Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Die hier angeschnittene Debatte zwischen VertreterInnen qualitativer und<br />
quantitativer <strong>Methode</strong>n und Methodologien illustriert, was auch im Allgemeinen<br />
gilt: dass nämlich die jeweils eingesetzten methodischen Instrumentarien aktiv<br />
und jeweils auf ihre spezifische Art an der Wissensproduktion beteiligt und daher<br />
bezogen auf bestimmte Problemstellungen auch unterschiedlich geeignet sind.<br />
<strong>Methode</strong>n bestimmen <strong>mit</strong>, welche Erkenntnisse, Fragestellungen und Perspektiven<br />
auf einen Gegenstand möglich sind, indem sie bestimmte Fragen überhaupt<br />
erst erforschbar machen, während andere sich dem je spezifischen methodischen<br />
Zugriff entziehen. Nicht jede Frage lässt sich <strong>mit</strong> jeder <strong>Methode</strong> erforschen und<br />
bearbeiten. 2 Mehr noch: Bestimmte Fragen werden sich in einem je spezifischen<br />
methodischen Setting gar nicht erst stellen. Die Wahl eines nach bestimmten Prinzipien<br />
geleiteten Vorgehens – und da<strong>mit</strong> die Wahl einer Methodologie, vor deren<br />
Hintergrund die jeweiligen <strong>Methode</strong>n überhaupt erst Sinn ergeben – ist daher immer<br />
durch ihre Nicht-Neutralität in Bezug auf das Forschungsergebnis gekennzeichnet<br />
und als solche bei ihrer Anwendung auch stets <strong>mit</strong>zureflektieren.<br />
2. Die Unterbestimmtheit von <strong>Methode</strong>n<br />
An dieser Stelle könnte der Schluss gezogen werden, dass <strong>Methode</strong>n aufgrund ihrer<br />
aktiven Rolle bei der Produktion von Erkenntnissen schon hinreichende Bedingungen<br />
für eine Gesellschaftskritik darstellten. Demnach wäre <strong>mit</strong> der Entscheidung<br />
für oder gegen eine bestimmte <strong>Methode</strong> auch schon entschieden, ob<br />
gesellschaftskritische Aussagen getroffen werden (können) oder nicht. Träfe diese<br />
Annahme zu, ließe sich eine Klassifikation zwischen denjenigen <strong>Methode</strong>n erstellen,<br />
die als kritisch einzustufen wären, und denjenigen, die als affirmativ gelten<br />
würden, neben einigen eventuellen Mischformen. Kurz: wir befänden uns in einer<br />
angenehm geordneten und einfach strukturierten Situation, in der <strong>mit</strong> der <strong>Methode</strong>nwahl<br />
schon die Frage des kritischen Gehalts der Forschung entschieden wäre.<br />
In diesem Sinne wurde gelegentlich postuliert, dass die entscheidende Differenz<br />
zwischen quantitativen und qualitativen <strong>Methode</strong>n liege, was sich möglicherweise<br />
aus der Randständigkeit letzterer in einigen Fächern, bspw. der Psychologie,<br />
erklärt, während qualitative <strong>Methode</strong>n und die qualitative Methodologie in<br />
anderen Bereichen, bspw. der Soziologie, immer fester etabliert werden. Dann<br />
wären qualitative <strong>Methode</strong>n, da sie »Lebenswelten ›von innen heraus‹ aus der<br />
2 Dieses Argument wird auch von Andreas Diekmann (2002) in seinem Standardwerk zur empirischen Sozialforschung<br />
betont. In Rückgriff auf Theodor Harder (und nicht Michel Foucault) werden <strong>Methode</strong>n <strong>mit</strong> Werkzeugen<br />
verglichen, die falsch eingesetzt sogar zu Schaden führen können: »Mit einer einmal erlernten und für begrenzte<br />
Anwendungen durchaus zweckmäßigen <strong>Methode</strong> werden alle Probleme ›erschlagen‹. Sinnvoller ist dagegen,<br />
vor dem Griff in die Werkzeugkiste genau zu prüfen, welche <strong>Methode</strong>(n) sich bei dem ins Auge gefassten Untersuchungsziel<br />
als am besten geeignet erweisen.« (ebd.: 18). Dass Diekmanns eigene Werkzeugkiste fast nur<br />
quantitative <strong>Methode</strong>n enthält, beweist nur, wie sehr die Forderung nach der jeweils zu bestimmenden Adäquanz<br />
der einzusetzenden <strong>Methode</strong>n nicht zuletzt auf seine eigenen anzuwenden wäre.<br />
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