10.11.2012 Aufrufe

Zwei weitere Fälle von cerebralem Anfallsleiden

Zwei weitere Fälle von cerebralem Anfallsleiden

Zwei weitere Fälle von cerebralem Anfallsleiden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

und natürlich wohlbegründet – einzusetzen. Es<br />

ging ihnen (S. Hahnemann und seinen Schülern)<br />

bei der Heilung immer um die Frage: „Welchen<br />

charakteristischen Patientensymptomen ist welche<br />

Arznei am ähnlichsten? Und wenn die geänderte<br />

Symptomatik den Wirkungskreis der gegebenen<br />

Arznei verlassen hatte, wurde die Arznei<br />

gewechselt“. Rohrer exemplifiziert das durch<br />

die folgenden Beispiele:<br />

„... heilt Ernst Stapf eine 41-jährige Frau,<br />

die seit fünf Monaten an einer Dauerblutung leidet<br />

und bereits die schwersten Symptome der<br />

Anämie aufweist: Abmagerung, Blässe, oftmalige<br />

Ohnmachten, Beinödeme, ungeheure Erschöpfung.<br />

Es gelingt Stapf, die Blutung innerhalb<br />

<strong>von</strong> Tagen zu stillen und die Gesundheit dieser<br />

Frau ist nach dreiwöchiger Therapie völlig wiederhergestellt.<br />

Freilich gibt Stapf während dieser<br />

drei Wochen vier verschiedene Mittel. Er beginnt<br />

die Behandlung mit Crocus sativus C 3 aufgrund<br />

des auffallenden Bewegungsgefühles, als ob etwas<br />

Lebendiges im Abdomen sich bewegen würde<br />

und mit diesem Mittel bessert sich die Blutung<br />

schlagartig. Ganz entgegen der homöopathischen<br />

Regel, bei Eintritt der Besserung abzuwarten,<br />

hatte Stapf ein untrügliches Gespür dafür, wann<br />

die Symptomatologie sich verändert und er vor<br />

der Frage stand, liegt die jetzige Symptomatik innerhalb<br />

des Wirkungskreises der gegebenen Arznei<br />

oder nicht? Vier Tage nach Gabe <strong>von</strong> Crocus<br />

findet Stapf eine konstante Übelkeit im Vordergrund,<br />

<strong>von</strong> der er wusste, dass Crocus hier nicht<br />

weiter heilend sein konnte und gibt Ipecacuanha<br />

C3.Fünf Tage später stehen die enorme Verstopfung<br />

und Kopfschmerzen im Vordergrund, die<br />

nach Nux vomica C 15 vergehen. Der Rest der Beschwerden<br />

inklusive der Beinödeme wird mit<br />

einer Gabe Ferrum chloratum C 2 geheilt. Ich<br />

schildere diese Krankengeschichte deshalb, weil<br />

in unseren heutigen Publikationen oft der Zwang<br />

zu einem Mittel besteht bzw. meist nur Krankengeschichten<br />

veröffentlicht werden, die mit einem<br />

Mittel geheilt wurden. Heute erleben wir es fast<br />

als oberstes Kriterium einer guten Homöopathie,<br />

wenn dasselbe Mittel über Jahre gegeben wird<br />

und auch akute Krankheiten mit dem gegebenen<br />

chronischen Mittel geheilt werden können. Ich<br />

bitte mich hier nicht misszuverstehen, wenn<br />

ich so eine Krankengeschichte in der Praxis<br />

habe, publiziere ich sie auch gerne und diese<br />

Idealfälle sind uns allen willkommen. Worauf ich<br />

hinweisen möchte, ist diese andere Denkweise<br />

Hahnemanns und seiner Schüler: Es ging ihnen<br />

bei der Heilung <strong>von</strong> Krankheiten (auch chronischen)<br />

immer um die Frage, welchen charakteristischen<br />

Patientensymptomen ist welche Arznei<br />

am ähnlichsten? Und wenn die geänderte Symptomatik<br />

den Wirkungskreis der gegebenen Arznei<br />

verlassen hatte, wurde die Arznei gewechselt.<br />

Ein anderes Beispiel ist die berühmte<br />

Ileusheilung Bönninghausens aus dem Jahr<br />

1833. Bedenken wir, dass Bönninghausen hier<br />

die Homöopathie erst fünf Jahre kannte! Bönninghausen<br />

konnte sich selbst aus der akuten Situation<br />

mittels Thuja retten. Zur Nachbehandlung<br />

wurden ihm <strong>von</strong> Hahnemann Lycopodium und<br />

Conium empfohlen und aufgrund einer Bronchialerkrankung<br />

Hahnemanns verzögerte sich seine<br />

briefliche Antwort und genau diese beiden Arzneien<br />

hatte Bönninghausen in der Zwischenzeit<br />

selbst eingenommen.<br />

Das heißt, das Ähnlichkeitsgesetz dient<br />

der praktischen Verwirklichung dieser Heilungsgewissheit.<br />

Wenn wir das Ähnlichkeitsgesetz vom<br />

Prinzip der Heilungsgewissheit trennen, dann<br />

kann sich die Ähnlichkeit auf alles beziehen, nicht<br />

nur auf die Ebene der Symptome.“<br />

Fallbeispiel 2<br />

In unserem nächsten Fall handelt es sich um den<br />

8-jährigen Karl N., ein Kind mit Mehrfachbehinderung<br />

und sich entwickelndem <strong>cerebralem</strong> <strong>Anfallsleiden</strong>.<br />

Diese Mehrfachbehinderung besteht<br />

im einzelnen aus: Mikrozephalie, Polymicrogyrie,<br />

V.a.: periventrikuläre Leukomalazie, Schallleitungsschwerhörigkeit,<br />

allgemeine geistige und<br />

sprachliche Retardierung, Tetraspastik mit Subluxation<br />

beider Hüften, cerebrales <strong>Anfallsleiden</strong><br />

(Mischform).<br />

Anamnese und Befunde<br />

Hadulla M, Richter O: <strong>Zwei</strong> <strong>weitere</strong> <strong>Fälle</strong> <strong>von</strong> <strong>cerebralem</strong> <strong>Anfallsleiden</strong>. ZKH 2005; 49: 18 –27<br />

Aus den zahlreichen Arztberichten verschiedenster<br />

deutscher Universitätskinderkliniken und<br />

Kinderzentren – u.a. Universitätskinderklinik<br />

Frankfurt, Kinderzentrum München sowie der<br />

DKD Wiesbaden – ergibt sich insgesamt folgende<br />

Anamnese:<br />

23<br />

ORIGINALIA<br />

Heruntergeladen <strong>von</strong>: Michael M. Hadulla. Urheberrechtlich geschützt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!