02.01.2015 Aufrufe

Status und Perspektiven - SNI-Portal

Status und Perspektiven - SNI-Portal

Status und Perspektiven - SNI-Portal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Blick in das Innere von Nanoröhren<br />

Die Entdeckung, dass Kohlenstoffatome unter geeigneten<br />

Bedingungen durch Selbstorganisation eine Vielzahl<br />

höchst komplexer Strukturen ausbilden, kann als<br />

Ursprung der modernen Nanowissenschaften angesehen<br />

werden. Das wohl bekannteste Kohlenstoffmolekül ist<br />

das Fulleren C 60<br />

(s. Abb. 2.39). C 60<br />

hat die Form eines<br />

miniaturisierten Fußballs mit nur einem Nanometer<br />

Durchmesser. Neben C 60<br />

haben vor allem Kohlenstoffnanoröhren<br />

besonderes Interesse ausgelöst. Sie besitzen<br />

ganz außergewöhnliche mechanische <strong>und</strong> elektronische<br />

Eigenschaften. Mögliche Anwendungen reichen<br />

von hochfesten Werkstoffen bis zu Flachbildschirmen.<br />

Neutronenstreuung ist für die Charakterisierung von<br />

Nanoröhren eine hervorragend geeignete Sonde. Diffraktion<br />

<strong>und</strong> Spektroskopie erlauben es, die Strukturen<br />

<strong>und</strong> Bewegungen von Fullerenen <strong>und</strong> Nanoröhren bis<br />

ins Detail <strong>und</strong> unter verschiedensten Bedingungen zu<br />

studieren. Ein besonders schönes Beispiel sind Peapods.<br />

Führt man C 60<br />

-Moleküle in die Nanoröhren ein, so reihen<br />

sie sich wie Erbsenkörner auf. Mit der Neutronenstreuung<br />

ist es möglich, die Bewegung der C 60<br />

-Moleküle<br />

<strong>und</strong> damit ihr Bindungsverhalten in den Röhren zu<br />

beobachten (s. Abb. 2.40). Im Gegensatz zu Laserlicht,<br />

das bei der Ramanstreuung verwendet wird <strong>und</strong> zur Polymerisierung<br />

der C 60<br />

-Moleküle führen kann, greift der<br />

Neutronenbeschuss nicht störend in das System ein. Die<br />

genaue Kenntnis des Bindungsverhaltens ist unabdingbar<br />

für die Voraussage physikalischer Eigenschaften,<br />

wie z. B. möglicher Supraleitung, <strong>und</strong> damit technischer<br />

Anwendungen.<br />

Abb 2.39. Geometrie einer typischen Kohlenstoffnanoröhre<br />

(links hinten) im Vergleich zu den mit C 60<br />

gefüllten<br />

Peapods (rechts). Neutrondiffraktion <strong>und</strong> Neutronenspektroskopie<br />

geben Aufschluss über die Position <strong>und</strong><br />

Bewegung der konstituierenden Atome. Vorne links:<br />

Kristallstruktur der C 60<br />

-Moleküle.<br />

GDOS (willkürliche Einheiten)<br />

0 50 100 150<br />

E (meV)<br />

Abb 2.40. Verteilung der Schwingungsmoden für<br />

(a: oben) Peadpods, d.h. mit C 60<br />

-Molekülen gefüllte Nanoröhren<br />

(a: Mitte) leere Nanoröhren<br />

(a: unten) Anteil der eingeschlossenen C 60<br />

-Moleküle.<br />

(b) Berechnetes Spektrum für isolierte Moleküle<br />

Beispiele für heterogene Katalyse mit<br />

Neutronen<br />

Eine Vielzahl chemischer Prozesse beruht auf katalytischen<br />

Umsetzungen. Heterogene Katalyse, bei der Katalysator<br />

<strong>und</strong> Reaktanden in unterschiedlichen Aggregatzuständen<br />

vorliegen, wurde verschiedentlich durch<br />

Neutronenstreuung untersucht. Im Folgenden sollen drei<br />

Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von Neutronen<br />

vorgestellt werden:<br />

Umsatz organischer Moleküle in den<br />

Hohlräumen von Zeolithen<br />

Zeolithe sind Alumosilikate, die eine Gerüststruktur<br />

mit Hohlräumen aufweisen, die eine Einlagerung von<br />

organischen Molekülen erlauben. Großtechnisch eingesetzt<br />

werden synthetische Zeolithmaterialien in der<br />

Erdölchemie für Crackprozesse langkettiger Kohlenwasserstoffe.<br />

Auch für Feinchemikalien fanden die Zeolithe Anwendung.<br />

Abb. 2.41 zeigt die Einlagerung eines aromatischen<br />

Moleküls in den Hohlraum des Zeolithen Y.<br />

Gut erkennbar ist die Wechselwirkung zwischen dem<br />

Metallatom <strong>und</strong> dem eingelagerten Molekül. Durch den<br />

gezielten Austausch der Metallatome lassen sich die Eigenschaften<br />

für einzelne Synthesen optimieren. Neben<br />

der Lokalisierung der Moleküle durch Diffraktion lässt<br />

a<br />

b<br />

Abb 2.41. Die Einlagerung eines organischen Moleküls<br />

in den Hohlraum des Zeolithen Y zeigt die Wechselwirkung<br />

mit dem Alumosilikatgerüst.<br />

sich auch die Dynamik der Moleküle durch inelastische<br />

bzw. quasielastische Streuprozesse untersuchen. Neutronen<br />

haben hier erhebliche Vorteile durch das hohe<br />

Streuvermögen des Wasserstoffs <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

der gezielten Deuterierung.<br />

Anlagerung von Kohlenwasserstoffen an<br />

Metalle<br />

Oberfl ächen von Edelmetallen wie Platin <strong>und</strong> Palladium<br />

sind von besonderer Bedeutung für katalytische Anwendungen.<br />

Durch Methoden der Oberflächenanalytik<br />

(Photoemissionsspektroskopie, Röntgen) konnten<br />

wichtige Informationen zur Änderung der Oberfl äche<br />

bei der Reaktion gewonnen werden. Nicht zugänglich<br />

ist dabei aber die Art der Anlagerung von Reaktanden.<br />

Durch inelastische Neutronenstreuung konnte die<br />

Anordnung von Methylgruppen auf einer Palladium-<br />

Oberfl äche nachgewiesen werden. Abb. 2.42 gibt einen<br />

Eindruck wieder, wie die Bindung zwischen einzelnen<br />

Pd-Atomen <strong>und</strong> dem Kohlenstoffatom aussieht (Firma<br />

Degussa/Umicore).<br />

Ähnliche Untersuchungen der Anlagerung von Wasserstoff<br />

auf Platin bzw. Platin/Ruthenium Partikeln, die in<br />

Brennstoffzellen eingesetzt werden, wurden ebenfalls<br />

durchgeführt. Die katalytisch aktiven nanokristallinen<br />

Metallpartikel waren dabei auf Kohlenstoff aufgebracht.<br />

Gleichzeitig ließ sich dabei auch die partielle<br />

Oxidation bzw. die Bildung von Pt-OH-Teilchen nachweisen.<br />

Abb 2.42. Anlagerung von CH 3<br />

-Gruppen auf eine<br />

Palladium-Oberfläche.<br />

Brennstoffzellen<br />

Niedertemperaturbrennstoffzellen werden als Alternative<br />

zu Kohlenwasserstoffen als Fahrzeugantrieb<br />

intensiv untersucht. Eine der offenen Fragen vor einem<br />

Einsatz der Polymerelektrolytbrennstoffzellen (PEM)<br />

ist der Durchtritt von Wasser durch die Polymermembran,<br />

die für ihr Funktionieren feucht gehalten werden<br />

muss. Während Änderungen des Metallkatalysators<br />

durch Röntgenabsorptionsmessungen in-situ verfolgt<br />

werden können, lässt sich der Wasserhaushalt durch<br />

direkte Bildgebungsverfahren durch Neutronen verfolgen,<br />

die das Streuvermögen des Wasserstoffs ausnutzen.<br />

Durch Tomographie konnte so der Wassergehalt einer<br />

gesamten Zelle rekonstruiert werden (s. Abb. 2.43).<br />

Die Untersuchungen katalytischer Prozesse mit Neutronen<br />

haben noch erhebliches Potential.<br />

Abb 2.43. Wasserverteilung in einer PEM-Brennstoffzelle.<br />

Eingeschränkte Dimensionalität:<br />

44 45<br />

Nanoröhren / Katalyse

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!