Status und Perspektiven - SNI-Portal
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Cu-O-Ebenen zu verstehen, die wiederum direkt mit<br />
der Supraleitung verknüpft ist.<br />
• die Bestimmung von magnetischer Ordnung <strong>und</strong><br />
Fehlordnung als Funktion der Dotierung: In allen<br />
Hoch-T C<br />
-Materialien gibt es abhängig von der<br />
Dotierung eine Konkurrenz zwischen magnetischer<br />
Ordnung <strong>und</strong> Supraleitung, die nahe legt, dass beide<br />
Phänomene direkt verknüpft sind.<br />
• die Bestimmung der Phononendispersion: Während<br />
die konventionelle BCS-Theorie zur Erklärung des<br />
Phänomens der Hoch-T C<br />
-Supraleitung ausgeschlossen<br />
werden kann, geben Anomalien im Phononenspektrum<br />
Hinweise auf die Bedeutung von Gitterschwingungen.<br />
• die Vermessung der Magnonendispersion: Damit<br />
lassen sich magnetische Kopplungen in den Cu-O-<br />
Ebenen bestimmen, die wichtige Parameter sind für<br />
alle Modelle, die von magnetischen Kopplungsmechanismen<br />
ausgehen.<br />
• die Entdeckung von statischer <strong>und</strong> dynamischer Streifenordnung:<br />
Neutronenstreuung hat die nanoskalige<br />
Separation von Ladungen <strong>und</strong> Spinordnung im Sinne<br />
eines Selbstorganisationsprozesses nachgewiesen.<br />
Neuere Experimente suggerieren, dass diese so<br />
genannte Streifenordnung in Form dynamischer Fluktuationen<br />
auch in der supraleitenden Phase auftritt<br />
<strong>und</strong> haben zu Modellen Anlass gegeben, die diese<br />
dynamische Streifenordnung mit dem Mechanismus<br />
der Supraleitung verbinden.<br />
• die Entdeckung von magnetischen Fluktuationen<br />
im supraleitenden Zustand, die Hinweise für einen<br />
magnetischen Kopplungsmechanismus geben können.<br />
Ordnungsparameter<br />
Diese Erfolgsgeschichte der Neutronen setzt sich bei<br />
den dotierten Manganat-Perovskiten fort, die zusätzlich<br />
orbitale Ordnung zeigen (Abb. 2.29). Neutronen<br />
sind direkt oder indirekt auf alle relevanten Ordnungsparameter<br />
empfi ndlich, wodurch die komplexen<br />
Übergangsmetalloxide ein außergewöhnliches Labor<br />
im Nanomaßstab werden <strong>und</strong> uns einen Zugang zum<br />
Verständnis der elektronischen Korrelationen bieten.<br />
z<br />
O 2-<br />
Mn 4+<br />
Mn 3+<br />
Abb 2.29. Orbitales Polaron als Beispiel für eine lokale<br />
Ladungs- <strong>und</strong> Orbitalordnung in dotierten Manganaten.<br />
x<br />
y<br />
Quantendynamik in Spin-Eis<br />
Die Seltenerd-Verbindungen Holmium-Titan-Oxid <strong>und</strong><br />
Dysprosium-Titan-Oxid (chemische Zusammensetzung<br />
Ho 2<br />
Ti 2<br />
O 7<br />
<strong>und</strong> Dy 2<br />
Ti 2<br />
O 7<br />
) haben aufgr<strong>und</strong> außergewöhnlicher<br />
Eigenschaften, die bei tiefen Temperaturen<br />
zutage treten, in den letzten Jahren einige Berühmtheit<br />
erlangt. Diese Verbindungen werden einer Klasse von<br />
Substanzen zugerechnet, die als „topologisch frustrierte<br />
Magnete“ bezeichnet werden. Das sind Stoffe, bei<br />
denen einige Atome magnetische Momente besitzen<br />
(in diesem Falle Holmium oder Dysprosium), deren<br />
Wechselwirkungen aber durch ihre räumliche Anordnung<br />
(die durch die kristalline Struktur bedingt ist)<br />
beeinträchtigt werden. Da die magnetischen Wechselwirkungen<br />
nicht „in der gewohnten Weise“ wirken,<br />
entstehen hochkomplizierte <strong>und</strong> komplexe Situationen,<br />
in denen die Eigenschaften der Materialien sehr leicht<br />
durch äußere Parameter verändert werden können oder<br />
gänzlich durch andere Faktoren bedingt werden, die<br />
normalerweise eine untergeordnete Rolle spielen.<br />
Nicht ergodisch bei tiefer Temperatur<br />
Im vorliegenden Fall wurde man aufmerksam, nachdem<br />
die spezifi sche Wärme zwischen T=0,2 K <strong>und</strong> T=10 K<br />
gemessen <strong>und</strong> die Entropiedifferenz zwischen beiden<br />
Temperaturen bestimmt worden war. Es zeigte sich,<br />
dass diese Differenz nur 71 % des erwarteten Wertes<br />
betrug. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist derselbe wie in Wasser-Eis<br />
(daher der Name Spin-Eis), wo dieser Effekt historisch<br />
zuerst beobachtet wurde, <strong>und</strong> lässt sich mit einer<br />
direkten räumlichen Analogie zwischen beiden Stoffen<br />
anschaulich machen. Der Gr<strong>und</strong>zustand bei tiefer Temperatur<br />
ist nicht eindeutig, sondern besitzt eine makroskopische<br />
Vielfalt der Größenordnung (3/2) N/2 , wobei N<br />
die Zahl der Atome in der Probe ist (≈ 10<br />
23 ). Mit den<br />
Worten der Thermodynamik gesagt: beide Stoffe sind<br />
bei tiefer Temperatur nicht ergodisch.<br />
Die Rolle der Neutronen<br />
Was trägt die Neutronenstreuung zu unserem Wissen<br />
über Spin-Eis bei Man gewinnt ein direktes Abbild<br />
der Anordnung der Atome <strong>und</strong> magnetischen Momente<br />
auf mikroskopischer Skala <strong>und</strong> kann den Nachweis<br />
der o. g. Thesen direkt führen (Abb. 2.30). In diesem<br />
Falle bedeutet das, dass die magnetischen Momente bei<br />
tiefer Temperatur keine regelmäßige langreichweitige<br />
Ordnung eingehen, wie man eigentlich erwarten würde<br />
(<strong>und</strong> was einem eindeutigen Gr<strong>und</strong>zustand entsprechen<br />
würde), sondern in einem chaotischen ungeordneten<br />
Muster einfrieren. Neutronenstreuung zeigt auch, wie<br />
der „Gefrierprozess“ mikroskopisch abläuft, wenn man<br />
die Probe abkühlt. Es zeigt sich, dass hier dynamische<br />
Tunnelprozesse auftreten, die rein quantentheoretischer<br />
Natur sind, jedoch bereits bei viel höherer Temperatur<br />
einsetzen als in anderen vergleichbaren Fällen.<br />
Neben den Cuprat-Hochtemperatursupraleitern gibt es<br />
viele andere Supraleiter, die nicht mit der BCS-Theorie<br />
der Elektron-Phonon-Kopplung verstanden werden<br />
können <strong>und</strong> bei denen man ein Wechselspiel zwischen<br />
Magnetismus <strong>und</strong> Supraleitung beobachtet, etwa<br />
CeCu 2<br />
Si 2<br />
oder Sr 2<br />
RuO 4<br />
. Auch hier sind Neutronenstreuexperimente<br />
zu magnetischen Anregungen ein Schlüssel<br />
zum Verständnis des supraleitenden Paarungsmechanismus.<br />
Abb 2.30. Schematische Darstellung der kubischen<br />
Elementarzelle von Spin-Eis bei tiefer Temperatur (im gefrorenen<br />
Zustand). Die Abbildung stellt die tetraedrische<br />
Koordination der nächsten SE-Nachbarn <strong>und</strong> eine mögliche<br />
Anordnung der magnetischen Momente (in jedem<br />
Tetraeder ist die Vektorsumme Null) dar. In benachbarten<br />
Elementarzellen haben die magnetischen Momente dieselben<br />
Positionen, sie sind aber anders ausgerichtet.<br />
36 Korrelationen: Spin-Eis 37