Info Deutsch - Reutte

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09.11.2012 Aufrufe

hl. Magnus zu einer Klostergründung in Füssen geschenkt haben. Bei Grabungsarbeiten im Bereich des Oberhofes, dem ältesten Ortsteil von Weißenbach, wurde 1948 ein menschliches Skelett gefunden. Fachleute weisen es dem 3. bis 4. Jahrhundert nach Christus zu. Erste urkundliche Nennung um 1200, im 14. Jahrhundert wurde Weißenbach bereits in 12 Höfe eingeteilt. Der große Aufschwung für den Ort setzte erst ein, nachdem 1550 die Straße über die Gacht erbaut wurde, zum Salztransport ins Allgäu und in die Bodenseegegend. Man nannte sie auch Salz- oder Hallstraße. Durch die ständig benötigten Vorspanne über den steilen Pass hinauf kamen die Weißenbacher für damalige Verhältnisse zu einem bescheidenen Wohlstand. Die Folge war, dass sich der Ort rasch vergrößerte. An diesem Gachtpass wurde 1632 eine Festigungsanlage als Vorwerk der Festung Ehrenberg errichtet. Nach ei-nem Bericht von 1694 bestand die Besatzung nur aus drei Mann. In Weißenbach wurde früher für die Leute im Lechtal der Lech mittels Floß überquert. Die Konzession dazu hatten nach altem Recht die Leute vom Eden-, Laggen- und Zittenhof. Sie ließen sich in einer Urkunde von 1751 ihr altes Recht vom Niedergericht Aschau sowie vom Pfleger von Ehrenberg neu bestätigen. Der größte Holzfangrechen im Lechtal war zwischen Weißenbach und Rieden. Die Tiroler Landesfürsten brauchten für ihre Saline in Hall Unmengen von Brennholz. Im Jahre 1776 übernahmen die Gebrüder Hirn im Auftrag der Saline in Hall die Holzschlägerung im Lechtal von 234.700 fm. Obwohl es im Dorf viele, verschiedene Handwerksberufe gab, musste doch ein Teil der Bevölkerung als Saisonarbeiter, vor allem Maurer und Stukkateure, ins benachbarte Bayern gehen. Die Frauen mussten dann allein den Sommer über die kleine Landwirtschaft versehen. Der Kinderreichtum war damals sehr groß. Sie halfen sich, indem sie die schulpflichtigen Kinder ins Allgäu schickten, als Hüterbub oder Kindermädchen. Das waren dann die sogenannten „Schwabenkinder“. Kirchlich gehörte Weißenbach zur Pfarre Wängle. Im Jahre 1635 wütete auch hier die Pest und forderte massenhaft Todesopfer. Diejenigen, die verschont geblieben waren, gelobten, als Dank dem hl. Sebastian eine kleine Kirche zu bauen. Zuerst bauten sie eine Kapelle, die 1642 noch nicht ganz vollendet war. 1684 wurde Weißenbach eine Kaplanei. Erst 100 Jahre später, 1734 – 1738, wurde die heutige Pfarrkirche von Baumeister Jakob Lutz aus Weißenbach erbaut. Unter Kaiser Josef II. wurde 1786 Weißenbach Lokalkuratie und erst 1891 Pfarrei. Kapellen in Weißenbach: Mariahilf Kapelle in Untergaicht, erbaut 1714 und 1860 vergrößert. Die Johannes von Nepomuk Kapelle im Oberdorf, erbaut 1826. Die Lourdeskapelle, 1885 erbaut, am Dorfanfang. Die Ölbergkapelle wurde 1901 erbaut und die Wieskapelle 1974. Die Altäre in der Kirche schuf der Kunsttischler Josef Buck aus Weißenbach. Die Altarbilder malte der Kunstmaler Josef Hellweger. In beiden Seitenaltären befinden sich hl. Leiber von St. Clara und St. Wenceslaus aus den römischen Katakomben. Brauchtum: Seit Menschengedenken werden in Weißenbach am 1. Fastensonntag, dem darauffolgenden Dienstag und Donnerstag, 14 Scheiben geschlagen. Diesen Brauch haben wahrscheinlich schon die ersten Siedler mitgebracht. Am 24. Oktober 1846 hat Kaiser Ferdinand I. in einer Urkunde den Weißenbachern das Recht verliehen, dass sie an jedem 26. September einen Markttag abhalten dürfen. DaS HEIMatMuSEuM „gRÜNES HauS“ Das Heimatmuseum gibt einen guten Einblick in die kulturelle Vergangenheit des Bezirkes Reutte. Durch seine Besichtigung bekommen wir eine Vorstellung, wie die Menschen des Bezirkes in früheren Jahrhunderten gelebt haben. Neben bemalten Schränken und geschnitzten Truhen finden wir Hausrat aller Art vor. Durch alte Trachten und Kleidungsstücke wird dieses Bild ergänzt. Auch zahlreiche gewerbliche Erzeugnisse vergangener Tage sind zu sehen: keramische Erzeugnisse, alte Uhren, verzierte Kämme, die mit 1571 datierten Kacheln eines alten Ofens und dergleichen. Auch an das Zunftwesen im Außerfern erinnern einige Ausstellungsstücke, der grösste Teil dieser Sammlung ist jedoch in das Zunftmuseum in Bichlbach, welches im Mai 2006 eröffnet wurde, ausgelagert. Reutte war seinerzeit auch ein wichtiges Verkehrszentrum, es lag an der Straße, auf der das Salz von Hall in die Schweiz und in weite Teile Süddeutschlands geliefert wurde. Zwei bemalte große Holz- tafeln geben über das Transportwesen dieser Zeit Aufschluss. An die Festung Ehrenberg, die auch Verwaltungs- und Gerichtssitz war, erinnern uns alte Waffen und Kanonenkugeln, die eiserne Amtskasse mit einem sehenswerten, komplizierten Schloss sowie interessante alte Ansichten (Aquarelle, Stiche) der einstmals großen Festungsanlage. Zahlreiche Ausstellungsstücke weisen darauf hin, dass im Bezirk Reutte die Kunst immer schon eine besondere Pflege erfahren hat. An das Musikschaffen früherer Tage erinnern uns einige alte Musikinstrumente, unter anderen ein Harmonium, das von dem aus Häselgehr stammenden Franziskanerpater Peter Singer gebaut wurde, als er ein zwölfjähriger Knabe war. Werke der Bildenden Kunst reichen von Gegenständen der einfachen, bäuerlichen Kunst, Kompositionen religiösen Inhalts (Klosterarbeiten) bis zu Werken einheimischer Maler, die auch im Ausland Anerkennung gefunden haben. Einen Höhepunkt des Museums stellen zweifellos die Werke von Angehörigen der in Reutte ansässig gewesenen Malerfamilie Zeiller dar. Wir finden zahlreiche Werke mit religiösen Motiven von Franz Anton Zeiller (1716 – 1794) sowie Bilder seines Vetters Johann Jakob Zeiller (1708 – 1783) und seines Vaters Paul Zeiller (1658 – 1738). Weitere Maler aus dieser Zeit, die im Bezirk Reutte lebten und von denen Bilder ausgestellt sind, sind Balthasar Riepp (1703 – 1764), Johann Christof Haas (1753 – 1829), Josef Anton Köpfle (1757 – 1843) und Karl Selb (1774 – 1819). Die barocke Fassadenmalerei am „Grünen Haus“ stammt von Johann Jakob Zeiller. 15

hl. Magnus zu einer Klostergründung in Füssen geschenkt haben.<br />

Bei Grabungsarbeiten im Bereich des Oberhofes, dem ältesten Ortsteil<br />

von Weißenbach, wurde 1948 ein menschliches Skelett gefunden.<br />

Fachleute weisen es dem 3. bis 4. Jahrhundert nach Christus<br />

zu. Erste urkundliche Nennung um 1200, im 14. Jahrhundert wurde<br />

Weißenbach bereits in 12 Höfe eingeteilt.<br />

Der große Aufschwung für den Ort setzte erst ein, nachdem 1550 die<br />

Straße über die Gacht erbaut wurde, zum Salztransport ins Allgäu und<br />

in die Bodenseegegend. Man nannte sie auch Salz- oder Hallstraße.<br />

Durch die ständig benötigten Vorspanne über den steilen Pass hinauf<br />

kamen die Weißenbacher für damalige Verhältnisse zu einem bescheidenen<br />

Wohlstand. Die Folge war, dass sich der Ort rasch vergrößerte.<br />

An diesem Gachtpass wurde 1632 eine Festigungsanlage als Vorwerk<br />

der Festung Ehrenberg errichtet. Nach ei-nem Bericht von 1694 bestand<br />

die Besatzung nur aus drei Mann. In Weißenbach wurde früher<br />

für die Leute im Lechtal der Lech mittels Floß überquert. Die Konzession<br />

dazu hatten nach altem Recht die Leute vom Eden-, Laggen- und<br />

Zittenhof. Sie ließen sich in einer Urkunde von 1751 ihr altes Recht<br />

vom Niedergericht Aschau sowie vom Pfleger von Ehrenberg neu bestätigen.<br />

Der größte Holzfangrechen im Lechtal war zwischen Weißenbach<br />

und Rieden. Die Tiroler Landesfürsten brauchten für ihre Saline<br />

in Hall Unmengen von Brennholz. Im Jahre 1776 übernahmen die Gebrüder<br />

Hirn im Auftrag der Saline in Hall die Holzschlägerung im<br />

Lechtal von 234.700 fm. Obwohl es im Dorf viele, verschiedene Handwerksberufe<br />

gab, musste doch ein Teil der Bevölkerung als Saisonarbeiter,<br />

vor allem Maurer und Stukkateure, ins benachbarte Bayern<br />

gehen. Die Frauen mussten dann allein den Sommer über die kleine<br />

Landwirtschaft versehen. Der Kinderreichtum war damals sehr groß.<br />

Sie halfen sich, indem sie die schulpflichtigen Kinder ins Allgäu<br />

schickten, als Hüterbub oder Kindermädchen. Das waren dann die sogenannten<br />

„Schwabenkinder“. Kirchlich gehörte Weißenbach zur<br />

Pfarre Wängle. Im Jahre 1635 wütete auch hier die Pest und forderte<br />

massenhaft Todesopfer. Diejenigen, die verschont geblieben waren,<br />

gelobten, als Dank dem hl. Sebastian eine kleine Kirche zu bauen.<br />

Zuerst bauten sie eine Kapelle, die 1642 noch nicht ganz vollendet war.<br />

1684 wurde Weißenbach eine Kaplanei. Erst 100 Jahre später, 1734 –<br />

1738, wurde die heutige Pfarrkirche von Baumeister Jakob Lutz aus<br />

Weißenbach erbaut. Unter Kaiser Josef II. wurde 1786 Weißenbach<br />

Lokalkuratie und erst 1891 Pfarrei.<br />

Kapellen in Weißenbach: Mariahilf Kapelle in Untergaicht, erbaut 1714<br />

und 1860 vergrößert. Die Johannes von Nepomuk Kapelle im Oberdorf,<br />

erbaut 1826. Die Lourdeskapelle, 1885 erbaut, am Dorfanfang. Die Ölbergkapelle<br />

wurde 1901 erbaut und die Wieskapelle 1974.<br />

Die Altäre in der Kirche schuf der Kunsttischler Josef Buck aus Weißenbach.<br />

Die Altarbilder malte der Kunstmaler Josef Hellweger. In<br />

beiden Seitenaltären befinden sich hl. Leiber von St. Clara und<br />

St. Wenceslaus aus den römischen Katakomben.<br />

Brauchtum: Seit Menschengedenken werden in Weißenbach am<br />

1. Fastensonntag, dem darauffolgenden Dienstag und Donnerstag,<br />

14<br />

Scheiben geschlagen. Diesen Brauch haben wahrscheinlich schon<br />

die ersten Siedler mitgebracht.<br />

Am 24. Oktober 1846 hat Kaiser Ferdinand I. in einer Urkunde den<br />

Weißenbachern das Recht verliehen, dass sie an jedem 26. September<br />

einen Markttag abhalten dürfen.<br />

DaS HEIMatMuSEuM „gRÜNES HauS“<br />

Das Heimatmuseum gibt einen guten Einblick in die kulturelle Vergangenheit<br />

des Bezirkes <strong>Reutte</strong>. Durch seine Besichtigung bekommen<br />

wir eine Vorstellung, wie die Menschen des Bezirkes in früheren<br />

Jahrhunderten gelebt haben. Neben bemalten Schränken und<br />

geschnitzten Truhen finden wir Hausrat aller Art vor. Durch alte<br />

Trachten und Kleidungsstücke wird dieses Bild ergänzt. Auch zahlreiche<br />

gewerbliche Erzeugnisse vergangener Tage sind zu sehen:<br />

keramische Erzeugnisse, alte Uhren, verzierte Kämme, die mit 1571<br />

datierten Kacheln eines alten Ofens und dergleichen. Auch an das<br />

Zunftwesen im Außerfern erinnern einige Ausstellungsstücke, der<br />

grösste Teil dieser Sammlung ist jedoch in das Zunftmuseum in<br />

Bichlbach, welches im Mai 2006 eröffnet wurde, ausgelagert.<br />

<strong>Reutte</strong> war seinerzeit auch ein wichtiges Verkehrszentrum, es lag an<br />

der Straße, auf der das Salz von Hall in die Schweiz und in weite<br />

Teile Süddeutschlands geliefert wurde. Zwei bemalte große Holz-<br />

tafeln geben über das Transportwesen dieser Zeit Aufschluss.<br />

An die Festung Ehrenberg, die auch Verwaltungs- und Gerichtssitz<br />

war, erinnern uns alte Waffen und Kanonenkugeln, die eiserne Amtskasse<br />

mit einem sehenswerten, komplizierten Schloss sowie interessante<br />

alte Ansichten (Aquarelle, Stiche) der einstmals großen<br />

Festungsanlage.<br />

Zahlreiche Ausstellungsstücke weisen darauf hin, dass im Bezirk<br />

<strong>Reutte</strong> die Kunst immer schon eine besondere Pflege erfahren hat.<br />

An das Musikschaffen früherer Tage erinnern uns einige alte Musikinstrumente,<br />

unter anderen ein Harmonium, das von dem aus Häselgehr<br />

stammenden Franziskanerpater Peter Singer gebaut wurde, als<br />

er ein zwölfjähriger Knabe war. Werke der Bildenden Kunst reichen<br />

von Gegenständen der einfachen, bäuerlichen Kunst, Kompositionen<br />

religiösen Inhalts (Klosterarbeiten) bis zu Werken einheimischer<br />

Maler, die auch im Ausland Anerkennung gefunden haben. Einen<br />

Höhepunkt des Museums stellen zweifellos die Werke von Angehörigen<br />

der in <strong>Reutte</strong> ansässig gewesenen Malerfamilie Zeiller dar. Wir<br />

finden zahlreiche Werke mit religiösen Motiven von Franz Anton<br />

Zeiller (1716 – 1794) sowie Bilder seines Vetters Johann Jakob Zeiller<br />

(1708 – 1783) und seines Vaters Paul Zeiller (1658 – 1738). Weitere<br />

Maler aus dieser Zeit, die im Bezirk <strong>Reutte</strong> lebten und von denen<br />

Bilder ausgestellt sind, sind Balthasar Riepp (1703 – 1764), Johann<br />

Christof Haas (1753 – 1829), Josef Anton Köpfle (1757 – 1843) und<br />

Karl Selb (1774 – 1819). Die barocke Fassadenmalerei am „Grünen<br />

Haus“ stammt von Johann Jakob Zeiller.<br />

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