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Wandlungen des lyrischen Bildes in der Liebeslyrik

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e<strong>in</strong>e kategoriale Trennung zwischen Bild im engeren S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> Abgrenzung zu Metapher<br />

und Metonymie.<br />

Petruschke nimmt e<strong>in</strong>e ähnliche Unterscheidung vor, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Punkt von dieser<br />

unterscheidet. Im Teilkapitel „Der Begriff <strong>des</strong> <strong>lyrischen</strong> Bil<strong>des</strong>“ unterscheidet sie<br />

konzeptionell zwischen dem <strong>lyrischen</strong> Bild im engeren S<strong>in</strong>n und Metapher und Vergleich.<br />

Begründet ist dies durch die „[...] Zweigliedrigkeit, die beim Vergleich ausgesprochen wird<br />

und bei <strong>der</strong> Metapher noch <strong>in</strong>direkt vorhanden ist [...]“. 12<br />

„Im <strong>lyrischen</strong> Bild dagegen s<strong>in</strong>d die Bereiche <strong>des</strong> S<strong>in</strong>nlich-Fassbaren und <strong>des</strong> Gedanklichen<br />

zu e<strong>in</strong>er untrennbaren E<strong>in</strong>heit verschmolzen. Bil<strong>der</strong> rufen im Leser o<strong>der</strong> Hörer Vorstellungen<br />

von bestimmten Naturgegenständen o<strong>der</strong> Weltd<strong>in</strong>gen wach. Ihre Wirkung geht aber über das<br />

bloße Anschaulichmachen h<strong>in</strong>aus; sie sprechen das Gefühl <strong>des</strong> Lesers unmittelbar an und<br />

vermitteln ihm e<strong>in</strong>e seelische Erfahrung.“ 13<br />

Das lyrische Bild hat also e<strong>in</strong>e komplexere Qualität, die sich meist nicht auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache<br />

Entsprechung reduzieren lässt. Es kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kurzen Abschnitt e<strong>in</strong>es Gedichtes ebenso<br />

gestaltet se<strong>in</strong>, wie es sich auf e<strong>in</strong> Gedicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit erstrecken kann.<br />

Unter die „Ausformungen <strong>des</strong> <strong>lyrischen</strong> Bil<strong>des</strong>“ subsummiert Petruschke: 14<br />

Emblem Bei dieser beson<strong>der</strong>s im Barock gebräuchlichen Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus Bild und Text wird <strong>der</strong> Bild<strong>in</strong>halt durch den Text erklärt.<br />

Es besteht e<strong>in</strong>e didaktische Intention. 15<br />

Allegorie E<strong>in</strong> abstrakter Begriff, wie z.B. Weisheit, Gerechtigkeit, o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong> Sachverhalt wird durch e<strong>in</strong> Bild veranschaulicht. Auch hier<br />

besteht e<strong>in</strong>e didaktische Intention. In se<strong>in</strong>er Verweisungsfunktion<br />

bleibt das Bild vom dargestellten Sachverhalt<br />

getrennt.<br />

Symbol Das S. – beson<strong>der</strong>s im goetheschen S<strong>in</strong>n - stellt dem Leser<br />

e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en, s<strong>in</strong>nlich anschaulichen Gegenstand vor.<br />

Es vertritt den Gegenstand; Bild und Begriff fallen zusammen.<br />

Das S. weist über den Gegenstand h<strong>in</strong>aus auf e<strong>in</strong>e Idee,<br />

etwas Allgeme<strong>in</strong>es h<strong>in</strong>. Die Übertragung vollzieht <strong>der</strong> Leser,<br />

bewusst o<strong>der</strong> unbewusst.<br />

lyrisches Paradox Bei dieser Art Bild werden zwei <strong>in</strong>haltlich unvere<strong>in</strong>bare,<br />

Elemente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em paradoxen Zusammenhang verbunden.<br />

Beispiele f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nen Gedichten, etwa bei<br />

Bachmann und Celan.<br />

evokatives Äquivalent, Wenn <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nen Gedichten seit Benn mit Formulierungen<br />

absolute Metapher etwas an<strong>der</strong>es geme<strong>in</strong>t ist, als gesagt wird, übersteigt dies<br />

die Qualität <strong>der</strong> Metapher. He<strong>in</strong>z Otto Burger prägte den<br />

Begriff evokatives Äquivalent mit Bezug zur Lyrik Höl<strong>der</strong>l<strong>in</strong>s:<br />

„Das evokative Äquivalent im mo<strong>der</strong>nen Gedicht ist die<br />

folgerichtige Weiterbildung <strong>des</strong> adäquaten Symbols im<br />

klassischen.“ 16<br />

E<strong>in</strong> für den Unterricht konzipiertes Arbeitsblatt „Formen poetischer Bil<strong>der</strong>“ f<strong>in</strong>det sich im<br />

Anhang.<br />

12<br />

Petruschke 2004, S. 6<br />

13<br />

a.a.O., S. 7<br />

14<br />

a.a.O.<br />

15<br />

Siehe auch S. 10 f dieser Arbeit.<br />

16<br />

Von <strong>der</strong> Strukture<strong>in</strong>heit klassischer und mo<strong>der</strong>ner deutscher Lyrik" (1959), <strong>in</strong>: R. Grimm (Hrsg.), Zur<br />

Lyrikdiskussion, Wege <strong>der</strong> Forschung CXI, Darmstadt 1966, S. 268; zit. nach Petruschke 2004, S. 6<br />

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