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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Antje Krueger<br />

Die ethnopsychoanalytische Deutungswerkstatt<br />

»Ethnopsychoanalyse ist in ihrem Kern Ethnologie,<br />

unter Einbeziehung der Psychoanalyse.<br />

Sie ist Analyse der fremden Kultur und bezieht sich <strong>mit</strong> Notwendigkeit<br />

auch wieder auf die eigene Kultur zurück.«<br />

Hans-Jürgen Heinrichs<br />

Gesellschaftliche Strukturen, soziale Milieus und Lebenswelten haben sich im<br />

Zeitalter der Globalisierung verändert. Gerade europäische Länder erfahren einen<br />

Wandel zu Einwanderungsgesellschaften. Diese Veränderungen wirken auf das<br />

gesellschaftliche Zusammenspiel und produzieren gewollt und ungewollt die Begegnung<br />

<strong>mit</strong> ›dem Fremden‹. Innerhalb gesellschaftlicher Prozesse wird bestimmt,<br />

welche Haltung zur ›Fremdheit‹ erwünscht ist und vom Individuum übernommen<br />

wird: <strong>mit</strong> positiver Anerkennung interkultureller Vielfalt, <strong>mit</strong> Abwehr- und Abschottungspraktiken<br />

oder je nach dem <strong>mit</strong> einer Mischung aus beidem. Geht man<br />

davon aus, dass ›Fremdheit‹ nicht biologischen Ursprungs ist, sondern sich in der<br />

Beziehungsdynamik zwischen Gesellschafts<strong>mit</strong>gliedern konstituiert/konstruiert<br />

(Reuter 2002), ist es notwendig, in ihre Erforschung nicht nur die subjektiven<br />

Aspekte des interessierenden Gegenübers, sondern auch die Rolle der Forschungssubjektivität<br />

einzubeziehen. Dafür ist es nötig, den Forschungsprozess immer<br />

wieder zu betrachten und zu reflektieren. Gelingt es den Forschenden nicht, ihre<br />

Reaktionen als Daten über sich selbst zu interpretieren, besteht die Gefahr, »sie<br />

als Daten über die fremde Kultur« (Nadig/Erdheim 1984) zu präsentieren bzw.<br />

subjektive Muster als objektive Ergebnisse auszugeben. Die Subjektivität der beforschten<br />

Personen kann so verfälscht oder ganz negiert werden (ebd.; Devereux<br />

1992 [Orig. 1967]).<br />

Die Ethnopsychoanalyse versucht explizit bewusste und unbewusste Aspekte<br />

gesellschaftlicher Prozesse im Beziehungsgeschehen zugänglich zu machen, indem<br />

sie Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie Machtstrukturen im Forschungsprozess<br />

untersucht und in der Ergebnispräsentation offen legt. Es handelt sich dabei<br />

um eine dynamische, prozesshafte Herangehensweise, die generalisierende<br />

Aussagen und Zuschreibungen erschwert und herkömmliche Kultur- und Ethnizitätsbegriffe<br />

modifiziert (Nadig 1997). Gesellschaftliche Prozesse können nur als<br />

wandelbar verstanden werden, wenn ihre Analyse die vielfältigen Dynamiken einbezieht,<br />

hinterfragt und darstellt.<br />

Im Folgenden möchte ich kurz in die Geschichte und Technik der Ethnopsychoanalyse<br />

einführen und mich dann der ethnopsychoanalytischen Deutungs-<br />

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