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Wandlungen des lyrischen Bildes in der Liebeslyrik

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1. Ivo Braaks Standardwerk »Poetik <strong>in</strong> Stichworten« 8 erfreut sich seit se<strong>in</strong>em ersten<br />

Ersche<strong>in</strong>en 1969 unter Germanisten großer Beliebtheit, wenn es um def<strong>in</strong>itorische<br />

Fragen geht. Das 9. Kapitel, „Bil<strong>der</strong>“, gibt e<strong>in</strong>en diachron angelegten Überblick über die<br />

wichtigsten Begriffe.<br />

2. Der Jenaer Germanist Dieter Burdorf befasst sich im 4. Kapitel se<strong>in</strong>er »E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong><br />

die Gedichtanalyse« mit „Wort, Bild und Bedeutung im Gedicht“. 9<br />

3. Zu erwähnen ist hier auch die Darstellung Adelheid Petruschkes im Band »Lyrik von<br />

<strong>der</strong> Klassik bis zur Mo<strong>der</strong>ne« <strong>der</strong> Reihe »Stundenblätter«. 10<br />

Braak zeigt die Tradition <strong>der</strong> Bildlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lyrik seit <strong>der</strong> Antike auf. Das folgende<br />

Schaubild setzt Hauptbegriffe zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Beziehung.<br />

4<br />

E r l ä u t e r u n g e n<br />

Tropik: In <strong>der</strong> antiken Stilistik ist<br />

mit T. jede bildliche Ausdrucksweise<br />

geme<strong>in</strong>t, die Verwandlung<br />

<strong>der</strong> Vorstellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bild;<br />

Akyrologie: uneigentliches<br />

Sprechen, late<strong>in</strong>ische Entsprechung:<br />

Impropria dictio, bildliche,<br />

verblümte, uneigentliche Rede;<br />

Antonomasie: Abart <strong>der</strong> Synekdoche,<br />

griech. antonomaze<strong>in</strong> –<br />

an<strong>der</strong>s benennen: e<strong>in</strong> Eigenname<br />

steht für e<strong>in</strong>en Gattungsnamen.<br />

„Mentor“ hieß z.B. <strong>der</strong> Erzieher <strong>des</strong><br />

Telemach, <strong>der</strong> Name trägt die<br />

Bedeutung Betreuer.<br />

Hypallage: sche<strong>in</strong>bare Vertauschung<br />

e<strong>in</strong>zelner Bestandteile<br />

e<strong>in</strong>es Satzes, beson<strong>der</strong>s von Adjektiven,<br />

zur Hervorhebung <strong>des</strong><br />

Beson<strong>der</strong>en.<br />

Topik: nach Ernst Robert Curtius<br />

e<strong>in</strong>, zumeist aus <strong>der</strong> Antike überkommenes,<br />

<strong>in</strong>haltliches Motiv, das<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> literarischen Tradition fortlebt.<br />

Der Topos als literarische<br />

Formel ist zu unterscheiden vom<br />

Klischee und von <strong>der</strong> rhetorischen<br />

Floskel<br />

Während die Herkunft <strong>des</strong> Begriffs<strong>in</strong>ventars und <strong>der</strong> def<strong>in</strong>itorischen Grundlagen aus <strong>der</strong><br />

Antike unstrittig ist, merkt Dieter Burdorf mit Blick auf heutige Verwendungszusammenhänge<br />

kritisch die völlige Verschiedenheit <strong>der</strong> Weltbil<strong>der</strong> an, die für den kommunikativen<br />

Gebrauch <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> Folgen hat:<br />

Die Herkunft <strong>der</strong> [...] Begriffe aus <strong>der</strong> antiken Rhetorik und Poetik br<strong>in</strong>gt allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong><br />

„Problem mit sich, das dem <strong>der</strong> heutigen Verwendung metrischer Grundbegriffe analog ist:<br />

Die Begriffe entstammen dem Horizont e<strong>in</strong>es geschlossenen Weltbil<strong>des</strong>, das jedem D<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>en festen Ort zuwies und die Sprache als adäquate Abbildung dieses geordneten Zustan<strong>des</strong><br />

ansah.“ 11<br />

Nicht alle <strong>in</strong> Braaks Übersicht aufgeführten Begriffe s<strong>in</strong>d für den Zusammenhang <strong>des</strong><br />

Sternchenthemas <strong>Liebeslyrik</strong> bedeutsam. Was dieses Schaubild jedoch verdeutlicht, ist<br />

8 Braak, Ivo: Poetik <strong>in</strong> Stichworten. Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung. 8. überarbeitete<br />

und erweiterte Auflage, Hrsg.: Neubauer, Mart<strong>in</strong>, Unterägeri, Hirt 2007<br />

9 Burdorf, Dieter: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Gedichtanalyse. 2. aktual. u. überarb. Aufl., Stuttgart 1997, S. 135 - 162<br />

10 Petruschke 2004, S. 6f<br />

11 Burdorf 1997, S. 143

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