume<br />
mit ca. 400 alten und lokalen Sorten in dieser<br />
Zeit eine ganz besondere Stellung ein.<br />
Nicht nur die Sammlung historischer<br />
Gebäude und Objekte steht im Fokus des<br />
größten Freilichtmuseum Niederösterreichs,<br />
sondern auch die Sammlung, Evaluierung<br />
und Erforschung alter Obstsorten hat man<br />
sich im Museumsdorf schon seit über zwei<br />
Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht.<br />
Sortenwissen erhalten<br />
Die Sammlung alter Obstsorten im Museumsdorf<br />
beruht auf einer langjährigen Kooperation<br />
mit dem Ökokreis, einem Verein<br />
zur Förderung biologischer, ökologischer<br />
und sozialer Initiativen mit Sitz in Ottenstein<br />
im Waldviertel (www.oekokreis.org).<br />
Bereits im Jahr 1990 wurde die Idee geboren,<br />
auch im Weinviertel nach „verschollenen“<br />
alten Sorten zu suchen und diese im Museumsdorf<br />
Niedersulz als lebende Zeugen<br />
einer blühenden, bäuerlichen <strong>Kultur</strong>pflanzenvielfalt<br />
zu erhalten. „Die Harmonie zwischen<br />
<strong>Kultur</strong> und Natur macht das Museumsdorf<br />
zu dem, was es heute ist“, sagte<br />
Prof. Josef Geissler, der Begründer des<br />
Museumsdorfes, vor vielen Jahren. Viele<br />
jahrelange Aktivitäten, Akribie und Konsequenz<br />
waren notwendig, um zu dieser<br />
umfangreichen Sammlung alter und lokaler<br />
Kern- und Steinobstsorten zu gelangen und<br />
diese zu erhalten.<br />
Mitarbeiter des Ökokreises und Studenten<br />
der Universität für Bodenkultur Wien waren<br />
im Rahmen eines Forschungsprojektes zur<br />
Kartierung und Erhaltung genetisch wertvoller<br />
Obstsorten in Niederösterreich in den<br />
Jahren 1992 bis 1994 tätig. Im Jahr 2002<br />
erfolgte die Einbindung des Obstprojektes in<br />
die Aktion „Natur im Garten“. Die lange Jahre<br />
geführte Baumschule, in der Jungbäume alter<br />
Sorten erhältlich waren, wurde vor einigen<br />
Jahren stillgelegt, existiert jedoch noch im<br />
kleinen Rahmen zur Anzucht von Erhaltungsbäumen<br />
in der angeschlossenen Gärtnerei<br />
des Museumsdorfes. Bereits im Jahr<br />
1991 konnte im Rahmen eines „Erntedankfestes“<br />
die erste Obstausstellung mit über<br />
hundert unterschiedlichen, alten Apfel- und<br />
Birnensorten präsentiert werden – mit gleichzeitiger<br />
Verkostung einer Selektion reifer<br />
Früchte. Vor allem die Vielfalt der unterschiedlichen<br />
Geschmacksvariationen des<br />
„alten“ Obstes faszinierte damals wie heute.<br />
Die Aktion zur Erhaltung der alten Sorten<br />
hat im Laufe der Jahre viele einzigartige<br />
„Obst-Schätze“ im Museumsdorf zum Vorschein<br />
gebracht: So galten beispielsweise die<br />
Kritzendorfer Einsiedekirsche oder die<br />
Schneebergkirsche als verschollen, bis sie in<br />
einigen Weinviertler Hausgärten wieder entdeckt<br />
wurden. Überraschend war auch die<br />
Vielzahl von Sommeräpfeln wie etwa der<br />
Herzogin-Olga-Apfel oder der sogenannte<br />
Müschens-Rosenapfel, die beide in der zweiten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland<br />
erstmals beschrieben wurden und die<br />
eine gute Alternative zum Klarapfel darstellen.<br />
Neben diesen pomologisch eindeutig<br />
bestimmbaren alten Sortenraritäten findet<br />
man im Museumsdorf eine Fülle sogenannter<br />
Lokalsorten. Diese sind aus Sämlingen<br />
oder Wildlingen (= verwilderte <strong>Kultur</strong>formen<br />
von Pflanzen) hervorgegangen, mit<br />
hervorragenden Eigenschaften, die sich<br />
optimal an den jeweiligen Standort angepasst<br />
haben. Sie wurden zwar ebenfalls<br />
immer wieder veredelt, jedoch nie von<br />
einem Pomologen erfasst und beschrieben<br />
und in ein Sortenbuch übernommen. Diese<br />
„namenlosen Waisenkinder“ sind ganz<br />
besondere Raritäten im Museumsdorf. Ein<br />
Beispiel dafür ist der köstlich schmeckende<br />
„Museumsdorfapfel“ oder „Gelber Museum“,<br />
der im Museumsdorf entdeckt und<br />
deshalb auf diesen Namen getauft wurde.<br />
Vitamine für den Winter<br />
Will man sich für den Winter einen kleinen<br />
Vitaminvorrat an Obst zulegen, ist eine<br />
sachgerechte Lagerung unabdingbar – hier<br />
einige Tipps: Eine gute Obstlagerung beginnt<br />
primär mit der richtigen Ernte. Ein<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Museumsdorf Niedersulz / 38<br />
Winterforellenbirne.<br />
Herbstbirne „Grand Champion“ im Südmährerhof des Museumsdorfs.<br />
Parameter, der bei der Obsternte besonders<br />
wichtig ist, ist der richtige Erntezeitpunkt<br />
und Pflückreife. Auf keinen Fall dürfen die<br />
Früchte zu „grün“ sein. Ein zu frühes Abernten<br />
ist ebenso wenig optimal wie eine zu<br />
späte Ernte, wenn das Obst überreif und<br />
bereits mehlig ist – wobei es nach Sorte variiert.<br />
Beim Erntevorgang sollte man zudem<br />
aufpassen, dass die Frucht mitsamt dem<br />
Stiel gepflückt wird. Weiters sollen nur wirklich<br />
einwandfreie Früchte zur Lagerung ausgewählt<br />
werden. Das heißt: Früchte mit<br />
faulen Stellen oder mit Schädlingsbefall wie<br />
etwa Fraßspuren sind ein „No-go“ für Lagerobst.<br />
Eine Ernte bei Regen bringt ebenfalls<br />
keinen Lagererfolg, da feuchte Früchte ideale<br />
Nährböden für Pilze sind und sehr leicht<br />
verderben. Beim Ernten das Obst vorsichtig<br />
in einen Kübel legen, den man am besten<br />
mit einem Haken am Baum befestigt. Früchte<br />
nicht fallen lassen oder unvorsichtig in<br />
eine Kiste schütten. Achtung vor Druckstellen!<br />
Im Lager selbst sollten die Früchte nicht<br />
übereinander gelegt werden. Ideal ist, wenn<br />
man Frucht für Frucht nebeneinander legt.<br />
Dafür eignen sich am besten Regale mit<br />
Einlegeböden, sodass die Luft zirkulieren<br />
kann (Schimmelbildung!). Das Obstlager<br />
sollte wöchentlich kontrolliert und faulende<br />
Früchte entfernt werden. Äpfel sollten auch<br />
niemals neben Erdäpfeln gelagert werden,<br />
denn die Reifehormone, die die Äpfel bei der<br />
Lagerung bilden, regen die Erdäpfel zum<br />
Austreiben an.<br />
Traditionell werden und wurden Äpfel und<br />
Birnen in den sogenannten Erdkellern gelagert.<br />
Der offene Erdboden und die Ziegeln<br />
aus Ton oder Lehm, die die Feuchtigkeit<br />
ausgleichen, schaffen frostfreie und durchlüftete<br />
Bedingungen und ein ideales Klima<br />
für die Obstlagerung. Wenn kein Lehmkeller<br />
vorhanden ist, wäre ein kühler, luftiger<br />
und dunkler Raum eine alternative Möglichkeit.<br />
Eine nette Idee ist der „Minikeller“<br />
für den Balkon: Man nimmt eine große<br />
Holzkiste mit Deckel, legt sie mit Ziegeln<br />
aus und deckt sie mit einem mit Stroh<br />
gefüllten Jutesack ab. Im Kühlschrank gelagertes<br />
Obst wird oft schnell runzelig, da die<br />
Kühlung den Früchten die Feuchtigkeit entzieht.<br />
Wenn trotzdem keine andere Möglichkeit<br />
vorhanden ist, kann man das Obst<br />
in luftdurchlässige Frischhaltefolie einpacken,<br />
dann hält es zumindest kurzfristig. /<br />
Text: Ute Baich, Ulrike Nehiba, Freya Martin<br />
Fotos: Museumsdorf Niedersulz<br />
veranstaltungen<br />
im OKtober<br />
———————————————————<br />
So, 6. 10. <strong>2013</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />
Dorfherbst<br />
Herbstliche Arbeiten rund um Erntedank<br />
wie „Woaz ausles’n“ und „Drischel<br />
dresch’n“. Traditionelle Bräuche, altes<br />
Handwerk, Musik, Schmankerl und frischer<br />
Sturm. In Kooperation mit der<br />
Landjugend Zistersdorf. 15.00 Uhr: Betty<br />
Bernstein im Museumsdorf – Familienführung<br />
durchs Dorf.<br />
Sa, 26. 10. <strong>2013</strong>, 13.00–17.00 Uhr<br />
Weinviertler Herbstbräuche<br />
Federn schleiß’n und Striezel poschn –<br />
traditionelle Weinviertler Herbstbräuche<br />
und Winterarbeiten zum Saisonende im<br />
Museumsdorf Niedersulz.<br />
15.00 Uhr: Spezialführung „Herbst- und<br />
Winterbräuche“ mit Andrea Grünwald.<br />
Museumsdorf Niedersulz<br />
2224 Niedersulz 250<br />
Tel. 02534/333<br />
info@museumsdorf.at<br />
www.museumsdorf.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Museen</strong> / 39<br />
<strong>Museen</strong> der Stadt Horn<br />
MAMMUTJagd &<br />
LANGHAUS<br />
Die reiche Urgeschichtssammlung wurde neu aufgestellt.<br />
Die „Venus von Eggendorf“.<br />
Die <strong>Museen</strong> der Stadt Horn gehen im Kern<br />
auf die lebenslange Sammlertätigkeit von<br />
Josef Höbarth zurück, der 1930 mit seiner<br />
Schenkung den Grundstock des Höbarthmuseums<br />
gelegt hat. Durch intensivste Grabungs-<br />
und Sammeltätigkeit, durch Lesen<br />
und Begegnungen mit Fachleuten hat er sich<br />
im Laufe seines Lebens den Ruf eines exzellenten<br />
Kenners der urgeschichtlichen Entwicklung<br />
der <strong>Region</strong> um Horn schwer erarbeitet.<br />
Im ursprünglichen Museum in der Prager<br />
Straße platzten die Räume aus allen Nähten,<br />
da der Sammler natürlich zeigen wollte, was<br />
es an Schätzen gab. Mit der Übersiedlung<br />
des Museums in das ehemalige Bürgerspital<br />
gliederte ein Ausstellungskonzept die Schau,<br />
welche vier Jahrzehnte die Sammlung zeigte.<br />
Damit verbunden war die Inventarisierung<br />
der über 19.000 Artefakte der Urgeschichte.<br />
Ständig wurden die <strong>Museen</strong> erweitert, die<br />
agrartechnische Sammlung Mader in einem<br />
eigenen Zubau untergebracht. Stadtgeschichte<br />
und Volkskunde fanden neue<br />
Räume. Beim letzten wesentlichen Zubau in<br />
den Jahren 2007/08 entstand durch die<br />
„Überbauung“ des Hofes eine neue Halle.<br />
Depotbestände ins Rampenlicht<br />
Das war Anlass, die Urgeschichte neu aufzustellen.<br />
Umfangreiche Depotbestände der<br />
einzelnen Abschnitte waren zu sichten,<br />
vieles kommt dadurch wieder ins „Rampenlicht“.<br />
An den Bedürfnissen des interessierten<br />
Besuchers war die Neuaufstellung zu<br />
orientieren, keine technisch aufwändigen<br />
Inszenierungen, sondern die Präsentation<br />
der Originale, die gerade diese Sammlung<br />
ausmachen.<br />
Als erster Schritt wird in zwei Räumen die<br />
Steinzeit dargestellt: vom ersten Nachweis<br />
des Menschen hier, seiner Tätigkeit als Jäger<br />
und Sammler, seine Werkzeuge, wovon er<br />
sich ernährt, wie er gelebt, sich gegen Witterung<br />
und Kälte geschützt hat. Der erste Blick<br />
im Altsteinzeitraum fällt auf einen enormen<br />
Mammut-Stoßzahn, eine Projektion gibt<br />
den Eindruck dieser mächtigen Tiere wieder.<br />
Die Entwicklung, Verfeinerung der<br />
Werkzeuge in den einzelnen <strong>Kultur</strong>schritten,<br />
vor allem aber die Dichte der Funde<br />
gerade im Horner Raum, zeigt sich in den<br />
Vitrinen.<br />
Das Sesshaftwerden als wesentlicher <strong>Kultur</strong>schritt<br />
wird im Raum der Jungsteinzeit<br />
gezeigt. Verbunden mit dem Bau von sogenannten<br />
„Langhäusern“ – ein anschauliches<br />
Modell ragt durch ein Fenster in die neue<br />
Halle – ist der Beginn einer Feldwirtschaft<br />
und Tierhaltung, damit die Erfordernis neuer<br />
Werkzeuge. Bestattung und Erinnerung an<br />
Verstorbene erhalten mit der neuen Lebensweise<br />
neue Formen. Eine große Vitrine zeigt<br />
ausgewählte Steinbeile. Die Darstellung einer<br />
Kreisgrabenanlage verbindet sich in diesem<br />
Raum mit einem der attraktivsten Fundstücke,<br />
der „Venus von Eggendorf “. Eine<br />
Reihe von sogenannten „Idolen“ – Menschund<br />
Tierdarstellungen – ist zu sehen.<br />
Schädelnest von Poigen<br />
Ein bis heute unerklärliches Ereignis liegt<br />
dem „Schädelnest aus Poigen“ zugrunde.<br />
Mord oder Hinrichtung einer Gruppe von<br />
Menschen könnten die Erklärungen für diesen<br />
Fund sein.<br />
Beschriftung, Bilder, Projektionen und Zeittafeln<br />
stellen im erforderlichen Ausmaß<br />
Informationshilfen, ohne die Besucher mit<br />
Texten zu überfrachten. An den nächsten<br />
Räumen – Bronze- und Eisenzeit – wird<br />
gearbeitet. /<br />
Text: Toni Kurz<br />
Foto: Wolfgang Andraschek<br />
MUSEEN DER STADT HORN<br />
———————————————————<br />
3580 Horn, Wiener Straße 4<br />
Tel. 02982 2372<br />
wwww.hoebarthmuseum.at<br />
Öffnungszeiten: Bis Do, 31. 10. <strong>2013</strong>,<br />
Di–So 10.00–17.00 Uhr<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Stift Zwettl / 40<br />
Schatzkammer<br />
KOSTBARE aufGABE<br />
Die Neugestaltung der Schatzkammer anlässlich des Jubiläums 875 Jahre Stift Zwettl.<br />
Kloster der Zisterzienser von Zwettl ist die<br />
neue Sakristei im Stil des Barock an die<br />
Ostseite der Kirche, an deren „österliche“<br />
Seite, angebaut, wobei die obere Etage alles<br />
im Gottesdienst Verwendete aufbewahrt<br />
und Schatzkammer genannt ward, die untere<br />
Etage zur Bereitung der Feier des Heiligen<br />
dient und als Sakristei (im eigentlichen<br />
Sinne) bezeichnet wird. So war es bis in die<br />
zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />
Eine Schatzkammer im Kloster – ist das eine<br />
Selbstverständlichkeit oder ein Widerspruch<br />
Die einen identifizieren Klöster mit<br />
Reichtümern, Kostbarkeiten und Schätzen,<br />
durch Jahrhunderte angesammelt, an Wert<br />
gewonnen und ehrfürchtig aufbewahrt. Für<br />
die anderen widerspricht es sich: In Klöstern<br />
leben doch Menschen, die sich dem Ideal<br />
der Armut verschrieben haben; ihr Schatz<br />
ist im Himmel (vgl. Mt 6,19–21; 19,21;<br />
Lk 12,33–34; Jak 5,2–3). Deshalb braucht er<br />
weder gesichert noch bewacht zu werden.<br />
Wie kommt ein Kloster<br />
zu seinen Schätzen<br />
Elfenbeinmadonna, Frankreich, vor 1258 ().<br />
Sie sind ursprünglich Materie und Material<br />
zum Vollzug des Gottesdienstes, der klösterlichen<br />
Menschen nach der Weisung des hl.<br />
Benedikt über alles zu gehen hat! In den<br />
offenen Himmel hinein feiern sie und werden<br />
zum Echo der Engel. Und darf dem<br />
Gotteslob nichts vorgezogen werden und ist<br />
der Liebe zu Christus nichts vorzuziehen, so<br />
ist das Gotteslob der Nonnen und Mönche<br />
vornehmste Auf-Gabe und die Liebe zu<br />
Christus deren Motiv(ation).<br />
Wo sind die Schätze<br />
in einem Kloster<br />
Hat die Sakristei, ihrem Namen gemäß,<br />
ursprünglich das vor allem für die Kranken<br />
aufbewahrte Allerheiligste in sich geborgen,<br />
so ward sie später zur Aufbewahrungsstätte<br />
für alles im Gottesdienst Benötigte. Im<br />
Abt Ferdinand Gießauf (1961–1980) ließ das<br />
in den klösterlichen Anfängen an der Ostseite<br />
des Kreuzganges für den Prior anberaumte<br />
Sprechzimmer zu einer neuen, nunmehr<br />
auch so genannten Schatzkammer<br />
adaptieren und mit bedeutsamen Exponaten<br />
aus der oberen Etage der barocken Sakristei<br />
und aus dem aufgelassenen Stiftsmuseum<br />
der Öffentlichkeit zugänglich machen. Der<br />
Einbau einer Panzertür vor der Jahrtausendwende<br />
erwies sich als Unglück für die beiden<br />
Ausstellungsräume, deren klimatische<br />
Bedingungen und Pflege darunter zu leiden<br />
begann. So entschlossen sich Abt Wolfgang<br />
Wiedermann und sein Konvent anlässlich<br />
der Restaurierung der Stiftskirche zu einer<br />
Sanierung und Umgestaltung der bisherigen<br />
Schatzkammer. Das neue Antlitz dazu gaben<br />
Doris Zichtl und Marcello Martin Hrasko,<br />
als „no mad designers“, vermittelt durch<br />
Andreas Gamerith, einem exzellenten<br />
Experten für Paul Troger und dessen Schaffen<br />
und Werke.<br />
Schatzkammer Sakristei<br />
Die altehrwürdige Darstellung des Gekreu-<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Stift Zwettl / 41<br />
Detail: Engel vom Sockel der Elfenbeinmadonna.<br />
Abtstab aus Elfenbein, um 1250 (barock ergänzt mit<br />
gefassten Glassteinen und Figurengruppe).<br />
zigten mag, beim Eintritt in den Raum der<br />
edlen Kostbarkeiten, an die grünende Eiche<br />
des Hochaltars in der Kirche mit dem Crucifixus<br />
inmitten erinnern, und dies alles<br />
wiederum, „was Gott den Menschen an dieser<br />
Stätte paradiesisch träumen lässt“! So<br />
wird überliefert, dass „in den Weihnachten“<br />
(1137/38) das Traumgesicht der Frau, die<br />
Gott unter den Menschen geboren und<br />
damit zuerst das wahre Licht der Welt<br />
erblickt hat, dem Ritter Hadmar von Kuenring<br />
und dem Mönch Hermann von Heiligenkreuz<br />
die Stätte zur Errichtung eines<br />
Klosters mit einer mitten im Winter grünenden<br />
Eiche bezeichnet habe.<br />
Zur Zeit von Abt Johann Bernhard Linck<br />
(1646–1671) wurde das romanische Reliquienkreuz<br />
zu einem Vortrags- und Kapitelkreuz<br />
adaptiert. Dieser Abt datiert es, nach<br />
seiner Deutung verschiedener historischer<br />
Quellenangaben in einer Inschrift, in die<br />
Zeit von Abt Bohuslaus: um 1250. Doch<br />
dem Stil nach und ob anderer vergleichender<br />
Studien mag dieser kunsthistorisch sehr<br />
wertvolle und kostbare Gegenstand mittelalterlicher<br />
Goldschmiedekunst im Zwettler<br />
Kloster älter sein, etwa um 1170 entstanden.<br />
Abt Bohuslaus (1248–1258) war ein eifriger<br />
Reliquiensammler. Die schier unglaubliche<br />
Menge von über 300 Reliquien, wie sie das<br />
Stiftungenbuch von Zwettl auflistet und der<br />
Freude des Abtes zuschreibt, kann unmöglich<br />
in diesem Kreuze sein, obgleich es<br />
davon seinen in die Fachliteratur und in die<br />
Klostergeschichte eingegangenen Namen<br />
beibehalten wird.<br />
Entgegen aller Überlieferung enthält auch<br />
die anmutige gotische Madonna aus Elfenbein<br />
gewiss keine Reliquien, wie wohl sie<br />
selbst eine „Reliquie“ sein mag, aus ebenso<br />
alter Zeit, ein weiteres Kleinod inmitten der<br />
neuen klösterlichen Schatzkammer. Diese<br />
Statuette dürfte der „heilige Rest“ aus dem<br />
Mittelstück eines Klappaltärchens sein. Die<br />
Legende weist sie aus als ein Geschenk des<br />
heiligen Königs Ludwig IX. von Frankreich,<br />
dem Ursprungsland der Zisterzienser, an<br />
Abt Bohuslaus bei dessen Aufenthalten zum<br />
Generalkapitel in Citeaux, in der Mutterabtei<br />
des Ordens.<br />
An Reisen, wie an das Kommen der Weisen<br />
aus dem Morgenland, wie an die Aussendung<br />
der Apostel in alle Welt, wie an das<br />
(klösterliche) Leben selbst, im Sinnbild eines<br />
Weges durch die Zeit auf Erden, erinnert<br />
jedes – gemäß dem lateinischen Wortsinn<br />
sogenannte – Pastorale, des Hirten Stab (vgl.<br />
Ps 23(22),1.4) in vielerlei Formen und Fassungen.<br />
Der romanische Abtstab aus Elfenbein<br />
ist um 1240 angefertigt, die zierliche<br />
Figurengruppe in der Krümmung jedoch<br />
erst um 1650.<br />
Die wahren Schätze<br />
Galt der erste Blick dem Gekreuzigten, auf<br />
den alle schauen werden, die ihn durchbohrt<br />
haben (Sach 12,10; Joh 19,31; Offb 1,7), so<br />
gilt insgesamt der im davon angesprochenen<br />
Herzen bewahrte, alles zusammenschauende<br />
„Ein-Blick“ in diese Schatzkammer dem<br />
Mysterium des Kreuzes, unter dem die Frau<br />
in den Wehen seines Todes steht, also dem<br />
Geheimnis eines Glaubens, der auch durch<br />
kostbare Kunst entbirgt und verbürgt, „was<br />
der Mensch Gott wert ist“! Eine begnadete<br />
Antwort, die dem am Kreuz ausgelegten<br />
Ernstfall der Liebe menschlich dankt, ist<br />
gewiss jedes Martyrium, das am Beispiel der<br />
hl. Barbara und der hl. Agatha, den Frauen<br />
unter dem Kreuze gleich, zwei spätgotische<br />
Holzreliefs eindrucksvoll und ausdrucksstark<br />
„auszeichnen“, worauf das ebenso<br />
altehrwürdige Agneskreuz verweist.<br />
Die wahren Schätze sind die Menschen,<br />
nämlich jeder Mensch, der diese klösterliche<br />
Schatzkammer besucht und ein Leben lang<br />
ihn (er)sucht, der aus solcher Kunst kündet:<br />
„Ich liebe dich, o Mensch! Du bist mein<br />
Schatz im Himmel!“ /<br />
Text: P. Martin Strauß OCist<br />
Fotos: Dieter Schewig<br />
STIFT ZWETTL<br />
———————————————————<br />
Schatzkammer<br />
Zisterzienserstift Zwettl, 3910 Zwettl<br />
Tel. 02822 20202-0<br />
Öffnungszeiten<br />
Bis Do, 31. 10. <strong>2013</strong> täglich mit<br />
Führung um 11.00 und 14.00 Uhr,<br />
ebenso Ostern bis Fr, 31. 10. 2014<br />
www.stift-zwettl.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Museen</strong> / 42<br />
Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />
FAMILIENALBUM<br />
Die Ausstellung zeigt anhand von Fotos und einmaligen Exponaten die Lebenswege von jüdischen<br />
Familien, die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in die Stadt zugewandert waren.<br />
Ein Teil konnte dem NS-Regime entrinnen<br />
und in verschiedenen Exilländern überleben.<br />
Unzählige Leben wurden ausgelöscht –<br />
nur wenige überlebten den Völkermord.<br />
Chinesisches Dokument des Herrn Kaufmann.<br />
Mit ihren Bildern kommt die Geschichte der<br />
Menschen jetzt zurück. Überlebende der<br />
Shoah und ihre Nachkommen schlagen ihr<br />
Familienalbum für uns auf, um uns einen<br />
Einblick in ihr Leben zu gewähren. Diese<br />
Bilder führen uns in die Vergangenheit von<br />
Wiener Neustadt, in die jüdische Welt von<br />
damals und lassen uns Lebenswege jüdischer<br />
Familien nachvollziehen. /<br />
Fotos: Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />
Als die Welt noch fast in Ordnung war: Eislaufen in<br />
Wiener Neustadt.<br />
Kurz nach der Stadtgründung im Jahr 1192<br />
hatten sich bereits Juden und Jüdinnen in<br />
der einstigen „Neustadt“ angesiedelt. Ihre<br />
Zahl wuchs bis zum Spätmittelalter kontinuierlich<br />
an. Mit dem Ausweisungsbefehl von<br />
Kaiser Maximilian I. im Jahr 1496 wurde die<br />
geduldete Minderheit schließlich vertrieben<br />
– mit dem Ziel, sie „auf ewige Zeit“ vor die<br />
Tore der Stadt zu setzen. Doch es kam anders,<br />
als sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
Juden und Jüdinnen in Wiener Neustadt wieder<br />
niederlassen durften. Die jüdische<br />
Gemeinde von Wiener Neustadt entwickelte<br />
sich zu einer der größten Israelitischen Kultusgemeinden<br />
(IKG) des Landes Niederösterreich.<br />
In den 1920er Jahren lebten fast 700<br />
Glaubensjuden in der IKG, die damals die<br />
Die Ziehharmonika gehörte einer Flüchtlingsfamilie<br />
aus Wiener Neustadt, die auf der „Patria“ war.<br />
zweitgrößte IKG des Landes darstellte. 1938<br />
wohnten schließlich ca. 870 Juden und<br />
Jüdinnen im Stadtgebiet. Es waren Jahrzehnte<br />
des lebendigen und vielfältigen jüdischen<br />
Lebens in der Steinfeldstadt. Mit der Vertreibung<br />
der jüdischen Bevölkerung im Jahr<br />
1938 wurde die jüdische Gemeinde von Wiener<br />
Neustadt zum zweiten Mal zerstört. Dieses<br />
neuerliche Ende war aber gewaltsamer<br />
denn je, weil das Ziel des Nationalsozialismus<br />
letztlich in der totalen Vernichtung des<br />
jüdischen Volkes bestand.<br />
Shoah und Exil<br />
Die jüdischen Mitbürger verschwanden aus<br />
der Stadt und mit ihnen die jüdische <strong>Kultur</strong>.<br />
FAMILIENALBUM<br />
———————————————————<br />
Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />
2700 Wiener Neustadt, Petersgasse 2a<br />
Tel. 02622 373951<br />
Öffnungszeiten: Bis So, 2. 2. 2014,<br />
Mi, Fr, Sa, So, Fei 10.00–16.00 Uhr,<br />
Do 10.00–20.00 Uhr<br />
stadtmuseum.wiener-neustadt.at<br />
Werner Sulzgruber:<br />
„Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre<br />
Schicksale. Eine biografische Reise in die<br />
Vergangenheit von Wiener Neustadt“<br />
602 Seiten, Verlag Berger<br />
EUR 29,90<br />
ISBN 978-3-85028-557-5<br />
www.verlag-berger.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Museum / 43<br />
Familie Schubert<br />
VERMENSCHLichUNG<br />
Der Familie von Franz Schubert ist die Sonderausstellung im Mährisch-Schlesischen Heimatmuseum<br />
gewidmet. Ein Beitrag zur „Vermenschlichung des Genies“.<br />
Geburtshaus der Mutter Franz Schuberts<br />
in Zuckmantel/Zlaté Hory. Foto: MSHM<br />
Bauer-Lehrer-(Lieder-)Fürst, das ist eine<br />
bemerkenswerte Karriere innerhalb von drei<br />
Generationen. Allerdings war schon Carl<br />
Schubert – der Großvater des Komponisten<br />
– kein gewöhnlicher Bauer, sondern „Bauer<br />
und Dorfrichter“ in Neudorf/Vysoká bei<br />
Mährisch-Schönberg, Bezirk Altstadt<br />
(Šumperk, Tschechien). Das Mährisch-<br />
Schlesische Heimatmuseum widmet der<br />
Familie Franz Schuberts (1797–1828) seine<br />
diesjährige Sonderausstellung.<br />
Das Deutsch-Verzeichnis der Werke Franz<br />
Schuberts umfasst 1.000 Nummern, darunter<br />
600 Lieder. Über den „Liederfürsten“ hat<br />
es schon viele Ausstellungen gegeben,<br />
besonders in Jubiläumsjahren. Das<br />
Mährisch-Schlesische Heimatmuseum geht<br />
einen anderen Weg. Ausstellungskurator<br />
Michael Ambrosch sieht den Beitrag des<br />
Museums als „Ergänzung, Erweiterung und<br />
Vermenschlichung des Genies“. Er will den<br />
Besuchern „manch unbeachtetes Detail aus<br />
dem Leben des Komponisten näher bringen,<br />
um das allzu oft idealisierte und verklärte<br />
Bild ein wenig ins wirkliche Leben zurückzuholen“.<br />
Man betritt die Ausstellung durch ein Portal,<br />
das jenem des Geburtshauses in Wien IX,<br />
Nussdorfer Straße 54, nachempfunden ist,<br />
und lernt die Umwelt kennen, in welcher der<br />
Komponist groß wurde, wie die Häuser, in<br />
denen er als Schulgehilfe seines Vaters<br />
unterrichtete, oder die Lichtentaler Kirche,<br />
in der die Uraufführung seiner Messen stattfand.<br />
Notenblätter, Erinnerungsstücke und<br />
eine historische Nachbildung der „Schubertbrille“<br />
sind hier zu sehen. Den Blickpunkt<br />
bildet eine Collage aus Dutzenden Schubertporträts,<br />
die im Lauf von Jahrzehnten der –<br />
mehr oder weniger künstlerischen – Phantasie<br />
entsprungen sind.<br />
Mährische Wurzeln<br />
Der Hauptraum stellt die älteren Familienmitglieder<br />
im Bild vor: den Vater Franz<br />
Theodor (1763–1830), der nach Wien auswanderte<br />
und hier Bürger wurde, die Brüder<br />
Ferdinand (1794–1859) und Karl (1795–<br />
1855), die zu ihrer Zeit als Schulbuchautor<br />
bzw. Maler bekannt waren. Die Einrichtungs-<br />
und Gebrauchsgegenstände aus der<br />
städtischen Biedermeierkultur kontrastieren<br />
mit der Lebenswelt der bäuerlichen Großeltern<br />
in Mähren. Schlichte Holzobjekte und<br />
Geräte zur Flachsverarbeitung illustrieren<br />
deren hartes Leben. Franz Schuberts Großvater,<br />
Carl (1723–1787), trat dennoch als<br />
Mäzen in seiner Heimatgemeinde auf. Er<br />
stiftete eine Sandsteinfigur des Christus am<br />
Ölberg und eine Kapelle. Beide sind erhalten,<br />
anders als das Geburtshaus der Mutter<br />
Franz Schuberts in Zuckmantel im ehemaligen<br />
Österreichisch-Schlesien (Zlaté Hory,<br />
Tschechien). Auch die älteste fassbare Generation,<br />
Franz Schuberts Urgroßeltern –<br />
Johannes Schubert (1678–1760) und mütterlicherseits<br />
Valentin Vietz (1679–1754) –<br />
wird noch gewürdigt. Der Überlieferung<br />
zufolge war Johannes Vietz Regimentsmusiker<br />
in Flandern; das fränkische Geschlecht<br />
der Schubert lässt sich in der Gegend von<br />
Mährisch-Altstadt schon zu Beginn des<br />
16. Jahrhunderts nachweisen. /<br />
Text: Michael Ambrosch<br />
BAUER – LEHRER –<br />
LIEDERFÜRST<br />
———————————————————<br />
Familie Franz Schubert<br />
Bis Mi, 20. 8. 2014<br />
Mährisch-Schlesisches Heimatmuseum<br />
Schießstattgasse 2 (Rostock-Villa)<br />
3400 Klosterneuburg<br />
Öffnungszeiten<br />
Di 10.00–16.00 Uhr, Sa 13.00–17.00 Uhr,<br />
So 9.00–13.00 Uhr, Fei geschlossen<br />
Schließtage: Mi, 18. 12. <strong>2013</strong>–Mo, 6. 1. 2014<br />
www.mshm.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Ausstellung / 44<br />
W.-H.-Auden-Gedenkstätte Kirchstetten<br />
IN AND OUT<br />
Anlässlich des 40. Todestages des Schriftstellers W. H. Auden zeigt eine Ausstellung rund um sein Haus<br />
die Werke internationaler Künstler, die sich in ihrer Arbeit mit dem Hören, mit der Stimme und mit<br />
Sprachhandlungen beschäftigen.<br />
zu dem, was wir hinlänglich als öffentlich<br />
und politisch oder privat und persönlich<br />
verstehen, von einem gegenwärtigen Standpunkt<br />
aus neu zu zeichnen. In der Ausstellung<br />
werden rund ums Haus die Werke<br />
internationaler Künstlerinnen und Künstler<br />
zu sehen sein, die sich in ihrer Arbeit mit<br />
dem Hören, mit der Stimme und mit<br />
Sprachhandlungen sowie deren formaler,<br />
sprachlicher, räumlicher und gesellschaftspolitischer<br />
Transformation und Übersetzung<br />
beschäftigen.<br />
The Cave of Making –<br />
Die Höhle des Schaffens<br />
W. H. Auden (1907–1973) verbrachte die Sommer in Niederösterreich, die Winter in den USA. Foto: z. V. g.<br />
Der angloamerikanische Schriftsteller<br />
Wystan Hugh Auden hatte bereits sein frühes<br />
Coming-out als homosexueller Mann<br />
und Schriftsteller im Berlin der Weimarer<br />
Zeit, sein politisches Engagement als Antifaschist<br />
im Spanischen Bürgerkrieg und dem<br />
Japanisch-Chinesischen Krieg, seine Hochzeit<br />
mit Erika Mann, um sie vor der Deportation<br />
des Naziregimes zu schützen, seine<br />
Emigration von England nach New York<br />
1939, die Zusammenarbeit mit Komponisten<br />
wie Igor Strawinsky, Benjamin Britten<br />
oder Hans Werner Henze sowie weltweite<br />
Reisen und zahlreiche Publikationen hinter<br />
sich, für die Auden bereits internationalen<br />
Ruhm erlangte, als er 1958, gemeinsam mit<br />
seinem Partner Chester Kallman, in das neu<br />
erworbene Haus in dem niederösterreichischen<br />
Dorf Kirchstetten zog. Mit diesem<br />
Haus, in dem er bis zu seinem Tod 1973<br />
immer in den Sommermonaten lebte,<br />
scheint Auden so etwas wie eine Insel gefunden<br />
zu haben. Von hier aus und hierher<br />
zurückkehrend knüpft er – In and Out –<br />
Verbindungslinien zu einer Gemeinde, mit<br />
der er scheinbar nichts gemeinsam hat.<br />
Das Leben und Werk W. H. Audens steht<br />
hier für die Verinnerlichung eines Außenseitertums.<br />
Die Gleichzeitigkeit von Dislokation<br />
und Anderssein sowie die Nähe<br />
zum Alltäglichen und das „Innen“ sind<br />
Motive dieses Kunstprojektes, um anhand<br />
von künstlerischen Werken die Grenzlinien<br />
Das Auden-Haus in Kirchstetten ist sowohl<br />
der reale Ausstellungsort als auch ein Ausgangspunkt<br />
für Überlegungen zu der Frage,<br />
wie die Trennlinie zwischen dem privaten<br />
Innen und dem politischen Außen dimensioniert<br />
werden kann. Die Beschreibung des<br />
Hauses steht hier für die Verlängerung des<br />
eigenen Selbst. Durch die wiederholte<br />
Handlung des Hinein- und Herausgehens,<br />
wo Privates und Gesellschaftliches zusammentrifft,<br />
wird das Haus zu dem Ort der<br />
Erzählung über die Poetik dieser Wechselbeziehung.<br />
Das ursprünglich im Auden-Haus beheimatete<br />
Archiv wandert während der Ausstellungsdauer<br />
in einer neu adaptierten audiovisuellen<br />
Zusammenstellung in den öffentlichen<br />
Raum von Kirchstetten. Die Bewegung<br />
zwischen mündlichen und schriftlichen<br />
(kulturellen) Quellen, Interviews und<br />
Gesprächen mit Dorfbewohnern, histo-<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Ausstellung / 45<br />
Migrationsforschung<br />
HERÜBEN<br />
„Langsam ist es besser geworden.“ Vertriebene erzählen<br />
vom Wegmüssen, Ankommen und Dableiben.<br />
Treffpunkt Käfer: W. H. Audens Auto wird zum Austragungsort für Lesungen.<br />
rischen Aufnahmen, Briefverkehr, Lesungen, Auden-Zitaten auf<br />
Twitter, Zeitungsausschnitten aus der Dorfchronik, Originaltexten<br />
und Übersetzungen von Audens späten Haikus bis zu dem „Zeitalter<br />
der Angst“ bildet die Grundlage dieses subjektiv arrangierten Archivs.<br />
Auf dem Bahnhofsgelände sind wechselnde Texte auf einem Flip-<br />
Dot-Panel wie Untertitel in der Dorflandschaft zu lesen; im Warteraum<br />
des Bahnhofs ist der historische Film „Night Mail“ zu sehen;<br />
gegenüber, in den Fenstern der Post, wird auf die Bedeutung der<br />
Briefe in Audens Nachlass Bezug genommen, und auf dem Weg zum<br />
Haus kommt man am Dorfplatz vorbei, wo der originale VW Käfer<br />
Audens zum Austragungsort für eine öffentliche Lesung wird. Zu<br />
hören ist die Stimme des Autors. Das zu diesem Anlass belebte<br />
Archiv kann nach Ende der Ausstellung als Ergänzung in das Auden-<br />
Haus mit einziehen. /<br />
Text: Ricarda Denzer<br />
Fotos: eSeL.at<br />
ABOUT THE HOUSE<br />
———————————————————————————————<br />
Silence Turned Into Objects<br />
Auden-Haus<br />
3062 Kirchstetten, Hinterholz 6<br />
Öffnungszeiten: Sa, So 13.00–17.00 Uhr<br />
und auf Anfrage bei der Gemeinde Kirchstetten<br />
Tel. 02743 8206, 0676 89585035<br />
Ein Kunstprojekt von Ricarda Denzer zu W. H. Auden mit Arbeiten<br />
von Fatih Aydogdu, Ricarda Denzer, Simone Forti, Sharon<br />
Hayes, Olga Karlíková, Pamelia Kurstin, Brandon LaBelle, Jonathan<br />
Quinn, Annette Stahmer, Imogen Stidworthy, Ultra-red und<br />
einem Interview von Marcel Broodthaers mit einer Katze.<br />
Vertreibung aus der Tschechoslowakei 1945.<br />
1945, als sie als „Deutsche“ aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden,<br />
waren sie Kinder. Fast 70 Jahre danach erinnern sie sich. Erzählen<br />
vom Ankommen in Niederösterreich. Dem Bitten und Betteln um<br />
Essen. Von der Suche nach einem Dach über den Kopf. Von der Angst<br />
wieder abgeschoben zu werden. Vom langsamen, schmerzhaften<br />
Hineinfinden der Eltern in ein neues Leben. Ihren ersten Schultagen<br />
„herüben“. Von Hilfe und Ablehnung in einem Land, welches für viele<br />
nie ganz Heimat geworden ist. Von ihrem Kummer und ihrer Sehnsucht,<br />
von Begegnungen mit „Drüben“, von Besuchen und Kontakten<br />
heute. Die Ausstellung des NÖ Landesarchivs stellt die Erinnerungen<br />
der Kinder von damals, heute hochbetagten Menschen, in den Mittelpunkt.<br />
/<br />
LANGSAM IST ES BESSER GERWORDEN<br />
———————————————————————————————<br />
Ab Do, 31. 10. <strong>2013</strong><br />
Ausstellung des neuen Zentrums für Migrationsforschung (ZMF)<br />
in der NÖ Landesbibliothek<br />
Niederösterreichische Landesbibliothek<br />
3109 St. Pölten, <strong>Kultur</strong>bezirk 4<br />
Öffnungszeiten: Mo, Mi–Fr 8.30–16.00 Uhr, Di 8.30–18.00 Uhr<br />
www.migrationsforschung.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Nachschau / 46<br />
Dirndlgwandsonntag<br />
tag der<br />
tracht<br />
Dirndln, Lederhosen und Trachtenanzüge prägten<br />
das Bild am Sonntag, den 8. September und<br />
das Dorffest in Furth an der Triesting.<br />
VOLKSMUSIKSENDUNGEN des ORF<br />
———————————————————————————————<br />
ORF 2<br />
Wetter-Panorama täglich 7.00–9.00 Uhr<br />
Mei liabste Weis, Sa, 19. 10., 20.15 Uhr, zu Gast beim Urdlwirt<br />
in Unterpremstätten bei Graz<br />
Klingendes Österreich, Sa, 26. 10., 20.15 Uhr, „Inmitten stiller Berge“<br />
– Zwischen Annaberg und Mürzzuschlag<br />
Fernsehfrühschoppen, Sa, 26. 10., Fr, 1. 11., 12.00 Uhr<br />
_<br />
ORF 3<br />
Unser Österreich, Sa 17.00 Uhr, Mo 12.00 Uhr<br />
_<br />
RADIO NIEDERÖSTERREICH<br />
aufhOHRchen Spezial zu Allerheiligen, Fr, 1. 11., 11.00–12.00 Uhr<br />
Gestaltung: Dorli Draxler und Edgar Niemeczek<br />
ORF NÖ Landesdirektor Norbert Gollinger, Volkskultur NÖ Geschäftsführerin<br />
Dorli Draxler, EVN-Vorstandssprecher Peter Layr, Landeshauptmann<br />
Dr. Erwin Pröll mit Aaron Horvath, Bürgermeister Franz<br />
Seewald, <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich Geschäftsführer Edgar Niemeczek.<br />
Foto: Volkskultur Niederösterreich/Lackinger<br />
„Der Dirndlgwandsonntag ist bereits zu einer festen Tradition geworden<br />
und wird begeistert aufgenommen. Es zeigt uns, dass Volkskultur<br />
modern und aktuell ist und Tracht als Ausdruck von Lebensfreude und<br />
Heimatverbundenheit begeistert aufgenommen wird“, freut sich Dorli<br />
Draxler, Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich, die<br />
gemeinsam mit Bürgermeister Franz Seewald das Dorffest in Furth an<br />
der Triesting eröffnete. Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll zeigte sich<br />
von der Vielfalt der Trachten und der liebevollen Gestaltung des Festes<br />
beeindruckt: „Veranstaltungen wie der Dirndlgwandsonntag lassen uns<br />
im Jahreskreislauf innehalten und ein Leben mit Werten und Gemeinschaftssinn<br />
wieder wertschätzen.“ Auch die Partner der Initiative Wirtragen-Niederösterreich<br />
Militärkommandant Brigadier Mag. Rudolf<br />
Striedinger, EVN-Vorstandssprecher Dr. Peter Layr, ORF NÖ Landesdirektor<br />
Norbert Gollinger, NV Generaldirektor Dr. Hubert Schultes<br />
und Dorferneuerungsobfrau Maria Forstner waren von dem fröhlichen<br />
Miteinander beeindruckt. Der Dirndlgwandsonntag wurde darüber<br />
hinaus in ganz Niederösterreich gefeiert. Unter anderem feierte man in<br />
Mitterndorf am Erlaufsee einen Berggottesdienst, in der Gemeinde<br />
Markt Piesting gab es einen Festzug mit anschließendem Frühschoppen<br />
und in Eichgraben einen Dirndlkirtag. /<br />
aufhOHRchen, Di 20.00–21.00 Uhr<br />
1. 10.: „Tierisch“ Ernsthaftes und Heiteres, Gestaltung: Nobert Hauer<br />
8. 10.: Volkskultur aus Niederösterreich, Gestaltung: Dorli Draxler<br />
15. 10.: taktvoll vokal: Volkstänze und ihre Singweisen,<br />
Gestaltung: Edgar Niemeczek<br />
22. 10.: Volksmusikalische Kostbarkeiten, Gestaltung: Walter Deutsch<br />
29. 10.: Neues aus der Volksmusik, Gestaltung: Edgar Niemeczek<br />
5. 11.: Der Hiata-Einzug in Perchtoldsdorf, Gestaltung: Hans Schagerl<br />
12. 11.: Volkskultur aus Niederösterreich, Gestaltung: Dorli Draxler<br />
19. 11.: Literarisches aus dem Brandlhof, Gestaltung: Edgar Niemeczek<br />
26. 11.: Volksmusikalische Kostbarkeiten, Gestaltung: Walter Deutsch<br />
Kremser Kamingespräch, Mi 21.00 Uhr<br />
16. 10. Selbermachen / Lebensstil wählen<br />
20. 11. Selbermachen / Glauben finden<br />
„vielstimmig“ – Die Chorszene Niederösterreich, Do 20.00 Uhr<br />
10. 10.; 24. 10.; 7. 11.; 21. 11.<br />
G’sungen und g’spielt & Für Freunde der Blasmusik,<br />
Mi, Do 20.00–21.00 Uhr<br />
Musikanten spielt’s auf, Fr 20.00–21.00 Uhr<br />
Frühschoppen, So 11.00–12.00 Uhr<br />
Lange Nacht der Volksmusik <strong>2013</strong><br />
Live auf Radio Niederösterreich: Sa, 9. 11. <strong>2013</strong>, 20.00–23.00 Uhr<br />
ORF NÖ Landesstudio in St. Pölten<br />
Es spielen auf: Weinviertler Mährische Musikanten, streichfähig,<br />
Stammtischmusi Wieselburg, Heanagschroa, Prigglitzer Vorstadtsänger,<br />
Linzer Packl und Rosenegger Zwiefache<br />
Gewinnen Sie Ihre Karten ab 4. <strong>November</strong> um 9.50 Uhr auf Radio<br />
Niederösterreich! Information: noe.orf.at<br />
Die Volkskultur Niederösterreich verlost Karten! Schreiben Sie an:<br />
aufhOHRchen@volkskulturnoe.at<br />
Programmänderungen vorbehalten<br />
Detailprogramme unter www.orf.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 47<br />
Kurse & Seminare<br />
Fortbildung<br />
WIEDERSEHEN MACHT FREUDE<br />
——————————————————————<br />
Kundenbindung im Veranstaltungsbereich<br />
Di, 1. 10. <strong>2013</strong>, 18.00–21.00 Uhr<br />
Hotel Steinberger<br />
Hauptstraße 52, 3033 Altlengbach<br />
Referent: Dr. Leo Hemetsberger<br />
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Positive<br />
Erfahrungen unterstützen den Wunsch nach<br />
Wiederholung von angenehm Bekanntem. Der<br />
Kunst- und <strong>Kultur</strong>sektor pendelt zwischen der<br />
Suche nach dem ewig Neuen und der Frage,<br />
wem man Traditionelles so verpacken kann,<br />
dass es interessant bleibt. Wie können wir<br />
Erkenntnisse zu diesen Problemen aufnehmen<br />
und im Sinne der nachhaltigen Kundenbindung<br />
in der Praxis umsetzen Reichen dazu die gängigen<br />
Marketinginstrumente aus, oder braucht<br />
es das gewisse Etwas Der Vortrag unterstützt<br />
Sie dabei, Initiativen zu diesen Fragen in Ihrer<br />
praktischen Arbeit lösungsorientiert zu gestalten.<br />
Es werden Instrumente zur Kundenbindung<br />
und ihre Anwendung vorgestellt.<br />
Anmeldung & Information<br />
<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />
Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />
seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />
www.kulturvernetzung.at<br />
_<br />
AUFTRETEN – WIRKEN –<br />
ÜBERZEUGEN<br />
——————————————————————<br />
Ihr Auftritt in der Öffentlichkeit<br />
Mo, 14. 10. <strong>2013</strong>, 18.00–21.00 Uhr<br />
BHW NÖ<br />
Linzer Straße 7, 3100 St. Pölten<br />
Referent: Peter Possert-Jaroschka<br />
www.peter.possert.eu<br />
Wann immer wir mit Menschen im Gespräch<br />
sind, machen sich unsere Gesprächspartner von<br />
uns ein Bild – wir hinterlassen „Eindruck“. Bei<br />
Auftritten in der Öffentlichkeit werden diese<br />
Eindrücke multipliziert mit der Anzahl der<br />
Zuschauer und Zuhörer. Einerseits erzeugt das<br />
Unsicherheit („Komme ich gut an“), andererseits<br />
ist genau das die große Chance für uns:<br />
Welches Bild von uns soll denn in den Köpfen<br />
des Publikums entstehen Welche Botschaft(en)<br />
sollen sich die Menschen merken Holen Sie<br />
sich an diesem Abend Tipps und Anregungen<br />
für Ihre Reden, Präsentationen und Auftritte.<br />
Anmeldung & Information<br />
<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />
Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />
seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />
www.kulturvernetzung.at<br />
_<br />
VOM TEXT ZUM MANUSKRIPT<br />
——————————————————————<br />
Texte besser zur Geltung bringen<br />
Di, 29. 10. <strong>2013</strong>, 9.00–18.00 Uhr<br />
Hotel Böck<br />
2345 Brunn/Gebirge, Wiener Straße 196<br />
Referentin: Petra Ganglbauer<br />
www.schreibpaedagogik.com<br />
Sie schreiben an einem Text für ein Buch und<br />
sind interessiert, wie dieser bei der Leserschaft<br />
ankommt Basierend auf in Arbeit befindlichen<br />
längeren Texten oder Textzyklen (Lyrik<br />
oder Prosa) werden Strukturen genauer analysiert<br />
und stilistische, dramaturgische oder auch<br />
konzeptuelle Schwächen korrigiert. Der Workshop<br />
richtet sich an angehende Autoren und<br />
Literaten, mit den vorabgesendeten Texten<br />
beschäftigen sich die Teilnehmer in Gruppenund<br />
Einzelarbeit. Begrenzte Teilnehmerzahl,<br />
vorrangig Mitglieder oder Mitarbeiter der <strong>Kultur</strong>vernetzung<br />
Niederösterreich, des BHW Niederösterreich<br />
und der Volkskultur Niederösterreich!<br />
Teilnahmegebühr: EUR 70,00<br />
Anmeldung & Information<br />
<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />
Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />
seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />
www.kulturvernetzung.at<br />
_<br />
MIT GUTEM GEFÜHL<br />
PRÄSENTIEREN<br />
——————————————————————<br />
Dinge auf den Punkt bringen<br />
und Menschen begeistern<br />
Mi, 13. 11. <strong>2013</strong>, 9.00–18.00 Uhr<br />
Hotel Römerhof Tulln<br />
3430 Tulln, Hafenstraße 3<br />
Referent: Peter Webhofer M. A.<br />
www.peterwebhofer.at<br />
Immer wieder ist es notwendig, dass wir unsere<br />
Ideen, Anliegen oder Themen vor anderen<br />
Menschen präsentieren. Wir haben dabei meist<br />
wenig Zeit, um die Dinge auf den Punkt zu<br />
bringen und Menschen zu begeistern oder zu<br />
überzeugen. Oft vergeuden wir diese Zeit mit<br />
vielen Powerpoint-Folien und unwichtigen<br />
Details. Wir müssen sie aber eigentlich kreativ<br />
nutzen, um unsere Anliegen gut zu kommunizieren.<br />
Im Rahmen dieses Seminars lernen Sie<br />
einfache und praktische Schritte, mit denen Sie<br />
kurz und prägnant präsentieren und Menschen<br />
für Ihre Ideen und Anliegen begeistern können.<br />
Begrenzte Teilnehmerzahl, vorrangig Mitglieder<br />
oder Mitarbeiter der <strong>Kultur</strong>vernetzung Niederösterreich,<br />
des BHW Niederösterreich und<br />
der Volkskultur Niederösterreich!<br />
Teilnahmegebühr: EUR 70,00<br />
Anmeldung & Information<br />
<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />
Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />
seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />
www.kulturvernetzung.at<br />
_<br />
UMGANG MIT URHEBERRECHT<br />
——————————————————————<br />
Wie schütze ich mein geistiges Eigentum<br />
Do, 28. 11. <strong>2013</strong>, 18.00–21.00 Uhr<br />
SZ Schwaighof<br />
3100 St. Pölten, Landsberger Straße 11<br />
Viele Menschen – gerade in den Bereichen<br />
Kunstvermittlung und <strong>Kultur</strong>management –<br />
sind sowohl Nutzer fremder als auch Urheber<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 48<br />
eigener Werke. Das Urheberrechtsgesetz<br />
schützt eben nicht nur Schriftsteller und<br />
Komponisten, sondern etwa auch Fotografen<br />
und Filmschaffende, Herausgeber von Ausstellungskatalogen,<br />
Veranstalter und Datenbankhersteller.<br />
Das Seminar bietet eine kompakte<br />
Einführung ins Urheberrecht und widmet sich<br />
dann den beiden entscheidenden Fragen:<br />
Gegen welche Eingriffe ist ein Urheber<br />
geschützt Und was alles darf ein Nutzer tun,<br />
ohne irgendjemandes Zustimmung einholen<br />
zu müssen Beispiele aus der anwaltlichen<br />
Praxis illustrieren die Brisanz des Themas und<br />
zeigen, welche Lösungen der Gesetzgeber und<br />
die Gerichte bereithalten.<br />
Anmeldung & Information<br />
<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ –<br />
Büro Industrieviertel<br />
Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />
seminaranmeldung@kulturvernetzung.at<br />
www.kulturvernetzung.at<br />
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Text fehlt<br />
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Text fehlt<br />
TANZMUSIKANTENSCHULUNG<br />
——————————————————————<br />
Sa, 23.–So, 24. 11. <strong>2013</strong>,<br />
Eintreffen: Sa, 14.00 Uhr<br />
Bildungswerkstatt Mold bei Horn<br />
3580 Mold 72<br />
Referenten: Gerhard Fuchs (Bläser, Bassgeige<br />
und Steirische Harmonika), Alfred Gieger<br />
(Streicher), Raphael Kühberger (Steirische<br />
Harmonika) Susi Raschbacher (Okarina,<br />
Ensemble), Volker Schöbitz (Ensemble, Harfe<br />
und Schwegel), Franz Fuchs (Akkordeon, Steirisches<br />
Hackbrett, Steirische Harmonika)<br />
Tanzmusikantenschulung für jeden, der ein<br />
beliebiges Volksmusikinstrument schon halbwegs<br />
beherrscht, auch wenn er noch nie Volksmusik<br />
gespielt hat. Am Programm stehen:<br />
selbst spielen, üben, Perfektion, musikantisches<br />
Spiel, zum Volkstanz aufspielen, Zusammenspiel<br />
mehrerer Instrumente, Singen zur<br />
Harmonika, Begleiten mit Begleitinstrumenten,<br />
Harmonielehre, Harmonikaspiel nach<br />
Noten, Probenwochenende für Musikgruppen.<br />
Anmeldung & Information<br />
Anmeldung bis 16. 11. <strong>2013</strong> bei Franz Fuchs<br />
Tel. 0664 9804315<br />
franz.fuchs@stammtischmusik.at<br />
www.volksmusik.cc<br />
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schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 49<br />
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich<br />
INTERN<br />
Zwischen Himmel und Erde<br />
ACHTSAMKEIT<br />
Wir gratulieren!<br />
Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:<br />
Bgm. a. D. Edwin Pircher (80), Tulln an der Donau,<br />
4. <strong>Oktober</strong><br />
Leopold Wagner (85), Aspang, 4. <strong>Oktober</strong><br />
Etienne Vankeirsbilck (80), Oostrozebeke, Belgien, 11. <strong>Oktober</strong><br />
Peter Ebner (65), Wieselburg an der Erlauf, 13. <strong>Oktober</strong><br />
Landtagspräsident a. D. Mag. Franz Romeder (75), Schweiggers,<br />
16. <strong>Oktober</strong><br />
Bgm. a. D. Michael Pirgmaier (95), Rabenstein an der Pielach,<br />
17. <strong>Oktober</strong><br />
Bgm. a. D. Ing. Erich Grabner (85), Krems-Stein, 23. <strong>Oktober</strong><br />
Leonhard Kaiser (80), Miesenbach, 27. <strong>Oktober</strong><br />
Hermann Rottensteiner (70), St. Anton an der Jeßnitz,<br />
28. <strong>November</strong><br />
Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:<br />
Dir. Herta Hofer, Reichenau, 6. <strong>Oktober</strong><br />
Willfriede Emberger, Krems an der Donau, 24. <strong>November</strong><br />
Lucia Resch, Emmersdorf an der Donau, 28. <strong>November</strong><br />
Ihren runden Geburtstag feiern unsere Mitglieder:<br />
Josef Heinz (75), St. Pölten, 19. <strong>Oktober</strong><br />
RegR Ludwig Köcher-Schulz (75), Wien, 24. <strong>Oktober</strong><br />
Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Mitglieder:<br />
OSR Dir. Gertrud Egger, Lunz am See, 10. <strong>Oktober</strong><br />
VSDir. Phyllis Poduschka-Aigner, Staatz-Kautendorf, 29. <strong>Oktober</strong><br />
Leopoldine Thallauer, Atzenbrugg, 16. <strong>November</strong><br />
Angela Dürr, Tribuswinkel, 17. <strong>November</strong><br />
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neue mitglieder<br />
Unterstützende Mitglieder:<br />
Mag. Rosemarie Hochmuth, Wien<br />
DI Michael Sykora, Wien<br />
Susanne Kappeler-Niederwieser, Wien<br />
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Matthäus Nimmervoll: Ein erster Schritt dazu<br />
bedeutet, gut zu sich selbst sein.<br />
Als Christ bin ich fest davon überzeugt,<br />
dass alles, was Gott geschaffen hat, gut<br />
ist. Auch seine Geschöpfe, die Natur<br />
und der Mensch, wie wir in der Bibel<br />
lesen können: Gott schuf den Menschen<br />
nach seinem Bilde, als Mann<br />
und Frau schuf er sie. Gott sah alles,<br />
was er gemacht hatte, und siehe, es war<br />
sehr gut (Genesis 1,27 und 31).<br />
Darum tun wir gut daran, behutsam<br />
miteinander umzugehen. Wir nennen<br />
das Achtsamkeit. Ein erster Schritt<br />
dazu bedeutet: Gut zu sich selbst sein.<br />
In mich hineinzuschauen: Welche Gefühle wecken diese oder jene<br />
Handlungen und Worte in mir Was reizt mich Wie reagiere ich Wo<br />
verletze ich den anderen, obwohl ich das gar nicht möchte<br />
Ein zweiter Schritt der Achtsamkeit bedeutet: Auf die positiven Dinge<br />
zu schauen. Was verbindet uns Wie viel Schönes erleben wir miteinander<br />
Wodurch kann die Nächstenliebe unter uns wachsen.<br />
Schließlich gilt es drittens: Unsere Wahrnehmung zu schärfen. Da<br />
genügen oft kleine Augenblicke des Kontakts: Bei jeder Begrüßung<br />
und bei jeder Verabschiedung in die Augen schauen, uns dabei wirklich<br />
wahrnehmen – denn: Die Augen sind die Fenster der Seele und die<br />
Türen des Herzens.<br />
Achtsamkeit heißt wahrzunehmen, was tatsächlich ist, nicht was sein<br />
soll. Achtsamkeit wertet nicht und beurteilt auch nicht. Von Kindern<br />
sagt man, dass sie nicht verwöhnt, sondern wahrgenommen werden<br />
wollen. Aber auch Erwachsene spüren, ob und wie sie für mich und<br />
dich wirklich existieren. Ich denke oft an das Wort von Albert Schweitzer:<br />
Es gibt so viel Kälte unter den Menschen, weil sie sich nicht so<br />
herzlich geben, wie sie sind. /<br />
Mag. Matthäus Nimmervoll<br />
ist Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Die letzte Seite / 50<br />
2 nd life<br />
Die Herbstsonne soll man in einem Schanigarten<br />
genießen. Wieder wurden wir in<br />
Bratislava/Pressburg fündig. Diese Kabeltrommeln<br />
kommen vor allem beim Verlegen<br />
von unterirdischen Telefonleitungen zum<br />
Einsatz. Die Do-it-yourself-Bewegung hat<br />
sie schon längst als brauchbaren Tisch entdeckt,<br />
auf einschlägigen Seiten werden jede<br />
Menge von diesen hölzernen Trommeln<br />
gesucht und angeboten. Recht praktisch sind<br />
die Vertiefungen in der Platte, als wären sie<br />
für das sichere Abstellen von Flaschen und<br />
Kaffeebechern gemacht. Auch die passenden<br />
Sesseln hat man in Bratislava gefunden: ausrangierte<br />
Bürosessel ohne Räder. Die Gäste<br />
können nicht davonrollen. /<br />
Foto: Wolfgang Stecher<br />
Landeinwärts<br />
OH BUDDHA!<br />
Ich stelle mir vor, wie die alte Frau Blaha<br />
„Oh Buddha!“ ausruft, bevor sie beinahe<br />
über die Schwelle des örtlichen Geldinstituts<br />
stolpert. Aber, Buddha sei Dank, nix ist ihr<br />
passiert. Warum Weil seit Kurzem wirklich<br />
ein Buddhakopf in der Auslage des örtlichen<br />
Geldinstituts steht und über uns wacht.<br />
Daneben finden sich Ankündigungen zum<br />
<strong>Oktober</strong>fest, PensionistenInnenkränzchen<br />
(sic!, das Binnen-I hat nun ländliche Rentenverbände<br />
erreicht) und die Plakate des<br />
hier ansässigen Filmclubs.<br />
Der Kopf ist aus grüner Keramik und wirklich<br />
sehr schön. Schon seit Längerem beobachte<br />
ich diesen interreligiösen Transfer.<br />
Auf der der Internetverkaufsplattform e-bay<br />
läuft Buddha und Co. unter der Sparte<br />
„Dekoration“, in den Baumärkten ist er<br />
meist aus Ton gefertigt, für den Gartengebrauch,<br />
und steht in der Nachbarschaft von<br />
Gartenzwergen. Das muss doch den friedvollsten<br />
Buddhisten in der von uns friedvoll<br />
rezipierten Religion ärgern. Auch in unserer<br />
Drogerie gibt es Buddha-Statuen (dort sind<br />
sie käuflich zu erwerben). Ich glaube, mit<br />
Buddha haben wir keine Probleme. Er<br />
gehört zur Ikonografie einer Religion, die<br />
weit weg ist und die wir nicht verstehen.<br />
Was aber würde passieren, wenn unserer<br />
Bäcker statt dem Kipferl ein Davidsternderl<br />
backen würde Oder ein Kreuzerl mit Rosinen<br />
Dabei ist das Kipferl ja gar nicht so<br />
ohne. Dass die Form des Kipferls mit dem<br />
türkischen Halbmond im Zusammenhang<br />
steht, ist allerdings nicht nachweisbar.<br />
Fälschlicherweise wird die Entstehung des<br />
Kipferl auf die Legende zugeschrieben, dass<br />
es als Hohn auf die verlorene Zweite Türkenbelagerung<br />
entstanden sein soll.<br />
Ich freue mich schon, wenn in unserem Ort<br />
wieder Markttag ist. Da steht nämlich seit<br />
vielen Jahren ein Sikh mit seinem eindrucksvollen<br />
Turban genau vor der Kirche und<br />
verkauft Palästinensertücher. Und vis-à-vis<br />
lächelt Buddha unergründlich aus der Auslage<br />
des Geldinstituts. /<br />
Mella Waldstein<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen<br />
viele <strong>Kultur</strong>veranstaltungen durch seine regionalen und<br />
lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von<br />
<strong>Kultur</strong>initiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch<br />
von fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach<br />
stärker. www.raiffeisen.at
5. und 6. Dezember <strong>2013</strong> · 19.00 Uhr<br />
Auditorium Schloss Grafenegg<br />
Foto: © Grafenegg<br />
NIEDERÖSTERREICHISCHES<br />
ADVENTSINGEN<br />
Familiengesang Wolf · Texingtaler BlechMusikanten · Ö-Streich<br />
Chor der Chorszene Niederösterreich · Barbara Stöckl (5.12.) · Nadja Mader-Müller (6.12.)<br />
Konzept und Moderation: Dorli Draxler, Edgar Niemeczek<br />
Der Reinerlös kommt der Organisation<br />
„Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe Österreich“ zugute.<br />
Karten und Information<br />
Auditorium Grafenegg · T.: 02735 5500 · www.grafenegg.com<br />
Tonkünstler-Kartenbüro · T.: 01 586 83 83<br />
Karten: EUR 14,00 bis EUR 24,00<br />
Inklusive<br />
gratis Eintritt<br />
zum<br />
Grafenegger<br />
Advent