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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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nung und Datenanalyse hergestellt. Sie kann so<strong>mit</strong> als eine ›Laborstudie‹ gesehen<br />

werden, wie sie unter anderem von den Wissenschaftsforschern Bruno Latour und<br />

Steve Woolgar durchgeführt wurden. Latour und Woolgar bezeichnen ihren Forschungsansatz<br />

als eine »ethnographic study of scientific practice« im Rahmen einer<br />

›Anthropology of Science‹. Solch eine ›Anthropologie der Wissenschaft‹ soll<br />

die spezifischen Charakteristika der Forschungspraxis zum Ausdruck bringen.<br />

Das beinhaltet den Blick unter anderem auf »the presentation of preliminary empirical<br />

material, our desire to retrieve something of the craft character of science,<br />

the necessity to bracket our familiarity with the object of study, and our desire<br />

to incorporate a degree of ›reflexivity‹ into our analysis« (Latour/Woolgar 1986:<br />

277 f.). 3 Die <strong>Methode</strong> der ethnographischen Laborstudien konzentriert sich auf<br />

detaillierte empirische Beobachtungen und Feldnotizen insbesondere zu institutionellen<br />

und sozialen Kontexten, <strong>Methode</strong>n und Artefakten. Für Latour und<br />

Woolgar zählen dazu »information about sources of funding, the career backgrounds<br />

of participants, the citation patterns in the relevant literature, the nature<br />

and origin of instrumentation and so on« (Latour, Woolgar 1986: 278). 4 Die Aufzeichnung<br />

solcher Informationen erscheint den beiden Autoren einerseits notwendig,<br />

um einen vergleichenden Ansatz zu ermöglichen. Zum anderen soll so eine<br />

Beschreibung der Wissenschaft auf empirischer Basis hergestellt werden können.<br />

Nicht zuletzt soll der ethnologische Blick der teilnehmenden Beobachtung auch<br />

die Möglichkeit der distanzierten Betrachtung schaffen, um nicht <strong>mit</strong> den wissenschaftsinternen<br />

Begriffen argumentieren zu müssen (ebd.).<br />

<strong>Kritik</strong> an Forschungen, die eine Beschreibung alltäglicher Interaktionen, Aushandlungen<br />

und Erkenntnisprozesse ins Zentrum stellen, indem sie sich auf einen<br />

bestimmten Ort konzentrieren (hier die Ausgrabung), beinhaltet die Befürchtung,<br />

dass da<strong>mit</strong> die Umwelten der Wissenschaftsbetriebe aus dem Blick geraten würden<br />

(Hornbostel 1997: 122). Aus diesem Grunde wird sich die Beschreibung nicht<br />

nur auf die Ausgrabungsorte beschränken, sondern bezieht auch die Vorbereitungen<br />

und den Auswertungs- und Präsentationsprozess <strong>mit</strong> ein. Ich gehe dabei nicht<br />

a priori davon aus, dass das ›Forschungsfeld Ausgrabung‹ klare Grenzen hat und<br />

als ein abgeschlossener Raum gesehen werden kann. Vielmehr ist die Gestalt des<br />

Feldes selbst ein Gegenstand der Forschung. Ein weiterer <strong>Kritik</strong>punkt betrifft die<br />

Frage, ob bei der Beobachtung auf der Ausgrabung auch die externen sozialen<br />

und kognitiven Strukturen und die Verbindung zwischen der Grabungsarbeit und<br />

den sie begleitenden Theorien beobachtbar sind und ob beispielsweise überhaupt<br />

Aussagen über den eigentlichen Akzeptanzprozess gemacht werden können<br />

3 »Die Präsentation von vorläufigem empirischen Material, unser Anliegen, etwas von dem handwerklichen Charakter<br />

der Wissenschaft zu erfassen, die Notwendigkeit, unsere Vertrautheit <strong>mit</strong> dem Studienobjekt abzulegen,<br />

und unser Wunsch, einen gewissen Grad der Reflexivität in unsere Analyse zu integrieren.« (Alle Übersetzungen<br />

A. D.)<br />

4 »Informationen zu Finanzierungsquellen, Hintergründe der Karriere der Beteiligten, Zitierregeln in der relevanten<br />

Literatur, Beschaffenheit und Entstehungsgeschichte der Geräteausstattung usw.«<br />

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