Wandlungen des lyrischen Bildes in der Liebeslyrik

Wandlungen des lyrischen Bildes in der Liebeslyrik Wandlungen des lyrischen Bildes in der Liebeslyrik

rp.baden.wuerttemberg.de
von rp.baden.wuerttemberg.de Mehr von diesem Publisher
09.11.2012 Aufrufe

Formen poetischer Bilder Lyrisches-Bild.pdf Liste von Stilmitteln und rhetorischen Figuren 17 6 Stilmittel.doc Die Definitionen, die Dieter Burdorf gibt, stellen sich in Kurzform so dar: 18 Allegorie Ein Text enthält mindesten zwei voneinander abhebbare Bedeutungsschichten, eine wörtliche und eine andere, allegorische Bedeutung. Letztere erschließt sich durch allegorisches Lesen, die Allegorese, das hermeneutische Verfahren zur Erschließung der tiefern Bedeutungsschicht. Narrative A.: Auf der wörtlichen Ebene werden Geschehnisse oder Handlungen erzählt. Deskriptive A.: Es werden vorrangig Situationen oder Räume entworfen. Narrative und deskriptive A. können sich in zwei Varianten ausprägen: Implikative A: Textinterne Indizien, die nicht eindeutig verifizierbar sind, weisen auf allegorische Bedeutung hin Ä Rätselcharakter. (nach Rhetorik Quintilians die reine Form der A.) Explikative A.: Die allegorische Bedeutung wird im Text oder Titel angegeben. Symbol Symbol bei Goethe (siehe oben, S. 5) und heutige Kritik desselben. Das S. ist ein Bestandteil der im literarischen Text entworfenen Wirklichkeit, dessen Bedeutung über das Beschriebene oder Erzählte hinausweist, eine lebensweltliche, psychische und moralische Bedeutsamkeit. Das S. muss, anders als die Allegorie, nicht einen gesamten (Teil-)Text umfassen, sondern kann sich auf einzelne, bedeutungsvolle Stellen beschränken. Ein S. kann mehrfach wiederkehren und als Leitmotiv fungieren. Mit symbolischer Bedeutung aufgeladen werden können: ÅÇ Dinge, Lebewesen, raum-zeitliche Umstände, z.B. Landschaften, Uhrzeiten, Wetter, ÅÉ Naturgegenstände, z.B. Blumen, chemische Elemente, Edelmetalle (vgl. Gold und Silber im Märchen und Volkslied). Einige konventionelle Symbole: ÅÑ Rose – Liebe und Tod, ÅÖ Blätter – Herbst ÅÜ Trompeten - ... des jüngsten Gerichts Åá Reiter – Apokalyptische Reiter Vergleich Der V. ist die Grundform bildlicher Rede. Der V. mit etwas anderem soll veranschaulichen, prägnanter machen, bewerten. Ein V. ist nur möglich zwischen zwei nicht identischen Sachverhalten, denen mindesten eine Eigenschaft gemein ist, das tertium comparationis. Der V. ist formal an Vergleichspartikeln, z.B. wie erkennbar. Personifikation Wird eine nicht-menschliche Erscheinung oder ein abstrakter Begriff in menschlicher Gestalt oder auch nur mit menschlichen Eigenschaften dargestellt, spricht man von Personifikation. Als einzelner bildhafter Ausdruck ist die P. eine Form der Metapher oder der Metonymie. Formelhaft gewordene P.n bilden z.B. die Namen antiker Götter zur Personifikationen von Eigenschaften, z.B. Zauber der Venus. Verblasste Personifikationen sind leicht zu übersehen, z.B. blinder Zufall 17 Eine ähnliche Liste ist enthalten in Texte, Themen und Strukturen. Deutschbuch für die Oberstufe. Neue Ausg. B, Berlin, Cornelsen, 2001, S. 225 ff 18 Die Darstellung in dieser Tabelle ist auf zentrale Punkte reduziert. Wortlaut wird teils zitiert und um der Übersichtlichkeit willen nicht eigens ausgewiesen. Vgl. auch Fußnote 9.

Metapher 19 Metonymie und Synekdoche Bei Quintilian: Die M. ist ein um das Vergleichpartikel gekürzter Vergleich. Moderne Definitionen betonen nicht mehr die – im Vergleich selbständigen – zwei Sachverhalte, sondern deren Verschmelzung zu einer neuen semantischen Einheit. Metaphorischer Wortgebrauch weicht punktuell ab vom dominanten, prototypischen Gebrauch eines Wortes, der Standardbedeutung. (Kunz) Modell Harald Weinrichs: Bildspender, d.i. der von außen kommende Bestandteil der M., und Bildempfänger, d.i. das in seiner Bedeutung modifizierte Wort, das auch ganz verdrängt werden kann. Bsp.: „Meer der Vergessenheit“ (Goethe) Bildspender Bildempfänger Einige formale Varianten der Gestaltung von Metaphern im Sinne Weinrichs: Åà Prädikation: Hans ist ein Esel. Åâ Verbindung von Substantiv und Verb: Der Wagen läuft gut. Åä Verbindung von Substantiv und Adjektiv: das gewitternde Ohr (Celan), Åã Verbindung von zwei Substantiven in einer Apposition: Meine Seele, ein Saitenspiel (Nietzsche), Åå Verbindung von zwei Substantiven durch Genitiv-Attribut: der zarte Rücken der Wolken (Bachmann) Åç Verbindung von zwei Substantiven als Kompositum: Fliederhauch (Droste- Hülshoff) Die kühne Metapher stellt besonders ungewöhnliche Verbindungen her. Sie kann als Oxymoron auftreten, als Verknüpfung sich semantisch widersprechender Begriffe, z.B. Des dunkeln Lichtes voll (Hölderlin). Die Synästhesie verknüpft verschiedene Sinnesbereiche, z.B. der Töne Licht (Brentano). In der neueren Poetik wird die Synekdoche der Metonymie zugerechnet und nicht mehr unterschieden. Unterscheidung in traditioneller Rhetorik: Metonymie: Die Wirkung steht für die Ursache oder umgekehrt. Einige Beispiele: Åé Der Autor steht für das Werk: Kafka lesen; Åè Das Gefäß steht für den Inhalt: ein Glas trinken; Åê Zeit- und Raumangaben stehen für Personen: Berlin im Freudentaumel. Synekdoche: Die Wortbedeutung erfährt eine quantitative Veschiebung, Verengung oder Erweiterung. Einige Beispiele: Åë Ein Teil steht für das Ganze, „pars pro toto“: drei Sommer waren ins Land gegangen (für drei Jahre). Åí oder umgekehrt: Ich esse kein Schwein. (kein Schweinefleisch) Åì Der Rohstoff steht für das Produkt: in Seide auftreten (in Kleidern aus Seide). 19 Die komplexe und weit ausdifferenzierte Darstellung Burdorfs zum Stichwort Metapher kann hier nur auszugsweise wiedergegeben werden. 7

Formen poetischer Bil<strong>der</strong> Lyrisches-Bild.pdf<br />

Liste von Stilmitteln und rhetorischen Figuren 17<br />

6<br />

Stilmittel.doc<br />

Die Def<strong>in</strong>itionen, die Dieter Burdorf gibt, stellen sich <strong>in</strong> Kurzform so dar: 18<br />

Allegorie E<strong>in</strong> Text enthält m<strong>in</strong><strong>des</strong>ten zwei vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abhebbare Bedeutungsschichten,<br />

e<strong>in</strong>e wörtliche und e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e, allegorische Bedeutung. Letztere erschließt sich<br />

durch allegorisches Lesen, die Allegorese, das hermeneutische Verfahren zur<br />

Erschließung <strong>der</strong> tiefern Bedeutungsschicht.<br />

Narrative A.: Auf <strong>der</strong> wörtlichen Ebene werden Geschehnisse o<strong>der</strong> Handlungen<br />

erzählt.<br />

Deskriptive A.: Es werden vorrangig Situationen o<strong>der</strong> Räume entworfen.<br />

Narrative und <strong>des</strong>kriptive A. können sich <strong>in</strong> zwei Varianten ausprägen:<br />

Implikative A: Text<strong>in</strong>terne Indizien, die nicht e<strong>in</strong>deutig verifizierbar s<strong>in</strong>d, weisen<br />

auf allegorische Bedeutung h<strong>in</strong> Ä Rätselcharakter. (nach Rhetorik Qu<strong>in</strong>tilians die<br />

re<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> A.)<br />

Explikative A.: Die allegorische Bedeutung wird im Text o<strong>der</strong> Titel angegeben.<br />

Symbol Symbol bei Goethe (siehe oben, S. 5) und heutige Kritik <strong>des</strong>selben.<br />

Das S. ist e<strong>in</strong> Bestandteil <strong>der</strong> im literarischen Text entworfenen Wirklichkeit,<br />

<strong>des</strong>sen Bedeutung über das Beschriebene o<strong>der</strong> Erzählte h<strong>in</strong>ausweist, e<strong>in</strong>e<br />

lebensweltliche, psychische und moralische Bedeutsamkeit. Das S. muss, an<strong>der</strong>s<br />

als die Allegorie, nicht e<strong>in</strong>en gesamten (Teil-)Text umfassen, son<strong>der</strong>n kann sich auf<br />

e<strong>in</strong>zelne, bedeutungsvolle Stellen beschränken.<br />

E<strong>in</strong> S. kann mehrfach wie<strong>der</strong>kehren und als Leitmotiv fungieren.<br />

Mit symbolischer Bedeutung aufgeladen werden können:<br />

ÅÇ D<strong>in</strong>ge, Lebewesen, raum-zeitliche Umstände, z.B. Landschaften, Uhrzeiten,<br />

Wetter,<br />

ÅÉ Naturgegenstände, z.B. Blumen, chemische Elemente, Edelmetalle (vgl. Gold<br />

und Silber im Märchen und Volkslied).<br />

E<strong>in</strong>ige konventionelle Symbole:<br />

ÅÑ Rose – Liebe und Tod,<br />

ÅÖ Blätter – Herbst<br />

ÅÜ Trompeten - ... <strong>des</strong> jüngsten Gerichts<br />

Åá Reiter – Apokalyptische Reiter<br />

Vergleich Der V. ist die Grundform bildlicher Rede. Der V. mit etwas an<strong>der</strong>em soll<br />

veranschaulichen, prägnanter machen, bewerten.<br />

E<strong>in</strong> V. ist nur möglich zwischen zwei nicht identischen Sachverhalten, denen<br />

m<strong>in</strong><strong>des</strong>ten e<strong>in</strong>e Eigenschaft geme<strong>in</strong> ist, das tertium comparationis.<br />

Der V. ist formal an Vergleichspartikeln, z.B. wie erkennbar.<br />

Personifikation Wird e<strong>in</strong>e nicht-menschliche Ersche<strong>in</strong>ung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> abstrakter Begriff <strong>in</strong><br />

menschlicher Gestalt o<strong>der</strong> auch nur mit menschlichen Eigenschaften dargestellt,<br />

spricht man von Personifikation.<br />

Als e<strong>in</strong>zelner bildhafter Ausdruck ist die P. e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> Metapher o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Metonymie.<br />

Formelhaft gewordene P.n bilden z.B. die Namen antiker Götter zur<br />

Personifikationen von Eigenschaften, z.B. Zauber <strong>der</strong> Venus.<br />

Verblasste Personifikationen s<strong>in</strong>d leicht zu übersehen, z.B. bl<strong>in</strong><strong>der</strong> Zufall<br />

17<br />

E<strong>in</strong>e ähnliche Liste ist enthalten <strong>in</strong> Texte, Themen und Strukturen. Deutschbuch für die Oberstufe. Neue<br />

Ausg. B, Berl<strong>in</strong>, Cornelsen, 2001, S. 225 ff<br />

18<br />

Die Darstellung <strong>in</strong> dieser Tabelle ist auf zentrale Punkte reduziert. Wortlaut wird teils zitiert und um <strong>der</strong><br />

Übersichtlichkeit willen nicht eigens ausgewiesen. Vgl. auch Fußnote 9.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!