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Der kindliche Fieberkrampf - Physis-web.de

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<strong>Der</strong> <strong>kindliche</strong> <strong>Fieberkrampf</strong><br />

Definition:<br />

- Ein <strong>Fieberkrampf</strong> ist ein durch Fieber (meist während <strong>de</strong>s ersten Fieberanstieges)<br />

ausgelöster tonisch-klonischer Krampfanfall bei jungen Kin<strong>de</strong>rn im Alter von 6<br />

Lebensmonaten bis zum ca. 5 Lebensjahr.<br />

- Ausgenommen sind Krampfanfälle im Rahmen entzündlicher Erkrankungen <strong>de</strong>s<br />

Zentralnervensystems o<strong>de</strong>r epileptische Anfälle bei bestehen<strong>de</strong>m Fieber bei<br />

bekannter Epilepsie.<br />

- Betroffen sind ca. 3 bis 4% aller Kin<strong>de</strong>r. In 25 bis 30% dieser Fälle tritt sie innerhalb<br />

<strong>de</strong>s ersten Lebensjahres auf.<br />

Ursache:<br />

- Fieberhafte Infektionen (meist Virusinfektionen) unter zerebraler Mitbeteiligung<br />

Symptomatik:<br />

- Infekt<br />

- Erhöhte Körpertemperatur (>38,5 °C)<br />

- Meist generalisierte, tonisch-klonische Krampfanfälle.<br />

- Zyanose (auch <strong>de</strong>n ganzen Körper betreffend)<br />

- Bewusstlosigkeit<br />

- Kurze Perio<strong>de</strong> mit Schläfrigkeit nach <strong>de</strong>m Anfall.<br />

Diagnostik:<br />

- Anamnese (z.B. War o<strong>de</strong>r ist ihr Kind krank gewesen)<br />

- Inspektion:<br />

o Gesamtbild.<br />

o Ggf. Krampfbeobachtung.<br />

o Krampffolgen wie Zungenbiss, Speichelfluss Roter Kopf Pupillen Anzeichen<br />

für Verletzungen bzw. Frakturen<br />

- Palpation: Heiße Stirn.<br />

- Ggf. Temperaturmessung.<br />

- Puls.<br />

- Blutzuckerbestimmung: Ausschluss hypoglykämisch bedingte Krämpfe.<br />

Differentialdiagnose:<br />

- Epilepsie.<br />

- Hypoglykämie, Hypoxie.<br />

- Schä<strong>de</strong>lhirntrauma.<br />

- Vergiftungen.<br />

Therapie:<br />

- Beruhigung <strong>de</strong>r Eltern.<br />

- Fiebersenkung (Kind von Decken o<strong>de</strong>r Klei<strong>de</strong>rn befreien; kalte Umschläge auf die<br />

Stirngegend und evtl. auf Stamm und Extremitäten (Wa<strong>de</strong>nwickel))<br />

Ersteller: Dieter Rothmann Seite 1 Datum: 18.05.2003


- Ggf. Durchbrechung eines Krampfanfalls.<br />

- Bei Zyanose Sauerstoffdusche<br />

- In <strong>de</strong>r Nachschlafphase „Bauchlage - Kopf zur Seite“ (Synonym „stabile Seitenlage –<br />

bei Erwachsenen“)<br />

- Bei Gabe von Diazepam auf Atem<strong>de</strong>pression achten - !!<br />

Nach abgelaufenem Krampfanfall:<br />

- Fiebersenkung:<br />

o Wa<strong>de</strong>nwickel.<br />

o Verabreichung von Paracetamol-Suppositorien (Zäpfchen) – z.B. ben-u-ron ® .<br />

• Dosierung:<br />

• Anhalt: 10-20 mg/kg KG.<br />

• Säuglinge: 1 Paracetamol-Supp. a 125 mg rektal<br />

• Kleinkin<strong>de</strong>r: 1 Paracetamol-Supp. A 250 mg rektal<br />

• Schulkin<strong>de</strong>r: 1 Paracetamol-Supp. A 500 mg rektal<br />

- Cave: Überdosierung!!<br />

- Keine weiteren Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

- Transport in Kin<strong>de</strong>rklinik.<br />

Hinweis:<br />

Auf eine Atem<strong>de</strong>pression sowie auf das seltene Auftreten einer Hypotonie und/o<strong>de</strong>r<br />

Bradykardie durch die Gabe von Diazepam achten!!<br />

Bei beobachteten Krampfanfall: (!!)<br />

- Antikonvolsive Therapie mit Diazepam rektal o<strong>de</strong>r intravenös (wenn venöser Zugang<br />

möglich) – nach <strong>de</strong>m Alter fragen!!<br />

- Anhalt: 0,3 – 0,5 mg/kg KG.<br />

- Säuglinge: 2,5 – 5 mg. (4 Monate und unter 15 kg KG (etwa 3 Jahre)<br />

- Kleinkin<strong>de</strong>r: 5 – 10 mg. (über 15 kg KG ab ca. 3 Jahre bis ca. 6 Jahre)<br />

- Schulkin<strong>de</strong>r: 10 – 20 mg (ab 6 Jahre)<br />

Hinweis:<br />

Je<strong>de</strong>s Kind muss zur weiteren Diagnostik in eine Kin<strong>de</strong>rklinik gebracht wer<strong>de</strong>n (z.B.<br />

Ausschluss Meningitis)!!<br />

Ersteller: Dieter Rothmann Seite 2 Datum: 18.05.2003


Diazepam rectiole 10 mg<br />

Wirkstoff:<br />

Inhalt:<br />

Dosierung:<br />

Diazepam<br />

10 mg<br />

Anhalt: 0,3 – 0,5 mg/kg KG.<br />

o 5 mg, wenn Patientengewicht < 15 kg<br />

(4 Monate – etwa 3 Jahre)<br />

o 10 mg, wenn Patientengewicht > 15 kg<br />

(ca. 3 Jahre – ca. 6 Jahre)<br />

Wirkweise:<br />

Wirkung dosisabhängig<br />

o sedierend<br />

o angstlösend (anxiolytisch)<br />

o muskelrelaxierend<br />

o krampflösend (antikonvulsiv)<br />

Indikation:<br />

o Erregungs- und Spannungszustän<strong>de</strong><br />

o Angst<br />

o Schlafstörungen<br />

o Zerebraler Krampfanfall<br />

o <strong>Fieberkrampf</strong><br />

o Analgosedierung bei beatmeten Patienten<br />

o Kombinationspartner für Ketamin<br />

o Prämedikation (vor anstehen<strong>de</strong>n OP´s)<br />

Nebenwirkungen:<br />

o Allergische Reaktionen<br />

o Atem<strong>de</strong>pression, Kardio<strong>de</strong>pression<br />

o Schläfrigkeit, Schwin<strong>de</strong>l<br />

Kontraindikation:<br />

o Überempfindlichkeit gegenüber Benzodiazepinen<br />

o Akute Intoxikation mit zentraldämpfen<strong>de</strong>n Substanzen<br />

wie Alkohol, Schlafmitteln, Schmerzmitteln,<br />

Neuroleptika<br />

Literaturhinweise:<br />

- Notfälle im Kin<strong>de</strong>salter, H. Stopfkuchen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH<br />

Stuttgart, 3. Auflage<br />

- Notfalltaschenbuch für <strong>de</strong>n Rettungsdienst, R. Rossi/G. Dobler, Stumpf&Kossen<strong>de</strong>y,<br />

9. Auflage<br />

- Rettungsmedizin, T. Ziegenfuß, Thieme-Verlag, 1997<br />

- Medikamente Notfall- und Intensivmedizin, F. Flake/B. Lutomsky, Verlag Gustav-<br />

Fischer, 1998<br />

Ersteller: Dieter Rothmann Seite 3 Datum: 18.05.2003

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