Synkanzerogenese - Österreichische Gesellschaft für Arbeitsmedizin
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Modell zur Differenzierung<br />
unterschiedlicher<br />
Stoffe mit krebserzeugendem<br />
Potential<br />
Erlaubt die Datenlage<br />
eine eindeutige<br />
Zuordnung<br />
SCOEL-Konzept zur Bewertung<br />
krebserzeugender Stoffe<br />
SCOEL hat auf Basis dieser neueren wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen der formalen<br />
Kanzerogenese ein Bewertungsmodell<br />
entwickelt, das die Möglichkeit schafft,<br />
chemische Stoffe mit einem krebserzeugenden<br />
Potenzial zu differenzieren und<br />
dadurch die Möglichkeit zu erkunden, ob<br />
es gerechtfertigt und wissenschaftlich vertretbar<br />
ist, Grenzwerte <strong>für</strong> den Arbeitsplatz<br />
zu formulieren. Bolt, H. M. und<br />
Huici-Montagud, A. (2008) haben die<br />
Grundlagen <strong>für</strong> ein Modell geschaffen,<br />
krebserzeugende chemische Stoffe nach<br />
ihrem Wirkprinzip in 4 Kategorien einzuteilen<br />
(Abbildung 3).<br />
Grundsätzlich ist primär die Frage der<br />
Genotoxizität zu klären, im Weiteren auch<br />
bei den ausgewiesenen genotoxischen<br />
Stoffen, ob der Wirkmechanismus nur auf<br />
chromosomaler Ebene begrenzt ist. Ist<br />
der Stoff „DNA-reaktiv“, sind drei Entscheidungsmöglichkeiten<br />
zu beantworten:<br />
• Eindeutig DNA-reaktiv<br />
• Überwiegen Sekundärmechanismen<br />
• Ist der Stoff schwach genotoxisch<br />
Sind diese Zuordnungen hier nicht anhand<br />
der Literatur ausreichend zu klären,<br />
wird dieser Stoff als Grenzfall betrachtet,<br />
die Möglichkeit einer Grenzwerterstellung<br />
verneint und eine quantitative Risikoab -<br />
leitung versucht. Ein wesentliches Augenmerk<br />
liegt aber in der Unterscheidung<br />
und Zuordnung eines Stoffes in die Gruppe<br />
B oder C. Dies stellt hohe Anforde -<br />
rungen an die Interpretation der Stu -<br />
dienergebnisse und an die Validität der<br />
vorliegenden Daten.<br />
Gruppe A bedeutet also, dass es sich um<br />
ein „nichtschwellenwert“-genotoxisches<br />
Karzinogen handelt, <strong>für</strong> die Risikobewertung<br />
der Niedrigdosisexposition wird das<br />
LNT-Modell angewandt, einen gesundheitsbasierten<br />
Grenzwert wird es daher<br />
nicht geben können. Auf Basis des ALA-<br />
RA-Prinzips („as low as resonably achievable“),<br />
der technischen Machbarkeit und<br />
anderen sozio-ökonomischen Betrachtungen<br />
kann in weiteren Gremien dann vorgegangen<br />
werden. Ist eine quantitative Risikoanalyse<br />
möglich, wird diese durch<br />
SCOEL durchgeführt. Eine quantitative Risikobewertung<br />
wurde bei 1,3-Butadien, Vinylchlorid,<br />
Methylendianilin (MDA) oder<br />
Dimethylsulphat durch SCOEL erarbeitet.<br />
In der Gruppe B würden sich genotoxische<br />
Kanzerogene befinden, <strong>für</strong> die derzeit<br />
keine ausreichenden Daten vorliegen,<br />
die es rechtfertigen, einen Grenzwert<br />
abzuleiten. Bisherige Beispiele bei der<br />
Grenzwertdiskussion waren Acrylnitril,<br />
Benzol, Naphthalen, Holzstaub, Chrom<br />
VI (es wurden hier quantitative Risikobewertungen<br />
durchgeführt).<br />
Abb. 3: SCOEL-Konzept <strong>für</strong><br />
die Gruppenklassifizierung<br />
krebserzeugender Stoffe auf<br />
Basis ihres Wirkmechanismus<br />
(nach Bolt H.M.).<br />
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