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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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mismus und Migration dar, insbesondere im Rahmen von Bundes- und Landesprogrammen<br />

7 , die in Reaktion auf die Gewaltförmigkeit und Verbreitung von<br />

Rassismus und Rechtsextremismus 8 aufgelegt wurden. Sie sollten 9 – in den neuen<br />

Bundesländern im Verein <strong>mit</strong> zentralen Maßnahmen wie Mobilen Beratungsteams,<br />

Opferberatungs- und Netzwerkstellen – zivilgesellschaftliche Kräfteverhältnisse<br />

zugunsten demokratischer Gegenmacht verschieben helfen. 10 Zugleich<br />

sind sie als staatlich regulierte Maßnahmen strukturell begrenzt: Rassismus/<br />

Rechtsextremismus sind – vielfältig ver<strong>mit</strong>telte und widersprüchliche – ideologische<br />

Effekte der Durchsetzung des neoliberalen Projekts 11 , folglich versuchen die<br />

staatlichen Instanzen Phänomene einzudämmen, die sie selbst (re)produzieren.<br />

Diese Widersprüchlichkeit schlägt ganz konkret in konzeptionell-didaktischen<br />

Grenzziehungen von Bildungsarbeit durch, jedenfalls dann, wenn sie von staatlichen<br />

Stellen finanziert werden soll – materialisiert z. B. in den jeweiligen Leitlinien<br />

der über die Vergabe von Förder<strong>mit</strong>teln entscheidenden Institutionen. Offensichtlich<br />

hängt hieran auch un<strong>mit</strong>telbar die dritte genannte Dimension, nämlich die<br />

persönliche Reproduktion von Bildungsarbeiter/innen über die Realisierung ihrer<br />

Ware Arbeitskraft (Bildungsarbeit als Dienstleistung). Insgesamt lässt sich sagen,<br />

dass eine Grenze dort verläuft, wo Zusammenhänge zwischen der Produktionsweise<br />

und Rassismus/Rechtsextremismus explizit thematisiert werden, also, wenn<br />

man so will, strukturelle und gesellschaftskritische Dimensionen angesprochen<br />

werden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit Bildungsarbeit<br />

der Tendenz nach widerständig in diese Kräfteverhältnisse interveniert, oder ob<br />

sie sich eingemeinden lässt. Diese Frage kann (hypothetisch) auf konzeptioneller<br />

Ebene beantwortet werden, in ihren konkret-vorliegenden und subjektiven Dimensionen<br />

(Prämissen-Gründe-Zusammenhänge), aber nur unter systematischer<br />

Beteiligung der <strong>mit</strong>forschenden Bildungsarbeiter/innen.<br />

In den Schilderungen der EF/SF im SUFKI und in meinem Forschungsvorhaben<br />

sind eine Reihe von Termini aufgetaucht, die auf begriffliche Vorannahmen<br />

der Kritischen Psychologie über den Gegenstand (das Psychische) verweisen:<br />

Handlungsfähigkeit, Widerstand der »Betroffenen« gegen Deutungen, die Annahme,<br />

dass sie an der Aufrechterhaltung ihrer Praxisprobleme beteiligt sind, Bedingungs-Bedeutungsanalysen,<br />

Prämissen-Gründe-Zusammenhänge. Zwar wurde<br />

7 Aktionsprogramm des Bundes Jugend für Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit<br />

und Antise<strong>mit</strong>ismus; Landesprogramme Tolerantes Brandenburg, Respectabel-Berlin<br />

8 Vgl. Heitmeyer (2002-2007), Decker/Brähler (2006).<br />

9 Das Folgende bezieht sich auf die Stoßrichtung des in FN 4 genannten, von der rot-grünen Koalition aufgelegten<br />

Bundesprogramms gegen Rechtsextremismus. Das derzeit anlaufende Programm der Großen Koalition nimmt<br />

einige Akzentverschiebungen vor (vgl. Reimer 2007b).<br />

10 Vgl. Roth (2003: 14; Scherr 2003: 260).<br />

11 In Österreich war der Rechtspopulismus bspw. ein Geburtshelfer des neoliberalen Projekts, in Deutschland formiert<br />

sich der Rechtsextremismus als Protest gegen sozialstaatliche Deregulierung und Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen.<br />

Recht(sextrem)e Ideologeme ermöglichen es, die negativen Auswirkungen der neoliberalen<br />

Transformation von Lebens- und Arbeitsverhältnissen zu denken. Dies kann hier nicht weiter ausgeführt werden,<br />

vgl. Bathge/Spindler (2006).<br />

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