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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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der aus den Senkungen der Tarifstandards resultiert, ohne aber selbst ›Zugeständnisse‹<br />

an Arbeitnehmerinnen zu machen. Der Text spricht hier von »›Trittbrettfahrern‹«.<br />

Auf der anderen Seite werden die Gewerkschaften, die zwar auf betrieblicher<br />

Ebene »pragmatische« und lösungsorientierte Diskussionspartnerinnen seien<br />

– d. h. sie nehmen die Arbeitszeitverlängerungen etc. hin –, aber auf überbetrieblicher<br />

einer ideologischen »Radikalisierung« Vorschub leisteten, stark kritisiert:<br />

»Gewerkschaftliche Verweigerung kann schnell zu dem Punkt führen, an dem<br />

viele Betriebe sich für eigene Wege entscheiden – außerhalb des Flächentarifs.«<br />

Es lässt sich hier ein weiteres sekundäres Problem erkennen, welches vom Text in<br />

der Gefährdung der Integrität des Tarifverfahrens gesehen wird. Demnach gefährden<br />

sowohl eine einseitige ›parasitäre‹ Ausnutzung der durch Tarifverträge<br />

›erwirtschafteten‹ Kostensenkungen seitens einiger Arbeitgeberinnen, als auch<br />

eine »Radikalisierung« von gewerkschaftlicher Interessensvertretung die Glaubwürdigkeit<br />

des Tarifverfahrens. Ähnlich wie die einseitige Diskussionsweise der<br />

Arbeitgeberinnen die Arbeitnehmerinnen zu »überflüssigem Widerstand provoziert«,<br />

so provozieren nun Teile der Arbeitnehmerinnenseite die Unternehmen<br />

dazu, außerhalb des Flächentarifvertrages Mitarbeiterinnen zu beschäftigen.<br />

Demnach kann die gewerkschaftliche Politik als »Verweigerung« beschrieben<br />

werden. Sie erkennt die nun schon ausreichend ›plausibilisierten‹ Lösungsstrategien<br />

unvernünftigerweise nicht an. Sie repräsentiert daher auch ihre Mitglieder<br />

nicht adäquat. Würde sie ihre Mitglieder adäquat repräsentieren, dann würde sie<br />

den notwendigen Senkungen von Tarifstandards nicht entgegenarbeiten, welche<br />

jetzt noch für den Text die einzig vernünftige Lösungsmöglichkeit darstellen. Dieses<br />

Fehlverhalten wird vor dem Hintergrund sowieso nur begrenzter Steuerungsmöglichkeiten<br />

verschärft.<br />

Der Text endet <strong>mit</strong> folgendem Fazit: »Fazit: Wir haben es in der Hand, einen<br />

Teil der drohenden Produktionsverlagerungen zu verhindern, zumindest das<br />

Tempo zu verlangsamen. Dies ist nicht selbstverständlich. Deutschland verfügt<br />

über eine Metall- und Elektroindustrie, die es nach den Gesetzen der industriellen<br />

Entwicklung in diesem Umfang hier eigentlich gar nicht mehr geben dürfte. Insofern<br />

wären Produktionsverlagerungen nur »natürlich«. In welchem Ausmaß dies<br />

nicht geschieht, das lässt sich in gewissem Umfang steuern. Für Steuerungsmaßnahmen<br />

müssen wir um Verständnis bei den Mitarbeitern und in der Bevölkerung<br />

werben. Mit permanent neuen Querschüssen in der Arbeitszeitpolitik erzeugen<br />

wir dagegen nichts als Missverständnisse.«<br />

Der Text macht zum Schluss nochmals relativ ausführlich auf die Problematik,<br />

aber auch auf die Chancen des Standortes vor dem Hintergrund begrenzter Steuerungsmöglichkeiten<br />

aufmerksam. Der Verweis auf die Erfolge lässt sich als Motivationsversuch<br />

für die Umsetzung der vom Text gemachten Lösungsvorschläge<br />

sehen. Auch wird nochmals die Defensivposition sichtbar (»zumindest das Tempo<br />

zu verlangsamen«), welche durch die ›Naturalisierung‹ (»nach den Gesetzen der<br />

industriellen Entwicklung […] nur ›natürlich‹«) nochmals unterstrichen wird.<br />

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