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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Die gesetzlichen Grundlagen und deren administrative Umsetzung, die die<br />

strukturelle Entrechtung von MigrantInnen und Flüchtlingen <strong>mit</strong> einem prekären<br />

Aufenthalt zur Folge haben, haben ihren Ursprung im politischen System der Bundesrepublik<br />

Deutschland der 1980er Jahre und gehen auf die damaligen gesellschaftlichen<br />

und parlamentarischen Diskurse über den Umgang <strong>mit</strong> ungewollten<br />

Flüchtlingen und MigrantInnen sowie die damals hegemoniale Machtkonstellation<br />

im politischen System und die darauf aufbauende Umsetzung der Debatten in konkrete<br />

institutionell verankerte Strukturen zurück. Die Strukturen und Bedingungen<br />

der Lagerunterbringung von Menschen, denen aus Gründen des innenpolitischen<br />

Kalküls ein verfestigter Aufenthalt verweigert wird, haben nun bereits eine Entwicklung<br />

von über 25 Jahren hinter sich. Seitdem haben sich die gesellschaftlichen,<br />

sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen national wie im internationalen<br />

Rahmen grundlegend geändert. Mit ihnen sind auch die damals relevanten<br />

Legitimierungsdiskurse zur Lagerunterbringung von MigrantInnen verschwunden,<br />

dennoch besteht dieses System weiterhin allumfassend fort. Die institutionelle Umsetzung<br />

der Lagerunterbringung wird – im Rahmen der gesetzlich vorgegebenen<br />

Strukturen – lokal in den administrativen Einheiten der Landkreise und kreisfreien<br />

Städte organisiert, so dass sich hier, abhängig von (lokalen) sozialen Kämpfen um<br />

gleiche Rechte und den unterschiedlichen industriell-ökonomischen Rahmenbedingungen,<br />

eine große Variabilität der heute vorfindbaren Lagerstrukturen zeigt.<br />

Zum Verständnis der aktuell vorfindbaren Lagerbedingungen und ihrer gesamtgesellschaftlichen<br />

Einbettung wird also ebenfalls eine historische Herleitung erarbeitet.<br />

Erst hieraus werden bestimmte Aspekte des Miteinander und des Verwobenseins<br />

von rassistisch motivierter Entrechtung und gleichzeitiger ökonomischer<br />

Einbettung und Verwertung in ihren konkreten Ausformungen verständlich.<br />

1.4. Die erhobenen Daten im Überblick<br />

Neben den oben aufgeführten qualitativen Interviews <strong>mit</strong> BewohnerInnen<br />

(19 ausführliche, über 60 Kurzinterviews), Lagerleitung, MitarbeiterInnen, Wachschutz,<br />

zuständiger Landesadministration und Unterstützungsgruppen habe ich<br />

folgende quantitative Daten erhoben: Eine Fragebogenerhebung in fast allen Berliner<br />

und Brandenburger Unterkünften, Fragebogenerhebung der Unterbringungssituation<br />

in den einzelnen Bundesländern, Auswertung von Statistiken zum<br />

Arbeitsmarkt, zum Arbeitsmarktzugang, zur Aufenthaltserteilung, zum Asylbewerberleistungsgesetz.<br />

Zusätzlich wurde die Genese des dezentralen Lagersystems<br />

in einem historischen Kapitel rekonstruiert.<br />

1.5. Gegenstandsangemessene <strong>Methode</strong>nkombination<br />

Aus der aufgezeigten Fragestellung und dem da<strong>mit</strong> zusammenhängenden kritischen<br />

Erkenntnisinteresse ergibt sich die Notwendigkeit einer gegenstandsspezifi-<br />

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