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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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dem Ergebnis, dass die formallogische Ausweisbarkeit einer dialektischen Argumentation<br />

nicht selten vernachlässigt wird, obwohl eine syntaktische Darstellung<br />

möglich ist. Dabei gilt es insbesondere das Verhältnis zur aristotelischen Logik<br />

genauer zu betrachten. Es zeigt sich, dass sich in der Diskussion um strikte Antinomien<br />

der Hinweis auf die formallogische Minimalbedingung einer dialektischen<br />

Argumentationsfigur nachzeichnen lässt. Gleichzeitig operiert eine hegelmarxistische<br />

Dialektik, wie sie beispielsweise Theodor W. Adorno vorlegt, stets<br />

vor dem Hintergrund spezifischer sozial- und moralphilosophischer Grundannahmen,<br />

die im Begriff der ›versöhnten Gesellschaft‹ zusammengezogen sind.<br />

Ingo Elbe zeichnet ausführlich und in systematisierender Absicht die Auseinandersetzungen<br />

um die Rolle der Dialektik in der Marxschen Ökonomie- und<br />

Wertkritik nach. Diese kaum zu überschauende Debatte wird an einigen zentralen<br />

Prämissen dargestellt, um die Fallstricke einer gesellschaftstheoretisch und formallogisch<br />

verkürzten Dialektik genauer zu betrachten. Indem unterschiedliche<br />

marxsche Rezeptionslinien aufgezeigt werden, können die verschiedenen Grundpositionen<br />

herausgearbeitet und ihre methodologischen Prämissen präzise untersucht<br />

werden. Das Kapitel insgesamt stellt letztlich die Frage, unter welchen Bedingungen<br />

die Dialektik als <strong>Methode</strong> darstellbar und begreifbar werden kann,<br />

ohne allerdings die Probleme, die einer Dialektik als <strong>Methode</strong> zugrunde liegen,<br />

aus dem Blick zu verlieren.<br />

Das Anliegen des Sammelbandes ist es, der Leserin bzw. dem Leser ein breites<br />

Spektrum von möglichen Blickwinkeln auf das vorgestellte Problem aufzuzeigen.<br />

Der Anspruch besteht daher weniger darin, einen homogenen systematisierten Erklärungs-<br />

und Deutungsrahmen bzw. eine repräsentative Gesamtschau möglicher<br />

Zugänge zu entwickeln. Vielmehr sollen, als Möglichkeiten zum Weiterdenken<br />

und -forschen, einige ›Schneisen‹ in das Dickicht möglicher Ansätze geschlagen<br />

werden, wie sich das Verhältnis von <strong>Methode</strong>n und Gesellschaftskritik analytisch<br />

in den Blick rücken und bestimmen lässt. Der Sammelband nimmt ein Thema auf,<br />

das nicht zuletzt aufgrund neoliberaler Umbauten der Gesellschaft und insbesondere<br />

auch der Wissenschaft selbst erneut auf Interesse stößt – nämlich die Frage<br />

nach kritischer Wissenschaft – und zeigt in Form einer <strong>Methode</strong>nreflexion mögliche<br />

Wege kritischer Wissenschaft auf.<br />

Die HerausgeberInnen<br />

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