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Info Deutsch - Reutte

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em Auftrag führte Johann Jakob Zeiller im Jahre 1779 die Fassadendekorationen<br />

auf grünem Grund durch. Unter dem Giebel, um<br />

das mittlere Fenster, ist die Darstellung der „Hl. Dreifaltigkeit“ symmetrisch<br />

auf Wolken gruppiert. Architekturmalereien wie das<br />

Scheinportal, Säulen an den Ecken, Gesimse und Hermenpilaster an<br />

den kartuschenbekrönten Fenstern schmücken das Haus. Wohl um<br />

1800 entstanden die schmiedeeisernen Fensterkörbe im Rokokostil.<br />

In den Jahren von 1821 bis 1918 war das Bürgerhaus im Besitz der<br />

Postmeister-Familie Angerer (den Inhabern des ehemals nebenliegenden<br />

Großgasthofes „Zur Post“).<br />

Die Marktgemeinde <strong>Reutte</strong> erwarb das Haus 1986 aus Privatbesitz.<br />

Für die Tiroler Landesausstellung im Jahre 1989, die anläßlich der<br />

500-Jahr-Feier der Markterhebung in <strong>Reutte</strong> stattfand, wurde das<br />

Haus grundlegend renoviert. Für die hervorragende Revitalisierung<br />

wurde das Gebäude mit dem internationalen „Europa-Nostra-Verdienstdiplom“<br />

ausgezeichnet. Seit 1990 ist das <strong>Reutte</strong>ner Heimatmuseum<br />

in den Räumlichkeiten untergebracht. Neben den freigelegten<br />

Renaissancemalereien und den exquisiten Stuckdecken, um<br />

1720/30 datiert, bietet das Museum einen interessanten Einblick in<br />

die künstlerische und handwerkliche Entwicklung des Außerferns.<br />

Ein Besuch ist empfehlenswert!<br />

Schräg gegenüber steht die „Rose“ – Untermarkt 16.<br />

Der ehemalige Brauereigasthof „Zur goldenen Rose“ soll seinen Namen<br />

um 1800 von der Gaststätte „Zur güldenen Rosen“ übernommen<br />

haben, als diese ihren Gastbetrieb einstellte. Der Überlieferung<br />

nach ließ Johann Ammann im Jahre 1724 über einer alten gotischen<br />

Bausubstanz das stattliche Mittelflurhaus errichten. Sein Sohn, der<br />

wohlhabende Gastwirt Jakob Mang Ammann, verlegte im Jahre<br />

1774 die Brauerei seines in der Nachbarschaft stehenden Gasthauses<br />

„Goldenes Kreuz“ (Untermarkt 18) in einen Anbau der „Goldenen<br />

Rose“.<br />

Noch auf derselben Straßenseite befindet sich am Ende des Untermarktes<br />

der „goldene Hirsch“ – Mühlerstraße 1.<br />

Der in der Nähe des Marktplatzes gelegene Gasthof „Zum goldenen<br />

Hirschen“ zählt zu den ältesten Gasthäusern von <strong>Reutte</strong>. Im Jahre<br />

1615 erwarb Christoph Zeiller, Vater des Barockmalers Paul Zeiller,<br />

die Weinwirtschaft für seine große Familie. Das Gasthaus blieb über<br />

ein Jahrhundert im Besitz der angesehenen Zeiller-Familie und<br />

wechselte dann zur Familie Geisenhof, der schließlich 1782 das<br />

„Bräustattrecht“ zuerkannt wurde. Der Brauereibetrieb wurde bis<br />

1906 fortgesetzt, allerdings hatte der Brauereigasthof in der Zwischenzeit<br />

die Familie gewechselt.<br />

Schräg links gegenüber der Hauptverkehrsstraße sehen Sie eines<br />

der schönsten Häuser von <strong>Reutte</strong>, das „Dengel-Haus“ – Obermarkt 3.<br />

Das Dengel-Haus wurde im Jahre 1704 von dem „Handelsfactor“<br />

Johann Ammann in großzügiger Weise erbaut. Das Marmorwappen<br />

des Handelsunternehmers befindet sich über dem Eingangsportal.<br />

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Bis 1780 blieb das Haus im Besitz der reichen <strong>Reutte</strong>ner Unternehmerfamilie<br />

Ammann, die das Gebäude als Geschäftshaus und<br />

Gastwirtschaft „Zum schwarzen Bären“ nutzten. Auch die nachfolgenden<br />

Inhaber, die Familie Strelle von Löwenberg und Strahlenburg,<br />

waren hier als Großunternehmer, Bierbrauer und Wirte tätig.<br />

Der Wohlstand der Familie zeigt sich besonders eindrucksvoll in der<br />

von ihnen in Auftrag gegebenen Fassadengestaltung des Ansitzes<br />

um 1800. Die Malereien im damals modernen Empirestil umrahmen<br />

die Fenster und heben sich geschmackvoll vom grünen Untergrund<br />

ab. Hervorragend gearbeitete Rokoko-Fensterkörbe mit vielen Details<br />

schmücken die Giebelseite des Hauses. Die meisterhaften<br />

Kunstschmiedearbeiten – sie zählen zu den schönsten dieser Art im<br />

Außerfern – werden dem Ehrwalder Meister Johann Franz Guem<br />

zugeschrieben. Das Haus war bis 1821 im Besitz der Familie Strelle<br />

und wechselte anschließend öfters den Besitzer. Im Jahre 1920<br />

erbte Dr. Ignaz Philipp Dengel, ein Außerferner Gelehrter und Heimatforscher,<br />

das heute nach ihm benannte Haus. Anlässlich der<br />

durchgeführten Renovierungsarbeiten ließ Dengel an dem Erker an<br />

der Nordseite des Hauses sein Wappen anbringen. Ein Spruch des<br />

Tiroler Mundartdichters Bruder Willram nimmt auf die Renovierung<br />

Bezug.<br />

Gemäß einer testamentarischen Verfügung Professor Dengels kam<br />

das Haus im Jahre 1955 in den Besitz der Marktgemeinde <strong>Reutte</strong> mit<br />

der Auflage, es für soziale und kulturelle Zwecke zu verwenden. Das<br />

wurde von der Marktgemeinde mit der Einrichtung der sogenannten<br />

„Dengel-Galerie“ in den alten Gewölben des Erdgeschosses erfüllt,<br />

wo regelmäßig Ausstellungen stattfinden.<br />

Unmittelbar vor dem „Dengel-Haus“ ist das Markt-gemeindeamt<br />

– Obermarkt 1.<br />

Das Gebäude des Marktgemeindeamtes steht auf geschichtsträchtigem<br />

Boden. Bereits im Jahre 1491 errichtete die Bürgerschaft von<br />

<strong>Reutte</strong> auf diesem Grund ein Korn- und Rathaus, das in folgender Zeit<br />

laufend ausgebaut und vergrößert wurde. Das Erdgeschoss des<br />

Hauses wurde zur Lagerung des Kornes für die wöchentlichen Markttage,<br />

als Handelsplatz bei Schlechtwetter, als Versammlungsraum und<br />

sogar als „Wahllokal“ bei der ursprünglich jährlichen Bürgermeisterwahl<br />

verwendet. Im Obergeschoss befand sich ab dem 18. Jahrhundert<br />

ein Archivraum für die Urkunden und Schriften der Gemeinde.<br />

Weiters war ein Sitzungszimmer für den Rat, ein Kanzleiraum für den<br />

Ratsschreiber sowie eine eigene Amtsstube für den Bürgermeister<br />

vorhanden. Aber erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts verlor das<br />

Haus seine vorrangige Funktion als Kornlager und Handelsplatz und<br />

ist seither ausschließlich Sitz der Gemeindeverwaltung.<br />

Im 15. und 16. Jahrhundert wurde vor dem Haus im Freien öfters ein<br />

Gerichtstag abgehalten. Von seinem Richtstuhl („Dingstuhl“) aus<br />

sprach der Richter von Ehrenberg dabei das Recht. Auch die Wochen-<br />

und Jahrmärkte fanden rund um das Kornhaus statt. Das Bild<br />

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