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28 Gesundheit<br />
Thomas C. Song<br />
Dr.<br />
Elemente und<br />
Zellen<br />
Die östliche Medizin basiert auf einer<br />
mehr als dreitausend Jahre alten Philosophie.<br />
Die westliche Medizin ist viel jünger.<br />
Aber beide medizinischen Richtungen haben<br />
ihre Berechtigung. Bei der Untersuchung<br />
oder der Diagnose stellt sich die<br />
Frage, welche der beiden medizinischen<br />
Richtungen besser ist.<br />
Nehmen wir mal das Herz als Beispiel. In<br />
der westlichen Medizin ist das Herz ein Organ,<br />
einfach nur Material. Die chinesische<br />
Medizin sieht das Herz als «König des Körpers».<br />
Hat das Herz ein Problem, dann haben<br />
alle Organe im Körper ein Problem.<br />
Organverpflanzung sehen wir als problematisch,<br />
nehmen wir mal die Nieren als<br />
Beispiel. Man kann technisch eine der beiden<br />
Nieren verpflanzen, aber jede der Nieren<br />
hat eine andere Funktion. Die eine Niere<br />
steht für Wasser, die andere für Feuer. Ist<br />
eine der beiden verpflanzt, dann stimmt<br />
die Balance nicht mehr.<br />
TCM sieht die Verbindungen jedes Organs<br />
mit dem Körper. So hat die Niere direkten<br />
Einfluss auf die Knochen. Nehmen<br />
wir an, Sie haben Kalziummangel, was ja<br />
bekanntlich schlecht für die Knochen ist.<br />
Die westliche Medizin wird die Einnahme<br />
von Kalziumpräparaten verschreiben. TCM<br />
aber wird versuchen, die Nierenfunktion zu<br />
stärken. Denn wenn die Nieren stark sind,<br />
werden beispielsweise die Zähne weniger<br />
schmerzempfindlich sein. Der gesamte<br />
Knochenaufbau wird stärker, wenn die Nierenfunktion<br />
stark ist. Deshalb versucht TCM<br />
mit Akupunktur die Niere zu stärken. Der<br />
grösste Unterschied zwischen TCM und der<br />
westlichen Medizin? Westliche Medizin betrachtet<br />
jeweils nur das einzelne Organ.<br />
TCM nimmt aber den ganzen Körper in den<br />
Blick – im Wissen, dass alle Organe miteinander<br />
durch Meridiane vernetzt sind.<br />
Schlaganfall! Wie weiter?<br />
Nehmen wir ein aktuelles Beispiel eines meiner<br />
Schlaganfall-Patienten. Im Verständnis der<br />
traditionellen chinesischen Medizin sind die<br />
Funktionalitäten nach dem Schlaganfall nicht<br />
zerstört, sondern sie schlafen nur. Was können<br />
wir dagegen tun? Ganz einfach – wir wecken<br />
die Funktionalitäten wieder auf. «Wake up the<br />
guy!»<br />
Die Kombination macht’s.<br />
Für das Aufwecken schlafender Funktionen<br />
verwenden wir einerseits die Akupunktur und<br />
begleitend dazu einige TCM-Präparate. Meistens<br />
ist das Problem nicht nur die nicht reagierende<br />
Hirnfunktion, sondern der Mukus (zähflüssiges<br />
Sekret zum Schutz der Schleimhaut)<br />
hat Teile des Gehirns überdeckt. Damit wird die<br />
Durchblutung von Gefässen blockiert.<br />
Wir müssen diese Teile nun vom Mukus befreien.<br />
Dazu nimmt unser Patient ein Präparat,<br />
das mindestens dreissig verschiedene Komponenten<br />
enthält. Die meisten werden aus Bestandteilen<br />
von Insekten hergestellt. Warum Insekten?<br />
Nun, TCM beobachtet die Insekten, beispielsweise<br />
die Ameise. Die kleine Ameise kann<br />
ein Mehrfaches ihres eigenen Körpers hochheben.<br />
Wie tut sie das? Eben solche Komponenten<br />
und das Wissen davon verwendet die chinesische<br />
Medizin für ihre Präparate.<br />
Hoffnungslos? Nicht zwingend.<br />
Jeder Schlaganfall und jeder Körper sind unterschiedlich.<br />
Dann spielen die Zeit und der allgemeine<br />
Zustand des Patienten vor dem<br />
Schlaganfall eine grosse Rolle. Aber mit der richtigen<br />
Behandlung lassen sich bei vielen Schlaganfall-Patienten<br />
zwischen 60 und 90 Prozent<br />
der Funktionen wiederherstellen. Im aktuellen<br />
Fall zeigen der rechte Arm und der rechte Fuss<br />
Lähmungserscheinungen. Ich bin überzeugt,<br />
dass innerhalb von sechs Monaten mit der Behandlung<br />
der Patient wieder ohne Stock gehen<br />
und seinen Arm bewegen kann.<br />
www.neubad.com | Dezember 2010<br />
Der grösste Erfolg der Behandlung ist bis zu einem halben Jahr nach dem Schlaganfall<br />
zu erreichen. Die Vernetzung des Hirns mit allen Organen des Körpers bildet<br />
die Grundlage für eine erfolgversprechende Behandlung durch die Traditionelle<br />
Chinesische Medizin.<br />
Die Sprache ist gestört, nicht das Denken.<br />
Der Patient denkt genauso klar und normal<br />
wie vor der Attacke. Er weiss genau, was er sagen<br />
will. Aber die Sprache funktioniert nicht,<br />
wie sie sollte. Mit der Behandlung durch Akupunktur<br />
wird der Patient auch wieder klar sprechen<br />
können. Auch hier denke ich, so zwischen<br />
vier und sechs Monaten wird dies dauern und<br />
mindestens zu 90 Prozent wird wiederhergestellt<br />
sein. Das heisst, der Patient kann klar und<br />
deutlich aussprechen, was er sagen will.<br />
Glücklicherweise wird auch eine Zusammenarbeit<br />
mit Ärzten der westlichen Medizin vermehrt<br />
praktiziert. Auch das Gesundheitswesen<br />
unterstützt teilweise die Behandlung mittels<br />
Traditioneller Chinesischer Medizin. Es lässt sich<br />
eben von beiden Wissenschaften, der westlichen<br />
wie auch der östlichen, lernen.<br />
Lernen sollten wir ja immer weiter, als Wissenschaftler<br />
wie auch als Mensch.