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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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ihre Bedeutung im Forschungsprozess meist veranschaulicht, dennoch geht aus<br />

der bisherigen Darstellung noch nicht hervor, wie sich die Kritische Psychologie<br />

von anderen psychologischen Ansätzen (in Forschung oder Berufspraxis) unterscheidet,<br />

etwa von systemischen oder tiefenpsychologischen Ansätzen. Deshalb<br />

soll nun ihr Gegenstandverständnis skizziert werden. Dabei sollte auch deutlich<br />

werden, wie die psychologische Problematik der Objektivierbarkeit des scheinbar<br />

Unzugänglich-Inneren in der Kritischen Psychologie gelöst wird, und wie die bisher<br />

eingeführten Aspekte der EF/SF <strong>mit</strong> dem begrifflichen Grundverständnis des<br />

Psychischen zusammen hängen.<br />

2. Gegenstandsverständnis der Kritischen Psychologie<br />

So, wie etwa marxistische oder modernisierungstheoretische Gesellschaftstheorien<br />

sehr unterschiedliche Antworten auf bestimmte grundlegende Fragen geben –<br />

z. B. wie die (Re)Produktion historisch konkreter gesellschaftlicher Verhältnisse<br />

und die Determinationsbeziehungen zwischen Ökonomischem, Kulturellem und<br />

Politischem zu denken sind –, so antworten auch konkurrierende psychologische<br />

Paradigmen grundsätzlich verschieden auf die Frage, wie die Reproduktion des<br />

individuellen Daseins im Verhältnis zu »äußeren Umständen« und wie die Beziehungen<br />

zwischen Handeln, Kognition, Emotion, Motivation zu begreifen sind.<br />

Die Kritische Psychologie versteht unter »äußeren Umständen« das Ensemble<br />

der gesellschaftlichen Verhältnisse (bezieht sich also auf i.w.S marxistische Philosophie<br />

und Gesellschaftstheorie) und analysiert die Positionierung/Bewegungsweise<br />

der Einzelnen in ihm <strong>mit</strong> dem Begriff der Handlungsfähigeit, unter Bezug<br />

auf den auch psychische Funktionsaspekte wie Kognition, Emotion, Motivation<br />

sowie Dimensionen menschlicher Lebenstätigkeit wie Ontogenese oder interpersonale<br />

Beziehungen begrifflich ausgearbeitet werden. 12 Personale Handlungsfähigkeit<br />

bezeichnet das Movens und die Existenzbedingung menschlicher Lebenstätigkeit,<br />

»die Verfügung des Individuums über seine eigenen Lebensbedingungen<br />

... in Teilhabe an der Verfügung über den gesellschaftlichen Produktions- und Reproduktionsprozess«<br />

(Holzkamp 1983: 241 f.). Aus psychologischer Perspektive<br />

ist dabei allerdings zu beachten, dass »die Gesellschaft dem Individuum nie in<br />

ihrer Totalität, sondern nur in ihren dem Individuum zugewandten Ausschnitten<br />

gegeben ist« (Markard, 2001: 1177), die als Bedeutungen gefasst sind. 13 Über (je<br />

nach Forschungsvorhaben) spezifische Bedeutungen setzen sich Individuen sinn-<br />

12 Wenn im Folgenden von Handlungsweisen o. ä. gesprochen wird, sind die hier<strong>mit</strong> ver<strong>mit</strong>telten Funktionsaspekte<br />

immer <strong>mit</strong>gemeint.<br />

13 Im Rahmen konkreter Forschungsarbeiten ist ausgehend von der jeweiligen Handlungsproblematik (z. B. »Wie<br />

kann ich meine Bildungsarbeit verbessern?«) zu überlegen, welche institutionellen und gesellschaftlichen<br />

Dimensionen als beschränkende/ermöglichende relevant sind (»Kräfteverhältnisse in Bezug auf Rassismus/<br />

Rechtsextremismus etc.«).<br />

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