Streiks auch in Hessen - GEW Bezirksverband Frankfurt
Streiks auch in Hessen - GEW Bezirksverband Frankfurt
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<strong>Bezirksverband</strong> der <strong>GEW</strong> · 60313 <strong>Frankfurt</strong> · Bleichstraße 38a · Postvertriebsstück · Gebühr bezahlt<br />
SEITE 1<br />
D FLZ 6402 Nr. 1/09 F<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Lehrerzeitung<br />
Zeitung für Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen im Sozial-, Erziehungs- und Bildungsbereich<br />
FLZ Nr. 1 – 30. Jg. Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft – <strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong> am Ma<strong>in</strong><br />
März 2009<br />
CDU-FDP Bildungspolitik<br />
E<strong>in</strong> Paradigmenwechsel<br />
<strong>in</strong> die<br />
Ökonomisierung<br />
E<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>ks tolerierte SPD-Grüne-Regierung,<br />
die e<strong>in</strong>e große<br />
Anzahl von <strong>GEW</strong>-Positionen<br />
umzusetzen vere<strong>in</strong>bart hatte<br />
(vgl. letzte FLZ), ist <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
mit Hilfe e<strong>in</strong>er außergewöhnlichen<br />
Kampagne der Medien,<br />
der Unternehmenslobby<br />
und unternehmensnaher<br />
Parteikreise der SPD selbst gescheitert.<br />
Die auf Privatisierung<br />
und Primat des Kapitals<br />
setzende CDU kann 5 Jahre<br />
lang mit e<strong>in</strong>em ähnlich ideologisch<br />
festgelegten Partner <strong>in</strong><br />
Gestalt der FDP regieren.<br />
Warnstreik 12. 2. 2009 <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>, vorn rechts Ernst Olbrich<br />
<strong>Streiks</strong> <strong>auch</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Die Lehrkräfte <strong>in</strong> den Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
der Länder haben im<br />
Februar 2009 im Rahmen der Tarifrunde<br />
2009 zweimal gestreikt.<br />
Die Lehrkräfte In <strong>Hessen</strong> handelt<br />
es sich dabei nur um Anteile der<br />
rund 1% der Lehrkräfte, die im<br />
Aus dem Inhalt<br />
Tarifause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
– Gehaltsfragen<br />
.............................Seite 2, 3<br />
<strong>Frankfurt</strong>: Die Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>in</strong> Haushalt<br />
und Konjunkturprogramm<br />
.............................Seite 4, 5<br />
Informationen aus den<br />
Personalräten<br />
............................Seite 6 - 8<br />
„Paradigmenwechsel“ <strong>in</strong><br />
der Schulpolitik<br />
...........................Seite 9, 10<br />
Theaterpädagogik:<br />
Interview mit Elisabeth<br />
Schweeger ......Seite 12, 13<br />
Paläst<strong>in</strong>a-Konflikt<br />
kontrovers<br />
.........................Seite 14, 15<br />
Angestelltenverhältnis beschäftigt<br />
s<strong>in</strong>d. Denn <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> s<strong>in</strong>d Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
und Lehrer immer noch verbeamtet.<br />
Gut für sie, denn <strong>in</strong> Zeiten der Krise<br />
und wachsender Sorge um den<br />
Arbeitsplatz ist mit der lebenslangen<br />
Beschäftigungsgarantie für die<br />
Zukunft vorgesorgt.<br />
Schlecht für sie, denn bei gar<br />
nicht oder nur schleppend erfolgender<br />
Gehaltsanpassung frisst der<br />
<strong>in</strong>flationäre Verfall der Kaufkraft<br />
langsam das E<strong>in</strong>kommen auf. Um<br />
gar nicht davon zu reden, was für<br />
den Fall e<strong>in</strong>es plötzliche Inflationsschubs<br />
aufgrund von außer Kontrolle<br />
geratenen Staatsschulden von<br />
den Beamtene<strong>in</strong>künften noch übrigbleiben<br />
würde.<br />
Doppelt schlecht für beamtete<br />
Lehrkräfte ist es allerd<strong>in</strong>gs, dass sie<br />
<strong>in</strong> diesen und entsprechenden Fällen<br />
nach herrschender Rechtsaufassung<br />
<strong>in</strong> der Bundesrepublik über<br />
ke<strong>in</strong> Streikrecht verfügen. Noch<br />
besser: Nach Ansicht des Hessischen<br />
Verfassungsgerichtshofs begründet<br />
nicht e<strong>in</strong>mal die Verletzung<br />
der immer gern beschworenen Fürsorgepflicht<br />
des Dienstherren e<strong>in</strong><br />
Recht auf Arbeitskampfmaßnahmen<br />
(s. Urteil v. 07. 09. 2004, Az<br />
24 GH 2290/04). E<strong>in</strong> dicker Hund,<br />
der jeder staatlichen Zumutung Tür<br />
und Tor öffnet!<br />
Wenn also staatlicherseits u.<br />
a. immer die so genannte Alimentierung<br />
des/r Beamten/-<strong>in</strong>, also die<br />
Befreiung von materiellen Sorgen<br />
durch e<strong>in</strong>e entsprechende Vergütung,<br />
als Grund für die besondere<br />
Treuepflicht genannt wird, stellen<br />
Urteile wie das genannte klar,<br />
Fortsetzung Seite 2<br />
Wie lange will <strong>Hessen</strong> die anderen Bundesländer beim<br />
Gehalt unter- und bei der Arbeitszeit überbieten<br />
E<strong>in</strong>e Woche nach Ersche<strong>in</strong>en dieser<br />
Ausgabe treffen sich am 27.März<br />
2009 die Delegationen von Gewerkschaften<br />
und Landesregierung<br />
<strong>in</strong> Wiesbaden zur vermutlich<br />
entscheidenden Verhandlungsrunde<br />
für e<strong>in</strong>en hessischen Tarifvertrag.<br />
Dieser Sonderweg ist nötig,<br />
weil mit der Landtagswahl im Januar<br />
2009 sich diejenigen Kräfte<br />
durchgesetzt haben, die e<strong>in</strong>e Rückkehr<br />
<strong>in</strong> die Tarifgeme<strong>in</strong>schaft der<br />
Länder (TdL) nicht wollen, um <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong> ungünstigere Tarifstandards<br />
durchzusetzen.<br />
Es geht an diesem Wochenende<br />
im Pr<strong>in</strong>zip um zwei Tarifverträge<br />
und damit schließlich <strong>auch</strong> um<br />
die Grundlage für Arbeitszeit und<br />
Gehalt der BeamtInnen.<br />
In dem Gehaltstarifvertrag wollen<br />
die Gewerkschaften nach dem<br />
Abschluss mit der TdL den Tarivertrag<br />
der Länder (TVL) <strong>auch</strong> auf<br />
<strong>Hessen</strong> übertragen. Die Ergebnisse<br />
des TVL entsprechen zwar nicht<br />
den Forderungen, br<strong>in</strong>gen aber im<br />
Volumen und prozentual durchaus<br />
Verbesserungen, die sich sehen lassen<br />
können, wie auf Seite 3 dargestellt<br />
wird. Dazu haben die bundesweiten<br />
Warnstreiks <strong>auch</strong> der <strong>GEW</strong><br />
maßgeblich beigetragen.<br />
Es wird sich zeigen, ob es sich<br />
die hessische Landesregierung leisten<br />
will, ihre Beschäftigten, und das<br />
heißt <strong>in</strong>sbesondere <strong>auch</strong> ihre Beschäftigten<br />
<strong>in</strong> den Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
schlechter zu behandeln als<br />
die übrigen Bundesländer.<br />
Die Landesregierung will die<br />
Gehaltstariffrage mit den grundsätzlichen<br />
Fragen der E<strong>in</strong>gruppierung,<br />
der Arbeitszeit und der<br />
Sonderzahlungen verb<strong>in</strong>den, die<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Manteltarifvertrag geregelt<br />
werden und dann über längere<br />
Zeit stabil bleiben. Noch gilt <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong> im Gegensatz zu den anderen<br />
Bundesländern und im Gegensatz<br />
zu Bund und Kommunen der<br />
BAT. Dieser soll nach den Vorstellungen<br />
der Landesregierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
„Tarifvertrag <strong>Hessen</strong>“ umgewandelt<br />
werden.<br />
Es geht also am kommenden<br />
Wochenende <strong>auch</strong> um die Frage<br />
der Arbeitszeit, die <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> sich<br />
spreizt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e 38,5-Stunden-Wochen<br />
für die länger beschäftigten<br />
Landesangestellten und e<strong>in</strong>e 42-<br />
Stundenwoche für die übrigen Angestellten<br />
und BeamtInnen. Ziel der<br />
Gewerkschaften ist e<strong>in</strong>e Arbeitszeit<br />
unterhalb von 40 Stunden pro<br />
Woche, wie sie <strong>auch</strong> im TVL vere<strong>in</strong>bart<br />
ist.<br />
In e<strong>in</strong>er Woche werden wir wissen,<br />
ob die hessische Landesregierung<br />
ihren Sonderweg zu Lasten<br />
der Beschäftigten weiter verfolgen<br />
will und ob wir <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> mit weiteren<br />
gewerkschaftlichen Aktionen<br />
Druck ausüben müssen.<br />
Symptomatisch für die weitgehende<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong><br />
dieser Frage ist, wie schnell die<br />
FDP <strong>in</strong> der Frage der „Neuen<br />
Verwaltungssteuerung“ und<br />
damit e<strong>in</strong>er streng betriebswirtschaftlichen<br />
Sicht von<br />
Staat und Schule ihre leicht<br />
kritische Position aus 2008<br />
wieder verlassen hat (siehe<br />
Seite 9).<br />
Von daher kommt den<br />
Aussagen zum „Paradigmenwechsel“<br />
<strong>in</strong> der Schulpolitik<br />
wie <strong>auch</strong> den Aussagen<br />
zur Privatisierung und<br />
zur Staatsquote („Konzentration<br />
der Landesverwaltung<br />
auf die Kernaufgaben“, „Ziel<br />
der Reduzierung der Personalkostenquote“)<br />
<strong>in</strong> der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />
e<strong>in</strong>e gravierende<br />
Bedeutung zu.<br />
Die massive Ausweitung<br />
der Staatsverschuldung ohne<br />
den ger<strong>in</strong>gsten Versuch e<strong>in</strong>er<br />
Umverteilung von oben nach<br />
unten (tatsächlich wird eher<br />
das Gegenteil unternommen)<br />
wird den nächsten Privatisierungsschub<br />
vorbereiten. Die<br />
geplante „Schuldenbremse“<br />
soll dies quasi automatisieren.<br />
Wir sollten alles tun, e<strong>in</strong>e<br />
solche Politik des Staatsabbaus<br />
nicht <strong>auch</strong> noch als<br />
sche<strong>in</strong>bar alternativlos ersche<strong>in</strong>en<br />
zu lassen.<br />
Unterstützt wird die<br />
Landesregierung wie schon<br />
<strong>in</strong> der Vergangenheit durch<br />
starke Kräfte der organisierten<br />
Unternehmen – und<br />
zwar <strong>in</strong>haltlich, organisatorisch<br />
und propagandistisch.<br />
Der letzte Vorstoß war am<br />
21.2.2009 die Veröffentlichung<br />
der Deutsche Bank<br />
Studie „Schulverwaltungsaufgaben<br />
auf dem Prüfstand<br />
– Investitionen <strong>in</strong> Lern<strong>in</strong>novationen<br />
statt Geld für Bürokratie“<br />
(siehe S 10). Daneben<br />
s<strong>in</strong>d nach wie vor die<br />
Bertelsmannstiftung u.a. im<br />
Bereich des „Qualitätsmanagements“<br />
sehr aktiv.<br />
Fortsetzung Seite 2
SEITE 2<br />
TA R I FA U S E I N A N D E R S E T Z U N G<br />
FLZ Nr. 1/09<br />
Fortsetzung / <strong>Streiks</strong><br />
<strong>auch</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Fortsetzung / E<strong>in</strong> Paradigmenwechsel<br />
<strong>in</strong> die Ökonomisierung<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
dass Streikverbote für die Beamtenschaft<br />
nichts anderes als die Basis<br />
für e<strong>in</strong>e unbeschränkte Willkür im<br />
Umgang des Staates mit se<strong>in</strong>en Bediensteten<br />
darstellen.<br />
Und was das Land <strong>Hessen</strong> von<br />
se<strong>in</strong>en beamteten Lehrern und Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
hält, hat es <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren <strong>in</strong> schonungsloser Offenheit<br />
klargestellt durch<br />
■ die Erhöhung der wöchentlichen<br />
Arbeitszeit auf bundesweit e<strong>in</strong>malige<br />
42 Stunden/Woche<br />
■ die E<strong>in</strong>schränkung von Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />
auf<br />
dem Wege der Novellierung des<br />
Personalvertretungsrechts<br />
■ die Entkoppelung der Entwicklung<br />
der Beamtengehälter von jener<br />
der Angestellten im Bildungsbereich<br />
■ die Abschaffung bzw. Kürzung<br />
besonderer Zulagen wie 13. Monatsgehalt,<br />
Urlaubgeld<br />
■ die Zunahme des Arbeitsstresses<br />
durch Erhöhung der Pflichtstundenzahl<br />
und andere Maßnahmen,<br />
die den schulischen Alltag<br />
<strong>in</strong> wachsendem Ausmaß mit zusätzlichen<br />
Tätigkeiten belasten,<br />
die zu Lasten der pädagogischen<br />
Arbeit gehen.<br />
Der deutsche Beamtenstatus bef<strong>in</strong>det<br />
sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eklatanten Widerspruch<br />
zur europäischen Sozialcharta,<br />
die unterschiedslos allen<br />
Arbeitnehmern/-<strong>in</strong>nen das Recht<br />
auf Arbeitskampfmaßnahmen zugesteht<br />
und per vertraglicher Verpflichtung<br />
<strong>in</strong> Deutschland geltendes<br />
Recht darstellt. Auch dem GG Art 9<br />
(3) (Koalitionsfreiheit) ist ke<strong>in</strong>e Beschränkung<br />
des Streikrechts für Beamte/-<strong>in</strong>nen<br />
zu entnehmen. Das laut<br />
Bundesverfassungsgericht gemäß<br />
den „hergebrachten Grundsätzen<br />
des Berufsbeamtentums“ angeblich<br />
als Beziehung von treusorgendem<br />
Staat zu treu dienender Beamtenschaft<br />
ausgestaltete Dienstverhältnis<br />
ist längst nur noch e<strong>in</strong>e überkommene<br />
Marotte. Es er<strong>in</strong>nert an<br />
e<strong>in</strong> frühbürgerliches Familienidyll,<br />
wo e<strong>in</strong> fürsorglicher Vater von se<strong>in</strong>en<br />
K<strong>in</strong>dern Respekt und anständiges<br />
Benehmen am Mittagstisch<br />
<strong>auch</strong> dann e<strong>in</strong>fordert, wenn die<br />
Suppe etwas dünn ausfällt. Oder<br />
aber an genau die Staatsform, <strong>in</strong><br />
der die deutsche Beamtenwelt e<strong>in</strong>st<br />
geschmiedet wurde: Den monarchisch<br />
verfassten preußisch-deutschen<br />
Obrigkeitsstaat, dem – bis<br />
an die Zähne bewaffnet – militärische<br />
Unterordnung <strong>auch</strong> im Zivilleben<br />
die oberste Maxime war. Dieses<br />
Bild e<strong>in</strong>er Beamtenschaft mag<br />
vielleicht im neoliberalen Prov<strong>in</strong>z-<br />
Fürstentum e<strong>in</strong>es Roland Koch als<br />
Folie für aus Wahlkampfgründen<br />
per Gnadenakt erfolgende Gehaltsnachbesserungen<br />
taugen. E<strong>in</strong>em<br />
demokratischen Staatsverständnis<br />
<strong>in</strong> republikanischer Sicht, das von<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern mit gleichen<br />
Rechten ausgeht, steht es diametral<br />
entgegen!<br />
Der Alimentierungsgedanke beruht<br />
auf der Überlegung, dass im Beamtenverhältnis<br />
ke<strong>in</strong> Austausch von<br />
– quantifizierbarer – Arbeitsleistung<br />
gegen Geldleistung stattf<strong>in</strong>de. Das<br />
Land <strong>Hessen</strong> hat seit geraumer Zeit<br />
diesen beamtenrechtlichen Unfug dafür<br />
missbr<strong>auch</strong>t, um e<strong>in</strong>seitig die Arbeits-<br />
und Entgeltbed<strong>in</strong>gungen zu se<strong>in</strong>en<br />
Gunsten zu verändern. Die den<br />
Beamten/-<strong>in</strong>nen abverlangte besondere<br />
Treuepflicht sorgte dafür, dass<br />
sie sich – bisher – dieses ungerechte<br />
Vorgehen weitgehend widerstandslos<br />
gefallen ließen.<br />
Das Streikrecht gehört zu jenen<br />
Rechten, die dadurch <strong>in</strong> Kraft<br />
und Geltung gesetzt werden, dass<br />
man sie sich nimmt. Ohne diesen<br />
Herbert Storn spricht für die <strong>GEW</strong> am Willy-Brandt-Platz<br />
Warnstreik 12. 2. 2009 <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>, im Vordergrund: Sab<strong>in</strong>e Friedrich,<br />
Hajo Dröll, Karlfried Kl<strong>in</strong>gel (v.l.n.r.)<br />
praktischen Schritt ist es nicht viel<br />
mehr als e<strong>in</strong> abstrakter Titel zur<br />
Selbstberuhigung des demokratischen<br />
Gewissens.<br />
Streik bedeutet Arbeitskampf<br />
<strong>in</strong> der vollen Bedeutung des Wortes.<br />
In e<strong>in</strong>em Arbeitskampf geschieht<br />
der Zusammenprall gegensätzlicher<br />
Interessen. Ohne die Bereitschaft,<br />
eigene Opfer zu br<strong>in</strong>gen, lässt sich<br />
ke<strong>in</strong> Kampf, <strong>auch</strong> ke<strong>in</strong> Arbeitskampf<br />
führen.<br />
Wir Tarifangestellten des Landes<br />
<strong>Hessen</strong> haben durch unsere Beteiligung<br />
am Arbeitskampf im Rahmen<br />
der bundesweiten Tarifbewegung<br />
2009 unsere Bereitschaft bekräftigt,<br />
diese Opfer im Interesse aller Beschäftigten,<br />
<strong>auch</strong> der Beamt<strong>in</strong>nen und Beamten,<br />
im Landesdienst zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Auch <strong>in</strong> der Gesprächsrunde<br />
zwischen Gewerkschaften und dem<br />
hessischen Innenm<strong>in</strong>ister Volker<br />
Bouffier am 06. 03. 2009 hat das<br />
Land <strong>Hessen</strong> se<strong>in</strong>en Beschäftigten<br />
ke<strong>in</strong> Entgeltangebot vorlegen wollen.<br />
Das kann sehr schnell bedeuten,<br />
dass unsere Kampfbereitschaft<br />
erneut auf die Probe gestellt werden<br />
wird. Wir fragen uns, zu welchen<br />
Opfern die hessischen Landesbeamten<br />
und -beamt<strong>in</strong>nen bereit se<strong>in</strong><br />
werden, wenn es morgen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
hart auf hart zugehen wird.<br />
Ernst Olbrich, Mitglied der<br />
Arbeitskampfleitung<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Die Schulen werden, wenn wir es<br />
nicht verh<strong>in</strong>dern, unter verstärkten<br />
Druck kommen, mit reduziertem<br />
knappem Budget die vermehrten<br />
Auflagen (Zielvere<strong>in</strong>barungen,<br />
Inspektionen/ Zertifizierung/Rank<strong>in</strong>gs<br />
– siehe Bsp. auf S 9) zu erfüllen.<br />
Der Druck wird e<strong>in</strong>e diszipl<strong>in</strong>ierende<br />
Wirkung auf die Kollegien<br />
ausüben, er wird sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heimlichen<br />
Arbeitszeiterhöhung niederschlagen<br />
und dar<strong>in</strong>, sich mit Hilfe<br />
des verstärkt freigegebenen Budgets<br />
Hilfskräfte e<strong>in</strong>zukaufen.<br />
Die <strong>GEW</strong>-Vertrauensleute und<br />
die Personalräte werden es gegenüber<br />
e<strong>in</strong>em gestärkten „Schulmanagement“<br />
schon alle<strong>in</strong> wegen ihrer<br />
unzureichenden Entlastung weitaus<br />
schwerer als heute haben.<br />
Dass die Irreführung der Öffentlichkeit<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Mittel der Politik<br />
se<strong>in</strong> wird, wie schon beim CDU-Interims-Kultusm<strong>in</strong>ister<br />
Banzer festzustellen<br />
war, deutet sich <strong>in</strong> den ersten<br />
Ankündigungen der neuen Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
an, mit 2.500 neuen<br />
LehrerInnen e<strong>in</strong>e 105%ige Unterrichtsversorgung<br />
und kle<strong>in</strong>ere Klassen<br />
durch Abschaffung der „Sternchenregelung“<br />
gewährleisten zu<br />
wollen (siehe Artikel auf S 10).<br />
Von daher ist es wichtig, dass<br />
wir die möglichen Auswirkungen<br />
e<strong>in</strong>er solchen Politik analysieren<br />
und die Öffentlichkeit, aber besonders<br />
die Schulöffentlichkeit auf e<strong>in</strong>e<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung vorbereiten.<br />
Rede des Bezirksvorsitzenden Herbert Storn auf der Streikkundgebung<br />
von ver.di und <strong>GEW</strong> / 12. 2. 09 / Willy-Brandt-Platz (Auszug)<br />
Ist es denn falsch, wenn die Gewerkschaften<br />
e<strong>in</strong> Ende der Reallohnverluste<br />
fordern, wenn sie den<br />
Anschluss an die Tarifentwicklung<br />
beim Bund und den Kommunen<br />
fordern Weil angeblich ke<strong>in</strong> Geld<br />
da ist.<br />
Mit Sicherheit nicht, denn <strong>Hessen</strong><br />
und die anderen Bundesländer<br />
s<strong>in</strong>d immer noch nicht bereit, die<br />
falsche Politik der vergangenen Jahre<br />
zu korrigieren. In den letzten 8<br />
Jahren s<strong>in</strong>d die Unternehmens- und<br />
Vermögense<strong>in</strong>kommen um 34% gewachsen,<br />
die tarifliche Monatsvergütung<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> dagegen nur um<br />
12%, die Inflationsrate um 15%.<br />
Koch führte <strong>in</strong> den Jahren 2004<br />
bis 2007 vor, was wir bekommen,<br />
wenn wir nichts tun.<br />
Vier Zahlen drücken es aus: Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />
plus 12%, Inflationsrate<br />
von 7%, Arbeitnehmergrundvergütung<br />
deutschlandweit<br />
plus 6%, Tarifvergütung der<br />
Beschäftigten des Landes <strong>Hessen</strong><br />
plus 1%. Ke<strong>in</strong> Wunder, dass <strong>Hessen</strong><br />
nicht mehr genügend Pädagogen<br />
f<strong>in</strong>det. Unvergessen bleibt die Aktion<br />
„F<strong>in</strong>stere Zukunft“ von 2003.<br />
Wäre es da nicht an der Zeit,<br />
die Umverteilung von unten nach<br />
oben zu beenden, statt sie immer<br />
noch weiter zu treiben!<br />
Wäre es nicht an der Zeit, dass<br />
die Entwicklung, die dazu geführt<br />
hat, dass die reichsten zehn Prozent<br />
der Bevölkerung <strong>in</strong>zwischen über<br />
60 Prozent des gesamten Vermögens<br />
verfügen, umgekehrt wird!<br />
Wo bleibt e<strong>in</strong>e Sonderabgabe<br />
von fünf Prozent auf Privatvermögen<br />
von mehr als e<strong>in</strong>er Million Euro,<br />
was rund 80 Milliarden Euro<br />
<strong>in</strong> die öffentlichen Kassen br<strong>in</strong>gen<br />
würde! Wo bleiben die hessischen<br />
Initiativen für mehr Steuergerechtigkeit!<br />
Warum soll der Anteil der<br />
Lohnsteuer am Steueraufkommen<br />
bei 30% liegen, der Anteil der Gew<strong>in</strong>n-<br />
und Vermögenssteuern aber<br />
nur bei 11 Prozent! Warum wird<br />
die Körperschaftssteuer für Unternehmen<br />
nicht wieder zu e<strong>in</strong>er echten<br />
E<strong>in</strong>nahmequelle der öffentlichen<br />
Hand ausgebaut! Was e<strong>in</strong>e<br />
zusätzliche E<strong>in</strong>nahme von rund<br />
15,5 Milliarden Euro ergäbe. Warum<br />
wird die Börsenumsatzsteuer<br />
nicht wieder e<strong>in</strong>geführt, warum<br />
Umsatzsteuer auf Brot, aber nicht<br />
auf den Kauf e<strong>in</strong>er Aktie! Was<br />
7,5 Milliarden Euro br<strong>in</strong>gen würde.<br />
Warum lehnt die Regierung es<br />
kategorisch ab, die Vermögensteuer<br />
zu reaktivieren, was alle<strong>in</strong> dem<br />
Land <strong>Hessen</strong> zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen<br />
von 1,2 Milliarden Euro im<br />
Jahr br<strong>in</strong>gen würde!<br />
Lassen wir uns also nicht von<br />
dem Sche<strong>in</strong>argument täuschen,<br />
unsere Forderungen seien nicht f<strong>in</strong>anzierbar!<br />
Wie man sieht: Geld<br />
ist genug da, es muss nur mobilisiert<br />
werden.<br />
Aber Schwarz-Gelb <strong>in</strong> Wiesbaden<br />
wollen das Geld nicht, um endlich<br />
<strong>auch</strong> die Beschäftigten im Öffentlichen<br />
Dienst anständig zu bezahlen<br />
und die 42-Stundenwoche<br />
endlich abzuschaffen.<br />
In ihrer Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />
halten sie wie e<strong>in</strong> Mantra fest:<br />
„Wir werden ke<strong>in</strong>e neuen Steuern<br />
und Abgaben e<strong>in</strong>führen.“ E<strong>in</strong>e derart<br />
unsoziale und verbohrte Politik<br />
können wir uns auf längere Sicht<br />
nicht leisten!<br />
Dafür bedarf es aber veränderter<br />
Voraussetzungen <strong>auch</strong> auf unserer<br />
Seite. Auf dieser Streikkundgebung<br />
stehen Beamte und Angestellte<br />
des Landes <strong>Hessen</strong>. Aber nur<br />
letztere streiken. Diese Situation ist<br />
auf Dauer unbefriedigend.<br />
Nur durch den Druck der<br />
Kampfmaßnahmen von 2007 und<br />
die bevorstehende Landtagswahl<br />
Die Arbeit der <strong>GEW</strong> und der<br />
Personalräte wird sich durch die geplante<br />
veränderte Schulpolitik vermutlich<br />
gravierend verändern (siehe<br />
Artikel auf S. 9).<br />
Am 21. 2. 2009 berichtete<br />
die FR von e<strong>in</strong>er Studie der deutschen<br />
Bank mit der <strong>in</strong> Bezug auf<br />
die Studie nicht ganz sachgemäßen<br />
Überschrift „Schul-Kosten explodieren“.<br />
Ob die Wirkung beabsichtigt<br />
war, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Situation, wo<br />
die Subventionen für Banken explodieren,<br />
ausgerechnet Bildungsausgaben<br />
zu denunzieren, mag dah<strong>in</strong><br />
gestellt bleiben. Mit Sicherheit<br />
hat aber die Deutsche Bank<br />
die Absicht, den Staatsabbau voranzutreiben<br />
und gleichzeitig die<br />
Schulen auf e<strong>in</strong>e (engere) Zusammenarbeit<br />
mit privaten Unternehmen<br />
e<strong>in</strong>zuschwören. Deshalb hat<br />
sie <strong>auch</strong> gleich Schützenhilfe von<br />
der Vere<strong>in</strong>igung der hessischen<br />
Unternehmerverbände bekommen<br />
(Analyse und Kommentierung<br />
Seite 10).<br />
Der <strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
hat das Thema „Paradigmenwechsel<br />
<strong>in</strong> der Schule“ bereits auf der<br />
Personalräteschulung am 12. 2.<br />
2009 angesprochen. Noch vor den<br />
Sommerferien 2009 soll dazu zunächst<br />
e<strong>in</strong>e zentrale Veranstaltung<br />
für <strong>Frankfurt</strong> durchgeführt werden<br />
und daran anschließend schulspezifische<br />
Veranstaltungen.<br />
Herbert Storn<br />
kam es für 2008 erstmals wieder<br />
zu e<strong>in</strong>er mageren Tariferhöhung,<br />
die dann durch die l<strong>in</strong>ke Mehrheit<br />
2008 für die Tarifbeschäftigten zu<br />
e<strong>in</strong>er Angleichung an das Tarifergebnis<br />
der Länder führten. Für die<br />
Beamten wurde die Verbesserung<br />
dank Schwarz-Gelb-Grün leider<br />
nur verzögert übertragen.<br />
Auf Dauer können aber Angestellten<br />
nicht für die beamteten KollegInnen<br />
ständig die Kastanien aus dem<br />
Feuer holen und dafür sorgen, dass<br />
bzw. ob es überhaupt e<strong>in</strong>en realen<br />
E<strong>in</strong>kommenszuwachs für die beamteten<br />
KollegInnen gibt, oder ob nur<br />
die Inflationsrate ausgeglichen wird<br />
oder ob wir sogar e<strong>in</strong>en realen Gehaltsverlust<br />
h<strong>in</strong>nehmen müssen.<br />
Folgende Fragen stellen sich<br />
deshalb immer dr<strong>in</strong>gender für die<br />
beamteten KollegInnen:<br />
■ Können wir den Kampf für Tarif<br />
und Besoldung auf Dauer<br />
nur den angestellten KollegInnen<br />
übertragen<br />
■ Können wir uns auf Dauer das<br />
Streikrecht verwehren lassen, das<br />
<strong>auch</strong> BeamtInnen <strong>in</strong> Deutschland<br />
nach der Europäischen Sozialcharta,<br />
den EG-Richtl<strong>in</strong>ien<br />
und den Richtl<strong>in</strong>ien der Internationalen<br />
Arbeitsorganisation<br />
(ILO) und eigentlich <strong>auch</strong> nach<br />
§ 9 Grundgesetz zusteht<br />
Auf Dauer können wir nur geme<strong>in</strong>sam<br />
den Kampf für die Verbesserung<br />
unserer Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
führen!<br />
<strong>Hessen</strong> – das steht fest – darf<br />
nicht länger die Speerspitze beim<br />
Tarif-Abbau se<strong>in</strong>! <strong>Hessen</strong> muss<br />
wieder <strong>in</strong> die TdL!<br />
Und die TdL muss das bezahlen,<br />
was Bund und Kommunen bereits<br />
vere<strong>in</strong>bart haben.<br />
Der öffentliche Dienst hat es<br />
nicht verdient, die Sparbüchse der<br />
Nation zu se<strong>in</strong>!
FLZ Nr. 1/09 TA R I FA U S E I N A N D E R S E T Z U N G<br />
SEITE 3<br />
Die <strong>Streiks</strong> haben Wirkung gezeigt<br />
Das Tarifergebnis im Öffentlichen Dienst der Länder (TdL) – Potsdam 01. 03. 2009<br />
Die Tarifkommissionen haben<br />
am 1.3.2009 dem ausgehandelten<br />
Kompromiss – wenn <strong>auch</strong> teilweise<br />
nur knapp – zugestimmt, vorbehaltlich<br />
e<strong>in</strong>er Urabstimmung.<br />
Man kann das erreichte Ergebnis<br />
– <strong>in</strong>sbesondere, was die Lehrergehälter<br />
betrifft – je nach Standpunkt<br />
unterschiedlich bewerten.<br />
Gemessen an der Forderung<br />
von 8%, m<strong>in</strong>destens 200 Euro sowie<br />
120 Euro für Azubis/PraktikantInnen<br />
ersche<strong>in</strong>t das Ergebnis etwas<br />
dünn. Immerh<strong>in</strong> wurde für die zuletzt<br />
genannte Gruppe 50%, wenn<br />
<strong>auch</strong> <strong>in</strong> 2 Jahren durchgesetzt.<br />
Auch die Tarifentgelte für die<br />
Beschäftigten <strong>in</strong> den neuen Bundesländern<br />
erreichen mit +14% wegen<br />
der vollzogenen Anpassung an die<br />
West-Tarife überdurchschnittliche<br />
Ergebnisse.<br />
Aber <strong>auch</strong> für die übrigen Beschäftigten<br />
haben die <strong>Streiks</strong> durch-<br />
Beispiel 1: Gehalt 2008, 2.000 Euro brutto/Monat = 24.000 Euro/Jahr<br />
Das br<strong>in</strong>gt die Tarifrunde also für die Beschäftigten <strong>in</strong> der TdL:<br />
Tabellenentgelt Ende 2008: 2.000,00 Euro<br />
Ende 2010: 2.126,41 Euro<br />
= + 6,3% <strong>in</strong> 2 Jahren<br />
Gesamtergebnis 2009 + 2010 (nom<strong>in</strong>al – ohne Kaufkraftverlust)<br />
Plus 2009: = 1.052,00 Euro<br />
– E<strong>in</strong> weiteres Plus <strong>in</strong> 2010 im Verhältnis zu 2009: = 414,50 Euro<br />
– Gesamtplus <strong>in</strong> 2 Jahren (im Verhältnis zu 2 Nullrunden <strong>in</strong> 2009/2010):<br />
5,25% mehr Gehalt <strong>in</strong> 2009 und 2010.<br />
Was hat der 2. Streik gebracht<br />
Folgende Verbesserungen wurden im Vergleich zum 1.Angebot<br />
(+ 4,2% ab 1.7.2009, Null-Runde <strong>in</strong> 2010) erzielt:<br />
Monatsgehalt 2009 und 2010: + 6,3% (statt + 4,2%)<br />
Jahresgehalt <strong>in</strong> 2009: 25.052 Euro (statt 24.504 Euro) = Plus 548 Euro<br />
Jahresgehalt <strong>in</strong> 2010: 25.466 Euro (statt 25.008 Euro) = Plus 458 Euro<br />
Beispiel 2: Gehalt 2008, 3.000 euro brutto/Monat = 36.000 Euro/Jahr<br />
Das br<strong>in</strong>gt die Tarifrunde also für die Beschäftigten <strong>in</strong> der TdL:<br />
Tabellenentgelt Ende 2008: 3.000,00 Euro<br />
Ende 2010: 3.168,77 Euro<br />
= + 5,6% <strong>in</strong> 2 Jahren<br />
Gesamtergebnis 2009 + 2010 (nom<strong>in</strong>al – ohne Kaufkraftverlust)<br />
Plus 2009: = 1.352,00 Euro<br />
– E<strong>in</strong> weiteres Plus <strong>in</strong> 2010 im Verhältnis zu 2009: = 375,70 Euro<br />
– Gesamtplus <strong>in</strong> 2 Jahren (im Verhältnis zu 2 Nullrunden <strong>in</strong> 2009/2010):<br />
4,6% mehr Gehalt <strong>in</strong> 2009 und 2010.<br />
Was hat der 2. Streik gebracht<br />
Folgende Verbesserungen wurden im Vergleich zum 1.Angebot vom 15.2.09<br />
(+ 4,2% ab 1.7.2009, Null-Runde <strong>in</strong> 2010) erzielt:<br />
Monatsgehalt 2009 und 2010: + 5,3% (statt + 4,2%)<br />
Jahresgehalt <strong>in</strong> 2009: 49.652 Euro (statt 49.008 Euro) = Plus 644 Euro<br />
Jahresgehalt <strong>in</strong> 2010: 50.433 Euro (statt 50.016 Euro) = Plus 417 Euro<br />
aus etwas gebracht. Es kommt<br />
natürlich immer auf die Bezugsgrundlage<br />
an. Wegen des Festgeldanteils<br />
von 40 Euro/Monat s<strong>in</strong>d<br />
<strong>auch</strong> die Ergebnisse relativ gesehen<br />
um so besser, je niedriger die<br />
Gehälter, was ja S<strong>in</strong>n der Festgeldforderung<br />
ist.<br />
Solange es nicht gel<strong>in</strong>gt, dass<br />
<strong>Hessen</strong> wieder Teil der TdL wird,<br />
kommt es jetzt darauf an, dass <strong>auch</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> bei der Bezahlung der<br />
Anschluss an die anderen Bundesländer<br />
gehalten wird. Ohneh<strong>in</strong> liegt<br />
<strong>Hessen</strong> um mehr als 2 Stunden über<br />
der <strong>in</strong> der TdL üblichen Wochenarbeitszeit.<br />
Im Folgenden werden an Fallbeispielen<br />
das tabellenwirksame<br />
Entgelt und die Verbesserungen<br />
beim Jahresgehalt betrachtet.<br />
Dabei wird <strong>auch</strong> darauf e<strong>in</strong>gegangen,<br />
wie die <strong>Streiks</strong> die Arbeitgeberseite<br />
zu verbesserten Angebo-<br />
ten bewegt haben (Erstes Null-„Angebot“,<br />
Angebot vom 15. 2. 09,<br />
Angebot vom 1. 3. 09).<br />
Alle Rechnungen s<strong>in</strong>d ohne Berücksichtigung<br />
der auf die Monate<br />
verteilten Jahressonderzahlung und<br />
ohne Berücksichtigung des Wegfalls<br />
des sogen. Leistungsentgelts.<br />
Dieses ist nun <strong>in</strong> die Tabelle e<strong>in</strong>gebaut.<br />
Bisher wurden dafür bei den<br />
Ländern zwölf Prozent des Septemberentgelts<br />
extra gezahlt (was das<br />
Tarifergebnis um etwa 1% zu gut<br />
darstellt).<br />
Bei der Antwort auf die Frage,<br />
ob mit der TdL-Vere<strong>in</strong>barung die<br />
Ergebnisse bei Bund und Kommunen<br />
aufgeholt wurden, werden die<br />
nicht tarifwirksamen E<strong>in</strong>malzahlungen<br />
2007, die es sowohl <strong>in</strong> den<br />
Ländern als <strong>auch</strong> bei Bund/Kommunen<br />
gab, nicht berücksichtigt.<br />
Herbert Storn<br />
Beispiel 3: Gehalt 2008, 4.000 Euro brutto/Monat = 48.000 Euro/Jahr<br />
Das br<strong>in</strong>gt die Tarifrunde also für die Beschäftigten <strong>in</strong> der TdL:<br />
Tabellenentgelt Ende 2008: 4.000,00 Euro<br />
Ende 2010: 4.211,13 Euro<br />
= + 5,3% <strong>in</strong> 2 Jahren<br />
Gesamtergebnis 2009 + 2010 (nom<strong>in</strong>al – ohne Kaufkraftverlust)<br />
Plus 2009: = 1.652,00 Euro<br />
– E<strong>in</strong> weiteres Plus <strong>in</strong> 2010 im Verhältnis zu 2009: = 781,00 Euro<br />
– Gesamtplus <strong>in</strong> 2 Jahren (im Verhältnis zu 2 Nullrunden <strong>in</strong> 2009/2010):<br />
4,26% mehr Gehalt <strong>in</strong> 2009 und 2010.<br />
Was hat der 2. Streik gebracht<br />
Folgende Verbesserungen wurden im Vergleich zum 1.Angebot<br />
(+ 4,2% ab 1.7.2009, Null-Runde <strong>in</strong> 2010) erzielt:<br />
Monatsgehalt 2009 und 2010: + 5,3% (statt + 4,2%)<br />
Jahresgehalt <strong>in</strong> 2009: 49.652 Euro (statt 49.008 Euro) = Plus 644 Euro<br />
Jahresgehalt <strong>in</strong> 2010: 50.433 Euro (statt 50.016 Euro) = Plus 417 Euro<br />
E<strong>in</strong> Vergleich der Tarifergebnisse der TdL für 2008 und 2009<br />
mit dem Tarifergebnis der Tarifgeme<strong>in</strong>schaft von Bund und<br />
Kommunen für 2008 und 2009 am Bsp. e<strong>in</strong>es Bruttomonatsgehalts von<br />
3.000 Euro am 31. 12. 2007<br />
Bund und Kommunen:<br />
– Tarifentgelt 31.12.09 im Verhältnis zum Tarifentgelt 31.12.07: + 7,75%<br />
– Der E<strong>in</strong>kommenszuwachs 2008/2009: 4.750,80 Euro = + 6,6%<br />
TdL(und durch „l<strong>in</strong>ke“ Mehrheit 2008 <strong>auch</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>):<br />
– Tarifentgelt 31.12.09 im Verhältnis zum Tarifentgelt 31.12.07: + 7,36%<br />
– Der E<strong>in</strong>kommenszuwachs 2008/2009: 3.466,10 Euro = 4,8%<br />
Heftige Ause<strong>in</strong>andersetzungen führen zum Ende mancher<br />
Partnerschaft. Doch nicht jeder Trennungsprozess verläuft<br />
wie gewünscht, <strong>auch</strong> wenn die Unverträglichkeiten unüberbrückbar<br />
s<strong>in</strong>d und von Partnerschaft schon gar nicht die<br />
Rede se<strong>in</strong> kann. Die erwünschte Trennung von der Regierung<br />
Koch ist vorläufig gescheitert. Jetzt s<strong>in</strong>d die Liebhaber<br />
des „freien“ Marktes erneut am Ruder und geben sich<br />
gegenseitig die Stichworte für den beschworenen „Paradigmenwechsel“<br />
<strong>in</strong> der Schulpolitik. Noch hält man sich <strong>in</strong><br />
Wiesbaden mit allzu deutlichen öffentlichen Verlautbarungen<br />
über die <strong>in</strong>s Auge gefassten Schandtaten zurück. Das<br />
darf allerd<strong>in</strong>gs nicht zu der Illusion verleiten, dass sich die<br />
Wiesbadener Liebhaber des „freien“ Marktes nicht schon<br />
bald daran machen werden, das, was vom Bildungsgedanken<br />
noch übrig ist, den Erf<strong>in</strong>dern von „F<strong>in</strong>anzprodukten“,<br />
Anbietern von „Lerndienstleistungen“ und Entwicklern<br />
von „Lerntechnologien“ <strong>in</strong> den Rachen zu werfen. Damit<br />
durch die beabsichtigte „Aktivierung von Lernpotenzial“<br />
seitens der Deutschen Bank und ihrer politischen Helfershelfer<br />
nicht die Interessen der Menschen <strong>in</strong> den hessischen<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen untergepflügt werden, muss sich die<br />
<strong>GEW</strong> erneut auf Ause<strong>in</strong>andersetzungen von erheblicher<br />
Schärfe e<strong>in</strong>stellen. Aber sich ause<strong>in</strong>ander zu setzen ist für<br />
aktive GewerkschafterInnen ja ohneh<strong>in</strong> das tägliche Brot...<br />
Das FLZ-Team<br />
M<strong>in</strong>destlohn <strong>in</strong> der Weiterbildung: Besserung für Honorarkräfte muss folgen!<br />
Am 22. 01. 2009 beschloss der Bundestag<br />
die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>destlohns<br />
für die laut Ver.di ca. 23.000<br />
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten<br />
der Weiterbildungsbranche<br />
von Euro 10,71 (West) bzw. Euro<br />
9,53 (Ost). Der Bundesrat muss<br />
allerd<strong>in</strong>gs noch zustimmen.<br />
Das Gesetz ist e<strong>in</strong> erster Erfolg<br />
der gewerkschaftlichen Bemühungen<br />
gegen die <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
erfolgte Verelendung der Beschäftigten<br />
<strong>in</strong> diesem Bereich, die<br />
überwiegend über e<strong>in</strong>e akademische<br />
Ausbildung verfügen. Die taz<br />
schrieb dazu am 23. 01. „Statt se<strong>in</strong>es<br />
bisherigen Gehalts von 1.600<br />
Euro wird Ra<strong>in</strong>er Vollbrecht künftig<br />
1.845 Euro brutto für se<strong>in</strong>e Arbeit<br />
als Sozialpädagoge und Lehrer<br />
bekommen. Se<strong>in</strong>e Kollegen im Westen<br />
sollen voraussichtlich 2.235<br />
Euro erhalten. Der neue Lohn<br />
entspricht zwar nicht Vollbrechts<br />
Gehalt von e<strong>in</strong>st. Bis vor acht Jahren<br />
bekam er für die gleiche Arbeit<br />
knapp e<strong>in</strong>tausend Euro mehr.“<br />
Grundlage der Entscheidung<br />
ist das Arbeitnehmerentsendegesetz<br />
mit se<strong>in</strong>er Bestimmung, dass Tarifverträge<br />
mit e<strong>in</strong>er Tarifb<strong>in</strong>dung für<br />
mehr als 50% der Betriebe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Branche auf Antrag für allgeme<strong>in</strong>verb<strong>in</strong>dlich<br />
erklärt werden können.<br />
Im Mai 2007 hatten sich Gewerkschaften<br />
und Arbeitgeber auf e<strong>in</strong>en<br />
Branchentarifvertrag gee<strong>in</strong>igt,<br />
<strong>in</strong> dem M<strong>in</strong>destbed<strong>in</strong>gungen für<br />
Arbeitszeit, Urlaubsanspruch und<br />
E<strong>in</strong>stiegsgehälter festgelegt wurden.<br />
Vere<strong>in</strong>bart wurde aber <strong>auch</strong>, dass<br />
die Allgeme<strong>in</strong>verb<strong>in</strong>dlichkeitserklärung,<br />
wie sie jetzt erfolgt ist, als Voraussetzung<br />
gelten sollte, um den Tarifvertrag<br />
<strong>in</strong> Kraft zu setzen.<br />
Der H<strong>in</strong>tergrund zu dieser<br />
Vere<strong>in</strong>barung ist klar: Die Konkurrenz<br />
der Träger dreht sich seit<br />
jeher hauptsächlich um den Preis,<br />
zu dem sie ihre Weiterbildungsveranstaltungen<br />
auf öffentliche Ausschreibungen<br />
h<strong>in</strong> anbieten. Da die<br />
für e<strong>in</strong>en Kurs aufzuwendenden fixen<br />
Kosten größtenteils wenig bee<strong>in</strong>flussbar<br />
s<strong>in</strong>d, heißt dies, dass<br />
nennenswerte „Ökonomisierungen“<br />
über Lohndrückerei zu erreichen<br />
s<strong>in</strong>d. Als im Zuge der Hartz-<br />
IV-Reformen der bis dato e<strong>in</strong>igermaßen<br />
üppig f<strong>in</strong>anzierte Markt für<br />
Fortbildungen seitens der Arbeitsagentur<br />
weit gehend zurückgefahren<br />
wurde, brach e<strong>in</strong>e noch hemmungslosere<br />
Konkurrenz aus, die vielen<br />
Mitarbeitern/-<strong>in</strong>nen den Arbeitsplatz<br />
kostete und so für e<strong>in</strong> freigesetztes<br />
Personalreservoir sorgte,<br />
das aus purem Überlebens<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kt<br />
be<strong>in</strong>ahe jede Bed<strong>in</strong>gung zu akzeptieren<br />
bereit war. Hand <strong>in</strong> Hand<br />
damit ereignete sich e<strong>in</strong>e massenhafte<br />
Prekarisierung: Bisher sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsplätze<br />
wurden <strong>in</strong> Verträge für Honorarkräfte<br />
umgewandelt, um so<br />
Sozialkosten zu sparen. Das Gesamtergebnis<br />
war e<strong>in</strong>e Talfahrt<br />
der Bezüge der Beschäftigten <strong>in</strong>s<br />
Bodenlose.<br />
Natürlich ist die jetzt erfolgte<br />
M<strong>in</strong>destlohnregelung nur e<strong>in</strong> erster<br />
Schritt dazu, <strong>in</strong> der Weiterbildung<br />
für tragbarere Beschäftigungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
zu sorgen. Konkrete Tarifverhandlungen<br />
müssen folgen.<br />
Sie müssen auf jeden Fall <strong>auch</strong> Bestimmungen<br />
enthalten, mit denen<br />
M<strong>in</strong>desthöhen von Honoraren für<br />
sogenannte „freie Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen“<br />
sowie Quoten für ihren maximal<br />
zulässigen Anteil an der Gesamtbelegschaft<br />
der Träger. Denn<br />
sonst droht bei Verschärfung der<br />
Konkurrenz e<strong>in</strong> weiterer Abbau<br />
von tariflichen Arbeitsplätzen, um<br />
den Regelungen des Tarifvertrages<br />
zu entkommen.<br />
Die Aufregung, die <strong>in</strong> den Kreisen<br />
der Honorarkräfte nach dem<br />
M<strong>in</strong>destlohnentscheid des Bundestags<br />
über ihre erneute Nicht-<br />
Berücksichtigung ausbrach ist allerd<strong>in</strong>gs,<br />
so verständlich sie <strong>auch</strong><br />
se<strong>in</strong> mag, wenig sachgemäß, da die<br />
Systematik des gewerkschaftlichen<br />
Vorgehens aufgrund der schwierigen<br />
Situation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deregulierten<br />
Sektor wie der Weiterbildung<br />
konsequenterweise zunächst auf die<br />
Festlegung von Eckdaten ausgerichtet<br />
se<strong>in</strong> musste, wie sie jetzt geschehen<br />
ist, um im weiteren Verlauf andere<br />
Problemfelder anzugehen.<br />
Ke<strong>in</strong>e Frage: Die Honorarkräfte<br />
stehen seit Längerem schon mit<br />
dem Rücken zur Wand, wie es u. a.<br />
<strong>auch</strong> <strong>in</strong> zunehmender Bereitschaft<br />
zu Protestaktionen deutlich wird.<br />
So beispielsweise seitens der 20<br />
Kursleiter/-<strong>in</strong>nen für Deutsch als<br />
Fremdsprache an der VHS <strong>Frankfurt</strong>,<br />
die am 16. 02. 2009 im Römer-Bildungsausschuss<br />
erschienen<br />
und unter den Parolen „Fair Pay für<br />
Kursleiter“ und „Vernünftige Honorare<br />
sofort“ für e<strong>in</strong>e Erhöhung<br />
ihrer seit 2000 e<strong>in</strong>gefrorenen Honorare<br />
von 20 Euro auf 32 Euro demonstrierten.<br />
Bildungsdezernent<strong>in</strong><br />
Jutta Ebel<strong>in</strong>g sagte zu, sich für e<strong>in</strong>e<br />
Erhöhung auf Euro 21,50 bei der<br />
Kämmerei e<strong>in</strong>zusetzen, nicht ohne<br />
das Mantra vom leeren Stadtsäckel<br />
als Grund für die Ablehnung weitergehender<br />
Forderungen herunterzuleiern.<br />
Orig<strong>in</strong>ell immerh<strong>in</strong> ihre<br />
Behauptung, die miserablen Honorare<br />
verdankten sich <strong>auch</strong> der<br />
„unterschiedlichen Drittmittelf<strong>in</strong>anzierung“,<br />
womit sie wohl an<br />
die F<strong>in</strong>anzierung der Integrationskurse<br />
aus Bundesmitteln gedacht<br />
haben mag. Zur Auffrischung von<br />
Frau Ebel<strong>in</strong>gs Er<strong>in</strong>nerungsvermögen:<br />
Die apostrophierte Drittmittelf<strong>in</strong>anzierung<br />
gibt’s seit 2005; dieser<br />
Logik zufolge hätte die Stadt von<br />
2000 bis 2004 <strong>in</strong> Anlehnung an die<br />
Tarifentwicklung bei den Honoraren<br />
drauflegen können, wie es die<br />
wortbrüchige Bildungsdezernent<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> den späten Neunzigern auf e<strong>in</strong>er<br />
Kursleiter/-<strong>in</strong>nen-Vollversammlung<br />
<strong>in</strong> der VHS <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>mal versprochen<br />
hatte. Unterdessen hat immerh<strong>in</strong><br />
für die Lehrkräfte <strong>in</strong> den<br />
Integrationskursen die zugesagte<br />
Erhöhung um Euro 1,50/Stunde<br />
stattgefunden, so dass man jetzt<br />
„nur“ noch Euro 1,50/Stunde weniger<br />
als bei dem bis Ende 2004<br />
bundesweit gültigen Garantiehonorar<br />
von Euro 23 <strong>in</strong> staatlich geförderten<br />
Deutschkursen verdient.<br />
Almosengewährung, auf die man<br />
bei der Stadt wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>auch</strong><br />
noch stolz ist. Integrationsarbeit ist<br />
mehr wert!<br />
Ernst Olbrich
SEITE 4<br />
S TA D T F R A N K F U R T<br />
FLZ Nr. 1/09<br />
Das Geld kommt endlich <strong>auch</strong> bei den Bildungse<strong>in</strong>richtungen an<br />
E<strong>in</strong>e enorme Investitionssumme im Stadthaushalt und im Konjunkturprogramm<br />
94,7 Mio Euro Schul<strong>in</strong>vestitionen<br />
und 34,7 Mio Euro für die Kitas<br />
im Stadthaushalt und weitere 109<br />
Mio Euro für Schulen und Kitas<br />
aus dem Konjunkturprogramm von<br />
Bund und Land, das s<strong>in</strong>d Beträge,<br />
von denen man bisher <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
nur träumen konnte.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs: Bereits <strong>in</strong> der FLZ 3/08<br />
hatten wir darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass<br />
<strong>Frankfurt</strong> f<strong>in</strong>anziell besser dasteht,<br />
als es <strong>in</strong> der Öffentlichkeit wahrgenommen<br />
wird.<br />
Schon <strong>in</strong> 2004 nahm die Stadt<br />
160 Millionen Euro mehr e<strong>in</strong>, als<br />
die Kämmerei damals plante; <strong>in</strong><br />
2005 waren es 119 Millionen mehr<br />
als geplant; <strong>in</strong> 2006 summierten<br />
sich die Mehre<strong>in</strong>nahmen auf 575<br />
Millionen Euro; <strong>in</strong> 2007 waren es<br />
633 Millionen Euro.<br />
Insgesamt wurden <strong>in</strong> den Jahren<br />
2004 – 2007 rund 1,5 Milliarden<br />
Euro mehr e<strong>in</strong>genommen als<br />
geplant. Der aktuelle Überschuss<br />
dürfte über 1 Mrd Euro liegen. Die<br />
Stadt könnte ihre Schulden sofort<br />
zurückzahlen.<br />
Von daher relativiert sich die<br />
enorme Investitionssumme <strong>in</strong> ihren<br />
Dimensionen. Dennoch ist es natürlich<br />
erfreulich, wenn der Nachholbedarf<br />
bei Bau und Sanierung von<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen endlich befriedigt<br />
wird.<br />
Getrübt wird die Freude dadurch,<br />
dass bis jetzt nicht garantiert<br />
ist, dass die akuten Missstände,<br />
welche die Befragung des<br />
GPRLL an den Schulen zutage gefördert<br />
hat, zügig oder überhaupt<br />
abgearbeitet werden.<br />
In der kommunalen Diskussion<br />
<strong>in</strong> Deutschland ist e<strong>in</strong> sogenannter<br />
„Bürgerhaushalt“. Mit diesem<br />
soll den Bürgern mehr E<strong>in</strong>fluss auf<br />
den kommunalen Haushalt e<strong>in</strong>geräumt<br />
werden.<br />
Die <strong>in</strong> dieser FLZ dargestellte<br />
Umfrage des GPRLL ist e<strong>in</strong> gutes<br />
Beispiel für e<strong>in</strong>en derartigen Bürgerhaushalt.<br />
Um so bedauerlicher<br />
wäre es, wenn die Stadt darauf<br />
nicht e<strong>in</strong>gehen würde.<br />
So erfreulich die hohen Investitionssummen<br />
s<strong>in</strong>d, muss doch kritisch<br />
angemerkt werden, dass sich<br />
die Ausgaben fast sämtlich auf Bauten<br />
bzw. Sachausstattung beziehen,<br />
nicht aber auf Investitionen <strong>in</strong> Personal.<br />
Wie wichtig gerade e<strong>in</strong>e gute<br />
Personalausstattung ist, br<strong>auch</strong>t nicht<br />
weiter begründet werden. Dennoch<br />
glauben Politiker immer noch, Konjunkturprogramme<br />
nur auf Sach<strong>in</strong>vestitionen<br />
beziehen zu müssen.<br />
Merkwürdig ist <strong>auch</strong> , dass trotz<br />
enormer Mittel für die Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
die Stadtregierung sich<br />
unglaublich schwer tut, selbst m<strong>in</strong>imale<br />
Ausgaben dort zu tätigen, wo<br />
es um die Schwächsten der Gesellschaft<br />
geht. Das zeigt die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
um den Schulfond.<br />
Herbert Storn<br />
Investitionssondermittel für<br />
Gesundheitsschutzmaßnahmen an Schulen e<strong>in</strong>setzen!<br />
Begehungsberichte der Fachkräfte für Arbeitssicherheit umsetzen<br />
Sehr geehrte Frau Sauer, sehr geehrter<br />
Herr Dr. Damian,<br />
der Presse war zu entnehmen,<br />
dass die Stadt <strong>Frankfurt</strong> 96 Millionen<br />
aus dem Fonds für Sonder<strong>in</strong>vestitionen<br />
zur Stützung der Konjunktur<br />
bekommt.<br />
Der Gesamtpersonalrat der<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer hat sich<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sitzung am 11. 2. mit diesem<br />
Thema beschäftigt und ist zu<br />
folgenden Überlegungen gekommen:<br />
Im Arbeitsschutzausschuss,<br />
dem zwei Mitglieder des Gesamtpersonalrates<br />
angehören, wurde<br />
vor e<strong>in</strong>iger Zeit seitens der Vertreter<strong>in</strong><br />
der Stadt e<strong>in</strong> Stufenplan<br />
vorgelegt, nach dem Klassenräume<br />
und Schulen mit starkem Nachhall<br />
nach und nach lärmgedämmt<br />
werden sollen. Die Stadt hatte diese<br />
Nachhall-Messungen auf Veranlassung<br />
des Arbeitsschutzausschusses<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit der Unfallkasse<br />
<strong>Hessen</strong> durchgeführt. Der Gesamtpersonalrat<br />
bittet darum, die<br />
Sonder<strong>in</strong>vestitionsmittel dafür e<strong>in</strong>zusetzen,<br />
den gesamten Stufenplan<br />
jetzt sofort abzuarbeiten. Für den<br />
Stufenplan bereits im Haushalt vorgesehene<br />
Mittel sollen aber ungekürzt<br />
erhalten bleiben. Forschungsergebnisse<br />
zeigen, dass das Lernen<br />
<strong>in</strong> lärmgedämmten Räumen leichter<br />
fällt, Aggressionen zurückgehen<br />
und damit <strong>auch</strong> der Stress für die<br />
Lehrkräfte verm<strong>in</strong>dert wird.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus erhält der<br />
Arbeitsschutzausschuss die Begehungsberichte,<br />
die die Fachkräfte<br />
für Arbeitssicherheit nach Besichtigung<br />
der Schulen anfertigen.<br />
Der Ge-samtpersonalrat hat zu Beg<strong>in</strong>n<br />
des Jahres 2009 e<strong>in</strong>e Umfrage<br />
an den Schulen gestartet, welche<br />
der festgestellten Mängel behoben<br />
s<strong>in</strong>d und welche weiterh<strong>in</strong><br />
bestehen. Es ist erfreulich, dass unter<br />
den Schulen, die geantwortet<br />
haben, e<strong>in</strong>e ganze Reihe ist, die<br />
antworten: „Alle Mängel wurden<br />
beseitigt.“ Auch gibt es Schulen,<br />
die berichten, dass die festgestellten<br />
Mängel teilweise beseitigt wurden.<br />
Dafür bedanken wir uns im<br />
Namen der betroffenen Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
und Kollegen.<br />
Es gibt aber <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>e ganze<br />
Reihe von Schulen, die berichten,<br />
dass bisher nichts unternommen<br />
wurde. Wir gehen davon aus, dass<br />
die Schulen, die auf unsere Umfrage<br />
geantwortet haben, <strong>auch</strong> genau<br />
diejenigen s<strong>in</strong>d, die unter den<br />
bestehenden Mängeln am meisten<br />
leiden. Deshalb bittet Sie der Gesamtpersonalrat,<br />
die Sondermittel<br />
<strong>auch</strong> dafür zu verwenden, eben jene<br />
Mängel zu beheben.<br />
GPRLL, Februar 2009<br />
siehe <strong>auch</strong><br />
Nachrichten aus dem GPRLL<br />
Die Auflistung der von den Schulen<br />
zurückgemeldeten Mängel<br />
(Auswahl):<br />
■ Für die Lehrer<strong>in</strong>nen gibt es (bei<br />
40 Beschäftigten) nur 3 Toiletten,<br />
für die Lehrer (bei 30 Beschäftigten<br />
2 Toiletten. Dies wird<br />
als Benachteiligung der Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
empfunden.<br />
■ Für die Lehrkräfte gibt es nur je<br />
e<strong>in</strong>e Toilette.<br />
■ Die Sitzplätze im Lehrerzimmer<br />
reichen nicht aus. Das Lehrerzimmer<br />
bedarf dr<strong>in</strong>gend der Renovierung.<br />
■ Die Sanierung der Schülertoiletten<br />
ist überfällig<br />
■ Es besteht der Wunsch nach warmem<br />
Wasser <strong>in</strong> jedem Klassenraum<br />
und <strong>in</strong> den Toiletten<br />
■ In den Lehrertoiletten fehlen<br />
Lüfter.<br />
■ Die Toiletten s<strong>in</strong>d sanierungsbedürftig<br />
(vielfach)<br />
■ Die Außentoiletten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
schlechten Zustand.<br />
■ Die alte Turnhalle sollte abgerissen<br />
werden und durch e<strong>in</strong>en<br />
Neubau ersetzt werden, der neben<br />
e<strong>in</strong>er Turnhalle <strong>auch</strong> Betreuungsräume<br />
für e<strong>in</strong>en Hort,<br />
e<strong>in</strong>en Werkraum und e<strong>in</strong>en großen<br />
Materialraum für Bühnenelemente,<br />
Pausenspiele, Geräte…<br />
bietet.<br />
■ Die Duschen und Toiletten <strong>in</strong> der<br />
Turnhalle s<strong>in</strong>d renovierungsbedürftig.<br />
■ Die Schule hat ke<strong>in</strong>en Keller.<br />
■ In der jetzigen Turnhalle gibt<br />
es weder R<strong>in</strong>ge noch Taue oder<br />
Großgeräte.<br />
■ Die Turnhalle ist sanierungsbedürftig<br />
(vielfach).<br />
■ In der Lehrer<strong>in</strong>nenumkleide und<br />
-dusche gibt es e<strong>in</strong>e starke Geruchsbelästigung.<br />
■ Die Turnhalle der Schule wird<br />
demnächst renoviert, das Kollegium<br />
bittet dr<strong>in</strong>gend darum, an<br />
Schallschutz zu denken!<br />
■ Die Toiletten s<strong>in</strong>d sanierungsbedürftig.<br />
■ Die Re<strong>in</strong>igung lässt zu wünschen<br />
übrig.<br />
■ Die Qualität der Re<strong>in</strong>igung<br />
wechselt stark.<br />
■ Die Re<strong>in</strong>igungssituation ist unbefriedigend.<br />
■ Die Schule beklagt sich massiv<br />
über die äußerst mangelhafte<br />
Re<strong>in</strong>igungssituation, sie<br />
bezeichnet sie als „Drecksituation“.<br />
Sie führt dies unter anderem<br />
auf die Permanent-Baustelle<br />
zurück, mit der die Schule zu<br />
kämpfen habe. Offenbar werden<br />
dort ständig Umbaumaßnahmen<br />
vorgenommen, anstatt die Sache<br />
e<strong>in</strong> für allemal gründlich anzugehen.<br />
Das Dach e<strong>in</strong>es Vorraumes<br />
im E<strong>in</strong>gangsbereich ist mit<br />
Müll und Staub bedeckt und lässt<br />
sich nicht re<strong>in</strong>igen.<br />
■ Die Fenster s<strong>in</strong>d undicht.<br />
■ Die Schließanlage im E<strong>in</strong>gangsbereich<br />
funktioniert nicht richtig.<br />
■ In den Klassenräumen und <strong>in</strong> den<br />
Fluren ist die Akustik schlecht.<br />
■ In den Klassenräumen s<strong>in</strong>d die<br />
Temperaturen nicht zu regulieren.<br />
■ Das Dach ist undicht, <strong>in</strong> Raum<br />
204 tropft es an 3 Stellen!<br />
■ Die Schule benötigt dr<strong>in</strong>gend<br />
Sonnenschutz.<br />
■ Vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d Sonnenblenden<br />
defekt.<br />
■ Die Klassenzimmer an der Südseite<br />
heizen sich im Sommer auf<br />
bis zu 40 Grad auf – e<strong>in</strong> Sonnenschutz<br />
ist dr<strong>in</strong>gend erforderlich.<br />
■ Die Schulhofumzäunung müsste<br />
erneuert werden.<br />
■ In der Pausenhalle herrscht e<strong>in</strong><br />
sehr anstrengender Nachhall<br />
■ Im Werkraum mangelt es an<br />
Brandschutz.<br />
■ Die Fenster im Sekretariat s<strong>in</strong>d<br />
undicht.<br />
■ In den Klassenräumen fällt der<br />
Putz von den Wänden.<br />
■ Ausstattung der Bildschirmarbeitsplätze<br />
entspricht nicht der<br />
BildschirmarbeitsplatzVO<br />
■ Die Holzwerkstatt muss komplett<br />
saniert werden.<br />
■ Die Treppenhäuser s<strong>in</strong>d ausgetreten.<br />
■ Die Geländerhöhe entspricht<br />
nicht den Bestimmungen.<br />
■ Die Stühle s<strong>in</strong>d weder für SchülerInnen<br />
noch für LehrerInnen<br />
ergonomisch.<br />
■ Es gibt ke<strong>in</strong>e Arbeitsplätze für<br />
die Lehrkräfte.<br />
■ Auf dem Schulhof gibt es weder<br />
ausreichend Sitz- noch ausreichend<br />
Bewegungsmöglichkeiten.<br />
■ Die Heizung kann nicht reguliert<br />
werden oder ist sanierungsbedürftig<br />
(viel-fach).<br />
■ Die Räume, die nach Süden gehen,<br />
heizen sich im Sommer stark<br />
auf.<br />
■ Die Heizungs- und Belüftungsanlage<br />
funktioniert nicht richtig:<br />
es ist teilweise Das Nebengebäude<br />
ist marode und sowohl<br />
bei großer Hitze als <strong>auch</strong> bei großer<br />
Kälte s<strong>in</strong>d die Temperaturen<br />
nicht regulierbar.<br />
■ Die Fenster im Pavillon s<strong>in</strong>d undicht.<br />
■ In der Schulküche s<strong>in</strong>d Öfen defekt.<br />
■ Es existiert ke<strong>in</strong> separater Kopierraum.<br />
■ Seit Entfernung des Teppichbodens<br />
herrscht <strong>in</strong> der Schule e<strong>in</strong><br />
hoher Geräuschpegel und e<strong>in</strong>e<br />
hohe Staubkonzentration.<br />
■ Der Teppich im Lehrerzimmer<br />
ist abgenutzt.<br />
■ Die Raumakustik ist schlecht<br />
(vielfach).<br />
■ In den Unterrichtsräumen im<br />
Hauptgebäude bef<strong>in</strong>det sich<br />
Schimmel.<br />
■ Im Hauptgebäude s<strong>in</strong>d die Türen<br />
nicht ausreichend gedämmt,<br />
so dass es <strong>in</strong> den Klassenräumen<br />
zu Lärmbelästigung kommt.<br />
■ Die Luft <strong>in</strong> den Räumen ist sehr<br />
trocken.<br />
■ Die Schule benötigt Lärmschutz<br />
<strong>in</strong> Klassenräumen und Fluren.<br />
■ Im Neubau besteht Verdacht auf<br />
Asbestbelastung.<br />
■ Die Holzwerkstatt ist sanierungsbedürftig.<br />
■ Der Chemieraum besitzt ke<strong>in</strong>e<br />
Augendusche.<br />
■ Die Türen <strong>in</strong> den Flucht- und<br />
Rettungswegen entsprechen<br />
nicht den Brandschutzbestimmungen.<br />
■ In den Sammlungsräumen im<br />
Keller bef<strong>in</strong>det sich Schimmel.<br />
■ Die Raumbelüftung im PC-<br />
Raum ist unzureichend.<br />
■ Die Schule benötigt wirksamen<br />
Sonnenschutz.<br />
■ Im Sommer heizen sich die Räume<br />
stark auf, e<strong>in</strong>e Lüftung ist wegen<br />
des Verkehrslärms von außen<br />
nicht ausreichend möglich. Dies<br />
wurde durch Messungen des arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Dienstes bestätigt.<br />
■ In der Sporthalle bef<strong>in</strong>det sich<br />
e<strong>in</strong> defekter Sicherungskasten.<br />
■ Die Küche und die Werkstatt<br />
können aus sicherheitstechnischen<br />
Gründen derzeit nicht genutzt<br />
werden.<br />
■ Die Rettungswege wurden im<br />
Begehungsbericht <strong>in</strong> größerem<br />
Umfang als unzureichend bezeichnet.<br />
■ Die Klassenzimmer wurden zum<br />
letzten Mal 1986 renoviert.<br />
■ An der Außenfassade blättert der<br />
Putz.<br />
■ In den Klassenräumen auf der<br />
Nordseite muss e<strong>in</strong>e Tageslichtbeleuchtung<br />
<strong>in</strong>stalliert werden.<br />
■ In der Küche und <strong>in</strong> den Lehrmittelräumen<br />
(Keller) steht Wasser.<br />
■ Auf dem Schulhof ist der Asphalt<br />
aufgeworfen.<br />
■ Die Fassade des Gebäudes besteht<br />
z.T. aus Holz, das rundum<br />
verfault ist.<br />
■ Das Holz der Fensterrahmen ist<br />
ebenfalls verzogen und verfault,<br />
die Fenster s<strong>in</strong>d undicht und lassen<br />
sich nur schwer öffnen und<br />
schließen.<br />
■ Die Außentüren s<strong>in</strong>d undicht<br />
und klappern im W<strong>in</strong>d.<br />
■ Die E<strong>in</strong>bauschränke s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen<br />
Klassen defekt.<br />
■ Die Fußbodenbeläge haben Löcher.<br />
■ Die Stromleitungen s<strong>in</strong>d überlastet,<br />
so dass die Sicherungen heraus<br />
fliegen<br />
■ In der Turnhalle und im Musikraum<br />
gibt es e<strong>in</strong>e unerträgliche<br />
Lärmbelastung.<br />
■ Die Schule hat Verdacht auf gesundheitliche<br />
Gefährdung durch<br />
Schimmelpilz.<br />
■ Unangenehme Geruchsbelästigungen<br />
(Moder, Kanal, stechender<br />
Geruch). Auch dies wurde<br />
vom arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen Dienst<br />
bestätigt.<br />
■ Im Seitentrakt des Hauptgebäudes<br />
fehlt der 2. Rettungsweg.<br />
■ Im Masch<strong>in</strong>enraum fehlt e<strong>in</strong><br />
Not-Aus-Schalter.<br />
■ Die Handläufe <strong>in</strong> den Treppenhäusern<br />
entsprechen nicht der<br />
M<strong>in</strong>desthöhe und haben ke<strong>in</strong>e<br />
Rutschsicherung.<br />
■ akustisches (Regen-)Pausensignal<br />
fehlt<br />
■ zu warm, aber <strong>auch</strong> <strong>in</strong> manchen<br />
Räumen fußkalt.<br />
■ Die Räume benötigen e<strong>in</strong>en neuen<br />
Anstrich und danach e<strong>in</strong>e Imprägnierung<br />
mit Elefantenhaut,<br />
damit die Wände nicht so schnell<br />
wieder verschmutzt werden.<br />
■ Flure, Räume und Treppenhäuser<br />
müssen renoviert werden.<br />
■ In den Treppenhäusern und im<br />
Neubau bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der<br />
Nähe der Fenster Stockflecken<br />
(Ansatz zu Schimmelbildung),<br />
die wahrsche<strong>in</strong>lich auf Schwitzwasser<br />
zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />
■ Die Schule benötigt Lärmdämmung.<br />
■ Die Räume benötigen Lärmdämmung<br />
(aufgrund von Messungen<br />
belegt).<br />
■ Die Beleuchtung ist nicht ausreichend.<br />
■ Die Arbeitsplätze müssen mit ergonomischen<br />
Sitzmöbeln ausgestattet<br />
werden.
FLZ Nr. 1/09 S TA D T F R A N K F U R T<br />
SEITE 5<br />
Sonder<strong>in</strong>vestitionsprogramme Bund / Land<br />
Investitions- und Instandhaltungsmaßnahmen an Schulen (Neubau, Erweiterung und Sanierung)<br />
Prioritäten<br />
Schwerpunkte der Investiven Mittel aus dem städtischen Haushalt<br />
Die <strong>in</strong>vestiven Mittel im Schulbereich verteilen sich auf die folgenden Themenschwerpunkte:<br />
Gebäudesicherheit-Brandschutz<br />
Neubau von Schulen<br />
Erweiterung, Umbau und Sanierung von Schulen<br />
Fachraumsanierung<br />
Toilettensanierungen<br />
Abriss und Neubau von Schulturnhallen<br />
IT-Ausstattung <strong>in</strong>cl. PPP-Schulen<br />
Ausbau Ganztagsbetrieb / Cafeterianeubau<br />
10.000.000 Euro<br />
7.213.000 Euro<br />
30.909.000 Euro<br />
2.500.000 Euro<br />
1.000.000 Euro<br />
4.260.000 Euro<br />
6.424.000 Euro<br />
4.717.000 Euro<br />
Die <strong>in</strong>vestiven Mittel im KT-Bereich (freie Trägerschaft) verteilen sich auf<br />
folgende Themenschwerpunkte<br />
Schaffung von Krippen- / Krabbelstubenplätzen (u3)<br />
Ausbau u3 im Zuge Neubau von KT‘s<br />
Investitionszuschüsse Träger-KT‘s<br />
Neubau KT‘s mit Schwerpunkt Platzausbau und Hort<br />
2.400.000 Euro<br />
2.216.000 Euro<br />
8.208.000 Euro<br />
12.476.000 Euro<br />
Die Investitionen im KT-Bereich (Städtische KT‘s) verteilen sich auf folgende<br />
Maßnahmen<br />
Sanierung von 4 KT‘s (3 Serienbauweise und KT 11)<br />
Abriss und Neubau der KT 21<br />
Städtischen Haushalt 2009<br />
Investition Schulen und KT‘s / Bauunterhaltung<br />
Gesamtsumme<br />
92.507.000,- Euro<br />
Maßnahmen im Rahmen des Teilprogramms „Verbesserungen des Lernumfeldes“<br />
Investition und Bauunterhaltung Gesamt<br />
Investition Gesamt<br />
- Schulbereich<br />
Davon im: (dar<strong>in</strong> enthalten Drittmittel Schulbaupauschale<br />
und IZBB-Restmittel von <strong>in</strong>gesamt 7.981.000 Euro)<br />
129.402.000 Euro<br />
103.595.000 Euro<br />
72.018.000 Euro<br />
- KT-Bereich – freigeme<strong>in</strong>nützige Träger<br />
- KT-Bereich – städtische KT‘s<br />
- Bauunterhaltung Schulen<br />
- Bauunterhaltung städt. KT‘s<br />
25.490.000 Euro<br />
6.087.000 Euro<br />
22.700.000 Euro<br />
3.107.000 Euro<br />
Trotz Haushaltsüberschuss und<br />
Konjunkturprogramm: CDU, FDP,<br />
Grüne lehnen Schulfonds ab<br />
Gesamtmittel<br />
Sonder<strong>in</strong>vestitionsprogramme Bund / Land<br />
E<strong>in</strong>zel-Sanierungsmaßnahmen städtische Kitas<br />
Summe <strong>in</strong>sgesamt<br />
14.679.000,- Euro<br />
1.737.000,- Euro<br />
Offener Brief<br />
an CDU, FDP, Grüne<br />
Der <strong>GEW</strong>-<strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
hat sich anlässlich der Verweigerung<br />
der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es<br />
Schulfonds für bedürftige K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche durch die Stadtverordnetenversammlung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Offenen Brief an die Parteimitglieder<br />
der <strong>Frankfurt</strong>er Regierungsparteien<br />
gewandt.<br />
Es ist völlig unverständlich,<br />
■ dass e<strong>in</strong>e Stadt, die <strong>in</strong> den vergangenen<br />
vier Jahren rund 1.500<br />
Millionen Euro mehr e<strong>in</strong>genommen<br />
hat als geplant, beantragte<br />
0,3 Millionen Euro für e<strong>in</strong>en<br />
Schulhilfsfonds zur Verbesserung<br />
der Lebens- und Bildungschancen<br />
für arme K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
<strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> verweigert,<br />
■ dass e<strong>in</strong>e reiche Stadt die zusätzlich<br />
bereit gestellten Mittel über<br />
Konjunkturprogramme nicht<br />
nutzt, um mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Teil<br />
davon Armuts- und Bildungsprobleme<br />
anzugehen,<br />
■ dass die Stadt <strong>Frankfurt</strong> das gerade<br />
vom Bundestag beschlossene<br />
sogenannte „Schulstarterpaket“<br />
ab dem Schuljahr 2009/10 zum<br />
Anlass nimmt, gar nicht erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
kommunale Kompensation der<br />
viel zu niedrigen Hartz-IV-Regelsätze<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
e<strong>in</strong>zutreten, wohl wissend, dass<br />
die Bundesregelung viel zu kurz<br />
greift und e<strong>in</strong>e Vielzahl von gleich<br />
bedürftigen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />
von e<strong>in</strong>er schulbezogenen<br />
Unterstützung ausschließt,<br />
■ dass e<strong>in</strong>e Stadt dies nur zwei Tage<br />
nach der Feststellung des Bundessozialgerichts<br />
tut, wonach die<br />
Hartz-IV-Regelsätze für K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche verfassungswidrig<br />
s<strong>in</strong>d,<br />
■ dass die Stadt damit ihre eigenen<br />
Aussagen <strong>in</strong> dem Bericht des Magistrats<br />
vom 21.07.2008, B 440<br />
im Grunde widerspricht, wie Anlage<br />
1 zeigt,<br />
■ dass e<strong>in</strong>e Stadt wie <strong>Frankfurt</strong><br />
damit die prekäre Lebens- und<br />
Bildungssituation armer K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendlicher ignoriert (siehe<br />
Anlage) und dadurch den E<strong>in</strong>druck<br />
erweckt, die Lebens- und<br />
Bildungssituation von armen<br />
K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen liege<br />
ihr nicht besonders am Herzen,<br />
■ dass die Stadt so viele Voten ignoriert<br />
(siehe Anlage), die sich für<br />
e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale Verbesserung der<br />
Lebens- und Bildungssituation armer<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendlicher und<br />
damit für gleiche Bildungschancen<br />
e<strong>in</strong>setzen.<br />
Wir halten e<strong>in</strong> solches Vorgehen<br />
für unmenschlich und fordern die<br />
regierenden Parteien auf, den ablehnenden<br />
Beschluss noch e<strong>in</strong>mal<br />
zu überdenken und den gewonnenen<br />
Spielraum, der durch die 97<br />
Millionen Euro aus dem „Sonder-<br />
Investitionsprogramm“ des Landes<br />
<strong>Hessen</strong> entstanden ist, zu nutzen<br />
um sofort und unbürokratisch<br />
ausreichende Mittel zur Unterstützung<br />
aller SchülerInnen aus armen<br />
Familien e<strong>in</strong>zusetzen und ab August<br />
2009 weitere Gelder im regulären<br />
Haushalt für Hartz-IV-Familien<br />
bereitzustellen, deren K<strong>in</strong>der<br />
die weiterführenden Schulen<br />
besuchen.<br />
Über Armut bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />
sollte nicht nur geredet,<br />
sondern sie sollte <strong>auch</strong> durch<br />
entsprechendes Handeln angegangen<br />
werden.
SEITE 6<br />
FLZ Nr. 1/09<br />
Nachrichten aus dem Gesamtpersonalrat<br />
Erste Reihe von l<strong>in</strong>ks nach rechts: Elke Lamprecht, Marianne Friemelt, Christiane Treffert, Meike Bär<br />
zweite Reihe v.l.n.r. Silvia Boczek-Wronker, Ute Seeger, Margret Kröger, Ra<strong>in</strong>er Koch, Hanne Hirn, Angelika<br />
Wahl, Christa Sperr-Straub, Jürgen Lamprecht<br />
dritte Reihe: Hans Wedel, Karlfried Kl<strong>in</strong>gel, Sebastian Guttmann, Klaus Schermelleh<br />
Versetzungen<br />
Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler teilte mit,<br />
dass bei Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />
mit Mangelfächern, die den 1. Versetzungsantrag<br />
stellten, grundsätzlich<br />
ke<strong>in</strong>e Freigabe mehr erteilt werde.<br />
Die Mangelsituation bestehe für<br />
den HR-Bereich <strong>in</strong> den naturwissenschaftlichen<br />
Fächern und Englisch,<br />
für den Gymnasialbereich<br />
<strong>in</strong> Mathematik, Physik, Informatik<br />
und Late<strong>in</strong>. Sie gelte für ganz<br />
<strong>Frankfurt</strong>, so dass, selbst wenn an<br />
der Schule Ersatz geschaffen werden<br />
könne, ke<strong>in</strong>e Versetzung erfolge.<br />
In sozialen Härtefällen wurde<br />
dankenswerterweise dann doch <strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>zelfällen die Freigabe erteilt,<br />
<strong>auch</strong> wenn es sich um den 1. Antrag<br />
handelte. Die Systematik, nach<br />
der erteilt oder verweigert wurde,<br />
bleibt demgemäß im Dunkeln. Die<br />
Mitglieder der Versetzungskommission<br />
haben sich für alle Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
und Kollegen vehement e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
konnten aber die Freigabe leider<br />
nicht <strong>in</strong> allen Fällen erreichen.<br />
Quere<strong>in</strong>steiger<br />
Die Verordnung zur E<strong>in</strong>stellung<br />
von Quere<strong>in</strong>steigern wurde bekanntermaßen<br />
vom Verwaltungsgerichtshof<br />
aus dem Verkehr gezogen.<br />
Die Hauptverhandlung steht<br />
noch aus. Das Staatliche Schulamt<br />
hatte bereits im Dezember die Verträge<br />
von 6 Quere<strong>in</strong>steigern, die an<br />
Gymnasien und Gymnasialzweigen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt waren, bis zu den Sommerferien<br />
verlängert. Andere Verträge<br />
von Personen, die man für e<strong>in</strong>e<br />
Dauerbeschäftigung als wenig<br />
geeignet e<strong>in</strong>schätzt, wurden <strong>in</strong> Vertretungsverträge<br />
umgewandelt. Im<br />
beruflichen Bereich haben derzeit<br />
12 Personen Verträge, die bis zum<br />
Sommer befristet s<strong>in</strong>d. Was weiter<br />
mit diesen Menschen geschieht,<br />
hängt zum e<strong>in</strong>en davon ab, welche<br />
Rechtsgrundlagen demnächst<br />
durch das HKM geschaffen werden<br />
(die Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />
rückt von dem Vorhaben ja ke<strong>in</strong>eswegs<br />
ab), andererseits davon,<br />
ob die Personen von Schulleitungen<br />
und Personalräten gewünscht<br />
werden. Die Schulamtsdezernenten<br />
werden nicht müde zu beteuern,<br />
dass sie ohne den Willen der<br />
Betroffenen vor Ort nicht handeln<br />
werden.<br />
Personalratsmitbestimmung<br />
bei E<strong>in</strong>stellungen<br />
Immer wieder erreichen uns Berichte<br />
von Personalräten, dass jemand<br />
e<strong>in</strong>gestellt wurde und sie nachträglich<br />
noch zustimmen sollten.<br />
Auf Anregung des GPRLL soll allen<br />
Schulleiter<strong>in</strong>nen und Schulleitern<br />
nochmals e<strong>in</strong>geschärft werden,<br />
dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellung – gleich bei<br />
welchem Beschäftigungsverhältnis<br />
– erst vorgenommen werden kann,<br />
wenn die schriftliche Zustimmung<br />
des Personalrates vorliegt. Ebenso<br />
muss es dem Personalrat mitgeteilt<br />
werden, wenn das Schulamt e<strong>in</strong>e<br />
Begründung zurückgewiesen hat,<br />
damit dieser ggf. dagegen klagen<br />
kann (s.a. nächsten Punkt). Und<br />
dieser benötigt für e<strong>in</strong>e sachadäquate<br />
Beteiligung nach § 62(2) HP-<br />
VG m<strong>in</strong>destens E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> alle Bewerbungsunterlagen.<br />
Sollten diese<br />
nicht zur Verfügung stehen, wäre<br />
dies e<strong>in</strong> Ablehnungsgrund gemäß<br />
§ 77(4)1. HPVG.<br />
Ablehnungsbegründungen<br />
von Schulpersonalräten<br />
Die Juristen im Staatlichen Schulamt<br />
haben es sich <strong>in</strong> letzter Zeit vermehrt<br />
zur Aufgabe gemacht, Ableh-<br />
nungsbegründungen von Schulpersonalräten<br />
mit dem Argument zu<br />
kassieren, die Begründungen seien<br />
nicht stichhaltig. Glücklicherweise<br />
hat der GPRLL <strong>in</strong>zwischen<br />
e<strong>in</strong>en Schulpersonalrat gefunden,<br />
der bereit war, dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beschlussverfahren<br />
überprüfen zu<br />
lassen. Wir raten allen Schulpersonalräten,<br />
mit dem GPRLL Kontakt<br />
aufzunehmen, wenn Maßnahmen,<br />
die sie abgelehnt haben,<br />
dennoch durchgeführt werden. Es<br />
lohnt sich immer, zu prüfen, ob das<br />
Schulamt gesetzwidrig verfährt, um<br />
sich e<strong>in</strong> Stufenverfahren zu ersparen.<br />
Beschlussverfahren gehen <strong>in</strong><br />
jedem Fall auf Kosten des Staatlichen<br />
Schulamtes.<br />
Neues Zuweisungsverfahren<br />
Während das Allheilmittel für alle<br />
Probleme angeblich die „selbständige<br />
Schule“ ist, wird die Lehrerzuweisung<br />
zentralisiert. Schulen<br />
haben ihre Schülerzahlenprognose<br />
seit Neuestem direkt nach Wiesbaden<br />
zu melden und bekommen von<br />
dort direkt die ihnen zustehende<br />
Unterrichtsversorgung ausgerechnet.<br />
Ausgleiche, die das Schulamt<br />
bisher quasi „unter der Hand“ vornehmen<br />
konnte, s<strong>in</strong>d dadurch nicht<br />
mehr möglich. So s<strong>in</strong>d z.B. die 13<br />
Stellen für „Schulen mit festen Öffnungszeiten“,<br />
die bisher vorab von<br />
der Gesamtstellenzuweisung abgezogen<br />
und den betreffenden Schulen<br />
zusätzlich zugewiesen wurden, h<strong>in</strong>fällig.<br />
Der enge Zeitplan, der vom<br />
HKM für das Verfahren vorgegeben<br />
wurde, funktioniert nur, wenn sich<br />
wirklich alle daran halten. Man darf<br />
gespannt se<strong>in</strong>, ob die Lehrerzuweisung<br />
– entsprechend dem Schicksal<br />
der LUSD – im Chaos endet. Die<br />
Personalräte sollten permanent vor<br />
Ort nachfragen, welche Informationen<br />
nach Wiesbaden gemeldet und<br />
welche von dort zurückgekommen<br />
s<strong>in</strong>d, um sich e<strong>in</strong>en Überblick über<br />
die Stellensituation an der Schule zu<br />
verschaffen.<br />
Etatmittel für die Projektprüfung<br />
an Hauptschulen<br />
Es ist wie immer: als die Projektprüfung<br />
e<strong>in</strong>geführt wurde, gab es<br />
<strong>auch</strong> Geld für benötigte Materialien,<br />
um die Akzeptanz zu erhöhen.<br />
In den letzten beiden Jahren floss allerd<strong>in</strong>gs<br />
ke<strong>in</strong> Geld mehr: die Schulen<br />
sollen das jetzt aus ihrem Etat<br />
für Lehrmittel bezahlen. Dies teilte<br />
das Staatliche Schulamt auf Nachfrage<br />
mit Schulterzucken mit. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
schlagen sich die h<strong>in</strong>zugekommenen<br />
Ausgaben nicht im Etat<br />
dergestalt nieder, dass dieser aufgestockt<br />
worden wäre.<br />
Kommentar. Im Zweifel werden es<br />
die K<strong>in</strong>der selbst bezahlen müssen,<br />
und da es sich bei HauptschülerInnen<br />
nicht gerade um die Wohlhabendsten<br />
handelt, kommen zum<br />
Schluss ja <strong>auch</strong> noch die Lehrkräfte<br />
als F<strong>in</strong>anzierungsquelle <strong>in</strong> Frage.<br />
Hauptschulen – wie geht es<br />
weiter<br />
Darauf darf man wirklich gespannt<br />
se<strong>in</strong>! Gab es im November noch Signale<br />
aus dem Staatlichen Schulamt,<br />
dass nur e<strong>in</strong>ige Hauptschulen<br />
wieder SchülerInnen würden<br />
aufnehmen dürfen, gab Banzer<br />
kurz vor der Wahl die Parole aus,<br />
dass alle Standorte erhalten bleiben<br />
sollten. Auch laut dem Koalitionsprogramm<br />
soll die Hauptschule<br />
als Schulform erhalten bleiben<br />
– was das für die Aufnahme von<br />
Fünftklässlern bedeutet, darüber<br />
schweigt man sich derzeit noch aus.
FLZ Nr. 1/09 SEITE 7<br />
Nachrichten aus dem Gesamtpersonalrat<br />
Herkunftssprachliche<br />
Lehrkräfte<br />
Nach e<strong>in</strong>igem H<strong>in</strong> und Her erhielt<br />
der GPRLL von der Dienststelle die<br />
Zusage, dass herkunftssprachliche<br />
Lehrkräfte an höchstens vier Standorten<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden dürfen. Unser<br />
Ziel bleibt weiterh<strong>in</strong>, den E<strong>in</strong>satz<br />
auf drei Standorte zu begrenzen.<br />
Mobb<strong>in</strong>g-Vere<strong>in</strong>barung<br />
Die Vere<strong>in</strong>barung für fairen Umgang<br />
<strong>in</strong> der Dienststelle, die präventive<br />
wie <strong>auch</strong> Verfahrensschritte<br />
enthält, ist Ende Februar bereits<br />
e<strong>in</strong> Jahr alt geworden. Ihre Gültigkeit<br />
wurde zunächst bis Dezember<br />
verlängert – <strong>in</strong> der Zwischenzeit<br />
soll e<strong>in</strong> Erfahrungsaustausch<br />
zwischen Dienststelle und<br />
GPRLL stattf<strong>in</strong>den. Rückmeldungen<br />
von Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />
s<strong>in</strong>d der <strong>GEW</strong>-Fraktion im GPRLL<br />
willkommen.<br />
Fortbildungsetat des Staatlichen<br />
Schulamtes<br />
Die kommissarische Amtsleiter<strong>in</strong>,<br />
Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler, hat für das<br />
Jahr 2009 10.000 Euro für regionale<br />
Fortbildungsveranstaltungen<br />
des Staatlichen Schulamts aus<br />
dem Schulamtsetat zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Und wieder e<strong>in</strong>mal:<br />
Mitarbeitergespräche<br />
Immer wieder werden wir gefragt:<br />
s<strong>in</strong>d Mitarbeitergespräche eigentlich<br />
Pflicht oder freiwillig Die Antwort:<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Erlass hat das Innenm<strong>in</strong>isterium<br />
Mitarbeitergespräche<br />
beschrieben, aber gleichzeitig darauf<br />
h<strong>in</strong>gewiesen, dass das Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />
eigene Regelungen erlassen<br />
werde. Solche Regelungen<br />
liegen nicht vor. Um die Gespräche<br />
überhaupt durchführen zu können,<br />
muss aber e<strong>in</strong>iges geregelt werden:<br />
von der Term<strong>in</strong>festlegung über die<br />
Reihenfolge bis h<strong>in</strong> zu Formularen,<br />
Behandlung von beim Gespräch<br />
entstandenen Schriftstücken, Widerspruchsmöglichkeiten,<br />
Möglichkeit<br />
des Gruppengesprächs usw.<br />
Mangels Regelungen von „höherer“<br />
Ebene kann dies nur mit dem<br />
Schulpersonalrat geschehen, der<br />
sich <strong>in</strong> der Mitwirkung bef<strong>in</strong>det.<br />
Vorher sollte man mit solchen Gesprächen<br />
gar nicht anfangen! Und<br />
<strong>auch</strong> dann ist noch die Frage, ob<br />
man nicht zur Abwechslung <strong>auch</strong><br />
e<strong>in</strong>mal mutig „NEIN!“ sagen sollte.<br />
Was soll denn da passieren<br />
Mediation an Schulen<br />
In e<strong>in</strong>em aktuellen Fall gab es Probleme<br />
zwischen dem Kollegium<br />
und der Schulleitung. Das Schulamt<br />
riet der Schule, e<strong>in</strong>e Mediation<br />
zu machen. Die Kosten soll die<br />
Schule aus ihrem Fortbildungsetat<br />
tragen. Der GPRLL hat zusammen<br />
mit der Schule die Auffassung vertreten,<br />
dass dies e<strong>in</strong>e Zweckentfremdung<br />
der Fortbildungsgelder<br />
wäre. Der GPRLL hat das Schulamt<br />
aufgefordert, für solche Fälle<br />
e<strong>in</strong>en Etat von 10.000 Euro für alle<br />
Schulen aus dem Schulamtsbudget<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Beendigung der Beschäftigung<br />
e<strong>in</strong>er Unternehmensberatung<br />
Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler hat mitgeteilt,<br />
dass die Zusammenarbeit mit<br />
der Unternehmensberatung Hirzel,<br />
Leder & Partner, die Herr Eifert<br />
über Jahre h<strong>in</strong>aus beschäftigt hat,<br />
beendet ist. Diese Unternehmensberatung<br />
hatte <strong>in</strong>sbesondere im Zusammenhang<br />
mit der „Modellregion<br />
<strong>Frankfurt</strong>“, aber <strong>auch</strong> bei anderen<br />
Schulamtsveranstaltungen<br />
sehr viel Geld verdient: mit bunten<br />
Bildchen und mehr oder weniger<br />
aussagekräftigen Powerpo<strong>in</strong>t-<br />
Präsentationen wollte sie das Staatliche<br />
Schulamt auf Kurs br<strong>in</strong>gen.<br />
Die Entscheidung, sich von HLP<br />
zu trennen, hat der GPRLL sehr<br />
begrüßt! Das Geld kann für andere<br />
Zwecke mit Sicherheit s<strong>in</strong>nvoller<br />
angelegt werden (siehe <strong>auch</strong>: Mediation<br />
usw.).<br />
Frauenförderplan<br />
Im Zusammenhang mit der alle<br />
zwei Jahre anstehenden Erstellung<br />
des Frauenförderplans stellt<br />
die Frauenbeauftragte <strong>auch</strong> Forderungen<br />
auf, die die Erfüllung des<br />
Plans befördern sollen. In der Beratung<br />
mit dem GPRLL ergab sich<br />
e<strong>in</strong>e Kontroverse, weil die Frauenbeauftragte<br />
fordert, dass Funktionsstellen<strong>in</strong>haber<strong>in</strong>nen<br />
stärker entlastet<br />
werden sollten. Der GPRLL<br />
hat dies zwar unterstützt, wollte<br />
aber erreichen, dass <strong>auch</strong> e<strong>in</strong> Satz<br />
über die dr<strong>in</strong>gend notwendige Entlastung<br />
von Frauen (und Männern),<br />
die an der Basis arbeiten, aufgenommen<br />
werden müsse. Dies wurde<br />
sowohl von Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler<br />
als <strong>auch</strong> von der Frauenbeauftragten<br />
abgelehnt. Der GPRLL hat<br />
daraufh<strong>in</strong> zu dem Zahlenwerk ke<strong>in</strong>e<br />
Zustimmung gegeben und noch<br />
e<strong>in</strong>mal schriftlich se<strong>in</strong> Unverständnis<br />
formuliert, dass der Frauenförderplan<br />
ke<strong>in</strong> Wort über Frauen an<br />
der Basis verliert.<br />
Schicksal der Strategischen<br />
Ziele<br />
Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger<br />
gelandet, so könnte man<br />
das Fazit zu den mit großem Tamtam<br />
se<strong>in</strong>erzeit <strong>in</strong> Königste<strong>in</strong> beschlossenen<br />
strategischen Zielen<br />
ziehen: Das strategische Ziel 1 (Lesefähigkeit<br />
nach dem 2. Schuljahr)<br />
ist erreicht (ach ja). Das Ziel 2<br />
(Senkung der Risikogruppe kompetenzschwacher<br />
SchülerInnen)<br />
wurde bis 2011 verlängert, dazu<br />
tagt e<strong>in</strong>e Steuerungsgruppe. Das<br />
Ziel 3 (Senkung des Prozentsatzes<br />
von HauptschulabgängerInnen<br />
ohne Abschluss) gilt hessenweit<br />
als erreicht außer <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Hier müsse man sich <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
noch was überlegen. Das Ziel Nr.<br />
4 (Senkung der Durchfallerquote<br />
bei bestimmten Berufen) wurde<br />
bis 31.7.2009 verlängert. Das<br />
Schulamt gibt zu bedenken, dass<br />
es sich um externe Prüfungen handele,<br />
auf deren Inhalte Lehrkräfte<br />
wenig E<strong>in</strong>fluss hätten und dass die<br />
„gestreckte Abschlussprüfungen“<br />
das Gesamtbild nochmals verändern<br />
würde.<br />
Kommentar: Viel Herzblut ist da<br />
wohl nicht mehr dr<strong>in</strong>.<br />
Sonder<strong>in</strong>vestitionsmittel der<br />
Stadt <strong>Frankfurt</strong><br />
In den Weihnachtsferien hat der<br />
GPRLL e<strong>in</strong>e Befragung bei den<br />
Schulpersonalräten gemacht, um<br />
herauszubekommen, welche Mängel,<br />
die <strong>in</strong> den letzten Jahren bei<br />
Schulbegehungen festgestellt wurden,<br />
durch den Schulträger noch<br />
immer nicht behoben wurden.<br />
Auf diese Befragung haben<br />
40 Schulpersonalräte geantwortet.<br />
Aus 9 Antworten g<strong>in</strong>g hervor,<br />
dass Sanierungsmaßnahmen erfolgreich<br />
abgeschlossen wurden oder<br />
gerade im Gange s<strong>in</strong>d. In 31 Antworten<br />
offenbart sich die gesamte<br />
restliche Misere: von sanierungsbedürftigen<br />
Toiletten über marode<br />
Turnhallen, mangelhaften Brandschutz<br />
und unzeitgemäßes Mobiliar<br />
ist alles dabei. Viele klagen <strong>auch</strong><br />
über das Fehlen von ruhigen Arbeitsräumen,<br />
ergonomisch e<strong>in</strong>gerichteten<br />
Arbeitsplätzen oder gar<br />
Sitzplätzen im viel zu kle<strong>in</strong>en Lehrerzimmer.<br />
Der GPRLL hat sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Schreiben an die Stadt <strong>Frankfurt</strong><br />
gewandt und verlangt, dass<br />
■ die Sonder<strong>in</strong>vestitionsmittel zunächst<br />
dafür verwendet werden<br />
sollen, das Sonderprogramm<br />
zum E<strong>in</strong>bau von Lärmschutzmaßnahmen<br />
sofort und nicht,<br />
wie ursprünglich geplant, über<br />
mehrere Jahre h<strong>in</strong>weg durchzuführen<br />
und<br />
■ die von den Schulen <strong>in</strong> ihren<br />
Rückmeldungen beklagten Zustände<br />
vorrangig zu beseitigen.<br />
Der GPRLL wird <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne<br />
e<strong>in</strong> Gespräch mit der Leitung des<br />
Stadtschulamtes anstrengen.<br />
Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Brief ebenfalls auf die Dr<strong>in</strong>glichkeit<br />
von Lärmschutz-maßnahmen<br />
h<strong>in</strong>gewiesen.<br />
Schulfonds<br />
Der GPRLL hat zusammen mit<br />
se<strong>in</strong>en Bündnispartnern (Stadtelternbeirat,<br />
StadtSchülerInnenRat,<br />
<strong>GEW</strong>) e<strong>in</strong> Schreiben an die Stadtverordneten<br />
der regierenden Parteien<br />
gerichtet, <strong>in</strong> dem er sich dafür<br />
ausspricht, e<strong>in</strong>en städtischen Schulfonds<br />
für K<strong>in</strong>der aus Hartz-IV-Familien<br />
e<strong>in</strong>zurichten. Die Regelsätze<br />
sehen Ausgaben für Schule zurzeit<br />
überhaupt nicht vor, und das ab<br />
dem nächsten Schuljahr vom Bund<br />
beschlossene Schuljahres-Startgeld<br />
ist zu ger<strong>in</strong>g. K<strong>in</strong>der von AsylbewerberInnen<br />
und Jugendliche aus<br />
Hartz-IV-Familien, die nach der 10.<br />
Klasse e<strong>in</strong>e weiterführende Schule<br />
besuchen, erhalten überhaupt ke<strong>in</strong>e<br />
f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung durch die<br />
Bundesregierung. Angesichts der<br />
Milliarden, die derzeit für Banken<br />
ausgegeben werden, wirkt die Verweigerung<br />
von e<strong>in</strong> paar Tausend<br />
Euro für K<strong>in</strong>der aus armen Familien<br />
geradezu obszön.<br />
Zukunftskonferenz der <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Beruflichen Schulen<br />
Vom 9. bis 11. Februar 2009 fand<br />
auf E<strong>in</strong>ladung der Stadt <strong>Frankfurt</strong><br />
e<strong>in</strong>e „Zukunftskonferenz“ der Beruflichen<br />
Schulen <strong>in</strong> der Philipp-<br />
Holzmann-Schule statt. Es waren<br />
alle 16 Beruflichen Schulen mit<br />
jeweils 2-3 Teilnehmern, bestehend<br />
aus Schulleitungsvertretern<br />
und Personalratsmitgliedern, e<strong>in</strong>geladen.<br />
Außerdem nahmen zwei<br />
VertreterInnen des GPRLL teil, sowie<br />
je 1 Vertreter des Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-<br />
Job-Center, von <strong>Hessen</strong>-Campus,<br />
dem Amt für Multikulturelle Angelegenheiten,<br />
der Gesellschaft für<br />
Jugendbeschäftigung, dem Jugendund<br />
Sozialamt sowie der Schulleiter<br />
der Beruflichen Schule <strong>in</strong> Rüsselsheim<br />
als Vertreter e<strong>in</strong>er SV+-<br />
Schule.<br />
Die Veranstaltung wurde von Prof.<br />
Dr. Burow von der GH Kassel und<br />
von Dr. H<strong>in</strong>z, e<strong>in</strong>em Privatschulleiter<br />
aus Baden Württemberg moderiert.<br />
Ziel der Konferenz war,<br />
den vorigen SEP Berufliche Schulen<br />
fortzuschreiben bzw. e<strong>in</strong>en neuen<br />
SEP zu entwickeln.<br />
Erfreulich ist, dass erstmals<br />
versucht wird, dies unter E<strong>in</strong>beziehung<br />
aller am Geschehensprozess<br />
Beteiligten – also <strong>auch</strong> der Personalvertretungen<br />
der betroffenen<br />
Schulen – durch zu führen, um e<strong>in</strong>en<br />
breiten Konsens zum künftigen<br />
SEP zu erreichen.<br />
Die „Zukunftskonferenz“ ist<br />
e<strong>in</strong>e Methode, die sechs Phasen<br />
zu verschiedenen Fragestellungen<br />
durchläuft. In diesem Fall sahen die<br />
Aufgabenstellungen folgendermaßen<br />
aus:<br />
1. Wo kommen wir her<br />
2. Was kommt bis zum Jahr 2015<br />
auf uns zu<br />
3. Was machen wir schon gut<br />
Wo besteht Entwicklungsbedarf<br />
4. Visionenphase (Wie stelle ich<br />
mir die Berufsschule <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
2015 vor)<br />
5. Discover<strong>in</strong>g Common Ground<br />
(Was ist unser geme<strong>in</strong>sames Interesse)<br />
6. Was wollen wir wie umsetzen<br />
Die Erarbeitung der Fragestellungen<br />
fand <strong>in</strong> Arbeitsgruppen statt, die ihre<br />
Ergebnisse nach der Gruppenarbeit<br />
dem Plenum vorstellten.<br />
Während sich am Montag und<br />
Dienstag der E<strong>in</strong>druck aufdrängte,<br />
dass die Methode den Inhalt<br />
beherrscht (schließlich verkaufen<br />
die beiden Moderatoren ihre „Zukunftskonferenzen“<br />
auf zahlreichen<br />
Veranstaltungen) und diesbezüglich<br />
<strong>auch</strong> e<strong>in</strong>ige Unzufriedenheit<br />
von den TeilnehmerInnen am Ende<br />
des zweiten Tages geäußert wurde,<br />
kam man am Mittwoch dann<br />
doch noch zu erfreulich konkreten<br />
Ergebnissen.<br />
Als positiv s<strong>in</strong>d zunächst e<strong>in</strong>ige<br />
Aussagen der Schulämter hervorzuheben:<br />
■ Beide Ämter betonten, es bestehe<br />
ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit, Schulen<br />
zu schließen, die 16 Beruflichen<br />
Schulen <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> sollten erhalten<br />
bleiben.<br />
■ Der Vertreter der Stadt, Dr. Damian,<br />
versprach, er werde sich<br />
dafür e<strong>in</strong>setzen, dass das Gebäude<br />
der Bornheimer Realschule<br />
zur Hans-Böckler-Schule komme.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs gebe es noch ke<strong>in</strong>en<br />
entsprechenden Magistratsbeschluss.<br />
Kommentar: Wie außerdem <strong>in</strong>zwischen<br />
zu vernehmen war, ist<br />
das Problem wohl noch längst<br />
nicht vom Tisch, denn <strong>auch</strong> die<br />
Louise-von-Rothschild-Schule<br />
erhebt Anspruch auf das Gebäude<br />
der Bornheimer Realschule.<br />
Der Ausgang ist also noch offen.<br />
■ Dezernent Hill vom Staatlichen<br />
Schulamt hat zugesagt, dass, sobald<br />
der Beschluss zugunsten der<br />
HBS vorliege, er sofort die Ausschreibung<br />
der Schulleiter-Stelle<br />
beantragen werde.<br />
■ Dr. Damian hat ferner bekräftigt,<br />
dass ke<strong>in</strong>e weiteren PPP-<br />
Schulprojekte geplant seien. Es<br />
habe bei den laufenden Vorhaben<br />
doch zu viele Probleme gegeben.<br />
Kommentar: Die Stadt hätte<br />
rechtzeitig auf die Warnungen<br />
der <strong>GEW</strong> hören sollen! Dann<br />
wären ihr <strong>auch</strong> die kürzlich erschienenen<br />
pe<strong>in</strong>lichen Presseberichte<br />
über mangelhafte Isolierung<br />
und Umweltbelastung<br />
durch die neuen Gebäude erspart<br />
geblieben!<br />
■ Dr. Damian ergänzte, dass derzeit<br />
e<strong>in</strong> Standard-Raumprogramm<br />
für die <strong>Frankfurt</strong>er Schulen<br />
von e<strong>in</strong>em Architekturbüro<br />
erarbeitet werde. Diese Standards<br />
sollten <strong>in</strong> den nächsten<br />
Monaten fertig werden. Daran<br />
würden sich dann sämtliche<br />
Schulbauten/-ausstattungen orientieren.<br />
Vorsorglich hat der Leiter<br />
der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der<br />
Schulleiter/-<strong>in</strong>nen der Beruflichen<br />
Schulen, Tilmann Stoodt,<br />
e<strong>in</strong>e Beteiligung der Berufsschul-<br />
AG (SSA, SL) reklamiert, da er<br />
befürchtet, dass sonst evtl. praxisfremd<br />
gearbeitet würde.<br />
Als direktes Ergebnis aus der Tagung<br />
resultierte die E<strong>in</strong>richtung<br />
folgender Arbeitsgruppen zu Themen,<br />
die allgeme<strong>in</strong> als besonders<br />
bearbeitungsbedürftig e<strong>in</strong>geschätzt<br />
wurden:<br />
■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG zum Thema<br />
„Schülerströme/Raumproblematik“<br />
Hier sollen sich zunächst die<br />
Schulleiter/-<strong>in</strong>nen sowie Personalräte<br />
aller Beruflichen Schulen<br />
mit den Ämtern zusammensetzen,<br />
um e<strong>in</strong>e Prioritätenliste zu<br />
erarbeiten. Später sollen an den<br />
E<strong>in</strong>zelprojekten jeweils die betroffenen<br />
Schulen sowie die Ämter<br />
beteiligt se<strong>in</strong>. Positiv ist zu<br />
vermerken, dass <strong>in</strong> allen Fällen<br />
die Kollegien durch ihre Personalvertreter/-<strong>in</strong>nen<br />
repräsentiert<br />
se<strong>in</strong> werden.<br />
■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG „Sozialpädagogische<br />
Betreuung“<br />
■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG „Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
der Lehrkräfte<br />
an den Beruflichen Schulen <strong>in</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong>“.<br />
■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG „Selbstverantwortung<br />
von Schulen“.<br />
■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG „Sanierung<br />
am Standort unter Berücksichtigung<br />
guter Arbeits- und Lernbed<strong>in</strong>gungen“.<br />
Auch für die letztgenannten vier<br />
AGs gilt, dass – je nach Zusammensetzung<br />
während der „Zukunftskonferenz“<br />
– die Personalräte<br />
weiterh<strong>in</strong> vertreten se<strong>in</strong> werden!<br />
Kommentar: Es ist <strong>in</strong>sgesamt festzustellen,<br />
dass unser Ziel – nämlich<br />
die E<strong>in</strong>beziehung der betroffenen<br />
Kollegien – im Gegensatz zum Werdegang<br />
des letzten Schulentwicklungsplans<br />
erreicht werden konnte.<br />
Jetzt ist es an den Beteiligten, das<br />
Beste daraus zu machen!<br />
Hanne Hirn /<br />
Klaus Schermelleh
SEITE 8<br />
Nachrichten aus dem Hauptpersonalrat<br />
FLZ Nr. 1/09<br />
Pläne für e<strong>in</strong>e zentralistische<br />
Stellenzuweisung<br />
Das HKM begründete das geänderte<br />
Zuweisungsverfahren, nach dem<br />
die Schulen dem HKM direkt ihren<br />
Stellenbedarf melden sollen, damit,<br />
dass es ihm um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Zuweisung<br />
im Lande gehe und darum,<br />
die unterschiedliche Praxis e<strong>in</strong>zelner<br />
Staatlicher Schulämter zu unterb<strong>in</strong>den.<br />
Zeitlich solle die Zuweisung<br />
möglichst frühzeitig erfolgen,<br />
die Eigenverantwortung der Schule<br />
solle gestärkt werden. Hierzu sei<br />
<strong>auch</strong> geplant, 1% der Stellen den<br />
Schulen als Budget zur Verfügung<br />
zu stellen. Dieses sei jedoch nur für<br />
Personalausgaben verwendbar.<br />
Um das Ziel der möglichst frühen<br />
100%-igen Zuweisung zu erreichen,<br />
müsse die Plausibilitätsprüfung<br />
<strong>in</strong> den Osterferien stattf<strong>in</strong>den.<br />
Erste E<strong>in</strong>stellungen sollen nach<br />
der ersten Phase möglich se<strong>in</strong>. Das<br />
Versetzungsverfahren müsse abgewartet<br />
werden. Dieses solle <strong>in</strong> Zukunft<br />
früher stattf<strong>in</strong>den. Die Term<strong>in</strong>e<br />
für das Versetzungsverfahren<br />
und für die Teilzeitbeantragung sollen<br />
früher gesetzt werden, um <strong>auch</strong><br />
die Staatlichen Schulämter zu entlasten.<br />
Nur im Bereich des Solls f<strong>in</strong>de<br />
e<strong>in</strong>e Kommunikation zwischen<br />
HKM und Schulen statt. Der Soll-<br />
Ist-Abgleich erfolge zwischen Schulen<br />
und Staatlichem Schulamt.<br />
Für die Kommunikation mit<br />
den Schulen werde e<strong>in</strong>e Emailadresse<br />
e<strong>in</strong>gerichtet. Die Prognosebewertung<br />
solle <strong>in</strong> den Staatlichen Schulämtern<br />
erfolgen.<br />
Die Zuweisung für die Beruflichen<br />
Schulen solle auf Grundlage<br />
der Statistik 2008/09 und e<strong>in</strong>es<br />
Trendfaktors <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er schülerbezogenen<br />
Zuweisung (Schülerfaktor<br />
für jede Schulform) erfolgen.<br />
Zum geänderten Zuweisungsverfahren<br />
erklärte der HPRLL, dass<br />
es für ihn mehr als fraglich sei, ob<br />
man mit e<strong>in</strong>er zentralistischen Zuweisung<br />
dem System e<strong>in</strong>en Gefallen<br />
tue: Die neuen Kommunikationswege<br />
seien länger und erforderten<br />
e<strong>in</strong>en höheren Aufwand. Es bestehe<br />
die Gefahr, dass über Bedarf e<strong>in</strong>gestellt<br />
werde und/oder nachgesteuert<br />
werden müsse.<br />
Der HPRLL wies das HKM auf §<br />
152 HSchG h<strong>in</strong> (wonach die Zuweisung<br />
an die StSchÄ erfolgen muss),<br />
was das HKM bestätigte. Neu ist,<br />
dass den Schulen das ihnen zustehende<br />
Stellen-Soll demnächst vom HKM<br />
mitgeteilt wird. Bisher hat das HKM<br />
den Erlass zum Zuweisungsverfahren<br />
nicht verändert.<br />
Der HPRLL hatte früher den<br />
Abbau des Pools kritisiert und jetzt<br />
noch e<strong>in</strong>mal darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
dass es s<strong>in</strong>nvoll sei, ihn wieder (mit<br />
zusätzlichen Stellen) zu aktivieren.<br />
Nach den weiteren Ausführungen<br />
des HKM sche<strong>in</strong>t es eher um e<strong>in</strong>e<br />
zentrale Bedarfserhebung als um<br />
e<strong>in</strong>e zentrale Zuweisung zu gehen.<br />
Lehrerzuweisung für 2009/10<br />
Das HKM legte Anfang März 2009<br />
den ersten Entwurf der Lehrerstellenzuweisung<br />
zum kommenden Schuljahr<br />
vor und erläuterte diesen.<br />
Die dar<strong>in</strong> vorgesehenen 47.251<br />
Stellen basierten auf den Erwartungen<br />
an den künftigen Haushalt<br />
(1.000 Stellen mehr).<br />
Der Klassenteiler <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>gangsklassen<br />
der Grundschule<br />
und der 5. Klassen sei verändert,<br />
dies werde sich künftig fortsetzen.<br />
Die IGS hätten e<strong>in</strong>en von 3,1 auf<br />
4 Stunden erhöhten Zuschlag. Die<br />
5,5 Stunden für den Wahlunterricht<br />
an Gymnasien sei gleichmäßig<br />
über die Jahrgangsstufen 5 – 9<br />
verteilt worden. Die erhöhte Unterrichtsverpflichtung<br />
<strong>in</strong> der Gymnasialklasse<br />
11 sei mit der Erhöhung<br />
des Faktors für die gymnasiale<br />
Oberstufe abgedeckt.<br />
Bei den Förderschulen gebe ger<strong>in</strong>ge<br />
Verbesserungen bei den Zuschlägen.<br />
Insgesamt müsse dieser Bereich<br />
aber neu strukturiert werden.<br />
An den Beruflichen Schulen<br />
könne über 99% der Stellen bereits<br />
verfügt werden, evt. erfolge<br />
im Mai bereits die Zuweisung.<br />
Für das HKM seien 2 Pools vorgesehen<br />
(10 + 455 Stellen), u.a. für<br />
schulübergreifende Maßnahmen,<br />
Ganztagsschulen, Kombiklassenzuschläge,<br />
jahrgangs- und schulformübergreifenden<br />
Unterricht.<br />
E<strong>in</strong> HKM/StSchÄ-Pool von<br />
118 Stellen sei zu e<strong>in</strong>em Drittel für<br />
das HKM, zu zwei Dritteln für die<br />
Staatlichen Schulämter zum weiteren<br />
Ausgleich reserviert.<br />
„Lehrer nach <strong>Hessen</strong>“ –<br />
Quere<strong>in</strong>stieg<br />
Über die aktuelle Entwicklung der<br />
Eilverfahren und die Entscheidungen<br />
des Verwaltungsgerichts (VG)<br />
Wiesbaden und des Verwaltungsgerichtshofs<br />
<strong>in</strong> Kassel ist breit <strong>in</strong>formiert<br />
worden. Das Hauptsacheverfahren<br />
beim VG steht jetzt an.<br />
Das HKM hat <strong>in</strong> der Februar-Sitzung<br />
den Ansche<strong>in</strong> erweckt, dass<br />
es auf die weitere rechtliche Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
setzt.<br />
In der Sitzung Anfang März<br />
sah es so aus, dass an e<strong>in</strong>er neuen<br />
Regelung gebastelt werde, aber<br />
sowohl das Verfahren als <strong>auch</strong> die<br />
Ausrichtung noch nicht klar sei.<br />
Das HKM hat <strong>in</strong>formiert, dass<br />
alle 152 „Quere<strong>in</strong>steiger“ Vertretungsverträge<br />
bekommen hätten<br />
und alle StSchÄ dem HKM versichert<br />
hätten, dass es e<strong>in</strong>en Vertretungsgrund<br />
gegeben habe.<br />
Der HPRLL forderte e<strong>in</strong>e Übersicht<br />
der Qualifikation der Betroffenen<br />
und ihrer E<strong>in</strong>satzbereiche an,<br />
um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung über die vorhandenen<br />
Qualifikationen zu bekommen,<br />
bekannt gewordene Fälle<br />
haben eher Skepsis ausgelöst.<br />
Der HPRLL hat die M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>sbesondere zu diesem Thema<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der nächsten Sitzungen e<strong>in</strong>geladen.<br />
Der bisher gültige Quere<strong>in</strong>steigererlass<br />
ist zum 31. 01. 2008 außer<br />
Kraft getreten. Der HPRLL hat<br />
dem HKM gegenüber befürwortet,<br />
dass er – zum<strong>in</strong>dest bis zu e<strong>in</strong>er<br />
umfassenden Regelung – wieder <strong>in</strong><br />
Kraft gesetzt wird, denn hier gab es<br />
zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>ige Standards.<br />
Neuregelung der Arbeitszeit<br />
für Ausbilder<strong>in</strong>nen und<br />
Ausbilder<br />
Aus dem Bereich der Sem<strong>in</strong>arpersonalräte<br />
hatte der HPRLL erfahren,<br />
dass es e<strong>in</strong>e neue Diskussion um<br />
e<strong>in</strong>e Arbeitszeitregelung der AusbilderInnen<br />
gibt. Das HKM sagte,<br />
Herbert Storn,<br />
Hans-Böckler-Schule (212-34409),<br />
Tel. 06101-50 02 68,<br />
Herbert.Storn@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
dass es sich hier um <strong>in</strong>terne Diskussionen<br />
Interessierter handele, das<br />
HKM von sich aus derzeit ke<strong>in</strong>en<br />
Handlungsbedarf habe und abwarte,<br />
ob bzw. was dann aus dem AfL<br />
als Vorschlag komme.<br />
Gehaltskürzungen bei LiV<br />
zurücknehmen!<br />
Der HPRLL hat sich e<strong>in</strong>er Resolution<br />
des Studiensem<strong>in</strong>ars für Gymnasien<br />
Marburg angeschlossen, <strong>in</strong> der<br />
das HKM aufgefordert wird, die<br />
15%-Kürzung bei der Vergütung<br />
derjenigen LiV zurückzunehmen,<br />
die das Prüfungssemester wegen<br />
Nichtbestehens der Prüfung wiederholen.<br />
Die Durchfallquote liege<br />
derzeit bei 9,7%.<br />
Modellprojekt Selbstverantwortung<br />
plus – beabsichtigte<br />
Verlängerung<br />
Es ist beabsichtigt, das Projekt zu<br />
verlängern. Die Abstimmungen<br />
mit der „neuen Hausspitze“ dauern<br />
aber an. Der HPRLL hat e<strong>in</strong>e<br />
Erörterung e<strong>in</strong>gefordert, bevor<br />
e<strong>in</strong> entsprechender Erlass veröffentlicht<br />
wird.<br />
Girokonten für die Schulen<br />
Das HKM legte die „Richtl<strong>in</strong>ie zur<br />
Führung von Girokonten durch die<br />
Schulen (Schulgirokonten)“ vor.<br />
Das E<strong>in</strong>richten von Schulgirokonten<br />
sei e<strong>in</strong> „Kann“, aber nicht verpflichtend.<br />
Das Schulgirokonto solle zur<br />
Abwicklung von Fremdmitteln,<br />
aber <strong>auch</strong> von Landesmitteln dienen.<br />
Es solle im Namen des Landes<br />
abgeschlossen werden und sei somit<br />
e<strong>in</strong> Landeskonto. Die Richtl<strong>in</strong>ie<br />
versuche zum e<strong>in</strong>en den Anforderungen<br />
von Rechnungshof und F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium<br />
Rechnung zu tragen<br />
und zum anderen es für Schulen<br />
handhabbar zu machen.<br />
Das 4-Augen-Pr<strong>in</strong>zip- müsse<br />
verwirklicht werden. Die Kontodokumentation<br />
solle nachvollziehbar<br />
und jederzeit nachprüfbar se<strong>in</strong>,<br />
das Abheften von Kontoauszügen<br />
reiche hierzu nicht aus. Die Zahlungsdokumentation<br />
mit Hilfe der<br />
Software des Schulträgers solle ermöglicht<br />
werden. Die Kontoführung<br />
sei nicht nur an Schulleiter/<strong>in</strong><br />
und Stellvertreter/<strong>in</strong> gebunden.<br />
Der HPRLL stimmte dem Erlass<br />
mit der Anmerkung zu, dass<br />
er davon ausgehe, dass e<strong>in</strong> neues<br />
Beteiligungsverfahren stattf<strong>in</strong>det,<br />
wenn e<strong>in</strong>e Nutzungsänderung der<br />
Girokonten geplant ist.<br />
Turnfest <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
Nachdem 1 Jahr verstrichen ist, <strong>in</strong><br />
dem es den Schulen von Seiten des<br />
HKM weitgehend freigestellt war,<br />
wie sie damit umgehen, dass ihnen<br />
der Schulträger für die Woche<br />
des Deutschen Turnfestes die Unterrichtsräume<br />
entzieht, sche<strong>in</strong>t es<br />
von Seiten der Eltern Betreuungsprobleme<br />
zu geben.<br />
Susanne Hoeth,<br />
Frauenhofschule (212-33059),<br />
Tel. 069-61 47 06,<br />
Susanne.Hoeth@gmx.de<br />
Weiterbeschäftigung befristet angestellter<br />
BAT-Lehrkräfte während der Sommerferien<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich bitte, ab sofort beim<br />
Abschluss befristeter BAT-Arbeitsverträge<br />
mit Vertretungslehrkräften<br />
nach folgender<br />
Maßgabe zu verfahren:<br />
Erlass des HKM vom 5. März 2009<br />
1. Befristete Arbeitsverträge<br />
mit Vertretungslehrkräften<br />
haben den Zeitraum der<br />
Sommerferien e<strong>in</strong>zuschließen,<br />
wenn sich der E<strong>in</strong>satz<br />
der Vertretungslehrkraft im<br />
Unterricht unmittelbar bis<br />
zum Beg<strong>in</strong>n der Sommerferien<br />
erstrecken soll, die zu vertretende<br />
Lehrkraft nach der<br />
bei Vertragsschluss zu stellenden<br />
Prognose darüber h<strong>in</strong>aus<br />
<strong>auch</strong> während der gesamten<br />
Sommerferien ausfällt und<br />
die Gesamtvertragsdauer e<strong>in</strong>schließlich<br />
der Sommerferien<br />
m<strong>in</strong>destens 39 Kalenderwochen<br />
beträgt. In diesen Fällen<br />
ist davon auszugehen, dass<br />
der sachliche Grund für die<br />
Befristung nach § 14 Teilzeitund<br />
Befristungsgesetz (d.h.<br />
die Vertretung e<strong>in</strong>er anderen<br />
Lehrkraft) <strong>auch</strong> während der<br />
gesamten Sommerferien besteht,<br />
da Lehrkräfte während<br />
der Sommerferien außer während<br />
ihres Erholungsurlaubs<br />
nicht von ihrer Arbeitspflicht<br />
freigestellt s<strong>in</strong>d (z. B. fallen<br />
Vor- und Nachbereitung des<br />
Schuljahres sowie Konferenzteilnahme<br />
an) und ihre Arbeitsleistung<br />
grundsätzlich jederzeit<br />
vom Arbeitgeber abgerufen<br />
werden kann (vgl.<br />
Urteil des Bundesarbeitsgerichts<br />
vom 19. 12. 2007, Az:<br />
5 AZR 260/07).<br />
2. Falls bereits vor Vertragsabschluss<br />
feststeht, dass die<br />
Vertretungskraft über das<br />
laufende Schuljahr h<strong>in</strong>aus<br />
<strong>auch</strong> im nächsten Schuljahr –<br />
z.B. zur Vertretung e<strong>in</strong>er längerfristig<br />
ausfallenden Lehrkraft<br />
(EIternzeit o.Ä.) – e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden soll und die<br />
Gesamtvertragsdauer e<strong>in</strong>schließlich<br />
der Sommerferien<br />
m<strong>in</strong>destens 39 Kalenderwochen<br />
beträgt, kann der befristete<br />
Arbeitsvertrag von Anfang<br />
an über den gesamten<br />
Zeitraum und damit ebenfalls<br />
über die Sommerferien abgeschlossen<br />
werden.<br />
3. Sofern e<strong>in</strong>e zu vertretende<br />
Lehrkraft genau vom 1. 8.<br />
bis 31. 7. des folgenden Kalenderjahres<br />
ausfällt; weil ihr e<strong>in</strong>e<br />
Beurlaubung, e<strong>in</strong> Sabbatjahr<br />
o.Ä. für genau e<strong>in</strong> Schul-<br />
Postwendend „e<strong>in</strong>igt“ sich die<br />
neue FDP-Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> laut<br />
Pressemitteilung mit dem Stadtelternbeirat:<br />
„Für jedes K<strong>in</strong>d, das an<br />
den unterrichtsfreien Tagen während<br />
des Turnfestes Betreuung benötigt,<br />
muss diese durch die Lehrkräfte<br />
sichergestellt werden.“<br />
„Schulämter und Schulleitungen<br />
haben geme<strong>in</strong>sam dafür Sorge<br />
zu tragen, dass Lehrkräfte zur Gestaltung<br />
von Betreuungsangeboten<br />
zur Verfügung stehen.“ Damit sollen<br />
wieder e<strong>in</strong>mal die Schulen Versäumnisse<br />
der Politik (z.B.: <strong>in</strong> 3 anderen<br />
Bundesländern gäbe es Pf<strong>in</strong>gstferien)<br />
<strong>in</strong> letzter M<strong>in</strong>ute ausbaden. Das<br />
StSchA FFM, das bereits vor 1 Jahr<br />
ohne entsprechendes Echo auf die<br />
Probleme h<strong>in</strong>gewiesen hatte, hat <strong>in</strong>zwischen<br />
e<strong>in</strong>en durchschnittlichen<br />
Bedarf von 20 bis 30 K<strong>in</strong>dern pro<br />
Schule ermittelt; das wären auf alle<br />
Grundschulen hochgerechnet rund<br />
2.000 K<strong>in</strong>der.<br />
Auf Nachfrage des HPRLL Anfang<br />
März 2009 erklärte das HKM,<br />
dass es bis jetzt ke<strong>in</strong>en neuen Erlass<br />
gebe und dass nach Lösungswegen<br />
gesucht werde. Bis zur Sitzung Mitte<br />
März gebe es e<strong>in</strong>en Bericht über<br />
die Ergebnisse.<br />
jahr im S<strong>in</strong>ne des § 57 Hessisches<br />
Schulgesetz (d.h. vom 1. 8. bis 31.<br />
7. des folgenden Kalenderjahres)<br />
bewilligt worden ist, so kann für<br />
diesen Zeitraum, d.h. vom 1. 8. bis<br />
31. 7. des folgenden Kalenderjahres,<br />
e<strong>in</strong> befristeter Vertretungsvertrag<br />
abgeschlossen werden. Wenn<br />
die oben unter 1. dargestellten Voraussetzungen<br />
vorliegen, kann alternativ<br />
<strong>auch</strong> e<strong>in</strong> befristeter Vertrag<br />
vom ersten Unterrichtstag bis zum<br />
Ende der Sommerferien geschlossen<br />
werden.<br />
Anmerkungen zum Erlass<br />
1. Der Erlass ist das Ergebnis unseres<br />
Widerstands, mit dem wir<br />
die Folgen befristeter Verträge<br />
skandalisiert haben. Insbesondere<br />
die Aktionen vor den Arbeitsagenturen<br />
und die darauf folgende Medienberichterstattung<br />
(u.a. über<br />
den Missbr<strong>auch</strong> der Sozialversicherung)<br />
haben die Landespolitik<br />
aufgescheucht. Erster Schritt war<br />
der Landtagsbeschluss, dann nach<br />
langwierigen Verhandlungen der<br />
jetzige Erlass.<br />
2. Nicht erreicht werden konnte,<br />
dass die Sommerferien anteilig<br />
zur Dauer des Vertrages e<strong>in</strong>gerechnet<br />
werden.<br />
3. Der Erlass gründet im Wesentlichen<br />
darauf, dass der Vertretungsgrund<br />
die Dauer des Vertrags<br />
bestimmt, und damit eröffnet<br />
er die Möglichkeit, dass ke<strong>in</strong><br />
Vertrag mehr am letzten Schultag<br />
vor den Sommerferien enden<br />
muss. Die Verträge müssen<br />
schlicht und e<strong>in</strong>fach nur noch<br />
solche Vertretungsgründe enthalten,<br />
die zur Bezahlung der Sommerferien<br />
führen (und am besten<br />
noch darüber h<strong>in</strong>aus). Diese<br />
Vertretungsgründe gibt es massenhaft,<br />
man muss sie nur statt<br />
anderer <strong>in</strong> den Vertrag schreiben.<br />
Der Erlass zählt e<strong>in</strong>ige ‚gute‘<br />
Gründe auf, die zur Ferienbezahlung<br />
führen; man kann sich noch<br />
viele weitere e<strong>in</strong>fallen lassen.<br />
4. Der Ball liegt nun bei den<br />
staatlichen Schulämtern, da diese<br />
nun mal die Verträge abschließen.<br />
Selbstverständlich gilt der<br />
Erlass <strong>auch</strong> für die bestehenden<br />
Verträge: Jeder von diesen muss<br />
<strong>in</strong> die Hand genommen werden;<br />
es muss geprüft werden, a) ob<br />
der Vertrag bereits die Ferien e<strong>in</strong>schließt,<br />
b) ob der Vertragsgrund<br />
ausreicht, die Sommerferien zu<br />
bezahlen, so dass der Vertrag e<strong>in</strong>fach<br />
verlängert werden kann oder<br />
ob c) erst der Vertretungsgrund<br />
geändert werden muss und daraufh<strong>in</strong><br />
die Vertragsdauer neu<br />
festgelegt wird.
FLZ Nr. 1/09 C D U - F D P B I L D U N G S P O L I T I K<br />
SEITE 9<br />
Wieder e<strong>in</strong> „Paradigmenwechsel“ von Schule<br />
Oder: Die Schule als Wirtschaftsbetrieb<br />
Auswertung der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung auf dem H<strong>in</strong>tergrund der Privatisierungs- und Umverteilungspolitik - Erste Thesen<br />
Vorbemerkung: In der HLZ März<br />
2009 s<strong>in</strong>d die bildungspolitisch<br />
wichtigsten Teile der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />
abgedruckt und kommentiert.<br />
Im Folgenden geht es deshalb<br />
ausschließlich um den neuen Typus<br />
von Schule, wie er durch die Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />
angestrebt wird<br />
und wie er bereits von der Vorgängerregierung<br />
vorbereitet wurde.<br />
Mit der neuen FDP-Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
Henzler und ihrem neuen<br />
CDU-Staatssekretär Brockmann<br />
müssen wir damit rechnen<br />
und uns damit ause<strong>in</strong>andersetzen,<br />
dass sich Schule <strong>in</strong> die im Folgenden<br />
beschriebene Richtung verändern<br />
wird. Die jeweilige konkrete<br />
Veränderung hängt wie bei allen<br />
politischen Vorhaben von allen politisch<br />
wirkenden Kräften ab, d.h.<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>auch</strong> der kritischen<br />
Haltung der Kollegien, der Eltern,<br />
der Schüler und davon, wie weit<br />
es gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>e kritische Haltung<br />
<strong>in</strong> die Öffentlichkeit zu transportieren.<br />
Noch wird die „eigenverantwortliche“<br />
oder „Selbständige“<br />
Schule den Kollegien nicht aufgezwungen,<br />
sondern freiwillig angeboten.<br />
Aber ihre E<strong>in</strong>zelelemente<br />
kommen durchaus mehr oder weniger<br />
‚top-down’ daher.<br />
Ob die Schulen wirklich voll<br />
budgetiert werden und ob sie die<br />
Rechtsfähigkeit erhalten, mag dah<strong>in</strong><br />
gestellt bleiben. Auch <strong>in</strong> Niedersachsen<br />
s<strong>in</strong>d die budgetierten<br />
Schulen nur teilbudgetiert und bei<br />
den „proreko“-Beruflichen Schulen<br />
übernimmt die dortige Landesschulbehörde<br />
(vergleichbar unseren<br />
Staatlichen Schuämtern) die<br />
Abwicklung und Verwaltung.<br />
Dennoch werden sich Veränderungen<br />
ergeben, welche die bildungspolitischen<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
und die Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
um Ressourcen zunehmend von<br />
der Landes- und Schulamtsebene<br />
auf die E<strong>in</strong>zelschule verlagern. Fest<br />
steht schon jetzt, dass die von der<br />
E<strong>in</strong>zelschule zu bewältigenden Aufgaben<br />
weiter vermehrt werden. Der<br />
Ruf nach mehr betriebswirtschaftlich<br />
geschultem Personal wird größer<br />
werden, die SchulleiterInnen<br />
werden zunehmend zu Managern.<br />
Die Personalräte laufen mangels<br />
Entlastung der Entwicklung zunehmend<br />
h<strong>in</strong>ter her.<br />
All dies gilt <strong>in</strong>sbesondere, aber<br />
nicht nur für große Schulen. (Aber<br />
<strong>auch</strong> für kle<strong>in</strong>e Schulen wird gern<br />
der Verbund <strong>in</strong>s Spiel gebracht.)<br />
Letztendlich soll mit der Umstrukturierung<br />
der Schulen der „Input“<br />
m<strong>in</strong>imiert und den Schulen die<br />
Verantwortung zugeschoben werden,<br />
wenn die Schule im Rank<strong>in</strong>g zurückfällt<br />
oder sonst Probleme hat.<br />
Dass die bisherigen Weichenstellungen<br />
der Landesregierung<br />
noch nicht gut funktionieren und<br />
(1) Abteilungsleiter im niedersächsischen<br />
Kultusm<strong>in</strong>isterium, zuständig<br />
u.a. für die „Eigenverantwortliche<br />
Schule“, außerdem im ZK der<br />
Deutschen Katholiken und im Vorstand<br />
von „Donum Vitae“<br />
(2) Auch die Angebote von Seiten<br />
der privaten Unternehmen werden<br />
größer werden, Teile der schulischen<br />
Verwaltung outzusourcen, wie es e<strong>in</strong>e<br />
Studie der deutschen Bank, Bertelsmann<br />
u.a. nahe legen.<br />
<strong>auch</strong> teuer s<strong>in</strong>d, belegt der Arbeitsbericht<br />
der HKM-Projektgruppe<br />
„Eigenverantwortliche Schule“’<br />
vom 30. 1. 2009, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme<br />
von Modellprojekten<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> vorgenommen und<br />
„Empfehlungen zur weiteren Ausgestaltung<br />
der Eigenverantwortlichen<br />
Schule“ gegeben werden.<br />
Und so soll die „Selbständige/<br />
Eigenverantwortliche“ Schule aussehen:<br />
■ Schulleiter als Dienstvorgesetzter<br />
mit erheblichen Personalentscheidungsbefugnissen<br />
■ bei gleichzeitig geschmälertem<br />
E<strong>in</strong>fluss der KollegInnen (durch<br />
e<strong>in</strong>e neue Schulverfassung).<br />
■ 20% der Personalstellen sollen<br />
<strong>in</strong> die Verfügung der Schulen gehen<br />
und diesen als Mittel zugewiesen<br />
werden. Die Versuchung<br />
(und der Zwang), hiermit zu deregulieren,<br />
ist vermutlich ebenso<br />
groß.<br />
■ Die Schulen bekommen über die<br />
Ausweitung der Budgetierung<br />
die Entscheidungsmöglichkeiten<br />
über weitere Gelder.<br />
■ Die Schulen bekommen weitere<br />
Aufgaben, die sie dann aus ihrem<br />
(vermutlich zu knappen) Budget<br />
lösen sollen.<br />
■ Zunahme nicht regulärer Arbeitsverhältnisse.<br />
■ Der Quere<strong>in</strong>stieg wird erleichtert<br />
werden und zunehmen.<br />
■ Das Kollegium wird <strong>in</strong>homogener.<br />
■ Die von uns geschätzte Lehrerrolle,<br />
die <strong>auch</strong> die Beteiligung<br />
an der Schulverwaltung im S<strong>in</strong>ne<br />
e<strong>in</strong>er demokratisch geprägten<br />
Schule e<strong>in</strong>schließt, verändert sich<br />
sehr schnell, sodass <strong>auch</strong> die gewerkschaftliche<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit Bildungspolitik schwieriger<br />
wird<br />
■ Zunahme des Arbeitsvolumens<br />
derjenigen KollegInnen, die <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Schulvorstand tätig s<strong>in</strong>d<br />
und des Schulpersonalrats (hier<br />
spielt vermutlich dann <strong>auch</strong> die<br />
„Fortentwicklung der leistungsorientierten<br />
Bezahlung“ (Koalitionsvere<strong>in</strong>barung)<br />
e<strong>in</strong>e strukturelle<br />
Rolle)<br />
■ Zunahme des Wettbewerbs der<br />
Schulen<br />
■ Berichtspflichten für e<strong>in</strong> Rank<strong>in</strong>g<br />
der Schulen<br />
Was aus dieser Sicht negativ kl<strong>in</strong>gt,<br />
kommt <strong>in</strong> der Propaganda meist<br />
positiv daher: die Freiheitsspielräume<br />
werden größer – und <strong>in</strong> Teilbereichen<br />
werden sie das <strong>auch</strong>. Deshalb<br />
sagt der <strong>GEW</strong>-Beschluss zur<br />
demokratisch verfassten Schule<br />
<strong>auch</strong> nicht nur, was wir nicht wollen,<br />
sondern <strong>auch</strong>, was wir verändert<br />
haben wollen. Die Diskussion<br />
darüber wird aber an den Schulen<br />
zu wenig geführt.<br />
Ungeklärt ist, ob die betriebswirtschaftliche<br />
Steuerung durch<br />
die „Neue Verwaltungssteuerung“<br />
(NVS) weiter auf die Schulamtsebene<br />
(und evt. auf die E<strong>in</strong>zelschule)<br />
vorangetrieben wird. Hier hatte<br />
der Landtag im November 2008<br />
noch e<strong>in</strong>e grundlegende Überprüfung<br />
gefordert, von der <strong>in</strong> der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />
nicht mehr die<br />
Rede ist.<br />
Problematisch daran s<strong>in</strong>d u.a.<br />
die Steuerung über Kennzahlen<br />
und das damit verbundene und gewünschte<br />
Rank<strong>in</strong>g, d.h. die Konkurrenz<br />
unter den Schulen und<br />
zum andern der erhöhte Verwaltungsaufwand<br />
(für Dokumentationen<br />
und Zertifizierung – siehe Kasten).<br />
Deshalb tastet man ansche<strong>in</strong>end<br />
<strong>auch</strong> die zentralen Prüfungen<br />
nicht an.<br />
Man darf <strong>auch</strong> nicht vergessen,<br />
dass der FDP das private Schulwesen<br />
politisch näher liegt – und dieses<br />
profitiert desto mehr, je schlech-<br />
ter es dem öffentlichen Schulwesen<br />
geht.<br />
Und hier verlängert die Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />
das alte CDU-<br />
Programm:<br />
„ Wir werden die <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Legislaturperioden durchgeführte<br />
Aufgabenkritik zur Konzentration<br />
der Landesverwaltung auf<br />
die Kernaufgaben konsequent fortführen.<br />
Landesbetriebe oder Teilbereiche<br />
werden wir dann privatisieren,<br />
wenn unter betriebswirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten die<br />
Leistungen im S<strong>in</strong>ne der Bürger<br />
von Privaten m<strong>in</strong>destens genauso<br />
gut oder besser erbracht werden als<br />
von öffentlichen Betrieben.“ (Koalitionsvere<strong>in</strong>barung)<br />
Für dieses Ziel liefert die selbst<br />
herbeigeführte mangelhafte F<strong>in</strong>anzausstattung<br />
des Staates dann<br />
e<strong>in</strong> „gutes“ Argument. Folgerichtig<br />
wird proklamiert: „Wir werden<br />
ke<strong>in</strong>e neuen Steuern und Abgaben<br />
e<strong>in</strong>führen.“<br />
Schulleiteraufgaben (aus Powerpo<strong>in</strong>t-Vortrag Niedersachsen)<br />
Schulleitung legt jährlich der „neuen Schulaufsicht“ <strong>in</strong> Form harter<br />
Daten, e<strong>in</strong>en Rechenschaftsbericht vor.<br />
■ Anteil der Schulabbrecher, Wiederholerquoten, ■ Übergangsquoten,<br />
■ Schulabschlüsse, ■ Ergebnisse der Vergleichsarbeiten, ■ Abschlussprüfungen,<br />
■ Unterrichtsausfall, ■ stellt den Bedarf an Beratung und Unterstützung<br />
dar und erhält als Rückmeldung landesweite Vergleichsdaten<br />
Beispiel für Rank<strong>in</strong>g durch das HKM<br />
Vergleich der durchschnittlichen Personalkosten SV-plus-Schulen und andere Schulen<br />
Durchschnitt<br />
M<strong>in</strong>imum<br />
Maxium<br />
Abweichung zum Durchschnitt<br />
- M<strong>in</strong>imum - absolut<br />
Abweichung zum Durchschnitt<br />
- M<strong>in</strong>imum - <strong>in</strong> v.H.<br />
Abweichung zum Durchschnitt<br />
- Maximum - absolut<br />
Abweichung zum Durchschnitt<br />
- Maximum - <strong>in</strong> v.H.<br />
SV-plus-Schulen andere Schulen Abweichung<br />
51.806,98 Euro<br />
49.304,32 Euro<br />
55.730,11 Euro<br />
-2.502,66 Euro<br />
-4,83 %<br />
3.923,12 Euro<br />
7,04 %<br />
Und weiter: „Diese außergewöhnlichen<br />
Defizite müssen durch<br />
große Konsolidierungsanstrengungen<br />
und bessere Steueraufkommen<br />
im nächsten Aufschwung zunächst<br />
abgearbeitet werden. Wir werden<br />
am langfristigen Ziel der Reduzierung<br />
der Personalkostenquote festhalten.“<br />
Auch das angestrebte „Verschuldungsverbot“<br />
ist e<strong>in</strong> Hebel<br />
zum automatischen Staatsabbau<br />
und würde die Haushaltsspielräume<br />
strangulieren, also quasi e<strong>in</strong><br />
Zwang zur Privatisierung per Verfassung.<br />
Von daher kommt den Diskussionen<br />
<strong>in</strong> den Schulen e<strong>in</strong>e enorme<br />
Bedeutung zu.<br />
Die Kriterien hat die <strong>GEW</strong><br />
auf dem H<strong>in</strong>tergrund vielfältiger<br />
„Reformen“ und „Modellprojekte“<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> und anderswo entwickelt.<br />
48.625,12 Euro<br />
47.647,10 Euro<br />
49.344,50 Euro<br />
-978,02 Euro<br />
-2,01 %<br />
719,39 Euro<br />
„Für e<strong>in</strong>e demokratisch verfasste Schule“: Kernkriterien der <strong>GEW</strong><br />
■ Wir halten am staatlichen Bildungsauftrag<br />
fest, Schüler s<strong>in</strong>d für uns ke<strong>in</strong>e<br />
Kunden, die etwas kaufen. E<strong>in</strong>e<br />
betriebswirtschaftliche Organisation<br />
und Ausrichtung hat <strong>in</strong> Schulen<br />
nichts zu suchen, wir wollen Bildung<br />
nicht auf e<strong>in</strong>em Bildungsmarkt anbieten<br />
und verkaufen. Wir werden bei Bedarf<br />
mit anderen kooperieren, aber<br />
nicht mit anderen konkurrieren! Schulen<br />
br<strong>auch</strong>en deshalb <strong>auch</strong> ke<strong>in</strong>e eigene<br />
Rechtsfähigkeit. Wir br<strong>auch</strong>en kle<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>heiten anstatt unüberschaubare<br />
Großsysteme.<br />
■ Die Schulen benötigen e<strong>in</strong>e demokratische<br />
Verfassung und ke<strong>in</strong>e neue Hierarchisierung.<br />
Die Entscheidungsrechte der<br />
Gesamtkonferenzen s<strong>in</strong>d zu sichern und<br />
auszubauen.<br />
■ Wir br<strong>auch</strong>en ke<strong>in</strong>e „Schulmanager“,<br />
sondern Schulleitungsmitglieder, die<br />
„Erste unter Gleichen“ s<strong>in</strong>d und vom<br />
eigenen Selbstverständnis her Pädagog<strong>in</strong>nen<br />
und Pädagogen s<strong>in</strong>d. Gewählte<br />
Schulleitungen auf Zeit entsprechen diesem<br />
Pr<strong>in</strong>zip am ehesten.<br />
■ Demokratisch verfasste Schulen br<strong>auch</strong>en<br />
Beschäftigte, die sich nicht nur auf<br />
ihr Arbeitsgebiet (Unterricht, sozialpädagogische<br />
Betreuung, usw.) und dessen<br />
nächstes Umfeld konzentrieren, sondern<br />
engagierte Menschen mit e<strong>in</strong>em ausgeprägten<br />
Berufsethos.<br />
■ Wir br<strong>auch</strong>en pädagogische Freiheiten<br />
anstatt Schul<strong>in</strong>spektionen und externe<br />
Zertifizierungen. Die „Testeritis“ sowie<br />
zentrale Abschlussprüfungen haben <strong>in</strong><br />
dieser Schule nichts zu suchen.<br />
■ Wir br<strong>auch</strong>en weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliche<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wie Rahmen- oder<br />
Bildungspläne, schulgesetzliche Bestimmungen<br />
über Berechtigungen und Abschlüsse,<br />
Verteilung von Kompetenzen<br />
bei der Gestaltung, Leitung und Aufsicht<br />
von Schulen sowie der Verfassung von<br />
Schulen, schulrechtliche Bestimmungen,<br />
jugendhilfsrechtliche Vorgaben, Erlasse<br />
und Verwaltungsvorschriften usw.<br />
■ Für die Abdeckung der Stundentafel<br />
br<strong>auch</strong>en die Schulen ke<strong>in</strong> Budget, sondern<br />
e<strong>in</strong>e verlässliche Zuweisung von<br />
Stellen und somit von Unterrichtsstunden,<br />
die Vertretung und Fördermaßnahmen<br />
e<strong>in</strong>schließt. Schulen <strong>in</strong> sozialen<br />
Brennpunkten br<strong>auch</strong>en e<strong>in</strong>e besondere<br />
Unterstützung. Wir br<strong>auch</strong>en kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heiten<br />
anstatt unüberschaubare Großsysteme.<br />
■ Wir benötigen aber erhebliche Handlungsspielräume<br />
bei pädagogischen und<br />
schulorganisatorischen Fragen, wie die<br />
1,46 %<br />
Herbert Storn<br />
3.181,87 Euro<br />
1.657,23 Euro<br />
6.385,60 Euro<br />
-1.524,64 Euro<br />
-2,82 %<br />
3.203,73 Euro<br />
5,58 %<br />
Bestimmung der Sozialorganisation der<br />
Lerngruppen, die Rhythmisierung des<br />
Unterrichts, die Art des Feedbacks an<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, den Verzicht<br />
auf Zensuren bis e<strong>in</strong>schließlich Jahrgang<br />
8. Wir müssen darüber entscheiden<br />
können, mit welchen Maßnahmen<br />
wir Chancengleichheit und Inklusion,<br />
geschlechterbewusste und geschlechtergerechte<br />
Bildung, <strong>in</strong>dividuelle Förderung<br />
sowie Lebensplanung, Arbeitswelt-<br />
und Berufsorientierung von Anfang<br />
an umsetzen. Wir müssen über das<br />
pädagogische Profil und Fördermaßnahmen<br />
selbständig entscheiden können<br />
u.v.m.<br />
■ Die Schulaufsicht gängelt ‚demokratisch<br />
verfasste Schulen’ nicht mit kle<strong>in</strong>lichen<br />
Verwaltungsvorschriften. Sie trifft die<br />
rechtsverb<strong>in</strong>dlichen Entscheidungen über<br />
die E<strong>in</strong>stellung, Beförderung, Versetzung<br />
des pädagogischen Personals und ist somit<br />
<strong>auch</strong> Ansprechpartner für alle Personalfragen.<br />
Die <strong>in</strong>haltliche Entscheidung<br />
trifft die Schule auf Grundlage ihres <strong>in</strong><br />
demokratischen Diskurs entwickelten<br />
Personalentwicklungskonzepts <strong>in</strong> dafür<br />
vorgesehenen, demokratisch legitimierten<br />
Gremien.<br />
■ Die Rechte der Personalräte werden gewahrt<br />
und ausgebaut.
SEITE 10<br />
C D U - F D P B I L D U N G S P O L I T I K<br />
FLZ Nr. 1/09<br />
Studie der Deutschen Bank fordert<br />
mehr Privatisierung im Schulbereich<br />
Vorbemerkung: Es ist schon ziemlich<br />
unverfroren, dass die Deutsche<br />
Bank ausgerechnet mitten <strong>in</strong> der<br />
u.a. von ihr selbst mit herbeigeführten<br />
größten F<strong>in</strong>anzspekulationskrise,<br />
die den Staat Milliarden kostet,<br />
und nach e<strong>in</strong>er desaströsen Unternehmenspolitik<br />
ausgerechnet der<br />
Öffentlichkeit Ratschläge erteilt!<br />
E<strong>in</strong>e im Februar 2009 veröffentlichte<br />
Studie der Deutschen<br />
Bank (1) ergänzend kommentiert von<br />
der Vere<strong>in</strong>igung der hessischen Unternehmerverbände,<br />
verstärkt publizistisch<br />
die <strong>in</strong> der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />
angelegte Ausrichtung<br />
der Schulpolitik auf „eigenverantwortliche“<br />
Schulen als Wirtschaftsbetriebe<br />
und die weitere Privatisierung<br />
des staatlichen Sektors.<br />
Die Mittel dazu:<br />
■ Abbau von staatlicher Verwaltung<br />
■ E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung privater Firmen/E<strong>in</strong>richtungen<br />
bei der Schulverwaltung<br />
■ Mehr Kooperation zwischen<br />
staatlichen und privaten Trägern,<br />
Verwischung der Grenzen zwischen<br />
privat und staatlich, sodass<br />
Bildung zur allgeme<strong>in</strong>en Dienstleistung<br />
im S<strong>in</strong>ne von GATS gemacht<br />
und damit der Deregulierung<br />
unterworfen werden kann<br />
■ Mehr PPP <strong>auch</strong> bei der F<strong>in</strong>anzierung<br />
von Bildungsprozessen<br />
■ Mehr IT-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Schule<br />
■ Mehr private Fort- und Weiterbildung.<br />
Es geht der Deutschen Bank darum,<br />
Schulen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „regionale Bildungslandschaft“<br />
e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den, <strong>in</strong><br />
der das formelle Lernen ebenso<br />
zählt wie das <strong>in</strong>formelle, die staatlich<br />
verantwortete Schule mit privaten<br />
Bildungsangeboten „synergetisch“<br />
verzahnt wird.<br />
Die Schulverwaltung sollte „<strong>in</strong><br />
enger Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />
Lernanbietern und den<br />
vielen funktionierenden Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
dynamisch und flexibel<br />
umgehen“. „Die Anbieter von<br />
Lernangeboten und deren Angebote<br />
müssen sich enger vernetzen.<br />
Dazu gehört <strong>auch</strong> mehr geme<strong>in</strong>same<br />
Konzeptionsentwicklung und<br />
Planung.“<br />
Dafür sollte e<strong>in</strong> professionelles<br />
Projektmanagement e<strong>in</strong>gerichtet<br />
werden, wobei auf private Firmen<br />
zurückgegriffen werden sollte. Diese<br />
Schule wird von außen zertifiziert,<br />
weil Private das besser können.<br />
Die „Bürokratie“ , die bisher<br />
noch <strong>in</strong> staatlichen Schul<strong>in</strong>spektionen<br />
gebunden ist, könnte <strong>in</strong>novativ<br />
aufgelöst und die Steuergelder zu<br />
den privaten Zertifizierungsunternehmen<br />
umgeleitet werden:<br />
„Erfahrungen unserer Nachbarn<br />
<strong>in</strong> den Niederlanden zeigen,<br />
dass die Erarbeitung und Durchführung<br />
von Testverfahren sowie<br />
Teilleistungen der Qualitätssicherung<br />
im Bildungsbereich durchaus<br />
von halbprivaten Dienstleistern<br />
erbracht werden können. Gerade<br />
<strong>in</strong> diesem Bereich kann das<br />
Forschungs- und Wettbewerbspr<strong>in</strong>zip<br />
zu mehr Innovation beitragen,<br />
da private Anbieter teils über weitergehende<br />
Erfahrungen verfügen<br />
als staatliche Agenturen.“<br />
Die staatliche Fortbildung soll<br />
nicht länger als „angestammte Pfründe“<br />
gegen private Anbieter verteidigt,<br />
sondern freigegeben werden.<br />
Lernen f<strong>in</strong>det zunehmend im<br />
IT-Bereich statt, die Lehrkräfte s<strong>in</strong>d<br />
nur noch Lernberater.<br />
Schulen sollen vermehrt zur<br />
Anlagemöglichkeit für privates Kapital<br />
werden:<br />
„Zur Projektwirtschaft für<br />
mehr Bildung gehören <strong>auch</strong> mehr<br />
f<strong>in</strong>anzielle Kapazitäten und Fonds<br />
für <strong>in</strong>novative Projekte, für neue F<strong>in</strong>anzierungs-<br />
und Gestaltungsmöglichkeiten,<br />
für Schulgründer und<br />
Bildungsanbieter, <strong>auch</strong> für Public-<br />
Private-Partnerships. Andere Staaten,<br />
vor allem Großbritannien, haben<br />
bewiesen, wie viele Mittel und<br />
<strong>auch</strong> Dynamik im Bildungsbereich<br />
auf Grundlage von öffentlich-privaten<br />
Partnerschaften geschaffen<br />
werden können.“<br />
(1) Dass der Studie vorwiegend ideologische<br />
Wirkung zukommt, zeigt die (von den Autoren<br />
selbst zugegebene) problematische Datenlage<br />
und zweifelhafte Wissenschaftlichkeit.<br />
Lehrkräfte sollen ihre Fortbildung selbst<br />
bezahlen und auf dem Markt besorgen<br />
Das „Institut für Qualitätsentwicklung“,<br />
s<strong>in</strong>nigerweise „IQ“<br />
abgekürzt, ist <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> vielen<br />
Schulen bekannt durch die<br />
von ihm durchgeführten Inspektionen.<br />
Da man zunächst bestrebt<br />
ist, für das Instrument der Schul<strong>in</strong>spektion<br />
möglichst viel Akzeptanz<br />
zu ernten, wurde das Instrument<br />
samtpfötig e<strong>in</strong>geführt: viele Schulen<br />
fanden die Inspektion im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />
„gar nicht so schlimm“, andere<br />
empfanden Genugtuung, dass<br />
Mängel, die lange bekannt waren,<br />
endlich mal aufgeschrieben und damit<br />
anerkannt wurden, noch andere,<br />
die vom „IQ“ gelobt wurden,<br />
erlebten e<strong>in</strong>en Schub an Selbstbewusstse<strong>in</strong>.<br />
Dah<strong>in</strong>ter trat oftmals zurück,<br />
dass alle im Stillen wissen: Es ist<br />
e<strong>in</strong>e Unverschämtheit, zu behaupten,<br />
man könne während 20 M<strong>in</strong>uten<br />
e<strong>in</strong>en Unterricht nach Dutzenden<br />
von Kriterien qualitativ e<strong>in</strong>schätzen,<br />
und: was <strong>auch</strong> immer das<br />
„IQ“ feststellen wird, ändern wird<br />
sich nicht viel, da ke<strong>in</strong>e zusätzlichen<br />
Ressourcen zur Verfügung gestellt<br />
werden. Höchstens wird uns<br />
vom Schulamt noch mehr Arbeit<br />
aufgedrückt.<br />
So viel zum Arbeitsbereich<br />
„Schul<strong>in</strong>spektionen“.<br />
Aber das „IQ“ akkreditiert ja<br />
<strong>auch</strong> Fortbildungen. Und <strong>auch</strong> <strong>in</strong><br />
diesem Bereich hält es sich für die<br />
Intelligenzbestie an sich.<br />
In e<strong>in</strong>er Broschüre mit dem<br />
Titel „Fortbildung br<strong>auch</strong>t Steuerung“<br />
entwirft das IQ neue Pläne<br />
für die Lehrerfortbildung. Anhand<br />
e<strong>in</strong>er Fragebogenuntersuchung an<br />
Schulen sowie e<strong>in</strong>er Wirksamkeitsanalyse<br />
<strong>in</strong> Bezug auf Veranstaltungen<br />
zum Strategischen Ziel 2 haben<br />
die Herren Kontrolleure festgestellt,<br />
dass die Fortbildung so, wie<br />
sie im Moment läuft, <strong>in</strong>effizient<br />
ist. Die Lehrkräfte gieren angeblich<br />
nur nach Punkten und achten<br />
nicht auf Qualität oder Ergiebigkeit<br />
e<strong>in</strong>es Angebots. Als Mangel wird<br />
<strong>auch</strong> festgestellt, dass es kostenlose<br />
oder subventionierte Fortbildun-<br />
IQ-Pläne zur erneuten Neuorganisation der Lehrerfortbildung<br />
gen gebe, so dass private Träger,<br />
die kostendeckend arbeiten müssten,<br />
nicht ausreichend zum Zuge<br />
kämen. Wer den Bericht liest, erhält<br />
zeitgleich e<strong>in</strong>e Fortbildung <strong>in</strong> freier<br />
Marktwirtschaft: Was ist e<strong>in</strong> vollkommener<br />
Markt und warum ist<br />
die Fortbildungsszenerie im Schulbereich<br />
so unvollkommen Die Ergebnisse<br />
dieser Analyse:<br />
1. Die Fortbildungspunkte sollen<br />
abgeschafft werden.<br />
2. Die Lehrkräfte sollen die Fortbildung,<br />
die sie für notwendig für<br />
sich selbst halten, ohne Wenn<br />
und Aber selbst bezahlen.<br />
3. Die Fortbildungsangebote von<br />
Staatlichen Schulämtern und<br />
Amt für Lehrerbildung sollen<br />
komplett e<strong>in</strong>gestellt werden, die<br />
Ressourcen dafür sollen an die<br />
Schulen wandern, was pro Stelle<br />
e<strong>in</strong>en Fortbildungsetat von 600<br />
Euro bedeuten würde.<br />
4. Die Schulen sollen ihre schul<strong>in</strong>terne<br />
Fortbildung nunmehr komplett<br />
auf dem freien Markt e<strong>in</strong>kaufen.<br />
Da die „Billigkonkurrenz“<br />
von Schulämtern und<br />
AfL entfällt, kommen nun endlich<br />
freie Träger zum Zug und<br />
können ihre Geschäfte machen.<br />
5. Fortbildungen, die das HKM aus<br />
strategischen Erwägungen heraus<br />
für erforderlich hält, sollen<br />
auf dem Markt ausgeschrieben<br />
werden, die Träger können sich<br />
bewerben. Werden für solche<br />
Fortbildungen Lehrkräfte benötigt,<br />
weil nur hier das Knowhow<br />
vorhanden ist, werden diese im<br />
erforderlichen Umfang an den<br />
freien Träger abgetreten (im Wege<br />
e<strong>in</strong>er Teilbeurlaubung), dieser<br />
übernimmt dann den entsprechenden<br />
Gehaltsanteil.<br />
Die <strong>GEW</strong> hat die Bepunktung von<br />
Fortbildungsveranstaltungen von<br />
Anfang an abgelehnt und ist erfreut,<br />
dass man nun <strong>auch</strong> an höherer<br />
Stelle e<strong>in</strong>gesehen hat, was für<br />
e<strong>in</strong>en Uns<strong>in</strong>n sich die vergangene<br />
Regierung damit ausgedacht hatte.<br />
Im „IQ“ wird offensichtlich nur<br />
durch Erfahrung gelernt. Dies trifft<br />
<strong>auch</strong> auf die Ausgabe von „Evaluationsbögen“<br />
zu, die <strong>in</strong>zwischen vermutlich<br />
den gesamten „IQ“-Keller<br />
füllen und deshalb ebenfalls abgeschafft<br />
wurden. Statt Kreuzchen zu<br />
machen, darf man jetzt <strong>auch</strong> wieder<br />
am Ende e<strong>in</strong>er Veranstaltung<br />
e<strong>in</strong> mündliches Feedback e<strong>in</strong>holen.<br />
Bravo, „IQ“! Das spart e<strong>in</strong>ige<br />
Bäume!<br />
Zu den weiteren Plänen wünschen<br />
wir uns, dass Kollegien gegen<br />
dieses neuerliche Privatisierungsprogramm<br />
Partei ergreifen! Dass<br />
Lehrkräfte ihre gesamte <strong>in</strong>dividuelle<br />
Fortbildung aus eigener Tasche<br />
bei teuren freien Trägern bezahlen<br />
sollen, ist e<strong>in</strong>e ungeheure Zumutung!<br />
Aber <strong>auch</strong> die Zerschlagung<br />
der <strong>in</strong> Resten an den Schulämtern<br />
und dem Amt für Lehrerbildung<br />
noch erhaltenen staatlichen Lehrerfortbildung<br />
darf nicht akzeptiert<br />
werden. Wenn die Angebote <strong>auch</strong><br />
verbesserungswürdig oder e<strong>in</strong>seitig<br />
oder zu dürftig se<strong>in</strong> mögen: es<br />
ist s<strong>in</strong>nvoll, die Struktur als solche<br />
zu erhalten und daran zu arbeiten,<br />
dass staatliche Fortbildung wieder<br />
mehr an den Interessen der Lehrkräfte<br />
orientiert wird, sprich: am<br />
Kerngeschäft Unterricht! Dass die<br />
öffentlich bereitgestellten Gelder<br />
ausnahmslos <strong>in</strong> die Taschen privater<br />
Anbieter fließen sollen, stellt e<strong>in</strong>e<br />
neuerliche Variante der Enteignung<br />
dar.<br />
Die Teilbeurlaubung von Lehrkräften<br />
zu privaten Trägern muss<br />
mit hohem bürokratischen Aufwand<br />
umgesetzt werden – wofür<br />
eigentlich Und: bei den privaten<br />
Trägern wird es e<strong>in</strong>en Wettlauf<br />
um die billigsten Fortbildner geben,<br />
und das schlägt sich im allgeme<strong>in</strong>en<br />
Gehaltsniveau und <strong>in</strong> der<br />
Qualität nieder.<br />
Me<strong>in</strong> Credo: IQ schließen, die<br />
Kontrollettis sollen mal wieder Unterricht<br />
machen! Staatliche Fortbildung<br />
verteidigen und ausbauen!<br />
Mehr Geld <strong>in</strong> die Fortbildung!<br />
Marianne Friemelt<br />
Koalitionsvere<strong>in</strong>barungen im Schulbereich<br />
e<strong>in</strong>e Mogelpackung<br />
Je<strong>in</strong> zur flexiblen<br />
Koalitionsvere<strong>in</strong>barungen zu schulischen<br />
Verbesserungen und der Bereitstellung<br />
von Lehrkräften widersprechen<br />
sich. <strong>GEW</strong> kritisiert:<br />
Konjunkturprogramme setzen fast<br />
ausschließlich auf Sach<strong>in</strong>vestitionen<br />
statt <strong>auch</strong> auf Personal<strong>in</strong>vestitionen.<br />
Der <strong>GEW</strong>-<strong>Bezirksverband</strong> bezeichnet<br />
den Koalitionsvertrag zwischen<br />
CDU und FDP, bezogen auf<br />
die Bildungspolitik, als Mogelpackung.<br />
Die hessischen Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger müssten damit rechnen,<br />
dass die Vere<strong>in</strong>barung das Papier<br />
nicht wert ist, auf dem es gedruckt<br />
ist. Der Wortbruch, den die scheidende<br />
CDU-Regierung <strong>in</strong> Sachen<br />
Unterrichtsgarantie an den hessischen<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
begangen hat, wird unter der designierten<br />
Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> geradewegs<br />
fortgesetzt.<br />
So erfordert bereits e<strong>in</strong>e 105-prozentige<br />
Unterrichtsversorgung 1910<br />
zusätzliche Stellen, allerd<strong>in</strong>gs nur,<br />
wenn man davon ausgeht, dass der<br />
Unterricht mit 38.200 unterrichtswirksamen<br />
Stellen bisher zu 100%<br />
abgedeckt war. Dies, so er<strong>in</strong>nert die<br />
<strong>GEW</strong>, ist allerd<strong>in</strong>gs nicht der Fall.<br />
Bekanntlich lag die Unterrichtsversorgung<br />
<strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren bei ca. 96% des erhobenen<br />
Bedarfs, <strong>auch</strong> wenn die Koch-Regierung<br />
durch diverse Zahlenspielereien<br />
auf dem Papier 100% behauptet<br />
hatte.<br />
Dass diese 100% niemals erreicht<br />
wurden, wissen hessische<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler besser, die<br />
seit Jahren auf jegliche Zusatzangebote<br />
wie Förderstunden oder e<strong>in</strong><br />
attraktives Angebot von Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften<br />
verzichten müssen.<br />
Nach Berechnungen der <strong>GEW</strong> wären<br />
demgemäß für e<strong>in</strong>e 105%ige<br />
Unterrichtsversorgung 3581 zusätzliche<br />
Stellen erforderlich.<br />
Das Koalitionspapier enthält<br />
darüber h<strong>in</strong>aus die Zusage, die Klassenstärken<br />
<strong>in</strong> diversen Schulformen<br />
um 3 zu senken, e<strong>in</strong> Beschluss, den<br />
die <strong>GEW</strong> begrüßt, da es sich um e<strong>in</strong>e<br />
von ihr seit Jahren erhobene M<strong>in</strong>destforderung<br />
handelt.<br />
Die <strong>GEW</strong> schätzt, dass dafür<br />
alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> m<strong>in</strong>destens<br />
300 zusätzliche Lehrkräfte benötigt<br />
werden, hochgerechnet auf<br />
ganz <strong>Hessen</strong> rechnet die <strong>GEW</strong> mit<br />
1500 bis 2000 benötigten Stellen.<br />
Die von der Koalition beschlossenen<br />
2500 zusätzlichen Stellen s<strong>in</strong>d<br />
demgemäß e<strong>in</strong> Tropfen auf den heißen<br />
Ste<strong>in</strong> für die beiden gleichzeitig<br />
beschlossenen Vorhaben. Ganz zu<br />
schweigen von weiteren Lehrer-<strong>in</strong>tensiven<br />
Vere<strong>in</strong>barungen oder der<br />
von der <strong>GEW</strong> erhobenen Forderung<br />
nach Arbeitszeitverkürzung<br />
für Lehrkräfte, der weiteren Absenkung<br />
der immer noch zu hohen<br />
Klassenstärken (Gymnasium weiterh<strong>in</strong><br />
30, Grundschule weiterh<strong>in</strong><br />
25), der Forderung nach mehr Geme<strong>in</strong>samem<br />
Unterricht oder mehr<br />
pädagogisch s<strong>in</strong>nvoll konzipierten<br />
Ganztagsschulen.<br />
Alles <strong>in</strong> allem: Versprechen,<br />
die e<strong>in</strong>erseits nur e<strong>in</strong> erster Schritt<br />
se<strong>in</strong> können, die aber bereits <strong>in</strong><br />
der Ankündigung ohne Unterfütterung<br />
durch ausreichend Lehrerstellen<br />
bleiben.<br />
Es rächt sich bereits, dass die<br />
Konjunkturprogramme fast ausschließlich<br />
auf Sach<strong>in</strong>vestitionen<br />
wie Gebäude setzen statt ebenfalls<br />
auf Personal<strong>in</strong>vestitionen.<br />
BV Presseerklärung<br />
vom 2. 2. 2009<br />
Die Fachgruppe Grundschule<br />
<strong>Frankfurt</strong> hat sich<br />
zum zweiten Mal mit dem<br />
Thema „Flexible Schule<strong>in</strong>gangsstufe“<br />
(§ 20 Hess.<br />
Schulgesetz) beschäftigt.<br />
Die Diskussion ergab folgende<br />
E<strong>in</strong>schätzung unter<br />
derzeitigen Bed<strong>in</strong>gungen:<br />
Grundlegende pädagogische<br />
Pr<strong>in</strong>zipien werden<br />
geteilt, wie z.B. offener Unterricht,<br />
K<strong>in</strong>der helfen sich<br />
gegenseitig, Gedanke der<br />
Inklusion, K<strong>in</strong>der werden<br />
nicht zurückgestellt, sondern<br />
<strong>in</strong> der Lerngruppe <strong>in</strong>dividuell<br />
gefördert, Unterstützung<br />
durch SozialpädagogInnen<br />
im Unterricht,<br />
Ersetzen der Noten durch<br />
verbale Beurteilung. Hier<br />
allerd<strong>in</strong>gs schon der H<strong>in</strong>weis,<br />
dass all dies nur bei<br />
entsprechend kle<strong>in</strong>er Gruppengröße<br />
und ausreichender<br />
Stundenzuweisung<br />
von SozialpädagogInnen<br />
und entsprechender Ausstattung<br />
überhaupt denkbar<br />
ist.<br />
Kritisch wurde besonders der<br />
Wechsel der Klassenlehrer<strong>in</strong>/des<br />
Klassenlehrers nach Stufe 2 und<br />
der mehrfache Lerngruppenwechsel<br />
gesehen, weil er dem Streben<br />
nach Zeit und Kont<strong>in</strong>uität für<br />
Entwicklungsprozesse entgegenläuft.<br />
Fraglich war, ob Unterstützung<br />
und Förderung, die Vorklassen<br />
für die betroffenen K<strong>in</strong>der<br />
bieten, im selben Maße geleistet<br />
werden können.<br />
Gewürdigt wurden die positiven<br />
Erfahrungen, die überzeugende<br />
Arbeit und die Zufriedenheit<br />
der Modellversuchsschulen mit<br />
dieser Unterrichtsorganisation.<br />
Als ausschlaggebend dafür wurden<br />
vor allem die besseren Startbed<strong>in</strong>gungen<br />
angesehen und die<br />
selbst bestimmte Herangehensweise,<br />
der Wunsch nach Umstellung<br />
zu e<strong>in</strong>em aus Sicht der Schule<br />
richtigen Zeitpunkt.<br />
Es besteht der grundsätzliche<br />
Wunsch, die Schule zu verändern,<br />
um den K<strong>in</strong>dern mehr gerecht zu<br />
werden. Dabei könnte die flexible<br />
Schule<strong>in</strong>gangsstufe e<strong>in</strong> Element<br />
se<strong>in</strong>, wenn man sie denkt im Zusammenhang<br />
mit Ganztagsschule,
FLZ Nr. 1/09 S C H U L P O L I T I K<br />
SEITE 11<br />
Dank den Damen Inspektoren<br />
Die Begrüßung<br />
Nun war es endlich <strong>auch</strong> an unserer<br />
Schule soweit! Nicht dass wir<br />
sie freudig erwartet hätten, aber<br />
manch Unangenehmes muss, um<br />
überstanden zu werden, erst e<strong>in</strong>mal<br />
e<strong>in</strong>treten. Das taten die beiden<br />
Damen von der Schul<strong>in</strong>spektion an<br />
e<strong>in</strong>em Dienstag <strong>in</strong> der großen Pause.<br />
„Wir begrüßen Sie ...“ begannen<br />
Sie ihre Ansprache und machten somit<br />
klar, wer die nächsten zwei Tage<br />
Herr <strong>in</strong> unserem Schulhause se<strong>in</strong><br />
würde. Sodann zeigte man sich von<br />
der menschlichen Seite, erklärte den<br />
Verzicht e<strong>in</strong>es Unterrichtsbesuch<br />
bei der neuen Vertretungskraft, die<br />
sich erst e<strong>in</strong>mal mit ihrer 2b zusammenf<strong>in</strong>den<br />
sollen durfte. Überhaupt<br />
wollten sie auf ke<strong>in</strong>en Fall stören,<br />
wenn sie <strong>in</strong> den Unterricht kommen,<br />
erklärten die Damen weiter<br />
und würden deshalb auf ausgiebige<br />
Begrüßung verzichten, sondern<br />
diese durch Kopfnicken oder kurzes<br />
W<strong>in</strong>ken abwickeln. Das leuchtet<br />
e<strong>in</strong>, wollen sie doch objektive<br />
Daten erheben – von 1= „trifft<br />
nicht zu“ bis 4 = „trifft zu“, wobei<br />
laut Beobachtungsbogen zur Analyse<br />
von Unterricht e<strong>in</strong> Indikator <strong>in</strong><br />
Form e<strong>in</strong>es Items e<strong>in</strong>zelner Kompetenzkomplexe<br />
auf jeden Fall bewertet<br />
werden muss ... – und nicht vom<br />
Unterrichtsgeschehen ablenken.<br />
E<strong>in</strong>gangsstufe<br />
Inklusion, Abschaffung des<br />
Sitzenbleibens, Abschaffung<br />
der Ziffernnoten, mit geme<strong>in</strong>samen<br />
Lernen bis Klasse<br />
10 und mit <strong>in</strong>dividueller<br />
Förderung, die den Namen<br />
verdient.<br />
Als e<strong>in</strong>zelne Maßnahme<br />
im bestehenden Schulwesen,<br />
mit viel zu großen<br />
Klassen, m<strong>in</strong>imalen Fördermöglichkeiten,<br />
zentralen<br />
Vergleichs- Diagnose- Orientierungsarbeiten,<br />
m<strong>in</strong>imaler<br />
sozialpädagogischer<br />
Unterstützung besteht ke<strong>in</strong><br />
Anreiz– <strong>auch</strong> nicht auf<br />
mehr oder weniger sanften<br />
Druck des Schulamtes h<strong>in</strong><br />
– diesen Weg zu gehen. Es<br />
wird befürchtet, dass am<br />
Ende für die K<strong>in</strong>der durch<br />
Abschaffung der Vorklasse<br />
und erhöhte Komplexität<br />
des Unterrichtsgeschehens<br />
weniger Förderung möglich<br />
ist, als unter den gegenwärtigen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen.<br />
Fachgruppe Grundschule,<br />
beschlossen <strong>in</strong> der Sitzung<br />
am 25. 2. 2009<br />
Der Unterrichtsbesuch<br />
Der konkrete Besuch me<strong>in</strong>er Lerngruppe<br />
(Sprachförderung dreier<br />
K<strong>in</strong>der) hatte subjektiv starken E<strong>in</strong>fluss<br />
auf die Unterrichtssituation,<br />
obwohl die Sache mit dem Nichtgrüßen<br />
wie angekündigt durchgeführt<br />
und von mir und den K<strong>in</strong>dern<br />
ebenso erwidert wurde. Ich<br />
hatte die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>struiert und gebeten,<br />
sich auf ke<strong>in</strong>en Fall stören<br />
zu lassen. Zu me<strong>in</strong>er Überraschung<br />
funktionierte dies 4 = „trifft zu“<br />
und funktionierte für die K<strong>in</strong>der<br />
sogar noch 4, als die Dame sich<br />
zu uns an den Tisch drängte, wobei<br />
es wirklich objektivere Plätze<br />
im Raum gegeben hätte, die von<br />
mir <strong>auch</strong> durch leichtes Kopfnicken<br />
angedeutet worden waren. Als ich<br />
dann während des sprachlich für<br />
die K<strong>in</strong>der und von der Merkfähigkeit<br />
für mich anspruchvollen Quartettspiels<br />
befragt wurde, über D<strong>in</strong>ge,<br />
die leicht den vorgelegten Unterlagen<br />
hätten entnommen werden<br />
können, funktionierte das Nichtstören<br />
für mich nur 1 = „trifft nicht<br />
zu“. Leider übertrug sich me<strong>in</strong>e Irritation<br />
<strong>in</strong> Form von Unruhe auf<br />
die K<strong>in</strong>der und wird dementsprechend<br />
zu e<strong>in</strong>er 1= „trifft nicht“ zu<br />
<strong>in</strong> der Kategorie „Auf Störungen<br />
reagiert die Lehrkraft rechtzeitig,<br />
konsequent und angemessen“ geführt<br />
haben, denn ich verzichtete<br />
darauf, an Stelle der Inspektor<strong>in</strong>nen<br />
die K<strong>in</strong>der zu recht zu weisen.<br />
Das Lehrkräfte<strong>in</strong>terview<br />
Das eigentlich „Spannende“, so bezeichnet<br />
man bekanntlich Unangenehmes<br />
<strong>in</strong> Zeiten der Veränderung,<br />
stand erst am zweiten Inspektionstag<br />
auf dem Plan. Zum Gruppen<strong>in</strong>terview<br />
der Lehrkräfte hatten sich<br />
sechs Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dienstversammlung<br />
willig bis freudig bereit<br />
gefunden. Wie von selbst ergab<br />
sich die gewünschte Mischung aus<br />
Repräsentant<strong>in</strong>nen des Personalrats<br />
und der verschiedenen Aufgabenbereiche<br />
der Schule. Auch was<br />
Alter und andere Persönlichkeitsmerkmale<br />
ang<strong>in</strong>g, waren wir so verschieden,<br />
wie es <strong>in</strong> unserem Kollegium<br />
nur möglich ist, den Genderaspekt<br />
e<strong>in</strong>mal außer Acht gelassen.<br />
Was die Motive me<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
zur Teilnahme am Interview gewesen<br />
s<strong>in</strong>d, weiß ich nicht, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
Fall war es e<strong>in</strong>e Mischung aus<br />
Neugierde und Gestaltungswille.<br />
Me<strong>in</strong>e Haltung zur Schul<strong>in</strong>spektion<br />
würde ich als kritisch reflektiert<br />
e<strong>in</strong>stufen, die Meldung zum Gruppen<strong>in</strong>terview<br />
als freundlich arglos.<br />
So kamen wir sechs Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
am Mittag zusammen, nichts Böses<br />
ahnend, aufgeschlossen und mit <strong>in</strong>teressierter<br />
Grundhaltung und der<br />
Vorstellung von e<strong>in</strong>er Gesprächsrunde<br />
mit der Möglichkeit zur –<br />
vielleicht <strong>auch</strong> kontroversen, auf<br />
jeden Fall unterschiedliche Sichtweisen<br />
be<strong>in</strong>haltenden – Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
über die pädagogische<br />
Arbeit unserer Schule.<br />
Me<strong>in</strong>e Kenntnis der Methode<br />
des Interviews basiert auf dem<br />
Stand der Schulforschung der frühen<br />
Achtziger Jahre, als das „problemzentrierte<br />
Interview“ Mittel<br />
der Wahl war. Dabei geht man<br />
davon aus, dass die Befragten als<br />
„pr<strong>in</strong>zipiell orientierungs-, deutungs-<br />
und theoriemächtig anzusehen<br />
und zu behandeln“ s<strong>in</strong>d (Arbeitsgruppe<br />
Schulforschung 1979,<br />
nach Andreas Witzel, Verfahren<br />
der qualitativen Sozialforschung,<br />
<strong>Frankfurt</strong>/New York 1982, S.66)<br />
Die Schulforschung des Instituts für<br />
Qualitätsentwicklung hat sich im<br />
Namen des Fortschritts weit von<br />
diesen Erkenntnissen entfernt. Was<br />
wir erlebten war e<strong>in</strong> dirigistisches<br />
Ausfragen entlang e<strong>in</strong>es engen Fragenkatalogs<br />
nach allen Regeln der<br />
Kunst, d.h. unter E<strong>in</strong>beziehung<br />
mehr oder weniger subtiler E<strong>in</strong>schüchterungsmechanismen,<br />
wie<br />
das Drannehmen e<strong>in</strong>zelner, das<br />
Nachbohren, der Versuch <strong>in</strong> Widersprüche<br />
zu verwickeln und das<br />
Gegene<strong>in</strong>anderausspielen verschiedener<br />
Gruppen der Schulgeme<strong>in</strong>de.<br />
Kurz: das Gegenteil e<strong>in</strong>er Atmosphäre<br />
von Wertschätzung, Offenheit<br />
und Respekt – anzusiedeln<br />
irgendwo zwischen Prüfung und<br />
Verhör.<br />
Im Wesentlichen zwei Punkte<br />
erregten den Argwohn der Damen<br />
von der Inspektion. Zum e<strong>in</strong>en<br />
die Zufriedenheit mit dem Arbeitsklima<br />
an der Schule und die<br />
Wertschätzung zwischen Kollegium<br />
und Schulleitung. Ne<strong>in</strong>, es nutzte<br />
nichts, dass nochmals nachgebohrt<br />
wurde, ob Kolleg<strong>in</strong>nen, die<br />
von der Schulleitung zur Fortbildung<br />
angeregt werden, ob diese<br />
dies nicht vielleicht doch als unangenehm<br />
oder bedrohlich empf<strong>in</strong>den,<br />
man wisse doch wie das ist,<br />
wenn von oben ... Ob wirklich jeder<br />
das so sieht, das e<strong>in</strong> gutes Verhältnis<br />
besteht zwischen Schulleitung<br />
und Kollegium. „Können das<br />
bitte alle mit e<strong>in</strong>em Kopfnicken bestätigen!“.<br />
Wir nickten artig. Alle<br />
sehr froh, dass wir wahrheitsgemäß<br />
antworten konnten und nicht der<br />
Versuchung widerstehen mussten,<br />
diesen Damen unser Herz auszuschütten<br />
(Anonymität war uns zugesichert<br />
worden), über e<strong>in</strong>e Schulleitung,<br />
die uns durch ihren Führungsstil<br />
das Leben schwer macht<br />
– soll es ja geben. Ob die Schulleitung<br />
<strong>auch</strong> wirklich e<strong>in</strong> Team sei,<br />
ob vielleicht der e<strong>in</strong>e, oder die andere,<br />
ob wir beide me<strong>in</strong>en, wenn<br />
wir von Schulleitung sprechen, ja,<br />
ja, ... <strong>auch</strong> hier ke<strong>in</strong> war Keil zwischen<br />
zu treiben.<br />
Der andere Bereich, der im Fokus<br />
des Ausfragens stand, war die<br />
Sache mit der Gleichschaltung, oder<br />
wie man heute sagt Steuerung – von<br />
den Inspektor<strong>in</strong>nen mit Vokabeln<br />
wie Vergleichbarkeit, Sicherstellung<br />
von Gleichbehandlung, Absprachen<br />
im Jahrgang und Erreichung<br />
gleicher Ziele verklausuliert.<br />
An unserer Schule wird der Grundsatz<br />
der pädagogischen Freiheit und<br />
der Verantwortung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Lehrkraft ernst genommen, bei<br />
der Zusammenarbeit herrscht das<br />
Pr<strong>in</strong>zip der Freiwilligkeit und auf<br />
Gesamtkonferenzen werden pädagogische<br />
Themen ausführlich und<br />
kontrovers diskutiert. Die Lösung<br />
f<strong>in</strong>den wir häufig nicht im Entweder-Oder,<br />
sondern im Sowohl-als<strong>auch</strong>.<br />
Für die Schul<strong>in</strong>spektor<strong>in</strong>nen<br />
ansche<strong>in</strong>end e<strong>in</strong> schwer h<strong>in</strong>nehmbarer<br />
Zustand. Das wäre <strong>auch</strong> von<br />
Eltern im Gruppen<strong>in</strong>terview geäußert<br />
worden (anonym versteht sich<br />
– wenn überhaupt), dass Unzufriedenheit<br />
mit unterschiedlicher Bewertung<br />
besteht. „Wie stellen Sie sicher,<br />
...“ Gleiche Arbeiten, gleicher<br />
Unterricht, gleicher Lernstand, gleicher<br />
Maßnahmenkatalog bei Regelverstößen,<br />
nicht zu vergessen,<br />
alles gleich im Namen der Vergleichbarkeit.<br />
So wird man den<br />
K<strong>in</strong>dern die Heterogenität schon<br />
austreiben! Genug dieses unwürdigen<br />
Kapitels.<br />
Das Feedback<br />
Als das Gruppen<strong>in</strong>terview nach<br />
e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Stunden e<strong>in</strong> pünktliches<br />
Ende fand, hatten wir sechs<br />
freiwilligen, so unterschiedlichen<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen unisono das gleiche<br />
schlechte Gefühl. Das war sichergestellt<br />
worden – e<strong>in</strong> schöner Erfolg!<br />
In ke<strong>in</strong>em Moment dieses Interviews<br />
ließen uns die Damen vergessen,<br />
wes Geistes K<strong>in</strong>d sie s<strong>in</strong>d,<br />
dass die ganze Inspektion e<strong>in</strong> Kontroll<strong>in</strong>strument<br />
ist, welches den<br />
Schulen entgegen allen Behauptungen,<br />
es g<strong>in</strong>ge um mehr Selbstständigkeit,<br />
gerade diese nehmen<br />
soll. In dieser Deutlichkeit war mir<br />
der S<strong>in</strong>n der Schul<strong>in</strong>spektion theoretisch<br />
klar, nun aber ist die Erkenntnis<br />
ganzheitlich abgesichert.<br />
Für diesen Lernfortschritt b<strong>in</strong> ich<br />
dankbar!<br />
In der Feedbackrunde am Abend<br />
wurde man dann richtig heftig, als<br />
der größere Zusammenhang, <strong>in</strong> dem<br />
wir die Schul<strong>in</strong>spektion sehen, angesprochen<br />
wurde. „Wenn Sie nicht<br />
ruhig s<strong>in</strong>d, breche ich das Ganze hier<br />
ab“, hieß es. E<strong>in</strong>e Reaktion die jegliche<br />
Chance zur Reflexion der eigenen<br />
Rolle ungenutzt ließ und deutlich<br />
machte, dass die Feedbackrunde<br />
<strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e Farce war.<br />
Wie die Damen von der Inspektion<br />
das Gruppen<strong>in</strong>terview mit den Lehrkräften<br />
empfunden haben Als angenehm<br />
und offen, bekundeten beide.<br />
Na dann weiter so und – wie gesagt<br />
– Danke für den auf se<strong>in</strong>e Weise<br />
so lehrreichen Besuch!<br />
Susanne Hoeth<br />
Frühpensionierungen aus Krankheitsgründen bei Lehrkräften an<br />
hessischen Schulen alarmierend hoch<br />
Antrag an den Landesvorstand der<br />
<strong>GEW</strong> <strong>Hessen</strong> zu Frühpensionierungen<br />
aus Krankheitsgründen bei<br />
Lehrkräften an hessischen Schulen<br />
Seit Jahren scheiden die meisten<br />
Lehrkräfte vor Erreichen des<br />
Pensionsalters wegen Dienstunfähigkeit<br />
(i.d.R. schwere Krankheit)<br />
oder vorzeitigem Versterben<br />
aus dem Dienst aus – im Schuljahr<br />
2007/2008 waren es 58% der ausscheidenden<br />
hauptberuflichen Lehrkräfte<br />
allgeme<strong>in</strong>bildender Schulen<br />
(s. Anlage). Diese Zahlen für Lehrkräfte<br />
an hessischen Schulen übersteigen<br />
die von Landesbediensteten,<br />
die <strong>in</strong> anderen Bereichen arbeiten,<br />
erheblich. Damit ist statistisch signifikant,<br />
dass die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
an den Schulen <strong>in</strong> hohem Maße für<br />
schwere Krankheiten, teilweise sogar<br />
mit Todesfolge, verantwortlich<br />
gemacht werden können. Die <strong>GEW</strong><br />
<strong>Hessen</strong> reagiert mit Unverständnis<br />
darauf, dass die Arbeitsbelastungen<br />
der Lehrkräfte trotzdem nicht entscheidend<br />
reduziert werden.<br />
Die nach dem Arbeitsschutzgesetz<br />
vorgeschriebenen Untersuchungen<br />
zur Feststellung der gesundheitlichen<br />
Risiken stehen an vielen<br />
Schulen seit Jahren aus, soweit<br />
es um die psychischen Belastungen<br />
geht. Auf die gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Maßnahmen zur effektiven<br />
Reduzierung der gesundheitlichen<br />
Belastungen warten wir hessenweit<br />
bis heute. Das liegt vor allem daran,<br />
dass die Landesregierung sich bis<br />
heute weigert, die hauptsächlichen<br />
Belastungsfaktoren wie Klassengrößen,<br />
Prüfungen, hohe Arbeitszeiten<br />
sowie zusätzliche Aufgaben und<br />
Mehrarbeit im erforderlichen Maß<br />
zu reduzieren.<br />
Die Aktivitäten im Arbeitsfeld<br />
Schule und Gesundheit des Hessischen<br />
Kultusm<strong>in</strong>isteriums bieten<br />
ke<strong>in</strong>en Ersatz für Maßnahmen<br />
zur Reduzierung der Gesundheitsrisiken<br />
an den Arbeitsplätzen von<br />
Lehrkräften und sozialpädagogischen<br />
Fachkräften an Schulen nach<br />
dem Arbeitsschutzgesetz. Yogaund<br />
Ernährungskurse können zur<br />
L<strong>in</strong>derung von Symptomen beitragen,<br />
reduzieren aber nicht die maßgeblichen<br />
Belastungsfaktoren.<br />
Lehrkräftebewegung von hauptberuflichen Lehrkräften 2002 – 2008<br />
Jahr<br />
2002 / 2003<br />
2003 / 2004<br />
2004 / 2005<br />
2005 / 2006<br />
2006 / 2007<br />
2007 / 2008<br />
Ruhestand mit Erreichen<br />
der Altersgrenze<br />
140<br />
129<br />
191<br />
166<br />
156<br />
146<br />
16,9%<br />
16,1%<br />
27,7%<br />
24,0%<br />
24,0%<br />
24,6%<br />
Die <strong>GEW</strong> <strong>Hessen</strong> dr<strong>in</strong>gt darauf,<br />
dass die vorgeschriebenen Untersuchungen<br />
und die daraus resultierenden<br />
erforderlichen Maßnahmen<br />
umgehend hessenweit getroffen<br />
werden. Die Frühpensionierungszahlen<br />
im Bereich der hessischen<br />
Schulen müssen auf e<strong>in</strong> Maß gesenkt<br />
werden, das die der Bediensteten<br />
<strong>in</strong> anderen Bereichen des Landes<br />
<strong>Hessen</strong> nicht übersteigt.<br />
Dafür werden wir mit aller<br />
Kraft e<strong>in</strong>treten<br />
■ <strong>in</strong> Verhandlungen mit der Hessischen<br />
Landesregierung und den<br />
Fraktionen des Hessischen Landtags,<br />
<strong>auch</strong> mit den Forderungen<br />
nach Rücknahme des erhöhten<br />
Alterse<strong>in</strong>trittsalters <strong>in</strong> Pension<br />
und Rente und nach Beibehaltung<br />
der Altersteilzeit<br />
Allgeme<strong>in</strong>bildende Schulen<br />
Dienstunfähigkeit<br />
oder Tod<br />
351<br />
380<br />
368<br />
380<br />
382<br />
346<br />
43,6%<br />
47,5%<br />
53,4%<br />
55,0%<br />
58,9%<br />
58,3%<br />
■ durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit<br />
zu dieser Thematik,<br />
■ <strong>in</strong> Personalversammlungen, Schulgruppen<br />
und Personalräten<br />
■ durch gezielte Information und<br />
Beratung unser Mitglieder über<br />
ihre Rechte,<br />
durch die Prüfung juristischer<br />
Maßnahmen zur Durchsetzung<br />
der Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes<br />
im Schulbereich und<br />
die Unterstützung von Klagen bei<br />
stressbed<strong>in</strong>gten schweren Erkrankungen<br />
von Lehrkräften, die besondere<br />
Arbeitsbelastungen ertragen<br />
mussten.<br />
Antrag der <strong>GEW</strong>-Kreisverbände<br />
Offenbach-Stadt, Offenbach-Land,<br />
Hanau, Gelnhausen,<br />
Schlüchtern und des BV FFM an<br />
den Landesvorstand<br />
Ruhestand mit Erreichen<br />
d. Altersgrenze<br />
30<br />
25<br />
37<br />
32<br />
28<br />
42<br />
Berufliche Schulen<br />
25,4%<br />
21,5%<br />
39,8%<br />
30,5%<br />
28%<br />
34,4%<br />
Dienstunfähigkeit<br />
oder Tod<br />
Erklärung: Ruhestand mit Erreichen der Altersgrenze, Ruhestand auf Antrag (ohne Zahlenangabe, kann errechnet werden), Dienstunfähigkeit<br />
oder Tod, Summe 100% (Statistik aus dem Hauptpersonalrat)<br />
48<br />
59<br />
43<br />
53<br />
53<br />
59<br />
40,7%<br />
50,8%<br />
46,2%<br />
50,5%<br />
53%<br />
48,4%
SEITE 12<br />
T H E AT E R P Ä D A G O G I K<br />
FLZ Nr. 1/09<br />
„Das Theater – e<strong>in</strong> Ort, wo sehr viele gesellschaftspolitische Themen<br />
behandelt werden“<br />
Elisabeth Schweeger, die scheidende Intendat<strong>in</strong> des <strong>Frankfurt</strong>er Schauspiels, im Interview mit der FLZ<br />
FLZ Brecht warf dem herkömmlichen<br />
Theater e<strong>in</strong>mal vor, den Zuschauer<br />
besoffen zu machen und<br />
beschrieb die Vorzüge se<strong>in</strong>er eigenen<br />
Theaterkonzeption folgendermaßen:<br />
„Das Theater versucht<br />
nicht mehr, ihn [den Zuschauer] besoffen<br />
zu machen, ihn mit Illusionen<br />
auszustatten, ihn die Welt vergessen<br />
zu machen, ihn mit se<strong>in</strong>em<br />
Schicksal auszusöhnen. Das Theater<br />
legt ihm nunmehr die Welt vor<br />
zum Zugriff.“<br />
Frau Schweeger, macht das<br />
Schauspiel <strong>Frankfurt</strong> aus Ihrer Sicht<br />
den Zuschauer besoffen<br />
Schweeger Natürlich, besonders<br />
wenn man etwas gerne hört, dann<br />
ist man besoffen, m<strong>in</strong>destens süchtig<br />
danach und deswegen geht man<br />
dann <strong>auch</strong> immer wieder h<strong>in</strong>. Natürlich<br />
ist das Bestreben, wenn<br />
man e<strong>in</strong> Theater programmiert,<br />
dass die Zuschauer dort <strong>auch</strong><br />
gerne h<strong>in</strong> gehen. Das f<strong>in</strong>de ich e<strong>in</strong>en<br />
ganz wesentlichen Punkt, den<br />
man immer berücksichtigen muss,<br />
wenn man e<strong>in</strong> Theater konzipiert.<br />
Dazu kommt, dass sich e<strong>in</strong>iges verändert<br />
hat. Wo früher quasi e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>tellektuelle Schicht war, die <strong>auch</strong><br />
e<strong>in</strong>en bestimmten Stellenwert <strong>in</strong><br />
der Gesellschaft hatte, hat sich das<br />
nach dem Krieg doch sehr verändert,<br />
weil sehr viel verschwunden<br />
ist, Menschen verschwunden s<strong>in</strong>d,<br />
die <strong>auch</strong> bestimmend waren für<br />
das kulturelle Leben. Und wenn<br />
ich mich an die <strong>Frankfurt</strong>er Schule<br />
und an die ‚68er er<strong>in</strong>nere: <strong>Frankfurt</strong><br />
war ja e<strong>in</strong> Ort, der viel bewegt<br />
hat. Da war das Theater plötzlich<br />
nicht mehr nur Theater, sondern<br />
zusätzlich e<strong>in</strong>e Plattform für Diskussionen<br />
und Ause<strong>in</strong>andersetzungen.<br />
Ich b<strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung, dass das<br />
Theater tatsächlich e<strong>in</strong>e Funktion<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Agora wie <strong>in</strong> der<br />
griechischen Antike hat, nämlich<br />
als Ort der Begegnung, wo man<br />
etwas sieht, sich trifft, sich austauscht,<br />
mit anderen Sichtweisen<br />
und anderen Denkweisen konfrontiert<br />
wird, an bestimmte Traditionen<br />
er<strong>in</strong>nert wird, um diese <strong>in</strong> neuen<br />
Zusammenhängen zu überprüfen<br />
ob ihrer heutigen Gültigkeit.<br />
Aber wir s<strong>in</strong>d <strong>auch</strong> dafür zuständig,<br />
Kultur fortzuschreiben, daher<br />
<strong>auch</strong> die Ermöglichung ungewöhnlicher<br />
ästhetischer Handschriften<br />
und Förderung junger Autoren.<br />
Die Funktion des Theaters hat<br />
sich etwas verändert: Wo es früher<br />
e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es identitätsstiftendes<br />
Institut war, ist es heute e<strong>in</strong> Ort,<br />
der Bildungsaufgaben übernommen<br />
hat, wo aber <strong>auch</strong> sehr viele<br />
gesellschaftspolitische Themen<br />
behandelt werden, und der E<strong>in</strong>zelne<br />
im klassischen S<strong>in</strong>ne des Theaters<br />
zwar erbaut und getröstet werden<br />
soll, aber <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>en kritischen<br />
Spiegel vorgehalten bekommt, an<br />
dem er sich reiben kann.<br />
FLZ Ist das Theater jetzt privater<br />
geworden<br />
Schweeger Ne<strong>in</strong>, im Gegenteil. Privat<br />
würde ja heißen, es hat ke<strong>in</strong>en<br />
öffentlichen Stellenwert. Z.B. Emilia<br />
Galotti von Less<strong>in</strong>g beschäftigt<br />
sich mit e<strong>in</strong>er Privatheit, die politisch<br />
missbr<strong>auch</strong>t wird. Was ist hier<br />
privat und was nicht In dem Augenblick,<br />
wo du im Theater bist,<br />
bist du nicht privat, du bef<strong>in</strong>dest<br />
dich im öffentlichen Raum, wo vielleicht<br />
private Themen zur Sprache<br />
kommen, aber diese natürlich gesellschaftlich<br />
relevant s<strong>in</strong>d weil wir<br />
private Menschen im gesellschaftli-<br />
Elisabeth Schweeger<br />
chen Kontext, somit politische Wesen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
FLZ Ich frage trotzdem noch mal<br />
nach. Ich würde furchtbar gern<br />
noch mal den Galilei behandeln, ich<br />
würde gern wieder mal die Brandstifter<br />
behandeln, aber es wird nicht<br />
gespielt. Von Brecht sieht man eigentlich<br />
nur die Kle<strong>in</strong>bürgerhochzeit<br />
und die Dreigroschenoper, aber<br />
die großen politischen Stücke werden<br />
weniger gespielt. Oder andere<br />
große Stücke, die politische Wirkung<br />
<strong>auch</strong> gehabt haben oder <strong>auch</strong><br />
noch haben sollten, ich nenne mal<br />
He<strong>in</strong>ar Kipphardt, ich f<strong>in</strong>de sie <strong>in</strong><br />
den Inszenierungen nicht und ich<br />
habe den E<strong>in</strong>druck, diese Stücke<br />
werden gescheut von den Regisseuren.<br />
Schweeger Ne<strong>in</strong>, es gibt Zeiten, <strong>in</strong><br />
denen manche Stücke funktionieren<br />
und unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>szeniert werden<br />
wollen und <strong>in</strong> manchen nicht.<br />
Ich denke, Brechtstücke heute zu<br />
spielen, ist eher kompliziert, es<br />
kann aber durchaus se<strong>in</strong>, dass wieder<br />
ihre Zeit kommt.<br />
Daran lässt sich aber nicht festmachen,<br />
dass es ke<strong>in</strong> politisches<br />
Theater mehr gibt. Wenn Sie sich<br />
die Stücke anschauen, wie sie gemacht<br />
werden, z.B. „Der Fremde“<br />
von Camus, <strong>in</strong> der Regie von Sebastian<br />
Baumgarten, dann ist das politisches<br />
Theater, oder Sartre, oder<br />
„Mond für die Beladenen“ von<br />
O’Neil, oder Less<strong>in</strong>gs „Nathan“,<br />
das s<strong>in</strong>d alles hochpolitische Stücke.<br />
Die „Orestie“ ist wirklich e<strong>in</strong>es<br />
der größten politischen Stücke, wo<br />
die Entstehung der Demokratie verhandelt<br />
wird. Also wenn man sagt,<br />
das Theater von heute wäre unpolitisch,<br />
dann weiß ich nicht mehr,<br />
was politisch se<strong>in</strong> soll.<br />
FLZ Gibt es schon e<strong>in</strong>e Summe Ihrer<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Jahre oder etwas,<br />
wovon Sie sagen, das war besonders<br />
<strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
Schweeger Ich habe acht Jahre hier<br />
gearbeitet, ich möchte ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen<br />
Tag missen. Manches hätte<br />
leichter gehen können, aber das<br />
wusste ich ja von vornhere<strong>in</strong>, auf<br />
was für e<strong>in</strong>e Stadt ich mich e<strong>in</strong>lasse<br />
und deswegen b<strong>in</strong> ich <strong>auch</strong> hergekommen,<br />
weil es mich <strong>in</strong>teressiert<br />
hat, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt, die sich<br />
so sehr der Moderne verschrieben<br />
hat, letzten Endes die modernste<br />
Stadt <strong>in</strong> ganz Deutschland ist, arbeiten<br />
zu dürfen. E<strong>in</strong>e Stadt, <strong>in</strong> der<br />
man die Moderne <strong>auch</strong> im Alltag<br />
spürt, <strong>in</strong> ihrer fluktuierenden Demographie<br />
e<strong>in</strong> Ausdruck der globalen<br />
Marktwirtschaft ist und zudem<br />
e<strong>in</strong>e spannende <strong>in</strong>tellektuelle<br />
Tradition hat.<br />
Da hat mich <strong>in</strong>teressiert, was<br />
für e<strong>in</strong>e Theaterkunst br<strong>auch</strong>t e<strong>in</strong>e<br />
solche Stadt, die so selbstverständlich<br />
mit ihrer kulturellen Vielfalt<br />
umgeht; da hatte ich das Gefühl,<br />
dass man <strong>auch</strong> <strong>in</strong> ästhetischer<br />
H<strong>in</strong>sicht vielfältige Sprachen vorlegen<br />
und vorgeben kann und darauf<br />
verweisen, dass Kunst Zeugnis<br />
ablegen kann von dieser kulturellen<br />
Vielfalt, die es zu pflegen, auszubauen<br />
und zum Verständnis zu<br />
br<strong>in</strong>gen gilt.<br />
FLZ Was Sie vorh<strong>in</strong> gesagt haben,<br />
über die Frage, dass das Private politisch<br />
se<strong>in</strong> kann und politisch se<strong>in</strong><br />
muss, das leuchtet mir sofort e<strong>in</strong>,<br />
wenn ich mir unsere Schülerschaft<br />
anschaue. Wir haben e<strong>in</strong>e Schülerschaft<br />
bei uns an der Kl<strong>in</strong>gerschule,<br />
die zu e<strong>in</strong>em ganz hohen Anteil<br />
überhaupt gar ke<strong>in</strong>e Kontakte mit<br />
klassischen Bildungsgütern, ja mit<br />
europäischen Bildungsgütern hat.<br />
Das ist das E<strong>in</strong>e. Das Andere ist,<br />
dass e<strong>in</strong> relativ starker Anteil dieser<br />
Schüler sich mit Glaubensfragen<br />
ause<strong>in</strong>andersetzt, mit Fragen,<br />
die sich auf dem Gebiet der Geltung<br />
von Ehre, sagen wir im weitesten<br />
S<strong>in</strong>ne von Verhaltensnormen,<br />
bewegen, die <strong>auch</strong> unseren<br />
Vorstellungen gegenüber erst e<strong>in</strong>mal<br />
fremd s<strong>in</strong>d, wodurch e<strong>in</strong>e Reibung<br />
entsteht. Was ich dann beobachte,<br />
wenn ich mit diesen Schülern<br />
<strong>in</strong>s Theater komme, ist, dass<br />
hier zwei Welten zusammenprallen.<br />
Diese Schüler haben zum Teil<br />
e<strong>in</strong>e andere Art und Weise mit Theater<br />
umzugehen, e<strong>in</strong>e lebhafte, gar<br />
nicht böse geme<strong>in</strong>te, die dem „klassischen“<br />
Theaterpublikum fremd<br />
ist. Es kommt also <strong>auch</strong> zu Ause<strong>in</strong>andersetzungen,<br />
Ärgernissen.<br />
Wie sehen Sie die Here<strong>in</strong>nahme,<br />
die Ansprache dieses Publikums<br />
Schweeger Ich f<strong>in</strong>de das zentral<br />
wichtig. Wir hatten kürzlich wieder<br />
Diskussionen <strong>in</strong>nerhalb des Theaters<br />
wegen e<strong>in</strong>er Nathan-Vorstellung,<br />
die sehr gemischt besucht war<br />
von Jungen und Älteren. Die Älteren<br />
haben sich aufgeregt, zu Recht;<br />
die Schauspieler waren <strong>auch</strong> aufgebracht:<br />
Es war e<strong>in</strong>e Schulklasse<br />
dr<strong>in</strong>, die sich e<strong>in</strong>fach unglaublich<br />
verhalten hat und die Vorstellung<br />
mit E<strong>in</strong>würfen störten, die wegen<br />
ihrer rassistischen Gehalte schwer<br />
zu denken gaben. Da entstand <strong>auch</strong><br />
politische Angst bei uns. Die Schauspieler<br />
waren völlig aus dem Häuschen;<br />
wir haben versucht, zu eruieren,<br />
welche Klasse das war, um mit<br />
ihnen darüber zu reden. Wir haben<br />
uns jetzt vorgenommen, dass<br />
wir vor jeder Nathan-Vorstellung<br />
jetzt doch E<strong>in</strong>führungen geben werden.<br />
Die Schüler müssen <strong>auch</strong> verstehen<br />
lernen, dass Schauspieler-<br />
Arbeit Schwerarbeit ist, die hohe<br />
Konzentration vom Spieler abfordert<br />
und daher <strong>auch</strong> Ruhe, Konzentration<br />
und Aufmerksamkeit<br />
vom Zuschauer br<strong>auch</strong>t. Natürlich<br />
verpflichtet Theater zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal zum Stillhalten, sich h<strong>in</strong>zusetzen<br />
und zuzuhören und zuzusehen,<br />
sich e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>lassen, um später,<br />
nach der Vorstellung, darüber<br />
zu reden. Diese Form von Konzentration<br />
haben viele heute verlernt.<br />
Wir wissen im Theater natürlich<br />
<strong>auch</strong>, wo früher selbst nach 20 M<strong>in</strong>uten-Monologen<br />
noch Aufmerksamkeit<br />
möglich war, hört heute<br />
die Konzentration nach drei M<strong>in</strong>uten<br />
auf. Manche Regisseure versuchen<br />
die Stille herzustellen und<br />
provozieren damit das Halten der<br />
Aufmerksamkeit, es gibt aber <strong>auch</strong><br />
Regisseure, die von Anfang an auf<br />
die Schnelligkeit e<strong>in</strong>gehen, dem gewohnten<br />
Zappen nachgehen und<br />
nach kürzester Zeit Reize schaffen.<br />
Das heißt, da ist e<strong>in</strong> gegenseitiger<br />
Lernprozess notwendig.<br />
FLZ Das entwirft ja zwei mögliche<br />
unterschiedliche Modelle von Theater.<br />
Das e<strong>in</strong>e ist mehr pädagogisch<br />
<strong>in</strong>tendiert und sagt Konzentration,<br />
diese spezielle Art von Konzentration,<br />
die <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>en Eigenwert hat,<br />
also <strong>auch</strong> außerhalb dieses Rahmens,<br />
das begreifen wir als Auftrag.<br />
Das wäre <strong>auch</strong> mehr e<strong>in</strong>e Art<br />
von Theater im S<strong>in</strong>ne der klassischen<br />
Konstruktion.. Die andere<br />
könnte ja heißen, wir br<strong>auch</strong>en e<strong>in</strong>e<br />
andere Art von Theater, weil wir<br />
e<strong>in</strong> anderes Publikum mit e<strong>in</strong>er anderen<br />
Lebendigkeit haben.<br />
Schweeger Aber das versucht man<br />
ja immer wieder. Wir tun das ja,<br />
weil wir genau wissen, das Theater<br />
wird nicht nur von der älteren Generation<br />
bevölkert, sondern <strong>auch</strong><br />
von Jüngeren. Wenn wir die Jüngeren<br />
nicht bedienen, haben wir morgen<br />
ke<strong>in</strong> Publikum mehr. Ganz e<strong>in</strong>fach.<br />
Die theaterpädagogische Arbeit<br />
z.B. war früher e<strong>in</strong> Randgebiet<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Theaters, das<br />
beschäftigt uns mittlerweile zu 25<br />
%, das wird immer mehr und ich<br />
b<strong>in</strong> sowieso jemand, der Wert darauf<br />
legt, weil die Schulen es nicht<br />
mehr schaffen, das Bildungsniveau<br />
zu halten.<br />
In der Schulausbildung werden<br />
heute andere Schwerpunkte gesetzt,<br />
dadurch gehen bestimmte Inhalte<br />
verloren. Was machen wir dann mit<br />
unserer Institution, die mit Ritualen,<br />
Codierungen, Traditionen umgeht<br />
und sich immer darauf beruft,<br />
wenn diese Sprache nicht mehr verstanden<br />
wird und wir ihr aber <strong>auch</strong><br />
morgen noch e<strong>in</strong>e Zukunft geben<br />
wollen Wir versuchen auf die Realität<br />
zu reagieren, uns ihr zu stellen<br />
<strong>in</strong> der Arbeit und wir versuchen<br />
mit den Schülern und <strong>auch</strong> den Lehrern<br />
im Gespräch zu se<strong>in</strong>, machen<br />
Workshops mit Jugendlichen, mit<br />
Älteren übrigens <strong>auch</strong>, zu den Stücken<br />
extra erarbeitet, wir haben e<strong>in</strong>en<br />
Club gegründet. So ziemlich<br />
alle Schulen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unserem Verteiler<br />
dr<strong>in</strong>. Wir haben <strong>auch</strong> viele<br />
Schulen aus dem Umland immer<br />
wieder da gehabt. Me<strong>in</strong> Vorgänger<br />
hatte ja ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derstücke im<br />
Programm, wir haben sie wieder<br />
e<strong>in</strong>geführt, aber von vornhere<strong>in</strong> gesagt,<br />
dass wir Klassiker für Jugendliche<br />
zubereiten wollten, um sie an<br />
die genaue Sprache und große Literatur<br />
heranzuführen. Wir haben<br />
zum Beispiel Shakespeares „Sommernachtstraum“<br />
gemacht, und<br />
unser Chefdramaturg Jens Groß<br />
hat den Text leicht bearbeitet und<br />
adaptiert, Sprache und Geschichte<br />
beibehalten. Das war nicht ganz<br />
e<strong>in</strong>fach für die K<strong>in</strong>der, aber der große<br />
Erfolg hat uns recht gegeben:<br />
Die Inszenierung war zwei Jahre<br />
im Programm.<br />
Mit dem „Käthchen von<br />
Heilbronn“ von Kleist, e<strong>in</strong>es der<br />
schwersten Stücke der deutschen<br />
Literatur, gelang e<strong>in</strong> ganz selbstverständlicher<br />
Umgang für die K<strong>in</strong>der<br />
von 8 – 15 Jahren, und wir hatten<br />
das Gefühl, mit der Freude an<br />
der Aufführung ist <strong>auch</strong> e<strong>in</strong> Anreiz,<br />
sich damit weiter zu beschäftigen,<br />
entstanden.<br />
Die Jugendarbeit wurde <strong>auch</strong> dank<br />
der BHF-Bank-Stiftung weiter ausgebaut.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit ihr haben<br />
wir das Festival Unart gegründet,<br />
das Jugendliche auffordert, ihre<br />
Probleme theatralisch zu formulieren.<br />
Mittlerweile s<strong>in</strong>d fünf Städte<br />
daran beteiligt. also Sie sehen, es<br />
passiert schon ziemlich viel auf diesem<br />
Sektor.<br />
FLZ S<strong>in</strong>d Sie denn mit der Resonanz<br />
an den Schulen e<strong>in</strong>igermaßen<br />
zufrieden<br />
Schweeger Ja, aber es hat sich wieder<br />
etwas verändert im Lehrplan.<br />
Früher war es etwas leichter für<br />
Lehrer, die Schüler <strong>in</strong>s Theater zu<br />
br<strong>in</strong>gen, weil es während der Schulzeit<br />
möglich war.<br />
FLZ Was sich verändert hat, ist der<br />
Kanon. Wir haben jetzt durch das<br />
Zentralabitur relativ festgelegt für<br />
die letzten beiden gymnasialen Jahre<br />
e<strong>in</strong>en Literaturkanon, der muss<br />
abgearbeitet werden, wir würden<br />
aber gern <strong>auch</strong> etwas machen, was<br />
das Theater anbietet.<br />
Schweeger Aber Sie könnten <strong>in</strong> Ihrer<br />
Zeitung zum Beispiel Abos anbieten,<br />
aufzeigen, wo und wie man<br />
an billige Theaterkarten oder Jugendabos<br />
kommt. Wir haben aber<br />
<strong>auch</strong> festgestellt, dass es e<strong>in</strong> anderes<br />
Käuferverhalten gibt. Die Leute<br />
kommen am Abend zu uns wie<br />
<strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o. Also ke<strong>in</strong>e lange Vorplanung,<br />
abends e<strong>in</strong>fach H<strong>in</strong>gehen.<br />
Dazu kann man junge Menschen<br />
doch motivieren. Oder <strong>in</strong> Eurer<br />
Zeitung kurze Kritiken über neue<br />
Stücke schreiben lassen. Das ist<br />
vielleicht <strong>auch</strong> e<strong>in</strong> Anreiz.<br />
FLZ Gerüchtehalber hört man, der<br />
Veranstaltungsort Schmidtstrasse<br />
solle nach dem Ende Ihrer Intendanz<br />
nicht mehr benutzt werden.<br />
Schweeger Ke<strong>in</strong> Gerücht.<br />
FLZ Man hört, es habe mit zu hohen<br />
Kosten zu tun.<br />
Schweeger Stimmt nicht.<br />
FLZ Was war der Pluspunkt an der<br />
Schmidtstraße Sie haben sich ja<br />
wohl sehr entschieden für diesen<br />
Aufführungsort e<strong>in</strong>gesetzt.
FLZ Nr. 1/09 T H E AT E R P Ä D A G O G I K<br />
SEITE 13<br />
Bessere Noten bei PISA<br />
Die Politik <strong>in</strong>strumentalisiert die Schultests und ändert nichts<br />
Seit der Veröffentlichung der ersten<br />
PISA-Untersuchung 2001 s<strong>in</strong>d die<br />
Schulm<strong>in</strong>isterien mit jedem weiteren<br />
für Deutschland ungünstigen<br />
Ergebnis immer stärker <strong>in</strong> die Kritik<br />
geraten. PISA war und ist e<strong>in</strong>e<br />
Bankrotterklärung für das deutsche<br />
Schulsystem. Seitdem geht es <strong>in</strong> der<br />
öffentlichen Darstellung nur noch<br />
um die Rechtfertigung ihrer eigenen<br />
Politik.<br />
Die M<strong>in</strong>ister bezeichnen Bildung<br />
als e<strong>in</strong> Mittel gegen Armut<br />
und machen Bildung gleichzeitig<br />
zur Ware: Mit jedem Jahr wird die<br />
Lernmittelfreiheit weiter gekürzt,<br />
(Schul-)Bibliotheken werden geschlossen,<br />
die öffentlichen Schulen<br />
verkommen. Zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkt<br />
haben die Kultusm<strong>in</strong>ister ernsthaft<br />
die Diskussion mit den Betroffenen<br />
oder gar Lösungsstrategien gesucht.<br />
Ungünstige PISA-Ergebnisse<br />
werden verschleiert, statistisch<br />
unbedeutende Veränderungen als<br />
Erfolg gewertet. Dabei heißt es <strong>in</strong><br />
der offiziellen PISA-Broschüre der<br />
OECD: „Das Hauptziel (...) dieser<br />
groß angelegten Untersuchung ist<br />
(...) die Gew<strong>in</strong>nung von empirisch<br />
gesicherten Informationen, die als<br />
Grundlage von schulpolitischen<br />
Entscheidungen dienen können.”<br />
Stattdessen greift die Testwut um<br />
sich, vom eigenen Versagen wird<br />
abgelenkt.<br />
Vor der Veröffentlichung der<br />
ersten PISA-Daten 2001 kannten<br />
wir weder flächendeckende Leistungsüberprüfungen<br />
<strong>in</strong> der Grundschule<br />
noch Vergleichsarbeiten <strong>in</strong><br />
den Jahrgängen 6, 9 und 10, es gab<br />
ke<strong>in</strong>en zentralen Sekundarstufe-I-<br />
Abschluss und <strong>auch</strong> ke<strong>in</strong> Zentralabitur.<br />
Ungeachtet aller pädagogischen<br />
Erfahrung geht die Kultusbürokratie<br />
nun davon aus, dass<br />
die E<strong>in</strong>führung von Vergleichsarbeiten<br />
(sprich Rank<strong>in</strong>g) das Leistungsniveau<br />
anhebe. Sie verstärken<br />
aber die ohneh<strong>in</strong> schon vorhandene<br />
Selektion. Das Kernproblem des<br />
deutschen Bildungssystems, die Abhängigkeit<br />
der schulischen Leistung<br />
von der sozialen Herkunft,<br />
verschärft sich mit jedem weiteren<br />
Test.<br />
Sorgenk<strong>in</strong>d ist und bleibt die<br />
Hauptschule. Jetzt wollen die Kultusm<strong>in</strong>ister<br />
die Ansprüche an die<br />
Hauptschule so weit herunterfahren,<br />
dass die Zahl der Scheiternden<br />
s<strong>in</strong>kt. Abschaffen wollen sie<br />
die Hauptschule jedoch nicht. Vielmehr<br />
soll sie von den Bildungsstandards<br />
der allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />
Schulen abgekoppelt werden. Damit<br />
werden praktisch Förderschulen<br />
(Sonderschulen) geschaffen, die<br />
sich nicht an Lernstandserhebungen<br />
beteiligen.<br />
Wie wird Sachsen Testsieger<br />
Der <strong>in</strong> diesem Jahr von der<br />
Kanzler<strong>in</strong> veranstaltete „Nationale<br />
Bildungsgipfel” hatte re<strong>in</strong>en Symbolcharakter.<br />
Er wird ke<strong>in</strong>e Auswirkungen<br />
haben auf die<br />
■ rund 80000 Schüler, die jährlich<br />
die Schule ohne Abschluss verlassen;<br />
■ die 400000 Sonderschüler, die<br />
ke<strong>in</strong>e Chance auf dem Ausbildungsmarkt<br />
haben;<br />
■ die 500000 Jugendlichen, die<br />
<strong>in</strong> Übergangsmaßnahmen „geparkt”<br />
werden, anstatt ganz normal<br />
e<strong>in</strong>en Beruf zu erlernen.<br />
Stattdessen wird <strong>in</strong> der Bildungspolitik<br />
methodisch Chaos<br />
betrieben, <strong>in</strong>dem das deutsche<br />
PISA-Konsortium andere Indizes<br />
verwendet als die OECD, damit<br />
die BRD günstigere Werte erzielt,<br />
vor allem wenn es um Chancengleichheit<br />
geht, um die es bei uns<br />
so schlecht bestellt ist.<br />
Aber <strong>auch</strong> beim Bundesländervergleich<br />
(PISA-E) wird mit Nebelkerzen<br />
geworfen. Wichtige Informationen<br />
kommen nur am Rande<br />
zur Sprache, bspw. dass Sachsen,<br />
das sich als „Testsieger” feiern lässt,<br />
se<strong>in</strong>e Problemschüler schneller als<br />
jedes andere Bundesland <strong>in</strong> Sonderschulen<br />
abschiebt – Sachsens Anteil<br />
liegt hier bei 6% gegenüber 4% im<br />
Bundesdurchschnitt; Sonderschüler<br />
werden für PISA ja nicht getestet.<br />
Sachsen feiert se<strong>in</strong> zweigliedriges<br />
Schulsystem, doch die Entscheidung<br />
für das Gymnasium fällt<br />
<strong>auch</strong> hier nach der vierten Klasse<br />
und die Mittelschüler werden zwei<br />
Jahre später <strong>in</strong> Haupt- und Realschulgänge<br />
sortiert – dann s<strong>in</strong>d wir<br />
wieder bei der Dreigliedrigkeit, und<br />
Gesamtschulen gibt es hier nicht.<br />
Sachsens „gutes” Abschneiden relativiert<br />
sich weiter, wenn sich herausstellt,<br />
dass es im Vergleich zu<br />
F<strong>in</strong>nland e<strong>in</strong>en Rückstand von e<strong>in</strong>em<br />
ganzen Schuljahr hat. Da gibt<br />
es nichts zu feiern.<br />
Unterricht ist Nebensache<br />
Zwischen den Bundesländern<br />
s<strong>in</strong>d die statistischen Unterschiede<br />
ganz unbedeutend – manchmal<br />
betragen sie nur e<strong>in</strong> Prozentpunkt,<br />
entscheiden aber über e<strong>in</strong>en höheren<br />
oder niedrigeren Platz, ohne<br />
e<strong>in</strong>e verwertbare Aussage zu liefern.<br />
In Baden- Württemberg, Bayern<br />
und Niedersachsen ist die Beteiligung<br />
freiwillig und damit die<br />
Teilnahmequote niedrig. In den übrigen<br />
Bundesländern liegt sie teilweise<br />
um 10% höher. Hätten alle<br />
Bundesländer die gleiche niedrige<br />
Quote wie BW, würde sich <strong>auch</strong> die<br />
Rangfolge ändern, BW käme dann<br />
vom 4. auf den 9.Platz.<br />
Das zeigt, wie fragwürdig die<br />
Vergleiche s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>mal ganz abgesehen<br />
davon, dass die Test Momentaufnahmen<br />
s<strong>in</strong>d, die weder etwas<br />
über die Ursachen von Leistungsmängeln<br />
aussagen noch darüber,<br />
wie die Leistungsprobleme angegangen<br />
werden sollen.<br />
Aber das sollen die Tests <strong>auch</strong><br />
nicht. Sie dienen nur noch dazu,<br />
dass sich die Politiker von ihnen<br />
bestätigen lassen, was sie „schon<br />
immer” gesagt haben. Sie unternehmen<br />
nichts oder das Falsche, sie helfen<br />
nicht, sie ändern nichts.<br />
Und <strong>in</strong> den Schulen blüht der<br />
bürokratische Wahns<strong>in</strong>n, vers<strong>in</strong>ken<br />
die Pädagogen <strong>in</strong> Arbeitsplänen,<br />
Lernstandserhebungen und<br />
Vergleichsarbeiten, die dann <strong>in</strong><br />
Steuerungsgruppen und Kompetenzteams<br />
diskutiert werden müssen.<br />
Unterricht wird zur Nebensache<br />
und dient nur noch dazu, wieder<br />
neue Tests schreiben zu können.<br />
Schon <strong>in</strong> der Grundschule stehen<br />
die K<strong>in</strong>der immer stärker unter<br />
Stress, die ausgeklügelte Sortiermasch<strong>in</strong>e<br />
Schule macht Angst und<br />
immer häufiger landen K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche beim schulpsychologischen<br />
Dienst.<br />
Statt testen – testen – testen<br />
br<strong>auch</strong>en die Lehrkräfte Fortbildung,<br />
die Schüler kle<strong>in</strong>e Lerngruppen,<br />
<strong>in</strong>dividuelle Förderung und e<strong>in</strong><br />
Unterrichtsklima ohne Rank<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er gut ausgestatteten Schule, die<br />
Spaß macht und e<strong>in</strong>e Schule für alle<br />
ist.<br />
http://www.vsp-vernetzt.de/<br />
soz-0902/0902061.php<br />
Fortsetzung / Interview mit Elisabeth Schweeger<br />
E<strong>in</strong>e zweite Frage <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang wäre, ob das Bockenheimer<br />
Depot geeignet se<strong>in</strong><br />
wird, das, was die Schmidtstraße<br />
geboten hat, als Veranstaltungsort<br />
zu ersetzen.<br />
Schweeger Kommt e<strong>in</strong> neuer Koch,<br />
ändert sich natürlich das Gericht,<br />
das ist normal. Die Schmidtstraße<br />
war hauptsächlich Probebühne.<br />
was jedes Theater unserer Größe<br />
br<strong>auch</strong>t; aufgrund damals notwendig<br />
gewordener Konsolidierung des<br />
Haushaltes haben wir beschlossen,<br />
die Schmidtstraße weiter als Probebühne<br />
zu benutzen, aber gleichzeitig<br />
an drei Tagen der Woche dort<br />
zu spielen um Kosten re<strong>in</strong>zuspielen<br />
mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>imalkonzept:<br />
nur 2 Techniker, nur 6 Schauspieler<br />
pro Inszenierung, davon max.<br />
1 Gast, nur 1 Bühnenbild für 6 -<br />
8 Inszenierungen (also bewegliche<br />
Module, wo <strong>auch</strong> Schauspieler anpacken<br />
mussten), ungewöhnlicher<br />
Zugriff auf Texte, Romane, Filmbearbeitungen,<br />
neue ästhetische Versuchsanordnungen<br />
etc. Das hat uns<br />
alle dazu gebracht, nachzudenken,<br />
was Theatermachen heißt, daraus<br />
s<strong>in</strong>d dann <strong>auch</strong> sehr ungewöhnliche<br />
Projekte entstanden, neue Zugriffe,<br />
neue Türen, die geöffnet werden<br />
und das hat eigentlich wahns<strong>in</strong>nig<br />
Spaß gemacht. Die Schmidtstraße<br />
ist e<strong>in</strong>e tolle Erfahrung, weil<br />
sie e<strong>in</strong> sachlicher Raum ist, e<strong>in</strong>fach<br />
wie e<strong>in</strong> Riesenconta<strong>in</strong>er, wo <strong>auch</strong><br />
das Verhältnis zwischen Zuschauer<br />
und zu Präsentierendem überprüfbar<br />
war. Es war e<strong>in</strong> spannendes<br />
Modell, für e<strong>in</strong>ige Zeit war das<br />
sehr <strong>in</strong>teressant und sehr fruchtbr<strong>in</strong>gend<br />
für uns alle und von Arm<strong>in</strong><br />
Petras und danach von Florian<br />
Fiedler geme<strong>in</strong>sam mit uns vorzüglich<br />
kuratiert.<br />
FLZ Die Schmidtstraße war für<br />
mich das Theater für Schüler. Ich<br />
werde es sehr vermissen. Es kann<br />
doch wohl nicht se<strong>in</strong>, dass das jetzt<br />
stirbt, wo das der spannendste Ort<br />
für Theater <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> ist. Es waren<br />
tolle Inszenierungen und ich b<strong>in</strong><br />
mit me<strong>in</strong>en Schülern dagewesen, es<br />
hat bei den Schülern <strong>auch</strong> gezündet,<br />
weil es nah dran war, es war<br />
e<strong>in</strong>fach nachvollziehbar und hatte<br />
nicht diese Distanz von Theateratmosphäre.<br />
Es gab ke<strong>in</strong>e ökonomischen<br />
und ke<strong>in</strong>e organisatorischen Zwänge,<br />
aus der Schmidtstraße rauszugehen<br />
Schweeger Von me<strong>in</strong>er Seite her<br />
nicht. Das Bockenheimer Depot<br />
konnten wir uns wegen se<strong>in</strong>er<br />
Größe und dem damit verbundenen<br />
personellen Aufwand nicht leisten.<br />
Die Schmidtstraße kann ich mit<br />
zwei Technikern fahren, das ist ke<strong>in</strong><br />
Problem. Aber das Bockenheimer<br />
Depot, da br<strong>auch</strong>st du e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e<br />
große technische Mannschaft.<br />
Ich fand <strong>auch</strong>, wenn ich für e<strong>in</strong>e<br />
Stadt Theater mache, da muss<br />
ich zum Teil die repräsentativen<br />
Wünsche bedienen, ich<br />
muss das Bildungsbürgertum<br />
bedienen, ich muss aber das<br />
Moderne <strong>auch</strong> bedienen, das<br />
Unfertige und Junge. Und<br />
ich f<strong>in</strong>de es <strong>auch</strong> genauso<br />
spannend und wichtig e<strong>in</strong>en<br />
Stadtteil wie das Gallusviertel<br />
<strong>in</strong> die künstlerische Arbeit<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren. Und wir<br />
merken jetzt, wie die Leute<br />
<strong>auch</strong> aus der Gegend <strong>in</strong>s<br />
Theater kommen und das<br />
ist gut. Über kulturelle Angebote<br />
das Publikum anzusprechen<br />
ist Integrationsarbeit,<br />
das schafft man leichter<br />
mit so e<strong>in</strong>er Halle, als mit<br />
e<strong>in</strong>em großen Haus wie das<br />
schauspielfrankfurt, wo du<br />
erst Hemmschwellen abbauen<br />
musst, damit e<strong>in</strong> mit Theater<br />
nicht so vertrautes Publikum<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geht. Ganz am<br />
Anfang habe ich z.B. „Kanak<br />
Attack“, e<strong>in</strong> Themenwochenende<br />
zur Multikulturalität<br />
gemacht, das war natürlich<br />
lustig und <strong>in</strong>teressant, weil<br />
Theater gespielt worden ist, getanzt,<br />
diskutiert aber <strong>auch</strong> gekocht<br />
wurde, da waren so viele ausländische<br />
Leute wie noch nie hier im<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Lehrerzeitung<br />
flz@gew-frankfurt.de<br />
Herausgeber<br />
<strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong> a. M. der Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft (<strong>GEW</strong>) im DGB,<br />
Bleichstr. 38a, 60313 <strong>Frankfurt</strong><br />
Tel.: 069 – 29 18 18, Fax: 069 – 29 18 19<br />
E-mail: <strong>GEW</strong>.BV.<strong>Frankfurt</strong>@t-onl<strong>in</strong>e<br />
Bürozeiten Geschäftsstelle des <strong>Bezirksverband</strong>es:<br />
montags bis freitags 10.00 – 16.00 Uhr<br />
Vorsitzender Herbert Storn<br />
Redaktion Christiane Treffert und Ernst Olbrich<br />
Rechtsberatung Hanne Hirn und Thomas Sachs<br />
montags 15.30 – 17.30 Uhr, Tel.: 069 – 13 37 78 71<br />
Theater, das war wirklich wichtig.<br />
Auch die Bukov<strong>in</strong>a-Clubs, die wir<br />
<strong>in</strong>s Leben gerufen haben mit dem<br />
Musiker und DJ Shantel, diente<br />
dazu, die Türen zu öffnen, zu sagen,<br />
da ist ke<strong>in</strong>e Mauer, wo man<br />
irgendwie mit Schlips und eleganten<br />
Lackschuhen re<strong>in</strong>gehen muss.<br />
Das ist e<strong>in</strong> Ort, da kannst du was<br />
erleben, das hat mit dir zu tun. Und<br />
das hat <strong>auch</strong> was gebracht, das hat<br />
e<strong>in</strong>e riesige Öffnung erzeugt: die<br />
Zuschauer s<strong>in</strong>d im Schnitt <strong>in</strong>sgesamt<br />
um 25 Jahre jünger geworden,<br />
wo früher der Durchschnitt<br />
zwischen 60, 65 lag, liegt er jetzt<br />
bei 40. Das verbuche ich jetzt e<strong>in</strong>fach<br />
als e<strong>in</strong>en Erfolg. Und für mich<br />
heißt das schlicht, <strong>auch</strong> morgen<br />
hat dieses Theater Zuschauer und<br />
wird für die nächsten Generationen<br />
wichtig und notwendig se<strong>in</strong>.<br />
Letzten Endes ist Theater e<strong>in</strong> lebendiges<br />
Archiv, aktive Er<strong>in</strong>nerungsund<br />
Aufarbeit, das mir erlaubt, erst<br />
mal Vorherrschendes und Vergangenes<br />
besser zu verstehen, mit der<br />
Erkenntnis, das Neue damit bewältigen<br />
zu können. Das ist für mich<br />
Theaterarbeit.<br />
FLZ Schade, dass das spannendste<br />
Theater vom Schauspiel kaputt gemacht<br />
wird. Ich fand das den spannendsten<br />
Ort.<br />
IMPRESSUM<br />
Schweeger Das E<strong>in</strong>malige an<br />
<strong>Frankfurt</strong> war und ist, dass es sich<br />
der Moderne gestellt hat und stellt.<br />
Es war e<strong>in</strong>e Stadt e<strong>in</strong>erseits des Geldes,<br />
andererseits mit e<strong>in</strong>er großen<br />
Kultiviertheit, vor allem aber e<strong>in</strong>er<br />
selbstverständlichen, so konstruktiven<br />
Streitkultur. Dieses Spannungsfeld<br />
sollte <strong>Frankfurt</strong> pflegen und<br />
nicht verlieren.<br />
FLZ Vielen Dank für die spannende<br />
Intendanz, Frau Schweeger.<br />
Wie s<strong>in</strong>d Ihre Pläne für die Zeit<br />
danach<br />
Schweeger Ich baue e<strong>in</strong> Festival <strong>in</strong><br />
Hannover, <strong>in</strong> den barocken Herrenhäuser<br />
Gärten, auf, dessen<br />
Schwerpunkte Musik, Musiktheater,<br />
bildende Kunst und Philosophie<br />
se<strong>in</strong> werden, <strong>in</strong> der Verschränkung<br />
von Tradition und Moderne.<br />
Ich b<strong>in</strong> selbst sehr gespannt<br />
darauf.<br />
FLZ Wir werden Ihren Nachfolger<br />
<strong>auch</strong> fragen, was er mit der<br />
Schmidtstraße macht.<br />
Vielen Dank für dieses Gespräch<br />
und alles Gute für die Zukunft.<br />
Mit Elisabeth Schweeger<br />
sprachen für die FLZ<br />
Karlfried Kl<strong>in</strong>gel und<br />
Ernst Olbrich.<br />
Satz & Layout Kar<strong>in</strong> Dienst, Christian Häussler<br />
Druck Caro-Druck<br />
Auflage ca. 3.200<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsweise 4 bis 5 mal jährlich<br />
Fotos wenn nicht anders angegeben: FLZ<br />
Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />
Redaktioneller H<strong>in</strong>weis: Die Redaktion freut sich über Zuschriften<br />
– möglichst als unformatierte Word-Datei. Namentlich<br />
gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbed<strong>in</strong>gt die Me<strong>in</strong>ung der<br />
Redaktion wieder. Sie behält sich das Recht der Kürzung vor.<br />
Wir danken allen Karikaturisten, Fotografen und Autoren der<br />
Bild- und Textmaterialien für die freundliche Überlassung.
SEITE 14<br />
PA L Ä S T I N A<br />
FLZ Nr. 1/09<br />
Morden und Massaker <strong>in</strong> Gaza ...<br />
... und die DGB-Gewerkschaften schweigen! –<br />
Wie lange noch<br />
„Das Skandalöseste an den Ereignissen<br />
<strong>in</strong> Gaza ist, dass sie geschehen<br />
können, ohne dass etwas geschieht.<br />
Die Straflosigkeit Israels<br />
wird nicht <strong>in</strong> Frage gestellt. Die<br />
fortgesetzte Verletzung <strong>in</strong>ternationalen<br />
Rechts, der Genfer Konvention<br />
und der M<strong>in</strong>deststandards an<br />
Menschlichkeit bleibt ohne Konsequenzen.“<br />
Diese Feststellung <strong>in</strong> dem jüngst<br />
von iberischen Schriftstellern, darunter<br />
dem portugiesischen Literaturnobelpreisträger<br />
José Saramago<br />
unterzeichneten Aufruf gegen den<br />
Krieg <strong>in</strong> Gaza, beschreibt e<strong>in</strong>e traurige<br />
Realität <strong>auch</strong> hierzulande.<br />
Die Bevölkerung <strong>in</strong> Israel hat<br />
e<strong>in</strong> Recht auf Sicherheit, aber nicht<br />
das Recht, den Weg dorth<strong>in</strong> mit paläst<strong>in</strong>ensischen<br />
Leichenbergen zu<br />
pflastern. Bundeskanzler<strong>in</strong> Merkel<br />
hat den israelischen Krieg gegen<br />
die paläst<strong>in</strong>ensische Zivilbevölkerung<br />
jedoch gutgeheißen, <strong>in</strong>dem<br />
sie völlig undifferenziert der Hamas<br />
die „alle<strong>in</strong>ige und ausschließliche“<br />
Schuld an den Kriegshandlungen<br />
der Israelis <strong>in</strong> Gaza gab. Das war<br />
grünes Licht für die Aggressoren.<br />
Dass militärische Aktionen<br />
zwischen militärischen und zivilen<br />
Zielen unterscheiden müssen,<br />
ist e<strong>in</strong> Grundelement des humanitären<br />
Völkerrechts, das die israelische<br />
Kriegspolitik mit Füßen tritt. Dazu<br />
schweigt die Bundesregierung ebenso<br />
lautstark wie zum permanenten<br />
Verstoß gegen das <strong>in</strong> der Vierten<br />
Genfer Konvention formulierte<br />
strikte Verbot e<strong>in</strong>er kollektiven Bestrafung,<br />
wie sie den Paläst<strong>in</strong>ensern<br />
fast täglich zuteil wird. Man sagt,<br />
man sei gegen den Terror der Hamas,<br />
<strong>in</strong> Wirklichkeit aber bekämpft<br />
man den Widerstand des gesamten<br />
paläst<strong>in</strong>ensischen Volkes. In dem<br />
von Mauer und Stacheldraht e<strong>in</strong>geschlossenen<br />
Westjordanland starben<br />
alle<strong>in</strong> im Jahr 2008 45 Paläst<strong>in</strong>enser<br />
durch israelische Angriffe,<br />
obwohl ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Rakete von<br />
dort abgeschossen wurde.<br />
Von e<strong>in</strong>er Lösung des Nahost-<br />
Problems auf Grundlage der UNO-<br />
Resolutionen, die den Abzug Israels<br />
aus den 1967 besetzten Gebieten<br />
- und damit <strong>auch</strong> aus dem Gaza<br />
– fordern, ist weder bei Frau Merkel<br />
noch Herrn Ste<strong>in</strong>meier die Rede.<br />
Vom <strong>in</strong>ternational anerkannten<br />
Recht der Paläst<strong>in</strong>enser auf e<strong>in</strong>en<br />
eigenen Staat, das dennoch vom israelischen<br />
Staat und vielen westlichen<br />
Staaten boykottiert und unterlaufen<br />
wird, wird offiziell geschwiegen.<br />
Lediglich vom Existenzrecht<br />
des Staates Israel redet man, obwohl<br />
es – wie jede/r weiß – gerade<br />
durch die Ausweitung der gegenwärtigen<br />
Kampfhandlungen auf<br />
lange Sicht gefährdet wird.<br />
Dass e<strong>in</strong> Frieden im Nahen Osten<br />
ebenso das Existenzrecht e<strong>in</strong>es<br />
paläst<strong>in</strong>ensischen Staates voraussetzt,<br />
nämlich das Recht der Menschen<br />
<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, frei von Staatsterrorismus,<br />
Gewalt und Unterdrückung,<br />
frei von Hunger, Elend und<br />
gezielten Tötungen e<strong>in</strong> menschenwürdiges<br />
Leben führen zu können<br />
– <strong>auch</strong> darüber wird geschwiegen.<br />
Und die deutschen Gewerkschaften<br />
schweigen mit.<br />
Was s<strong>in</strong>d die gegenwärtigen<br />
Kriegsursachen Sie liegen mitnichten<br />
<strong>in</strong> den selbst gebastelten<br />
Qassam-Raketen der Hamas: Die<br />
Kriegsursachen liegen im 41-jährigen<br />
völkerrechtswidrigen Besat-<br />
In eigener Sache<br />
Der Bezirksvorstand hat am<br />
17. 2. 09 mehrheitlich gegen<br />
me<strong>in</strong>en erklärten Willen beschlossen,<br />
den nebenstehenden<br />
Flugblatttext des Kollegen<br />
Walentowitz (verteilt<br />
auf der Römer-Demo v. 14.<br />
01. 2009) <strong>in</strong> der FLZ abzudrucken.<br />
Dar<strong>in</strong> wird die Hamas<br />
als legitime politische<br />
Kraft vorgestellt und implizit<br />
die Auslöschung Israels<br />
als „Strafe“ für se<strong>in</strong>e „Vergehen“<br />
<strong>in</strong>s Visier genommen.<br />
Die Hamas steht zusätzlich<br />
zu ihrer islamistischen Ausrichtung<br />
e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> der ideologischen<br />
Tradition des NS<br />
und drückt <strong>in</strong> Worten wie<br />
Taten unmissverständlich<br />
aus, dass es ihr um die Vollendung<br />
der nationalsozialistischen<br />
Judenvernichtung <strong>in</strong> ihrem<br />
E<strong>in</strong>flussgebiet geht. Auf<br />
dieses Flugblatt konnte es darum<br />
nur e<strong>in</strong>e deutliche Antwort<br />
geben, die neben e<strong>in</strong>er<br />
Erwiderung seitens des Kollegen<br />
Benjam<strong>in</strong> Ortmeyer u.<br />
a. e<strong>in</strong>e Dokumentation über<br />
den aktuellen Stand des Judenhasses<br />
rund um das Thema<br />
Paläst<strong>in</strong>a be<strong>in</strong>haltet.<br />
Ernst Olbrich<br />
zungsregime der Israelis, <strong>in</strong> der jahrelangen<br />
Hunger-Blockade des Gazastreifens.<br />
Darüber schweigt die<br />
Bundesregierung. Nicht zuletzt deshalb,<br />
weil sie an der E<strong>in</strong>kesselung<br />
und Gettoisierung der Gaza-Paläst<strong>in</strong>enser<br />
durch Beteiligung an der<br />
Sicherung der ägyptischen Grenze<br />
aktiv mitbeteiligt ist.<br />
Wer wie die deutsche Bundesregierung<br />
e<strong>in</strong>erseits behauptet, man<br />
müsse alles tun, um zivile Opfer zu<br />
vermeiden, andererseits aber Israel<br />
dar<strong>in</strong> bestärkt, Verhandlungen mit<br />
der Hamas auszuschlagen, handelt<br />
heuchlerisch und trägt e<strong>in</strong>e Mitverantwortung<br />
für die Beibehaltung<br />
der Gewaltspirale. Auch dazu<br />
schweigen DGB-Gewerkschaften.<br />
Die gegenwärtigen Massaker<br />
an der paläst<strong>in</strong>ensischen Zivilbevölkerung<br />
mit nahezu 1.000 Toten<br />
b<strong>in</strong>nen zwei Wochen, die Bombardierungen<br />
e<strong>in</strong>er auf engstem<br />
Raum zusammengepferchten Bevölkerung,<br />
die zu über 50% aus<br />
K<strong>in</strong>dern besteht und sich aufgrund<br />
der allseitigen Abriegelung des Gazastreifens<br />
den permanenten Angriffen<br />
durch Flucht gar nicht entziehen<br />
kann – all das ist e<strong>in</strong>e zynische<br />
Verhöhnung des Rechts und<br />
schon aus Gründen der jeder/m offensichtlichen<br />
Unverhältnismäßigkeit<br />
nicht mit „Selbstverteidigung“<br />
zu rechtfertigen.<br />
„Wie jedes Volk unter rechtswidriger<br />
Besatzung haben <strong>auch</strong> die<br />
Paläst<strong>in</strong>enser e<strong>in</strong> Recht auf Widerstand.<br />
Für e<strong>in</strong>e rechtswidrige Besatzung<br />
gibt es aber ke<strong>in</strong> Recht auf<br />
Verteidigung, sondern nur die Verpflichtung,<br />
die Besatzung vollständig<br />
aufzuheben“ formulierte der<br />
Hamburger Völkerrechtler Norman<br />
Paech vor kurzem trefflich.<br />
Man muss ke<strong>in</strong> Freund der<br />
Hamas und ihres politischen Programms<br />
e<strong>in</strong>es Scharia-Staates <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />
se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>zusehen, dass<br />
die Weigerung Israels zu politischen<br />
Kontakten mit der Hamas nur dem<br />
Wunsch nach e<strong>in</strong>er Verlängerung<br />
der Kampfhandlungen geschuldet<br />
ist. Um aber, die militärischen Exzesse<br />
zu stoppen und e<strong>in</strong>er politischen<br />
Lösung der Konflikte zwischen<br />
Israel und den Paläst<strong>in</strong>ensern<br />
den Weg zu ebnen, ist die sofortige<br />
Aufnahme von Verhandlungen<br />
mit der Hamas notwendig. Dabei<br />
muss die Hamas als gleichberechtigte<br />
Verhandlungspartner<strong>in</strong> anerkannt<br />
werden, die e<strong>in</strong> Mandat hat,<br />
das ihr durch freie und demokratische<br />
Wahl erteilt wurde.<br />
Es würde den DGB-Gewerkschaften<br />
gut zu Gesicht stehen,<br />
wenn sie ihr Schweigen zum Blutvergießen<br />
<strong>in</strong> Gaza brechen würden,<br />
wenn sie die Forderung nach<br />
e<strong>in</strong>em sofortigen Waffenstillstand<br />
der Kriegsparteien verb<strong>in</strong>den würden<br />
mit der Forderung nach e<strong>in</strong>er<br />
gleichzeitigen permanenten Öffnung<br />
des Gazastreifens.<br />
Worauf warten die Spitzen der<br />
DGB-Gewerkschaften noch Auf<br />
Handreichungen aus dem Willi-Brandt-Haus<br />
Die Zeit drängt.<br />
Es darf nicht noch mehr Blut vergossen<br />
werden! Allen ernsthaft am<br />
Frieden <strong>in</strong> der Welt Interessierten<br />
ist doch klar, dass jede weitere Eskalation<br />
im Nahen Osten, etwa<br />
durch e<strong>in</strong>e Ausdehnung des Konflikts<br />
auf den Iran, brandgefährlich<br />
und nicht h<strong>in</strong>nehmbar ist.<br />
Die DGB-Gewerkschaften stehen<br />
deshalb <strong>in</strong> der Pflicht. Und es wäre<br />
längst an der Zeit, dass Gewerkschaftsmitglieder<br />
sich <strong>in</strong> diesen Fragen<br />
klar und e<strong>in</strong>deutig artikulieren.<br />
Die Leisetreterei muss endlich e<strong>in</strong><br />
Ende haben!<br />
Gerhard Walentowitz<br />
Gegenaufklärerisch<br />
Zur Stellungnahme von Gehard Walentowitz<br />
In der Stellungnahme wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Text mit dem Charakter e<strong>in</strong>es<br />
Aufrufs, e<strong>in</strong>es Appells an die „Spitzen<br />
der DGB-Gewerkschaften“ die<br />
Sichtweise des Autors über „Morden<br />
und Massaker <strong>in</strong> Gaza ...„ wiedergegeben.<br />
Dabei werden als positive Bezugspunkte<br />
zwei Personen, benannt<br />
– der Dichter J. Saramago und das<br />
MdB der L<strong>in</strong>ken N. Paech. Juristisch<br />
werden als Bezug die vierte<br />
Genfer Konvention und das Völkerrecht<br />
erwähnt. Der Text hat teilweise<br />
den Anspruch auf Ursachen<br />
und Schuld e<strong>in</strong>zugehen.<br />
Durch den Text wird <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>e<br />
politische Positionierung des Autors<br />
über se<strong>in</strong>e Vorstellung der „Lösung“<br />
des Konfliktes grundsätzlich<br />
und für den Augenblick formuliert.<br />
Dabei wird Position zur Hamas bezogen.<br />
Außerdem enthält der Text<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung der Position A.<br />
Merkels und F. Ste<strong>in</strong>meiers sowie<br />
e<strong>in</strong>en po<strong>in</strong>tierten kritischen H<strong>in</strong>weis<br />
auf die Abhängigkeit der Spitzen<br />
der DGB-Gewerkschaften vom<br />
„Willi-Brandt-Haus“.<br />
Würde man den Text Satz für<br />
Satz vorlesen und nach jedem Satz<br />
fragen: „Stimmt das eigentlich, lässt<br />
sich das belegen“ würde sich (bis<br />
auf den 12 und 13 Absatz, die im<br />
Konjunktiv oder <strong>in</strong> Frageform oder<br />
<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>ster Form formuliert<br />
s<strong>in</strong>d) Satz für Satz nachweisen lassen,<br />
dass ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige der dort aufgestellten<br />
– manchmal <strong>in</strong> <strong>in</strong>direkter<br />
Form vorgetragenen – Behauptungen<br />
sich aufrechterhalten lässt. Sie<br />
s<strong>in</strong>d falsch, enthalten „halbe Wahrheiten“<br />
und vergröbern e<strong>in</strong>zelne Ersche<strong>in</strong>ungen<br />
zu angeblich allgeme<strong>in</strong>en<br />
Ersche<strong>in</strong>ungen.<br />
Durch den unsystematischen<br />
Aufbau des Textes würde jeder Versuch<br />
e<strong>in</strong>er Punkt-für-Punkt-Widerlegung<br />
entlang der 13 Absätze zu<br />
e<strong>in</strong>er konfusen Textansammlung<br />
führen, dem Durche<strong>in</strong>ander von<br />
Wichtigem und Unwichtigem des<br />
Autors des Aufrufs auf den Leim<br />
Parolen der Paläst<strong>in</strong>a-Solidarität 2009<br />
Antisemitismus<br />
Bonn, 2. 1. 09<br />
Alle Fotos (und dergleichen mehr) auf:<br />
http://www.arbeiterfotografie.com<br />
gehen und könnte so nicht zu e<strong>in</strong>er<br />
Klärung und Aufklärung beitragen.<br />
Das Problem vergrößert sich vor allem<br />
dadurch, dass die seriöse Widerlegung<br />
e<strong>in</strong>er überaus urteilsfreudigen<br />
Tatsachenverfälschung <strong>in</strong> der<br />
Regel wesentlich mehr Raum e<strong>in</strong>nimmt,<br />
als die Ane<strong>in</strong>anderreihung<br />
der falschen Behauptungen. Damit<br />
nicht genug: Kern e<strong>in</strong>er Textanalyse<br />
ist sehr oft, <strong>in</strong>sbesondere beim vorliegenden<br />
Text, welche – wesentlichen<br />
– Fragen nicht angeschnitten<br />
werden, obwohl sie angeschnitten<br />
werden müssten. Daher stellt sich<br />
die nachfolgende Kritik des Textes<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er gewerkschaftlichen<br />
Publikation lediglich die Aufgabe,<br />
die strukturellen Grundfehler<br />
deutlich zu machen.<br />
Drei grundlegende strukturelle<br />
Kritiken<br />
1. Willkürliche Auswahl von<br />
„Kriegsursachen“ und geschichtsrevisionistische<br />
Begrenzung<br />
der geschichtlichen Ursachen<br />
des aktuellen Konflikts auf<br />
die israelischen Besetzungen<br />
1967 (7. Absatz).<br />
Jede ernsthafte Beschäftigung mit<br />
diesen heutigen Fragen, so die Gegenthese,<br />
muss die von der UNO<br />
beschlossene Resolution über die<br />
Gründung zweier Staaten – Israel<br />
und Paläst<strong>in</strong>a –, als geschichtlichen<br />
Knotenpunkt begreifen, der<br />
selbst wiederum völlig unverständlich<br />
bleiben muss, wenn nicht die<br />
Vorgeschichte des englischen Kolonialismus,<br />
der Kollaboration der<br />
arabischen, <strong>in</strong>sbesondere <strong>auch</strong> paläst<strong>in</strong>ensischen<br />
Eliten mit dem NS-<br />
Regime, die Situation der jüdischen<br />
Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> und nach der NS-<br />
Zeit, die Besonderheiten der Gründung<br />
der UNO aus den Mitgliedern<br />
der Staat der Anti-Hitlerkoalition<br />
und der erste israelisch-arabische<br />
Krieg 1948 – der Überfall auf Israel<br />
nach dessen Gründung, die Aneig-<br />
Geschichtsrevisionismus<br />
Düsseldorf, 3. 1. 09
FLZ Nr. 1/09 A N T I FA S C H I S M U S<br />
SEITE 15<br />
Fortsetzung / Gegenaufklärerisch<br />
nung großer Teile des für den paläst<strong>in</strong>ensischen<br />
Staat vorgesehenen<br />
Gebietes durch Jordanien usw. analysiert<br />
werden.<br />
Auch die aktuelle These, dass<br />
die „selbst gebastelten Quassam<br />
Raketen“ (!!), so der Text, „mitnichten“<br />
Kriegsursachen seien (7.<br />
Absatz), ist falsch. Bei e<strong>in</strong>er ernsthaften<br />
Analyse der Fülle von historischen<br />
und aktuellen Kriegsursachen<br />
im unmittelbaren S<strong>in</strong>ne<br />
spielen dieses mörderischen, ausschließlich<br />
gegen Zivilisten gerichteten<br />
Mordwerkzeuge nicht die e<strong>in</strong>zige,<br />
sehr wohl aber e<strong>in</strong>e bedeutende<br />
Rolle – ebenso wie die Serie der<br />
Hamas Anschläge gegen Zivilisten<br />
<strong>in</strong> Israel.<br />
2. Die bagatellisierende E<strong>in</strong>schätzung<br />
der Hamas ist u.a. Ausdruck<br />
fehlender <strong>in</strong>nerer Anteilnahme<br />
an der leidgeprüften paläst<strong>in</strong>ensischen<br />
Bevölkerung.<br />
Der Kernfrage ist nicht, ob mit Organisationen<br />
wie Hamas verhandelt<br />
oder nicht verhandelt wird,<br />
sondern die Kernfrage ist, welchen<br />
Charakter diese Organisation<br />
hat. Die Feststellung „man<br />
muss ke<strong>in</strong> Freund der Hamas“<br />
se<strong>in</strong> (11. Absatz), nachdem ihr<br />
Ziel e<strong>in</strong>es „Scharia-Staates“ benannt<br />
wurde, ignoriert bagatellisierend<br />
das zutiefst antisemitische<br />
Hetzprogramm (Charta) der Hamas,<br />
<strong>in</strong> dem zudem jegliche Verhandlungen<br />
pr<strong>in</strong>zipiell abgelehnt<br />
und der „Islam“ (wie ihn die Hamas<br />
versteht) als Staatsreligion für<br />
„jeden Zentimeter“ von Paläst<strong>in</strong>a<br />
gefordert wird (und die Gründung<br />
Israels von Anfang an abgelehnt<br />
wird). Der behauptete „Widerstand<br />
des gesamten paläst<strong>in</strong>ensischen<br />
Widerstands“ (4. Absatz)<br />
sieht nicht den <strong>in</strong>nerpaläst<strong>in</strong>ensischen<br />
Terror der Hamas oder will<br />
ihn nicht sehen. Die Gefängnisse<br />
der Hamas s<strong>in</strong>d voll von Fatah-<br />
Mitgliedern, die Liste der von der<br />
Hamas ermordeten und „h<strong>in</strong>gerichteten“<br />
Mitglieder anderer paläst<strong>in</strong>ensischer<br />
Organisationen ist<br />
lang. Hier kann es nicht den Funken<br />
e<strong>in</strong>er Solidarität geben.<br />
3. Die Darstellung der Haltung von<br />
Regierung und Medien zum Gaza-Konflikt<br />
<strong>in</strong> Deutschland hält<br />
ke<strong>in</strong>erlei Prüfung stand und<br />
übergeht zudem die Ausnutzung<br />
des Gaza-Konflikts zur Schürung<br />
von Geschichtsrevisionismus<br />
und Antisemitismus <strong>in</strong> Gewerkschaften<br />
und „auf der Straße“.<br />
Die Analyse der bundesrepublikanischen<br />
Politik und Wirtschaftspolitik<br />
gegenüber Israel und im arabischen<br />
Raum zeigt, dass aus nahe<br />
liegenden imperialen Gründen<br />
sowohl öffentlich als <strong>auch</strong> ohne<br />
Medien „beide Seiten“ im Nahost-<br />
Konflikt – <strong>auch</strong> militärisch – „unterstützt“<br />
werden. Noch gewichtiger<br />
als die unwahre Behauptung<br />
e<strong>in</strong>er angeblich „e<strong>in</strong>seitigen“ Unterstützung<br />
Israels ist jedoch zu<br />
analysieren, wie real auf der Straße<br />
geschichtsrevisonistische und<br />
antisemitischen Slogans <strong>auch</strong> <strong>in</strong><br />
der so genannten „gewerkschaftlichen<br />
L<strong>in</strong>ken“ Fuß fassen. Es ist<br />
e<strong>in</strong>e dokumentierte Tatsache, dass<br />
ohne jegliches Schamgefühl auf den<br />
Demonstrationen Dezember 2008/<br />
Januar 2009 die Gleichsetzung der<br />
Politik Israels mit den Nazis, dem<br />
Holocaust (Siehe die Fotos von den<br />
aktuellen Demonstrationen), der<br />
Schulterschluss mit türkisch-reaktionären<br />
Organisationen und die<br />
<strong>in</strong>haltlichen Parolen der Hamas,<br />
deren Anhänger massiv vertreten<br />
waren, e<strong>in</strong>schließlich klar antisemitischer<br />
Hetz-Transparente, geduldet<br />
wurden.<br />
Fazit:<br />
Stil und Inhalt des Aufrufes s<strong>in</strong>d<br />
gegenaufklärerisch.<br />
Benjam<strong>in</strong> Ortmeyer<br />
Nazi-Terror gegen DGB-Bus<br />
Von rund 11.000 im Jahr 2007<br />
auf 14.000 <strong>in</strong> 2008 ist die<br />
Zahl der registrierten rechtsextremen<br />
Straftaten gestiegen,<br />
das ergab die Antwort auf e<strong>in</strong>e<br />
Anfrage der Abgeordneten<br />
Petra Pau (Die L<strong>in</strong>ke) im Bundestag.<br />
Bei den 753 rechten<br />
Gewalttaten wurden 2008 mit<br />
773 Personen erheblich mehr<br />
Menschen als 2007 (600) verletzt.<br />
Die anwachsende rechte<br />
Gefahr erfuhren die Passagiere<br />
e<strong>in</strong>es am 15. 02. 2009 von<br />
Aktion des ASTA der Goethe Universität zum 27. 01. 09<br />
ternationalen Ereignissen zu <strong>in</strong>strumentalisieren<br />
und so an diesem Tag<br />
vom Gedenken an die Verfolgten<br />
und Ermordeten abzulenken.<br />
Aus der Presseerklärung<br />
des ASTA:<br />
„Der AStA und der Fachschaftsrat<br />
Erziehungswissenschaften er<strong>in</strong>nerten<br />
anlässlich des heutigen Jahrestages<br />
der Befreiung der Vernichtungslager<br />
Auschwitz durch die<br />
Rote Armee 1945 mit e<strong>in</strong>er Plakataktion<br />
an der Hauptwache an<br />
die Verbrechen des Nationalsozialismus.<br />
Zwischen 13 und 14 Uhr legten sie<br />
mit Hilfe von weiteren Studierenden<br />
Plakate mit Bildern aus den<br />
Vernichtungslagern <strong>in</strong> Auschwitz<br />
<strong>in</strong> der Fußgängerzone vor der Galeria<br />
Kaufhof aus. Die Reaktionen<br />
der Passant<strong>in</strong>nen auf die Aktion<br />
wurden mit Videokameras aufgezeichnet.<br />
Mit e<strong>in</strong>igen Passant<strong>in</strong>nen<br />
kamen die Studierenden <strong>in</strong>s<br />
Gespräch.<br />
2008 führte die <strong>GEW</strong> <strong>Hessen</strong><br />
geme<strong>in</strong>sam mit dem Landesverband<br />
der Jüdischen Geme<strong>in</strong>den<br />
<strong>Hessen</strong>s und dem<br />
Landesverband <strong>Hessen</strong> der<br />
deutschen S<strong>in</strong>ti und Roma e<strong>in</strong>e<br />
Plakataktion an allen Schulen<br />
zur Er<strong>in</strong>nerung an die Befreiung<br />
Auschwitz durch die<br />
Rote Armee am 27. Januar<br />
1945 durch. Dieses Jahr<br />
setzten der ASTA der Goethe-Universität<br />
und die Fachschaft<br />
Erziehungswissenschaften<br />
mit 14 Plakaten aus der<br />
Geschichte des Vernichtungslager<br />
Auschwitz-Birkenau auf<br />
der Hauptwache e<strong>in</strong> Zeichen<br />
der Er<strong>in</strong>nerung und dokumentierten<br />
die Kommentare der<br />
Passanten.<br />
Die Plakatsammlung wurde<br />
<strong>auch</strong> auf dem Westendcampus,<br />
vor dem KOZ, vor dem<br />
AFE-Turm und vor dem JUZ<br />
Bockenheim, dem von Jugendlichen<br />
besetzten besetzten<br />
Haus, gezeigt.<br />
Die Aktion richtete sich<br />
<strong>auch</strong> gegen jene Form von Politik,<br />
die mit unsäglichen und<br />
geschichtsrevisonistischen<br />
Vergleichen Auschwitz nutzen<br />
will, um diese oder jene<br />
tagespolitische Position zu <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er<br />
Anti-Nazi-Demo <strong>in</strong> Dresden<br />
zurückkehrenden Busses des DGB<br />
Nordhessen am eigenen Leib, als<br />
sie von Neo-Nazis bei e<strong>in</strong>er Pause<br />
auf e<strong>in</strong>er Autobahnraststätte angegriffen<br />
wurden. Die blutige Bilanz<br />
der Attacke: Sieben verletzte Kollegen,<br />
darunter e<strong>in</strong> Schwerverletzter,<br />
der mit e<strong>in</strong>em Schädelbruch <strong>in</strong><br />
die Kl<strong>in</strong>ik e<strong>in</strong>geliefert werden musste.<br />
Der Vorsitzende des DGB <strong>Hessen</strong>-Thür<strong>in</strong>gen,<br />
Stefan Körzell, forderte<br />
Innenm<strong>in</strong>ister Bouffier auf,<br />
endlich Taten gegen die rechtsextreme<br />
Gefahr sprechen zu lassen<br />
und e<strong>in</strong> Verbot der NPD und ihr<br />
nahe stehender Organisationen e<strong>in</strong>zuleiten.<br />
Stefan Körzell: „Wer jetzt<br />
immer noch von der Harmlosigkeit<br />
der NPD und deren Sympathisanten<br />
redet, macht sich nicht nur<br />
moralisch, sondern <strong>auch</strong> juristisch<br />
strafbar. Wer sich weiterh<strong>in</strong> gegen<br />
das Verbot sperrt, nimmt schwere<br />
Körperverletzung, Angriffe auf<br />
Leib und Leben, bis h<strong>in</strong> zum Mord,<br />
<strong>in</strong> Kauf.“<br />
Ernst Olbrich.<br />
‚Dieser wichtige Gedenktag wird<br />
unserer Me<strong>in</strong>ung nach nicht richtig<br />
ernst genommen. Viele Menschen<br />
sche<strong>in</strong>en sich beim Gedenken<br />
nur auf die offiziellen Gedenkfeiern<br />
zu verlassen und vergessen so<br />
allmählich den eigentlichen Anlass<br />
dieses Tages. Die heute geführten<br />
Gespräche mit den Passant<strong>in</strong>nen<br />
unterstreichen diesen E<strong>in</strong>druck’,<br />
urteilt die AStA-Vorsitzende Nadia<br />
Sergan.<br />
‚Der Holocaust und die von den<br />
Nationalsozialisten begangenen<br />
Verbrechen dürfen nicht aus dem<br />
historischen Gedächtnis entfernt<br />
werden. Sie müssen <strong>in</strong> der aktiven<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung verarbeitet<br />
werden und dadurch als historisches<br />
Ereignis zum Ausgangspunkt<br />
jeglicher Bildung und Aufklärung<br />
genommen werden’, so e<strong>in</strong>e Vertreter<strong>in</strong><br />
des Fachschaftsrates Erziehungswissenschaften.“<br />
Es ist e<strong>in</strong> unverzichtbares Anliegen,<br />
dass die <strong>GEW</strong> nicht nachlässt<br />
– <strong>auch</strong> <strong>in</strong> der Konfrontation mit<br />
der eigenen Geschichte – mit ihren<br />
Mitteln an den staatlich organisierten<br />
und <strong>in</strong>dustriell durchgeführten<br />
Massenmord an den europäischen<br />
Juden und den S<strong>in</strong>ti und<br />
Roma zu er<strong>in</strong>nern und die Vorgeschichte,<br />
Geschichte und Nachgeburten<br />
des NS-Regimes <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en<br />
Facetten mit aufklärerischen Aktivitäten<br />
<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung zu halten<br />
Benjam<strong>in</strong> Ortmeyer<br />
Auszüge aus der so genannten<br />
„Charta“ der Hamas<br />
Parolen der Paläst<strong>in</strong>a-Solidarität 2009<br />
„Artikel 6:<br />
Die Islamische Widerstandsbewegung<br />
ist e<strong>in</strong>e eigenständige<br />
paläst<strong>in</strong>ensische Bewegung,<br />
(...), die dafür kämpft,<br />
dass das Banner Allahs über<br />
jeden Zentimeter von Paläst<strong>in</strong>a<br />
aufgepflanzt wird. (...)<br />
Artikel 7:<br />
Der Prophet – Andacht und<br />
Frieden Allahs sei mit ihm, –<br />
erklärte: Die Zeit wird nicht<br />
anbrechen, bevor nicht die<br />
Muslime die Juden bekämpfen<br />
und sie töten; bevor sich<br />
nicht die Juden h<strong>in</strong>ter Felsen<br />
und Bäumen verstecken, welche<br />
ausrufen: Oh Muslim!<br />
Da ist e<strong>in</strong> Jude, der sich h<strong>in</strong>ter<br />
mir versteckt; komm und<br />
töte ihn! (...)<br />
Artikel 13:<br />
Ansätze zum Frieden, die sogenannten<br />
friedlichen Lösungen<br />
und die <strong>in</strong>ternationalen<br />
Konferenzen zur Lösung der<br />
Paläst<strong>in</strong>afrage stehen sämtlichst<br />
im Widerspruch zu den<br />
Auffassungen der Islamischen<br />
Widerstandsbewegung. Denn<br />
auf irgende<strong>in</strong>en Teil Paläst<strong>in</strong>as<br />
zu verzichten bedeutet, auf<br />
e<strong>in</strong>en Teil der Religion zu verzichten;<br />
Artikel 22:<br />
Die Fe<strong>in</strong>de häuften (...) e<strong>in</strong>en<br />
riesigen und e<strong>in</strong>flussreichen<br />
materiellen Wohlstand an,<br />
der sie <strong>in</strong> die Lage versetzte, ihren<br />
Traum umzusetzen. Dieser<br />
Reichtum erlaubte es ihnen,<br />
die Kontrolle über die Weltmedien<br />
wie zum Beispiel Nachrichtenagenturen,<br />
Zeitungen,<br />
Verlagshäuser, TV-Sender und<br />
weitere D<strong>in</strong>ge dieser Art zu<br />
übernehmen. Sie nutzten diesen<br />
Reichtum ebenfalls aus, um<br />
Revolutionen <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Teilen der Welt anzustacheln,<br />
um ihre Interessen zur realisieren<br />
und die Früchte zu ernten.<br />
Sie standen h<strong>in</strong>ter der Französischen<br />
Revolution und h<strong>in</strong>ter den<br />
kommunistischen Revolutionen<br />
und den meisten Revolutionen,<br />
von denen man hier und da<br />
hört. (...) Sie nutzten das Geld<br />
ebenfalls dazu, die Macht über<br />
die imperialistischen Länder zu<br />
gew<strong>in</strong>nen und sie dazu zu br<strong>in</strong>gen,<br />
viele Länder zu kolonisieren,<br />
(...).“<br />
Gräuelpropaganda<br />
Düsseldorf, 3. 1. 09<br />
Antisemitismus:<br />
Mart<strong>in</strong> Hohmann<br />
lässt grüßen ...!<br />
Köln, 17. 1. 09
SEITE 16<br />
D A S L E T Z T E<br />
FLZ Nr. 1/09<br />
Bundesweite Demonstrationen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und <strong>Frankfurt</strong><br />
F<strong>in</strong>anzkrise: Geier Sturzflug<br />
Berl<strong>in</strong>: Auftakt 12 Uhr, Rotes<br />
Rathaus Abschlusskundgebung<br />
15 Uhr, Gendarmenmarkt<br />
<strong>Frankfurt</strong>/M.: Auftakt 12 Uhr,<br />
Hauptbahnhof + Bockenheimer<br />
Warte Abschlusskundgebung 15<br />
Uhr, Römerberg<br />
Wir zahlen nicht für eure Krise!<br />
Für e<strong>in</strong>e solidarische Gesellschaft<br />
Der Kapitalismus steckt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
schlimmsten Krise seit 1929. Sie<br />
hat verschiedene Gesichter: die<br />
Beschleunigung des Klimawandels,<br />
Kriege um den Zugang zu Rohstoffen,<br />
Hungerrevolten, F<strong>in</strong>anzmarkt-Crash<br />
und Rezession. Ausgehend<br />
von den Industrieländern<br />
wird <strong>auch</strong> der globale Süden hart<br />
getroffen, weil noch weniger Mittel<br />
für Klimaschutz und Entwicklung<br />
bleiben, und weil die globale<br />
Konkurrenz um Märkte und Profit<br />
noch brutaler zu werden droht.<br />
Millionen Menschen verlieren ihre<br />
Arbeit, ihre Wohnungen und ihre<br />
Lebensperspektiven.<br />
Zeit für Systemwechsel – Für e<strong>in</strong>e<br />
solidarische Gesellschaft<br />
Die Entfesselung des Kapitals und<br />
der erpresserische Druck der F<strong>in</strong>anzmärkte<br />
haben sich als zerstörerisch<br />
erwiesen. E<strong>in</strong> anderes Weltwirtschaftssystem<br />
ist nötig. E<strong>in</strong>es,<br />
das Mensch und Natur dient; das<br />
auf den Pr<strong>in</strong>zipien globaler Solidarität,<br />
ökologischer Nachhaltigkeit<br />
und demokratischer Kontrolle aufbaut.<br />
Dazu gehört, dass Bildung,<br />
Gesundheit, Alterssicherung, Kultur<br />
und Mobilität, Energie, Wasser<br />
und Infrastruktur nicht als Waren<br />
behandelt werden, sondern als gesellschaftliche<br />
Leistungen, die allen<br />
Menschen zur Verfügung stehen<br />
müssen.<br />
Die Reichen und Profiteure sollen<br />
zahlen<br />
Wir wollen, dass die Verursacher<br />
der Krise zur Kasse gebeten werden.<br />
Das globale private Geldvermögen<br />
hat im Jahr 2007 die Summe von<br />
105 Billionen Dollar erreicht und<br />
ist <strong>in</strong> acht Jahren um 50% angestiegen.<br />
Das ist das Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />
massiven Umverteilung von Unten<br />
nach Oben, von Süd nach Nord,<br />
von den BezieherInnen von Lohn-<br />
(Ersatz-)e<strong>in</strong>kommen zu den Kapital-<br />
und Vermögensbesitzern. Den<br />
Banken und Fonds war kaum e<strong>in</strong><br />
Risiko zu groß im Kampf um die<br />
höchsten Renditen. Etwa e<strong>in</strong> Tausendstel<br />
der Weltbevölkerung hat<br />
davon besonders profitiert. Die Milliarden,<br />
die jetzt zur Sanierung des<br />
F<strong>in</strong>anzsektors ausgegeben werden,<br />
dürfen nicht auf Kosten der großen<br />
Mehrheit gehen. Wir werden nicht<br />
h<strong>in</strong>nehmen, dass Beschäftigte, Erwerbslose,<br />
RentnerInnen, SchülerInnen<br />
oder Studierende die Zeche<br />
zahlen! Genauso wenig darf die Krise<br />
auf die Länder des Südens oder<br />
die Umwelt abgewälzt werden.<br />
Wir überlassen den Herrschenden<br />
nicht das Feld<br />
Der Welt-F<strong>in</strong>anzgipfel der G20 setzt<br />
auf alte Strukturen und Machtverhältnisse.<br />
Die Regierungsberater,<br />
Wirtschaftsvertreter und Lobbyisten<br />
s<strong>in</strong>d nicht vor Scham im Boden<br />
versunken, sondern betreiben<br />
weiter ihre Interessenpolitik. Um<br />
Alternativen durchzusetzen, s<strong>in</strong>d<br />
weltweite und lokale Kämpfe und<br />
Bündnisse (wie z.B. das Weltsozialforum)<br />
nötig – für soziale, demokratische<br />
und ökologische Perspektiven.<br />
Die Demonstrationen am<br />
<strong>in</strong>ternationalen Aktionstag zum<br />
G20-Gipfel s<strong>in</strong>d erst der Anfang.<br />
Aktionstag zum Welt-<br />
F<strong>in</strong>anz-Gipfel (G20) im<br />
Rahmen der globalen Aktionswoche<br />
gegen Krise<br />
und Krieg<br />
Menschen vor Profite<br />
Wir demonstrieren für Sofortmaßnahmen,<br />
die den Opfern der Krise<br />
helfen, aber gleichzeitig den ökologischen<br />
und demokratischen Umbau<br />
der Wirtschaft vorantreiben<br />
als Schritte auf dem Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
solidarische Gesellschaft:<br />
Für umfangreiche Investitionsprogramme<br />
...<strong>in</strong> Bildung, Umwelt- und Klimaschutz,<br />
öffentliche Infrastruktur<br />
und Gesundheit.<br />
Für e<strong>in</strong>en sozialen Schutzschirm<br />
...für Beschäftigte, Erwerbslose und<br />
RentnerInnen: armutsfester gesetzlicher<br />
M<strong>in</strong>destlohn. Weg mit Hartz<br />
IV und Agenda 2010, für sofortige<br />
Erhöhung des Eckregelsatzes -<br />
existenzsichernd und ohne Sanktionen<br />
gegen Erwerbslose. Weg mit<br />
der Rente mit 67, für armutsfeste<br />
Renten ohne Lebensarbeitszeitverlängerung.<br />
Arbeitszeitverkürzung<br />
ohne Lohnverzicht statt Massenentlassungen<br />
und Arbeitslosigkeit.<br />
Die notwendige Konversion z.B.<br />
der Automobil<strong>in</strong>dustrie darf nicht<br />
auf dem Rücken der Beschäftigten<br />
stattf<strong>in</strong>den.<br />
Für die demokratische Ausrichtung<br />
von Wirtschaft und Banken.<br />
Der private Bankensektor muss<br />
gesellschaftlich kontrolliert und<br />
am öffentlichen Interesse orientiert<br />
werden. Die Steueroasen s<strong>in</strong>d<br />
endlich zu schließen; Banken, die<br />
dort arbeiten müssen bestraft werden.<br />
Das weltweite F<strong>in</strong>anzsystem<br />
muss reguliert und demokratisch<br />
kontrolliert werden. Hedgefonds<br />
und andere spekulative „Instrumente“<br />
s<strong>in</strong>d zu verbieten. Betriebe,<br />
die öffentliche F<strong>in</strong>anzhilfe bekommen,<br />
dürfen nicht entlassen.<br />
Die Beschäftigten br<strong>auch</strong>en Veto-<br />
Rechte bei grundlegenden wirtschaftlichen<br />
Entscheidungen. Das<br />
politische Streikrecht muss für alle<br />
gelten.<br />
Dafür, dass die Profiteure die Kosten<br />
der Krise bezahlen:<br />
Mit e<strong>in</strong>er Sonderabgabe auf große<br />
Vermögen und e<strong>in</strong>er Millionärssteuer.<br />
Der Bankenrettungsfonds<br />
muss von den Banken f<strong>in</strong>anziert<br />
werden. E<strong>in</strong>e „Bad Bank“, die lediglich<br />
die Verluste sozialisiert, darf<br />
es nicht geben.<br />
Die Krise darf nicht auf die Menschen<br />
des globalen Südens und<br />
die Natur abgewälzt werden.<br />
Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe<br />
und den weiteren Raubbau<br />
s<strong>in</strong>d überfällig und müssen<br />
schnell umgesetzt werden. Geld<br />
zur Bekämpfung der Armut und<br />
für solidarische Entwicklung der<br />
Welt muss zur Verfügung gestellt<br />
werden. Die Liberalisierung von<br />
F<strong>in</strong>anzmärkten und Handel ist zu<br />
stoppen und zurückzunehmen.<br />
Der Protest geht weiter:<br />
■ Am 1. Mai bei den Kundgebungen<br />
und Maidemonstrationen<br />
■ Am 16. Mai bundesweite Demonstration<br />
des EGB/DGB <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong><br />
■ Vom 15. bis 19. Juni: <strong>in</strong> der bundesweiten<br />
Aktionswoche Bildungsstreik<br />
Krise und Krieg: Über e<strong>in</strong>e Billion<br />
Euro werden weltweit für Rüstung<br />
vergeudet – zwei Drittel davon <strong>in</strong><br />
den NATO-Ländern. Und: die kapitalistische<br />
Krise erhöht die Gefahr,<br />
dass Kriege geführt werden.<br />
■ Deshalb demonstrieren wir am<br />
3. und 4. April beim NATO-Jubiläum<br />
<strong>in</strong> Straßburg/Baden-Baden<br />
gegen Krise und Krieg.<br />
Diesen Aufruf unterstützen u.a.<br />
– Aktionsbündnis Sozialproteste<br />
– Attac Deutschland<br />
– BiR-Kar e.V.<br />
– Bundesverband der Migrant<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />
D e.V.<br />
– DIDF<br />
– Euromärsche<br />
– Friedens-u.Zukunftswerkstatt<br />
– <strong>GEW</strong> <strong>Hessen</strong><br />
– Kairos Europa<br />
– Partei Die L<strong>in</strong>ke<br />
– Ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg<br />
– Ver.di Bezirke Berl<strong>in</strong> und München<br />
– Zukunftsforum Gewerkschaften<br />
Stuttgart<br />
... und es werden täglich mehr.<br />
Dabei se<strong>in</strong>!<br />
Den Aufruf und/oder die Demonstrationen<br />
unterstützen: bitte unter<br />
www.28maerz.de oder bei<br />
<strong>in</strong>fo@attac.de melden. Dazu gehört<br />
e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Beitrag von 50, 200<br />
oder 500 für Organisationen und<br />
10 Euro für Personen.<br />
Busse zu den Demos: Bitte fragt<br />
bei euren örtlichen Gewerkschaften<br />
nach, oder bei den beteiligten<br />
Gruppen. Unter www.28.maerz.de<br />
ist e<strong>in</strong>e Busbörse e<strong>in</strong>gerichtet - zum<br />
e<strong>in</strong>tragen und suchen.<br />
Plakate und Flyer verteilen: diese<br />
können (gegen Selbstkosten) unter<br />
<strong>in</strong>fo@28maerz.de bestellt werden.<br />
Aktuelles unter: www.28ma2erz.de<br />
oder www.kapitalismuskrise.org<br />
Sommerferien<br />
Städel Museum, Schirn<br />
Kunsthalle <strong>Frankfurt</strong> und<br />
Liebighaus Skulpturensammlung<br />
bieten zum dritten<br />
Mal während der Sommerferien<br />
(17.-23. August<br />
2009) e<strong>in</strong>e Sommerakademie<br />
an, die zur Berufsorientierung<br />
dienen soll. Die<br />
Zielgruppe s<strong>in</strong>d Schüler und<br />
Schüler<strong>in</strong>nen zwischen 14<br />
und 19 Jahren aus <strong>Frankfurt</strong><br />
am Ma<strong>in</strong>, Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-<br />
Gebiet und <strong>Hessen</strong>. E<strong>in</strong>e<br />
Woche lang können sich<br />
die Schüler mit Themen wie<br />
Konfliktmanagement, Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />
Selbstpräsentation,<br />
etc. beschäftigen.<br />
Unter dem Motto „Geier Sturzflug – Euer Geld, des werd verschluckt. Mir senke des<br />
Bruttosozialprodukt“ hat die Gruppe Klartext am Fasch<strong>in</strong>gsumzug <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>-Heddernheim<br />
teilgenommen. Die Reaktion der Zuschauer war überwältigend positiv.<br />
Sie kriegen den Karren nicht flott ...<br />
Anmerkungen zu Ursachen und Lösungen<br />
der F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise<br />
von Ra<strong>in</strong>er Roth (Klartext)<br />
127 Seiten 3 Euro<br />
Die vorliegende Broschüre hat nicht<br />
den Anspruch e<strong>in</strong>er umfassenden,<br />
ausgereiften Analyse. Sie will nur e<strong>in</strong>ige<br />
Anregungen geben. Sie hat ihren<br />
Schwerpunkt <strong>in</strong> der Analyse der<br />
F<strong>in</strong>anzkrise. Ihr Ziel ist der Nachweis,<br />
dass die auf Kapitalverwertung<br />
gegründeten Eigentums- und<br />
Term<strong>in</strong>e<br />
Akkreditierte lea Fortbildungen im April 2009<br />
Produktionsverhältnisse die wichtigste<br />
Ursache der gegenwärtigen<br />
Krise s<strong>in</strong>d, nicht e<strong>in</strong>e falsche Politik<br />
bzw. e<strong>in</strong>e falsche Verteilung. Gegenwärtig<br />
wird Kapital, das für die<br />
Kapitalverwertung überschüssig ist,<br />
<strong>in</strong> unvorstellbaren Summen vernichtet.<br />
Das Überangebot an Geldkapital<br />
wird ebenso stillgelegt, wie das<br />
Überangebot an Waren mitsamt der<br />
zugrundeliegenden Überkapazitäten<br />
an Produktionsmitteln.<br />
■ 24. 03. 09 - 15 Uhr<br />
Infoveranstaltung zu SV-Plus an der Franz-Böhm-Schule<br />
■ 20. 04. 09 Club Voltaire 19.30 Uhr<br />
Film „Wasser unterm Hammer“, anschließend Vortrag von David<br />
Rodriguez (Kolumbien) über den Widerstand gegen die<br />
Wasserprivatisierung <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />
■ 21. 04. 09 Bezirksvorstand ab 19 Uhr, Bleichstraße<br />
■ 27. 05. 09 Fachgruppe Grundschule um 19.30, Bleichstraße<br />
DEMOKRATISCHE BILDUNG, D107H1186, Israelische Juden und paläst<strong>in</strong>ensische<br />
Araber – Auf Dauerkollision im Selbstzerstörungsmodus<br />
Michael Ingber<br />
Di, 21.04.2009, 15.00 - 18.00 Uhr, Kassel und<br />
Do, 23.04.2009, 15:00 - 18:00 Uhr, Marburg,<br />
jew. 5 Punkte, Entgelt: 5 Euro<br />
Beschreibung: Bisher s<strong>in</strong>d alle Versuche, den sog. Nahost-Konflikt zu<br />
lösen, misslungen. Die altbekannten Streitfragen: Bodenbesitz, Grenzen,<br />
Naturressourcen, Flüchtl<strong>in</strong>ge, heilige Stätten und Siedlungspolitik<br />
s<strong>in</strong>d kompliziert, aber praktische Lösungen sche<strong>in</strong>en doch erreichbar.<br />
Die Veranstaltung beleuchtet die aktuellen Entwicklungen <strong>in</strong> diesem<br />
Konflikt.<br />
Sem<strong>in</strong>arleitung: Michael Ingber lebte 35 Jahre <strong>in</strong> Israel, 16 Jahre<br />
davon hauptberuflicher Militärdienst. Studium der Philosophie, Geschichte<br />
und Judaistik <strong>in</strong> den USA und <strong>in</strong> Jerusalem. Heute <strong>in</strong> Österreich<br />
und Deutschland als Dozent und Bildungsreferent tätig. Seit 20<br />
Jahren <strong>in</strong> der Friedensarbeit und im <strong>in</strong>terreligiösen Trialog engagiert.<br />
Aktuelle Abrufveranstaltung: Im Krieg als Arzt <strong>in</strong> Gaza-Stadt<br />
Dr. Muneer Deeb<br />
Entgelt: Anstelle e<strong>in</strong>es Unkostenbeitrags für die Durchführung dieser Bildungsveranstaltung<br />
bitten der Referent und lea bildungsgesellschaft um Spenden für<br />
den Aufbau e<strong>in</strong>er Blutbank an Krankenhäusern des Gaza-Streifens.<br />
Beschreibung: Zehn Tage lang war Dr. med. Muneer Deeb während<br />
des Gaza-Kriegs als Arzt <strong>in</strong> Krankenhäusern von Gaza-Stadt im E<strong>in</strong>satz.<br />
Was ist wirklich passiert <strong>in</strong> der Zeit vom 27. Dezember 2008 bis<br />
zum 17. Januar 2009, als im Gazastreifen etwa 1.500 Menschen ihr<br />
Leben verloren Dr. med. M. Deeb <strong>in</strong>formiert aus erster Hand mit<br />
umfangreichen Bildmaterial (Powerpo<strong>in</strong>t) über das Leid der Zivilbevölkerung,<br />
die Geschichten der Opfer, über Art und Schwere der behandelten<br />
Verletzungen, aber <strong>auch</strong> darüber, unter welch schwierigen<br />
Umständen Ärzteteams unter Kriegsbed<strong>in</strong>gungen arbeiten. Herr Dr.<br />
Deeb steht <strong>in</strong>teressierten Schülern/<strong>in</strong>nen und Kollegen/<strong>in</strong>nen für Fragen<br />
und Diskussion zur Verfügung.<br />
Sem<strong>in</strong>arleitung: Dr. med. Deeb, 40, ist Facharzt für Chirurgie und an<br />
e<strong>in</strong>em Krankenhaus <strong>in</strong> Deutschland als Oberarzt tätig. Er ist zudem<br />
stellvertretender Vorsitzender des paläst<strong>in</strong>ensischen Ärzteforums Pal-<br />
Med Europe. Bei Interesse bitten wir um Rückmeldung zwecks konkreter<br />
Absprachen h<strong>in</strong>sichtlich Term<strong>in</strong> bzw. Teilnahmen.<br />
Anmeldung: Tel.: 069 97 12 93 - 27, Fax: 069 97 12 93 - 97<br />
Email: anmeldung@lea-bildung.de<br />
Onl<strong>in</strong>e: http://www.lea-bildung.de/<br />
Redaktionsschluss und Ersche<strong>in</strong>ungsdatum der nächsten FLZ<br />
werden auf der Homepage bekannt gegeben