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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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ei auch Aspekte des <strong>Kritik</strong>begriffs der Kritischen Psychologie verdeutlicht werden<br />

sollen. Anschließend will ich darauf eingehen, dass das Verhältnis zwischen<br />

Daten und Theorien auf der Grundlage dieses Gegenstandsverständnisses sich<br />

nicht als Prüfbezug denken lässt – und wie Theorien dennoch wissenschaftlich<br />

ausweisbar in Daten begründet sind. Abschließend soll ein Ausblick auf die Frage<br />

gegeben werden, wie sich die Frage der Verallgemeinerbarkeit in einer so gefassten<br />

psychologischen Wissenschaft darstellt.<br />

<strong>Methode</strong>n-Texte haben oft <strong>mit</strong> einer gewissen Trockenheit zu kämpfen. Im Zusammenhang<br />

der Kritischen Psychologie kommt noch hinzu, dass die darzustellenden<br />

Konzepte sich auf einer so allgemeinen Ebene bewegen, dass sie unterschiedlichste<br />

psychologische Forschungsarbeiten anleiten: Schwierigkeiten im<br />

Lebensvollzug von IT-Kräften, Probleme des Lehrens und Lernens, Suchtverhalten,<br />

die Arbeit von und <strong>mit</strong> Behinderten, Autisten, Erziehungsfragen etc. Zwar<br />

werden die allgemeinen Konzepte in jedem dieser Forschungskontexte »angewandt«,<br />

aber zugleich auch selektiv und in konkretisierender und modifizierender<br />

Weise. Insofern ist es unmöglich, die Breite der konkreten Forschung im Rahmen<br />

des Forschungsansatzes der Kritischen Psychologie zu veranschaulichen. 1 Um<br />

aber der angesprochenen Trockenheit der Darstellung möglichst zu entgehen,<br />

werde ich einige Konzepte auch am Beispiel eigener Forschungsarbeiten oder<br />

-vorhaben aus dem Bereich (Anti)Rassismus/Rechtsextremismus veranschaulichen.<br />

1. Entwicklungsfigur: Kritische Psychologie<br />

als praktisch-eingreifende Forschung<br />

Ansatzpunkt kritisch-psychologischer Forschung ist »ein reales, d. h. kein (wie<br />

etwa im Experiment) nur zu Untersuchungszwecken konstruiertes Problem«<br />

(Markard 1989: 2), an dessen theoretischer Durchdringung und praktischer Lösung<br />

die Betroffenen interessiert sind.<br />

Datenerhebung, Theorienbildung und -auswertung sind daher systematisch<br />

eingebettet in einen realen Problemlösungsprozess <strong>mit</strong> den Betroffenen als Mitforschenden.<br />

2 Während in »qualitativer« Forschung die »Beforschten« oftmals<br />

ausschließlich als Datenlieferant/innen fungieren, <strong>mit</strong> denen ggf. noch eine<br />

Datenvalidierung, aber kaum eine Theorienvalidierung vorgenommen wird, um-<br />

1 Zudem wurden im Rahmen der Kritischen Psychologie auch andere Forschungskonzepte als das hier dargestellte<br />

entwickelt, beispielsweise das Konzept der Erinnerungsarbeit (vgl. F. Haug 1999), das u. a. Gegenstand von<br />

Kontroversen um das Verhältnis von Daten und Interpretationen derselben ist (vgl. Markard 2007). Für einen<br />

Einblick in kritisch-psychologische Praxisforschung vgl. Markard/ASB (2001).<br />

2 Kritisch-psychologische Forschung steht insofern in der Tradition der Handlungsforschung, geht aber u. a. insofern<br />

über sie hinaus, als der (kritische) Praxisbezug sich aus einem empirisch ausgewiesenen Gegenstandsverständnis<br />

und diesem Verständnis angemessenen <strong>Methode</strong>n ergibt (vgl. Markard 1993: 82 ff.). Ich komme darauf<br />

zurück.<br />

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