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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Beobachtbarkeit in »belastbarere« Daten zu überführen wäre die Frage gewesen,<br />

ob das Exemplar der Schrift eingezogen und für die Interviewerin einsehbar wäre<br />

oder ob Fotos von den Schmierereien gemacht wurden; solche Datensorten werden<br />

als Modus der Objektivation bezeichnet.<br />

Im Hinblick auf die zweite übergeordnete Fragestellung, wie es nämlich um<br />

die Interventionsfähigkeit der verantwortlichen demokratischen Akteure bestellt<br />

ist, konnten aus dem Datenmaterial begründete Beschreibungen herausgearbeitet<br />

werden. In Bezug auf die Passagen des Herrn Y etwa wie folgt:<br />

• Rechtsextremismus unter Jugendlichen wird als ein auf minimale Trägergruppen<br />

begrenztes Problem angesehen, nicht als eines des sozialen Klimas, das<br />

Anpassungsdruck auf Jugendliche ausübt und eine Gefahr für Minderheiten<br />

darstellt;<br />

• Anstatt jene zu unterstützen, die dem Problem eine gewisse Aufmerksamkeit<br />

entgegen bringen, wird deren Engagement nicht gewürdigt;<br />

• Der Bildungs- und Aufklärungsauftrag der Institution wird nicht wahrgenommen.<br />

Letztlich wurden aus dem Datenmaterial unter diesem Auswertungsgesichtspunkt<br />

problematische wie sinnvolle Wahrnehmungs-/Umgangsweisen herausgehoben.<br />

Solche bedeutungsanalytischen Aussagen (diese und jene Handlungs-<br />

/Denkmöglichkeiten werden im Untersuchungsraum realisiert) enthalten aber<br />

keine Aussagen über subjektive Prämissen-Gründe-Zusammenhänge. Letztere<br />

würden erst in EFen <strong>mit</strong> einzelnen Akteuren auftauchen.<br />

Eine (kollektive) EF/SF in Bezug auf die o. g. Institution kann man sich etwa<br />

so vorstellen: Die Institution lädt die Autor/innen der Kommunalanalyse ein, über<br />

ihre Ergebnisse zu berichten. In Überschreitung der Perspektive einzelner Interviewter<br />

wird dargestellt, dass in der örtlichen Jugendszene auch rechtsextrem<br />

konnotierte Stile und Denkweisen ›angesagt‹ sind und dass rechtsextrem Organisierte<br />

versuchen, auf dieses Milieu zuzugreifen, um einzelne Jugendliche stärker<br />

einzubinden und zu rekrutieren. Diese Einschätzung wird durch konkrete Beispiele<br />

rechtsextremen Lifestyles, kursierender rechtsextremer Musik, der da<strong>mit</strong><br />

transportierten rechtsextremen Weltbilder sowie Benennung der im Hintergrund<br />

agierenden rechtsextremen Organisationen veranschaulicht. Ggf. bildet sich eine<br />

Gruppe von Zuständigen, die sich gemeinsam überlegen wollen, wie sie in ihrem<br />

Handlungsfeld präventiv und intervenierend tätig werden können (Übernahme der<br />

Problembeschreibung/Deutung und subjektive Handlungsbereitschaft). Eine<br />

mögliche (inter)subjektive Erkenntnis über Prämissen-Gründe-Zusammenhänge<br />

in dieser Konstellation wäre: »Bisher habe ich mich gar nicht um das Problem<br />

Rechtsextremismus in meiner Institution gekümmert, weil ich es wegen fehlenden<br />

Wissens nicht wahrgenommen oder unterschätzt habe«. Gemeinsam wird dann<br />

überlegt, welche Formen der Präventionsarbeit sinnvoll wären. Beispielsweise<br />

wollen die Akteure argumentativ auf »rechte Positionen« reagieren (können). Im<br />

Zuge der mehrteiligen Fortbildungen und Diskussionen zu rechtsextremen Welt-<br />

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