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Status und Perspektiven - SNI-Portal

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GKSS<br />

Das GKSS Forschungszentrum betreibt seit 1958 den<br />

Forschungsreaktor FRG-1. Im Rahmen laufender Modernisierungen<br />

wurde eine kalte Quelle für langwellige<br />

Neutronen sowie eine Leiterhalle gebaut, der nukleare<br />

Brennstoff von hoch- auf niedrig angereichertes Uran<br />

umgestellt <strong>und</strong> der Neutronenfl uss auf 1,4 ∙ 10 14 n/cm 2<br />

erhöht. Mit 250 Betriebstagen im langjährigen Jahresdurchschnitt<br />

bietet der FRG-1 eine besonders hohe<br />

Verfügbarkeit. R<strong>und</strong> 60 % der Strahlzeit wird externen<br />

Nutzern zur Verfügung gestellt. Strahlzeit kann jederzeit<br />

beantragt werden, um nach externer Begutachtung<br />

einen möglichst schnellen Zugang zu gewährleisten.<br />

Instrumente<br />

Es werden 10 Instrumente betrieben, von denen etwa<br />

die Hälfte für die ingenieurwissenschaftliche Materialforschung<br />

optimiert ist. Damit bietet GKSS externen<br />

Nutzern komplementär zur Schwerpunktbildung anderer<br />

Zentren ein besonders umfassendes <strong>und</strong> anwendungsnahes<br />

Angebot an:<br />

• Eigenspannungs- <strong>und</strong> Texturmessungen an Werkstoffen<br />

<strong>und</strong> Schweißnähten, z. B. für neue Fertigungsverfahren<br />

für den Airbus A 380 oder an leichteren<br />

Bauteilen aus Mg für den Fahrzeugbau.<br />

• Kleinwinkelstreuung, z. B. zur Untersuchung von<br />

festigkeitssteigernden Ausscheidungen in Hochleistungsstählen<br />

oder neuartigen Leichtbauwerkstoffen<br />

für Flugzeugturbinen<br />

• Neutronenradiographie <strong>und</strong> Tomographie, z. B. zur<br />

Qualitätssicherung von Teilen der Ariane-V Rakete<br />

im Rahmen von Industrieaufträgen.<br />

Darüber hinaus stehen Refl ektometer zur Untersuchung<br />

von magnetischen <strong>und</strong> biologischen Nanostrukturen,<br />

z. B. von magnetischen Speichermedien mit höherer<br />

Speicherdichte oder von biologischen Membranen im<br />

Hinblick auf die Wirksamkeit neuartiger Antibiotika,<br />

zur Verfügung. Eine zweite Kleinwinkelstreuanlage<br />

wird vornehmlich für die Untersuchung weicher Materie,<br />

wie z. B. Kolloidgemischen oder Formgedächtnispolymeren<br />

für die regenerative Medizin, angeboten.<br />

Industrielle Nutzung<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Anwendungsnähe seiner Instrumentierung<br />

sowie der Eigenforschung bei GKSS hat der<br />

FRG-1 einen besonders hohen Anteil industrieller Nutzung<br />

<strong>und</strong> Kollaborationen.<br />

Methodenentwicklung<br />

GKSS hat wesentliche Beiträge zur Weiterentwicklung<br />

von Methoden der Neutronenforschung geleistet. So<br />

wurde für die Untersuchung von biologischen Makromolekülen<br />

ein neues Verfahren zur Strukturaufklärung<br />

mittels Kernspinpolarisation entwickelt, Kleinwinkelstreuung<br />

mit polarisierten Neutronen erstmals<br />

eingeführt <strong>und</strong> die heute weltweit in den meisten<br />

Kleinwinkelstreuanlagen eingesetzten Geschwindig<br />

keitsselektoren zur Neutronenmonochromatisierung<br />

entwickelt.<br />

Die Zukunft<br />

Der Betrieb des FRG-1 ist bis Ende 2009 gesichert.<br />

In Vorbereitung auf eine mögliche Abschaltung nach<br />

Ende 2009 plant GKSS ein verstärktes Engagement am<br />

FRM-II <strong>und</strong> evtl. am ILL. GKSS wird daher auch im<br />

kommenden Jahrzehnt Neutroneninstrumentierung in<br />

seinen o. g. Kompetenzfeldern anbieten. Als Nukleus<br />

der GKSS-Außenstelle am FRM-II betreibt GKSS bereits<br />

das innovative Hochfl ussrefl ektometer REFSANS,<br />

das neue Möglichkeiten, u. a. bei der Untersuchung von<br />

Flüssigkeitsgrenzfl ächen, eröffnet.<br />

FZJ<br />

Seit 1962 betreibt das Forschungszentrum Jülich den<br />

Forschungsreaktor FRJ-2, der mit einer Flussdichte von<br />

2,9 ∙ 10 14 n/cm 2 s nach dem FRM-II die leistungsfähigste<br />

deutsche Neutronenquelle ist. In der Reaktorhalle <strong>und</strong><br />

einer externen Leiterhalle für kalte Neutronen befi nden<br />

sich insgesamt 17 Strahlexperimente, die das ganze<br />

Spektrum von Streuinstrumenten abdecken, von der<br />

Diffraktion über Kleinwinkelstreuung <strong>und</strong> Spektroskopie<br />

bis hin zu höchstauflösenden Spinecho- oder<br />

Rückstreuinstrumenten. Alle Instrumente stehen externen<br />

Nutzern über ein Antragsverfahren zur Verfügung.<br />

Etwa 60 % der Experimente werden durch externe<br />

Nutzergruppen durchgeführt, der Rest dient der Eigenforschung.<br />

Methodenentwicklung<br />

Traditionell liegt eine große Stärke des Jülicher Zentrums<br />

bei der Methodenentwicklung. Viele Instrumente,<br />

die heute zum Standardrepertoire an modernen Quellen<br />

gehören, wurden erstmalig in Jülich realisiert, so<br />

etwa die erste Neutronenkleinwinkelstreuanlage, ein<br />

dediziertes Instrument zur Messung diffuser Neutronenstreuung<br />

oder – nachdem das Prinzip am FRM-I<br />

gezeigt wurde – ein Rückstreuspektrometer. Neuere<br />

Entwicklungen betreffen die erste Kleinwinkelanlage<br />

mit fokussierender Optik, Refl ektometrie mit Polarisationsanalyse<br />

für offspekuläre Streuung, vektorielle<br />

Polarisationsanalyse für Flugzeitinstrumente, Phasenraumtransformation<br />

etc. In Jülich gebaute Komponenten,<br />

wie Szintillationsdetektoren oder schnell drehende<br />

magnetgelagerte Chopper, haben weltweite Verbreitung<br />

gef<strong>und</strong>en. Schließlich ebneten Jülicher Arbeiten den<br />

Weg zu den MW-Spallationsquellen, indem hier wesentliche<br />

Fortschritte, etwa beim Targetdesign, erzielt<br />

wurden.<br />

Wissenschaftliche Schwerpunkte<br />

Die wissenschaftliche Kompetenz der Neutronenstreugruppen<br />

in Jülich liegt einerseits auf dem Gebiet<br />

der weichen Materie, mit einem Schwerpunkt bei der<br />

Polymerphysik, andererseits im Bereich des Magnetismus<br />

mit Schwerpunkten im Nanomagnetismus <strong>und</strong> bei<br />

korrelierten Elektronensystemen. Die Neutronenstreuung<br />

ist eine tragende Säule im Methodenspektrum des<br />

Departments „Institut für Festkörperforschung“. Beide<br />

Forschungsschwerpunkte sind eingebettet in das HGF-<br />

Programm „Kondensierte Materie“.<br />

Die Zukunft<br />

Der Forschungsreaktor FRJ-2 soll im Mai 2006 stillgelegt<br />

<strong>und</strong> anschließend rückgebaut werden. Wegen<br />

der gr<strong>und</strong>legenden Bedeutung der Streumethoden in<br />

der Forschung kondensierter Materie beabsichtigt das<br />

Forschungszentrum Jülich, die Neutronenstreuung<br />

zu stärken <strong>und</strong> die in Jülich vorhandene methodische<br />

Kompetenz an anderen Quellen einfl ießen zu lassen. Zu<br />

diesem Zweck wird das „Jülich Centre for Neutron Science“<br />

gegründet, mit Außenstellen am FRM-II, am ILL<br />

<strong>und</strong> an der SNS. In Garching ist der Betrieb von sieben<br />

Streuinstrumenten mit entsprechender Infrastruktur<br />

geplant. Die Jülicher Instrumente ergänzen die Instrumentierung<br />

am FRM-II optimal, indem sie Lücken<br />

schließen im Bereich der Kleinwinkelstreuung, der<br />

höchstaufl ösenden Spektroskopie <strong>und</strong> der Polarisationsanalyse.<br />

Auch in Garching wird das FZJ sein bewährtes<br />

Konzept fortführen <strong>und</strong> über die Bereitstellung von<br />

Strahlzeit an den Neutroneninstrumenten hinaus Fachwissen<br />

<strong>und</strong> spezialisierte Laboreinrichtungen in den<br />

Kompetenzfeldern des Instituts für Festkörperforschung<br />

anbieten. An der SNS wird das FZJ ein Spinecho-Spektrometer<br />

der nächsten Generation mit bisher unerreichten<br />

Werten bzgl. Auflösung <strong>und</strong> dynamischem Bereich<br />

bauen. Durch diese Investition in die dortige Infrastruktur<br />

werden deutsche Nutzer zumindest in beschränktem<br />

Rahmen über das FZJ einen Zugang zu dieser Quelle<br />

der nächsten Generation erhalten.<br />

74 GKSS / FZJ<br />

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