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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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griffsmöglichkeiten der impliziten Wissensbestände der Archäologen bestehen<br />

nicht nur bei den Grabungsmethoden, sondern auch bei den Dokumentationsmethoden,<br />

indem beispielsweise die Kenntnis zur Bedienung von Vermessungsgeräten<br />

ein Ergebnis überhaupt erst möglich macht. Es entstehen neue Wissensformen,<br />

denn manche Informationen können ohne technische Instrumente und der<br />

entsprechenden Kenntnis der Bedienung dieser Geräte nicht gewonnen werden.<br />

Das implizite Wissen trägt so<strong>mit</strong> zur Hybridisierung der verschiedenen Aktanten<br />

bei. Tacit Knowledge wird da<strong>mit</strong> ebenfalls zu einem Aktanten und zu einem Teil<br />

des Netzwerkes. Implizites Wissen ist eng <strong>mit</strong> der Community of Practice verbunden,<br />

denn dort wird solches Wissen hergestellt und an Anfänger ver<strong>mit</strong>telt. Der<br />

Besitz dieses ›Insiderwissens‹ ist wiederum ein zentrales Merkmal der Mitgliedschaft<br />

in einer Community of Practice. Hier handelt es sich also ebenfalls um ein<br />

gegenseitiges Hervorbringen.<br />

6. Fazit<br />

In diesem Aufsatz sollte an Beispielen der archäologischen Grabungsmethoden<br />

gezeigt werden, welchen Einfluss <strong>Methode</strong>n auf den Erkenntnisprozess haben.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass <strong>Methode</strong>n wie alle anderen beteiligten<br />

Elemente in die Wissensproduktion eingreifen, indem sie Übersetzungen produzieren<br />

und dabei Selektionen vornehmen. Während manche Informationsbestände<br />

hergestellt werden können, indem sie sichtbar gemacht werden, bleiben<br />

dabei andere Informationen unsichtbar. <strong>Methode</strong>n sind deshalb als Aktanten zu<br />

sehen, die in Form von Netzwerken <strong>mit</strong> den anderen Aktanten interagieren. <strong>Methode</strong>n<br />

werden von Menschen ausgeführt, weshalb sie als soziale Praktiken gelten<br />

können. Das hat eine lokale Ausdifferenzierung der <strong>Methode</strong>n zu Folge, führt<br />

aber auch zu einer Vereinheitlichung innerhalb der verschiedenen Communities of<br />

Practice. Da<strong>mit</strong> bestehen <strong>Methode</strong>n immer aus implizitem Wissen, das in den<br />

Menschen verkörpert ist. Alle Aktanten des Forschungsprozesses (<strong>Methode</strong>n,<br />

Menschen – deren Wissen und Erfahrungen –, Instrumente, Inskriptionen, Handlungen,<br />

implizite Wissensbestände, usw.) beeinflussen sich gegenseitig und das<br />

Ergebnis des Forschungsprozesses.<br />

Mit Blick auf die Archäologie bedeutet dies, dass entgegen der Annahme mancher<br />

Archäologen (vgl. z. B. Gersbach 1989) nicht von ›subjektiven‹ oder ›objektiven‹<br />

<strong>Methode</strong>n, von richtigen oder falschen <strong>Methode</strong>n der archäologischen Ausgrabung<br />

gesprochen werden kann. Die Tragfähigkeit der <strong>Methode</strong> kann nur<br />

danach beurteilt werden, welche Informationen erzeugt werden können und welche<br />

Fragen beantwortet werden sollen. Dazu ist es nötig, die Reichweite der ›Informationsver<strong>mit</strong>tlung‹<br />

der eigenen <strong>Methode</strong>n zu kennen und zu wissen, welche<br />

Informationen in welcher Form abgebildet werden können und welche Informationen<br />

möglicherweise verborgen bleiben. Grundsätzlich halte ich es für sinnvoll,<br />

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