09.11.2012 Aufrufe

Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Auch Tom Boellstorff verweist (für die USA) auf noch immer wirksame institutionelle<br />

Ausschlussmechanismen, die die Wahl der Forschungsthemen und die<br />

Zukunftsaussichten vor allem für Frauen beeinflussen können: »However, it is<br />

important not to discount institutional contexts. Most research on female nonnormative<br />

sexualities continues to be conducted by women. As graduate students<br />

these women face pressure not to study female nonnormative sexualities, despite<br />

the cache[t] 18 queer studies enjoys in some quarters of the academy. On the job<br />

market their work may be classified as ›narrow,‹ they face difficulties gaining<br />

tenure, and once tenured they may face heavy service burdens owing to administrative<br />

drives for gender parity in the context of the relative paucity of<br />

women at senior levels.« (Boellstorff 2007: 21) 19<br />

Diese Bemerkungen sind wenig motivierend und verweisen auf noch immer<br />

bestehende Stratifizierungen und Ausschlüsse. Universitäten sind trotz vielfacher<br />

Veränderungen keine geschlechtergerechten Räume. Vielmehr sind sie vielfältig<br />

stratifiziert, wie auch Encarnatión Gutiérrez Rodriguez hervorhebt, wenn sie auf<br />

die Position von migrantischen Frauen in der Institution Universität verweist:<br />

»Auch bei der Vergabe universitärer Stellen in Forschung und Lehre werden<br />

kaum Frauen <strong>mit</strong> Diaspora-, Exil- oder Migrationserfahrung als Bewerberinnen<br />

berücksichtigt oder eingestellt.« (Gutiérrez Rodriguez 2005)<br />

Inwieweit die diskursive Re-Produktion dieser Stratifizierungen sich in einzelnen<br />

Forschungsprojekten wiederfindet, lässt sich sicherlich nicht verallgemeinernd<br />

feststellen. Doch die ›Unsichtbarkeit‹ von nicht-heteronormativen Forscher*innen<br />

in der Jugendforschung mag als Indikator dienen. Die kritische<br />

Selbstreflexion von nicht-heteronormativen Forscher*innen allein genügt nicht,<br />

um hier Veränderungen durchzusetzen. Vielmehr ist es notwendig, dass die Hinterfragung<br />

von Gender-Geschlecht-Sexualität aller Forscher*innen zum Aspekt<br />

kritischer empirischer Forschung wird. 20<br />

18 Korrektur I. S.<br />

19 »Dennoch ist es notwendig, nicht den institutionellen Kontext außer Acht zu lassen. Ein Großteil der Forschung<br />

über weibliche nichtnormative Sexualitäten wird nach wie vor von Frauen durchgeführt. Als Graduierte sehen<br />

sich diese Frauen dem Druck ausgesetzt, nicht über weibliche nichtnormative Sexualitäten zu forschen, ungeachtet<br />

der Geltung, die queer studies in manchen Bereichen der Wissenschaft genießt. Auf dem Arbeitsmarkt wird<br />

ihre Arbeit unter Umständen als ›begrenzt‹ bewertet, sie haben Schwierigkeiten, Professuren zu bekommen, und<br />

sobald sie berufen sind, sind sie oft den Belastungen der Gremiumsarbeit ausgesetzt, aufgrund des administrativen<br />

Wunsches nach Geschlechterparität im Kontext des relativen Mangels an Frauen in Führungspositionen.«<br />

(Übersetzung I. S.).<br />

20 Ebenso wie die aktive Hinterfragung heteronormativer Prämissen im Kontext der Forschung und gerade auch der<br />

Lehre.<br />

261

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!