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Mitteilungen und Nachrichten 57/2008 - Deutsche Gesellschaft für ...

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30. Jahrgang<br />

Heft <strong>57</strong><br />

April <strong>2008</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie e. V.<br />

<strong>Mitteilungen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />

h


<strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Unfallchirurgie e. V.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Nachrichten</strong><br />

30. Jahrgang<br />

Heft <strong>57</strong><br />

April <strong>2008</strong><br />

Schriftleitung:<br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert,<br />

Schwäbisch Hall<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Pol. Joachim Arndt,<br />

Berlin<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

2 Impressum<br />

3 Geschäftsführender Vorstand <strong>2008</strong> –<br />

Frühere Präsidenten <strong>und</strong> Kongressorte<br />

10 Bericht aus dem Generalsekretariat<br />

<strong>Deutsche</strong>r Kongress für<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

13 Ansprache des Präsidenten zur Eröffnung<br />

des DKOU 2007<br />

16 Nachlese zum DKOU 2007<br />

19 Ansprache des Präsidenten zur<br />

Abschlussveranstaltung des<br />

DKOU 2007<br />

21 Hans-Liniger-Preis 2007<br />

22 Innovationspreis 2007<br />

24 Georg Friedrich Louis Stromeyer-<br />

Medaille 2007<br />

26 Reisestipendium der DGU 2007<br />

28 Einladung: <strong>Deutsche</strong>r Kongress<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

<strong>2008</strong><br />

29 Einladung: <strong>Deutsche</strong>r Kongress<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

2009<br />

Aus der <strong>Gesellschaft</strong><br />

30 Jahresbericht Präsident 2007<br />

32 Bericht über die Mitgliederversammlung<br />

der DGU<br />

34 Geänderte Mitgliedsbeiträge ab<br />

1.1.<strong>2008</strong><br />

35 Ermäßigtes Abonnement von<br />

„Der Unfallchirurg“ für Mitglieder<br />

36 Das Profil der Mitglieder unserer<br />

<strong>Gesellschaft</strong><br />

37 Ausschreibungen der Preise <strong>und</strong> des<br />

Reisestipendiums<br />

38 In letzter Minute<br />

Union Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

40 Zwischenbilanz der Präsidenten<br />

<strong>und</strong> Generalsekretäre der DGU <strong>und</strong><br />

DGOOC<br />

42 Empfehlungen zur Weiterbildungsbefugnis-Erteilung<br />

im Facharzt<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

46 Zusatzweiterbildungen von hoher<br />

Bedeutung für Orthopäden <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgen<br />

47 Delegation ärztlicher Leistungen<br />

50 „Fit after Eight“<br />

53 Zusammenführung der Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

Berichte der Ausschüsse,<br />

Arbeitsgemeinschaften,<br />

Kommissionen <strong>und</strong> Sektionen<br />

56 Bildungsausschuss<br />

59 Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

60 G-DRG <strong>2008</strong> – auf der Zielgeraden<br />

der Konvergenzphase<br />

61 Kommission „Gutachten“<br />

62 Sektion „Handchirurgie“<br />

63 Sektion „Kindertraumatologie“<br />

64 Sektion „Notfall-, Intensivmedizin<br />

<strong>und</strong> Schwerverletztenversorgung“<br />

65 Sektion „Physikalische Therapie<br />

<strong>und</strong> Rehabilitation“<br />

66 TraumaNetzwerk D – der aktuelle<br />

Stand<br />

68 AG „Alterstraumatologie“<br />

70 AG „Arthroskopische Chirurgie“<br />

71 AG „Geschichte der Unfallchirurgie“<br />

72 AG „Geweberegeneration,<br />

Gewebeersatz“<br />

73 AG „Prävention von Verletzungen“<br />

74 AG „Rechnergestütztes Operieren“<br />

(AGROP)<br />

75 AG „Sporttraumatologie“<br />

77 AG „Ultraschall“<br />

Aktuelles<br />

78 Einladung: 125. Kongress der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie<br />

<strong>2008</strong><br />

79 11. Chirurgische Forschungstage<br />

81 Australien: Trauma Management<br />

in „Down Under“<br />

83 Klinische Versorgung von Traumapatienten<br />

im US-Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

85 Das Traumanetzwerk der Niederlande<br />

87 Bilder <strong>und</strong> Tagebuchnotizen des Humedica-Erdbebeneinsatzes<br />

in Pisco<br />

90 B<strong>und</strong>esverband der für Berufsgenossenschaft<br />

tätigen Ärzte e. V.<br />

92 Arbeitskreis der AWMF „Ärzte <strong>und</strong><br />

Juristen“<br />

96 Neue Dienstleistungsrechte für<br />

Private Krankenversicherungen nach<br />

der Reform des Versicherungsvertragsrechts<br />

98 Erich Lexer Gedächtnisvorlesung<br />

Personalia<br />

107 Aus den Hochschulen<br />

108 Nachruf auf Professor Dr. med. Dr.<br />

h.c. mult. Martin Allgöwer<br />

109 Wir gedenken unserer verstorbenen<br />

Mitglieder<br />

110 Buchbesprechungen<br />

113 Veranstaltungskalender<br />

116 Aktualisierung der Mitgliederkartei<br />

Redaktionsschluss für Heft 58 im Herbst <strong>2008</strong>:<br />

8.8.<strong>2008</strong> Manuskripte reichen Sie bitte entweder<br />

per E-Mail oder auf Datenträger <strong>und</strong> ausgedruckt<br />

bei der Geschäftsstelle der DGU ein<br />

(E-Mail: dgunfallchirurgie@dgu-online.de).


Impressum<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für <br />

Unfallchirurgie e. V.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />

30. Jahrgang<br />

Schriftleitung<br />

Prof. Dr. med. Hartmut Siebert<br />

Chirurgische Klinik II<br />

Diakonieklinikum<br />

Heilbronnerstr. 100<br />

74523 Schwäbisch Hall<br />

E-Mail: hsiebert@diaksha.de<br />

Verlag<br />

Georg Thieme Verlag KG<br />

Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart oder<br />

Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart<br />

Tel.: (07 11) 89 31-0<br />

Fax: (07 11) 89 31-298<br />

http://www.thieme.de<br />

http://www.thieme.de/fz/dgunfall<br />

Copyright<br />

Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen<br />

einzelnen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen sind<br />

für die Dauer des Urheberrechts geschützt.<br />

Jede Verwertung außerhalb der engen<br />

Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist<br />

ohne Zustimmung des Verlages unzulässig<br />

<strong>und</strong> strafbar. Das gilt insbesondere für<br />

Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

<strong>und</strong> die Einspeicherung <strong>und</strong><br />

Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Redaktion<br />

Dipl.-Pol. Joachim Arndt<br />

DGU-Geschäftsstelle<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />

Tel.: (0 30) 28 00-430 <strong>und</strong> -431<br />

Fax: (0 30) 28 00-43 06<br />

E-Mail: dgunfallchirurgie@dgu-online.de<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil<br />

Thieme.media<br />

Pharmedia Anzeigen- <strong>und</strong><br />

Verlagsservice GmbH<br />

Christine Volpp<br />

Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart oder<br />

Postfach 30 08 80, 70448 Stuttgart<br />

Tel.: (07 11) 89 31-603<br />

Fax: (07 11) 89 31-569<br />

E-Mail: Christine.Volpp@thieme.de<br />

Printed in Germany<br />

druckhaus köthen GmbH<br />

Friedrichstr. 11/12, 06366 Köthen<br />

Satz<br />

Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart<br />

jährliche Bezugspreise* Inland Europa Weltweit<br />

Versandkosten 11,80 14,80 20,80<br />

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(Gesamtpreis inkl. Versandkosten)<br />

Herstellung<br />

Tel.: (07 11) 89 31-618<br />

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E-Mail: Heike.Wultschner@thieme.de<br />

Abonnentenservice<br />

Tel.: (07 11) 89 31-321<br />

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Allgemeine Informationen<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie e. V.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>, 1436-6142,<br />

erscheint 2-mal im Jahr.<br />

Wichtiger Hinweis<br />

Wie jede Wissenschaft ist die Medizin<br />

ständigen Entwicklungen unterworfen.<br />

Forschung <strong>und</strong> klinische Erfahrung<br />

erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere<br />

was Behandlung <strong>und</strong> medikamentöse<br />

Therapie anbelangt. Soweit in<br />

diesem Heft eine Dosierung oder eine<br />

Applikation erwähnt wird, darf der Leser<br />

zwar darauf vertrauen, dass Autoren,<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Verlag große Sorgfalt<br />

darauf verwandt haben, dass diese<br />

Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung<br />

der Zeitschrift entspricht. Für<br />

Angaben über Dosierungsanweisungen<br />

<strong>und</strong> Applikationsformen kann vom Verlag<br />

jedoch keine Gewähr übernommen<br />

werden. Jeder Benutzer ist angehalten,<br />

durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel<br />

der verwendeten Präparate <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls nach Konsultation eines<br />

Spezialisten festzustellen, ob die dort<br />

gegebene Empfehlung für Dosierungen<br />

oder die Beachtung von Kontraindikationen<br />

gegenüber der Angabe in dieser<br />

Zeitschrift abweicht. Eine solche Prüfung<br />

ist besonders wichtig bei selten verwendeten<br />

Präparaten oder solchen, die neu<br />

auf den Markt gebracht worden sind.<br />

Jede Dosierung oder Applikation erfolgt<br />

auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren<br />

<strong>und</strong> Verlag appellieren an jeden Benutzer,<br />

ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten<br />

dem Verlag mitzuteilen.<br />

48,–<br />

(59,80)<br />

48,–<br />

(62,80)<br />

Information für unsere Leser<br />

Wir bitten unsere Abonnenten, Adressänderungen<br />

dem Abonnentenservice mitzuteilen,<br />

um eine reibungslose Zustellung der<br />

Zeitschrift zu gewährleisten.<br />

Marken, geschäftliche Bezeichnungen oder<br />

Handelsnamen werden nicht in jedem Fall<br />

besonders kenntlich gemacht. Aus dem<br />

Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht<br />

geschlossen werden, dass es sich um einen<br />

freien Handelsnamen handelt.<br />

Informationen für Autoren<br />

Manuskripteinreichung:<br />

an die Schriftleitung<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich werden nur solche Manuskripte<br />

angenommen, die vorher weder im<br />

Inland noch im Ausland (in vollem Umfang,<br />

in ähnlicher Form oder in jedweder anderen<br />

Medienform) veröffentlicht worden sind.<br />

Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig<br />

anderen Publikationsorganen zur Publikation<br />

angeboten werden.<br />

Soweit Abbildungen aus anderen Veröffentlichungen<br />

entnommen sind, räumt der Verfasser<br />

dem Verlag lediglich das nicht ausschließliche<br />

Nutzungsrecht im Umfang des<br />

vorstehenden Absatzes ein. Der Verfasser<br />

ist für die vollständige Quellenangabe sowie<br />

die Einholung der schriftlichen Einwilligung<br />

des anderen Verlages zu den vorstehenden<br />

Rechtsräumungen verantwortlich<br />

<strong>und</strong> weist diese dem Verlag nach.<br />

© Georg Thieme Verlag KG<br />

Stuttgart • New York <strong>2008</strong><br />

48,–<br />

(68,80)<br />

Mitglieder folgender <strong>Gesellschaft</strong>en erhalten die Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie e. V.<br />

Einzelheft 28,– € (D) zuzüglich Versandkosten ab Verlagsort, unverbindlich empfohlener Preis;<br />

inklusive 7 % Mehrwertsteuer.<br />

* in € (D); unverbindlich empfohlene Preise; inklusive 7 % Mehrwertsteuer. Das Abonnement wird zum Jahreswechsel<br />

im Voraus berechnet <strong>und</strong> zur Zahlung fällig. Das Abonnement kann jederzeit begonnen werden. Die Bezugsdauer verlängert<br />

sich automatisch jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September des Vorjahres keine Abbestellung vorliegt.<br />

<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Geschäftsführender Vorstand <strong>2008</strong><br />

Präsident<br />

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald<br />

Erwin-Payr-Lehrstuhl<br />

Sauerbruchstraße<br />

17475 Greifswald<br />

Tel.: (0 38 34) 86 61 01 (Frau Hacker-Schmidt)<br />

Fax: (0 38 34) 86 61 02<br />

E-Mail: traumato@uni-greifswald.de<br />

Erster Vizepräsident<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Ärztlicher Direktor, Berufsgenossenschaftliche<br />

Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstraße 95<br />

72067 Tübingen<br />

Tel.: (0 70 71) 606 10 03<br />

Fax: (0 70 71) 606 10 02<br />

E-Mail: weise@bgu-tuebingen.de<br />

Zweiter Vizepräsident<br />

Prof. Dr. Hans Zwipp<br />

Direktor, Klinik für Unfall- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum der TU Dresden<br />

Fetscherstraße 74<br />

01307 Dresden<br />

Tel.: (03 51) 458 37 77 (Frau von Burski)<br />

Fax: (03 51) 458 43 07<br />

E-Mail: hans.zwipp@uniklinikum-dresden.de<br />

Dritter Vizepräsident<br />

Prof. Dr. Norbert P. Südkamp<br />

Ärztl. Direktor, Department für Traumatologie<br />

<strong>und</strong> Orthopädie der Universitätsklinik<br />

Hugstetter Straße 55<br />

79106 Freiburg<br />

Tel.: (07 61) 270-26 99<br />

Fax: (07 61) 270-27 83<br />

E-Mail:<br />

norbert.suedkamp@uniklinik-freiburg.de<br />

Generalsekretär<br />

Amtszeit: 1.1.2006–31.12.<strong>2008</strong><br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />

Chefarzt, Chirurgische Klinik II<br />

Unfall-, Hand-, Wiederherstellungschirurgie<br />

Diakonie-Klinikum<br />

74523 Schwäbisch Hall<br />

Tel.: (07 91) 75 342 31 (Frau Rößler)<br />

Fax: (07 91) 753 49 03<br />

E-Mail: hsiebert@diaksha.de<br />

Schatzmeister<br />

Amtszeit: 1.1.2006–31.12.<strong>2008</strong><br />

Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />

Direktor, Klinik für Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätskliniken des Saarlandes<br />

Kirrberger Straße 1<br />

66421 Homburg/Saar<br />

Tel.: (0 68 41) 162 26 01 (Frau Schober)<br />

Fax: (0 68 41) 162 25 27<br />

E-Mail: chtpohl@uniklinik-saarland.de<br />

Schriftführer <strong>und</strong> Schriftleiter der<br />

Homepage dgu-online.de<br />

2. Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2010<br />

Prof. Dr. Johannes Sturm<br />

Chefarzt, Klinik für Unfall- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie des Klinikums<br />

Lippe-Detmold<br />

Röntgenstraße 18<br />

32756 Detmold<br />

Tel.: (0 52 31) 72 11 60 (Frau Juilfs)<br />

Fax: (0 52 31) 72 11 69<br />

E-Mail: Johannes.Sturm@klinikum-lippe.de<br />

Ständiger Beirat<br />

Prof. Dr. Norbert Haas, Berlin<br />

Prof. Dr. Peter Hertel, Berlin<br />

Prof. Dr. Lothar Kinzl, Ulm<br />

Prof. Dr. Peter Kirschner, Mainz<br />

Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler, München<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle<br />

Prof. Dr. Klaus Rehm, Köln<br />

(Sprecher des Ständigen Beirates <strong>2008</strong>)<br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert, Schwäbisch Hall<br />

(siehe Vorstand)<br />

Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer, Göttingen<br />

Prof. Dr. Andreas Wentzensen,<br />

Ludwigshafen<br />

Senat<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta, München<br />

Prof. Dr. Günther Hierholzer, Allensbach<br />

(Sprecher des Senates ab Sommer 2007<br />

bis einschl. Sommer 2010)<br />

Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart<br />

(Sprecher des Senates ab Sommer 2007<br />

bis einschl. Sommer 2010)<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth, Hamburg<br />

Prof. Dr. Eugen H. Kuner, Umkirch<br />

Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena<br />

Prof. Dr. Alfred Pannike,<br />

Dreieich-Götzenhain<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau<br />

Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin<br />

Prof. Dr. Axel Rüter, Neusaess<br />

Prof. Dr. Leonhard Schweiberer, München<br />

Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller,<br />

Tübingen<br />

Nichtständiger Beirat<br />

PD Dr. Hermann Josef Bail, Berlin<br />

(Amtszeit 1.1.<strong>2008</strong>–31.12.2010)<br />

Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden<br />

(Amtszeit: 1.1.2006–31.12.<strong>2008</strong>)<br />

Prof. Dr. Florian Gebhard, Ulm<br />

Prof. Dr. Christian Krettek, Hannover<br />

PD Dr. Ulrich Christoph Liener<br />

(siehe Präsidialrat)<br />

(Amtszeit: 1.1.2006–31.12.<strong>2008</strong>)<br />

Prof. Dr. Johannes Helmut Lill, Hannover<br />

(Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2009)<br />

Prof. Dr. Thomas Mittlmeier, Rostock<br />

(Amtszeit 1.1.<strong>2008</strong>–31.12.2010)<br />

Prof. Dr. Axel Prokop, Sindelfingen<br />

(Amtszeit 1.1.2007–31.12.2009)<br />

Prof. Dr. Dieter Rixen, Köln<br />

(Amtszeit 1.1.<strong>2008</strong>–31.12.2010)<br />

Prof. Dr. Steffen Ruchholtz, Marburg<br />

(Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2009)<br />

Univ.-Prof. Dr. Ulrich Stöckle, München<br />

(Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2009)<br />

Dr. Iris Trompler, Schwabach<br />

(Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2009)<br />

Fachbeirat<br />

Prof. Dr. Hartwig Bauer, Berlin<br />

(Generalsekretär der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie)<br />

Dr. jur. Joachim Breuer, Berlin<br />

(Hauptgeschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Gesetzlichen Unfallversicherung)<br />

Dr. Peter Kalbe, Rinteln<br />

(Vertreter der niedergelassenen<br />

Unfallchirurgen)<br />

Prof. Dr. Günter Lob, München<br />

(DGU-Beauftragter für Weiterbildung)<br />

Prof. Dr. Tilman Mischkowsky, Kempten<br />

(Vizepräsident des BDC)<br />

Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard, Aachen<br />

(Generalsekretär der DGOOC)<br />

Prof. Dr. Dietmar Pennig, Köln<br />

(1. VLU-B<strong>und</strong>esvorsitzender <strong>und</strong> Leiter des<br />

Referates Unfallchirurgie im BDC)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Karsten Vilmar, Bremen<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Mitglieder des Präsidialrates<br />

PD Dr. Julia Seifert, Berlin<br />

(Gr<strong>und</strong>satzausschuss)<br />

Prof. Dr. Norbert M. Meenen, Hamburg<br />

(Wissenschaftsausschuss)<br />

Prof. Dr. Almut Tempka, Berlin<br />

(Bildungsausschuss)<br />

Prof. Dr. Bertil Bouillon, Köln<br />

(Programmausschuss)<br />

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann<br />

Frankfurt/Main <strong>und</strong> Offenbach<br />

(Berufsständischer Ausschuss)<br />

PD Dr. Ulrich Christoph Liener, Ulm<br />

(Vertreter der nicht selbstständigen Ärzte)<br />

Ausschüsse<br />

Berufsständischer Ausschuss<br />

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann (L)*<br />

PD Dr. Alexander Beck (V)*<br />

Arbeitskreis DRG des BSA<br />

Prof. Dr. Joachim Windolf (L)*<br />

Bildungsausschuss<br />

Prof. Dr. Almut Tempka (L)*<br />

Prof. Dr. Felix Bonnaire (V)*<br />

Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

PD Dr. Julia Seifert (L)*<br />

PD Dr. Peter Biberthaler (V)*<br />

Programmausschuss<br />

Prof. Dr. Bertil Bouillon (L)*<br />

Prof. Dr. Wolgang Ertel (V)*<br />

Wissenschaftsausschuss<br />

Prof. Dr. Norbert M. Meenen (L)*<br />

Prof. Dr. Ingo Marzi (V)*<br />

Kommissionen<br />

Entgelte<br />

Prof. Dr. Joachim Windolf (L)*<br />

(zuständig für DRG)<br />

Prof. Dr. Walter Schäfer (V)*<br />

(zuständig für Gebührenordnung)<br />

Gutachten<br />

Prof. Dr. Kuno Weise (L)*<br />

Rechtsfragen<br />

N.N.<br />

Leitlinien<br />

Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer (L)*<br />

Prof. Dr. Walter Braun (V)*<br />

Aufnahmekommission<br />

Generalsekretär, Schriftführer,<br />

Schatzmeister<br />

Wissenschaftliche Preise<br />

Besetzung nach der jeweiligen Preissatzung<br />

(Ansprechpartner für die Preise:<br />

Prof. Dr. Norbert M. Meenen, Leiter des<br />

Wissenschaftsausschusses)<br />

Reisestipendium<br />

1. Vizepräsident, Schatzmeister,<br />

ein Mitglied des Nichtständigen Beirats<br />

Sektionen<br />

Handchirurgie<br />

Prof. Dr. Joachim Windolf (L)*<br />

Dr. Klaus-Dieter Werber (V)*<br />

Kindertraumatologie<br />

Prof. Dr. Wolfgang Schlickewei (L)*<br />

Prof. Dr. Hans-Georg Dietz (V)*<br />

Notfall- <strong>und</strong> Intensivmedizin, Schwerverletztenversorgung<br />

(NIS)<br />

Prof. Dr. Andreas Seekamp (L)*<br />

Prof. Dr. Steffen Ruchholtz (V)*<br />

Physikalische Therapie <strong>und</strong> Rehabilitation<br />

Prof. Dr. Volker Bühren (L)*<br />

Dr. Meinald Settner (V)*<br />

Arbeitsgemeinschaften<br />

Alterstraumatologie<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael J. Raschke (L)*<br />

Univ.-Prof. Dr. Ulrich Stöckle (V)*<br />

Arthroskopische Chirurgie<br />

Prof. Dr. Helmut Lill (L)*<br />

PD Dr. Manfred Bernard (V)*<br />

Becken III<br />

Dr. Ulf Culemann (L)*<br />

Dr. Fabian Stuby (V)*<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler (L)*<br />

Fuß<br />

Prof. Dr. Hans Zwipp (L)*<br />

Prof. Dr. Thomas Mittlmeier (V)*<br />

Geschichte der Unfallchirurgie<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst (L)*<br />

AG-Arbeitskreis „Geschichte der<br />

Unfallchirurgie in der DDR“<br />

Prof. Dr. Eberhard Markgraf (L)*<br />

Geweberegeneration <strong>und</strong> Gewebeersatz<br />

Prof. Dr. Kuno Weise (L)*<br />

Osteologie<br />

Prof. Dr. Johannes M. Rueger (L)*<br />

Dr. Matthias Schieker (V)*<br />

Prävention von Verletzungen<br />

Prof. Dr. Martinus Richter (L)*<br />

Prof. Dr. Günter Lob (V)*<br />

Rechnergestütztes Operieren (AGROP)<br />

Prof. Dr. Christian Krettek (L)*<br />

Prof. Dr. Florian Gebhard (V)*<br />

Sporttraumatologie<br />

Prof. Dr. Gerhard Bauer (L)*<br />

Dr. Andreas Losch (V)*<br />

Ultraschall<br />

Prof. Dr. Jürgen Volker Wening (L)*<br />

PD Dr. Christian Tesch (V)*<br />

Wirbelsäulenchirurgie<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Beisse (L)*<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Knop (V)*<br />

Beauftragte<br />

AWMF- Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher<br />

Medizinischer Fachgesellschaften<br />

Generalsekretär (Delegierter)<br />

Leiter des Wissenschaftsausschusses (V)*<br />

AWMF-Arbeitskreis<br />

„Einheit von Forschung <strong>und</strong> Lehre“<br />

Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer<br />

AWMF-Arbeitskreis<br />

„Krankenhaus- <strong>und</strong> Praxishygiene“<br />

Dr. Volkmar Heppert<br />

AWMF-ad-hoc-Kommission<br />

„Versorgungsforschung“<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />

Berufsverband der deutschen Chirurgen<br />

(BDC) – Leiter des Referates Unfallchirurgie<br />

Prof. Dr. Dietmar Pennig<br />

Bone & Joint Decade<br />

Prof. Dr. Johannes M. Rueger<br />

B<strong>und</strong>esärztekammer – Beirat für Erste Hilfe<br />

<strong>und</strong> Wiederbelebung<br />

PD Dr. Hermann Josef Bail<br />

*L=Leiter / V=Stellvertreter<br />

<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle Qualitätssicherung<br />

(BQS), Fachgruppe Orthopädie <strong>und</strong><br />

Traumatologie<br />

Prof. Dr. Friedrich Thielemann<br />

Dr. Kai Bauwens<br />

Dachverband der deutschsprachigen<br />

wissenschaftlichen <strong>Gesellschaft</strong>en<br />

für Osteologie (DVO)<br />

Leiter der AG Osteologie<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Chirurgie (DGCh) – Vorstand<br />

Generalsekretär, Präsident (V)*<br />

DGCh-AG Krankenhausstruktur<br />

Prof. Dr. Andreas Dávid<br />

DGCh-AG Medien<br />

Prof. Dr. Axel Prokop<br />

DGCh-AG Perioperative Medizin<br />

Prof. Dr. Johannes Sturm<br />

(Stellv. AG-Leiter)<br />

DGCh-Sektion Biomaterialien<br />

Prof. Dr. Johannes M. Rueger<br />

DGCh-Sektion Chirurgische Forschung<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />

DGCh-Sektion Onkologische Chirurgie<br />

Prof. Dr. Erich Hartwig<br />

DGCh-Sektion Onkologische Chirurgie –<br />

Arbeitsgruppe Weichteilsarkom<br />

PD Dr. Michael Schulte<br />

DGCh-Studienzentrum Heidelberg –<br />

Aufsichtsrat<br />

Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

W<strong>und</strong>heilung – Konsensuskonferenzen<br />

PD Dr. Mark Bischoff<br />

Dr. Ingo Flesch<br />

<strong>Deutsche</strong>r Verkehrssicherheitsrat (DVR)<br />

Generalsekretär<br />

DVR-Ausschuss für Verkehrsmedizin,<br />

Erste Hilfe <strong>und</strong> Rettungswesen<br />

Prof. Dr. Johannes Sturm<br />

<strong>Deutsche</strong>s Institut für Normung (DIN) –<br />

Beirat<br />

Dr. J. Weidringer<br />

<strong>Deutsche</strong>s Netzwerk für Versorgungsforschung<br />

e. V. (DNVF)<br />

Prof. Dr. Norbert M. Meenen<br />

Prof. Dr. E. Neugebauer<br />

(V*; Geschäftsführer des DNVF)<br />

<strong>Deutsche</strong> Zentralbibliothek für Medizin –<br />

Beirat<br />

Prof. Dr. Norbert M. Meenen<br />

ESTES – European Society for Trauma and<br />

Emergency Medicine<br />

Generalsekretär<br />

Europäische Facharztprüfung der Division<br />

of Traumatology der Union Européenne<br />

Médécins Specialistes/European Union of<br />

Medical Specialists<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

Fachbeirat zur Begleitevaluation der<br />

Mindestmengen Knie-Tep im Auftrag des<br />

Gemeinsamen B<strong>und</strong>esausschusses<br />

Dr. Kai Bauwens<br />

Gemeinsame DRG-Kommission von<br />

DGCh <strong>und</strong> BDC<br />

Prof. Dr. Joachim Windolf<br />

Gemeinsamer Weiterbildungsausschuss<br />

von DGCh <strong>und</strong> BDC<br />

Leiterin des Bildungsausschusses,<br />

Prof. Dr. Günter Lob, Generalsekretär<br />

German Resuscitation Council/<strong>Deutsche</strong>r<br />

Rat für Wiederbelebung<br />

Prof. Dr. Christian Lackner<br />

Prof. Dr. Andreas Seekamp<br />

Interdisziplinäre AG „OP-Technik“ der<br />

DGCh <strong>und</strong> DGAI<br />

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann<br />

Lehrakademie Wolfgang Müller-Osten<br />

Beirat<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />

Nationale Versorgungs-Leitlinie<br />

„Akuter <strong>und</strong> chronischer Rückenschmerz“<br />

(Ärztliches Zentrum für Qualität in der<br />

Medizin)<br />

Prof. Dr. R. Beisse<br />

Prof. Dr. Ch. Knop (V)*<br />

Prof. Dr. Christoph Ulrich (V)*<br />

Schulter-Endoprothesenregister der DAOI,<br />

DGOOC, DGU, DVSE<br />

Prof. Dr. Axel Rüter<br />

AUC – Akademie der Unfallchirurgie<br />

GmbH<br />

1. Geschäftsführer<br />

Prof. Dr. Christian K. Lackner, München<br />

2. Geschäftsführer<br />

Schatzmeister<br />

Geschäftstelle der DGU<br />

Susanne Lehnert,<br />

Dipl.-Pol. Joachim Arndt (Leiter)<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />

Tel.: (0 30) 28 00 34 00<br />

Fax: (0 30) 28 00 43 06<br />

E-Mail: dgunfallchirurgie@gmx.de<br />

Ehrenmitglieder<br />

Prof. Dr. Dr. Horst Cotta, München (1993)<br />

Prof. Dr. Günther Hierholzer,<br />

Allensbach (1995)<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth,<br />

Hamburg (2002)<br />

Obermed.-Rat Dr. Wolfgang Krösl, Amlach,<br />

Österreich (1975)<br />

Prof. Dr. Eugen Kuner, Umkirch (1994)<br />

Prof. Dr. Günter Lob, München (2004)<br />

Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena (2007)<br />

Prof. Dr. Peter Matter, Davos-Platz,<br />

Schweiz (2000)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Maurice E. Müller, Bern,<br />

Schweiz (1972)<br />

Prof. Dr. Alfred Pannike, Dreieich (1996)<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau (1992)<br />

Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin (2001)<br />

Prof. Dr. Axel Rüter, Neusaess (2006)<br />

Prof. Dr. Leonhard Schweiberer,<br />

München (1998)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Spann,<br />

München (1985)<br />

Prof. Dr. Ernst Teubner, Göppingen (2003)<br />

Prof. Dr. Otmar Trentz, Zürich,<br />

Schweiz (2005)<br />

Prof. Dr. Emanuel Trojan, Wien,<br />

Österreich (1980)<br />

Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover (1989)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Karsten Vilmar,<br />

Hamburg (1998)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller,<br />

Tübingen (1986)<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Korrespondierende Mitglieder<br />

Prof. Dr. Robert Baley, Baltimore, USA<br />

Suthorn Bavonratanavech, M.D.,<br />

Bangkok (2006)<br />

Prof. Dr. Georg Berentey, Budapest,<br />

Ungarn (1988)<br />

Prof. Dr. William F. Blaisdell, Sacramento,<br />

Kalifornien, USA<br />

Prof. Dr. Richard A. Brand, Iowa City, Iowa,<br />

USA (2005)<br />

Prof. Dr. Paul Louis Oscar Broos, Löwen,<br />

Belgien (2005)<br />

Prof. Dr. Oldrich Čech, M.D. D. Sc.,<br />

Prag, Tschechische Republik (1990)<br />

Prof. Dr. Christopher Lewis Colton, M.D.,<br />

Nottingham, England (1994)<br />

Prof. Dr. Freddie H. Fu, Pittsburg,<br />

Pennsylvania, USA<br />

Prof. Dr. Dantin Gallego, Madrid, Spanien<br />

Prof. Dr. Rheinhold Ganz, Bern,<br />

Schweiz (1995)<br />

PD Dr. Emanuel Gautier, Freiburg,<br />

Schweiz (2003)<br />

Prof. Dr. Jan Goris, Nijmwegen,<br />

Niederlande (1989)<br />

PD Dr. Dr. h.c. Urs Heim, Gümlingen,<br />

Schweiz (1984)<br />

Prof. Dr. David Helfet, M.D. M.B. CH. B., New<br />

York, New York, USA (2000)<br />

Prof. Dr. James Langston Hughes, M.D.,<br />

Jackson, Mississippi, USA (1990)<br />

Dr. Jack C. Hughston, Columbus, Georgia,<br />

USA (1981)<br />

Prof. Dr. Eric E. Johnson, M.D., Los Angeles,<br />

Kalifornien, USA (2000)<br />

Prof. Dr. Robert J. Johnson, Burlington,<br />

Vermont, USA<br />

Prof. Dr. James Kellam, M.D., FRCS,<br />

Charlotte, North Carolina, USA (2004)<br />

Prof. Dr. Ivan Kempf, Strassburg,<br />

Frankreich (1987)<br />

Doz. Dr. Heinz Kuderna, Wien,<br />

Österreich (1983)<br />

Prof. Dr. Elias Lambiris, Patras,<br />

Griechenland (2003)<br />

Prof. Dr. Fritz Magerl, St. Gallen,<br />

Schweiz (1992)<br />

Prof. Dr. René Marti, Amsterdam,<br />

Niederlande (1986)<br />

Prof. Dr. Joel M. Matta, Los Angeles,<br />

Kalifornien, USA<br />

Dr. Jacques Meine, Basel, Schweiz (1992)<br />

Prof. Dr. P. A. Mohandas, Madras,<br />

Indien (1993)<br />

Prof. Dr. Jacques Ives Nordin, Paris,<br />

Frankreich (1995)<br />

Prof. Dr. Stephan Perren, Davos-Platz,<br />

Schweiz (1978)<br />

Prof. Dr. Johannes Poigenfürst, Wien,<br />

Österreich (1984)<br />

Dr. Vladimir Pokorny, Brünn,<br />

Tschechische Republik (2001)<br />

Prim. Dr. F. Povacz, Wels, Österreich (1988)<br />

Prof. Dr. Jean Prévot, Nancy,<br />

Frankreich (2002)<br />

Prof. Dr. Pietro Regazzoni, Basel,<br />

Schweiz (2002)<br />

Prof. Dr. Daniel Reis, Haifa, Israel (1985)<br />

Prof. Dr. Antal Renner, Budapest,<br />

Ungarn (1990)<br />

Univ.-Prof. Dr. Herbert Resch (2007)<br />

Prof. Dr. Charles A. Rockwood, M.D.,<br />

San Antonio, Texas, USA (1989)<br />

Prof. Dr. Thomas Rüedi, Chur,<br />

Schweiz (1985)<br />

Prof. Augusto Sarmiento, M.D., Los Angeles,<br />

Kalifornien, USA (1992)<br />

Prof. Dr. Andras Savary, Budapest, Ungarn<br />

Prof. Dr. Salomon Schächter, Buenos Aires,<br />

Argentinien (1985)<br />

Prof. Dr. Joseph Schatzker, Toronto, Ontario,<br />

Kanada (1989)<br />

Prof. Dr. Sergej A. Shlinikov, St. Petersburg,<br />

Russland<br />

Prof. Dr. Franklin H. Sim, Rochester,<br />

Minnesota, USA<br />

Prof. Dr. Knut StrØmsØ, Oslo, Norwegen<br />

(2001)<br />

Prof. Dr. Rudolf Szyszkowitz, Graz,<br />

Österreich (1985)<br />

Prof. Dr. Henk ten Duis (2007)<br />

Prof. Dr. Karl-Göran Thougren, L<strong>und</strong>,<br />

Schweden<br />

Prof. Dr. Marvin Tile, Toronto, Ontario,<br />

Kanada (1993)<br />

Prof. Dr. Donald D. Trunkey, Portland,<br />

Oregon, USA (1986)<br />

Prof. Dr. Vilmos Vécsei, Wien,<br />

Österreich (2002)<br />

Prof. Dr. Claude Edouard Verdan, Lausanne,<br />

Schweiz<br />

Prof. Dr. Enrico Vigliani, Mailand, Italien<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael Wagner, Wien (2006)<br />

Prof. Dr. Verge S. Wjapius,<br />

Prof. Dr. Chris van der Werken, Utrecht,<br />

Niederlande (2000)<br />

Hans-Liniger-Preisträger<br />

(vor 1966 „Wissenschaftlicher Preis)<br />

1956 Dr. Armin Bauermeister (Chirurgische<br />

Universitätsklinik Kiel): Ergebnisse<br />

einer Maceration <strong>und</strong> Verpflanzung von<br />

Knochenspänen <strong>und</strong> ihre Bedeutung für<br />

den Aufbau der Knochenbank.<br />

1958 Prof. Dr. Leo Koslowski: Intravitale<br />

Autolyse als pathogenetisches Prinzip.<br />

1961 Wilhelm Thorban (Gießen):<br />

Klinische <strong>und</strong> experimentelle Untersuchungen<br />

zur Ätiologie <strong>und</strong> Pathogenese der<br />

posttraumatischen Sudeckschen Gliedmaßendystrophie.<br />

1962 Keine Preisverleihung.<br />

1964 Keine Preisverleihung.<br />

1966 Keine Preisverleihung.<br />

1968 PD Dr. Horst Kindler (Klinikum Benjamin<br />

Franklin der FU Berlin, Chirurgische<br />

Klinik): Die Hemmwirkungen von Hydrocortison<br />

<strong>und</strong> Antibiotika auf die W<strong>und</strong>heilung.<br />

1970 PD Dr. Wilfried Schramm (Knappschaftskrankenhaus<br />

Bergmannsheil, Gelsenkirchen-Buer,<br />

Chirurgische Abteilung):<br />

Klinische <strong>und</strong> tierexperimentelle Untersuchungen<br />

über die Transplantation autoplastischer<br />

Spongiosa.<br />

1972 Prof. Dr. Manfred Weigert (Städtisches<br />

Krankenhaus am Urban, Berlin,<br />

Abteilung für Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie):<br />

Anregung der Knochenbildung durch<br />

elektrischen Strom.<br />

1974 Prof. Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg<br />

(Universitätsklinikum der Gesamthochschule<br />

Essen, Abteilung für Unfallchirurgie)<br />

<strong>und</strong> PD Dr. Christian-Dietrich Wilde<br />

(Kreiskrankenhaus Bad Homburg v.d.H.,<br />

Unfallchirurgische Abteilung): Experimentelle<br />

Untersuchungen zur Einheilung massiver<br />

Cortikalis-Transplantate.<br />

1976 PD Dr. Hans-Otto Dustmann (Orthopädische<br />

Universitätsklinik Heidelberg):<br />

Altersabhängige Reaktionen des Gelenkknorpels<br />

nach Verletzungen.<br />

1978 PD Dr. Leo Gotzen (Hannover): Untersuchungen<br />

zur Neutralisationsplatten-<br />

Osteosynthese <strong>und</strong> der Richtlinien für ihre<br />

praktische Durchführung.<br />

PD Dr. Hans-Jürgen Refior (München):<br />

Tierexperimentelle Untersuchungen zum<br />

Verhalten der Mikrostruktur des Hyalin-Gelenkknorpels<br />

unter Druckbelastung.<br />

<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


1980 PD Dr. Günter Lob (Universität<br />

Ulm, Department für Chirurgie, Abteilung<br />

Unfallchirurgie): Chronische, posttraumatische<br />

Osteomyelitis: Tierexperimentelle<br />

<strong>und</strong> klinische Untersuchungen zu einer<br />

oralen antibakteriellen Vaccination.<br />

1982 PD Dr. Hans-Jörg Oestern (Med.<br />

Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie):<br />

Eine klinische <strong>und</strong> experimentelle<br />

Studie zur Pathogenese, prognostischer<br />

<strong>und</strong> therapeutischer Wertigkeit früher<br />

kardiopulmonaler Veränderungen nach<br />

schwerem traumatischem Schock.<br />

1984 PD Dr. med. Volker Echtermeyer<br />

(Med. Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie):<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Therapie des<br />

Compartment-Syndroms – Eine klinische<br />

<strong>und</strong> tierexperimentelle Studie.<br />

1986 Prof. Dr. Klaus E. Rehm (Unfallchirurgische<br />

Klinik der Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen): Die Osteosynthese der Thoraxwandinstabilitäten.<br />

1988 PD Dr. Hans Zwipp (Med. Hochschule<br />

Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die<br />

anterolaterale Rotationsinstabilität des<br />

Oberen Sprunggelenks.<br />

1990 PD Dr. Johannes M. Rüger (Klinikum<br />

der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität,<br />

Unfallchirurgische Klinik): Knochenersatzmittel.<br />

1992 PD Dr. Harald Knaepler (Philipps-<br />

Universität Marburg, Klinik für Unfallchirurgie):<br />

Untersuchungen zur Knochendesinfektion<br />

<strong>und</strong> Sterilisation sowie deren<br />

Auswirkungen auf die biologische Wertigkeit<br />

des Knochenimplantates.<br />

1994 PD Dr. Gerd Regel (Med. Hochschule<br />

Hannover, Unfallchirurgische Klinik):<br />

Die unspezifische Immunabwehr nach<br />

schwerem Trauma <strong>und</strong> ihre Bedeutung für<br />

den generalisierten Zellschaden <strong>und</strong> das<br />

Multiorganversagen.<br />

1996 PD Dr. Hans-Christoph Pape (Med.<br />

Hochschule Hannover, Unfallchirurgische<br />

Klinik): Pulmonale Komplikationen nach<br />

intramedullärer Stabilisierung des Femurschaftes<br />

bei Polytrauma.<br />

1997 PD Dr. Christian Voigt (Klinikum<br />

Benjamin Franklin der FU Berlin, Unfallchirurgische<br />

Klinik): Reaktion endostaler Zellen<br />

des Kaninchenhumerus bei Störung der<br />

physiologischen Kraftverteilung in vivo.<br />

PD Dr. Andreas Seekamp (Med. Hochschule<br />

Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die<br />

Interaktion von neutrophilen Granulozyten<br />

<strong>und</strong> den kapillären Endothelzellen in<br />

traumatisch induzierten Ischämie/Reperfusionsschäden.<br />

1999 PD Dr. Stefan Rose (Chirurgische<br />

Universitätsklinik Homburg/Saar, Abteilung<br />

für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie):<br />

Studien zur pathogenetischen<br />

Bedeutung neutrophiler Granulozyten nach<br />

Extremitätenischämie, Polytraumatisierung<br />

<strong>und</strong> bakterieller Sepsis.<br />

2000 Dr. Gerhard Schmidmaier (Charité-<br />

Klinikum der Humboldt-Universität zu Berlin,<br />

Campus Virchow, Klinik für Unfall- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie): Die lokale<br />

Freisetzung von IGF- <strong>und</strong> FGF-β1 aus einer<br />

biodegradierbaren Poly (D, L-Laktid)-Beschichtung<br />

von Implantaten beschleunigt<br />

die Frakturheilung.<br />

2001 Dr. Martin Grotz (Med. Hochschule<br />

Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die<br />

Darmhypothese des Multiorganversagens<br />

nach schwerem Trauma.<br />

2002 Dr. Frank Kandziora (Charité, Campus<br />

Virchow, Berlin): Experimentelle Spondylodese<br />

der Schafswirbelsäule.<br />

2003 PD Dr. med. Michael Amling (Klinik<br />

für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

der Universität Hamburg): Von der<br />

skelettalen Mikroarchitektur über die Knochenzellbiologie<br />

zur zentralen Kontrolle der<br />

Knochenmasse.<br />

2004 PD Dr. med. Johannes Zeichen (Unfallchirurgische<br />

Klinik, Med. Hochschule<br />

Hannover): Modulation der Zellproliferation.<br />

Synthese von Procollagen Typ I, Typ<br />

III <strong>und</strong> Expression von Hitzeschockprotein<br />

72 von humanen Fibroblasten unter dem<br />

Einfluss von zyklischer mechanischer Dehnung.<br />

2005 PD Dr. Johannes Frank (Abteilung<br />

für Handchirurgie, Klinik für Unfall-, Hand<strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum<br />

Frankfurt/Main): Intravitalmikroskopische<br />

Analyse <strong>und</strong> Quantifizierung<br />

der Angiogenese <strong>und</strong> Mikrozirkulation im<br />

Gewebe <strong>und</strong> in der W<strong>und</strong>heilung am Tiermodell.<br />

2006 PD Dr. med. Niels C. Riedemann (Unfallchirurgische<br />

Klinik der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover): Die pathophysiologische<br />

Bedeutung des C5A-Rezeptors in der<br />

Entstehungsphase der Sepsis<br />

2007 Frau PD Dr. med. Pia Pogoda<br />

(Klinik für Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />

Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf): Knochenmasseverlustsyndrome<br />

im Schaf: Entwicklung <strong>und</strong><br />

Charakterisierung neuer klinikrelevanter<br />

Osteoporose-Großtiermodelle<br />

Preisträger des Innovationspreises<br />

(gesponsort von der Fa. DePuy)<br />

1998 Angela Olinger (Abteilung für<br />

Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

der Chirurgische Universitätsklinik<br />

Homburg/Saar) et. al.: Minimalinvasiver<br />

endoskopischer Zugang zur ventralen<br />

Spondylodese der lumbalen Wirbelsäule<br />

(Lumboskopie).<br />

1999 Dr. Christian Dahlen (Dresden):<br />

PC-basierte 3D-Software zur Operationsplanung<br />

in der rekonstruktiven Fußchirurgie.<br />

2000 Dr. Alexander Hofmann (Klinik für<br />

Unfallchirurgie der Philipps-Universität<br />

Marburg) et al.: Bioengineering eines vitalen<br />

Knochentransplantats mit autologen<br />

Eigenschaften.<br />

2001 PD Dr. P. Euler (Chirurgische Klinik<br />

<strong>und</strong> Poliklinik der LMU München) et al.:<br />

Evaluation <strong>und</strong> klinische Einführung eines<br />

neuen Bildwandlergerätes zur intraoperativen<br />

Herstellung dreidimensionaler Röntgenbilder.<br />

2002 Dr. Peter Biberthaler (Chirurgische<br />

Klinik <strong>und</strong> Poliklinik der LMU München) et<br />

al.: Die Mikrozirkulation der Supraspinatussehne<br />

am Menschen: erstmalige Invivo-Analyse<br />

nach degenerativer Läsion der<br />

Rotatorenmanschette.<br />

2003 Dr. Tim Rose (Klinik für Unfall<strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie des<br />

Universitätsklinikums Leipzig) et all.: Die<br />

Verbesserung der Knochenheilung im<br />

osteoporotischen Rattenmodell durch die<br />

zellvermittelte Expression von Bone Morphogenetic<br />

Protein 4 (BMP-4) nach Ex-vivo-<br />

Gentherapie.<br />

2004 Nicht vergeben.<br />

2005 Dr. Arndt Schilling (Klinik <strong>und</strong> Poliklinik<br />

für Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

des Universitätsklinikums<br />

Hamburg-Eppendorf) et al.: Resorbierbarkeit<br />

von Knochenersatzmaterialien durch<br />

humane Osteoklasten – Entwicklung eines<br />

quantitativen Assays als Leitschiene für den<br />

klinischen Einsatz.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


2006 Dr. Felix Walcher (Klinik für Unfall-,<br />

Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie des<br />

Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-<br />

Universität Frankfurt/Main): Präklinische<br />

Sonographie – Entwicklung, Validierung<br />

<strong>und</strong> klinische Anwendung in der Notfallmedizin<br />

2007 PD Dr. Peter Gross (Leiter Traumatologie<br />

<strong>und</strong> Vice-Primario Chirurgie, Ospedale<br />

Civico Lugano [CH]): Der Einsatz eines<br />

multifunktionalen bildgestützten Interventionsraumes<br />

(MBI) in der Initialphase<br />

stationärer Schwerverletzten-Versorgung:<br />

Erwartungen, Realität <strong>und</strong> Perspektive<br />

Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste<br />

Die 1982 als ehrenvolle Auszeichnung für<br />

wissenschaftliche Verdienste um die Unfallheilk<strong>und</strong>e<br />

gestiftete Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste<br />

wurde bisher verliehen an:<br />

1982 Prof. Dr. Herbert Junghanns <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Alfred Nikolaus Witt<br />

1983 Prof. Dr. Hans Willenegger<br />

1984 Prof. Dr. Jörg Rehn<br />

1985 Prof. Dr. Martin Allgöwer<br />

1986 B<strong>und</strong>eshauptstadt Berlin<br />

1987 Prof. Dr. Günter Friedebold<br />

1988 Keine Vergabe<br />

1989 Prof. Dr. Siegfried Weller<br />

1990 Prof. Dr. Wilhelm Schink<br />

1991 Keine Vergabe<br />

1992 Prof. Dr. Walter Blauth<br />

1993 Prof. Dr. Stephan Perren<br />

1994 Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover<br />

1995 Dr. Klaus Klemm, Frankfurt/Main,<br />

<strong>und</strong> Dr. Wulf-Dieter Schellmann,<br />

Peine<br />

1996 Prof. Dr. Lutz Claes, Ulm<br />

1997 Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau<br />

1998 Prof. Dr. Cajus Burri, Ulm<br />

1999 Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin<br />

2000 Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum<br />

2001 Prof. Dr. Horst Cotta, München<br />

2002 Prof. Dr. Lutz Jani, Riehen (Schweiz)<br />

2003 Prof. Dr. Ulrich Lanz, Neustadt/Saale<br />

2004 Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau,<br />

Bochum<br />

2005 Prof. Dr. rer. nat. Dipl. Ing. Edm<strong>und</strong><br />

A.M. Neugebauer, Köln<br />

2006 Prof. Dr. sc. Techn. Erich Schneider,<br />

Davos (Schweiz)<br />

2007 Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart<br />

Georg Friedrich Louis Stromeyer-<br />

Medaille<br />

Den Literaturpreis in Form der 2000 gestifteten<br />

Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille<br />

erhielten:<br />

2001 Prim. Dr. Fritz Povacz, Gaspolzhofen,<br />

Österreich, für sein Werk „Die Geschichte<br />

der Unfallchirurgie“<br />

2002 PD Dr. Dr. h.c. Urs Heim, Gümligen,<br />

Schweiz, für sein Werk „Das Phänomen AO.<br />

Gründung <strong>und</strong> erste Jahre der Arbeitsgemeinschaft<br />

für das Studium der Osteosynthese<br />

(1958-1963)“<br />

2003 Dr. Eduard M. Walthers, Marburg an<br />

der Lahn, für seine Übersetzung des Werks<br />

von A. Grenspan: Orthopedic Radiology. A<br />

practical Approach unter dem Titel „Skelettradiologie<br />

– Orthopädie, Traumatologie,<br />

Rheumatologie, Onkologie“<br />

2004 Prof. Dr. Ernst Teubner, Göppingen,<br />

für sein Werk „Der Schultergürtel. Form<br />

<strong>und</strong> Funktion, Entwicklung, Biomechanik<br />

<strong>und</strong> Trauma“<br />

2005 Prof. Dr. Michael Sachs, Frankfurt<br />

am Main, für sein Werk „Die Geschichte der<br />

operativen Chirurgie“, 5 Bände.<br />

2006 Prof. Dr. Benno Kummer, Erfstadt,<br />

für sein Werk „Biomechanik. Form <strong>und</strong><br />

Funktion des Bewegungsapparates“<br />

2007 Prof. Dr. Jürgen F.M. Rudigier, Offenburg,<br />

für sein Werk „kurzgefasste Handchirurgie.<br />

Klinik <strong>und</strong> Praxis“<br />

Carl-Thiem-Gedenkmünze<br />

Die Carl-Thiem-Gedenkmünze, gestiftet<br />

1997 aus Anlass des 75-jährigen Bestehens<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie,<br />

wurde bisher verliehen an:<br />

1997 OMR Dr. sc. med. Wolfgang Kurz,<br />

Lübben<br />

1998 Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle<br />

1999 Prof. Dr. Gert Specht, Berlin<br />

2000 Dr. Klaus Welz, Cottbus<br />

2001 Dr. Hans Rudolph, Rotenburg/Wümme<br />

2002 Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena<br />

2003 Nicht vergeben<br />

2004 PD Dr. Wolfgang H<strong>und</strong>shagen,<br />

Nordhausen<br />

2005 Nicht vergeben<br />

2006 Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Meinecke,<br />

Reinbek bei Hamburg<br />

2007 Prof. Dr. Heinrich Reilmann,<br />

Braunschweig<br />

Goldene Ehrennadel<br />

Die Goldene Ehrennadel, gestiftet 1989,<br />

wurde bisher verliehen an:<br />

1989 Gisela Vopel, Berlin †<br />

1990 Dr. jur. Friedrich Watermann, Bonn †<br />

1991 Keine Vergabe<br />

1992 Hans-Jürgen Gühne, Bochum, <strong>und</strong><br />

Klaus Hug, Umkirch<br />

1993 Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried<br />

Borelli, München<br />

1994 Keine Vergabe<br />

1995 Keine Vergabe<br />

1996 Dr. Heinz Volk, Bochum<br />

1997 Dr. h.c. Hannelore Kohl, Bonn †<br />

1998 Medico International, Kampagne<br />

zum Verbot von Landminen, Frankfurt/Main<br />

1999 Dipl.-Ing. (FH) Max Schuster,<br />

Neusaess<br />

2000 Gerhard Kugler, Geschäftsführer<br />

a. D. ADAC-Luftrettung, Geretsried<br />

2001 Ursula von Voigt, Berlin<br />

2002 Keine Vergabe<br />

2003 Siegfried Steiger,<br />

Björn-Steiger-Stiftung.<br />

2004 Dr. jur. Günther Sokoll,<br />

Sankt Augustin<br />

2005 Prof. Dipl. Ing. Dietmar Otte,<br />

Hannover<br />

2006 Dr. Annette Güntert, B<strong>und</strong>esärztekammer,<br />

Berlin<br />

2007 Prof. Dr. med. habil. Dr. Ing. Dr. med.<br />

h.c. Michael Ungethüm, B. Braun-<br />

AesculapTuttlingen<br />

Frühere Präsidenten <strong>und</strong> Kongressorte<br />

1. Jahrestagung (Leipzig 1922)<br />

Prof. Dr. Hans Liniger †<br />

2. Jahrestagung (Innsbruck 1924)<br />

Prof. Dr. Hans Liniger †<br />

3. Jahrestagung (Köln 1926)<br />

Prof. Dr. Hans Liniger †<br />

4. Jahrestagung (Nürnberg 1927)<br />

Prof. Dr. Hans Liniger †<br />

5. Jahrestagung (Berlin 1929)<br />

Prof. Dr. Hans Liniger †<br />

<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


6. Jahrestagung (Breslau 1930)<br />

Obermedizinalrat Dr. Paul Jottkowitz †<br />

7. Jahrestagung (Bochum 1932)<br />

Prof. Dr. Georg Magnus †<br />

8. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1933)<br />

Prof. Dr. Victor Schmieden †<br />

9. Jahrestagung (Würzburg 1934)<br />

Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Fritz König †<br />

10. Jahrestagung (Berlin 1935)<br />

Geheimer Medizinalrat<br />

Prof. Dr. August Borchard †<br />

11. Jahrestagung (Hamburg 1936)<br />

Prof. Dr. Max zur Verth †<br />

12. Jahrestagung (Würzburg 1937)<br />

Prof. Dr. Martin Reichardt †<br />

13. Jahrestagung (Kiel 1939)<br />

Prof. Dr. A.W. Fischer †<br />

14. Jahrestagung (Bochum 1950)<br />

Prof. Dr. Heinrich Bürkle de la Camp †<br />

15. Jahrestagung (Bonn 1951)<br />

Prof. Dr. Erich Freiherr von Redwitz †<br />

16. Jahrestagung (Oldenburg 1952)<br />

Prof. Dr. Helmut Bohnenkamp †<br />

17. Jahrestagung (Bad Neuenahr 1953)<br />

Ministerialrat a. D. Prof. Dr. Dr. Michael<br />

Bauer †<br />

18. Jahrestagung (Stuttgart 1954)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Kreuz †<br />

19. Jahrestagung (Goslar 1955)<br />

Prof. Dr. Gottfried Jungmichel †<br />

20. Jahrestagung (Heidelberg 1956)<br />

Prof. Dr. Dr. med. h.c. Dr. jur. h.c. K.H. Bauer †<br />

21. Jahrestagung (Köln 19<strong>57</strong>)<br />

Prof. Dr. Wilhelm Tönnis †<br />

22. Jahrestagung (Kiel 1958)<br />

Prof. Dr. Gustav Störring †<br />

23. Jahrestagung (Berlin 1959)<br />

Prof. Dr. Helmut Reinwein †<br />

24. Jahrestagung (Lindau/Bodensee 1960)<br />

Prof. Dr. Berthold Mueller †<br />

25. Jahrestagung<br />

(Garmisch-Partenkirchen 1961)<br />

Prof. Dr. Alfons Lob †<br />

26. Jahrestagung (Bad Godesberg 1962)<br />

Ministerialrat Dr. Clemens Dierkes †<br />

27. Jahrestagung (Berlin 1963)<br />

Oberregierungsrat a. D. Dr. jur. Herbert<br />

Lauterbach †<br />

28. Jahrestagung (Würzburg 1964)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Alfred Nikolaus Witt †<br />

29. Jahrestagung (Stuttgart 1965)<br />

Prof. Dr. Carl Humperdinck †<br />

30. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1966)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Junghanns †<br />

31. Jahrestagung (Berlin 1967)<br />

Prof. Dr. Herbert Elbel †<br />

32. Jahrestagung (Hamburg 1968)<br />

Prof. Dr. Heinrich Bartelheimer †<br />

33. Jahrestagung (Nürnberg 1969)<br />

Dr. Wolfgang Perret †<br />

34. Jahrestagung (Düsseldorf 1970)<br />

Prof. Dr. Günther Könn †<br />

35. Jahrestagung (Freiburg i. Brsg. 1971)<br />

Prof. Dr. Jörg Rehn †<br />

36. Jahrestagung (= Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung,<br />

Bern 1972)<br />

Prof. Dr. Georg Maurer †<br />

37. Jahrestagung (Berlin 1973)<br />

Prof. Dr. Günter Friedebold †<br />

38. Jahrestagung (Berlin 1974)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ulmer<br />

39. Jahrestagung (= 2. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung,<br />

Berlin 1975)<br />

Prof. Dr. Wolfgang Faubel †<br />

40. Jahrestagung (Berlin 1976)<br />

Prof. Dr. Heinz Contzen †<br />

41. Jahrestagung (Berlin 1977)<br />

Prof. Dr. Günther Dotzauer †<br />

42. Jahrestagung (Berlin 1978)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller<br />

43. Jahrestagung (= 3. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung,<br />

Wien 1979)<br />

Prof. Dr. Harald Tscherne<br />

44. Jahrestagung (Berlin 1980)<br />

Prof. Dr. Walter Düben †<br />

45. Jahrestagung (Berlin 1981)<br />

Prof. Dr. Leonhard Schweiberer<br />

46. Jahrestagung (Berlin 1982)<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst<br />

47. Jahrestagung (= 4. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung,<br />

Lausanne 1983)<br />

Prof. Dr. Caius Burri †<br />

48. Jahrestagung (Berlin 1984)<br />

Prof. Dr. Hermann Ecke †<br />

49. Jahrestagung (Berlin 1985)<br />

Prof. Dr. Günther Hierholzer<br />

50. Jahrestagung (Berlin 1986)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta<br />

51. Jahrestagung (= 5. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung,<br />

Berlin 1987)<br />

Prof. Dr. Eugen H. Kuner<br />

52. Jahrestagung (Berlin 1988)<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth<br />

53. Jahrestagung (Berlin 1989)<br />

Prof. Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg †<br />

54. Jahrestagung (Berlin 1990)<br />

Prof. Dr. Alfred Pannike<br />

55. Jahrestagung (= 6. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung,<br />

Wien 1991)<br />

Prof. Dr. Dieter Havemann †<br />

56. Jahrestagung (Berlin 1992)<br />

Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh<br />

<strong>57</strong>. Jahrestagung (Berlin 1993)<br />

Prof. Dr. Ulrich Holz<br />

58. Jahrestagung (Berlin 1994)<br />

Prof. Dr. Axel Rüter<br />

59. Jahrestagung (Berlin 1995)<br />

Prof. Dr. Gert Muhr<br />

60. Jahrestagung (Berlin 1996)<br />

Prof. Dr. Eberhard Markgraf<br />

61. Jahrestagung (Berlin 1997)<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

62. Jahrestagung (Berlin 1998)<br />

Prof. Dr. Lothar Kinzl<br />

63. Jahrestagung (Berlin 1999)<br />

Prof. Dr. Peter Hertel<br />

64. Jahrestagung (Hannover 2000)<br />

Prof. Dr. Norbert P. Haas<br />

65. Jahrestagung (Berlin 2001)<br />

Prof. Dr. Peter Kirschner<br />

66. Jahrestagung (Berlin 2002)<br />

Prof. Dr. Klaus Rehm<br />

67. Jahrestagung (Berlin 2003)<br />

Prof. Dr. Hartmut R. Siebert<br />

68. Jahrestagung (Berlin 2004)<br />

Prof. Dr. Andreas Wentzensen<br />

69. Jahrestagung (= 1. Gemeinsamer<br />

Kongress Orthopädie – Unfallchirurgie,<br />

Berlin 2005)<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />

70. Jahrestagung (= <strong>Deutsche</strong>r Kongress<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie,<br />

Berlin 2006)<br />

Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer<br />

71. Jahrestagung (= <strong>Deutsche</strong>r Kongress<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie,<br />

Berlin 2007)<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Die Angaben zu Präsidium, Preisträgern<br />

<strong>und</strong> früheren Präsidenten werden nur im<br />

Frühjahrsheft veröffentlicht.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Bericht aus dem Generalsekretariat<br />

„Immer ein bisschen weiter“ – Hugo Pratt alias Corto Maltese 1996<br />

H. Siebert<br />

Verehrte Kolleginnen,<br />

liebe Kollegen,<br />

wir haben unseren <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Nachrichten</strong> ein neues „Gesicht“ gegeben,<br />

hoffentlich auch mit einem entsprechend<br />

informativen <strong>und</strong> attraktiven Inhalt. Allen<br />

Autoren danken wir, Herr Arndt <strong>und</strong> ich, die<br />

wir für die mehr technische Seite der Umsetzung<br />

Sorge tragen, herzlich für ihre Beiträge!<br />

Der Bericht aus dem Generalsekretariat,<br />

wie meine Vorgänger diese Information benannt<br />

haben, wird Sie nicht über den Alltag<br />

der Mitgliederverwaltung, der Beantwortung<br />

vielfältigster Anfragen, dem Ersuchen<br />

von Medien nach den Sachverhalt häufig<br />

unvollständig wiedergebenden Informationen,<br />

der mannigfachen Unterstützung<br />

unserer Organe, einzelner Mitglieder oder<br />

Arbeitsgruppen durch die „hervorragende<br />

Arbeit“ (O-Ton vieler Mitglieder) informieren.<br />

Ich versuche Ihr Interesse auf die Beiträge<br />

in diesem Heft zu lenken, die die Arbeit<br />

vieler Mitglieder, die Herausforderungen an<br />

uns alle <strong>und</strong> Schwerpunkte unserer Tätigkeit<br />

in den letzten Monaten thematisieren.<br />

Unglaublich: Wochen sind bereits vergangen,<br />

seit unser Präsident des Jahres<br />

2007, Kuno Weise, den Staffelstab in Form<br />

einer „Präsidenten-Luftkette“ an Axel Ekkernkamp,<br />

unseren derzeitigen Präsidenten,<br />

weitergegeben hat. Unglaublich auch, dass<br />

das Kongressformat „<strong>Deutsche</strong>r Kongress<br />

Orthopädie/Unfallchirurgie“ so viele Interessierte<br />

nach Berlin locken konnte. Nicht<br />

nur deshalb gebührt den „Veranstaltern“<br />

Kuno Weise, Joachim Hasenpflug <strong>und</strong> Siegfried<br />

Götte <strong>und</strong> Ihren Teams Respekt, Anerkennung<br />

<strong>und</strong> ein herzliches Dankeschön!<br />

„Der Blick nach vorne“ – das Kongress-Motto<br />

2007 – hat sich gelohnt! Keineswegs ging<br />

es in kleinen Schritten weiter. Kuno Weise<br />

<strong>und</strong> Joachim Hassenpflug gaben mit ihrem<br />

Team eine durchaus als sportlich zu bezeichnende<br />

Schlagzahl an. Bereits zur ersten<br />

Sitzung des Koordinationsausschusses –<br />

der Vorstände beider Fachgesellschaften –<br />

im Oktober 2007 konnten wir Ergebnisse<br />

der Unions-Arbeitskreise zur Weiterbildung,<br />

zu Versorgungsstrukturen, zum Leitbild, zur<br />

Primärarzt-Tätigkeit <strong>und</strong> zum berufsgenossenschaftlichen<br />

Heilverfahren ausführlich<br />

beraten <strong>und</strong> noch zum Jahresende eine<br />

Empfehlung der Union zur Befugniserteilung<br />

in der Weiterbildung Facharzt Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

allen Präsidentinnen<br />

<strong>und</strong> Präsidenten der Landesärztekammern,<br />

der B<strong>und</strong>esärztekammer <strong>und</strong> den Weiterbildungsausschüssen<br />

vorlegen. Ziel <strong>und</strong> Absicht<br />

gleichermaßen ist es, b<strong>und</strong>eseinheitliche<br />

Regelungen allen Verantwortlichen,<br />

Kammern wie gutachtenden Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, an die Hand zu geben. Diesen<br />

Kollegen obliegt die Verantwortung, für alle<br />

einsehbare <strong>und</strong> damit transparente Entscheidungen<br />

zu treffen. Diese finden nicht<br />

überall Begeisterung, sie sind ein Kompromiss.<br />

Sie stellen den Kammern <strong>und</strong> uns allen<br />

unsere Bemühungen dar, die Qualität<br />

der Weiterbildung zu verbessern – auch unter<br />

dem Gesichtspunkt des Wettbewerbes<br />

um die BESTEN, die engagiertesten Studierenden<br />

für unser Fach! Sie finden den Wortlaut<br />

dieser Empfehlungen in diesem Heft.<br />

Dieser Arbeitskreis wird von Almut Tempka<br />

geleitet. Die Vertreter des BVOU konnten<br />

schlussendlich nicht der mehrfach überarbeiteten<br />

Fassung zustimmen, da ihrer Meinung<br />

nach der konservative Anteil zu wenig<br />

Berücksichtigung fand. Schade, denn damit<br />

haben wir eine Chance vertan, uns als monolithischer<br />

Block in der Öffentlichkeit <strong>und</strong><br />

bei den Landesärztekammern darzustellen.<br />

Diese ungenutzte Chance spiegelt wider,<br />

welch gr<strong>und</strong>sätzliche Differenzen trotz aller<br />

positiven Entwicklungen in der Bildung<br />

gemeinsamer Strukturen zwischen den Vorstellungen<br />

des Berufsverbandes der Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgen <strong>und</strong> den Fachgesellschaften<br />

noch in manchen Fragen <strong>und</strong><br />

Bereichen bestehen.<br />

„Gemeinsam die Zukunft gestalten“ – das<br />

Motto des diesjährigen <strong>Deutsche</strong>n Kongresses<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

vom 22. bis 25.10.<strong>2008</strong> in Berlin – verstehen<br />

die Präsidenten mit ihren Teams als die Herausforderung<br />

ihrer Präsidentschaft, insbesondere<br />

was die Arbeitsplatzbedingungen,<br />

die Weiterentwicklung unseres Faches <strong>und</strong><br />

die Zusammenführung beider Fachgesellschaften<br />

in eine arbeitsfähige <strong>Gesellschaft</strong><br />

unter Erhalt bewährter Strukturen angeht.<br />

Verbesserung der Arbeitsplatzbedingungen<br />

in Klinik <strong>und</strong> Praxis: Immer ein bisschen<br />

weiter, aber bislang doch nur im Kreis herum.<br />

Nach einer Umfrage des Marburger<br />

B<strong>und</strong>es aus dem Jahr 2007 (www.marburgerb<strong>und</strong>.de),<br />

an der sich fast 10.000 Mitglieder<br />

beteiligt haben, bringen immer noch<br />

65 % der Klinikärzte täglich bis zu 3 St<strong>und</strong>en<br />

patientenferne Verwaltungstätigkeiten auf.<br />

Familienfre<strong>und</strong>lichkeit bleibt weiterhin ein<br />

Fremdwort. Resümierend wird festgestellt,<br />

dass nur 69 % der Assistenzärzte, 66 % der<br />

Fachärzte <strong>und</strong> 70 % der Oberärzte den Arztberuf<br />

ein zweites Mal ergreifen würden.<br />

Sogar 59 % der Assistenz- <strong>und</strong> Fachärzte<br />

erwägen ihre Tätigkeit im Krankenhaus<br />

aufzugeben. Eine verheerende Bilanz unter<br />

den Mitgliedern des Marburger B<strong>und</strong>es.<br />

Sie spiegelt sicherlich die reale Situation<br />

in Kliniken wider. Die fast monatlich steigende<br />

Zahl an Stellenausschreibungen im<br />

<strong>Deutsche</strong>n Ärzteblatt belegt diese Einschätzung.<br />

Erschreckend auch das Ergebnis einer<br />

Befragung anlässlich einer Fortbildungsveranstaltung,<br />

in der weniger als 20 % der<br />

Teilnehmer angaben, nach ihrer Einstellung<br />

in der Klinik vom Chef der Klinik bzw. Abteilung<br />

zu einem Eingangsgespräch gebeten<br />

worden zu sein. Natürlich sind die Rahmenbedingungen<br />

erheblich verbesserungswürdig,<br />

doch auch wir als leitende Ärzte können<br />

manches zur klimatischen Besserung der<br />

Arbeitsplatzsituation beitragen! Regelmäßige<br />

strukturierte Mitarbeitergespräche,<br />

klare transparente Weiterbildungscurricula<br />

<strong>und</strong> Informationen über den Arbeitsablauf<br />

in der Klinik sollte jeder neu eintretende<br />

Mitarbeiter zu Beginn seiner Tätigkeit erhalten.<br />

Unser Bildungsauschuss kann Ihnen<br />

dabei helfen, ein Weiterbildungscurriculum<br />

für Ihre Klinik zu erarbeiten.<br />

Ob durch die Einrichtung neuer Berufsgruppen<br />

patientenferne ärztliche Tätigkeiten<br />

bald der Vergangenheit angehören, wird<br />

u. a. auch davon abhängen, wie wir bei der<br />

Einführung dieser neuen Berufsgruppen,<br />

z. B. chirurgisch-technischer Assistent, unsere<br />

Erfahrung <strong>und</strong> unser Selbstverständnis<br />

ärztlicher Tätigkeit im Bereich Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

einbringen. Die Politik<br />

wünscht eine derartige Neuorientierung<br />

ärztlicher Tätigkeit, sie plant dies <strong>und</strong> wird<br />

es noch im Jahr <strong>2008</strong> gesetzlich festlegen.<br />

Wir haben deshalb den Aufruf der B<strong>und</strong>esärztekammer<br />

im Herbst 2007, eine Stellungnahme<br />

zur Einführung dieser neuen Berufs-<br />

10<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


gruppen abzugeben, sehr ernst genommen<br />

<strong>und</strong> als Union klar Chancen <strong>und</strong> Grenzen<br />

dieser bereits existierenden Berufsgruppen<br />

definiert. Sie sollten aus erster Hand darüber<br />

informiert sein, deshalb geben wir den<br />

vollen Wortlaut in diesem Heft wieder.<br />

Um Ihnen einen Blick über den viel beschriebenen<br />

Tellerrand zu ermöglichen, haben wir<br />

unsere Kollegen Ch. Pape, Pittsburgh/USA<br />

<strong>und</strong> M. Schütz, Brisbane/Australien gebeten,<br />

von ihrer Tätigkeit zu berichten <strong>und</strong> die<br />

Versorgungsstrukturen <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

in diesen Ländern darzustellen.<br />

„Immer ein bisschen weiter“ schreitet auch<br />

die Atomisierung der Medizin, der Chirurgie<br />

<strong>und</strong> unseres Faches voran. Fast monatlich<br />

werden neue Fachgesellschaften, Vereinigungen<br />

<strong>und</strong> Gruppierungen von Spezialisten<br />

für Spezialisten gegründet. Sie fühlen<br />

sich in ihren „Mutter-Fachgesellschaften“ zu<br />

wenig repräsentiert, haben zu wenig Raum,<br />

sich <strong>und</strong> ihre Nöte darzustellen <strong>und</strong> erhoffen<br />

sich dadurch mehr Gehör zu verschaffen<br />

<strong>und</strong> uns bessere Fortbildungsangebote<br />

bieten zu können. Häufig formieren sie sich<br />

interdisziplinär <strong>und</strong> interprofessionell, <strong>und</strong><br />

versuchen damit die Praxis, die Wirklichkeit<br />

ihrer Tätigkeit in einer <strong>Gesellschaft</strong> besser<br />

abzubilden. Wir sollten diese Entwicklung<br />

unterstützen, diesen <strong>Gesellschaft</strong>en Raum<br />

<strong>und</strong> Platz für diese Ziele geben <strong>und</strong> sie<br />

einladen, ihre Ziele auf dem berufs- <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitspolitischen Sektor zusammen<br />

mit den etablierten Fachgesellschaften zu<br />

artikulieren. Eine Atomisierung der Ärzteschaft<br />

bringt politisch das Aus. Wir haben<br />

aus der Vergangenheit gelernt <strong>und</strong> deshalb<br />

in den letzten Jahren vermehrt den Schulterschluss<br />

mit AWMF <strong>und</strong> den aktiven medizinischen<br />

Fachgesellschaften gesucht <strong>und</strong><br />

gef<strong>und</strong>en (DRG, Weiterbildung, Hochschulpolitik).<br />

Deshalb laden wir die interdisziplinäre<br />

<strong>Deutsche</strong> Wirbelsäulen-<strong>Gesellschaft</strong><br />

ebenso wie die in Gründung befindliche<br />

<strong>Deutsche</strong> interdisziplinäre <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Intensivmedizin ein, diese Einladung anzunehmen.<br />

In den letzten Jahren haben wir als Vorstand<br />

immer wieder hingewiesen, dass es nicht<br />

alleine darum geht, in Universitätskliniken<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie rein formal<br />

durch zwei auf gleicher Augenhöhe stehende<br />

Repräsentanten vertreten zu sehen. Die<br />

Breite <strong>und</strong> die Tiefe des Faches Orthopädie/<br />

Unfallchirurgie muss an den Hochschulen<br />

durch Darstellung der verschiedenen Spezialitäten<br />

unseres Faches Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

verstärkt nach außen sichtbar<br />

gemacht werden, indem die Leistungen in<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Lehre aktiv <strong>und</strong> aggressiv<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Nur<br />

so können wir unsere Minimalforderungen<br />

nach leistungsgerechten Strukturen inhaltlich<br />

stützen. Wir sind uns deshalb mit den<br />

Vertreten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische Chirurgie<br />

einig, dass an allen Universitätsstandorten<br />

mehrere „Leuchttürme“ unser Fach vertreten<br />

müssen. Exemplarisch für diese Sicht<br />

sind die Bemühungen unseres Wissenschaftsausschusses,<br />

zusammen mit den<br />

Netzwerken der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische Chirurgie,<br />

die vielfältigen Forschungsvorhaben eng zu<br />

verknüpfen, damit trotz mieser Rahmenbedingungen<br />

ein Optimum an Ergebnissen,<br />

aber auch Öffentlichkeitsarbeit, erzielt werden<br />

kann.<br />

Ende letzten Jahres fand in Homburg die<br />

jährliche Sitzung der Sektion „Chirurgische<br />

Forschung“ statt. Hier konnten auf eindrucksvolle<br />

Weise Aktivitäten <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

klinischer <strong>und</strong> patientenbezogener<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung <strong>und</strong> deren flexible<br />

Organisationsformen einem breiten Publikum<br />

vorgestellt werden.<br />

„Immer ein bisschen weiter“ war unser Motto<br />

Anfang des Jahres 2007 in der Gestaltung<br />

der Zusammenarbeit beider Fachgesellschaften.<br />

„Wir sind einen großen Schritt“<br />

vorangekommen, so formuliert unser Präsident<br />

2007, Kuno Weise, zum Ende seines<br />

Amtsjahres, in seinem Tätigkeitsbericht <strong>und</strong><br />

ich glaube, es ist uns allen gelungen, die<br />

mannigfachen Bedenken aufzunehmen,<br />

Missverständnisse auszuräumen <strong>und</strong> die<br />

Wirklichkeit, wie sie sich an der hohen Zahl<br />

an Umbenennungen der Kliniken nachweisen<br />

lässt, Rechnung zu tragen. Die gemeinsame<br />

Strukturkommission der Union Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

hat erhebliche Fortschritte<br />

erzielt. Anfang Januar haben beide<br />

Vorstände die Weichen gestellt. In Arbeitsgruppen<br />

werden Vorschläge zur Beratung<br />

<strong>und</strong> Beschlussfassung durch die Präsidien<br />

beider Fachgesellschaften zur Bildung einer<br />

Fachgesellschaft „<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Orthopädie/Unfallchirurgie e. V.“ erarbeitet,<br />

wie dies unserem Vorstand vom Präsidium<br />

im Oktober 2006 in Berlin aufgetragen wurde.<br />

Dabei werden wir alle Gruppierungen<br />

unserer Mitglieder <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong> in diese<br />

neue Struktur einbinden. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie wird mit<br />

all ihren vielfältigen <strong>und</strong> aktiven Sektionen,<br />

Arbeitsgemeinschaften, Kommissionen <strong>und</strong><br />

Gremien weiterhin die spezifischen <strong>und</strong><br />

speziellen unfallchirurgischen Interessen in<br />

dieser neuen Struktur vertreten. Wir werden<br />

Sie über die Entwicklungen weiterhin zeitnah<br />

informieren. Diese Verpflichtung ist uns<br />

nicht nur selbstverständlich, sie ist Gr<strong>und</strong>lage<br />

unseres gegenseitigen Vertrauens.<br />

Wie interessiert <strong>und</strong> engagiert unsere<br />

Mitglieder diese Entwicklung beobachten<br />

<strong>und</strong> mittragen, erfahren wir auf den vielen<br />

Gründungstreffen zur Bildung regionaler<br />

Traumanetzwerke. Das Interesse ist groß,<br />

Strukturen einer regionalen Kommunikation<br />

über das rein fachliche hinaus zu finden <strong>und</strong><br />

zu nutzen. So wird unser Projekt TraumaNetzwerkD<br />

DGU auch dazu beitragen, die besonderen<br />

Interessen der Unfallchirurgen<br />

regional zu vertreten <strong>und</strong> in die Gremien<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong> einzubringen.<br />

Es sind gerade erst 12 Monate her, dass der<br />

Vorstand nach intensiver Beratung <strong>und</strong> unter<br />

Berücksichtigung der vielfältigen Auswirkungen<br />

den Auftrag an AKUT zur Umsetzung<br />

der Inhalte des Weißbuches übertrug.<br />

Es zeichnet sich derzeit ein so nicht erwartetes<br />

Interesse der Kliniken aller Versorgungsstufen<br />

ab, sich daran zu beteiligen.<br />

Parallel zur Umsetzung dieses Projektes<br />

haben wir nicht nur die verschiedensten<br />

Fachgesellschaften, sondern auch Kostenträger,<br />

Krankenhausgesellschaften <strong>und</strong> die<br />

Landesärztekammern darüber informiert<br />

<strong>und</strong> um Unterstützung gebeten. Ohne flankierende<br />

Maßnahmen von deren Seite <strong>und</strong><br />

einer Mitgestaltung aller an der Versorgung<br />

von Schwerverletzten Beteiligten an diesem<br />

Projekt werden wir das Ziel der Qualitätssicherung<br />

in der flächendeckenden Schwerverletztenversorgung<br />

nicht erreichen. Wir<br />

haben mit viel Engagement <strong>und</strong> in zahlreichen<br />

Besprechungen dieses Projekt betreut,<br />

wir wissen auch um manche Defizite,<br />

Versäumnisse <strong>und</strong> Ungereimtheiten in der<br />

Umsetzung. Wir haben deshalb vermehrt<br />

professionelle Unterstützung eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Über den derzeitigen aktuellen Stand informiert<br />

Sie der Sprecher des Arbeitskreises<br />

Steffen Ruchholtz, Marburg, in dieser Ausgabe.<br />

Erneut dient die Ihnen vorliegende Ausgabe<br />

von <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> auch<br />

dazu, Sie, die Mitglieder unserer <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

über die vielfältigen Projekte in Arbeitsgemeinschaften,<br />

Kommissionen, Sektionen<br />

<strong>und</strong> Ausschüssen zu informieren. Nicht<br />

nur ich hatte in den letzten Jahren vielfältige<br />

Gelegenheit über den Tellerrand unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />

hinaus zu blicken <strong>und</strong> kann ohne<br />

Überheblichkeit feststellen, dass unsere <strong>Gesellschaft</strong><br />

mit ihren Arbeitgemeinschaften,<br />

Sektionen <strong>und</strong> Kommissionen überaus<br />

wichtige Ergebnisse im wissenschaftlichen<br />

<strong>und</strong> unsere praktische Tätigkeit unterstützenden<br />

Bereichen aufzuweisen hat. So<br />

wurden in der Leitlinien-Kommission über<br />

10 Leitlinien gr<strong>und</strong>legend überarbeitet. Die<br />

Sport-AG hat die Rad-Weltmeisterschaft in<br />

Stuttgart zum Anlass genommen, um jüngeren<br />

interessierten Kolleginnen <strong>und</strong> Kolle-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 11


gen hautnah Einblick in die Tätigkeit eines<br />

sportärztlichen Dienstes bei Profi-Sportlern<br />

zu geben. Die Arbeitsgemeinschaft Gelenkchirurgie<br />

hat neue, wichtige Studien aufgelegt;<br />

es ist ihr gelungen im Verb<strong>und</strong> mit der<br />

Arbeitsgemeinschaft Alterstraumatologie,<br />

unserem methodologischen Beratungszentrum<br />

(MBZ) <strong>und</strong> dem Zentrum für klinische<br />

Studien in Heidelberg, Drittmittel für eine<br />

Versorgungsforschungsstudie zur Behandlung<br />

von Osteoporose assoziierten Frakturen<br />

beim BMFW erfolgreich anzuwerben.<br />

Die Becken AG berichtet über das weltweit<br />

größte Datenregister zu Verletzungen des<br />

Beckens. Und da komme man uns „die jüngeren<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen seien müde,<br />

ohne Ideen <strong>und</strong> Engagement“!<br />

Auf den verschiedenen Ebenen bilden sich<br />

derzeit gemeinsame „Plattformen“ beider<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en, um aus ihrer Sicht <strong>und</strong> den<br />

gemachten Erfahrungen vor Ort die Entwicklung<br />

des Zusammenwachsens von Unfallchirurgen<br />

<strong>und</strong> Orthopäden zu fördern.<br />

Vielleicht kann dies auch ein Zeichen für<br />

unseren sehr aktiven, unsere <strong>Gesellschaft</strong> in<br />

vielfältiger Weise unterstützenden Kreis der<br />

Senatoren mit ihrem Schatz an Erfahrungen<br />

sein, gemeinsam mit den Senatoren der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie <strong>und</strong><br />

Orthopädische Chirurgie dieses Projekt zu<br />

fördern <strong>und</strong> uns, die wir aufgerufen sind zu<br />

gestalten, durch ihren Rat zu unterstützen.<br />

Hier ein Zeichen zu setzen, hätte weitreichende<br />

Wirkung.<br />

Ein neues Jahr hat begonnen, eine Gelegenheit<br />

allen turnusmäßig aus ihren Ämtern<br />

ausscheidenden Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

für ihr großes Engagement, ihre erfolgreiche<br />

Leistung <strong>und</strong> ihre vertrauensbildende Arbeit<br />

herzlich zu danken!<br />

Sie, wir, konnten im vergangenen Jahr<br />

einiges trotz mancher Bedenken erfolgreich<br />

umsetzen im Sinne der Zielsetzung unserer<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, jedem Unfallverletzten die<br />

medizinisch notwendige Behandlung in bester<br />

Qualität zu sichern.<br />

Bleiben Sie unserer <strong>Gesellschaft</strong> weiterhin<br />

gewogen, artikulieren Sie Ihre Kritik, Ihre<br />

Wahrnehmungen, wir brauchen Sie!<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Ihr<br />

H. Siebert<br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />

Chirurgische Klinik II<br />

Unfall-, Hand-, Wiederherstellungschirurgie<br />

Diakonie-Klinikum<br />

74523 Schwäbisch Hall<br />

Tel.: (07 91) 75 342 31<br />

Fax: (07 91) 753 49 03<br />

E-Mail: hsiebert@diaksha.de<br />

12<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Ansprache des Präsidenten zur<br />

Eröffnung des DKOU 2007<br />

K. Weise<br />

Kongress<br />

Verehrte Gäste, liebe Fre<strong>und</strong>e,<br />

Volker Ewerbeck bezeichnete 2004 in seiner<br />

ebenso scharfzüngigen wie wachrüttelnden<br />

Ansprache unter anderem das über den<br />

jeweiligen Kongressen schwebende Motto<br />

als eine Art programmatischen Einheitsbrei<br />

aus dem Widerstreit von Gut-Böse, Fort- <strong>und</strong><br />

Rückschritt sowie Kompetenz <strong>und</strong> Inkompetenz.<br />

Sein eigenes: nämlich Licht – Liebe –<br />

Leben persiflierte er als krass gelungen. Unser<br />

diesjähriges Kongressmotto, es ist Ihnen<br />

allen sicherlich gewärtig, richtet den Blick<br />

nach vorn, dieweil Stillstand Rückschritt<br />

hieße. Damit erfüllt es die Ewerbeck'schen<br />

Kriterien voll umfänglich, sozusagen megakrass!<br />

Meine sehr verehrten Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

gestatten Sie mir, dass ich im Weiteren diesem<br />

unserem Kongressmotto vorsätzlich<br />

zuwiderhandle. Ich blicke zurück, mitunter<br />

in gelindem Zorn, auf jene vor nunmehr<br />

über 3 Jahren gebrandmarkten Missstände<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong> deren Weiterentwicklung<br />

bis zum heutigen Tag, speziell<br />

was die Interessen von uns Unfallchirurgen<br />

<strong>und</strong> Orthopäden anbelangt. Dies sei ein<br />

beliebtes Thema, so Ewerbeck, welches ein<br />

Kongresspräsident öffentlichkeitswirksam<br />

nutzen könne, auch ich möchte, wie alle<br />

meine Vorgänger, dieser Versuchung nicht<br />

widerstehen. Hauptsächlich gehe es, so<br />

Ewerbeck, um Folgendes, von mir im Weiteren<br />

als Kurzfassung umformuliert:<br />

„Die Berufsausübung der hier <strong>und</strong> jetzt<br />

tagenden Gruppierungen ist für das Wohl<br />

zumindest des b<strong>und</strong>esrepublikanischen,<br />

wenn nicht gar des überwiegenden Teils der<br />

Menschheit insgesamt unverzichtbar, obgleich<br />

schon gegenwärtig, erst recht aber<br />

angesichts zukünftiger Entwicklungen, die<br />

bereits real existierenden, gleichermaßen<br />

menschenunwürdigen wie verbesserungsbedürftigen<br />

Rahmenbedingungen im Ges<strong>und</strong>heitswesen,<br />

ungeachtet der Zugehörigkeit<br />

unserer Fachgesellschaften zur internationalen<br />

Spitzenklasse, dass also, sofern nicht<br />

alsbald eine Wende eintrete, diese Rahmenbedingungen<br />

unmittelbar in einen Abgr<strong>und</strong><br />

führen.“<br />

Ein veritabler Schachtelsatz, fürwahr, aber<br />

umschreibt er nicht die ganze Misere, der<br />

wir bei aller fachlichen Kompetenz <strong>und</strong><br />

internationalen Reputation bis heute ausgesetzt<br />

sind Bezüglich der gefühlten Einschätzung<br />

dieser beklagenswerten Umstände<br />

hat sich in den vergangenen Jahren<br />

wohl kaum Entscheidendes geändert. Und<br />

mit Blick nach vorn können wir solches auch<br />

zukünftig schwerlich erwarten, entsprechend<br />

einer Bemerkung von Harold Pinter,<br />

englischer Dramatiker („Der Hausmeister“):<br />

„Die Zukunft ist die Ausrede derer, die in<br />

der Gegenwart nichts tun wollen.“<br />

Gegenwärtig, so Ewerbeck weiter, bestehe<br />

eine zunehmende Neigung eines<br />

nicht unbeträchtlichen Teils der Ärzteschaft<br />

dahingehend, in vorauseilendem Gehorsam<br />

noch ökonomischer als die Ökonomen zu<br />

denken, zu reden, <strong>und</strong> womöglich auch noch<br />

so zu handeln. Dies wirkt sich in meiner eigenen<br />

Wahrnehmung bis heute der Gestalt<br />

aus, dass der Patient als „K<strong>und</strong>e“, mehr oder<br />

weniger freiwillig, auf ein wohlsortiertes<br />

Team sogenannter „Leistungserbringer“<br />

(Sie erinnern sich, früher haben wir die DDR<br />

auch mit sogenannt <strong>und</strong> Gänsefüßchen tituliert),<br />

also auf diese Leistungserbringer<br />

trifft, welche ihn auf einen Clinical Pathway<br />

geleiten, auf dem ihm die gewünschten bzw.<br />

erforderlichen Ges<strong>und</strong>heitsleistungen in<br />

definierten Zeiträumen <strong>und</strong> unter Anwendung<br />

preisgünstiger Methoden bei gleichzeitig<br />

geringst möglichem personellem Aufwand<br />

zu Teil werden. Ein solches, im Gr<strong>und</strong>e<br />

erschreckendes Szenario wird von alerten<br />

Experten aus dem Klinikmanagement mit<br />

tatkräftiger Unterstützung eilfertiger Controller<br />

unablässig verfeinert <strong>und</strong> unter wirtschaftlichen<br />

Aspekten verschlankt. Der treffend<br />

als Umkehr der Motivationskette der<br />

sogenannten „Leistungserbringer“ bezeichnete<br />

Wandel von der Patientenbetreuung<br />

zur Fokussierung auf Rentabilitätsaspekte<br />

ist unverändert voll im Gang. Und unsere alles<br />

andere als schlanke Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />

tut in dieser Richtung ihr Übriges. Wir sogenannten<br />

„Leistungserbringer“ hier im Saal<br />

haben die galoppierend fortschreitende<br />

Ökonomisierung auch in unserer unmittelbaren<br />

Umgebung als solche entlarvt, aber<br />

keinen ernsthaften Versuch unternommen,<br />

diesen Trend zu konterkarieren. Dazu Oswald<br />

Spengler „Der Untergang des Abendlandes“:<br />

„Der Geist denkt, das Geld lenkt.“<br />

Ist es das, was wir anstreben, als Leitbild für<br />

die Möglichkeiten, mit welchen wir heutzutage<br />

unsere Patienten behandeln wollen<br />

bzw. nicht mehr behandeln können<br />

Breiten Raum räumt Ewerbeck der Beschreibung<br />

menschlicher Aktivitäten ein, wofür<br />

von jeher spezielle Triebfedern existierten,<br />

nämlich Geld, Macht <strong>und</strong> – zögerlich von<br />

ihm hinzugefügt, na was wohl – Sex. Eine<br />

Prioritätenliste hinsichtlich der realen Bedeutung<br />

dieser Begriffe hat er wohlweislich<br />

nicht aufgestellt, dafür aber alle 3 in<br />

Beziehung mit Forschung gebracht, welche<br />

für deren Betreiber durchaus Sexappeal besitze.<br />

Wohlgemerkt, die Forschung.<br />

Und dann sei da noch die Neugier, welche<br />

selbst in der Ökonomie ihren Platz habe.<br />

Ich möchte noch die Phantasie hinzufügen,<br />

nach Einstein bekanntlich noch wichtiger<br />

als Wissen. Der Neugier <strong>und</strong> der Fantasie<br />

sind in der Forschung keine Grenzen gesetzt,<br />

im Erfolgsfall können Geld <strong>und</strong> Macht<br />

nachkommen, <strong>und</strong> das andere wollten wir<br />

ja offen lassen …<br />

Nun sind diese Begriffe ja möglicherweise<br />

auch in den Gehirnen ökonomischer<br />

Vordenker virulent, deren Visionen vom<br />

Outsourcing über Marketinginitiativen bis<br />

zu vielgestaltigen Synergieeffekten reichen,<br />

sämtlich getragen vom ultimativen<br />

Wirtschaftlichkeitsgebot. Wir sogenannten<br />

„Leistungserbringer“ sollten hierbei Acht<br />

geben, dass wir nicht gleichfalls dem Outsourcing<br />

oder anderen Verschlankungsmaßnahmen<br />

zum Opfer fallen. Und dann sind<br />

da noch so eine Art „Hermaphroditen“ moderner<br />

Krankenhausstruktur: überwiegend<br />

dem ärztlichen Berufsstand entronnene<br />

Zeitgenossen, mit allerlei durch bedeutungsschwangere<br />

Worthülsen gekennzeichnete<br />

Zusatzqualifikationen ausgestattet, für<br />

die kurative Medizin erkennbar ungeeignet,<br />

die kraft ihres unabhängigen Status <strong>und</strong> ihrer<br />

Weisungsbefugnis durchaus in der Lage<br />

sind, ihren medizinisch tätigen Ex-Kollegen<br />

retourkutschenhaft das Leben schwer zu<br />

machen. Einige Vertreter dieser Spezies,<br />

teilweise aufgestiegen bis in höchste Führungsetagen,<br />

sind nicht selten überfordert,<br />

da jeweils hälftig medizinisches <strong>und</strong><br />

ökonomisches Wissen nicht zwangsläufig<br />

den erfolgreichen Manager eines Großklinikums<br />

kürt. Fragen wir uns nun, ob in den<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 13


Kongress<br />

letzten 3 Jahren in unseren Krankenhausstrukturen<br />

diesbezüglich ein Paradigmenwechsel<br />

zu verzeichnen ist, so müssen wir<br />

solches schlicht negieren <strong>und</strong> uns mit dem<br />

Blick nach vorn wünschen, dass Oskar Wilde<br />

Recht hat mit seiner Aussage:<br />

„Erfahrung ist der Name, den wir unseren<br />

Irrtümern geben.“<br />

Und einen schwäbischen Sinnspruch möchte<br />

ich hinzufügen:<br />

„Herr schmeiß Hirn ra!“ (Übersetzt: Lieber<br />

Gott, werfe Gehirn herunter)<br />

Hoffen wir also, dass das Erkennen von<br />

Irrtümern im Ges<strong>und</strong>heitswesen positive<br />

Rückwirkungen auf die Entwicklung tragfähiger<br />

Zukunftsstrategien haben möge,<br />

welche unseren Patienten wieder in den<br />

Mittelpunkt aller Bemühungen rückt. Dort<br />

soll er umgeben sein von einem dann nicht<br />

nur mehr aus sogenannten „Leistungserbringern“<br />

bestehenden Team, sondern vielmehr<br />

aus einem solchen von Ärzten, Pflegepersonal,<br />

Physiotherapeuten <strong>und</strong> all den<br />

anderen Berufsgruppen, welche sämtlich an<br />

einer, medizinisch gesehen , optimalen Betreuung<br />

der ihnen anvertrauten Patienten<br />

höchstgradig interessiert sind. Dabei sollen<br />

ökonomische Gesichtspunkte ja nicht unbeachtet<br />

bleiben. Allerdings wird die Politik<br />

für Derartiges Geld <strong>und</strong> Mut aufzubringen<br />

haben, ersteres um die Rechnung für eine<br />

mehr patientenorientierte Form von Ges<strong>und</strong>heitsleistung<br />

zu begleichen, letzteres<br />

um die erhöhten Kosten hierfür der Öffentlichkeit<br />

begreiflich zu machen.<br />

„Wahrhaftigkeit <strong>und</strong> Politik wohnen selten<br />

unter einem Dach“,<br />

meint Stefan Zweig, <strong>und</strong> nach Goethe:<br />

„Ist einer neuen Wahrheit nichts schädlicher<br />

als ein alter Irrtum.“<br />

doch Shakespeare verheißt:<br />

„Wo Geld vorangeht sind alle Wege offen.“<br />

Volker Ewerbeck wähnte sich bei seiner<br />

Ansprache in 2004 auf einer Art ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

Reise mit unbekanntem<br />

Ziel, wobei er sich wortreich mit Politikerstatements<br />

<strong>und</strong> Wahlchancen auseinander<br />

setzte. Dazu passt das uns seit Kurzem vorliegende<br />

Gutachten des Sachverständigenrates<br />

mit dem griffigen Titel: „Kooperation<br />

<strong>und</strong> Verantwortung. Voraussetzungen einer<br />

zielorientierten Ges<strong>und</strong>heitsversorgung“,<br />

was ich Ihnen zur allfälligen, womöglich<br />

aber wenig erbaulichen Lektüre ans Herz<br />

lege. Es wird, sofern die Politik diesem folgt,<br />

für uns Ärzte, insbesondere uns Unfallchirurgen<br />

<strong>und</strong> Orthopäden, nicht zwangsläufig<br />

bessere Arbeitsbedingungen bieten.<br />

Das gilt vor allem für diejenigen unter uns,<br />

welche auf der Basis ihres Versorgungsauftrages<br />

nicht überwiegend als DRG-k<strong>und</strong>ige<br />

Rosinenpicker agieren <strong>und</strong> sich so der opulenten<br />

Filetstücke bei der Abrechnung von<br />

Mühewaltungen am muskuloskeletalen System<br />

bemächtigen können. Auch der, erlösmäßig<br />

betrachtet, <strong>und</strong>ankbare Patient hat<br />

ein Recht auf fachk<strong>und</strong>ige Behandlung, die<br />

eben nicht nur, frei nach Voltaire:<br />

„darin bestehe, dass der Arzt den Kranken/<br />

Verletzten so lange zu amüsieren habe, bis<br />

die Natur diesen geheilt hat.“<br />

Bei aller Bedeutung des Arzt-Patienten-<br />

Gesprächs: wir sogenannten „Leistungserbringer“<br />

haben in unseren Fächern weit<br />

mehr zu bieten, mit Blick nach vorn auch<br />

vielerlei, was vielleicht nicht alles evidenzbasiert,<br />

dafür offenk<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> erfahrungsgemäß<br />

hilfreich <strong>und</strong> wirksam ist.<br />

Den zweiten Teil seiner Ausführungen widmete<br />

Ewerbeck der Situation des Faches<br />

„Orthopädie“, nicht ohne gedankliche Exkursionen<br />

in Richtung Unfallchirurgie. Letztmalig<br />

wollte er über die langjährige, von<br />

allerlei Krisen geschüttelte Beziehungskiste<br />

dieser beiden reden, ein aus der Sicht ex<br />

post gleichermaßen heroisches wie zum<br />

Scheitern verurteiltes Unterfangen. Probleme<br />

mit der Beziehungsarbeit liegen keineswegs<br />

am mangelnden Sexappeal dieser<br />

beiden oder deren Protagonisten. Dazu später<br />

mehr. Das von ihm in Richtung mancher<br />

orthopädischer Kollegen angeprangerte<br />

Verhalten der Exekutierung von Wertschöpfung<br />

an als K<strong>und</strong>en verstandenen Patienten<br />

unter Ansatz teurer, dafür weitgehend<br />

wirkungsfreier Therapiemaßnahmen trifft<br />

naturgemäß auch auf ein paar schwarze<br />

Schafe aus der Unfallchirurgie zu. Geben<br />

wir der Hoffnung Ausdruck, dass bei der<br />

schrittweisen Zusammenführung unserer<br />

Fächer hierbei keine „unheiligen Allianzen“<br />

entstehen, mittels welcher sich Kollegen<br />

auf den Schlachtfeldern des unbarmherzigen<br />

Verteilungskampfes um budgetierte<br />

Fleischtöpfe unredlicher Verhaltensweisen<br />

befleißigen. Vielmehr sollten wir unsere gemeinsamen<br />

Feinde entlarven, welche uns<br />

mit dem Hinweis auf angeblich nicht nachvollziehbare<br />

Indikationsstellungen <strong>und</strong> zu<br />

großzügiges Abrechnungsverhalten mit der<br />

Folter anschwellenden Argumentationswustes,<br />

steigender Lust am Controlling <strong>und</strong><br />

überbordendem Regulierungswahnsinn<br />

malträtieren. Der französische Filmregisseur<br />

René Clair („Die Schönen der Nacht“)<br />

formuliert dies für uns Ärzte so:<br />

„Weniges auf der Welt verbindet so stark<br />

wie die Abneigung gegen Dritte.“<br />

Sorgen wir aber zuvor dafür, dass gemäß<br />

eines chinesischen Sprichwortes:<br />

„Bevor Du Dich daran machst, die Welt zu<br />

verbessern, gehe 3-mal durch Dein eigenes<br />

Haus“,<br />

dasjenige von Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

tadellos in Ordnung ist.<br />

Dies bedeutet auch, dass wir die erwähnten,<br />

unredlich agierenden Zeitgenossen auf den<br />

rechten Weg zurückführen.<br />

Um das Orthopädenschiff sicher auf Kurs<br />

zu halten, nennt Volker Ewerbeck diejenigen<br />

Aufgaben, welche die Crew zu erfüllen habe:<br />

Die exakte Zuweisung <strong>und</strong> Durchführung<br />

nautischer, sprich das Fach stützender Manöver<br />

<strong>und</strong> die Ausschau nach Verbündeten.<br />

Letztere seien auf 3 Gebieten zu suchen:<br />

In der Sache (uns Unfallchirurgen), bei solchen<br />

mit Geld (Kostenträger, Industrie) <strong>und</strong><br />

schließlich bei jenen mit politischer Macht.<br />

Lassen Sie mich mit den beiden letzteren<br />

fortfahren. Von den Kostenträgern haben<br />

wir zukünftig eher weitere Restriktionen<br />

zu erwarten, mit den Herstellern von Medizinprodukten<br />

verbündet uns eine Konstellation,<br />

die das Wesen der griechischen<br />

Tragödie erfüllt: es gibt 2 Wege <strong>und</strong> beide<br />

sind schlecht. Zu enge Verbindung kann aus<br />

medikolegalen Erwägungen gefährlich sein,<br />

zu loses Zusammenarbeiten dient schwerlich<br />

dem Fortschritt. Klingende Wortschöpfungen<br />

wie virtuelle Vorteilsnahme <strong>und</strong> die<br />

Buchstaben aus dem Antikorruptionsgesetz<br />

bringen uns in den Ruch unlauterer Verbindungen<br />

mit der Industrie, aber Drittmittel<br />

einwerben dürfen wir schon, <strong>und</strong> deren<br />

Höhe beeinflusst unser „Ranking“. Derlei<br />

Problematik wird diesjährig eines der Hauptthemen<br />

unseres Kongresses sein, denn ohne<br />

einander können wir nicht, vielmehr möchten<br />

wir miteinander eine beglückende Lebensabschnittspartnerschaft<br />

ohne permanentes<br />

Tapsen in umherstehende juristische<br />

Fettnäpfchen pflegen. Darüber hinaus muss<br />

es uns gelingen, am Standort Deutschland<br />

für unsere Fächer einen Boden von innovationsförderndem,<br />

fruchtbarem „Humus“ zu<br />

bereiten, der unser Leistungspotential stärkt<br />

<strong>und</strong> unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

beflügelt. Stillstand wäre bedauernswerter<br />

Rückschritt, mit Goethe richten<br />

wir den Blick nach vorn <strong>und</strong> sagen:<br />

„Es ist nicht genug zu wissen, man muss<br />

auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen,<br />

man muss auch tun.“<br />

Was haben wir am Ende von denjenigen<br />

zu erwarten, die die Hebel der Macht betätigen<br />

Es wäre wohl töricht zu glauben, dass<br />

sich bei der derzeit herrschenden politischen<br />

Konstellation unvermutet eine Art unfallchirurgisch-orthopädisches<br />

Schlaraffenland<br />

auftut, in welchem uns gebratene Tauben<br />

in Gestalt voluminösen Finanz-Dopings nur<br />

so um die Ohren, will sagen in den M<strong>und</strong><br />

fliegen. Gehen wir getrost davon aus, dass<br />

uns in Folge von Stillstand <strong>und</strong> Rückschritt<br />

der Mangel treuer Begleiter <strong>und</strong> beim Blick<br />

nach vorn Schmalhans Küchenmeister im<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystem bleiben wird. Dies enthebt<br />

uns nicht der Pflicht, zur Erhaltung der<br />

14<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Art <strong>und</strong> im Interesse unserer Patienten das<br />

Wort zu erheben <strong>und</strong> berechtigte Forderungen<br />

zu stellen.<br />

„Es gibt immer wieder Leute, in deren<br />

Gegenwart es nicht ratsam ist, bescheiden<br />

zu sein, sie nehmen einen allzu gern beim<br />

Wort“,<br />

meint dazu Louis Pasteur, also alleine mit<br />

Bescheidenheit sind die erwünschten Verbesserungen<br />

wohl kaum zu realisieren.<br />

Nachdem die Suche nach Geld <strong>und</strong> Macht<br />

nicht ganz unproblematisch ist, bleibt noch<br />

diejenige nach Verbündeten. Dies sind wir<br />

mittlerweile: Unfallchirurgen mit Orthopäden<br />

<strong>und</strong> vice versa. Da taucht doch noch<br />

einmal die Frage nach der Triebfeder „Sex“<br />

auf, vielleicht so: wie viel Sexappeal hat die<br />

Union Orthopädie/Unfallchirurgie Macht<br />

uns unser jeweiliger Partner an Wer ist der<br />

Lover, wer ist die Geliebte Brennt das Feuer<br />

zwischen uns oder haben sich beide schon<br />

die Finger verbrannt Verzehrt man sich in<br />

Sehnsucht, so lange man (noch) voneinander<br />

getrennt ist<br />

Ich entrate der Versuchung, auf diese Fragen<br />

hier <strong>und</strong> heute eine definitive Antwort<br />

geben zu wollen. Nur soviel: Man kann nicht<br />

mehr ohne einander, man ist entbrannt füreinander,<br />

man hegt Gefühle zueinander<br />

<strong>und</strong> man endet höchstwahrscheinlich in<br />

unauflösbarem Miteinander. Stillstand wird<br />

es in unserer Beziehung nicht geben, unser<br />

gemeinsamer Blick nach vorn in Richtung<br />

vertrauensvoller Gemeinsamkeit gipfelt in<br />

einem ultimativ letzten Zitat, diesmal von<br />

Georg Christoph Lichtenberg:<br />

„Es sind gewiss wenig Pflichten in der<br />

Welt so wichtig als die, die Fortdauer des<br />

Menschengeschlechts zu befördern <strong>und</strong> sich<br />

selbst zu erhalten, denn zu keiner werden wir<br />

durch so reizende Mittel gezogen als durch<br />

diese beiden.“<br />

Ich denke, mit dieser Aussage habe ich<br />

mich bezüglich dieser etwas heiklen Thematik<br />

mit Anstand aus der Affäre ziehen<br />

können.<br />

Im Namen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Unfallchirurgie darf ich den diesjährigen<br />

Kongress, zusammen mit unseren orthopädischen<br />

Fre<strong>und</strong>en, offiziell eröffnen <strong>und</strong><br />

Ihnen <strong>und</strong> uns einen ebenso erfolgreichen<br />

wie angenehmen Verlauf desselben wünschen.<br />

Vielen Dank!<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstr. 95<br />

72076 Tübingen<br />

Tel.: (0 70 71) 606 10 03<br />

Fax: (0 70 71) 606 10 02<br />

E-Mail: kweise@bgu-tuebingen.de<br />

Kongress<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 15


Kongress<br />

Nachlese zum DKOU 2007<br />

„Blick nach vorn – Stillstand ist Rückschritt“<br />

K. Weise<br />

Vom 24. bis 27. Oktober 2007 fand der gemeinsame<br />

<strong>Deutsche</strong> Kongress für Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie (DKOU) statt, der<br />

mit seinen Rekorden bezüglich Teilnehmer<strong>und</strong><br />

Besucherzahlen als ein weiterer Meilenstein<br />

auf dem Weg zur Zusammenführung<br />

unserer Fachgesellschaften gewertet<br />

werden darf. Die ganz überwiegend positive<br />

Resonanz bezüglich der von uns ausgewählten<br />

wissenschaftlichen Themen, die<br />

hohe Akzeptanz des Angebots an Veranstaltungen<br />

zur Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>und</strong> das<br />

große Interesse an Sitzungen zur Berufs<strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik waren sichtbarer<br />

Ausdruck dafür, dass der mittlerweile größte<br />

europäische Kongress für unsere Fachgebiete<br />

von Unfallchirurgen <strong>und</strong> Orthopäden<br />

in Kliniken <strong>und</strong> Praxen ohne Frage sehr gut<br />

angenommen wurde. Mit einer Teilnehmerzahl<br />

von knapp 7400 <strong>und</strong> einer Besucherzahl<br />

von mehr als 10.600 Personen konnten<br />

wir ungeachtet der Kürzung der Kongresstage<br />

deutliche Steigerungen gegenüber<br />

dem Vorjahr verbuchen ( Tab. 1). Wir, die<br />

Kongresspräsidenten 2007, schreiben dies<br />

zunächst einmal dem zunehmenden Wir-<br />

Gefühl bei Unfallchirurgen <strong>und</strong> Orthopäden<br />

zu, nicht zuletzt aber auch den attraktiven<br />

wissenschaftlichen Themen <strong>und</strong> den angebotenen<br />

Veranstaltungen zur Fort- <strong>und</strong> Wei-<br />

2003 2004 2005 2006 2007<br />

Mitglieder DGU (von 3321*) 1274 1518 1392 1591 1882<br />

Mitglieder DGOOC (von 2290*) 719 884 8<strong>57</strong> 859 932<br />

Mitglieder BVOU (von 6760*) 1202 1453 1593 1427 1536<br />

Nichtmitglieder 2899 2805 3024 3502 3040<br />

Tab. 2 Entwicklung der Teilnehmerzahlen der Fachgesellschaften von 2003 bis 2007; * inkl. Mehrmitgliedschaften<br />

terbildung. Ganz erfreulich ist zudem, dass<br />

die Mitglieder unserer Fachgesellschaften<br />

<strong>und</strong> des Berufsverbandes der Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgen die höchste jemals<br />

registrierte Teilnehmerzahl aufwies, wobei<br />

die besonders hohe Steigerung durch Mitglieder<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

mit selbstbewusstem Stolz <strong>und</strong><br />

verb<strong>und</strong>en mit herzlichem Dank hervorgehoben<br />

werden darf ( Tab. 2). Naturgemäß<br />

kommt die weitaus größte Zahl aktiver Teilnehmer<br />

am Kongress aus Deutschland, immerhin<br />

520 Kollegen, aber auch aus Österreich<br />

<strong>und</strong> der Schweiz ( Tab. 3). Es wird für<br />

die kommenden Jahre sicher von größter<br />

Bedeutung sein, unseren Kongress als die<br />

wissenschaftliche europäische Veranstaltung<br />

der Fachgebiete Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

zu platzieren <strong>und</strong> dadurch neben<br />

der Erhöhung der Anziehungskraft des<br />

DKOU für unseren Nachwuchs dieses auch<br />

in Richtung unserer europäischen Kollegen<br />

zu befördern. Auf diese Weise könnte sich<br />

der Kongress zu der bedeutendsten Veranstaltung<br />

unserer Fachgebiete entwickeln.<br />

Die ca. 7400 Teilnehmer entschieden sich<br />

ganz überwiegend für die Nutzung einer<br />

Dauerkarte (knapp 5000-mal), bezüglich der<br />

Tageskarten standen der Donnerstag <strong>und</strong><br />

der Freitag im Vordergr<strong>und</strong> ( Tab. 4). Trotz<br />

eines Kongresstages weniger im Vergleich<br />

zu 2006 hatten wir praktisch die identische<br />

Anzahl an Sitzungen, was eine gewisse Verdichtung<br />

in der Programmgestaltung im<br />

Sinne von deutlich mehr Veranstaltungen<br />

pro Tag zur Folge haben musste ( Tab. 5).<br />

Ungeachtet einer leichten Reduktion im<br />

Kursangebot konnte die Gesamtzahl der<br />

Kursteilnehmer ebenso gesteigert werden<br />

wie diejenige der Teilnehmer pro Kurs<br />

( Tab. 6).<br />

Vorsitzender, Referent 1125<br />

Chefarzt 868<br />

Oberarzt, Facharzt 1996<br />

Assistenzarzt 768<br />

Niedergelassener Arzt 926<br />

Ehrengast 450<br />

Angestellte 656<br />

OP-Pflegepersonal 285<br />

Physiotherapeut 156<br />

Student 94<br />

Sonstige 66<br />

Summe 7390<br />

Weitere Kongressbesucher<br />

Aussteller 1977<br />

Besucher Fachausstellung 1072<br />

Presse 204<br />

Gesamtsumme 10.643<br />

Tab. 1 Teilnehmerstatus<br />

Deutschland 6711 Dauerkarte (inkl. Ref./Vorsitz./VIP) 4929<br />

Österreich 246 Tageskarte Mittwoch 407<br />

Schweiz 272 Tageskarte Donnerstag 881<br />

Osteuropa 35 Tageskarte Freitag 881<br />

Übriges Europa 98 Tageskarte Samstag 399<br />

Übersee 15 Summe 7.390<br />

Tab. 3 Herkunft der Teilnehmer<br />

Tab. 4 Dauer des Kongressbesuchs<br />

2003 2004 2005 2006 2007<br />

Kongresstage 6 5 4 5 4<br />

Sitzungen 245 197 182 2<strong>57</strong> 254<br />

Durchschnitt/Tag 41 39 46 51 64<br />

Tab. 5 Programmdichte von 2003 bis 2007<br />

2003 2004 2005 2006 2007<br />

Kurse 43 36 38 49 40<br />

Buchungen 2091 1390 2272 1526 1619<br />

Teilnehmer/Kurs 40 39 60 31 40<br />

Tab. 6 Kurse von 2003 bis 2007<br />

16<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Wie in den Vorjahren wurde der Kongress<br />

evaluiert, um die Akzeptanz bei den Teilnehmern<br />

zu überprüfen. Wir haben dabei<br />

bewusst auf den Vergleich mit den Vorjahren<br />

verzichtet, weil die Bewertungskriterien<br />

etwas verändert worden sind. Beim Betrachten<br />

der aufgelisteten Prozentzahlen<br />

bezogen auf die einzelnen Kriterien war<br />

festzustellen, dass ganz überwiegend gute<br />

<strong>und</strong> sehr gute Noten verteilt wurden, wobei<br />

lediglich die bekannten Problemkreise<br />

wie Raumgröße, Diskussionszeit, allerdings<br />

auch der praktische Gewinn für die tägliche<br />

Arbeit etwas schlechtere Bewertungen erhielten<br />

( Tab. 7). Zu beachten ist darüber<br />

hinaus, dass die Rubrik „keine Meinung“<br />

auch jene Teilnehmer einschließt, die an<br />

der jeweiligen Veranstaltung gar nicht teilgenommen<br />

haben. Dies gilt speziell für die<br />

Mittagsvorlesungen, die Veranstaltungen<br />

der OP-Pflege <strong>und</strong> der Physiotherapie, das<br />

experimentelle Forum <strong>und</strong> die Kurse bzw.<br />

Fortbildungsveranstaltungen wie auch<br />

nicht zuletzt das Rahmenprogramm.<br />

Tabelle 8 ( Tab. 8) zeigt die Entwicklung<br />

der Annahmequote bei angemeldeten Abstracts<br />

<strong>und</strong> Postern, die verständlicherweise<br />

von der Kongressdauer mitbestimmt wird.<br />

Wir sind überzeugt davon, dass eine Annahmequote<br />

zwischen 50 <strong>und</strong> 60 % angemessen<br />

sein sollte <strong>und</strong> dass dies u.a. auch<br />

ein Qualitätsmerkmal eines Kongresses darstellt.<br />

Die Resonanz der Teilnehmer am wissenschaftlichen<br />

Programm weist eindeutig<br />

darauf hin, dass die Qualität der Präsentationen<br />

im Lauf der Jahre kontinuierlich gesteigert<br />

werden konnte.<br />

Die Parallelveranstaltungen der Operationspflege<br />

sowie der Physiotherapie erfreuten<br />

sich eines stattlichen Zuspruches <strong>und</strong> wurden<br />

bezüglich der ausgewählten Themenkreise<br />

<strong>und</strong> deren Abhandlung ausgesprochen<br />

positiv bewertet. Auch diese Feststellung<br />

entspricht den Erfahrungen aus dem<br />

Vorjahr, so dass sich diese Veranstaltungen<br />

einen festen Platz im Programm des DKOU<br />

erobert haben dürften. Dies darf den jeweiligen<br />

Organisatoren als Erfolg zugeschrieben<br />

<strong>und</strong> als verdienter Lohn für die anhaltenden<br />

Bemühungen verbucht werden.<br />

Last but not least möchte ich im Namen<br />

der Organisatoren dem Team der Fa. Intercongress<br />

für deren professionelle Unterstützung<br />

bei der Planung, Vorbereitung,<br />

Organisation <strong>und</strong> Durchführung des DKOU<br />

ganz herzlich danken. Ohne die fachk<strong>und</strong>ige<br />

Beratung <strong>und</strong> die vielfachen Hilfen<br />

durch das Team von Interkongress wäre der<br />

weitgehend reibungslose Ablauf unserer<br />

Veranstaltung nicht möglich gewesen. Dafür<br />

möchten wir uns gerade an dieser Stel-<br />

1. Wertigkeit sehr gut gut mäßig schlecht keine Meinung<br />

Wie beurteilen Sie Ihren<br />

Informationsgewinn<br />

Wie bewerten Sie den praktischen<br />

Gewinn für Ihre tägliche<br />

Arbeit<br />

Wie beurteilen Sie die<br />

Kommunikation mit Kollegen/<br />

Innen während des Kongresses<br />

Wie bewerten Sie den Überblick<br />

über Neuentwicklungen aus der<br />

Industrie<br />

Werden Sie den Kongress wieder<br />

besuchen<br />

19 % 68 % 10 % 0 % 3 %<br />

11 % 61 % 25 % 1 % 2 %<br />

35 % 50 % 11 % 1 % 3 %<br />

22 % 61 % 12 % 0 % 5 %<br />

ja: 86 % vielleicht: 7 % nein: 0 % o. A.: 7 %<br />

2. Konzept sehr gut gut mäßig schlecht keine Meinung<br />

Wie beurteilen Sie die Kongressdauer<br />

von Mittwoch bis<br />

Samstag<br />

Wie war die Raumgröße den<br />

Sitzungen angepasst<br />

Wie gefällt Ihnen das Poster-<br />

Center in Halle 13<br />

Wie finden Sie die<br />

Mittagsvorlesungen<br />

Wie beurteilen Sie die<br />

Einbeziehung der OP-Pflege<br />

Wie beurteilen Sie die Einbeziehung<br />

der Physiotherapie<br />

28 % <strong>57</strong> % 11 % 2 % 2 %<br />

13 % 50 % 25 % 10 % 2 %<br />

11 % 48 % 21 % 3 % 17 %<br />

14 % 47 % 14 % 2 % 23 %<br />

18 % 43 % 11 % 3 % 25 %<br />

20 % 46 % 11 % 2 % 21 %<br />

3. Quantität sehr gut gut mäßig schlecht keine Meinung<br />

Wie gefiel Ihnen die Anzahl der<br />

Sitzungen<br />

War die Diskussionszeit ausreichend<br />

bemessen<br />

Wie viele Sitzungen haben Sie<br />

besucht<br />

18 % 67 % 12 % 1 % 2 %<br />

12 % <strong>57</strong> % 23 % 5 % 3 %<br />

< 5<br />

9%<br />

5–10<br />

40%<br />

11–15<br />

33%<br />

16–20<br />

13%<br />

4. Qualität sehr gut gut mäßig schlecht keine Meinung<br />

Wie beurteilen Sie das Niveau der<br />

Wissenschaftlichen Sitzungen<br />

Wie beurteilen Sie das Niveau des<br />

Experimentellen Forums<br />

Wie beurteilen Sie das Niveau<br />

der Kurse<br />

Wie beurteilen Sie das Niveau der<br />

Tipps & Tricks<br />

Wie beurteilen Sie das Niveau der<br />

BVOU Fortbildung<br />

Wie beurteilen Sie das Niveau der<br />

Expertenr<strong>und</strong>en<br />

Wie beurteilen Sie das Niveau der<br />

Forschungs-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Berufspolitik<br />

Wie beurteilen Sie das Niveau der<br />

AG-, AK-, Sektionssitzungen<br />

Wie beurteilen Sie das Niveau der<br />

Posterbeiträge<br />

Tab. 7 Auswertung der Evaluation 2007 (Fortsetzung nächste Seite)<br />

> 20<br />

5%<br />

15 % 67 % 11 % 1 % 6 %<br />

10 % 41 % 10 % 1 % 38 %<br />

10 % 38 % 7 % 1 % 44 %<br />

18 % 47 % 8 % 0 % 27 %<br />

7 % 30 % 8 % 1 % 54 %<br />

17 % 45 % 7 % 0 % 31 %<br />

8 % 34 % 13 % 1 % 44 %<br />

8 % 37 % 8 % 1 % 46 %<br />

6 % 45 % 14 % 1 % 34 %<br />

Kongress<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 17


Kongress<br />

le nochmals ganz ausdrücklich bedanken.<br />

Unser Dank gilt in besonderem Maße auch<br />

unseren Partnern aus der Industrie, mit welchen<br />

uns eine vertrauensvolle Kooperation<br />

verb<strong>und</strong>en hat. Wir sind der festen Überzeugung,<br />

dass wir die richtige Mischung<br />

aus hoher Präsenz der Industrie einerseits<br />

<strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Unterstützung<br />

unseres Kongresses andererseits gef<strong>und</strong>en<br />

haben. Was die Zusammenarbeit mit den<br />

Medien, in Sonderheit der Presse anbelangt,<br />

können wir ebenfalls auf eine erfolgreiche<br />

<strong>und</strong> weiter ausbaufähige Kooperation verweisen.<br />

Der <strong>Deutsche</strong> Kongress für Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie 2007 war, nach allem was<br />

wir wissen, ein uneingeschränkt großer Erfolg,<br />

der viele „Väter“ <strong>und</strong> „Mütter“ hat. Allen<br />

an der Organisation <strong>und</strong> Durchführung Beteiligten<br />

darf ich am Ende meines Berichtes<br />

die gebührende Anerkennung aussprechen,<br />

verb<strong>und</strong>en mit meinem herzlichen Dank. Es<br />

sei mir erlaubt, dies in besonderem Maße<br />

gegenüber „Mister Congress“, meinem Kongresssekretär<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter Dr. Dirk Albrecht<br />

<strong>und</strong> dem Organisationsteam unserer<br />

Klinik zu tun. Unseren Nachfolgern, zuständig<br />

für den DKOU <strong>2008</strong>, wünschen wir die<br />

gleiche Freude <strong>und</strong> den nämlichen Erfolg<br />

bei ihrer Vorbereitungsarbeit.<br />

„Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts“ bemerkt<br />

Goethe; in diesem Sinne wünschen<br />

wir den Präsidenten des Kongresses <strong>2008</strong><br />

die geballte Neugier zahlreicher Kollegen<br />

<strong>und</strong> Kolleginnen in Form vielfacher Teilnahme<br />

an einem mit Sicherheit höchst attraktiven<br />

Programm.<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstr. 95<br />

72076 Tübingen<br />

Tel.: (0 70 71) 606 10 03<br />

Fax: (0 70 71) 606 10 02<br />

E-Mail: kweise@bgu-tuebingen.de<br />

5. Organisation sehr gut gut mäßig schlecht keine Meinung<br />

Wie benutzerfre<strong>und</strong>lich fanden<br />

18 % 51 % 15 % 3 % 13 %<br />

Sie die Kongress-Homepage<br />

Wie übersichtlich waren die<br />

22 % 58 % 13 % 2 % 5 %<br />

Drucksachen (Einladungs-, Vor-,<br />

Hauptprogramm)<br />

Wie hilfreich waren die Informationen<br />

auf den Monitoren vor<br />

den Sälen für Sie<br />

23 % 51 % 14 % 2 % 10 %<br />

Wie professionell haben Sie die<br />

Präsentationstechnik in den<br />

Sälen erlebt<br />

Wie empfanden Sie die<br />

Betreuung durch Intercongress<br />

35 % 55 % 5 % 0 % 5 %<br />

28 % 56 % 5 % 1 % 10 %<br />

Gesamtbewertung 16 % 46 % 11 % 1 % 26 %<br />

6. Rahmenprogramm sehr gut gut mäßig schlecht keine Meinung<br />

Wie hat Ihnen die feierliche<br />

Eröffnung gefallen<br />

Wie hat Ihnen die<br />

Eröffnungsparty gefallen<br />

Wie hat Ihnen die Kongressparty<br />

(Dresdner Bahnhof) gefallen<br />

Wie hat Ihnen/Ihrer Begleitung<br />

das Begleitpersonenprogramm<br />

gefallen<br />

Tab. 7 Auswertung der Evaluation 2007 (Beginn auf vorheriger Seite)<br />

9 % 21 % 3 % 0 % 67 %<br />

7 % 18 % 4 % 1 % 70 %<br />

4 % 12 % 3 % 1 % 80 %<br />

4 % 14 % 2 % 0 % 80 %<br />

2003 2004 2005 2006 2007<br />

Angemeldete Abstracts 1388 1565 1289 1498 1402<br />

Abgelehnte Abstracts 335 377 243 450 630<br />

Angenommene Abstracts 1094 1194 1046 1048 772<br />

Quote 79 % 76 % 81 % 69 % 55 %<br />

Angenommene Poster 202 202 172 193 209<br />

Geladene Vorträge k. A. 455 453 814 883<br />

Summe Vorträge/Poster 1053 1643 1499 1862 1655<br />

Kursbuchungen 2091 1390 2272 1526 1619<br />

Anzahl der Firmenworkshops 23 33 41 46 43<br />

Anzahl der Ausstellerfirmen 206 196 193 215 236<br />

Tab. 8 Präsentationen von 2003 bis 2007<br />

18<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Ansprache des Präsidenten zur<br />

Abschlussveranstaltung des DKOU 2007<br />

K. Weise<br />

Kongress<br />

Meine sehr verehrten Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

liebe Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Gäste,<br />

der Kongress tanzt nicht mehr, er geht vielmehr<br />

zu Ende. Wir Verantwortlichen für Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Organisation des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Kongresses für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

2007 sind gleichermaßen glücklich<br />

wie erleichtert, dass wir in diesen Tagen ein<br />

Mammutprogramm an wissenschaftlichen<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Events aus unserer Sicht einigermaßen erfolgreich<br />

über die R<strong>und</strong>en bringen konnten.<br />

Das bis dato vernommene Echo <strong>und</strong> die<br />

erfahrene Akzeptanz bestärken uns darin,<br />

dass es uns in gemeinsamer Anstrengung<br />

gelungen sein könnte, die Attraktivität<br />

des größten europäischen Kongresses für<br />

Unfallchirurgen <strong>und</strong> Orthopäden zumindest<br />

zu erhalten bzw. noch zu steigern. Die<br />

Auswertung von Daten aus der Evaluation<br />

durch die Teilnehmer <strong>und</strong> die statistischen<br />

Erhebungen durch Intercongress werden<br />

uns im Weiteren die Möglichkeiten geben,<br />

das Erreichte kritisch zu würdigen <strong>und</strong> unseren<br />

Nachfolgern Tipps zur weiteren Optimierung<br />

in Organisation <strong>und</strong> Ablauf des<br />

Kongresses mitzugeben.<br />

* siehe Übersetzung im AnhangL=L<br />

Apropos Nachfolger: Anlässlich der Abschlussveranstaltung<br />

im letzten Jahr hatte<br />

ich persönlich ein traumatisierendes<br />

Erlebnis, indem mir, <strong>und</strong> sicher auch vielen<br />

von Ihnen, der Unterschied zwischen der<br />

wohlhabenden <strong>und</strong> prosperierenden Orthopädie<br />

einerseits <strong>und</strong> dem armen Vetter<br />

Unfallchirurgie andererseits unübersehbar<br />

vor Augen geführt wurde. Während Joachim<br />

Hassenpflug zu seinem Amtsantritt eine<br />

schwere Goldkette umgehängt bekam, die<br />

er sich im Laufe des Jahres sicher immer mal<br />

wieder um den Hals gelegt <strong>und</strong> sich mit dieser<br />

heimlich im Spiegel betrachtet hat, fühlte<br />

sich der gemeine Unfallchirurg, in diesem<br />

Falle ich, angesichts dieser Ungleichstellung<br />

doch merklich zurückgesetzt. Eine derartige<br />

Attitüde entspricht zwar exakt dem Geist<br />

des in Tübingen virulenten schwäbischen<br />

Pietismus, gleichwohl spiegelt es nicht im<br />

Entferntesten die Bedeutung des kommenden<br />

unfallchirurgischen Präsidenten Axel Ekkernkamp<br />

wider. Es ist mir daher ein großes<br />

Bedürfnis, unserem Incoming President<br />

eine Art „Luftkette“, sozusagen eine chaîne<br />

d’air begleitet von einer kleinen schwäbischen<br />

Eloge, Sie wissen um die frankophilen<br />

Spuren in unserem Sprachschatz*, also<br />

so a chaînle net in echt, noi mehr em Hirn<br />

ond der Vorschdellong zum verleiha. Ma ka<br />

scho a bissle neidisch werda, wemmer dia<br />

Prachtskett’ vo selle Orthopäda aguckt, die<br />

wahrscheinlich an Haufa Geld koschtet hôt,<br />

obwohl dia Großkopfete von dene die Kett<br />

au net emmer romtraga könnet. Des Geld<br />

hätt mr vielleicht renger (übersetzt: besser)<br />

so a paar arme orthopädische Assistentla<br />

gebba, damit se net so viel demonschtriera<br />

oder sogar ins Ausland ganga müsset, wo<br />

mr mehr Schotter verdiena kann.<br />

Also jetzt zom Axel Ekkernkamp. Sei<br />

Nôchnama sagt jô scho, dass er net von<br />

hier, i moin aus am Schwôbaländle stammt,<br />

ond trotzdem isch der a Allmachts-Käpsele<br />

en seim Beruf. Was sag i, en seim Beruf,<br />

des isch so a Gscheidle wie der Späth, der<br />

hôt glei mehrere Berufe ond en älle isch er<br />

supper. Drom hôt er’s au so weit brocht ond<br />

onser B<strong>und</strong>espräsident Köhler, au an halber<br />

Tübinger, hôt em deswege scho wieder so a<br />

bsonders B<strong>und</strong>esverdienstkreuz omghängt.<br />

Was der scho älles kriegt hôt, des goht uff<br />

koi Kuhhaut. Jetzt fehlt em eigentlich bloss<br />

no der Pour le mérite oder der Hosabandorda;<br />

i sag des mit Fleiß, weil a bissle a Perspektiv<br />

muss der Kerle jô scho no han.<br />

Was aber net älle wisset, der Axel, onser<br />

Maître-de-plaisir im nächschta Johr, war<br />

zom passe-le-temps au scho öfter in Tübenga<br />

ond hôt dô uff ma Verbindungshaus<br />

gwohnt. So schaffig isch der Kerle, dass er<br />

au nô en der CDU, also bei de rechte (bei<br />

den richtigen) a ganz große Nummer isch.<br />

Mit am Axel Ekkernkamp isch die Ära<br />

von dene preschthafte schwäbische Präsidenta<br />

(Rehm, Siebert, Mutschler, Weise)<br />

aus onserm Jahrzehnt erscht amôl vorbei.<br />

Mir wellet jô au koine Inzucht-Präsidiale<br />

aus em Schwäbischa, drom isch es ganz<br />

gut, dass dô jetzt oiner kommt, den ma au<br />

z’Berlin verschtanda ka. I denk, die ganz unfallchirurgisch<br />

Bagage isch gschpannt ond<br />

freut sich, ond mir wissat jô au net genau,<br />

wia des mit sellera Amitié ortho-traumatologique<br />

ganga ka. Vielleicht hend mir dann<br />

gar koine oigene Präsdenta mehr <strong>und</strong> müsset<br />

älles mit de Orthopäda teila. Aber des<br />

hoißt au, dass dia Goldkett’, falls es doch<br />

no so an Präsidenta von dr DGU geba sollt,<br />

dem au zustôht, ond des wär doch a gmähts<br />

Wiesle.<br />

Für Di, Axel, kommt dia Chance zom Traga<br />

von der Goldkett z’spät, aber Dein Kompagnon<br />

Joachim Grifka tät Dir vielleicht den<br />

Gfalla, dass er se Dir am Wochenend amôl<br />

ausleiha dät, weil, ond da wett i mit älle ond<br />

jedem, die vor allem Dir ganz bsonders gut<br />

stôht. Heut kriagsch halt no selle virtuelle<br />

Luftkett, damit Du net so weidaged enttäuscht<br />

bischt, wie mir Präsidenta vor Dir.<br />

Jetzt isch gnug Heu honta, hôt mei Großvadder<br />

emmer gsagt, i hör auf ond wensch<br />

Dir, lieber Axel, älles Guate fürs nexschd<br />

Jôhr.<br />

A la bonheur …<br />

Anhang<br />

Sprachschatz –, also so eine kleine Kette,<br />

zwar nicht real, nein mehr gedacht <strong>und</strong> in<br />

der Imagination zu verleihen. Man kann<br />

schon ein wenig neidisch werden, wenn<br />

man die Prachtkette dieser Orthopäden<br />

betrachtet, die wahrscheinlich mit der Ausgabe<br />

eines größeren Geldbetrags verb<strong>und</strong>en<br />

war, obwohl Ex-, amtierende oder zukünftige<br />

Präsidenten unserer befre<strong>und</strong>eten<br />

Fachgesellschaft diese auch nicht ständig<br />

mit sich herumtragen können. Diesbezügliche<br />

finanzielle Aufwendungen hätte man<br />

womöglich besser auf notleidende orthopädische<br />

Assistenten in Weiterbildung übertragen,<br />

damit sie nicht so häufig demonstrieren<br />

oder gar ins Ausland abwandern<br />

müssen, wo die Verdienstmöglichkeiten<br />

vergleichsweise günstiger sein sollen.<br />

Nun zum Axel Ekkernkamp. Sein Nachname<br />

deutet bereits darauf hin, dass er ursprünglich<br />

nicht von hier, d.h. aus Württemberg<br />

stammt, gleichwohl zählt er in seinem<br />

Beruf zu den absoluten Spitzenleuten. Was<br />

heißt in seinem Beruf, er ist ja ähnlich wie<br />

Lothar Späth von solch hoher Intelligenz,<br />

dass er gleich mehrere Berufe bekleidet <strong>und</strong><br />

in all diesen ist er führend. Infolgedessen<br />

hat er's auch schon so weit gebracht, dass<br />

ihm unser Herr B<strong>und</strong>espräsident Köhler,<br />

übrigens ein alter Tübinger, das B<strong>und</strong>esverdienstkreuz<br />

1. Klasse verleihen konnte. Was<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 19


Kongress<br />

der Ekkernkamp schon alles an Orden erhalten<br />

hat, sprengt jegliches normale Vorstellungsvermögen.<br />

Jetzt fehlt ihm eigentlich<br />

nur noch der Orden „Pour le mérite“ oder<br />

der Hosenbandorden; ich sage dies absichtlich,<br />

weil unser künftiger Präsident ja schon<br />

noch gewisse Perspektiven benötigt.<br />

Was aber nicht jeder weiß ist, dass Axel<br />

Ekkernkamp, der erste Mann unserer Fachgesellschaft<br />

für <strong>2008</strong>, zum Zeitvertreib<br />

auch schon öfter in Tübingen weilte, wo er<br />

in einem Verbindungshaus abstieg. Darüber<br />

hinaus ist er derart umtriebig, dass er<br />

auch noch in der CDU, also bei den Rechten<br />

(d. h. den Richtigen) hohe innerparteiliche<br />

Bedeutung besitzt. Mit ihm ist die Ära der<br />

preschthaften (unübersetzbar, am ehesten<br />

dominierenden) schwäbischen Präsidenten<br />

unserer Dekade erst einmal Vergangenheit.<br />

Wir möchten ja auch keine präsidiale<br />

Inzucht aus Württemberg, deswegen ist<br />

es durchaus von Vorteil, wenn jetzt einer<br />

ans Ruder kommt, der sich auch zu Berlin<br />

verständlich machen kann. Ich denke, die<br />

gesamte unfallchirurgische Gemeinschaft<br />

ist gespannt <strong>und</strong> freut sich darüber, obwohl<br />

man nicht so genau weiß, wie es mit<br />

unserer orthopädisch-unfallchirurgischen<br />

Fre<strong>und</strong>schaft weitergeht. Womöglich haben<br />

wir dann keinen eigenen Präsidenten<br />

mehr <strong>und</strong> wechseln uns in zukünftigen Präsidentschaften<br />

mit unseren orthopädischen<br />

Fre<strong>und</strong>en ab. Dies würde aber eigentlich<br />

bedeuten, dass die Goldkette auch einem<br />

DGU-Präsidenten zustünde, <strong>und</strong> das wäre<br />

doch eine feine Sache.<br />

Für Dich, Axel, kommt die Chance zum<br />

Tragen der Goldkette allerdings zu spät, aber<br />

Dein Kompagnon Joachim Grifka könnte Dir<br />

vielleicht den Gefallen tun, diese Dir übers<br />

Wochenende einmal auszuleihen, weil, <strong>und</strong><br />

da gehe ich jede Wette ein, sie vor allem Dir<br />

ausgesprochen gut steht. Heute erhältst Du<br />

allerdings nur diese virtuelle Luftkette, damit<br />

Du nicht genauso tief enttäuscht bist,<br />

wie wir Präsidenten der DGU vor Dir.<br />

Damit soll es genug sein (der Originalton<br />

meines Großvaters wird nicht übersetzt),<br />

ich schließe hiermit <strong>und</strong> wünsche Dir, lieber<br />

Axel, alles Gute fürs nächste Jahr.<br />

Wie würde man in Bochum, Deiner früheren<br />

Wirkungsstätte, sagen<br />

Glück auf!<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstr. 95<br />

72076 Tübingen<br />

Tel.: (0 70 71) 606 10 03<br />

Fax: (0 70 71) 606 10 02<br />

E-Mail: kweise@bgu-tuebingen.de<br />

20<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Hans-Liniger-Preis 2007<br />

Knochenmasseverlustsyndrome im Schaf: Entwicklung <strong>und</strong><br />

Charakterisierung neuer klinikrelevanter Osteoporose-Großtiermodelle<br />

P. Pogoda<br />

Kongress<br />

Die Osteoporose <strong>und</strong> die osteosynthetische<br />

Versorgung osteoporoseassoziierte Frakturen<br />

stellt eine zunehmende Herausforderung<br />

für die Unfallchirurgie dar. Für die Entwicklung<br />

innovativer Therapieansätze <strong>und</strong><br />

deren präklinische Testung ist die Verfügbarkeit<br />

von geeigneten Großtiermodellen<br />

unverzichtbar. Da es bisher keine ethisch<br />

vertretbaren Osteoporose-Großtiermodelle,<br />

jenseits der Primaten, gab, war es das Ziel<br />

der vorliegenden Arbeit neue, klinikrelevante<br />

Osteoporose-Schafmodelle zu entwickeln.<br />

Durch stereotaktische, chirurgische Eingriffe<br />

am Schaf <strong>und</strong> eine anschließende Auswertung,<br />

die radiologische, histologische, histomorphometrische<br />

<strong>und</strong> laborchemische<br />

Untersuchungen umfasst, ist es gelungen,<br />

erfolgreich zwei neue Osteoporose-Modelle<br />

im Schaf zu generieren.<br />

Das erste Modell beruht auf der Instrumentierung<br />

des Hirnventrikelsystems mit<br />

kontinuierlicher Leptinapplikation. Dieses<br />

Modell konnten wir kürzlich im Journal of<br />

Bone and Mineral Research publizieren.<br />

Das zweite Modell, welches auf einer<br />

einzigen chirurgischen Intervention, nämlich<br />

der Diskonnektion von Hypophyse <strong>und</strong><br />

Hypothalamus, beruht, ist Gr<strong>und</strong>lage des<br />

Teilprojekt 1 der soeben bewilligten überregionalen<br />

DFG Forschergruppe 793 „Mechanismen<br />

der osteoporotischen Frakturheilung“‚<br />

<strong>und</strong> wird in diesem Kontext in der<br />

Kooperation mit Ulm (Prof. Claes), München<br />

(Prof. Mutschler) <strong>und</strong> Würzburg (Prof. Jakob)<br />

von uns weiter verfolgt.<br />

PD Dr. Pia Gross<br />

Kurze Vita<br />

T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T<br />

1986–1987<br />

Studium der Chemie <strong>und</strong> Zahnmedizin,<br />

Universität Hamburg<br />

1987–1996<br />

Studium der Humanmedizin,<br />

Universität Hamburg<br />

1996<br />

Promotion, Radiologische Klinik,<br />

Universität Hamburg<br />

1996–1997<br />

Ärztin im Praktikum, Abteilung für Unfall<strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie UKE,<br />

Universität Hamburg<br />

1998<br />

Approbation als Ärztin, Ärztekammer<br />

Hamburg<br />

1998–2005<br />

Wissenschaftliche Assistentin, Klinik<br />

<strong>und</strong> Poliklinik für Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie, Chirurgische<br />

Universitätsklinik, Universität Hamburg<br />

2002–2003<br />

Forschungsaufenthalte am Prince Henry<br />

Institute of Medical Research, Monash<br />

University, Melbourne, Australien<br />

2003<br />

Fachärztin für Chirurgie, Ärztekammer<br />

Hamburg<br />

Seit 2005<br />

Oberärztin, Klinik <strong>und</strong> Poliklinik für<br />

Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />

Zentrum für Operative Medizin,<br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

2006<br />

Habilitation für Chirurgie <strong>und</strong> Verleihung<br />

der venia legendi durch die Medizinische<br />

Fakultät der Universität Hamburg<br />

PD Dr. Pia Pogoda<br />

Klinik <strong>und</strong> Poliklinik für Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf<br />

Martinistr. 52<br />

20246 Hamburg<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 21


Kongress<br />

Innovationspreis 2007<br />

Der Einsatz eines multifunktionalen bildgestützten Interventionsraumes (MBI) in der Initialphase<br />

stationärer Schwerverletzten-Versorgung: Erwartungen, Realität <strong>und</strong> Perspektive<br />

T. Gross<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Die Notfallversorgung Schwerverletzter<br />

stellt aufgr<strong>und</strong> der oft gravierenden Verletzungsmuster<br />

<strong>und</strong> komplexen Behandlungsoptionen<br />

eine besondere Herausforderung<br />

für alle Beteiligten dar. Eine effiziente<br />

Erstversorgung im Spital, unmittelbar im<br />

Anschluss an den Notfalleinsatz am Unfallort<br />

<strong>und</strong> den Rettungstransport, ist für das<br />

Erreichen eines bestmöglichen Ergebnisses<br />

entscheidend. Angestrebt wird eine optimale<br />

Kombination von Zeitmanagement<br />

(„golden hour“) <strong>und</strong> Therapiequalität mit<br />

dem Ziel der Verminderung von unfall- bzw.<br />

behandlungsbedingter Letalität <strong>und</strong> Morbidität,<br />

sowie einer Verbesserung des Langzeitergebnisses<br />

(Lebensqualität).<br />

Ziel unserer Untersuchung war es, in<br />

einem ersten klinischen Schritt das Optimierungspotenzial<br />

notfallmäßiger Versorgung<br />

Schwerverletzter, welches die Implementierung<br />

der weltweit neuen integrierten Technik-<br />

<strong>und</strong> Operationssaaleinheit „Multifunktioneller<br />

Bildgestützter Interventionsraum“<br />

(MBI) in die bestehende Behandlungsabfolge<br />

am Universitätsspital Basel bewirken<br />

sollte, zu überprüfen.<br />

Methode<br />

Die quasi-randomisiert angelegte prospektiv<br />

konsekutive klinische Studie erfasste vom<br />

Februar 2003 – April 2005 168 erstversorgte<br />

polytraumatisierte Patienten mit einem ‚injury<br />

severity score’ (ISS) > 16 (124 m, 44 w;<br />

Ø ISS 30; Ø 42 J). Nach initialer Aufnahme<br />

aller Verletzten im REA-Raum wurden 87 im<br />

multifunktionalen bildgestützten Interventionsraum<br />

(MBI) weiterversorgt gegenüber<br />

81 im Kontrollarm (KON) konventioneller<br />

Behandlungsabläufe. Ergänzend zur medizinischen<br />

<strong>und</strong> sozioökonomischen quantitativen<br />

Analyse von Zeitabläufen, Prozessen<br />

sowie patientenbezogenen Kurz- <strong>und</strong> Langzeit-outcome-Parametern<br />

erfolgte erstmalig<br />

in einem derartigen klinischen Notfallszenario<br />

eine standardisierte Evaluation der<br />

Technologieintegration durch die in die Behandlung<br />

involvierten Mitarbeitenden, wofür<br />

ein neues Instrument entwickelt wurde.<br />

PD Dr. Thomas Gross<br />

Kurze Vita<br />

T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T<br />

1980<br />

Beginn Medizinstudium an der Universität<br />

Heidelberg<br />

1987<br />

Ärztliche Prüfung an der Universität<br />

Freiburg i. Brg.<br />

1987<br />

Medizinische Promotion an der Universität<br />

Heidelberg<br />

1987–1994<br />

Chirurgische Assistenzarzt-Ausbildung:<br />

Unfall- <strong>und</strong> Durchgangsarztpraxis Bühl,<br />

Universitätsklinik Heidelberg<br />

Allg.-chirurgische Klinik Universitätsspital<br />

Basel, St. Claraspital Basel<br />

Kreiskrankenhaus Bad Säckingen,<br />

Forschungsabteilung Departement<br />

Chirurgie der Universität Basel<br />

1994–1994<br />

Oberarzt Allg.-chir. Universitätsklinik,<br />

Kantonsspital Basel<br />

1995–1996<br />

Oberarzt Chirurgische Klinik Stadtspital<br />

Triemli Zürich<br />

1995<br />

Aequivalenzbescheinigung FMH Chirurgie<br />

(CH), Facharzt für Chirurgie (D)<br />

1997–1998<br />

Capoclinica chirurgia Ospedale Civico<br />

Lugano (CH)<br />

seit 1999<br />

Oberarzt Allg.-chirurgische Klinik,<br />

Universitätsspital Basel (USB)<br />

2000<br />

Europ. Facharztexamen:<br />

European Board of Surgery-Traumatology<br />

2003<br />

Schwerpunkttitel „Allgemeinchirurgie<br />

<strong>und</strong> Traumatologie“, Schwerpunkttitel<br />

„Viszeralchirurgie“<br />

2003–2005<br />

1. Oberarzt Abteilung Traumatologie,<br />

Allgemeinchirurgie, Universitätsspital<br />

Basel (CH)<br />

seit 2005<br />

Leiter Traumatologie <strong>und</strong> Vice-Primario<br />

Chirurgie, Ospedale Civico Lugano (CH)<br />

2006<br />

Anerkennung „Klinische Notfallmedizin“<br />

Schweiz. <strong>Gesellschaft</strong> für Notfall- <strong>und</strong><br />

Rettungsmedizin (SGNOR)<br />

2006<br />

Habilitation Medizinische Fakultät<br />

Universität Basel:<br />

„Der Einsatz eines multifunktionalen<br />

bildgestützten Interventionsraumes<br />

(MBI) in der Initialphase stationärer<br />

Schwerverletzten-Versorgung: Erwartungen,<br />

Realität <strong>und</strong> Perspektive“<br />

22<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Ergebnisse<br />

Die beiden Behandlungsgruppen erwiesen<br />

sich epidemiologisch <strong>und</strong> bez. Unfallschwere<br />

als vergleichbar. Obwohl die radiologischen<br />

Abklärungen im REA-Raum in<br />

der MBI-Gruppe umfangreicher waren als<br />

in der Kontrollgruppe (z. B. Röntgen: Becken<br />

in 79 vs. 58 % der Fälle, p=0,002), konnte<br />

bei MBI-Patienten das CT im Mittel > 12<br />

Minuten früher als im konventionellen Behandlungsarm<br />

durchgeführt werden (34,7<br />

+11,5 vs. 47,3 +19,9 min, p < 0,001). MBI-<br />

Patienten erfuhren signifikant weniger<br />

Transporte <strong>und</strong> Umlagerungen innerhalb<br />

des Spitals bis zur Verlegung auf die Intensivstation<br />

(p 1 Jahr nach Unfall) ließen<br />

angesichts der beschränkten Patientenzahl<br />

keine signifikante Abhängigkeit von der Behandlungsgruppe<br />

erkennen, auch wenn z. B.<br />

die 30-Tage Mortalität in der MBI-Gruppe<br />

6,3 % niedriger als in der Kontrollgruppe war<br />

(17,2 vs. 23,5 %). Ebenso fanden sich keine<br />

relevanten Unterschiede bez. erhobenem<br />

Personalaufwand resp. Spitalkosten <strong>und</strong><br />

-erlösen. Die Mitarbeiterbefragungen vor<br />

<strong>und</strong> nach Einführung des MBI im Polytrauma-Management<br />

bzw. pro Behandlungsfall<br />

wiesen bez. MBI im Wesentlichen eine<br />

Erfüllung der gehegten Erwartungen <strong>und</strong><br />

eine zunehmende Verbesserung der Zufriedenheit<br />

der Mitarbeitenden über die Zeit<br />

mit der Schwerverletzten-Versorgung nach.<br />

Die Befragungsergebnisse ließen allerdings<br />

trotz statistisch signifikanter Diskriminierung<br />

zwischen den einzelnen Behandlungsfällen<br />

keine Korrelationen zu klinischen<br />

Ablaufkoordinaten oder Outcome-Parametern<br />

erkennen. Hauptkritikpunkte des<br />

involvierten Personals waren bez. MBI die<br />

technische Bedienungsanfälligkeit, sowie<br />

Behandlungsgruppen-unabhängig u. a. ein<br />

persistierendes Ausbildungsbedürfnis der<br />

Mitarbeitenden <strong>und</strong> eine oft als inadäquat<br />

erlebte Teamleader-Funktion im Behandlungsablauf.<br />

Schlussfolgerung<br />

Der Einbezug eines integrierten Diagnostik<strong>und</strong><br />

Behandlungsraumes wie des MBI in die<br />

Notfallversorgung Schwerverletzter kann<br />

zu einer nachweisbaren Beschleunigung initialer<br />

Behandlungsabläufe, Reduktion von<br />

Transporten <strong>und</strong> Umlagerungen sowie Steigerung<br />

der Zufriedenheit der involvierten<br />

Mitarbeitenden führen. Die Anwendungslernkurve<br />

<strong>und</strong> Komplexität eines derartigen<br />

Szenarios müssen allerdings organisatorisch<br />

wie ausbildungsmäßig adäquat berücksichtigt<br />

werden. Als nächster Anwendungsschritt<br />

wird eine weitere Beschleunigung<br />

<strong>und</strong> Vereinfachung der Behandlungsabläufe<br />

mit dem Einsatz des MBI bereits als REA-<br />

Raum angestrebt. Sofern unter optimiertem<br />

Einbezug bewährter <strong>und</strong> interdisziplinär<br />

eintrainierter Behandlungsalgorithmen<br />

sowie gleichzeitiger professioneller Prioritätensetzung<br />

für die Schwerverletzten-Versorgung<br />

die komplette Erstversorgung vor<br />

Verlegung auf die Intensivstation in einem<br />

derartigen integrierten Diagnostik-, Therapie-<br />

<strong>und</strong> Operationssraum durchgeführt<br />

werden kann, erscheint zukünftig neben<br />

einer verbesserten Mitarbeiterzufriedenheit<br />

auch eine relevante Morbiditäts- bzw.<br />

Letalitätsverminderung für die betroffenen<br />

Polytrauma-Patienten durchaus realistisch.<br />

PD Dr. Thomas Gross<br />

Traumatologie <strong>und</strong> Vice-Primario Chirurgie<br />

Ospedale Civico Lugano<br />

Via Tesserete 46<br />

6903 Lugano<br />

Schweiz<br />

Kongress<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 23


Kongress<br />

Georg Friedrich Louis<br />

Stromeyer-Medaille 2007<br />

Laudatio auf Herrn Professor Dr. med. Jürgen Rudigier<br />

Literaturpreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

J. Probst<br />

Sehr verehrter Herr Kollege Rudigier!<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

verleiht Ihnen mit der Georg Friedrich<br />

Louis Stromeyer-Medaille ihren Literaturpreis<br />

2007, indem sie damit Ihr Werk „Kurzgefasste<br />

Handchirurgie – Klinik <strong>und</strong> Praxis“<br />

würdigt. Sie haben dieses Buch im vergangenen<br />

Jahr in 5., überarbeiteter Auflage<br />

herausgegeben <strong>und</strong> damit vielen Kollegen<br />

über den engeren Kreis der Handchirurgen<br />

hinaus erneut einen instruktiven, umfassenden,<br />

vielseitigen <strong>und</strong> zuverlässigen, von<br />

Auflage zu Auflage gewachsenen Wegweiser<br />

an die Hand gegeben <strong>und</strong> mit diesem<br />

nicht nur die speziellen Anforderungen,<br />

die dieses komplexe Organ in der täglichen<br />

Praxis stellt, in allen ihren Einzelheiten beschrieben,<br />

sondern auch das Bewusstsein<br />

der besonderen Stellung der menschlichen<br />

Hand gefördert. In Sichtweite den vorangegangenen<br />

folgende Auflagen machen auch<br />

neugierig <strong>und</strong> tragen so nicht nur zur Verbreitung<br />

des Buches, sondern auch zur repetitio<br />

litterarum bei. Ganz besonders hervorzuheben<br />

ist, dass Ihr Buch das Werk Ihrer<br />

alleinigen Autorenschaft, einer leider selten<br />

gewordenen Kunst, ist. In diesen Tagen richten<br />

sich die Blicke auf die Nobelpreisträger,<br />

da können wir freilich nicht mithalten; aber<br />

der Literaturpreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Unfallchirurgie hat seine eigene<br />

Nobilität. Wir danken Ihnen für diese großartige<br />

Leistung <strong>und</strong> beglückwünschen Sie<br />

zu diesem verdienstvollen Lebenswerk!<br />

Professor Dr. Jürgen Rudigier bei der Verleihung<br />

der Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille<br />

Cover des Buches „Kurzgefasste Handchirurgie –<br />

Klinik <strong>und</strong> Praxis“<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst<br />

Alter Mühlhabinger Weg 3<br />

82418 Murnau/Staffelsee<br />

24<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Kongress<br />

Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille (½ Größe)<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie e. V.<br />

verleiht unter der Präsidentschaft von Professor Dr. Kuno Weise<br />

auf einstimmigen Beschluss ihres Literaturpreis – Kuratoriums<br />

bestehend aus den Professoren Dres. P. Hertel, H.-J. Oestern,<br />

A. Pannike, J. Probst <strong>und</strong> K. M. Stürmer<br />

Herrn Professor Dr. med. Jürgen Rudigier<br />

Chefarzt der Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Handchirurgie <strong>und</strong><br />

Leitender Arzt des Traumatologischen Zentrums am Ortenau-Klinikum<br />

Offenburg<br />

die GEORG FRIEDRICH LOUIS STROMEYER-MEDAILLE<br />

Sie würdigt dadurch sein im Jahre 2006 erschienenes Buch<br />

Kurzgefasste Handchirurgie<br />

- Klinik <strong>und</strong> Praxis -<br />

Mit diesem im Jahre 2006 in 5. Auflage erschienenen Werk, das erstmals 1985 vorgelegt worden war <strong>und</strong> seither in den<br />

folgenden Auflagen die zum Teil raschen Fortschritte der Handchirurgie einarbeitete, hat der Verfasser aus den persönlichen<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> der Sicht der in drei Jahrzehnten gewachsenen Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung <strong>und</strong> klinischpraktischer<br />

Anwendung <strong>und</strong> Beobachtungen einen handchirurgischen Wegweiser geschaffen, der Zuverlässigkeit mit<br />

Instruktivität, umfassende Information mit subtiler handwerklicher Anleitung, vielseitige Betrachtung im Sinne der Einheit von<br />

Pathologie <strong>und</strong> Therapie mit gekonnter Stilsicherheit <strong>und</strong> sprachlicher Ausdruckskraft verbindet. Die schon ursprüngliche<br />

Zielsetzung, nicht nur ein Lehrbuch für den angehenden Handchirurgen, sondern auch ein Vademekum für den Unfallchirurgen,<br />

den handchirurgisch interessierten Orthopäden, den plastischen Chirurgen sowie für den Allgemeinchirurgen in der Praxis zu<br />

schreiben, ist in idealer <strong>und</strong> unübertrefflicher Weise erfüllt. Das im Titel beanspruchte Kurzgefasstsein bedeutet hier nicht eine<br />

der Sache letztlich abträgliche Verkürzung, sondern eine den Erfordernissen der täglichen Arbeit gerecht werdende Straffung der<br />

dennoch lückenlosen Bearbeitung des großen Stoffgebietes, das gleichermaßen akute wie rekonstruktive, ästhetische <strong>und</strong><br />

umfassende wiederherstellungschirurgische Aufgaben stellt. Dazu gehören auch die zahlreichen fachlichen Überschneidungen<br />

<strong>und</strong> nosologischen Einflüsse, insonderheit neurologische Beziehungen sowie grob- <strong>und</strong> feinfunktionelle Bedingungen, die in der<br />

Handchirurgie vorrangig zu berücksichtigen sind. Dem Verfasser gebührt Dank <strong>und</strong> Anerkennung auch für die Darstellung der<br />

Bedeutung der Handchirurgie im Rahmen der gesamten Chirurgie einerseits, für den von einer Verletzung oder Erkrankung der<br />

Hand betroffenen Patienten andererseits. Die Einzigartigkeit der menschlichen Hand <strong>und</strong> ihre Unersetzlichkeit stellen nicht nur<br />

hohe spezielle Anforderungen an ihre chirurgische Behandlung, sondern erfordern auch ein umfassendes Bewusstsein ihrer<br />

Stellung in der Geschichte <strong>und</strong> im Dasein des homo sapiens. Dieses zu wecken <strong>und</strong> wach zu halten, ist dem Autor vollendet<br />

gelungen. Das Werk vereinigt darüber hinaus vorbildlich fachliche Darstellung mit sprachgestalterischer Qualität. J. Rudigier hat<br />

sich mit diesem seinem Lebenswerk um die Chirurgie verdient gemacht.<br />

Berlin, den 23. Oktober 2007<br />

K. Weise J. Probst<br />

Präsident<br />

Vorsitzender des Kuratoriums<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 25


Kongress<br />

Reisestipendium der DGU 2007<br />

B. König<br />

Abb. 1 Montecello, Lebenswerk <strong>und</strong> Wirkstätte von Thomas Jefferson<br />

Abb. 2 Setup für eine chirurgisch navigierte hohe Tibia-Osteotomie<br />

Die durch das Reisestipendium der DGU<br />

2007 geförderte Reise ging an das University<br />

of Virginia Medical Center, speziell zu<br />

Prof. David Kahler, orthopädischer Chirurg<br />

mit Spezialisierung in Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />

den Einsatz chirurgischer Navigation am<br />

Becken.<br />

Das University of Virginia Medical Center in<br />

Charlottesville Virginia ist mit <strong>57</strong>9 Betten<br />

als Level I Trauma-Zentrum für die Primärversorgung<br />

eines großen Landkreises zuständig.<br />

Der dazugehörige Rettungs-Hubschrauber<br />

ist in Charlottesville stationiert.<br />

Alle medizinischen Fachrichtungen sind vor<br />

Ort vertreten.<br />

Im Abrechnungsjahr 2006/2007 wurden im<br />

University of Virginia Medical Center 30.145<br />

Patienten (ohne Wochenbett-Patientinnen)<br />

aufgenommen, die durchschnittliche Liegedauer<br />

betrug 5,69 Tage. Des Weiteren<br />

wurden 630.201 ambulante Patienten sowie<br />

59.756 Notfälle im Emergency Room<br />

behandelt.<br />

An das Krankenhaus gekoppelt ist die University<br />

of Virginia School of Medicine, gegründet<br />

1825. Die in den USA auf Platz 6 gerankte<br />

medizinische Fakultät konnte 1999<br />

bis 2000 an Fördergeldern 123 Millionen<br />

US-Dollar einwerben.<br />

Vor dem ersten Klinik-Besuch wurde mir<br />

am Anreise-Wochenende ein Ausflug in die<br />

Historie Virginias <strong>und</strong> der gesamten USA<br />

empfohlen: die Besichtigung von Montecello,<br />

welches durch Thomas Jefferson<br />

(1743–1826, Gouverneur von Virginia, amerikanischer<br />

Präsident 1801–1809) erbaut<br />

<strong>und</strong> mit Unterbrechungen lebenslang bewohnt<br />

wurde. Jefferson ist Autor der Unabhängigkeitserklärung<br />

von 1776, gilt als sehr<br />

fortschrittlich in allen Belangen der <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>und</strong> war neben seinen politischen<br />

Aktivitäten als Architekt von Montecello,<br />

Richter, Forscher <strong>und</strong> Erfinder sowie insbesondere<br />

als Farmer tätig. Seine Ideen sind<br />

bis heute allgegenwärtig.<br />

Im Wesentlichen werden die orthopädisch-unfallchirurgischen<br />

Patienten an vier<br />

verschiedenen Stellen behandelt: in dem<br />

University Hospital des University of Virginia<br />

Medical Center in Charlottesville mit<br />

täglich 28 parallel laufenden chirurgischen<br />

Operationssälen, dem UVa Outpatient Surgery<br />

Center für ambulante Eingriffe <strong>und</strong><br />

zwei Ambulanzbereiche für primäre Patientenvorstellungen<br />

<strong>und</strong> Nachkontrollen,<br />

dem UVa Musculosceletal Center sowie<br />

dem Orthopaedics McCue Center bzw. UVa-<br />

HealthSouth Sports Medicine & Rehabilitation.<br />

Letzteres findet sich im Gebäude des<br />

Trainings- <strong>und</strong> Rehabilitationsbereiches des<br />

Virginia Cavaliers Football Team.<br />

Ein typischer OP-Tag fängt um 6.15 Uhr bzw.<br />

6.30 Uhr mit Fortbildungen an. Im Rahmen<br />

einer solchen Fortbildung habe ich über unser<br />

gemeinsames Forschungsfeld referiert,<br />

den Einsatz chirurgischer Navigationssysteme<br />

in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie.<br />

Navigationssysteme haben noch lange keine<br />

so breite Akzeptanz in Nordamerika gef<strong>und</strong>en<br />

wie in Deutschland. In der anschließenden<br />

Diskussion <strong>und</strong> in Gesprächen mit<br />

amerikanischen Kollegen an anderen Tagen<br />

zeigte sich, dass Vorurteile wie: „das brauche<br />

ich doch nicht“ oder „ich kann das auch<br />

ohne Navigation“ noch relativ verbreitet<br />

sind. David Kahler ist sozusagen ein Pionier<br />

der Navigation in den USA.<br />

Nach den Fortbildungen wurden Patientenfälle<br />

postoperativ durch die behandelnden<br />

Teams präsentiert <strong>und</strong> im Kollegenkreis<br />

diskutiert. Nachfolgend wird ein Kaffee auf<br />

dem Weg in den OP genommen. Als besonders<br />

interessante OP-Punkte sind die offen<br />

oder perkutan teils navigiert versorgten<br />

Beckenring- <strong>und</strong> Acetabulumverletzungen<br />

sowie eine navigiert ausgeführte hohe<br />

Tibiaosteotomie bei posttraumatischer Varusfehlstellung<br />

zu nennen. Aus juristischen<br />

bzw. versicherungsrechtlichen Grünen durfte<br />

ich mich nicht einwaschen, jedoch gaben<br />

die präoperative Vorstellung <strong>und</strong> die intraoperativen<br />

Beobachtungen genügend interessanten<br />

Diskussionsstoff.<br />

In allen Operationssälen <strong>und</strong> Behandlungszimmern<br />

können Ärzte über ein Intranetsystem<br />

auf alle Dokumente <strong>und</strong> Bilddaten<br />

aller Patienten zugreifen, einige präopera-<br />

26<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


tive Planungen ausführen <strong>und</strong> den Verlauf<br />

abrufen. In vielen Gesprächen konnte ich<br />

mit David Kahler Unterschiede in Setup <strong>und</strong><br />

Vorgehensweise navigierter Operationen<br />

diskutieren. Gemeinsame Forschungsprojekte<br />

speziell für die navigierte Versorgung<br />

von Beckenring- <strong>und</strong> Acetabulumfrakturen<br />

wurden vereinbart.<br />

Während eines der Besuche im UVa Outpatient<br />

Surgery Center wurde ich dem Sportorthopäden<br />

mit Schwerpunkt auf Knie- <strong>und</strong><br />

Schulterchirurgie Mark D. Miller vorgestellt.<br />

Während der zwei Ambulanztage pro Woche<br />

konnte ich viele interessante Verläufe,<br />

unter anderem konservativ behandelte<br />

vordere Pfeiler-Frakturen des Acetabulums<br />

sehen. Während einer Rufbereitschaft nutze<br />

David Kahler die Zwischenzeit, mir den Uni-<br />

Campus von Charlottesville zeigen, eine<br />

reizvolle Anlage, deren Anlage ebenfalls<br />

Thomas Jeffersons Spuren unübersehbar<br />

trägt, zum Beispiel in Form von die Studentengärten<br />

eingrenzenden serpentinenförmig<br />

gebauten Mauern, welche durch ihre<br />

Bauweise vor dem Umstürzen bewahrt werden.<br />

Die Studenten können sich in kleinen<br />

holzgeheizten Räumen direkt am Campus<br />

einmieten, deren Sanitäranlagen im darunter<br />

liegenden Stockwerk nur über Außenanlagen<br />

zu erreichen sind.<br />

Am letzten Tag meines Klinikaufenthaltes<br />

besuchte ich das Orthopaedics McCue Center<br />

<strong>und</strong> das im selben Gebäude befindliche<br />

UVa-HealthSouth Sports Medicine & Rehabilitation<br />

Center. In dieser Trainingsstätte<br />

der Virginia Cavaliers direkt neben dem alten<br />

Stadion findet sich ein großer Fitness<strong>und</strong><br />

Physiotherapiebereich, verschiedene<br />

Badebecken <strong>und</strong> Wasser-Trainingsbereiche.<br />

Am Tag vor dem Rückflug habe ich noch eine<br />

R<strong>und</strong>-Tour nach Virginia Beach gestartet.<br />

Erster Haltepunkt war Jamestown-Island,<br />

dem Ort, an welchem die erste feste britische<br />

Kolonie gegründet worden war, nachdem<br />

dort am 13. Mai 1607 drei englische<br />

Schiffe angelandet waren. Heutzutage sind<br />

die Gr<strong>und</strong>mauern des Forts, eine Ruine der<br />

alten Kirche, Denkmäler <strong>und</strong> Ausgrabungsstätten<br />

sowie das archäologische Museum<br />

zu besichtigen. Es gestattet mit dem modernen<br />

Besucherzentrum einen schnellen<br />

historischen Einblick in die Geschehnisse<br />

des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts. Daran anschließend<br />

bot sich der Besuch von Williamsburg an,<br />

einer äußerst sehenswerten Kleinstatt, in<br />

welcher Autos verboten sind <strong>und</strong> unter anderem<br />

Geschäfte <strong>und</strong> Gewerke wie in der<br />

Zeit des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts gepflegt werden.<br />

Die Tour habe ich nach Virginia Beach<br />

fortgesetzt, nach einem Strandbummel im<br />

Sonnenschein den 20 Meilen langen Chesapeake<br />

Bay Bridge-Tunnel über die Lower<br />

Chesapeake Bay genommen. Die Brücke mit<br />

zwei Tunneln für den kreuzenden Schiffsverkehr<br />

brachte mich nach Fishermans Island<br />

<strong>und</strong> wiederum einen tollen Sandstrand, der<br />

Anfang Dezember ein grandioses Farbenspiel<br />

des Sonnenunterganges bot. Leider<br />

kam der Tag des Abfluges viel zu schnell.<br />

Ich danke der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Unfallchirurgie, dass sie mir diesen sehr<br />

interessanten Aufenthalt in Virginia mit<br />

diesem Reisestipendium ermöglicht hat. Ich<br />

habe neue Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Forschungspartner<br />

gewonnen <strong>und</strong> werde die vielen Eindrücke<br />

<strong>und</strong> Anregungen für meine weitere klinische<br />

<strong>und</strong> wissenschaftliche Tätigkeit am<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

nutzen.<br />

Mit dem Aufenthalt bei David Kahler konnte<br />

ich bei einem international anerkannten<br />

Spezialisten für Navigation in der Beckenchirurgie<br />

wichtige neue Erfahrungen gewinnen<br />

<strong>und</strong> zukünftige gemeinsame Forschungsprojekte<br />

planen.<br />

Dr. Benjamin König<br />

Abteilung für Unfallchirugie<br />

Klinikum rechts der Isar<br />

TU München<br />

Ismaninger Str. 22<br />

81675 München<br />

Kongress<br />

Abb. 3 Sonnenuntergang auf Fishermans Island<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 27


Kongress<br />

Einladung: <strong>Deutsche</strong>r Kongress für<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie <strong>2008</strong><br />

22. bis 25. Oktober <strong>2008</strong>, Berlin<br />

A. Ekkernkamp<br />

Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

liebe Fre<strong>und</strong>e,<br />

gut sechs Monate vor Kongressbeginn darf<br />

ich Sie im Namen der beteiligten Teams<br />

von DGOOC, BVOU, DGU, der Union Orthopädie/Unfallchirurgie,<br />

aber auch im Namen<br />

von Intercongress sehr herzlich nach<br />

Berlin einladen. Die Vorbereitungen laufen<br />

auf Hochtouren, viele von Ihnen sind aktiv<br />

in die Programmgestaltung eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Sehr erfreulich war die große Zahl von Vortragsanmeldungen,<br />

am 16. Januar konnten<br />

wir 1482 zählen <strong>und</strong> in den Review-Prozess<br />

einbringen. Unter der Vorstellung, dass die<br />

langjährig erfahrenen Reviewer auf dem<br />

Boden der ausgeklügelten Methodik nicht<br />

nur ihre eigenen Schwerpunkte beurteilen<br />

können, haben wir eine Randomisierung in<br />

der Zuteilung der Abstracts zu Bewertern<br />

vorgenommen. Nur Themen des experimentellen<br />

Bereiches wurden davon ausgenommen.<br />

Schon jetzt können wir mit Bestimmtheit<br />

prophezeien, dass es zu einem hochinteressanten<br />

wissenschaftlichen Aus-, Weiter<strong>und</strong><br />

Fortbildungsprogramm kommen wird.<br />

Was die reine Organisation des Kongressablaufes<br />

anbelangt, so haben wir uns die<br />

positiven Erfahrungen unserer Vorgänger in<br />

der Gestaltung des wissenschaftlichen Programms<br />

zu eigen gemacht. Etwas ändern<br />

werden wir die Zielgruppe am Samstag, die<br />

Themen sollen ganz besonders Kliniker <strong>und</strong><br />

den heute leider häufig unter der Woche<br />

schwer abkömmlichen wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs interessieren. Natürlich freuen<br />

wir uns über niedergelassene Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, denen wir auch am 25. Oktober<br />

<strong>2008</strong> ein interessantes Angebot machen<br />

wollen.<br />

Bezüglich der Kursplanung haben wir eine<br />

gewisse Konzentrierung vorgenommen, indem<br />

wir solche Themen erneut anbieten,<br />

welche in den vergangenen Jahren stets gut<br />

besucht <strong>und</strong> entsprechend begehrt waren.<br />

Die Kursleiter haben ein festes „Korsett“<br />

für ihre Planung erhalten. Die Kursgebühr<br />

bleibt unverändert.<br />

72. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

Präsident: Prof. Dr. Dr. Axel Ekkernkamp<br />

94. Tagung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Orthopädie <strong>und</strong> orthopädische<br />

Chirurgie<br />

Präsident: Univ.-Prof. Dr. Joachim Grifka<br />

49. Tagung des Berufsverbandes der<br />

Fachärzte für Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

Präsident: Dr. Siegfried Götte<br />

Gemeinsam die Zukunft gestalten<br />

www.orthopaedie-unfallchirurgie.de<br />

Kurse stellen ebenso wie Sitzungen zu<br />

„Tipps <strong>und</strong> Tricks“ sowie „Expertenr<strong>und</strong>en“<br />

Teile eines abgestuften Weiter- <strong>und</strong> Fortbildungsprogramms<br />

dar, welches wir in drei<br />

Levels unterteilt haben. Ausrichtung <strong>und</strong><br />

Zielgruppen dieser Veranstaltung verstehen<br />

wir wie folgt:<br />

Level I: Ärzte(Innen) in der Weiterbildung<br />

zum Facharzt, interessierte Fachärzte<br />

Level II: Fachärzte(Innen)<br />

Level III: Ärzte(Innen) in leitender Funktion<br />

(Chefärzte[Innen], Oberärzte[Innen])<br />

Die verschiedenartigen Weiterbildungsveranstaltungen<br />

sollen dem unterschiedlichen<br />

Erfahrungsstand der einzelnen Teilnehmer<br />

Rechnung tragen:<br />

Level I: Kurse<br />

Level II: Tipps <strong>und</strong> Tricks<br />

Level III: Expertenr<strong>und</strong>en<br />

Die Inhalte sind wie folgt definiert:<br />

Kurse<br />

Vermittlung von Basiswissen über die häufigsten<br />

Verletzungen <strong>und</strong> Erkrankungen,<br />

orientiert an den Weiterbildungsinhalten<br />

zum „Facharzt Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie“.<br />

Darstellung des „State of the art“<br />

inklusive stadien- <strong>und</strong> klassifikationsgerechter<br />

Standard-Therapieverfahren. Darstellung<br />

praxisbezogener Vorgehensweisen<br />

<strong>und</strong> Algorithmen.<br />

Tipps <strong>und</strong> Tricks<br />

Darstellung praxisrelevanter Operationstechniken<br />

durch erfahrene Spezialisten<br />

unter Verzicht auf Basiswissen. Aufzeigen<br />

von Fallstricken <strong>und</strong> Komplikationsmöglichkeiten<br />

mit jeweiligen Lösungen. Exemplarische<br />

Falldemonstrationen.<br />

Expertenr<strong>und</strong>en<br />

Themenbezogene Sitzungen mit zum Teil<br />

fachübergreifenden Diskussionsr<strong>und</strong>en,<br />

Vermittlung von Expertenwissen zu speziellen<br />

Fragestellungen, Bewertung von<br />

neuen Trends <strong>und</strong> Methoden.<br />

Die Themen unseres wissenschaftlichen<br />

Programms sind Ihnen schon seit längerem<br />

bekannt <strong>und</strong> werden hoffentlich Ihr Interesse<br />

finden. Seit der Tagung des Jahres 2007<br />

handelt es sich um den größten Kongress<br />

dieser Art in Europa.<br />

Spezielle Sitzungen für Mitarbeiter der Operationspflege<br />

<strong>und</strong> für Physiotherapeutinnen<br />

<strong>und</strong> Physiotherapeuten sind als Forum<br />

für diese Berufsgruppen erneut in das wissenschaftliche<br />

Programm eingestellt worden,<br />

sie werden als separate Sitzungs-Slots<br />

berücksichtigt. Weiterhin wird der Bereich<br />

Technische Orthopädie ebenso wie der<br />

wichtige Bereich Arbeitsmedizin in eigenen<br />

Sitzungssträngen präsentiert.<br />

Die Planungen zur Ausgestaltung der Eröffnungsveranstaltung<br />

sind noch nicht abgeschlossen,<br />

die Gestaltung des Festabends<br />

ist vereinbarungsgemäß geheim. Angestrebt<br />

wird natürlich ein rauschendes Fest<br />

in attraktiver Umgebung.<br />

Herzlich einladen darf ich schon heute zu<br />

der Get-together-Party, die sich bündig an<br />

die Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch,<br />

22.10.<strong>2008</strong>, anschließen wird.<br />

Die Mitgliederversammlungen von DGU,<br />

DGOOC <strong>und</strong> BVOU werden wir unter mehreren<br />

Gesichtspunkten entzerren. Erfreulicherweise<br />

gehören immer mehr Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kolleginnen mehreren der<br />

28<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


genannten Fachgesellschaften <strong>und</strong> dem<br />

Berufsverband an, es soll aber auch nicht zu<br />

Parallelen von Mitgliederversammlungen<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichem Programm kommen,<br />

was die Kongressplaner vor nicht geringe<br />

Herausforderungen stellt.<br />

Das Interesse der Industrie ist erfreulicherweise<br />

groß, bei mehr als 7000 ärztlichen<br />

Teilnehmern im Oktober 2007 <strong>und</strong> insgesamt<br />

10.000 Anwesenden kein W<strong>und</strong>er.<br />

Auch hatten wir die Kongresse der Einzelgesellschaft<br />

in enger Abstimmung mit den Repräsentanten<br />

der medizintechnischen <strong>und</strong><br />

pharmazeutischen Industrie zusammengeführt.<br />

Für alle Beteiligten ein Erfolg.<br />

Die Vorbereitungen des Rahmenprogramms<br />

sind weitgehend abgeschlossen, interessante<br />

Programme sind garantiert.<br />

So bleibt mir nur, Sie im Namen der Teams<br />

aus Regensburg, Bad Abbach, München,<br />

Berlin <strong>und</strong> Greifswald, natürlich ganz besonders<br />

im Namen der Kollegen, Professor<br />

Grifka, dem Sprecher der UOU, <strong>und</strong> Dr. Götte<br />

sehr herzlich nach Berlin einzuladen. Unsere<br />

Hauptstadt <strong>und</strong> speziell der DKOU sind<br />

auf jeden Fall eine Reise wert. Wir alle freuen<br />

uns über Ihr Interesse, auf Ihr Erscheinen<br />

<strong>und</strong> auf ein Wiedersehen im Oktober <strong>2008</strong><br />

in Berlin.<br />

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald<br />

Erwin-Payr-Lehrstuhl<br />

Sauerbruchstraße<br />

17475 Greifswald<br />

Kongress<br />

Einladung: <strong>Deutsche</strong>r Kongress für<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie 2009<br />

21. bis 24. Oktober 2009, Berlin<br />

H. Zipp<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

der <strong>Deutsche</strong> Kongress für Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie wird im kommenden Jahr<br />

von Mittwoch, dem 21. Oktober bis Samstag,<br />

den 24. Oktober 2009 in Berlin stattfinden.<br />

Mit zwischenzeitlich über 10.000<br />

Besuchern signalisiert dieses herbstliche<br />

Event in der jeweils letzten vollen Woche<br />

des Oktobers, welche wissenschaftliche,<br />

berufspolitische <strong>und</strong> medizin-industrielle<br />

Bedeutung diesem Kongress zukommt. Er<br />

zählt bereits zu den größten Medizin-Kongressen<br />

europaweit.<br />

Im Jahr der endenden DRG-Konvergenzphase<br />

<strong>und</strong> des Beginns des Ges<strong>und</strong>heitsfond im<br />

Rahmen der neuen Ges<strong>und</strong>heitsreform gibt<br />

es neben noch ungelösten medizinischen<br />

Problemstellungen eine Vielfalt von Herausforderungen,<br />

denen wir uns vonseiten<br />

der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie stellen<br />

müssen. Deshalb haben wir gemeinsam mit<br />

Prof. K.-P. Günther <strong>und</strong> Dr. S. Götte das Motto:<br />

„Mit Herausforderungen leben“ für das<br />

Kongressjahr 2009 gewählt. „Leben“ heißt<br />

in diesem Kontext, die Herausforderungen<br />

nicht passiv zu ertragen, sondern sich aktiv<br />

mit ihnen auseinanderzusetzen <strong>und</strong> sie mit<br />

gestalterischer Kraft anzunehmen.<br />

Neben den ärztlichen Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen der speziellen Orthopädie <strong>und</strong><br />

speziellen Unfallchirurgie, möchten wir<br />

vor allem der neuen Generation von Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> Ärzten in der Ausbildung für den<br />

73. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

Präsident: Prof. Dr. Hans Zwipp<br />

95. Tagung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Orthopädie <strong>und</strong> orthopädische<br />

Chirurgie<br />

Präsident: Prof. Dr. Klaus-Peter Günther<br />

50. Tagung des Berufsverbandes der<br />

Fachärzte für Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

Präsident: Dr. Siegfried Götte<br />

Mit Herausforderungen leben<br />

www.orthopaedie-unfallchirurgie.de<br />

neuen Facharzt Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

nicht nur ein Forum im wissenschaftlichen<br />

Diskurs, eine Plattform der intensivierten<br />

Fortbildung in zahlreichen Kursen,<br />

sondern auch eine Begegnungsstätte berufspolitischer<br />

Fragen anbieten.<br />

Ein zentrales Thema soll die Interdisziplinarität<br />

zu speziellen Behandlungsalgorithmen<br />

sein wie beispielsweise der Versorgung<br />

von „Schwerverletzten“ <strong>und</strong> körperlich<br />

„Schwerstbehinderten“. Dies soll dadurch<br />

erkennbar werden, dass wir insbesondere<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen der Nachbardisziplinen<br />

einladen möchten. Dies gilt in der<br />

Erkennung <strong>und</strong> Behandlung des „Schwerstverletzten“<br />

für die Rettungs- <strong>und</strong> Intensivmedizin,<br />

Radiologie, Neuro-, Viszeral-, Thorax-,<br />

Gefäßchirurgie, Urologie, M<strong>und</strong>-, Kiefer-,<br />

Gesichtschirurgie <strong>und</strong> andere. Analoges<br />

gilt für die Einbindung von Physiotherapeuten,<br />

Orthopädietechnikern, Logopäden,<br />

Sozialarbeitern <strong>und</strong> speziellen<br />

Reha-Managern verschiedener Berufsgenossenschaften<br />

<strong>und</strong> anderer Sozialversicherungsträgern<br />

zur Rehabilitation <strong>und</strong> Wiedereingliederung<br />

von körperlich „Schwerstbehinderten“<br />

ins Berufsleben oder deren<br />

Alltag.<br />

Andere Themen sollen ebenfalls das Gemeinsame<br />

für Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

wie zwei Seiten einer Medaille herausstellen,<br />

d. h. auf der einen Seite die akute<br />

Erstversorgung <strong>und</strong> auf der anderen die<br />

sek<strong>und</strong>äre Wiederherstellungschirurgie einschließlich<br />

der Rehabilitation des Patienten.<br />

Wir freuen uns über alle Anregungen zu<br />

bisher zu kurz gekommenen oder noch<br />

nie thematisierten Problemkreisen, um sie<br />

möglichst noch in die Kongressplanung<br />

aufzunehmen. Aktuelle Hinweise zur Programmgestaltung<br />

werden Sie ab Mai <strong>2008</strong><br />

auf unserer Internetseite finden:<br />

www.orthopaedie-unfallchirurgie.de<br />

Ihr Hans Zwipp<br />

Prof. Dr. Hans Zwipp<br />

Universitätsklinikum Dresden, Klinik <strong>und</strong> Poliklinik<br />

für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Fetscherstraße 74<br />

01307 Dresden<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 29


Jahresbericht Präsident 2007<br />

K. Weise<br />

Aus der DGU<br />

„Die Zeiten ändern sich <strong>und</strong> wir uns mit<br />

ihnen.“<br />

Ovid<br />

Mein Jahr als Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Unfallchirurgie verging wie<br />

im Fluge, was wohl allen angenehmen Erfahrungen<br />

zu eigen ist. Kaum hat man die<br />

„präsidialen Hürden“ übernommen, schon<br />

ist man sie wieder los <strong>und</strong> das ist gut so.<br />

Auf diese Weise gerät man schon nicht in<br />

Versuchung, dies gleichermaßen besondere<br />

wie anspruchsvolle Amt so zu verstehen,<br />

als sei man am Ende derjenige, der dieses<br />

am besten von allen ausfüllen könne. Und<br />

man lernt Demut angesichts zunehmender<br />

Erfahrung mit der Tatsache, dass ohne die<br />

tatkräftige Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung der Vorstandskollegen,<br />

des Präsidiums <strong>und</strong> vieler<br />

anderer die auf einen zukommenden Anforderungen<br />

nur höchst unzureichend zu<br />

bestehen wären. Daher möchte ich gleich<br />

zu Beginn meines Berichtes meinen ehrlichen<br />

Dank abstatten an die Adresse all<br />

derer, die mir in vielfältiger Form „unter die<br />

Arme gegriffen haben“. Und diejenigen unserer<br />

Mitglieder, die mit meinem Handeln<br />

unzufrieden <strong>und</strong> von meinen Aktivitäten im<br />

Präsidentenjahr eher enttäuscht sind, bitte<br />

ich um Nachsicht, es anders oder besser zu<br />

machen lag nicht im Bereich meiner Möglichkeiten.<br />

Im „Gepäck“ ausgestattet mit unserem Präsidiumsbeschluss<br />

vom Oktober 2006, der<br />

Vorstand möge sich mit angemessenen<br />

Schritten auf den Weg zu einer gemeinsamen<br />

Fachgesellschaft mit unseren orthopädischen<br />

Fre<strong>und</strong>en machen, war mir von<br />

vorneherein klar, dass dieser Auftrag wesentlicher<br />

Bestandteil meines Amtsjahres<br />

sein würde. Die 2006 in Göttingen während<br />

einer Klausurtagung von Unfallchirurgen<br />

<strong>und</strong> Orthopäden erarbeiteten Gr<strong>und</strong>lagen<br />

für das Zusammengehen unserer Fachgesellschaften<br />

mündeten in das während des<br />

Potsdamer Wochenendes der Kooperationsplattform<br />

erarbeitete Protokoll ein, in welchem<br />

die Instrumente für die weitere Sacharbeit<br />

definiert wurden. Zudem wurden den<br />

paritätisch zusammengesetzten Gremien<br />

ihre jeweiligen Zuständigkeiten <strong>und</strong> Aufgaben<br />

zugeeignet. Als „Arbeitspferd“ zur<br />

Bewältigung dieses Auftrages der Präsidien<br />

wurde die Union Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

(UOU) kreiert.<br />

Die Kooperationsplattform besitzt vorbereitende<br />

<strong>und</strong> beratende Funktion für Vorstände<br />

<strong>und</strong> Präsidien, in ihr sind alle wichtigen<br />

Repräsentanten der unterschiedlichen<br />

Gruppierungen von DGOOC <strong>und</strong> DGU, von<br />

den Senatoren bis zum Jungen Forum vertreten.<br />

In Potsdam wurden die als Task<br />

Forces bezeichneten Arbeitsgruppen mit<br />

Themen ausgestattet, die sie im Sinne der<br />

Schaffung einer Basis für eine gemeinsame<br />

<strong>Gesellschaft</strong> zu bearbeiten haben. Der aus<br />

den beiden Vorständen zusammengesetzte<br />

Koordinationsausschuss hat die vorgelegten<br />

Papiere zu prüfen, zu überarbeiten <strong>und</strong> danach<br />

an die Arbeitsgruppen zurückzugeben,<br />

bis eine zustimmungsreife Version vorliegt.<br />

Bis zum Ende meines Amtsjahres war der<br />

Sachstand bezüglich einer verabschiedungsfähigen<br />

Fassung dieser Papiere unterschiedlich<br />

vorangekommen, am weitesten<br />

fortgeschritten zeigte sich die Arbeitsgruppe<br />

„Weiterbildung“ unter Leitung von Frau<br />

Tempka. Die Arbeitsgruppen „Primärarzt“,<br />

„Leitbild“, „BG-Verfahren“ <strong>und</strong> „Versorgungsstrukturen“<br />

befanden sich Ende Dezember<br />

noch in der Phase der Weiterentwicklung zu<br />

konsentierender Vorschläge.<br />

Ähnliches gilt auch für die Tätigkeit der<br />

Strukturkommission, welche sich intensiv<br />

mit Überlegungen zur Zusammensetzung<br />

einer gemeinsamen Fach- bzw. Dachgesellschaft<br />

bemüht. Die Vorstellungen dahingehend,<br />

in welchem zeitlichen Rahmen<br />

sich die Zusammenführung von DGU <strong>und</strong><br />

DGOOC bewegen sollte reichen von „lieber<br />

heute als morgen“ bis zu „gut Ding muss<br />

Weile haben“. Nach meiner persönlichen<br />

Einschätzung liegt die Wahrheit, wie so oft,<br />

in einer Art kalendarischer Mitte zwischen<br />

diesen beiden Extremen, wobei ich fest davon<br />

überzeugt bin, das wesentliche Bedingung<br />

für harmonischen Vollzug dieses wegweisenden<br />

Schrittes dessen subtile Vorbereitung<br />

sein muss. Diese Forderung wird am<br />

besten in der immer wieder bekräftigten<br />

Aussage deutlich, alle unsere Mitglieder<br />

sollten bestmöglich mitgenommen <strong>und</strong><br />

keinesfalls mit unverträglichen oder nicht<br />

kommunizierten Vereinbarungen konfrontiert<br />

werden. Auf dem Weg zur optimalen<br />

Lösung müssen Kompromisse eingegangen,<br />

zu Teilen auch Besitzstände aufgegeben<br />

<strong>und</strong> allerlei „Steine“ aus dem Weg geräumt<br />

oder umgangen werden, damit sich keiner<br />

in der neuen Struktur übervorteilt, sondern<br />

jeder gut aufgehoben fühlt. Wir bemühen<br />

uns mit dieser bedeutenden Aufgabe sicher<br />

nicht um die „Quadratur des Kreises“, streben<br />

aber etwas an, was ohne „heißes Bemühen“<br />

wohl kaum gelingen kann.<br />

Auch ein langer Marsch beginnt mit dem<br />

ersten Schritt heißt es, wobei wir, ohne uns<br />

auf irgendwelchen Lorbeeren ausruhen<br />

zu wollen, schon zahlreiche Schritte in die<br />

richtige Richtung getan, aber nach meinem<br />

Dafürhalten das Ziel noch nicht ganz erreicht<br />

haben. Mittlerweile sind wir noch ein<br />

großes Stück weitergekommen, aber das<br />

gehört nicht eigentlich zu meinem Bericht,<br />

sondern vielmehr zu demjenigen meines<br />

Amtsnachfolgers.<br />

Ein gutes Beispiel für das bereits Erreichte<br />

stellt der im Oktober 2007 unter dem Motto<br />

„Blick nach vorn – Stillstand ist Rückschritt“<br />

abgelaufene <strong>Deutsche</strong> Kongress<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie dar,<br />

der in fre<strong>und</strong>schaftlicher Atmosphäre mit<br />

einem ausgewogenen <strong>und</strong> sehr gut akzeptierten<br />

Programm <strong>und</strong> nach Lage der Dinge<br />

mit einigen Rekordergebnissen bezüglich<br />

Beteiligung aufwarten konnte, zumindest<br />

wenn man die Zahl der Besucher, der<br />

aktiven Teilnehmer <strong>und</strong> anderer Gruppierungen<br />

zugr<strong>und</strong>elegt (siehe auch Bericht<br />

über den <strong>Deutsche</strong>n Kongress für Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie vom 24. bis 27.<br />

Oktober 2007). Stellvertretend für bereits<br />

als selbstverständlich angesehene Gemeinsamkeiten<br />

darf ich auf von Unfallchirurgen<br />

<strong>und</strong> Orthopäden miteinander geleitete Sitzungen<br />

in Zusammenarbeit verfasste <strong>und</strong><br />

veröffentlichte Pressemitteilungen <strong>und</strong> das<br />

einvernehmlich zusammengestellte wissenschaftliche<br />

wie auch Rahmenprogramm<br />

dieser Veranstaltung verweisen. Das erkennbare<br />

Interesse der Teilnehmer an den<br />

von den wissenschaftlichen Leitern <strong>und</strong> deren<br />

Teams zusammengestellten Themen ist<br />

erfreuliche Bestätigung für den eingeschlagenen<br />

Kurs in Richtung Zusammenführung<br />

unserer Fachgesellschaften.<br />

Die kraft Amtes bestehende Präsenz in Vorstand<br />

<strong>und</strong> Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Chirurgie ging mit den Turbulenzen<br />

einher, die durch die beabsichtigte<br />

Umbenennung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Viszeralchirurgie mit dem Anspruch auf<br />

die Allgemeinchirurgie ausgelöst wurden.<br />

30<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Zusammen mit den anderen chirurgischen<br />

Fachgesellschaften waren Generalsekretäre<br />

<strong>und</strong> Präsidenten dazu aufgerufen, einerseits<br />

zu diesem Ansinnen Stellung zu nehmen<br />

<strong>und</strong> andererseits den Zusammenhalt<br />

der Säulen unter dem Dach der DGCH nicht<br />

zu gefährden. Zum Ende meines Amtsjahres<br />

waren die Diskussionen noch keineswegs<br />

abgeschlossen, sodass mein Nachfolger<br />

Axel Ekkernkamp zusammen mit unserem<br />

Generalsekretär in dieser Angelegenheit<br />

weiterhin präsent <strong>und</strong> in die Suche nach<br />

verträglichen Lösungen auch zukünftig eingeb<strong>und</strong>en<br />

sein wird. Für den Kongress der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie haben<br />

die Präsidenten der DGU <strong>und</strong> der DGOOC<br />

mit ihren jeweiligen Teams den unfallchirurgischen<br />

Part des wissenschaftlichen<br />

Programms zusammenzustellen. Diese<br />

Aufgabe wurde nach bestem Wissen <strong>und</strong><br />

Gewissen erfüllt, wobei gewisse Schwierigkeiten<br />

in der Interaktion zwischen den<br />

Beteiligten nicht übersehen werden sollten.<br />

Daraus zu lernen <strong>und</strong> die Absprachen zur<br />

Programmgestaltung weiter zu optimieren<br />

sind als gemeinsame Aufgabe erkannt.<br />

In enger Zusammenarbeit mit dem Generalsekretär<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Chirurgie, Herrn Prof. Bauer, hat die Arbeitsgemeinschaft<br />

„Geweberegeneration, Gewebeersatz“<br />

unserer Fachgesellschaft, in Sonderheit<br />

repräsentiert durch Herrn Dr. Gaissmaier,<br />

an verträglichen Modalitäten für das<br />

durch europäisches Recht inaugurierte neue<br />

Gewebegesetz gearbeitet. Da ich selbst Leiter<br />

dieser Arbeitsgemeinschaft bin war ich<br />

mit den für eine verträgliche Anwendung<br />

dieses Gesetzes unerlässlichen Modifikationen<br />

regelmäßig befasst. Auf diese Weise<br />

<strong>und</strong> durch den unermüdlichen Einsatz von<br />

Herrn Gaissmaier sowie die enge Begleitung<br />

von dessen Aktivitäten durch den Generalsekretär<br />

der DGU konnten nicht nur<br />

die beabsichtigten Änderungen, sondern<br />

auch allen chirurgischen Fachgesellschaften<br />

zugängliche Ausführungen zur guten fachlichen<br />

Praxis bei der Gewebeentnahme erarbeitet<br />

werden.<br />

Ein weiterer Meilenstein während meiner<br />

Präsidentschaft war die auf dem im September<br />

2006 vorgestellten Weißbuch der<br />

DGU zur Schwerverletzten-Versorgung<br />

basierende, flächendeckende Umsetzung<br />

des Traumanetzwerks. Der hierfür zuständige<br />

Arbeitskreis unserer Fachgesellschaft<br />

(AKUT) hat zum einen die organisatorischen<br />

Voraussetzungen geschaffen, auf der anderen<br />

Seite den Prozess der Etablierung regionaler<br />

Traumanetzwerke befördert <strong>und</strong><br />

nötigenfalls Gespräche zur Ausräumung allfälliger<br />

Irritationen moderiert. Der Weg bis<br />

zur Einrichtung funktionsfähiger Kooperationen<br />

entsprechend der bestehenden Vorgaben<br />

ist bereits zu einem beträchtlichen<br />

Teil zurückgelegt, das anvisierte Ziel des<br />

funktionierenden Zusammenwirkens der<br />

einzelnen Häuser nach deren erfolgter Zertifizierung<br />

aber noch keineswegs erreicht.<br />

Hier bleibt die für diesen Prozess begleitenden<br />

Gremien unserer Fachgesellschaft auch<br />

in Zukunft noch einiges zu tun.<br />

Allergrößtes Interesse des Präsidenten der<br />

DGU muss es sein, unseren Nachwuchs<br />

nachhaltig zu fördern <strong>und</strong> diesem die Attraktivität<br />

unseres Faches bildhaft vor Augen<br />

zu führen. Es ist in keinster Weise ein<br />

Widerspruch, in der Phase der Zusammenführung<br />

von Unfallchirurgen <strong>und</strong> Orthopäden<br />

die jeweiligen Besonderheiten <strong>und</strong><br />

Potentiale beider Disziplinen entsprechend<br />

herauszuarbeiten. Das angestrebte gemeinsame<br />

Fach besitzt eine solche Breite,<br />

dass die Spezialisierung in Richtung unfallchirurgischer<br />

Expertise nicht nur sinnvoll,<br />

sondern auch unbedingt notwendig<br />

sein wird. Die Tatsache, dass in 2007 <strong>und</strong><br />

insbesondere während des Kongresses<br />

viele neue Mitgliedschaften für die DGU<br />

beantragt wurden, <strong>und</strong> dies insbesondere<br />

von unfallchirurgischem Nachwuchs, unterstreicht<br />

diese Auffassung in besonderer<br />

Weise. Darüber hinaus wird es fortwährend<br />

Verpflichtung für uns Ältere sein, die Rahmenbedingungen<br />

für die Weiterbildung in<br />

spezieller Unfallchirurgie ebenso wie für<br />

die praktische Tätigkeit der nachrückenden<br />

Generation von Unfallchirurgen so optimal<br />

wie möglich zu gestalten.<br />

Dieses Thema <strong>und</strong> eine Reihe anderer waren<br />

Gegenstand von Verlautbarungen <strong>und</strong><br />

Pressemitteilungen, insbesondere auch im<br />

Vorfeld <strong>und</strong> während des Kongresses. Die<br />

Zusammenarbeit mit den Medien ist unabdingbare<br />

Voraussetzungen für das Bekannt-<br />

<strong>und</strong> Öffentlichmachen der Leistungsfähigkeit<br />

unserer Fachdisziplinen wie auch<br />

von deren Schwierigkeiten unter den existierenden<br />

Rahmenbedingungen unseres<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens. Einiges davon konnten<br />

wir thematisieren <strong>und</strong> entsprechende<br />

öffentliche Aufmerksamkeit erzielen; es<br />

bleibt aber eine anhaltende Verpflichtung<br />

<strong>und</strong> Aufgabe, sowohl unseren Patienten als<br />

auch der Politik umfassende Informationen<br />

<strong>und</strong> Hinweise zu Problemen unserer Tätigkeit<br />

weiterzugeben.<br />

Am Ende meines Berichts bleibt mir neben<br />

der Wiederholung meines Dankes an alle,<br />

die meinen Weg im vergangenen Jahr wohlwollend<br />

begleitet haben, das Fazit, dass die<br />

Präsidentschaft der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Unfallchirurgie für mich gleichermaßen<br />

eine hohe Ehre wie eine äußerst positive<br />

persönliche Erfahrung gewesen ist. Ich habe<br />

mit meinen bescheidenen Mitteln versucht,<br />

diesem Amt gerecht zu werden <strong>und</strong> ihm<br />

auch ein wenig individuelle Note zu verleihen.<br />

Ob mir das auch nur annäherungsweise<br />

gelungen ist, mögen andere beurteilen,<br />

ich habe es zumindest versucht. Meinem<br />

Nachfolger Axel Ekkernkamp, der seine Präsidentschaft<br />

mit der ihm eigenen Dynamik<br />

<strong>und</strong> unter Nutzung seiner hochentwickelten<br />

politischen Fähigkeiten ausüben wird, wünsche<br />

ich im übertragenen Sinne eine allzeit<br />

glückliche Hand <strong>und</strong> mindestens ebensoviel<br />

Freude an präsidialer Tätigkeit, wie sie mir<br />

vergönnt gewesen ist.<br />

„Nichts ist beständiger als der Wechsel“,<br />

meint Wolf Biermann.<br />

Meinem Nachfolger Axel Ekkernkamp wünsche<br />

ich für sein Präsidentenjahr alles Gute,<br />

in Sonderheit eine glückliche Hand dabei,<br />

das Schiff DGU allzeit auf gutem Kurs zu<br />

halten. Dabei hilft womöglich ein Rat aus<br />

China:<br />

„Wenn der Wind des Wandels weht,<br />

bauen die einen neue Mauern,<br />

die anderen Windmühlen.<br />

Lasst uns Windmühlen bauen!“<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstr. 95<br />

72076 Tübingen<br />

Tel.: (0 70 71) 606 10 03<br />

Fax: (0 70 71) 606 10 02<br />

E-Mail: kweise@bgu-tuebingen.de<br />

Aus der DGU<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 31


Bericht über die Mitgliederversammlung<br />

der DGU<br />

H. Siebert, K. Weise<br />

Aus der DGU<br />

Ort: ICC/Messe Berlin, Saal 3<br />

Zeit: 25. Oktober 2007<br />

ca. 16.35 Uhr bis ca. 17.50 Uhr<br />

Der Präsident, Professor Dr. Kuno Weise, Tübingen,<br />

eröffnete die Sitzung <strong>und</strong> hieß die<br />

r<strong>und</strong> 190 Teilnehmer im Namen der DGU<br />

willkommen. Einwände zur Tagesordnung<br />

waren nicht geäußert worden, ebenso wenig<br />

Ergänzungswünsche.<br />

Aufnahme neuer Mitglieder<br />

Der Generalsekretär, Herr Professor Dr. Hartmut<br />

Siebert, Schwäbisch Hall, berichtet,<br />

dass der Mitgliederzuwachs außerordentlich<br />

erfreulich sei. Zwischenzeitlich sei die<br />

Zahl von 3.300 Mitgliedern überschritten.<br />

Gegen die fristgerechte Benennung der<br />

Aufnahmekandidaten in “<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Nachrichten</strong>“ war kein Einspruch eingegangen.<br />

Die Mitgliederversammlung stimmte<br />

der Aufnahme neuer Mitglieder zu.<br />

Wahlen<br />

Die Wahlen zum Dritten Vizepräsidenten<br />

<strong>2008</strong> <strong>und</strong> drei neuen Mitgliedern für den<br />

Nichtständigen Beirat (<strong>2008</strong> bis 2010) fanden<br />

unter der Leitung des Wahlleiters, PD<br />

Dr. Helge Schauwecker, Berlin, statt.<br />

Mit überwältigender Mehrheit wurde<br />

auf Vorschlag des Präsidiums Professor Dr.<br />

Norbert Südkamp, Freiburg, zum 3. Vizepräsidenten<br />

(<strong>2008</strong>) <strong>und</strong> damit zum Präsidenten<br />

für das Jahr 2010) gewählt. Der Gewählte<br />

dankte der Mitgliederversammlung für das<br />

Vertrauen <strong>und</strong> nahm die Wahl an.<br />

Für den Nichtständigen Beirat wurden<br />

die Herren PD Dr. Hermann Bail, Berlin, Professor<br />

Dr. Thomas Mittlmeier, Rostock, <strong>und</strong><br />

Professor Dr. Dieter Rixen, Köln, gewählt,<br />

diese dankten <strong>und</strong> nahmen die Wahl an.<br />

Der Präsident dankte den ausscheidenden<br />

drei Mitgliedern des Nichtständigen<br />

Beirats PD Dr. Peter Biberthaler, München,<br />

Professor Dr. Hans-Christoph Pape, Pittsburgh,<br />

<strong>und</strong> Professor Dr. Andreas Seekamp,<br />

Kiel, für ihre Mitarbeit.<br />

Bericht des Präsidenten<br />

DGU <strong>und</strong> DGOOC haben im Rahmen der<br />

neu gegründeten Union Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

(UOU) die Arbeiten aufgenommen.<br />

Es werden die möglichen Strukturen<br />

einer weiteren Zusammenarbeit der beiden<br />

Fachgesellschaften diskutiert.<br />

Die verschiedenen Möglichkeiten, in<br />

denen die Zusammenarbeit vertieft wird,<br />

reichen von der Gründung einer gemeinsamen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> mit Fusion <strong>und</strong> damit<br />

Verschwinden der bisherigen Fachgesellschaften<br />

bis zur Bildung einer Dachgesellschaft<br />

unter Beibehaltung der bisherigen<br />

Fachgesellschaften. Die Alternativen werden<br />

in einer Strukturkommission erörtert.<br />

Juristischer Rat, besonders im Hinblick auf<br />

das Vereinsrecht, werde eingeholt.<br />

Die Ergebnisse <strong>und</strong> Strukturvorschläge<br />

werden im Vorstand <strong>und</strong> Präsidium behandelt,<br />

um sie schließlich der Mitgliederversammlung<br />

vorlegen zu können.<br />

Satzungsänderungen sind unumgänglich.<br />

Die Informationen über den Fortgang dieses<br />

Prozesses sind ständig in der Internet-Präsenz<br />

der DGU zu erfahren <strong>und</strong> werden in<br />

„<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>“ publiziert.<br />

Parallel wird an der Entwicklung eines<br />

Leitbildes für das neue, gemeinsame Fach<br />

gearbeitet. Weise stellte der Mitgliederversammlung<br />

einen ersten Entwurf vor. Wichtig<br />

ist eine prägnante <strong>und</strong> möglichst kurze<br />

Formulierung, die die beiden Fächer Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> Orthopädie in voller Breite<br />

<strong>und</strong> Tiefe darstellt.<br />

Ein weiteres Gremium der UOU ist der Koordinationsausschuss<br />

(Vorstände von DGU<br />

<strong>und</strong> DGOOC). Dort mit Zuarbeit verschiedener<br />

Arbeitsgemeinschaften an der Klärung<br />

verschiedener Positionen von DGU<br />

<strong>und</strong> DGOOC gearbeitet, so z. B. der Stellung<br />

des D-Arztes, an Weiterbildungsfragen <strong>und</strong><br />

anderen.<br />

Die Diskussion war offen, mit Benennung<br />

der unterschiedlichen Standpunkte,<br />

die Teilnehmer sind jedoch alle bemüht, die<br />

Positionen rasch anzunähern.<br />

Weise betont, dass durch die entstandene<br />

Dynamik <strong>und</strong> das gewünschte hohe Tempo<br />

bei dem Prozess der weiteren strukturierten<br />

Zusammenarbeit die gründliche Betrachtung<br />

wichtiger Punkte nicht vernachlässigt<br />

werden dürfe.<br />

Der Kongress sei bisher erfolgreich verlaufen.<br />

Bis um 12.00 Uhr des 25. Oktobers sei<br />

die Zahl der Teilnehmer auf 6202 gestiegen,<br />

die Überschreitung der bisher noch nie erreichten<br />

Zahl von 7000 Teilnehmern bis<br />

Ende des Kongresses sei damit zu erwarten.<br />

Der DKOU 2007 biete 1655 Vorträge, davon<br />

883 geladene; von den eingereichten Abstracts<br />

wurden etwa 55 % angenommen.<br />

Die r<strong>und</strong> 40 Kurse seien weitgehend ausgebucht;<br />

bis 12:00 Uhr des Tages habe es 1485<br />

Kursbuchungen gegeben. Es stellten 236<br />

Firmen auf 5222 m 2 aus – dies sei die bisher<br />

größte Anzahl von Ausstellern auf der bisher<br />

größten Fläche.<br />

Abschließend bedankte er sich bei allen,<br />

die ihn bei seiner Präsidentschaft unterstützten.<br />

Bericht des Generalsekretärs<br />

Siebert dankte als erstes dem Vorstand für<br />

die gute kollegiale Mitarbeit <strong>und</strong> den Angestellten<br />

der Geschäftsstelle für ihre Unterstützung.<br />

Er stellt seinen Bericht unter das Motto:<br />

„Was bewegte uns <strong>und</strong> was bewegten wir“<br />

Richtschnur <strong>und</strong> oberstes Ziel der DGU sei<br />

die Frage, welche Bedingungen die Ärzte<br />

bräuchten, um die Behandlung der Patienten<br />

optimal durchführen zu können.<br />

Dann berichtete er über folgende Themen:<br />

■ Information der Mitglieder: Die E-Mail-<br />

Versendung solle ausgebaut <strong>und</strong> verstärkt<br />

genutzt werden.<br />

■ <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>: Das Heft<br />

werde ein neues Layout erhalten. Er bat<br />

die Mitglieder um Einreichung von Beiträgen.<br />

■ Das Mitgliederverzeichnis ist dieses Jahr<br />

neu erschienen. Zur Berichtigung von<br />

Fehlern <strong>und</strong> zur Aktualisierung soll alle<br />

halbe Jahre das Klinikverzeichnis auf<br />

DGU-online veröffentlicht werden.<br />

■ Die DGU vergibt an unfallchirurgische<br />

Veranstaltungen auf Antrag das DGU-<br />

Logo (Schirmherrschaft). Die Voraussetzungen<br />

dafür können bei der Geschäfts-<br />

32<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


stelle abgefordert oder auf DGU-online<br />

eingesehen werden.<br />

■ Das Weißbuch „Schwerverletzten-Versorgung“<br />

wurde mit Unterstützung der<br />

Herren Hans-Christoph Pape, Pittsburgh,<br />

<strong>und</strong> Michael Schütz, Brisbane, ins Englische<br />

übersetzt. Das Whitebook „Medical<br />

Care of the Severely Injured“ kann von der<br />

Geschäftsstelle bezogen werden.<br />

■ Zur Untermauerung ihrer Position in der<br />

berufspolitischen Diskussion benötigt die<br />

DGU Daten zur beruflichen Situation der<br />

Unfallchirurgen sowie zur Versorgungsrealität.<br />

Siebert rief in diesem Zusammenhang<br />

die Mitglieder auf, sich an den<br />

Umfragen des Berufsständischen Ausschusses<br />

zu Versorgungsstrukturen <strong>und</strong><br />

des Bildungsausschusses zur Umsetzung<br />

der Weiterbildungsordnung <strong>und</strong> des Arbeitszeitgesetzes<br />

zu beteiligen.<br />

■ Zur weiteren Werbung neuer Mitglieder<br />

bat Siebert die Mitglieder, bei Veranstaltungen<br />

den entsprechenden DGU-Flyer<br />

auszulegen. Dieser kann ebenfalls von<br />

der Geschäftsstelle bezogen werden.<br />

■ Die Harmonisierung der Umsetzung der<br />

Weiterbildung in den einzelnen Ärztekammerbezirken<br />

sei leider nicht gelungen.<br />

Siebert forderte die Mitglieder dazu<br />

auf, vor Ort auf die Weiterbildungskommissionen<br />

Einfluss zu nehmen, um die<br />

unfallchirurgischen Interessen dort zu<br />

artikulieren.<br />

■ Bei der B<strong>und</strong>esärztekammer würden weitere<br />

Zusatzweiterbildungen beantragt, so<br />

etwa die für „konservative Orthopädie“,<br />

dies diene dem Ziel, dass der neue Facharzt<br />

alle Inhalte des gemeinsamen Facharztes<br />

anbieten könne.<br />

■ Die Arbeitsgemeinschaft „Aus-, Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung der UOU“ plane Empfehlungen<br />

heraus zu geben, nach denen Anträge<br />

auf Weiterbildungsbefugnis beurteilt<br />

werden könnten.<br />

■ Die B<strong>und</strong>esärztekammer plane die Weiterbildungsstätten<br />

unter Qualitätsgesichtspunkten<br />

zu überprüfen. Solche<br />

qualitätssichernden Maßnahmen seien<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für die gewünschte <strong>und</strong><br />

erhoffte Abbildung von Weiterbildungsleistungen<br />

in den DRGs.<br />

■ Die Akademie für chirurgische Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung, die vom Berufsverband<br />

der deutschen Chirurgen (BDC) <strong>und</strong> der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie<br />

(DGCh) gebildet wurde, strebe gemeinsame<br />

Fortbildungskonzepte an. Die AG<br />

Weiterbildung (Prof. W. Mutschler) erarbeitet<br />

in einer mit Vertretern aus DGOOC,<br />

BVOU <strong>und</strong> DGU besetzten Gruppe ein<br />

Berufsbegleitendes Format für den FA Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

aus. Die ersten<br />

Seminare sollen noch im Herbst <strong>2008</strong><br />

beginnen. Danach sollen die bisherigen<br />

Formate: „Schwerpunkt Unfallchirurgie“<br />

bzw. „spezielle Unfallchirurgie“ neu gestaltet<br />

werden. Die AG beteiligt sich auch<br />

an der Gestaltung eines neuen Formates<br />

für die Fortbildung „common trunk“.<br />

■ Der Bildungsausschuss der DGU sei unter<br />

Federführung von Professor Dr. Felix<br />

Bonnaire, Dresden, dabei, einen Musterarbeitsvertrag<br />

für die Rotation in der Weiterbildung<br />

zu erarbeiten. Sobald der Vertrag<br />

fertig gestellt sei, könne er von der<br />

Geschäftsstelle abgefordert werden.<br />

■ Der Bildungsausschuss habe sich an der<br />

Erarbeitung der Weiterbildungscurricula<br />

beteiligt; diese seien im Logbuch Weiterbildung,<br />

welches beim Berufsverband der<br />

deutschen Chirurgen (BDC) bestellt werden<br />

könne, eingeflossen.<br />

■ Darüber hinaus habe das Junge Forum<br />

unter Federführung von Dr. Christoph<br />

Wölfl, Ludwigshafen, ein elektronisches<br />

Logbuch erstellt. Auch plane das Junge<br />

Forum die Umsetzung einer Hospitationsbörse<br />

auf DGU-online.<br />

■ Der Wunsch der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Viszeralchirurgie durch Umbenennung<br />

auch den Allgemeinchirurgen zu vertreten,<br />

berge die Gefahr zur Wiederauferstehung<br />

des früheren Allgemeinchirurgen,<br />

der in allen chirurgischen Bereichen zu<br />

Hause war, z.B. auch in der Unfallchirurgie,<br />

angelehnt an den „general surgeon“,<br />

wie er in den USA vertreten wird. So wie<br />

auch der „orthopedic surgeon“ nicht die<br />

Realität in Deutschland abbildet, ist auch<br />

der „general surgeon“ kein Modell für<br />

die BRD. Die Allgemeinchirurgie Teil aller<br />

chirurgischen Säulen <strong>und</strong> wird im Common<br />

trunk abgebildet.<br />

■ Siebert dankte dem AK Traumaregister<br />

in der Sektion Notfall-, Intensivmedizin<br />

<strong>und</strong> Schwerverletzten-Versorgung (NIS)<br />

für die hervorragende Betreuung <strong>und</strong><br />

Weiterentwicklung des Traumaregisters.<br />

Dieses habe internationale Beachtung erreicht.<br />

Die Existenz dieses Registers wird<br />

in dem Gutachten des Sachverständigenrates<br />

für die BRD zur Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

gewürdigt, es schaffe die Gr<strong>und</strong>lagen für<br />

Versorgungsforschung <strong>und</strong> gebe die Basis<br />

für Qualitätsmanagement in der Schwerverletzten-Versorgung.<br />

Das bisherige Traumaregister werde in einer<br />

Arbeitsgruppe der Sektion NIS (Notfall-,<br />

Intensivmedizin <strong>und</strong> Schwerverletzten-Versorgung)<br />

fortgeführt, eine verkürzte Fassung<br />

– TraumaRegister QM DGU wird im Rahmen<br />

des TraumaNetzwerkesD DGU als Qualitätsmanagement-Tool<br />

verwendet werden.<br />

Mit dem Arbeitskreis AKUT (Arbeitskreis zur<br />

Umsetzung des Weißbuches Traumanetzwerk)<br />

begleitet die DGU die Entwicklung<br />

von flächendeckenden Traumanetzwerken<br />

in der gesamten BRD. Dieses Projekt<br />

mit einer Zertifizierung von Struktur- <strong>und</strong><br />

Prozessqualität Schwerverletzter sei das<br />

erste dieser Art weltweit. Zurzeit seien 32<br />

regionale Traumanetzwerke in Gründung.<br />

Bereits jetzt würden sich andere Fachgesellschaften<br />

informieren.<br />

Je B<strong>und</strong>esland wird es einen Ansprechpartner<br />

für die Traumanetzwerke geben.<br />

Die Kosten für die Zertifizierung von Kliniken<br />

werden einmalig 5969 € (inklusive<br />

Mehrwertsteuer) <strong>und</strong> danach jährlich 500 €<br />

betragen, eingeschlossen ist die Teilnahme<br />

an der verkürzten Version des Traumaregisters<br />

„TraumaRegisterQM DGU“ (Qualitätsmodul).<br />

Die Umsetzung werde schrittweise<br />

erfolgen. Ein Treffen der Sprecher <strong>und</strong> Moderatoren<br />

der Traumanetzwerke werde am<br />

28.11. in Frankfurt stattfinden.<br />

■ Bezüglich der schrittweisen Anpassung<br />

des DRG-Systems an die Bedürfnisse der<br />

Unfallchirurgie rief Siebert dazu auf, eventuelle<br />

Änderungswünsche an den DRG-<br />

Beauftragten der DGU, Prof. Dr. Joachim<br />

Windolf, Düsseldorf, zu senden. Generell<br />

gebe es bisher kaum Fortschritte für die<br />

Unfallchirurgie betr. Abbildung der Vorhaltekosten<br />

für die Notfallbehandlung,<br />

der Weiterbildung. Bis 2009 müssten die<br />

Fragen der Finanzierung der Weiterbildungskosten<br />

<strong>und</strong> der Extrakosten geklärt<br />

werden. Dies sei aber nicht über das InEK,<br />

sondern nur über Einflussnahme auf die<br />

Politik gemeinsam mit der DGCH, AWMF<br />

<strong>und</strong> anderen Fachgesellschaften erreichbar.<br />

Abschließend stellte Siebert fest, dass die<br />

DGU als pluralistische, aber zielorientiert<br />

arbeitende Fachgesellschaft gut aufgestellt<br />

sei.<br />

Bericht des Schatzmeisters<br />

Professor Dr. Tim Pohlemann, Homburg/<br />

Saar, teilt mit, dass die DGU zur Zeit 3319<br />

Mitglieder habe, was gegenüber dem Vorjahr<br />

einem Zuwachs um 262 Mitglieder entspricht.<br />

Die Finanzlage sei nach wie vor positiv.<br />

Einnahmen von 589.151,79 € ständen<br />

453.425,48 € Ausgaben gegenüber. Es folgte<br />

die Aufteilung der verschiedenen Einnahmeblöcke<br />

sowie einige Angaben über die<br />

aufgestellte Finanzplanung.<br />

Die Arbeitsgemeinschaften werden auf<br />

Antrag mit jährlich 2500 € gefördert, bei<br />

entsprechender Publikationstätigkeit (die<br />

im Namen der DGU zu erfolgen hat), kann<br />

diese Förderung um 2500 € aufgestockt<br />

werden.<br />

Da die Einnahmeentwicklung <strong>und</strong> die<br />

Kongressentwicklung gewisse Unsicherheiten<br />

beinhalte, werden entsprechende<br />

Rückstellungen gebildet.<br />

Aus der DGU<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 33


Aus der DGU<br />

Weitere Gelder seien etwa für die Entwicklung<br />

des Projektes TraumaNetzwerkDDGU,<br />

die gr<strong>und</strong>legende Entwicklung der Zertifizierung<br />

<strong>und</strong> für das TraumaRegister vorgesehen.<br />

Geld fließt auch in die Außendarstellung<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> die Pflege <strong>und</strong><br />

Entwicklung der Internet-Präsenz.<br />

Die finanziellen Gr<strong>und</strong>lagen für begonnene<br />

Projekte seien gesichert.<br />

Er dankte dem Geschäftsführer der AUC –<br />

Akademie der Unfallchirurgie GmbH, Prof.<br />

Dr. Christian Lackner, München, für die<br />

Durchführung des operativen Geschäftes.<br />

Die Bilanz der AUC 2006 betrage eine<br />

„schwarze Null“. Schwerpunkte der AUC<br />

seien Administration, Service, Weiter- <strong>und</strong><br />

Fortbildung, Versorgungsstrukturen <strong>und</strong><br />

Qualitätsmanagement. Hervorzuheben ist<br />

die außergewöhnlich positive Entwicklung<br />

der ATLS-Kurse, kein Land hat in der ATLS-Historie<br />

innerhalb so kurzer Zeit so viele Kurse<br />

auf die Beine gestellt, wie in Deutschland.<br />

Auch die Beteiligung der DGU an der Intercongress<br />

GmbH entwickle sich positiv.<br />

Das der DGU zustehende Fixum aus der<br />

Überlassung der Rechte am DKOU konnte<br />

angehoben werden, auch sei eine höhere<br />

Gewinnausschüttung zu erwarten.<br />

Die Mitgliedsbeiträge sollten neu strukturiert<br />

werden, der Vorstand schlägt der Mitgliederversammlung<br />

folgende Staffelung<br />

ab 1.1.<strong>2008</strong> vor:<br />

Studenten € 10,–<br />

Assistenten <strong>und</strong> Fachärzte € 40,–<br />

Oberärzte, Chefärzte <strong>und</strong><br />

Niedergelassene € 110,–<br />

Außerordentliche Mitglieder € 160,–<br />

Die Mitgliederversammlung stimmte den<br />

neuen Mitgliedsbeiträgen einstimmig zu.<br />

Bericht der Kassenprüfer,<br />

Rechnungsjahr 2006<br />

Dr. Rainer Kübke, Berlin, <strong>und</strong> Professor Dr.<br />

Rüdiger Döhler, Plau am See, haben die Kasse<br />

geprüft <strong>und</strong> keinerlei Beanstandungen<br />

festgestellt.<br />

Auf Antrag Döhlers erteilte die Mitgliederversammlung<br />

dem Vorstand die Entlastung.<br />

Zu Kassenprüfern für das Rechnungsjahr<br />

2007 wählte die Mitgliederversammlung<br />

auf Vorschlag des Präsidiums die Herren<br />

Professor Dr. Christoph Eggers, Hamburg,<br />

<strong>und</strong> Dr. Thomas Kolombe, Luckenwalde.<br />

Verschiedenes entfällt.<br />

Der Präsident dankt den Teilnehmern<br />

<strong>und</strong> schließt die Versammlung. (Stand:<br />

27.11.2007)<br />

Prof. Dr. H. Siebert<br />

Generalsekretär<br />

Prof. Dr. Weise<br />

Präsident<br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />

Chirurgische Klinik II<br />

Diakonieklinikum<br />

Heilbronnerstr. 100<br />

74523 Schwäbisch Hall<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstr. 95<br />

72076 Tübingen<br />

Geänderte Mitgliedsbeiträge<br />

ab 1.1.<strong>2008</strong><br />

T. Pohlemann<br />

Sehr geehrte Mitglieder, liebe Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen,<br />

wie Sie dem Bericht über die Mitgliederversammlung<br />

in diesem Heft entnehmen können,<br />

wurde die Höhe der Mitgliedsbeiträge<br />

ab dem 1.1.<strong>2008</strong> neu festgelegt.<br />

Der Gr<strong>und</strong> hierfür ist vor allem, dass wir die<br />

Mitgliedschaft für den Nachwuchs noch attraktiver<br />

gestalten wollen; ferner wollten<br />

wir die „krummen Beträge“ abr<strong>und</strong>en, die<br />

sich im Zuge der Währungsumstellung ergeben<br />

hatten.<br />

Die neuen Beiträge sind in Euro:<br />

Studenten 10,–<br />

Assistenten <strong>und</strong> Fachärzte 40,–<br />

Oberärzte, Chefärzte<br />

<strong>und</strong> Niedergelassene 110,–<br />

Außerordentliche Mitglieder<br />

(Institutionen, Firmen usw.) 160,–<br />

Sie erhalten entsprechende Rechnungen<br />

von unserer Geschäftsstelle zugesandt.<br />

Wir bitten um Ihr Verständnis!<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Tim Pohlemann<br />

Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />

Schatzmeister der DGU<br />

Klinik für Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätskliniken des Saarlandes<br />

Kirrberger Straße 1<br />

66421 Homburg/Saar<br />

34<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Ermäßigtes Abonnement von<br />

„Der Unfallchirurg“ für Mitglieder<br />

M. Kretz<br />

Wir möchten darauf aufmerksam machen,<br />

dass der Springer-Verlag den Mitgliedern<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong> ein ermäßigtes Abonnement<br />

der Zeitschrift „Der Unfallchirurg“<br />

einräumt. Die Zeitschrift ist das offizielle<br />

Organ unserer <strong>Gesellschaft</strong> sowie der Union<br />

Orthopädie/Unfallchirurgie (UOU).<br />

Mitglieder der DGU erhalten einen 30%igen<br />

Rabatt auf den regulären Abonnementpreis:<br />

216,30 € statt 309,– € (zuzüglich Versandkosten).<br />

Unabhängig von einer Mitgliedschaft erhalten<br />

Studentinnen <strong>und</strong> Studenten sowie<br />

Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte in Weiterbildung einen<br />

40%igen Rabatt auf den regulären Abonnementpreis:<br />

185,40 € statt 309,– € (zuzüglich<br />

Versandkosten). Eine entsprechende Bescheinigung<br />

ist bei der Bestellung erforderlich.<br />

blikation angenommenen Beiträge nach<br />

der Freigabe durch den Autor umgehend<br />

elektronisch publiziert werden, unabhängig<br />

von der geplanten Druckausgabe),<br />

■ die kostenlose Teilnahme an den CME-<br />

Einheiten von „Der Unfallchirurg“ <strong>und</strong><br />

„Der Orthopäde“.<br />

Interessant ist auch das Kombiabonnement<br />

von „Der Unfallchirurg“ <strong>und</strong> „Der Orthopäde“<br />

zum Preis von 399,– € statt von 618,– €<br />

(zuzüglich Versandkosten).<br />

Studentinnen <strong>und</strong> Studenten sowie Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> Ärzte in Weiterbildung können<br />

das Kombiabonnement mit 40 % Rabatt,<br />

also für 239,40 € beziehen (zuzüglich Versandkosten).<br />

Eine entsprechende Bescheinigung<br />

ist bei der Bestellung erforderlich.<br />

Das Kombiabonnement, welches den<br />

Bezug von 24 Heften im Jahr umfasst, beinhaltet<br />

zusätzlich zu den oben genannten<br />

Vorteilen des Abonnements des „Unfallchirurgen“<br />

die kostenlose Teilnahme an den<br />

CME-Einheiten von „Der Orthopäde“.<br />

Zu bestellen sind die Zeitschriften im Buchhandel,<br />

über die Springer-Website<br />

http://www.derunfallchirurg.de<br />

oder direkt beim Springer-Verlag.<br />

Aus der DGU<br />

Das Abonnement von „Der Unfallchirurg“<br />

umfasst<br />

■ 12 Ausgaben jährlich,<br />

■ den Zugang zu den Volltexten von „Der<br />

Unfallchirurg“ im Online-Archiv rückwirkend<br />

bis 1996 (inklusive Zugang zum<br />

Service „Online first“, in dem alle zur Pu-<br />

Springer Verlag<br />

K<strong>und</strong>enservice Zeitschriften<br />

Haberstraße 7<br />

69126 Heidelberg<br />

Tel.: (0 62 21) 345 43 03<br />

Fax: (0 62 21) 345 42 29<br />

E-Mail: subscriptions@springer.com<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 35


Das Profil der Mitglieder<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />

J. Arndt<br />

Aus der DGU<br />

Nachdem wir im Heft Nr. 55 der <strong>Mitteilungen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> über die günstige<br />

Entwicklung der Mitgliederzahlen berichten<br />

konnten, möchten wir diesmal etwas eingehender<br />

die Zusammensetzung der Mitgliedschaft<br />

nach Position <strong>und</strong> Alter behandeln.<br />

Die Angaben beziehen sich jeweils auf den<br />

Stand vom 19. Februar dieses Jahres.<br />

Die altersmäßige Gliederung aller<br />

Mitglieder<br />

Insgesamt hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Unfallchirurgie 3459 Mitglieder, davon<br />

sind 3422 natürliche Personen <strong>und</strong> 39 Institutionen<br />

wie Berufsgenossenschaften, Versicherungen,<br />

Firmen u. ä. Von 80 Personen<br />

ist uns das Geburtsdatum nicht bekannt,<br />

weswegen sie in der Folge nicht berücksichtigt<br />

werden können.<br />

Die ältesten Mitglieder sind 1909 geboren<br />

worden, mithin 99 Jahre alt, das jüngste<br />

1981, also 27 Jahre alt. Zwischen ihnen liegen<br />

r<strong>und</strong> 70 Jahre. Das Durchschnittsalter<br />

beträgt r<strong>und</strong> 52 Jahre (Geburtsjahr 1956), so<br />

wie schon im Frühjahr 2007 (siehe Heft 55).<br />

Die Altersverteilung der Mitglieder zeigt Abbildung<br />

1 ( Abb. 1).<br />

Altersverteilung nach Tätigkeitsfeldern<br />

Im Folgenden wollen wir uns etwas näher<br />

mit den 4 größten Gruppen in unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />

beschäftigen.<br />

Leitende Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte<br />

Die Gruppe der leitenden Ärztinnen <strong>und</strong><br />

Ärzte besteht – ohne Berücksichtigung der<br />

leitenden Oberärztinnen <strong>und</strong> Oberärzte –<br />

aus 822 Personen, dies entspricht etwa<br />

einem Anteil von 24 % an der Gesamtmitgliedschaft.<br />

Da bei 14 Personen dieser<br />

Gruppe das Geburtsjahr nicht vermerkt ist,<br />

beziehen sich die Altersangaben auf 808<br />

Mitglieder. Die Altersangaben reichen vom<br />

Geburtsjahr 1939 bis zum Geburtsjahr<br />

1969, d. h. die jüngsten Chefärzte sind 39<br />

Jahre alt. Im Durchschnitt sind die leitenden<br />

Ärzte in der DGU 1954 geboren <strong>und</strong> damit<br />

etwa 54 Jahre alt.<br />

Oberärztinnen <strong>und</strong> Oberärzte<br />

In der DGU sind 750 Oberärztinnen <strong>und</strong><br />

Oberärzte, diese machen r<strong>und</strong> 22 % der Gesamtmitgliedschaft<br />

aus. Die Altersangaben<br />

reichen vom Geburtsjahr 1980 bis 1941, das<br />

jüngste Mitglied dieser Gruppe, ein Funktionsoberarzt,<br />

ist also 28 Jahre, der jüngste<br />

„reguläre“ Oberarzt dagegen 34 Jahre alt.<br />

Das Durchschnittsalter beträgt 48 Jahre<br />

(Geburtsjahr 1960).<br />

Assistenärztinnen <strong>und</strong> Assistenzärzte<br />

736 Personen, also r<strong>und</strong> 21 % der Gesamtmitgliedschaft,<br />

befinden sich laut den Angaben<br />

der Mitgliederdatenbank in Weiterbildung.<br />

Die Altersangaben reichen vom Geburtsjahr<br />

1948 bis 1981, die jüngsten sind<br />

also etwa 27 Jahre alt. Das Durchschnittsalter<br />

beträgt etwa 37 Jahre (Geburtsjahr<br />

1971) – dabei ist aber zu beachten, dass es<br />

sich möglicherweise bei einigen Älteren dieser<br />

Gruppe um angestellte Ärzte handelt,<br />

so dass der Altersdurchschnitt in Wahrheit<br />

etwas niedriger liegen dürfte.<br />

Niedergelassene Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte<br />

In der Niederlassung tätig sind 287 DGU-<br />

Mitglieder, also etwas über 8 % aller Mitglieder.<br />

7 konnten wegen fehlender Angabe<br />

des Geburtsdatums nicht berücksichtigt<br />

werden. Die Geburtsdaten liegen zwischen<br />

1932 <strong>und</strong> 1970, der jüngste niedergelassene<br />

Arzt ist also 38 Jahre alt. Im Durchschnitt<br />

sind die Mitglieder dieser Gruppe 1955 geboren<br />

worden, also etwa 53 Jahre.<br />

Wie sich die einzelnen Tätigkeitsfelder unserer<br />

Mitglieder nach Altersgruppen geordnet<br />

verteilen, zeigt Abbildung 2 ( Abb. 2).<br />

Wir werden Sie auch in den kommenden<br />

Jahren über die weiteren Entwicklungen der<br />

Mitgliedschaft informieren.<br />

Dipl. Pol. Joachim Arndt<br />

Geschäftsstelle der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie e. V.<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstraße 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: (0 30) 28 00 43 00 <strong>und</strong> 01<br />

Fax: (0 30) 28 00 43 06<br />

Abb. 1 Altergruppen der DGU-Mitglieder<br />

Abb. 2 Altergruppen der DGU-Mitglieder klassifiziert nach Tätigkeitsgebieten<br />

36<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Ausschreibungen der Preise <strong>und</strong><br />

des Reisestipendiums<br />

Hans-Liniger-Preis<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

e. V. schreibt den nach ihrem Begründer<br />

benannten Hans-Liniger-Preis zur Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

für besondere Leistungen aus den Gebieten<br />

Unfallheilk<strong>und</strong>e, Versicherungs-, Versorgungs-<br />

<strong>und</strong> Verkehrsmedizin oder ihren<br />

Grenzgebieten aus.<br />

Der Preis, um den sich jeder approbierte<br />

Arzt, jeder Jurist <strong>und</strong> jede(r) Versicherungsfachfrau/-mann<br />

bewerben kann, besteht<br />

in einer Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> einem Geldbetrag<br />

(5000 €).<br />

Die Bewerbung ist unter Beifügung der<br />

als Preisarbeit besonders kenntlich gemachten<br />

Arbeit in 5-facher Ausfertigung zu richten<br />

an:<br />

Herrn Prof. Dr. H. Siebert<br />

Generalsekretär der DGU<br />

c/o DGU-Geschäftsstelle<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Abgabefrist: 31.5.<strong>2008</strong> (Poststempel)<br />

Innovationspreis<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

e. V.<br />

Der Preis wird jährlich von der Firma DePuy<br />

gestiftet. Der Preis ist mit 10.000 € der<br />

höchstdotierte Preis der DGU. Es sollen Arbeiten<br />

eingereicht werden, die Innovationen<br />

in der Unfallchirurgie zum Thema haben. Er<br />

kann für diagnostische oder anwendungstechnische<br />

Ideen vergeben werden. Entscheidend<br />

ist der potentielle klinische Impact<br />

der Innovation<br />

Die Bewerbung um den Innovationspreis<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

e.V. ist zusammen mit fünf Exemplaren<br />

der Preisarbeit, einem Lebenslauf <strong>und</strong> einem<br />

Publikationsverzeichnis (jeweils in 5-facher<br />

Ausfertigung) einzusenden an:<br />

Herrn Prof. Dr. H. Siebert<br />

Generalsekretär der DGU<br />

c/o DGU-Geschäftsstelle<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Abgabefrist: 30.6.<strong>2008</strong> (Poststempel)<br />

Herbert-Lauterbach-Preis<br />

Die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />

Kliniken (VBGK) schreibt den mit 7500 €<br />

dotierten Preis für herausragende wissenschaftliche<br />

Leistungen auf dem Gebiet der<br />

Unfallmedizin aus.<br />

Die eingereichte Arbeit kann in dem<br />

Kalenderjahr, das dem Verleihungsjahr vorangeht,<br />

in einer deutschen oder fremdsprachigen<br />

Zeitschrift oder in Buchform<br />

veröffentlicht oder in einem Manuskript<br />

niedergelegt sein. Eine bereits anderweitig<br />

ausgezeichnete oder einem anderem Gremium<br />

parallel vorgelegte Arbeit kann nicht<br />

eingereicht werden.<br />

Der Bewerbung sind 4 Exemplare der<br />

Arbeit in deutscher Sprache <strong>und</strong> eine Erklärung<br />

beizufügen, dass die Arbeit nicht<br />

bereits anderweitig ausgezeichnet ist oder<br />

sich in einem anderen Bewerbungsverfahren<br />

befindet.<br />

Arbeiten sind einzureichen bei:<br />

Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />

Kliniken<br />

An der Festeburg 27–29<br />

60389 Frankfurt am Main<br />

Abgabefrist: 30.6.<strong>2008</strong> (Poststempel)<br />

Preis zur Förderung der<br />

Rehabilitationsforschung<br />

Die Union Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

(UOU) schreibt ihren ersten gemeinsamen<br />

Preis aus. Der Preis in Höhe von 5000 € wird<br />

jährlich von der Klinikgruppe Enzensberg<br />

gestiftet.<br />

Eingereicht werden können wissenschaftliche<br />

Arbeiten aus Klinik, Forschung<br />

<strong>und</strong> Praxis, die den Nutzen <strong>und</strong> Erfolg der<br />

Rehabilitation nach Verletzungen <strong>und</strong> Erkrankungen<br />

aus dem Gebiet Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie untersuchen.<br />

Die eingereichte Arbeit kann in einer deutschen<br />

oder fremdsprachigen Zeitschrift<br />

oder in Buchform veröffentlicht oder in<br />

einem Manuskript niedergelegt sein. Bereits<br />

anderweitig ausgezeichnete Arbeiten oder<br />

solche, die sich aktuell in einem Preiswettbewerb<br />

befinden, können nicht eingereicht<br />

werden. Es ist eine entsprechende Erklärung<br />

beizufügen.<br />

Der Bewerbung sind 5 Exemplare der Arbeit<br />

<strong>und</strong> einer Zusammenfassung der zentralen<br />

Ergebnisse in deutscher Sprache beizufügen.<br />

Das Antragsschreiben muss die besondere<br />

Bedeutung der Arbeit für das Förderungsthema<br />

erläutern.<br />

Die Arbeiten sind zu senden an:<br />

DGU- oder DGOOC-Geschäftsstelle<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Abgabefrist: 31.5.<strong>2008</strong> (Poststempel)<br />

Reisestipendium<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

e. V.<br />

Das Stipendium soll dem wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs den Besuch einer klinisch<br />

oder experimentell bedeutenden ausländischen<br />

Einrichtung ermöglichen.<br />

Das Stipendium wird jährlich vergeben.<br />

Bewerber müssen Mitglied der <strong>Gesellschaft</strong><br />

sein <strong>und</strong> sich in nicht selbstständiger<br />

Stellung befinden.<br />

Die Höhe des Stipendiums wird vom Präsidium<br />

festgesetzt <strong>und</strong> betrug im letzten<br />

Jahr 2500 €. Das Stipendium kann geteilt<br />

werden.<br />

Der Bewerbung sind in 3-facher Ausfertigung<br />

zuzufügen:<br />

Lebenslauf, Verzeichnis der Veröffentlichungen,<br />

Beschreibung des mit dem Aufenthalt<br />

verb<strong>und</strong>enen Zwecks, Bescheinigung<br />

der einladenden Einrichtung <strong>und</strong> der<br />

entsendenden Institution.<br />

Bewerbungen sind zu senden an:<br />

Herrn Prof. Dr. H. Siebert<br />

Generalsekretär der DGU<br />

c/o DGU-Geschäftsstelle<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Abgabefrist: 31.5.<strong>2008</strong> (Poststempel)<br />

Aus der DGU<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 37


In letzter Minute<br />

Mitte März <strong>2008</strong><br />

H . Siebert<br />

Aus der DGU<br />

„Endlich – Tabuwände werden niedergerissen,<br />

Ärzte gestehen Fehler ein“ – so <strong>und</strong><br />

ähnlich titelten viele Gazetten vor wenigen<br />

Tagen <strong>und</strong> suggerierten der Laien-Öffentlichkeit,<br />

dass wir Ärzte jetzt erstmals uns<br />

mit dem Thema Patientensicherheit <strong>und</strong><br />

eigenen Fehlern beschäftigen.<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit<br />

(siehe www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de)<br />

hat über Monate eine Broschüre<br />

vorbereitet, in dem Ärzte der verschiedenen<br />

Fachbereiche eigene Fehler, die sie<br />

vor Jahren gemacht haben, kommentieren<br />

<strong>und</strong> darstellen, welche Lehren sie persönlich<br />

daraus gezogen haben. Diese Broschüre<br />

wurde in einer Pressekonferenz vorgestellt<br />

<strong>und</strong> fand wohl auch in Ermangelung anderer<br />

Themen b<strong>und</strong>esweit höchstes Interesse.<br />

Dass das Thema wichtig ist <strong>und</strong> wir tagtäglich<br />

mit Beinahfehlern oder unerwünschten<br />

Ereignissen konfrontiert werden, das kennen<br />

wir.<br />

Wir wissen aus eigener Anschauung auch,<br />

dass der Umgang mit Fehlern oder Beinahfehlern<br />

aus vielerlei Gründen noch nicht<br />

überall Teil unseres Qualitätsmanagements<br />

ist. Das Critical Incidence Management, d. h.<br />

der regelhafte Umgang mit unerwünschten<br />

Ereignissen, Fehlermanagement, Fehlerkultur,<br />

bedarf weiterer aktiver Maßnahmen.<br />

So dümpelt das Fehlermeldesystem, in der<br />

Schweiz vor einigen Jahren eingerichtet <strong>und</strong><br />

seitdem europaweit in verschiedenen Fachgesellschaften<br />

eingeführt, mehr oder weniger<br />

erfolgreich vor sich hin. Auch die B<strong>und</strong>esärztekammer<br />

<strong>und</strong> die B<strong>und</strong>es-KV haben es<br />

aufgegriffen, um die Patientensicherheit zu<br />

verbessern. Fehler oder Beinahfehler sollen<br />

identifiziert werden, Ursachen abgeklärt<br />

<strong>und</strong> darauf basierend Maßnahmen zur künftigen<br />

Verhinderung dieser Fehler ergriffen<br />

werden. In diesem anonymen, freiwilligen<br />

Meldesystem werden kritische Ereignisse<br />

systematisch erfasst, dadurch dass derartige<br />

Ereignisse anonym von jedem Klinikangestellten<br />

in das System eingegeben werden.<br />

Nach Fehleranalysen werden Vorschläge<br />

zur Vermeidung zukünftiger systematischer<br />

Fehler gemacht. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Chirurgie hat, um eine breitere Nutzung<br />

des Systems zu ermöglichen <strong>und</strong> CIRS in der<br />

Chirurgie als ein wichtiges strategisches Instrument<br />

der Fehlererkennung <strong>und</strong> Fehlerprävention<br />

besser zu implementieren, es im<br />

offenen Bereich der Homepage www.dgch.<br />

de freigegeben. Somit ist es für jeden Chirurgen<br />

aller Fachrichtungen nutzbar. Eine<br />

wichtige Voraussetzung für eine breitere<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> höhere Effizienz. Einen<br />

Schritt weiter gehen erstmals von einer medizinischen<br />

Fachgesellschaft eingerichtete<br />

Trainingsprogramme der DGU: „Save: TRAC“<br />

steht für „Savety in Traumacare“. Schon vor<br />

3 Jahren hat eine Arbeitsgruppe der damaligen<br />

Intensiv- <strong>und</strong> Notfall-AG der DGU die<br />

Idee aus der Luftfahrt für die Medizin <strong>und</strong><br />

vor allem Unfallchirurgie aufgegriffen <strong>und</strong><br />

in handliche Kursformate, die interdisziplinär<br />

<strong>und</strong> interprofessionell angelegt sind,<br />

für chirurgische Belange übertragen. So<br />

kann der Kurs in Ihrem Krankenhaus für das<br />

Format Schockraum, Notfall, OP <strong>und</strong> Intensivstation<br />

eingespielt werden. Sie üben in<br />

wirklichkeitsnahen Szenarien zusammen<br />

mit dem jeweiligen Personal – OP, Intensiv,<br />

Notaufnahme – <strong>und</strong> entwickeln dabei<br />

gemeinsame Konzepte des Fehlermanagements<br />

zur Vermeidung vor allem systematischer<br />

Fehler. Der nächste Kurs wird im September<br />

in Essen <strong>und</strong> während des DKOU in<br />

Berlin angeboten. Sogenannte Inhouse-Kurse<br />

können Sie jederzeit über die Homepage<br />

www.spls.de für Ihre Klinik einkaufen. Da<br />

dieses einmalige Kurssystem nicht nur für<br />

die Unfallchirurgie, sondern für alle chirurgischen<br />

Fächer geeignet ist, wird die DGCH<br />

Unterstützung leisten, dieses Kurssystem<br />

auch für viszeral-, gefäß- <strong>und</strong> andere fachchirurgische<br />

Disziplinen zu adaptieren.<br />

„Tue Gutes <strong>und</strong> rede darüber“<br />

Das haben wir auch so gemacht <strong>und</strong> in<br />

einer Pressemitteilung auf dieses schon<br />

seit Jahren bestehende Kurssystem hingewiesen,<br />

wissend, dass positive Meldungen<br />

kaum wahrgenommen werden. Sie finden<br />

die Pressemitteilung auf unserer Homepage.<br />

Dieses Thema beinhaltet aber noch<br />

wesentlich mehr, z. B. warum wir uns in der<br />

Praxis oft so schwer tun, Fehler den Betroffenen<br />

gegenüber ohne wenn <strong>und</strong> aber darzustellen.<br />

Es ist die Angst vor der Haftungsübernahme,<br />

es ist die Sorge, dass unsere<br />

Haftpflichtversicherung vor Klärung des tatsächlichen,<br />

ursächlichen Zusammenhangs<br />

ein Zugeständnis den Angehörigen oder Betroffenen<br />

gegenüber kategorisch ablehnt.<br />

Hier gibt es Auswege. Als Verantwortlicher<br />

sprechen Sie mit Ihrer Geschäftsführung<br />

<strong>und</strong> sorgen für eine klare Regelung im Umgang<br />

mit Fehlern im Sinne eines Leitfadens,<br />

der allen Ihren Mitarbeitern zu Kenntnis<br />

gebracht wird <strong>und</strong> ihnen hilft, sich auch in<br />

diesen Situationen ärztlich zu verhalten.<br />

Zuallerletzt<br />

Ende Februar hatten wir unser jährliches<br />

„Spitzengespräch“ mit der Geschäftsführung<br />

des InEK, um nach wie vor bestehende<br />

Ungereimtheiten bei der Abbildung unserer<br />

Leistungen im System zu diskutieren <strong>und</strong><br />

Änderungen anzumahnen. Dies betrifft<br />

vor allem die Abbildung der Vorhaltung für<br />

Notfälle, die Fälle mit Extremkosten <strong>und</strong><br />

die mehrfachen <strong>und</strong> mehrzeitigen Eingriffe<br />

mit komplexen Situationen. Laut den<br />

Verantwortlichen beim InEK ließen sich<br />

Regelungen finden, wenn die an der Kalkulation<br />

teilnehmenden Einrichtungen ihre<br />

Leistungen genauer abbilden <strong>und</strong> Rückfragen<br />

des InEK’s detailliert <strong>und</strong> ausführlich<br />

beantworten würden. Der Ball wurde also<br />

zurückgespielt auf uns Ärzte, in diesem Fall<br />

auf die für diesen Bereich zuständigen Kontrolleinrichtungen<br />

unserer an der Kostenkalkulation<br />

teilnehmenden Häuser!<br />

Wissen Sie, wie das Schockraum-Mangement<br />

in Ihrem Haus bei der Versorgung eines<br />

Schwerverletzten exakt aufgenommen <strong>und</strong><br />

kalkuliert wird Wissen Sie, welches Personal,<br />

wem <strong>und</strong> wie lange für diese Versorgung<br />

zugerechnet wird Haben Sie schon<br />

Rückfragen des InEK für Extremkostenfälle<br />

bekommen <strong>und</strong> detailliert beantworten<br />

können Wenn nicht, machen Sie sich bitte<br />

k<strong>und</strong>ig. Ihr Controllingsystem ist mit verantwortlich<br />

für die Erlössituation aller unfallchirurgischen<br />

Einrichtungen in der B<strong>und</strong>esrepublik.<br />

Für nähere Erläuterungen <strong>und</strong><br />

Anmerkungen wenden Sie sich bitte an Prof.<br />

Dr. Joachim Windolf, Düsseldorf.<br />

Auch wenn wir noch nicht genau wissen,<br />

ob zum 1. Januar 2009 das DRG-System<br />

„scharf“ gestellt wird, Fakt ist, die einzelnen<br />

38<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


DRGs werden jährlich neu kalkuliert, wir<br />

haben jährlich die Möglichkeit, wenn auch<br />

zeitlich um Jahre versetzt, die Wichtung zu<br />

ändern <strong>und</strong> Systemverbesserungen einzubringen.<br />

Nur, es muss sich rechnen lassen<br />

anhand realer bzw. realistischer Daten, die<br />

wiederum in den Kalkulationshäusern generiert<br />

werden.<br />

Fragen Sie mal nach, sofern Ihr Haus an der<br />

Kostenkalkulation teilnimmt. Es lohnt sich.<br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />

Chirurgische Klinik II<br />

Unfall-, Hand-, Wiederherstellungschirurgie<br />

Diakonie-Klinikum<br />

74523 Schwäbisch Hall<br />

Aus der DGU<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 39


Zwischenbilanz der Präsidenten <strong>und</strong><br />

Generalsekretäre der DGU <strong>und</strong> DGOOC<br />

Stand: 12.12.2007<br />

K. Weise, H. Siebert, J. Hassenpflug, F. U. Niethard<br />

Union<br />

Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

liebe Mitglieder der Fachgesellschaften<br />

DGOOC <strong>und</strong> DGU,<br />

der Prozess der Annäherung zwischen Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgen schreitet<br />

unaufhaltsam weiter fort, wohl vorbereitet<br />

<strong>und</strong> fachk<strong>und</strong>ig begleitet von unseren Gremien<br />

<strong>und</strong> einer Reihe von Arbeitskreisen<br />

(Task Forces) zu definierten Fragestellungen.<br />

Auf diesem Wege möchten wir Ihnen zum<br />

Ende des Jahres 2007 die jüngsten Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> den derzeitigen Sachstand darstellen.<br />

Sie sollten insbesondere darüber informiert<br />

sein <strong>und</strong> nachvollziehen können,<br />

dass wir uns unaufhaltsam auf dem Weg<br />

zu einer gemeinsamen <strong>Gesellschaft</strong> befinden,<br />

in welcher Gestalt auch immer diese<br />

am Ende erscheinen wird. Dieser Umstand<br />

hat nichts mit Verzögerungstaktik oder<br />

hinhaltendem Widerstand, wohl aber mit<br />

Bedachtsamkeit <strong>und</strong> Gründlichkeit in der<br />

Vorbereitung zu tun, denn Vorstand <strong>und</strong><br />

Arbeitskreise möchten den Wünschen <strong>und</strong><br />

Vorstellungen unserer Mitglieder nach Kräften<br />

Rechnung tragen <strong>und</strong> sie auf dem Weg<br />

zur Gemeinsamkeit möglichst alle mitnehmen.<br />

Wie Sie wissen, wurde in Potsdam die Union<br />

Orthopädie/Unfallchirurgie (UOU) ins Leben<br />

gerufen, deren handelnde Gremien das<br />

Exekutivkomitee (die beiden Präsidenten<br />

<strong>und</strong> die beiden Generalsekretäre), der Koordinationsausschuss<br />

(Vorstände beider Fachgesellschaften)<br />

<strong>und</strong> die Kooperationsplattform<br />

(Repräsentanten unterschiedlicher<br />

Gruppierungen beider Fachgesellschaften)<br />

sind. Zudem haben wir mehrere Arbeitskreise<br />

mit ausgewogener Besetzung durch<br />

Persönlichkeiten beider Fachgesellschaften<br />

eingerichtet <strong>und</strong> ihnen im Wesentlichen<br />

die Klärung von Sachfragen übertragen<br />

(Leitbild, Weiterbildung, Primärarzt, Versorgungsstrukturen,<br />

BG). Eine Sonderstellung<br />

nimmt diesbezüglich die Strukturkommission<br />

bestehend aus Mitgliedern der Vorstände<br />

von DGU <strong>und</strong> DGOOC ein, bezogen auf<br />

die DGU ergänzt durch jeweils einen Vertreter<br />

des Ständigen bzw. Nichtständigen Beirates,<br />

für die DGOOC durch zwei zusätzliche<br />

Repräsentanten aus dem Gesamtvorstand.<br />

Sitzungen dieser Strukturkommission fanden<br />

nach entsprechender Vorbereitung in<br />

den jeweiligen Vorständen am 10.09. <strong>und</strong><br />

13.11.2007 jeweils in Frankfurt statt. Zum<br />

ersten Termin stand die Frage im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

welche Organisationsstruktur eine<br />

gemeinsame <strong>Gesellschaft</strong> haben könnte.<br />

Tradition <strong>und</strong> Historie von DGOOC <strong>und</strong><br />

DGU <strong>und</strong> deren Personifizierung in Gestalt<br />

von die <strong>Gesellschaft</strong>en über Jahre prägenden<br />

Mitgliedern waren dabei ebenso<br />

zu berücksichtigen, wie die neue Weiterbildungsordnung,<br />

die strukturellen Gegebenheiten<br />

durch bereits existierende Gruppierungen<br />

(Arbeitsgemeinschaften, Arbeitskreise,<br />

Sektionen, Kommissionen) <strong>und</strong> die<br />

berufs- bzw. ges<strong>und</strong>heitspolitischen Rahmenbedingungen.<br />

Unter dieser Prämisse<br />

wurde dahingehend Einigung erzielt, dass<br />

zu den Überlegungen zur Struktur der gemeinsamen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> Beratungsbedarf<br />

durch einen Experten, d. h. einen in solchen<br />

Zusammenschlüssen erfahrenen Juristen<br />

besteht. Herrn Dr. Wienke, Köln, wurde ein<br />

zusammen erarbeiteter Anforderungskatalog<br />

vorgelegt, der darauf abzielt, die<br />

zukünftige Struktur der gemeinsamen <strong>Gesellschaft</strong><br />

auf eine durch unsere Mitglieder<br />

vorgegebene <strong>und</strong> den Rahmenbedingungen<br />

gerecht werdende breite Basis zu stellen.<br />

Am 13.11. fand die zweite Sitzung der Strukturkommission<br />

statt. Der Berater schlägt als<br />

flexibelste Lösung die Gründung eines Vereins<br />

(z. B. <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie, DGOU e. V.) vor,<br />

gebildet aus den beiden Fachgesell-schaften<br />

DGU <strong>und</strong> DGOOC, die ihrerseits als „Vereine<br />

im Verein“ fungieren. Diesem gemeinsamen<br />

„Dachverein“ werden von beiden<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

übertragen, basierend auf überarbeiteten<br />

Versionen der derzeit gültigen Satzungen.<br />

Weitere Vereine können assoziiert werden,<br />

wie z. B. die bereits bestehenden Sektionen<br />

etc. Darüber hinaus müssen wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> steuerliche Konsequenzen bedacht <strong>und</strong><br />

hierzu kompetente Beratung <strong>und</strong> fachliche<br />

Expertise eingeholt werden.<br />

Weitere Diskussionspunkte sind nach wie<br />

vor Fragen der Mitgliedschaft, der Modalitäten<br />

zu deren Erwerb, der Stimmrechte in<br />

Mitgliederversammlungen <strong>und</strong> Vorstand/<br />

Präsidium, der Höhe <strong>und</strong> Verteilung von Beitragszahlungen,<br />

der Stellung der Berufsverbände<br />

sowie zum Zeitrahmen bis zur Gründung<br />

der gemeinsamen <strong>Gesellschaft</strong>. Die<br />

nächste Sitzung der Strukturkommission ist<br />

für den 4.2.<strong>2008</strong> veranschlagt, zu welcher<br />

Herr Dr. Wienke als Berater hinzugebeten<br />

werden wird.<br />

Anlässlich des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses für<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie fand am<br />

23.10.2007 eine Sitzung des Koordinationsausschusses<br />

statt.<br />

Die Leiter der verschiedenen Task Forces<br />

waren zur Berichterstattung über die bisher<br />

geleistete Arbeit eingeladen. Nach kontroverser<br />

Eingangsdiskussion mit Erörterung<br />

unterschiedlicher Standpunkte im Hinblick<br />

auf die „Geschwindigkeit“ der Zusammenführung<br />

von DGOOC <strong>und</strong> DGU wurde man<br />

sich darin einig, dass die Lösung der Sachfragen<br />

durch die Arbeitskreise eine ebenso<br />

elementare Voraussetzung für die Gründung<br />

der neuen <strong>Gesellschaft</strong> sein muss wie<br />

Einigkeit über die gemeinsamen Ziele <strong>und</strong><br />

Aufgaben. Die bis dato erarbeiteten Papiere<br />

wurden im weiteren Verlauf durch die Sprecher<br />

der Arbeitskreise vorgestellt. Sie haben<br />

nach übereinstimmender Auffassung des<br />

Gremiums zunächst vorläufigen Charakter,<br />

werden eventuell durch die Vorstände<br />

beider Fachgesellschaften mit Anmerkungen<br />

<strong>und</strong> Korrekturen versehen <strong>und</strong> zur<br />

weiteren Bearbeitung an die Arbeitskreise<br />

zurückgereicht. Die erwähnten Vorlagen<br />

sind allerdings in ihrer Entwicklung bisher<br />

unterschiedlich weit vorangekommen. Beispielhaft<br />

<strong>und</strong> wegen des berufspolitischen<br />

Zeitdrucks ist das Papier des Arbeitskreises<br />

„Weiterbildung“ bereits im Umlaufverfahren<br />

bei den Vorständen, um noch in diesem<br />

Jahr an die B<strong>und</strong>esärztekammer weitergegeben<br />

zu werden. Das nächste Treffen des<br />

Koordinationsausschusses ist während des<br />

Kongresses der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Chirurgie Ende April <strong>2008</strong> geplant.<br />

40<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Die Unterzeichnenden sind unisono der<br />

festen Überzeugung, dass seit der „Potsdamer<br />

Konferenz“ im Februar diesen Jahres<br />

bereits eine beträchtliche Wegstrecke<br />

hin zu einer gemeinsamen <strong>Gesellschaft</strong><br />

zurückgelegt wurde. Sichtbarer Ausdruck<br />

wachsenden Wir-Gefühls war der <strong>Deutsche</strong><br />

Kongress für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

Ende Oktober 2007. Mit mehr<br />

als 10.600 Besuchern, knapp 7400 aktiven<br />

Teilnehmern sowie unter Würdigung der<br />

zahlreichen positiven Rückmeldungen gerade<br />

auch im Hinblick auf den interdisziplinären<br />

Charakter des Kongresses wurde<br />

der Prozess der Zusammenführung durch<br />

die „normative Kraft des Faktischen“ in eindrucksvoller<br />

Art <strong>und</strong> Weise bestätigt. Darauf<br />

sind die hierfür Verantwortlichen nicht<br />

wenig stolz. Wir werden uns aber nicht auf<br />

unseren Lorbeeren ausruhen, sondern auch<br />

im kommenden Jahr <strong>und</strong> nach Wechsel in<br />

den Präsidentschaften ganz intensiv um<br />

weitere Fortschritte in Sachen Gemeinsamkeit<br />

einschließlich der dafür zu schaffenden<br />

Voraussetzungen bemüht sein.<br />

Am Ende eines ereignisreichen Jahres möchten<br />

wir Ihnen allen für Ihre nachhaltige Unterstützung<br />

bei unserem ehrgeizigen wie<br />

verantwortungsvollen Vorhaben sowohl in<br />

Form vielfacher Zustimmung als auch durch<br />

Ihre konstruktive Kritik ganz herzlich danken.<br />

Wir versprechen Ihnen, dass wir auch<br />

zukünftig in unserem Bemühen nicht nachlassen<br />

werden, im Sinne der Hegel'schen Dialektik<br />

aus These <strong>und</strong> Antithese eine allseits<br />

akzeptierte Synthese zu bilden, welche breiten<br />

Konsens bei den Mitgliedern unserer<br />

beider Fachgesellschaften finden kann. Wir<br />

werden Sie in jedem Falle über den weiteren<br />

Fortgang der Gespräche zwischen DGOOC<br />

<strong>und</strong> DGU ebenso auf dem Laufenden halten<br />

wie über Vorstandsempfehlungen <strong>und</strong><br />

Präsidiumsbeschlüsse, denn wie bereits<br />

erwähnt, wir möchten Sie alle mitnehmen<br />

auf dem nicht immer ganz einfachen, weil<br />

nachvollziehbar nicht schnurgeraden Weg<br />

in Richtung Ziel der angestrebten gemeinsamen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Wir wünschen Ihnen <strong>und</strong> Ihren Familien<br />

ein frohes <strong>und</strong> erholsames Weihnachtsfest<br />

sowie uns allen gemeinsam ein ges<strong>und</strong>es,<br />

im Hinblick auf die bevorstehenden Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Herausforderungen erfolgreiches<br />

neues Jahr<br />

Ihre<br />

Prof. Dr. med. K. Weise<br />

Präsident der DGU<br />

Prof. Dr. med. J. Hassenpflug<br />

Präsident der DGOOC<br />

Prof. Dr. med. H. Siebert<br />

Generalsekretär der DGU<br />

Prof. Dr. med. F. U. Niethard<br />

Generalsekretär der DGOOC<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: DGU: (0 30) 28 00 43 00<br />

Tel.: DGOOC: (0 30) 84 71 21 31<br />

Union<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 41


Empfehlungen zur Weiterbildungsbefugnis-Erteilung<br />

im Facharzt<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

vorgelegt von der Union Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

Union<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

mit beigefügten Anlagen möchten wir Ihnen<br />

Kenntnis davon geben, dass die Vorstände<br />

beider Fachgesellschaften eine Empfehlung<br />

zur Erteilung der Weiterbildungsbefugnis<br />

unter dem Aspekt Einheitlichkeit,<br />

Transparenz <strong>und</strong> Praktikabilität an die einzelnen<br />

Landes- <strong>und</strong> Bezirksärztekammern<br />

versandt haben. Leider konnte der BVOU<br />

unserer gemeinsamen Empfehlung nicht in<br />

allen Punkten folgen.<br />

Diese Empfehlungen stellen einen Kompromiss-Vorschlag<br />

weitergehender Wünsche<br />

einzelner Gruppierungen in unseren<br />

Fachgesellschaften dar <strong>und</strong> sind das Ergebnis<br />

ei-ner langen, intensiven Diskussion <strong>und</strong><br />

Vorarbeit des Unionsarbeitskreises Weiterbildung<br />

unter Federführung von Frau Prof.<br />

Dr. Almut Tempka.<br />

Ich darf Ihnen diese Empfehlungen zur<br />

Kenntnis geben, in der Hoffnung, dass Sie<br />

im Rahmen Ihrer beruflichen <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit auf regionaler <strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>esebene diese Empfehlungen unterstützen<br />

<strong>und</strong> mittragen können. Für Ihre Unterstützung<br />

bedanke ich mich.<br />

Ihr H. Siebert<br />

Präambel<br />

Die Einführung des neuen Facharztes Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

erfordert die Neuerteilung<br />

von Befugnissen für die Weiterbildungsbefugten<br />

<strong>und</strong> deren Weiterbildungsstätten.<br />

Die große Anzahl der zu erwartenden<br />

Anträge, aber auch der Anspruch der Weiterbildungsbefugten<br />

<strong>und</strong> Weiterzubildenden<br />

auf nachvollziehbare Entscheidungen,<br />

macht es notwendig zur Bearbeitung der<br />

Anträge ein strukturiertes, transparentes<br />

Instrumentarium anzubieten.<br />

Die „Union Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie<br />

<strong>und</strong> orthopädische Chirurgie (DGOOC)<br />

<strong>und</strong> der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

(DGU)“ haben die vorliegenden<br />

Empfehlungen konsentiert.<br />

Qualitätssicherung <strong>und</strong> Verbesserung in<br />

der Weiterbildung, Transparenz für Weiterzubildende<br />

<strong>und</strong> Befugte, Harmonisierung<br />

der Vorgaben zur Befugnis Erteilung in der<br />

BRD in der Weiterbildung sowie Praxisnähe<br />

bei der Umsetzung der Weiterbildungsinhalte<br />

sind die wichtigsten Ziele dieser Empfehlungen<br />

<strong>und</strong> sollen bereits bestehende<br />

Regelungen der Kammern unterstützen.<br />

Wir verstehen diese Empfehlungen als<br />

einen Entscheidungskorridor <strong>und</strong> zusätzlich<br />

als Dokumentationsinstrument für die<br />

Befugniserteilung zur Weiterbildung in der<br />

Facharztkompetenz „Orthopädie/Unfallchirurgie“.<br />

Die Befugniserteilung zur Weiterbildung<br />

im „Common Trunk Chirurgie“ ist<br />

nicht Gegenstand dieser Empfehlungen.<br />

Die vorgeschlagenen Mindestanforderungen<br />

sind nicht isoliert als starre Faktoren<br />

zu bewerten, sondern sollen darauf aufmerksam<br />

machen, in welchen Bereichen gegebe-nenfalls<br />

Kooperationen nachzuweisen<br />

oder andere Auflagen zu erfüllen sind.<br />

Die Einzelfallentscheidung der Kammergremien<br />

nach § 5 WBO ist unbenommen,<br />

bedarf dann aber nach § 5 (4) der entsprechenden<br />

Auskünfte an die Kammer <strong>und</strong><br />

deren sorgfältiger Dokumentation. Auch<br />

Protokolle von Begehungen der Weiterbildungsstätten<br />

können in Zweifelsfällen zur<br />

Entscheidungsfindung <strong>und</strong> Dokumentation<br />

beigezogen werden.<br />

42<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Empfehlungen<br />

Beurteilung von Anträgen auf Erteilung einer Weiterbildungsbefugnis in der Facharztkompetenz<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

Antragsteller _ ______________________________________<br />

B. Umfang der beantragten Befugnis<br />

Beantragter Umfang der Weiterbildungsbefugnis:<br />

_________ Monate<br />

Höchstzeitraum im ambulanten Bereich (ohne operative Tätigkeit)<br />

in der Regel: 12 Monate<br />

Gr<strong>und</strong>kriterien<br />

1. Bei Nichterfüllung mehrerer der festgelegten Kriterien kann<br />

dem Antrag nicht bzw. nicht im beantragten Umfang entsprochen<br />

werden.<br />

2. In Einzelfällen muss die zu erteilende Befugnis bei bestehenden<br />

Defiziten mit einer entsprechenden Auflage (Hospitation, Kurse<br />

etc.) versehen werden.<br />

A. Allgemeine Daten<br />

1. Antrag: 6 Monate WBB – ambulante Versorgung<br />

Mindestkatalog geforderter Kriterien:<br />

Fallzahl von ca. 800 pro Quartal für Einzelpraxis<br />

ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

Fallzahl von ca. 1200 pro Quartal für Gemeinschaftspraxis ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

Röntgen vorhanden <strong>und</strong>/oder in direkter<br />

räumlicher Nähe<br />

ja/nein<br />

Sonographie vorhanden <strong>und</strong>/oder in direkter<br />

räumlicher Nähe<br />

Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere<br />

W<strong>und</strong>versorgung<br />

technische Orthopädie<br />

Wirbelsäulennahe <strong>und</strong> intraartikuläre Injektionen<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

Union<br />

Anerkennungen<br />

Facharzt für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie: ja/nein seit:_ ____<br />

Chirurgie: ja/nein seit:_ ____<br />

Schwerpunkt Unfallchirurgie: ja/nein seit:_ ____<br />

Orthopädie: ja/nein seit:_ ____<br />

Andere: ____________________________<br />

seit:_ ____<br />

Derzeitige ärztliche Tätigkeit<br />

niedergelassen: ja/nein seit:_ ____<br />

Ort der Tätigkeit:_ _____________________________________<br />

belegärztliche Tätigkeit: ja/nein seit:_ ____<br />

Ort der Tätigkeit:_ _____________________________________<br />

Ltd. klinische Tätigkeit: ja/nein seit:_ ____<br />

Ort der Tätigkeit:_ _____________________________________<br />

WBB bereits vorliegend: ja/nein seit:_ ____<br />

wenn ja, für:__________________________________________<br />

Umfang: ___________________________ Monate_ _________<br />

2. Antrag: 12 Monate WBB – ambulante Versorgung<br />

Mindestkatalog geforderter Kriterien:<br />

Fallzahl von ca. 1000 pro Quartal für Einzelpraxis oder<br />

mindestens 500 D-Arztfälle/Jahr<br />

ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

Fallzahl von durchschnittlich ca. 1600 pro Quartal<br />

in einer Gemeinschaftspraxis mit entsprechender<br />

fachspezifischer Qualifikation<br />

ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

Vorliegen von mindestens einer Schwerpunktbezeichnung/<br />

Zusatzweiterbildung<br />

ja/nein<br />

z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie,<br />

Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chirotherapie,<br />

Kinderorthopädie, Spezielle Schmerztherapie,<br />

Magnetresonanztomographie, Notfallmedizin,<br />

Physikalische Therapie/<strong>und</strong> Balneologie, Sozialmedizin,<br />

Handchirurgie, Sportmedizin<br />

Röntgen vorhanden <strong>und</strong>/oder in direkter<br />

räumlicher Nähe<br />

ja/nein<br />

Sonografie vorhanden <strong>und</strong>/oder in direkter<br />

räumlicher Nähe<br />

Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere<br />

W<strong>und</strong>versorgung<br />

technische Orthopädie<br />

wirbelsäulennahe <strong>und</strong> intraartikuläre Injektionen<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 43


Union<br />

3. Antrag: 15 Monate WB – ambulante konservative <strong>und</strong><br />

operative Versorgung<br />

Zusätzlich bei Praxen mit ambulanter OP-Einrichtung <strong>und</strong> bei<br />

Belegärzten<br />

Bis zu 800 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich<br />

auf orthopädisch-unfallchirurgischem Fachgebiet ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

Erfüllung von mindestens 3 der in Anlage C<br />

aufgeführten inhaltlichen Anforderungen<br />

ja/nein<br />

4. Antrag: 12 Monate WBB – Kliniken konservative<br />

Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

Mindestkatalog geforderter Kriterien:<br />

Fallzahl: mindestens 1500/Jahr stationär, teilstationär,<br />

ambulant<br />

ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

Vorliegen von mindestens einer Schwerpunktbezeichnung/Zusatzweiterbildung<br />

ja/nein<br />

z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie,<br />

Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chirotherapie,<br />

Kinderorthopädie, Spezielle Schmerztherapie, Magnetresonanztomografie,<br />

Notfallmedizin, Physikalische Therapie/ <strong>und</strong> Balneologie,<br />

Sozialmedizin, Handchirurgie, Sportmedizin<br />

Röntgen vorhanden <strong>und</strong>/oder in direkter räumlicher Nähe ja/nein<br />

Sonografie vorhanden <strong>und</strong>/oder in direkter<br />

räumlicher Nähe<br />

Verbandstechniken<br />

technische Orthopädie<br />

wirbelsäulennahe <strong>und</strong> intraartikuläre Injektionen<br />

Erfüllung von mindestens 2 der in Anlage C<br />

geforderten inhaltlichen Anforderungen<br />

5. Antrag: 12 Monate WBB – Orthopädisch-<br />

Unfallchirurgische Kliniken/Abteilungen, Orthopädische<br />

Kliniken/Abteilungen, Unfallchirurgische Kliniken/<br />

Abteilungen, Praxiskliniken<br />

Mindestkatalog geforderter Kriterien:<br />

Bis zu 800 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich auf<br />

orthopädisch-unfallchirurgischemFachgebiet jährlich<br />

Zahl: _______<br />

Vorliegen von mindestens einer Schwerpunktbezeichnung/Zusatzweiterbildung<br />

z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie,<br />

Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chirotherapie,<br />

Kinderorthopädie, Spezielle Schmerztherapie, Magnetresonanztomografie,<br />

Notfallmedizin, Physikalische Therapie/<strong>und</strong> Balneologie,<br />

Sozialmedizin, Handchirurgie, Sportmedizin, Rettungsmedizin<br />

Röntgen vorhanden <strong>und</strong>/oder jederzeit verfügbar<br />

Sonografie vorhanden <strong>und</strong>/oder jederzeit verfügbar<br />

Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere<br />

W<strong>und</strong>versorgung<br />

technische Orthopädie<br />

Erfüllung von mindestens 2 der in Anlage C<br />

geforderten inhaltlichen Anforderungen<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

6. Antrag: 24 Monate WBB – Orthopädisch-Unfallchirurgische<br />

Kliniken/Abteilungen, Orthopädische Kliniken/<br />

Abteilungen, Unfallchirurgische Kliniken/Abteilungen,<br />

Orthopädisch-Unfallchirurgische Praxen mit operativer<br />

Versorgung<br />

Mindestkatalog geforderter Kriterien:<br />

Bis zu 1600 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich<br />

auf orthopädisch-unfallchirurgischem Fachgebiet<br />

Zahl: _______<br />

Vorliegen von mindestens zwei Schwerpunktbezeichnung/Zusatzweiterbildung<br />

z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie,<br />

Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chirotherapie,<br />

Kinderorthopädie, Spezielle Schmerztherapie, Magnetresonanztomografie,<br />

Notfallmedizin, Physikalische Therapie/ <strong>und</strong> Balneologie,<br />

Sozialmedizin, Rettungsmedizin, Handchirurgie, Sportmedizin<br />

Röntgen, CT, MRT vorhanden <strong>und</strong>/oder<br />

jederzeit verfügbar<br />

Sonografie vorhanden <strong>und</strong>/oder jederzeit<br />

verfügbar<br />

Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere<br />

W<strong>und</strong>versorgung<br />

technische Orthopädie<br />

wirbelsäulennahe <strong>und</strong> intraartikuläre<br />

Injektionen<br />

Erfüllung von mindestens 3 der in Anlage C<br />

geforderten inhaltlichen Anforderungen<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

7. Antrag: 36 Monate WBB – Orthopädisch-Unfallchirurgische<br />

Kliniken/Abteilungen, Orthopädische Kliniken/<br />

Abteilungen, Unfallchirurgische Kliniken/Abteilungen,<br />

Orthopädisch-Unfallchirurgische Praxen mit operativer<br />

Versorgung<br />

Mindestkatalog geforderter Kriterien:<br />

Mindestens 1600 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich<br />

auf orthopädisch-unfallchirurgischem Fachgebiet ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

Vorliegen von mindestens zwei Schwerpunktbezeichnungen/Zusatzweiterbildungen<br />

ja/nein<br />

z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie,<br />

Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chirotherapie,<br />

Kinderorthopädie, Spezielle Schmerztherapie, Magnetresonanztomografie,<br />

Notfallmedizin, Physikalische Therapie/<strong>und</strong> Balneologie,<br />

Sozialmedizin, Rettungsmedizin, Handchirurgie, Sportmedizin<br />

Röntgen, CT, MRT vorhanden <strong>und</strong>/oder<br />

jederzeit verfügbar<br />

ja/nein<br />

Sonografie vorhanden <strong>und</strong>/oder jederzeit verfügbar<br />

Verbandstechniken/Gipsraum, kleinereW<strong>und</strong>versorgung<br />

technische Orthopädie<br />

wirbelsäulennahe <strong>und</strong> intraartikuläre Injektionen<br />

Erfüllung von mindestens 9 der in Anlage C<br />

geforderten inhaltlichen Anforderungen<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

44<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


8. Antrag: 48 Monate = volle WBB – Orthopädisch-<br />

Unfallchirurgische Kliniken/Abteilungen<br />

Mindestkatalog geforderter Kriterien:<br />

> 3000 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich auf<br />

orthopädisch-unfallchirurgischem Fachgebiet<br />

Zahl: _______<br />

Vorliegen von mindestens zwei Schwerpunktbezeichnungen/Zusatzweiterbildungen<br />

z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie,<br />

Orthopädische Rheumatologie, Kinderorthopädie, Handchirurgie<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

Röntgen, CT, MRT vorhanden <strong>und</strong>/oder jederzeit verfügbar ja/nein<br />

Sonografie vorhanden <strong>und</strong>/oder jederzeit verfügbar<br />

Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere W<strong>und</strong>versorgung<br />

technische Orthopädie<br />

wirbelsäulennahe <strong>und</strong> intraartikuläre Injektionen<br />

Erfüllung von allen der in Anlage C geforderten<br />

inhaltlichen Anforderungen<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

Nur in begründeten Ausnahmefällen sollte einer Klinik ohne weitere<br />

Verb<strong>und</strong>weiterbildungsangebote die volle Weiterbildungsbefugnis<br />

erteilt werden.<br />

C. Gliederung inhaltlicher Anforderungen<br />

Bewertungsgr<strong>und</strong>lage<br />

Erfüllung aller 12 geforderten Inhalte<br />

48 Monate WBB<br />

Erfüllung von mindestens 9 der geforderten Inhalte<br />

36 Monate WBB<br />

Erfüllung von mindestens 3 der geforderten Inhalte<br />

24 Monate WBB<br />

1. > 50/Jahr Wirbelsäulenchirurgie ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

2. Kinderorthopädie, z. B.. Kindersprechst<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Sonografie der Säuglingshüfte 120 Fälle<br />

ja/nein<br />

3. Konservative Orthopädie <strong>und</strong>/oder Rehabilitationsabteilung<br />

250 Konservative Behandlungen<br />

einschließlich schmerztherapeutischer Maßnahmen bei degenerativen <strong>und</strong><br />

entzündlicher Erkrankungen, angeborenen <strong>und</strong> erworbenen Deformitäten<br />

<strong>und</strong> Unfallfolgen in mehrtägigen Verläufen<br />

Inklusive:<br />

– Osteodensitometrie (Bef<strong>und</strong>ung)<br />

– Anordnung, Überwachung <strong>und</strong> Dokumentation von<br />

Verordnungen orthopädischer Hilfsmittel<br />

– Injektions- <strong>und</strong> Punktionstechniken an Wirbelsäule<br />

<strong>und</strong> Gelenken<br />

– Indikation, Anordnung <strong>und</strong> Überwachung physikalischer<br />

Therapiemaßnahmen bei chronisch orthopädischen Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> Unfallfolgen<br />

ja/nein<br />

4. > 25/Jahr Schwerverletzte ISS > 16 ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

5. Rheumaorthopädie, z. B. rheumatologische Spezialsprechst<strong>und</strong>e<br />

6. Tumororthopädie, z. B. Teilnahme am Interdisziplinären<br />

Tumorzentrum<br />

ja/nein<br />

ja/nein<br />

7. > 100/Jahr Endoprothetik ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

8. > 200/Jahr Arthroskopische Operationen ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

9. > 50/Jahr septische Chirurgie ja/nein<br />

10. > 50/Jahr komplexe Extremitätenverletzungen (von insgesamt<br />

mindestens 250 Frakturen)<br />

ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

11. > 50/Jahr gelenkerhaltende Osteotomien <strong>und</strong> Achsenkorrekturen<br />

ja/nein<br />

Zahl: _______<br />

12. Spezielle Verletzungsformen, z. B. im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter,<br />

Union<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 45


Zusatzweiterbildungen von hoher<br />

Bedeutung für Orthopäden <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgen<br />

E. Lindhorst<br />

Union<br />

„Röntgendiagnostik – fachgeb<strong>und</strong>en“<br />

„Magnetresonanztomografie –<br />

fachgeb<strong>und</strong>en“<br />

„Physikalische Therapie <strong>und</strong><br />

Balneologie“<br />

Mit der jetzt gültigen Weiterbildungsordnung<br />

wurde die Zusatzbezeichnung „Röntgendiagnostik<br />

– fachgeb<strong>und</strong>en“ neu eingeführt.<br />

Dringend muss hier die Verwechslung<br />

mit der Fachk<strong>und</strong>e Röntgen Notfalldiagnostik<br />

bzw. der fast gleichlautenden Fachk<strong>und</strong>e<br />

Röntgendiagnostik des gesamten Skelettes<br />

vermieden werden, die auf staatlicher B<strong>und</strong>esgesetzgebung,<br />

speziell der Strahlenschutz-<br />

<strong>und</strong> Röntgenverordnung beruht.<br />

Die neue Zusatzweiterbildung regelt die<br />

fachliche Befähigung nach der Weiterbildungsordnung,<br />

d.h. einer über die ärztliche<br />

Selbstverwaltung der Landesärztekammern<br />

implementierten <strong>und</strong> dann von der Aufsichtsbehörde<br />

Landesges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

per Heilberufsgesetz sanktionierten Regelung.<br />

Die fachliche Befähigung wird dann<br />

in der Landesärztekammer durch Prüfung<br />

nachgewiesen.<br />

Zu unterscheiden sind 2 Konstellationen:<br />

jüngere Kollegen, die erst nach Inkrafttreten<br />

der neuen Weiterbildungsordnung in Weiterbildung<br />

eingetreten sind, können diesen<br />

Zusatz nur erwerben, wenn sie bei einem<br />

befugten Weiterbilder tätig sind. Der Erwerb<br />

dieses Zusatzes darf – sinnhafterweise<br />

– auch während der Facharztweiterbildung<br />

erfolgen, was für viele andere Zusätze nicht<br />

möglich ist.<br />

Die zweite Konstellation <strong>und</strong> die zunächst<br />

wesentliche höhere Anzahl sind „ältere“<br />

Kollegen, die zu der Zeit ihre Weiterbildung<br />

unternommen haben, als es diese neue Zusatzweiterbildung<br />

noch nicht gab, die aber<br />

bereits die Sach- <strong>und</strong> Fachk<strong>und</strong>e nach Röntgenverordnung<br />

erworben haben. Diese können<br />

bzw. konnten in den meisten Kammern<br />

im Rahmen von Übergangsbestimmungen<br />

ebenfalls den Antrag auf Zulassung zur Prüfung<br />

stellen.<br />

Bisher haben nur recht wenige Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgen den neuen Zusatz<br />

„Röntgendiagnostik – fachgeb<strong>und</strong>en Skelett“<br />

erworben. Dabei geht es nach Entwicklung<br />

der letzten Jahre für die Fachärzte aus<br />

den chirurgischen Fächern um den gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Erhalt der Möglichkeit im eigenen<br />

Fach, also ohne Extrazeit beim Radiologen<br />

diesen Zusatz erwerben <strong>und</strong> später<br />

ggf. weiterbilden zu dürfen. Analog gilt dies,<br />

besonders relevant für (Unfall-)Chirurgen,<br />

auch für den Thorax <strong>und</strong> das Abdomen.<br />

Zukünftige Risiken eines Nichterwerbs des<br />

neuen Zusatzes sind zur Zeit schwierig vorherzusagen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich erscheinen aber<br />

neben dem Verlust der Kompetenz im Fach<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie Verschärfungen<br />

über neue Regelungen sowohl bei<br />

der eigenen Möglichkeit röntgen zu dürfen<br />

wie bei der Abrechenbarkeit denkbar. Sicherlich<br />

wäre es schwerwiegend, wenn die zukünftige<br />

Generation von Unfallchirurgen<br />

<strong>und</strong> Orthopäden mangels nicht mehr gegebener<br />

Weiterbildung Patienten nur noch<br />

durch mehrfache Vorstellung beim Radiologen<br />

diagnostizieren <strong>und</strong> behandeln könnte.<br />

Dies dürfte zumindest in der ambulanten<br />

Versorgung vom Patienten wütend quittiert<br />

werden, da so erhebliche Zeitverzögerungen<br />

in Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung akuter <strong>und</strong><br />

degenerativer Erkrankungen (z. B. einfache<br />

Frakturen, Diagnostik von Kox- <strong>und</strong> Gonarthrose)<br />

entstehen.<br />

Selbstverständlich ist dieser Zusatz damit<br />

sowohl für Kliniker als auch für niedergelassene<br />

Kollegen relevant, die deshalb bei<br />

gegebener Voraussetzung der Sach- <strong>und</strong><br />

Fachk<strong>und</strong>e ebenfalls unbedingt das fachspezifische<br />

Röntgen erwerben sollten. Zu<br />

beachten ist, dass jede Landesärztekammer<br />

spezifische Regelungen treffen konnte (gilt<br />

insbes. ob Erwerb mit oder ohne Prüfung)<br />

<strong>und</strong> wann genau die Fristen im Fall einer<br />

Übergangsregelung ablaufen. Auch zu bedenken<br />

ist, dass die Anforderungen an die<br />

vorhandene Röntgenanlage unter eigener<br />

Verantwortung <strong>und</strong> ggf. in der radiologischen<br />

Abteilung von den einzelnen Kammern<br />

unterschiedlich hoch gehangen werden.<br />

Somit empfehlen sich Erk<strong>und</strong>igungen<br />

bei Kollegen bzw. der zuständigen Kammer<br />

bereits im Vorfeld der Antragstellung.<br />

Das „fachgeb<strong>und</strong>ene MRT“ ist sicher für wesentlich<br />

weniger Kollegen erreichbar, da neben<br />

der vorhandenen Expertise auch immer<br />

zusätzlich eine Mindestzahl von eigenen<br />

Untersuchungen nachgewiesen werden<br />

muss. Als b<strong>und</strong>esweite Empfehlung wurde<br />

eine Mindestanzahl von 1000 durch die<br />

Ständige Konferenz Weiterbildung empfohlen.<br />

Auch hier gilt: wer die Untersuchungstechniken<br />

anbieten <strong>und</strong> selbst darin weiterbilden<br />

will, muss zunächst diesen neuen<br />

Zusatz gemäss der Weiterbildungsordnung<br />

erworben haben.<br />

Nur am Rande sei auch noch einmal darauf<br />

hingewiesen, dass Unfallchirurgen <strong>und</strong><br />

Orthopäden sich beispielsweise auch in der<br />

„Physikalischen Therapie“ der Problematik<br />

des Kompetenzverlusts im Fach per Neueinführung<br />

eines Zusatzes <strong>und</strong> Titels stellen<br />

müssen. Zukünftig ist der Erwerb des<br />

neu eingeführten Zusatzes „Physikalische<br />

Therapie <strong>und</strong> Balneologie“ Voraussetzung<br />

für die Weiterbildungsbefugnis. Erneut<br />

ist nicht sicher vorherzusehen, welche genauen<br />

Auswirkungen jenseits des Verlusts<br />

der Möglichkeit zur Weiterbildung eintreten<br />

werden. In den Landesärztekammern,<br />

deren Übergangsfristen noch nicht abgelaufen<br />

sind, sollten Kollegen deshalb zügig<br />

die 2 Kurse zur Balneologie nachholen, um<br />

den Zusatz nach neuer Weiterbildungsordnung<br />

selbst führen <strong>und</strong> auch weiterbilden<br />

zu können.<br />

PD Dr. Elmar Lindhorst<br />

Mitglied des Berufsständischen Ausschuss <strong>und</strong><br />

Mitglied des Bildungsausschuss der DGU<br />

Rossertweg 17<br />

65817 Eppstein<br />

46<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Delegation ärztlicher Leistungen<br />

Ein trojanisches Pferd<br />

R. Hoffmann, F. Thielemann, D. C. Wirtz, F. U. Niethard, H. Siebert<br />

Einleitung<br />

„Doch wir horchen allein dem Gerücht <strong>und</strong><br />

wissen durchaus nichts“<br />

Homer (8./7. Jh. v. Chr.) – Ilias, 2. Ges. 486<br />

Das ärztliche Berufsbild steht unter wachsendem<br />

Druck. Staatliche Eingriffe <strong>und</strong> Reglementierungen<br />

der Sozialagenturen engen<br />

ärztliche Handlungsspielräume zunehmend<br />

ein [12]. Die Arztzahlen sinken; die<br />

Unzufriedenheit mit den Arbeits- <strong>und</strong> Vertragsbedingungen<br />

steigt [1, 8, 14, 21–24].<br />

Versorgungsengpässe scheinen künftig vorprogrammiert<br />

[18]. Der Schw<strong>und</strong> an Medizinstudenten<br />

beträgt bis zum Eintritt in die<br />

Patientenversorgung 41 % (Erstsemester<br />

1997). Sie wechseln in andere Berufe oder<br />

wandern ins Ausland ab. Derzeit geben 28 %<br />

der Kliniken an, offene Arztstellen nicht<br />

besetzten zu können. Auch der Bereich der<br />

niedergelassenen Ärzte ist betroffen <strong>und</strong><br />

warnt vor einem eklatanten Ärztemangel<br />

vor allem im Hausarztbereich.<br />

Die für <strong>2008</strong> angekündigte Gesetzesinitiative<br />

des B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministeriums,<br />

ärztliche Arbeitsbedingungen dadurch zu<br />

verbessern, dass man Pflegekräften mehr<br />

ärztliche Kompetenzen übertragen wolle,<br />

bezeichnete der damalige Vorsitzende des<br />

Marburger B<strong>und</strong>es, Frank Ulrich Montgomery,<br />

als „ideologiebehaftete Alibimaßnahme“.<br />

Das Gutachten „Kooperation <strong>und</strong><br />

Verantwortung – Voraussetzungen einer<br />

zielorientierten Ges<strong>und</strong>heitsversorgung“<br />

des Sachverständigenrats zur Begutachtung<br />

der Entwicklung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

bildet jedoch eine wichtige Plattform<br />

für derartige Initiativen [20, 27, 28]. Nach<br />

den Empfehlungen sollen nichtärztliche Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />

stärker in die Versorgung<br />

<strong>und</strong> Verantwortung einbezogen werden<br />

<strong>und</strong> die Kooperation zwischen den Berufsgruppen<br />

verbessert werden. Bemängelt<br />

wird eine noch immer arztzentrierte Krankenversorgung.<br />

Die Neuverteilung der Aufgaben<br />

zwischen den Ges<strong>und</strong>heitsberufen<br />

soll dabei immer auch von einer Reform<br />

der Berufsausbildung begleitet werden. Der<br />

Sachverständigenrat begrüßt den Akademisierungsprozess<br />

verschiedener Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />

(Bologna-Prozess). Jedwede<br />

Hierarchie soll aus der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

entfernt werden. Dies soll sich insbesondere<br />

durch die Wahl der Berufsbezeichnungen<br />

widerspiegeln. Eine gestufte Verantwortung<br />

innerhalb <strong>und</strong> auch zwischen<br />

den Berufsgruppen räumt der Sachverständigenrat<br />

jedoch ein. Wegen der Brisanz der<br />

Veränderung der Aufgabenverteilung empfiehlt<br />

der Sachverständigenrat, mit kleinen<br />

Schritten vorzugehen. Der erste Schritt sei<br />

über den Weg der Delegation ärztlicher Aufgaben<br />

an nichtärztliche Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />

zu gehen. Im zweiten Schritt sollen regionale<br />

Modellprojekte zur Veränderung des<br />

Professionenmixes <strong>und</strong> zur größeren Eigenständigkeit<br />

nichtärztlicher Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />

durchgeführt <strong>und</strong> evaluiert werden. Im<br />

dritten Schritt könne dann bei bewiesener<br />

Praktikabilität eine breite Einführung der<br />

Neuerungen erfolgen.<br />

Es werden somit umfassende Änderungen<br />

des bisher bekannten <strong>und</strong> gewachsenen<br />

Arztbildes vorgeschlagen mit gravierenden<br />

Umstellungen für Ärzte, Patienten <strong>und</strong><br />

nichtärztliche Leistungserbringer. Die Delegation<br />

ärztlicher Leistungen ist somit als<br />

verdeckter erster Schritt in einen Ausstieg<br />

aus dem Arztberuf zu benennen, wie er bisher<br />

bekannt <strong>und</strong> tradiert war.<br />

Eine Versorgungsverbesserung oder Kostenersparnis<br />

durch mit Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengängen<br />

weithin akademisierten,<br />

nichtärztlichen Ges<strong>und</strong>heitsanbieter ist<br />

spekulativ <strong>und</strong> eher fraglich. Ein wesentlicher<br />

Motivationsgr<strong>und</strong> für derartige Initiativen<br />

mag daher die Umverteilung von<br />

vermeintlichen Prestige- <strong>und</strong> Einkommensvorteilen<br />

des Arztberufes sein. Ob unter<br />

kontinuierlich verschlechternden Arbeitsbedingungen<br />

<strong>und</strong> einem der Erosion preisgegebenen<br />

Arztbild ein sich ankündigender<br />

Ärztemangel wird verhindern lassen ist zumindest<br />

fraglich [11].<br />

Die politische Motivation von Delegation<br />

ärztlicher Leistungen entpuppt sich somit<br />

als ein trojanisches Pferd mit den Zielen:<br />

Zerschlagung angeblicher ärztlicher Macht<br />

über die Heilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Umverteilung vermuteter<br />

materieller Pfründe.<br />

Delegation ärztlicher Leistungen<br />

An vielen Stellen hat die Delegation ärztlicher<br />

Leistungen auf nichtärztliches Personal<br />

bereits begonnen [2, 3, 5, 6, 7, 8, 10,<br />

13, 15, 16, 25]. Teilweise handelt es sich<br />

um eine begrüßenswerte Rückdelegierung<br />

von Dokumentations- <strong>und</strong> Verwaltungsaufgaben<br />

[10, 13]. Der Rhön-Konzern hat<br />

Assistenzkräfte im Patientenmanagement<br />

(AAP) eingeführt zur Entlastung der Ärzte<br />

von nichtärztlichen Tätigkeiten. Hier geht<br />

es um eine Entlastung von einfachen Routinen<br />

(Blutentnahmen, Verweilkanülen) <strong>und</strong><br />

bürokratischer Tätigkeit [10]. Als Vorbild gilt<br />

der „physician assistant“ der USA. Bei diesen<br />

Maßnahmen handelt es sich zweifellos<br />

um Schritte, die von der Ärzteschaft unterstützt<br />

werden können. Andernorts werden<br />

Studienprogramme aufgelegt mit weit reichenden<br />

Eingriffen in ärztliche Tätigkeiten.<br />

Hierbei handelt es sich um Studienprogramme<br />

zu einer erweiterten OP-Assistenz<br />

auf privat universitärer Ebene oder um Projekte<br />

einzelner medizinischer Fachgesellschaften<br />

[5, 6, 7, 15, 25, 26].<br />

In einer zunehmend öffentlich geführten<br />

Diskussion über die Delegation ärztlicher<br />

Leistungen sind die medizinischen Fachgesellschaften<br />

gefordert eindeutig Stellung zu<br />

beziehen [26]. Die DGU hat hierzu ein Positionspapier<br />

veröffentlicht [11]. Die Einbeziehung<br />

nichtärztlicher Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />

in chirurgische Behandlungsteams mit unterschiedlichem<br />

Kompetenzlevel kann auch<br />

als Chance für einzelne chirurgische Fachgebiete<br />

gesehen werden. Dieses Assistenzpersonal,<br />

das immer nur arztunterstützend <strong>und</strong><br />

nicht arztersetzend tätig werden kann, ist<br />

dem ärztlichen Dienst zuzuordnen, die ärztliche<br />

Supervision muss sichergestellt sein.<br />

Auf eine Anfrage zur Kassenärztlichen<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esärztekammer<br />

zur Delegation ärztlicher Leitungen<br />

vom 1.10.2007 wurde eine gemeinsame<br />

Stellungnahme der Union Orthopädie/<br />

Unfallchirurgie verfasst. Hierbei wurden<br />

Tätigkeiten definiert, die unter Arztvorbehalt<br />

stehen oder delegierbar erscheinen.<br />

Juristische Aspekte wurden berücksichtigt<br />

[4, 9, 17, 19].<br />

Definitionskritisch sind die juristische<br />

Festlegung des Arztvorbehaltes, der Delegierbarkeit<br />

<strong>und</strong> der Substitution.<br />

Arztvorbehalt<br />

Ärztlich vorbehalten sind Tätigkeiten, deren<br />

Erledigung (allgemein oder im Einzelfall)<br />

Union<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 47


Union<br />

gerade einem Arzt eigene Kenntnisse, Fertigkeiten<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen voraussetzen.<br />

Hierzu gehören nach allgemeiner Meinung<br />

z. B.:<br />

■ körperliche Untersuchung, Diagnose- <strong>und</strong><br />

Indikationsstellung<br />

■ Therapieplanung<br />

■ Indikation, Auswahl, Dosierung von Medikamenten<br />

■ OP-Aufklärung<br />

■ Operationsführung <strong>und</strong> Narkose<br />

■ Behebung von Komplikationen<br />

■ Bluttransfusionen<br />

Delegierbarkeit<br />

Eine Delegation ärztlicher Tätigkeiten ist<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich möglich. Dabei ist zwischen<br />

„nicht delegierbar, delegierbar, im Einzelfall<br />

delegierbar (bei individuell dokumentierter<br />

Qualifikation des nichtärztlichen Mitarbeiters)“<br />

zu unterscheiden. Bei delegationsfähigen<br />

Tätigkeiten ist weiterhin zu definieren,<br />

ob direkte <strong>und</strong> unmittelbare Arztpräsenz<br />

zusätzlich erforderlich ist.<br />

Auch muss die Nachvollziehbarkeit des<br />

Facharztstandards für alle Tätigkeiten <strong>und</strong><br />

Maßnahmen gewährleistet sein. Solches<br />

ist jedenfalls im Ergebnis sicherzustellen.<br />

Schriftliche Arbeits- <strong>und</strong> Verfahrensanweisungen<br />

für delegierte Tätigkeiten sind zu<br />

fordern. Eine strukturierte Ausbildung der<br />

nichtärztlichen Mitarbeiter ist ebenso erforderlich<br />

wie eine arbeitsvertragliche Aufgabendefinition<br />

<strong>und</strong> Festschreibung. Eine Aufklärung<br />

der Patienten über Art <strong>und</strong> Umfang<br />

der delegierten Maßnahmen ist unabdingbar.<br />

Das Primat der ärztlichen Beurteilung,<br />

Entscheidung <strong>und</strong> Anordnungsbefugnis<br />

wird hierdurch nicht beeinträchtigt. Alle delegationsfähigen<br />

Tätigkeiten müssen ärztlicherseits<br />

angeordnet, überwacht un dokumentiert<br />

werden.<br />

Delegation vs. Substitution<br />

Während es sich bei der Delegation um<br />

eine vorübergehende Übertragung von<br />

ärztlichen Tätigkeiten handelt, stellt die<br />

Substitution eine dauerhafte Übertragung<br />

von ärztlichen Tätigkeiten dar. Bei der Delegation<br />

verbleibt die juristische Endverantwortung<br />

beim Arzt. Bei der Substitution<br />

müsste sie auf den Empfänger übergehen.<br />

Bei fehlender „Letztentscheidungsbefugnis“<br />

ist auch eine „Letztverantwortlichkeit“<br />

des Arztes nicht akzeptabel.<br />

Nicht delegierbare Tätigkeiten<br />

Dies sind gr<strong>und</strong>sätzlich ärztlich vorbehaltene<br />

Tätigkeiten (Arztvorbehalt).<br />

In Anlehnung <strong>und</strong> Ergänzung daran werden<br />

aufgeführt:<br />

■ körperliche Untersuchung<br />

■ Bef<strong>und</strong>erhebung <strong>und</strong> -bewertung<br />

■ Diagnose- <strong>und</strong> Indikationsstellung<br />

■ Planung, Festlegung <strong>und</strong> Durchführung<br />

von Diagnostik <strong>und</strong> operativen Therapiemaßnahmen<br />

■ Durchführung von Operationen (Schnitt<br />

bis Naht), Frakturreposition, Röntgendurchleuchtung,<br />

Operationsbericht<br />

■ 1. Assistenz bei allen operativen Eingriffen<br />

■ zentralvenöse Zugänge, Thoraxdrainagen<br />

■ Beurteilung komplexer, kritischer <strong>und</strong><br />

schwieriger W<strong>und</strong>en inkl. Verband- <strong>und</strong><br />

W<strong>und</strong>management<br />

■ Indikation <strong>und</strong> Festlegung <strong>und</strong> Überwachung<br />

der medikamentösen Therapie<br />

■ Indikation <strong>und</strong> Durchführung von Bluttransfusionen/Körperersatzstoffen/Hormonen<br />

u. ä.<br />

■ Patienten- <strong>und</strong> Angehörigenaufklärungsgespräche<br />

prä-, peri- <strong>und</strong> postoperativ<br />

■ Konsilmanagement <strong>und</strong> fallgeb<strong>und</strong>ene<br />

Kommunikation mit anderen ärztlichen<br />

Fachdisziplinen <strong>und</strong> niedergelassenen<br />

Ärzten (inkl. Arztbriefe)<br />

■ Management med. Komplikationen<br />

■ ärztliche Weiter- <strong>und</strong> Fortbildungsmaßnahmen<br />

■ Dokumentationen med. Sachverhalte<br />

■ notärztliche Tätigkeit<br />

■ Planung; Indikation <strong>und</strong> Überwachung<br />

von med. Rehabilitationsmaßnahmen<br />

■ Planung, Indikation <strong>und</strong> Überwachung<br />

von immobilisierenden (Gips-) Verbänden,<br />

Funktionsorthesen, <strong>und</strong> Prothesen/<br />

Epithesen<br />

■ medizinische, fachorthopädisch-unfallchirurgische<br />

Begutachtung<br />

Delegierbare Tätigkeiten<br />

■ vorbereitende Anamnese (Dokumentation),<br />

vorbereitende OP-Aufklärung (Standardeingriffe),<br />

Bef<strong>und</strong>dokumentation,<br />

vorbereitende Standardarztbriefe<br />

■ einfache Verbandswechsel<br />

■ W<strong>und</strong>management (bei Vorliegen eines<br />

W<strong>und</strong>leitfadens <strong>und</strong> einer Kursausbildung)<br />

■ Anlegen immobilisierender Verbände,<br />

Orthesen<br />

■ Blutentnahmen, Legen peripher venöser<br />

Zugänge, Infusionsanlage<br />

■ Sicherstellung der Umsetzung angeordneter<br />

medizinischer Maßnahmen, Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> Konsile<br />

■ Medikamentengaben (oral, i.v., i.m., s.c.,<br />

oral) einschließlich Umsetzung in Äquivalenzdosen<br />

■ Bilanzierung<br />

■ Organisation von Nachsorge in Kooperation<br />

mit Angehörigen <strong>und</strong> Sozialdienst<br />

■ Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben<br />

■ Standard-Patientenlagerung, OP-Felddesinfektion<br />

<strong>und</strong> Abdeckung<br />

■ OP-Assistenz (2. Assistenz)<br />

■ W<strong>und</strong>verband, Lagerungsschienen<br />

■ OP-Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben<br />

■ Qualitätssichernde Maßnahmen (Ausfüllen<br />

von Evaluationsbögen, von Behandlungsergebnissen<br />

(Scoring) u. ä.<br />

■ Fall- <strong>und</strong> Belegungsmanagement<br />

Von diesen delegierbaren Tätigkeiten sind<br />

a) gr<strong>und</strong>sätzlich delegierbar<br />

an folgende Fachberufe<br />

Krankenpflege <strong>und</strong> Arzthelfer-/innen<br />

(sowie neue Berufsfelder wie CTA, OTA, Physician<br />

Assistant)<br />

■ vorbereitende Anamnese (Dokumentation),<br />

vorbereitende OP-Aufklärung (Standardeingriffe),<br />

Bef<strong>und</strong>dokumentation,<br />

vorbereitende Standardarztbriefe<br />

■ einfache Verbandswechsel<br />

■ W<strong>und</strong>management unkomplizierte W<strong>und</strong>en<br />

(bei W<strong>und</strong>leitfaden)<br />

■ Bilanzierung<br />

■ Sicherstellung der Umsetzung ärztlicher<br />

Anordnungen (Untersuchungen, Konsile<br />

etc.)<br />

■ Standard-Patientenlagerung, OP-Felddesinfektion<br />

<strong>und</strong> Abdeckung<br />

■ W<strong>und</strong>verband, Lagerungsschienen<br />

■ OP-Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben<br />

■ technische Assistenz (Arthroskopietürme,<br />

Navigationsgeräte u. ä.)<br />

■ Organisation von Nachsorge in Kooperation<br />

mit Angehörigen <strong>und</strong> Sozialdienst<br />

■ Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben<br />

Medizinische Kodierassistenten<br />

■ OP-Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben<br />

■ Qualitätssichernde Massnahmen (Ausfüllen<br />

von Evaluationsbögen, von Behandlungsergebnissen<br />

(Scoring) u. ä.<br />

■ Organisation von Nachsorge in Kooperation<br />

mit Angehörigen <strong>und</strong> Sozialdienst<br />

■ Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben<br />

■ Fall- <strong>und</strong> Belegungsmanagement<br />

b) im Einzelfall delegierbar<br />

an dokumentiert qualifizierte <strong>und</strong> erfahrene<br />

Mitarbeiter von Krankenpflege,<br />

OTA, CTA<br />

■ Blutentnahmen, Infusionsanlage, Medikamentenverabreichung<br />

■ OP-Assistenz (2. Assistenz), W<strong>und</strong>verschluss<br />

■ Anlegen immobilisierender Verbände,<br />

Orthesen<br />

48<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


c) mit notwendiger Überwachung durch<br />

den Arzt<br />

■ Punkte unter a in der Anfangsphase<br />

(ca. ½ Jahr)<br />

■ Punkte unter b mittelfristig (ca. 1 Jahr)<br />

d) mit notwendiger Präsenz des Arztes<br />

■ W<strong>und</strong>verschluss einfacher W<strong>und</strong>en<br />

(ca. 1 Jahr)<br />

Nicht ärztliche Tätigkeiten die derzeit von<br />

Ärzten ausgeführt werden <strong>und</strong> daher im<br />

Sinne einer Substitution abgegeben werden<br />

müssen:<br />

■ Schreibarbeiten (Schreibdienst)<br />

■ Codierungsarbeiten (Codierassistenten)<br />

■ Organisation, Sortieren, archivieren medizinischer<br />

Unterlagen/Krankenakten (Verwaltungsmitarbeiter,<br />

Archivare)<br />

Tätigkeiten nichtärztlicher Berufe in<br />

Eigenverantwortung<br />

a) nach ärztlicher Indikationsstellung<br />

■ Physiotherapie, Ergotherapie u. ä. nach<br />

Erstverordnung<br />

■ W<strong>und</strong>management bei Dekubitus<br />

b) ohne ärztliche Indikationsstellung<br />

■ Physiotherapie, Ergotherapie u. ä.<br />

■ Folgeverordnungen<br />

■ paramedizinische „Wellness“-Verfahren<br />

Folgeabschätzung einer Delegation<br />

oder Übertragung in nichtärztliche<br />

Verantwortung<br />

Die Folgen einer Delegation ärztlicher Leistungen<br />

auf Ärzte, neue Leistungserbringer<br />

<strong>und</strong> Patienten sind noch schwer anzuschätzen.<br />

Auch potentielle Kostenersparnisse<br />

sind derzeit eher vermutet <strong>und</strong> keinesfalls<br />

bewiesen.<br />

Nicht akzeptabel wären Qualitätseinbussen<br />

in der medizinischen Behandlung für<br />

den Patienten.<br />

Potentielle Vorteile<br />

■ Entlastung des Arztes von nichtärztlichen<br />

oder delegierbaren Tätigkeiten<br />

■ steigende Berufszufriedenheit der Ärzte,<br />

mehr Zeit für „Arbeit am Patienten“<br />

■ Fokusierung von ärztlicher Arbeitskraft<br />

<strong>und</strong> Qualität<br />

■ Standardisierung bestimmter medizinischer<br />

Leistungen<br />

■ Motivation, Teambildung, Mitarbeiterbindung<br />

Potentielle Nachteile<br />

■ Stellenabbau im ärztlichen Bereich<br />

■ Kompetenz-/Qualifikationswanderung<br />

■ umfangreiche Aufklärungspflicht, Haftungsunklarheiten,<br />

juristische „Grauzonen“<br />

■ Verunschärfung <strong>und</strong> Beeinträchtigung<br />

des Arzt-Patienten-Verhältnisses<br />

■ Status- <strong>und</strong> Kompetenzverlust des Arztberufs<br />

mit resultierend schlechterer Bezahlung<br />

<strong>und</strong> Nachwuchsmangel, da suggeriert<br />

wird, die ärztliche Versorgung im<br />

bisherigen Sinne sei insuffizient<br />

■ wirtschaftliches Einsparpotential bei zunehmender<br />

Akademisierung der nicht<br />

ärztlichen Berufe eher fraglich<br />

■ Koordinations-, Kommunikations-, Schnittstellenprobleme<br />

durch zusätzliche neue,<br />

professionalisierte Berufsgruppen mit<br />

eigenem „Expertentum“<br />

Schlussfolgerung<br />

Entscheidend bei der Frage der Delegation<br />

ärztlicher Leistungen ist die Qualität<br />

der medizinischen Behandlung für den<br />

Patienten. Hierzu gehört ganz wesentlich<br />

nicht nur eine technisierte, prozessoptimierte<br />

medizinische Leistung, sondern<br />

auch die menschlich ärztliche Zuwendung.<br />

Die medizinischen Fachgesellschaften <strong>und</strong><br />

Berufsverbände sind gefordert eindeutig<br />

Position zu beziehen <strong>und</strong> ihre Führungsposition<br />

in dieser Diskussion um Qualität<br />

<strong>und</strong> Leistungserbringung gemeinsam mit<br />

der B<strong>und</strong>esärztekammer zu reklamieren.<br />

Sie sollten die Deutungshoheit nicht Politik<br />

<strong>und</strong> Kostenträgern überlassen. Eine schleichende<br />

Einführung von „Barfußärzten“ oder<br />

„Ärzten light“ erscheint politisch hilflos <strong>und</strong><br />

durchschaubar. Die Ärzteschaft muss daher<br />

um den Erhalt des ärztlichen Leitbildes<br />

kämpfen <strong>und</strong> sich gegen die Fremdbestimmung<br />

durch Gesetzgeber <strong>und</strong> Teile der <strong>Gesellschaft</strong><br />

zur Wehr setzen.<br />

Literatur<br />

1. Baur U (2007) Die Disziplinierung der Chefärzte<br />

schreitet voran. Dtsch Ärztbl 104: B2499–2500<br />

2. Bauer H (2007) Nicht ärztliche Assistenz durch chirurgisch<br />

technische Assistenten (CTA). DGU-<strong>Mitteilungen</strong><br />

2007/1: 50–60<br />

3. Bauer H (2007) Die ärztliche Rolle im multiprofessionellen<br />

Team. Berlin Medical, Klinik, 5–6<br />

4. Bock RW (2007) Delegation ärztlicher Aufgaben auf<br />

nichtärztliche Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter – juristische<br />

Aspekte. DGU-<strong>Mitteilungen</strong> 2007/1: 62–63<br />

5. Boucsein M, Ludwig C (2007) Bachelor-Studiengang<br />

für Assistenz im OP. Die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

2007, 1: 64–66<br />

6. Conzen P, Peter K, Larsen R (2007) Die Delegation<br />

ärztlicher Leistungen an nichtärztliches Personal.<br />

Anaesthesist 56: 311<br />

7. Diegeler A, Debong B, Hacker R, Warnecke H<br />

(2007) Nichtärztliche Chirurgieassistenz. Bessere<br />

Qualität durch mehr Routine. Dtsch Ärztbl 103:<br />

A1802–1804<br />

8. Flintrop J (2007) Perspektiven im Arztberuf. Die<br />

Stimmung ist schlechter als die Lage. Dtsch Ärztbl<br />

104: B2701–2702<br />

9. Heberer J (2007) Delegationsfähigkeit von ärztlichen<br />

Leistungen an nicht nicht ärztliches Personal.<br />

Der Chirurg BDC 2007/4: 114–115<br />

10. Heese C, Wiederer R (2007) Neue Rollenverteilung<br />

in der Arztassistenz. Der Röhn-Konzern führt<br />

Assistenzkräfte im Patientenmanagement ein. f&w –<br />

Führen <strong>und</strong> Wirtschaften im Krankenhaus 5/2007:<br />

500–502<br />

11. Hoffmann R (2007) Chirurgisch-Technischer-Assistent<br />

(CTA). DGU-<strong>Mitteilungen</strong> 2007/ 56: 20–22<br />

12. Jachertz N (2007) Arztberuf: Staatsmedizin,<br />

Marktmedizin. Dtsch Ärztbl 104: B2446<br />

13. Kaiser R, Stüwe U, Happel S (2005) Klinikassistenz<br />

zur „administrativ-organisatorischen“ Unterstützung<br />

von Krankenhausärzten. Anaesthesist 54: <strong>57</strong>–60<br />

14. Marburger B<strong>und</strong> (2007) Ergebnisbericht der Mitgliederbefragung.<br />

Analyse der beruflichen Situation<br />

der angestellten <strong>und</strong> beamteten Ärzte in Deutschland.<br />

Allgemein – Präsentation Presse 18.09.07<br />

15. Physician Assistant: Wir kommen. Kma – Magazin<br />

für Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft 8/2007: 13<br />

16. Polonius MJ (2007) Delegation ärztlicher<br />

Leistungen auf nichtärztliches Assistenzpersonal. Der<br />

Chirurg BDC 2007/ 4: 111–112<br />

17. Rabatta S (2007) Hauptversammlung des Hartmannb<strong>und</strong>es:<br />

„Ärztliche Verantwortung ist nicht teilbar“.<br />

Dtsch Ärztbl 104: B2634<br />

18. Richter-Kuhlmann E (2007) Arztzahlentwicklung:<br />

Mehr als eine Rechenaufgabe. Dtsch Ärztbl 104:<br />

A2842<br />

19. Roßbruch R (2003) Zur Problematik der Delegation<br />

ärztlicher Tätigkeiten an das Pflegepersonal<br />

auf Allgemeinstationen unter Berücksichtigung zivilrechtlicher,<br />

arbeitsrechtlicher <strong>und</strong> versicherungsrechtlicher<br />

Aspekte. 1. Teil. PFLR – Zeitschrift für<br />

Rechtsfragen der stationären <strong>und</strong> ambulanten Pflege<br />

3/ 2003: 95–102<br />

20. Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen (2007) Kooperation<br />

<strong>und</strong> Verantwortung – Voraussetzungen einer zielorientierten<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung. Gutachten 2007<br />

21. Stüwe H (2007) Berufsperspektiven: Viele Ärzte<br />

sind schon in jungen Jahren ausgebrannt. Dtsch Ärztbl<br />

104: B2388<br />

22. v Aken H, Hiddemann W, Steinau HU (2007)<br />

Schlechte Zeiten für gute Medizin. DGU-<strong>Mitteilungen</strong><br />

2007/3: 239–241<br />

23. v Aken H, Hiddemann W, Steinau HU, Encke A<br />

(2007) Die universitäre Medizin zwischen Exzellenzinitiative<br />

<strong>und</strong> „Brain Drain“. Offener Brief der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland an die verantwortlichen<br />

Politiker. September 2007<br />

24. VLK modernisiert das Leitbild für den Chefarzt<br />

2000 (2007), Arzt <strong>und</strong> Krankenhaus 5/2007: 131–134<br />

25. Weiterbildung Gefäßassistent/-in DGG© (www.<br />

gefaesschirurgie.de)<br />

26. Wienke A (2007) Der Arzt am Beginn des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

– Zwischen Hippokrates uns Staatsmedizin:<br />

Einbecker. Empfehlungen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Medizinrecht (DGMR) e.V., GMS Mitt AWMF. 2007;<br />

4: Doc 28<br />

27. Wienke A, Janke K (2007) Zum Gutachten des<br />

Sachverständigenrats zur Kooperation <strong>und</strong> Verantwortung<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen: Die Kernaussagen<br />

zur Zusammenarbeit von ärztlichen <strong>und</strong> nicht ärztlichen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsberufen. GMS Mitteilung aus der<br />

AWMF 2007/4: Doc 21<br />

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann<br />

Berufsständischer Ausschuss der DGU<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik<br />

Friedberger Landstraße 430<br />

60389 Frankfurt am Main<br />

Tel.: (0 69) 475 20 01, Fax: (0 69) 475 22 23<br />

E-Mail: aerztlicher.direktor@bgu-frankfurt.de<br />

Union<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 49


„Fit after Eight“<br />

Ein neues Konzept zur berufsbegleitenden Weiterbildung als Facharzt für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirugie<br />

W. Mutschler<br />

Union<br />

Neue Ideen zur Gestaltung der Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> berufsbegleitenden Fortbildung<br />

sind seit einigen Jahren im Umlauf. Begriffe<br />

wie e-Learning, continuous medical education<br />

<strong>und</strong> continuous professional development<br />

kursierten. Deren Umsetzung im<br />

angloamerikanischen Sprachraum <strong>und</strong> die<br />

Übertragbarkeit in das deutsche System<br />

kennzeichneten die Fachdiskussion. Durch<br />

die Umorientierung des Medizinstudiums<br />

von Faktenwissen auf Kompetenzen hielten<br />

neue Lehrformen <strong>und</strong> eine systematische<br />

Schulung der Dozenten in der Lehre an den<br />

deutschen Universitäten Einzug. Begleitende<br />

wissenschaftliche Untersuchungen der<br />

bisherigen <strong>und</strong> zukünftigen Lehre haben<br />

einige wichtige Fakten gezeigt:<br />

Force Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung gegründet.<br />

Sie setzte sich das ehrgeizige Ziel, ab Herbst<br />

<strong>2008</strong> ein neues Curriculum anzubieten. Aktiv<br />

wurden die Akademie der Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> die Akademie <strong>Deutsche</strong>r Orthopäden<br />

mit Einbeziehung der Gremien von DGU,<br />

DGOOC, BVOU, <strong>und</strong> BDC. Medizin-didaktischer<br />

Fachverstand wurde hinzugezogen<br />

in Form von Masters of Medical Education.<br />

Waren anfänglich überwiegend Unfallchirurgen<br />

in der Gruppe, so stießen ab August<br />

2007 weitere Orthopäden hinzu. Jetzt<br />

dürfen wir von einer hochrangig besetzten,<br />

zwischen Jung <strong>und</strong> Alt ausgewogenen <strong>und</strong><br />

mit großem Elan <strong>und</strong> Engagement arbeitenden<br />

Gruppe berichten.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage dient die Matrix der chirurgischen<br />

Kernkompetenzen. Sie umfasst:<br />

■ Faktenwissen (Fakten, Terminologie),<br />

■ Konzeptwissen (Theorien, Modelle, Prinzipien,<br />

Klassifikationen),<br />

■ prozedurales Wissen (warum <strong>und</strong> wie etwas<br />

tun),<br />

■ ärztliches Verhalten,<br />

■ Schulung zum lebenslangen Lernen <strong>und</strong><br />

■ metakognitives Wissen (was weiß ich,<br />

was kann ich)<br />

Chirurgische Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

werden bewusst ausgeklammert. Sie bleiben<br />

der Weiterbildung vor Ort <strong>und</strong> den einschlägigen<br />

Kursen, z. B. von den Berufsverbänden,<br />

der AO oder der AE, vorbehalten.<br />

■ Der bislang gewohnte Frontalunterricht<br />

zur Vermittlung von Faktenwissen war<br />

nicht sehr effektiv, überließ dem jeweiligen<br />

Dozenten die Festsetzung der Lernziele<br />

<strong>und</strong> überging wesentliche chirurgische<br />

Kernkompetenzen.<br />

■ Eine systematische Evaluation des Lernerfolges<br />

fand nicht statt.<br />

■ Aktivierende Lehrmethoden wie z. B. das<br />

problemorientierte Lernen an realistischen<br />

Einzelfällen <strong>und</strong> Alltagssituationen<br />

werden zu selten eingesetzt, obwohl sie<br />

die beste Motivation erzeugen <strong>und</strong> zu<br />

den besten Lernerfolgen führen.<br />

Mit der Etablierung des gemeinsamen Facharztes<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

wurden diese Ideen <strong>und</strong> Überlegungen auch<br />

für DGU <strong>und</strong> DGOOC/BVO relevant. Die Fülle<br />

des Stoffes im gemeinsamen Fach ist so<br />

groß, dass selbst in einem guten Crash-Kurs<br />

bei weitem nicht mehr alle Inhalte <strong>und</strong> Zusammenhänge<br />

zu vermitteln sind. Daher<br />

erscheint exemplarisches Lernen sinnvoller.<br />

Exemplarisches Lernen aber erfordert neue<br />

Lehrmethoden.<br />

Innerhalb unserer wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />

wurde uns bewusst, dass wir<br />

kein großes explizites Engagement für die<br />

strukturierte Weiterbildung vorzuweisen<br />

hatten. Und das, obwohl strukturierte Fort<strong>und</strong><br />

Weiterbildung die Attraktivität des<br />

Faches <strong>und</strong> die Attraktivität der Fachgesellschaften<br />

erhöht. Wir hatten das Feld weitgehend<br />

den Berufsverbänden überlassen.<br />

Im Oktober 2006 wurde deshalb durch Beschluss<br />

des Präsidiums der DGU eine Task<br />

Was ist das Ziel des Curriculums<br />

Wir bieten ein inhaltlich modernes <strong>und</strong> methodisch<br />

hochwertiges Curriculum für Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> Ärzte in der Weiterbildung zum<br />

Facharzt für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der Weiterbildungsordnung<br />

an. Zielgruppe sind folglich in erster<br />

Linie Facharztkandidat(inn)en, in zweiter<br />

Linie aber auch alle Weiterbilder <strong>und</strong> Prüfer.<br />

Exemplarisches Lernen beschreiben wir<br />

mit den Schlagworten „in die Tiefe, nicht in<br />

die Breite“, „Mut zur Lücke“ <strong>und</strong> „Wichtiges,<br />

Häufiges, Lebensgefährliches“. Wir üben mit<br />

den Teilnehmern die Lösung von Problemen<br />

auf Facharztstandard in einem anspruchsvollen<br />

beruflichen Umfeld.<br />

Modul 1<br />

Modul 2<br />

Modul 3<br />

Modul 4<br />

Modul 5<br />

Modul 6<br />

Modul 7<br />

Modul 8<br />

Frakturen Teil 1/Infektionen<br />

Frakturen Teil 2/Tumoren<br />

Polytrauma, Mehrhöhlenverletzung.<br />

Aufklärung, Haftpflicht,<br />

Begutachtung<br />

W<strong>und</strong>e, Weichteilschaden,<br />

Folgeschäden. Verletzungen<br />

(Gelenkbinnenverletzungen, andere<br />

Gewebearten ohne Knochen)<br />

Gelenkerkrankungen, insbesondere<br />

Arthrose<br />

Erkrankungen von Knochen, Muskulatur,<br />

Nerven- <strong>und</strong> Bindegewebe.<br />

Chronisch entzündliche (rheumatische)<br />

Erkrankungen<br />

Wachstum, Fehlbildungen, Fehlentwicklungen,<br />

Formabweichungen<br />

Rückenschmerz<br />

Tab. 1: Leitthema der 8 Module<br />

Wie ist das Curriculum aufgebaut<br />

Die Gruppe einigte sich darauf, ein berufsbegleitendes<br />

Curriculum aufzubauen, das<br />

in 4 Jahren 8 Module á 2 Tage anbietet.<br />

Die Module haben jeweils ein Leitthema<br />

( Tab. 1). Sie sind inhaltlich aufeinander<br />

abgestimmt, aber unabhängig <strong>und</strong> in sich<br />

geschlossen gestaltet, sodass man jederzeit<br />

„einsteigen“ kann. Im Rahmen der Leitthemen<br />

werden stets sog. Querschnittsthemen<br />

berücksichtigt.<br />

Querschnittsthemen sind:<br />

■ Diagnostik,<br />

■ Indikation zur konservativen <strong>und</strong> operativen<br />

Therapie<br />

■ medikamentöse Therapie,<br />

■ Schmerztherapie,<br />

■ Nachsorge <strong>und</strong> Komplikationsmanagement,<br />

■ Kommunikation<br />

■ spezielle Aspekte der Technischen Orthopädie,<br />

■ Kinderorthopädie <strong>und</strong> Kindertraumatologie,<br />

■ Geriatrische Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

■ Physikalische Therapie <strong>und</strong> Physiotherapie.<br />

Für jedes Modul werden verbindliche Lernziele<br />

festgelegt <strong>und</strong> einheitliches Lehrmaterial<br />

entwickelt. Der Unterricht findet in<br />

Gruppen zu 8 bis 10 Teilnehmern mit didaktisch<br />

geschulten Dozenten statt. Die Dozenten<br />

sind während des gesamten Kurses<br />

50<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Modul 1: Frakturen Teil 1 / Infektionen<br />

Zeit Übersicht Beschreibung<br />

Tag 1<br />

08:00–08:20 Begrüßung – Plenum Das Gesamt-Programm (Modul 1–8) wird vorgestellt.<br />

Das Programm des aktuellen Moduls wird vorgestellt.<br />

08:30–08:45 Start der Gruppen Die Teilnehmer stellen sich gegenseitig vor.<br />

08:45–10:15 Großer Fall, Teil 1 in Gruppen Die erste von 2 Sitzungen zum Thema Knochenbruch.<br />

Ein zweitägiger paper case: Oberarmkopf- + -schaftfraktur + Femurschaftfraktur.<br />

10:15–10:45 Pause<br />

10:45–11:15 Referat – Plenum Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Therapieprinzipien der Knochenheilung.<br />

11:20–12:00 Kurzer Fall A – in Gruppen Die Teilnehmer bearbeiten einen kurzen Fall: Trimalleoläre Sprunggelenksfraktur<br />

12:00–13:00 Mittagessen<br />

13:00–13:30 Kurzer Fall A – Synthese Plenum Zwei Gruppen stellen ihre Ergebnisse zum kurzen Fall A vor. Synthese.<br />

(Alternativ: Ein Dozent stellt Musterlösungen vor.)<br />

13:40–14:30 Kurzer Fall B – in Gruppen Die Teilnehmer bearbeiten einen kurzen Fall: Eine erstgradig offene<br />

distale Radiusfraktur mit Handwurzelbeteiligung.<br />

14:35–15:00 Kurzer Fall B – Synthese Plenum Zwei Gruppen stellen ihre Ergebnisse zum kurzen Fall B vor. Synthese.<br />

(Alternativ: Ein Dozent stellt Musterlösungen vor.)<br />

15:00–15:30 Pause<br />

15:30–16:00 Referat – Plenum Weichteilschaden, offene Frakturen<br />

16:05–17:00 Tages-Rückblick im Plenum Die Fälle (Großer Fall 1, kurzer Fall A, kurzer Fall B)<br />

werden von Teilnehmern erneut vorgestellt.<br />

Die Lernziele der Referate werden zusammengefasst.<br />

Teilnehmer stellen Fragen, Dozenten antworten.<br />

Teilnehmer notieren die 3 wichtigsten Lernerfolge auf Karten.<br />

17:00–19:00 Recherche zum Großen Fall Die Teilnehmer arbeiten einzeln oder in kleinen Teams mit Hilfe von Büchern<br />

oder Computer das Tutorial 1 nach <strong>und</strong> bereiten das Tutorial 2 vor. WLAN steht zur Verfügung.<br />

19:30–20:30 Abendessen<br />

20:30–21:00 Referat<br />

Union<br />

Tag 2<br />

08:00–09:00 Großer Fall Teil 2 – in Gruppen Die zweite von zwei Sitzungen zum Thema Knochenbruch.<br />

09:05–10:00 Simulation in Gruppen Die Teilnehmer üben ein Aufklärungsgespräch mit Feedback.<br />

10:00–10:30 Pause<br />

10:30–11:15 Kurzer Fall C – in Gruppen Die Teilnehmer bearbeiten einen kurzen Fall:<br />

akute postoperative Implantat-Infektion nach Osteosynthese.<br />

11:20–11:45 Kurzer Fall C – Synthese Plenum Zwei Gruppen stellen ihre Ergebnisse zum kurzen Fall C vor. Synthese.<br />

(Alternativ: Ein Dozent stellt Musterlösungen vor.)<br />

11:45–12:15 Referat im Plenum Lebensbedrohliche <strong>und</strong> komplikationsträchtige Weichteilinfektionen<br />

(z. B. Fasziitis, Spondylodiszitis), bakteriologische Diagnostik, medikamentöse Therapie,<br />

chirurgische Therapie, Intensivtherapie bei Infektionen.<br />

12:15–13:15 Mittagessen<br />

13:15–14:00 Kurzer Fall D – in Gruppen Die Teilnehmer bearbeiten einen kurzen Fall:<br />

chronische posttraumatische Osteitis.<br />

14:00–14:30 Kurzer Fall D – Synthese Plenum Zwei Gruppen stellen ihre Ergebnisse zum kurzen Fall D vor. Synthese.<br />

(Alternativ: Ein Dozent stellt Musterlösungen vor.)<br />

14:30–15:00 Pause<br />

15:00–15:30 Referat im Plenum In unterhaltsamer Weise wird der aktuelle Stand der Forschung vorgestellt,<br />

soweit sie zur klinischen Wirklichkeit der Teilnehmer Bezug hat:<br />

Kontrollmaßnahmen für Hepatitis, HIV, TB, Standards.<br />

15:45–16:00 Schriftliche Kurs-Evaluation<br />

16:00–16:30 Schriftliche Prüfung<br />

16:30–17:00 Modul-Rückblick im Plenum Die Lernziele der Tutorials <strong>und</strong> Referate werden zusammengefasst.<br />

Die Teilnehmer kommentieren die einzelnen Unterrichtseinheiten,<br />

die Methoden, die Kursmaterialien, das Konzept des Kurssystems<br />

Tab. 2 Modul 1 als Beispiel eines Curriculums<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 51


Union<br />

Abb. 1 Teilnehmer der Klausurtagung in Frauenchiemsee Januar <strong>2008</strong><br />

anwesend. Der Unterricht stützt sich wesentlich<br />

auf authentische Probleme aus der<br />

täglichen Praxis, die durch wenige, ausgewählte<br />

Frontalvorlesungen ergänzt werden.<br />

Obligat sind Prüfungen <strong>und</strong> Evaluation. Attraktiv<br />

sind die Module auch dadurch, dass<br />

man durch diese Art des Unterrichts sehr<br />

viele CME-Punkte erwerben kann, <strong>und</strong> dass<br />

wir ein Zertifikat verleihen.<br />

Wie wurden die Inhalte des<br />

Curriculums festgelegt<br />

In einem ersten Schritt wurden Ärzte in der<br />

Weiterbildung befragt, wo sie Defizite in ihrem<br />

Wissen <strong>und</strong> Können sehen. Auf Gr<strong>und</strong><br />

der Befragung <strong>und</strong> aus Überlegungen in<br />

unserem Kreis haben wir spezifische, überprüfbare<br />

Lernziele formuliert. In einem<br />

zweiten Schritt haben wir die gesammelten<br />

Lernziele r<strong>und</strong> 90 erfahrenen Weiterbildern<br />

<strong>und</strong> Facharztprüfern vorgelegt, die die Lernziele<br />

aus ihrer Sicht bewertet haben.<br />

Daraus destillierten wir r<strong>und</strong> 300 Lernziele<br />

heraus, die wir in Kern-Lernziele <strong>und</strong><br />

Mantel-Lernziele sowie Lernziele für Common<br />

Trunk <strong>und</strong> Lernziele für die spezielle<br />

Weiterbildung unterteilten. Die Kern-Lernziele<br />

mit höchster Bewertung für die berufsbegleitende<br />

Weiterbildung im neuen<br />

Facharzt haben wir als Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

8 Module gewählt. Die Lernziele arbeiteten<br />

wir in die genannten modernen Lehrformen<br />

um, die das Lernverhalten von berufstätigen<br />

Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen berücksichtigen.<br />

Ein Beispiel eines solchen Curriculums<br />

zeigt Tabelle 2 ( Tab. 2).<br />

Wo stehen wir heute<br />

Nach der Erarbeitung der generellen Ziele,<br />

der Ermittlung der konkreten Bedürfnisse<br />

der Zielgruppe, der Umsetzung in spezifische,<br />

messbare Lernziele <strong>und</strong> in innovative<br />

Lehrmethoden stehen wir heute in der Implementierungsphase.<br />

Alle 8 Module sind<br />

in ihrer Gr<strong>und</strong>struktur fertig gestellt. Alle<br />

Lernziele sind in die Lehrmethoden eingearbeitet.<br />

Ein Budget ist erstellt. Die Verantwortlichen<br />

für die einzelnen Module sind<br />

festgelegt, sie bereiten die konkrete Umsetzung<br />

ab Herbst <strong>2008</strong> vor. Im November<br />

<strong>2008</strong> wird das 1. Modul für 80 Teilnehmer<br />

angesetzt, die weiteren Module folgen dann<br />

im 6-Monats-Rhythmus.<br />

Parallel dazu beteiligen wir uns an der inhaltlichen<br />

<strong>und</strong> formalen Ausgestaltung der<br />

zukünftigen Seminare zum Common trunk<br />

im Rahmen der gemeinsamen „Weiterbildungsakademie<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Chirurgie“.<br />

BDC, DCCh <strong>und</strong> die wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften haben sich darauf geeinigt,<br />

mit diesen Seminaren den Gr<strong>und</strong>stein<br />

für eine koordinierte <strong>und</strong> zukunftsorientierte<br />

Ausgestaltung der chirurgischen Weiterbildung<br />

in Deutschland zu legen.<br />

So ist das neue Curriculum für die berufsbegleitende<br />

Weiterbildung zum Facharzt für<br />

orthopädische <strong>und</strong> Unfallchirugie auch eingebettet<br />

in die gemeinsame Weiterbildung<br />

während des Common trunk <strong>und</strong> – langfristig<br />

– in den speziellen Weiterbildungen für<br />

Zusatzbezeichnungen.<br />

Abschließend sei betont, dass wir unsere<br />

Aktivität nicht als Konkurrenz zur individuellen<br />

Weiterbildung vor Ort, auf Kongressen<br />

<strong>und</strong> Seminaren von wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften <strong>und</strong> Berufsverbänden<br />

sehen, sondern als spannende <strong>und</strong> sinnvolle<br />

Ergänzung der 4 Weiterbildungsjahre nach<br />

dem Motto „Lernen <strong>und</strong> Lehren soll Freude<br />

machen“.<br />

Mitglieder:<br />

Prof. Dr. Mutschler, Dr. Bersal, Dr. Culemann,<br />

Dr. Dreinhöfer, Dr. Eschmann, PD Dr. Engelhardt,<br />

Dr. Götte, Prof. Dr. P. A. Grützner, Dr.<br />

Hausdorf, Dr. Hauschild, Prof. Dr. Jansson,<br />

Dr. Kalbe, Dr. Kappe, Dr. Lanzer, Dr. Lorenz,<br />

Prof. Dr. Mayr, Prof. Dr. Obertacke, Prof. Dr.<br />

Parsch, Prof. Dr. Rixen, Prof. Dr. Rudert, Dr.<br />

Rüsseler, Dr. Sandfort, Dr. Schmucker, Prof.<br />

Dr. Siebeck, Dr. Strohm, PD Dr. Thielemann,<br />

PD Dr. Walcher<br />

Prof. Dr. W. Mutschler<br />

Chirurgische Klinik <strong>und</strong> Poliklinik – Innenstadt<br />

Klinikum der Universität München<br />

Nußbaumstr. 20<br />

80336 München<br />

52<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Zusammenführung der Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

Ein Erfahrungsbericht aus einem Haus der Schwerpunktversorgung<br />

S. Rehart, U. Hötker<br />

Einleitung<br />

Das Zusammenführen der Orthopädie <strong>und</strong><br />

der Unfallchirurgie zu einem gemeinsamen<br />

Fach ist seit den entsprechenden Beschlüssen<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Ärztetages 2002 vereinbart.<br />

Die Gründe für eine solche Fusion<br />

bestehen u. a. in der Harmonisierung auf<br />

europäischer Ebene, in der Ausgestaltung<br />

der deutschen chirurgischen Fächer unter<br />

dem Dach der DGC, in der offensichtlichen<br />

inhaltlichen Überschneidung <strong>und</strong> dem vorhersehbaren<br />

synergistischen Gewinn. In der<br />

lang verabschiedeten Weiterbildungsordnung<br />

wurden die Inhalte, die nach entsprechender<br />

Prüfung zu der neuen Facharztbezeichnung<br />

„Orthopäde <strong>und</strong> Unfallchirurg“<br />

qualifizieren, klar festgelegt. In der Praxis<br />

hat das sinnvolle <strong>und</strong> unvermeidliche Zusammengehen<br />

jedoch zu ganz erheblichen<br />

Schwierigkeiten geführt. Diese bestehen<br />

in „geborenen“ Animositäten der beiden<br />

Fächer einander gegenüber, gespeist von<br />

manchen der diese vertretenden Personen.<br />

Die Fusion von wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />

der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

mitsamt der Berufsverbände <strong>und</strong><br />

assoziierten Vereinigungen ist begleitet<br />

von massiven Reibungen. Diese bestehen<br />

in juristischen Details (z. B. Vereins-/Satzungsrecht)<br />

<strong>und</strong> in inhaltlichen Differenzen,<br />

die geklärt werden müssen. Bestimmte<br />

Hoheitsrechte der beiden Gebiete sind aufzugeben<br />

<strong>und</strong> so zu vereinbaren, dass beide<br />

später davon profitieren. Gegenüber Mitgliedern<br />

galt es lange, das eigene Profil in<br />

den neuen Vereinigungen nicht zu verlieren.<br />

Nicht zuletzt führt oft die „Begleitmusik“<br />

durch Einzelne, die sich zu provokativen<br />

Äußerungen berufen fühlen, zu erheblicher<br />

Disharmonie auf der Gegenseite. Wie vielfach<br />

im Leben sind es auch die in der neu<br />

zu schaffenden Struktur zu vergebenden,<br />

bzw. die zukünftig reduziert vorhandenen,<br />

Positionen ein großer Diskussionspunkt.<br />

Damit entsteht eine Gemengelage, die, gespeist<br />

von vielen Emotionen <strong>und</strong> Ängsten,<br />

zu großen Schwierigkeiten bei dem an sich<br />

sinnvollen Vorhaben der Vereinigung führt.<br />

Selten wurden die Chancen einer gemeinsamen<br />

<strong>und</strong> größeren Schlagkraft der deutschen<br />

Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen beleuchtet<br />

oder wahrgenommen. Nach einer<br />

Übergangsphase, in der nach einer Prüfung<br />

die neue Facharztbezeichnung für die alte<br />

Facharztgeneration beider Provenienzen erwerbbar<br />

ist, wird es nur noch zukünftig ausgebildete<br />

Ärzte dieser Fachrichtung geben,<br />

die beide Inhalte integrieren.<br />

Pikant an der aktuellen Situation ist,<br />

dass längst junge Kollegen in der Ausbildung<br />

zum neuen Facharzt heranreifen <strong>und</strong><br />

in ca. 4 Jahren dazu werden. Viele der heute<br />

noch stark von einer der beiden Herkunftsdisziplinen<br />

geprägten KollegInnen haben<br />

möglicherweise die Endlichkeit des Diskutierens<br />

über die Sinnhaftigkeit/Folgen/Auswirkungen<br />

noch nicht wahrgenommen. Die<br />

jetzt auszubildenden jungen Ärzte unserer<br />

Disziplin verstehen die immer wieder zu<br />

beobachtenden Aversionen <strong>und</strong> gegenseitigen<br />

Überheblichkeiten nicht, da sie in<br />

der Klinik von Anfang an beides erarbeiten<br />

müssen. Es bestand daher der Bedarf,<br />

seitens der Fachgesellschaften <strong>und</strong> allen<br />

weiteren Vereinigungen beider Fächer, nunmehr<br />

endlich Schritte zu der tatsächlichen<br />

Fusion zu unternehmen. Hier konnte der<br />

Verband leitender Orthopäden (VLO) <strong>und</strong><br />

der Verband leitender Unfallchirurgen VLU),<br />

die seit Jahren gemeinsame work-shops<br />

<strong>und</strong> Vorstandssitzungen abhalten, im Januar<br />

dieses Jahres eine Signalwirkung erzielen.<br />

Sie haben in einem von beiden Vorständen<br />

einstimmig angenommen Papier die Vereinigung<br />

zu einem Verband VLOU festgelegt<br />

<strong>und</strong> werden dieses den Mitgliedern in den<br />

Hauptversammlungen zum schnellstmöglichen<br />

Zeitpunkt empfehlen (nachzulesen<br />

auf den jeweiligen Homepages).<br />

Weiterbildungsordnung<br />

Bezüglich der Weiterbildungsermächtigung<br />

sind aus den einzelnen B<strong>und</strong>esländern unterschiedliche<br />

Vorgehen zu vernehmen. Für<br />

Hessen sprechend (Prof. Rehart ist Mitglied<br />

des Gutachterausschusses Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

der Landesärztekammer Hessen)<br />

gilt, dass die bisherigen Inhaber einer<br />

vollen Weiterbildungsermächtigung aus<br />

einer der beiden Disziplinen im „special<br />

trunk“ zunächst eine dreijährige Ermächtigung<br />

zugesprochen bekommen (von den<br />

4 erforderlichen/möglichen). Durch Nachweis<br />

des Abdeckens der Inhalte des gesamten<br />

Faches kann zukünftig auch die volle<br />

Ermächtigung ausgesprochen werden. Die<br />

Integration der Expertise in dem „Gegenfach“<br />

in eine Klinik kann aber auch schon<br />

jetzt, durch persönliche Ermächtigung des<br />

Betreffenden, insgesamt die volle Weiterbildung<br />

im „special trunk“ für eine Klinik/Abteilung<br />

ergeben. Bisherige Inhaber beider<br />

Facharzttitel erhalten selbstverständlich<br />

sofort die volle Ermächtigung des „special<br />

trunk“. Bezüglich des „common trunk“ gilt<br />

die individuelle Situation vor Ort (Notfallambulanz/Anästhesie)<br />

für die Ermächtigung<br />

zur Ausbildung dieses Abschnittes,<br />

ggf. im Verb<strong>und</strong> mit im Hause ansässigen<br />

(oder externen) Disziplinen. Es ist vorstellbar,<br />

dass in Zukunft eine stärker verbreitete<br />

Verb<strong>und</strong>bildung unterschiedlicher Einrichtungen<br />

gemeinsam die Ermächtigung für<br />

das Fach ergibt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

wird damit auch die Attraktivität von<br />

speziellen Abteilungen für das Gewinnen<br />

von Nachwuchs steigen. Auf der homepage<br />

des VLO ist ein Muster für das Stellen von<br />

Ermächtigungsanträgen bei den LÄKs online<br />

hinterlegt (Autoren im Auftrag des Vorstandes<br />

des VLO: Prof. Dr. St. Rehart, Frankfurt/Fr.<br />

Prof. Dr. A. Eckhardt, Rheinfelden).<br />

Eine zwanghafte Ableistung des „common<br />

trunk“ vor dem „special trunk“ ist in Hessen<br />

nicht vorgesehen, es sind zuletzt nur die<br />

Zeiten insgesamt nachzuweisen <strong>und</strong> ansonsten<br />

natürlich die Vorgaben der WBO zu<br />

beachten.<br />

Approbationsordnung/Studenten im PJ<br />

Interessanterweise hat die Approbationsordnung<br />

für die Studenten der Medizin<br />

noch keine Adaptation mit Blick auf die<br />

Zusammenführung der Fächer erfahren. So<br />

kommen die „PJ-ler“ der Chirurgie weiterhin<br />

regelhaft für ihre mehrwöchige Teilnahme<br />

in die „Unfallchirurgie“ <strong>und</strong> die „Orthopädie“<br />

hat „eigene PJ-ler“, die das Wahlfach<br />

der Orthopädie belegen <strong>und</strong> ein ganzes Tertial<br />

in der Abteilung verbringen. Diese Verwerfung<br />

gilt es, kurzfristig zu beenden.<br />

Union<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 53


Union<br />

Klinikalltag<br />

Neben diesen berufspolitischen Aspekten<br />

<strong>und</strong> Auseinandersetzungen gibt es jedoch<br />

ein weiteres zu bestellendes Feld: das des<br />

täglichen Arbeitens in den Kliniken! Viel<br />

Aufregung entstand anfangs durch die Sorge,<br />

dass die Träger der Einrichtungen, um<br />

Begehrlichkeiten zu befriedigen, für neu zu<br />

besetzende Positionen eine der Fachrichtungen<br />

bevorzugen könnten (z. B. BG-Verfahren!).<br />

Das Zusammenlegen von 2 bisher<br />

getrennten Kliniken zu einer hat den Ökonomen<br />

schnell eingeleuchtet, insbesondere<br />

die Besetzung der Spitzenposition durch<br />

nunmehr nur noch eine einzige Person aus<br />

einem der beiden Fächer „Orthopädie“ oder<br />

„Unfallchirurgie“. In den allermeisten Fällen<br />

jedoch sind die heutigen Chefarztanwärter<br />

tatsächlich nur in einem bisherigen Fach<br />

ausgebildet, wodurch die komplementäre<br />

Kompetenz auf der Strecke bleibt. Die Modelle<br />

der Ausgestaltung der auch für die<br />

Träger der Kliniken neuen Situation sind<br />

vielfältig. Reine Orthopädien <strong>und</strong> Unfallchirurgien,<br />

solche mit Chefs einer Richtung<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern der anderen <strong>und</strong> die Einrichtung<br />

kleinerer Einheiten mit spezieller<br />

Ausrichtung (z. B. „Wirbelsäulen-Abteilung“)<br />

sind neben weiteren bekannt.<br />

An dieser Stelle möchten wir Sie mit dem<br />

erfolgreichen Modell der in unserem Haus<br />

erfolgten Zusammenlegung der beiden Fächer<br />

in einer Klinik vertraut machen.<br />

Beispiel der Zusammenführung<br />

von Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

in einem Haus der Schwerpunktversorgung<br />

Die Vereinigung der beiden Disziplinen am<br />

Markus-Krankenhaus in Frankfurt a. M. in<br />

der neu geschaffenen „Klinik für Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie“ gestaltete sich folgendermaßen.<br />

Vor dem Zusammenschluss war am Hause<br />

die „Klinik für Unfallchirurgie“ etabliert, die<br />

die gesamte Breite ihres Faches auf hohem<br />

Niveau abdeckte <strong>und</strong> auch wirtschaftlich<br />

sehr erfolgreich betrieben wurde. Neben<br />

den typischen Eingriffen der Unfallchirurgie<br />

wurden bereits zahlreiche „orthopädische“<br />

Operationen durchgeführt, wie z. B. die<br />

Endoprothetik an Knie, Hüfte <strong>und</strong> Schulter,<br />

sowie arthroskopische Operationen an<br />

den großen Gelenken sowie – neben der<br />

traumatologischen – auch schon die degenerative<br />

Hand- <strong>und</strong> Fußchirurgie. Mit dem<br />

Erreichen der Altersgrenze des bisherigen<br />

Chefarztes im September 2006 wurde die<br />

Struktur der Klinik gewechselt: aus der<br />

„Unfallchirurgie“ wurde bewusst die neue<br />

„Klinik für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie“<br />

mit einem Orthopäden als Chefarzt besetzt.<br />

Hierdurch wurde das Leistungsspektrum im<br />

orthopädischen Zweig erweitert auf das gesamte<br />

Gebiet der Orthopädie. In der Endoprothetik<br />

wird jetzt zusätzlich zu dem bisherigen<br />

Spektrum der künstliche Ersatz aller<br />

hierfür denkbaren Gelenke angeboten. Des<br />

Weiteren erfuhren die Hand- <strong>und</strong> Fußchirurgie<br />

eine deutliche Ausweitung auf orthopädischem<br />

Gebiet. Neu hinzugekommen ist<br />

auch der große Bereich der orthopädischen<br />

Rheumatologie vertreten über das Spezialarbeitsgebiet<br />

des neuen Chefarztes mit den<br />

entsprechenden Operationen insbesondere<br />

an Hand <strong>und</strong> Fuß, aber auch an allen Gelenken<br />

sowie Sehnen <strong>und</strong> an der Wirbelsäule.<br />

Zusammenfassend führte die Zusammenlegung<br />

der Fächer am Hause zu der Versorgungsmöglichkeit<br />

aller Erkrankungen <strong>und</strong><br />

Verletzungen am Skelettsystem. Der Chefarzt<br />

<strong>und</strong> alle 4 Oberärzte verfügen nach<br />

Prüfung über die neue Facharztbezeichnung<br />

„Orthopäde <strong>und</strong> Unfallchirurg“.<br />

Die „Sektion Unfallchirurgie“ als eine der<br />

drei Säulen der „Klinik für Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie“ (neben der „Sektion Endoprothetik“<br />

<strong>und</strong> der „Sektion Orthopädischen<br />

Rheumatologie“) am Haus wird<br />

vom Ltd. Oberarzt, Unfallchirurg, geführt.<br />

Reine unfallchirurgische Aufgaben wie die<br />

D-Arzt-Tätigkeit sind dabei in typischer Weise<br />

an seine Person gekoppelt. Dienste werden<br />

am Hause von allen oberärztlichen <strong>und</strong><br />

assistenzärztlichen Mitarbeitern in Gesamtverantwortung<br />

für das gesamte Fachgebiet<br />

geleistet. Es besteht ein „opt-out-Modell“<br />

der Dienstgestaltung, die eine Mitarbeit der<br />

Kollegenschaft von 40 + 8 (+ 5 Überst<strong>und</strong>en)<br />

Arbeitst<strong>und</strong>en pro Woche inklusive der<br />

Dienste ermöglicht.<br />

Junge Kollegen in der Ausbildung können<br />

in unserer Klinik alle Stationen des „common<br />

trunk“ ableisten, wobei die Intensivstationszeit<br />

über eine Rotation in die Anästhesie<br />

erfolgt. Im „special trunk“, für den die<br />

Weiterbildungsermächtigung gemeinsam<br />

(3 J seitens des Orthopäden [CA] + 1 J seitens<br />

des Unfallchirurgen in Person des Leiters der<br />

Sektion) vorliegt, zeigen sich die Vorteile der<br />

neuen Klinik. Ohne Abteilungs- oder Hauswechsel<br />

kann Einblick in die gesamte Bandbreite<br />

des geforderten Kataloges für den<br />

neuen Facharzt gegeben werden. Auch nach<br />

Erlangung der Anerkennung als „Arzt für<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie“ kann die<br />

Ausbildung in unserem Haus weitergeführt<br />

werden: die Weiterbildungsermächtigung<br />

für „spezielle Unfallchirurgie“ liegt bereits<br />

vor, Ermächtigungen für „spezielle orthopädische<br />

Chirurgie“ <strong>und</strong> „orthopädische Rheumatologie“<br />

sind beantragt. Natürlich ist<br />

nicht allein der faktische Nachweis der Ermächtigung<br />

für das neue Gebiet einer Klinik<br />

entscheidend: die Auszubildenden müssen<br />

die Inhalte gemäß Forderungen der WBO<br />

erfüllen <strong>und</strong> darauf achten, dass sie zuletzt<br />

die Voraussetzungen für die Anmeldung zur<br />

Prüfung erfüllen.<br />

Mit der Zusammenlegung der Fächer kam<br />

es in der Klinik zu einer leichten Personalaufstockung<br />

im ärztlichen Bereich, was<br />

die Möglichkeit zuließ, neben einer schon<br />

immer geführten Notfallambulanz nun<br />

auch indikationsbezogene Sprechst<strong>und</strong>en<br />

einzurichten, die vom Chefarzt <strong>und</strong> allen<br />

Oberärzten persönlich betrieben werden.<br />

Diese, üblicherweise vorwiegend im orthopädischen<br />

Bereich zu findende Einrichtung,<br />

hat in der Organisation der Klinik deutliche<br />

Vorteile gebracht.<br />

Gewöhnungsbedürftige Änderungen – insbesondere<br />

für die orthopädische Provenienz –<br />

ergeben sich durch die in unfallchirurgischem<br />

Alltag häufig im OP-Programm<br />

einzuschiebenden Notfälle, die die klare Planung<br />

von Abläufen häufig beeinträchtigen.<br />

Die neue Generation von Assistenten (in<br />

unserer Klinik 6 Kollegen), die ihre Ausbildung<br />

bereits unter den neuen Bedingungen<br />

begonnen hat, ohne von Provenienzen<br />

geprägt zu sein, empfindet den aktuellen<br />

Zustand als Normalfall <strong>und</strong> betrachtet die<br />

komplette Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

als das Gebiet ihrer Ausbildung.<br />

Ältere Kollegen, Fachärzte, mussten sich<br />

an einen neuen Zustand gewöhnen, frühere<br />

Vorurteile ausräumen <strong>und</strong> zu gemeinsamer<br />

Konstruktivität finden. Eine wichtige, auch<br />

menschlich hilfreiche Vorraussetzung für<br />

den sich schnell ökonomisch einstellenden<br />

Erfolg war sicher auch, dass alle ärztlichen<br />

Verantwortlichen schnell den neuen „Arzt<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie“ erwarben,<br />

was zwangsläufig zu einer sehr intensiven<br />

Beschäftigung mit dem Komplementärfach<br />

führte <strong>und</strong> so eine gute gemeinsame<br />

Gr<strong>und</strong>lage schaffte. Zum positiven<br />

gegenseitigen Verstehen führt auch die inaugurierte<br />

wöchentliche Weiterbildung der<br />

Abteilung, in der abwechselnd unfallchirurgische<br />

<strong>und</strong> orthopädische Themen vorgestellt<br />

<strong>und</strong> ausführlich diskutiert werden.<br />

Geht den einzelnen Fachärzten aus beiden<br />

Fachrichtungen durch die intensive<br />

Beschäftigung mit dem Komplementärfach<br />

<strong>und</strong> die Erweiterung des Fachgebietes eine<br />

gewisse Spezifität verloren Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie haben von jeher große<br />

Gemeinsamkeiten, sodass diese Befürchtung<br />

eher nicht wirksam wird <strong>und</strong> in der<br />

Routine nicht evident ist. Sicher ist darauf<br />

zu achten, dass in einer Klinik mit Anspruch<br />

54<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


auf das Abdecken aller Inhalte auch eine<br />

ausreichende Anzahl an Inhabern der „speziellen<br />

Unfallchirurgie“ sowie der „speziellen<br />

orthopädischen Chirurgie“ vorhanden<br />

sind.<br />

Die Strukturänderung unserer Klinik ist von<br />

unseren Zuweisern in hohem Maß akzeptiert<br />

worden. Die Anzahl hat sich vergrößert,<br />

da nun auch spezielle orthopädische Probleme<br />

behandelt werden, das Echo auf die<br />

gemeinsame Tätigkeit unter einem Dach ist<br />

fast durchgehend positiv.<br />

In der Zusammenlegung heißt der Schlüssel<br />

zum Erfolg sicher „Teamgeist“, beginnend<br />

bei der chefärztlichen Leitung <strong>und</strong> die gesamte<br />

„Hierarchie“ durchziehend. Die Identifikation<br />

mit dem Wohl einer Abteilung<br />

insgesamt – <strong>und</strong> nicht mit herkömmlichen<br />

Vorurteilen – kann nur von allen handelnden<br />

Menschen gelebt werden. Dieses kann<br />

am ehesten erreicht werden durch Zuständigkeiten<br />

eines jeden Einzelnen für das gesamte<br />

neue Fachgebiet. Diese Bereitschaft<br />

ist bei allen Beteiligten im vorliegenden<br />

Falle von Anfang an vorhanden gewesen.<br />

Dieses hat in unserer Klinik zu einem richtig<br />

guten Miteinander geführt. Der messbare<br />

Erfolg zeigt sich auch in Zahlen: seit der<br />

Zusammenführung der Fächer konnte die<br />

Fallzahl der Klinik um ca. 30 % (!) gesteigert<br />

werden!<br />

Union<br />

Prof. Dr. Stefan Rehart, Dr. U. Hötker<br />

Markus-Krankenhaus<br />

Akademisches Lehrkrankenhaus der<br />

J.-W.-Goethe-Universität<br />

Wilhelm-Epstein-Str. 2<br />

60431 Frankfurt a. M.<br />

Tel.: (0 69) 95 33 25 40<br />

Fax: (0 69) 95 33 24 17<br />

E-Mail: Rehart@fdk.info<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 55


Bildungsausschuss<br />

F. Bonnaire<br />

Berichte<br />

Der Bildungsausschuss der DGU hat sich in<br />

diesem Jahr mehrfach in Berlin getroffen,<br />

um die aktuellen Ereignisse zu diskutieren<br />

<strong>und</strong> Stellungnahmen für das Präsidium vorzubereiten.<br />

Am 9. Februar 2007 berichtete Lob aus der<br />

ständigen Kommission der B<strong>und</strong>esärztekammer:<br />

Bezüglich der Weiterbildungsbefugniserteilung<br />

wird in den B<strong>und</strong>esländern<br />

weiter unterschiedlich verfahren, aber auch<br />

die Anerkennung des bisherigen Schwerpunktes<br />

Unfallchirurgie als Berechtigung<br />

zur Führung der Speziellen Unfallchirurgie<br />

ließ sich nicht konsentieren. Hier bleibt es<br />

föderal unübersichtlich.<br />

Einigkeit wurde in der BÄK erzielt, dass für<br />

alle angehenden Fachärzte der Common<br />

trunk weitestgehend am Anfang der Weiterbildung<br />

absolviert werden soll, wobei<br />

die Zeit in der Intensivmedizin im Einzelfall<br />

auch später abgeleistet werden kann. Hier<br />

besteht auch Einigkeit mit der Gemeinsamen<br />

Weiterbildungskommission der<br />

DGCh/BDC.<br />

Aus der gemeinsamen Weiterbildungskommission<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie/BDC<br />

berichten Lob <strong>und</strong> Tempka, dass<br />

für die Unfallchirurgie kein „Mustercurriculum“<br />

vorgeschlagen werden soll, sondern<br />

dass die DGU Kontakte zu Mitgliedern vermittelt,<br />

die ein Mustercurriculum bereits<br />

erstellt haben. Auch im Bildungsausschuss<br />

bestand einstimmig die Überzeugung, dass<br />

jeder Weiterbilder <strong>und</strong> jeder Weiterbildungsverb<strong>und</strong><br />

sein eigenes, an die realen<br />

Lokalverhältnissen angepasstes Curriculum<br />

erstellen soll, da aus eigener Erfahrung<br />

bereits die gemeinsame Erarbeitung des<br />

Curriculums mit den Weiterzubildenden<br />

Problembereiche deutlich macht <strong>und</strong> zu einer<br />

Verbesserung der Weiterbildung Anlass<br />

gibt.<br />

Bezüglich der Handhabung der Übergangsregelungen<br />

zur Erlangung des neuen Facharztes<br />

wurden umfangreiche Diskussionen<br />

mit den Landesärztekammern geführt <strong>und</strong><br />

zahlreiche Berichte über total <strong>und</strong>urchschaubare<br />

Entscheidungen ausgewertet.<br />

Eine Forderung der DGU an eine einheitliche<br />

Handhabung in allen Landesärztekammern<br />

war nicht zu erzielen.<br />

Ausführlich diskutiert wurden die Weiterbildungsbefugnisse<br />

im Special trunk. Einigkeit<br />

besteht darin, das Ziel der Weiterbildungsordnung,<br />

die fachlichen Inhalte den<br />

Fachgebieten zuzuweisen <strong>und</strong> von den anderen<br />

Säulen abzugrenzen, beizubehalten.<br />

Es wurde diskutiert ein taugliches Raster<br />

zur Handhabung der Weiterbildungsbefugniserteilung<br />

zu entwickeln. Es ist klar, dass<br />

kaum noch eine einzelne Klinik in der Lage<br />

sein wird, sämtliche Inhalte zu vermitteln<br />

<strong>und</strong> damit die voll Weiterbildungsberechtigung<br />

zu erlangen. Hierzu werden nach unserer<br />

Einschätzung mehrere Klinikwechsel<br />

notwendig sein. Um diese Klinikwechsel zu<br />

erleichtern <strong>und</strong> bürokratische Hindernisse<br />

aus dem Weg zu räumen, hat der Bildungsausschuss<br />

über den BDC <strong>und</strong> Herrn Dr. Heberer<br />

einen Mustervertrag entwickeln lassen,<br />

den Sie in der Anlage 1 lesen können.<br />

In ihm sollen die wichtigsten Festlegungen<br />

formuliert werden, die auch einen einseitigen<br />

Arbeitsplatzwechsel ermöglichen. Ziel<br />

ist die Bildung von Weiterbildungsbefugnisnetzen,<br />

in welchen Weiterbildungssuchende<br />

auf der Basis dieses Vertrages auch<br />

kurzfristig wechseln können.<br />

Es wurde beschlossen, dass mehr junge<br />

Kollegen aus außeruniversitären Einrichtungen<br />

für den Ausschuss gewonnen werden<br />

sollten, damit auch die breite Basis der<br />

jungen Mitglieder eine Formulierungsplattform<br />

erhalten sollte. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e<br />

wurde eine Sitzung anlässlich der DGU/<br />

DGOOC-Tagung im Oktober 2007 in Berlin<br />

anberaumt mit dem Thema Weiterbildung<br />

aus der Sicht der Betroffenen. Hier kamen<br />

ein Assistenzarzt aus einem Städtischen<br />

Krankenhaus, ein Chefarzt, der zwei Jahre<br />

Erfahrung mit der Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes<br />

hat, sowie ein Assistent aus<br />

einer Klinik mit einem existierenden Weiterbildungsverb<strong>und</strong>system<br />

zur Sprache. Zudem<br />

wurde die Weiterbildung aus der Sicht<br />

der privaten Krankenhausträger mit deren<br />

Möglichkeiten vorgetragen. Anlässlich dieser<br />

Sitzung wurden auch die aktuellen Ergebnisse<br />

einer vom Bildungsausschuss initiierten<br />

<strong>und</strong> mit dem Jungen Forum durchgeführten<br />

Umfrage über das Profil des neuen<br />

Facharztes vorgestellt. Tenor der Diskussion<br />

war, dass die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes<br />

auch bei den Assistenten einen hohen<br />

Stellenwert hat, dass sie jedoch zwangsläufig<br />

zu merkbaren Verschlechterungen in<br />

der Weiterbildung, vor allem im operativen<br />

Bereich führen muss. Die ärztlichen Leiter<br />

der Kliniken haben große Schwierigkeiten,<br />

die Übermittlungsdefizite durch häufige<br />

Dienstzeitwechsel zu verhindern. Die Umfrage<br />

erbrachte insofern erfreuliche Ergebnisse<br />

an den Tag, als dass ein Großteil der<br />

Neueinsteiger zum FA Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

durch das Management des Polytrauma<br />

motiviert wird. Erst nach fertiger<br />

Ausbildung sind die erfahreneren Kollegen<br />

an zusätzlichen Spezialisierungen, wie z. B.<br />

Kniechirurgie interessiert.<br />

Als Fazit ergab sich eindeutig, dass dringend<br />

ein Weiterbildungsfaktor für die Weiterbildungskliniken<br />

eingeführt werden muss <strong>und</strong><br />

zwar sowohl bezüglich der personellen als<br />

auch der finanziellen Ausstattung. Es muss<br />

eine Diskussion initiiert werden, welches<br />

der beste <strong>und</strong> realistischste Weg ist, eine<br />

hohe Qualität in der Weiterbildung unter<br />

DRG-Bedingungen zu gewährleisten. Dies<br />

ist aus unserer Sicht eines der wichtigsten<br />

kurz- <strong>und</strong> langfristigen Ziele.<br />

Lob <strong>und</strong> Tempka berichteten über die Sitzung<br />

der AG Weiterbildung in der Union<br />

Orthopädie/Unfallchirurgie. Die orthopädischen<br />

Kollegen wünschen den Weiterbildungsbefugniskorridor<br />

hin zur konservativrehabilitativen<br />

Orthopädie weiter zu öffnen.<br />

Die DGU <strong>und</strong> DGOOC Vorstände haben<br />

einen konsentierten Entwurf zur Erteilung<br />

von Weiterbildungsbefugnissen an die<br />

Kammern weitergeleitet, der in großen Teilen<br />

mit der Vorlage des Bildungsausschuss<br />

übereinstimmt.<br />

Der auf Initiative des BVOU neu beantragte<br />

Facharzt „Spezielle orthopädische <strong>und</strong> unfallchirurgische<br />

Rehabilitation“ soll es den<br />

Kollegen auch zukünftig ermöglichen, sich<br />

auf gleicher Ebene mit den „Fachärzten für<br />

physikalische Medizin <strong>und</strong> Rehabilitation“<br />

für Leitungspositionen in Reha-Zentren bewerben<br />

zu können.<br />

In diesem Jahr laufen die ersten Übergangszeiten<br />

für den Erwerb des neuen Facharztes<br />

aus. Zunehmend werden mehr „reguläre“<br />

Fachärzte für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

examiniert, wenn auch deutlich weniger<br />

als ursprünglich erwartet. Die Qualität des<br />

neuen Facharztes wird aber auf dem Prüfstand<br />

bleiben, auch angesichts der Tatsa-<br />

56<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Zusatzvereinbarung<br />

zwischen<br />

________________________________________________<br />

(Stammkrankenhaus)<br />

<strong>und</strong><br />

________________________________________________<br />

(Krankenhaus)<br />

<strong>und</strong><br />

________________________________________________<br />

(Assistenzarzt)<br />

Präambel<br />

Der Arzt/die Ärztin beabsichtigt, im Rahmen seiner/ihrer<br />

Weiterbildung/ _________________ Erfahrungen im Bereich<br />

______________________ zu sammeln. Im Einverständnis mit<br />

dem Dienstherrn (Stammkrankenhaus) <strong>und</strong> dem _________<br />

Krankenhaus wird der Arzt/die Ärztin daher für den Zeitraum von<br />

___ bis ___ als Assistenzarzt/Assistenzärztin in der Abteilung<br />

_________________ des ______________ Krankenhauses arbeiten.<br />

In Ergänzung des Dienstvertrages vom ____________ vereinbaren<br />

die Parteien daher folgendes:<br />

§ 1 Beschäftigungsdauer<br />

Der Arzt/die Ärztin wird auf eigenen Wunsch zum Zwecke<br />

der Weiterbildung für die Zeit von _____ bis _____ in das<br />

_______________ Krankenhaus, Abteilung _________ abgeordnet.<br />

Das __________________ Krankenhaus erteilt hierzu sein<br />

ausdrückliches Einverständnis.<br />

§ 2 Fortbestand Dienstvertrag<br />

Der Dienstvertrag vom ________ besteht mit der Maßgabe fort, dass<br />

der Arzt/ die Ärztin seine/ihre vertragliche Arbeitsleistung von ___<br />

Wochenst<strong>und</strong>en während der Dauer dieses Vertrages in dem<br />

______________ Krankenhaus erbringt. Der Arzt/ die Ärztin wird<br />

für diesen Zeitraum von der Arbeitsleistung im Stammkrankenhaus<br />

freigestellt. Im ____________ Krankenhaus wird der Arzt/die<br />

Ärztin primär mit Aufgaben gemäß ________________ der<br />

Weiterbildungsordnung betraut.<br />

§ 5 Urlaubsregelung<br />

Hinsichtlich des Urlaubs wird folgendes vereinbart: __________<br />

§ 6 Weisungsrecht<br />

Für die Dauer der Rotation überträgt das Stammkrankenhaus das<br />

fachliche Weisungsrecht gegenüber dem Arzt/der Ärztin auf das<br />

_____________ Krankenhaus, insbesondere auf den Weiterbildungsbefugten.<br />

§ 7 Dienstverhinderung<br />

Der Arzt/die Ärztin verpflichtet sich, jeden Fall der Dienstverhinderung<br />

(Krankheit etc.) unverzüglich (bis spätestens ______ Uhr) dem<br />

________ Krankenhaus <strong>und</strong> dem Stammkrankenhaus zu melden.<br />

§ 8 Vorzeitige Beendigung der Tätigkeit<br />

Dieser Vertag kann durch alle Vertragspartner jederzeit vorzeitig<br />

beendet werden. Das Stammkrankenhaus <strong>und</strong> das ____________<br />

Krankenhaus verpflichten sich jedoch, eine vorzeitige Beendigung<br />

nur aus wichtigen Gründen zu verlangen. Als wichtige Gründe<br />

gelten insbesondere:<br />

– Beendigung der Tätigkeit eines möglicherweise für den Arzt/die<br />

Ärztin an das Stammkrankenhaus wechselnden Arztes, egal aus<br />

welchem Gr<strong>und</strong>e<br />

– Fortdauernde Dienstunfähigkeit (z. B. durch Erkrankung) des<br />

Arztes/ der Ärztin für die Dauer von mehr als drei Wochen,<br />

– unüberwindliche dienstliche Meinungsverschiedenheiten mit<br />

dem für den Arzt/die Ärztin an das Stammkrankenhaus wechselnden<br />

Arztes.<br />

– unüberwindliche dienstliche Meinungsverschiedenheiten mit<br />

dem _______________ Krankenhaus <strong>und</strong> dem Arzt/der Ärztin.<br />

§ 9 Arbeitsplatzgarantie<br />

Nach Beendigung der Tätigkeit am _____________ Krankenhaus,<br />

unabhängig ob planmäßig oder vorzeitig <strong>und</strong> aus welchem<br />

Gr<strong>und</strong>, hat der Arzt/die Ärztin Anspruch auf die Fortsetzung des<br />

Arbeitsverhältnisses zu unveränderten Bedingungen am selben<br />

Arbeitsplatz wie vor dem Wechsel an das _____________<br />

Krankenhaus.<br />

Berichte<br />

§ 3 Gehalt<br />

Die dienstvertragliche Vergütung einschließlich des<br />

Gesamtsozialver-sicherungsbeitrages wird weiterhin durch<br />

das Stammkrankenhaus bezahlt, der Arzt/die Ärztin bleibt<br />

Angestellter/Angestellte des Stammkrankenhauses. Ein Anspruch<br />

auf Vergütung etwaiger über die dienstvertraglich geschuldete<br />

Wochenst<strong>und</strong>enzahl hinaus geleisteter Über-/Mehr-/Nachtarbeit<br />

besteht gegen das Stammkrankenhaus nicht. Die Bezahlung<br />

der Mehrarbeit/Dienste wird vom ___________________<br />

Krankenhaus nach den dort geltenden Regelungen übernommen.<br />

Umzugs-/Reisekosten, die im Zusammenhang mit der Tätigkeit an<br />

dem Gast-Krankenhaus entstehen, werden im (bei) Einvernehmen<br />

mit dem Stammkrankenhaus übernommen.<br />

§ 4 Haftpflichtversicherung<br />

Für die Dauer der Tätigkeit an dem _____________ Krankenhaus,<br />

wird der Arzt/die Ärztin über das _____________ Krankenhaus<br />

haftpflichtversichert. Das _____________ Krankenhaus stellt das<br />

Stammkrankenhaus von Ansprüchen Dritter ausdrücklich frei.<br />

§ 10 Salvatorische Klausel<br />

Änderungen oder Ergänzungen bedürfen der Schriftform,<br />

Nebenabreden bestehen nicht. Sollte eine Bestimmung dieses<br />

Vertrages ganz oder teilweise unwirksam sein oder werden oder<br />

der Vertrag eine Lücke enthalten, so bleibt die Rechtswirksamkeit<br />

der übrigen Bestimmungen hiervon unberührt. Anstelle der unwirksamen<br />

Bestimmungen gilt eine wirksame Bestimmung als vereinbart,<br />

die dem von den Parteien Gewollten am nächsten kommt,<br />

das gleiche gilt im Falle einer Vertragslücke.<br />

__________________________________________________<br />

Ort, Datum<br />

__________________________________________________<br />

___________________________________________________<br />

___________________________________________________<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> <strong>57</strong>


che, dass die Ärztetage 2009 <strong>und</strong> 2010 sich<br />

erneut mit den Richtwerten <strong>und</strong> der Durchführung<br />

der Weiterbildung befassen sollen.<br />

Diskussionsbedarf besteht sicher, ob die<br />

im Katalog formulierten Weiterbildungsinhalte<br />

entsprechend den Vorgaben treffend<br />

<strong>und</strong> realistisch sind oder ob sie große<br />

Hindernisse für den Erwerb des Facharztes<br />

darstellen <strong>und</strong> in ihrer Bedeutung neu bewertet<br />

werden müssen. Es wird notwendig<br />

sein, hierüber Erfahrungen zu sammeln <strong>und</strong><br />

sie mit den Realitäten abzugleichen.<br />

Für die nächste Zukunft wird es aus Sicht<br />

des BADGU erste Priorität bleiben, die Weiterbildungsbedingungen<br />

in unserem Fach<br />

zu beobachten <strong>und</strong> gegebenenfalls anhand<br />

von Leistungsprofilen der jeweiligen<br />

Kliniken realistische Weitebildungsumfänge<br />

zu ermitteln. Absolut wichtige Voraussetzung<br />

wird die Beteiligung an Weiterbildungsnetzen<br />

sein, die sich ihrerseits verpflichten,<br />

die Qualität der Weiterbildung zu<br />

garantieren <strong>und</strong> zu kontrollieren.<br />

Von Frau Tempka, der Vorsitzenden des<br />

Bildungsausschusses wurde federführend<br />

im Rahmen der Gespräche „Union Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

DGOOC/DGU“ ein<br />

Weiterbildungskatalog Empfehlungen zur<br />

Weiterbildungsbefugniserteilung erarbeitet,<br />

der ein enorm wichtiges, notwendiges<br />

Instrumentarium für ein strukturiertes <strong>und</strong><br />

transparentes Prüfungsverfahren zur Befugniserteilung<br />

zu entwickeln. Hiermit werden<br />

eine Verbesserung der Weiterbildung,<br />

Praxisnähe, eine Qualitätssicherung <strong>und</strong><br />

eine Harmonisierung der Vorgaben für die<br />

Befugniserteilung angestrebt.<br />

Ohne finanzielle Ausstattung kann dieses<br />

Vorhaben nicht gelingen. Über die DRGs<br />

können offenbar keine zusätzlichen Mittel<br />

generiert werden. Weiterbildung kostet Zeit!<br />

Weiterbildungskliniken müssen für ihre<br />

Weiterbildung zusätzlich bezahlt werden!<br />

Wer bezahlen soll, woher das Geld kommt<br />

<strong>und</strong> wie die Details aussehen könnten, das<br />

muss dringend auf politischem Wege geklärt<br />

werden.<br />

Prof. Dr. Felix Bonnaire<br />

Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt<br />

Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- <strong>und</strong><br />

Handchirurgie<br />

Friedrichstraße 41<br />

01067 Dresden<br />

Tel.: (03 51) 480 13 01<br />

Fax: (03 51) 480 13 09<br />

E-Mail: unfallchirurgie@khdf.de<br />

Berichte<br />

58<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

J. Seifert<br />

Am 1. Januar <strong>2008</strong> habe ich das ehrenvolle<br />

Amt der Vorsitzenden des Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

von Herrn Professor Dr. Norbert<br />

Südkamp übernommen <strong>und</strong> möchte mich<br />

an dieser Stelle noch einmal herzlich für das<br />

Vertrauen <strong>und</strong> die vielen Kooperationsangebote<br />

bedanken. Ich übernehme das Amt<br />

mit der Absicht, die bisher hochqualitative<br />

Arbeit auch zukünftig entsprechend fortzusetzen.<br />

An dieser Stelle seien die wesentlichen Inhalte<br />

der letzten 2 Jahre zusammengefasst<br />

<strong>und</strong> anschließend die zukünftigen Inhalte<br />

des Ausschuss dargestellt:<br />

Von besonderer Bedeutung ist die Erarbeitung<br />

eines Weißbuch der Schwerverletztenversorgung,<br />

das im Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

<strong>und</strong> mit Unterstützung inhaltlich betroffener<br />

Arbeitsgemeinschaften <strong>und</strong> Sektionen<br />

im September 2006 als Buch der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht werden konnte<br />

<strong>und</strong> auf großes Interesse gestoßen ist.<br />

So ist es begrüßenswert, dass im Hinblick auf<br />

die zunehmenden ökonomischen Zwänge<br />

<strong>und</strong> die Unterfinanzierung der Krankenhäuser,<br />

die an der Schwerverletztenversorgung<br />

teilnehmen, Empfehlungen zur Struktur,<br />

Organisation <strong>und</strong> Ausstattung ebensolcher<br />

Kliniken, die an der Schwerverletztenversorgung<br />

teilnehmen durch die wissenschaftliche<br />

Fachgesellschaft beschrieben werden.<br />

Hieraus ergeben sich neben der Sicherung<br />

von Qualitätsstandards <strong>und</strong> Kriterien, auch<br />

Mindestanforderungen für die Mitarbeiterstrukturierung<br />

<strong>und</strong> -kapazität.<br />

Integriert werden konnte die Idee eines nationalweiten<br />

Traumanetzwerkes – Trauma<br />

Netzwerk D DGU – zur Regelung der Zusammenarbeit<br />

der Kliniken, die regelhaft an der<br />

Versorgung von Schwerverletzten beteiligt<br />

sind, unter Berücksichtigung ihrer strukturellen<br />

Gegebenheiten. Ziel ist es, medizinische<br />

Kompetenzen in sinnvoller Weise<br />

zu nutzen <strong>und</strong> so ressourcensparend zu<br />

arbeiten. Für die Umsetzung der Inhalte des<br />

Weißbuches wurde der Arbeitskreis Umsetzung<br />

Weißbuch/Traumanetzwerk (AKUT)<br />

gegründet. Registrierung <strong>und</strong> Anmeldung<br />

zur Teilnahme an diesem Netzwerk sind<br />

mittlerweile online über die DGU-Homepage<br />

möglich.<br />

Als wesentliche Neuerung der Geschäftsordnung<br />

muss die Einrichtung einer Findungskommission<br />

(§ 13 der Geschäftsordnung<br />

Präsidium) begrüßt werden, deren Aufgabe<br />

die Ausarbeitung von Wahlvorschlägen für<br />

die Wahl des 3. Vizepräsidenten, des Generalsekretärs,<br />

des Schriftführers sowie des<br />

Schatzmeisters ist. Schon die Premiere war<br />

erfolgreich: Die Kommission hat Professor<br />

Dr. Norbert Südkamp zum 3. Vizepräsidenten<br />

<strong>und</strong> damit zum Präsidenten der<br />

DGU 2010 vorgeschlagen. Der Vorschlag<br />

wurde in der Mitgliederversammlung vom<br />

25.10.2007 mehrheitlich angenommen.<br />

Für das kommende Jahr wird sich der Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

mit 2 Kernthemen auseinandersetzen:<br />

1. Das Thema Qualitätssicherung <strong>und</strong><br />

Zertifizierung wird ebenfalls ein Kernthema<br />

sein. Hier könnte der Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

eine Brücke zwischen DGU <strong>und</strong> CAQ<br />

(Chirurgischer Arbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung)<br />

durch Prof. Dr. Rüdiger Smektala<br />

schlagen, den wir als neues Mitglied<br />

des Gr<strong>und</strong>satzausschusses gewinnen konnten<br />

<strong>und</strong> der gleichzeitig Vorstandsmitglied<br />

der CAQ ist.<br />

Die institutionelle Zertifizierung war bereits<br />

im Weißbuch Schwerverletztenversorgung<br />

zu einem Merkmal der Qualitätssicherung<br />

der am Traumanetzwerk beteiligten<br />

Krankenhäuser gefordert worden.<br />

Neben der sicherlich wünschenswerten<br />

institutionellen Zertifizierung nehmen wir<br />

mit wachsender Besorgnis zur Kenntnis,<br />

dass das Instrument des „Zertifikates“ zunehmend<br />

auch personengeb<strong>und</strong>en durch<br />

so genannte hoch spezialisierte/subspezialisierte<br />

„Organchirurgen“ vergeben wird.<br />

Entsprechende Legitimationen durch die<br />

Wissenschaftliche Fachgesellschaft der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Unfallchirurgen existieren hierzu<br />

nicht.<br />

Im Gegensatz zu den Tendenzen der Spezialisierung<br />

<strong>und</strong> Subspezialisierung ist es<br />

u. a. das Anliegen unserer Fachgesellschaft,<br />

den „Polytraumaspezialisten“, also den Generalisten<br />

(„Zehnkämpfer“), der die Versorgung<br />

Schwer- <strong>und</strong> in der Regel Mehrfachverletzter<br />

auf hohem Niveau gewährleistet,<br />

zu fordern.<br />

Als 2. Thema des Gr<strong>und</strong>satzausschusses sei<br />

die Öffentlichkeitsarbeit genannt. Im Hinblick<br />

auf die ungenügende Vergütung, insbesondere<br />

der Schwerverletztenversorgung,<br />

aber auch der Behandlung von Patienten<br />

mit z. B. septischen Komplikationen, muss<br />

es unser Ziel sein, die öffentliche Wahrnehmung<br />

hinsichtlich der Bedeutung des<br />

Faches Unfallchirurgie zu erhöhen. Einen<br />

Beitrag hierzu werden wir sicherlich im Rahmen<br />

der diesjährigen Pressekonferenzen für<br />

den Jahreskongress <strong>2008</strong> leisten können.<br />

Es ist uns ein Anliegen, dass das interessante,<br />

gelegentlich spektakuläre, manchmal<br />

anstrengende Fach der Unfallchirurgie<br />

auch für zukünftige Generationen attraktiv<br />

bleibt.<br />

Um auch zukünftig eine hoch qualifizierte<br />

R<strong>und</strong>-um-die-Uhr-Versorgung verletzter<br />

<strong>und</strong> schwerverletzter Personen<br />

zu garantieren, sind wir alle aufgerufen,<br />

Strukturen zu schaffen, die den Ansprüchen<br />

<strong>und</strong> Bedürfnissen insbesondere unserer Patienten,<br />

aber auch der versorgenden Ärzte,<br />

gerecht werden.<br />

In diesem Sinne wird der Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

der DGU seinen Beitrag leisten.<br />

Mitglieder<br />

P. Biberthaler (Stellv. Vorsitzender),<br />

C. Josten, J. Oestern, J. Probst, A. Seekamp,<br />

J. Seifert (Vorsitzende), H. Siebert, N. Südkamp,<br />

M. Stürmer<br />

PD Dr. Julia Seifert<br />

Klinik für Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

Warener Straße 7<br />

12683 Berlin<br />

Berichte<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 59


G-DRG <strong>2008</strong> – auf der Zielgeraden<br />

der Konvergenzphase<br />

J. Windolf<br />

Berichte<br />

Das G-DRG-System <strong>2008</strong> ist die letzte Version<br />

des Fallpauschalensystems vor dem<br />

Ende der Konvergenzphase, in der die<br />

krankenhausspezifische Vergütungshöhe<br />

schrittweise an ein landesweites Vergütungsniveau<br />

(einheitlicher Basisfallwert<br />

je B<strong>und</strong>esland) angepasst wird. 2009 wird<br />

das Abrechnungssystem definitiv „scharf<br />

geschaltet“. Offen bleibt die Frage, ob eine<br />

erhöhte Transparenz <strong>und</strong> eine Verkürzung<br />

der Liegezeit tatsächlich zu einer Kostenreduktion<br />

oder aufgr<strong>und</strong> des erhöhten Verwaltungsaufwandes<br />

vielmehr lediglich zu<br />

einer Kostenverschiebung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

führen. Immerhin konnte das System<br />

unsere Nachbarn in der Schweiz überzeugen:<br />

6 Jahre nach seiner Einführung wird<br />

das deutsche DRG-System in die Schweiz<br />

exportiert. Hierzu wurde eigens eine Institution<br />

zur Einführung des <strong>Deutsche</strong>n DRG-<br />

Systems in der Schweiz (Swiss DRG AG) gegründet.<br />

Erste Tests haben zwischenzeitlich<br />

allerdings gezeigt, dass die in der Schweiz<br />

derzeit verwendeten Kodiersysteme zu den<br />

deutschen Systemen inkompatibel sind,<br />

sodass der für 2009 angestrebte offizielle<br />

Start des DRG-Systems wahrscheinlich erst<br />

2011 realisierbar sein wird. Dennoch sind<br />

die Eidgenossen davon überzeugt, dass das<br />

deutsche System eine geeignete Basis zur<br />

Einführung der DRGs in der Schweiz darstellt.<br />

In Deutschland wird das leistungsorientierte<br />

Vergütungssystems am Ende<br />

der Konvergenzphase von den operativen<br />

Fachgesellschaften im Gr<strong>und</strong>satz allgemein<br />

akzeptiert <strong>und</strong> befürwortet. Die Zufriedenheit<br />

mit dem System <strong>und</strong> der Methodik<br />

der Weiterentwicklung in den eigenen Reihen<br />

schwankt allerdings zwischen Enttäuschung,<br />

Frustration <strong>und</strong> Resignation.<br />

Kritik besteht insbesondere am sogenannten<br />

„strukturierten Dialog“ zur Einbindung<br />

des medizinischen Sachverstandes in die<br />

Weiterentwicklung des DRG-Systems. Bereits<br />

mit Inkrafttreten der aktuellen Kataloge<br />

zu Beginn eines Jahres laufen die<br />

Vorbereitungen <strong>und</strong> Planungen für das<br />

Vorschlagsverfahren des Folgejahres auf<br />

Hochtouren um das „lernende“ System im<br />

Sinne der leistungsgerechten Fallzuordnung<br />

weiter zu entwickeln. Dabei bringt<br />

das Vorschlagsverfahren die verschiedenen<br />

Gruppierungen zwar in das Gespräch, die<br />

Fachgesellschaften sind aber deutlich im<br />

Nachteil, da sie keinen Einblick in die komplette<br />

Datenlage des InEK haben. Mitunter<br />

werden Abrechnungsalgorithmen generiert,<br />

die aus medizinischem Sachverstand<br />

heraus betrachtet nicht nachvollziehbar<br />

sind. Je umfangreicher die Datensätze werden,<br />

desto <strong>und</strong>urchschaubarer wird diese<br />

Situation. Der strukturierte Dialog ist somit<br />

in der Praxis kein wirklicher „Dialog“. Die<br />

Antragsteller werden in der Regel in die Beratungen<br />

der Vorschläge nicht einbezogen.<br />

Die offizielle Benachrichtigung über das<br />

Ergebnis der Vorschläge erhalten sie erst<br />

lange nach der Veröffentlichung der neuen<br />

Kataloge. Die stereotypen Begründungen<br />

für die Ablehnung eines Antrages („Vorschlag<br />

war nicht rechenbar“ oder „hat nicht<br />

zu einer Verbesserung von r2 geführt“) sind<br />

nicht nachprüfbar. Die Fachgesellschaften<br />

fordern daher seit Jahren, eine Dateneinsicht<br />

vonseiten des InEK zu gewähren, bislang<br />

blieb diese Forderung allerdings ohne<br />

Ergebnis.<br />

Für das Jahr <strong>2008</strong> war vonseiten des InEK<br />

eine Überarbeitung der Klassifikation insbesondere<br />

für die Intensivmedizin, Mehrfacheingriffe,<br />

Extremkostenfälle, die Pädiatrie<br />

sowie die CC-Matrix angekündigt worden.<br />

Die Überarbeitung hat dabei aber zu<br />

deutlich weniger Änderungen als in den<br />

Vorjahren geführt. Diese Entwicklung lässt<br />

vermuten, dass sich aus Sicht des InEK der<br />

jährliche Anpassungsbedarf der Gruppierungsalgorithmen<br />

konsolidiert hat. Unsere<br />

Analyse der neuen Kataloge zeigte eine<br />

weitere Dekompression des Systems mit<br />

angemessen höherer Vergütung aufwändiger<br />

Leistungen bei gleichzeitiger Absenkung<br />

der weniger aufwändigen Fälle. So<br />

findet sich beispielsweise eine bessere Bewertung<br />

der allogenen Knochentransplantation,<br />

eine Neustrukturierung komplexer<br />

Handeingriffe, eine verbesserte Abbildung<br />

von Verbrennungen, Eingriffen an mehreren<br />

Lokalisationen inklusive der kontralateralen<br />

Eingriffe sowie eine Abbildung von mehrzeitigen<br />

Operationen.<br />

Trotz dieser erneuten punktuellen Verbesserungen<br />

muss festgehalten werden, dass<br />

noch längst nicht alle Probleme des Systems<br />

gelöst sind. Das G-DRG-System hat<br />

von Jahr zu Jahr an Komplexität zugenommen.<br />

So stieg die Gesamtzahl der DRGs<br />

von den ursprünglich geplanten 800 auf<br />

nunmehr 1137. Ungeklärt ist nach wie vor<br />

die Abbildung von Vorhaltekosten sowohl<br />

für die Notfallbehandlung als auch für die<br />

Weiterbildung. Gr<strong>und</strong>sätzlich besteht dabei<br />

das Problem, dass die Höhe dieser Kosten<br />

bisher nicht beziffert werden kann. Auch<br />

der Einfluss des Arbeitszeitgesetztes auf die<br />

Weiterbildung ist noch nicht kalkulierbar.<br />

Derzeit bestehen verschiedene Ansätze zur<br />

Finanzierung der Weiterbildung. Nachgedacht<br />

wird über eine Fondslösung, eine Ablösesumme<br />

beim Wechsel von Fachärzten<br />

in andere Kliniken oder aber ein DRG-Zusatzentgelt<br />

für Weiterbildungskliniken.<br />

Immerhin zeigen die bisherigen Anstrengungen<br />

auf politischer Ebene erste Wirkung<br />

<strong>und</strong> viele Ges<strong>und</strong>heitspolitiker scheinen<br />

die Notwendigkeit einer Finanzierung der<br />

Weiterbildung zu sehen. Handlungsbedarf<br />

besteht darüber hinaus zur Reduktion der<br />

mittlerweile vielerorts ausufernden Zahl an<br />

MDK-Anfragen. Die <strong>Deutsche</strong> Krankenhausgesellschaft<br />

schätzt die zusätzlichen Kosten<br />

für MDK-Anfragen auf ca. 460 Mio. Euro<br />

jährlich. Da gleichzeitig ca. 85 bis 90 % der<br />

MDK-Anfragen zugunsten der Kliniken entschieden<br />

werden, scheinen die extrem hohen<br />

Kontrollkosten für das G-DRG-System<br />

nicht vertretbar zu sein.<br />

Die DRG-Gruppe der DGU wird sich zusammen<br />

mit den Kollegen der DGOOC auch<br />

weiterhin in die Diskussion einbringen.<br />

Auch in diesem Jahr fand hierzu wieder ein<br />

persönliches Gespräch mit der Geschäftsführung<br />

des InEK statt. Für die Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> Orthopädie konnte die Abbildungsqualität<br />

im deutschen DRG-System in den<br />

vergangenen Jahren nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong><br />

dieser intensiven Zusammenarbeit unserer<br />

beiden Fachgesellschaften Schritt für Schritt<br />

verbessert werden.<br />

Prof. Dr. Joachim Windolf<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Handchirurgie<br />

Universitätsklinikum Düsseldorf<br />

Moorenstraße 5<br />

40225 Düsseldorf<br />

Tel.: (02 11) 810 44 00<br />

Fax: (02 11) 810 49 02<br />

E-Mail: windolf@uni-duesseldorf.de<br />

60<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Kommission „Gutachten“<br />

K. Weise<br />

Das letzte Mitgliedertreffen der Kommission<br />

fand am 26.9.2007 in Heidelberg statt. Bei<br />

guter Beteiligung bestanden die weiteren<br />

Planungen <strong>und</strong> strukturelle Änderungen<br />

der Gutachtenkurse im Vordergr<strong>und</strong>. Diese<br />

wurden bisher als 1-Tages-Kurse angeboten,<br />

was angesichts der Fülle abzuhandelnder<br />

Themen gewisse Probleme, insbesondere<br />

hinsichtlich interaktiven Arbeitens aufwies.<br />

Darüber hinaus sollten neue Kursformate<br />

die Möglichkeit bieten, bisher nicht angebotene<br />

Themen in die Programmfolge zu<br />

implementieren, soweit sie in der Begutachtung<br />

eine wichtige Rolle spielen. Die neu<br />

konzipierten 2-Tages-Kurse firmieren unter<br />

folgenden Oberbegriffen<br />

Kurs 1: Unfallbegutachtung<br />

Kurs 2: Begutachtung des Leistungsvermögens<br />

Kurs 3: Begutachtung von Berufskrankheiten<br />

Es wurde über den Vorschlag diskutiert, den<br />

Fachgesellschaften DGU <strong>und</strong> DGOOC den<br />

Vorschlag zu unterbreiten, auf der Basis der<br />

ausgearbeiteten Kursformate ihren Mitgliedern<br />

vor Aufnahme gutachtlicher Tätigkeit<br />

den Besuch dieser curricularen Veranstaltungen<br />

zu empfehlen.<br />

Der Kurs 1 Unfallbegutachtung in seiner<br />

aktuellen Form fand erstmals am 23. <strong>und</strong><br />

24.11.2007 im Berufsgenossenschaftlichen<br />

Unfallkrankenhaus in Hamburg statt. Bei<br />

einer festgelegten Obergrenze von 50 Teilnehmern<br />

war der Kurs ausgebucht, ärztliche<br />

Mitarbeiter des BG Unfallkrankenhauses<br />

konnten die Veranstaltung zusätzlich <strong>und</strong><br />

unentgeltlich besuchen. Die am Kursende<br />

im Multiple-choice-Verfahren durchgeführte<br />

Evaluation der Wissensvermittlung durch<br />

den Kurs zeigte durchweg gute bis sehr gute<br />

Resultate, sodass alle Teilnehmer in den Besitz<br />

eines Zertifikates gelangten <strong>und</strong> zusätzlich<br />

16 Fortbildungspunkte, anerkannt von<br />

der Ärztekammer Hamburg, erwarben.<br />

Der Kurs 2 Begutachtung des Leistungsvermögens<br />

findet am 14. <strong>und</strong> 15. März <strong>2008</strong><br />

wiederum im Berufsgenossenschaftlichen<br />

Unfallkrankenhaus Hamburg statt. Zum<br />

Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichtes<br />

liegt bereits eine Reihe von Anmeldungen<br />

vor, was darauf schließen lässt, dass auch<br />

diese Veranstaltung am Ende ausgebucht<br />

sein wird. Die Ärztekammer Hamburg vergibt<br />

für Kurs 214 Fortbildungspunkte.<br />

Die detaillierte Programmgestaltung von<br />

Kurs 3 Begutachtung von Berufskrankheiten<br />

ist noch nicht vollständig abgeschlossen.<br />

Sobald die Ausarbeitung der Themenfolge<br />

vorliegt <strong>und</strong> der Termin für die<br />

2. Jahreshälfte festgelegt ist, wird der Flyer<br />

in die Homepage von DGU <strong>und</strong> DGOOC eingestellt<br />

<strong>und</strong> kann dort abgerufen werden.<br />

Zudem wird das Programm in Heft 2 der<br />

„<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>“ unserer<br />

Fachgesellschaft angekündigt werden.<br />

Anlässlich des Mitgliedertreffens wurde darüber<br />

diskutiert, in wieweit eine Harmonisierung<br />

der diversen Angebote an Kursen zur<br />

Begutachtung durch verschiedene Veranstalter<br />

angestrebt werden sollte. In diesem<br />

Zusammenhang wurden Veranstaltungen<br />

ausgerichtet vom BDC, den Berufsgenossenschaften<br />

<strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esärztekammer genannt.<br />

Während des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie wurden<br />

von der Kommission „Gutachten“ 2 Kurse<br />

angeboten, die die Regularien der gesetzlichen<br />

<strong>und</strong> der privaten Unfallversicherung<br />

zum Thema hatten. Auch diese Kurse waren<br />

sehr gut besucht. Zudem konnte während<br />

des Kongresses der 2. Supplementband mit<br />

Empfehlungen zu spezifischen Begutachtungsfragen<br />

vorgestellt werden. Die Zusammenstellung<br />

dieser Empfehlungen liegt<br />

den „<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>“ Heft<br />

1/<strong>2008</strong> als Begleitheft bei. Weitere spezielle<br />

Fragestellungen zur Begutachtung sind definiert<br />

<strong>und</strong> werden in der nächsten Zeit bearbeitet<br />

werden.<br />

Vorschläge für Spezialseminare zur Begutachtung,<br />

beispielsweise zur aktuellen<br />

Thematik der Beurteilung von möglichen<br />

Behandlungsfehlern oder zur Reform des<br />

Leistungsrechtes in der Haftpflichtversicherung<br />

werden diskutiert. Das nächste Mitgliedertreffen<br />

wird voraussichtlich im April<br />

<strong>2008</strong> in Baden-Baden stattfinden.<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstr. 95<br />

72076 Tübingen<br />

Tel.: (0 70 71) 606 10 03<br />

Fax: (0 70 71) 606 10 02<br />

E-Mail: kweise@bgu-tuebingen.de<br />

Berichte<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 61


Sektion „Handchirurgie“<br />

J. Windolf<br />

Berichte<br />

Die Sektion Handchirurgie der DGU engagiert<br />

sich insbesondere in der Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung <strong>und</strong> wird in diesem Jahr<br />

erstmals im Konsens erarbeitete Therapieempfehlungen<br />

publizieren. Aktuell sind o. g.<br />

63 Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen in der Sektion<br />

aktiv. Die Gruppe trifft sich zu 4 Arbeitssitzungen<br />

pro Jahr <strong>und</strong> veranstaltet seit 2006<br />

eine eigene Jahrestagung zu kontroversen<br />

Themen in der Handchirurgie, die national<br />

<strong>und</strong> international Beachtung findet. Sämtliche<br />

Aktivitäten erfolgen in enger Kooperation<br />

mit der handchirurgischen Sektion der<br />

DGOOC.<br />

Ein Schwerpunkt der Sektionsarbeit liegt<br />

auf der intensiven Vorbereitung des „Handkurses“<br />

im Rahmen des Jahreskongresses<br />

in Berlin (DKOU). Nach der gemeinsamen<br />

Themenauswahl erfolgt die abgestimmte<br />

Vorbereitung der einzelnen Referate, die<br />

anlässlich einer im Juli jeden Jahres stattfindenden<br />

Sondersitzung vor den Sektionsmitgliedern<br />

Probegehalten <strong>und</strong> diskutiert<br />

werden. Hierdurch war es in den letzten<br />

Jahren möglich, ein hohes Niveau der Präsentationen<br />

sicher zu stellen <strong>und</strong> einen<br />

großen Kreis interessierter Kollegen zu erreichen.<br />

Die mittlere Teilnehmerzahl bei den<br />

Handkursen lag stets weit über 100, wobei<br />

sowohl junge Facharztanwärter als auch<br />

erfahrene Ober- <strong>und</strong> Chefärzte sowie niedergelassene<br />

Kollegen unter den Zuhörern<br />

waren. Die Veranstaltungen lebten von der<br />

offenen <strong>und</strong> kollegialen Diskussion <strong>und</strong> die<br />

am Kursende durchgeführte Evaluation bestätigte<br />

das positive Feedback.<br />

Im Jahr 2007 wurde das Kursformat im Rahmen<br />

der Neustrukturierung des gemeinsamen<br />

Kongresses von den Organisatoren<br />

überarbeitet. Als primäre Zielgruppe der<br />

Kurse sind nun ausschließlich junge Kollegen<br />

in der Weiterbildung zum neuen Facharzt<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

definiert, sodass die Sektion Handchirurgie<br />

die inhaltliche Ausrichtung des Kurses 2007<br />

entsprechend geändert hat. Leider lag darauf<br />

hin die Teilnehmerzahl an beiden Kurstagen<br />

nur knapp über 30. Die Sektion bedauert<br />

diese Entwicklung außerordentlich<br />

<strong>und</strong> geht davon aus, dass diese Zahlen bei<br />

der Kongressevaluation der DGU entsprechend<br />

diskutiert werden.<br />

Neben den zahlreichen Operationskursen,<br />

die in Zusammenarbeit mit der Handgruppe<br />

der AO, der DGH <strong>und</strong> dem BDC veranstaltet<br />

wurden hat die Sektion im Februar<br />

2007 die Arbeit an ihren ersten Artikel<br />

„Empfehlungen der Sektion Handchirurgie<br />

der DGU“ abgeschlossen <strong>und</strong> diesen in der<br />

Zeitschrift „Der Unfallchirurg“ zur Publikation<br />

einreichen können. Die Arbeit enthält<br />

die konsentierten Empfehlungen der Gruppe<br />

zur Therapie der Fingerfrakturen. Dabei<br />

ist es gelungen zu dieser Thematik erstmals<br />

im deutschsprachigen Raum eine Expertenempfehlung<br />

auf breiter nationaler Basis zu<br />

erarbeiten. Ein weiterer Artikel zum Thema<br />

Mittelhandfrakturen befindet sich derzeit<br />

in Vorbereitung.<br />

Als wissenschaftliches Projekt hat die Sektion<br />

zum 1. Januar <strong>2008</strong> ein „Komplikationsregister<br />

zur palmaren winkelstabilen<br />

Plattenosteosynthese am distalen Radius“<br />

initiiert. Multizentrisch erfasst <strong>und</strong> zentral<br />

gesammelt werden alle von den Sektionsmitgliedern<br />

operierten palmaren winkelstabilen<br />

Plattenosteosynthese am distalen<br />

Radius, die eine operationstechnische Komplikation<br />

oder einen operativen Misserfolg<br />

aufwiesen. Hierzu wurde eine Studienzentrale<br />

am Universitätsklinikum Düsseldorf<br />

eingerichtet. Die Auswertung zielt auf die<br />

Analyse der Fehlerursachen <strong>und</strong> die Herausarbeitung<br />

etwaiger indikatorischer<br />

Grenzen des Verfahrens.<br />

Abschließend sei noch darauf hingewiesen,<br />

dass die Sektion am 12. April <strong>2008</strong> zu ihrer<br />

3. Jahrestagung nach Düsseldorf einlädt.<br />

Zum Thema „Kontroverses in der Handchirurgie<br />

– Gelenkverletzungen“ lagen bei Redaktionsschluss<br />

mehr als 150 Anmeldungen<br />

interessierter Kollegen aus ganz Deutschland<br />

vor. Neben den geladenen Übersichtsreferaten<br />

werden die Sektionsmitglieder<br />

in diesem Jahr ausgewählte Fälle aus ihrer<br />

klinischen Praxis vorstellen <strong>und</strong> mit den<br />

Tagungsteilnehmern diskutieren. Für den<br />

nächsten Bericht über die Aktivitäten der<br />

Sektion in den „<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>“<br />

werden wir eine kurze Zusammenfassung<br />

dieser Veranstaltung vorbereiten.<br />

Mitglieder<br />

P. J. Altmann, K. Becker, T. Bertrams, B. Bickert,<br />

G. Böhringer, Ch. Braun, E. Brück, P. Catalá,<br />

W. Dée, J. Degreif, C. Dumont, T. Ebinger,<br />

A. Eisenschenk, H. J. Erli, A. Frangouli, J. Frank,<br />

R. Friedel, H. Frobenius, G. Germann, M. Graf,<br />

P. Gruber, H. W. Grunwald, A.-C. Grzimek,<br />

K. Haßelbacher, H. J. Helling, M. Infanger,<br />

A. Junge, E. Kollig, H. Krimmer, C. Kühne,<br />

P. Laier, M. Langer, M. Lautenbach, W. Linhart,<br />

M. Lopatecki, A.-K. Martini, M. Meier,<br />

R. Meier, M. Mentzel, M. Nicoloff, T. Pillukat,<br />

P. Pogoda, P. Preisser, K.-J. Prommersberger,<br />

P. Reill, L. Rudig, J. Rudigier, J.M. Rueger,<br />

M. Sauerbier, U. Schächinger, M. Schädel-<br />

Höpfner, W. Schäfer, J. Schmidt, H. Siebert,<br />

R. Slodicka, H. Towfigh, K. Tsironis, C. Voigt,<br />

B. Weber, K.D. Werber, J. Windolf (Leiter),<br />

K. Wolf, R. Zettl.<br />

Prof. Dr. Joachim Windolf<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Handchirurgie<br />

Universitätsklinikum Düsseldorf<br />

Moorenstraße 5<br />

40225 Düsseldorf<br />

Tel.: (02 11) 810 44 00<br />

Fax: (02 11) 810 49 02<br />

E-Mail: windolf@uni-duesseldorf.de<br />

62<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Sektion „Kindertraumatologie“<br />

W. Schlickewei<br />

Mitglieder<br />

Die Sektion sieht sich als offene Diskussionsr<strong>und</strong>e<br />

für jeden am Kinder-Trauma<br />

Interessierten. Die aktiven Mitglieder sind<br />

in unfallchirurgischen oder kinderchirurgischen<br />

Kliniken <strong>und</strong> auch im niedergelassenen<br />

Bereich aktiv. Als regelmäßiger Treffpunkt<br />

dienen die Jahresveranstaltungen<br />

(siehe Tagungen).<br />

Tagungen<br />

Die Sektion veranstaltet eine jährliche Tagung,<br />

deren Programm auf der Internet-Seite<br />

der DGU veröffentlicht wird. Die Tagung<br />

2007 fand vom 21. bis 23.6.2007 in Graz/<br />

Österreich statt. Motto „Der Kinderfuß bewegt<br />

Traumatologen <strong>und</strong> Orthopäden“. Das<br />

Programm ist unter dem Link http://www.<br />

kindertrauma2007.info einzusehen.<br />

Die Sektion verwendet regelmäßig die Internetseite<br />

der DGU, um auf ihre Veranstaltungen<br />

hinzuweisen. Programme <strong>und</strong><br />

Anmeldeformulare sind hier frühzeitig<br />

aufzufinden. Ansprechpartner innerhalb<br />

der Sektion sind genannt. Aktuell ist das<br />

Programm der Jahrestagung <strong>2008</strong> in Mainz<br />

(Prof. Dr. Rommens) einzusehen, um auch<br />

hier Interessierten eine frühzeitige Anmeldung<br />

zu ermöglichen.<br />

Projekte<br />

Die Sektion führt eigene Studien durch:<br />

Derzeit steht im Vordergr<strong>und</strong> eine Studie<br />

zur Behandlung des Schädel-Hirn-Traumas<br />

im Kindesalter (Leitung Prof. Dr. med. Ingo<br />

Marzi <strong>und</strong> Dr. Mayer, Universitätsklinikum<br />

Frankfurt). Es handelt sich um eine prospektive<br />

Studie, in der ein Überblick über das aktuelle<br />

Behandlungskonzept <strong>und</strong> Outcome<br />

beim Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter<br />

gewonnen werden soll.<br />

Darüber hinaus soll hier auch die viel diskutierte<br />

Frage des Stellenwertes der Röntgendiagnostik<br />

des Schädels in der Primärbehandlung<br />

der Kopfverletzungen bei Kindern<br />

beantwortet werden.<br />

Kurse über Kindertraumatologie sind etabliert.<br />

Der erste Operationskurs hat im<br />

September 2004 in Freiburg stattgef<strong>und</strong>en<br />

(AO-Kurs). Der Kurs im September <strong>2008</strong>,<br />

wiederum unter Leitung von Prof. Marzi <strong>und</strong><br />

Prof. Schlickewei, wird in Frankfurt stattfinden.<br />

Für 2009 ist als Kursort Hamburg vorgesehen.<br />

Bei den Kursen sind im wesentlichen Referenten<br />

aus der Sektion aktiv.<br />

An weiteren Projekten wurde federführend<br />

durch Prof. Schmittenbecher aus der <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Kinderchirurgie eine gemeinsame<br />

Leitlinie zur Condylus radialis Fraktur<br />

erstellt.<br />

Darüber hinaus gibt es ein Diskussionsforum<br />

zur Beschreibung der Stellung der<br />

Kindertraumatologie im von der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie vorgestellten<br />

Weißbuch für Traumatologie.<br />

Die wissenschaftlichen Themen waren:<br />

■ Trauma von Sprunggelenk <strong>und</strong> Fuß<br />

■ Osteomyelitis im Sprunggelenks- <strong>und</strong><br />

Fußbereich<br />

■ Behandlung angeborener/erworbener<br />

Fußdeformitäten<br />

■ Tumoren des Kinderfußes<br />

■ Neue Ansätze bei komplexen Weichteil-/<br />

Knochendefekten<br />

■ Verletzungen, Infektionen, Fehlstellungen<br />

in Unterschenkel- <strong>und</strong> Kniebereich<br />

Wie bei früheren Veranstaltungen war auch<br />

hier die Zusammenarbeit zwischen Kindertraumatologen<br />

<strong>und</strong> Kinderorthopäden wesentlicher<br />

Bestandteil.<br />

Die 27. Tagung im Jahr <strong>2008</strong> wird vom<br />

6. bis 7.7.<strong>2008</strong> in Mainz mit dem Thema<br />

„Anspruchsvolle Verletzungen im Kindesalter“<br />

stattfinden (Vorsitzender: Prof. Dr.<br />

med. Dr. hc. Pol Maria Rommens). Vorgesehen<br />

ist bei dieser Tagung eine gemeinsame<br />

Sitzung mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

Arthroskopie der DGU.<br />

Vorgesehene Themen:<br />

■ Die metaphysäre Fraktur<br />

■ Die pathologische Fraktur<br />

■ Komplikationen nach ESIN<br />

■ Patellaluxationen im Kindesalter<br />

■ Fallvorstellungen<br />

Darüber hinaus sind Kurse zur ESIN Technik<br />

<strong>und</strong> zur Kniegelenksarthroskopie bei Kindern<br />

vorgesehen.<br />

Der mit 30.000 SF dotierte „Ralf-Loddenkemper-Preis“<br />

für Fortschritte auf dem Gebiet<br />

der Unfallchirurgie, im Speziellen der Unfallchirurgie<br />

des Kindes im Jugendalter, wird<br />

im Jahr <strong>2008</strong> wiederum im Rahmen der Jahrestagung<br />

verliehen. Die Stifterin, Frau Claudia<br />

Loddenkemper, wird die Preisverleihung<br />

auch in diesem Jahr vornehmen.<br />

Unverändert ist die Resonanz auf kindertraumatologische<br />

Themen bei Tagungsveranstaltungen<br />

groß, was sich auch im<br />

guten Besuch dieser Veranstaltungen <strong>und</strong><br />

Sitzungen widerspiegelt. Die Sektion ist<br />

bemüht, diesem Interesse durch entsprechende<br />

Aktivitäten Rechnung zu tragen.<br />

Prof. Dr. W. Schlickewei<br />

Sautierstraße 1<br />

79104 Freiburg<br />

Tel.: (07 61) 27 11 21 01<br />

Fax: (07 61) 27 11 21 02<br />

Berichte<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 63


Sektion „Notfall-, Intensivmedizin <strong>und</strong><br />

Schwerverletzten-Versorgung“<br />

Bericht der Projektgruppe „Netzwerk Katastrophenmedizin“<br />

H. J. Bail<br />

Berichte<br />

Zielsetzung<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

(DGU) verfolgt in der Sektion Notfall-,<br />

Intensivmedizin <strong>und</strong> Schwerverletzten-Versorgung<br />

das Vorhaben einer b<strong>und</strong>esweiten<br />

Strukturierung der Klinikkapazitäten für<br />

den Großschadens- <strong>und</strong> Katastrophenfall.<br />

Mit Unterstützung des B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Katastrophenhilfe<br />

(BBK) ist die Erstellung eines Katastrophen-Klinik-Netzwerkes<br />

basierend auf dem<br />

TraumaNetzwerkDGU beabsichtigt.<br />

Die Arbeit der Projektgruppe „Katastrophenmedizin“<br />

hat zum Ziel, mittels automatisierter<br />

Software länderübergreifend eine<br />

strukturierte Opferverteilung vom Schadensort<br />

<strong>und</strong> eine effektive Ressourcennutzung<br />

der erreichbaren Kliniken zu ermöglichen,<br />

sodass die Aufrechterhaltung einer optimalen<br />

Individualversorgung der Patienten über<br />

einen möglichst langen Zeitraum gewährleistet<br />

werden kann.<br />

Aktivitäten seit Januar 2007<br />

Am 14.2.2007 fand in Berlin ein Treffen mit<br />

einem Projektleiter des Koordinierten Sanitätsdienstes<br />

der Schweiz (KSD) <strong>und</strong> Vertretern<br />

der Schweizer Firma Itelligence zur<br />

Abstimmung <strong>und</strong> Feststellung der Brauchbarkeit<br />

der Software „Information <strong>und</strong> Einsatz<br />

im Sanitätsdienst (ISD)“ statt. Mehrere<br />

Kontakte diesbezüglich folgten. Erstellung<br />

eines Pflichtenheftes für die automatisierte<br />

Software.<br />

Organisation <strong>und</strong> Durchführung der ersten<br />

Sitzung der Forschungsbegleitenden Arbeitsgruppe<br />

zur Initiative „Netzwerk Katastrophenmedizin“<br />

am 12.3.2007 in Berlin. Bei<br />

diesem Zusammentreffen wurden hauptsächlich<br />

Basisfragen zum Forschungsvorhaben<br />

bezüglich der Datenerhebung <strong>und</strong> der<br />

Software-Lösung erläutert.<br />

Bis 1.4.2007 wurden Vorschläge zum Inhalt<br />

des TOP-Themas der DGU-Internetseite,<br />

zum Anschreiben an die Chefärzte aller relevanten<br />

Kliniken <strong>und</strong> dem Datenerhebungsbogen<br />

zusammengetragen. Es erfolgte die<br />

Ausschreibung einer Doktorarbeit mit dem<br />

Thema: „Modus der Patientenzuweisung<br />

in die Krankenhäuser im Katastrophenfall-<br />

Überprüfung der Validität unterschiedlicher<br />

Verteilungsmodelle“.<br />

Am 10.5.2007 fand ein Treffen der Projektgruppe<br />

in Frankfurt/Main statt, auf dem<br />

Themen wie die Präsentation der Internetseite<br />

der DGU zum Forschungsvorhaben,<br />

das Anschreiben der Kliniken, der Erhebungsbogen<br />

für die Kenndaten der Kliniken,<br />

die Datenerfassung sowie die Software-Lösung<br />

konkretisiert wurden. Es wurde das<br />

Thema Katastrophenmedizin in der Lehre<br />

besprochen.<br />

Am 9.7.2007 trafen sich wiederum ausgewählte<br />

Mitglieder der Projektgruppe mit<br />

Vertretern des KSD <strong>und</strong> der Firma Itelligence,<br />

um deren Angebot zur Software zu<br />

besprechen.<br />

Das Promotionsthema „Modus der Patientenzuweisung<br />

in die Krankenhäuser im<br />

Katastrophenfall-Überprüfung der Validität<br />

unterschiedlicher Verteilungsmodelle“ wurde<br />

vergeben <strong>und</strong> erste Ergebnisse der Literaturrecherche<br />

des Doktoranden zum Thema<br />

zur Kenntnis genommen.<br />

Am 11.9.2007 fand die zweite Sitzung der<br />

Forschungsbegleitenden Arbeitsgruppe zur<br />

Initiative „Netzwerk Katastrophenmedizin“<br />

statt. Es wurde vor allem der Stand der Software-Lösung<br />

<strong>und</strong> Datenerhebung analysiert.<br />

Seitens des Beirates <strong>und</strong> der Forschungsbegeleitenden<br />

Arbeitsgruppe wurde von einer<br />

SAP-basierten Software abgeraten.<br />

Am 7.2.<strong>2008</strong> traf sich die Projektgruppe in<br />

Berlin. Der aktuelle Stand der Datenerhebung<br />

wurde berichtet. Bis Dezember 2007<br />

wurden insgesamt 1300 Briefe an die relevanten<br />

Kliniken verschickt mit dem Ersuchen,<br />

Kenndaten für das Katastrophennetzwerk<br />

zur Verfügung zu stellen. Daraufhin<br />

fand in 395 Kliniken ein Log-in auf die<br />

Online-Datenerhebung statt. 209 Kliniken<br />

stellten ihre Kenndaten bisher zur Verfügung.<br />

Anfang Februar <strong>2008</strong> wurden 1110 Erinnerungsbriefe<br />

verschickt. Diese lösten ein<br />

bedeutend größeres Echo aus als das erste<br />

R<strong>und</strong>schreiben. Der Schwerpunkt der<br />

Projektgruppentätigkeit liegt derzeit auf<br />

der Software-Recherche unter Leitung von<br />

L. Mahlke. Es sind mehrere Windows-kompatible<br />

Programme analysiert worden.<br />

Das primäre Ziel der Projektgruppe „Netzwerk<br />

Katastrophenmedizin“ besteht in der<br />

Bereitstellung einer strukturierten, realisierbaren<br />

Lösung der Verletztenverteilung<br />

im Großschadens- <strong>und</strong> Katastrophenfall.<br />

Weiterhin wird verfolgt, einen möglichst<br />

modularen Krankenhaus-Alarmplan bereitzustellen.<br />

Im Zuge dessen erfolgte beim<br />

letzten Treffen die Vorstellung eines Buches<br />

zur Krankenhausalarmplanung durch Dr.<br />

Schneppenheim.<br />

Das Projekt „Krankenhaus Katastrophennetzwerk“<br />

wurde durch das BBK bis 12/<strong>2008</strong><br />

verlängert. Das nächste Treffen mit der Forschungsbegeleitenden<br />

Arbeitsgruppe wird<br />

am 1.4.<strong>2008</strong> in München stattfinden.<br />

Publikationen<br />

Bail, H. J., Mahlke, L., Matthes, G., Sturm,<br />

J., Ruchholtz, S., & Weidringer, J. W. (2006).<br />

Netzwerk Katastrophenmedizin. Ein Vorschlag<br />

der AG Notfallmedizin der DGU zur<br />

Strukturierung der Krankenhauskapazitäten<br />

im Katastrophenfall. Notfall & Rettungsmedizin,<br />

3, 309–311.<br />

Bail, H. J., Fischer, P., Mahlke, L., Matthes,<br />

G., Preck, O.-S., Ruchholtz, S., & Weidringer,<br />

J. W. (2007). Katastrophenmedizin in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Das Netzwerk<br />

Katastrophenmedizin der DGU. Trauma <strong>und</strong><br />

Berufskrankheit, 4, 279–283.<br />

Mitglieder der Projektgruppe<br />

H.J. Bail (Leiter), P. Fischer, L. Mahlke,<br />

G. Matthes, S. Ruchholtz, J.W. Weidringer<br />

PD Dr. Hermann Josef Bail<br />

Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />

Campus Virchow-Klinikum<br />

Augustenburger Platz 1<br />

13353 Berlin<br />

64<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Sektion „Physikalische Therapie<br />

<strong>und</strong> Rehabilitation“<br />

V. Bühren<br />

Die durch das Präsidium der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie neu formierte<br />

Sektion Physikalische Therapie <strong>und</strong> Rehabilitation<br />

unter der Leitung von V. Bühren<br />

<strong>und</strong> M. Settner hat im Jahr 2007 dreimalig<br />

am 22.2.2007, 10.5.2007 <strong>und</strong> anlässlich des<br />

DGU-Kongresses am 27.10.2007 getagt.<br />

Gemeinsam mit der Schwestersektion der<br />

DGOC unter B. Kladny wurde auf dem Berliner<br />

Kongress eine gemeinsame Sitzung zu<br />

Assessment – Verfahren in der Rehabilitation<br />

unter dem Titel „Ist Rehabilitation<br />

messbar“ veranstaltet. Wesentliches Ziel<br />

der Aktivitäten der Sektion war entsprechend<br />

einer Findungsphase die Definition<br />

klinisch relevanter Themen <strong>und</strong> Fragestellungen<br />

sowie die Initiierung erster Aktivitäten<br />

zu den im Folgenden als Hot-Topics<br />

identifizierten Thematiken.<br />

Leitlinien für die Physiotherapie finden sich<br />

in der wissenschaftlichen Literatur nur spärlich<br />

<strong>und</strong> in der Regel mit geringem Evidenzniveau.<br />

Unter Absprache mit der Schwestersektion<br />

der DGOC wurde die Erstellung<br />

einer Leitlinie zur Physiotherapie nach<br />

Sprunggelenksverletzungen begonnen. Abgeschlossen<br />

ist die Literaturrecherche mit<br />

dem Einstieg in eine Metaanalyse. Geplant<br />

ist eine Delphi-Verfahren <strong>und</strong> anschließend<br />

die Formulierung von für die Praxis relevanter<br />

Leitlinien.<br />

Die international anerkannte <strong>und</strong> sich zunehmend<br />

durchsetzende Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

(ICF) ist in der deutschen klinischen<br />

Praxis wenig verbreitet <strong>und</strong> insbesondere<br />

in der Unfallchirurgie kaum bekannt. Die<br />

Sektion hat es sich zum Ziel gesetzt, den<br />

lohnenden Gr<strong>und</strong>gedanken dieser umfassenden<br />

Klassifikation in die Unfallchirurgie<br />

einzuführen <strong>und</strong> als Assessmentmethode<br />

nutzbar zu machen. Ein erster Schritt hierzu<br />

ist eine Evaluationsstudie bei polytraumatisierten<br />

Patienten, die durch das Institut für<br />

Rehabilitation der LMU München durchgeführt<br />

werden wird. Für die Studie werden<br />

noch kooperierende Kliniken gesucht, die<br />

über ein entsprechend großes Patientengut<br />

Mehrfachverletzter verfügen, die Kontaktaufnahme<br />

kann über<br />

buehren@bgu-murnau.de erfolgen.<br />

Eine kommende Thematik ist die Einbeziehung<br />

der Rehabilitation in die Traumanetzwerke.<br />

Zur Definition <strong>und</strong> Erarbeitung sinnvoller<br />

Anknüpfungspunkte ist es zunächst<br />

einmal notwendig, eine Begriffsbestimmung<br />

der Rehabilitation durchzuführen.<br />

Rehabilitation wird in der Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

als Prozess von der Unfallstelle<br />

bis zur sozialen Wiedereingliederung<br />

gesehen, der klassische Rehabilitationsprozess<br />

umfasst die Wiederherstellung nach<br />

Krankheit oder Trauma in entsprechen ausgestatteten<br />

Abteilungen. Neuere Begriffe<br />

sind die Früh- oder Akutrehabilitation, die<br />

sehr früh nach Primärbehandlung in der<br />

Akutklinik einsetzt. Ein denkbarer Ansatz<br />

für die Einbeziehung von Reha-Kliniken in<br />

das Traumanetzwerk wäre die frühzeitige<br />

Übernahme chirurgisch ausbehandelter<br />

Patienten, auch wenn sie aufgr<strong>und</strong> der erlittenen<br />

Verletzungen für einige Wochen noch<br />

nicht im eigentlichen als rehafähig gelten.<br />

Eine erste Standortbestimmung zur Rehabilitation<br />

von polytraumatisierten <strong>und</strong><br />

schwerstverletzten Patienten wird das erste<br />

Symposium der Sektion am 4.4.<strong>2008</strong> in Erfurt<br />

geben (Anmeldung unter<br />

www.vbg.de/vbg-forum/).<br />

Prof. Dr. Volker Bühren<br />

BG-Unfallklinik Murnau<br />

Prof.-Küntscher-Straße 8<br />

82418 Murnau<br />

Berichte<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 65


TraumaNetzwerk D – der aktuelle Stand<br />

S. Ruchholtz, H. Siebert, C. Kühne, Arbeitskreis Umsetzung Weißbuch/Traumanetzwerk<br />

Berichte<br />

Wie an dieser Stelle bereits beschrieben<br />

verfolgt das Konzept TraumaNetzwerkD der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

das Ziel die Inhalte des Weißbuchs „Schwerverletzten-Versorgung“<br />

der DGU flächendeckend<br />

in Deutschland umzusetzen, um<br />

damit eine qualitativ hochwertige Versorgung<br />

schwerverletzter Patienten auszubauen<br />

<strong>und</strong> auch unter Sicherung der Versorgungsqualität<br />

längerfristig sicherzustellen.<br />

Es ist damit derzeit eines der größten <strong>und</strong><br />

aufwendigsten Projekte unserer Fachgesellschaft<br />

<strong>und</strong> ohne Vergleich im europäischen<br />

bzw. internationalen Ausland.<br />

Diese Initiative der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Unfallchirurgie ist in den letzten<br />

18 Monaten auf ein sehr positives Interesse<br />

<strong>und</strong> großes Engagement unfallchirurgischer<br />

Kliniken gestoßen. Nach derzeitigem<br />

Stand (2/<strong>2008</strong>) haben sich etwa 50<br />

regionale Traumanetzwerke mit ca. 500<br />

Kliniken gegründet <strong>und</strong> jeweils in zum Teil<br />

bereits mehrfachen Treffen Absprachen zur<br />

Verbesserung der lokalen flächendeckenden<br />

Traumaversorgung entsprechend der Kriterien<br />

der DGU getroffen.<br />

Zur Sicherung der Versorgungsqualität<br />

werden Qualitätssichernde Maßnahmen<br />

der teilnehmenden Kliniken, wie des jeweiligen<br />

Traumanetzwerkes im Rahmen eines<br />

strukturierten Zertifizierungsprozesses<br />

unter Einbindung einer Zertifizierungs-<br />

<strong>Gesellschaft</strong> (Fa. DIOcert, Braun Melsungen)<br />

durchgeführt. Der Zertifizierungsprozess<br />

wird mit einem Audit der teilnehmenden<br />

Kliniken <strong>und</strong> des jeweiligen Traumanetzwerkes<br />

abgeschlossen. Eine Rezertifizierung<br />

erfolgt nach 3 Jahren.<br />

Da es bisher keine vergleichbaren Aktivitäten<br />

in entsprechendem Ausmaß gibt, ließ<br />

es sich nicht vermeiden, dass der Prozess der<br />

Zertifizierung in den letzen Monaten gelegentlich<br />

in seinem Tempo reduziert werden<br />

musste, um die Software zur Zertifizierung<br />

regelmäßig weiter zu entwickeln <strong>und</strong> um<br />

den unterschiedlichen (unvorhersehbaren)<br />

Neuanforderungen bei der Registrierung,<br />

Umstrukturierung <strong>und</strong> Ausgestaltung von<br />

regionalen Traumanetzwerken gerecht zu<br />

werden.<br />

Im Folgenden sollen die Organisationsstruktur<br />

der Zertifizierung sowie aktuelle<br />

Fragen zur Umsetzung dargestellt werden<br />

(Näheres finden Sie auch unter www.dgutraumanetzwerk.de).<br />

I. Organigramm ( Abb. 1.)<br />

Die wissenschaftliche Begleitung <strong>und</strong> Konzeptgebung<br />

des Zertifizierungsprozesses<br />

wird durch den Arbeitskreis zur Umsetzung<br />

des Weissbuchs/Traumanetzwerk (AKUT)<br />

sichergestellt. AKUT ist direkt an den Vorstand<br />

der DGU angeb<strong>und</strong>en. AKUT wird in<br />

wissenschaftlichen Belangen von der Sektion<br />

für Notfall-, Intensiv- <strong>und</strong> Schwerverletztenversorgung<br />

der DGU (NIS) beraten.<br />

Des weiteren ist geplant einen Beirat aus<br />

Vertretern an der Schwerverletztenversorgung<br />

direkt <strong>und</strong> indirekt beteiligten Verbänden<br />

(Rettungsdiensten, Kostenträgern<br />

etc.) als beratende Institution ins Leben zu<br />

rufen.<br />

AKUT wird durch die Akademie der DGU<br />

GmbH (AUC), welche den Prozess der Zertifizierung<br />

in wirtschaftlichen <strong>und</strong> organisatorischen<br />

Belangen begleitet, unterstützt.<br />

Bei der Umsetzung sind von der AUC<br />

wiederum unterschiedliche Bereiche/Organisationen<br />

beauftragt den regelhaften Ablauf<br />

der Zertifizierung zu gewährleisten.<br />

a) DIOcert: Die Zertifizierung vor Ort, im<br />

Sinne von Besuchen durch geschulte Auditoren<br />

erfolgt durch die Firma DIOcert, eine<br />

Tochter der Firma Braun-Melsungen AG.<br />

Der Wechsel von der ursprünglich beteiligten<br />

Firma NISzert zu DIOcert ist durch den<br />

Wechsel der das Zertifizierungsprojekt von<br />

Anfang an betreuenden Experten begründet.<br />

Alle vertraglichen Aspekte konnten dabei<br />

unter den gleichen Konditionen auf den<br />

neuen Partner übertragen werden.<br />

b) AKUT-Geschäftsstelle: Um durchgehend<br />

die Kliniken bei dem Prozess der Zertifizierung<br />

zu beraten (telefonische <strong>und</strong> webbasierte<br />

Hotline) <strong>und</strong> um sicher zu gehen, dass<br />

relevante Aspekte bei der Entwicklung des<br />

Zertifizierungsprozesses in der Weiterentwicklung<br />

berücksichtigt werden, wurde eine<br />

AKUT-Geschäftsstelle ins Leben gerufen. Die<br />

Geschäftsstelle wird durch Herrn PD Dr.<br />

Kühne geleitet. Sie stellt gewissermaßen<br />

auch ein Verbindungsglied zwischen AKUT<br />

<strong>und</strong> den regionalen Traumanetzwerken dar.<br />

AKUT berät die Fa. DIOcert in medizinisch<br />

fachlichen Aspekten des Zertifizierungsprozesses<br />

<strong>und</strong> führt die Auditorenschulung<br />

durch. Alle Anfragen bezüglich TNW sollten<br />

deshalb direkt an die Geschäftstelle AKUT<br />

gerichtet werden.<br />

c) Institut für Notfallmedizin (INM): Die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> kontinuierliche Anpassung<br />

der Zertifizierungssoftware <strong>und</strong> Traumanetzwerk-Homepage<br />

(www.dgu-traumanetzwerk.de)<br />

erfolgt durch das INM an der<br />

Ludwigs-Maximillian-Universität München<br />

in direkter Abstimmung mit AKUT <strong>und</strong> der<br />

AUC GMBH.<br />

Abb. 1 Organigramm TraumaNetzwerk D<br />

66<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


d) TraumaRegisterQM: DGU: In der Sektion<br />

für Notfall-, Intensiv- <strong>und</strong> Schwerverletztenversorgung<br />

(NIS) der DGU wurde aus<br />

dem Traumaregister der DGU in deutlich<br />

reduzierter Form der Datensatz zum Qualitätsmanagement<br />

für das TraumaNetzwerk D<br />

entwickelt. Ein Arbeitskreis aus NIS betreut<br />

unter der Leitung von PD Dr. Lefering <strong>und</strong> Dr.<br />

Paffrath das TraumaRegisterQM DGU sowie<br />

das damit verb<strong>und</strong>ene Bench-Marking <strong>und</strong><br />

Feedback-System.<br />

II. Gestaltung von Traumanetzwerken<br />

Um den Prozess der Zertifizierung nicht<br />

unnötig zu komplizieren ist es vorgesehen,<br />

dass jede Klinik nur in einem regionalen<br />

TraumaNetzwerk angemeldet <strong>und</strong> dort zertifiziert<br />

wird. Gleichzeitig ist jedoch die Kooperation<br />

jeder Klinik bzw. regionalen oder<br />

überregionalen Traumazentrum in weiteren<br />

angrenzenden Traumanetzwerken möglich.<br />

So sind sek<strong>und</strong>äre Verlegungen bei<br />

Patienten ohne akute lebensbedrohlichen<br />

Behandlungssituation, beispielsweise zur<br />

definitiven Behandlung einer komplexen<br />

Beckenfraktur, gemäß bereits bestehender<br />

überregionaler Absprachen zwischen<br />

Kliniken von den Regelungen in einem<br />

TraumaNetzwerk unberührt. Sie sollten<br />

jedoch in den Vereinbarungen der betroffenen<br />

TraumaNetzwerken fixiert <strong>und</strong> strukturiert<br />

werden.<br />

Entsprechend der bisherigen Erfahrung<br />

erscheint die b<strong>und</strong>eslandübergreifende<br />

Etablierung von TraumaNetzwerken möglich<br />

zu sein. Dieses Vorgehen bietet sich in<br />

bestimmten Regionen aufgr<strong>und</strong> lokaler, geographischer<br />

Verbindungen an.<br />

III. Beginn der Zertifizierungsbesuche<br />

Die Zertifizierung ist nur in einem Verb<strong>und</strong><br />

aus unfallchirurgischen Kliniken/Abteilungen<br />

einer definierten geographischen<br />

Region möglich. Um den Ablauf der Zertifizierung<br />

in einem regionalen TraumNetzwerk<br />

nicht durch einzelne Kliniken/Abteilungen<br />

zu verzögern, erhalten die Sprecher<br />

dieser TraumaNetzwerke von der AKUT-Geschäftstelle<br />

regelmäßig Nachricht, welche<br />

ihrer Kliniken die Zertifizierungsunterlagen<br />

eingereicht haben. Es liegt dann an den<br />

Sprechern, die säumigen Kliniken aufzufordern<br />

<strong>und</strong> abzufragen, inwieweit sie tatsächlich<br />

sich am TraumaNetzwerk beteiligen.<br />

Die Initiierung der Prüfung der online<br />

eingereichten Unterlagen zur Zertifizierung<br />

erfolgt nach Überweisung der Gebühren<br />

<strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Zustimmung<br />

der Geschäftsführung der jeweiligen Klinik.<br />

Sobald der Sprecher festgestellt hat,<br />

welche Kliniken eines Traumanetzwerkes<br />

definitiv <strong>und</strong> endgültig (nach setzen einer<br />

„Deadline“) an dem Netzwerk teilnehmen,<br />

meldet er dies an die AKUT-Geschäftsstelle<br />

unter Angabe der tatsächlich teilnehmenden<br />

Kliniken.<br />

IV. Zielpatienten im TraumaNetzwerk<br />

Um allen teilnehmenden Kliniken an<br />

einem regionalen TraumaNetzwerk die<br />

Befürchtung vor einer zentralen <strong>und</strong> unidirektionalen<br />

Patienten-Akquisition durch<br />

regionale/überregionale Traumazentren zu<br />

nehmen, sollten klare Vereinbarungen getroffen<br />

werden. Dabei ist gemeinsam mit<br />

dem Rettungsdienst eindeutig festzuhalten,<br />

dass ausschließlich Patienten mit einer<br />

potentiellen Lebensbedrohung für Zu- <strong>und</strong><br />

Weiterverlegungen im TraumaNetzwerk<br />

berücksichtigt werden.<br />

V. Allgemeine Empfehlungen<br />

Wir haben inzwischen von einigen Landes-<br />

Sozial-Ministerien, Krankenkassen <strong>und</strong><br />

Landesverbänden der gesetzlichen Unfallversicherungen<br />

positive <strong>und</strong> konstruktive<br />

Rückmeldungen zu unserem Projekt erhalten.<br />

Auch verschiedene Fachgesellschaften<br />

haben ihre Mitwirkung uns mitgeteilt. So<br />

empfehlen wir, innerhalb der Kliniken <strong>und</strong><br />

innerhalb des Netzwerkes, insbesondere<br />

die Rettungsdienste, Notärzte <strong>und</strong> beteiligten<br />

Einrichtungen (z. B. Anästhesie, Neurochirurgie<br />

etc.) frühzeitig zu informieren <strong>und</strong><br />

in die Gestaltung einzubinden.<br />

Sobald Sie Kenntnis darüber haben, wie<br />

viele Kliniken Ihres Netzwerkes tatsächlich<br />

die Vereinbarung unterschrieben haben<br />

<strong>und</strong> damit am Netzwerk teilnehmen, empfiehlt<br />

sich über den Moderator des jeweiligen<br />

B<strong>und</strong>esland eine Kontakt-Aufnahme<br />

mit der Landesärztekammer, dem Sozial-<br />

Ministerium <strong>und</strong> den überregional für das<br />

Rettungswesen zuständigen Gremien aufzunehmen,<br />

um sie über den aktuellen Stand<br />

der Entwicklung zu informieren <strong>und</strong> ggf.<br />

Hinweise zur Anpassung aufzunehmen. Diese<br />

durchaus als sensibel einzustufende Informationen<br />

sollten abgestuft <strong>und</strong> im Einvernehmen<br />

mit dem/den Moderatoren des<br />

jeweiligen B<strong>und</strong>eslandes vorgenommen<br />

werden <strong>und</strong> Information von AKUT.<br />

VI. Informationsaustausch<br />

Aktuelle Informationen insbesondere Hinweise<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen aus einzelnen Netzwerken<br />

werden über die regelmäßig stattfindenden<br />

Treffen des AKUT gesammelt <strong>und</strong><br />

auf der Homepage des TraumaNetzwerkes D<br />

DGU publiziert. Ein zeitnaher Austausch<br />

von Erfahrungen sollte über die Sprecher,<br />

die Moderatoren <strong>und</strong> AKUT wechselseitig<br />

erfolgen <strong>und</strong> so dem „lernenden System“<br />

unseres Projektes zugute kommen.<br />

Abschließend wollen wir uns bei allen<br />

Personen <strong>und</strong> Institutionen für die Unterstützung,<br />

die Geduld <strong>und</strong> die regelmäßige<br />

konstruktive Rückmeldung bedanken. Es<br />

hat sich in den letzten Monaten gezeigt,<br />

dass trotz der unterschiedlich begründeten<br />

Schwierigkeiten der Prozess der Umsetzung<br />

von Traumanetzwerken in ganz<br />

Deutschland voranschreitet. Um unsere<br />

gemeinsame Vision einer optimalen flächendeckenden<br />

<strong>und</strong> qualitätsgesicherten<br />

Versorgung Schwerverletzter mit der bisherigen<br />

Dynamik weiterzuentwickeln <strong>und</strong> um<br />

das TraumaNetzwerkD den unterschiedlichen<br />

Anforderung verschiedener Regionen<br />

unseres Landes anzupassen, benötigen wir<br />

auch in Zukunft Ihre regelmäßige Rückmeldung<br />

(www.dgu-traumanetzwerk.de;<br />

kuehnec@med-uni-marburg.de;<br />

Tel.-Hotline: (0 64 21) 286 62 16<br />

Mitglieder AKUT:<br />

Bail, Bouillon, Grass, Kühne, Lackner, Matthes,<br />

Mahlke, Marzi, Mittlmeier, Petereit,<br />

Ruchholtz, Schmidt, Seekamp, Siebert, Stürmer,<br />

Sturm, Südkamp, Thielemann, Wentzensen,<br />

Winkler<br />

Univ.-Prof. Dr. Steffen Ruchholtz<br />

Klinik für Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum Gießen-Marburg<br />

Standort Marburg<br />

Baldingerstraße<br />

35033 Marburg<br />

Tel.: (0 64 21) 286 62 16<br />

E-Mail: ruchholtz@med.uni-marburg.de<br />

Berichte<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 67


AG „Alterstraumatologie“<br />

M. J. Raschke, U. Frerichmann<br />

Berichte<br />

Alterstraumatologie wird zunehmend in<br />

Deutschland thematisiert. Zentren, die sich<br />

speziell mit der operativen Versorgung von<br />

Frakturen geriatrischer Patienten beschäftigen,<br />

formieren sich. Osteosynthesen beim<br />

osteoporotisch veränderten Knochen sind<br />

schwierig <strong>und</strong> stellen hohe Anforderungen<br />

an den Operateur. Durch spezielle Implantate<br />

konnte zwar eine Verbesserung der<br />

Möglichkeiten in der operativen Therapie erreicht<br />

werden, der Patient im hohen Lebensalter<br />

ist jedoch häufig multimorbide <strong>und</strong><br />

benötigt eine interdisziplinäre Versorgung<br />

mit anschließender geriatrischer Rehabilitation<br />

zur vollständigen Wiedereingliederung.<br />

Demographische Daten lassen befürchten,<br />

dass in den nächsten Jahrzehnten mit einer<br />

dramatischen Kostenexplosion nur für diesen<br />

Bereich zu rechnen ist, <strong>und</strong> das bei immer<br />

knapper werdenden Ressourcen.<br />

Versorgungsrealität in Deutschland<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Alterstraumatologie<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie“,<br />

bestehend aus Teilnehmern von<br />

über 20 renommierten Kliniken <strong>und</strong> der Industrie,<br />

hat sich zum Ziel gesetzt zunächst<br />

die Versorgungsrealität zu beschreiben.<br />

In einem Kooperationsprojekt mit dem<br />

Verband der Angestellten – Krankenkassen<br />

e. V. (VdAK) <strong>und</strong> dem AEV-Arbeiter-Ersatzkassen-Verband<br />

e. V., (Mitglieder: Barmer<br />

Ersatzkasse (BARMER), <strong>Deutsche</strong> Angestellten-Krankenkasse<br />

(DAK), Techniker Krankenkasse<br />

(TK), Kaufmännische Krankenkasse<br />

– KKH, Hanseatische Krankenkasse<br />

(HEK), Hamburg Münchener Krankenkasse<br />

(HMK), Handelskrankenkasse (hkk), Gmünder<br />

ErsatzKasse (GEK), HZK – Krankenkasse<br />

für Bau- <strong>und</strong> Holzberufe, KEH Ersatzkasse),<br />

wurden der Arbeitsgemeinschaft Alterstraumatologie<br />

die relevanten Daten für diese<br />

Studie zur Verfügung gestellt.<br />

Dieser Datensatz umfasst die Krankenhausdaten<br />

von ca. 23 Millionen Versicherten aus<br />

den Jahren 2002 bis 2004. Die ersten beiden<br />

Publikationen wurden im Unfallchirurgen<br />

veröffentlicht:<br />

– Proximale Femurfrakturen im Alter<br />

Auswertung von Krankenkassendaten von<br />

über 23 Millionen Versicherten – Teil 1<br />

R. Lohmann, U. Frerichmann, U. Stöckle, T.<br />

Riegel, M. Raschke<br />

Unfallchirurg 2007, 110: 603–609<br />

– Proximale Femurfrakturen im Alter<br />

Krankenkassendaten von über 23 Millionen<br />

Versicherten – Teil 2<br />

U. Frerichmann, M. Raschke, U. Stöckle, S.<br />

Wöhrmann, R. Lohmann<br />

Unfallchirurg 2007, 110: 610–616<br />

Periprothetische Frakturen<br />

Seit 2006 erfolgt die Erstellung eines Frakturregisters<br />

für periprothetische Frakturen<br />

im Rahmen des Clinical Priority Progamms<br />

der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese<br />

„Fracture Fixation in Osteoporotic Bone“ in<br />

Zusammenarbeit mit Lohmann & Birkner<br />

Health Care Company.<br />

Nach Entwicklung einer neuen Klassifikation<br />

für periprothetische Frakturen konnten<br />

durch zahlreiche Meetings im Jahr 2007 ein<br />

umfangreiches Register erstellt <strong>und</strong> 105 Fälle<br />

aus vier Zentren (Berlin, Braunschweig,<br />

Celle, Münster) retrospektiv erfasst werden.<br />

Die Fälle wurden im Rahmen des AG Treffens<br />

in München nach Johansson, Vancouver <strong>und</strong><br />

der neuen AO-Klassifikation eingeteilt.<br />

Ab Januar <strong>2008</strong> beginnt die Phase der prospektiven<br />

Datenerhebung. Alle Mitglieder<br />

der Arbeitsgemeinschaft werden zur Teilnahme<br />

hierzu aufgerufen. Mindestens<br />

dreimonatige Rückmeldungen hinsichtlich<br />

der Aktivität einzelner Kliniken werden beschlossen.<br />

ICUROS (International Costs and<br />

Utilities Related to Osteoporotic<br />

Fractures Study)<br />

Die European Health Economics in Stockholm<br />

hat diese internationale Studie initiiert.<br />

Im ersten Schritt wurde eine schwedische<br />

Studie (KFOR) zur Erfassung der<br />

Kosten sowie der Lebensqualität durchgeführt<br />

(Borgström et al., Costs and quality<br />

of life associated with osteoporosis-related<br />

fractures in Sweden, Osteoporos Int.<br />

2006;17(5):637–50).<br />

Das Ziel der jetzigen Studie ist die europaweite<br />

Erfassung der Kosten <strong>und</strong> der ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Lebensqualität nach<br />

osteoporotischen Frakturen innerhalb der<br />

ersten 18 Monate. Dadurch kann die volkswirtschaftliche<br />

Relevanz dieser Frakturen<br />

in Europa beurteilt werden. Durch den Vergleich<br />

der Lebensqualität nach unterschiedlichen<br />

Versorgungsarten (z. B. konservativ<br />

vs. operativ bei bestimmten Frakturen) können<br />

potenziell Empfehlungen für eine optimierte<br />

Versorgung ausgesprochen werden.<br />

Die Studie ist in vier Phasen aufgeteilt: Frakturzeitpunkt,<br />

4 Monate, 12 Monate <strong>und</strong> 18<br />

Monate nach Fraktur.<br />

Es sollen drei Frakturlokalisationen untersucht<br />

werden:<br />

■ Proximales Femur<br />

■ Wirbelsäule<br />

■ Distaler Radius<br />

Laut vorläufiger Darstellung sollen pro<br />

Lokalisation 200 Patienten in Deutschland<br />

prospektiv erfasst werden. Die Studie<br />

erlaubt die Beurteilung der durch eine osteoporotische<br />

Fraktur innerhalb der ersten 18<br />

Monate entstehenden Kosten.<br />

Weitere Informationen unter der Homepage<br />

www.icuros.org.<br />

Zertifizierung Alterstrauma<br />

Die Zertifizierungskriterien in der Alterstraumatologie<br />

mit Anforderungen für<br />

Strukturen <strong>und</strong> Algorithmen gewinnen an<br />

zunehmender Bedeutung. Das Klinikum<br />

Oberhausen hat sich bereits für die Alterstraumatologie<br />

zertifizieren lassen. Mehrere<br />

weitere Kliniken haben ihr Interesse an<br />

einer derartigen Zertifizierung bek<strong>und</strong>et.<br />

Für die Erstellung dieser Zertifizierungskriterien<br />

wurde eine Arbeitsgruppe gebildet.<br />

Ein erstes Treffen dieser Arbeitsgruppe zur<br />

Entwicklung möglicher Strukturkonzepte<br />

fand am 19.12.2007 in Karlsruhe statt.<br />

Die entwickelten Strukturkonzepte werden<br />

auf dem nächsten AG Treffen im Frühjahr<br />

<strong>2008</strong> vorgestellt.<br />

Wissenschaftliche Sitzungen auf der<br />

Jahrestagung der DGU 2007<br />

Wissenschaftliche Sitzung der AG Alterstraumatologie<br />

am 25.2.2007<br />

Thema: „Die fehlgeschlagene Osteosynthese<br />

– proximales Femur“<br />

Vorsitzende:<br />

Raschke (Münster), Gebhard (Ulm)<br />

68<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Abb. 1 Treffen der AG Alterstraumatologie im November 2007 in München<br />

Pertrochantäre Fraktur – Windolf (Düsseldorf)<br />

Schenkelhalsfraktur – Kälicke (Bochum)<br />

Fallvorstellung – Liener (Ulm)<br />

Fallvorstellung – Suhm (Basel)<br />

Fallvorstellung – Stumpf (Düsseldorf)<br />

Fallvorstellung – Frerichmann (Münster)<br />

Fallvorstellung – Hartwig (Karlsruhe)<br />

Fallvorstellung – Klier (Murnau)<br />

Fallvorstellung – Rebers (Gronau)<br />

Der überfüllte Vortragsraum (es waren keine<br />

Sitzplätze auf dem Boden frei…) belegte<br />

das große Interesse an dieser Thematik <strong>und</strong><br />

dem Format, welches auch im kommenden<br />

Jahr fortgesetzt werden wird.<br />

Arbeitstreffen 2007<br />

7. März 2007 in Düsseldorf<br />

25. Oktober 2007 in Berlin (DGU)<br />

23. November 2007 in München<br />

Alterstrauma-Tagung in<br />

München 2007<br />

Bei dem interdisziplinärem Arbeitstag<br />

„Trauma im Alter“ am 27.11.2007 in München<br />

(Gastgeber Univ.-Prof. Dr. Stöckle)<br />

wurden die fachübergreifenden Aspekte der<br />

Behandlung älterer Patienten in den Mittelpunkt<br />

gestellt <strong>und</strong> mit interdisziplinären<br />

Experten diskutiert.<br />

Neben Übersichtsvorträgen zur Frakturversorgung<br />

der oberen Extremität bildeten<br />

Vorträge zu neuen medikamentösen <strong>und</strong><br />

ernährungsphysiologischen Ansätzen innerhalb<br />

der interdisziplinären Therapie den<br />

Hauptteil des Programms, das durch Betrachtungen<br />

zur Ergebnisqualität der Akut<strong>und</strong><br />

Rehabilitationsbehandlung abger<strong>und</strong>et<br />

wurde.<br />

Vorschau <strong>2008</strong><br />

1. Geriatrischer AO Kurs in Münster<br />

am 18./19.4.<strong>2008</strong><br />

Bei diesem Operationskurs am 18. <strong>und</strong><br />

19. 4. <strong>2008</strong> soll an Thielfixierten Leichenpräparaten<br />

die spezielle Vorgehensweise<br />

bei Osteosynthesen an osteoporotischen<br />

Knochen bei entsprechenden Frakturen in<br />

Kleingruppen geübt werden.<br />

Die einmaligen Möglichkeiten der Vermittlung<br />

neuerer Operationstechniken an<br />

thielfixierten Präparaten ermöglichen, im<br />

Gegensatz zur herkömmlichen Formalinfixation,<br />

realitätsnahe Operationsbedingungen.<br />

Es werden Techniken an der oberen<br />

Extremität abgehandelt. Renommierte Experten<br />

werden den aktuellen Stand darstellen<br />

<strong>und</strong> realitätsnah Tipps <strong>und</strong> Tricks an den<br />

Präparaten demonstrieren. Es wird ein besonderer<br />

Wert auf die operativen Zugangswege<br />

gelegt werden.<br />

Insgesamt stellt der Kurs eine sehr personalintensive<br />

Übungsmöglichkeit für Interessierte<br />

dar.<br />

Arbeitstreffen AG<br />

Alterstraumatologie <strong>2008</strong><br />

Die nächsten Arbeitstreffen der AG Alterstraumatologie<br />

werden im Frühjahr <strong>2008</strong> in<br />

Wolfenbüttel (Hockertz) sowie im Rahmen<br />

der DGU im Oktober in Berlin geplant.<br />

Mitglieder<br />

S. Arens, P. Augat; C. Bahrs, C. Bartl, F. Bonnaire,<br />

V. Bühren, K. Dreinhöfer, S. Elenz, W.<br />

Franck, U. Frerichmann, B. Friemert, T. Friess,<br />

R. Frigg, F. Gehard, T. G. Gerich, T. Gerke,<br />

G. Gradl, D. Grapentin, A. Gruner, M. Hahn,<br />

J. Hammel, E. Hartwig, H. Heep, H. Hessler,<br />

C. Hirgstetter, T. Hockertz, R. Hoffmann,<br />

G. Hörster, T. Hüfner, A. Illgner, C. Juhra,<br />

G. Jukema, T. Kälicke, R. Ketterl, L. Kinzl,<br />

M. Klein, R. Klemm, T. Klier, H.-J. Kock, F.<br />

Krug, E. Kunz, A. Kurth, A. Lenich, U. Leyer,<br />

U. C. Liener, W. Linhart, R. Lohmann, M. Lucke,<br />

R. Meffert, T. Mittlmeier, G. Muhr,<br />

H. J. Oestern, C. Orthey, T. Pap, T. Pohlemann,<br />

M.J. Raschke, U. Rebers, O. Rehm, H. Reilmann,<br />

G. Röderer, M. Schieker, A. Seekamp,<br />

H.R. Siebert, R. Stange, R. Stangl, H. Stein,<br />

U. Stöckle, G. Streicher, U. Stumpf,<br />

M. Stürmer, N. Suhm, A. Wentzensen,<br />

J. Windolf, R. Wirbel, T. Wißmeyer<br />

Weitere Informationen über die Tätigkeiten<br />

der AG Alterstraumatologie finden Sie auf<br />

der Homepage der DGU:<br />

http://www.dgu-online.de/de/dgu/<br />

gruppierungen/ags/alterstraumatologie.jsp<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael J. Raschke<br />

Klinik <strong>und</strong> Poliklinik für Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum Münster<br />

Tel.: (02 51) 835 63 37<br />

Fax: (02 51) 835 63 18<br />

E-Mail: Jutta.Bergamos@ukmuenster.de<br />

Internet: www.traumacentrum.de<br />

Berichte<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 69


AG „Arthroskopische Chirurgie“<br />

H. Lill<br />

Berichte<br />

Die AG „Arthroskopische Chirurgie“ befasst<br />

sich mit den Schwerpunkten Knie <strong>und</strong><br />

Schulter sowie dem Einsatz der Arthroskopie<br />

bei der Frakturversorgung.<br />

Im Rahmen des DKOU 2006 fand ein<br />

Führungswechsel statt; die Leitung wurde<br />

Herrn Prof. Dr. med. Helmut Lill, Hannover<br />

übertragen, PD Dr. med. Manfred Bernhard,<br />

Potsdam, wurde sein Stellvertreter.<br />

Erfreulicherweise steigt die Zahl der aktiven<br />

AG-Mitglieder stetig auf mittlerweile<br />

65 Mitglieder. 2 bis 3 regelmäßige Arbeitstreffen<br />

pro Jahr wurden fest etabliert. Das<br />

letzte, sehr konstruktive Treffen fand am<br />

1. <strong>und</strong> 2.2.<strong>2008</strong> in Berlin statt.<br />

Hier wurde der aktuelle Stand dreier im<br />

Oktober 2006 gestarteter, umfangreicher<br />

Studien-Projekte besprochen <strong>und</strong> Modifikationen<br />

bzw. noch offene Fragen diskutiert.<br />

Aktuelle Studien der Arbeitsgemeinschaft<br />

„Arthroskopische Chirurgie“<br />

1. Multicenterstudie „Akute Patellaluxation“<br />

(Prof. Dr. med. Johannes Zeichen,<br />

PD Dr. med. Michael Jagodzinski, PD Dr.<br />

med. Dirk Stengel)<br />

Studienprotokoll, Studienablauf <strong>und</strong> Logistik<br />

sind klar definiert. Studienaufbau <strong>und</strong><br />

Statistik werden von Herrn PD Dr. med. Dirk<br />

Stengel überwacht. 20 Kliniken werden<br />

teilnehmen. Geplanter Studienstart ist der<br />

1.3.<strong>2008</strong>. Eine zentrale Studienkoordinatorin<br />

(Frau Marquardt, MH Hannover) wird<br />

die Daten verwalten. Zur weiterführenden<br />

Finanzierung ist ein DFG-Antrag geplant.<br />

Ziel ist die mittelfristige Publikation der<br />

Studienergebnisse in einer internationalen<br />

Fachzeitschrift.<br />

2. Multicenterstudie „Vordere Kreuzbandrupturen<br />

im Wachstumsalter“ (PD Dr. med.<br />

Karl-Heinz Frosch, Dr. med. Christine Voigt)<br />

Für diese klinisch sehr relevante Fragestellung<br />

mit kleiner Fallzahl pro Klinik bot sich<br />

die Form einer Multicenterstudie der AG<br />

„Arthroskopische Chirurgie“ an. Auch für diese<br />

neue Studie mit klinisch relevanter Fragestellung<br />

konnte das Studienprotokoll abschließend<br />

besprochen werden. Eine eigene<br />

Homepage mit Informationen zum Studienstand<br />

sowie den Nachuntersuchungsbögen<br />

ist eingerichtet. Die Studie startete<br />

am 1.2.<strong>2008</strong>. Geplant ist eine kurzfristige<br />

Publikation in Form einer Metaanalyse der<br />

Literatur <strong>und</strong> erster Ergebnisse der retrospektiven<br />

Datenerfassung von ca. 30 Fällen<br />

sowie das Weiterführen in Form einer prospektiven<br />

Studie.<br />

3. Multicenterstudie „Anteriore <strong>und</strong> anterosuperiore<br />

Rotatorenmanschettenläsionen“<br />

(Dr. med. Markus Scheibel)<br />

Initial stand im Focus dieser Studie die Erfassung<br />

<strong>und</strong> Dokumentation sehr seltener<br />

isolierter Subscapularissehnenrupturen.<br />

Auf dem letzten Arbeitstreffen wurde bei<br />

mangelnden Fallzahlen isolierter Subscapularissehnenrupturen<br />

eine Erweiterung auf<br />

kombinierte Subscapularis- <strong>und</strong> Supraspinatusrupturen<br />

(anterosuperiore Rotatorenmanschettenläsionen)<br />

beschlossen. Auch<br />

diese Studie beginnt aktuell. Alle Fälle werden<br />

standardisiert videodokumentiert <strong>und</strong><br />

in periodischen Zeiträumen von den aktiven<br />

Mitgliedern der Subscapularisgruppe gemeinsam<br />

ausgewertet. Ziel ist die Entwicklung<br />

einer neuen Klassifikation <strong>und</strong> die Publikation<br />

der Nachuntersuchungsergebnisse.<br />

Die Publikation der abgeschlossenen<br />

Multicenterstudie: Scheffler S, Riediger N,<br />

Gerlach H, Lill H, Besch L, Lobenhoffer P, Angele<br />

P, Reilmann H, Ost P, Hofmann G, Weiler<br />

A, Höher J, Hertel P: „Behandlungskonzepte<br />

der Knieluxation <strong>und</strong> deren klinisches Outcome<br />

– eine Multicenterstudie“ befindet<br />

sich in der Endphase.<br />

Neben der wissenschaftlichen Arbeit im<br />

Rahmen neuer Studien ist die AG „Arthroskopische<br />

Chirurgie“ in der Gestaltung wissenschaftlicher<br />

Sitzungen sehr aktiv. Erstmals<br />

konnten im Rahmen des DKOU 2007<br />

zwei erfolgreiche <strong>und</strong> sehr gut besuchte<br />

gemeinsame Sitzungen mit der AGA mit<br />

den Schwerpunkten „Neue Entwicklungen<br />

in der Arthroskopie – Frakturen“ <strong>und</strong> „Rotatorenmanschette“<br />

durchgeführt werden.<br />

Auch der Kurs „Patellaluxation“ verzeichnete<br />

sehr positive Rückmeldungen.<br />

Für <strong>2008</strong> sind folgende wissenschaftliche<br />

Sitzungen geplant:<br />

30./31.5.<strong>2008</strong>: Sitzung der AG Arthroskopische<br />

Chirurgie auf dem Jahreskongress<br />

der DVSE e. V. in Hannover<br />

6./7.7.<strong>2008</strong>: Gemeinsame Sitzung auf dem<br />

Jahreskongress der Sektion Kindertraumatologie<br />

der DGU in Mainz<br />

22. – 24.10.<strong>2008</strong>: Gemeinsame Sitzungen<br />

mit der AGA, Kurs „Patellaluxation“ auf<br />

dem DKOU in Berlin<br />

Die Mitglieder der AG werden jeweils entsprechend<br />

ihrer Spezialgebiete <strong>und</strong> ihrer<br />

Beteiligung an den aktuellen Studienprojekten<br />

Sitzungen <strong>und</strong> Kurse moderieren <strong>und</strong><br />

mit Vorträgen gestalten.<br />

Ein weiteres Hauptanliegen der AG-Arbeit<br />

ist die vermehrte Zusammenarbeit<br />

mit anderen Arbeitsgemeinschaften <strong>und</strong><br />

Sektionen der DGU. Aktuell findet diese in<br />

Form einer gemeinsamen Sitzung auf dem<br />

Jahreskongress der Sektion Kindertraumatologie<br />

der DGU in Mainz statt. Auch im<br />

Rahmen der prospektiven Multicenterstudie<br />

„Vordere Kreuzbandrupturen im Wachstumsalter“<br />

findet eine enge Zusammenarbeit<br />

mit der Sektion Kindertraumatologie<br />

(Leiter: Prof. Dr. med. Wolfgang Schlickewei)<br />

<strong>und</strong> der AG Sporttraumatologie (Leiter: Prof.<br />

Dr. med. Gerhard J. Bauer) der DGU statt.<br />

Für die Zukunft werden eine vermehrte<br />

Mitarbeit an der Gestaltung von Leitlinien<br />

(Patellaluxation, vordere Kreuzbandrupturen<br />

im Wachstumsalter), an (zertifizierten)<br />

Weiterbildungskursen anlässlich<br />

des DKOU sowie die Mitgestaltung von<br />

Weiterbildungsseminaren des BDC für die<br />

Bezeichnung „Spezielle Unfallchirurgie“ avisiert.<br />

Weiterhin bieten die Mitglieder der AG<br />

als Experten mit unterschiedlichen Schwerpunkten<br />

(„Centers of Excellence“) künftig<br />

vermehrt Hospitationsmöglichkeiten auf<br />

dem Gebiet der arthroskopischen Gelenkchirurgie<br />

an <strong>und</strong> freuen sich über eine rege<br />

Nachfrage. Detaillierte Informationen dazu<br />

sind auf der Homepage oder im Sekretariat<br />

von Prof. Lill erhältlich.<br />

Wir heißen interessierte <strong>und</strong> aktive Mitglieder<br />

für unsere AG jederzeit herzlich willkommen.<br />

AG „Arthroskopische Chirurgie“<br />

Leitung: Prof. Dr. Helmut Lill; Stellvertreter:<br />

PD Dr. Manfred Bernhard; Studienleiter:<br />

Prof. Dr. Johannes Zeichen, PD Dr. Michael<br />

Jagodzinski, PD Dr. Dirk Stengel, PD Dr. Karl-<br />

Heinz Frosch, Dr. Christine Voigt, Dr. Markus<br />

Scheibel; Mitglieder: s. Homepage der AG<br />

auf http://www.dgu-online.de<br />

Prof. Dr. Helmut Lill<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH<br />

Postfach 2040<br />

30020 Hannover<br />

Tel.: (05 11) 129 23 31<br />

E-Mail: helmut.lill@friederikenstift.de<br />

70<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


AG „Geschichte der Unfallchirurgie“<br />

J. Probst<br />

Über die Tätigkeit der AG „Geschichte der<br />

Unfallchirurgie“ (AGG) ist in MuN 50/2004<br />

berichtet worden. Mit Ablauf der Sommersitzung<br />

2007 des Präsidiums hat die AGG<br />

turnusgemäß ihre Tätigkeit beendet. Den<br />

Mitgliedern der AGG sei an dieser Stelle für<br />

ihre Anregungen aufrichtig gedankt. Die<br />

Hauptaufgabe der AGG war in der Sicherung<br />

<strong>und</strong> Bewahrung historischer Dokumente<br />

zu sehen, wobei sie sich auf die rührige<br />

Mitarbeit des Geschäftsstellenleiters<br />

Herrn Dipl.-Pol. Arndt stützen konnte; auch<br />

ihm gilt besonderer Dank. Im Berichtszeitraum<br />

konnten einige für die Unfallchirurgie<br />

bedeutsame Bücher „aufgestöbert“ <strong>und</strong><br />

angekauft <strong>und</strong> dem von der Geschäftsstelle<br />

inzwischen eingerichteten Archiv zugeführt<br />

werden. Besonderes Augenmerk wurde auf<br />

die Vervollständigung der Monatsschrift<br />

für Unfallheilk<strong>und</strong>e, die 1894 gegründet<br />

worden ist, gelegt; die Reihe ist noch nicht<br />

komplett hergestellt. An die Mitglieder der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> wird die Bitte gerichtet, eigene<br />

Altbestände, die nicht mehr benötigt<br />

werden (<strong>und</strong> im Antiquariatshandel kaum<br />

noch abzusetzen sind), nicht zu vernichten,<br />

sondern der Geschäftsstelle zur Verfügung<br />

zu stellen. Die fehlenden Bände sind in der<br />

Fußnote angegeben. Interessiert ist die DGU<br />

auch an den Jahrgängen des „Archiv für orthopädische<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie“, in denen<br />

sich insbesondere zahlreiche Kongressberichte<br />

(nicht in der Monatsschrift enthalten)<br />

befinden. Von „Archiv“ fehlen derzeit<br />

fast alle Bände. In diesem Zusammenhang<br />

sei daran erinnert, dass im 2. Weltkrieg<br />

nicht nur alle Bestände der DGU vernichtet<br />

worden sind, sondern auch sämtliche Mitgliederunterlagen<br />

in Verlust gerieten. Die<br />

Wiedergründung <strong>und</strong> der Wiederaufbau der<br />

DGU waren nur aus dem Gedächtnis der damaligen<br />

Präsidiumsmitglieder möglich.<br />

Die AGG hatte sich auch zur Aufgabe gestellt,<br />

dem Wirken <strong>und</strong> dem Schicksal ihres<br />

Präsidenten von 1932, Oberregierungsmedizinalrat<br />

Dr. Paul Jottkowitz, nachzuspüren.<br />

Jottkowitz folgte dem Gründungspräsidenten<br />

Prof. Dr. Hans Liniger nach, weil er<br />

einerseits von Anfang an der <strong>Gesellschaft</strong><br />

angehörte, wahrscheinlich sogar Gründungsmitglied,<br />

sodann als Leiter der orthopädischen<br />

Versorgungsstelle Berlin mit den<br />

damaligen Zielsetzungen der <strong>Gesellschaft</strong><br />

besonders vertraut war. Er war aus einem<br />

der damals namhaftesten Unfallkrankenhäuser,<br />

dem Knappschaftskrankenhaus<br />

Königshütte in Oberschlesien, hervorgegangen<br />

<strong>und</strong> hat uns bedeutende Beiträge<br />

in Zeitschriften <strong>und</strong> Büchern hinterlassen.<br />

1868 geboren, dürfte er um 1933 die Beamten-Altersgrenze<br />

erreicht haben. Inwieweit<br />

er den bereits 1933 einsetzenden Unrechtsmaßnahmen<br />

des Naziregimes unterworfen<br />

gewesen ist, konnte trotz intensiver Nachforschungen<br />

bisher nicht geklärt werden.<br />

Seit 1937 ist er verschollen. Beschämend ist,<br />

dass er nach bisherigen Feststellungen im<br />

Mitgliederverzeichnis der <strong>Gesellschaft</strong> vom<br />

1.2.1937 auch unter den früheren Vorsitzenden<br />

nicht mehr genannt wurde, kommentarlos<br />

verschw<strong>und</strong>en, auch sein Tod nicht<br />

verzeichnet, geschweige denn eine Würdigung<br />

seiner Verdienste erfolgt ist. Auch<br />

Sterbeort <strong>und</strong> -tag sind bisher nicht genau<br />

festzustellen gewesen, hinreichend sicher<br />

ist nur sein Sterbejahr 1937, sodass angenommen<br />

werden kann, dass er jedenfalls<br />

den späteren Deportationen entgangen ist.<br />

Die 1950 wiedergegründete DGU schuldet<br />

Paul Jottkowitz Dank <strong>und</strong> Anerkennung<br />

<strong>und</strong> die Bewahrung seines Andenkens. Eine<br />

ausführlichere Darstellung seines Lebens<br />

<strong>und</strong> Wirkens steht noch auf der Agenda der<br />

AGG.<br />

In Einzelschriften aus der AGG ist zu<br />

geschichtlichen bzw. personengeschichtlichen<br />

Themen Stellung genommen worden.<br />

Insbesondere wurde an G. F. L. Stromeyer erinnert<br />

<strong>und</strong> in besonderer Form am 6.3.2004<br />

an seinem Standbild in Hannover seines<br />

200. Geburtstages gedacht (s. MuN 49, S.<br />

47–49 u. MuN 50, S. 44–45). In MuN 55, S. 80<br />

wurde an den 100. Todestag Ernst von Bergmanns<br />

erinnert. Prof. Dr. Eugen Kuner hielt<br />

auf dem <strong>Deutsche</strong>n Kongress Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie, 71. Jahrestagung der<br />

DGU, die Gedächtnisvorlesung aus Anlass<br />

des 140. Geburtstages <strong>und</strong> 70. Todestages<br />

von Erich Lexer (Abdruck in diesem Heft).<br />

A. Ekkernkamp <strong>und</strong> J. Probst veröffentlichten<br />

2004 in der Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung<br />

<strong>und</strong> Qualität im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

zu deren 100-jährigem Bestehen den Beitrag<br />

„Von der Unfallheilk<strong>und</strong>e zur Unfallchirurgie“<br />

(auch erschienen in den <strong>Mitteilungen</strong><br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie<br />

Heft 4/2004, S. 367–373). Die <strong>Mitteilungen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> der DGU Heft 56 S. 64–66<br />

brachten eine Würdigung von Themistokles<br />

Gluck, Vordenker der <strong>Deutsche</strong>n Chirurgie<br />

1853 bis 1942 (Probst).<br />

Seit 2005 bildete sich eine besondere Arbeitsgruppe<br />

in der AGG mit dem Auftrag, die<br />

Geschichte der Unfallchirurgie in der DDR<br />

zu bearbeiten. Diese Arbeitsgruppe steht<br />

unter der Leitung von Prof. Dr. Eberhard<br />

Markgraf, Mitarbeiter sind ferner K. Franke,<br />

S. Grafe, W. Kurz, D. Miehle, W. Otto, D. Paul,<br />

K. Sandner, U. Schäfer, W. Senst, K. Welz sowie<br />

J. Probst. Voraussichtlich kommen die<br />

Arbeiten in den kommenden Monaten zum<br />

Abschluss, sodass noch in diesem Jahr eine<br />

Veröffentlichung als Supplement zu MuN<br />

erfolgen kann. Im Laufe der Bearbeitung<br />

<strong>und</strong> bei mehreren Autorenkonferenzen<br />

musste festgestellt werden, dass auch im<br />

Tätigkeitsbereich der ehemaligen Sektion<br />

Traumatologie in der DDR viele Unterlagen<br />

ungesichert blieben <strong>und</strong> verlustig gingen.<br />

Dies sollte als Mahnung verstanden werden,<br />

Dokumente rechtzeitig zu sichern bzw.<br />

der Geschäftsstelle zugänglich zu machen.<br />

Nach Beendigung der ersten Arbeitsperiode<br />

der AGG hat sich die Arbeitsgruppe<br />

Geschichte der Unfallchirurgie mit den<br />

o. g. Mitgliedern unter Leitung von J. Probst<br />

(L) <strong>und</strong> E. Markgraf (stv. L) zur zweiten Arbeitsperiode<br />

der AGG konstituiert.<br />

An alle Mitglieder der DGU ergeht die<br />

Bitte, sich für die Geschichte der Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> der DGU zu interessieren. Insbesondere<br />

sollten diejenigen, die ihre aktive<br />

berufliche Tätigkeit beenden, sich nicht<br />

scheuen, Erlebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen zu<br />

dokumentieren <strong>und</strong> der DGU zur Verfügung<br />

zu stellen oder, noch besser, ihre persönliche<br />

Mitarbeit in der AGG anzubieten. Aber<br />

auch alle aktiven <strong>und</strong> selbstverständlich die<br />

jüngeren Mitglieder mit ihren Fragen an<br />

die Vergangenheit <strong>und</strong> mit ihren Ideen sind<br />

herzlich zur Mitarbeit eingeladen. Die AGG<br />

ist keine „historische Kommission“ im strengen<br />

Sinne. Wenn aber in nachfolgenden<br />

Generationen das Bedürfnis entsteht, im<br />

Sinne Leopold Rankes festzustellen „wie es<br />

wirklich gewesen ist“, dann sollte das nicht<br />

daran scheitern, dass die Quellen unserer<br />

Geschichte verschüttet oder gar nicht mehr<br />

auffindbar sind. Geschichte ist immer auch<br />

identitätsstiftend! Früher oder später eintretende<br />

Entwicklungen können in ihren<br />

Auswirkungen nicht vorhergesehen werden.<br />

Es liegt im Wesen unseres Faches, dass<br />

Erkenntnisse <strong>und</strong> Methoden, auch organisatorische<br />

Bedingungen <strong>und</strong> Strukturen sich<br />

fortbilden oder auch äußeren Einwirkungen<br />

oder gar Zwängen unterworfen werden. Da<br />

kann es hilfreich sein, auch auf Erfahrungen<br />

positiver wie negativer Art zurückgreifen zu<br />

können. Golo Mann hinterließ uns die Mahnung<br />

„Unkenntnis der Vergangenheit ist<br />

Berichte<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 71


ein Verlust für das Bewusstsein der Gegenwart“.<br />

Wir sollten sie für unsere einzigartige<br />

Unfallchirurgie nicht unbeachtet lassen!<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst<br />

Leiter der Arbeitsgemeinschaft<br />

„Geschichte der Unfallchirurgie“<br />

Alter Mühlhabinger Weg 3<br />

82418 Murnau am Staffelsee<br />

Im Archiv der DGU fehlen folgende<br />

Jahrgangsbände der Monatsschrift für<br />

Unfallheilk<strong>und</strong>e:<br />

3–15 (1896–1908), 17–18 (1910–1911),<br />

22–27 (1915–1920), 30–35 (1923–1928),<br />

37–38 (1930–1931), 40 (1933), 45 (1938),<br />

48–50 (1941–1943), 90–108 (1987–2005).<br />

Ferner fehlen folgende Bände der Reihe<br />

Hefte zur Unfallk<strong>und</strong>e: Kongressbände:<br />

1924, 1926, 1927, 1929, 1932, 1950.<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die in der Arbeitsgemeinschaft<br />

Geschichte der Unfallchirurgie,<br />

auch zur Bearbeitung selbst gewählter<br />

Themen, mitarbeiten wollen, mögen sich<br />

mit dem Leiter der AGG in Verbindung setzen.<br />

Im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie <strong>2008</strong><br />

wird hiermit eine Arbeitssitzung der AGG<br />

angekündigt, zu der alle Mitglieder herzlich<br />

willkommen sind. Näheres folgt in MuN 58.<br />

AG „Geweberegeneration,<br />

Gewebeersatz“<br />

K. Weise<br />

Berichte<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Geweberegeneration,<br />

Gewebeersatz“ tagte zuletzt am<br />

1.2.<strong>2008</strong> in Tübingen. Nachstehende Tagesordnungspunkte<br />

wurden während dieses<br />

Treffens abgehandelt:<br />

1. Die Arbeitsgemeinschaft führt zur Zeit<br />

zwei Studien durch, die sich zum einen<br />

mit den Nachbehandlungskonzepten nach<br />

Knorpelzellzüchtung <strong>und</strong> -transplantation<br />

befassen, federführend in dieser Studie ist<br />

Herr Dr. Feil aus Berlin.<br />

Die zweite Studie befasst sich prospektiv<br />

mit den Ergebnissen der Matrix-ACT, wobei<br />

sich diese Untersuchung noch im Stadium<br />

der Planung befindet. Im Rahmen des<br />

Mitgliedertreffens werden Eckpunkte des<br />

Studiendesigns diskutiert, insbesondere<br />

die Frage der Vergleichsgruppe (z. B. mit Mikrofrakturierung)<br />

bzw. die Problematik, dass<br />

unterschiedliche Trägermaterialien zur Anwendung<br />

kommen. Der Vergleich zwischen<br />

den Trägermaterialien wäre gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

wünschenswert, würde aber voraussichtlich<br />

die Zahl einzuschleusender Patienten<br />

deutlich erhöhen, sodass zu dieser Frage<br />

statistische Beratung erfolgen sollte.<br />

Die Betreuung der Studie bezüglich der<br />

statistischen Auswertung der ermittelten<br />

Daten ist aufwändig, sodass hier evtl. ein<br />

kommerzieller Anbieter einbezogen werden<br />

soll. Die dafür aufzuwendenden Kosten<br />

sollen eingeworben werden. Zudem ist das<br />

Votum der Ethikkommission erforderlich,<br />

wobei dieses Votum in Tübingen eingeholt<br />

<strong>und</strong> dann an die anderen mitbeteiligten<br />

Zentren weitergegeben werden kann.<br />

Federführend für diese prospektive multizentrische<br />

Studie ist Herr Privatdozent Dr.<br />

Nöth aus Würzburg.<br />

Im Hinblick auf die Kongressplanung für<br />

den DKOU <strong>2008</strong> hat der Unterzeichnende<br />

den Wunsch nach einer durch die Arbeitsgemeinschaft<br />

konzipierten <strong>und</strong> organisierten<br />

Sitzung geäußert. Wünschenswert wären<br />

insgesamt 2 Sitzungen, wobei die eine mit<br />

der Epidemiologie von Knorpelschäden,<br />

einem Übersichtsreferat über gängige Therapieverfahren<br />

<strong>und</strong> zusätzlichen Referaten<br />

zum Thema Mikrofrakturierung, OATS <strong>und</strong><br />

ACT durchgeführt werden könnte. Eine<br />

2. Sitzung hätte mehr ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

Charakter <strong>und</strong> würde sich mit Regularien<br />

des neuen Gewebegesetzes <strong>und</strong><br />

mit dem Leitfaden zur guten fachlichen<br />

Praxis bei der Gewebeentnahme befassen.<br />

In dieser Sitzung könnten auch juristische<br />

Aspekte des Gewebegesetzes abgehandelt<br />

werden.<br />

2. Die Arbeitsgemeinschaft hat derzeit<br />

einen Mitgliederstand von 32 Personen.<br />

In den letzten Jahren ist aufgefallen, dass<br />

einzelne Mitglieder bereits mehrfach an<br />

Mitgliedertreffen, entschuldigt oder unentschuldigt,<br />

nicht teilgenommen haben. Auf<br />

der Basis der Satzung der DGU soll diesen<br />

Mitgliedern ein Beendigung der Mitgliedschaft<br />

vorgeschlagen werden.<br />

3. Von Herrn Dr. Gaissmaier wird das Konzept<br />

zur guten fachlichen Praxis erläutert,<br />

welches er nicht zuletzt im Auftrag der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie <strong>und</strong><br />

in Zusammenarbeit mit deren Generalsekretär<br />

Prof. Bauer <strong>und</strong> dem Unterzeichneten<br />

erarbeitet hat. Ebenso werden von ihm die<br />

Bedingungen für den Leitfaden § 20c AMG<br />

präsentiert, beide Tagesordnungspunkte<br />

werden von den Mitgliedern eingehend diskutiert.<br />

Die Papiere sind mittlerweile publiziert<br />

<strong>und</strong> stellen eine wichtige Orientierung<br />

für den Umgang mit dem neuen Gewebegesetz<br />

dar.<br />

Das nächste Mitgliedertreffen ist im Sommer<br />

diesen Jahres geplant, wobei der genaue<br />

Termin noch nicht feststeht.<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstr. 95<br />

72076 Tübingen<br />

Tel.: (0 70 71) 606 10 03,<br />

Fax: (0 70 71) 606 10 02<br />

E-Mail: kweise@bgu-tuebingen.de<br />

72<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


AG „Prävention von Verletzungen“<br />

M. Richter<br />

Monografie „Prävention von Verletzungen.<br />

Risiken erkennen, Strategien entwickeln<br />

– eine ärztliche Aufgabe“<br />

Herausgeber Günter Lob, Martinus Richter,<br />

Frank Pühlhofer, Johannes Siegrist<br />

Schattauer Verlag, <strong>2008</strong><br />

Eine Initiative der Arbeitsgemeinschaft Prävention<br />

von Verletzungen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie (DGU) <strong>und</strong><br />

der B<strong>und</strong>esärztekammer (BÄK)<br />

Die Prävention von Verletzungen hat nach<br />

wie vor einen viel zu geringen Stellenwert<br />

im Bewusstsein der Öffentlichkeit <strong>und</strong> der<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik. Auch der Umstand,<br />

dass die Prävention von Verletzungen ein<br />

Hauptthema der „Bone and Joint Decade<br />

2000 – 2010“ der WHO darstellt, konnte<br />

den Stellenwert der Prävention nur gering<br />

erhöhen. Die hohe Bedeutung von Verletzungen<br />

für die gesamte <strong>Gesellschaft</strong> lässt<br />

sich beispielsweise dadurch untermauern,<br />

dass durch Verletzungen mehr Lebensjahre<br />

verloren gehen als durch Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

Schlaganfälle oder Zuckerkrankheit.<br />

Diese Situation erfordert vor<br />

allem, dass das im Bereich der Medizin vorhandene<br />

Wissen über Ursachen <strong>und</strong> Folgen<br />

von Verletzungen zusammengefasst <strong>und</strong><br />

den entscheidenden Zielgruppen zugänglich<br />

gemacht wird.<br />

Dieser Initiative liegt ein Beschluss des 104.<br />

<strong>Deutsche</strong>n Ärztetages zugr<strong>und</strong>e, der auf<br />

der Basis eines vorliegenden Berichtes („Verletzungen<br />

<strong>und</strong> deren Folgen – Prävention<br />

als ärztlich Aufgabe, 1. Auflage“) eine intensivere<br />

Bearbeitung dieses Themas forderte.<br />

Die Herausgeber (G. Lob, M. Richter, F. Pühlhofer,<br />

J. Siegrist) haben es sich zur Aufgabe<br />

gestellt, diese Thematik in Abstimmung mit<br />

der DGU <strong>und</strong> BÄK <strong>und</strong> in Kooperation mit<br />

internationalen Experten zu bearbeiten <strong>und</strong><br />

als Monographie zu veröffentlichen. Folgende<br />

Themenschwerpunkte der Prävention<br />

von Verletzungen werden bearbeitet: Verletzungen<br />

im Verkehr, im häuslichen Bereich,<br />

beim Sport, durch Gewalt, Verletzungen bei<br />

Arbeitsunfällen, im Kinder-/Jugendalter, Im<br />

Erwachsenenalter, im höheren Lebensalter,<br />

besondere Situation der Schwerverletzten,<br />

ökonomische Aspekte <strong>und</strong> internationale<br />

Perspektive. Die Finanzierung dieses Projekts<br />

erfolgt zu gleichen Teilen durch den<br />

Berufsverband der <strong>Deutsche</strong>n Chirurgen<br />

e. V. (BDC), die Berufsgenossenschaften (BG)<br />

<strong>und</strong> die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

e. V. (DGU).<br />

Mit dieser Publikation soll eine f<strong>und</strong>ierte Beschreibung<br />

der aktuellen Problemlage <strong>und</strong><br />

der sich daraus ergebenden Folgerungen für<br />

die Prävention von Verletzungen geschaffen<br />

werden. Sie richtet sich sowohl an die Ärzteschaft<br />

als auch an die Öffentlichkeit um eine<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die weitere Verbesserungen<br />

der Prävention von Verletzungen zu bieten.<br />

Im folgenden Leitthemenartikel werden die<br />

relevanten Inhalte der Monografie für alle<br />

in der Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie tätigen<br />

komprimiert wider gegeben. Der/die<br />

Unfallchirurg/in ist Spezialist für Prävention<br />

von Unfallverletzungen, da er/sie die Verletzungsentstehung<br />

<strong>und</strong> -folgen besser kennt<br />

als alle anderen Expertengruppen. Deshalb<br />

soll der/die Unfallchirurg/in mehr als bisher<br />

in die Optimierung von Präventivmassnahmen<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden. Obwohl durch<br />

eine verbesserte Prävention die Abnahme<br />

von Unfallverletzungen zu erwarten ist,<br />

widerspricht dies nicht den Interessen der<br />

klinisch tätigen Unfallchirurgen/-innen.<br />

Vielmehr führt die Optimierung der Prävention<br />

genauso wie die Optimierung der<br />

Behandlung oder Nachbehandlung zur<br />

Verbesserung des Ausheilungsergebnisses<br />

bei Unfallverletzten. Prävention von Verletzungen<br />

geht aber deutlich über das unfallchirurgische<br />

Fachgebiet hinaus. Deshalb<br />

wurden bei unserer Initiative Experten der<br />

Fachgebiete Orthopädie, Kinderchirurgie,<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendmedizin, Epidemiologie<br />

<strong>und</strong> Public Health, Soziologie, Rechtsmedizin,<br />

Psychologie, Sportmedizin, Geriatrie<br />

<strong>und</strong> Gerontologie <strong>und</strong> Anästhesiologie<br />

einbezogen. Dabei sind sich alle Experten<br />

einig, dass die Prävention von Verletzungen<br />

einen ähnlichen Stellenwert wie beispielsweise<br />

die Tumorvorsorge erreichen muss.<br />

Ein zu schaffendes Verletzungsregister für<br />

Deutschland ist wichtiger Teil dieser Strategie.<br />

Inhaltszusammenfassung<br />

Mehr als 9 Millionen Personen erleiden in<br />

Deutschland jährlich eine Verletzung <strong>und</strong><br />

mehr als 30.000 sterben an Verletzungen.<br />

Nach Schätzungen könnten durch Präventionsmaßnahmen<br />

die Hälfte aller Unfälle<br />

verhindert <strong>und</strong> die andere Hälfte so beeinflusst<br />

werden, dass leichtere Verletzungen<br />

entstehen.<br />

Das Ziel der Initiative der Arbeitsgemeinschaft<br />

Prävention von Verletzungen der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

e. V. (DGU) ist eine möglichst umfassende<br />

Bestandsaufnahme bestehender Präventionsprogramme<br />

verschiedenster Expertengruppen<br />

<strong>und</strong> eine Zusammenfassung der<br />

Erkenntnisse als Basis für weitere interdisziplinäre<br />

Präventionsbemühungen. Besonderes<br />

Merkmal ist die konsequente interdisziplinäre<br />

Ausrichtung unter Einbeziehung<br />

der Fachgebiete Unfallchirurgie, Orthopädie,<br />

Kinderchirurgie, Kinder- <strong>und</strong> Jugendmedizin,<br />

Epidemiologie <strong>und</strong> Public Health,<br />

Soziologie, Rechtsmedizin, Psychologie,<br />

Sportmedizin, Geriatrie <strong>und</strong> Gerontologie,<br />

Anästhesiologie <strong>und</strong> anderer. Spezielles Augenmerk<br />

wurde auch auf das Kindes- <strong>und</strong><br />

Jugendalter <strong>und</strong> das höhere Lebensalter<br />

gelegt. Die Aufarbeitung dieser breiten Thematik<br />

führte zu folgenden praxisrelevanten<br />

Feststellungen:<br />

■ Es existieren eindeutige <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />

basierte Empfehlungen zur<br />

Kinderunfallprävention in Deutschland.<br />

■ Durch Informationen <strong>und</strong> Schulungen<br />

bekannter Risikogruppen kann das Bewusstsein<br />

für die alltäglichen Unfallgefahren<br />

geweckt <strong>und</strong> die Bereitschaft zur<br />

Vorsorge gefördert werden.<br />

■ Im Straßenverkehr sind PKW-Insassen im<br />

normalen Unfallschwerebereich heute<br />

gut geschützt; erhebliches Verletzungspotential<br />

besteht immer noch bei Fußgängern<br />

<strong>und</strong> Fahrradfahrern. Dies betrifft<br />

vor allem das Kindes- <strong>und</strong> Seniorenalter.<br />

■ Gewalt in der Familie ist in unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />

die am häufigsten ausgeübte<br />

Gewaltform. Gerade im Kindesalter sind<br />

die Folgen besonders dramatisch. Gewalt<br />

im höheren Lebensalter wird unterschätzt<br />

<strong>und</strong> stellt ein wachsendes Problem dar<br />

■ In der sportpsychologischen Unfall- <strong>und</strong><br />

Verletzungsprävention stehen neben<br />

der sportpsychologischen Diagnostik<br />

Verfahren der Aktivierungs- <strong>und</strong> Stressregulation,<br />

der Motivationsregulation, der<br />

Optimierung von Bewegungs- <strong>und</strong><br />

Handlungsabläufen sowie komplexe<br />

Methoden im Vordergr<strong>und</strong>. Trainingsprogramme<br />

mit propriozeptiven <strong>und</strong> koordinativen<br />

Übungen liefern präventive Ansatzpunkte.<br />

Berichte<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 73


■ Die Unfallverhütung im Bereich der gewerblichen<br />

<strong>und</strong> landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft<br />

war in der Reduktion<br />

von Arbeits- <strong>und</strong> Wegeunfällen wirksam,<br />

bedarf jedoch im Bereich der Schul- <strong>und</strong><br />

Schulwegeunfälle einer verstärkten Präventionsarbeit.<br />

■ Die Vermeidung von Stürzen <strong>und</strong> sturzbedingten<br />

Verletzungen ist von erheblicher<br />

Bedeutung für die Ges<strong>und</strong>heit im Alter.<br />

Folgen von Stürzen sind neben Verletzung<br />

<strong>und</strong> Behinderung auch die Angst<br />

vor erneuten Stürzen.<br />

■ Über die Inzidenz schwerer Mehrfachverletzungen<br />

ist immer noch zu wenig<br />

bekannt. Aus einer repräsentativen Untersuchung<br />

ergibt sich eine Inzidenz von<br />

25 schweren Mehrfachverletzungen pro<br />

100.000 Einwohner.<br />

Prof. Dr. Martinus Richter<br />

II. Chirurgische Klinik (Unfallchirurgie,<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Fußchirurgie)<br />

Klinikum Coburg<br />

Ketschendorfer Str. 33<br />

96450 Coburg<br />

Tel.: (0 95 61) 22 62 46<br />

Fax: (0 95 61) 22 62 09<br />

E-Mail: Martinus.Richter@Klinikum-Coburg.de<br />

Internet: www.traumatologie-orthopaedie.de<br />

AG „Rechnergestütztes Operieren“<br />

(AGROP)<br />

T. Hüfner<br />

Berichte<br />

Mitglieder <strong>und</strong> Struktur<br />

Die AGROP hat 60 Mitglieder (Stand Dezember<br />

2007). Seit Jahren besteht eine enge<br />

Abstimmung <strong>und</strong> Koordination mit den<br />

orthopädischen Kollegen des korrespondierenden<br />

Arbeitskreises AK16 der DGOOC,<br />

Leiter PD Dr. R. Haaker, Brakel. Als wichtiger<br />

Partner wurde von Beginn an die Industrie<br />

mit einbezogen. Der direkte <strong>und</strong> offene <strong>und</strong><br />

wissenschaftliche Dialog ermöglicht einen<br />

Austausch von Informationen ohne direkte<br />

Interessen.<br />

Tagungen<br />

Als Forum existiert eine Frühjahrstagung an<br />

wechselnden Orten. Während der Jahrestagung<br />

der DGU/DGOOC werden ein „Businessmeeting“<br />

<strong>und</strong> eine öffentliche Sitzung<br />

mit wechselnden Themen abgehalten. Da<br />

viele computergestützte Techniken im Bereich<br />

der muskuloskeletalen Operationen<br />

erst seit wenigen Jahren eingesetzt werden,<br />

<strong>und</strong> verlässliche Daten fehlen, werden zu<br />

den Frühjahrstagungen bewusst Vertreter<br />

anderer Disziplinen eingeladen.<br />

Themen in 2007<br />

Bei der AGROP Frühjahrstagung am<br />

20.6.2007 in Heidelberg (Tagungspräsident<br />

PD Dr. P. Grützner) stand die computerassistierte<br />

Chirurgie am Becken <strong>und</strong> Femur<br />

im Fokus. Dabei wurden endoprothetische<br />

Aspekte, die konventionelle Navigation am<br />

Femur, aber auch die Bewertung von<br />

Messtechniken wie der Ultraschall- <strong>und</strong> Impingementanalyse<br />

beleuchtet.<br />

Die AGROP initiierte unterstützt vom<br />

Präsidium der DGU eine NUB Initiative zur<br />

DRG Abbildung im Rahmen eines Zusatzentgeltes<br />

bei der Knie TEP Navigation (Projektleiter<br />

PD Dr. Bäthis, Köln) <strong>und</strong> bei der intraoperativen<br />

3D-Bildgebung (Projektleiter<br />

PD Grützner, Stuttgart). Eine Entscheidung<br />

durch das INEK steht noch aus.<br />

Klinische Studien Navigation: Femur,<br />

Knieprothese<br />

Zwei prospektive Multicenter-Fallsammelstudien<br />

werden zurzeit durchgeführt:<br />

1. Ist die navigierte Knieprothese wirklich<br />

passgenauer implantiert als nach konventioneller<br />

Operation (Leiter Prof. Dr.<br />

Gebhard, Ulm)<br />

2. Bei der Femur-Marknagelosteosynthese<br />

kann im Gr<strong>und</strong>e jeder Arbeitsschritt mit<br />

konventioneller C-Arm Technik kontrolliert<br />

werden mit Ausnahme der Rotation.<br />

Navigation bietet erstmals intraoperativ<br />

ein präzises Messinstrument um dieses<br />

Problem zu beheben, immerhin in den<br />

USA einer der Hauptgründe von Patientenklagen.<br />

Ab dem Sommer 2007 wird<br />

eine Studie durchgeführt werden mit der<br />

Fragestellung, ob Navigation das Problem<br />

der Rotationsdifferenz bei der Femur-<br />

Marknagelosteosynthese tatsächlich reduzieren<br />

kann (Leiter Prof. Dr. T. Hüfner).<br />

Letztlich bleibt bei allen Technologien die<br />

Kosten-Nutzen-Rechnung offen, da bei<br />

hohen Investitionen zurzeit eine Kostenreduktion<br />

spekulativ bleibt. Ein weiterer<br />

hochaktueller Aspekt ist die rechtliche Lage<br />

für den Einsatz der Navigation <strong>und</strong> das RISC<br />

Management. Noch ist klar, dass man Navigation<br />

nicht einsetzen muss. Die weitere<br />

Entwicklung dazu wird aktiv von der AGROP<br />

begleitet <strong>und</strong> durch die Studien auch aktiv<br />

gesteuert werden.<br />

AGROP – Service für die DGU<br />

Die AGROP ist aber auch eine „Service-AG“.<br />

So wurde für den damaligen Präsidenten<br />

der DGU, Prof. Dr. H. Siebert eine Anfrage<br />

des B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong><br />

Medizinprodukte zur Risikoabwägung beim<br />

Einsatz des Roboters in der Hüftendoprothetik<br />

vorbereitet. Die AGROP steht den<br />

DGU Mitgliedern <strong>und</strong> externen Fragestellern<br />

zur Verfügung, wenn es um den Einsatz<br />

von computergestützten Verfahren im <strong>und</strong><br />

um den Operationssaal geht. Die hochpräzise<br />

Technologie soll gefördert, aber durch<br />

proaktive Einflussnahme auch Anwender<br />

orientiert gestaltet werden. Denn nur der<br />

systematische Einsatz von Planung, Simulation,<br />

Navigation <strong>und</strong> Robotik wird zu einer<br />

verbesserten Patientenversorgung führen.<br />

Leiter: Prof. Dr. C. Krettek, Hannover<br />

Stellvertreter: Prof. Dr. F. Gebhard, Ulm<br />

Schriftführer.: Prof. Dr. T. Hüfner, Hannover<br />

Prof. Dr. Tobias Hüfner<br />

Unfallchirurgische Klinik<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Carl-Neuberg-Str. 1<br />

30625 Hannover<br />

74<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


AG „Sporttraumatologie“<br />

Mitten im Peleton<br />

G. Bauer<br />

Straßenrad-WM 2007 in Stuttgart – ein<br />

Erfahrungsbericht aus dem „Fellowship“-<br />

Sportveranstaltungsbetreuung der AG Sporttraumatologie<br />

Ende September fand in Stuttgart die UCI<br />

Straßenrad-WM statt. Die nationalen Profimannschaften<br />

der Frauen, Männer <strong>und</strong><br />

Männer U 23 aus 42 Nationen kämpften<br />

um die Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren<br />

sowie Straßenrennen. Ein schweres Programm<br />

für alle Athleten, auf einer äußerst<br />

anspruchsvollen Strecke. So mussten die<br />

Profi-Herren 267,4 km zurücklegen <strong>und</strong> dabei<br />

noch 5679,8 Höhenmeter überwinden.<br />

Genauso anspruchvoll <strong>und</strong> voller Hürden<br />

gestaltete sich die medizinische Betreuung<br />

der Fahrer/innen. Unter der Leitung von Dr.<br />

med Daniel Wagner (Sportklinik Stuttgart)<br />

war ein Team aus 10 Ärzten <strong>und</strong> 5 Voluntaristen<br />

praktisch r<strong>und</strong> um die Uhr im Einsatz,<br />

um die Versorgung der Fahrer/innen während<br />

der Rennen <strong>und</strong> des gesamten Aufenthaltes<br />

zu gewährleisten. Teil des Teams waren<br />

3 „Fellows“ der AG Sporttraumatologie,<br />

die sich im Vorfeld um eine Teilnahme beworben<br />

hatten. Dr. med Nicole Buschmeier<br />

(Markgröningen), Johannes Rueth (Regensburg)<br />

<strong>und</strong> Dr. med Wolfgang Roth (Mosbach)<br />

waren als „Fellows“ nicht Beobachter,<br />

sondern aktiver Teil des Teams.<br />

Abb. 1 „Fellow“ Dr. Wolfgang Roth auf der<br />

Zielgeraden<br />

Denn es galt nicht weniger als 19,1 km<br />

Rennstrecke zu sichern. So wurde als zentrale<br />

Kommandobrücke ein Medical Center<br />

installiert, zwei Außenposten auf der Strecke<br />

<strong>und</strong> zwei Medical Boxen im Start/Ziel-<br />

Bereich besetzt, außerdem zwei RTW <strong>und</strong><br />

ein Motorrad. Dr. Wagner als Rennarzt war<br />

im Medical Car über mehrere Funksysteme<br />

<strong>und</strong> Handys verantwortlich für die Kommunikation<br />

mit der Rennleitung <strong>und</strong> seinem<br />

Team. Ein Highlight für „Fellow“ Dr. Roth<br />

war sicherlich die Besetzung des Medical<br />

Motorbike. Als erfahrener Unfallchirurg<br />

<strong>und</strong> langjähriger Notarzt am Boden <strong>und</strong> in<br />

der Luftrettung war dies auch für ihn eine<br />

völlig neue Erfahrung. Mitten im Peleton<br />

mitzufahren, allzeit die Rennsituation zu<br />

überblicken um dann plötzlich eingreifen zu<br />

müssen, bereitete ihm sichtlich großes Vergnügen.<br />

Vor allem die Fahrt im Peleton, bei<br />

50 km/h <strong>und</strong> mehr, mit teilweise wenigen<br />

Zentimeter Abstand zum Fahrer war ein einmaliges<br />

Erlebnis. Dass der große personelle<br />

<strong>und</strong> materielle Aufwand gerechtfertigt war,<br />

zeigten die vielen Stürze auf teilweise nasser<br />

<strong>und</strong> mit Laub bedeckter Strecke. In erster<br />

Linie mussten akut Schürfungen <strong>und</strong><br />

Prellungen behandelt werden. Dies häufig<br />

aus dem fahrenden Medical Car heraus. In<br />

guter Zusammenarbeit mit dem DRK wurden<br />

Fahrer bei Bedarf von der Rennstrecke<br />

aus direkt in die Klinik zur weiteren Behandlung<br />

gebracht. Eine logistische Herausforderung<br />

die allen Beteiligten ein hohes Maß<br />

an Konzentration <strong>und</strong> Engagement abverlangte.<br />

Auch bei der direkten medizinischen<br />

Betreuung an der Strecke war Konzentration<br />

gefragt, nicht zuletzt durch die Präsenz<br />

der Medien, die bei jeder Aktion sofort vor<br />

Ort sind. Auch die Wahl der Medikamente<br />

Berichte<br />

Abb. 2 Das Medical-Team r<strong>und</strong> um den leitenden Rennarzt Dr. Daniel Wagner<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 75


muss den strengen Doping-Richtlinien der<br />

NADA <strong>und</strong> WADA angepasst sein. Ein Fehler<br />

hier wäre angesichts der aktuellen Doping-<br />

Kontroversen katastrophal. Eine Sportveranstaltungsbetreuung<br />

(nur für die Sportler)<br />

in dieser Größenordnung ist für den verantwortlichen<br />

Arzt eine große Herausforderung.<br />

Eine Vorbereitung in Studium <strong>und</strong><br />

Ausbildung gibt es nicht. Umso wichtiger<br />

ist es, interessierten Kollegen die Möglichkeit<br />

zu geben, in einem eingespielten Team<br />

Erfahrungen zu sammeln, um dann selbst<br />

Veranstaltungen professionell betreuen<br />

zu können. Dieser Aufgabe hat sich die AG<br />

Sporttraumatologie verschrieben <strong>und</strong> wird<br />

auch in Zukunft entsprechende Angebote<br />

bereithalten. 2007 waren „Fellows“ bereits<br />

bei der Leichtathletik-WM, EnBW Turn-WM<br />

<strong>und</strong> Handball-WM im Einsatz. Näher als im<br />

Peleton der Straßenrad-WM war aber sicherlich<br />

keiner dran!<br />

Berichte<br />

Ärztliche Betreuung der<br />

Straßenrad-WM 2007<br />

Dr. med Daniel Wagner,<br />

Sportklinik Stuttgart (Rennarzt)<br />

Dr. med M. Buschmeier, Sportklinik<br />

Stuttgart<br />

Dr. med H. Kapferer, Sportklinik Stuttgart<br />

Dr. med J. Lemke, Sportklinik Stuttgart<br />

Dr. med S. Rosenstock, Sportklinik Stuttgart<br />

Dr. med C. Jung, Sportklinik Stuttgart<br />

Dr. med S. Thoma, Universität Tübingen<br />

Sportmedizin<br />

Dr. med N. Buschmeier, Orthopädische<br />

Klinik Markgröningen<br />

Dr. W. Roth, KH Mosbach<br />

J. Rueth, KH Barmherzige Brüder<br />

Regensburg<br />

Prof. Dr. G. Bauer<br />

Sportklinik Stuttgart<br />

Taubenheimstr. 8<br />

70372 Stuttgart<br />

Tel.: (07 11) 553 51 75<br />

76<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


AG „Ultraschall“<br />

J. V. Wening, C. Tesch, J. L. Huhnholz<br />

Nach dem Erscheinen des letzten Berichtes<br />

in den <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> Nr. 52<br />

im September 2005 hat die Arbeitsgemeinschaft<br />

folgende Projekte bearbeitet.<br />

2006<br />

Unter Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft<br />

sind 4 Veranstaltungen abgehalten worden:<br />

■ „Gr<strong>und</strong>kurs Chirurgische Sonographie“<br />

zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

Chirurgischer Sanitätsoffiziere <strong>und</strong> der<br />

DEGUM im B<strong>und</strong>eswehrkrankenhaus<br />

Ulm vom 13.–17.3.06 (Friemert/Schwarz/<br />

Tesch)<br />

■ Symposium „Vorderer Knieschmerz“ im<br />

AK Altona am 20.5.2006 (Väterlein, Huhnholz,<br />

Wening)<br />

■ Wissenschaftliche Sitzung „MRT <strong>und</strong><br />

Sonografie akuter <strong>und</strong> chronischer<br />

Gelenkschäden – Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Grenzen“ im Rahmen der DGU/DGOOC-<br />

Jahrestagung am 6.10.2006 (Huhnholz,<br />

Tesch,Wening)<br />

■ Gemeinsame Jahrestagung mit dem AK<br />

Bildgebende Verfahren der DGOOC am<br />

6.10.2006<br />

Wie sich herausstellte, war die Zusammenarbeit<br />

mit den Orthopäden noch etwas<br />

schleppend.<br />

Außerdem wurde die Datenbank für Ultraschall<br />

aus den Disziplinen Traumatologie-<br />

Orthopädie-Chirurgie (Miller, Leinfelden-<br />

Echterding) fortgeführt.<br />

Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft haben<br />

folgende Studien <strong>und</strong> Veröffentlichungen<br />

2006 veröffentlicht:<br />

■ B. Friemert <strong>und</strong> W. Schwarz, Ulm: Benefits<br />

of active motion for joint position sense.<br />

Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc.<br />

2006 Jun;14(6):564–70. Epub 2005<br />

Nov 23 Therapeutic cooling:no effect on<br />

hamstring reflexes and knee stability. Med<br />

Sci Sports Exerc. 2006 Jul;38(7):1329–34<br />

■ S. Rehart, Frankfurt: The importance of ultrasonography<br />

in orthopedics. Orthopäde<br />

2006 Jun;35(6):602–04<br />

■ P. Keppler, Ulm: Limb malalignment<br />

and functional outcome after antegrade<br />

versus retrograde intramedullary<br />

nailing in distal femoral fractures.<br />

JTrauma 2006 Aug;61(2):375–81<br />

Flexible intramedullary nailing in pediatric<br />

lower limb fractures. J Pediatr Orthop. 2006<br />

Jul-Aug;26(4):505–09<br />

2007<br />

Im letzten Jahr hat die Arbeitsgemeinschaft<br />

folgende Aktivitäten durchgeführt:<br />

■ „Gr<strong>und</strong>kurs Chirurgische Sonographie“<br />

zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

Chirurgischer Sanitätsoffiziere <strong>und</strong> der<br />

DEGUM im B<strong>und</strong>eswehrkrankenhaus<br />

Ulm vom 12.–16.3.07 (Friemert, Schwarz,<br />

Tesch)<br />

■ Ultraschallkurs „Notfallsonografie im<br />

Schockraum“ im Helios Klinikum Berlin-<br />

Buch (mit DEGUM) am 24.3.2007 (Westendorf,<br />

Wening)<br />

■ Verfassen eines Leitartikels „ Stellenwert<br />

der Sonographie in der Unfallchirurgie“<br />

für die Zeitschrift „Der Unfallchirurg“<br />

<strong>2008</strong> (Wening, Tesch, Friemert, Huhnholz)<br />

■ Planung eines Ultraschallbasiskurses für<br />

angehende Chirurgen im „common trunc“<br />

<strong>2008</strong> im AK Altona, Hamburg (Huhnholz,<br />

Wening, Tesch)<br />

■ Fortführen der Datenbank für Ultraschall<br />

aus den Disziplinen Traumatologie-Orthopädie-Chirurgie<br />

(Miller)<br />

■ Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft<br />

am 27.10.2007 im Rahmen<br />

der Jahrestagung der DGOOC <strong>und</strong> DGU<br />

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft haben<br />

im letzten Jahr folgende Artikel veröffentlicht:<br />

■ B. Friemert, Ulm: Bilateral Fixed Dislocation<br />

of the Long Head of the Biceps Tendon.<br />

Ultraschall Med. 2007 Aug 16<br />

■ P. Keppler, Ulm: A new experimental measurement<br />

and planning tool for sonographic-assisted<br />

navigation. Orthopedics.<br />

2007 Oct;30(10 Suppl):S144–7.<br />

■ T. Ambacher, Pforzheim: Intraoperative localization<br />

of calcification in the supraspinatus<br />

via a percutaneous marking suture<br />

after preoperative ultraso<strong>und</strong>. J Shoulder<br />

Elbow Surg. 2007 Mar-Apr;16(2):146–9.<br />

Planung für das Jahr <strong>2008</strong><br />

Es sind folgende Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft<br />

Ultraschall geplant:<br />

■ Veröffentlichung des Leitartikels „Stellenwert<br />

der Sonografie in der Unfallchirurgie“<br />

in der Zeitschrift „Der Unfallchirurg“<br />

<strong>2008</strong> (Wening, Tesch, Friemert,<br />

Huhnholz)<br />

■ „Gr<strong>und</strong>kurs Chirurgische Sonografie“ zusammen<br />

mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

Chirurgischer Sanitätsoffiziere <strong>und</strong> der<br />

DEGUM im B<strong>und</strong>eswehrkrankenhaus Ulm<br />

(Friemert, Schwarz, Tesch)<br />

■ Ultraschallkurs „Notfallsonografie im<br />

Schockraum“ im Helios-Klinikum Berlin-<br />

Buch (mit DEGUM) (Westendorf, Wening)<br />

April <strong>2008</strong><br />

■ Durchführung eines Symposiums „Diagnostik<br />

<strong>und</strong> Therapie bei Schultergelenksinstabilität<br />

<strong>und</strong> Verletzungen der Rotatoren“<br />

in Hamburg Altona. Mai <strong>2008</strong><br />

■ Ultraschallbasiskurs für angehende Chirurgen<br />

im „common trunc“ <strong>2008</strong> im AK<br />

Altona, Hamburg (Huhnholz, Wening,<br />

Tesch). September <strong>2008</strong> (der genaue Termin<br />

wird noch bekanntgegeben)<br />

■ Planung eines Expertengespräches „Bildgebende/Sonografische<br />

Diagnostik nach<br />

operativen Eingriffen“ im Rahmen der<br />

DGOOC/DGU Jahrestagung in Berlin, gemeinsam<br />

mit orthopädischen Kollegen.<br />

Oktober <strong>2008</strong> (Huhnholz, Wening, Tesch)<br />

(der genaue Termin wird noch bekanntgegeben)<br />

■ Fortführen der Datenbank für Ultraschall<br />

aus den Disziplinen Traumatologie-Orthopädie-Chirurgie<br />

(Miller)<br />

Die Mitgliederversammlung wird wieder<br />

im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses für<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie abgehalten<br />

werden. Interessenten sind willkommen.<br />

Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.<br />

Dr. Jörg L. Huhnholz<br />

Schriftwart der Arbeitsgemeinschaft Ultraschall<br />

Abteilung für Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Asklepios-Klinik Altona<br />

Paul-Ehrlich-Straße 1<br />

22763 Hamburg<br />

E-Mail: j.huhnholz@asklepios.com<br />

Berichte<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 77


Einladung: 125. Kongress der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie <strong>2008</strong><br />

22.–25. April <strong>2008</strong>, ICC Berlin<br />

R. Arbogast<br />

Aktuelles<br />

Sehr geehrte Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

mit großen Schritten nähert sich der 125.<br />

Kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Chirurgie.<br />

Hiermit lade ich Sie herzlich vom 22.<br />

bis 25. April <strong>2008</strong> in das ICC-Messegelände<br />

nach Berlin ein.<br />

Unter dem Leitthema „Chirurgische Heilkunst<br />

– von Empirie zu Evidenz“ werden<br />

wir einerseits eine Bestandsaufnahme zur<br />

evidenzbasierten Medizin (EbM) in der Chirurgie<br />

erheben <strong>und</strong> andererseits aktuelle<br />

Möglichkeiten in Klinik, Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Forschung auf diesem schwierigen Weg<br />

überprüfen. Sind es die Implementierung<br />

von Leitlinien, unser Studienzentrum oder<br />

das Netzwerk evidenzbasierte Medizin,<br />

die uns unserem Ziel – der bestmöglichen<br />

Versorgung unserer Patienten – näher bringen<br />

Die klinische Entscheidungsfindung<br />

ist eine komplexe, oft einsame <strong>und</strong> vielschichtige<br />

Aufgabe mit schwerwiegenden<br />

Konsequenzen, bei der die randomisierten,<br />

kontrollierten Studien (RCT) diese zwar unterstützen,<br />

aber nicht ersetzen können. Wir<br />

müssen zudem verinnerlichen, dass die Bezeichnung<br />

„Evidenz“ in Kontinentaleuropa<br />

eine völlig andere Bedeutung besitzt als in<br />

Schottland, wo man von der „empirischen<br />

Evidenz“ spricht. Schwerpunkt ist außerdem<br />

die Qualitätssicherung, deren möglichem<br />

Nutzen mehrere Sitzungen gewidmet sind.<br />

In der „St<strong>und</strong>e der Senatoren“ evaluieren<br />

erfahrene Operateure für die chirurgische<br />

Jugend die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

sowohl im Studium als auch in der Klinik.<br />

Wir hoffen, dass durch diese Sitzungen die<br />

Kontakte von den Jüngeren zu den Erfahrenen<br />

vertieft werden können. Des weiteren<br />

wird die Frage behandelt werden, welche<br />

neuen Qualitätskriterien die EbM in die<br />

Chirurgische Forschung bringt. Hat die EbM<br />

Einfluss auf die Patientensicherheit, so wie<br />

dies in den Medien immer wieder postuliert<br />

wird <strong>und</strong> welche Bedeutung kommt dabei<br />

dem erfolgreich arbeitenden Studienzentrum<br />

zu<br />

Ein weiteres zentrales Thema aller Fachgesellschaften<br />

wird der so genannte „Wiederholungseingriff“<br />

sein. Die 9 wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften der DGCH<br />

werden sich dieser zentralen Themen annehmen<br />

<strong>und</strong> aus ihrer Sicht untersuchen.<br />

Alle chirurgischen Fächer sollen einerseits<br />

ihre Identität bewahren, jedoch andererseits<br />

auch Gemeinsames <strong>und</strong> Verbindendes<br />

darlegen. In gemeinsamen Sitzungen mit<br />

dem BDC werden wir aktuelle Problemfelder<br />

behandeln, etwa die Evidenz in der<br />

chirurgischen Weiterbildung, die Weiterbildung<br />

bei unterschiedlichen Trägerschaften<br />

sowie das „Schreckgespenst“ der chirurgischen<br />

Assistenzberufe. Ebenso erhoffen<br />

wir uns aktuelle Informationen zu den Auswirkungen<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsreform auf die<br />

Kliniklandschaft.<br />

Es ist unstreitig, dass die Chirurgie<br />

„weiblicher“ werden muss, daher wird Frau<br />

B<strong>und</strong>esministerin Dr. Ursula von der Leyen<br />

zu der Frage „Chirurgie <strong>und</strong> Familie – ein<br />

Widerspruch“ einen Vortrag halten. Im<br />

Anschluss findet dazu eine hochkarätig besetzte<br />

Podiumsdiskussion statt. Das Forum<br />

dient dem wissenschaftlichen Nachwuchs<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong> – mit Spannung sehen<br />

wir den aktuellen Berichten über die<br />

Ergebnisse der experimentellen <strong>und</strong> der klinischen<br />

Forschung entgegen.<br />

Wir freuen uns, dass es wiederum gelungen<br />

ist, das so erfolgreiche Trainingslabor<br />

in unseren Kongress einzubinden <strong>und</strong> diese<br />

hervorragende Tradition gemeinsam mit der<br />

Industrie für die nächsten Jahre festzuschreiben.<br />

Sowohl die B<strong>und</strong>eswehr, als auch die<br />

<strong>Deutsche</strong> Rettungsflugwacht (DRF) werden<br />

sich mit sehr gut strukturierten Sitzungen<br />

zu aktuellen Themen aktiv an unserem<br />

Kongress beteiligen. Die schon zur Tradition<br />

gewordenen Fortbildungstage für Pflegeberufe<br />

im Operationsdienst sind ebenfalls fest<br />

in das Kongressgefüge eingebaut.<br />

Ich freue mich ganz besonders darüber,<br />

dass die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Viszeralchirurgie<br />

(DGVC) erneut ihren Jahreskongress<br />

innerhalb des <strong>Deutsche</strong>n Chirurgenkongresses<br />

veranstaltet, <strong>und</strong> ich habe die<br />

Hoffnung, dass dies auch in Zukunft so bleiben<br />

wird.<br />

Wir wünschen uns eine rege Beteiligung<br />

an unserem gemeinsamen Kongress in Berlin,<br />

um zu beweisen, dass das Konzept der<br />

Einheit in Vielfalt unter dem Dach der DGCH<br />

eine Erfolgsgeschichte wird – denn der Jahreskongress<br />

lebt durch aktive <strong>und</strong> repräsentative<br />

Beteiligung der einzelnen Säulen unserer<br />

wissenschaftlichen <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Schon heute gilt mein Dank allen engagierten<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die zur<br />

Kongressgestaltung wesentlich beigetragen<br />

haben <strong>und</strong> insbesondere auch den Vertretern<br />

der Industrie, ohne deren Unterstützung<br />

das vielfältige, klinische <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />

Angebot nicht denkbar wäre. Ich<br />

würde mich freuen, Sie alle im April beim<br />

125. Kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Chirurgie in Berlin begrüßen zu dürfen.<br />

Ich wünsche Ihnen einen interessanten <strong>und</strong><br />

informativen Kongress mit lebhaften Diskussionen,<br />

aber auch Zeit für harmonische<br />

St<strong>und</strong>en zum kollegialen Gedankenaustausch.<br />

Mehr Infos unter:<br />

http://www.chirurgie<strong>2008</strong>.de<br />

Schwerpunktthemen<br />

1. Der Wiederholungseingriff<br />

2. Klinische Entscheidungsfindung <strong>und</strong><br />

Evidenzbasis<br />

3. Chirurgie am Scheideweg: Ökonomie<br />

oder Qualität<br />

4. Zertifizierung, Weiterbildungsstrukturen,<br />

Arbeitszeitgesetz<br />

5. Spezialisierung <strong>und</strong> Zentrumsbildung<br />

6. Ges<strong>und</strong>heitsreform <strong>und</strong> Auswirkung auf<br />

die Kliniklandschaft<br />

7. Weiterbildung <strong>und</strong> Spezialisierung im<br />

Ausland<br />

8. Chirurgie als Berufsziel: Mehr Defaszination<br />

als Motivation<br />

9. Chirurgische Assistenzberufe – Quo Vadis<br />

10. Bedeutung der Versorgungsforschung<br />

11. Bringt die EbM neue Qualitätskriterien<br />

in die Chirurgische Forschung<br />

12. Chirurgische Forschung im Spannungsfeld<br />

zwischen akademischem Anspruch<br />

<strong>und</strong> klinischer Routine<br />

13. Themen zu aktuellen Entwicklungen<br />

Prof. Dr. R. Arbogast<br />

Chirurgische Klinik, Klinikum Pforzheim<br />

Kanzlerstr. 2–6<br />

75175 Pforzheim<br />

Tel.: (0 72 31) 969 22 85,<br />

Fax: (0 72 31) 969 26 70<br />

E-Mail: rarbogast@klinikum-pforzheim.de<br />

78<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


11. Chirurgische Forschungstage<br />

„Akademische Chirurgie – zwischen Ges<strong>und</strong>heitspolitik <strong>und</strong> Fortschritt“<br />

M. W. Laschke, P. Garcia, T. Pohlemann, M. D. Menger<br />

Abb. 1 Podiumsdiskussion zum Thema „Perspektiven der Akademischen Chirurgie“ mit (v. l. n. r.) Prof. Dr. H. Bauer (Generalsekretär der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Chirurgie), Prof. Dr. M. D. Menger (Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes), Prof. Dr. K. W. Jauch (Stellvertretender<br />

Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums München), PD Dr. M. Bolli (Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- <strong>und</strong><br />

Kinderchirurgie des Universitätsklinikums des Saarlandes) <strong>und</strong> Prof. Dr. M. K. Schilling (Direktor der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- <strong>und</strong><br />

Kinderchirurgie des Universitätsklinikums des Saarlandes).<br />

Die 11. Chirurgischen Forschungstage der<br />

Sektion Chirurgische Forschung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie wurden<br />

2007 von den Chirurgischen Kliniken der<br />

Universität des Saarlandes veranstaltet<br />

<strong>und</strong> fanden vom 15.–17. November 2007<br />

im Saarbrücker Schloss statt. Ganz im Sinne<br />

der Struktur der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Chirurgie wurde die Veranstaltung<br />

von allen fünf chirurgischen Lehrstühlen<br />

in Homburg gemeinsam organisiert <strong>und</strong><br />

verantwortet (D. Kohn, Orthopädie; M. D.<br />

Menger, Klinisch-Experimentelle Chirurgie;<br />

T. Pohlemann, Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie;<br />

H.-J. Schäfers, Thorax-<br />

<strong>und</strong> Herz-Gefäß-Chirurgie; M. K. Schilling,<br />

Allgemein-, Viszeral- <strong>und</strong> Gefäß- <strong>und</strong><br />

Kinderchirurgie). Die Veranstalter wollten<br />

damit einen Schwerpunkt auf die Gemeinsamkeiten<br />

der Forschungsaktivitäten der<br />

chirurgischen Disziplinen legen <strong>und</strong> insbesondere<br />

den Gedankenaustausch <strong>und</strong> die<br />

Interaktion unter den chirurgischen Spezialitäten<br />

fördern. Ganz bewusst wurde das<br />

Leitthema „Akademische Chirurgie – zwischen<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik <strong>und</strong> Fortschritt“<br />

gewählt, um neben den wissenschaftlichen<br />

Fragestellungen auch die derzeit bestehenden<br />

Einschnitte der Forschungsaktivitäten<br />

durch den steigenden ökonomischen Druck,<br />

die Bürokratisierung <strong>und</strong> die Änderungen<br />

des Arbeitszeitgesetzes im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

zu diskutieren. Dieses Thema wurde<br />

nicht nur in Expertenr<strong>und</strong>en abstrakt diskutiert,<br />

sondern ganz bewusst im Rahmen<br />

eines Aktionstages auch mit Mitarbeitern<br />

in der Weiterbildung <strong>und</strong> Studierenden<br />

besprochen. Hier kam insbesondere die<br />

Notwendigkeit zur Verbesserung der Attraktivität<br />

des Faches Chirurgie in seinen<br />

einzelnen Disziplinen zur Sprache. Die Forderungen<br />

betrafen vor allem strukturierte<br />

Weiterbildungskonzepte, die neben einer<br />

breiten chirurgischen Weiterbildung auch<br />

Raum <strong>und</strong> Anregung für die wissenschaftliche<br />

Betätigung bieten. Insbesondere in<br />

der Diskussion mit dem chirurgischen<br />

Nachwuchs wurde klar, dass möglichst<br />

bald innovative Konzepte gef<strong>und</strong>en werden<br />

müssen, um für angehende Chirurginnen<br />

das Spannungsfeld zwischen Familie <strong>und</strong><br />

beruflicher Weiterentwicklung aufzulösen<br />

<strong>und</strong> damit einer größeren Anzahl von akademisch<br />

interessierten Assistentinnen bei<br />

der Realisierung einer Karriere in der Chirurgie<br />

zu verhelfen.<br />

Unter dem Gedanken des „Hauses der Chirurgie“<br />

wurde in einer speziellen Sitzung<br />

allen chirurgischen Fachgesellschaften ein<br />

Forum geboten, ihre Konzepte zur Qualifizierung<br />

des Nachwuchses <strong>und</strong> zur Forschungsförderung<br />

zu präsentieren. Es wurde<br />

klar, dass hier noch erhebliche Unterschiede<br />

bestehen <strong>und</strong> alle Fachgesellschaften gefordert<br />

sind, auf schon realisierte Konzepte<br />

der Weiterbildungsangebote, wie sie z. B. in<br />

der Akademie der Gefäßchirurgie bzw. der<br />

Akademie der Unfallchirurgie bestehen, zurückzugreifen.<br />

Auch in der Vernetzung der<br />

Forschungsaktivitäten gibt es erhebliche<br />

Unterschiede. Auf der einen Seite finden<br />

wir gut strukturierte Forschungsnetzwerke,<br />

wie z. B. in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Unfallchirurgie <strong>und</strong> der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische<br />

Chirurgie mit gezielten Anreizsystemen.<br />

Auf der anderen Seite finden wir wissenschaftliche<br />

Fachgesellschaften, bei denen in<br />

klassischer Weise die Forschungsaktivitäten<br />

vollständig den einzelnen universitären<br />

Standorten überlassen werden. Es war Konsens,<br />

dass nur gemeinsame <strong>und</strong> möglichst<br />

koordinierte Anstrengungen das nationale<br />

Gewicht der chirurgischen Forschung er-<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 79


Aktuelles<br />

höhen können <strong>und</strong> dass der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Chirurgie in der Koordination<br />

dieser Aktivitäten eine bedeutende Rolle<br />

zukommt.<br />

Zur großen Freude der Veranstalter war die<br />

Beteiligung an den 11. Chirurgischen Forschungstagen<br />

größer als je zuvor. Insgesamt<br />

wurden 161 Abstracts zur Begutachtung<br />

eingereicht, aus denen 100 Beiträge für<br />

freie Vorträge <strong>und</strong> 48 Beiträge für Posterpräsentationen<br />

ausgewählt werden konnten.<br />

Diese Abstracts können in Langenbeck’s Archives<br />

of Surgery 392:769-838 nachgelesen<br />

werden. Das breit gefächerte Themenspektrum<br />

der Sitzungen deckte alle wichtigen<br />

Bereiche der Chirurgischen Forschung ab.<br />

So wurden Vorträge zu den Themen „Onkologie<br />

<strong>und</strong> molekulare Onkologie“, „Viszeralchirurgie“,<br />

„Sepsis, Schock & perioperative<br />

Pathophysiologie“, „Organtransplantation“,<br />

„Tissue Engineering“, „W<strong>und</strong>heilung“, „Traumatologie“,<br />

„Plastische Chirurgie“, „Orthopädie“,<br />

„Herz-Thorax-Chirurgie“, „Gefäßchirurgie“,<br />

„Kinderchirurgie“ <strong>und</strong> „Minimalinvasive<br />

Chirurgie“ angeboten. Traditionell<br />

wurden die besten Beiträge wieder mit<br />

Preisen ausgezeichnet. Der Hans-Jürgen<br />

Bretschneider-Preis 2007 wurde an Herrn D.<br />

Cantré, Rostock, für den besten Vortrag mit<br />

dem Titel „Stickstoffmonoxid reduziert das<br />

Organversagen <strong>und</strong> unterstützt die Regeneration<br />

in reduced-size-Lebern durch Hemmung<br />

der hepatic arterial buffer response“<br />

verliehen. Frau S. Zillmer, Lübeck, erhielt den<br />

Posterpreis 2007 für die Posterpräsentation<br />

„C3a-Serumspiegel als Indikator für Rezidive<br />

beim kolorektalen Karzinom“.<br />

Zusätzlich zu den freien Vorträgen wurden<br />

auch auf den 11. Chirurgischen Forschungstagen<br />

wieder verschiedene interessante<br />

Keynote Lectures präsentiert. So stellte Prof.<br />

Dr. M. Schedlowski, Essen, in seinem Vortrag<br />

„Organtransplantation: Die gelernte Immunsuppression“<br />

den überraschenden Zusammenhang<br />

zwischen zellulärer Immunantwort<br />

<strong>und</strong> Lernmechanismen her. Prof. Dr.<br />

N.M. Meenen, Hamburg, stellte das „Netzwerk<br />

Experimentelle Unfallchirurgie NEU“<br />

näher vor. Dagegen beschäftigte sich die<br />

Keynote Lecture von Prof. Dr. M.W. Büchler,<br />

Heidelberg, mit der Frage „Wie viel Managementqualifikation<br />

braucht der zukünftige<br />

Chirurg“ <strong>und</strong> Prof. Dr. Post, Mannheim, diskutierte<br />

provokativ das Thema „Warum Chirurgie“.<br />

Schließlich berichtete Frau Prof. Dr.<br />

M. Schrader, Lübeck, in ihrem Vortrag „Ärztinnen<br />

überlassen ihre Karriere nicht dem<br />

Zufall“ über ihre langjährige Erfahrung mit<br />

dem Mentorinnennetzwerk des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Ärztinnenb<strong>und</strong>es.<br />

Abger<strong>und</strong>et wurde das wissenschaftliche<br />

Programm der 11. Chirurgischen<br />

Forschungstage durch ein abwechslungsreiches<br />

Rahmenprogramm, dass den Kongressteilnehmern<br />

in entspannter Atmosphäre<br />

die Gelegenheit gab, Diskussionen<br />

zu ihren Forschungsergebnissen weiter zu<br />

vertiefen, neue Kontakte zu knüpfen oder<br />

einfach nur Spaß mit guten Fre<strong>und</strong>en zu<br />

haben. So wurde im schönen Ambiente des<br />

Saarbrücker Schlosses eine Party mit den<br />

Industrie-Ausstellern gefeiert, ohne deren<br />

großzügige finanzielle Unterstützung auch<br />

diese Forschungstage nicht möglich gewesen<br />

wären. Wer danach immer noch in<br />

Feierlaune war, konnte bei frostigen Temperaturen<br />

den neuen Beaujolais auf dem<br />

Beaujolais-Fest in der Saarbrücker Innenstadt<br />

probieren. Beim großen Festabend in<br />

der Aula der Saarbrücker Uni durfte dann<br />

schließlich auch noch das Tanzbein geschwungen<br />

werden.<br />

Insgesamt waren die 11. Chirurgischen<br />

Forschungstage im spätherbstlichen Saarbrücken<br />

ein voller Erfolg. Dazu haben nicht<br />

zuletzt viele fleißige Studentinnen <strong>und</strong> Studenten<br />

sowie Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

der Chirurgischen Kliniken <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen<br />

der Universität des<br />

Saarlandes beigetragen, denen an dieser<br />

Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön<br />

gebührt!<br />

Abb. 2 Verleihung des Hans-Jürgen Bretschneider-<br />

Preises 2007 durch den Vorsitzenden der Sektion<br />

Chirurgische Forschung Prof. Dr. H. K. Schackert<br />

(rechts) an D. Cantré (links), Rostock, für den<br />

besten Vortrag auf den 11. Chirurgischen<br />

Forschungstagen.<br />

Dr. Matthias W. Laschke<br />

Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie<br />

Universität des Saarlandes<br />

66421 Homburg/Saar<br />

Tel.: (0 68 41) 162 65 54<br />

Fax: (0 68 41) 162 65 53<br />

E-Mail: matthias.laschke@uniklinik-saarland.de<br />

80<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Australien: Trauma Management<br />

in „Down Under“<br />

M. Schuetz<br />

Ein gut strukturiertes Traumasystem ist<br />

entscheidend für eine optimale Behandlung<br />

von verletzten Patienten [1]. Zentrale Komponenten<br />

des Systems sind die präklinische,<br />

klinische <strong>und</strong> rehabilitative Versorgungsstruktur.<br />

Jedes Traumasystem ist beeinflusst<br />

von geografischen, ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Gegebenheiten [2].<br />

Im Folgenden wird eine straffe Übersicht<br />

des australischen Traumasystems mit spezieller<br />

Betrachtung der Entwicklung im Staat<br />

Queensland gegeben.<br />

Australien verfügt über eine Landfläche von<br />

über 7 Mio. Quadratkilometern (vergleichbar<br />

der Größe der Vereinigten Staaten). Das<br />

Klima variiert stark von kühlen Regionen<br />

im Süden des Landes bis zu tropischen Zonen<br />

im Norden [3]. Die ersten europäischen<br />

Siedler erreichten diesen Kontinent 1788.<br />

Das stärkste Bevölkerungswachstum mit<br />

einem Anstieg von 9 auf 20 Mio. Einwohner<br />

fand in den letzten 50 Jahren statt [4]. Am<br />

31.1.<strong>2008</strong> betrug die Einwohnerzahl knapp<br />

über 21 Mio. Der Hauptanteil der Bevölkerung<br />

lebt an der Ost- sowie Südostküste<br />

mit den Städten Syndey, Melbourne <strong>und</strong><br />

Brisbane. Seit 1901 ist Australien eine Föderation<br />

von 6 Staaten basierend auf einem<br />

demokratischen System. Nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong><br />

der großen Entfernungen <strong>und</strong> Besonderheiten<br />

eines jeden Staates, besteht eine<br />

starke Autonomie in zentralen Bereichen jedes<br />

Staates. Dies betrifft auch den Ges<strong>und</strong>heitssektor.<br />

Australien hat eine allgemeine Krankenversicherung<br />

(Medicare), deren Beiträge über<br />

die Steuern eingezogen werden. Im Jahr<br />

2004/2005 betrugen die geschätzten Einnahmen<br />

von Medicare 6,1 Milliarden Australische<br />

Dollar (ca. 4 Milliarden €), welche jedoch<br />

nur 17,2 % der Gesamtkosten des australischen<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystems deckten [5].<br />

Neben der öffentlichen Krankenversicherung<br />

gibt es ein ausgeprägtes privates Versicherungssystem<br />

(in Queensland hatten<br />

im Jahr 2006 ca. 50 % der Bevölkerung eine<br />

private Zusatzversicherung) <strong>und</strong> ein dem<br />

deutschen BG-Verfahren ähnliches System<br />

für Arbeitsunfälle (WorkCover).<br />

Die öffentlichen Krankenhäuser werden<br />

gemeinsam von der Commonwealth<br />

Regierung <strong>und</strong> den jeweiligen Landesregierungen<br />

finanziert. Die Verantwortung<br />

für das Management des öffentlichen<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystems unterliegt aber vollständig<br />

den einzelnen Staaten. Neben den<br />

öffentlichen Krankenhäusern haben sich<br />

große private Krankenhäuser etabliert (mit<br />

erheblichen Wachstumsraten) die über<br />

eigene Notfallstationen verfügen. Die akute<br />

Schwerstverletztenversorgung findet aber<br />

fast ausnahmslos in den großen zentralen<br />

öffentlichen Krankenhäusern statt.<br />

Jeder Staat hat sein eigenes präklinisches<br />

Rettungssystem. Dies sind entweder professionelle<br />

Unternehmen oder eine Kombination<br />

von professionellen Unternehmen <strong>und</strong><br />

freiwilligen Gruppen. Die Finanzierung wird<br />

von den Ges<strong>und</strong>heitsministerien kontrolliert<br />

<strong>und</strong> beruht auf Kostenerstattung der<br />

Rettungskosten sowie Steuereinnahmen.<br />

Australien hat eine zentrale Notfallnummer<br />

„000“.<br />

Neben bodengeb<strong>und</strong>enen Rettungsmitteln<br />

verfügen alle Staaten über ein Luftrettungssystem<br />

basierend auf Helikoptern<br />

<strong>und</strong> „fixed wing“ Maschinen. Hierbei ist das<br />

System mit zum Teil erheblichen Distanzen<br />

zwischen den einzelnen Traumazentren<br />

konfrontiert. Der angesehene Royal Flying<br />

Doctor Service (RFDS) operiert seit Jahrzehnten<br />

<strong>und</strong> gewährleistet die medizinische<br />

Versorgung sowie den Krankentransport in<br />

den abgelegenen Gegenden (Outback) von<br />

Australien (6).<br />

Trauma in Australien<br />

In 2003/2004 wurden in Australien mehr<br />

als 370.000 Krankenhauskontakte aufgr<strong>und</strong><br />

von Verletzungen registriert. Unfälle<br />

sind die häufigste Todesursache für die<br />

Bevölkerung bis zum 44. Lebensjahr. Die<br />

Gesamtzahl der Schwerstverletzten beläuft<br />

sich jährlich auf ca. 6000 (ISS > 15)<br />

(7). Anders als in den USA sind die meisten<br />

(> 95 %) Verletzungen stumpf. Penetrierende<br />

Verletzungen aufgr<strong>und</strong> von Kriminalität<br />

(meistens Stichverletzungen) sind überwiegend<br />

auf bestimmte Stadtteile der Metropolen<br />

beschränkt.<br />

Australien ist eine der führenden Nationen<br />

in der Prävention von Unfällen. Als erster<br />

Staat weltweit führte Australien 1974<br />

die Gurtpflicht für Autofahrer ein. Neben<br />

Geschwindigkeitsbeschränkungen besteht<br />

Helmpflicht für Motorradfahrer <strong>und</strong> regelmäßig<br />

werden Alkoholkontrollen im Straßenverkehr<br />

durchgeführt. Tödliche Unfälle<br />

im Straßenverkehr konnten dadurch drastisch<br />

reduziert werden: von 3793 im Jahr<br />

1971 auf 1730 im Jahr 1997.<br />

Facharztausbildung in Australien<br />

Die chirurgische Facharztausbildung wird in<br />

Australien vom Royal Australasian College<br />

of Surgeons (RACS) durchgeführt <strong>und</strong> deren<br />

Qualität überwacht. Das Ausbildungssystem<br />

entspricht einem hohen internationalen<br />

Standard mit breiter, solider Ausbildung.<br />

In Queensland rotieren die Assistenzärzte<br />

nach dem „Basic Surgical Training“ durch<br />

verschiedene Krankenhäuser. Die einzelnen<br />

Ausbildungsplätze werden von den Fachgesellschaften<br />

zugeteilt <strong>und</strong> kontinuierlich<br />

hinsichtlich ihrer Qualität beurteilt.<br />

Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Australien<br />

zur Zeit keine offizielle Schwerpunktbildung<br />

im Bereich Trauma/Unfallchirurgie.<br />

Die traumatologische Ausbildung ist vielmehr<br />

fester Bestandteil des chirurgischen<br />

<strong>und</strong> orthopädischen Curriculums. Regelmäßig<br />

finden EMST-Kurse (vergleichbar den<br />

ATLS-Kursen) für Assistenzärzte (Residents<br />

<strong>und</strong> Registars) statt. Unter Aufsicht des<br />

Trauma Committee des RACS werden jährlich<br />

qualitativ hochwertige weiterführende<br />

Trainingskurse (DSTC – Definitive Surgical<br />

Trauma Care) für die Akutversorgung von<br />

Schwerstverletzten veranstaltet.<br />

Traumasysteme in Australien<br />

Das erste australische Traumasystem wurde<br />

1991 in New South Wales eingeführt. Mit<br />

der Etablierung von Traumazentren wurden<br />

auch „Bypass Rules“ in den Ballungszentren<br />

implementiert. In Victoria, dem kleinsten<br />

Staat Australiens, wurden Ende der 90er-<br />

Jahre ähnliche Strukturen eines Traumasystems<br />

etabliert. Heutzutage wird die über-<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 81


Aktuelles<br />

wiegende Anzahl von Schwerstverletzten<br />

in den zwei Traumazentren Melbournes<br />

primär oder sek<strong>und</strong>är behandelt. Nach <strong>und</strong><br />

nach folgen die übrigen Staaten.<br />

Trauma-Management in Queensland<br />

Queensland ist der zweitgrößte Staat Australiens,<br />

dessen Fläche der 4½-fachen Fläche<br />

von Deutschland (oder für den amerikanischen<br />

Leser der 2½-fachen Fläche<br />

von Texas) entspricht. Im Nordosten von<br />

Australien gelegen erstreckt sich der Staat<br />

von subtropischen bis zu tropischen Klimazonen.<br />

Die meisten der 4,2 Mio. Einwohner<br />

wohnen im Südosten des Staates mit den<br />

Metropolen Brisbane <strong>und</strong> Goldcoast.<br />

Lange Zeit galt Queensland in Australien als<br />

„hinterwäldlerisch“. Spätestens jedoch seit<br />

den 80er Jahren, mit einem weltweit erhöhten<br />

Bedarf an Rohstoffen <strong>und</strong> der Entwicklung<br />

des Tourismus (Great Barrier Reef), hat<br />

sich dies deutlich geändert. Während der<br />

letzten 5 Jahre wuchs die Wirtschaftskraft<br />

von Queensland um durchschnittlich 7 %<br />

<strong>und</strong> ermöglicht dem Staat seine Infrastruktur<br />

neu zu gestalten. Dies spiegelt sich auch<br />

im Ges<strong>und</strong>heitssektor wider.<br />

Verglichen mit den übrigen Staaten Australiens<br />

hat Queensland eine der höchsten<br />

Raten von Schwerstverletzten (>1800/Jahr).<br />

40–60 % aller Patienten in den Notfallstationen<br />

(Emergency Departments) sind<br />

Unfallverletzte <strong>und</strong> jede zehnte stationäre<br />

Aufnahme ist ursächlich auf einen Unfall<br />

zurückzuführen [8]. Die geografischen<br />

<strong>und</strong> demografischen Besonderheiten von<br />

Queensland sind eine besondere Herausforderung.<br />

Dies kann z.B. zur Folge haben, dass<br />

Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen in<br />

das 2500 km entfernte Zentrum in Brisbane<br />

transportiert werden, bevor weiterführende<br />

Maßnahmen ergriffen werden können.<br />

Entwicklung des Traumasystems<br />

in Queensland<br />

Anfang dieses Jahrzehnts wurde mit Unterstützung<br />

der Regierung <strong>und</strong> der Motor<br />

Accident Insurance Commission (MAICS –<br />

Konsortium der Autoversicherer) in mehreren<br />

Studien das Aufkommen von Unfällen<br />

sowie die Versorgung der Unfallverletzten<br />

im Staat Queensland untersucht (8).<br />

Diese Untersuchungen bildeten die Gr<strong>und</strong>lage,<br />

um 2005/2006 in einem konsultativen<br />

Prozess eine Regierungsvorlage zur Struktuierung<br />

des Traumasystems von Queensland<br />

(„Traumaplan for Queensland“) voranzutreiben<br />

(9). Das Dokument selbst wurde<br />

über einen Zeitraum von 6 Monaten unter<br />

großzügiger Einbeziehung von mehr als 300<br />

Vertretern relevanter medizinischer Fachgesellschaften,<br />

Universitäten <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbehörden<br />

erstellt. Neben der eigentlichen<br />

medizinischen Versorgungsstruktur<br />

wurden auch die Bereiche der Prävention,<br />

Daten- <strong>und</strong> Qualitätssicherung, Forschung<br />

<strong>und</strong> Lehre, sowie Finanzen beleuchtet <strong>und</strong><br />

kurz-, mittel- <strong>und</strong> langfristige Ziele definiert.<br />

Der „Trauma Plan“ wurde anschließend von<br />

den Ministerien für Ges<strong>und</strong>heit, „Emergency<br />

Services“ <strong>und</strong> Finanzen zur gemeinsamen<br />

Regierungsvorlage vorbereitet. Nachdem<br />

die Regierung von Queensland in einem Kabinettsbeschluss<br />

dem „Trauma Plan“ im Juni<br />

2007 zustimmte, wurden insgesamt $ 30<br />

Mio. für die ersten 4 Jahre zugebilligt, um<br />

mit der Umsetzung der vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen zu beginnen.<br />

Statewide Clinical Network for<br />

Trauma – Klinische Netzwerkbildung<br />

Als einer der ersten Schritte wurde ein<br />

„Statewide Clinical Network for Trauma“<br />

gegründet, um die weitere Implementierung<br />

des Traumasystems zu begleiten. Im<br />

Netzwerk finden sich Vertreter der präklinischen<br />

Rettungseinrichtungen, relevanter<br />

Fachgesellschaften, der Krankenhäuser (zur<br />

Zeit vornehmlich der 3+1 Traumazentren)<br />

<strong>und</strong> Rehaeinrichtungen. In enger Zusammenarbeit<br />

mit unfallchirurgischen Abteilungen<br />

(Trauma Services), aber auch mit<br />

Abteilungen für Daten- <strong>und</strong> Qualitätssicherung,<br />

Forschung <strong>und</strong> – äußerst wichtig –<br />

flächenweite Schulung wird der Aufbau<br />

des Traumasystems koordiniert. Hierbei<br />

empfiehlt das Klinische Netzwerk dem Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

die entsprechende<br />

Zuteilung der Ressourcen aus dem Gesamtbudget.<br />

Diese Arbeit wird durch ein eigenständiges<br />

Sekretariat des Netzwerkes (insgesamt<br />

4 Vollstellen) unterstützt.<br />

Zentrale Aufgaben des klinischen Netzwerkes<br />

sind im Gesamtprozess die Schnittstellenoptimierung<br />

der beteiligten Partner,<br />

die Fokussierung der Implementierungsschritte<br />

gegenüber den Regierungsvertretern<br />

<strong>und</strong> die unmittelbare Kommunikation<br />

mit anderen klinischen Netzwerken<br />

(z. B. Intensivmedizin, Chirurgisches Netzwerk).<br />

Um eine langfristige Unterstützung für das<br />

Traumasystem zu sichern, ist es verständlich,<br />

dass sich die Tätigkeit des Netzwerkes<br />

<strong>und</strong> die neu implementierten Strukturen<br />

messen lassen müssen. Dabei erweist es<br />

sich als sehr hilfreich, dass Queensland bereits<br />

über eine solides Datenbanksystem<br />

zur Erfassung von Unfallverletzten verfügt.<br />

Queensland Trauma Registery (QTR)<br />

Während die Dateneingabe des deutschen<br />

Trauma Registery bei den selbst nominierten<br />

Kliniken auf freiwilliger Basis geschieht,<br />

müssen alle öffentlichen Häuser<br />

in Queensland ab einer bestimmten Größe<br />

am Queensland Trauma Registery teilnehmen<br />

(insgesamt 15 Krankenhäuser). Hierbei<br />

werden Daten über alle stationären<br />

Aufnahmen (> 24 h) als Verletztungsfolge<br />

gewonnen. Die Sicherstellung der Finanzierung<br />

der Traumadatenbank wird von MAICS<br />

(Motor Accident Insurance Commission)<br />

<strong>und</strong> Queensland Health gewährleistet. Dies<br />

beinhaltet neben den Dokumentationsassistenten<br />

(Trauma Registery Nurses) in den<br />

einzelnen Krankenhäusern auch ein zentrales<br />

Büro zur Datenverwaltung <strong>und</strong> -verarbeitung.<br />

Zusammen mit dem Netzwerk wird zurzeit<br />

der gesammelte Datensatz überdacht,<br />

so dass zukünftig verbesserte Rückschlüsse<br />

über die Leistungsfähigkeit des gesamten<br />

Traumasystems möglich sein werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Auch wenn die Entwicklung eines Traumasystems<br />

aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Bevölkerungsdichte<br />

<strong>und</strong> der Geografie der einzelnen<br />

Staaten Australiens Besonderheiten<br />

unterliegt, sind die gr<strong>und</strong>sätzlichen Komponenten<br />

einer optimierten Versorgung<br />

von Unfallverletzten weitgehend identisch.<br />

Neben der Verbesserung der Leistungsfähigkeit<br />

der einzelnen Glieder der Rettungskette<br />

sind die Schnittstellen zwischen den<br />

Partnern des Systems maßgeblich für die<br />

Gesamtleistung. Bei der Schnittstellenoptimierung<br />

ist es eine Herausforderung, historisch<br />

gewachsene Strukturen zu erkennen,<br />

gemeinsam zu beleuchten <strong>und</strong> in eine<br />

optimierte Versorgung Unfallverletzter zu<br />

führen. Dieser Prozess, der auch kulturelle<br />

Besonderheiten berücksichtigen muss,<br />

bedarf manchmal kleiner schrittweiser<br />

Veränderungen, um Akzeptanz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

zu erreichen. Auch bei guter Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Kommunikation von allen<br />

Partnern sind für wesentliche Änderungen<br />

zumeist Zeiträume von 5–10 Jahren anzusetzen.<br />

In Queensland hat sich hierbei die klinische<br />

Netzwerkbildung als eine wesentliche Plattform<br />

erwiesen, die die Möglichkeit bietet,<br />

alle „Stakeholder“ an einen Tisch zu bringen<br />

<strong>und</strong> gemeinsame Ansichten geschlossen<br />

den Regierungsbehörden vorzutragen.<br />

82<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Literaturverzeichnis<br />

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American College of Surgeons. 2006. ISBN<br />

1-880696-30-4<br />

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Aus: 1301.0–Year Book Australia. Australian Bureau<br />

of Statistics; 2006. Available at: www.abs.gov.au<br />

Accessed 4th January 2007<br />

4. Population Size and Growth. Aus: 1301.0-Year<br />

Book Australia, Australian Bureau of Statistics; 2006.<br />

Available at: www.abs.gov.au. Accessed 4th January<br />

2007<br />

5. Health Care Delivery and Financing. Aus: 1301.0-<br />

Year Book Australia, Australian Bureau of Statistics;<br />

2006. Available at: www.abs.gov.au Accessed 4th January<br />

2007<br />

6. Delprado, AM. Graduate Certificate Bioethics.<br />

Trauma Systems in Australia. J Trauma Nursing,<br />

2007;14:93–7<br />

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Health and Welfare AIHW Cat No AUS 73:528pp. ISBN<br />

13 9781 740245654: Pub June 2006. www.aihw.gov.<br />

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Centre for Pre-hospital Research, Queensland<br />

Ambulance Service, Brisbane. 2006<br />

9. Fitzgerald G, Schuetz M, Pollard C, Tippett V,<br />

Geraghty T, Bellamy N, Aitken L, McClure R, Elcock<br />

M. The Trauma Plan for Queensland, RACS website,<br />

2006.<br />

Prof. Dr. Michael Schuetz<br />

Princess Alexandra Hospital<br />

Ipswich Road<br />

Wooloongabba, 4102 Qld<br />

Australia<br />

E-Mail: m.schuetz@qut.edu.au<br />

Klinische Versorgung von Traumapatienten<br />

im US-Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

H.-C. Pape<br />

Gr<strong>und</strong>sätze klinischer<br />

Organisationsstrukuren<br />

Eines der wesentlichen Merkmale der klinisch<br />

ärztlichen Ausbildung in den USA ist<br />

ein hohes Maß an Spezialisierung der ärztlichen<br />

Tätigkeit <strong>und</strong> eine reichliche Ausstattung<br />

mit nicht ärztlichem Hilfspersonal.<br />

Diese Spezialisierung dient dazu, dem<br />

jeweiligen Fachgebiet eine Fokussierung<br />

<strong>und</strong> bessere Effizienz zu ermöglichen. So<br />

wird beispielsweise bei W<strong>und</strong>infektionen<br />

die Antibiotikatherapie vielfach durch das<br />

„infectious diseases“ Team (spezialisierte<br />

Internisten), die Hypertonunsbehandlung<br />

durch den Kardiologen, <strong>und</strong> die postoperative<br />

Schmerztherapie vollständig durch<br />

den jeweiligen „pain service“ (Unterabteilung<br />

der Anästhesie) übernommen. Die<br />

Konsultierung der anderen Fachgebiete<br />

wird selbst in den Fällen vollzogen, wenn<br />

das das primär behandelnde (z. B. orthopädische/traumatologische)<br />

Team durchaus<br />

kompetent die entsprechenden Medikationen<br />

managen kann. Die Konsultierung<br />

der anderen Fachbereiche ist insbesondere<br />

dann für den orthopädischen Traumatologen<br />

sehr hilfreich, wenn nach Abschluss<br />

der stationären Behandlung entsprechende<br />

Nachfolgebehandlungen, Laborkontrollen,<br />

oder langzeitige Verschreibung von Medikamenten<br />

anfallen. Diese Verteilung auf<br />

die spezialisierten Fachgebiete bietet auch<br />

eine sinnvolle Absicherung hinsichtlich medico-legalen<br />

Problemen. So wird vielfach ein<br />

anderes Spezialgebiet konsultiert, um entsprechend<br />

zu dokumentieren, dass diverse<br />

Fragestellungen entsprechend erkannt <strong>und</strong><br />

bestmöglich adressiert worden sind, auch<br />

wenn auf den ersten Blick die Fragestellung<br />

überschaubar erscheint.<br />

Ärztliche Ausbildung des<br />

Orthopaedic Surgeon<br />

Der wesentliche Gr<strong>und</strong>satz der Ausbildung<br />

zum Orthopädischen Chirurgen ist die Erreichung<br />

einer raschen Eigenständigkeit der<br />

operativen Tätigkeit. Dies beinhaltet eine<br />

relativ kurze allgemeinchirurgische Ausbildungsphase<br />

(internship, 1. Jahr, Tab. 1),<br />

in der primär das Patientenmanagement<br />

erlernt wird, während der operative Aspekt<br />

der Ausbildung nicht im Fordergr<strong>und</strong> steht.<br />

Die orthopädisch-chirurgische Ausbildung<br />

(Residency) beinhaltet das stufenweise<br />

Heranführen an die operativen Aufgaben.<br />

Im Rahmen der orthopaedic resicency rotiert<br />

der Auszubildende durch die diversen<br />

orthopädischen Unterabteilungen (hand,<br />

shoulder, spine, foot and ankle, total joint<br />

reconstruction, tumor, trauma, pediatrics,<br />

sports). Die Spezialausbildung wird dann im<br />

Internship<br />

Residency<br />

Fellowship<br />

1. Jahr, in dem im Wesentlichen<br />

Stationsarbeit, Kennenlernen<br />

der W<strong>und</strong>versorgung <strong>und</strong> der<br />

prinzipiellen Therapiestrategien<br />

vermittelt werden<br />

2.–5. Jahr, stufenweises Erlernen<br />

der orthopädisch-chirurgischen<br />

Tätigkeit<br />

6. Jahr, Anlernen zur selbstständigen<br />

chirurgischen Versorgung<br />

des gewählten Spezialgebietes<br />

Tab. 1 Ausbildung zum Orthopädischen Chirurgen<br />

Rahmen des einjährigen „fellowships“ absolviert.<br />

Die Hierarchie innerhalb unter den<br />

der Assistentenzärzten erscheint strikter als<br />

im deutschen System, d.h. der jüngere Assistent<br />

ist verpflichtet, zunächst dem älteren<br />

Assistenten zu rapportieren, der dann die<br />

entsprechenden Informationen überprüft,<br />

<strong>und</strong> die entsprechendnen „teaching points“<br />

(Differenzialdiagnose, Interpretation der<br />

radiologischen Bildgebung, eventuell erforderliche<br />

weitere Tests) herausstreicht. Der<br />

„chief resident“ (5. Ausbildungsahr) „chief<br />

resident“ gilt zunächst als letzte Instanz,<br />

<strong>und</strong> von ihm wird erwartet, dass er alle<br />

relevanten Entscheidungen des Tagesgeschäfts<br />

selbständig treffen kann. Die theoretischen<br />

Hintergründe werden jährlich<br />

landesweit in den „Orthopaedic In-Training<br />

Exams“ (Multiple-Choice-Fragen) getestet<br />

sowie zum Abschluss der Ausbildung mit<br />

den „national boards“, einem anspruchsvollen<br />

schriftlichen (Multiple-Choice-Fragen)<br />

Examen. Zwei Jahre nach Abschluss<br />

der Ausbildung erfolgt die Rezertifizierung<br />

in einem mündlichen Examen. Bereits im 4.<br />

Jahr der orthopädisch-chriurgischen Ausbildung<br />

muss sich der Assistent entscheiden,<br />

welche Spezialdisziplin er für das Fellowship<br />

wählen möchte. Für das Fellowship<br />

wird im Allgemeinen die Klinik gewechselt<br />

<strong>und</strong> die Qualität der jeweiligen Fellowship-<br />

Programme sind zumeist gut bekannt. Die<br />

Auswahl erfolgt durch direkte Bewerbung<br />

<strong>und</strong> persönliche Interviewverfahren. Im<br />

Rahmen der Jahrestagung der Orthopaedic<br />

Trauma Association werden z. B Gespräche<br />

zwischen Kliniken <strong>und</strong> Interessenten von<br />

Trauma-Fellowships durchgeführt.<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 83


Aktuelles<br />

Von weiterer Bedeutung ist auch, dass es<br />

medizinische Hilfsberufe – die sogenannten<br />

„physician assistants“ – gibt, die nach<br />

einer College Ausbildung <strong>und</strong> einer 2 jährigen<br />

klinischen Ausbildung weitegehne<br />

klinische Funktoinen wahrnehmen können<br />

(z. B. Assistenz inkl. W<strong>und</strong>eröffnung <strong>und</strong><br />

Darstellung des Situs im Operationssaal,<br />

sowie W<strong>und</strong>verschluss, eigenständige Visiten,<br />

W<strong>und</strong>kontrollen <strong>und</strong> Entlassungen von<br />

Patienten). Diese sind insbesondere in nicht<br />

akademischen Häusern von großer Bedeutung,<br />

da sie ähnliche Aufgaben wie Assistenzärzte<br />

erfüllen können.<br />

Klinische Organisation der Patientenversorgung<br />

– Monotrauma<br />

In der Notaufnahme eines Traumazentrums<br />

wird die Alarmierung <strong>und</strong> somit der Beginn<br />

der Erstversorgung durch die Anmeldung<br />

des klinischen Status über Funk mitgeteilt.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich können der Notaufnahmearzt<br />

(„Emergency physician“ – eigenständiger<br />

Facharzt) oder das Trauma Team (auf<br />

Traumatologie spezialisierter Allgemeinchirurg)<br />

einen Patienten in der Erstversorgung<br />

behandeln. Kommt ein Patient mit geringen<br />

Verletzungen (SHT I, Sprunggelenkfraktur)<br />

in die Notaufnahme, so wird er zunächst<br />

vom emergency physician gesehen, <strong>und</strong> der<br />

orthopaedic surgeon wird gegebenenfalls<br />

konsultiert, wenn wesentliche muskuloskeletale<br />

Verletzungen diagnostiziert werden.<br />

Bei schwerwiegenden Verletzungen werden<br />

die Patienten je nach Verletzungsschwere<br />

als level I trauma oder level II trauma in die<br />

Klinik eingeliefert <strong>und</strong> die verschiedenen<br />

Abteilungen (emergency physician, trauma<br />

team, anaesthesia, orthopaedic surgeon)<br />

werden alarmiert ( Tab. 2).<br />

Klinische Organisation der<br />

Notfallversorgung bei Polytrauma<br />

Bei Diagnose eines Polytraumas wird der<br />

Patient primär durch das Trauma Team <strong>und</strong><br />

die Abteilung für Anästhesie behandelt –<br />

Emergency<br />

Physician<br />

Trauma Surgeon<br />

Orthopaedic<br />

Trauma Surgeon<br />

Anesthesiologist<br />

die vollständige initiale Diagnostik erfolgt<br />

durch das Trauma Team, der orthopaedic<br />

surgeon wird ebenso alarmiert <strong>und</strong> fungiert<br />

als Konsiliarius. Nach erfolgter Diagnostik<br />

wird die Therapiefestlegung in Absprache<br />

aller Spezialabteilungen vollzogen, wobei<br />

der General Surgeon als Trauma leader fungiert.<br />

Die Entscheidungssuche bei Patienten<br />

mit Beckenringfrakturen (Beckenzwinge/fixateur,<br />

chirurgisches Packing, Anlage eines<br />

„pelvic binder“, oder angiografische Blutstillung)<br />

ist eine gemeinsame Entscheidung<br />

von Trauma surgeon, Interventional Radiologist<br />

<strong>und</strong> Orthopaedic surgeon.<br />

Klinische Versorgung der postoperativen<br />

Behandlung, Rehabilitation<br />

Auch im Rahmen der perioperativen Versorgung<br />

ist von Bedeutung, dass eine große<br />

Zahl an nicht ärztlichem Personal zur Verfügung<br />

steht, um den klinischen Aufenthalt so<br />

kurz wie möglich zu gestalten. Dies wird auf<br />

den Normalstationen durch mehrere Sozialarbeiter<br />

pro Station erledigt, die sich 1–2-<br />

mal täglich mit den behandelnden Schwestern<br />

treffen, um die Entlassungsdisposition<br />

der Patienten organisieren. Ist der familiäre<br />

Hintergr<strong>und</strong> entsprechend, so kann großzügig<br />

eine Entlassung nach Hause erfolgen.<br />

In Einzelfällen kann die Überprüfung von<br />

W<strong>und</strong>en dort auch durch sog. „home care<br />

nurses“ erfolgen, die täglich (ähnlich eines<br />

ambulanten Pflegedienstes) den Patienten<br />

visitieren, die Verbände wechseln, Redondrainagen<br />

entfernen <strong>und</strong> sich bei Problemen<br />

mit dem Sekretariat des behandelnden<br />

Orthopädischen Chirurgen in Verbindung<br />

setzen. Die Sozialarbeiter stehen ebenso<br />

in engem Kontakt zu den Versicherungen.<br />

Dies beginnt bereits in der Notaufnahme,<br />

wo ein „social worker“ die Diagnose aufnimmt,<br />

innerhalb der ersten St<strong>und</strong>en an die<br />

Versicherung übermittelt. Diese reagiert im<br />

wesentlichen bis zum darauffolgenden Tag<br />

<strong>und</strong> kann die Dauer des Krankenhausaufenthaltes<br />

dahingehend bestimmen, dass<br />

sie die Kostenübernahme festlegt <strong>und</strong> auf<br />

eine bestimte Anzahl von Tagen limitiert –<br />

bei Überschreiten muss der Patient privat<br />

Ausbildung: 3 Jahre stationär in der Notaufnahme, führt die Erstversorgung<br />

von Notfällen durch. Behandelt <strong>und</strong> entlässt Patienten aus der Notaufnahme<br />

eigenständig oder konsultiert die entsprechenden klinischen Disziplinen,<br />

wenn erforderlich.<br />

Ausbildung: 6 Jahre (5 Jahre Residency, 1 Jahr Fellowship), Trauma team leader,<br />

versorgt Laparotomien <strong>und</strong> Notfallthorakotomien, dies beinhaltet meist jedoch<br />

nicht Lungenresektionen (Thoraxchirurg) oder Gefäßeingriffe (vascular surgeon)<br />

Ausbildung: 6 Jahre (5 Jahre Residency, 1 Jahr Fellowship) Fungiert als<br />

Konsiliarius, versorgt in Absprache mit General Surgeon operationspflichtige<br />

Frakturen<br />

Ausbildung 4 Jahre. Verantwortlichkeit vergleichbar mit deutschem System<br />

Tab. 2 Klinische Organisation der Patientenversorgung<br />

bezahlen. Dies führt zu sehr kurzen Liegezeiten<br />

<strong>und</strong> der Notwendigkeit einer guten<br />

poststationären Kommunikation zwischen<br />

dem Patienten, oder der „home care nurse“,<br />

<strong>und</strong> dem Sekretariat des orthopädischen<br />

Chirurgen. Diese Kommunikation wird oft<br />

durch den „physician assistant“ übernommen,<br />

der den Patienten bei Vorhandensein<br />

verdächtiger Bef<strong>und</strong>e in die Notaufnahme<br />

einbestellt.<br />

Im Allgemeinen ist der Einfluss der Krankenversicherungen<br />

deutlich stärker als in<br />

Deutschland. Der erheblich stärkere Kostendruck<br />

ist wahrscheinlich auch dafür verantwortlich,<br />

dass die Patienten extrem darauf<br />

fixiert sind, möglichst rasch entlassen zu<br />

werden <strong>und</strong>, vor allem, wieder arbeitsfähig<br />

zu werden. Ausnahmen bilden die Arbeitsunfälle,<br />

bei denen die betrieblichen Versicherungen<br />

eine ähnlich umfassende Abdeckung<br />

vorhalten, wie die Berufsgenossenschaften<br />

in Deutschland. Dies beinhaltet<br />

auch eine unmittelbare Kontrolle der Nachbehandlung,<br />

zu der die Sozialarbeiter regelmäßig<br />

in die Poliklinik kommen, um direkt<br />

mit dem behandenden Arzt die weiteren<br />

Maßnahmen abzustimmen. Etwa 30 % der<br />

Patienten haben keinerlei Krankenversicherung<br />

<strong>und</strong> Teilkosten werden dann von staatlichen<br />

Versicherungssystemen abgedeckt<br />

(Medicare, Medicaid).<br />

Bedeutung des DRG-Systems <strong>und</strong><br />

Versicherungssystems für den<br />

Krankenhaustrager<br />

Trotz der vollständigen Umsetzung des DRG-<br />

Systems ist die Behandlung von Verletzten<br />

im US-System auf jeden Fall mit einer Plusbilanz<br />

für den Krankenhausträger verb<strong>und</strong>en.<br />

Dies ist einerseits darauf zurückzuführen,<br />

dass Kosten durch die Versicherungen direkt<br />

auf den Patienten übertragen werden –<br />

auch haben Versicherungen das Recht, bei<br />

auffallend hohen Kosten von sich aus den<br />

Vertrag zu beenden. Hinsichtlich der oben<br />

genannten ca. 30 % nicht versicherten Patienten<br />

existieren für die level I Trauma Zentren<br />

spezielle Verträge mit dem Land, die<br />

einen erheblichen Zuschuss für die Klinik<br />

bedeuten <strong>und</strong> somit kann auch dasjenige<br />

level I Zentrum, welches zu 70 % Schussverletzungen<br />

versorgt (z. B. Philadelphia)<br />

trotzdem für den Krankenhausträger eine<br />

gewinnträchtige Einrichtung sein.<br />

Prof. Dr. H.-C. Pape<br />

Division of Trauma<br />

University of Pittsburgh Med. Ct.<br />

3471 Fifth Avenue<br />

Kaufmann Building, Suite 1011<br />

15213 Pittsburgh, USA<br />

E-Mail: papehc@upmc.edu<br />

84<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Das Traumanetzwerk der Niederlande<br />

K. W. Wendt<br />

In den letzten 10 Jahren wurde die unfallmedizinische<br />

Versorgung in den Niederlanden<br />

neu strukturiert. Die demografischen<br />

Daten der Niederlande kann man mit dem<br />

B<strong>und</strong>esland Nordrhein-Westfalen vergleichen.<br />

In dem dichtbevölkerten Land leben<br />

16,4 Mio. Einwohner auf 294 Quadratkilometern.<br />

Der Großraum Amsterdam/Rotterdam<br />

ist das größte Ballungsgebiet <strong>und</strong><br />

wirtschaftliche Zentrum des Landes. Die<br />

letzten 20 Jahre waren durch eine ständig<br />

steigende Wirtschaftskraft gekennzeichnet.<br />

Es gibt landesweit 8 Universitätskliniken<br />

unter insgesamt 100 Krankenhäusern.<br />

In den 90er-Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

realisierten sowohl die Ärzteschaft als<br />

auch die Politik, dass es für eine effiziente<br />

Behandlung von Unfallopfern nötig ist, ein<br />

integriertes Versorgungssystem aufzubauen.<br />

Bis dahin war es üblich, Patienten in das<br />

nächstgelegene Krankenhaus zu transportieren.<br />

Es gab wenig Absprachen zwischen<br />

den präklinischen <strong>und</strong> klinischen Partnern<br />

in der Versorgungskette.<br />

Deshalb hat das Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

die Niederlande 1999 in 10 Traumaregionen<br />

unterteilt. In jeder Region wurde ein<br />

Krankenhaus der Maximalversorgung als<br />

Traumazentrum ausgewiesen. Die Aufgabe<br />

des Traumazentrums ist die Koordination<br />

der Unfallversorgung in der Region. Das bedeutet<br />

nicht, dass das Zentrum die gesamte<br />

Versorgung auf sich nimmt, sondern dass<br />

der Patient direkt nach der präklinischen<br />

Versorgung in eine Klinik transportiert wird,<br />

die ihn adäquat versorgen kann.<br />

Die Aufgaben des Traumazentrums sind:<br />

■ Organisation der Versorgung schwerverletzter<br />

Patienten in den Häusern der Maximalversorgung<br />

■ Leveleinteilung der Kliniken der Traumaregion<br />

■ Referenz- <strong>und</strong> Expertisezentrum für die<br />

Region<br />

■ Traumaregister aller stationär aufgenommener<br />

Unfallopfer<br />

■ Einrichtung eines Mobilen Medizinischen<br />

Teams (MMT)<br />

Organisation der Versorgung schwerverletzter<br />

Patienten<br />

Jede Region hat minimal ein Krankenhaus<br />

der Maximalversorgung. In diesem Klinikum<br />

muss die Versorgung der schwerverletzten<br />

Patienten koordiniert werden. Mit<br />

allen Behandlungspartnern (Anästhesie,<br />

Neurochirurgie etc.) müssen verbindliche<br />

Vereinbarungen getroffen werden. Diese<br />

betreffen die gesamte Versorgung – vom<br />

Schockraum bis zur Entlassung.<br />

Leveleinteilung der Kliniken der<br />

Traumaregion<br />

Anhand von vorher festgelegten Kriterien<br />

wurden alle Krankenhäuser in 3 Level eingeteilt:<br />

Level 1 R<strong>und</strong> um die Uhr ist die Versorgung<br />

schwerstverletzter Patienten inklusive der<br />

Neurochirurgie möglich.<br />

Level 2 R<strong>und</strong> um die Uhr ist die Versorgung<br />

vital bedrohter Patienten möglich. Nicht alle<br />

medizinischen Fachrichtungen zum Beispiel<br />

die Neurochirurgie sind vorhanden.<br />

Level 3 Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung nicht<br />

vital bedrohter Patienten zum Beispiel mit<br />

einer Unterschenkelfraktur ist möglich.<br />

So können Patienten direkt nach der präklinischen<br />

Versorgung in die richtige Klinik<br />

transportiert werden. Hierüber wurden Vereinbarungen<br />

mit den Partnern der präklinischen<br />

Versorgung getroffen.<br />

Referenz- <strong>und</strong> Expertisezentrum<br />

für die Region<br />

Das Traumazentrum inventarisiert die in<br />

der Region vorhandene Expertise, sodass jeweils<br />

klar definiert ist, wohin Patienten mit<br />

bestimmten Verletzungen (z. B. der Wirbelsäule<br />

oder des Kalkaneus) überweisen werden.<br />

Dies sind nicht immer die Häuser der<br />

Maximalversorgung.<br />

Traumaregister aller stationär aufgenommenen<br />

Unfallopfer<br />

Alle Traumazentren wurden durch das Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

verpflichtet, ein Traumaregister<br />

für alle in der Region stationär<br />

aufgenommenen Patienten einzurichten.<br />

Das Format des Registers ist MTOS+. Hierbei<br />

werden die Daten der „Major Trauma Outcome<br />

Study“ <strong>und</strong> zusätzliche präklinische<br />

Daten registriert. Das Register wird für alle<br />

Rotterdam<br />

Leiden<br />

Maastricht<br />

Amsterdam<br />

Tilburg<br />

Utrecht<br />

Nijmegen<br />

Abb. 1 Die Traumazentren der Niederlande<br />

(Bild: www.traumacentrum.nl)<br />

Groningen<br />

Regionen eingerichtet <strong>und</strong> die Daten werden<br />

landesweit zu einem großen Register<br />

zusammengefasst.<br />

Einrichtung eines Mobilen<br />

Medizinischen Teams (MMT)<br />

Die Niederlande haben – anders als<br />

Deutschland – die Luftrettung für Unfallpatienten<br />

erst 1995 eingeführt. Davor wurden<br />

in der präklinischen Versorgung speziell<br />

ausgebildete Rettungssanitäter eingesetzt.<br />

Jedes Traumazentrum hat nach 1999 ein<br />

sogenanntes „Mobiles Medizinisches Team<br />

(MMT)“ eingerichtet. Das Team besteht<br />

aus einem Arzt (Anästhesist oder Chirurg),<br />

einem Rettungssanitäter <strong>und</strong> einem Fahrer.<br />

4 Zentren (Amsterdam, Groningen, Nimwegen<br />

<strong>und</strong> Rotterdam) steht einen Helikopter<br />

zur Verfügung.<br />

Bei der Einführung des Traumanetzwerkes<br />

hat es in den letzten 8 Jahren die erwarteten<br />

Probleme gegeben. Wie schon erwähnt,<br />

wurde in jeder Region eine Klinik der Maximalversorgung<br />

als Traumazentrum ausgewiesen<br />

( Abb. 1). Alle Kliniken können 24<br />

St<strong>und</strong>en täglich die Behandlung Schwerverletzter<br />

gewährleisten. Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

sind eine adäquate Notaufnahme<br />

<strong>und</strong> Intensivstation. Weiterhin muss ein<br />

Neurochirurg innerhalb von 15 Minuten<br />

anwesend sein. Für die genannten Aufgaben<br />

wurden von der Regierung jährlich 4,5<br />

Mio. € zur Verfügung gestellt. Die Summe<br />

wurde gleichmäßig über die 10 Zentren verteilt.<br />

Um die Ziele zu realisieren, wurden in<br />

den Regionen unterschiedliche Lösungen<br />

gesucht. Alle Zentren haben einen eige-<br />

Zwolle<br />

Enschede<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 85


Aktuelles<br />

nen Manager, der die Aktivitäten koordiniert.<br />

In den meisten Zentren ist der Leiter<br />

der Unfallchirurgie ebenfalls der Leiter des<br />

Traumazentrums.<br />

Da nicht alle unterschiedlichen Organisationsmöglichkeiten<br />

besprochen werden<br />

können, beschreibe ich im Folgenden die Organisation<br />

des Traumazentrums „Nord Niederlande“<br />

in Groningen: Wir sind eine Universitätsklinik<br />

in Groningen im Nordosten<br />

der Niederlande (Universitair Medisch Centrum<br />

Groningen). Wir behandelten im Jahre<br />

2006 249 Schwerstverletzte (ISS>15). Seit<br />

4 Jahren haben wir uns dem Traumaregister<br />

der DGU angeschlossen. Das Traumazentrum<br />

leitet ein Managementteam. Dieses<br />

besteht aus einem Manager, einem Unfallchirurgen<br />

der Universitätsklinik Groningen,<br />

einem Anästhesist (Leiter des MMT) <strong>und</strong><br />

einem Unfallchirurgen aus einer anderen<br />

Klinik der Region. Als erstes wurde das MMT<br />

aufgebaut. Das MMT bestehend aus einem<br />

Arzt, einem Rettungssanitäter <strong>und</strong> einem<br />

Piloten ist von 7.00 bis 19.00 Uhr einsetzbar.<br />

Von 19.00 bis 7.00 Uhr ist es gr<strong>und</strong>geb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> besteht aus einem Arzt, einem Rettungssanitäter<br />

<strong>und</strong> einem Fahrer. Es wurden<br />

Kriterien aufgestellt, aufgr<strong>und</strong> dessen das<br />

MMT angefordert wird.<br />

Die Leveleinteilung der Krankenhäuser<br />

wurde den beteiligten Kliniken selbst überlassen,<br />

da es feststehende Kriterien zur Einteilung<br />

gibt. Nach einer gewissen Zeit wird<br />

die Leveleinteilung durch Visitationen überprüft.<br />

Dies wird in Groningen jetzt in Angriff<br />

genommen. Es war uns wichtig, diese Aufgabe<br />

dem Mitglied des Managementteams,<br />

das aus einer anderen Klinik der Region<br />

kommt, zu übertragen. Hierdurch wird der<br />

Eindruck einer Kontrolle durch „den großen<br />

Bruder“ vermieden. Alle Kliniken der Region<br />

müssen das Gefühl haben, dass die Einteilung<br />

nicht einer Einbahnstraße ähnelt,<br />

sondern allen zugute kommt. Die Leveleinteilung<br />

wurde mit den Rettungsdiensten<br />

besprochen <strong>und</strong> funktioniert im Großen<br />

<strong>und</strong> Ganzen gut. Unnötige Überweisungen<br />

werden hierdurch vermieden.<br />

Wir haben in unserem Haus der Maximalversorgung<br />

eine Traumakommission<br />

eingerichtet, in der alle an der unfallmedizinischen<br />

Versorgung beteiligten Fachrichtungen<br />

vertreten sind. Die Unfallchirurgie,<br />

Anästhesiologie, Radiologie, Neurologie,<br />

Intensivmedizin <strong>und</strong> die Notaufnahme bilden<br />

den Kern. Die Kernkommission wird alle<br />

2 Monate, die Traumakommission 2-mal pro<br />

Jahr einberufen. Weiterhin haben wir mit allen<br />

Abteilungen Gespräche geführt <strong>und</strong> verbindliche<br />

Absprachen über Aufgaben <strong>und</strong><br />

Pflichten der beteiligten Fachrichtungen<br />

vereinbart. Inzwischen wird unter der koordinierenden<br />

Rolle des Unfallchirurgen die<br />

Behandlung von Schwerverletzten als eine<br />

gemeinsame Aufgabe gesehen. Hiermit<br />

haben wir noch nicht alle Probleme gelöst,<br />

aber einen wichtigen Schritt in die richtige<br />

Richtung gemacht.<br />

Um die Einrichtung eines Referenz- <strong>und</strong><br />

Expertisezentrums zu realisieren, ist das<br />

Gespräch mit den Kollegen der Region eine<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung. Wir organisieren regelmäßig<br />

Treffen, bei denen die Behandlung<br />

der zu uns überwiesenen Patienten<br />

mit den Kollegen besprochen wird. Weiterhin<br />

werden neue Probleme <strong>und</strong> Therapien<br />

diskutiert. Unter einem Expertisezentrum<br />

verstehen wir nicht eine Einbahnstraße in<br />

die Richtung des Hauses der Maximalversorgung.<br />

Wir wollen dafür sorgen, dass das<br />

unfallchirurgische Fachwissen <strong>und</strong> die Erfahrung<br />

der Region allen Kollegen zugute<br />

kommen. Zum Beispiel kann ein schwieriger<br />

Trümmerbruch des Kalkaneus aus einem<br />

Haus der Maximalversorgung zu einem<br />

Kollegen in einer Level-3-Klinik überwiesen<br />

werden.<br />

Neben den Treffen mit Kollegen besprechen<br />

wir auch regelmäßig interessante Fälle mit<br />

den Rettungsdiensten. Dies ist in Zeiten<br />

der Privatisierung des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />

leichter gesagt als getan.<br />

Die schwierigste Aufgabe war <strong>und</strong> ist ein<br />

Traumaregister für die gesamte Region aufzubauen.<br />

Die Dokumentationsinfrastruktur<br />

ist in den Kliniken sehr unterschiedlich.<br />

Weiterhin haben wir festgestellt, dass der<br />

mit der Versorgung eines Patienten beschäftigte<br />

Kollege eingewiesene Patienten<br />

nicht oder nur schlecht registriert. Darum<br />

haben wir auf die Infrastruktur des schon<br />

länger bestehenden Krebsnetzwerkes der<br />

Niederlande (Integraal Kankercentrum) zurück<br />

gegriffen. Nach einer Pilotstudie haben<br />

wir mit dieser <strong>Gesellschaft</strong> einen Vertrag<br />

geschlossen. Hauptamtlich angestellte<br />

Mitarbeiter besuchen alle Kliniken der Region<br />

<strong>und</strong> registrieren alle stationär aufgenommenen<br />

Patienten. Die Daten werden in<br />

unserem regionalen Dokumentationszentrum<br />

gesammelt <strong>und</strong> an ein landesweites<br />

Dokumentationszentrum weitergeleitet. Es<br />

bestehen zurzeit noch große Unterschiede<br />

zwischen den Regionen. Ein vollständiges<br />

Register ist noch nicht realisiert.<br />

Alle Traumazentren haben sich zu einer<br />

<strong>Gesellschaft</strong> zusammengeschlossen. In<br />

regelmäßigen Abständen treffen sich die<br />

Vertreter der Klinikleitungen <strong>und</strong> der Mediziner.<br />

Mit einer Ausnahme (ein Orthopäde)<br />

werden alle Zentren durch einen Unfallchirurgen<br />

vertreten. Weiterhin haben inzwischen<br />

alle Regionen ein in regelmäßigen<br />

Abständen erscheinendes Mitteilungsblatt.<br />

Die Modalitäten der Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Traumazentrum <strong>und</strong> den Kliniken<br />

der Region wurden schriftlich festgelegt.<br />

Fazit Die Traumazentren der Niederlande<br />

sind seit einigen Jahren intensiv damit beschäftigt,<br />

ein flächendeckendes Traumanetzwerk<br />

aufzubauen. Vieles ist inzwischen<br />

erreicht, aber wir sind noch lange nicht am<br />

Ziel. Meiner Meinung nach ist es enorm<br />

wichtig, das Vertrauen der Klinikleitungen<br />

<strong>und</strong> der Kollegen zu gewinnen, um zu erreichen,<br />

dass sich alle als Teil des Netzwerkes<br />

verstehen <strong>und</strong> sich für dieses engagieren.<br />

Dr. K. W. Wendt<br />

Koordinator Traumazentrum Nord Niederlande<br />

Universitair Medisch Centrum Groningen<br />

Chirurgische Abteilung<br />

Traumatologie<br />

Postbus 30001<br />

9700 RB Groningen<br />

Niederlande<br />

86<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Bilder <strong>und</strong> Tagebuchnotizen des<br />

Humedica-Erdbebeneinsatzes in Pisco<br />

B. Domres<br />

Vorbemerkung der Redaktion<br />

Von unserem Mitglied Prof. Dr. med.<br />

Dr. h.c. Bernd Domres, Tübingen,<br />

erhielten wir einen Bericht über seine<br />

Eindrücke aus seinem humanitären<br />

Einsatz in einem peruanischen<br />

Erdbebengebiet für die Organisation<br />

Humedica.<br />

Im Folgenden bringen wir einige<br />

Ausschnitte aus dem Bericht sowie<br />

einige Fotos.<br />

Die Stadt Pisco<br />

Sie hatte etwa 280.000 Einwohner <strong>und</strong> liegt<br />

r<strong>und</strong> 280 km südlich von der peruanischen<br />

Hauptstadt Lima entfernt. Die wichtigsten<br />

Wirtschaftszweige sind die fischverarbeitende<br />

Industrie, Erdöl, Erdgas, Hafen, Weinanbau<br />

<strong>und</strong> Brennen des Pisco, eines hochprozentigen<br />

Getränkes (es heißt „Pisco 7.9“<br />

seit dem Beben). Draußen im Pazifik, 15 km<br />

von der Küste, liegen mehrere Inseln, auf<br />

denen der Naturdünger Guano abgebaut<br />

wird.<br />

Pisco ist erreichbar über einen Hafen,<br />

den Airport <strong>und</strong> die Pan Americana. Diese<br />

verläuft von Lima nach Süden am Meer entlang.<br />

Das Erdbeben <strong>und</strong> seine Folgen<br />

Das Erdbeben ereignete sich am 15. August<br />

2007 um 18.30 Uhr <strong>und</strong> hatte die Stärke 7,9<br />

auf der Richter-Scala. Es dauerte etwa dreieinhalb<br />

Minuten. Auf das Beben folgte nach<br />

einer halben St<strong>und</strong>e ein kleinere Flutwelle<br />

in Höhe von 1,30 Metern, die die Pazifikküste<br />

bei Pisco-St. Andres traf. Sie richtete<br />

aber gegenüber dem Erdbeben nur leichtere<br />

Schäden an.<br />

Das Beben forderte 560 Tote <strong>und</strong> 1300<br />

Verletzte. Allein in der Kathedrale San Clemente<br />

starben 142 Menschen von etwa 300<br />

( Abb. 1).<br />

Etwa 70 % der Häuser in Pisco sind zerstört<br />

( Abb. 2). Sie sind überwiegend zweistöckig,<br />

bestehen aus Backsteinen <strong>und</strong> teils<br />

aus Steinen der Wüste <strong>und</strong> Küste, aus Holz<br />

<strong>und</strong> Bambus. Von 145 Klassenzimmern in<br />

Schulen sind noch 41 erhalten. 28 Kirchen<br />

zerstört. In der 80 km entfernten Ortschaft<br />

Chincha wurde das Gefängnisgebäude so<br />

beschädigt, dass r<strong>und</strong> 400 Häftlinge entkamen.<br />

Die Schilderungen verschiedener Augenzeugen<br />

machen die Auswirkungen des Bebens<br />

deutlich.<br />

„Während des Bebens waren in der Kathedrale<br />

von Pisco ca. 300 Menschen versammelt.<br />

Das Beben dauerte 3,5 Minuten. Die<br />

schwersten Erschütterungen waren mit<br />

lautem Krachen in der ersten Minute. Die<br />

Wände schwankten wie eine Schlangenbewegung,<br />

danach stürzte die Decke ein <strong>und</strong><br />

begrub uns. Menschen schrien, andere gaben<br />

Klopfzeichen. Leider starben dort 141<br />

Kirchgängern“.<br />

„Ich hatte noch mit meinem Mann telefoniert,<br />

dass er mich beim Notar der Stadt abholt.<br />

Als die Erde bebte, kroch ich unter den<br />

Tisch, ohne nachzudenken. Aber der Notar<br />

war ein alter Mann, blieb in seinem Sessel<br />

sitzen. Als wir verschüttet <strong>und</strong> eingeklemmt<br />

waren, hörte ich noch den Notar etwa 1 Minute<br />

schreien, dann war er still <strong>und</strong> tot. Ich<br />

gab Klopfzeichen, endlich nach 30 Minuten<br />

befreite mich mein Mann aus den Trümmern.“<br />

„Als die Wände des Hauses schwankten,<br />

warf ich meine beiden 3- <strong>und</strong> 5-Jahre alten<br />

Kinder aus dem Fenster. Meine Mutter <strong>und</strong><br />

mein Vater wurden in zusammengestürzten<br />

Haus mit mir verschüttet.“<br />

„Ich bin der leitende Chirurg (Dr. A. R. Barta<br />

Rojas) des Städtischen Krankenhauses Pisco<br />

<strong>und</strong> operierte gerade, als das schreckliche<br />

Beben losging, einen Verletzten mit einer<br />

Messerstichverletzung des Bauches. Der OP<br />

wurde total zerstört, meinen Patienten habe<br />

ich nicht mehr lebend gesehen. Er starb wie<br />

viele Patienten im völlig zerstörten Krankenhaus<br />

von Pisco. Nur die noch nicht in Betrieb<br />

genommenen neu erbauten Gebäude<br />

hielten stand. Dort fingen wir an zu arbeiten.<br />

Strom <strong>und</strong> Wasser fehlen. Auch fehlt<br />

Personal, vor allem ein Traumatologe.“<br />

Aktuelles<br />

Abb. 1 Abb. 2<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 87


Anfangs gab es kein Wasser, die Elektrizität<br />

war ausgefallen, Straßen <strong>und</strong> Brücken unwegsam,<br />

Krankenhäuser, Schulen, Ämter,<br />

Geschäfte, Kirchen etc. zerstört <strong>und</strong> geschlossen,<br />

auch alle Geschäfte.<br />

In den ersten 6 Tagen gab es täglich 3–4<br />

Nachbeben. Dadurch stürzten baufällige<br />

Häuser <strong>und</strong> Mauern um, vor allem ging jeweils<br />

ein Aufschrei durch die psychologisch<br />

traumatisierte Bevölkerung. Jeder suchte<br />

sofort die sicherste Position seiner Umgebung<br />

auf (unterm Tisch, im Türrahmen <strong>und</strong><br />

möglichst Flucht aus den Häusern ins Freie).<br />

In den Straßen vor ihren Häusern wohnen<br />

die bis zu 100.000 Obdachlosen in kleinen<br />

Zelten <strong>und</strong> aus Trümmern notdürftig errichteten<br />

Behausungen. Feuerstellen bringen<br />

abends (10°) Licht <strong>und</strong> Wärme, <strong>und</strong> es wird<br />

an den Feuerstellen Nahrung zubereitet.<br />

Die Bedingungen der<br />

Krankenversorgung<br />

Aktuelles<br />

Das Beben hat die Straße teils mit tiefen<br />

Rissen aufgebrochen, 50 km vor Pisco ist die<br />

zweispurige Straße, wo sie in einer Kurve<br />

über eine Anhöhe verläuft, halb weggebrochen.<br />

Beidseits stauten sich beladene LKW<br />

<strong>und</strong> PKW in 7 km Länge. Nur eine Spur war<br />

jeweils befahrbar. Krankenwagen mit Verletzten<br />

in Richtung Lima hatten jeweils Vorfahrt.<br />

Die Brücke über den Pisco ist Einsturz<br />

gefährdet <strong>und</strong> seit dem 21. August gesperrt.<br />

Der Verkehr wird über eine Sandpiste umgeleitet.<br />

Für die Strecke von Lima nach Pisco,<br />

sonst in 3 St<strong>und</strong>en zu fahren, brauchte unser<br />

TEAM Humedica/Associacion Christiana<br />

De Jovenes Del Peru (CVJM) am 19. August<br />

8,5 St<strong>und</strong>en. Bereits in Lima versperrte ein<br />

defekter, überladener LKW eine zentrale<br />

Kreuzung, wo wir eine halbe St<strong>und</strong>e im<br />

Stau warteten. Er war beladen mit Hilfsgütern,<br />

die an den R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> Fernsehstationen<br />

<strong>und</strong> auf den Vorplätzen mehrerer Supermärkte<br />

gesammelt worden waren. Die<br />

Bevölkerung Limas war sehr freigiebig.<br />

Die Bergung verlangte nicht so sehr<br />

großes Räumgerät wie Hebekräne <strong>und</strong><br />

wurde daher vorwiegend von Bürgern <strong>und</strong><br />

örtlichen Einsatzkräften in der ersten Phase<br />

geleistet. Da es um 18.30 Uhr bereits dunkel<br />

wurde <strong>und</strong> Strom fiel aus. So war das<br />

Assessment des ganzen Ausmaßes anfangs<br />

sehr erschwert. Suchh<strong>und</strong>e habe ich vor Ort<br />

nicht gesehen. Ein aus Deutschland eingeflogenes<br />

Search-and-Rescue-Team kehrte<br />

nach zwei Tagen zurück.<br />

Die Mehrzahl der Verletzten wurde über<br />

eine Luftbrücke mit Militärmaschinen nach<br />

Lima geflogen. Über die Straße transportierte<br />

man nach Chincha (80 km), Canete<br />

(150 km) <strong>und</strong> vor allem nach Lima. Im Hafen<br />

Abb. 3<br />

ankerte ein Lazarettschiff. Aus Cuba wurde<br />

ein Lazarett für 200 Verletzte eingeflogen.<br />

Das Lima Hospital Nacional Rebagliatti<br />

des Ministerio de Salud, das größte <strong>und</strong><br />

beste Perus, hat die Hauptlast der Verletztenversorgung<br />

getragen. Ich besuchte es<br />

bei einer Transportbegleitung eines lebensbedrohlich<br />

Erkrankten <strong>und</strong> kann folgendes<br />

über die beispielhafte Organisation berichten.<br />

Das Hospital ist ringsum durch einen<br />

unüberwindbaren Zaun gegenüber einem<br />

möglicherweise Überrennen <strong>und</strong> Stürmung<br />

des Krankenhauses durch Hilfe Suchende<br />

geschützt. Das Eisentor, das jeweils für den<br />

Krankenantransport von 2 Wachmännern<br />

geöffnet wird, ist der einzige Zugang <strong>und</strong><br />

Auslass. Nach 100 m Zufahrt werden auf<br />

einen Platz vor dem Hospital die Verletzten<br />

auf fahrbare Tragen gelegt. Die Pforte zum<br />

Krankenhaus wird bewacht, nur der Kranke<br />

<strong>und</strong> ein Angehöriger werden eingelassen.<br />

Der Krankenwagen muss sofort wieder das<br />

Gelände verlassen.<br />

In der Eingangshalle führen ein Arzt <strong>und</strong><br />

eine Schwester die Triage durch. Sie unterscheiden<br />

nur, ob ein Notfall vorliegt. Der<br />

begleitende Angehörige lässt den Patienten<br />

registrieren. Entsprechend der Triage wird<br />

der Patient dann in die Notaufnahmeräume<br />

gebracht wie Traumatologie, Chirurgie,<br />

Geburtshilfe, Herz-Thorax-Notfälle, Innere<br />

Medizin usw.<br />

Die Gänge sind mit Krankenbetten besetzt,<br />

das KH ist zu über 150 % belegt.<br />

In der in unserem Fall zuständigen Inneren<br />

Notaufnahme wurde unser Patient sofort<br />

ins Bett gelegt <strong>und</strong> von fre<strong>und</strong>lichen<br />

Schwestern, Pflegern <strong>und</strong> Ärzten behandelt,<br />

alles ohne merkbaren Stress mit Ruhe <strong>und</strong><br />

fre<strong>und</strong>licher Zuwendung.<br />

Einsatz Humedica/Associacione<br />

Christiana Jovenes De Peru (ACJ)<br />

Das Team bestand aus den Chirurgen/Traumatologen<br />

Prof. Dr. Bernd Domres ( Abb. 3)<br />

<strong>und</strong> Dr. Michael Hahn, der Kinderärztin<br />

Saskia Wortmann, zwei peruanischen Allgemeinärzten:<br />

Dr. Andres <strong>und</strong> Dr. Amelia<br />

sowie der Apothekerin Christiane Leppla,<br />

zwei Psychologinnen, einem Koordinator,<br />

drei Fahrern, drei Dolmetschern <strong>und</strong> einem<br />

Ingenieur, der die Aufgabe hatte, Toiletten<br />

<strong>und</strong> Hygienemaßnahmen durchzuführen.<br />

Unser Quartier ist Paracas (wie der Name<br />

für den Wind, nachdem auch der dort ansässige<br />

Inkastamm benannt war), ein Ort am<br />

Meer 8 km südlich von St. Andres, der Vorstadt<br />

Piscos, gelegen. Wir leben spartanisch<br />

jeweils zu dritt (schnarchend) in einem Zelt<br />

88<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


oder kleinen Raum, kaltes oder kein Wasser,<br />

verpflegen uns selbst.<br />

Das Team arbeitete an verschiedenen Orten<br />

der Region, allen voran in Santa Rosa (Holzhütte),<br />

Delameda (Privathaus) <strong>und</strong> im Krankenhaus<br />

von Pisco.<br />

In der ersten Woche wurden 689 Behandlungen,<br />

in der zweiten Woche 1301 durchgeführt,<br />

außerdem 31 notärztliche Hausbesuche,<br />

also vom 19. August bis zum 2. September<br />

2007 insgesamt 2022 Einsätze<br />

Am 24. August war auch das Krankenhaus<br />

in Pisco mit modernen Krankenbetten ausgestattet,<br />

<strong>und</strong> das Licht brannte, das Wasser<br />

floss <strong>und</strong> das Röntgen funktionierte.<br />

3 Tage später kehrte auch der peruanische<br />

Traumatologe zurück, sodass ich wieder im<br />

Team an verschiedenen Einsatzorten mitarbeiten<br />

konnte.<br />

Die vorherrschenden Verletzungen sind vor<br />

allem mechanisch verursachte Brüche, Prellungen<br />

<strong>und</strong> W<strong>und</strong>en sowie das für Verschüttung<br />

typische Quetschsyndrom (Crushsyndrom)<br />

mit Absterben der gequetschten<br />

Muskulatur, nachfolgendem Nierenversagen<br />

<strong>und</strong> W<strong>und</strong>sepsis (also Blutvergiftung).<br />

Organisation<br />

Wir trafen den Bürgermeister, er verteilte<br />

mit Helfern eingetroffene Güter (Kleidung,<br />

Lebensmittel, kleine Zelte, Trinkwasser<br />

usw.), hatte 3 Nächte nicht geschlafen <strong>und</strong><br />

mehrere Angehörige verloren.<br />

Man hat den Eindruck, dass sich die organisierte<br />

Hilfe deutlich auf Pisco zentralisiert.<br />

Die Ortschaften San Clemente, Gouadalupe<br />

<strong>und</strong> auch Paracas, wo unsere Basis ist, haben<br />

Bedarf an Unterstützung <strong>und</strong> sind etwas<br />

schlechter versorgt.<br />

Im KH trafen sich je ein Delegierter jeder Organisation<br />

jeden Morgen <strong>und</strong> jeden Abends.<br />

Dort wurden alle Informationen ausgetauscht<br />

<strong>und</strong> die Einsätze koordiniert.<br />

Am 4. Tag nahmen Vertreter der Vereinten<br />

Nationen aus Argentinien daran teil. Sie<br />

machten den Vorschlag, die Hilfsaktionen<br />

der ausländischen Teams zu organisieren<br />

<strong>und</strong> wollten Meldestellen für Teams am<br />

Flughafen <strong>und</strong> in der Stadt errichten. Das<br />

fand keine Zustimmung der örtlichen Leitung<br />

unter der Ägide des Ministerio De Salud.<br />

vorwiegend an Bronchitis <strong>und</strong> grippalen Infekten.<br />

b) Ebenso sind viele Kinder krank <strong>und</strong> behandlungsbedürftig.<br />

c) Chronisch Kranke wie Diabetespatienten<br />

erhalten keine Medikamente mehr, <strong>und</strong><br />

ihre Ernährung ist erschwert. So entgleist<br />

ihre Erkrankung <strong>und</strong> führt zu erheblichen<br />

Komplikationen. Wir mussten daher ein abgestorbenes<br />

Bein eines Zuckerkranken amputieren.<br />

Psychologische Aspekte<br />

Die Bevölkerung hat das Bestreben, ihr Erleben<br />

<strong>und</strong> Erleiden mitzuteilen. Viele leiden<br />

an Depressionen, posttraumatischem<br />

Stresssyndrom, Rückenschmerzen.<br />

Politik<br />

Geschimpft wird auf die Politiker <strong>und</strong> die<br />

Politik. Es gebe Begünstigte mit besserer<br />

Versorgung von Lebensmitteln bei guten<br />

Beziehungen zur Partei. Parteiführer nutzen<br />

die Notlage <strong>und</strong> halten Propagandareden.<br />

Polizei <strong>und</strong> Militär schützen die völlig zerstörten<br />

Stadtteile, in denen Aufenthalt zu<br />

gefährlich ist, vor Plünderung.<br />

Spirituelle Aspekte<br />

Die sehr religiöse Bevölkerung sieht in dem<br />

Beben eine Strafe Gottes <strong>und</strong> fragt warum<br />

Die Katholische Kirche will mit dem Bürgermeister<br />

die Koordination übernehmen, die<br />

längst mit dem Ministerium Salute <strong>und</strong> der<br />

UN mit ihren beteiligten Organisationen<br />

geregelt wird.<br />

Emotionale Ebene<br />

Für den Peruaner ist die persönliche Beziehung<br />

zum anderen wichtiger als die Fakten<br />

einer Situation oder eines Streites. Ein Schild<br />

„Abrazos (Umarmungen) gratis“ wurde an<br />

unseren Behandlungsplätzen aufgestellt<br />

<strong>und</strong> schon strömten die Patienten. Vor jeder<br />

<strong>und</strong> erst recht nach jeder Behandlung umarmt<br />

man sich, das tut gut.<br />

■ Wolldecken, Nahrungsmittel in San<br />

Clemente, 20.000 Zelte, Prefabricated<br />

houses<br />

■ Großzelte als Schulen, Schulmaterialien<br />

■ Toiletten, Kanalisation, Sanitation<br />

■ Dialysematerial, Fixateur externe, Schienenmaterial<br />

■ Allgemeinmediziner, Psychologische<br />

Betreuung<br />

■ Materialien <strong>und</strong> Motoren (50 Fischerboote)<br />

in Paracas, St. Andres<br />

Lessons learned<br />

Unmittelbar nach dem Beben hat sich die<br />

Bevölkerung der Stadt Pisco im Wesentlichen<br />

selbst gerettet, geholfen <strong>und</strong> versorgt.<br />

Man spürt eine große Solidarität der<br />

Menschen, ohne Unterschied zwischen Ansehen<br />

<strong>und</strong> sozialem Stand, Sie verstehen,<br />

dass sie die Sorgen <strong>und</strong> Erschwernisse nur<br />

in der Gemeinschaft <strong>und</strong> gegenseitigen Unterstützung<br />

meistern können.<br />

Besitzer bewohnbarer Häuser stellen uns<br />

gerne ihre Privatwohnung für die Sprechst<strong>und</strong>e<br />

zur Verfügung.<br />

Vieles, z. B. Organisation <strong>und</strong> Ordnung in<br />

den Krankenhäusern, ist beispielhaft. Die<br />

Verlegung der Patienten verläuft reibungslos.<br />

Die Verlagerung der Katastrophe durch<br />

einen Run von Angehörigen <strong>und</strong> nur leicht<br />

Verletzten ins Krankenhaus wird verhindert.<br />

Das Personal in den Krankenhäusern leistet<br />

Übermenschliches; bleibt dabei fre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>und</strong> ruhig.<br />

Dass sich Krankheiten nach einem Erdbeben<br />

als Epidemie, z. B. Cholera, ausbreiten,<br />

ist ein falscher Mythos. In Pisco gibt es das<br />

nicht, wohl aber Erkältungskrankheiten der<br />

Atemwege <strong>und</strong> auch Lungenentzündung.<br />

Das Material von Humedica muß für unterschiedliche<br />

Einsatzszenarien (Erstversorgung,<br />

Notoperationen, Pädiatrie, ambulante<br />

Basisversorgung) modular <strong>und</strong> unbedingt<br />

für jedes der Einsatzszenarien autonom<br />

sein.<br />

Gewünscht <strong>und</strong> notwendig ist, dass der Einsatz<br />

etwas Nachhaltiges schafft. Humedica<br />

möchte im sozial schwächsten Teil der Stadt<br />

eine Ges<strong>und</strong>heitsstation errichten, die auch<br />

die jetzige Phase, wo mehr <strong>und</strong> mehr internationale<br />

Hilfe eintrifft, überdauert.<br />

Aktuelles<br />

Soziale Aspekte<br />

Vulnerable Gruppen der Bevölkerung:<br />

a) Alte Menschen, die sich selbst noch versorgten,<br />

haben niemanden mehr, der sich<br />

um sie kümmert. Alle Geschäfte sind geschlossen.<br />

Sie werden krank durch Durst<br />

in der trockenen staubigen Luft <strong>und</strong> leiden<br />

Bedarf in der Phase Rekonstruktion<br />

nach dem Erdbeben in Pisco<br />

(aufgr<strong>und</strong> der Koordinationsbesprechungen<br />

vor Ort <strong>und</strong> persönlicher Rücksprache mit<br />

dem Minister Dr. C. V. Sologuren im M. D.<br />

Salud <strong>und</strong> Dr. Lamle von der <strong>Deutsche</strong>n Botschaft)<br />

Prof. Dr. Bernd Domres<br />

Weinbergweg 15<br />

72076 Tübingen<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 89


B<strong>und</strong>esverband der für die Berufsgenossenschaft<br />

tätigen Ärzte e. V.<br />

F. Bonnaire<br />

Aktuelles<br />

Wenig spektakulär aber effizient hat sich<br />

der B<strong>und</strong>esverband der für die Berufsgenossenschaften<br />

tätigen Ärzte e. V. in die Problemlösung<br />

von D- <strong>und</strong> H-Ärzten auf verschiedenen<br />

Ebenen eingebracht. Zu Beginn<br />

des Jahres 2007 wurde nach Vorgesprächen<br />

<strong>und</strong> in gemeinsamer Aktion mit den Vertretern<br />

des Hauptverbandes der gewerblichen<br />

Berufsgenossenschaften zusammen mit<br />

dem BDC eine Änderung der Bedarfsplanungsrichtlinien<br />

bewirkt, die am 18.1.2007<br />

im B<strong>und</strong>esanzeiger bekannt gemacht wurde<br />

(siehe www.Der-Durchgangsarzt.de).<br />

Der gemeinsame B<strong>und</strong>esausschuss hatte<br />

einen am 18.10.2005 in Kraft getretenen Beschluss<br />

veröffentlicht, der für die Fachgruppe<br />

der Chirurgen, insbesondere aber für die<br />

D-Ärzte <strong>und</strong> ihre zukünftigen Nachfolger<br />

erhebliche Konsequenzen beinhaltete <strong>und</strong><br />

Probleme in der Praxisnachfolge aufwarf.<br />

Der Beschluss beinhaltete, dass der neue<br />

Facharzt Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie der<br />

Fachgruppe der Orthopädie <strong>und</strong> nicht mehr<br />

der Chirurgie zugeordnet werden sollte.<br />

Dies hätte zur Folge haben können, dass<br />

chirurgische D-Arzt-Praxen bezüglich ihres<br />

(chirurgischen) Vertragsarztsitzes nicht an<br />

die neuen Fachärzte übertragbar gewesen<br />

wären, da sie der Zulassungs-Fachgruppe<br />

Chirurgie <strong>und</strong> nicht Orthopädie angehören<br />

<strong>und</strong> die Zulassung für orthopädischen<br />

Praxen (wie auch für chirurgische Praxen)<br />

begrenzt ist. Durch Intervention hat der<br />

gemeinsame B<strong>und</strong>esausschuss unsere Einwände<br />

in vollen Umfang berücksichtigt in<br />

dem Sinne, dass die zu übernehmende Praxis<br />

für die Arztgruppe ausgeschrieben werden<br />

kann, in deren Versorgungsauftrag die<br />

Praxis überwiegende ärztliche Leistungen<br />

erbringt. Dies bedeutet, dass chirurgische<br />

Arztpraxen (insbesondere mit D-Arzt-Zulassung)<br />

durch den Zulassungsausschuss<br />

nicht nur für einen Facharzt für Chirurgie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie sondern auch für die<br />

Übernahme durch einen neuen Facharzt<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie ausgeschrieben<br />

werden kann, sofern der Versorgungsschwerpunkt<br />

in diesem Bereich liegt.<br />

Eine Gefährdung der flächendeckenden D-<br />

Arzt-Versorgung aufgr<strong>und</strong> von Regelungen<br />

der Bedarfsplanungsrichtlinien wurde damit<br />

ausgeschlossen.<br />

Zusammen mit der DGU, dem BDC, der<br />

DGOOC sowie dem BVOU wurde eine gemeinsame<br />

Aktion zur fachbezogenen Röntgendiagnostik<br />

für die Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />

Orthopädie initiiert. Die Abschaffung der<br />

Teilradiologie für Chirurgen <strong>und</strong> D-Ärzte, die<br />

in der KBV diskutiert wurde, konnte abgewandt<br />

werden. Damit kann auch in Zukunft<br />

eine zeitnahe <strong>und</strong> unkomplizierte Sofortversorgung<br />

von Unfallverletzten in den D-<br />

Arzt-Praxen gewährleistet werden.<br />

Am 1.3.2007 wurden Änderungen bei den<br />

besonderen Kosten (Spalte 4, UVGOÄ) wirksam.<br />

Diese Änderungen waren zum Teil<br />

mit Absenkungen der besonderen Kosten<br />

verb<strong>und</strong>en, aus sachlichen Gründen jedoch<br />

nicht für alle Fälle abzuwenden. Aufgr<strong>und</strong><br />

von Recherchen der Berufsgenossenschaften<br />

vor allem in Krankenhäusern mit<br />

Einkaufsgemeinschaften war ermittelt worden,<br />

dass die bisher ermittelten Pauschalerstattungen<br />

von Auslagen, die in Zusammenhang<br />

mit erbrachten Leistungen entstehen,<br />

gefallen waren, sodass aus Sicht der<br />

Berufsgenossenschaften eine Erniedrigung<br />

dieser Pauschale angemessen erschien.<br />

Diese Sachkosten stellen keine Vergütung<br />

der ärztlichen Leistung dar <strong>und</strong> werden regelmäßig<br />

zwischen den Verbänden der Unfallversicherungsträger<br />

<strong>und</strong> der deutschen<br />

Krankenhausgesellschaft im Rahmen des<br />

BG-Nebenkostentarifes verhandelt. Diese<br />

Kostenpauschalen werden auch den niedergelassenen<br />

Ärzten als pauschale Abgeltung<br />

angeboten. Es wurde jedoch bei den Verhandlungen<br />

erreicht, dass alle niedergelassenen<br />

Ärzte, nicht nur die D-Ärzte, wie zuvor<br />

ein Wahlrecht haben zwischen dem Ansatz<br />

der besonderen Kostenpauschale (gemäß<br />

Spalte 4) oder den tatsächlich entstandenen<br />

Auslagen. Die Entscheidung für eine<br />

der beiden Varianten gilt allerdings für den<br />

gesamten Behandlungsfall dieses Patienten<br />

– 3 Monate ab der ersten Leistungserbringung.<br />

Wir empfehlen dem Betroffenen von<br />

der Wahlmöglichkeit für die tatsächlich entstandenen<br />

Auslagen Gebrauch zu machen.<br />

In der Sitzung der Ständigen Gebührenkommission<br />

vom 28.3.2007 wurden unter<br />

Mitwirkung unseres Verbandes mehrere<br />

Beschlüsse zur Gebührenordnung gefasst,<br />

die am 1. Juli 2007 in Kraft getreten sind. Es<br />

wurden insbesondere notwendige Vergütungsregelungen<br />

für die Anfertigung <strong>und</strong><br />

den Versand von digitalen Medien (CD/DVD)<br />

im Zusammenhang mit digitalem Röntgen<br />

<strong>und</strong> dem ambulanten Operieren getroffen.<br />

Insbesondere bei Letzterem wurde die<br />

vor bestehende eklatante Untervergütung<br />

der Leistungen nach Ziffer 2353 durch entsprechende<br />

Anhebung der Vergütung <strong>und</strong><br />

Zuordnung einer Zuschlagziffer korrigiert<br />

<strong>und</strong> eine Präzisierung der Leistungen der<br />

Stellschraubenentfernung vorgenommen.<br />

Die Beschlüsse können auf unserer Internetseite<br />

www.Der-Durchgangsarzt.de nachgelesen<br />

werden.<br />

Am 8.5.2007 wurde im BDC eine Arbeitsgemeinschaft<br />

Unfallversicherung gegründet,<br />

zu der sich der B<strong>und</strong>esverband der für<br />

Berufsgenossenschaft tätigen Ärzte zur<br />

Zusammenarbeit verpflichtet fühlte. Leider<br />

sind durch nicht konsentierte <strong>und</strong> vorzeitig<br />

veröffentlichte Vertretungsansprüche Dissonanzen<br />

zwischen dem BDC <strong>und</strong> unserem<br />

Verband entstanden, die letztendlich durch<br />

ein Gespräch der Präsidenten des BDC, unseres<br />

Verbandes <strong>und</strong> Generalsekretärs der<br />

deutschen <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

am 9.1.2007 ausgeräumt werden konnten.<br />

Fehler in der kommunikativen Struktur <strong>und</strong><br />

daraus resultierende Missverständnisse<br />

wurde eingeräumt <strong>und</strong> der Anspruch des<br />

BDC auf die Vertretung durch die Durchgangs-<br />

<strong>und</strong> H-Ärzte in Konkurrenz zu unserem<br />

Verband wurden zurückgenommen.<br />

Eine verstärkte Zusammenarbeit zur gemeinsamen<br />

Interessenvertretung auf einer<br />

kooperativen Basis in Verbindung mit unserem<br />

Verband, Vertretern des BDC, der niedergelassenen<br />

Chirurgen (BNC/ANC) <strong>und</strong><br />

H-Ärzten ist geplant.<br />

Anlässlich einer gemeinsamen Beratung des<br />

Vorstandes des B<strong>und</strong>esverbandes mit Vertretern<br />

der Geschäftsführung des damals<br />

noch Hauptverbandes der gewerblichen<br />

Berufsgenossenschaften am 16.7.2007 in<br />

St. Augustin nahm Herr Dr. Breuer, jetzt<br />

Hauptgeschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (DGUV) auch<br />

Stellung zu der Frage der Vertretung der<br />

D- <strong>und</strong> H-Ärzte <strong>und</strong> erklärte, dass aus seiner<br />

Sicht kein erkennbarer Anlass für eine Aufspaltung<br />

der Interessensverbände bestehe.<br />

90<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Er gab im Namen auch seiner Mitarbeiter<br />

die Versicherung ab, dass der legitime Ansprechpartner<br />

im gegenseitigen Erfahrungs<strong>und</strong><br />

Meinungsaustausch nur der Vorstand<br />

des B<strong>und</strong>sverbandes der für die BG tätigen<br />

Ärzte <strong>und</strong> seine Mitglieder sein können.<br />

Anlässlich dieses jährlich stattfindenden<br />

Gespräches wurden u. a. auch die Probleme<br />

mit dem elektronischen Datenversand<br />

auf dem Wege des DALE-UV in Praxen <strong>und</strong><br />

Krankenhäusern besprochen. Zu diesem<br />

Zeitpunkt lagen vor allem noch vonseiten<br />

der Kliniken wenige <strong>und</strong> vor allem problematische<br />

Erfahrungen vor, deren Einzelaspekt<br />

mit dem Hauptverband erörtert<br />

worden. Es wurde durch eine intensive Zusammenarbeit<br />

mit dem Hauptverband eine<br />

stark rückläufige Tendenz von Fehleranfragen<br />

erreicht, sodass aus den bis zu diesem<br />

Zeitpunkt übermittelten Berichten von 2,5<br />

Mio. im Halbjahr nur noch 1 % als fehlerhaft<br />

ausgewiesen entlarvt wurden. Die Arbeit im<br />

DALE-UV-System hat sich im ambulanten<br />

Sektor weitgehend stabilisiert <strong>und</strong> ist auch<br />

im klinischen Sektor je nach Softwarebetreuungsfirma<br />

wesentlich besser geworden.<br />

Zu der Frage der D-/H-Arzt-Zulassung bei<br />

neuen Versorgungsformen äußerte sich<br />

Herr Dr. Breuer, dass der D-Arzt weiterhin<br />

als zentraler Wegbereiter des D-Arzt-Verfahrens<br />

in der Zukunft fungieren soll. Von<br />

Seiten der Berufsgenossenschaft besteht<br />

eher ein steigender Anspruch an die Qualität<br />

der D-ärztlichen Fähigkeiten <strong>und</strong> der<br />

Qualifikation. Konkret anstehende Zulassungsprobleme<br />

müssen mit den zuständigen<br />

Landesverbänden abgeklärt werden.<br />

Hierbei kann vom Verband Hilfe angeboten<br />

werden. Standardzahlen für Zulassung von<br />

D- <strong>und</strong> H-Ärzten existieren nicht.<br />

Verband zu Problemen mit Abrechnungen<br />

deutlich zurückgegangen. Diese zunächst<br />

für den internen Gebrauch der Berufsgenossenschaft<br />

geschaffene BG-interne Kommentierung<br />

hat zu einem b<strong>und</strong>eseinheitlichen<br />

<strong>und</strong> abgestimmten Umgehen mit<br />

den Arztrechnungen geführt. Es handelt<br />

sich dennoch nicht um ein Dogma <strong>und</strong> keine<br />

rechtsverbindliche Kommentierung sondern<br />

um Hilfsinstrumente zur Einigung im<br />

Streitfall.<br />

Änderung/Neuerung des Vertrages<br />

Ärzteunfallversicherungsträger:<br />

Ab dem 1.4.<strong>2008</strong><br />

In der letzten Sitzung der Vertragskommission<br />

(DGUV/KBV) am 11.9.2007 sind unter<br />

Mitwirkung unseres Verbandes Beschlüsse<br />

des o. g. Vertrages gefasst worden, die nach<br />

noch zu erfolgender Veröffentlichung im<br />

deutschen Ärzteblatt zum 1.4.<strong>2008</strong> gültig<br />

werden. Wir werden eine Zusammenfassung<br />

hiervon auf unserer Internetseite einstellen,<br />

hier einige Punkte, die besonders<br />

D-/H-Ärzte interessieren:<br />

§ 4. neu (4): Bei wiederholten oder schwerwiegenden<br />

Verstößen gegen vertragliche<br />

Pflichten kann der Arzt im Einvernehmen<br />

mit der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung<br />

durch den Landesverband der DGUV<br />

von der Beteiligung an diesem Vertrag ausgeschlossen<br />

werden.<br />

§ 11 Zur Einleitung besonderer Heilverfahren<br />

berechtigt sind nur der Unfallversicherungsträger,<br />

der Durchgangsarzt, der H-Arzt<br />

in den Fällen des § 35 oder der Handchirurg<br />

nach § 37, Absatz 3, bei Vorliegen einer Verletzung<br />

nach Ziffer 8 des Verletzungsartenverzeichnisses.<br />

Das Verletzungsartenverzeichnis<br />

hat sich gegenüber dem Verzeichnis<br />

von 2005 nicht verändert.<br />

richte, die nicht unverzüglich erstattet werden<br />

kein Anspruch auf die Berichtsgebühr.<br />

Eine unverzügliche Berichtserstattung liegt<br />

dann nicht mehr vor, wenn der Bericht<br />

später als 8 Werktage beim Unfallversicherungsträger<br />

eingeht. Die Frist beginnt mit<br />

der Erstbehandlung zu Lasten des Unfallversicherungsträgers.<br />

Bei elektronischer<br />

Übermittlung gilt die Sendebestätigung als<br />

Versandnachweis. Die Rechnungslegung<br />

soll gr<strong>und</strong>sätzlich nach Abschluss der Behandlung<br />

erfolgen. Bei längerer Behandlungsdauer<br />

sollte der Abrechnungszeitraum<br />

4 Wochen nicht unterschreiten.<br />

In der Summe handelte es sich um ein ereignisreiches<br />

<strong>und</strong> erfolgreiches Jahr 2007.<br />

In der Zukunft wird der Verband stärker mit<br />

der DGUV <strong>und</strong> dem BDC, vielleicht auch<br />

mit dem BVOU kooperieren zu Gunsten<br />

der Mitglieder. Die Öffentlichkeitsarbeit<br />

wird verstärkt werden sowie die Betreuung<br />

der Praxen <strong>und</strong> Anliegen von Klinikärzten.<br />

Durch eine Umgestaltung der Organisation<br />

des Verbandes sollen Synergien mit den befre<strong>und</strong>eten<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en <strong>und</strong> Berufsverbänden<br />

gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en werden um<br />

die für die BG tätigen Ärzte angemessen zu<br />

vertreten.<br />

Prof. Dr. Felix Bonnaire<br />

Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt<br />

Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs<strong>und</strong><br />

Handchirurgie<br />

Friedrichstraße 41<br />

01067 Dresden<br />

Tel.: (03 51) 480 13 01<br />

Fax: (03 51) 480 13 09<br />

E-Mail: unfallchirurgie@khdf.de<br />

Aktuelles<br />

Umgang mit den Arbeitshinweisen für die<br />

Abrechnung von Arztrechnungen: Nach<br />

b<strong>und</strong>esweiter Einführung der Arbeitshinweise<br />

ist die Zahl der Anfragen an den<br />

Neu ist nach § 51 Abs (3), dass bei Missachtung<br />

der Vorstellungspflicht kein Vergütungsanspruch<br />

mehr gewährt wird. Nach<br />

§ <strong>57</strong> Abs (3) besteht für ärztliche Erstbe-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 91


Arbeitskreis der AWMF<br />

„Ärzte <strong>und</strong> Juristen“<br />

J. Probst<br />

Aktuelles<br />

Tagungsbericht 4./5. Mai 2007<br />

Der Arbeitskreis „Ärzte <strong>und</strong> Juristen“ in der<br />

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften<br />

(AWMF) hat sich auf seiner Sitzung am<br />

4./5.5.2007 in Würzburg unter der Leitung<br />

von Professor Dr. med. W. J. Bock mit nachfolgenden<br />

Themen befasst:<br />

1. Ges<strong>und</strong>heitspolitische<br />

Notwendigkeit <strong>und</strong> rechtliche<br />

Hürden für ein nationales<br />

Mortalitätsregister (nMReg)<br />

Einführung <strong>und</strong> Moderation: Professor Dr.<br />

Ulrich Mueller, Marburg Ein nMReg baut<br />

auf den Mindestangaben Personendaten,<br />

Sterbeort <strong>und</strong> -datum, Todesursache nach<br />

ICD mit Haupt- <strong>und</strong> Nebendiagnosen sowie<br />

Verknüpfungen zu Eltern, Kindern, Ehepartnern,<br />

Haushaltsmitbewohnern, Sozialversicherung<br />

auf. Was ein nMReg leisten könnte,<br />

wurde an mehreren Beispielen erörtert, z. B.<br />

Stürze <strong>und</strong> ihre langfristigen Folgen als häufigere<br />

Ursachen der Mortalität sehr alter<br />

Menschen. Prüfung der Qualität der Versorgung<br />

bei Pat. 80+ nach Überlebenszeit <strong>und</strong><br />

nach Todesursache bei Pat., die aus der Akutbehandlung<br />

entlassen wurden in Abhängigkeit<br />

von der jährlichen Zahl solcher Pat. pro<br />

Klinik. Ein solches Register wird in anderen<br />

Ländern bereits geführt, nicht jedoch in<br />

Deutschland.<br />

Mortalitätsregister in der epidemiologischen<br />

Forschung: Stefanie Klug, Mainz<br />

Wozu Mortalitätsdaten Warum Mortalitätsregister<br />

Epidemiologie befasst sich<br />

mit der Verteilung von Erkrankungen sowie<br />

deren Determinanten <strong>und</strong> Folgen in der Bevölkerung.<br />

Zu den Zielen der Epidemiologie<br />

zählt neben der Deskription die analytische<br />

Epidemiologie zwecks Identifikation von<br />

präventiven Faktoren <strong>und</strong> Risikofaktoren.<br />

Mittel zum Zweck sind Kohortenstudien <strong>und</strong><br />

retrospektive Kohortenstudien (aufgr<strong>und</strong><br />

berufsbedingter Exposition, Vitalstatus, Todesursache,<br />

Berechnung standardisierter<br />

Mortalitätsration mittels Vergleich ursachenspezifischer<br />

Mortalität der Studienpopulation<br />

mit der Allgemeinbevölkerung).<br />

Bremer Mortalitätsindex: Professor Dr. Iris<br />

Pigeot-Kübler, Bremen Der Bremer Mortalitätsindex<br />

ist eine Datenbasis, in der der<br />

vollständige Inhalt aller Todesbescheinigungen<br />

von Verstorbenen im B<strong>und</strong>esland<br />

Bremen erfasst wird. Anwendungsbereiche:<br />

Analyse von Kodiergewohnheiten, Analyse<br />

von Todesursachen bei Sterbefällen in Alten-/Pflegeheimen,<br />

Identifikation „schwarzer<br />

Schafe“ unter Leichenschauern, automatisches<br />

Verschlüsseln der Todesursachen<br />

gemäß ICD 10, Verschlüsseln aller Entitäten<br />

für multikausale Todesursachen-Analyse,<br />

Bestimmung des Gr<strong>und</strong>leidens für monokausale<br />

Todesursachenstatistik.<br />

2. Stand des Gesetzgebungsverfahrens<br />

zur Patientenverfügung<br />

Bericht Prof. Dr. H.-L. Schreiber, Göttingen<br />

Manuskript nicht eingegangen.<br />

3. Die Verwendung ärztlicher<br />

Leitlinien bei der Begutachtung von<br />

Arzthaftungsfragen<br />

Entwicklung von Leitlinien (LL) der Fachgesellschaften<br />

als Entscheidungshilfen im<br />

ärztlichen Alltag: Prof. Dr. Selbmann, Tübingen<br />

LL sind systematisch entwickelte<br />

Aussagen, die den gegenwärtigen Erkenntnisstand<br />

wiedergeben <strong>und</strong> dem behandelnden<br />

Arzt <strong>und</strong> seinem Patienten die Entscheidungsfindung<br />

für eine angemessene<br />

Behandlung in einer spezifischen Krankheitssituation<br />

erleichtern. LL werden derzeit<br />

nicht nur von den wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften, sondern z. B. auch von<br />

der Arzneimittelkommission, vom Gemeinsamen<br />

B<strong>und</strong>esausschuss, vom <strong>Deutsche</strong>n<br />

Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der<br />

Pflege sowie von Tumorzentren, Berufsverbänden,<br />

Krankheitsligen u. a. entwickelt. Es<br />

gibt auch ges<strong>und</strong>heitspolitisch initiierte LL<br />

(DMP einzelner Krankenkassen nach Vorgaben<br />

von G-BA <strong>und</strong> BMG sowie IQWiG Beratungsinstitut<br />

des G-BA). Von besonderer<br />

Bedeutung sind LL für die Zulassung strukturierter<br />

Behandlungsprogramme bei sog.<br />

Volkskrankheiten (z. B. Diabetes I/II, chronisch<br />

obstruktive Atemwegserkrankungen,<br />

Brustkrebs, koronare Herzerkrankungen).<br />

Chronische Erkrankungen sind häufig multimorbiditätsbelastet.<br />

Leitlinien <strong>und</strong> medizinischer<br />

Standard: Der medizinische Standard<br />

ist für behandelnde Ärzte verbindlich,<br />

er ist somit (auch) ein rechtlicher Standard.<br />

Der medizinische Standard ist der jeweilige<br />

Stand der nat.-wiss. Erkenntnisse, der zur Erreichung<br />

des ärztlichen Behandlungszieles<br />

erforderlich ist <strong>und</strong> sich bewährt hat.<br />

4. Die Objektivität des medizinischen<br />

Gutachtens *)<br />

Aus der Sicht des gerichtlichen Sachverständigen:<br />

Prof. Dr. B. R. Kern, Leipzig (Wiedergabe<br />

gering verkürzt) Der gewöhnliche<br />

Arzthaftpflichtprozess steht <strong>und</strong> fällt mit<br />

dem medizinischen Gutachten. Nach ständiger<br />

Rechtsprechung des B<strong>und</strong>esgerichtshofes<br />

darf kein Gericht einen Behandlungsfehlerprozess<br />

ohne ärztliches Gutachten<br />

entscheiden. Gesetzliche Regeln zur Beweisführung<br />

durch den Gutachter finden sich<br />

in allen Gerichtsordnungen, wenngleich in<br />

unterschiedlicher Ausprägung. Den größten<br />

Normenbestand weisen ZPO (§§ 402–414)<br />

<strong>und</strong> StPO (§§ 72–84) auf. Die Unterschiede<br />

zwischen ZPO <strong>und</strong> StPO ergeben sich im<br />

Wesentlichen aus den unterschiedlichen<br />

Verfahrensgr<strong>und</strong>sätzen.<br />

Pflicht zur Erstellung eines Gutachtens<br />

Wird der Arzt von einem Gericht mit der<br />

Erstattung eines Gutachtens beauftragt, ist<br />

er gr<strong>und</strong>sätzlich verpflichtet, das Gutachten<br />

zu erstellen, weil er im Sinne der §§ 407 ZPO<br />

<strong>und</strong> 75 StPO zur Ausführung seines Berufes<br />

„öffentlich bestellt oder ermächtigt“ ist.<br />

Unter bestimmten Umständen kann der<br />

Arzt von dieser Pflicht befreit werden; das<br />

gilt nicht nur bei Vorliegen eines Befangenheitsgr<strong>und</strong>es<br />

(§§ 406 Abs. 1, 42 Abs. 1 ZPO<br />

<strong>und</strong> § 76 Abs. 1 StPO), sondern auch bei<br />

Überlastung (§ 408 ZPO).<br />

Aufbau <strong>und</strong> Inhalt des Gutachtens Es gibt<br />

keine gesetzlichen Vorschriften für Aufbau<br />

<strong>und</strong> Inhalt medizinischer Gutachten in Arzthaftpflichtprozessen.<br />

Oft wird die Gestaltung<br />

des Gutachtens von der Beweisfrage<br />

abhängen. In jedem Fall muss das Gutachten<br />

objektiv <strong>und</strong> ausgewogen, von der Fachk<strong>und</strong>e<br />

seines Verfassers getragen, in sich<br />

92<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


schlüssig <strong>und</strong> verständlich abgefasst sein.<br />

Unter keinen Umständen darf ein Gefälligkeitsgutachten<br />

erstattet werden, auch nicht<br />

in einem Privatgutachten.<br />

Obergutachten gibt es nicht, auch wenn<br />

zuweilen sogar der BGH diesen Begriff<br />

verwendet. Die Einholung eines weiteren<br />

Gutachtens ist nach § 412 ZPO erforderlich,<br />

wenn die Sachk<strong>und</strong>e des bisherigen Gutachters<br />

zweifelhaft ist, wenn das Gutachten<br />

von unzutreffenden tatsächlichen Voraussetzungen<br />

ausgeht, wenn es Widersprüche<br />

enthält, wenn der neue Sachverständige<br />

über Forschungsmöglichkeiten verfügt, die<br />

denen des früheren Gutachters überlegen<br />

zu sein scheinen, oder wenn ein Gutachten<br />

für ein Strafverfahren nicht alle für<br />

den Zivilprozess entscheidungserheblichen<br />

Fragen klärt. Die Beauftragung eines weiteren<br />

Gutachters steht im pflichtgemäßen<br />

Ermessen des Gerichts. Zunächst wird regelmäßig<br />

eine ergänzende Stellungnahme des<br />

Gutachters eingeholt.<br />

Prüfung der Kompetenz Der Sachverständige<br />

hat unverzüglich nach Eingang seines<br />

Auftrages zu prüfen, ob er für dessen Erledigung<br />

die erforderliche Fachk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> eigene<br />

Erfahrung besitzt. Auch das Alter, beziehungsweise<br />

der Umstand, wie lange ein<br />

Gutachter nicht mehr praktisch tätig war,<br />

können insoweit eine Rolle spielen. Dabei<br />

kann nicht automatisch der schon längere<br />

Zeit im Ruhestand lebende Gutachter als<br />

ungeeignet angesehen werden. Handelt es<br />

sich z. B. um die Frage, wie eine standardmäßige<br />

Behandlung vor 15 Jahren aussah,<br />

kann er geeigneter sein als ein jüngerer<br />

aktiver Kollege. In allen Verfahren trifft den<br />

Gutachter die Pflicht, auf seine fehlende<br />

Sachk<strong>und</strong>e zu verweisen. Es schadet seinem<br />

Ansehen nicht im geringsten, wenn er<br />

mitteilt, dass die Begutachtung ein Spezialwissen<br />

voraussetze, das nicht zu seinem<br />

Fachgebiet gehört. Andererseits verliert der<br />

Gutachter seine Glaubwürdigkeit, wenn er<br />

mangelnde Kompetenz zu verbergen sucht.<br />

Gerichte, insbesondere Strafgerichte,<br />

neigen häufig dazu, den Gerichtsmediziner<br />

als „geborenen“ Gutachter anzusehen <strong>und</strong><br />

zu beauftragen. Der ist er aber für viele medizinische<br />

Fragen nicht. So fehlen ihm beispielsweise<br />

in der Regel vertiefte toxikologische<br />

Kenntnisse. Auch wird zu überlegen<br />

sein, wer in Grenzbereichen der richtige<br />

Sachverständige ist, ob z. B. ein Geburtshelfer<br />

der richtige Gutachter ist oder ob der Fall<br />

nach einem Neonatologen verlangt. Hält der<br />

Gutachter sich selbst nicht für kompetent,<br />

darf er keinesfalls von sich aus den Auftrag<br />

ganz oder teilweise auf andere übertragen,<br />

auch keine Zusatzgutachten eines anderen<br />

Faches einholen. Er hat vielmehr unverzüglich<br />

das Gericht zu verständigen <strong>und</strong> es<br />

diesem zu überlassen, einen anderen oder<br />

weiteren Gutachter zu bestellen.<br />

Prüfung der Unbefangenheit Die Gerichte<br />

haben zu prüfen, ob der Sachverständige<br />

unbefangen ist. Die Gerichte neigen dazu,<br />

die Anforderungen an die Befangenheit eher<br />

sehr hoch zu veranschlagen <strong>und</strong> werden einen<br />

Gutachter demzufolge nur ausnahmsweise<br />

für befangen halten. Ebenso hat der<br />

Gutachter selbst stets gewissenhaft zu prüfen,<br />

ob er beiden Prozessparteien gegenüber<br />

die gebotene Unbefangenheit besitzt. Vorhandene<br />

Zweifel sind spontan dem Gericht<br />

mitzuteilen. Aber auch dann, wenn sich der<br />

Gutachter selbst für unbefangen hält, hieran<br />

aus der Sicht einer Partei aber Zweifel<br />

bestehen können, empfiehlt sich mit der<br />

Auftragsbestätigung eine Mitteilung an das<br />

Gericht etwa in folgender Form: „Ich bin zur<br />

Übernahme des Auftrags bereit, halte mich<br />

auch für unbefangen, mache aber vorsorglich<br />

darauf aufmerksam, dass (zum Beispiel)<br />

der Kläger früher in meiner Behandlung war,<br />

ich für den Beklagten mehrfach Privatgutachten<br />

erstattet habe, ich mit dem Beklagten<br />

bei der gemeinsamen Herausgabe von<br />

Fachliteratur zusammenarbeite, im Studium/in<br />

der Weiterbildung zum Beklagten ein<br />

Lehrer-Schüler-Verhältnis bestanden hat,<br />

der Beklagte bei mir einen Fortbildungskurs<br />

besucht, der Beklagte regelmäßiger „Zulieferer“<br />

meiner Klinik ist, ich mich mit dem<br />

Beklagten seit meiner Weiterbildung duze,<br />

dass eine intime Feindschaft gegenüber<br />

dem Beklagten besteht, ich selbst zurzeit in<br />

einen Haftungsprozess verstrickt bin“.<br />

Da der Gutachter als Gehilfe des Gerichts<br />

zur strengen Objektivität <strong>und</strong> Sachlichkeit<br />

verpflichtet ist, muss er auch auf Kritik an<br />

seinem Gutachten sachlich reagieren. Verletzt<br />

ein Gutachter diese Pflicht, kann er wegen<br />

Besorgnis der Befangenheit abgelehnt<br />

werden.<br />

Weigert sich der Gutachter aus unsachlichen<br />

Gründen, die körperliche Untersuchung<br />

des zu Begutachtenden in Anwesenheit<br />

einer Vertrauensperson des zu Untersuchenden<br />

durchzuführen, begründet diese<br />

Weigerung seine Befangenheit.<br />

Bindung an die Beweisfrage Hat der Gutachter<br />

Zweifel an Inhalt <strong>und</strong> Umfang des<br />

Auftrages, soll er sich zur Klärung mit dem<br />

Gericht in Verbindung setzen <strong>und</strong> von diesem<br />

den Auftrag erläutern lassen. Gleiches<br />

gilt, wenn er eine Änderung oder Ergänzung<br />

der Beweisfrage anregen will. Insgesamt<br />

handelt es sich hier um eine schwierige<br />

Gratwanderung für den Gutachter. Er muss<br />

einerseits dafür sorgen, dass die Sachaufklärung<br />

gelingt, andererseits darf er nicht eine<br />

unschlüssige Klage zu einer schlüssigen machen.<br />

Ist die Beweisfrage entsprechend dem<br />

Klagevorwurf auf ein bestimmtes ärztliches<br />

Vorgehen (z. B. Fehler bei der Operation)<br />

gerichtet, sieht der Gutachter jedoch nicht<br />

hierin, sondern in einem anderen Verhalten<br />

(z. B. Diagnose, Indikation oder Nachsorge)<br />

einen möglichen Behandlungsfehler, soll er<br />

beim Gericht Rückfrage halten, ob <strong>und</strong> wie<br />

er das im Gutachten zum Ausdruck bringen<br />

soll. Richter <strong>und</strong> Gutachter haben gemeinsam<br />

dafür zu sorgen, dass die Sachaufklärung<br />

„auf den Punkt“ kommt. Bezieht sich<br />

die Beweisfrage nur auf den Vorwurf eines<br />

Behandlungsfehlers, ist zur Frage einer Verletzung<br />

der Aufklärungspflicht nicht Stellung<br />

zu nehmen. Größte Schwierigkeiten<br />

für den Gutachter ergeben sich, wenn er zu<br />

dem Ergebnis kommt, dass nicht ein Beklagter<br />

für den Fehler verantwortlich ist, sondern<br />

ein anderer Arzt. Diese Situation ist im<br />

Strafverfahren noch schwieriger. (Anm. d.<br />

Red.: Hier hilft nur eine intensive Fühlungnahme<br />

mit dem Richter!)<br />

Auffälligkeiten,Widersprüche oder Lücken<br />

in den Krankenunterlagen <strong>und</strong> andere Unklarheiten<br />

sind im Gutachten hervorzuheben.<br />

Schweigen Krankenunterlagen zu<br />

einem Punkt, der nach allgemeiner ärztlicher<br />

Übung zu dokumentieren gewesen<br />

wäre, ist davon auszugehen, dass die nicht<br />

erwähnte Maßnahme (z. B. Bef<strong>und</strong>erhebung,<br />

Arzneiverabreichung, Thromboseoder<br />

Dekubitusprophylaxe, Verbandswechsel,<br />

therapeutische Verhaltensinstruktion,<br />

Wiedereinbestellung) auch tatsächlich<br />

nicht durchgeführt wurde. In einem solchen<br />

Falle darf keinesfalls mit Unterstellungen<br />

gearbeitet werden. Keinesfalls darf<br />

der Gutachter Kontakt zu einer der Parteien<br />

aufnehmen, um derartige Umstände zu klären.<br />

Auch hier führt der Weg nur über das<br />

Gericht.<br />

Liegen einander widersprechende Aussagen<br />

oder Erklärungen vor, muss der Gutachter<br />

– wie auch sonst bei streitigem Sachverhalt<br />

– den Richter fragen, welche Tatsachen<br />

er dem Gutachten zugr<strong>und</strong>e legen soll.<br />

Findet diese Vorklärung zunächst nicht statt,<br />

ist im Gutachten mit Alternativaussagen<br />

zu arbeiten. Das gilt insbesondere auch für<br />

Gutachten, die für Gutachter- <strong>und</strong> Schlichtungsstellen<br />

gefertigt werden. Bestehen<br />

Unklarheiten, z. B. im Operationsbericht, die<br />

sich möglicherweise durch informatorische<br />

Anhörung, Zeugen- oder Parteivernehmung<br />

der beteiligten Ärzte oder Pflegekräfte beheben<br />

lassen, soll der Gutachter den Richter<br />

rechtzeitig darauf hinweisen, damit nach<br />

Möglichkeit die Gr<strong>und</strong>lage seines Gutachtens<br />

verbessert werden kann. Er darf sich<br />

auch nicht scheuen, die nochmalige Vernehmung<br />

eines schon vernommenen Zeugen<br />

anzuregen, wenn diesem aus seiner Sicht<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 93


Aktuelles<br />

noch Fragen zu stellen sind, die zur Sachaufklärung<br />

geboten sind.<br />

Kausalität des ärztlichen Vorgehens für<br />

den eingetretenen Schaden: Im Arzthaftpflichtprozess<br />

sowie den anderen in diesem<br />

Zusammenhang interessierenden Prozessen<br />

ist der Behandlungsfehler nur relevant,<br />

wenn er zu einem Schaden geführt hat. Generell<br />

ist die Frage der Kausalität die wichtigste<br />

im Prozess. Sofern hier keine Beweiserleichterungen<br />

(Anscheinsbeweis, Umkehr<br />

der Beweislast) in Frage kommen, muss<br />

der Gutachter die haftungsbegründende<br />

Kausalität des Behandlungsfehlers für den<br />

Primärschaden bejahen können mit einem<br />

„für das praktische Leben brauchbaren Grad<br />

von Gewissheit, der Zweifeln Schweigen<br />

gebietet, ohne sie völlig auszuschließen.“<br />

Für die haftungsausfüllende Kausalität für<br />

Folge- oder Sek<strong>und</strong>ärschäden genügt dagegen<br />

ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit.<br />

Damit auch der Richter diese nicht leicht<br />

zu handhabenden Beweisregeln zutreffend<br />

anwenden kann, sollte der Gutachter den<br />

Grad seiner angenommenen Gewissheit<br />

oder Wahrscheinlichkeit mit Fakten so eingehend<br />

wie möglich belegen; das sollte in<br />

Prozentzahlen erfolgen. Besonderer Überzeugungskraft<br />

bedarf das Gutachten stets<br />

dann, wenn ein Schaden im zeitlichen Zusammenhang<br />

mit der ärztlichen Behandlung<br />

aufgetreten ist, der Gutachter womöglich<br />

sogar einen Behandlungsfehler nicht<br />

ausschließen kann, aber dessen Kausalität<br />

für den Schaden bezweifelt.<br />

Umgang mit anderen Gutachten Findet<br />

der Gutachter in den Gerichtsakten oder<br />

auch in Beiakten schon ein anderes Gerichts-<br />

oder Privatgutachten vor, oder liegt<br />

ihm die Entscheidung einer Gutachterkommission<br />

oder Schlichtungsstelle vor, so hat<br />

er sich sachlich damit auseinander zu setzen.<br />

Gelangt er zu einem abweichenden Ergebnis,<br />

hat er es in Auseinandersetzung mit<br />

den anderen Gutachten zu begründen.<br />

Keine Stellungnahme zu Rechtsfragen Der<br />

Gutachter ist Gehilfe des Gerichts, nicht<br />

selbst entscheidender Richter. Er hat sich<br />

daher nicht zu Rechtsfragen zu äußern <strong>und</strong><br />

damit auch nicht zur Haftungsfrage. Es gehört<br />

zum richterlichen Entscheidungsreservat,<br />

ob den Arzt der Vorwurf der Fahrlässigkeit<br />

trifft, ein grober Behandlungsfehler anzunehmen<br />

ist, ein diagnostischer Aufwand<br />

unverhältnismäßig, eine Nachbehandlung<br />

für den Patienten unzumutbar wäre oder<br />

eine Aufklärungspflicht bestanden hätte.<br />

Auch wenn der „grobe Behandlungsfehler“<br />

ein Rechtsbegriff ist, besteht die Neigung<br />

manchen Richters, diese Frage an den Gutachter<br />

weiterzugeben, der sie aber nicht<br />

beantworten darf. Aufgabe des Gutachters<br />

ist es allein, dem Richter das tatsächliche<br />

Material zu liefern, um diese Rechtsfragen<br />

beantworten zu können. Dabei mag er in<br />

seinem Vokabular <strong>und</strong> aus der Sicht eines<br />

verantwortungsbewussten Arztes erklären,<br />

ob eine Behandlung eine solche der (ersten)<br />

Wahl war oder sie aus den vom beklagten<br />

Arzt angegebenen Gründen nachvollziehbar<br />

<strong>und</strong> vertretbar war oder sie (noch) im<br />

Rahmen des dem Arzt zuzubilligenden Ermessensspielraums<br />

lag oder sie als bedenklich<br />

oder gewagt zu bezeichnen ist oder sie<br />

unverständlich oder völlig aus dem Rahmen<br />

fallend erscheint.<br />

Wird der Gutachter zur mündlichen Verhandlung<br />

geladen, so soll er sich anhand<br />

des schriftlichen Gutachtens gut vorbereiten.<br />

Dazu gehört das nochmalige Anfordern<br />

der Gerichtsakten, wenn das Gericht sie<br />

nicht schon mit der Ladung von sich aus geschickt<br />

hat. Der Gutachter soll sich auf die<br />

zu erwartenden Einwendungen der Rechtsanwälte<br />

oder Parteien einstellen. Medizinische<br />

Gutachter neigen dazu, Angriffe von<br />

Juristen als persönliche Kränkungen aufzufassen.<br />

Den Juristen sei daher etwas Mäßigung<br />

anempfohlen, den Medizinern die<br />

Kenntnis der Rechtsprechung des BVerfGs,<br />

demzufolge es Rechtsanwälten erlaubt ist,<br />

„die Sachk<strong>und</strong>e eines Sachverständigen zu<br />

kritisieren“, wobei sie durchaus polemisch<br />

sein dürfen. Für den Gutachter gilt es, jeden<br />

Kontakt zu den Parteien vor, während <strong>und</strong><br />

nach der mündlichen Verhandlung zu vermeiden.<br />

Auch das Duzen von Kollegen sollte<br />

unterbleiben.<br />

Aus Sicht des Richters: Die Sachverhaltsfeststellung<br />

im Arzthaftungsprozess: Senatspräsidentin<br />

a. D. Dr. P. Rumler-Detzel, Köln:<br />

Die Darlegungslast der Parteien <strong>und</strong> die<br />

Pflicht des Gerichtes zur Sicherung eines<br />

fairen Verfahrens („Waffengleichheit“).<br />

„Da mihi facta, dabo tibi ius.“ Diese Aufforderung<br />

– der Beibringungsgr<strong>und</strong>satz des<br />

Zivilprozesses – den Parteien eines Arzthaftungsverfahrens<br />

entgegengehalten,<br />

würde Verw<strong>und</strong>erung auslösen. Durch die<br />

richtigerweise aus dem Rechtsstaatsprinzip<br />

<strong>und</strong> dem allgemeinen Gleichheitssatz<br />

der Verfassung abgeleitete Auflage an die<br />

Arzthaftungsgerichte zur Sicherung eines<br />

fairen Verfahrens insbesondere für die medizinisch<br />

weniger bewanderte Patientenseite<br />

hat der Arzthaftungsprozess in weitem<br />

Umfang Züge eines Amtsermittlungsverfahrens<br />

angenommen. Wenn danach das<br />

Gericht auch in erhöhtem Maße die Pflicht<br />

hat, durch gezielte Fragen <strong>und</strong> Hinweise<br />

eine Ergänzung des Parteivortrages anzuregen,<br />

so darf dies nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass die Qualität des Verfahrens<br />

<strong>und</strong> vor allem auch die Erfolgsaussichten<br />

der unzulänglich vertretenen Partei leiden,<br />

wenn die Prozessbevollmächtigten sich all<br />

zu sehr auf die nicht immer vollkommene<br />

Arbeit des Gerichtes verlassen <strong>und</strong> sich<br />

nicht nach Kräften bemühen, den Standpunkt<br />

ihrer Partei akzentuiert vorzutragen<br />

<strong>und</strong> mit so viel Tatsachenmaterial wie nur<br />

irgend möglich zu unterfüttern.<br />

Auch sollten sie sich erforderliche <strong>und</strong> möglich<br />

rechtliche Überlegungen nicht ersparen,<br />

beispielsweise zur persönlichen Verantwortung<br />

der verschiedenen in die Behandlung<br />

eingeb<strong>und</strong>enen Personen für einzelne Behandlungsabschnitte<br />

oder -komponenten.<br />

Beispiel für aus solchen Gründen unüberlegte<br />

Klageansprüche sind: Inanspruchnahme<br />

eines Assistenzarztes für verzögerten<br />

Operationstermin oder falsche Operationsindikation;<br />

Klage gegen beamteten Arzt<br />

auf Schmerzensgeld bei gleichzeitiger Klage<br />

gegen den Krankenhausträger. Werden<br />

derartige Klagen anhängig gemacht, um<br />

die Beteiligten als Zeugen auszuschließen,<br />

so wird das Gericht ein faires Verfahren<br />

durch abweisendes Teilurteil herzustellen<br />

versuchen, <strong>und</strong> schon droht die Aufspaltung<br />

des Prozesses in zwei Instanzen mit<br />

entsprechender Verzögerung der Entscheidung<br />

im Kernpunkt des Verfahrens. Beim<br />

Verteidigungsvorbringen der Arztseite ist<br />

zu beachten, dass diese sich förmlich darauf<br />

berufen muss, wenn sie bei fehlender Risikoaufklärung<br />

gegenüber der Patientenseite<br />

mangelnde Plausibilität einer Operationsverweigerung<br />

geltend machen will. Entsprechendes<br />

gilt bei nicht rechtzeitiger Aufklärung<br />

für den Vortrag des Patienten. Der Arzt<br />

muss bei angeblicher Unausweichlichkeit<br />

der Operation die medizinischen Tatsachen<br />

eingehend <strong>und</strong> nachvollziehbar darlegen.<br />

Sind nämlich derartige nähere Angaben<br />

zumutbar, so kann sich die Arztseite nicht<br />

auf einfaches Bestreiten des Vortrages des<br />

Patienten beschränken. Die sorgfältige Mitarbeit<br />

der Prozessbevollmächtigten ist für<br />

die Erhaltung <strong>und</strong> Verbesserung der Qualität<br />

der Arzthaftungsverfahren unabdingbar.<br />

In einer Zeit abnehmender Ressourcen in<br />

der Rechtsprechung <strong>und</strong> beispielsweise der<br />

unvermeidlichen Abwanderung „kleiner“<br />

Arzthaftungsprozesse mit Streitwerten unter<br />

10.000 DM an die Amtsgerichte <strong>und</strong> damit<br />

an den Einzelrichter, den der B<strong>und</strong>esgerichtshof<br />

für gr<strong>und</strong>sätzlich ungeeignet zur<br />

Entscheidung derartiger Streitigkeiten hält,<br />

wird der im Arzthaftungsrecht bewanderte<br />

Rechtsanwalt als Organ der Rechtspflege<br />

unentbehrlich, um einen fairen, von Sachk<strong>und</strong>e<br />

getragenen Prozess zu sichern.<br />

Die Bedeutung der Behandlungsunterlagen<br />

für die Wahrheitsfindung Obwohl diese<br />

kaum überschätzt werden können, ge-<br />

94<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


schieht es immer wieder, dass Gutachten<br />

ohne oder aufgr<strong>und</strong> unvollständiger Behandlungsunterlagen<br />

eingeholt werden<br />

<strong>und</strong> dass dieser Mangel erst auffällt, wenn<br />

das Gutachten aus diesen Gründen nicht<br />

überzeugt. Hat aber der Sachverständige<br />

seinerseits diesen Mangel „überbrückt“<br />

<strong>und</strong> eventuell falsche oder ungesicherte<br />

Schlüsse gezogen, so ist es ausgesprochen<br />

schwierig, „gedanklich vor das Gutachten“<br />

zu gelangen. Von dieser Konstellation abgesehen,<br />

können Behandlungsunterlagen<br />

auch für den medizinischen Laien durchaus<br />

aufschlussreich sein, wenn man die Bereitwilligkeit<br />

aufbringt, sich sorgfältig ein- <strong>und</strong><br />

durchzuarbeiten. Es gibt Fälle, in denen Anwälte<br />

oder auch Gerichte, auch solche zweiter<br />

Instanz, Behandlungsfehler aus den Unterlagen<br />

aufdecken. Um Missverständnisse<br />

zu vermeiden: es soll hier nicht der selbständigen<br />

Auswertung von Krankenunterlagen<br />

durch Juristen das Wort geredet werden,<br />

aber kriminalistischer Spürsinn kann<br />

manchmal auch bei Juristen nicht schaden,<br />

um den Fachleuten die Gr<strong>und</strong>lage für ihre<br />

Beurteilung vor Augen zu führen.<br />

Auswahl des Sachverständigen, Befangenheitsgründe<br />

Kaum ein Arzthaftungsprozess<br />

wird ohne Sachverständigengutachten<br />

entschieden. Meist holt mindestens<br />

das erstinstanzliche Gericht ein Gutachten<br />

ein. Nur wenn ein in seinem Gehalt<br />

voll überzeugendes Gutachten einer Gutachterkommission<br />

oder Schlichtungsstelle<br />

vorliegt, kann dieses im Wege des Urk<strong>und</strong>enbeweises<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Entscheidung<br />

werden, wenn keine der Parteien stichhaltige<br />

Gründe gegen die Überzeugungskraft<br />

des Gutachtens vorbringt. Entsprechendes<br />

gilt auch für ein Privatgutachten. In allen<br />

Fällen hängt das Schicksal der Klage oft<br />

entscheidend von dem Sachverständigen<br />

ab, der die medizinischen Zusammenhänge<br />

erforscht <strong>und</strong> erläutert. Das Gericht muss<br />

sich deshalb größte Mühe geben, die jeweils<br />

richtigen Fachleute zu finden, die auch willens<br />

<strong>und</strong> imstande sind, ihr Fachwissen mit<br />

seinen Gr<strong>und</strong>lagen so zu erläutern, dass Gericht<br />

<strong>und</strong> Anwälte <strong>und</strong> möglichst auch die<br />

Parteien des Rechtsstreits sie verstehen. Die<br />

Kriterien, die ein solcher Sachverständiger<br />

erfüllen sollte, hat einmal Prof. Dr. K. Foerster,<br />

Tübingen, vor dem Arbeitskreis „Ärzte<br />

<strong>und</strong> Juristen“ der AWMF so überzeugend<br />

formuliert, dass sie hier zitiert seien: Von<br />

dem ärztlichen Sachverständigen sind folgende<br />

Voraussetzungen zu fordern:<br />

1. F<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong> gründliche Kenntnisse<br />

im eigenen Fach, die auf dem aktuellen<br />

Stand der wissenschaftlichen Diskussion<br />

sein müssen.<br />

2. Gr<strong>und</strong>kenntnisse der Rechtsgebiete, deren<br />

Fragen er bearbeiten soll.<br />

3. Kenntnis seiner Kompetenzen <strong>und</strong> vor<br />

allem Kenntnis der Grenzen seiner Kompetenzen.<br />

4. Fähigkeit, aus der Fülle der medizinischen<br />

Tatsachen die juristisch wesentlichen herauszuarbeiten.<br />

5. Fähigkeit, medizinischen Sachverhalt<br />

<strong>und</strong> Schlussfolgerung für Juristen verständlich<br />

darzustellen <strong>und</strong> kriterienorientiert<br />

zu begründen.<br />

6. Fähigkeit, in der gutachterlichen Situation<br />

die eigene emotionale Befindlichkeit<br />

zu erkennen <strong>und</strong> zu reflektieren.<br />

7. Selbstkritik <strong>und</strong> Flexibilität, wenn es darum<br />

geht, ein schriftliches Gutachten<br />

aufgr<strong>und</strong> neuer Tatsachen zu ändern.<br />

8. Vertrauenswürdigkeit des Sachverständigen,<br />

auf die der Auftraggeber immer<br />

dort angewiesen ist, wo der Sachverständige<br />

Bef<strong>und</strong>e erhebt.<br />

Dazu, wie man solche Sachverständige für<br />

den konkreten Fall findet, muss jedes Gericht<br />

sein spezielles Know-how entwickeln,<br />

das von den Prozessbevollmächtigten wenig<br />

beeinflusst werden kann. Allerdings<br />

sollten die Möglichkeiten erörtert werden,<br />

Befangenheit von Sachverständigen, auch<br />

solche im weiteren Sinne, zu vermeiden<br />

<strong>und</strong> zwar ggf. dadurch, dass man außerhalb<br />

eines Einzelfalles diese Möglichkeiten<br />

mit dem Gericht einmal erörtert. Es muss<br />

unbedingt darauf geachtet werden, dass<br />

der Sachverständige weder behandelnder<br />

Arzt des Klägers, noch Zulieferant oder Zulieferungsempfänger<br />

des Beklagten ist. Vorsicht<br />

ist auch geboten, wenn der Gutachter<br />

selbst oder seine Klinik in einen ähnlichen<br />

Haftpflichtprozess verwickelt ist. Keinen<br />

Befangenheitsgr<strong>und</strong> gegen einen Sachverständigen<br />

kann ein beklagter Arzt daraus<br />

herleiten, dass er zur Untersuchung des Patienten<br />

für das Gutachten nicht zugelassen<br />

wird. Diese Zulassung bedarf nämlich der<br />

Zustimmung des Patienten, die auch nicht<br />

deshalb entbehrlich wird, weil der Prozessgegner<br />

früher Patient des beklagten Arztes<br />

gewesen ist. Spätestens durch die gerichtliche<br />

Auseinandersetzung ist das Vertrauen<br />

entfallen, das Gr<strong>und</strong>lage der Heilbehandlung<br />

<strong>und</strong> des dazu notwendigen Einblicks<br />

in die Intimsphäre des Patienten war. Allgemein<br />

sollte bei den Gerichten angeregt werden,<br />

soweit dies noch nicht geschieht, den<br />

Sachverständigen eine Urteilsabschrift aus<br />

den Verfahren zu übersenden, in denen sie<br />

mitgewirkt haben, <strong>und</strong> zwar auch von dem<br />

Urteil der nächsten Instanz. Diese Rückmeldung<br />

über die Wirkung des Gutachtens im<br />

Verfahren ist fast die einzige Kontrollmöglichkeit<br />

für die Arbeit des Sachverständigen,<br />

die ihm schon im Interesse der Verbesserung<br />

künftiger Arzthaftungsverfahren nicht<br />

versagt werden sollte.<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Abgrenzung der gegenseitigen<br />

Aufgaben von Gericht <strong>und</strong><br />

Sachverständigen Der Beweisbeschluss<br />

ist Gr<strong>und</strong>lage der Begutachtungstätigkeit<br />

des Sachverständigen. Er sollte dementsprechend<br />

möglichst konkret nach dem<br />

Sachvortrag der Parteien gefasst werden.<br />

Allerdings ist dies, insbesondere in erster<br />

Instanz, oft leichter gesagt als getan, weil<br />

vielfach der Patient <strong>und</strong> sein Anwalt nur<br />

den Misserfolg der Behandlung, aber nicht<br />

dessen Ursache kennen. Bei besonders<br />

schwierigen Fällen, in denen z. B. auch über<br />

den äußeren Ablauf der Behandlung noch<br />

Zeugenbeweis erhoben werden muss, empfiehlt<br />

es sich, den Sachverständigen schon<br />

in diesem Stadium hinzuzuziehen, damit<br />

er auf die für das Gutachten erforderliche<br />

Fragestellung achtet. Dagegen darf dem<br />

Sachverständigen die tatsächliche Feststellung<br />

medizinischer Sachverhalte, die für die<br />

Frage eines Behandlungsfehlers von Bedeutung<br />

sein können, nicht alleine überlassen<br />

werden. In vielen Fällen bleibt dagegen häufig<br />

nichts übrig, als im Beweisbeschluss zu<br />

fragen, ob die Behandlung fehlerfrei oder<br />

dem Standard entsprechend abgelaufen<br />

ist. Der Sachverständige sollte auf so globale<br />

Fragen trotzdem detailliert antworten,<br />

weil nur dies dem Gericht ermöglicht,<br />

seinerseits die rechtlichen Schlüsse zu<br />

ziehen. Unbedingt wünschenswert ist es,<br />

dass der Sachverständige die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

seiner Erkenntnisse mit angibt, weil dies<br />

für die Frage, ob z. B. ein Anscheinsbeweis<br />

für die Kausalität anzunehmen ist oder ein<br />

grober Behandlungsfehler vorliegt, wichtig<br />

sein kann. Hinreichende Angaben der<br />

Erkenntnisgr<strong>und</strong>lagen würden oft notwendige<br />

mündliche Erläuterungen überflüssig<br />

machen. Erkennt der Sachverständige, dass<br />

das Gericht bzw. die Parteien mit ihrer Fehlervermutung<br />

einen falschen Weg eingeschlagen<br />

haben, ist er verpflichtet, auf andere<br />

erkennbare Fehler hinzuweisen. Häufig<br />

kann sich das Gericht nicht darauf verlassen,<br />

dass der Sachverständige in dieser Art<br />

die Begutachtung ausweitet. Es muss dann<br />

selbst aktiv werden, wenn es aufgr<strong>und</strong> des<br />

Gutachtens Anhaltspunkte für eine falsche<br />

oder zu enge Fragestellung im Beweisbeschluss<br />

erkennt <strong>und</strong> gezielte, zur Klarstellung<br />

des Sachverhalts gebotene Fragen stellen.<br />

Sachverständiger <strong>und</strong> Gericht müssen<br />

gegenseitig darauf achten, dass sie nicht die<br />

Begriffe des jeweils anderen missverstehen,<br />

aber auch, dass sie nicht versuchen, die jeweils<br />

nur dem anderen zustehende Schlussfolgerung<br />

selbst zu ziehen bzw. umgekehrt,<br />

sie dem anderen zuzuschieben. So kann ein<br />

Kausalitätsnachweis geführt sein, obwohl<br />

theoretisch noch eine Reihe abweichender<br />

Möglichkeiten besteht. Umgekehrt kann bei<br />

hoher Wahrscheinlichkeit eines bestimmten<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 95


Aktuelles<br />

Verlaufs die Ursächlichkeit offen bleiben.<br />

Der Sachverständige darf sich vom Gericht<br />

nicht zur Beurteilung grober Behandlungsfehler<br />

drängen lassen, darf aber umgekehrt<br />

auch nicht von sich aus einen solchen Fehler<br />

ausschließen.<br />

Gericht, Anwälte <strong>und</strong> Sachverständige bei<br />

der mündlichen Erläuterung des Gutachtens<br />

Das schriftliche Sachverständigengutachten<br />

ist eine wichtige Erkenntnisgr<strong>und</strong>lage<br />

für das Gericht, die es aber weder<br />

kritiklos übernehmen, noch ohne hinreichende<br />

eigene Begründung ablehnen darf.<br />

Liegen widersprüchliche Gutachten vor<br />

(<strong>und</strong> sei darunter ein Privatgutachten), so<br />

empfiehlt es sich, eine Klärung durch mündliche<br />

Erläuterung zu versuchen, die das Gericht<br />

dann von sich aus anordnen muss. Im<br />

Übrigen kann jede Partei die Ladung des<br />

Sachverständigen zur Erläuterung des Gutachtens<br />

durchsetzen, wenn sie dies rechtzeitig<br />

<strong>und</strong> begründet tut. Auch sind Unklarheiten<br />

oder offene Fragen des Gutachtens<br />

darzulegen, die die mündliche Erläuterung<br />

erfordern. Dagegen ist kein abschließender<br />

Fragenkatalog vorweg einzureichen.<br />

Das Gespräch zwischen Juristen <strong>und</strong> Medizinern<br />

verhilft vielfach dazu, Verständigungsschwierigkeiten<br />

auszuräumen <strong>und</strong><br />

fehlende oder unzulängliche Begründungen<br />

noch nachzureichen. Allerdings erfordert<br />

der Umgang miteinander ein gewisses Gespür.<br />

Die Juristen müssen sich darüber im<br />

Klaren sein, dass sie teilweise berufsbedingt<br />

einen verhältnismäßig rauen Umgangston<br />

an sich haben, der in den Ohren eines Chefarztes<br />

aggressiv klingt <strong>und</strong> ihn möglicherweise<br />

verschreckt, was der gegenseitigen<br />

Verständigung nicht besonders dienlich ist.<br />

Die Sachverständigen sollten die harschen<br />

Formulierungen, die sich teilweise in Schriftsätzen<br />

wie in solchen Erörterungsterminen<br />

finden, nicht zu wörtlich <strong>und</strong> vor allem<br />

nicht persönlich nehmen: Sie beruhen auf<br />

einer gewissen beruflichen Fehlerziehung<br />

der Juristen, die meinen, dem Standpunkt<br />

ihrer Partei oder ihren Argumenten mit<br />

markigen Worten Nachdruck verleihen zu<br />

müssen. Abgesehen von diesen Schwierigkeiten<br />

durch das berufsbedingte vermeidbar<br />

grobe Vokabular, gibt es natürlich auch<br />

Schwellen zwischen dem medizinisch-wissenschaftlichen<br />

<strong>und</strong> dem juristischen Erkenntnisprozess.<br />

Diese müssen in der Regel<br />

von der juristischen Seite erkannt <strong>und</strong> bearbeitet<br />

werden. Manchmal wäre es sicher<br />

hilfreich, <strong>und</strong> von vielen Sachverständigen<br />

wird dies auch geleistet, dass diese bei ihren<br />

Schlussfolgerungen bereits Beurteilungskriterien<br />

aus der Lebenserfahrung <strong>und</strong> den<br />

übrigen Parametern des Falles einfließen<br />

lassen. Im Übrigen sind gerade derartige<br />

Schwierigkeiten geeignet, bei der mündlichen<br />

Erläuterung ausgeräumt zu werden.<br />

Wenn das Gericht auch durch die Anträge<br />

der Prozessbevollmächtigten fast in allen<br />

Fällen dazu angehalten werden kann, den<br />

Sachverständigen zur mündlichen Erläuterung<br />

seines Gutachtens zu laden, so ist für<br />

Prozessbevollmächtigte doch im Einzelfall<br />

zu überlegen, ob von diesem Recht auch<br />

dann Gebrauch gemacht werden soll, wenn<br />

aus dem Gutachten ersichtlich ist, dass zu<br />

den entscheidungserheblichen Fragen beispielsweise<br />

entsprechende Tatsachenerkenntnisse<br />

fehlen. Ein Sachverständiger, der<br />

das Gefühl haben muss, ohne zureichenden<br />

Gr<strong>und</strong> von der Erledigung seiner im Übrigen<br />

meist umfangreichen Arbeit abgehalten zu<br />

werden, wird in der Regel selten bereit sein,<br />

von seinem bisherigen Standpunkt abzurücken.<br />

Andererseits ist in Fällen schwerwiegender<br />

Schädigungen auf allen Seiten die<br />

Bereitschaft vorhanden, die Zusammenhänge<br />

noch einmal geduldig miteinander<br />

zu bedenken <strong>und</strong> zu erörtern. Und hierzu<br />

sollten dann alle mit dem Verständnis für<br />

den Part des jeweils anderen Teils zusammenarbeiten.<br />

* Die beiden letztgenannten Referate sind redaktionell<br />

geringfügig verkürzt wiedergegeben. Fußnoten <strong>und</strong><br />

Rechtsprechungsverweise entfallen.<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst<br />

Alter Mühlhabinger Weg 3<br />

82418 Murnau/Staffelsee<br />

Protokolle können angefordert werden bei:<br />

AWMF-Geschäftsstelle<br />

Moorenstraße 5<br />

Geb. 15.12 (Heinrich-Heine-Universität)<br />

40225 Düsseldorf<br />

oder AWMF online: http://awmf-online.de<br />

E-Mail: awmf@uni-duesseldorf.de<br />

Neue Dienstleistungsrechte für<br />

Private Krankenversicherungen nach der<br />

Reform des Versicherungsvertragsrechts<br />

A. Wienke, K. Janke<br />

Das Gesetz zur Reform des Versicherungsvertragsrechts<br />

vom 23.11.2007 ist zum<br />

Jahreswechsel in Kraft getreten. Dadurch<br />

können Private Krankenversicherungen<br />

künftig erheblich mehr zusätzliche Dienstleistungen<br />

als Inhalt der Krankheitskostenversicherung<br />

ihren K<strong>und</strong>en anbieten.<br />

So dürfen Private Krankenversicherungen<br />

insbesondere neben der Beratung über die<br />

Berechtigung von ärztlichen Abrechnungen<br />

nun auch die Abwehr von unberechtigten<br />

Honoraransprüchen für ihre Versicherungsnehmer<br />

übernehmen <strong>und</strong> diese auch bei<br />

der Durchsetzung von Arzthaftungsansprüchen<br />

unterstützen.<br />

Die gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Nach § 192 Abs. 1 des Versicherungsvertragsgesetzes<br />

(VVG) war bisher allein Gegenstand<br />

des Versicherungsvertrages die<br />

Verpflichtung des Versicherers, im vereinbarten<br />

Umfang die Aufwendungen für medizinisch<br />

notwendige Heilbehandlungen<br />

wegen Krankheit oder Unfallfolgen oder<br />

für sonstige vereinbarte Leistungen einschließlich<br />

solcher bei Schwangerschaft<br />

<strong>und</strong> Entbindung sowie für ambulante Vorsorgeuntersuchung<br />

zur Früherkennung von<br />

Krankheiten nach gesetzlich angeführten<br />

Programmen zu erstatten (Kostenerstattung).<br />

96<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Nach dem neu eingefügten § 191 Abs. 3 VVG<br />

n.F. können Versicherer nunmehr insbesondere<br />

folgende zusätzliche Dienstleistungen<br />

anbieten, die im unmittelbaren Zusammenhang<br />

mit der genannten Kostenerstattung<br />

(„Absatz 1“) stehen:<br />

1. die Beratung über Leistungen nach Abs. 1<br />

sowie über die Anbieter solcher Leistungen;<br />

2. die Beratung über die Berechtigung<br />

von Entgeltansprüchen der Erbringer von<br />

Leistungen nach Abs. 1;<br />

3. die Abwehr unberechtigter Entgeltansprüche<br />

der Erbringer von Leistungen nach<br />

Abs. 1;<br />

4. die Unterstützung der versicherten Personen<br />

bei der Durchsetzung von Ansprüchen<br />

wegen fehlerhafte Erbringung der<br />

Leistungen nach Abs. 1 <strong>und</strong> der sich hieraus<br />

ergebenden Folgen;<br />

5. die unmittelbare Abrechnung der Leistungen<br />

nach Abs. 1 mit deren Erbringern.<br />

Aus der Gesetzesbegründung<br />

Nach der Gesetzesbegründung soll durch<br />

die Aufnahme der Zusatzleistungen in das<br />

VVG klargestellt werden, dass auch solche<br />

Tätigkeiten des Versicherers im Rahmen<br />

seines Leistungsmanagements Gegenstand<br />

einer Krankenversicherung sein können, die<br />

dem Service oder der Beratung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

des Versicherungsnehmers im<br />

Zusammenhang mit der Erbringung versicherter<br />

Leistungen dienen. Einige dieser<br />

Nebenleistungen, insbesondere die Beratungstätigkeit,<br />

würden schon heute von<br />

Krankenversicherern erbracht; insbesondere<br />

zwischen Kliniken <strong>und</strong> Versicherern<br />

werde auch bisher schon eine unmittelbare<br />

Abrechnung nach der oben genannten Nr. 5<br />

praktiziert.<br />

Das Leitbild der PKV könne zukünftig nicht<br />

nur auf die reine Kostenerstattung begrenzt<br />

werden, sondern müsse den Rahmen für<br />

neue Formen <strong>und</strong> Methoden zur wirksamen<br />

Kostensteuerung bei gleichzeitigem Erhalt<br />

bzw. Steigerung der medizinischen Behandlungsqualität<br />

öffnen.<br />

Anmerkungen zu den gesetzlichen<br />

Neuregelungen<br />

Voranzustellen ist, dass die Neuregelungen<br />

allein die Rechtsbeziehung zwischen Versicherer<br />

<strong>und</strong> Versicherungsnehmer betreffen<br />

<strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich keinen Einfluss auf das<br />

Verhältnis zwischen den Versicherungsnehmern<br />

(Patient) <strong>und</strong> Ärzten haben. De<br />

facto werden sich aber dennoch Konsequenzen<br />

für das Arzt-Patienten-Verhältnis<br />

dergestalt ergeben, dass der Versicherer<br />

durch seine zusätzlichen Kompetenzen –<br />

die ihm der Patient einräumen muss – immer<br />

mehr zwischen den Arzt <strong>und</strong> den Privatpatienten<br />

tritt.<br />

Ungeachtet dessen kann es für Ärzte aber<br />

auch sinnvoll sein, an den Neuregelungen –<br />

soweit der Patient die zusätzlichen Dienstleistungen<br />

mit seinem Versicherer vereinbart<br />

hat – „teilzunehmen“. Insbesondere<br />

bei Patienten, deren Zahlungsverhalten<br />

unbeständig ist, dürfte eine unmittelbare<br />

Abrechnung mit dem Privatversicherer für<br />

den Arzt attraktiv sein. In diesen Fällen kann<br />

sich der Arzt mit der unmittelbaren Abrechnung<br />

einverstanden erklären. Ohne sein<br />

Einverständnis wäre eine solche allerdings<br />

nicht möglich, da Schuldner des Honoraranspruchs<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich der Patient als<br />

Vertragspartner ist. Die Vertragsbeziehung<br />

zwischen Arzt <strong>und</strong> Patient wird durch die<br />

Reform des VVG aber gerade nicht berührt.<br />

Weiterhin können aus Ärztesicht insbesondere<br />

die unter Nr. 2 bis Nr. 4 genannten<br />

Dienstleistungen bedeutsam werden. Demnach<br />

ist es Privaten Krankenversicherungen<br />

nunmehr ausdrücklich erlaubt, ihre Versicherungsnehmer<br />

über die Berechtigung von<br />

Entgeltansprüchen von Ärzten zu beraten<br />

sowie die Abwehr unberechtigter Entgeltansprüche<br />

zu übernehmen. Auch können<br />

Private Krankenversicherungen ihre Versicherungsnehmer<br />

zukünftig bei der Durchsetzung<br />

von Ansprüchen aus Behandlungsfehlern<br />

unterstützen. Aus Sicht des Privatpatienten<br />

mögen diese Zusatzleistungen<br />

durchaus praktisch sein, da ihm im Regelfall<br />

die erforderliche medizinische Sachk<strong>und</strong>e<br />

fehlt, die sowohl bei Honorarstreitigkeiten<br />

als auch in Haftungsfällen erforderlich ist.<br />

Im Übrigen sind auch die gesetzlichen Krankenkassen<br />

bereits seit einigen Jahren dazu<br />

ermächtigt, ihre K<strong>und</strong>en bei der Verfolgung<br />

von Ansprüchen aus vermeintlichen Behandlungsfehlern<br />

zu unterstützen.<br />

Während sich der Privatpatient bei Erstattungsschwierigkeiten<br />

bisher in der Regel<br />

auf die Seite des Arztes stellte <strong>und</strong> mit diesem<br />

zusammen die Berechtigung der Entgeltansprüche<br />

gegenüber den Versicherern<br />

erstreiten konnte, dürfte es aus Patientensicht<br />

nunmehr naheliegen, die Abwehr unberechtigter<br />

Entgeltansprüche vollumfänglich<br />

vom Krankenversicherer durchführen zu<br />

lassen. Das Gesetz sieht insoweit nicht nur<br />

eine Beratungs- oder Unterstützungsleistung<br />

der Krankenversicherer vor, sondern<br />

benennt die Abwehrleistung ausdrücklich.<br />

Da Kostenschuldner aber gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

auch weiterhin der Patient ist, kann der<br />

Versicherer die Abwehr von unberechtigten<br />

Ansprüchen aktiv nur dann betreiben, wenn<br />

entweder eine unmittelbare Abrechnung<br />

zwischen Arzt <strong>und</strong> Versicherer mit Zustimmung<br />

des Arztes vereinbart worden ist<br />

(dann tritt der Versicherer an die Stelle des<br />

Patienten als Kostenschuldner) oder wenn<br />

der Patient bereits die Honorarforderung<br />

beglichen hat <strong>und</strong> anschließend etwaige<br />

Rückzahlungsansprüche an seine Versicherung<br />

abtritt. Letzteres ist auch ohne Einverständnis<br />

des Arztes möglich <strong>und</strong> wurde<br />

auch bisher schon von einigen Krankenversicherungen<br />

praktiziert. Die rechtliche<br />

Zulässigkeit dieser Konstruktion war wegen<br />

eines etwaigen Verstoßes gegen das<br />

Rechtsberatungsgesetz bzw. Rechtsdienstleistungsgesetz<br />

(unzulässige Besorgung<br />

fremder Rechtsangelegenheiten) umstritten.<br />

Die Rechtsprechung dazu ist nach wie<br />

vor uneinheitlich. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />

Neuregelungen des VVG <strong>und</strong> der damit getroffenen<br />

Entscheidung des Gesetzgebers<br />

zugunsten der Versicherer wird man jedoch<br />

zukünftig von der rechtlichen Zulässigkeit<br />

ausgehen dürfen.<br />

Insgesamt bleibt abzuwarten, inwieweit die<br />

Privaten Krankenversicherer von ihren neuen<br />

Dienstleistungsmöglichkeiten Gebrauch<br />

machen werden. Angesichts des auch in der<br />

PKV zunehmenden Kostendrucks ist jedoch<br />

davon auszugehen, dass die Versicherer<br />

durchaus gewillt sind, ihren Versicherten<br />

insbesondere bei Honorarstreitigkeiten beratend<br />

zur Seite zu stehen oder auch die Abwicklung<br />

insgesamt zu übernehmen.<br />

Rechtsanwalt Dr. A. Wienke<br />

Rechtsanwältin Dr. K. Janke<br />

Wienke & Becker – Köln<br />

Bonner Straße 323<br />

50968 Köln<br />

Tel.: (02 21) 376 53 10<br />

Fax: (02 21) 376 53 12<br />

E-Mail: www.Kanzlei-WBK.de<br />

Internet: AWienke@Kanzlei-WBK.de<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 97


Erich Lexer<br />

Gedächtnisvorlesung<br />

24. Oktober 2007, Berlin<br />

E. H. Kuner<br />

Aktuelles<br />

„Noch bietet die Wiederherstellungschirurgie<br />

eine Fülle von neuen Aufgaben, deren Meisterung<br />

die volle Befriedigung gewähren kann.<br />

Schon deshalb, weil hier das ganze Wesen der<br />

Chirurgie zur Geltung kommt, denn Chirurgie<br />

ist Handwerk, Wissenschaft <strong>und</strong> Kunst.“<br />

So Erich Lexer ( Abb. 1) im Vorwort zu seinem<br />

zweibändigen Werk „Die gesamte Wiederherstellungschirurgie“<br />

im Juni 1930 zu<br />

München (25).<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

„Chirurgie ist<br />

Handwerk,<br />

Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Kunst“<br />

München, im Juni 1930<br />

Abb. 1 Erich Lexer. (Mit fre<strong>und</strong>licher<br />

Genehmigung von Frau Helga Lexer, Falkau)<br />

Am 22. Mai jährte sich zum 140. Male der<br />

Geburtstag <strong>und</strong> am 4. Dezember wird man<br />

des 70. Todestages von Erich Lexer gedenken,<br />

der hier in Berlin plötzlich an einem<br />

Herzinfarkt verstorben ist.<br />

Zum Gedenken an den 50. Todestag von<br />

Erich Lexer – also vor 20 Jahren – hielt der<br />

bekannte Orthopäde Alfred Nikolaus Witt<br />

die Laudatio. Er betonte, dass heute nur<br />

noch wenige leben, die das Glück hatten,<br />

den Meister als Mensch, Arzt <strong>und</strong> Chirurg<br />

kennen gelernt zu haben. Er fährt fort: „Ich<br />

gehöre zu diesen <strong>und</strong> nur das allein gibt mit<br />

den Mut, diese großartige Persönlichkeit in<br />

Erinnerung zu rufen“ [39].<br />

Ich nehme den Mut aus der Tatsache,<br />

weil Erich Lexer von 1919 bis 1928 Lehrstuhlinhaber<br />

für Chirurgie <strong>und</strong> Direktor der<br />

Chirurgischen Universitätsklinik in Freiburg<br />

war <strong>und</strong> diese Institution maßgeblich geprägt<br />

hat, an der ich selbst 28 Jahre lang in<br />

verantwortlicher Stellung tätig sein durfte.<br />

Chirurgie ist Handwerk, Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Kunst – diese Begriffe charakterisieren<br />

das Leben des Meisters, sein Wirken, seine<br />

Begabungen <strong>und</strong> seine Wissenschaft in<br />

hohem Maße. Wie ein roter Faden durchziehen<br />

sie alle seine Stationen – von Berlin<br />

über Königsberg, Jena, Freiburg <strong>und</strong> schließlich<br />

bis München <strong>und</strong> beleuchten wie durch<br />

ein Weitwinkelobjektiv sein breites chirurgisches<br />

Spektrum.<br />

Ich möchte versuchen ein Bild von Erich<br />

Lexer zu zeichnen, wie es sich aus seinen<br />

persönlichen Aufzeichnungen, seiner wissenschaftlichen<br />

Tätigkeit, der Literatur, aus<br />

Dissertationen <strong>und</strong> Dokumenten, den Erinnerungen<br />

von Zeitzeugen <strong>und</strong> den damaligen<br />

äußeren Bedingungen darstellt.<br />

1. Herkunft, Schule, Begabung<br />

Abb. 2 Stammhaus der Lexers im Lesachtal<br />

Die Lexers stammen als alteingesessenes<br />

Bauerngeschlecht aus dem Lesachtal in<br />

Kärnten ( Abb. 2). Der Großvater – Andreas<br />

Lexer – war Mühlbauer in Liesing. Im Lesachtal<br />

fand Ende August 2007 ein ganz besonderes<br />

Symposium statt, das von Arnulf Thiede <strong>und</strong><br />

Georg Lexer organisiert worden war.<br />

Die Heimatliebe wurde Erich Lexer wohl<br />

von seinem Vater – Matthias Lexer – mitgegeben.<br />

Er, der einstige Bauernbub, war in der<br />

Schule den Patres durch seine große Begabung<br />

aufgefallen. Er studierte in Graz<br />

Sprachwissenschaften <strong>und</strong> sammelte schon<br />

während des Studiums M<strong>und</strong>artausdrücke<br />

seiner Heimat, die 1862 als „Kärntnerisches<br />

Wörterbuch“ erschienen sind.<br />

Vater Lexer war von 1864–1869 Professor<br />

für Germanistik an der Albert-Ludwigs-<br />

Universität zu Freiburg/Brsg. In dieser Zeit<br />

erblickte Sohn Erich am 22. Mai 1867 das<br />

Licht der Welt. Bereits zwei Jahre später<br />

folgte der Vater dem Ruf nach Würzburg.<br />

Erich wuchs dort mit seinen Geschwistern<br />

Herma, die später den Chirurgen Fritz König<br />

heiratete, <strong>und</strong> mit Luise <strong>und</strong> Karl auf.<br />

Schon als Kind war seiner Umgebung<br />

das zeichnerische Talent aufgefallen. Vater<br />

Lexer war der Ansicht, dass dieses Talent<br />

angeboren bzw. vererbt ist, da sein Bruder<br />

– Andreas Lexer – als Kunstmaler die Deckengemälde<br />

in der Kirche in Obertilliach<br />

gemalt hat [17].<br />

Schon als Neunjähriger wurde Erich von<br />

dem Würzburger Bildhauer Heussler im<br />

Zeichnen ausgebildet. Er lernte perspektivisches<br />

Zeichnen, Schattierungen, auch<br />

Aquarellieren <strong>und</strong> sogar Marmormeißeln.<br />

Es keimte der Wunsch, Maler zu werden.<br />

Er selbst sagt dazu: „Und das war gut, denn<br />

meine Leistungen am humanistischen Gymnasium<br />

in Würzburg waren derart mittelmäßig,<br />

zum Teil auch, wie in den klassischen<br />

Sprachen <strong>und</strong> in der Mathematik, so schlecht,<br />

daß das Lehrerkollegium mich das Abitur nur<br />

deshalb bestehen ließ, weil ich „ja nur Maler“<br />

werden wollte“ [17].<br />

Aus unserer heutigen Sicht war dies eine<br />

sehr kluge Entscheidung des Lehrkörpers!<br />

2. Medizinstudium<br />

Zu Beginn des Wintersemesters 1885/86<br />

schrieb er sich tatsächlich für Medizin ein.<br />

Bei von Kölliker hörte er Anatomie. Samstags<br />

durfte er in einem der leeren Säle die<br />

besten Präparate abzeichnen. Auf diese<br />

Weise schuf er sich seinen eigenen Anatomieatlas<br />

( Abb. 3).<br />

Erste <strong>und</strong> direkte Eindrücke von der Chirurgie<br />

erhielt er in der sog. klinischen St<strong>und</strong>e<br />

bei Professor Maas. Dort erlebte er zum ersten<br />

Mal eine Operation live im Hörsaal als<br />

bei einem Patienten die schwer verletzte<br />

Hand unter dem „furchtbaren Karbolspray“<br />

amputiert wurde [16].<br />

98<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


zu stecken <strong>und</strong> nach ihnen den mühevollen,<br />

aber hoffentlich lohnenden Lauf zu beginnen:<br />

möge derselbe nun einmünden in eine<br />

von mir wohl gewünschte, akademische<br />

Laufbahn oder in eine praktische Tätigkeit,<br />

die treue Hilfe <strong>und</strong> der Segen Deines Vaters<br />

wird Dir zur Seite stehen, so lange ihm Gott<br />

das Leben schenkt.<br />

Es ist mein Wille, dass diese Zeilen für immer<br />

mit Deinem Originaldiplom vereinigt bleiben,<br />

damit Du dereinst auch, wenn Dich der liebe<br />

Gott das fünfzigjährige Doktorjubiläum <strong>und</strong><br />

die Erneuerung des Diploms erleben lässt, aus<br />

ihnen die Glückwünsche vernehmen mögest<br />

Deines Dich liebenden Vaters<br />

M. v. Lexer“ [17]<br />

Abb. 3 Zeichnungen aus dem Anatomieatlas, den<br />

Erich Lexer im WS 1885/86 selbst gezeichnet hat<br />

(Aus: Lob G., Hofmann G. Erich Lexer 1867–1937 –<br />

Gedächtnisausstellung Berlin. 1987.) © ETHICON<br />

Sein glanzvoll nach 4 Semestern bestandenes<br />

Physikum mit 5 Einsern <strong>und</strong> einem<br />

Zweier war Balsam auf die W<strong>und</strong>en, die das<br />

Abitur hinterlassen hatte [25].<br />

Nach einer Famulatur in der Hautabteilung<br />

des Internisten Otto Seifert schrieb<br />

er seine Dissertation über: „Den Wert der<br />

Quecksilberbehandlung in der Syphilis Therapie.“<br />

Seine Notizen schrieb er am Stehpult<br />

neben seinem Vater, der am „<strong>Deutsche</strong>n<br />

Wörterbuch“ arbeitete, ins Reine. Das Thema<br />

wird ihn wohl entsetzt haben.<br />

Die Promotion erfolgte am 24. Juli 1889,<br />

das Diplom datiert vom 10. Dezember 1889<br />

<strong>und</strong> ist von seinem Vater, der damals zum<br />

zweiten Mal Rektor der Würzburger Universität<br />

war, unterschrieben.<br />

Über die innige Verb<strong>und</strong>en des Vaters<br />

zeugt der Brief vom 13.12.1889, mit dem er<br />

seinem Sohn das Doktordiplom überreichte.<br />

„Würzburg, Rektoratskanzlei,<br />

13.12.1889<br />

Mein lieber Erich!<br />

Mit inniger Freude, aber auch mit tiefernsten<br />

Gedanken habe ich am heutigen siebenten<br />

Geburtstage Deines kleinen Bruders<br />

Dein „r i t e“ erworbenes <strong>und</strong> wohl verdientes<br />

Doktordiplom als Rektor Magnificus unterzeichnet,<br />

um es Dir persönlich mit diesen<br />

Zeilen zu überreichen. Du hast nun die erste<br />

akademische Stufe erklommen <strong>und</strong> es liegt<br />

an Dir, die weiteren Ziele Dir selbstständig<br />

1890 ging er nach dem Staatsexamen als<br />

Assistent nach Göttingen zu Friedrich Sigism<strong>und</strong><br />

Merkel in die Anatomie. Dort fühlte<br />

er sich nicht wohl.<br />

Nach Famulaturen bei Schönborn war es<br />

für ihn keine Frage mehr, er wollte Chirurg<br />

werden. Er hatte fest mit einer Stelle bei<br />

ihm gerechnet, da er ihm zur Chirurgie geraten<br />

hatte <strong>und</strong> er deswegen auch für 1 Jahr<br />

in die Anatomie nach Göttingen gegangen<br />

war. Lexer erlebte eine ganz große Enttäuschung,<br />

als ihm mitgeteilt wurde, dass die<br />

Stelle anderweitig besetzt worden war.<br />

Daraufhin hat Lexer einige Bewerbungsschreiben<br />

an bedeutende Chirurgen losgelassen,<br />

aber keine Antwort erhalten. Lediglich<br />

der berühmte Chirurg v. Bergmann<br />

schrieb am 26.2.1892 aus Berlin zurück:<br />

„Sehr geehrter Herr Doktor!<br />

Es ist mir gelungen, die Besetzung der Vakanzen<br />

in meiner Klinik so einzurichten, dass<br />

Sie am 1. April d. J. eintreten können. Ich bitte<br />

Sie, mir nunmehr Ihr Doktordiplom <strong>und</strong> Ihren<br />

Approbationsschein sowie eine Bescheinigung<br />

über Ihre anatomischen Studien in Göttingen<br />

zuzusenden, damit ich die Angelegenheit<br />

bis dahin ordnen kann.<br />

Hochachtungsvoll Ernst von Bergmann“ [17].<br />

3. Weiterbildung <strong>und</strong> Habilitation bei<br />

von Bergmann in Berlin<br />

Vater Lexer begleitete seinen Sohn nach<br />

Berlin, weil er ihn voller Stolz zu seinem<br />

früheren Würzburger Universitätskollegen<br />

bringen wollte.<br />

Am 1. April 1892 trat Erich Lexer – 25-jährig<br />

– als Assistent bei Ernst von Bergmann in<br />

die II. Chirurgische Klinik in der Ziegelstraße<br />

ein ( Abb. 4).<br />

Bei seinem Eintritt in die Klinik begrüßte<br />

von Bergmann den neuen Mitarbeiter kurz<br />

<strong>und</strong> bündig mit den Worten: „Gehen Sie an<br />

die Arbeit, man wartet auf Sie“ [15]<br />

Abb. 4 Erich Lexer, 1892. (Aus: Lob G.,<br />

Hofmann G. Erich Lexer 1867–1937<br />

– Gedächtnisausstellung Berlin. 1987.)<br />

© ETHICON<br />

Am 1. April 1892 begann also die Laufbahn<br />

des Ausnahmechirurgen Lexer, den Killian<br />

als den größten Meister der Plastischen<br />

Chirurgie bezeichnet [12].<br />

Wenige Tage später am 16. April 1892<br />

verstarb sein Vater an den Folgen einer<br />

Pneumonie, die er sich auf der Reise nach<br />

<strong>und</strong> in Berlin zugezogen hatte. Für Lexer<br />

war dies ein schwerer Schlag. Voller Trauer<br />

schreibt er: „So wechselt Glück <strong>und</strong> Unglück.<br />

Wie oft im Leben habe ich, wenn ich mich<br />

einmal vollkommen glücklich fühlte, das<br />

Gespenst des aufsteigenden Unheils gefürchtet“<br />

[17].<br />

Die Chirurgische Klinik in der Ziegelstraße,<br />

die sich durch bedeutende Chirurgen auszeichnete<br />

wie – Gräfe, Dieffenbach oder von<br />

Langenbeck, hatte damals 200 Betten <strong>und</strong><br />

6 Assistenten, die auch noch die Poliklinik<br />

zu betreuen hatten. Ein solcher Personalschlüssel<br />

ist für uns unvorstellbar. Wie heute,<br />

war auch die Bezahlung der Assistenten<br />

damals schlecht.<br />

An der Klinik gab es drei ältere Assistenten.<br />

Dies waren Hans Schlange, Dietrich<br />

Nasse <strong>und</strong> Kurt Schimmelbusch. Alle drei<br />

waren bereits erfahrene Chirurgen.<br />

Schlange, ein ausgezeichneter Lehrer,<br />

war zunächst sein direkter Vorgesetzter. Er<br />

war ständiger Vertreter des Chefs. Von ihm<br />

hat er viel gelernt, litt aber unter dessen<br />

ironischer Art. So sagte Schlange einmal<br />

zu ihm: „Lieber Lexer, verlieren Sie erst einmal<br />

Ihre süddeutsche Empfindlichkeit <strong>und</strong><br />

ihr bayrisches Phlegma, dann kann vielleicht<br />

was aus Ihnen werden …“ Diesen Ausspruch<br />

hat Lexer nie vergessen [17].<br />

Nasse, ein fre<strong>und</strong>licher Rheinländer <strong>und</strong><br />

guter Lehrer, assistierte ihm viel bei größeren<br />

Operationen.<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 99


Abb. 5 Aus: Lexer E. Zur experimentellen<br />

Erzeugung osteomyelitischer Herde. Arch f klin<br />

Chir 1894;181–200.<br />

Abb. 6 Aus: Lexer E. Weitere Untersuchungen über Knochenarterien <strong>und</strong> ihre<br />

Bedeutung für krankhafte Vorgänge. Arch f klin Chir 1903;481–490.<br />

Aktuelles<br />

Schimmelbusch war ein sehr wissenschaftlich<br />

orientierter Mann, ein leicht angehauchter<br />

Streber. Er hat sich viel mit der<br />

Aseptik befasst, schrieb darüber ein kleines<br />

Büchlein <strong>und</strong> konstruierte die sog. sterilen<br />

Trommeln <strong>und</strong> die nach ihm benannte<br />

Schimmelbuschmaske für die Chloräthyl-<br />

Äther-Narkose.<br />

Von Schimmelbusch lernte er auch das<br />

Rudern, eine Sportart, die Lexer noch in seiner<br />

Freiburger Zeit am Bodensee, wo man<br />

ihn mit seinem Rollsitzboot „Wackele“ antreffen<br />

konnte, pflegte [2, 17].<br />

Seine Vorträge wurden von v. Bergmann<br />

gefördert <strong>und</strong> gelobt. Nach einem solchen<br />

Vortrag, den er vor der Freie Vereinigung<br />

Berliner Chirurgen gehalten hatte, reichte<br />

ihm v. Bergmann vor der ganzen Versammlung<br />

die Hand <strong>und</strong> sagte: „Vivant sequentes!<br />

Ich stelle Sie auf weitere 4 Jahr an“ [17].<br />

Anfang des Sommersemesters 1897<br />

sollte Lexer auf Wunsch von Bergmanns<br />

habilitieren <strong>und</strong> zwar mit einer Arbeit über<br />

„Mikroorganismen der akuten, eitrigen Osteomyelitis“.<br />

Im Wintersemester 1897/98 lag<br />

die Arbeit zusammen mit seinen anderen<br />

Publikationen bei der Fakultät. In der Fakultätssitzung<br />

zweifelte der Internist Geheimrat<br />

Ernst von Leyden, der damals nicht gut<br />

auf von Bergmann zu sprechen war, an der<br />

Eignung Lexers für die Chirurgie, da keine<br />

einzige chirurgische Arbeit von ihm vorläge.<br />

Leyden fragte v. Bergmann: „Kann der Mann<br />

überhaupt operieren“ worauf v. Bergmann<br />

antwortete: „ein Assistent von mir, den ich<br />

empfehle, kann operieren.“ Wütend zog v.<br />

Bergmann das Habilitationsgesuch zurück.<br />

Lexer musste nun eine rein chirurgische Arbeit<br />

schreiben ( Abb. 5–6) [17].<br />

Man kann sich vorstellen, wie verletzend<br />

dies für Lexer gewesen sein musste!<br />

In der Klinik lag gerade ein Patient mit einer<br />

Schussverletzung. Das Röntgenbild – damals<br />

ein neues Verfahren! – zeigte, dass das<br />

Geschoss in der Nähe eines Querfortsatzes<br />

der Halswirbelsäule lag. Lexer mußte diesen<br />

Fall in Gegenwart seines Chefs operieren.<br />

v. Bergmann war von der sauberen Präparation<br />

außerordentlich beeindruckt.<br />

Mit dieser Fallbeschreibung wurde er zur<br />

Habilitation zugelassen.<br />

Den Habilitationsvortrag hielt er über<br />

„Urachusfisteln“ <strong>und</strong> zwar im Esszimmer<br />

der Wohnung von Geheimrat Heubner<br />

– dem Kinderprofessor. In der Türe zum Nebenzimmer<br />

war ein Pult, von dem aus man<br />

in das Esszimmer hinein sprechen mußte.<br />

Lexer berichtet: „der wohlgeochste, auf 12<br />

Minuten gekürzte Vortrag, wurde frei <strong>und</strong><br />

langsam gesprochen. Der alte König (Franz<br />

König, Charité) sass dicht vor mir <strong>und</strong> las Zeitung.<br />

Das ärgerte mich schwer“ [17].<br />

Der Beginn seiner akademischen Laufbahn<br />

war also alles andere als ein stolzes<br />

Schaulaufen, sondern am Wegesrand lagen<br />

Kränkungen <strong>und</strong> Demütigungen. Er musste<br />

sich alles hart erarbeiten, hatte aber dazu<br />

alle Voraussetzungen in seiner Persönlichkeit<br />

vereint.<br />

Im Sommer 1894 wurde Schlange Chefarzt<br />

an einem Krankenhaus in Hannover,<br />

1895 starb Schimmelbusch – erst 35 Jahre<br />

alt, an einer Sepsis <strong>und</strong> im April 1898 verunglückte<br />

Nasse auf einer Bergtour am Piz<br />

Palu tödlich. Auf Lexer kam nun die ganze<br />

Verantwortung des Ersten Assistenten <strong>und</strong><br />

Vertreter des Chefs zu [17].<br />

1898 kündigte er eine eigene Vorlesung<br />

über „Allgemeine Chirurgie“ an, aus der<br />

dann 1904 bzw. 1905 das später in 20 Auflagen<br />

erschienene Lehrbuch „Allgemeinen<br />

Chirurgie zum Gebrauche für Ärzte <strong>und</strong> Studierende“<br />

hervorgegangen ist. Es hat wohl<br />

in Deutschland keinen Medizinstudenten<br />

gegeben, dem dieses Werk nicht eine große<br />

Hilfe im Studium <strong>und</strong> Beruf gewesen ist<br />

– sagt Lexers Schüler Nathan [30].<br />

1902 wurde Lexer apl. Professor <strong>und</strong> leitete<br />

ab 1904 die Poliklinik. In dieser Zeit kam<br />

es zu ernsthaften Spannungen <strong>und</strong> Meinungsverschiedenheiten<br />

mit v. Bergmann.<br />

Lexer wurde in seiner Meinung selbstständiger<br />

<strong>und</strong> selbstbewusster. Zusammenstöße<br />

zwischen diesen dynamischen Persönlichkeiten<br />

konnten nicht ausbleiben [12].<br />

Lexer verließ nach 12 Jahren die Bergmann’sche<br />

Klinik <strong>und</strong> machte sich als Privatchirurg<br />

in Berlin selbstständig. Dort erreichte<br />

ihn der ehrenvolle Ruf auf das Ordinariat<br />

für Chirurgie in Königsberg.<br />

Glücklicherweise kam es bei der Abreise<br />

Lexers auf dem Bahnsteig zu einer vollkommenen<br />

Versöhnung mit v. Bergmann,<br />

der mit seinem Stab auf dem Bahnsteig<br />

erschienen war, Lexer umarmte <strong>und</strong> küsste<br />

<strong>und</strong> eine bis ans Lebensende andauernde<br />

Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> gegenseitige Verehrung<br />

besiegelte [12, 30].<br />

4. Die Lehrstühle in Königsberg – Jena<br />

– Freiburg – München<br />

Königsberg, 1905–1910<br />

Von 1905 bis 1910 hatte er den Lehrstuhl<br />

für Chirurgie an der Albertus-Universität zu<br />

Königsberg i. Pr. – heute Kaliningrad – inne.<br />

Die Klinik verfügte über 110 Betten <strong>und</strong> galt in<br />

jeder Hinsicht auf lange Jahre hinaus als das<br />

Muster einer chirurgischen Lehranstalt [13].<br />

Das Ordinariat hatten vor Lexer Johann v.<br />

Miculicz-Radecki (1887–1890), Heinrich<br />

Braun (1890–1895), Anton Freiherr v. Eisels-<br />

100<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Abb. 8 1907 in Königsberg: vor 100 Jahren erste freie Transplantation der V. saphena magna als<br />

Ersatz bei Aneurysma der A. subclavia (Aus: Lexer E. Dauererfolg eines Arterienersatzes durch<br />

Venenautoplastik nach 5 Jahren. Zentralbl Chir 1917;26:569–<strong>57</strong>3).<br />

Abb. 7 Königsberg: „1906 entfernte der Chirurg<br />

Erich Lexer durch „S“-förmige Einschnitte<br />

Haut von den Schläfen, hinter den Ohren <strong>und</strong><br />

am Haaransatz <strong>und</strong> fixierte sie mit der Fascia<br />

temporalis durch Nähte.“. Es ist dies das erste,<br />

dokumentierte Facelift weltweit. www.excognito.<br />

de /Johanna Westermeier. (Aus: Lexer E. Die gesamte<br />

Wiederherstellungschirurgie. 2. Aufl. Bd. II.<br />

Leipzig: Johann Ambrosius Barth Verlag; 1931.)<br />

berg (1896–1901), Carl Garré (1901–1905)<br />

<strong>und</strong> nach Lexer Erwin Payr (1910–1911)<br />

<strong>und</strong> Paul Friedrich (1911–1916) inne. Sie<br />

alle blieben aber lediglich zwischen 1 <strong>und</strong> 5<br />

Jahren.<br />

Lexers Baumaßnahmen beschränkten<br />

sich hier auf den Umbau des Hörsaals, den<br />

er aber infolge seiner Berufung nach Jena<br />

nicht mehr nutzen konnte [6, 13].<br />

1906 führte er das erste, dokumentierte<br />

Facelifting ( Abb. 7) weltweit durch. Er<br />

war kein Fre<strong>und</strong> von Fremdwörtern. Diese<br />

Operationsmethode bezeichnete er deshalb<br />

als Gesichtsstraffung.<br />

Am 3. November im gleichen Jahr transplantierte<br />

er erstmals ein halbes <strong>und</strong> am<br />

selben Tage ein ganzes Kniegelenk. Darauf<br />

werde ich noch eingehen.<br />

1907 – also vor 100 Jahren – transplantierte<br />

er frei ein autologes Venentransplantat<br />

als Ersatz der A. subclavia nach<br />

Aneurysmaresektion ( Abb. 8) [22]. Diese<br />

Verfahren hat Gültigkeit bis heute.<br />

Gründe, Königsberg zu verlassen, waren<br />

wohl der ostpreußische Menschenschlag,<br />

der ihm nicht zusagte <strong>und</strong> da waren wohl<br />

auch private Gründe. Es zog ihn doch immer<br />

mehr nach dem Süden.<br />

Jena, 1910–1919<br />

Im Juli 1910 war an der Friedrich-Schiller-<br />

Universität zu Jena der Chirurgische Lehrstuhl<br />

neu zu besetzen. Der bisherige Ordinarius<br />

Professor Riedel empfahl dem Dekan<br />

Erich Lexer aus Königsberg als seinen Nachfolger.<br />

Er galt als der Hervorragendste unter<br />

den jüngeren Ordinarien Deutschlands<br />

[35].<br />

Lexers Bedingungen für die Rufannahme<br />

waren u. a. der sofortige Beginn des bereits<br />

geplanten Neubaus der chirurgischen Klinik.<br />

Der Neuberufene sollte seine eigenen<br />

Ideen einbringen [35].<br />

Der unico sono nominierte Lexer trat<br />

zum 1. Oktober 1910 den Dienst an. Die<br />

Klinik verfügte über 229 Betten [37].<br />

Auf Veranlassung von Lexer wurde erstmals<br />

die Kreuzform für ein Klinikgebäude<br />

gewählt, weil sie den Betrieb vereinfacht<br />

<strong>und</strong> organisatorisch übersichtlich gestaltet.<br />

Früher war das Pavillonsystem üblich.<br />

Die neue Klinik war für 365 Betten konzipiert<br />

<strong>und</strong> konnte noch vor Kriegsbeginn<br />

bezogen werden. Während des 1. Weltkrieges<br />

wurde sie jedoch durch Eingliederung<br />

eines Lazarettes ständig mit ca. 500<br />

Patienten belegt [28].<br />

1910 führte Lexer in Jena die erste Jejunodermato-oesophago-plastik<br />

durch <strong>und</strong> berichtete<br />

über die erfolgreiche Operation auf<br />

dem Chirurgenkongreß am 20. April 1911<br />

[21].<br />

Neben der allgemeinen Chirurgie widmete<br />

sich Lexer seinem Lieblingsgebiet, das<br />

er später – 1915 – als „Wiederherstellungschirurgie“<br />

bezeichnete [15].<br />

Wie üblich wurden die neu ernannten<br />

Ordinarien dem Landesfürsten in Weimar<br />

vorgestellt. Bei der Begrüßung war offensichtlich<br />

ein Irrtum in der Reihenfolge aufgetreten<br />

<strong>und</strong> der Fürst begrüßte Professor<br />

Lexer mit „Herr Geheimrat“. Schlagfertig<br />

machte Lexer die Rücknahme dieses Fehlers<br />

mit den Worten unmöglich: „Ich danke<br />

Eurer Hoheit für diese ehrenvolle Auszeichnung“<br />

[30].<br />

Nach dem plötzlichen Tode Ottmar v.<br />

Angerers in München machte sich Lexer<br />

Hoffnungen auf einen Ruf nach München.<br />

Die Fakultät berief jedoch Ferdinand Sauerbrauch,<br />

weil dieser 8 Jahre jünger als Lexer<br />

war [6].<br />

Freiburg, 1919–1928<br />

1919 war in Freiburg die Nachfolge von Professor<br />

Paul Kraske zu regeln, der das Ordinariat<br />

bereits seit 36 Jahren innehatte.<br />

Die Berufungskommission bestand<br />

nur aus drei Mitgliedern! Aufgr<strong>und</strong> des<br />

Kommissionsberichtes vom 27. Mai 1919<br />

beschließt die Fakultät einstimmig, der Regierung<br />

in Karlsruhe folgenden Vorschlag<br />

zu unterbreiten: primo loco Lexer – Jena,<br />

sec<strong>und</strong>o loco Perthes – Tübingen, tertio et<br />

aequo loco Guleke – Marburg <strong>und</strong> Schmieden<br />

– Halle [15, 16, 36].<br />

Über Lexer heißt es, er gelte heute unbestritten<br />

als einer der ersten Chirurgen<br />

Deutschlands. Es wird auf sein Lehrbuch<br />

„Allgemeine Chirurgie“ hingewiesen <strong>und</strong><br />

auf seine zahlreichen wissenschaftlichen<br />

Publikationen, besonders auf die systematischen<br />

Untersuchungen der freien Transplantationen<br />

[15, 36].<br />

Lexer war zu diesem Zeitpunkt bereits 52<br />

Jahre alt, sodass dieser Punkt ausführlich<br />

diskutiert wurde. Dabei spielte auch seine<br />

im Druck befindliche „Wiederherstellungschirurgie“<br />

eine Rolle, weil man einen Zustrom<br />

von verw<strong>und</strong>eten Soldaten nach Friedensschluß<br />

aus dem Elsass erwartete [15].<br />

Wie schon in Jena machte Lexer die Annahme<br />

des Rufes u. a. von folgenden Zusagen<br />

abhängig:<br />

■ Neubau der chirurgischen Klinik in absehbarer<br />

Zeit <strong>und</strong> bis dahin wesentliche Verbesserungen<br />

an den gegenwärtigen 4 bis<br />

5 Standorten der Klinik. Dazu machte er<br />

konkrete Vorschläge.<br />

■ Mitübersiedelung einiger Mitarbeiter aus<br />

Jena (z. B. Albert Kohler/Röntgenabteilung,<br />

Eduard Rehn, Rudolf Eden <strong>und</strong> Hermann<br />

Niedren u. a.)<br />

■ Anstellung seiner seit vielen Jahren bewährten<br />

<strong>und</strong> persönlichen OP-Schwester<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 101


Aktuelles<br />

als Operationsgehilfin <strong>und</strong> für seine Privatsprechst<strong>und</strong>e<br />

■ Wiedereingliederung des Orthopädischen<br />

Instituts in die chirurgische Klinik. Für die<br />

„mechanische Richtung“ der Orthopädie<br />

sollte ein selbständiger Oberarzt seiner<br />

Klinik genügen [14, 36, 38].<br />

Welch ein Sprengstoff lag in all diesen Forderungen<br />

Lexers für den bevorstehenden<br />

Wechsel <strong>und</strong> für eine gedeihliche Zusammenarbeit!<br />

Die Ordensoberen des heiligen Vinzenz von<br />

Paul kamen Lexer insofern entgegen, als sie<br />

anboten zwei OP-Schwestern für 2 Monate<br />

nach Jena zu entsenden, damit sie dort<br />

eingearbeitet werden. Diese Forderung hat<br />

übrigens auch das Badischen Parlament in<br />

Karlsruhe beschäftigt.<br />

Der Brief des Mutterhauses vom<br />

16.7.1919 hatte u. a. folgenden Wortlaut:<br />

„Die Schwestern freuen sich außerordentlich,<br />

dass Sie ihnen Gelegenheit geben, Ihre Schule<br />

kennen zu lernen <strong>und</strong> vor allem, dass Sie das<br />

große Vertrauen jetzt in sie setzen. Ich bin fest<br />

überzeugt, dass sie dieses Vertrauen voll <strong>und</strong><br />

ganz rechtfertigen. Es wird also am 1. August<br />

die Oberschwester der chirurgischen<br />

Klinik- Sr. Theophile, die gleichzeitig erste<br />

Operationsschwester ist, bei Ihnen eintreffen.<br />

Mit ihr werden wir aber noch eine junge<br />

Schwester schicken – Sr. Maria Theresia, die<br />

sich ebenfalls einarbeiten soll <strong>und</strong> die dann<br />

im gegebenen Falle, je nach Ihrer späteren<br />

Disposition, Ihnen zur Verfügung steht“ [8].<br />

Am 23.6.1919 erhielt Lexer die Zusicherung<br />

für einen Neubau <strong>und</strong> für zwischenzeitliche<br />

Verbesserungen der gegenwärtigen Situation<br />

sowie die Erfüllung seiner übrigen Forderungen.<br />

Lexer nahm daraufhin den Ruf an <strong>und</strong><br />

am 1. Oktober 1919 seine Tätigkeit in Freiburg<br />

auf. Er wohnte mit seiner Familie in<br />

seinem in der Wintererstraße 10 gelegenen,<br />

w<strong>und</strong>erschönen Haus mit herrlichem Blick<br />

über die alte Stadt <strong>und</strong> die prächtige Umgebung<br />

[30].<br />

Die Antrittsvorlesung hielt er am 20. Januar<br />

1920 von 18–19 Uhr über: „Einiges aus der<br />

Wiederherstellungschirurgie Kriegsverletzter“.<br />

Trotz großzügiger Erweiterungsbauten <strong>und</strong><br />

einer Bettenzahl von jetzt 300 war Lexer mit<br />

der Situation in Freiburg sehr unzufrieden<br />

<strong>und</strong> sprach dies auch im Vorwort zu Teil II<br />

seiner „Freie Transplantationen“ – ein bedeutendes<br />

Werk – an Ostern 1924 offen aus<br />

[15, 23].<br />

Die Gr<strong>und</strong>steinlegung für die neue Klinik in<br />

der Hugstetterstraße erfolgte erst am 3. November<br />

1926.<br />

Bei ihrer Fertigstellung am 1.12.1931 war<br />

Lexer bereits seit drei Jahren in München.<br />

Die Einladung zur Einweihung der neuen<br />

Klinik hatte er dankend abgelehnt [15, 36].<br />

Eine bemerkenswerte Maßnahme während<br />

seiner Freiburger Zeit war die Abschaffung<br />

der Orthopädie, die er u. a. zur Bedingung<br />

der Annahme des Rufes gemacht hatte.<br />

1922 formulierte Lexer seinen Standpunkt<br />

folgendermaßen: „die Hauptaufgabe der<br />

Orthopädie liegt … in der mechanischen Richtung.“<br />

Die Fakultät urteilt: „… dass die Orthopädie<br />

bei einem Manne vom Können Lexer's<br />

nicht schlecht aufgehoben sei <strong>und</strong> als Fach<br />

nicht Not leide ….“ [36, 38].<br />

Lexers Tätigkeit während seiner Freiburger<br />

Zeit ist vor allem durch die systematische<br />

Weitergabe seines Wissens an seine<br />

Mitarbeiter charakterisiert. Man kann sagen,<br />

dass hier die „Lexer-Schule“ begründet<br />

wurde [2, 6].<br />

1924 war Prof. Rudolf Eden Vertreter des<br />

Chefs geworden. Sein Name ist mit einer<br />

Operationsmethode bei der habituellen<br />

Schulterluxation verb<strong>und</strong>en, die er erstmals<br />

am 25. April 1917 in Jena durchgeführt<br />

hatte. Durch ein freies Knochentransplantat<br />

bildete er den Ersatz für das abgerissene<br />

Labrum glenoidale [5, 16].<br />

Hybinette aus Stockholm hatte die gleiche<br />

Operation am 5. Mai 1917 unabhängig<br />

von Eden durchgeführt – also gerade mal 10<br />

Tage später [10].<br />

Im Februar 1925 erleidet Eden auf dem<br />

Nachhauseweg einen Fahrradsturz, zieht<br />

sich dabei eine mediale Schenkelhalsfraktur<br />

zu, wird stationär aufgenommen <strong>und</strong> stirbt<br />

3 Wochen später an einer fulminanten Lungenembolie.<br />

Im Zentralblatt für Chirurgie veröffentlichte<br />

Lexer am 28. März 1925 einen Nachruf.<br />

Aus diesem können wir die innige Anteilnahme<br />

Lexers am Tod seines Mitarbeiters<br />

herauslesen. Er schreibt: „So endet ein<br />

überaus hoffnungsreiches Leben, ein herrlicher<br />

Mensch, ein vortrefflicher Chirurge,<br />

Forscher <strong>und</strong> Lehrer. Der Verlust meiner Klinik<br />

ist schwer. Er trifft aber auch die gesamte<br />

deutsche Chirurgie, die in ihm einen ihrer<br />

besten Jünger hatte.“ Und am Schluss: „Aber<br />

wenn immer EDENs Name dabei über die<br />

Lippen kommt, wird sein Klang in unserem<br />

Inneren an die Saite der Trauer rühren <strong>und</strong> sie<br />

zum Schwingen bringen, dass dieses Lebenslicht<br />

so früh erlosch“ [24].<br />

Lexer war 1922/1923 Dekan der Medizinischen<br />

Fakultät.<br />

Welches waren wohl die Gründe, die<br />

dazu führten, dass Lexer schon wieder nach<br />

nur 9 Jahren Freiburg verlassen hat<br />

Obwohl Lexer Freiburg als seine „Vaterstadt“<br />

bezeichnete [15], könnten es die Auseinandersetzungen<br />

mit dem Extraordinariat<br />

für Orthopädie gewesen sein, die über mehrere<br />

Jahre sogar öffentlich geführt wurden<br />

<strong>und</strong> nun auch bei Lexer Spuren hinterlassen<br />

haben [36, 38]. Vielleicht waren es auch<br />

der stark verzögerte Beginn des Klinikneubaus<br />

oder die verlockende Aussicht auf den<br />

Münchner Lehrstuhl, auf den Lexer schon<br />

seit langem ein Auge geworfen hatte.<br />

München, 1928–1937<br />

Nachdem Sauerbruch 1927 den Ruf auf den<br />

Lehrstuhl an der Humbold-Universität in<br />

Berlin (Charité) angenommen hatte, wurde<br />

Lexer mit Wirkung vom 2. Februar 1928<br />

zum Professor für Chirurgie an der Medizinischen<br />

Fakultät der Universität München<br />

ernannt [6, 12].<br />

Wie bereits erwähnt war Lexer 1918 zusammen<br />

mit Sauerbruch für das Ordinariat<br />

in München im Gespräch. Er unterlag seinem<br />

Konkurrenten, weil Sauerbruch 8 Jahre<br />

jünger als Lexer war. Dass Lexer jetzt bereits<br />

61 Jahre alt ist, spielte nun plötzlich keine<br />

Rolle mehr!<br />

Auch in München stand die Forderung<br />

nach einem Neubau – hier war es das Ambulatorium<br />

– im Vordergr<strong>und</strong>. Übrigens war<br />

die Erweiterung des Schwesternhauses entlang<br />

der Pettenkoferstraße die einzige, größere<br />

Baumaßnahme unter Lexer [6, 27].<br />

Lexer lag schon immer sehr am Herzen,<br />

den ärztlichen Nachwuchs zu einem hohen<br />

ärztlichen Berufsethos mit entsprechendem<br />

Verhalten im Umgang mit Patienten, Kollegen<br />

<strong>und</strong> Personal zu erziehen. Er gab eine<br />

Assistentenordnung heraus, auf welche<br />

die Mitarbeiter per Handschlag verpflichtet<br />

wurden. Er legte großen Wert auf korrekte<br />

Dienstkleidung <strong>und</strong> dies auch gerade im<br />

Nachtdienst.<br />

Er erlässt ein Sprechverbot beim Operieren<br />

( Abb. 9) <strong>und</strong> unterbindet so die<br />

iatrogene Infektionsquelle. Es genüge die<br />

Zeichensprache, die leicht zu erlernen sei [2,<br />

6, 33].<br />

Lexer's Vorlesungen waren an allen Universitäten,<br />

an denen er lehrte, äußerst beliebt<br />

<strong>und</strong> gut besucht – oft war der Hörsaal<br />

überfüllt.<br />

Hans May – sein Lieblingsschüler –<br />

schreibt darüber u. a.: „Obgleich er nicht<br />

wirklich ein Schausteller war, entwickelten<br />

sich die meisten Vorlesungen zu Attraktionen.<br />

Es fing an mit dem Augenblick seines<br />

Eintritts in den Hörsaal. Die Türen flogen auf<br />

<strong>und</strong> Lexer schritt majestätisch herein, scheinbar<br />

kaum der Ovationen bewusst, die ihn<br />

gewöhnlich begrüßten. Ihm folgte ein großer<br />

Stab von Assistenten <strong>und</strong> anderes Personal.<br />

Das Weiß seiner Kleidung stand in krassem<br />

Gegensatz zu seiner bronzefarbenen Haut.<br />

Sein Gesicht war markant mit einer Adlernase<br />

<strong>und</strong> durchdringenden blauen Augen. Sein<br />

102<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Haar war kurz. Sein Wesen wachsam, direkt,<br />

seine Gesten waren einfach, aber gebieterisch,<br />

seine Stimme sonor, seine Sprache kurz<br />

<strong>und</strong> klar. Er illustrierte seine Vorlesungen mit<br />

künstlerischen Skizzen in verschwenderischer<br />

Fülle“ [29].<br />

Lexers Bücher <strong>und</strong> Publikationen sind<br />

in einem vorbildlichen Deutsch geschrieben.<br />

1934 publiziert er einen Aufsatz über<br />

Sprachungeheuer <strong>und</strong> geißelte darin u. a.<br />

besonders das Wörtchen „eventuell“ [26].<br />

In der Vorlesung mußte eine Studentin<br />

einen Kranken untersuchen. Lexer fragte,<br />

zu welcher Diagnose sie gekommen sei. Sie<br />

antwortete: „eventuell eine Apendicitis, Herr<br />

Geheimrat.“ Darauf Lexer: „Was heißt hier<br />

eventuell – wahrscheinlich, möglicherweise,<br />

nötigenfalls. Liebst Du mich eventuell“<br />

Darauf antwortete die Praktikantin schlagfertig:<br />

„Nötigenfalls, Herr Geheimrat!“ Lexer<br />

musste sich unter dem tosenden Beifall der<br />

Hörer geschlagen geben [2].<br />

Abb. 9 Absolutes Sprechverbot beim Operieren – „deshalb brauche ich keinen M<strong>und</strong>schutz“. (Mit<br />

fre<strong>und</strong>licher Genehmigung von Frau Helga Lexer, Falkau)<br />

5. Die Zeit von 1933–1937<br />

Durch die NS-Diktatur veränderte sich für<br />

Lexer <strong>und</strong> seine Klinik der chirurgische Alltag<br />

gr<strong>und</strong>legend. An der Münchner Klinik<br />

herrschten bereits ab 1933 Unsicherheit<br />

<strong>und</strong> eine unruhige Stimmung unter den Kollegen.<br />

Niemand hatte mehr den Durchblick<br />

im Kompetenzwirrwarr zwischen Staat, Partei<br />

<strong>und</strong> Behörden. Intrigen, Anpöbeleien <strong>und</strong><br />

Klatsch waren an der Tagesordnung [3, 6].<br />

Mit einem Schlag wurden jüdische <strong>und</strong><br />

politisch anders denkende Kollegen im gesamten<br />

Reich aus ihren Stellungen an den<br />

Universitäten entfernt [11, 14, 31].<br />

Lexer hat sich, wie viele seiner Kollegen,<br />

auf seine Weise mit dem Regime arrangiert.<br />

So beschrieb er das operative Vorgehen bei<br />

der Unfruchtbarmachung des Mannes im<br />

Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses.<br />

Weitere Einzelheiten* zeigen, dass<br />

er sich in eine gewisse Abhängigkeit begeben<br />

hat, nicht zuletzt, um seine Klinik <strong>und</strong><br />

seine Mitarbeiter zu schützen. Diese haben<br />

es ihm gedankt.<br />

Von ihnen wissen wir, dass Lexer wiederholt<br />

auf drohende Konsequenzen hingewiesen<br />

wurde, weil er unbeirrt seinen Privatassistenten<br />

Hans May <strong>und</strong> seine Privatsekretärin<br />

als nichtarische Mitarbeiter weiter<br />

beschäftigte [3, 6]. Er hatte sich auch nicht<br />

gescheut, einen Mitarbeiter, welcher der<br />

Partei angehörte <strong>und</strong> Verbindungen bis in<br />

die höchsten NS-Kreise hatte <strong>und</strong> deswegen<br />

bevorzugt habilitiert werden wollte, fristlos<br />

zu entlassen [6].<br />

Einigen Mitarbeitern an der Klinik missfiel<br />

auch, dass er weiterhin mit „Grüß Gott“<br />

grüßte <strong>und</strong> sich weigerte in der Klinik, den<br />

nun üblich gewordenen deutschen Gruß zu<br />

verwenden. Lexer war Individualist [3, 6].<br />

Man kann leicht nachvollziehen, in welch<br />

innerer Not <strong>und</strong> Sorge sich viele Chirurgen<br />

quälten, die täglich ihrer verantwortungsvollen<br />

Aufgabe am Operationstisch, bei den<br />

Visiten <strong>und</strong> im Hörsaal nachgekommen<br />

sind, gleichzeitig auch wussten, dass sie<br />

ständig von Mitarbeitern, welche der Partei<br />

angehörten, beobachtet wurden.<br />

Mit seinem unkonventionellen Führungsstil<br />

bewies Lexer unbeeindruckt von äußeren<br />

Zwängen seine Autorität <strong>und</strong> Stärke als<br />

Klinikdirektor. Für viele seiner Mitarbeiter<br />

war er in diesen schwierigen Zeiten unangefochten<br />

der alleinige Chef <strong>und</strong> Mittelpunkt<br />

der Klinik [3, 6].<br />

6. Das wissenschaftliche Werk von<br />

Erich Lexer<br />

In die Zeit von Lexer fallen epochale Entdeckungen<br />

<strong>und</strong> Entwicklungen, welche die<br />

Chirurgie gr<strong>und</strong>legend veränderten. Zu nennen<br />

sind 1895 Röntgenstrahlen (Wilhelm<br />

Conrad Röntgen), 1898 Lumbalanaesthesie<br />

(August Bier), 1901 Blutgruppen (Karl Landsteiner),<br />

1904 Operation am offenen Thorax<br />

(Ferdinand Sauerbruch) u. v. a. m. [3, 8]<br />

Eine Fülle von neuen Operationsverfahren<br />

wurde möglich <strong>und</strong> Lexer machte<br />

von ihnen Gebrauch.<br />

[*Ausführliche Einzelheiten zur NS-Zeit finden<br />

sich bei Kohn S. (1987) Dissertation Med. Fakultät<br />

Freiburg; Gleißner G. (1996) Dissertation<br />

Med. Fakultät München; Dittmann EM. (2003)<br />

Dissertation Med. Fakultät Göttingen].*L=Leiter<br />

/ V=Stellvertreter<br />

Allen von ihm entwickelten Verfahren gingen<br />

ungezählte experimentelle Untersuchungen<br />

voraus.<br />

Wie schon erwähnt, transplantierte er<br />

1907 in Königsberg an ein <strong>und</strong> demselben<br />

Tag erstmals ein homologes halbes <strong>und</strong><br />

danach ein ganzes Kniegelenk [20, 25]. Die<br />

Ergebnisse beurteilte er später skeptisch,<br />

wenn er sagt … „dass es häufiger zu einer<br />

toten Einheilung mit vollkommener Umkapselung<br />

kommt, als zu einem langsamen<br />

Ersatz“ [23]. Sein Schüler Bürkle de la Camp<br />

stellte fest, dass sich dieses Verfahren nicht<br />

bewährt hat [2].<br />

Finnische <strong>und</strong> norwegische Forschergruppen<br />

haben 1982 bzw. 1987 nochmals<br />

diesen Weg beschritten. Auch sie erzielten<br />

keine dauerhafte Lösung [1, 34].<br />

Neuerdings versuchen Hofmann <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter das Ziel mittels Gefäßanschluss,<br />

Immunsuppression usw. zu erreichen.<br />

Dieser Ansatz muss sicher weiter beobachtet<br />

werden [9]. Dabei sind aber auch<br />

ethische Fragen zu beantworten, weil heute<br />

die Alloarthroplastik des Kniegelenkes zuverlässige<br />

Ergebnisse liefert.<br />

Lexers wissenschaftliches Werk baut auf<br />

seiner „Allgemeinen Chirurgie“ auf. Dass sie<br />

in 20 Auflagen erschienen ist zeigt, wie bedeutend<br />

dieses Buch für Studierende <strong>und</strong><br />

Ärzte über so viele Jahre hinweg war. Immer<br />

wieder wurden die neuesten Entwicklungen<br />

eingearbeitet.<br />

Auf dem Gebiet „Freie Transplantationen“<br />

hat er Gr<strong>und</strong>lagen geschaffen, die<br />

noch heute Gültigkeit besitzen bzw. weiterentwickelt<br />

werden konnten.<br />

In seiner „Wiederherstellungschirurgie“<br />

kommt nicht nur sein großartiges, künstlerisches<br />

Talent zum Tragen, das in der sinn-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 103<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

Abb. 10 Reduktion bzw. Straffung einer<br />

Hängebrust<br />

nach Lexer-Kraske 1921. Prinzip:<br />

– kranial dermal gestielter Mamillen-Areolentransfer<br />

– kaudale Resektion<br />

– Formung <strong>und</strong> Fixation des Drüsenkörpers<br />

(Aus: Lexer E. Die gesamte Wiederherstellungsch<br />

irurgie. 2. Aufl. Bd. II. Leipzig: Johann Ambrosius<br />

Barth Verlag; 1931.)<br />

a<br />

Abb. 11 40-jährige Frau a. atrophische<br />

Hängebrust; b. 1/2 Jahr nach OP. (Aus: Lexer E.<br />

Die gesamte Wiederherstellungschirurgie. 2. Aufl.<br />

Bd. II. Leipzig: Johann Ambrosius Barth Verlag;<br />

1931.)<br />

a<br />

Abb. 12 45-jährige Frau a. hypertrophe<br />

Hängebrust; b. 1 Monat nach OP. (Aus: Lexer E.<br />

Die gesamte Wiederherstellungschirurgie. 2. Aufl.<br />

Bd. II. Leipzig: Johann Ambrosius Barth Verlag;<br />

1931.)<br />

lichen Wahrnehmung von Symmetrie, vom<br />

Schönen, d. h. in der Aesthetik liegt <strong>und</strong><br />

das er im Bild darzustellen in der Lage ist<br />

( Abb. 10–12). Man könnte auch sagen,<br />

seine ganze Einstellung zur Chirurgie beruhte<br />

auf der Möglichkeit, krankheits- bzw.<br />

verletzungsbedingte Verstümmelungen<br />

von Anatomie <strong>und</strong> gestörter Funktion so zu<br />

beseitigen, dass durch die ästhetische Wiederherstellung<br />

auch die soziale Wiedereingliederung<br />

in die <strong>Gesellschaft</strong> ermöglicht<br />

wurde; denken wir nur an die schwer verstümmelnden<br />

Gesichtverletzung der Soldaten.<br />

Der soziale Aspekt war ihm offensichtlich<br />

ein großes Anliegen.<br />

Sein funktionelles, ästhetisches Denken<br />

spiegelt sich auch in der Lexer-Rosenthal-<br />

Muskelplastik für die operative Behandlung<br />

b<br />

b<br />

der Fazialislähmung wider. Auch die Opponensplastik<br />

an der Hand ist zu nennen.<br />

Bei der Betrachtung seines umfangreichen,<br />

wissenschaftlichen Werkes stellt<br />

man sich unwillkürlich die Frage, wie konnte<br />

Lexer über vier Lehrstühle hinweg – mit all<br />

den Umzügen usw. – ein so zusammenhängendes<br />

wissenschaftliches Werk bewältigen.<br />

M. E. war dies nur möglich, weil ihm die<br />

Leistungsträger, die in Forschung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

eingeb<strong>und</strong>en waren, an die jeweilige<br />

nächste Station folgten. So zog<br />

beispielsweise von Freiburg nach München<br />

fast der ganze Stab mit: Heinrich Bürkle de<br />

la Camp, Ernst Paul Drevermann, Wilhelm<br />

Hoffmeister, Albert Kohler <strong>und</strong> Hans von<br />

Seemen sowie die Assistenzärzte Walter<br />

Büssem, Hans May, Georg Maurer, Eberhard<br />

Hamann, Werner Schulze u. a. [6].<br />

Seine Forschungsschwerpunkte an den<br />

einzelnen Kliniken betrafen „Freie Transplantationen“<br />

<strong>und</strong> die „Wiederherstellungschirurgie“.<br />

Aber auch Themen wie<br />

■ eitrige Knochenmarksentzündung in<br />

Abhängigkeit der Gefäßverläufe in der<br />

Markhöhle<br />

■ pyogene Infektionen<br />

■ Schock <strong>und</strong> Blutersatz<br />

■ Asepsis <strong>und</strong> Bekämpfung der W<strong>und</strong>infektion<br />

■ Chloroform-Äther-Narkose, Lokal- <strong>und</strong><br />

Lumbalanästhesie<br />

■ Ersatz der Speiseröhre (antethorakale Jejunodermatoösophagoplastik)<br />

■ Arterienersatz durch freies Venentransplantat<br />

(Königsberg, 1907)<br />

■ Verlagerung von Muskelansätzen bei<br />

Nervenverletzungen<br />

■ Behandlung von Pseudarthrosen mittels<br />

Knochentransplantation<br />

■ elektisches Operieren (scharfer- bzw.<br />

Schmelzschnitt, Koagulieren – z. B. Hans<br />

von Seemen)<br />

■ u.v.a.m.<br />

Der gr<strong>und</strong>legende Wandel in der Behandlung<br />

von Frakturen <strong>und</strong> Pseudarthrosen ist<br />

heute offensichtlich. Während Lexer das<br />

Einbringen von metallischen Fremdkörpern<br />

prinzipiell ablehnte, basiert die derzeit<br />

gültige Behandlungsstrategie auf einer<br />

nach biomechanischen Gesichtspunkten<br />

konzipierten Osteosynthese (Marknägel,<br />

Schrauben <strong>und</strong> Platten usw.). Lexer duldete<br />

lediglich die Drahtumschlingung. Diese<br />

Einstellung entsprang seinem biologischen<br />

Denken <strong>und</strong> einem tief eingewurzelten<br />

Misstrauen gegenüber Fremdmaterial.<br />

Lexer erteilte allen Bestrebungen der<br />

Spezialisierung eine klare Absage. Dazu<br />

sagt er: „Ein Chirurg hat alle Gebiete zu beherrschen,<br />

wenn er erfolgreich arbeiten will“<br />

[6].<br />

Er konnte nicht voraussehen, dass seine<br />

Forschungen <strong>und</strong> Entwicklungen heute in<br />

die vielen, eigenständigen Fachdisziplinen<br />

hineinreichen <strong>und</strong> dort erfolgreich weiterentwickelt<br />

wurden (Unfallchirurgie, Orthopädie,<br />

Viszeralchirurgie, Gesichts-<strong>und</strong> Kieferchirurgie,<br />

plastische <strong>und</strong> Handchirurgie,<br />

HNO, Urologie, Neurochirurgie <strong>und</strong> andere).<br />

Die Möglichkeit z. B. ein Knie- oder Hüftgelenk<br />

alloarthroplastisch zu ersetzen, würde<br />

Lexer heute mit Sicherheit begrüßen, weil<br />

für ihn die Erhaltung der Gelenkbeweglichkeit<br />

ganz im Vordergr<strong>und</strong> stand.<br />

Lexer's Vermächtnis umfasst 15 Lehrbücher<br />

<strong>und</strong> bedeutende Buchbeiträge sowie<br />

mehr als 150 Zeitschriftenartikel [6, 33].<br />

Nicht vergessen darf man, wenn der<br />

Name Lexer fällt, die Klinikneubauten, besonders<br />

in Jena <strong>und</strong> Freiburg, um die er hart<br />

gekämpft <strong>und</strong> so eine gr<strong>und</strong>legende Modernisierung<br />

eingeleitet hat.<br />

7. Erich Lexer <strong>und</strong> die Kunst – einige<br />

seiner Gemälde ( Abb. 13)<br />

Gesetzmäßigkeiten, wie sie in der Natur <strong>und</strong><br />

somit auch in der Anatomie des Menschen<br />

vorhanden sind <strong>und</strong> als Schönheit <strong>und</strong> Harmonie<br />

empf<strong>und</strong>en werden, spielen bei Erich<br />

Lexer gerade auch in seinem chirurgischen<br />

Abb. 13 Gemälde von Erich Lexer. a. Landhaus in Garmisch, kolorierte Zeichnung von Erich Lexer um<br />

1900, im Besitz der Familie T. A. Lexer, private Photographie; b. Erich Lexer: Isarhang München 1937.<br />

(Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung von Frau Helga Lexer, Falkau)<br />

104<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Handeln eine alles bestimmende Rolle. Er<br />

besaß ein ausgesprochenes Talent <strong>und</strong> ein<br />

Gespür dafür, wie wichtig die Ästhetik für<br />

die Wiedereingliederung in <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>und</strong> Beruf ist.<br />

8. Erich Lexer in der Beurteilung seiner<br />

Kollegen, Schüler <strong>und</strong> Zeitzeugen<br />

Helmuth Nathan (1973) nach New York ausgewandert:<br />

„Ich selbst hatte das Glück, das erste Jahr<br />

meiner Assistententätigkeit bei Lexer in Freiburg<br />

zu verbringen. Rückschauend über mehr<br />

als 45 Jahre nach meiner Approbation muss<br />

ich gestehen, dass die Begegnung mit Lexer<br />

zu den eindruckvollsten Erlebnissen gehört,<br />

die mir vergönnt waren. Er war ein vielseitiger<br />

Mensch, ein großer Arzt, ein hervorragender<br />

Lehrer, ein kaum nachahmbarer Chirurg,<br />

ein gründlicher Wissenschaftler <strong>und</strong> ein<br />

gediegener Künstler“ [30].<br />

Hans Killian (1980): „Wer je Lexer operieren<br />

sah, wird dieses großartige Erlebnis niemals<br />

vergessen. Die ebenso prachtvolle wie sichere<br />

Eleganz seiner Messerführung war unübertrefflich.<br />

Er verschmähte alle komplizierten<br />

Instrumente <strong>und</strong> modellierte die Gewebe<br />

<strong>und</strong> die Knochen nach Augenmaß mit dem<br />

Handwerkszeug eines Bildhauers. Sein Kolleg<br />

war von erstaunlicher Klarheit <strong>und</strong> stets aus<br />

einem ungeheuren Wissensschatz geboren“<br />

[12].<br />

„Der Chirurg Erich<br />

Lexer war für die<br />

Einwohnerschaft<br />

Freiburgs der Stern<br />

der Fakultät.“<br />

Rudolf Nissen, 1969<br />

Abb. 14 Rudolf Niessen. (Aus: Schipperges H.<br />

Die Präsidenten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Chirurgie 1872-1972. <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Chirurgie. Publication ETHICON; 1972.)<br />

Rudolf Nissen (1969), Ordinarius für Chirurgie<br />

in Basel, Sauerbruchschüler – musste<br />

als Jude Deutschland nach Istanbul, Boston,<br />

New York verlassen ( Abb. 14):<br />

„Der Chirurg Lexer war – für die Einwohnerschaft<br />

Freiburgs – der Stern der Fakultät. Seine<br />

Leistungen in der plastischen Chirurgie,<br />

Erzählungen von bildhauerischen Werken,<br />

ließen ihn im Lichte einer idealen Kombination<br />

von Operateur <strong>und</strong> Künstler erscheinen.<br />

Seine kurz angeb<strong>und</strong>ene Art trug dazu bei,<br />

ihn mit dem Mysterium übermenschlicher,<br />

technischer Leistungen zu umgeben. Sein<br />

Lehrbuch der Allgemeinen Chirurgie hat ihn<br />

über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt<br />

gemacht. Im Vortrag war er formvollendet,<br />

kurz <strong>und</strong> prägnant, wohl ein Geschenk seines<br />

Vaterhauses“ [32].<br />

„Lexer war sicher<br />

einer der ersten,<br />

die den Wert der<br />

experimentellen<br />

Chirurgie erkannt<br />

hatten."<br />

Alfred Nikolaus<br />

Witt, 1987<br />

Abb. 15 Alfred Nikolaus Witt. Aus: (Aus: Lob G.,<br />

Hofmann G. Erich Lexer 1867–1937 – Gedächtnisausstellung<br />

Berlin. 1987.) © ETHICON<br />

Alfred Nikolaus Witt (1987), Ordinarius für<br />

Orthopädie in München ( Abb. 15):<br />

„Lexer war sicher einer der ersten, die den<br />

Wert der experimentellen Chirurgie erkannt<br />

hatten.“<br />

■ „Lexer war hart gegen sich selbst, aber<br />

auch zu seinen Mitarbeitern. Schwache<br />

konnten sich an seiner Seite nicht behaupten.<br />

Aber er zeigte auch Milde <strong>und</strong> Hilfe<br />

gegenüber unschuldig in Not Geratenen.“<br />

■ Um aber die weiche Seite des als hart<br />

geltenden Lexers zu erkennen, sei der<br />

Satz aus dem Vorwort zur dritten Auflage<br />

(Allgemeine Chirurgie) zitiert: „Dem<br />

Andenken meines stets <strong>und</strong> innig verehrten<br />

Lehrers Ernst von Bergmann, dem die<br />

zweite Auflage zur Vollendung seines 70.<br />

Lebensjahres überreicht werden konnte,<br />

bleibe dieses Werk, zu dem er einst die Anregung<br />

gegeben hat, von nun an gewidmet.“<br />

– Kann man Dankbarkeit seinem<br />

Lehrer gegenüber noch stärker zum Ausdruck<br />

bringen [39]<br />

Heinrich Bürkle de la Camp (1967) Lexer-<br />

Schüler <strong>und</strong> langjähriger Chefarzt der BG-<br />

Unfallklinik Bergmannsheil in Bochum<br />

( Abb. 16):<br />

„Die Natur hat Erich Lexer die Gaben für<br />

künstlerisches Sehen, Erkennen <strong>und</strong> Gestalten<br />

in die Wiege gelegt. Er war ein gewandter<br />

Zeichner, der mit beschwingten Kreidestrichen<br />

seine Vorlesungen belebte, ein begabter<br />

Maler <strong>und</strong> Bildhauer, somit ein talentierter<br />

plastischer Chirurg, der sein Skalpell so leicht<br />

führte wie den Zeichenstift.<br />

„Die Natur hat<br />

Lexer die Gaben<br />

für künstlerisches<br />

Sehen, Erkennen<br />

<strong>und</strong> Gestalten in<br />

die Wiege gelegt.“<br />

Heinrich Bürkle<br />

de la Camp, 1967<br />

Abb. 16 Heinrich Bürkle de la Camp. (Aus:<br />

Schipperges H. Die Präsidenten der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie 1872–1972. <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie. Publication ETHICON;<br />

1972.)<br />

Seine Schüler <strong>und</strong> Mitarbeiter hat er streng<br />

erzogen, aber reich beschenkt mit Gaben, die<br />

sie zu technisch geschulten Chirurgen <strong>und</strong><br />

guten, wissenschaftlich denkenden Ärzte<br />

machten“ [2].<br />

Abb. 17 Lexer mit seinem Lieblingsschüler Hans<br />

May. (Aus: May H. Erich Lexer – eine biografische<br />

Skizze. Praktische Chirurgie 1967;78:9–27)<br />

Hans May (1967) – Lexer Schüler, musste als<br />

Jude Deutschland nach Philadelphia verlassen<br />

( Abb. 17):<br />

„Als Angehöriger der deutschen Marine im<br />

1. Weltkrieg stand Lexer im Range eines Admiralarztes<br />

<strong>und</strong> organisierte ein Zentrum<br />

für plastische Chirurgie in Flandern. Solche<br />

Arbeit an schwer verstümmelten Patienten<br />

wurde später in seinen Kliniken in Jena <strong>und</strong><br />

Freiburg weitergeführt.<br />

Es war faszinierend, Lexer bei Operationen zu<br />

beobachten. Er hatte seinen eigenen Stil, der<br />

sich durch Einfachheit, Zielbewusstheit <strong>und</strong><br />

gewebeschonende Technik auszeichnete.<br />

Lexer war eine Säule der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Chirurgie, der ältesten chirurgischen<br />

Vereinigung der Welt“ [29].<br />

Es bleibt noch festzuhalten, dass Lexer 2-mal<br />

Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Chirurgie war – 1923 <strong>und</strong> 1936. Diese Auszeichnung<br />

wurde nur noch seinem Chef-<br />

Ernst v. Bergmann, Werner Körte, August<br />

Bier <strong>und</strong> Karl Heinrich Bauer zuteil. Darüber<br />

hinaus hat er für sein Schaffen eine Vielzahl<br />

von hochrangigen, nationalen <strong>und</strong> interna-<br />

Aktuelles<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 105


Aktuelles<br />

tionalen Ehrungen <strong>und</strong> Auszeichnungen<br />

erhalten. Lexer war Ehrenmitglied der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie.<br />

Für die vielen, heute eigenständigen Disziplinen,<br />

hat Erich Lexer Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

erarbeitet <strong>und</strong> geschaffen,<br />

welche neue Wege für erfolgreiche Operationen<br />

öffneten.<br />

In dieser heutigen Vorlesung begegneten<br />

wir einer überragenden Persönlichkeit,<br />

einem begnadeten Chirurgen, dem außergewöhnlichen<br />

Lehrer <strong>und</strong> dem Begründer<br />

der Wiederherstellungs- <strong>und</strong> plastischen<br />

Chirurgie. Sein Andenken wahren wir mit<br />

größter Hochachtung <strong>und</strong> in Dankbarkeit.<br />

Mit der Feststellung von Hans May (1967)<br />

möchte ich schließen, wenn er sagt:<br />

„Erich Lexer hat bewiesen: Chirurgie ist<br />

Handwerk – Wissenschaft <strong>und</strong> Kunst“<br />

Danksagung<br />

Für Hilfe, Unterstützung <strong>und</strong> Rat danke ich<br />

den Herren Professoren Seidler (Freiburg),<br />

Markgraf (Jena), Schumann (Jena), Probst<br />

(Murnau), Lob (München) <strong>und</strong> allen Dissertanten<br />

sowie Georg Lexer (Klagenfurt), den<br />

Professoren Hassenpflug (Kiel) <strong>und</strong> Thiede<br />

(Würzburg).<br />

Literatur<br />

1. Alho A (1987): Hemijoint allografts in the treatment<br />

of low grade malignant and aggressive bone tumours<br />

about the knee. Int. Orthop. (SICOT) 11: 35–41<br />

2. Bürkle de la Camp H (1967): Erich Lexer – Zur 100.<br />

Wiederkehr seines Geburtstages. Chirurgica Plastica<br />

4: 1–13<br />

3. Büssem W (1995): zit. bei Gleißner als persönliche<br />

Mitteilung. Dissertation München 1996<br />

4. Dittmann, EM (2003): Der Chirurg Erich Lexer<br />

(1867–1937) Untersuchungen zu seiner Person, seiner<br />

Wirkung <strong>und</strong> seinem Nachruhm. Inaugiraldissertation,<br />

Med. Fakultät der Georg-August-Universität<br />

zu Göttingen<br />

5. Eden, R (1918): Zur Operation der habituellen<br />

Schulterluxation unter Mitteilung eines neuen Verfahrens<br />

bei Abriß am inneren Pfannenrand. Dtsch. Z.<br />

Chir. 144: 269–280<br />

6. Gleißner G (1996): Das Wirken Erich Lexers als Chirurg,<br />

Klinikdirektor <strong>und</strong> Lehrstuhlinhaber in München<br />

(1928–1937). Inauguraldissertation, Med. Fakultät,<br />

Ludwig-Maximilians-Universität zu München<br />

7. Goerke, H. (1972): Die Medizinische Fakultät<br />

von 1472 bis zur Gegenwart in: Boehm, L. u. Spörl J<br />

(1972): Die Ludwig-Maximilians-Universität in ihren<br />

Fakultäten. Dunker & Humbold. Berlin<br />

8. Hansert A (1904): Auszug aus dem Archiv des Mutterhauses<br />

des Ordens vom hl. Vinzenz von Paul. Im<br />

Privatbesitz<br />

9. Hofmann G. et al. (2006) :Management of acute<br />

rejection 2 years after allogeneic vascularized knee<br />

joint transplantation. Journal compilation 2006 European<br />

Society for Organ Transplantation 19: 604–606<br />

10. Hybinette, S. (1932): De la transplantation d'un<br />

fragment osseux pour remédier aux luxation récidivantes<br />

de l'epaule; constations et resultants opératoires.<br />

Acta chir. scand. 71: 411–445<br />

11. Institut für Zeitgeschichte, München: Leipzig<br />

1933<br />

12. Killian H (1980): Meister der Chirurgie <strong>und</strong> die<br />

Chirurgenschulen im gesamten deutschen Sprachraum.<br />

Thieme Verlag Stuttgart<br />

13. Kirschner M. (1922): Zur h<strong>und</strong>ertjährigen Geschichte<br />

der chirurgischen Universitätsklinik zu Königsberg<br />

i. Pr. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922<br />

14. Kogon E. (1959): Der SS-Staat. Büchergilde Gutenberg,<br />

Frankfurt a. M.<br />

15. Kohn, S (1987) Erich Lexer (1867–1937). Inaugural<br />

Dissertation, Med. Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg i. Br.<br />

16. Kuner E. H. u. Kohn S. (1989): Erich Lexer <strong>und</strong> die<br />

Chirurgische Universitätsklinik Freiburg/Brsg. in: G.<br />

Hierholzer <strong>und</strong> S. Hierholzer: Chirurgisches Handeln –<br />

Fragen-Überlegungen-Antworten. Georg Thieme Verlag<br />

Stuttgart New York<br />

17. Lexer, E : aus meinem Leben. Der Werdegang eines<br />

Chirurgen. Autobiographische Aufzeichnungen (unveröffentlicht,<br />

im Familienbesitz (ohne Datumsangabe)<br />

18. Lexer E (1904): Lehrbuch der Allgemeinen Chirurgie<br />

zum Gebrauche für Ärzte <strong>und</strong> Studierende. Bd. I.<br />

Verlag von Ferdinand Enke, Stuttgart<br />

19. Lexer E (1905): Lehrbuch der Allgemeinen Chirurgie<br />

zum, Gebrauche für Ärzte <strong>und</strong> Studierende Bd. II.<br />

Verlag von Ferdinand Enke, Stuttgart<br />

20. Lexer E (1908): Ueber Gelenktransplantation.<br />

Med. Klinik 22:818–820<br />

21. Lexer E (1911): Vollständiger Ersatz der Speiseröhre.<br />

Münchner Med. Wochenschrift 29: 1548–1550<br />

22. Lexer E. (1917): Dauererfolg eines Arterienersatzes<br />

durch Venenautoplastik nach 5 Jahren. Zbl.<br />

Chir. 26: 569<strong>57</strong>3<br />

23. Lexer E. (1924): Die freien Transplantationen,<br />

II. Teil. Enke Verlag Stuttgart<br />

24. Lexer E. (1925): Prof. Dr. Rudolf Theis Eden zum<br />

Gedächtnis. Ztbl. für Chirurgie 52: 673–675<br />

25. Lexer E (1931): Die gesamte Wiederherstellungschirurgie<br />

in zwei Bänden. Verlag von Johann Ambrosius<br />

Barth, Leipzig<br />

26. Lexer E : (1934): Sprachungeheuer. Münch. Med.<br />

Wschr. 81: 1894<br />

27. Locher W, Schweiberer L (1991): 100 Jahre Chirurgische<br />

Universitätsklinik an der Nussbaumstraße.<br />

Münch. Med. Wschr. 133:612–615<br />

28. Markgraf E., Zimmermann S. (1994) Erich Lexer<br />

in Jena <strong>und</strong> Freiburg. in: Symposion: Unfallchirurgie<br />

1969–1994 an der Chirurgischen Klinik der Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg. Eigen-Verlag 1994<br />

29. May H (1967): Erich Lexer – eine biographische<br />

Skizze. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart<br />

30. Nathan H (1973): Erich Lexer (1867–1937). Med.<br />

Welt 24/Heft 52: 2088–2090<br />

31. Neusüß-Hunkel (1956). „Die SS“. Norddeutsche<br />

Verlagsanstalt O. Goedel; Hannover u. Frankfurt a. M.<br />

32. Nissen R (1969): Helle Blätter – dunkle Blätter.-<br />

<strong>Deutsche</strong> Verlagsanstalt Stuttgart<br />

33. Paul U (1977): Das chirurgische Erbe. Zbl. Chir.<br />

102: <strong>57</strong>1–<strong>57</strong>3<br />

34. Salenius P (1982): Histological changes in clinical<br />

half-Joint allograft replacements. Acta orthop. Scand<br />

53:295–299<br />

35. Schumann D. (1992): Einführung in das Symposium:<br />

Erich Lexer. 22. V. 1867–4.XII. 1937 Jena<br />

36. Seidler E (1991). Die Medizinische Fakultät der<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau –<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Entwicklungen. Springer-Verlag Berlin-Heidelberg-New<br />

York u. a.<br />

37. Stromeyer R (1992): Aus dem Leben Erich Lexer's<br />

unter Berücksichtigung seiner Jenaer Zeit 1910–1919.<br />

Dekanat der Med. Fakultät der Friedrich Schiller Universität<br />

Jena; Druckerei ebenda<br />

38. Weber M (1985) Die Geschichte der Orthopädie in<br />

Freiburg. - Z. Orthopädie 123: 79–88<br />

39. Witt, A. N. (1987) Erich Lexer (1867–1937) Chirurgisches<br />

Forum'87, Springer-Verlag Berlin<br />

Prof. em. Dr. E. H. Kuner<br />

Chirurgische Universitätsklinik<br />

Hugstetterstraße 55<br />

79106 Freiburg<br />

106<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Aus den Hochschulen<br />

J. Arndt<br />

Professuren <strong>und</strong> Klinikleitungen<br />

PD Dr. Jonas Andermahr, früher Oberarzt<br />

der Klinik <strong>und</strong> Polklinik für Unfall-, Hand<strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums<br />

Köln, ist Chefarzt der<br />

Unfallchirurgie des Kreiskrankenhauses<br />

Mechernich geworden.<br />

Der ehemalige Oberarzt der Unfallchirurgischen<br />

Universitätsklinik Ulm, Prof. Dr.<br />

Markus Arand, ist nun Ärztlicher Direktor<br />

der Klinik für Unfall-, Wiederherstellungschirurgie<br />

<strong>und</strong> Orthopädie des Klinikums<br />

Ludwigsburg.<br />

PD Dr. Alexander Beck, früher Unfallchirurgische<br />

Universitätsklinik Ulm, ist Chefarzt<br />

der Abteilung für Orthopädie, Unfall- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie am Krankenhaus<br />

der Stiftung Juliusspital Würzburg geworden.<br />

Er ist Nachfolger des pensionierten<br />

Prof. Dr. Bernd Gay.<br />

Dr. Gerhard Böhringer, früher Oberarzt der<br />

Unfallchirurgie des Universitätsklinikums<br />

Gießen, ist Ärztlicher Direktor der Aesculap-<br />

Klinik Gießen geworden.<br />

PD Dr. Martin Engelhardt hat die Stelle als<br />

Chefarzt im Orthozentrum München aufgegeben<br />

<strong>und</strong> ist nun Chefarzt der Klinik für<br />

Orthopädie, Unfall- <strong>und</strong> Handchirurgie des<br />

Klinikums Osnabrück.<br />

Die Nachfolge des pensionierten Chefarztes<br />

der Unfall-, Hand <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

des Malteser-Krankenhauses St.<br />

Josef, Prof. Dr. Towfigh Hossein, hat der ehemalige<br />

Oberarzt der Klinik, Dr. Peter Gruber,<br />

angetreten.<br />

Der frühere Oberarzt Klinik <strong>und</strong> Poliklinik<br />

für Unfall-, Hand <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

der Universität Köln, PD Dr. Axel<br />

Jubel, ist Chefarzt der Unfallchirurgie im<br />

Eduardus-Krankenhaus Köln geworden.<br />

PD Dr. Frank Kandziora ist Chefarzt des Zentrums<br />

für Wirbelsäulenchirurgie <strong>und</strong> Neurotraumatologie<br />

der BG-Unfallklinik Frankfurt<br />

geworden, davor war er Oberarzt des<br />

Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie<br />

der Charitè Berlin.<br />

Der frühere Oberarzt, Dr. Andreas Pflug,<br />

ist Chefarzt der Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

des Klinikums<br />

Burglandenkreis in Zeitz geworden.<br />

Dr. Ulf Schendel ist Chefarzt der Klinik für<br />

Unfall- <strong>und</strong> Gelenkchirurgie des Diakoniekrankenhauses<br />

Chemnitzer Land in Hartmannsdorf<br />

geworden, bisher war er leitender<br />

Oberarzt der Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Gelenkchirurgie<br />

des Klinikums Chemnitz.<br />

Dr. Jens-Peter Stahl ist neuer Direktor der<br />

Klinik für Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

am Klinikum Dortm<strong>und</strong>,<br />

vorher war er Oberarzt am Universitätsklinikum<br />

Gießen.<br />

Dr. Peter Thomaschewski ist nun Chefarzt<br />

der Chirurgischen Klinik der Weißeritz-Kliniken<br />

in Freital.<br />

Neuer Chefarzt der endo- <strong>und</strong> traumaclinic<br />

München des Klinikums Dritter Orden ist<br />

Dr. Martin Vonderschmitt.<br />

Ehrungen<br />

Die Oberärztin des Centrums für Muskuloskeletale<br />

Chirurgie der Charitè Berlin, Dr. Almut<br />

Tempka, ist zur Professorin h.c. der Universität<br />

Woronesch (Russische Föderation)<br />

berufen worden.<br />

Wir beglückwünschen alle Genannten zu<br />

ihren neuen Aufgaben <strong>und</strong> Ehrungen <strong>und</strong><br />

wünschen Ihnen viel Erfolg.<br />

Dipl.-Pol. Joachim Arndt<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Personalia<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 107


Nachruf auf Professor Dr. med.<br />

Dr. h.c. mult. Martin Allgöwer<br />

K. Weise<br />

Personalia<br />

Am 27. Oktober 2007 verstarb in Chur, der<br />

Stätte seines langjährigen chirurgischen<br />

Wirkens, Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Martin<br />

Allgöwer im Alter von 90 Jahren. Mit seinem<br />

Tod verliert die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Unfallchirurgie eines ihrer Ehrenmitglieder<br />

<strong>und</strong> eine Persönlichkeit, die über Jahrzehnte<br />

hinweg großen Einfluss auf die Entwicklung<br />

unseres Faches, vor allem im deutschsprachigen<br />

europäischen Raum ausübte.<br />

Im Mai 1917 in St. Gallen geboren absolvierte<br />

er nach dem Abitur sein Medizinstudium<br />

in Genf, Zürich <strong>und</strong> Basel <strong>und</strong> legte<br />

1942 das medizinische Staatsexamen ab.<br />

Während seiner Weiterbildung in der Chirurgischen<br />

Universitätsklinik Basel bei Prof.<br />

Rudolf Nissen wandte er sich insbesondere<br />

Fragen der Traumatologie zu, in Sonderheit<br />

der Behandlung von Frakturen bei wintersportlichen<br />

Aktivitäten. Als späterer Oberarzt<br />

in Basel habilitierte er sich mit einer<br />

klinischen <strong>und</strong> experimentellen Arbeit über<br />

zelluläre Vorgänge bei der W<strong>und</strong>heilung.<br />

Nachdem er 1956 zum Chefarzt des Kantonspitals<br />

in Chur gewählt worden war, gründete<br />

er mit anderen namhaften Schweizer<br />

Chirurgen wie Walter Bandi, Maurice Müller,<br />

Norbert Schneider <strong>und</strong> Hans Willenegger<br />

die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen<br />

mit der Intention, die Qualität<br />

der Behandlung von Knochenbrüchen zu<br />

verbessern, zu standardisieren <strong>und</strong> zu dokumentieren.<br />

Als einer der Gründerväter<br />

der AO trug er maßgeblich dazu bei, dass<br />

sich diese Organisation weltweit zu einem<br />

äußerst erfolgreichen Netzwerk für Fragen<br />

der Behandlung von Verletzungen der Haltungs-<br />

<strong>und</strong> Bewegungsorgane etablierte.<br />

Auch die Gründung der AO-Stiftung im<br />

Jahre 1984 wurde von Prof. Allgöwer mit<br />

inauguriert <strong>und</strong> im weiteren Verlauf nachhaltig<br />

geprägt.<br />

Während seiner Tätigkeit als Chefarzt der<br />

Chirurgischen Klinik des Kantonsspitals<br />

Chur verschaffte er diesem einen herausragend<br />

guten Ruf, nicht zuletzt im Hinblick<br />

auf die sich dort stetig weiterentwickelnden<br />

Techniken der operativen Knochenbruchbehandlung.<br />

Das zu dieser Zeit von ihm gegründete<br />

„Laboratorium für experimentelle<br />

Chirurgie“ in Davos befasste sich vornehmlich<br />

mit den Gr<strong>und</strong>lagen der Frakturheilung<br />

<strong>und</strong> der Prüfung der für die Osteosynthese<br />

gefertigten Instrumentarien <strong>und</strong> Implantate.<br />

Die dort gewonnenen Erkenntnisse<br />

flossen zu großen Teilen in das 1969 zusammen<br />

mit Maurice Müller <strong>und</strong> Hans Willenegger<br />

herausgegebene AO-Manual ein.<br />

1963 wurde Prof. Allgöwer zum außerplanmäßigen<br />

Professor der Chirurgischen Klinik<br />

Basel ernannt, 1967 dann dort zum Ordinarius<br />

gewählt <strong>und</strong> er bekleidete diese Position<br />

bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1983.<br />

Darüber hinaus übte er zahlreiche Ehrenämter<br />

aus, wie beispielsweise von 1976<br />

bis 1978 die Präsidentschaft der Schweizerischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie <strong>und</strong> von<br />

1979 bis 1984 diejenige der „Société Internationale<br />

de Chirurgie“ (SIC/ISS). Von 1983<br />

bis 1988 war er Präsident der AO International<br />

<strong>und</strong> von 1984 bis 1992 erster Präsident<br />

der von ihm maßgeblich inaugurierten <strong>und</strong><br />

mitgegründeten AO Fo<strong>und</strong>ation. Das 1992<br />

fertiggestellte AO-Zentrum erfuhr von Prof.<br />

Allgöwer entscheidende Förderung <strong>und</strong><br />

wurde durch ihn miteröffnet.<br />

Während <strong>und</strong> nach seiner aktiven Laufbahn<br />

in Chur <strong>und</strong> Basel wurden ihm zahlreiche<br />

Ehrungen durch eine Reihe von Universitäten<br />

aus Europa, den Vereinigten Staaten<br />

<strong>und</strong> Australien in Form von Ehrenmitgliedschaften<br />

<strong>und</strong> Ehrendoktorwürden zuteil.<br />

Für die zusammen mit Maurice Müller <strong>und</strong><br />

Hans Willenegger verantwortlich konzipierten<br />

weiteren Auflagen des „Manuals<br />

der Osteosynthese“ fungierte er als Herausgeber<br />

<strong>und</strong> Mitautor. Für uns deutsche<br />

Unfallchirurgen war sein Name untrennbar<br />

mit den AO-Kursen in Davos verknüpft, welche<br />

er über Jahrzehnte mit geprägt hat.<br />

Prof. Allgöwer war ein medizinisch umfassend<br />

gebildeter, universeller Chirurg, der<br />

sich in vielen Sparten der Chirurgie, insbesondere<br />

aber in der Unfallchirurgie <strong>und</strong> dort<br />

vor allem in der operativen Knochenbruchbehandlung<br />

sowohl in praktischer Tätigkeit<br />

als auch wissenschaftlich engagierte. Ihm<br />

ist es mit zu verdanken, dass die hierfür<br />

entwickelten Techniken eine weltweite Ausbreitung<br />

erfuhren. Durch seine beeindruckende<br />

Persönlichkeit, sein umfassendes<br />

Fachwissen <strong>und</strong> seine Fähigkeit, die eigene<br />

Begeisterung für seine operative Disziplin<br />

auf Kollegen <strong>und</strong> Schüler zu übertragen<br />

wurde er zu einem der großen Vorbilder<br />

für Generationen von Unfallchirurgen <strong>und</strong><br />

Orthopäden. Sein Tod ist für die deutschsprachige<br />

Unfallchirurgie ebenso wie für<br />

die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen<br />

<strong>und</strong> alle ihre jeweiligen Mitglieder<br />

ein außerordentlich großer Verlust.<br />

Entsprechend seines eigenen Wunsches<br />

fand die Trauerfeier für Prof. Martin Allgöwer<br />

im engsten Familienkreis statt. Seine<br />

letzte Ruhe fand er auf dem Waldfriedhof<br />

in Davos, unweit des von ihm mitgegründeten<br />

AO-Zentrums. Wir, die Mitglieder der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

werden ihrem Ehrenmitglied Prof. Dr. med.<br />

Dr. h.c. mult. Martin Allgöwer stets ein<br />

dankbares <strong>und</strong> ehrendes Angedenken bewahren.<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

Klinik für Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstr. 95<br />

72076 Tübingen<br />

Tel.: (0 70 71) 606 10 03<br />

Fax: (0 70 71) 606 10 02<br />

E-Mail: kweise@bgu-tuebingen.de<br />

108<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder<br />

Dr. med. Jürgen E. Müller<br />

Heuberger Torweg 5<br />

72076 Tübingen<br />

*14.12.1948 †1.8.2007<br />

Prof. Dr. med. habil. Helmtraut<br />

Arzinger-Jonasch<br />

K.-Prendel-Allee 101<br />

04299 Leipzig<br />

*25.5.1935 †11.9.2007<br />

Prof. Dr. med. Leo Koslowski<br />

Neckarhalde 59<br />

72070 Tübingen<br />

Prof. Dr. med. Martin Allgöwer<br />

Gäuggelistr. 60<br />

7000 Chur, Schweiz<br />

*5.5.1917 †27.10.2007<br />

Dr. med. Carl Bruno Bloemertz<br />

Lehenerstr. 7<br />

94227 Lindberg<br />

*21.5.1919 †29.10.2007<br />

Dr. med. Fritz Krull<br />

Hopfenstr. 13<br />

47198 Duisburg<br />

*8.1.1920 †9.12.2007<br />

Gisela Vopel<br />

Tübingen<br />

*24.8.1917 †12.12.2007<br />

Prof. em. Dr. med.<br />

Dr. h.c. Gert Carstensen<br />

Bleichstr. 5<br />

45468 Mülheim/Ruhr<br />

Hon. Prof. Dr. Heinrich Möseneder<br />

Alberto-Susat-Str. 4<br />

5026 Salzburg, Österreich<br />

*23.1.1926 †31.3.2007<br />

Dr. med. Ferdinand Schulte<br />

Im Ried 8<br />

59348 Lüdinghausen<br />

*13.10.1918 †9.2.<strong>2008</strong><br />

Personalia<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 109


Rezensionen<br />

Kurzgefasste Handchirurgie<br />

Klinik <strong>und</strong> Praxis<br />

J. Rudigier<br />

5., überarbeitete Auflage, 2006. XVIII<br />

398 Seiten mit 950 Abbildungen, geb<strong>und</strong>en<br />

€ 99,95/166,00 CHF<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York<br />

ISBN 978-3-13-126425-1<br />

Diese überarbeitete, 5. Auflage des erstmals<br />

20 Jahre zuvor vorgestellten Lehrbuches –<br />

das der Verfasser zwar nicht so betitelt, es<br />

jedoch in diesem Sinne aufgebaut hat – verfolgt<br />

wie seine Vorgänger das Ziel, gleichermaßen<br />

dem angehenden Handchirurgen<br />

wie dem Unfallchirurgen, dem handchirurgisch<br />

interessierten Orthopäden, auch<br />

dem plastischen Chirurgen <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

dem Allgemeinchirurgen in der Praxis<br />

einen ebenso zuverlässigen wie umfassenden<br />

Ratgeber zur Verfügung zu stellen,<br />

der dem Erfahrenen als Bestätigung ebenso<br />

nützlich ist wie demjenigen, der in schwieriger,<br />

vielleicht erstmaliger kasuistischer<br />

Konfrontation nach faktischer Hilfe sucht.<br />

Und zweifelsohne zieht sich durch das ganze<br />

Buch wie ein roter Faden der Hinweis auf<br />

die besondere funktionelle <strong>und</strong> chirurgische<br />

Situation der Hand, die in jedem einzelnen<br />

Krankheits- oder Verletzungsfall der Beachtung<br />

bedarf. Das im Titel genannte Kurzgefasstsein<br />

bedeutet insoweit keine Verkürzung,<br />

die auch eine Unvollständigkeit sein<br />

könnte, sondern fördert die im chirurgischen<br />

Alltag notwendige Straffung des sehr weitläufigen<br />

Stoffgebietes. Das veranschaulicht<br />

schon der Blick auf die thematisch-systematische<br />

Gliederung, die zugleich verdeutlicht,<br />

welcher Vielfalt von Verletzungen <strong>und</strong><br />

Erkrankungen die Handchirurgie an diesem<br />

komplexen Organ gegenübersteht, einer<br />

Vielfalt, deren Erscheinungsformen gekannt<br />

sein müssen, die von Gewebeart zu Gewebeart<br />

<strong>und</strong> von Struktur zu Struktur anders<br />

beschaffen sind <strong>und</strong> deren Therapie nicht<br />

durchgehend mit nur einem Behandlungskonzept<br />

zu beherrschen ist. Durchgängiges<br />

Prinzip ist die stets angezeigte atraumatische<br />

Vorgehensweise, die am Anfang der<br />

Ausbildung in der Handchirurgie mit strikter<br />

Konsequenz erlernt werden <strong>und</strong> mit<br />

dem steten Bewusstsein gepaart sein muss,<br />

jeglichen iatrogenen zusätzlichen Schaden<br />

peinlich zu vermeiden. Diesem Lehrauftrag<br />

kommt das Buch in Text <strong>und</strong> instruktiven<br />

Abbildungen in idealer <strong>und</strong> übertrefflicher<br />

Weise nach. Gleich ob Akutversorgung oder<br />

Rekonstruktion, ästhetische oder wiederherstellungschirurgische<br />

Aufgaben anstehen,<br />

gibt dieses Werk verlässliche Auskunft.<br />

Dass der Verfasser aus eigener, in drei Jahrzehnten<br />

erarbeiteter Erfahrung schöpft,<br />

überträgt sich in die Klarheit <strong>und</strong> Eindeutigkeit<br />

der Darstellung. Bemerkenswert ist,<br />

dass neben dem sehr ausführlichen Sachverzeichnis<br />

schon das subtil gegliederte Inhaltsverzeichnis<br />

eine rasche <strong>und</strong> bezüglich<br />

des Letzteren auch komplexe Information<br />

vermittelt. – Prof. Dr. Rudigier wurde für<br />

dieses Einmann-Werk 2007 von der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie mit<br />

der G. F. L. Stromeyer-Medaille, Literaturpreis<br />

der DGU, ausgezeichnet (Siehe auch<br />

Seite 24–25 in diesem Heft).<br />

J. Probst, Murnau<br />

Kursbuch der ärztlichen Begutachtung<br />

Begründet von Heinz Spohr<br />

E. Ludolph, R. Lehmann, J. Schürmann (Hrsg.)<br />

2006. 2. Auflage<br />

Loseblattwerk in 2 Arbeitsordnern mit<br />

CD-ROM. ca. 2000 Seiten<br />

Zahlreiche Abbildungen<br />

Tabellen <strong>und</strong> Übersichten.<br />

€ 248,00 zzgl. Aktualisierungslieferungen<br />

ecomed MEDIZIN<br />

Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm<br />

Landsberg/Lech<br />

ISBN 3-609-71301-1<br />

Das 1998 in 1. Auflage als Gr<strong>und</strong>werk erschienene<br />

<strong>und</strong> bis 2003 laufend aktualisierte<br />

Kursbuch der Begutachtung liegt mit<br />

etwa um 400 Seiten vermehrtem Umfang<br />

vor. Der breite Interessentenkreis aus Ärzteschaft,<br />

gesetzlichen <strong>und</strong> privaten Versicherern<br />

einerseits, das gestiegene Interesse<br />

an der Begutachtung andererseits erklären<br />

nicht allein, dass innerhalb von nur acht<br />

Jahren ein Werk dieses Umfanges in 2. Auflage<br />

erscheint. Es ist evident, dass die Fülle<br />

<strong>und</strong> Qualität des Inhalts, die Auskunftsbreite<br />

<strong>und</strong> -tiefe die Benutzer überzeugt haben,<br />

hier auch in schwierigen Fragen eine brauchbare<br />

Antwort zu finden. Und es ist schlicht<br />

praktisch, alle verschiedenartigen Versicherungsarten<br />

in einem Buch vereinigt vorzufinden.<br />

Die Kontinuität wird durch die von<br />

zahlreichen Bearbeitern unterstützten selben<br />

Herausgeber sichergestellt. Sie haben<br />

auch in dieser Auflage darauf geachtet, die<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Verschiedenheit der Denkansätze<br />

von Ärzten <strong>und</strong> Juristen gegenseitig<br />

verständlich zu machen <strong>und</strong> damit die<br />

Brauch- <strong>und</strong> Nutzbarkeit ärztlicher Gutachten<br />

zu befördern. Was diesbezüglich schon<br />

in der Besprechung der 1. Auflage (MuN<br />

51/2005 S. 82) gesagt wurde, kann hier<br />

ohne Vorbehalte bestätigt werden. Als vorteilhaft<br />

erweist sich, dass die wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften in den letzen Jahren<br />

im Interesse der Qualitätsmehrung <strong>und</strong><br />

-sicherung zunehmend ihr Interesse der<br />

Begutachtung zugewandt <strong>und</strong> in Kommissionen<br />

das Gutachtenwesen deutlich fortentwickelt<br />

haben, gerade diese Experten<br />

aber auch in die Bearbeitung dieses Werkes<br />

mit eingetreten sind. Beim Vergleich der Inhaltsverzeichnisse<br />

beider Auflagen ist zu erkennen,<br />

dass neue Kapitel erschlossen oder,<br />

vorher noch nicht bearbeitet, hinzugetreten<br />

sind, beispielsweise Sozialversicherung in<br />

der Schweiz. Selbstverständlich nimmt die<br />

Fortentwicklung der Berufskrankheitenbegutachtung<br />

den ihr gebührenden Raum ein.<br />

In der speziellen Fachgebiets- <strong>und</strong> Organbegutachtung<br />

sind zahlreiche Kapitel neu eingefügt,<br />

andere neu strukturiert <strong>und</strong> dadurch<br />

teilweise eine übersichtlichere Gliederung<br />

hergestellt worden, auch wurden die meisten<br />

der in der 1. Auflage angekündigten<br />

Kapitel nun konkretisiert. Beigefügt ist dieser<br />

Auflage eine CD-ROM; einige Abschnitte<br />

des Gesamtwerkes sind nur auf diesem Träger<br />

abrufbar; dadurch konnte die gedruckte<br />

Fassung in einem handlichen Umfang gehalten<br />

werden. Dem Erfahrenen gibt auch<br />

diese Auflage manche wertvolle Anregung,<br />

dem Einsteiger vermittelt sie die allgemeinen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen ebenso zuverlässig wie<br />

erschöpfend, in der speziellen Begutachtung<br />

hilft sie den Kurs zu bestimmen.<br />

J. Probst, Murnau<br />

110<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Psychologische Erste Hilfe bei<br />

Extremereignissen am Arbeitsplatz<br />

Arbeitsunfall – Gewaltverbrechen – Tod<br />

W. W. Wilk, M. Wilk<br />

2007. 301 Seiten, kartoniert<br />

€ 38,80<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-503-09770-8<br />

Die Verfasser, Psychologen <strong>und</strong> Psychotherapeuten,<br />

legen ein Gr<strong>und</strong>lagenwerk vor, das<br />

sich an diejenigen wendet, die akut (oder im<br />

späteren Verlauf) eines Geschehens mit der<br />

psychischen Verletzung eines Unfallopfers<br />

konfrontiert werden, z. B. Durchgangsärzte,<br />

Betriebsärzte, Notfallhelfer, Rettungsdienste.<br />

Dass neben den körperlichen Schäden<br />

primär auch psychische Verletzungen,<br />

oft nachhaltigerer Schwere, gesetzt werden,<br />

ist nicht in jedem Fall unmittelbar erkennbar,<br />

beeinflusst jedoch von Anfang an das<br />

Risiko von Folgeschäden, die gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

hintangehalten werden könnten. Nicht zu<br />

vernachlässigen sind auch die wirtschaftlichen<br />

Nachteile der Verletzten <strong>und</strong> die<br />

volkswirtschaftlichen Kosten oft langwieriger<br />

psychischer Erkrankungen. Das Buch<br />

ist für psychologische Laien geschrieben, es<br />

kommt dieser Zielsetzung didaktisch <strong>und</strong><br />

im lehrhaften Aufbau dem „somatisch“ geprägten<br />

Verständnis mit großem Geschick<br />

entgegen. Eine Beispielsammlung veranschaulicht<br />

die Praxis sowie ein kurzes Kapitel<br />

über Rechtsprobleme r<strong>und</strong>et das Werk<br />

im besten Sinne ab.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Feuerzeichen<br />

Warum Menschen sich anzünden<br />

C. Braune<br />

2005. 159 Seiten<br />

kartoniert<br />

€ 17,90<br />

Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen<br />

ISBN 3-525-46224-7<br />

Dem Sonderfall Selbstverbrennung als Thema<br />

der Suizidforschung widmet der Autor,<br />

Theologe <strong>und</strong> Psychotherapeut <strong>und</strong> an<br />

einem Brandverletztenzentrum tätig, diese<br />

Schrift, die sich mit Motiven <strong>und</strong> lebensgeschichtlichen<br />

Ereignissen auseinandersetzt;<br />

im deutschen Sprachraum findet sich keine<br />

Untersuchung, die der Frage nach dem Feuersuizid<br />

nachgeht. Bei einer nicht abschätzbaren<br />

Dunkelziffer sind in Deutschland jährlich<br />

etwa 100 versuchte Selbsttötungen mit<br />

ca. einem Drittel Todesfällen zu verzeichnen.<br />

Die Rückfallquote nach überlebtem Versuch<br />

beträgt ebenfalls etwa 30 %. Eingehend untersucht<br />

der Verfasser die Komplexität von<br />

Scham <strong>und</strong> Schuld, aber auch Autodestruk­<br />

tion einerseits, Gefährdung <strong>und</strong> Verletzung<br />

des Selbstwertgefühls andererseits. Kulturphilosophische<br />

Betrachtungen stellen den<br />

Feuersuizid in historische Zusammenhänge.<br />

Die psychotherapeutischen Hinweise sind<br />

begleitet von eindrucksvollen Kasuistiken.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Atlas der laparoskopischen Chirurgie<br />

Th. Carus<br />

2007. XII. 334 Seiten<br />

644 Abbildungen in Farbe, geb<strong>und</strong>en<br />

€ 129,95<br />

Springer Medizin Verlag, Heidelberg<br />

ISBN 978-3-540-33673-0<br />

Die Laparoskopie ist schon mehr als 100 Jahre<br />

alt; Zwischenschritte waren das experimentelle<br />

Pneumoperitoneum, die Namensgebung<br />

(1912), die erste laparoskopische<br />

Bridenlösung (1933), später gynäkologische<br />

Anwendungen. Aber erst Mitte der 1980er<br />

Jahre hielt sie als Standardverfahren mit der<br />

Cholezystektomie Einzug in die Chirurgie;<br />

voraufgegangen war die erste Appendektomie<br />

(K. Semm 1982). Dann folgten Leistenhernien,<br />

Adrenalektomie, Kolonchirurgie.<br />

Mittlerweile gehört die laparoskopische<br />

Chirurgie auch dank vieler technischer Fortschritte<br />

zum chirurgischen Allgemeingut<br />

mit breiter Akzeptanz durch die Patienten.<br />

Der Einzelautor schöpft aus eigenen langjährigen<br />

operativen Erfahrungen, die von<br />

der Einführung der Methode an gewonnen<br />

wurden <strong>und</strong> aus einem unvorstellbaren<br />

Schatz von 18.000 Operationsfotos allein<br />

aus den Jahren 2005/2006, deren Auswahl<br />

<strong>und</strong> drucktechnische Wiedergabe an Brillanz<br />

schwerlich zu überbieten ist. Das als<br />

Atlas vorgestellte Werk beschränkt sich<br />

jedoch nicht auf die Wiedergabe der sequenziell<br />

angeordneten Situum, sondern<br />

erklärt diese <strong>und</strong> die jeweiligen Operationsschritte<br />

lehrbuchmäßig unter Hinzufügung<br />

schematischer Darstellungen, die auch das<br />

operative Umfeld projizieren. Durchgängig<br />

sind die Kapitel einheitlich verfasst <strong>und</strong> be­<br />

schreiben Indikationen, Kontraindikationen,<br />

Aufklärung (!), OP-Vorbereitung <strong>und</strong> -ablauf,<br />

Tipps, Besonderheiten, Komplikationen <strong>und</strong><br />

deren Therapie. Vorangestellt ist der Allgemeine<br />

Teil, der neben den unmittelbaren<br />

chirurgischen Gr<strong>und</strong>lagen auch von Instrumentarien,<br />

technischen Einrichtungen <strong>und</strong><br />

Nahttechniken handelt. Den speziellen<br />

Organkapiteln gehen solche zur Diagnostischen<br />

Laparoskopie, Adhäsiolyse, Biopsie,<br />

Perforationsprozessen, hier auch zum<br />

Bauchtrauma voraus. Dann folgen die Organe:<br />

Zwerchfell, Magen, Leber, Gallenchirurgie,<br />

Milz, Pankreas, Dünndarm, Appendix,<br />

Kolon, Rektum, Hernien. Traumatologische<br />

Schwerpunkte finden sich eingestreut, vorwiegend<br />

von Interesse sind diesbezüglich<br />

Diaphragma, Milz (Erhaltung!), der gesamte<br />

Darmbereich. Man möchte sich wünschen,<br />

einer künftigen Auflage ein Übersichtskapitel<br />

der gynäkologischen Indikationen<br />

<strong>und</strong> Techniken hinzuzufügen, überschneiden<br />

sich im Unterbauch doch nicht nur die<br />

fachlichen Zuständigkeiten, sondern auch<br />

die Überraschungsmöglichkeiten. Der vom<br />

Verfasser erkennbar aufgewandten Sorgfalt<br />

entspricht die vom Verlag gewährte lobenswerte<br />

Ausstattung. Dieses Buch empfiehlt<br />

sich „generationenübergreifend“!<br />

J. Probst, Murnau<br />

Viszeralchirurgie<br />

H. Becker, A. Encke, H.-D. Röher (Hrsg.)<br />

2006. 2. Auflage. XIII. 1.204 Seiten<br />

892 Abbildungen<br />

700 farbige Tabellen, geb<strong>und</strong>en<br />

€ 239,00<br />

ELSEVIER GmbH Spektrum Akademischer Verlag<br />

Urban & Fischer, München<br />

ISBN 3-437-23710-1<br />

Eingangs begründen die Herausgeber die<br />

Neuauflage, 9 Jahre nach der Erstausgabe,<br />

mit dem dem Lehr- <strong>und</strong> Fachtextbuch den<br />

elektronischen Medien gegenüber eigentümlichen<br />

Vorzug der abgeklärten, geprüften,<br />

bewährten, somit qualitätsgesicherten<br />

Botschaft, die kurzlebige Modetrends hinter<br />

Rezensionen<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 111


Rezensionen<br />

sich lasse. Der Beleg hierfür findet sich in den<br />

vornehmlich zu Therapieempfehlungen <strong>und</strong><br />

Methodenwahl evidenzbasierten Gr<strong>und</strong>lagen.<br />

Darüber hinaus verspricht das 69-köpfige<br />

Mitarbeiterteam eine Pflege der Aktualität,<br />

die ohne dieses bei der gegebenen<br />

Stofffülle nicht geboten werden könnte.<br />

Gleichwohl lassen die 14 Allgemeinkapitel<br />

<strong>und</strong> die folgenden 35 Kapitel zur speziellen<br />

Viszeralchirurgie ein Gleichmaß der Konzeption<br />

erkennen, in welchem Diagnostik,<br />

Operationsindikation, operative Therapie,<br />

Komplikationen das Leitgerüst darstellen.<br />

Die letzteren fassen jeweils zusammen Hernienchirurgie,<br />

Endokrine Chirurgie, Gastrointestinale<br />

Chirurgie, Kolorektale Chirurgie,<br />

Hepatobiliäre <strong>und</strong> Pankreaschirurgie, Transplantationschirurgie,<br />

Notfallchirurgie mit<br />

speziellen Abschnitten zum abdominellen<br />

<strong>und</strong> zum thorakalen Trauma. Es schließen<br />

sich Themen angrenzender Fachgebiete an:<br />

Kinder-, Gefäß-, Thoraxchirurgie, Mamma,<br />

Malignes Melanom <strong>und</strong> andere Hauttumoren,<br />

Weichgewebstumoren <strong>und</strong> plastische<br />

Rekonstruktionen. Die didaktische Gesamtgestaltung<br />

stützt sich auf eingehende <strong>und</strong><br />

ausführliche Texte, die sich zum einen am<br />

klassischen Prinzip von „Pathologie <strong>und</strong><br />

Therapie“ orientieren, der Diskussion gehörigen<br />

Raum geben <strong>und</strong> alle jeweiligen<br />

diagnostischen <strong>und</strong> therapeutischen technisch-instrumentellen<br />

Hilfsmittel einschließen.<br />

Zum anderen erklären überwiegend<br />

gezeichnete Abbildungen von herausragender<br />

Qualität, daneben Fotos <strong>und</strong> bildgebende<br />

Verfahren die morphologischen<br />

<strong>und</strong> funktionellen Situationen, ggf. auch<br />

als Bildsequenzen, des Weiteren sachdienlich<br />

angelegte <strong>und</strong> aussagekräftige Tabellen<br />

<strong>und</strong> Übersichten. So ist ein sowohl für die<br />

Weiterbildung als auch für den praktischen<br />

Gebrauch geeignetes Lehrbuch entstanden,<br />

dessen Zugriffsmöglichkeiten buchstäblich<br />

auf der Hand liegen. Das sehr differenzierte<br />

Register ist eine zusätzliche willkommene<br />

Hilfe.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Krankentransport <strong>und</strong> Rettungsdienst<br />

Ergänzendes Handbuch der Rechtsvorschriften,<br />

Gebührenregelungen, Rechtsprechung <strong>und</strong><br />

organisatorischen Bestimmungen<br />

W. Gerdelmann, H. Korbmann, St. E. Kutter<br />

2006. Loseblattwerk in 3 Ordnern,<br />

Gr<strong>und</strong>werk 5.384 Seiten (Stand 2007),<br />

ca. 5 Ergänzungslieferungen jährlich<br />

€ 148,00/sFr 234,00<br />

Ergänzungslieferung je nach Umfang<br />

ca. € 35,00<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-503-01549-8 (Gr<strong>und</strong>werk)<br />

Kranken-/Verletzungstransport <strong>und</strong> Rettungsdienste<br />

sind in Deutschland überwiegend<br />

auf Ebene der B<strong>und</strong>esländer in zahlreichen<br />

Gesetzen, Verordnungen, Erlassen<br />

oder auch nur in schriftlichen behördlichen<br />

Anordnungen geregelt. Auch örtliche Institutionen<br />

greifen in dieses Regelwerk vielfach<br />

ein. Nicht immer sind die nicht einheitlich<br />

geregelten Vorschriften für alle Beteiligten<br />

übersichtlich, sie liegen in der Regel<br />

auch nicht in ganzem Umfang beim einzelnen<br />

Dienst vor. Dieses Handbuch vermittelt<br />

trotz, aber auch wegen seines inhaltlichen<br />

Umfanges einen gut gegliederten Überblick,<br />

der länderweise aufgebaut ist. Einzelne<br />

Beiträge gehen weit über die engere<br />

Transport- <strong>und</strong> Rettungsthematik hinaus.<br />

So findet man z. B. auch das Rettungsassistentengesetz,<br />

das Personenbeförderungsgesetz,<br />

einschlägige Richtlinien der Landesärztekammern,<br />

Gebührenregelungen <strong>und</strong><br />

Entgelte, die örtlich unterschiedlich verfasst<br />

sind. Ein eigenes Kapitel ist der Rechtsprechung<br />

im Verfassungs-, Sozial-, Zivil-, Verwaltungs-<br />

<strong>und</strong> im Arbeitsrecht gewidmet.<br />

In den Ländergesetzen sind auch die Querbeziehungen<br />

zu anderen Einsatzeinrichtungen<br />

(Feuerwehren, Katastrophenschutz<br />

etc.) beschrieben, aus denselben sind auch<br />

Zuständigkeits-, Zuordnungs- <strong>und</strong> etwaige<br />

Unterstellungsverhältnisse zu entnehmen.<br />

Die Aktualität des Werkes wird durch die<br />

Ergänzungslieferungen gesichert, seit Erscheinen<br />

des Gr<strong>und</strong>werkes sind deren zwölf<br />

(zuletzt Lfg. 01/08) herausgegeben worden.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Der Unfallsachbearbeiter<br />

Arbeitsunfälle – Wegeunfälle – Berufskrankheiten<br />

– Versicherungsschutz – Leistungen – Verfahren<br />

J. Nehls, A. R. Platz, W. Römer<br />

3., völlig neu bearbeitete Auflage<br />

Loseblattwerk, Lieferungen 3/04, 1+2/05,<br />

1+2+3/06, 1+2/07. Gesamtwerk 2062 Seiten<br />

DIN A 5, Ordner, Seitenpreis ca. € 0,18<br />

38,80 €, ab 01/06 39,80 €<br />

Ergänzungen bei Bedarf<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin•Bielefeld•München<br />

ISBN 3-503-00226-X<br />

Die insgesamt 8 Lieferungen enthalten eine<br />

breite, die gesamte gesetzliche Unfallversicherung<br />

umfassende Palette von Beiträgen,<br />

u. a. zum Versichertenstatus (Ehrenamtliche,<br />

freiw. Versicherung), Organisation <strong>und</strong><br />

Zuständigkeit der UV-Träger, Neugestaltung<br />

der Liste der Berufskrankheiten (Neuropathien<br />

durch Lösungsmittel, Bandscheiben<br />

bedingte Wirbelsäulenerkrankungen,<br />

Lärmschwerhörigkeit, Erkrankungen durch<br />

Asbeststaub, obstruktive Atemwegserkrankungen,<br />

Hauterkrankungen), Gelegenheits­<br />

ursache, Alkoholgenuss, zahlreiche Versicherungsfallgestaltungen<br />

(Wege-, Betriebssport-Unfall,<br />

selbstgeschaffene Gefahr,<br />

Vorsatz <strong>und</strong> Straftat, Drogen, Medikamenteneinnahme).<br />

Ferner finden sich zahlreiche<br />

Aktualisierungen zu SGB I, IV, VII, IX, X.<br />

(S. auch MuN 46/2002 S. 54 u. 48/2003 S. 70)<br />

J. Probst, Murnau<br />

Bio- <strong>und</strong> Gentechnik (BGt)<br />

Kommentar zur Biostoffverordnung <strong>und</strong> zum<br />

Gentechnikgesetz<br />

Begründet von M. Nöthlichs, bearbeitet von<br />

D. Heublein <strong>und</strong> G. Schubert<br />

Loseblatt-Kommentar<br />

16. Ergänzungslieferung 07/2007<br />

153 Seiten, DIN A 5<br />

€ 49,80 je Lieferung<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 3-503-10513-7<br />

Die 16. Lieferung aktualisiert die Biostoffverordnung<br />

sowie dazu ergangene Erläuterungen,<br />

ferner u. a. das Infektionsschutzgesetz,<br />

die Hintergr<strong>und</strong>informationen zum<br />

„Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe“,<br />

die Gentechnik-Sicherheitsverordnung. Des<br />

Weiteren werden einige Technische Regeln<br />

(TRBA 001 Stand derselben; TRBA 100<br />

Schutzmaßnahmen in Laboratorien; Arbeitsschutz<br />

bei Influenza) erneuert. (Siehe<br />

auch MuN 53/2006 S. 97 u. 56/2007 S. 71)<br />

J. Probst, Murnau<br />

Messung von Gefahrstoffen<br />

BGIA-Arbeitsmappe<br />

K. Meffert, H. Blome, D. Reinert<br />

Loseblatt-Ausgabe;<br />

37. u. 38. Lieferung 10/2006 u. 04/2007<br />

112/124 Seiten, DIN A 4<br />

€ 36,80 bzw. € 39,80. Seitenpreis ca. € 0,19<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 3-503-07417-1<br />

Die vom Berufsgenossenschaftlichen Institut<br />

für Arbeitsschutz – BGIA – herausgegebene<br />

Arbeitsmappe erscheint mit dem<br />

Untertitel „Expositionsermittlung bei chemischen<br />

<strong>und</strong> biologischen Einwirkungen“.<br />

Beide Lieferungen enthalten BGIA-Empfehlungen<br />

für die Gefährdungsbeurteilung<br />

nach der Gefahrstoffverordnung. In<br />

Lieferung 37 werden Messverfahren zur<br />

Bestimmung von aliphatischen Aminen, Bitumendämpfen<br />

<strong>und</strong> -aerobolen, chlorierten<br />

Kohlenwasserstoffen etc., in Lieferung 38<br />

solche zu anorganischen Säuren, amorphen<br />

Mineralfasern u. a. dargestellt.<br />

J. Probst, Murnau<br />

112<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Datum | Ort Veranstaltung Informationen<br />

April <strong>2008</strong><br />

17.–18.4.<strong>2008</strong><br />

Hannover<br />

Medizinische Hochschule<br />

Hannover (MHH)<br />

Flaplab der MHH:<br />

Lappenpräparierkurs<br />

Kurssekretariat Frau B. Riebling, Klinik für Plastische<br />

Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover<br />

Tel.: (05 11) 532 88 65, Fax: (05 11) 532 88 90<br />

E-Mail: Riebling.Britta@mh-hannover.de oder unter<br />

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp<br />

22.–25.4.<strong>2008</strong><br />

Berlin<br />

Messe/ICC<br />

125. Kongress der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Chirurgie<br />

MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG<br />

Frau S. Brehm, Neuwiederstr. 9, 90411 Nürnberg<br />

Tel.: (09 11) 393 16 10, Fax : (09 11) 393 16 55<br />

E-Mail: brehm@mcn-nuernberg.de oder unter<br />

http://www.chirurgie<strong>2008</strong>.de/<br />

Mai <strong>2008</strong><br />

2.–3.5.<strong>2008</strong><br />

Klagenfurt/<br />

Österreich<br />

A.ö. Krankenhaus der<br />

Elisabethinen Klagenfurt<br />

GmbH<br />

Symposium Chirurgische Schmerz<strong>und</strong><br />

Engpass-Syndrome der unteren<br />

Extremität<br />

Wiener Medizinische Akademie, Claudia Schantl<br />

Alser Straße 4, 1090 Wien/Österreich<br />

Tel.: +43 (1) 405 13 83 32, Fax: +43 (1) 4 07 82 74<br />

E-Mail: cs@medacad.org oder unter<br />

http://www.sesu.at<br />

8.–9.5.<strong>2008</strong><br />

Göttingen<br />

Sanitätshaus o.r.t.<br />

GmbH & Co. KG<br />

Kinderorthopädischer Kurs I für Pädiater:<br />

Norm <strong>und</strong> Normvarianten in der<br />

täglichen Praxis: Wann beginnt die<br />

Pathologie Fuß, Achsen, Rotationen<br />

<strong>und</strong> Gang.<br />

Conventus Congressmanagement, Frau Karola Mannigel<br />

Markt 8, 07743 Jena<br />

Tel.: (0 36 41) 353 32 65, Fax: (0 36 41)35 33 21<br />

E-Mail: lila@conventus.de oder unter<br />

http://www.li-la.org/<br />

19.–23.5.<strong>2008</strong><br />

Montecorice/Italien<br />

7. Intensivkurs Indikationen in der<br />

Kindertraumatologie:<br />

Die besprechungsstabile Indikation.<br />

Ralf.Kraus@chiru.med.uni-giessen.de oder unter<br />

http://www.li-la.org/<br />

21.–23.5.<strong>2008</strong><br />

Warschau<br />

Warsaw Medical<br />

University<br />

World Surgical Forum and 43th Congress<br />

of the European Society for Surgical<br />

Research<br />

Department of Surgical Research and Transplantology<br />

Medical Research Centre, Polish Academy of Sciences<br />

5 Pawinskiego Str., 02-106 Warsaw, Poland<br />

Tel.: +48 (22) 608 64 10, Fax: +48 (22) 668 53 34<br />

E-Mail: office@essr<strong>2008</strong>.pl oder unter<br />

http://www.essr<strong>2008</strong>.pl/<br />

30.–31.5.<strong>2008</strong><br />

Hannover<br />

Herrenhäuser<br />

Gärten Hannover<br />

15. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Vereinigung für Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

(DVSE)<br />

Intercongress GmbH, Thomas Miltz<br />

Wilhelmstraße 7, 65185 Wiesbaden<br />

Tel.: (06 11) 977 16 10, Fax: (06 11) 977 16 16<br />

E-Mail: dvse@intercongress.de oder unter<br />

http://www.schulterkongress<strong>2008</strong>.de<br />

30.5.–1.6.<strong>2008</strong><br />

Ravensburg<br />

Oberschwabenklinik KH<br />

St. Elisabeth,<br />

Elisabethenstr. 15<br />

5. Ravensburger Intensivtransportkurs<br />

nach den Empfehlungen der DIVI<br />

Dr. P. Lessing, Oberschwabenklinik KH St. Elisabeth<br />

Elisabethenstr. 15, 88212 Ravensburg<br />

Tel.: (07 51) 870<br />

E-Mail: peter.lessing@oberschwabenklinik.de oder unter<br />

http://www.oberschwabenklinik.de<br />

Veranstaltungen<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 113


Datum | Ort Veranstaltung Informationen<br />

Juni <strong>2008</strong><br />

1.–4.6.<strong>2008</strong><br />

Würzburg<br />

Congress Centrum<br />

Würzburg (CCW)/Maritim<br />

Hotel Würzburg<br />

59. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Neurochirurgie/<br />

3. Joint Meeting mit der Italienischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Neurochirurgie (SINch)<br />

Porstmann Kongresse GmbH, Alte Jakobstr. 77, 10179 Berlin<br />

Tel.: (0 30) 284 49 90, Fax: (0 30) 28 44 99 11<br />

E-Mail: dgnc<strong>2008</strong>@porstmann-kongresse.de oder unter<br />

http://www.dgnc.de/<strong>2008</strong>/<br />

6.–7.6.<strong>2008</strong><br />

Mainz<br />

Klinikum der<br />

Johannes-Gutenberg-<br />

Universität Mainz<br />

6.–7.6.<strong>2008</strong><br />

Schloss Sondershausen<br />

27. Jahrestagung der DGU-Sektion<br />

Kindertraumatologie: Anspruchsvolle<br />

Verletzungen im Kindesalter.<br />

17. Thüringer Unfallsymposium/<br />

7. Gemeinsames Symposium Thüringer<br />

Unfallchirurgen <strong>und</strong> Orthopäden<br />

Conventus Congressmanagement, Frau Karola Mannigel<br />

Markt 8, 07743 Jena<br />

Tel.: (0 36 41) 353 32 65, Fax: (0 36 41) 35 33 21<br />

E-Mail: skt<strong>2008</strong>@conventus.de oder unter<br />

http://conventus.de/skt<strong>2008</strong>/<br />

Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH<br />

Dirk Eichelberger, Markt 8, 07743 Jena<br />

Tel.: (0 36 41) 353 32 64, Fax: (0 36 41)353 32 71<br />

E-Mail: unfall<strong>2008</strong>@conventus.de oder unter<br />

http://www.conventus.de/unfall<strong>2008</strong><br />

20.–22.6.<strong>2008</strong><br />

München<br />

Klinikum<br />

Großhadern,<br />

Marchioninistr. 15<br />

23. Jahreskongress der GOTS Intercongress GmbH, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg<br />

Tel.: (07 61) 696 99-0, Fax: (07 61) 696 99-11<br />

E-Mail: gots@intercongress.de oder unter<br />

http://www.gots-kongress.org<br />

28.6.–2.7.<strong>2008</strong><br />

Köln<br />

Gürzenich Convention<br />

Centre bzw. „Stiftersaal“<br />

in the Wallraf-<br />

Richartz-Museum &<br />

Fondation Corboud<br />

6th Congress of the International<br />

Federation of Shock Societies (IFSS)/<br />

31st Annual Conference on Shock of<br />

the US Shock Society/<br />

7th International Conference on Complexity<br />

in Acute Illness<br />

Prof. Dr. Edm<strong>und</strong> A. M. Neugebauer, Institute for Research in<br />

Operative Medicine (IFOM), Universität Witten/Herdecke<br />

Ostmerheimer Straße 200, 51109 Köln oder unter<br />

http://www.shock<strong>2008</strong>-cologne.org/<br />

Juli <strong>2008</strong><br />

6.–7.7.<strong>2008</strong><br />

Mainz<br />

Universitätsklinikum<br />

27. Jahrestagung der Sektion<br />

Kindertraumatologie in der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

http://www.conventus.de/skt<strong>2008</strong><br />

August <strong>2008</strong><br />

7.–9.8.<strong>2008</strong><br />

München<br />

Chirurgische<br />

Klinik – Innenstadt,<br />

Klinikum der LMU<br />

München<br />

IV. Intensivworkshop Regenerative<br />

Medizin, Mesenchymale Stammzellen,<br />

Tissue Engineering (Kurs der AUC –<br />

Akademie der Unfallchirurgie GmbH)<br />

Priv.-Doz. Dr. Matthias Schieker, Experimentelle Chirurgie <strong>und</strong><br />

Regenerative Medizin, Klinikum der Universität München<br />

Chirurgische Klinik – Innenstadt, Nußbaumstr. 20, 80336 München<br />

Tel.: (0 89) 51 60 25 11, Fax: (0 89) 51 60 54 82<br />

E-Mail: Matthias.Schieker@med.uni-muenchen.de oder unter<br />

http://www.experimed.de (Rubrik Workshop)<br />

Veranstaltungen<br />

114<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>


Datum | Ort Veranstaltung Informationen<br />

September 2009<br />

5.–6.9.<strong>2008</strong><br />

Oberhof<br />

25.–27.9.<strong>2008</strong><br />

Interlaken<br />

Casino Kursaal,<br />

Strandbadstr. 44<br />

Konservativ-Technischer Kurs –<br />

Korrektur von Posttraumatischen<br />

Deformitäten<br />

25. AGA-Kongress der Deutschsprachigen<br />

Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie<br />

Conventus Congressmanagement, Frau Karola Mannigel<br />

Markt 8, 07743 Jena<br />

Tel.: (0 36 41) 353 32 65, Fax: (0 36 41) 35 33 21<br />

E-Mail: lila@conventus.de oder unter<br />

http://www.li-la.org/<br />

Intercongress GmbH, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg<br />

Tel.: (07 61) 696 99-0, Fax: (07 61) 696 99-11<br />

E-Mail: aga@intercongress.de oder unter<br />

http://www.aga<strong>2008</strong>.de<br />

Oktober <strong>2008</strong><br />

8.–10.10.<strong>2008</strong><br />

Heidelberg<br />

Orthopädische Universitätsklinik<br />

46. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Plastische <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie:<br />

„Chirurgie<br />

zwischen Kriegsfolgen <strong>und</strong> Beautykult“<br />

Intercongress GmbH, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg<br />

Tel.: (07 61) 69 69 90, Fax: (07 61) 696 99 11<br />

E-Mail: info.freiburg@intercongress.de oder unter<br />

http://www.dgpw<strong>2008</strong>.de/<br />

16.–17.10.<strong>2008</strong><br />

Ort noch unbekannt<br />

16.–18.10.<strong>2008</strong><br />

Köln<br />

Maternushaus<br />

22.–25.10.<strong>2008</strong><br />

Berlin<br />

ICC/Messe<br />

Kinderorthopädischer Kurs II für<br />

Pädiater: Norm <strong>und</strong> Normvarianten in<br />

der täglichen Praxis – Wann beginnt die<br />

Pathologie<br />

7. <strong>Deutsche</strong>r Kongress für Versorgungsforschung<br />

<strong>Deutsche</strong>r Kongress für Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie <strong>2008</strong><br />

„Gemeinsam die Zukunft gestalten“.<br />

(Siehe auch den Beitrag in diesem Heft)<br />

Conventus Congressmanagement, Frau Karola Mannigel<br />

Markt 8, 07743 Jena<br />

Tel.: (0 36 41) 353 32 65, Fax: (0 36 41)35 33 21<br />

E-Mail: lila@conventus.de oder unter<br />

http://www.li-la.org/<br />

Frau Ursula Willems, Prof. Dr. Christian Ohmann, Koordinierungszentrum<br />

für Klinische Studien<br />

Heinrich-Heine-Universität, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf<br />

Tel.: (02 11) 811 97 01, Fax: (02 11) 811 97 02<br />

E-Mail: ursula.willems@uni-duesseldorf.de bzw.<br />

kksd@uni-duesseldorf.de oder unter<br />

http://www.dkvf<strong>2008</strong>.de/<br />

Intercongress GmbH, Wilhelmstr. 7, 65185 Wiesbaden<br />

Tel.: (06 11) 97 71 60, Fax: (06 11) 977 16 16<br />

E-Mail: orthopaedie-unfallchirurgie@intercongress.de<br />

oder bei den Geschäftsstellen von DGU, DGOOC <strong>und</strong> BVOU oder unter<br />

http://www.orthopaedie-unfallchirurgie.de<br />

Oktober 2009<br />

21.–24.10.2009<br />

Berlin<br />

ICC/Messe<br />

<strong>Deutsche</strong>r Kongress für Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie 2009<br />

„Mit Herausforderungen leben“<br />

(Siehe auch den Beitrag in diesem Heft)<br />

Intercongress GmbH, Wilhelmstr. 7, 65185 Wiesbaden<br />

Tel.: (06 11) 97 71 60, Fax: (06 11) 977 16 16<br />

E-Mail: orthopaedie-unfallchirurgie@intercongress.de<br />

oder bei den Geschäftsstellen von DGU, DGOOC <strong>und</strong> BVOU oder unter<br />

http://www.orthopaedie-unfallchirurgie.de<br />

(etwa ein Jahr vor dem Kongress)<br />

Vorschau auf die nächsten <strong>Deutsche</strong>n Kongresse<br />

für Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie (DKOU), ICC Berlin<br />

DKOU 2009: 21.–24.10.2009<br />

DKOU 2010: 27.–30.10.2010<br />

DKOU 2011: 26.–29.10.2011<br />

DKOU 2012: 24.–27.10.2012<br />

Veranstaltungen<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong> 115


Aktualisierung unserer Mitgliederkartei<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie<br />

e. V.<br />

Ab sofort finden Sie in jedem Heft der <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie e. V. nachfolgendes<br />

Formular. Mithilfe dieses Formulars können Sie die Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie e. V. über mögliche<br />

Änderungen Ihrer Anschrift unterrichten. Bitte senden Sie dazu Ihre Nachricht an:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie e. V.<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Luisenstraße 58/59<br />

10117 Berlin<br />

✂<br />

Mitgliederverzeichnis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für Unfallchirurgie e. V.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> an die Geschäftsstelle:<br />

Meine Eintragung im Mitgliederverzeichnis stimmt.<br />

Meine Eintragung im Mitgliederverzeichnis stimmt nicht. Sie muss lauten:<br />

Titel, Name<br />

Vorname<br />

Dienstliche Stellung<br />

Arbeitsstelle<br />

Straße, PLZ, Ort<br />

Tel., Fax<br />

E-Mail<br />

Anschrift (privat)<br />

Tel., Fax (privat)<br />

Bitte Maschinenschrift oder Druckbuchstaben<br />

116<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>57</strong>/<strong>2008</strong>

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