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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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wissen für empirisches Vorgehen an die Hand gibt. Der Artikel führt in die grundlegenden<br />

Schritte einer empirischen Diskursanalyse á la DISS ein, und expliziert<br />

diesen ›Leitfaden‹ an im Forschungsprozess konkret zu treffenden Entscheidungen<br />

und Materialinterpretationen. Die AutorInnen kritisieren dabei einige Undeutlichkeiten<br />

in der Terminologie Siegfried Jägers und erarbeiten eine eigene Systematik<br />

der Stufen und jeweiligen Ziele des Forschungsprozesses.<br />

Matthias Leanza stellt die Objektive Hermeneutik Ulrich Oevermanns vor. Ihr<br />

kritisches Potenzial sieht der Autor in der Herausarbeitung latenter Regelstrukturen<br />

von Sozialität und in dem Aufweis ihres kontingenten Charakters unter weitgehendem<br />

Verzicht auf subjekttheoretische Annahmen. Dies demonstriert Leanza<br />

durch eine Sequenzanalyse der Sinnstruktur eines Zeitungsartikels zur Arbeitszeitdebatte<br />

aus der ZEIT. Die Analyse arbeitet heraus, dass die zunächst sehr balanciert<br />

wirkende Position sich dem klugen Einsatz rhetorischer Mittel verdankt<br />

und zentral durch eine neoliberale Standortlogik gekennzeichnet ist, die arbeitnehmerInnenunfreundlich<br />

ist.<br />

Während im ersten Teil soziale Strukturen das Zielobjekt der kritischen <strong>Methode</strong>n<br />

darstellten, widmet sich der zweite Teil den Subjekten und Subjektivierungsprozessen,<br />

die in ihrem sozialen Kontext aus psychologischer (aber immer auch<br />

sozialwissenschaftlich angereicherter) Perspektive rekonstruiert werden.<br />

Tobias Pieper beschäftigt sich <strong>mit</strong> der sozialen Positionierung von MigrantInnen<br />

und Flüchtlingen durch deren Internierung in Lagern und Abschiebegefängnissen<br />

in der BRD. Dieser sozial engagierte Ansatz weist auf methodische Fallstricke<br />

der Forschung <strong>mit</strong> sozial unsichtbar gemachten Menschen hin. Aufgrund<br />

der Exklusion dieser Personengruppe aus der ›Mehrheitsgesellschaft‹ müssen<br />

auch die <strong>Methode</strong>n – eben gegenstandsadäquat – dieser besonderen Lage angepasst<br />

werden. Die Hürden, welche errichtet wurden, um Migrantinnen und Flüchtlingen<br />

aus dem gesellschaftlichen ›Normalbetrieb‹ auszuschließen, müssen auch<br />

vom Forscher bzw. der Forscherin überwunden werden. Wie dies geschieht und<br />

was dies über den Gegenstand und dessen Positionierung innerhalb der gesellschaftlichen<br />

Totalität aussagt, ist Teil der Reflexionen dieses Beitrages.<br />

Antje Krueger stellt in ihrem Beitrag die Ethnopsychoanalyse und die darin anknüpfenden<br />

<strong>Methode</strong>n vor und zeigt anhand eines konkreten Beispiels die<br />

Brauchbarkeit für eine kritische Rekonstruktion von sozial eingebetteten Subjektbildungsprozessen.<br />

Die Ethnopsychoanalyse, als Kombination von Ethnologie<br />

und Psychoanalyse, hat den Anspruch, Dynamiken im gesellschaftlichen Feld zu<br />

erkennen, zu reflektieren und methodisch auszuwerten. Dabei fokussiert sie vor<br />

allem die unbewussten Strukturen, die der Begegnung zwischen Forschenden und<br />

dem interessierenden Gegenüber inhärent sind. Krueger zeigt, wie die Analyse<br />

des »subjektiven Faktors« methodisch <strong>mit</strong> der ethnopsychoanalytischen Deutungswerkstatt<br />

(Maya Nadig) umgesetzt werden kann.<br />

Der Beitrag von Christoph H. Schwarz stellt <strong>mit</strong> der Ethnoanalyse einen psychoanalytisch<br />

orientierten Ansatz in den Sozialwissenschaften vor, in dem Über-<br />

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