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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Tobias Pieper<br />

Symbolische und materielle Barrieren beim Zugang<br />

zum gesellschaftlich Exkludierten<br />

Einleitung<br />

Gegenstand dieses Artikels ist die methodische Reflexion des sozialwissenschaftlichen<br />

Zugangs zu dem Forschungsfeld Lager für MigrantInnen und Flüchtlinge<br />

<strong>mit</strong> einem ungesicherten Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland. Die bundesdeutschen<br />

Lager sind verständlich als räumliche Struktur, die die dort zwangsweise<br />

untergebrachten MigrantInnen im Lager einschließt und im Lagereinschluss<br />

gesellschaftlich exkludiert. In der Regel werden in städtischen Rand- und<br />

Industriegebieten alte Kasernen oder heruntergekommene Plattenbauten als Unterkünfte<br />

benutzt, die in ländlichen Regionen häufig in den Wäldern versteckt<br />

sind. Diese räumliche Strategie der Anordnung der Lager im gesellschaftlichen<br />

Nirgendwo lässt sich als eine der Entnennung fassen. Unter Entnennung verstehe<br />

ich einen Prozess im Rahmen der Ideologieproduktion, der gesellschaftliche Phänomene<br />

und Bedingungen durch unterschiedliche Strategien für den ersten Blick<br />

verdeckt und verwischt. Gesellschaftliche Strukturen werden diskursiv umbenannt,<br />

in einen falschen Kontext gestellt und teilweise auch örtlich versteckt und<br />

sind so<strong>mit</strong> potentiell nicht sichtbar, sie werden in ihren realen Momenten und<br />

Strukturprinzipien entnannt. Zusätzlich ergeben sich aus den gesellschaftlichen<br />

Prozessen der rassistischen Markierung der BewohnerInnen und der da<strong>mit</strong> einhergehenden<br />

Abwertung symbolische Barrieren, die den Zugang in die Lager erschweren.<br />

Es zeigt sich dabei, dass die aufgebauten Barrieren eng <strong>mit</strong> der staatlichen<br />

Zielsetzung der Lagerunterbringung korrespondieren und die Strategie der<br />

Exklusion unterstützen.<br />

Ausgangspunkt der methodischen Diskussion des Feldzugangs ist die Einbettung<br />

des Forschungsfelds in die gesamtgesellschaftlichen Strukturen, die notwendig<br />

<strong>mit</strong>beachtet werden müssen, wenn die bestehende Lagerunterbringung von hier<br />

unerwünschten und nichtverwertbaren MigrantInnen in ihren (rassistischen) Begründungszusammenhängen<br />

und ihrer gesellschaftlichen Funktionalität verstanden<br />

werden will. Als historisch entstandenes Feld der institutionellen Ausgrenzung<br />

haben sich (häufig ungeplant) ökonomische und ideologische Einbettungen<br />

in die kapitalistische Produktionsweise und die lokalen politischen Formationen<br />

entwickelt, die zum Verständnis der heutigen Situation zentral sind. Von der<br />

Klärung der gesellschaftstheoretischen Gegenstandsdimensionen ausgehend habe<br />

ich eine mehrdimensionale Datenerhebung entworfen, die den Anspruch erhebt,<br />

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