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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Frau S (unterbricht lachend und abwinkend): Nee, nee, das ist nur: meine Mann<br />

krank! Verstehen? Meine Mann krank und (ruft laut und hektisch) Herr Ammadeh<br />

auch sehr helfen meine Mann … nein, nein, diese helfen mir, du Problem, Problem<br />

meine Mann! Herr Ammadeh …<br />

Herr S: Nicht gut …<br />

Frau S (unterbricht, versucht die Stimme ihres Mannes zu übertönen): Herr Ammadeh,<br />

ja, manchmal ja, aber Herr Ammadeh nichts machen, meine Mann! Du<br />

verstehen?<br />

I: Ja, ich verstehe das, aber manchmal gibt es ja auch Probleme, die …<br />

Frau S (unterbricht): Ja, manchmal, aber meine …<br />

I: Ja… Herr Seyan, was hat Ihnen nicht gefallen? Warum haben Sie… (anwesendes<br />

Kind singt neben mir vor sich hin)<br />

Frau S (wird laut und unterbricht): Hör mal, meine Mann viel krank, Du verstehen?<br />

Manchmal …<br />

Herr S (unterbricht): Du, manchmal, Du haben eine Frage, manchmal …<br />

I: Ja … (Kind isst jetzt Kekse über dem Mikro … die Stimmen werden immer<br />

schwerer verständlich)<br />

Herr S: Manchmal, ich eine Woche arbeiten … nach einer Woche du denken,<br />

sehr gut, nachher ich nicht kann gehen … besser eine Stunde machen, eine Stunde<br />

nichts …<br />

I: Ja, immer abwechselnd … aber manchmal hat Herr Ammadeh Sie nicht verstanden?<br />

Herr S: Manchmal nicht verstanden, ich immer Striche, ich immer … jetzt diese<br />

Chef …<br />

Frau S (unterbricht): Nein, nein, meine Chef …<br />

Herr S (unterbricht): Meine Chef, ich gehen, machen Vorstellen, ich nicht freu,<br />

ich bin krank … ich nicht ok, ich was machen? Geben wenig Geld, ich nicht machen.<br />

Ich sagen, habe drei Kinder, meine Bewilligung B nicht kommen,<br />

F kommen … alles bei mir egal.<br />

I: Ihnen war alles egal?<br />

Herr S: Immer nicht gut haben reste … immer schlecht sprechen bei mir. […]<br />

4.2. Assoziationen im Gruppengespräch<br />

Im assoziativen Gruppengespräch wird zunächst die Kommunikationsstruktur der<br />

Eheleute Seyan bemerkt. Eine Teilnehmerin beschreibt, dass sie die widersprechende<br />

Art und Weise, das gegenseitige Unterbrechen, Korrigieren, Herumzanken<br />

des Paares amüsant empfunden hatte und lachen musste. Ein anderer erlebte die<br />

forsche, bestimmende Art von Frau Seyan dagegen als grenzüberschreitend. Er<br />

führt aus, dass so, wie Frau Seyan ihrem Mann nahezu in jedem Gesprächsbeitrag<br />

nahe legte, dass er krank und da<strong>mit</strong> ein Problem sei (»Mann krank! Verstehen?<br />

Meine Mann krank« und »nein, nein, diese helfen mir, du Problem«), ein starkes<br />

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