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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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schen <strong>Methode</strong>nentwicklung und einer gegenstandsangemessenen Kombination<br />

qualitativer und quantitativer <strong>Methode</strong>n. 3 Eine in der sozialwissenschaftlichen<br />

Praxis diskutierte Möglichkeit ist die Integration angewandter <strong>Methode</strong>ninstrumente<br />

im Rahmen der <strong>Methode</strong>nkombinatorik der Triangulation (Flick 2004:<br />

309 ff.), wobei auch hier auf eine eingehende methodologische Diskussion verzichtet<br />

wird. Anders als das Konzept der aus den Geowissenschaften kommenden<br />

Überlegung der Triangulation als <strong>Methode</strong>nkombination innerhalb eines Gegenstandes<br />

und eines naturwissenschaftlich ausgerichteten methodologischen Ansatzes,<br />

findet in den Sozialwissenschaften die <strong>Methode</strong>nkombination in der Regel<br />

statt, ohne sie gegenstandsspezifisch in den angewandten methodologischen<br />

Erkenntnisrahmen zu übersetzen (Flick 2004: 311; Kelle 2005: 98; Markard 1993:<br />

200). Aufgrund dieser methodologischen <strong>Kritik</strong> wird Triangulation in den angewandten<br />

Sozialwissenschaften als »[...] Strategie auf dem Weg zu einem tieferen<br />

Verständnis des untersuchten Gegenstandes und da<strong>mit</strong> als Schritt auf dem Weg zu<br />

mehr Erkenntnis und weniger zu Validität und Objektivität in der Interpretation«<br />

(Flick 2004: 311) eingesetzt. Die Frage nach einer gegenstandsangemessenen Methodik<br />

bleibt jedoch auch hier ausgespart, da die methodologisch notwendige vorgelagerte<br />

Klärung der kategorialen Gegenstandsebenen und der dort notwendig<br />

verortete Bezug von Einzelgegenständen zur gesellschaftlichen Totalität als gegenseitiges<br />

Strukturverhältnis nicht ausreichend diskutiert wird.<br />

»Dem Gedanken des Primats des Gegenstandes vor der <strong>Methode</strong> liegt die Vorstellung<br />

zugrunde, dass, salopp formuliert, die methodische Erfassung von Sachverhalten<br />

ein Vorwissen über bestimmte Charakteristika dieser Sachverhalte voraussetzt,<br />

das <strong>Methode</strong>n bzw. methodische Instrumente überhaupt anwendbar<br />

macht. [...] Andererseits kann man bestimmte Charakteristika von Sachverhalten<br />

<strong>mit</strong> dafür angemessene <strong>Methode</strong>n feststellen, ohne dass man da<strong>mit</strong> relevante Dimensionen<br />

erfasst hätte.« (Markard 1993: 19)<br />

Empirische Forschung als Erkenntnisprozess der sozialen Wirklichkeit in ihrer<br />

gesamtgesellschaftlichen Bedingtheit lässt sich immer nur als prozessuale Entwicklung<br />

von theoriegeleiteter Erkenntnis und zirkulärem Rückfluss und Integration der<br />

empirischen Daten in den theoretischen Erkenntnisrahmen fassen. Ohne theoretische<br />

(kategoriale) Vorstellung der Welt ist diese weder zu beobachten oder analytisch<br />

zu durchdringen, der kategoriale Erkenntnisrahmen dechiffriert und strukturiert<br />

die Wahrnehmung und Analyse der gewonnenen Daten zwangsläufig <strong>mit</strong>.<br />

Wenn empirische Forschung nicht zur empirischen ›Verschönerung‹ bereits vorhandenen<br />

Wissens verkommen soll, ist die Veränderung dieses (methodologischen) Bezugsrahmens<br />

jedoch Bestandteil der Datenauswertung. Ziel aktualempirischer Forschung<br />

ist notwendig eine Kombination der Herangehensweise des ›Aufsteigens<br />

vom Abstrakten zum Konkreten‹ und die Integration und Neufassung von Erkenntnis<br />

als die ›Entwicklung des Abstrakten aus dem Konkreten‹ (Berger 1974: 7). Ge-<br />

3 Ausführlich zu dieser methodischen Diskussion siehe Markard » Der Unterschied zwischen quantitativen Gegenstandsaspekten<br />

und ›quantitativer Orientierung‹« (Markard 1993: 111 ff.)<br />

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