Anlegen mit Muringleine
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Inhaltsverzeichnis<br />
Verantwortlichkeit .................................................................................................................................................................................................... 4<br />
Maschinenmanöver .................................................................................................................................................................................................. 5<br />
Der Radeffekt ........................................................................................................................................................................................................ 5<br />
Ruderfahrt ............................................................................................................................................................................................................. 5<br />
<strong>Anlegen</strong> und Ablegen ............................................................................................................................................................................................... 6<br />
Ablegen <strong>mit</strong> <strong>Muringleine</strong> ........................................................................................................................................................................................ 6<br />
<strong>Anlegen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Muringleine</strong> ........................................................................................................................................................................................ 8<br />
<strong>Anlegen</strong> <strong>mit</strong> Buganker ......................................................................................................................................................................................... 10<br />
Längsseits anlegen .............................................................................................................................................................................................. 11<br />
Ablegen von Backbord ......................................................................................................................................................................................... 12<br />
<strong>Anlegen</strong> und Ablegen durch „Eindampfen in die Vorspring“ ................................................................................................................................. 13<br />
Ankern und festmachen an der Boje ..................................................................................................................................................................... 14<br />
Wahl des Ankerplatzes: ....................................................................................................................................................................................... 14<br />
Ankermanöver: .................................................................................................................................................................................................... 15<br />
Bojenmanöver: .................................................................................................................................................................................................... 15<br />
Weitere Manöver ..................................................................................................................................................................................................... 16<br />
„Am Teller drehen“ ............................................................................................................................................................................................... 16<br />
"Notbremse" ........................................................................................................................................................................................................ 16<br />
Mann über Bord (MOB-Manöver) ......................................................................................................................................................................... 17<br />
„Quickstop“ .......................................................................................................................................................................................................... 17<br />
Außenborder und Z-Trieb .................................................................................................................................................................................... 18<br />
Hafen und in Badezonen ..................................................................................................................................................................................... 18<br />
Knoten ..................................................................................................................................................................................................................... 19<br />
Achterknoten: ...................................................................................................................................................................................................... 19<br />
Kreuzknoten: ....................................................................................................................................................................................................... 19<br />
Schotstek:............................................................................................................................................................................................................ 19<br />
Webeleinstek: ...................................................................................................................................................................................................... 20<br />
Palstek: ............................................................................................................................................................................................................... 20<br />
Rundtörn <strong>mit</strong> halben Schlägen: ............................................................................................................................................................................ 20<br />
Klampenschlag: ................................................................................................................................................................................................... 20<br />
Die Winde der Adria ............................................................................................................................................................................................... 21<br />
Die Bora .............................................................................................................................................................................................................. 21<br />
Der Scirocco: ....................................................................................................................................................................................................... 21<br />
Windgeschwindigkeit ........................................................................................................................................................................................... 22<br />
Fallwinde, Kap- und Düseneffekte ....................................................................................................................................................................... 24<br />
Navigation ............................................................................................................................................................................................................... 25<br />
2
Das Gradnetz der Erde ........................................................................................................................................................................................ 25<br />
Die Seemeile ....................................................................................................................................................................................................... 26<br />
Die Seekarte ........................................................................................................................................................................................................ 26<br />
Entnehmen von Distanzen ................................................................................................................................................................................... 29<br />
Entnehmen und Einzeichnen von Kursen ............................................................................................................................................................ 30<br />
Zeichen und Abkürzungen auf kroatischen Seekarten ......................................................................................................................................... 31<br />
Höhen- und Tiefanangaben ................................................................................................................................................................................. 32<br />
Sperrgebiete und Verbotszonen .......................................................................................................................................................................... 32<br />
Betonnung & Befeuerung .................................................................................................................................................................................... 32<br />
Das Lateralsystem ............................................................................................................................................................................................... 32<br />
Das Kardinalsystem ............................................................................................................................................................................................. 33<br />
Einzelgefahr-Zeichen ........................................................................................................................................................................................... 33<br />
Leuchtfeuer ......................................................................................................................................................................................................... 34<br />
Koppeln ............................................................................................................................................................................................................... 36<br />
Missweisung und Ablenkung ............................................................................................................................................................................... 37<br />
Kursbeschickung ................................................................................................................................................................................................. 37<br />
Das Log ............................................................................................................................................................................................................... 38<br />
Das Lot ................................................................................................................................................................................................................ 38<br />
Standortbestimmung............................................................................................................................................................................................ 39<br />
Seerecht .................................................................................................................................................................................................................. 40<br />
Gesetze: .............................................................................................................................................................................................................. 40<br />
Lichterführung ..................................................................................................................................................................................................... 40<br />
Schallsignale ....................................................................................................................................................................................................... 46<br />
Seenotsignale ...................................................................................................................................................................................................... 47<br />
Ausweichregeln ................................................................................................................................................................................................... 48<br />
Verhalten im engen Fahrwasser .......................................................................................................................................................................... 49<br />
Veralten bei verminderter Sicht ............................................................................................................................................................................ 49<br />
Sprechfunk ............................................................................................................................................................................................................. 50<br />
Funk-Flaggen-Morsealphabet: ............................................................................................................................................................................. 50<br />
Seenotfall ............................................................................................................................................................................................................ 51<br />
Dringlichkeit ......................................................................................................................................................................................................... 52<br />
Sicherheitsmeldung ............................................................................................................................................................................................. 53<br />
3
Verantwortlichkeit<br />
Gleichgültig, ob Supertanker, Frachtschiff oder kleine Sportyacht, der Skipper ist an<br />
Bord seines Schiffes allein anordnungsberechtigt. Andererseits ist er aber auch<br />
allein verantwortlich für die Sicherheit des Schiffes und der Mitfahrer.<br />
Diese Verantwortung ist unteilbar und kann nicht "abgeschoben" werden. Natürlich<br />
ist der Schiffsführer auch für die Einhaltung aller Gesetze und Bestimmungen<br />
verantwortlich und haftet für alle verursachten können den Wert der Yacht um ein<br />
vielfaches übersteigen.<br />
"Safety First!" kann also nicht zu Unrecht als oberstes Prinzip, auch für den<br />
Yachtskipper, bezeichnet werden. Selten haben Unkenntnis, Leichtsinn,<br />
Schlamperei und mangelnde Erfahrung so schwerwiegende Folgen wie in der<br />
Seefahrt.<br />
Weiters gilt für jeden an Bord: „Eine Hand für Dich, eine für das Schiff“<br />
Aus Beweisgründen ist es außerdem ratsam ein Logbuch zu führen.<br />
4
Maschinenmanöver<br />
Der Radeffekt<br />
Jede Segelyacht hat die Tendenz, eine Drehung im Uhrzeigersinn zu vollführen,<br />
sobald man den Retourgang einlegt!<br />
Dies gilt für rechtsdrehende Schrauben (am häufigsten vorkommend).Der<br />
Drehpunkt ist meist im Mastbereich. Die verschiedenen Schiffs- und Rumpfformen<br />
haben unterschiedliche Drehneigungen, manche Boote sehr ausgeprägt (vor<br />
allem Langkieler und ältere Yachten), andere laufen auch rückwärts wie auf<br />
Schienen.<br />
Dieses Drehen im Uhrzeigersinn muss man immer erwarten, wenn der<br />
Gashebel auf Rückwärtsfahrt gestellt wird. Der Schrauben- oder Radeffekt ist die<br />
Grundlage für zahlreiche Manöver unter Maschine.<br />
Ruderfahrt<br />
Ob vorwärts oder rückwärts - ein Schiff fährt immer in die Richtung, in die das<br />
Ruder eingeschlagen ist.<br />
Fährt man aber sehr langsam, spricht das Ruder nicht auf Steuerbewegungen<br />
an, erst nach Erreichen einer bestimmten Mindestgeschwindigkeit kann man das<br />
Schiff insbesondere im Rückwärtsgang <strong>mit</strong> dem Steuerrad lenken.<br />
Will man nach dem Abstoppen dieselbe Strecke = denselben Kurs, den man in<br />
Vorwärtsfahrt gekommen ist, auch wieder zurückfahren, lenkt man <strong>mit</strong> dem<br />
Steuerrad gleichzeitig <strong>mit</strong> dem Abstoppen nach links, um <strong>mit</strong> diesem letzten<br />
Drall nach links dem Radeffekt entgegenzuwirken.<br />
Tipps:<br />
Niemals zur Bedienung des Gashebels durch die Speichen des Steuerrades<br />
greifen - etwas rechts seitlich neben dem Steuerrad stehend kann man <strong>mit</strong> der<br />
rechten Hand bequem zum Gashebel greifen und muss sich in Rückwärtsfahrt<br />
nicht den Kopf verdrehen!<br />
Insbesondere in Rückwärtsfahrt das Steuerrad festhalten (beträchtlicher<br />
Ruderdruck), die Seilzüge vom Steuerrad zum Ruder könnten beschädigt werden.<br />
5
<strong>Anlegen</strong> und Ablegen<br />
Ablegen <strong>mit</strong> <strong>Muringleine</strong><br />
Im Adriatischen Raum ist es üblich<br />
das Yachten <strong>mit</strong> mindestens 2<br />
Heckleinen am Steg und mindestens<br />
einer <strong>Muringleine</strong> befestigt sind.<br />
Diese laufen vom Steg zu einer<br />
Verankerung im Hafenbecken.<br />
Wichtig bei der Bedienung von<br />
<strong>Muringleine</strong>n sind Handschuhe (da<br />
diese meist <strong>mit</strong> scharfkantigen<br />
Muscheln bewachsen sind).<br />
Zuerst auf die Windrichtung achten, und die Lee-Seitige Heckleine (wenn vorhanden auch Lee-Seitige<br />
Muring) entfernen (1) (nicht vergessen: das Landstromkabel und die Gangway verstauen, Fender prüfen,<br />
da<strong>mit</strong> sie sich beim Auslaufen nicht <strong>mit</strong> den Nachbarfender verheddern).<br />
Motor starten (gleich Check: kommt Kühlwasser aus dem Auspuff? Dieselvorrat und Ölschmierung OK?)<br />
Ein Crew<strong>mit</strong>glied löst die <strong>Muringleine</strong> (2) (noch nicht loswerfen), sie wird <strong>mit</strong> ein bis zwei Törns an der<br />
Klampe gehalten (dies hält das Schiff ausreichend fest, Zeit zum Knotenlösen ist vorhanden, <strong>Muringleine</strong><br />
kann schnell losgeworfen werden).<br />
Ruder in Richtung Luv legen, kurzer Gasschub vorwärts (3), um den Bug etwas in den Wind zu drehen<br />
(alternativ <strong>mit</strong> Bugstrahlruder erledigen). Dies verhindert eine zu starke Abdrift während des Auslaufens auf<br />
die Nachbaryachten.<br />
<strong>Muringleine</strong> loswerfen (4), darauf achten das sie auf Grund sinkt (Zeichen geben, sonst Gefahr, das sie<br />
den Kiel blockiert).<br />
Klampenschlag lösen,<br />
da<strong>mit</strong> er schnell<br />
vollständig geöffnet<br />
werden kann<br />
2<br />
1<br />
Die letzte Heckleine einholen (5) (zügig, da<strong>mit</strong> sie sich nicht <strong>mit</strong> der Schraube verheddert), und aus der<br />
Parklücke ausfahren.<br />
6<br />
3<br />
4
Wenn der Bug des Nachbarschiffes in etwa bei der Mitte des eigenen Schiffes (6) ist einlenken und das<br />
Heck im Auge behalten, sicherheitshalber <strong>mit</strong> einem „Jokerfender“ (= ein Crew<strong>mit</strong>glied das ein Fender dort<br />
hin haltet, wo es eng wird) abfendern (7), besonders dann, wenn in Windrichtung ausgefahren wird.<br />
5<br />
Beim Fahren in der Marina auf die anderen <strong>Muringleine</strong>n achten (8),<br />
<strong>mit</strong>tig im Hafenbecken bleiben.<br />
Eine gute Geschwindigkeit in der Marina (oder Hafen) ist etwa 1Kn,<br />
dies ist nicht zu schnell, und auch nicht zu langsam für ein gutes<br />
Ansprechverhalten des Ruders.<br />
7<br />
6<br />
7<br />
8<br />
8
<strong>Anlegen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Muringleine</strong><br />
Beim Einlaufen in ein Marinebecken Immer Abstand von den bereits ausgespannten Murings halten und<br />
in eine freie Lücke immer parallel zu den bereits geparkten Nachbarschiffen manövrieren.<br />
Beim Einlaufen in eine Marina müssen einige Vorbereitungen getroffen werden:<br />
� Fender an beiden Seiten ausbringen (auf Position und Höhe in Bezug auf die Kaimauer achten),<br />
das Heck <strong>mit</strong> zusätzlichem Heckfender absichern.<br />
� Backbord- und Steuerbordheckleinen vorbereiten<br />
� Ein Crew<strong>mit</strong>glied muss sich um die Muring kümmern, also die <strong>Muringleine</strong> vom Heck aus <strong>mit</strong> dem<br />
Bootshaken angeln und außenbords zum Bug führen, um sie an der Bugklampe zu belegen. Also<br />
Bootshaken und Arbeitshandschuhe vorbereiten.<br />
In den Marinas wird man meist vom Marinepersonal zu einem freien Liegeplatz eingewiesen, die dann<br />
auch beim Festmachen behilflich sind. Also immer auf Marinepersonal, achten und deren Anweisungen<br />
folgen. Meist wird gleich nach dem Festmachen die Liegeplatzgebühr kassiert, und die Borddokumente<br />
samt Crewliste zur Prüfung verlangt.<br />
Wenn möglich <strong>mit</strong> dem Heck in<br />
Windrichtung einparken (Grund:<br />
Der Bug dreht sich wie eine Fahne<br />
in den Wind).<br />
Daher (je nach Windrichtung)<br />
entweder das gesamte Manöver<br />
rückwärts fahren, oder vorwärts in<br />
die Marina (1), Aufstoppen (2)<br />
(Radeffekt nicht vergessen), und<br />
rückwärts einparken (3).<br />
Einlenken in etwa dann, wenn sich<br />
der Bug der Nachbaryacht in einer<br />
gedachten Linie <strong>mit</strong> dem eigenen<br />
Heck befindet (4).<br />
8<br />
1<br />
4<br />
3<br />
2
Mittig in die Parklücke einfahren,<br />
das Heck im Auge behalten<br />
sicherheits-halber ein Crew<strong>mit</strong>glied<br />
zum Abfendern bei Bedarf<br />
bestimmen (5) („Jokerfender“).<br />
In ausreichendem Abstand zur<br />
Kaimauer aufstoppen (6) (1-2m).<br />
Ein Crew<strong>mit</strong>glied übernimmt die<br />
<strong>Muringleine</strong> <strong>mit</strong> dem Bootshaken<br />
(die hoffentlich der Marinero<br />
spannt, sonnst muss jemand<br />
selbst an Land) und handelt sich<br />
da<strong>mit</strong> zum Bug (7) und belegt die<br />
Leine auf der Bugklampe.<br />
Der Rudergänger oder ein<br />
weiteres Crew<strong>mit</strong>glied wirft die<br />
Heckleinen zum Marinero (der sie<br />
über einen Poller legt, und<br />
zurückwirft) und belegt diese an<br />
den Heckklampen (8). Zuerst sollte<br />
die Luv-Seitige Heckleine, dann<br />
die Lee-Seitige festgemacht<br />
werden (9).<br />
7<br />
8<br />
Alle Leinen bei Bedarf nachspannen und Knoten prüfen. Bei starkem Schwell oder Tidenhub ist es von<br />
Vorteil, wenn die Heckleinen über Kreuz laufen.<br />
9<br />
5<br />
6<br />
9
<strong>Anlegen</strong> <strong>mit</strong> Buganker<br />
In öffentlichen Häfen legt man meist vor Buganker <strong>mit</strong> dem Heck an der Mole an. Beim Einlaufen in den<br />
Hafen sollte man schon beizeiten die nötigen Vorbereitungen treffen, Fender an beiden Seiten ausbringen,<br />
2 Heckleinen und den Anker vorbereiten.<br />
Anker vorbereiten: Anker vorsichtig außenbords hängen, nicht im Wasser schleifen lassen, er könnte<br />
sonst die Bordwand beschädigen.<br />
Durch eine Informationsrunde erkundet man den Liegeplatz und eventuell die Windverhältnisse, <strong>mit</strong> dem<br />
Echolot informiert man sich über die Wassertiefe am Ankerplatz.<br />
Die Länge der ausgebrachten Ankerkette sollte das 4 - 5 fache der Wassertiefe betragen, um einen<br />
sicheren Halt des Ankers zu gewährleisten.<br />
Der Anker fällt wenn die Rückwärtsfahrt aufgenommen<br />
wurde (1). Die Ankerkette sollte durch dosiertes<br />
Ausrauschen entweder händisch <strong>mit</strong> Rutschkupplung<br />
oder elektrisch gerade am Grund ausgelegt werden.<br />
Danach rückwärts in die freie Lücke einfahren (2) und<br />
aufstoppen (3).<br />
Wenn die Heckleinen an Land belegt sind (4), die<br />
Ankerkette maximal durchsetzen, um den Anker<br />
einzugraben und da<strong>mit</strong> eirund sicheren Halt zu<br />
gewährleisten: Anschließend wieder 1-2 Meter<br />
Ankerkette nachgeben (vom Bug zum Hafengrund sollte<br />
die Kette leicht durchhängen). Lässt sich die Ankerkette<br />
nicht straff durchsetzen, hat sich der Anker nicht sicher<br />
eingegraben.<br />
Um Beschädigungen und Unterbrechungen der<br />
nächtlichen Ruhe zu vermeiden, muss das<br />
Ankermanöver so lange wiederholt werden, bis ein<br />
sicherer Halt gewährleistet ist.<br />
Grundlegende Ratschläge:<br />
� Bei Seitenwind im Hafen den Anker immer etwas<br />
nach Luv = Windwerts versetzt werfen.<br />
� Man sollte darauf achten, die Ankerkette nicht<br />
über fremde Ankerketten laufen zu lassen.<br />
� Stoppt man das Ausrauschen der Kette zu früh,<br />
so wird das Schiff nicht nur zu früh abgebremst,<br />
sondern auch seitlich versetzt und muss erst wieder auf Kurs gebracht werden.<br />
� Die austauschende Ankerkette übertönt jedes andere Geräusch, auch Zurufe - daher unbedingter<br />
Blickkontakt und Handzeichen zwischen dem Mann an der Ankerwinsch und dem Rudergänger<br />
notwendig.<br />
10<br />
4<br />
1<br />
4<br />
3<br />
2
Längsseits anlegen<br />
Je nach Gegebenheiten vor Ort oder Lust und Laune des Skippers kann man <strong>mit</strong> der Steuerbord- oder<br />
Backbordseite eines Schiffes längsseits anlegen. Zwar hat jeder Skipper seine Schokoladenseite, doch<br />
sollte man, prinzipiell beide Anlegemanöver gleich gut beherrschen. Unterschiede in der Technik ergeben<br />
sich wiederrum aus dem Radeffekt, der beim Abbremsen des Schiffes auftritt.<br />
Je unerfahrener die Crew, desto früher <strong>mit</strong> den Vorbereitungen beginnen - Fender, Bug- und Heckleine<br />
belegen. Langsam dem Anlegeplatz nähern - Situation und Besonderheiten Seitenwind, auf- oder<br />
ablandiger Wind) einschätzen, beste Anlegetechnik überlegen und der Crew <strong>mit</strong>teilen. Aufgaben verteilen<br />
und dann zielstrebig und ruhig das Anlegemanöver durchführen. Sollten unvorhergesehene<br />
Schwierigkeiten auftreten, dann rechtzeitig das Manöver abbrechen - es ist keine Schande, ein Manöver zu<br />
wiederholen! Nicht auf Fremdhilfe verlassen!<br />
In einem Winkel von 30- 60° (Hart BbRuder) langsam<br />
auf die Mitte der Lücke zufahren (1) und ca. 1-2m vor<br />
der Kaimauer hart nach Backbord einlenken (2).<br />
Erst wenn das Schiff parallel zur Kaimauer, wird <strong>mit</strong><br />
Retourgang abgebremst und durch den dabei<br />
auftretenden Radeffekt im Uhrzeigersinn auch die<br />
eingelenkte Linksdrehung abgestoppt (3). Die<br />
verbliebene Fliehkraft aus der Linkskurve treibt das Schiff<br />
parallel zur Kaimauer (4).<br />
Beim Längsseitsanlegen <strong>mit</strong> der Steuerbordseite benötigt<br />
man einen gewissen Schwung, um auf die Mole zu<br />
driften. Dagegen dreht der Radeffekt beim<br />
Längsseitsanlegen auf der Backbordseite den Bug zur<br />
Kaimauer.<br />
Zuerst die Vorleine (5) und Heckleine (6) belegen<br />
(wenn nötig übersteigt dafür ein Crew<strong>mit</strong>glied auf den<br />
Kai), da<strong>mit</strong> der Bug nicht zu weit wegdreht, und das<br />
Schiff grob fixiert ist.<br />
7<br />
8<br />
Dann die Vor- und Achterspring (7, 8)belegen, Knoten und Fender<br />
überprüfen.<br />
Auf gar keinen Fall <strong>mit</strong> den Füßen versuchen, ein Schiff von 8 bis 10<br />
Tonnen abzuhalten oder abzubremsen (Verletzungsgefahr)! Besser ein<br />
Crew<strong>mit</strong>glied <strong>mit</strong> Fender in der Hand steht bereit, diesen bei Gefahr einer<br />
Berührung dazwischen zuhalten und sozusagen variabel abzufendern.<br />
11<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6
Ablegen von Backbord<br />
Vor dem Ablegen überprüfen, ob auch wirklich alle Crew<strong>mit</strong>glieder an Bord sind Maschine starten und dann<br />
erst Leinen loswerfen. Bei Ablegen von Backbord längsseits können alle Leinen bis auf die Heckleine<br />
eingeholt werden.<br />
Die Heckleine sollte auf Slip genommen werden (1), daher kann sie<br />
von einem Crew<strong>mit</strong>glied von Bord aus bedient und losgeworfen<br />
werden. Misslingt das Manöver, ist man trotzdem noch <strong>mit</strong> dem Kai<br />
verbunden<br />
Die sicherste Methode ist, das Schiff nach rückwärts aus der Lücke<br />
heraus zuziehen.<br />
Nachdem außer der Heckleine alle Leinen losgeworfen sind, bringt<br />
man das Heck durch einen ganz kurzen Vorwärtsschub bei nach<br />
rechts eingeschlagenem Ruder von der Mole weg (2). Der Bug muss<br />
dabei noch immer gut abgefendert sein.<br />
Dann kontinuierlich Rückwärtsgas geben (3) und das Schiff nach<br />
rückwärts aus der Lücke herausziehen. Beim Ablegen von der Bb-<br />
Seite unterstützt zusätzlich der Radeffekt das Wegdrehen des<br />
Schiffes.<br />
12<br />
3<br />
3<br />
Heckleine<br />
auf Slip<br />
2<br />
1
<strong>Anlegen</strong> und Ablegen durch „Eindampfen in die Vorspring“<br />
Dieses Manöver benötigt man immer dann, wenn ein normales Längsseits Anlegemanöver nicht möglich<br />
erscheint, sei es<br />
� eine sehr enge Parklücke<br />
� Stark ablandiger Wind beim <strong>Anlegen</strong><br />
� Stark auflandiger Wind beim Ablegen<br />
Eine Vorspring ist eine Leinenverbindung, die vom Bug des Schiffes nach hinten an den Kai verläuft und<br />
dort an einem Poller oder ähnlichem festgemacht wird.<br />
Zum <strong>Anlegen</strong> <strong>mit</strong> Eindampfen in die Vorspring den Bug gut abfendern und ein Crew<strong>mit</strong>glied <strong>mit</strong><br />
zusätzlichem Fender in der Hand zum eventuellen Abhalten am Bug postieren.<br />
Das Anlegemanöver ist gleich<br />
dem üblichen Längsseits-anlegen.<br />
Mit dem Bug in beliebigem Winkel<br />
ganz langsam an die Kaimauer<br />
heranfahren und abstoppen (1).<br />
Nun springt ein weiteres<br />
Crew<strong>mit</strong>glied <strong>mit</strong> der an der<br />
Bugklampe belegten Festmacherleine<br />
an Land und belegt<br />
am Poller oder Ring (2). Am<br />
einfachsten die Leine 2x um den<br />
Poller schlingen und <strong>mit</strong> den<br />
Händen festhalten (für einen<br />
schulmäßigen Palstek ist später<br />
Zeit).<br />
Dann Ruder legen und dosiert<br />
Vorwärtsgas geben (3). Durch<br />
das angeströmte Ruder wird das<br />
Heck langsam zur Mole gedrückt,<br />
natürlich ohne<br />
Vorwärtsbewegung, an der das<br />
Schiff durch die Springleine<br />
gehindert wird.<br />
Die ausgespannte Vorspring darf keinesfalls nachgeben, sonst schrammt der Bug trotz Fender der<br />
Kaimauer entlang!<br />
Liegt das Schiff parallel zum Kai, die Heckleine (4) und Vorleine (5) belegen.<br />
Ablegen <strong>mit</strong> Eindampfen in die Vorspring funktioniert genauso; bei Vorwärtsgas wird nur das Ruder zur<br />
anderen Seite gelegt und dadurch das Heck von der Kaimauer weggedrückt<br />
Ragt das Heck genügend weit aus der Lücke heraus und hat man nach-hinten freie Fahrt, dann Leerlauf<br />
einlegen, Spring loswerfen, und <strong>mit</strong> Rückwärtsgang aus der Lücke herausfahren.<br />
13<br />
1<br />
2<br />
3<br />
5<br />
4
Ankern und festmachen an der Boje<br />
Das Ankern gehört im Mittelmeer zum "täglichen Brot" des Skippers. In vielen Häfen kann man nur quer zur<br />
Pier, <strong>mit</strong> Bug- oder Heckanker anlegen. Außerdem kann, bei einem manövrierunfähigem Schiff und<br />
auflandigem Wind, die Rettung des Schiffes allein vom Anker abhängen.<br />
Zum Prinzip des Ankerns: Jeder Anker kann sich nur dann in den Grund eingraben wenn er waagrecht<br />
über den Grund gezogen wird. Waagrechten Zug der Kette erreichen wir aber nur bei entsprechender<br />
Kettenlänge! Wir rechnen<br />
Kettenlänge = 4 bis 5-fache der Wassertiefe<br />
Bei hoher Beanspruchung (Wind, Wasserströmung) oft noch mehr - bis 10-fache Wassertiefe. Je mehr<br />
Kette, desto besser hält sich der Anker. Kette ist besser als Ankerleine; zumindest sollten 5 m<br />
"Kettenvorlauf' zwischen Anker und Leine geschäkert werden.<br />
Wahl des Ankerplatzes:<br />
Der Ankerplatz soll vor Wind und Wellen geschützt sein.<br />
Auch die Wassertiefe ist wichtig: Mit 20 m Kette kann man<br />
höchstens auf 5 m Tiefe ankern. Der geeignetste<br />
Ankergrund ist Sand oder Ton. Weniger geeignet sind:<br />
Schick, kleine Steine, harter Kies. Am schlechtesten<br />
geeignet sind: Schlamm, große Steine, dichter Bewuchs<br />
von Seegras und Fels (meistens als dunkle Bereiche<br />
sichtbar).<br />
Zu beachten ist auch der Schwoiradius um<br />
Grundberührungen oder Kollisionen <strong>mit</strong> dem Festland zu<br />
vermeiden.<br />
Bei stärkerem Wind und Seegang ist eine „Ankerwache“<br />
sinnvoll, eventuell einen Zusatzanker oder Landleinen<br />
ausbringen.<br />
14
Ankermanöver:<br />
Anker ist klar zum Fallen. Mit langsamster Fahrt nähert man sich, genau gegen den Wind, dem Platz, wo<br />
der Anker fallen soll (genügend Abstand zu anderen Yachten halten). Dort auftsoppen, sobald das Boot<br />
beginnt achteraus (=rückwärts) zu trieben, lässt man den Anker fallen.<br />
Sobald er auf dem Grund liegt, wird weitere Kette (Leine) nur so schnell nachgegeben, wie sich das Schiff<br />
durch Achteraustreiben "selbst holt". Ist genügend Kette gesteckt, so wird sie fest gemacht. Durch kurze<br />
Gasschübe rückwärts prüfen, ob das Schiff still im Wasser liegt (die Ankerkette spannt sich dabei).<br />
Bojenmanöver:<br />
Beim Festmachen an der Boje ist es sinnvoll (im ersten Anlauf) frontal auf die Boje zu zufahren. Ein<br />
weiteres Crew<strong>mit</strong>glied befindet sich am Bug und kann den Abstand zur Boje besser einschätzen als der<br />
Rudergänger (daher Zeichen geben). Wenn möglich wird die Boje <strong>mit</strong> dem Bootshaken „eingefangen“ und<br />
die Vorleine durch den unteren Ring der Boje geführt und auf der Klampe belegt.<br />
Gelingt dieser „Treffer“ nicht im ersten Anlauf und man ist schon an der Boje vorbei, rückwärts auf die Boje<br />
zufahren. Im Heckbereich die Boje <strong>mit</strong> dem Bootshaken „einfangen“ und zum Bug vorhandeln, dann<br />
festmachen.<br />
Da die meisten Bojenfelder verpachtet sind und gewartet werden (sollten) ist es vom Betreiber üblich ein<br />
Liegegeld zu kassieren (meist kann dabei auch gleich der Müll abgegeben werden).<br />
15
Weitere Manöver<br />
Wenn auch das Steuern im freien Seeraum selten Schwierigkeiten bereitet, so braucht man doch für das<br />
Manövrieren auf engem Raum - besonders im Hafen - gewisse Kenntnisse und Erfahrung, um Schäden<br />
und Ärger zu vermeiden. Das gilt natürlich nicht nur für Motoryachten, sondern auch für Segelboote, die im<br />
Hafen fast immer unter Maschine fahren müssen.<br />
Übernimmt man ein neues Boot, so ist dringend zu empfehlen, dessen Fahrverhalten und alle Manöver erst<br />
einmal im freien Wasser "auszuprobieren" um sich anzueignen. Jedes Boot reagiert anders!<br />
„Am Teller drehen“<br />
…heißt auf engem Raum wenden. Das Ruder liegt hart Steuerbord - so bleibt es während des ganzen<br />
Manövers ! Nun geben wir abwechselnd<br />
kurze Gasstöße vorwärts und rückwärts,<br />
und das Boot wird sich aufgrund der<br />
Ruderwirkung und des Radeffekts nahezu<br />
auf der Stelle drehen.<br />
"Notbremse"<br />
Gebremst wird <strong>mit</strong> Rückwärtsgang und achteraus "Gas geben". Achtung! Umschalten auf Rückwärtsgang<br />
nur bei Leerlaufdrehzahlen, sonst wird das Getriebe zerstört. Außerdem ist bei dieser Art der "Notbremse"<br />
zu erwarten, dass das Boot durch den Radeffekt des Propellers beträchtlich aus dem Kurs läuft. Also<br />
wirklich nur im Notfall anwenden.<br />
Dieses Aus-dem-Kurs-Laufen kann natürlich auch <strong>mit</strong> einem Großschiff passieren, das zu einer<br />
"Notbremsung" gezwungen wird. Das ist äußerst gefährlich, denn dadurch kann es erst recht zur Kollision<br />
kommen. Daher niemals ein anderes Schiff zur Notbremsung zwingen! Mindestabstand zum Passieren vor<br />
dem Bug eines Großschiffes: -1000 m (= Bremsweg eines Normalfrachters aus 20 Knoten Fahrt)!<br />
16
Mann über Bord (MOB-Manöver)<br />
Blitzschnelle Sofortreaktion: Hart Ruder zur Seite des Überbordgefallenen legen, da<strong>mit</strong> sich das Heck<br />
<strong>mit</strong> dem lebensgefährlichen Propeller von ihm weg dreht!<br />
Gleich darauf Rettungsring nachwerfen und ein Crew<strong>mit</strong>glied ausschließlich da<strong>mit</strong> beauftragen, den<br />
Überbordgegangenen nicht aus den Augen zu verlieren.<br />
Dann so schnell wie möglich umkehren (kleinster Wendekreis bei Rechtspropellern: nach Backbord, bei<br />
Linkspropellern: nach Steuerbord), vorsichtig von Lee (= der Wind abgewandten Seite) an den<br />
Überbordgegangenen heran manövrieren (Achtung Propeller) und ihm an der Luvseite (=der Wind<br />
zugekehrten Seite) an Bord nehmen. "Mann über Bord" bedeutet immer Lebensgefahr!<br />
„Quickstop“<br />
Unter Segeln eignet sich der Quickstop für ein MOB-Manöver, da die Segelstellung nicht verändert wird<br />
(spart Zeit und Stress), und nicht sehr viel Höhe verloren wird.<br />
Je nach gefahrenem Kurs gibt es dafür 2 Möglichkeiten:<br />
Halbwind und Amwindkurse:<br />
Zuerst auf Halbwindkurs abfallen (um Schwung zu holen),<br />
Ruder hart Bb und ohne die Segelstellung zu verändern eine<br />
Wende fahren. Am Unfallort angekommen (auf der Lee-Seite)<br />
eignet sich diese Segelstellung auch zum Beiliegen.<br />
Vorwind- und Raumwindkurse:<br />
Sofort wenden, und Lee-Seitig zum Unfallort fahren.<br />
17
Außenborder und Z-Trieb<br />
Was wir bisher vom Radeffekt besprochen haben, gilt nur für Antriebssysteme, bei denen die<br />
Propellerachse starr in der Mittschiffsebene bleibt. Bei Außenbordmotoren und "Z-Trieb" lässt sich jedoch<br />
der Propeller drehen und da<strong>mit</strong> der Radeffekt ausgleichen. Mit solchen Antriebsarten ist das Manövrieren<br />
unter Maschine natürlich viel leichter.<br />
Hafen und in Badezonen<br />
Im Hafen und in Badezonen innerhalb eines 200 m Küstenstreifens darf nur ganz langsam gefahren<br />
werden. Insbesondere ist das Verursachen von Schwelt (=Wellenbildung durch das Boot) zu vermeiden.<br />
18
Knoten<br />
An einem seemännischen Knoten werden wesentlich höhere Anforderungen gestellt, als an das landläufige<br />
"Zusammenbinden" von Leinen: Er muss unbedingt halten- und er soll sich vor allem, auch nach starker<br />
Zugbeanspruchung, leicht wieder lösen lassen.<br />
Die folgende kleine Auswahl sollte in der Praxis sicher beherrscht werden!<br />
Achterknoten:<br />
Der Achterknoten (serbokroatisch: Obicni) dient zum<br />
"Verdicken eines Leinenendes", da<strong>mit</strong> dieses nicht z.B.<br />
aus einer Öse herausrutscht.<br />
Kreuzknoten:<br />
Der Kreuzknoten (Muski) dient zum Verbinden zwei<br />
gleich starker Enden. Wir beginnen <strong>mit</strong> dem<br />
überhandknoten (= "normalen" Knoten) und schlagen<br />
über diesen einen zweiten - wobei aber jener Tampen<br />
(=Leinenende), der hinten herauskam, auch hinten<br />
bleiben muss; jener Tampen, der vorne herauskam,<br />
bleibt vorne. Schlagen wir den zweiten Oberhandknoten<br />
falsch, so entsteht der gefürchtete "Altweiberknoten", der<br />
nach Zugbeanspruchung nurmehr <strong>mit</strong> dem Messer zu<br />
lösen ist!<br />
Schotstek:<br />
Der Schotstek (Zastavni) dient zum Verbinden zweier<br />
ungleich starker Leinen. Wir legen zunächst <strong>mit</strong> der<br />
stärkeren Leine eine Bucht (d. h. wir biegen sie<br />
haarnadel förmig um). Dann fahren wir <strong>mit</strong> dem Tampen<br />
der schwächeren Leine von unten durch die Bucht und<br />
rund um die Bucht herum. Zum Schluss stecken wir ihn<br />
"unter sich selbst" durch<br />
In der Praxis sollten wir vor allem bei Kunstfaser-<br />
Tauwerk, den doppelten Schotstek vorziehen, der noch<br />
zuverlässiger hält.<br />
19
Webeleinstek:<br />
Der Webeleinstek (Vrzni) ist ein Knoten zum schnellen<br />
Belegen (=Festmachen) einer Leine an einem runden<br />
Gegenstand (Rundholz, Pfahl, dicke Trosse o. ä.).<br />
Zunächst fahren wir <strong>mit</strong> der Leine so um das<br />
Rundholz herum, dass wir sie dabei überkreuzen..<br />
Dann legen wir daneben noch einen zweiten Rundtörn<br />
und Stecken die Leine "unter sich selbst" durch.<br />
Palstek:<br />
Der Palstek (Pasnjak) ist einer der allerwichtigsten<br />
seemännischen Knoten. Wir brauchen ihn z. B. stets<br />
beim Festmachen des Schiffes, er lässt sich aber auch<br />
bei fast allen anderen Gelegenheiten anwenden.<br />
Nachdem wir unsere Leine irgendwo herum gelegt<br />
haben, unterscheiden wir zwischen "fester Part" (=<br />
jener Teil der Leine, der am Boot fest ist) und "loser<br />
Part". In diese feste Part legen wir ein "Auge": nicht zu<br />
groß und genau 360°. Der feste Part kommt bei dem<br />
Auge unten heraus. Nun fahren wir <strong>mit</strong> dem Tampen<br />
des losen Part von unten durch das Auge, umfahren<br />
die feste Part und stecken den Tampen von oben<br />
wieder durchs Auge.<br />
Rundtörn <strong>mit</strong> halben Schlägen:<br />
Der Rundtörn <strong>mit</strong> halben Schlägen (auch Ankerknoten,<br />
Sidroni) ist ein einfacher und oft gebrauchter Knoten<br />
zum Belegen eines Endes an einem dünnen Balken o.<br />
a. Sein größter Vorteil (gegenüber dem ansonsten<br />
idealen Palstek) liegt darin, dass wir ihn auch dann<br />
noch stecken können, wenn die Leine schon unter Zug<br />
steht. Wir fangen den Zug zunächst durch einen<br />
Rundtörn (genau: eineinhalb Rundtörns) und sichern<br />
dann <strong>mit</strong> zwei halben Schlägen um das feste Ende der<br />
Leine.<br />
Klampenschlag:<br />
Dieser Knoten dient zur Befestigung eines Bootes an<br />
einer Klampe und für Schoten und Fallen.<br />
Das Ende muß immer so zur Klampe fahren, daß es<br />
sich <strong>mit</strong> seinem ersten Rundtörn nicht selbst bekneift.<br />
Das Ende wirdt in einem Törn um die Klampe<br />
herumgeführt. Danach wird das Ende um die Hörner<br />
herumgeführt und den Abschluß bildet der sogenannte<br />
Kopfschlag. Beim Belegen eines Endes unter Last ist<br />
schon nach dem ersten Törn fast keine Last mehr zu<br />
spüren.<br />
20
Die Winde der Adria<br />
Die Bora<br />
Die Bora (Bura) ist ein kalter böiger und gefährlicher<br />
Fallwind, der oft zu orkanartiger Sturmstärke zunimmt<br />
und nur an der jugoslawischen Adriaküste vorkommt. Die<br />
Bora kann regional sehr unterschiedlich ausgebildet sein.<br />
Ihre Hauptrichtung ist Nordost. Sie springt meist<br />
überraschend, auch bei stillem Wetter, auf und erreicht<br />
volle Stärke innerhalb kurzer Zeit; sie wirft schnell eine<br />
kurze, steile See, oft <strong>mit</strong> beträchtlicher Gischt, auf, die<br />
vor allem kleinen Schiffen sehr gefährlich werden kann.<br />
Die Hauptsaison der Bora ist der Winter. In dieser Zeit<br />
kann sie oft wochenlang wehen. Im Sommer dauert sie<br />
meist nur 3 Tage.<br />
Die meisten und stärksten Bora-stürme entstehen: Im<br />
Golf von Triest, im Golf von Rijeka, von Sibenik, in der<br />
Vrulje-Bucht und in der Bucht von Zuljana. Weitgehend<br />
Bora-geschützt sind: Die Westküste von Istrien, die<br />
Kornaten, die Leeseite der Insel Mljet und die Küste<br />
zwischen Dubrovnik und dem Golf von Kotor.<br />
Ursache der Bora sind starke Luftdruckunterschiede an der dalmatinischen Küste, hervorgerufen durch ein<br />
nordosteuropäisches Hochdruckgebiet ("antizyklonale Bora") oder durch ein Tief im nördlichen Mittelmeer<br />
("zyklonale Bora"). Die antizyklonale Bora springt bei heiterem Himmel und hohem Barometerstand auf, die<br />
zyklonale Bora bei Tiefdruckwetter. Bei beginnender Bora steigt der Barometerstand immer, und die<br />
Temperatur fällt rasch.<br />
Es gibt kaum verlässliche Vorzeichen für Bora. Oft entsteht sie, wenn nach einigen Tagen Scirocco der<br />
Wind plötzlich einschläft bzw. unregelmäßig wird. An die typische "Borawalze", das Aufziehen einer nach<br />
unten scharf abgegrenzten Wolkenbank auf den Gebirgskämmen (vor allem <strong>mit</strong> Wolkenfetzen in Richtung<br />
zur See) kann als Vorzeichen gewertet werden. Gewitterbildung und Wetterleuchten Norden und<br />
Nordosten soll und eine ernste Bora Warnung sein.<br />
Der Scirocco:<br />
Der Scirocco (Jugo), deutsch auch Schirokko, ist ein warmer, feucht-schwüler Südwestwind, der häufig<br />
Regen und schlechte Sicht <strong>mit</strong> sich bringt und ebenfalls Sturmstärke erreichen kann. Er ruft den höchsten<br />
in der Adria möglichen Seegang hervor und kann durch Aufstauen den Wasserstand in der nördlichen<br />
Adria beträchtlich erhöhen (z. B. Überschwemmungen in Venedig) - viel mehr als die Gezeiten. Im<br />
Gegensatz zur Bora ist er aber stetig, hat deutliche Vorzeichen und kündigt sein Kommen langfristig an. Er<br />
dauert im Sommer meist nur drei Tage, im Winter seiner Hauptsaison, kann er über eine Woche lang<br />
wehen.<br />
Der "typische" Scirocco ist der "zyklonale Scirocco". Er weht an der Vorderseite eines über das Mittelmeer<br />
ostwärts ziehenden Tiefs. Vorzeichen: schnell und sehr tief fallender Luftdruck, zunehmende Temperatur<br />
und Luftfeuchtigkeit, Aufzug breiter, sich verdichtender Wolkenbänke aus Süden.<br />
Der "antizyklonale Scirocco" hat seine Ursache in einem über Südosteuropa bzw. dem Schwarzen Meer<br />
gelegenen Hoch. Wie der zyklonale Scirocco ist auch er warm, feucht und schwül, weht aber meist bei<br />
heiterem Wetter und hohem Barometerstand.<br />
21
Windgeschwindigkeit<br />
Die genormte Masseinheit für die Windgeschwindigkeit ist Beaufort, sie wird als ganze Zahl angegeben.<br />
Bei üblichen Wetterprognosen kann die Windstärke auch in Knoten/h oder Kilometer/h angegeben werden<br />
(im Amerikanischen Raum auch in Meilen/h).<br />
Windstärke<br />
in Bft<br />
Windgeschwindigkeit<br />
kn m/s km/h mph<br />
0 0 -
Beaufort 3<br />
Einzelne, größere Wellen beginnen zu brechen. Schaum sieht glasig aus.<br />
Wellenhöhe bis 1 m.<br />
Windgeschwindigkeit 7 bis 10 kn<br />
Beaufort 4<br />
Die Wellenkämme werden länger und brechen häufiger. Wellenhöhe bis 1,5<br />
m.<br />
Windgeschwindigkeit 11 bis 16 kn<br />
Beaufort 5<br />
Mässige, bis 2,5 m hohe Wellen nehmen eine ausgeprägt längliche Form<br />
an. Viele Schaumkronen.<br />
Windgeschwindigkeit 17 bis 21 kn<br />
Beaufort 6<br />
Es beginnen sich große Wellen <strong>mit</strong> Schaumkronen zu formen.<br />
Windgeschwindigkeit 22 bis 27 kn<br />
Beaufort 7<br />
Die See ist bewegt, weiße Schaumkronen werden vom Wind weggeblasen.<br />
Windgeschwindigkeit 28 bis 33 kn<br />
Beaufort 8<br />
Gemäßigt hohe Wellen, deren Kämme brechen.<br />
Windgeschwindigkeit 34 bis 40 kn<br />
Beaufort 9<br />
Hohe, brechende Wellen <strong>mit</strong> Schaumstreifen, die sich <strong>mit</strong> der Windrichtung<br />
legen. Gischt verringert die Sicht.<br />
Windgeschwindigkeit 41 bis 47 kn<br />
23
Beaufort 10<br />
Sehr hohe Wellen, die über 9m Höhe (Adria geringer) erreichen können.<br />
Die Wellenkämme brechen und werden in langen Fahnen weggeblasen.<br />
Die Wasseroberfläche nimmt eine weißliche Färbung an. Die Sicht ist<br />
eingeschränkt.<br />
Windgeschwindigkeit 48 bis 55 k<br />
Beaufort 11<br />
Fallwinde, Kap- und Düseneffekte<br />
Fallwinde<br />
Wird eine Luftmasse zum Überströmen eines<br />
Gebirges gezwungen, so treten in der Regel auf der<br />
Leeseite des Gebirges Fallwinde auf. Wolken, die<br />
sich auf der Luvseite – der windentgegengesetzten<br />
Seite – gebildet haben, lösen sich auf der Leeseite<br />
wieder auf. Die Luft, die nach unten strömt, wird dann<br />
als Fallwind bezeichnet. Besonders nachts sind<br />
stärkere Winde - vom Land kommend - zu spüren.<br />
Düseneffekt<br />
Wenn der Wind durch eine Engstelle bläst, so nimmt<br />
seine Geschwindigkeit im Bereich dieser Engstelle<br />
zu. Dies bezeichnet man als Düseneffekt. Zwischen<br />
zwei Landerhebungen aus dem Meer wird die Luft<br />
zusammengepresst und dadurch beschleunigt wenn<br />
der Wind in Längsrichtung dieser Engstelle weht.<br />
Kappeffekt<br />
Weht der Wind quer zum Kap, so entsteht auf der<br />
Leeseite eine Zone <strong>mit</strong> Wirbelbildung. In der direkten<br />
Umgebung des Kaps kommt es auch zu einer<br />
erheblichen Windverstärkung, da die Isobaren in<br />
diesem Bereich verdichtet werden. Man bezeichnet<br />
diesen Effekt daher als Kapeffekt. Der Unterschied<br />
zur freien See kann immerhin bis zu 4 Windstärken<br />
betragen!<br />
Außergewöhnliche, über 10 m hohe Wellen. Die See ist <strong>mit</strong> weißem<br />
Schaum bedeckt, der sich in Windrichtung legt. Kleinere Schiffe sind in den<br />
Wellentälern nicht mehr zu sehen. Die Sicht ist eingeschränkt.<br />
Windgeschwindigkeit 56 bis 63 kn<br />
24
Navigation<br />
Navigation erfolgt durch Beobachtung von Objekten an Land (terrestrische Navigation), von Gestirnen<br />
(astronomische Navigation) oder von elektromagnetischen Wellen (Funknavigation). Neuerdings findet<br />
auch die Satelliten Navigation Anwendung. Für die Zwecke der Küstenfahrt genügt im Wesentlichen die<br />
terrestrische Navigation.<br />
Hilfs<strong>mit</strong>tel der terrestrischen Navigation sind: Seekarten, Kompaß, Log, Lot, Peilvorrichtungen,<br />
Zeichenmaterial und nautische Literatur (See- und Hafenhandbücher, Leuchtfeuerverzeichnis,<br />
Gezeitentafeln).<br />
Das Gradnetz der Erde<br />
Jeder Ort auf der Erdoberfläche muss <strong>mit</strong> einer<br />
eindeutigen "Adresse" angegeben werden<br />
können. Dazu hat man die Erdkugel <strong>mit</strong> einem<br />
Gradnetz, bestehend aus Breitenkreisen und<br />
Längenkreisen (Meridianen) versehen.<br />
Die Meridiane verlaufen genau in Nord-Süd-<br />
Richtung, haben ihren gemeinsamen Mittelpunkt<br />
im Erd<strong>mit</strong>telpunkt, sind alle gleich lang und laufen<br />
an den Polen zusammen. Als "Nullmeridian"<br />
wurde jener festgelegt, der durch die Sternwarte<br />
von Greenwich (London) verläuft. Von ihm aus<br />
wird sowohl in östliche als auch in westliche<br />
Richtung gezählt.<br />
25<br />
Die Breitenkreise verlaufen genau in Ost-West-<br />
Richtung, schneiden also die Meridiane im rechten<br />
Winkel. Sie sind parallel zueinander, aber nicht<br />
gleich lang (zu den Polen hin immer kürzer). Als<br />
"NullBreitenkreis" wurden der längste, d. h. der<br />
Äquator, festgelegt. Von ihm aus wird sowohl in<br />
nördliche als auch in südliche Richtung gezählt.<br />
Vom Nullmeridian ausgehend wird in östliche und<br />
westliche Richtung gezählt.<br />
Eine Ortsangabe von z.B. Primosten lautet:<br />
43° 35' 48" N (Breite) 15° 55' 12" O (Länge)
Die Seemeile<br />
Aus dem Gradnetz der Erde lässt sich auch das wichtigste Längenmaß in der Navigation ableiten, die<br />
Seemeile. Sie entspricht jener Entfernung auf der Erdoberfläche, die zwischen zwei (Breiten-) Minuten<br />
liegt. Da der Erdumfang 40.000 km beträgt und der Vollkreis 360 x 60 =21 .600 Winkelminuten hat, ergib<br />
sich<br />
1 Seemeile (sm) = 40.000: 21.600 = 1,852 km<br />
Die Seemeile (auch "nautische Meile", nm) wird in "Kabellängen (kbl) unterteilt: 1 kbl = 0, 1 sm = 1 85 m.<br />
Die Seekarte<br />
Für Zwecke der Navigation sind nur echte Seekarten brauchbar. Sie allein enthalten für die für den<br />
Schiffsführer tatsächlich lebenswichtigen Informationen. In der Kartographie ist stets das Problem, die<br />
kugelförmige Erdoberfläche auf einer Ebene darzustellen. dies ist - auch bei Seekarten - nicht ohne<br />
Verzerrungen möglich. Trotz der Verzerrung erfüllt auch die Seekarte drei wichtige Forderungen. Sie ist:<br />
� Flächenähnlich: Alles, was auf der Seekarte abgebildet ist (Küsten, Inseln usw.), sieht genauso aus<br />
wie die Wirklichkeit.<br />
� Winkeltreu: Alle Winkel in der Seekarte entsprechen den Winkeln in der Wirklichkeit.<br />
� Entfernungen sind, trotz der Verzerrung, leicht entnehmbar.<br />
Diese Forderungen erfüllt die Seekarte dank der "Merkatorprojektion" (zylinderprojektion).<br />
Auch auf der Seekarte findet sich ein Teil des Gradnetzes der Erde. Sie sind sie im Abstand Von 10<br />
Winkelminuten als durchgehende Linien eingetragen. Für genauere Positionsbestimmungen ist die<br />
Einteilung, die die Karte umrahmt, heranzuziehen. Für die Breite der seitliche Kartenrand (rechts oder links,<br />
für die Länge der Kartenrand oben oder unten.<br />
Auf den meisten Sportbootkarten ist diese Einteilung im Abstand von einer Minute beschriftet. Die volle<br />
Gradzahl (z.B. 43° N, 15° E) findet sich nur einmal an jedem Kartenrand abgedruckt. Zwischen den<br />
Minuten liegen noch einmal je 5 Unterteilungen. Sie entsprechen einem Abstand von 12 Winkelsekunden.<br />
Dazwischen muss geschätzt werden.<br />
Ankerplatz für größere und<br />
kleinere Schiffe bzw. Yachten<br />
Ankerplatz für kleinere Schiffe bzw. Yachten<br />
So gekennzeichnete Zonen deuten auf eine<br />
begrenzte Ankererlaubnis hin.<br />
Leuchtfeuer<br />
26
Leuchtfeuer können in verschiedenen Sektoren<br />
in verschiedenen Farben leuchten, wie im<br />
nebenstehenden Beispiel gezeigt.<br />
Die Nummern in den weißen und hellblauen<br />
Bereichen geben die Wassertiefe in<br />
Metern an. (der strichlierte Bereich sagt aus,<br />
dass die Tiefe in dieser Eingrenzung 50 Meter beträgt.)<br />
Die hellblau gekennzeichneten Bereiche sagen aus,<br />
dass die Wassertiefe da max. 10m beträgt.<br />
Violette Wellenlinien kennzeichnen<br />
ein Unterwasserkabel.<br />
Der gekreuzte Anker weist auf ein<br />
Ankerverbot hin - in diesem Falle<br />
wegen eines Unterwasserkabels!<br />
Pipelines sind <strong>mit</strong> nebenstehenden<br />
Symbolen gekennzeichnet.<br />
Das rot eingekreiste Symbol bedeutet, dass<br />
sich an dieser Stelle ein Gefahrenzeichen befindet.<br />
Auch hierbei handelt es sich um ein Gefahrenzeichen,<br />
allerdings ist es in dem Fall zusätzlich <strong>mit</strong> einem<br />
Leuchtfeuer versehen.<br />
Ein kleines Kreuz bedeutet, dass sich da eine<br />
s.g. Untiefe - also eine sehr seichte Stelle befindet.<br />
Ein Kreuz <strong>mit</strong> 4 Punkten deutet auf einen Felsen,<br />
der aus dem Wasser ragt!<br />
Dieses Symbol zeigt an, dass hier ein<br />
Schiff gesunken ist - sich also da<br />
ein Wrack befindet.<br />
Hier befindet sich ebenfalls ein Wrack, allerdings<br />
ragen in diesem Fall noch Teile des Schiffes<br />
aus dem Wasser!<br />
27
Der gezeigte Pfeil weist auf eine Strömung in dem<br />
Gebiet hin - in diesem Falle <strong>mit</strong> 0,4 Knoten.<br />
Die violettfarbenen Zeichen (diese können kreisförmig<br />
aber auch eckig angeordnet sein) deuten auf eine<br />
besondere Zone hin - ev. Zusatzvermerke verweisen<br />
auf die Art der Zone (z.B. Militär, Austernbänke etc.).<br />
Das lila Segelboot in einem Kreis bedeutet, dass sich<br />
da eine Marina - ein Yachthafen befindet.<br />
Der eingekreiste Fisch deutet auf einen Fischerhafen.<br />
Diese Zeichen weist auf eine Lotsenstation hin.<br />
Markante Punkte dienen gut zur terrestrischen<br />
Navigation und sind daher auf Seekarten ebenfalls<br />
eingezeichnet - in diesem Fall eine Kirche.<br />
Häuser sind <strong>mit</strong> eckigen Symbolen gekennzeichnet.<br />
Dieses Symbol zeigt einen Funkmast.<br />
Hier sehen Sie das Zeichen für<br />
ein Leuchtfeuerschiff.<br />
Auch die Luftfahrt muss navigieren - dieses<br />
Symbol zeigt ein Leuchtfeuer für Flugzeuge<br />
(gekennzeichnet <strong>mit</strong> "Aero RC")<br />
Braune Linien an Land zeigen die s.g. Höhenschichtlinien<br />
an - Sie können daran die Steigung von Bergen<br />
erkennen. Die von uns rot eingekreisten<br />
Nummern deuten auf die Höhe der Berge hin.<br />
28
Entnehmen von Distanzen<br />
Ein violettes Viereck <strong>mit</strong> einer Nummer zeigt an,<br />
dass es für diesen Bereich eine weitere Karte gibt.<br />
Dies ist das Symbol für eine Brücke.<br />
Ein Viadukt ist <strong>mit</strong> nebenstehenden<br />
Zeichen symbolisiert.<br />
1 Seemeile ist 1 Winkelminute. Also dient die<br />
Minuteneinteilung am Kartenrand auch zum<br />
Er<strong>mit</strong>teln von Distanzen. Aber Achtung: Nur die<br />
Winkelminuten am rechten und linken<br />
Kartenrand entsprechen einer Seemeile!<br />
Aufgrund der Merkatorprojektion sind die<br />
Winkelminuten am oberen und unteren<br />
Kartenrand kürzer-(außer am Äquator) und<br />
dürfen zum Abgreifen von Distanzen niemals<br />
verwendet werden!<br />
Also: Die Entfernung zwischen zwei Orten auf der<br />
Seekarte in den Zirkel nehmen und die Distanz<br />
am seitlichen Kartenrand ablesen.<br />
So ist eine Staatsgrenze gekennzeichnet.<br />
Bei Karten <strong>mit</strong> sehr kleinem Maßstab,<br />
"Überseglern", die z. B. die ganze Adria<br />
darstellen sowie beim Navigieren in höheren<br />
Breiten ist beim Er<strong>mit</strong>teln von Distanzen<br />
außerdem zu beachten, daß die Distanz genau auf der Breite am Kartenrand abgegriffen wird, auf der sie<br />
in der Karte entnommen wurde. Merkatorkarten haben nämlich nicht überall den gleichen Maßstab! Die<br />
Seemeilen werden zu den Polen hin immer länger. Doch das spielt auf unserer Küstenkarte kaum eine<br />
Rolle.<br />
29
Entnehmen und Einzeichnen von Kursen<br />
"Kurs" ist die Richtung, in die das Schiff fahrt. In der Navigation wird der Kurs auf die Nordrichtung bezogen<br />
und in Winkelgraden - zwischen der Nordrichtung und der Kielrichtung des Schiffes<br />
(Anm.: Bei Windabdrift oder Stromversetzung wird das etwas komplizierter). Es wird die 360°-<br />
Vollkreisteilung, und zwar von Nord (0°) rechtsherum, über 0st (90°), Süd (180°), West (270°) bis Nord<br />
(360°) verwendet.<br />
In der Seekarte wird immer<br />
nur der tatsächlich zu<br />
fahrende, wahre Kurs<br />
eingezeichnet, der<br />
"Kartenkurs" (KtK) -<br />
serbokroatisch "kurs pravi"<br />
(Kp). Um zu er<strong>mit</strong>teln,<br />
welcher Kurs zu fahren ist um<br />
von Ort A nach Ort B zu<br />
gelangen, verbindet man die<br />
beiden Orte <strong>mit</strong> der<br />
Hypotenuse des Kursdreiecks<br />
(Hypotenuse immer oben,<br />
rechter Winkel immer unten)<br />
und ziehet einen<br />
Bleistiftstrich. Dann verschiebt<br />
man das Kursdreieck parallel<br />
(<strong>mit</strong> dem Anlegedreieck), bis<br />
der Mittelpunkt des<br />
Winkelmessers auf dem<br />
nächstgelegenen Meridian<br />
liegt.<br />
Jetzt wir der Kurs dort abgelesen, wo der Meridian durch die Gradteilung des Kursdreiecks verläuft.<br />
Achtung! Nicht den gefürchteten " 180°-Fehler" begehen und den (verkehrten) Kurs von B nach A ablesen.<br />
Um einen gefahrenen Kurs in die Seekarte einzuzeichnen, verfahren wir umgekehrt: Der Kurs wird <strong>mit</strong> dem<br />
Kursdreieck am Meridian "eingestellt" und dann das Kursdreieck so lange parallel verschoben, bis die<br />
Hypotenuse durch unseren Ausgangsort geht. Auch hier auf den "180°-Fehler" achten!<br />
30
Zeichen und Abkürzungen auf kroatischen Seekarten<br />
Leuchtfeuer<br />
B Bijelo weiß<br />
B Bl Bijelo bljesak Blitz- (Blink-) Feuer weiß<br />
C Crveno rot<br />
C Bl Crveni bljesak Blitz-(Blink-) Feuer rot<br />
Z Zeleno grün<br />
Z Bl Zeleni bijesak Blitz-(Blink-) Feuer grün<br />
Bl Gp Bljeskovi u grupi Blitz-(Blink-) Gruppe<br />
PK Svjetio na prekide unterbrochenes Feuer<br />
Pm Promjenljivo wechselnd, Wechselfeuer<br />
K Bl Kratki bljeskovi Funkelfeuer<br />
Vert Vertikalno senkrecht<br />
Hor Horizontalno waagrecht<br />
Sekt Sektor Sektor<br />
Sig mag Signal za maglu Nebelsignal<br />
Sj Stalno svjetlo sa sjajevima Festfeuer<br />
Andere Abkürzungen<br />
Gr Greben Fels, Riff<br />
Bk Brak Bank<br />
Hr Usamljena hrid kleine Felseninsel<br />
L Luka Hafen<br />
O Otok Insel<br />
K Kamen Steine<br />
M Mulj Schlamm<br />
P Pijesak Sand<br />
RG Radio-goniometarska Peilfunkstelle<br />
S Sitan Sljunak Kies<br />
Sk Skoljke Muscheln<br />
Kor Kroalj Korallen<br />
t Trava Seegras<br />
V pl Vidi plan siehe Plan<br />
Plic Opsna plicina Untiefe<br />
Rt Rat Kap<br />
Wichtige Ausdrücke und Verbote<br />
Zabranjeno sidrenje Ankern verboten<br />
Prostor za vjezbe gadanja Gebiet für Schießübungen<br />
Zabranjeno plovidba, zadrzavanje, sidrenje i ribarenje Durfahren, Anhalten,<br />
Ankern und Fischen verboten<br />
Zabranjeno plovidba i ribarenje Gesperrt für Schifffahrt und Fischerei<br />
Zabranjeno pristup <strong>Anlegen</strong>, Landen verboten<br />
Zabranjeno fotografiranje Fotografieren verboten<br />
Oglas Bekanntmachung<br />
Opomena Warnung<br />
Istovariste municije Munitionsversenkungsgebiet<br />
Godina Jahr<br />
Godisnja opadanje jährliche Abnahme (oder Mißweisung)<br />
Godisnja raste jährliche Zunahme (der Mißweisung).<br />
31
Höhen- und Tiefanangaben<br />
Auf den meisten Seekarten werden Höhen und Wassertiefen (unter Niedrigwasser) in Metern angegeben.<br />
Achtung: Auf älteren Karten, insbesondere englischen, können Höhenangaben noch in Fuß (1ft = 0,395m),<br />
Tiefenangaben in Faden (1fm = 6 ft = 1,83m) erfolgen. Hinweise am Kartenrand unbedingt beachten<br />
Sperrgebiete und Verbotszonen<br />
Einige Gebiete sind für die Schifffahrt gesperrt oder aber es bestehen Verbote zu tauchen oder an Land zu<br />
gehen. Solche Einschränkungen sind streng zu beachten! Sie sind in jedem Hafenkapitanat sowie auf der<br />
Seekarte ersichtlich.<br />
Betonnung & Befeuerung<br />
Da zur Navigation die natürlichen Landmarken (Berge, Kirchtürme usw.) meist nicht ausreichen, werden in<br />
Küstengewässern künstliche Seezeichen, feste und schwimmende, ausgelegt. Als feste Seezeichen<br />
dienen Leuchttürme, Baken, Dalben, Stangen und Pricken. Schwimmende Seezeichen sind Feuerschiffe<br />
und Tonnen (Bakentonnen, Spierentonnen, Spitztonnen, Stumpftonnen, Kugeltonnen, Faßtonnen,<br />
Zylindertonnen). Vielfach sind Seezeichen <strong>mit</strong> Toppzeichen versehen (Ball, Zylinder, Kegel) oder tragen<br />
Leuchtfeuer.<br />
Das Lateralsystem<br />
Es dient -zur Bezeichnung eines Fahrwassers (System der<br />
Seitenbezeichnung). Als Steuerbordseite des Fahrwassers gilt<br />
jene, die ein einlaufendes (von See kommendes) Schiff an der<br />
Stb-Seite hat. Sie wird <strong>mit</strong> grünen Seezeichen <strong>mit</strong> spitzer Form<br />
bezeichnet. Allenfalls tragen diese als Toppzeichen einen<br />
grünen Kegel, Spitze oben. Leuchtfeuer: grün.<br />
Die Backbordseite wird <strong>mit</strong> roten, stumpfen Seezeichen<br />
bezeichnet. Altfälliges Toppzeichen: ein roter Zylinder.<br />
Eine Fahrwassergabelung (-Teilung) wird durch rot-grüne Seezeichen gekennzeichnet.<br />
32
Das Kardinalsystem<br />
Es dient zur Bezeichnung einer<br />
Gefahrenstelle (z. B. Untiefe, Wrack)<br />
außerhalb des Fahrwassers, daher im<br />
freien-Wasser-(System der<br />
Richtungsbezeichnung). Es werden<br />
Seezeichen ausgelegt, die in den vier<br />
Hauptrichtungen vor der Gefahrenstelle<br />
liegen (waagrecht schwarz-gelb<br />
gestreift) und als Toppzeichen je zwei<br />
Kegel tragen. Auf der Gefahrenstelle<br />
kann ein Seezeichen <strong>mit</strong> einem Ball als<br />
Toppzeichen liegen. Alle Toppzeichen<br />
sind schwarz.<br />
Einzelgefahr-Zeichen<br />
Flächenmäßig kleine Gefahren werden <strong>mit</strong> Einzelgefahrenzeichen<br />
gekennzeichnet. Sie können an allen Seite gefahrlos passiert<br />
werden. Befeuert werden sie, wenn überhaupt, <strong>mit</strong> einem<br />
Blitzfeuer der Gruppe Gibt es keine Angabe zur Feuerfarbe, ist es<br />
ein weißes Licht.<br />
33
Leuchtfeuer<br />
Die Leuchtfeuer werden charakterisiert durch Farbe, Kennung, Wiederkehr und Sichtweite. An Farben<br />
gibt es: weiß, rot und grün. Die Kennung ist das "Licht-Signal". Die Wiederkehr ist die Zeit (in Sekunden),<br />
in der die Kennung erscheint - vom ersten Aufleuchten über alle Pausen bis zum ersten Aufleuchten des<br />
nächsten "Signals". Sichtweite (in Seemeilen) ist die Entfernung, aus der man das Feuer (meist bei 5 m<br />
Augenhöhe) gerade noch einwandfrei erkennen kann. Es ist - vor allem in der Praxis - außerordentlich<br />
wichtig, ein gesuchtes Leuchtfeuer an Hand von Farbe, Kennung und Wiederkehr (<strong>mit</strong> der Stoppuhr) genau<br />
zu identifizieren, um es nicht <strong>mit</strong> anderen Feuern oder Lichtern zu verwechseln. Dazu sind die<br />
Informationen über das Leuchtfeuer in der Seekarte abgedruckt.<br />
Die Abkürzung „BB1 3Gp lOs 7M“ bedeutet: Blitzfeuer weiß, in Gruppen zu je 3 Blitzen, Wiederkehr 10<br />
Sekunden, Sichtweite 7 Seemeilen (auch im Abkürzungsverzeichnis nachzulesen)<br />
F F Fixed / Festfeuer<br />
Bei unterbrochenen Feuern ist die Summe der Hellpriode in einem Zyklus immer länger als die<br />
Dunkelperiode<br />
Single-occulting / Unterbrochenes Feuer <strong>mit</strong><br />
Einzelunterbrechung<br />
Oc Ubr.<br />
Composite group-occulting / Unterbrochenes Feuer <strong>mit</strong><br />
verschiedenen Gruppen<br />
Oc(2+3) Ubr.(2+3)<br />
Composite group-occulting / Unterbrochenes Feuer <strong>mit</strong><br />
verschiedenen Gruppen<br />
Oc(2+3) Ubr.(2+3)<br />
Bei einem Gleichtaktfeuer sind Hell- und Dunkelperiode gleich lang<br />
Isophase / Gleichtaktfeuer<br />
Iso Glt.<br />
Die Lichterscheinung eines Blitzfeuers ist etwa eine Sekunde lang (jedenfalls kürzer als 2 sec)<br />
Single-flashing / Blitzfeuer <strong>mit</strong> Einzelblitzen<br />
Fl Blz.<br />
Group-flashing / Blitzfeuer <strong>mit</strong> Gruppen von Blitzen<br />
Fl(3) , Blz.(3)<br />
Composite group-flashing / Blitzfeuer <strong>mit</strong> verschiedenen<br />
Gruppen<br />
Fl(2+1) , Blz.(2+1)<br />
34
Die Leuchtdauer eines Blinkfeuers beträgt mindestens 2 Sekunden.<br />
Long-flashing / Blinkfeuer<br />
LFl , Blk.<br />
Funkelfeuer haben 50 bis 79 Blitze pro Minute (üblich sind 50 oder 60),<br />
schnelle Funkelfeuer haben 80 bis 159 Blitze (üblich sind 100 oder 120), und<br />
Ultra-Funkelfeuer haben mehr als 160 Blitze (üblich sind 240 -300).<br />
Continuous quick / Funkelfeuer <strong>mit</strong> dauerndem Funkeln<br />
Q , Fkl.<br />
Group quick / Funkelfeuer <strong>mit</strong> Gruppen von Funkeln<br />
Q(3) , Fkl.(3)<br />
Interrupted quick / Unterbrochenes Funkelfeuer<br />
IQ , Fkl.unt.<br />
Continuous very quick / Schnelles Funkelfeuer <strong>mit</strong> dauerndem<br />
Funkeln<br />
VQ , SFkl.<br />
Group very quick / Schnelles Funkelfeuer <strong>mit</strong> Gruppen von<br />
schnellen Funkeln<br />
VQ(3) , SFkl.(3)<br />
Interrupted very quick / Unterbrochenes schnelles Funkelfeuer<br />
IVQ , SFkl.unt.<br />
Continuous ultra quick / Ultra-Funkelfeuer <strong>mit</strong> dauerndem<br />
Funkeln<br />
UQ , UFkl.<br />
Interrupted ultra quick / Unterbrochenes Ultra-Funkelfeuer<br />
IUQ , UFkl.unt.<br />
Morse Code / Morsefeuer<br />
Mo(R) , Mo.(R)<br />
Fixed and flashing / Mischfeuer: Festfeuer und Blitze<br />
FFl , F.Blz.Mi.<br />
Alternating / Wechselfeuer<br />
Al.RW , Wchs.w.r.<br />
35
Koppeln<br />
Unter Koppeln versteht man das "Mitzeichnen" der gefahrenen Kurse in der Seekarte nur unter<br />
Berücksichtigung des Steuerkompasses und des Logs (=Seemeilen-Zähler). Könnte man fehlerfrei<br />
koppeln, so wäre das für die Navigation völlig ausreichend. Dort, wo der Bleistiftstrich auf der Seekarte<br />
endet, müsste das Schiff auch tatsächlich stehen. Leider ist das in der Praxis durch diverse Fehlerquellen<br />
unmöglich. Diese sind z.B. Ungenauigkeiten von Kompass, Log und Rudergänger, Einfluss der<br />
Windabdrift, Stromversetzungen usw. Daher ist der Schiffsort, den man durch reines Koppeln gewonnen<br />
hat, nach einiger Zeit recht unzuverlässig und muss durch genaue Standortbestimmungen überprüft<br />
werden.<br />
Ein nur durch Koppeln er<strong>mit</strong>telter Schiffsstandort heißt "Koppelort" (Ok; ein Standort, der durch genaue<br />
Messungen (terrestrisch, astronomisch oder über Funk) er<strong>mit</strong>telt wurde, heißt "beobachteter Ort" (Ob). Man<br />
soll so oft wie möglich den Ok durch Er<strong>mit</strong>teln eines Ob überprüfen.<br />
Zum formal richtigen Koppeln in der<br />
Seekarte: Vom Ausgangsort wird der<br />
Kartenkurs (KtK) eingezeichnet - eine<br />
Pfeilspitze in Fahrtrichtung bewahrt vor<br />
Fehlern (180° Fehler). Auf der Kurslinie<br />
vermerkt man den KtK (immer in<br />
dreistelligen Zahlen), daneben in Klammer<br />
den zu stauemden Magnetkompass-Kurs<br />
(MgK). Unter der Kurslinie kommt die Fahrt<br />
(=Geschwindigkeit) in Knoten (kn).<br />
Anlässlich von Kursänderungen oder<br />
anderen navigatorisch wichtiger Ereignisse<br />
wird der Schiffsort durch einen Querstrich<br />
zur Kurslinie eingezeichnet. Auf ihm wird<br />
die Uhrzeit (immer in vier gleich großen<br />
Ziffern, ohne Punkt usw.) und der<br />
Loggestand (=Stand des<br />
"Seemeilenzählers") vermerkt. Ein Ob wird<br />
darüberhinaus <strong>mit</strong> einem kleinen Kreis<br />
eingerahmt.<br />
Der Steuerkompass zeigt uns den Kurs, den das Schiff fährt. Auf Yachten werden fast immer noch die<br />
herkömmlichen Magnetkompasse verwendet (im Gegensatz zu den Kreiselkompassen in der<br />
Großschifffahrt). Sie sind, in Sichtweite des Rudergängers, kardanisch aufgehängt und <strong>mit</strong> frostfreier<br />
Flüssigkeit gefüllt. Anders als z. B. beim Pfadfinder- oder Militärkompass dreht sich im Schiffskompass<br />
nicht eine Nadel, sondern die ganze "Kompassrose", die <strong>mit</strong> der 360°-Vollkreisteilung versehen ist.<br />
Aufgabe des Rudergängers ist es, stets die Soll-Kurszahl auf der Kompassrose <strong>mit</strong> dem "Steuerstrich" auf<br />
dem Kompassgehäuse in Deckung zu halten. Das erfordert, vor allem bei Seegang einige Übung.<br />
36
Missweisung und Ablenkung<br />
Die Meridiane unserer Seekarte zeigen zum geographischen Nordpol, nach "rechtweisend Nord". Das<br />
macht der Magnetkompass leider nicht, denn er ist <strong>mit</strong> zwei Fehlern behaftet, der "Missweisung" (Mw),<br />
auch "Variation" (Var) und der "Ablenkung" (Abt), auch "Deviation" (Dev). Die Richtung, in die man fährt,<br />
wenn der Kompass einen Kurs von 000° anzeigt, heißt "Magnetkompass-Nord" (MgN).<br />
Die Missweisung (Variation) entsteht auf Grund der Tatsache, daß der magnetische<br />
Nordpol der Erde woanders liegt als der geographische. Außerdem verändert er ständig<br />
seine Lage. An jedem Punkt der Erde und in jedem Jahr herrscht eine andere<br />
Missweisung.<br />
Man muss also stets die derzeit für das Revier gültige Missweisung er<strong>mit</strong>teln. Dazu dient<br />
die Missweisungs-Eintragung auf der Seekarte (meistens in der Mitte einer Kursrose<br />
abgedruckt).<br />
1°15´E 1991 (3´E) bedeutet Missweisung 1°15´ nach Osten im Jahr 1991. Jährlich<br />
kommen 3´ nach Osten dazu.<br />
Der zweite Kompassfehler, die Ablenkung (Deviation) entsteht durch die magnetischen Einflüsse des<br />
Schiffes: Rumpf, Aufbauten, Takelage, Motor, Instrumente usw. lenken den Kompass ab (besonders auf<br />
Stahlschiffen). die Ablenkung wird speziell für jedes Schiff festgestellt und in einer "Deviationstabelle"<br />
festgehalten. diese gilt für kein anderes Schiff, kann nur für den fest eingebauten Steuerkompass<br />
verwendet werden und muss jährlich überprüft werden.<br />
Kursbeschickung<br />
Die Formel wird von oben nach unten gerechnet, um beim Koppeln aus dem anliegenden<br />
Magnetkompasskurs den Kurs über Grund zu bestimmen und diesen in die Seekarte einzeichnen zu<br />
können. Die Formel wird von unten nach oben angewendet, um aus dem der Seekarte entnommenen<br />
Kartenkurs (KaK) den zu steuernden Magnetkompasskurs (MgK) zu berechnen.<br />
Die Kursbeschickung erfolgt <strong>mit</strong>hilfe der<br />
Formel:<br />
MgK<br />
+ MW<br />
+ Dev<br />
= MgN<br />
+ Mgk<br />
= rwK<br />
+ BW<br />
= KdW<br />
+ BS<br />
= KüG / KaK<br />
37
Das Log<br />
Das Log oder die Logge ist jenes- Instrument, das die Geschwindigkeit bzw. die zurückgelegte Distanz<br />
misst. Es ist zum Koppeln ebenso wichtig wie der Kompass. Geschwindigkeit nennt man in der Navigation<br />
"Fahrt" (F). Sie wird in Seemeilen pro Stunde, daher Knoten (kn) angegeben. Manche Loggen messen nur<br />
die Fahrt, manche nur die zurückgelegte Distanz (d). Dann muss der fehlende Wert rechnerisch er<strong>mit</strong>telt<br />
werden.<br />
F = d x 60 : min d = F x min:60 min = d x 60 : F<br />
In diesen Formeln bezeichnet man jene Zeitspanne (in Minuten), die man zum Zurücklegen der Distanz d<br />
benötigt. Zur Erleichterung wird vielfach eine Fahrttabelle verwendet.<br />
Moderne Logs bestehen meist aus einem Propeller (eigentlich Impeller), der durch das vorbeiströmende<br />
Wasser gedreht wird. Seine Umdrehungszahl wird mechanisch oder elektrisch gemessen und auf einem<br />
Anzeigegerät in kn sichtbar gemacht.<br />
Verunreinigungen des Impellers (Bewuchs, Schmutz) können die Genauigkeit des Logs erheblich<br />
vermindern. Ein Log misst nur die Fahrt durchs Wasser und berücksichtigt nicht Beschleunigungen oder<br />
Verzögerungen durch allfällige Strömungen.<br />
Das Lot<br />
Loten heißt die Wassertiefe messen. Wichtig im Hafen und beim Ankern. Loten kann auch wichtige<br />
Hinweise über Schiffsstandort liefern - vor allem bei schlechter Sicht (Nebel) Fast alle Yachten sind heute<br />
<strong>mit</strong> dem Echolot (Echosonde) ausgerüstet. Es misst die Wassertiefe durch Auswerten der Rücklaufzeit<br />
ausgesendeter, vom Meeresgrund reflektierter Ultraschall-Impulse. Wichtig ist die Information was das<br />
Display als Tiefe bezeichtent, die Tiefe unter dem Kiel, oder die Tiefe vom Wasserspiegel (die Kieltiefe<br />
muss dann Berücksichtigt werden).<br />
Als Reserve sollte es Handlot an Bord geben. Es besteht aus einer Lotleine <strong>mit</strong> Farb- bzw. Lederstreifen im<br />
Abstand von 2 m und dem Lotkörper (aus Blei oder Gußeisen, <strong>mit</strong> Talgpfropfen zur Entnahme von<br />
Bodenproben). Für ganz geringe Wassertiefen benützt man auch den "Peilstock".<br />
Das Handlot kann nur bei Stillstand oder geringer Fahrt benützt werden. Außerdem gilt für alle Lotungen,<br />
die zur Standortbestimmung durchgeführt werden: Die Wassertiefen in der Seekarte beziehen sich auf<br />
Niedrigwasser! Durch die Gezeiten (Ebbe und Flut) kann an dieser Stelle das Wasser in Wirklichkeit viel<br />
tiefer sein (manchmal 10 m). In der Adria beträgt der Höhenunterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser<br />
kaum jemals mehr als 40 cm.<br />
Wichtig auch in diesem Zusammenhang: Grundberührungen können die Rudermechanik und<br />
Rumpfstruktur erheblich beschädigen, und sollten von einem Taucher begutachtet werden. Bei<br />
Charterschiffen unbedingt und umgehend an der Basis melden!<br />
38
Standortbestimmung<br />
Zur Er<strong>mit</strong>tlung eines Ow können alle Arten von Standlinien <strong>mit</strong>einander zum Schnitt gebracht werden, das<br />
ergibt als eine Vielzahl von Möglichkeiten wie z.B.:<br />
Peilung und Lotung:<br />
Im Augenblick des Überfahrens einer Tiefenlinie wird ein Objekt<br />
gepeilt. Schnittpunkt der Tiefenlinie und der eingezeichneten<br />
Rechtweisenden Peilung ist der wahre Ort Ow.<br />
Die Kreuzpeilung:<br />
Sie ist die einfachste und daher zuverlässigste und wichtigste<br />
Standortbestimmung in Küstennähe. Zwei oder mehr Objekte<br />
werden gleichzeitig oder annähernd gleichzeitig gepeilt. Der<br />
Schnittpunkt der rwP ist der Ow. Schleifende Schnitte sind zu<br />
vermeiden: Am genauesten ist der Ob, wenn sich die<br />
Standlinien im rechten Winkel schneiden. Je näher die<br />
Peilobjekte liegen, desto zuverlässiger sind die Standlinien.<br />
Wenn möglich, ist immer anzustreben mehr als 2 Peilobjekte<br />
zur Kreuzpeilung heranzuziehen.<br />
Bei drei oder mehr Standlinien kann es passieren, dass sich<br />
diese nicht in einem Punkt schneiden, sondern ein<br />
"Fehlerdreieck" bilden.<br />
Der Navigator muss dann beurteilen: Ist das Fehlerdreieck (relativ zum Kartenmaßstab und zur Entfernung<br />
der Peilobjekte) ausreichend klein? Dann wird der Ob in der Mitte des Fehlerdreiecks angenommen. Ist das<br />
Fehlerdreieck zu groß, dann hat man mindestens einmal ungenau gepeilt. Es müssen alle drei Peilungen<br />
wiederholt werden.<br />
Versegelungspeilung:<br />
Wenn ein Peilobejkt nur einmal vorhanden ist kann es 2x unter<br />
Fahrt gepeilt werden. Wichtig ist dabei die Fahrt (Knoten) und<br />
den Kurs in die Seekarte einzutragen (direkt am gepeilten<br />
Objekt).<br />
Nach der 2ten Peilung wird der Fahrt-Kurs Vektor Parallel<br />
verschoben sodass ein Parallelogramm entsteht. Der neue<br />
Schnittpunkt ist der wahre Ort.<br />
39
Seerecht<br />
Gesetze:<br />
Auf See und den <strong>mit</strong> ihr zusammenhängenden Gewässern, auf denen Seeschiffe fahren, gilt die<br />
internationale Seestrassenordnung (SeeStr.O 1972, in Kraft sei 15.7.1977). In den Hoheitsgewässern der<br />
Küstenstaaten wird die SeestrO meist ergänzt und überlagert durch nationale Bestimmungen.<br />
Die Kollisionsverhütungsregeln (KVR) - offiziell „Internationale Regeln von 1972 zur Verhütung von<br />
Zusammenstößen auf See“ - stellen internationales Seeverkehrsrecht dar. Sie sind das grundlegende<br />
Gesetz zur Regelung der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs auf hoher See und den da<strong>mit</strong><br />
verbundenen Gewässern. Die KVR dienen der Vermeidung von Schiffszusammenstößen.<br />
Lichterführung<br />
Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang oder bei verminderter Sicht müssen bestimmte Lichter geführt<br />
werden.<br />
An Hand der Lichterführung kann man die Art und den Kurs eines Fahrzeuges erkennen und daher auch<br />
nachts die Ausweichregeln befolgen.<br />
Es gibt Sektorenlichter und Rundumlichter. Sektorenlichter für "normale" Fahrzeuge, ohne besonderes<br />
Wegerecht (=Vorfahrt) in Fahrt. Rundumlichter, auch zusätzlich zu den Sektorenlichtern, für Fahrzeuge <strong>mit</strong><br />
Wegerecht, denen man ausweichen muss, oder solche in besonderen Situationen (z. B. vor Anker oder<br />
festgefahren).<br />
Sektorenlichter sind: Topplicht (weiß), Seitenlichter (rot/grün), Hecklicht (weiß) und ggf. Schlepplicht (gelb).<br />
Das Steuerbord-Seitenlicht ist immer grün, das Backbord-Seitenlicht immer rot.<br />
Manchmal müssen auch bei Tag bestimmte Zeichen gesetzt werden. Als Tagzeichen gibt es die<br />
Signalkörper: Ball, Kegel, Zylinder, Rhombus und Doppelkogel. Sie sind alle schwarz, müssen von allen<br />
Seiten erkannt werden können und haben einen Mindestdurchmesser von 60 cm. Fahrzeuge unter 20 m<br />
Länge dürfen auch kleinere Signalkörper verwenden.<br />
Zur Begriffsbestimmung: Ein Fahrzeug ist "in Fahrt“, wenn es nirgendwo fest ist (d. h. auch dann, wenn es<br />
ohne eigenen Antrieb im Wasser treibt). es macht "Fahrt durchs Wasser", wenn es in Fahrt ist u n d (durch<br />
Motor, Segel usw.) angetrieben wird.<br />
Allgemeine Lichterführung von Maschinenfahrzeugen<br />
Maschinenfahrzeug in Fahrt,<br />
länger als 50 m<br />
40<br />
Allgemeine Regel für Maschinenfahrzeuge:<br />
Topplicht, Seitenlichter, Hecklicht und zweites<br />
Topplicht (höher als das erste) für Fahrzeuge<br />
über 50 m.
Maschinenfahrzeug in Fahrt,<br />
kürzer als 50 m<br />
Maschinenfahrzeug in Fahrt,<br />
kürzer als 20 m<br />
Maschinenfahrzeug in Fahrt,<br />
kürzer als 7 m<br />
Lichterführung für unmotorisierte Schiffe und Boote<br />
Segelfahrzeug in Fahrt<br />
Segelfahrzeug in Fahrt,<br />
kürzer als 20 m<br />
oder<br />
41<br />
Unter fünfzig Metern Länge kann auf das achtere<br />
Topplicht verzichtet werden.<br />
Ist das Schiff weniger als 20 m lang, dürfen die<br />
Seitenlichter in einer Zweifarbenlaterne über der<br />
Längsachse geführt werden.<br />
Ist das Schiff weniger als 12 m lang, dürfen<br />
Topplicht und Hecklicht in einem Rundumlicht<br />
zusammengefasst sein.<br />
Schiffe, die kürzer als 7 m sind, dürfen als<br />
einziges Licht ein weißes Rundumlicht zeigen.<br />
Segelschiffe unter Segeln führen Seitenlichter<br />
und ein Hecklicht, aber kein Topplicht.<br />
Segelschiffe, die unter Motor fahren, gelten als<br />
Maschinenfahrzeuge und führen entsprechende<br />
Lichter – dies ist für die Bestimmung der<br />
Vortrittsberechtigung beim Begegnen <strong>mit</strong> anderen<br />
Schiffen wichtig, da Segelschiffe vor<br />
Maschinenfahrzeugen immer Vortritt haben.<br />
Segelschiffe dürfen zusätzlich an oder nahe der<br />
Mastspitze zwei Rundumlichter senkrecht<br />
übereinander führen (das obere rot, das untere<br />
grün); diese Lichter dürfen jedoch nicht<br />
zusammen <strong>mit</strong> der Dreifarbenlaterne geführt<br />
werden.<br />
Segelschiffe, die kürzer als 20 m sind, dürfen die<br />
drei Lichter in einer Dreifarbenlaterne am Masttop<br />
führen. Diese Kombination ist allerdings eher<br />
selten, da die Dreifarbenlaterne nicht <strong>mit</strong> einem<br />
Topplicht kombiniert werden kann, um dann unter<br />
Motor zu fahren.
Segelfahrzeug in Fahrt, <strong>mit</strong><br />
Motorunterstützung am Tag<br />
Segelschiff unter 7 m<br />
Ruderboot<br />
Schleppzüge<br />
Schleppfahrzeuge<br />
Geschleppte Fahrzeuge<br />
42<br />
Segelschiffe, die <strong>mit</strong> gesetzten Segeln unter<br />
Motor fahren, zeigen am Vorschiff einen nach<br />
unten zeigenden Kegel.<br />
Segelschiffe unter 7 m Länge müssen keine<br />
Seitenlichter führen, es genügt, wenn sie eine<br />
weiße Handlampe griffbereit halten und bei<br />
Bedarf zeigen.<br />
Ruderboote dürfen die gleichen Lichter wie<br />
Segelschiffe unter Segeln führen, typischerweise<br />
genügt ein weißes Handlicht.<br />
Schleppfahrzeuge führen zusätzlich zu den<br />
normalen Positionslichtern ein zweites Topplicht<br />
und ein Schlepplicht über dem Hecklicht. Ist der<br />
Schleppzug länger als 200 m, führt der Schlepper<br />
drei Topplichter und einen Rhombus<br />
Das geschleppte Fahrzeug oder Gerät führt<br />
Seiten- und Hecklichter, aber kein Topplicht.
Lichter zur Signalisation von Manövrierbehinderungen<br />
Trawler (Schleppnetzfischer)<br />
Fischer ohne Schleppnetz<br />
Manövrierunfähiges<br />
Fahrzeug<br />
Manövrierbehindertes<br />
Fahrzeug (außer<br />
Minenräumer)<br />
43<br />
[Zusätzlich zu den Positionslichtern werden ein<br />
grünes über einem weißen Rundumlicht geführt.<br />
Ohne Fahrt durchs Wasser entfallen die<br />
Positionslichter. Der Rhombus muss am Tag<br />
geführt werden.<br />
Der Rhombus (oder ein zusätzliches weißes Licht<br />
an der Wasserlinie) zeigt an, in welcher Richtung<br />
Fanggeräte mehr als 150 m ausgebracht sind<br />
Zwei rote Lichter übereinander. Seitenlichter und<br />
Hecklicht (kein Topplicht!) nur, wenn das<br />
Fahrzeug Fahrt durchs Wasser macht, also nicht<br />
treibt. Andere Schiffe müssen<br />
manövrierunfähigen Schiffen ausweichen. Am<br />
Tag führen manövrierunfähige Fahrzeuge zwei<br />
Bälle übereinander. Das Anzeigen von<br />
Manövrierunfähigkeit ist kein Notsignal.<br />
Rot-weiß-rote Lichter übereinander,<br />
Positionslichter, falls Fahrt durchs Wasser. Am<br />
Tag: Zwei Bälle und ein Rhombus. Diese Signale<br />
können etwa gesetzt werden, wenn sich ein<br />
großes Schiff in engem Fahrwasser bewegt und<br />
es dadurch in seiner Navigationsfähigkeit und<br />
seiner Fähigkeit, den Ausweichregeln<br />
nachzukommen, beeinträchtigt ist. Andere Schiffe
Manövrierbehindertes<br />
Fahrzeug, das baggert oder<br />
Unterwasserarbeiten<br />
durchführt<br />
Taucharbeiten ausführendes<br />
Fahrzeug, das nicht alle<br />
vorgeschriebenen Lichter<br />
führen kann<br />
Minenräumer in Fahrt<br />
Tiefgangbehindertes<br />
Fahrzeug<br />
Lotsenfahrzeug<br />
44<br />
weichen aus.<br />
Je zwei zusätzliche rote und grüne Lichter in der<br />
Breite des Geräts, im Mast rot-weiß-rot<br />
übereinander.<br />
Am Tag: Buchstabe „A“ des internationalen<br />
Flaggenalphabets, nachts zusätzlich rot-weiß-rot.<br />
Drei im Dreieck angeordnete grüne Lichter und<br />
drei im Dreieck angeordnete Bälle. Andere<br />
Fahrzeuge halten einen Abstand von mindestens<br />
1000 m ein.<br />
Fahrzeuge, die sich aufgrund ihres Tiefgangs nur<br />
eingeschränkt bewegen können, setzen drei rote<br />
Lichter übereinander oder einen Zylinder.<br />
Fahrzeug, das einen Lotsen im Dienst an Bord<br />
hat.
Schiffe ohne Fahrt<br />
Ankerlieger<br />
Ankerlieger unter fünfzig<br />
Metern<br />
Fahrzeug, das auf Grund<br />
liegt<br />
45<br />
Ein Schiff vor Anker setzt zwei weiße<br />
Rundumlichter, eines nahe dem Bug und eines<br />
nahe dem Heck und unter dem vorderen Licht.<br />
Am Tag setzt das Schiff einen schwarzen Ball.<br />
Schiffe, die länger als 100 m sind, müssen<br />
zusätzlich Decklichter eingeschaltet haben.<br />
Unter fünfzig Metern Länge genügt ein weißes<br />
Rundumlicht, am Tag ein Ball. Schiffe unter 7 m<br />
Länge, die außerhalb von Engstellen oder<br />
Fahrwassern ankern, brauchen keine Lichter zu<br />
zeigen.<br />
Nur Fahrzeuge über 12 m Länge: Zwei rote<br />
Lichter übereinander, zusätzlich zu den<br />
Ankerlichtern.
Schallsignale<br />
Unterscheide: Schallsignale für Fahrzeuge in Sicht und Schallsignale bei verminderter Sicht (Nebel,<br />
Schneefall, heftige Regengüsse). Sie werden <strong>mit</strong> der Pfeife oder <strong>mit</strong> der Schiffsglocke gegeben. Fahrzeuge<br />
unter 12 m Länge dürfen jedoch ein anderes Instrument zur Abgabe kräftiger Schallsignale verwenden.<br />
Mit der Pfeife werden abgegeben: der kurze TON (ca. 1 Sekunde Dauer, hier dargestellt als Punkt: ) und<br />
der lange Ton (4-6 Sekunden Dauer, hier dargestellt als Strich: ).<br />
Mit der Schiffsglocke wird das Signal "rasches Läuten <strong>mit</strong> der Glocke (ca. 5 Sekunden Dauer) abgegeben.<br />
Schallsignale für Fahrzeuge in Sicht<br />
„ich ändere meinen Kurs nach Steuerbord“<br />
„ich ändere meinen Kurs nach Backbord“<br />
„meine Maschine geht rückwärts“<br />
„Achtung!“<br />
„kommen Sie Ihrer Ausweichpflicht nach!“<br />
„ich will Sie an Ihrer Steuerbordseite überhohlen“<br />
„ich will Sie an Ihrer Backbordseite überhohlen“<br />
„ich bin einverstanden, und mach Platz“<br />
Schallsignale für Fahrzeuge bei verminderter Sicht<br />
(alle 2min) Maschinenfahrzeuge <strong>mit</strong> FdW<br />
(alle 2min) Maschinenfahrzeuge ohne FdW (treibend)<br />
(alle 2min) Manövrierunfähiges, manövrierbehindertes, tiefgangbehindertes,<br />
fischendes, schleppendes, oder Segelfahrzeug<br />
(alle 2min) Geschlepptes letztes Fahrzeug, möglichst un<strong>mit</strong>telbar nach dem<br />
Signal des Schleppers<br />
(jede Minute) Ankerlieger (über 100m zusätzlich Gong)<br />
Ankerlieger, der ein näherkommendes Fahrzeug warnt<br />
Zusätzliches Erkennungssignal für ein Lotsenfahrzeug<br />
46
Seenotsignale<br />
Folgende Signale, zusammen oder einzeln abgegeben werden von Fahrzeugen verwendet, die sich in Not<br />
befinden und Hilfe benötigen. Zu anderen Zwecken dürfen sie nicht abgegeben werden. Ebenso sind alle<br />
Signale verboten, die <strong>mit</strong> diesen Notsignalen verwechselt werden könnten. Hilfeleistung ist Pflicht!<br />
Kanonenschüsse oder andere Knallsignale in Zwischenräumen von ungefähr 1 Minute<br />
anhaltendes Ertönen eines Nebelsignalgeräts<br />
Raketen oder Leuchtkugeln <strong>mit</strong> roten Sternen einzeln in kurzen Zwischenräumen<br />
S O S Alarmzeichen das durch Telegraphie, funk oder eine andere Signalart<br />
gegebene Morsesignal SOS, allenfalls in Verbindung <strong>mit</strong> dem Telegraphie funk-<br />
Alarmzeichen<br />
MAYDAY Alarmzeichen das Sprechfunksignal aus dem gesprochenen Wort<br />
"MAYDAY", allenfalls in Verbindung <strong>mit</strong> dem Sprechfunk-Alarmzeichen<br />
N C Flagge, das Notzeichen NC des Internationalen Signalbuches (Flagge N =<br />
blau/weiß kariert, Flagge C = waagrecht gestreift: blau-weiß-rot-weiß-blau)<br />
ein Signal aus einer viereckigen Flagge, darüber oder darunter ein Ball oder<br />
ballähnlicher Körper<br />
Flammensignale auf einem Fahrzeug, z.B. brennende Teertonnen- Öltonnen oder<br />
dergleichen<br />
eine Handfackel oder rote Fallschirm-Leuchtrakete<br />
ein Rauchsignal <strong>mit</strong> orangefarbenem Rauch<br />
langsames und wiederholtes Heben und Senken der nach beiden Seiten<br />
ausgestreckten Arme ("müde Fliege")<br />
von einer Seenotfunkboje (EPIRB) ausgestrahlte Funksignale<br />
47
Ausweichregeln<br />
Grundsätzlich sind Ausweichmanöver rechtzeitig, deutlich erkennbar und möglichst hinter dem Heck des<br />
Wegerechtsfahrzeuges zu fahren. Das Fahrzeug <strong>mit</strong> Wegerecht (= Vorfahrt) muss Kurs und<br />
Geschwindigkeit beibehalten um den Ausweichpflichtigen nicht zu verwirren. Sollte der Ausweichpflichtige<br />
jedoch nicht ausweichen, so muß das Wegerechtsfahrzeug selbst durch das "Manöver des letzten<br />
Augenblicks" die drohende Kollision verhindern.<br />
Nachstehende Regen gelten für Fahrzeuge, die einander in Sicht haben. Zwischen verschiedenartigen<br />
Fahrzeugen gilt folgende Reihenfolge des Wegerechts - von oben nach unten:<br />
Wegerecht:<br />
1. Überholte Fahrzeuge<br />
2. Manövrierunfähige Fahrzeuge<br />
3. Manövrierbehinderte Fahrzeuge<br />
4. Tiefgangbehinderte Fahrzeuge<br />
5. Fischende Fahrzeuge<br />
6. Segelfahrzeuge (nur unter Segel)<br />
7. Maschinenfahrzeuge<br />
Ausweichregeln zwischen gleichrangigen Maschinenfahrzeugen:<br />
Bei einer Begegnung von Maschinenfahrzeugen kann<br />
es drei verschiedene Situationen geben:<br />
� "entgegengesetzte Kurse" (die beiden<br />
Kollisionsgegner kommen frontal aufeinander<br />
zu)<br />
� "kreuzende Kurse" (der andere kommt aus<br />
dem Sektor, den das eigenen Seitenlicht<br />
bescheint)<br />
� "Überholer" (der andere kommt aus dem<br />
Sektor, den das eigene Hecklicht bescheint. Im<br />
Zweifelsfall hat man sich als Überholer zu<br />
betrachten.)<br />
Bei entgegengesetzten Kursen müssen beide Fahrzeuge ihren Kurs nach Steuerbord ändern. Bei<br />
kreuzenden Kursen gilt - wie auf der Straße - "rechts vor links", d. h. das Fahrzeug, das von Steuerbord<br />
kommt, hat Wegerecht. Überholer müssen sich in jedem Fall <strong>mit</strong> ausreichendem Abstand freihalten.<br />
48
Ausweichregeln zwischen Segelfahrzeugen:<br />
Auch beim Segeln muss sich der Überholer (außer bei<br />
Regatten) freihalten. Ansonsten kommt es auf den<br />
Wind an.<br />
� Wegerecht hat jener Segler, der den Wind von<br />
Steuerbord hat (="<strong>mit</strong> Backbordschoten<br />
segelt").<br />
� Segeln beide <strong>mit</strong> gleichen Schoten, so hat das<br />
Boot, das weiter in Lee liegt ( an der<br />
windabgewandten Seite) Wegerecht; die Luvyacht<br />
muss ausweisen.<br />
� Sieht man nachts in Luv einen Segler, bei dem<br />
nicht erkannt werden kann, von welcher Seite<br />
er den Wind hat, so muß man, wenn man<br />
selbst <strong>mit</strong> Steuerbordschoten segelt, auf jeden<br />
Fall ausweichen.<br />
Verhalten im engen Fahrwasser<br />
Im engen Fahrwasser muss man - wie auf der Straße - soweit wie möglich rechts fahren. Fahrzeuge unter<br />
20 m Länge und Segler (gleichgültig welche Länge) dürfen die sichere Durchfahrt eines Großschiffes nicht<br />
behindern. Auch beim Queren des Fahrwassers dürfen andere nicht behindert werden.<br />
Wie schon bei den Schallsignalen erwähnt, sind zum Überholen allenfalls Signale abzugeben um die<br />
Zustimmung und Mitwirkung des Vorausfahrenden zu erreichen<br />
Vor Krümmung oder einem Sichthindernis: langsam fahren und das Signal "ein langer Ton" geben.<br />
Das Ankern im engen Fahrwasser ist zu vermeiden.<br />
Veralten bei verminderter Sicht<br />
Bei Nebel usw. langsam fahren (=auf halbe Sicht) und die vorgeschriebenen Signale abgeben! Hört man<br />
ein anderes Nebelsignal anscheinend Vorlicher als querab (= von vorne oder schräg vorne), so ist der Kurs<br />
beizubehalten, aber die-Geschwindigkeit auf das äußerste Mindestmaß zu verringern (so, dass das Schiff<br />
gerade noch manövrierfähig bleibt), bis der andere in Sicht kommt (dann erst ausweichen) oder dessen<br />
Signale sich wieder entfernen. Keine Ausweichmanöver nur aufgrund gehörter Nebelsignale!<br />
49
Sprechfunk<br />
Funk-Flaggen-Morsealphabet:<br />
Das Internationale Funkalphabet findet Anwendung beispielsweise im internationalen Funkverkehr und<br />
häufig in der militärischen Kommunikation der westlichen Streitkräfte.<br />
Sprechfunk Signalflagge Morsecode Sprechfunk Signalflagge Morsecode<br />
A Alfa<br />
B Bravo<br />
C Charlie<br />
D Delta<br />
E Echo<br />
F Foxtrot<br />
G Golf<br />
H Hotel<br />
I India<br />
J Juliett<br />
K Kilo<br />
L Lima<br />
M Mike<br />
N November<br />
O Oscar<br />
P Papa<br />
Q Quebec<br />
R Romeo<br />
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50<br />
S Sierra<br />
T Tango<br />
U Uniform<br />
V Victor<br />
W Whiskey<br />
X Xray<br />
Y Yankee<br />
Z Zulu<br />
0 Nadazero<br />
1 Unaone<br />
2 Bissotwo<br />
3 Terrathree<br />
4 Kartefour<br />
5 Pantafive<br />
6 Soxisix<br />
7 Setteseven<br />
8 Oktoeight<br />
9 Novenine<br />
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Seenotfall<br />
Wassereinbruch <strong>mit</strong> akut drohendem Sinken; Überfall durch Piraten; Kollision <strong>mit</strong> drohendem Sinken;<br />
Strandung <strong>mit</strong> drohendem Sinken; Schlagseite <strong>mit</strong> drohendem Sinken; Feuer an Bord; Mensch über Bord;<br />
manövrierunfähiges Treiben <strong>mit</strong> drohender gefährlicher Strandung oder Kollision oder Querschlagen und<br />
Kentern durch Brecher.<br />
Alarmierung<br />
Im Seefunk erfolgt der Seenotverkehr über UKW Kanal 16 (156,80 MHz) durch eine gesprochene Meldung.<br />
Heute erfolgt der Notruf meist über ein DSC-Gerät und nach den Regeln der Vollzugsordnung für den<br />
Funkdienst (VO Funk). Neben den ausrüstungspflichtigen Schiffen (SOLAS) verfügen <strong>mit</strong>tlerweile alle<br />
modernen Charterschiffe über ein UKW-Gerät <strong>mit</strong> DSC-Controller.<br />
Die Notruftaste ist meist <strong>mit</strong> „Distress“ rot beschriftet und unter einer Abdeckklappe vor Falschauslösung<br />
geschützt. Als weitere Sicherung muss sie bei einigen Geräten mehrere Sekunden ununterbrochen<br />
gedrückt werden.<br />
Notanruf<br />
Mayday Mayday Mayday<br />
This is ……………………<br />
(Schiffsname - 3 mal -, Rufzeichen und MMSI)<br />
Dann die Notmeldung<br />
Mayday ........................<br />
(Schiffsname, Rufname und MMSI = Maritime Mobile Service Identity)<br />
Position<br />
_ _ Degrees _ _ Decimal _ Minutes North/South<br />
_ _ Degrees _ _ Decimal _ Minutes East/West<br />
(Beispielmeldung)<br />
Person Over Board<br />
Last seen on _ _ _ _ UTC<br />
I require …………………….<br />
Over<br />
Empfang eines Notrufes<br />
Der Empfang eines Notrufs wird über GMDSS ausschließlich von Küstenfunkstellen und/oder MRCC-<br />
Seenotleitstellen <strong>mit</strong> der digital übertragenen Meldung (Distress Acknowlege) bestätigt. Diese übernimmt<br />
dann die Koordination aller weiteren Aktionen.<br />
Im Non-DSC-Sprechfunk wird der Empfang eines Notrufs <strong>mit</strong> Receives MaydayY oder Romeo Romeo<br />
Romeo Mayday bestätigt. Die Bestätigung erfolgt normalerweise ebenfalls durch eine Seenotleitstelle.<br />
Eine Bestätigung durch eine andere Funkstelle darf nur erfolgen, wenn Hilfe geleistet werden kann.<br />
Die Weiterleitung eines Notrufs wird <strong>mit</strong> Mayday Relay eingeleitet.<br />
Funkstille<br />
Ein Notruf hat Vorrang vor jedem anderen Funkverkehr. Ein Havarist oder sonstwie Beeinträchtigter kann<br />
während seines Notrufes Funkstille <strong>mit</strong> dem Ruf Silecne Mayday verlangen.<br />
51
Beenden des Notverkehrs<br />
Wenn die Notsituation beendet ist, und kein Notverkehr mehr stattfindet, muss das Schiff, das die<br />
Notrufmeldung ausgesandt hat, oder die Rettungsleitstelle den Notruf beenden. Die Beendigung des<br />
Notverkehrs erfolgt durch:<br />
Mayday<br />
All Stations All Stations All Stations<br />
This is……………..<br />
(Schiffsname -,Rufzeichen und MMSI)<br />
UTC (Uhrzeit der Beendigung)<br />
(Schiffsname, Rufzeichen und MMSI des Fahrzeuges in Not)<br />
Silence Fini<br />
Rechtliche Konsequenzen<br />
Ein Notruf darf nur auf Anordnung des Schiffsführers erfolgen. Jedes Schiff im Umkreis ist dadurch<br />
verpflichtet, Hilfe zu leisten. Erfolgreiche Hilfe ist kostenpflichtig. Durch das sehr einfache Auslösen eines<br />
Notalarms über DSC-Controller kommt es häufig zu kostspieligen Falschalarmen. Seenotmeldungen –<br />
eigene und empfangene – und die erfolgten Maßnahmen sind immer im Logbuch festzuhalten.<br />
Dringlichkeit<br />
Pan-Pan ist eine Dringlichkeitsmeldung im Sprechfunkverkehr von Schiffen, Flugzeugen oder anderen<br />
Fahrzeugen, die abgesetzt wird, wenn das Fahrzeug oder seine Insassen konkret, aber nicht akut<br />
gefährdet sind, und <strong>mit</strong> der die Besatzung eine bevorzugte Behandlung einfordert.<br />
Die nächste Stufe, die dann eine un<strong>mit</strong>telbare Gefahr für das Fahrzeug oder menschliches Leben<br />
voraussetzt, ist die Notmeldung „Mayday“.<br />
Pan Pan – Pan Pan – Pan Pan leitet im Seefunk die Dringlichkeitsmeldung ein. Im Falle eines<br />
medizinischen Notfalls kann auch Pan Pan Medico (dreimal) verwendet werden.<br />
Die Mitteilung selbst enthält:<br />
� Identität des Schiffes (meist der Schiffsname)<br />
� geographische Position eines Wasserfahrzeuges<br />
� Art des Schadens<br />
� benötigte Hilfeleistung<br />
Ein typischer Fall für Pan Pan ist eine Manövrierunfähigkeit wegen Ruder- oder Maschinenausfalls und<br />
dadurch <strong>mit</strong>telbarer Gefahr für das Schiff z. B. durch Strandung, oder wenn wegen schwerer Erkrankung<br />
eines Crew<strong>mit</strong>gliedes der Funkarzt für ein Medico-Gespräch gerufen werden muss.<br />
Bei einer Dringlichkeitsmeldung ist anderer Funkverkehr einzustellen. Nur noch Seenotfälle haben Vorrang<br />
vor der Dringlichkeitsmeldung.<br />
PanPan PanPan PanPan<br />
All Stations All Stations All Stations<br />
This is……………..<br />
(Schiffsname -,Rufzeichen und MMSI)<br />
52
Position<br />
_ _ Degrees _ _ Decimal _ Minutes North/South<br />
_ _ Degrees _ _ Decimal _ Minutes East/West<br />
Dringlichkeit<br />
I require …………………….<br />
Over<br />
Sicherheitsmeldung<br />
Sécurité ist eine Sicherheitsmeldung im Seefunkverkehr. Die Meldung ist ein vorrangiger Funkspruch. Das<br />
bedeutet, dass der normale Funkverkehr zu unterbleiben hat (Gebot der Funkdisziplin). Unter den Not- und<br />
Dringlichkeitsrufen Mayday und Pan-Pan sind Sécurité-Rufe die am wenigsten dringenden.<br />
Inhalt können beispielsweise behördliche meteorologische Warnungen oder Navigations-Hinweise aber<br />
auch Warnungen seitens eines Schiffes über unkontrolliert treibende potentielle Hindernisse (zum Beispiel<br />
über Bord gegangene Ladung) sein. Üblicherweise werden diese Meldungen auf einer Notruffrequenz<br />
unter Nennung einer Arbeitsfrequenz, unter der dann die Details zu erfahren sind, übertragen.<br />
Typischerweise wird folgender englischer Standardtext verwendet:<br />
Sécurité, sécurité, sécurité<br />
All ships, all ships, all ships<br />
This is MMSI-Nummer und (Name der Station)<br />
For a weather forecast and important navigational warnings for the , please tune to (Frequenz oder Kanal-Nummer)<br />
This is (Name der Station), over<br />
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