Thromboseprophylaxe mit NMH bei Dialyse ... - Vascularcare.de
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<strong>Thromboseprophylaxe</strong> <strong>mit</strong> <strong>NMH</strong> <strong>bei</strong> <strong>Dialyse</strong>-<br />
Patienten<br />
EIN ÜBERBLICK ÜBER DIE STUDIENDATEN VON SAGEDAL UND HARTMANN<br />
Ursprünglich wur<strong>de</strong>n zur <strong>Thromboseprophylaxe</strong><br />
<strong>bei</strong> Hämodialyse o<strong>de</strong>r Hämofiltration<br />
unfraktionierte Heparine (UFH)<br />
eingesetzt. In <strong>de</strong>n vergangenen zehn<br />
Jahren haben die nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparine<br />
(<strong>NMH</strong>) UFH jedoch mehr und mehr<br />
verdrängt. SAGEDAL und HARTMANN<br />
haben die Studiendaten zur Wirksamkeit<br />
und Sicherheit von <strong>NMH</strong> <strong>bei</strong> diesem Patientengut<br />
aus <strong>de</strong>n Jahre 1985 bis 2003<br />
zusammengefasst.<br />
Während <strong>de</strong>r Hämodialyse bzw. -filtration fin<strong>de</strong>t<br />
eine Aktivierung <strong>de</strong>r Gerinnungsfaktoren<br />
und <strong>de</strong>r Thrombozyten statt, sobald das Blut<br />
<strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r Schläuche und Filter<br />
im extrakorporalen Kreislauf in Kontakt<br />
kommt. Eine Antikoagulation ist daher in dieser<br />
Zeit unerlässlich, um eine Blutgerinnung<br />
zu vermei<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n letzten Jahren wer<strong>de</strong>n<br />
hierfür verbreitet <strong>NMH</strong> verwen<strong>de</strong>t.<br />
Nie<strong>de</strong>rmolekulare Heparine bieten gegenüber<br />
<strong>de</strong>n UFH einige Vorteile: Das relative Molekulargewicht<br />
<strong>de</strong>r <strong>NMH</strong> liegt zwischen 2,5 und<br />
6,5 kDa. Ihre Halbwertszeit ist zwischen zweibis<br />
dreimal länger als die von UFH nach i.v.-<br />
Infusion. Dies ermöglicht eine einzelne Bolusgabe<br />
zu Beginn <strong>de</strong>r Hämodialyse. Die <strong>NMH</strong><br />
bin<strong>de</strong>n an Antithrombin und beschleunigen<br />
<strong>de</strong>n inhibitorischen Effekt <strong>de</strong>s Antithrombins<br />
auf <strong>de</strong>n Faktor Xa und – in geringerem Ausmaß<br />
– auf <strong>de</strong>n Faktor IIa. Das Anti-Xa/Anti-<br />
IIa-Verhältnis ist daher unter <strong>NMH</strong> größer als<br />
unter UFH.<br />
Die verschie<strong>de</strong>nen nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparine<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich in ihrem Molekulargewicht.<br />
Sie differieren folglich hinsichtlich<br />
ihrer Anti-Xa-/Antithrombin- und pharmakokinetischen<br />
Eigenschaften. Konsequenterweise<br />
dürfen die Studienergebnisse daher nicht<br />
ohne weiteres von einer Substanz auf die<br />
an<strong>de</strong>re übertragen wer<strong>de</strong>n. Im Vergleich zu<br />
UFH interagieren <strong>NMH</strong> weniger <strong>mit</strong> Thrombozyten<br />
und Gefäßwän<strong>de</strong>n.<br />
In einigen Studien war zu beobachten, dass<br />
die <strong>mit</strong> <strong>NMH</strong> behan<strong>de</strong>lten Patienten weniger<br />
Blutzell-Transfusionen benötigten. Außer<strong>de</strong>m<br />
war das Risiko einer HIT II, also einer Heparininduzierten<br />
Thrombozytopenie, unter <strong>NMH</strong><br />
geringer. Untersucht wur<strong>de</strong> in diversen Studien<br />
auch <strong>de</strong>r Effekt von UFH und <strong>NMH</strong> auf<br />
die Serum-Lipidspiegel. Da<strong>bei</strong> zeigte sich,<br />
dass die Gabe von <strong>NMH</strong> die Blutfettwerte<br />
positiv beeinflusst. Ein Zusammenhang hinsichtlich<br />
einer Reduktion kardiovaskulärer<br />
Erkrankungen <strong>bei</strong> Hämodialyse-Patienten<br />
konnte jedoch nicht hergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zusätzlich zu <strong>de</strong>n beschriebenen Vorteilen<br />
führt die Gabe von <strong>NMH</strong> im Vergleich zu UFH<br />
zu einer Erniedrigung <strong>de</strong>r Kalium-Spiegel <strong>bei</strong><br />
Hämodialyse-Patienten. Dies ist klinisch be<strong>de</strong>utungsvoll,<br />
da Hyperkaliämie ein generelles<br />
Problem <strong>bei</strong> diesem Patientengut darstellt.<br />
Insgesamt wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m beschriebenen Zeitraum<br />
(1985 bis 2003) 34 Studien zu diesem<br />
Thema durchgeführt, davon 13 <strong>mit</strong> einem randomisierten<br />
Crossover-Design und zehn <strong>mit</strong><br />
nicht-randomisiertem Crossover; sechs Studien<br />
wur<strong>de</strong>n randomisiert durchgeführt. In insgesamt<br />
16 <strong>de</strong>r 34 Studien wur<strong>de</strong> das <strong>NMH</strong><br />
Dalteparin verwen<strong>de</strong>t; Nadroparin erhielten<br />
die Patienten in sieben, Tinzaparin in fünf<br />
und Enoxaparin in drei Untersuchungen;<br />
schließlich wur<strong>de</strong>n in weiteren zwei Studien<br />
Reviparin und in einer Logiparin eingesetzt.<br />
Effektivität <strong>de</strong>r <strong>NMH</strong>-<br />
<strong>Thromboseprophylaxe</strong> <strong>bei</strong><br />
<strong>Dialyse</strong>-Patienten<br />
In <strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong>n Anzahl <strong>de</strong>r Studien<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r antikoagulatorische Effekt <strong>de</strong>r<br />
Prophylaxe anhand <strong>de</strong>r Gerinnselbildung im<br />
extrakorporalen Kreislauf bestimmt.<br />
Die antikoagulatorische Wirksamkeit von<br />
<strong>NMH</strong> und UFH kann nach <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Vascular Care<br />
Vol. 7 (2/2004)<br />
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EIN ÜBERBLICK ÜBER DIE STUDIENDATEN VON SAGEDAL UND HARTMANN<br />
Vascular Care<br />
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Untersuchungsergebnissen als gleichwertig<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Allerdings wur<strong>de</strong> in nur<br />
neun <strong>de</strong>r Studien angegeben, dass Patienten,<br />
die zusätzlich zur Heparin-Prophylaxe auch<br />
eine orale Antikoagulation (OAK) erhielten,<br />
aus <strong>de</strong>n Auswertungen ausgeschlossen wur<strong>de</strong>n.<br />
Eine begleiten<strong>de</strong> OAK wür<strong>de</strong> aber eine<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielen, da <strong>de</strong>r Einsatz<br />
von Warfarin o<strong>de</strong>r Aspirin sich natürlich auf<br />
die Blutgerinnung auswirkt und möglicherweise<br />
eine Reduktion <strong>de</strong>r <strong>NMH</strong>-Dosis erlaubt.<br />
Dies bleibt jedoch weiteren Untersuchungen<br />
vorbehalten.<br />
Die Sicherheit <strong>de</strong>r <strong>NMH</strong>-<br />
Prophylaxe<br />
Die Sicherheit <strong>de</strong>r <strong>Thromboseprophylaxe</strong><br />
wur<strong>de</strong> anhand <strong>de</strong>r Blutungsereignisse (18<br />
Studien) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kompressionszeiten an <strong>de</strong>n<br />
Punktionsstellen (11 Studien) er<strong>mit</strong>telt.<br />
Folgen<strong>de</strong> sichere Dosierungen wur<strong>de</strong>n für<br />
Dalteparin er<strong>mit</strong>telt: In früheren Studien<br />
wur<strong>de</strong> stets eine Bolusgabe zu Beginn <strong>de</strong>r<br />
<strong>Dialyse</strong> zusätzlich zu einer kontinuierlichen<br />
Infusion verabreicht. In <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
wird jedoch vermehrt davon berichtet, dass<br />
eine alleinige Bolusgabe von Dalteparin zu<br />
Beginn ausreicht. Für eine vierstündige<br />
<strong>Dialyse</strong> wird eine Dosis von 70 I.E./kg KG<br />
empfohlen. Für eine fünf- bis sechsstündige<br />
<strong>Dialyse</strong> sind 5.000 I.E. erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Die meisten Autoren gehen davon aus, dass<br />
eine Plasma-Anti-Xa-Aktivität von 0,4 bis 0,5<br />
ausreicht, um eine Koagulation zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Die Korrelation zwischen <strong>de</strong>m Plasma-Anti-Xa-<br />
Spiegel und <strong>de</strong>r Gerinnbarkeit <strong>de</strong>s Blutes ist<br />
bereits in mehreren Studien belegt wor<strong>de</strong>n. In<br />
drei <strong>de</strong>r insgesamt 34 Studien wur<strong>de</strong>n auch<br />
Patienten <strong>mit</strong> Hämofiltration behan<strong>de</strong>lt. Auch<br />
sie konnten erfolgreich <strong>mit</strong> einer Bolusgabe<br />
Dalteparin plus Infusion behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
<strong>NMH</strong>-Prophylaxe <strong>bei</strong> CRRT<br />
Bei manchen Intensivpatienten ist eine CRRT<br />
(continous renal replacement therapy) besser<br />
geeignet als eine Hämodialyse. Gera<strong>de</strong> dieses<br />
Patientengut unterliegt jedoch einem erhöhten<br />
Blutungsrisiko auf Grund offener Wun<strong>de</strong>n,<br />
Operationswun<strong>de</strong>n, Sepsis, Verbrauchskoagulopathie,<br />
Leberinsuffizienz, Gerinnungsstörung<br />
o<strong>de</strong>r Thrombozytopenie. Die Antithrombin-Spiegel<br />
sind <strong>bei</strong> Intensivpatienten<br />
<strong>mit</strong> Sepsis o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Ursachen einer systemischen<br />
Entzündung oft erniedrigt. Dies begünstigt<br />
die Blutgerinnung und vermin<strong>de</strong>rt<br />
die Lebensdauer <strong>de</strong>r Filter, und zwar häufig<br />
trotz adäquater Antikoagulation (gemessen<br />
an <strong>de</strong>r aPPT o<strong>de</strong>r Anti-Xa-Aktivität). Um die<br />
Thrombosebildung <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n Betroffenen zu<br />
verhin<strong>de</strong>rn, stehen unterschiedliche Ansätze<br />
zur Debatte. Bezüglich <strong>de</strong>s Einsatzes von <strong>NMH</strong><br />
zur <strong>Thromboseprophylaxe</strong> <strong>bei</strong> CRRT-Patienten<br />
gibt es bisher nur sehr wenige Daten. Die vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>uten aber darauf hin,<br />
dass sich <strong>NMH</strong> auch für diese Indikation eignen.<br />
Fazit<br />
Grundsätzlich verfügen die <strong>NMH</strong> über<br />
einige potenzielle Vorteile gegenüber UFH.<br />
Die meisten Erkenntnisse zur <strong>Thromboseprophylaxe</strong><br />
<strong>bei</strong> Hämodialyse liegen <strong>mit</strong><br />
„Single-Bolus“-Gaben von Dalteparin,<br />
Nadroparin, Enoxaparin und Tinzaparin vor.<br />
Die Studien weisen darauf hin, dass <strong>NMH</strong><br />
zur <strong>Thromboseprophylaxe</strong> <strong>bei</strong> diesen Patienten<br />
wirksam und sicher sind. Die Daten<br />
beziehen sich zum überwiegen<strong>de</strong>n Anteil<br />
auf Dalteparin (16 von 34 Studien).<br />
Literatur: Sagedal S, Hartman A: Low Molecular Weight<br />
Heparins as thromboprophylaxis in patients un<strong>de</strong>rgoing<br />
hemodialysis / hemofiltration or continous renal replacement<br />
therapies. Eur J Res 9 (2004) 125-130