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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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ildern stellt sich für manche z. B. heraus, dass sie doch nicht finden, »dass die<br />

Jungs ganz vernünftige Positionen vertreten« 30 . So wird retrospektiv verständlich,<br />

dass die Akteure bisher nicht auf »rechte Parolen« reagiert haben, »weil ihnen die<br />

Implikationen dieser Denkweisen nicht klar waren«. Auf dieser Grundlage wird<br />

dann nach einiger Zeit <strong>mit</strong> den Akteuren diskutiert, wie weit sie argumentativ in<br />

der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> den Jugendlichen gekommen sind, auf welche<br />

Schwierigkeiten sie gestoßen sind usw.<br />

Vor diesem Hintergrund mag vielleicht auch deutlich geworden sein, dass es in<br />

kritisch-psychologischer Praxisforschung nicht darum geht, Einzelne in Schubladen<br />

zu packen (»XY ist ein restriktiver Typ«), sondern problematische Handlungs-<br />

und Denkweisen auf ihre Begründungszusammenhänge hin zu analysieren<br />

und subjektive Möglichkeitsräume analytisch und praktisch zu eröffnen.<br />

4. Verallgemeinerbarkeit – praktische Subsumtion<br />

unter PGZ/Bedeutungsanalysen<br />

Generell gilt, dass die Analyse von konkreten PGZ sich auf einen Einzelfall bezieht;<br />

es sind dessen Spezifikationen (empirisch offener Zusammenhang zwischen<br />

Bedingungen-Prämissen und Gründen-Handlungen), die subjektwissenschaftlich<br />

interessant sind. Von daher stellt sich die Frage der Verallgemeinerung<br />

von gewonnenen Erkenntnissen hier nicht zwangsläufig. Allerdings ist Kritische<br />

Psychologie da<strong>mit</strong> keine Spielart idiographischer Psychologie, ihre Aussagen<br />

über Zusammenhänge restriktiver/verallgemeinerter Handlungsfähigkeit sind<br />

vielmehr prinzipiell verallgemeinerbar, und zwar in dem Sinne, dass andere Menschen<br />

in ähnlichen Problemkonstellationen sich denkend und praktisch als »Fall<br />

von« den angesetzten Zusammenhängen verstehen (Problem-, Lösungstheorien).<br />

Ebenso sind Bedeutungsanalysen, die in einem konkreten Forschungszusammenhang<br />

gewonnen wurden, potenziell relevant für andere, die sich in ähnlichen institutionellen<br />

Verhältnissen bewegen. Beispielsweise kann es sein, dass auch Bildungsarbeiter/innen,<br />

die nicht an dem konkreten Forschungsprojekt beteiligt sind,<br />

die angerissenen und noch zu konkretisierenden Analysen über die gesellschaftlich-sozialen<br />

Widersprüche, in denen Bildungsarbeit sich realisiert, für ihre Arbeitssituation<br />

als einschlägig erachten. 31<br />

30 Dies meinte ein Interviewter in Bezug auf Aussagen von zwei rechtsextrem-orientierten jungen Männern.<br />

31 Vgl. zur Unterscheidung dreier wissenschaftlicher Verfahren der Universalität/Verallgemeinerung psychologischer<br />

Theorien Markard (1993).<br />

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