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Status und Perspektiven - SNI-Portal

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Gößere Detektorfläche<br />

Mit großfl ächigen positionsempfi ndlichen Detektoren<br />

für zeitaufgelöste Messungen steht ein kostengünstiger<br />

Weg zur Verfügung, Neutronenstreuexperimente, insbesondere<br />

an existierenden Quellen, um ein Vielfaches<br />

effi zienter zu machen. Voraussetzung ist, dass entsprechende<br />

Programme die Entwicklung der Detektoren<br />

<strong>und</strong> den Ausbau der Experimente unterstützen. Das<br />

Millenniumprogramm des ILL ist ein gutes <strong>und</strong> erfolgreiches<br />

Beispiel hierfür.<br />

Extreme Probenumgebung<br />

Ein großer Vorzug der Neutronen besteht in ihrem<br />

hohen Durchdringungsvermögen für viele, insbesondere<br />

metallische, Konstruktionsmaterialien. So werden<br />

Neutronenstrahlen des Wellenlängenbereichs, der<br />

typischerweise für Streuexperimente verwendet wird,<br />

beim Durchgang durch Aluminium von 1 mm Materialdicke<br />

nur um ca. 1 % geschwächt. Diese Eigenschaft<br />

der Neutronen erleichtert die Konstruktion komplexer<br />

<strong>und</strong> extremer Probenumgebungen enorm <strong>und</strong> stellt<br />

einen entscheidenden Vorteil der Neutronen gegenüber<br />

anderen Strahlenarten, wie z. B. Röntgenstrahlung, dar.<br />

Kryostaten für tiefste Temperaturen (im Extremfall bis<br />

herab zu einigen 100 pK), Kryomagnete für höchste<br />

Magnetfelder (bis zu 17 T stationär), Öfen für höchste<br />

Temperaturen (bis zu 2500 °C) <strong>und</strong> Apparaturen für<br />

höchste Drücke (bis zu 30 GPa) stehen nicht nur wenigen<br />

Spezialisten, sondern einer breiten Nutzergemeinde<br />

zur Verfügung.<br />

Höchste Magnetfelder,<br />

tiefste Temperaturen<br />

Um magnetische Phänomene zu studieren, werden<br />

Neutronenstreuexperimente in der Regel als Funktion<br />

der Temperatur <strong>und</strong> eines äußeren Magnetfeldes<br />

durchgeführt. Die höchsten Magnetfelder, die derzeit<br />

im stationären Betrieb für Neutronenstreuexperimente<br />

möglich sind, erreichen eine Stärke von 15 T für einen<br />

Temperaturbereich von 50 mK - 300 K. Bei Verzicht<br />

auf die tiefsten Temperaturen lässt sich das Magnetfeld<br />

durch besondere Dysprosium-Polschuhe bis auf 17,5 T<br />

erhöhen (Temperaturbereich 1,5 K - 300 K). Solche<br />

mit supraleitenden Spulen gebauten Kryomagnete sind<br />

seit einigen Jahren bei BENSC (HMI) im Routinebetrieb,<br />

seit kurzem auch am ILL <strong>und</strong> am FRM-II.<br />

Abb. 7.1 zeigt schematisch den Aufbau eines solchen<br />

Kryomagneten. Zur Kombination mit tiefen Temperaturen<br />

im mK-Bereich werden kompakt gebaute Einsätze<br />

benutzt, die nach dem 3 He/ 4 He-Entmischerprinzip arbeiten.<br />

Um zu noch höheren Magnetfeldern zu kommen,<br />

plant das HMI gegenwärtig in Zusammenarbeit<br />

mit dem FZK den Bau eines neuen 25 T-Kryomagneten,<br />

der durch Verwendung von supraleitenden Spulen aus<br />

Hoch-T c<br />

-Materialien verwirklicht werden soll.<br />

Höchste Temperaturen<br />

Als Standardprobenumgebung für hohe Temperaturen<br />

haben sich evakuierbare Öfen mit zylinderförmigen<br />

Metallfolien als Heizelement <strong>und</strong> Hitzeschilden herausgebildet.<br />

Mit solchen Öfen lassen sich Temperaturen bis<br />

maximal 2000 °C erreichen.<br />

Für noch höhere Temperaturen muss auf Spezialöfen<br />

zurückgegriffen werden, die von einzelnen Gruppen<br />

konstruiert wurden <strong>und</strong> nicht zum Standardrepertoire<br />

eines Zentrums gehören. Solche Entwicklungen sind<br />

z. B. Spiegelöfen, Öfen mit Elektronenstrahlheizung<br />

oder Öfen, bei denen die Probe durch ein Levitationssystem<br />

frei schwebend gehalten <strong>und</strong> induktiv oder<br />

durch Laser aufgeheizt wird. Abb. 7.2 zeigt einen<br />

Spiegelofen, der am Institut für Mineralogie der Universität<br />

München konstruiert wurde. Derartige Öfen<br />

erlauben Neutronenstreuexperimente bei Temperaturen<br />

über 2000 °C. Ein Vorteil der Spiegel- <strong>und</strong> Levitationsöfen<br />

ist, dass außer der Probe kein weiteres Material im<br />

Strahl sein muss. Im Falle des Levitationsofens kommt<br />

hinzu, dass die Probe absolut berührungsfrei im Strahl<br />

gehalten wird. Das ist vor allem für die Untersuchung<br />

von Schmelzen von großer Bedeutung. Es muss ein<br />

Bestreben der Zentren sein, diese zurzeit noch sehr spezialisierte<br />

Art von Hochtemperatureinrichtungen dem<br />

allgemeinen Nutzerbetrieb zur Verfügung zu stellen<br />

<strong>und</strong> weiterzuentwickeln.<br />

Höchste Drücke<br />

Standardprobenumgebung für Druckexperimente sind<br />

an vielen Zentren Zylinderzellen mit Wolframcarbid-<br />

Stempeln <strong>und</strong> Klemmringen zum Aufrechterhalten des<br />

mechanisch erzeugten Drucks, mit denen Drücke bis zu<br />

1,5 GPa erreicht werden können.<br />

Für Neutronenstreuexperimente bei höchsten Drücken<br />

wurde die „Paris-Edinburgh“-Zelle entwickelt. Es handelt<br />

sich dabei um den klassischen Typ einer Druckzelle<br />

mit einander gegenüberliegenden Druckstempeln. Der<br />

normale Arbeitsbereich dieser Zelle liegt zwischen 2<br />

<strong>und</strong> 20 GPa im Temperaturintervall von 100 bis 300 K.<br />

Bei Verwendung von gesinterten Diamantstempeln statt<br />

Wolframcarbid-Stempeln sind in diesem Temperaturbereich<br />

sogar Drücke bis 30 GPa möglich. Die Probe<br />

kann mit Hilfe eines Mikroofens bis 1200 K aufgeheizt<br />

werden. Der maximal mögliche Druck bei dieser<br />

Temperatur beträgt noch 7 GPa. Erkauft werden diese<br />

hohen Drücke allerdings durch ein sehr kleines Probenvolumen.<br />

Mit gesinterten Diamantstempeln beträgt die<br />

Probengröße ca. 100 mm 3 bei 25 GPa.<br />

Eine ähnliche Zelle für höchste Drücke wurde vom<br />

Kurchatow Institut in Moskau entwickelt. Sie ist durch<br />

Verwendung spezieller Konstruktionsmaterialien<br />

(Kupfer-Beryllium Bronze) vor allem für magnetische<br />

Untersuchungen geeignet. Mit dieser Zelle wurden die<br />

bisher höchsten Drücke (43 GPa) bei Neutronenstreuexperimenten<br />

erreicht.<br />

Diese extreme Probenumgebung für höchste Drücke<br />

steht nur sehr eingeschränkt dem allgemeinen Nutzerbetrieb<br />

zur Verfügung. Sie muss weiterentwickelt <strong>und</strong><br />

standardisiert werden.<br />

In-situ Experimente<br />

Für in-situ Experimente existieren spezialisierte Probenumgebungen,<br />

etwa Streckapparaturen, Scherzellen,<br />

Bedampfungsanlagen, chemische Reaktionszellen,<br />

Gasbeladungszellen etc. Diese Umgebung wird je nach<br />

wissenschaftlicher Fragestellung ständig weiterentwickelt,<br />

zum Teil in Kombination mit speziellen stroboskopischen<br />

Messverfahren.<br />

o/<br />

20<br />

o/<br />

o/<br />

20<br />

550<br />

20°<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

5°<br />

2°<br />

2°<br />

with mit thickness Dicke<br />

Al-Ringe Al-rings<br />

1,5 mm<br />

1,9 mm<br />

2,0 mm<br />

6 mm<br />

8 mm<br />

10 mm<br />

Abb. 7.1. Schematische Darstellung des vertikalen<br />

Hochfeld-Kryomagneten von BENSC. Die obere Hälfte<br />

der Abbildung zeigt den Sitz der Probe im Zentrum des<br />

Spulensystems zusammen mit den relevanten Abmessungen<br />

<strong>und</strong> Öffnungswinkeln; die untere Hälfte der Abbildung<br />

zeigt die Al-Ringe, die als Abstandshalter zwischen oberer<br />

<strong>und</strong> unterer Spule des „Split-Pair“ Magneten dienen. Die<br />

Gesamtdicke an Al, die der an der Probe gestreute Strahl<br />

durchdringen muss, beträgt 30 mm.<br />

Abb. 7.2.<br />

Spiegelofen<br />

(entwickelt<br />

am Institut für<br />

Mineralogie<br />

der<br />

Universität<br />

München).<br />

80 Extreme Probenumgebung 81

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