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Streiks auch in Hessen - GEW Bezirksverband Frankfurt

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<strong>Bezirksverband</strong> der <strong>GEW</strong> · 60313 <strong>Frankfurt</strong> · Bleichstraße 38a · Postvertriebsstück · Gebühr bezahlt<br />

SEITE 1<br />

D FLZ 6402 Nr. 1/09 F<br />

<strong>Frankfurt</strong>er Lehrerzeitung<br />

Zeitung für Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen im Sozial-, Erziehungs- und Bildungsbereich<br />

FLZ Nr. 1 – 30. Jg. Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft – <strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong> am Ma<strong>in</strong><br />

März 2009<br />

CDU-FDP Bildungspolitik<br />

E<strong>in</strong> Paradigmenwechsel<br />

<strong>in</strong> die<br />

Ökonomisierung<br />

E<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>ks tolerierte SPD-Grüne-Regierung,<br />

die e<strong>in</strong>e große<br />

Anzahl von <strong>GEW</strong>-Positionen<br />

umzusetzen vere<strong>in</strong>bart hatte<br />

(vgl. letzte FLZ), ist <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>er außergewöhnlichen<br />

Kampagne der Medien,<br />

der Unternehmenslobby<br />

und unternehmensnaher<br />

Parteikreise der SPD selbst gescheitert.<br />

Die auf Privatisierung<br />

und Primat des Kapitals<br />

setzende CDU kann 5 Jahre<br />

lang mit e<strong>in</strong>em ähnlich ideologisch<br />

festgelegten Partner <strong>in</strong><br />

Gestalt der FDP regieren.<br />

Warnstreik 12. 2. 2009 <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>, vorn rechts Ernst Olbrich<br />

<strong>Streiks</strong> <strong>auch</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

Die Lehrkräfte <strong>in</strong> den Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

der Länder haben im<br />

Februar 2009 im Rahmen der Tarifrunde<br />

2009 zweimal gestreikt.<br />

Die Lehrkräfte In <strong>Hessen</strong> handelt<br />

es sich dabei nur um Anteile der<br />

rund 1% der Lehrkräfte, die im<br />

Aus dem Inhalt<br />

Tarifause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

– Gehaltsfragen<br />

.............................Seite 2, 3<br />

<strong>Frankfurt</strong>: Die Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> Haushalt<br />

und Konjunkturprogramm<br />

.............................Seite 4, 5<br />

Informationen aus den<br />

Personalräten<br />

............................Seite 6 - 8<br />

„Paradigmenwechsel“ <strong>in</strong><br />

der Schulpolitik<br />

...........................Seite 9, 10<br />

Theaterpädagogik:<br />

Interview mit Elisabeth<br />

Schweeger ......Seite 12, 13<br />

Paläst<strong>in</strong>a-Konflikt<br />

kontrovers<br />

.........................Seite 14, 15<br />

Angestelltenverhältnis beschäftigt<br />

s<strong>in</strong>d. Denn <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> s<strong>in</strong>d Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrer immer noch verbeamtet.<br />

Gut für sie, denn <strong>in</strong> Zeiten der Krise<br />

und wachsender Sorge um den<br />

Arbeitsplatz ist mit der lebenslangen<br />

Beschäftigungsgarantie für die<br />

Zukunft vorgesorgt.<br />

Schlecht für sie, denn bei gar<br />

nicht oder nur schleppend erfolgender<br />

Gehaltsanpassung frisst der<br />

<strong>in</strong>flationäre Verfall der Kaufkraft<br />

langsam das E<strong>in</strong>kommen auf. Um<br />

gar nicht davon zu reden, was für<br />

den Fall e<strong>in</strong>es plötzliche Inflationsschubs<br />

aufgrund von außer Kontrolle<br />

geratenen Staatsschulden von<br />

den Beamtene<strong>in</strong>künften noch übrigbleiben<br />

würde.<br />

Doppelt schlecht für beamtete<br />

Lehrkräfte ist es allerd<strong>in</strong>gs, dass sie<br />

<strong>in</strong> diesen und entsprechenden Fällen<br />

nach herrschender Rechtsaufassung<br />

<strong>in</strong> der Bundesrepublik über<br />

ke<strong>in</strong> Streikrecht verfügen. Noch<br />

besser: Nach Ansicht des Hessischen<br />

Verfassungsgerichtshofs begründet<br />

nicht e<strong>in</strong>mal die Verletzung<br />

der immer gern beschworenen Fürsorgepflicht<br />

des Dienstherren e<strong>in</strong><br />

Recht auf Arbeitskampfmaßnahmen<br />

(s. Urteil v. 07. 09. 2004, Az<br />

24 GH 2290/04). E<strong>in</strong> dicker Hund,<br />

der jeder staatlichen Zumutung Tür<br />

und Tor öffnet!<br />

Wenn also staatlicherseits u.<br />

a. immer die so genannte Alimentierung<br />

des/r Beamten/-<strong>in</strong>, also die<br />

Befreiung von materiellen Sorgen<br />

durch e<strong>in</strong>e entsprechende Vergütung,<br />

als Grund für die besondere<br />

Treuepflicht genannt wird, stellen<br />

Urteile wie das genannte klar,<br />

Fortsetzung Seite 2<br />

Wie lange will <strong>Hessen</strong> die anderen Bundesländer beim<br />

Gehalt unter- und bei der Arbeitszeit überbieten<br />

E<strong>in</strong>e Woche nach Ersche<strong>in</strong>en dieser<br />

Ausgabe treffen sich am 27.März<br />

2009 die Delegationen von Gewerkschaften<br />

und Landesregierung<br />

<strong>in</strong> Wiesbaden zur vermutlich<br />

entscheidenden Verhandlungsrunde<br />

für e<strong>in</strong>en hessischen Tarifvertrag.<br />

Dieser Sonderweg ist nötig,<br />

weil mit der Landtagswahl im Januar<br />

2009 sich diejenigen Kräfte<br />

durchgesetzt haben, die e<strong>in</strong>e Rückkehr<br />

<strong>in</strong> die Tarifgeme<strong>in</strong>schaft der<br />

Länder (TdL) nicht wollen, um <strong>in</strong><br />

<strong>Hessen</strong> ungünstigere Tarifstandards<br />

durchzusetzen.<br />

Es geht an diesem Wochenende<br />

im Pr<strong>in</strong>zip um zwei Tarifverträge<br />

und damit schließlich <strong>auch</strong> um<br />

die Grundlage für Arbeitszeit und<br />

Gehalt der BeamtInnen.<br />

In dem Gehaltstarifvertrag wollen<br />

die Gewerkschaften nach dem<br />

Abschluss mit der TdL den Tarivertrag<br />

der Länder (TVL) <strong>auch</strong> auf<br />

<strong>Hessen</strong> übertragen. Die Ergebnisse<br />

des TVL entsprechen zwar nicht<br />

den Forderungen, br<strong>in</strong>gen aber im<br />

Volumen und prozentual durchaus<br />

Verbesserungen, die sich sehen lassen<br />

können, wie auf Seite 3 dargestellt<br />

wird. Dazu haben die bundesweiten<br />

Warnstreiks <strong>auch</strong> der <strong>GEW</strong><br />

maßgeblich beigetragen.<br />

Es wird sich zeigen, ob es sich<br />

die hessische Landesregierung leisten<br />

will, ihre Beschäftigten, und das<br />

heißt <strong>in</strong>sbesondere <strong>auch</strong> ihre Beschäftigten<br />

<strong>in</strong> den Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

schlechter zu behandeln als<br />

die übrigen Bundesländer.<br />

Die Landesregierung will die<br />

Gehaltstariffrage mit den grundsätzlichen<br />

Fragen der E<strong>in</strong>gruppierung,<br />

der Arbeitszeit und der<br />

Sonderzahlungen verb<strong>in</strong>den, die<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Manteltarifvertrag geregelt<br />

werden und dann über längere<br />

Zeit stabil bleiben. Noch gilt <strong>in</strong><br />

<strong>Hessen</strong> im Gegensatz zu den anderen<br />

Bundesländern und im Gegensatz<br />

zu Bund und Kommunen der<br />

BAT. Dieser soll nach den Vorstellungen<br />

der Landesregierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

„Tarifvertrag <strong>Hessen</strong>“ umgewandelt<br />

werden.<br />

Es geht also am kommenden<br />

Wochenende <strong>auch</strong> um die Frage<br />

der Arbeitszeit, die <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> sich<br />

spreizt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e 38,5-Stunden-Wochen<br />

für die länger beschäftigten<br />

Landesangestellten und e<strong>in</strong>e 42-<br />

Stundenwoche für die übrigen Angestellten<br />

und BeamtInnen. Ziel der<br />

Gewerkschaften ist e<strong>in</strong>e Arbeitszeit<br />

unterhalb von 40 Stunden pro<br />

Woche, wie sie <strong>auch</strong> im TVL vere<strong>in</strong>bart<br />

ist.<br />

In e<strong>in</strong>er Woche werden wir wissen,<br />

ob die hessische Landesregierung<br />

ihren Sonderweg zu Lasten<br />

der Beschäftigten weiter verfolgen<br />

will und ob wir <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> mit weiteren<br />

gewerkschaftlichen Aktionen<br />

Druck ausüben müssen.<br />

Symptomatisch für die weitgehende<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong><br />

dieser Frage ist, wie schnell die<br />

FDP <strong>in</strong> der Frage der „Neuen<br />

Verwaltungssteuerung“ und<br />

damit e<strong>in</strong>er streng betriebswirtschaftlichen<br />

Sicht von<br />

Staat und Schule ihre leicht<br />

kritische Position aus 2008<br />

wieder verlassen hat (siehe<br />

Seite 9).<br />

Von daher kommt den<br />

Aussagen zum „Paradigmenwechsel“<br />

<strong>in</strong> der Schulpolitik<br />

wie <strong>auch</strong> den Aussagen<br />

zur Privatisierung und<br />

zur Staatsquote („Konzentration<br />

der Landesverwaltung<br />

auf die Kernaufgaben“, „Ziel<br />

der Reduzierung der Personalkostenquote“)<br />

<strong>in</strong> der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

e<strong>in</strong>e gravierende<br />

Bedeutung zu.<br />

Die massive Ausweitung<br />

der Staatsverschuldung ohne<br />

den ger<strong>in</strong>gsten Versuch e<strong>in</strong>er<br />

Umverteilung von oben nach<br />

unten (tatsächlich wird eher<br />

das Gegenteil unternommen)<br />

wird den nächsten Privatisierungsschub<br />

vorbereiten. Die<br />

geplante „Schuldenbremse“<br />

soll dies quasi automatisieren.<br />

Wir sollten alles tun, e<strong>in</strong>e<br />

solche Politik des Staatsabbaus<br />

nicht <strong>auch</strong> noch als<br />

sche<strong>in</strong>bar alternativlos ersche<strong>in</strong>en<br />

zu lassen.<br />

Unterstützt wird die<br />

Landesregierung wie schon<br />

<strong>in</strong> der Vergangenheit durch<br />

starke Kräfte der organisierten<br />

Unternehmen – und<br />

zwar <strong>in</strong>haltlich, organisatorisch<br />

und propagandistisch.<br />

Der letzte Vorstoß war am<br />

21.2.2009 die Veröffentlichung<br />

der Deutsche Bank<br />

Studie „Schulverwaltungsaufgaben<br />

auf dem Prüfstand<br />

– Investitionen <strong>in</strong> Lern<strong>in</strong>novationen<br />

statt Geld für Bürokratie“<br />

(siehe S 10). Daneben<br />

s<strong>in</strong>d nach wie vor die<br />

Bertelsmannstiftung u.a. im<br />

Bereich des „Qualitätsmanagements“<br />

sehr aktiv.<br />

Fortsetzung Seite 2


SEITE 2<br />

TA R I FA U S E I N A N D E R S E T Z U N G<br />

FLZ Nr. 1/09<br />

Fortsetzung / <strong>Streiks</strong><br />

<strong>auch</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

Fortsetzung / E<strong>in</strong> Paradigmenwechsel<br />

<strong>in</strong> die Ökonomisierung<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

dass Streikverbote für die Beamtenschaft<br />

nichts anderes als die Basis<br />

für e<strong>in</strong>e unbeschränkte Willkür im<br />

Umgang des Staates mit se<strong>in</strong>en Bediensteten<br />

darstellen.<br />

Und was das Land <strong>Hessen</strong> von<br />

se<strong>in</strong>en beamteten Lehrern und Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

hält, hat es <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren <strong>in</strong> schonungsloser Offenheit<br />

klargestellt durch<br />

■ die Erhöhung der wöchentlichen<br />

Arbeitszeit auf bundesweit e<strong>in</strong>malige<br />

42 Stunden/Woche<br />

■ die E<strong>in</strong>schränkung von Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

auf<br />

dem Wege der Novellierung des<br />

Personalvertretungsrechts<br />

■ die Entkoppelung der Entwicklung<br />

der Beamtengehälter von jener<br />

der Angestellten im Bildungsbereich<br />

■ die Abschaffung bzw. Kürzung<br />

besonderer Zulagen wie 13. Monatsgehalt,<br />

Urlaubgeld<br />

■ die Zunahme des Arbeitsstresses<br />

durch Erhöhung der Pflichtstundenzahl<br />

und andere Maßnahmen,<br />

die den schulischen Alltag<br />

<strong>in</strong> wachsendem Ausmaß mit zusätzlichen<br />

Tätigkeiten belasten,<br />

die zu Lasten der pädagogischen<br />

Arbeit gehen.<br />

Der deutsche Beamtenstatus bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eklatanten Widerspruch<br />

zur europäischen Sozialcharta,<br />

die unterschiedslos allen<br />

Arbeitnehmern/-<strong>in</strong>nen das Recht<br />

auf Arbeitskampfmaßnahmen zugesteht<br />

und per vertraglicher Verpflichtung<br />

<strong>in</strong> Deutschland geltendes<br />

Recht darstellt. Auch dem GG Art 9<br />

(3) (Koalitionsfreiheit) ist ke<strong>in</strong>e Beschränkung<br />

des Streikrechts für Beamte/-<strong>in</strong>nen<br />

zu entnehmen. Das laut<br />

Bundesverfassungsgericht gemäß<br />

den „hergebrachten Grundsätzen<br />

des Berufsbeamtentums“ angeblich<br />

als Beziehung von treusorgendem<br />

Staat zu treu dienender Beamtenschaft<br />

ausgestaltete Dienstverhältnis<br />

ist längst nur noch e<strong>in</strong>e überkommene<br />

Marotte. Es er<strong>in</strong>nert an<br />

e<strong>in</strong> frühbürgerliches Familienidyll,<br />

wo e<strong>in</strong> fürsorglicher Vater von se<strong>in</strong>en<br />

K<strong>in</strong>dern Respekt und anständiges<br />

Benehmen am Mittagstisch<br />

<strong>auch</strong> dann e<strong>in</strong>fordert, wenn die<br />

Suppe etwas dünn ausfällt. Oder<br />

aber an genau die Staatsform, <strong>in</strong><br />

der die deutsche Beamtenwelt e<strong>in</strong>st<br />

geschmiedet wurde: Den monarchisch<br />

verfassten preußisch-deutschen<br />

Obrigkeitsstaat, dem – bis<br />

an die Zähne bewaffnet – militärische<br />

Unterordnung <strong>auch</strong> im Zivilleben<br />

die oberste Maxime war. Dieses<br />

Bild e<strong>in</strong>er Beamtenschaft mag<br />

vielleicht im neoliberalen Prov<strong>in</strong>z-<br />

Fürstentum e<strong>in</strong>es Roland Koch als<br />

Folie für aus Wahlkampfgründen<br />

per Gnadenakt erfolgende Gehaltsnachbesserungen<br />

taugen. E<strong>in</strong>em<br />

demokratischen Staatsverständnis<br />

<strong>in</strong> republikanischer Sicht, das von<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern mit gleichen<br />

Rechten ausgeht, steht es diametral<br />

entgegen!<br />

Der Alimentierungsgedanke beruht<br />

auf der Überlegung, dass im Beamtenverhältnis<br />

ke<strong>in</strong> Austausch von<br />

– quantifizierbarer – Arbeitsleistung<br />

gegen Geldleistung stattf<strong>in</strong>de. Das<br />

Land <strong>Hessen</strong> hat seit geraumer Zeit<br />

diesen beamtenrechtlichen Unfug dafür<br />

missbr<strong>auch</strong>t, um e<strong>in</strong>seitig die Arbeits-<br />

und Entgeltbed<strong>in</strong>gungen zu se<strong>in</strong>en<br />

Gunsten zu verändern. Die den<br />

Beamten/-<strong>in</strong>nen abverlangte besondere<br />

Treuepflicht sorgte dafür, dass<br />

sie sich – bisher – dieses ungerechte<br />

Vorgehen weitgehend widerstandslos<br />

gefallen ließen.<br />

Das Streikrecht gehört zu jenen<br />

Rechten, die dadurch <strong>in</strong> Kraft<br />

und Geltung gesetzt werden, dass<br />

man sie sich nimmt. Ohne diesen<br />

Herbert Storn spricht für die <strong>GEW</strong> am Willy-Brandt-Platz<br />

Warnstreik 12. 2. 2009 <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>, im Vordergrund: Sab<strong>in</strong>e Friedrich,<br />

Hajo Dröll, Karlfried Kl<strong>in</strong>gel (v.l.n.r.)<br />

praktischen Schritt ist es nicht viel<br />

mehr als e<strong>in</strong> abstrakter Titel zur<br />

Selbstberuhigung des demokratischen<br />

Gewissens.<br />

Streik bedeutet Arbeitskampf<br />

<strong>in</strong> der vollen Bedeutung des Wortes.<br />

In e<strong>in</strong>em Arbeitskampf geschieht<br />

der Zusammenprall gegensätzlicher<br />

Interessen. Ohne die Bereitschaft,<br />

eigene Opfer zu br<strong>in</strong>gen, lässt sich<br />

ke<strong>in</strong> Kampf, <strong>auch</strong> ke<strong>in</strong> Arbeitskampf<br />

führen.<br />

Wir Tarifangestellten des Landes<br />

<strong>Hessen</strong> haben durch unsere Beteiligung<br />

am Arbeitskampf im Rahmen<br />

der bundesweiten Tarifbewegung<br />

2009 unsere Bereitschaft bekräftigt,<br />

diese Opfer im Interesse aller Beschäftigten,<br />

<strong>auch</strong> der Beamt<strong>in</strong>nen und Beamten,<br />

im Landesdienst zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Auch <strong>in</strong> der Gesprächsrunde<br />

zwischen Gewerkschaften und dem<br />

hessischen Innenm<strong>in</strong>ister Volker<br />

Bouffier am 06. 03. 2009 hat das<br />

Land <strong>Hessen</strong> se<strong>in</strong>en Beschäftigten<br />

ke<strong>in</strong> Entgeltangebot vorlegen wollen.<br />

Das kann sehr schnell bedeuten,<br />

dass unsere Kampfbereitschaft<br />

erneut auf die Probe gestellt werden<br />

wird. Wir fragen uns, zu welchen<br />

Opfern die hessischen Landesbeamten<br />

und -beamt<strong>in</strong>nen bereit se<strong>in</strong><br />

werden, wenn es morgen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

hart auf hart zugehen wird.<br />

Ernst Olbrich, Mitglied der<br />

Arbeitskampfleitung<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Die Schulen werden, wenn wir es<br />

nicht verh<strong>in</strong>dern, unter verstärkten<br />

Druck kommen, mit reduziertem<br />

knappem Budget die vermehrten<br />

Auflagen (Zielvere<strong>in</strong>barungen,<br />

Inspektionen/ Zertifizierung/Rank<strong>in</strong>gs<br />

– siehe Bsp. auf S 9) zu erfüllen.<br />

Der Druck wird e<strong>in</strong>e diszipl<strong>in</strong>ierende<br />

Wirkung auf die Kollegien<br />

ausüben, er wird sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heimlichen<br />

Arbeitszeiterhöhung niederschlagen<br />

und dar<strong>in</strong>, sich mit Hilfe<br />

des verstärkt freigegebenen Budgets<br />

Hilfskräfte e<strong>in</strong>zukaufen.<br />

Die <strong>GEW</strong>-Vertrauensleute und<br />

die Personalräte werden es gegenüber<br />

e<strong>in</strong>em gestärkten „Schulmanagement“<br />

schon alle<strong>in</strong> wegen ihrer<br />

unzureichenden Entlastung weitaus<br />

schwerer als heute haben.<br />

Dass die Irreführung der Öffentlichkeit<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Mittel der Politik<br />

se<strong>in</strong> wird, wie schon beim CDU-Interims-Kultusm<strong>in</strong>ister<br />

Banzer festzustellen<br />

war, deutet sich <strong>in</strong> den ersten<br />

Ankündigungen der neuen Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

an, mit 2.500 neuen<br />

LehrerInnen e<strong>in</strong>e 105%ige Unterrichtsversorgung<br />

und kle<strong>in</strong>ere Klassen<br />

durch Abschaffung der „Sternchenregelung“<br />

gewährleisten zu<br />

wollen (siehe Artikel auf S 10).<br />

Von daher ist es wichtig, dass<br />

wir die möglichen Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>er solchen Politik analysieren<br />

und die Öffentlichkeit, aber besonders<br />

die Schulöffentlichkeit auf e<strong>in</strong>e<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung vorbereiten.<br />

Rede des Bezirksvorsitzenden Herbert Storn auf der Streikkundgebung<br />

von ver.di und <strong>GEW</strong> / 12. 2. 09 / Willy-Brandt-Platz (Auszug)<br />

Ist es denn falsch, wenn die Gewerkschaften<br />

e<strong>in</strong> Ende der Reallohnverluste<br />

fordern, wenn sie den<br />

Anschluss an die Tarifentwicklung<br />

beim Bund und den Kommunen<br />

fordern Weil angeblich ke<strong>in</strong> Geld<br />

da ist.<br />

Mit Sicherheit nicht, denn <strong>Hessen</strong><br />

und die anderen Bundesländer<br />

s<strong>in</strong>d immer noch nicht bereit, die<br />

falsche Politik der vergangenen Jahre<br />

zu korrigieren. In den letzten 8<br />

Jahren s<strong>in</strong>d die Unternehmens- und<br />

Vermögense<strong>in</strong>kommen um 34% gewachsen,<br />

die tarifliche Monatsvergütung<br />

<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> dagegen nur um<br />

12%, die Inflationsrate um 15%.<br />

Koch führte <strong>in</strong> den Jahren 2004<br />

bis 2007 vor, was wir bekommen,<br />

wenn wir nichts tun.<br />

Vier Zahlen drücken es aus: Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />

plus 12%, Inflationsrate<br />

von 7%, Arbeitnehmergrundvergütung<br />

deutschlandweit<br />

plus 6%, Tarifvergütung der<br />

Beschäftigten des Landes <strong>Hessen</strong><br />

plus 1%. Ke<strong>in</strong> Wunder, dass <strong>Hessen</strong><br />

nicht mehr genügend Pädagogen<br />

f<strong>in</strong>det. Unvergessen bleibt die Aktion<br />

„F<strong>in</strong>stere Zukunft“ von 2003.<br />

Wäre es da nicht an der Zeit,<br />

die Umverteilung von unten nach<br />

oben zu beenden, statt sie immer<br />

noch weiter zu treiben!<br />

Wäre es nicht an der Zeit, dass<br />

die Entwicklung, die dazu geführt<br />

hat, dass die reichsten zehn Prozent<br />

der Bevölkerung <strong>in</strong>zwischen über<br />

60 Prozent des gesamten Vermögens<br />

verfügen, umgekehrt wird!<br />

Wo bleibt e<strong>in</strong>e Sonderabgabe<br />

von fünf Prozent auf Privatvermögen<br />

von mehr als e<strong>in</strong>er Million Euro,<br />

was rund 80 Milliarden Euro<br />

<strong>in</strong> die öffentlichen Kassen br<strong>in</strong>gen<br />

würde! Wo bleiben die hessischen<br />

Initiativen für mehr Steuergerechtigkeit!<br />

Warum soll der Anteil der<br />

Lohnsteuer am Steueraufkommen<br />

bei 30% liegen, der Anteil der Gew<strong>in</strong>n-<br />

und Vermögenssteuern aber<br />

nur bei 11 Prozent! Warum wird<br />

die Körperschaftssteuer für Unternehmen<br />

nicht wieder zu e<strong>in</strong>er echten<br />

E<strong>in</strong>nahmequelle der öffentlichen<br />

Hand ausgebaut! Was e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche E<strong>in</strong>nahme von rund<br />

15,5 Milliarden Euro ergäbe. Warum<br />

wird die Börsenumsatzsteuer<br />

nicht wieder e<strong>in</strong>geführt, warum<br />

Umsatzsteuer auf Brot, aber nicht<br />

auf den Kauf e<strong>in</strong>er Aktie! Was<br />

7,5 Milliarden Euro br<strong>in</strong>gen würde.<br />

Warum lehnt die Regierung es<br />

kategorisch ab, die Vermögensteuer<br />

zu reaktivieren, was alle<strong>in</strong> dem<br />

Land <strong>Hessen</strong> zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen<br />

von 1,2 Milliarden Euro im<br />

Jahr br<strong>in</strong>gen würde!<br />

Lassen wir uns also nicht von<br />

dem Sche<strong>in</strong>argument täuschen,<br />

unsere Forderungen seien nicht f<strong>in</strong>anzierbar!<br />

Wie man sieht: Geld<br />

ist genug da, es muss nur mobilisiert<br />

werden.<br />

Aber Schwarz-Gelb <strong>in</strong> Wiesbaden<br />

wollen das Geld nicht, um endlich<br />

<strong>auch</strong> die Beschäftigten im Öffentlichen<br />

Dienst anständig zu bezahlen<br />

und die 42-Stundenwoche<br />

endlich abzuschaffen.<br />

In ihrer Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

halten sie wie e<strong>in</strong> Mantra fest:<br />

„Wir werden ke<strong>in</strong>e neuen Steuern<br />

und Abgaben e<strong>in</strong>führen.“ E<strong>in</strong>e derart<br />

unsoziale und verbohrte Politik<br />

können wir uns auf längere Sicht<br />

nicht leisten!<br />

Dafür bedarf es aber veränderter<br />

Voraussetzungen <strong>auch</strong> auf unserer<br />

Seite. Auf dieser Streikkundgebung<br />

stehen Beamte und Angestellte<br />

des Landes <strong>Hessen</strong>. Aber nur<br />

letztere streiken. Diese Situation ist<br />

auf Dauer unbefriedigend.<br />

Nur durch den Druck der<br />

Kampfmaßnahmen von 2007 und<br />

die bevorstehende Landtagswahl<br />

Die Arbeit der <strong>GEW</strong> und der<br />

Personalräte wird sich durch die geplante<br />

veränderte Schulpolitik vermutlich<br />

gravierend verändern (siehe<br />

Artikel auf S. 9).<br />

Am 21. 2. 2009 berichtete<br />

die FR von e<strong>in</strong>er Studie der deutschen<br />

Bank mit der <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Studie nicht ganz sachgemäßen<br />

Überschrift „Schul-Kosten explodieren“.<br />

Ob die Wirkung beabsichtigt<br />

war, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Situation, wo<br />

die Subventionen für Banken explodieren,<br />

ausgerechnet Bildungsausgaben<br />

zu denunzieren, mag dah<strong>in</strong><br />

gestellt bleiben. Mit Sicherheit<br />

hat aber die Deutsche Bank<br />

die Absicht, den Staatsabbau voranzutreiben<br />

und gleichzeitig die<br />

Schulen auf e<strong>in</strong>e (engere) Zusammenarbeit<br />

mit privaten Unternehmen<br />

e<strong>in</strong>zuschwören. Deshalb hat<br />

sie <strong>auch</strong> gleich Schützenhilfe von<br />

der Vere<strong>in</strong>igung der hessischen<br />

Unternehmerverbände bekommen<br />

(Analyse und Kommentierung<br />

Seite 10).<br />

Der <strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />

hat das Thema „Paradigmenwechsel<br />

<strong>in</strong> der Schule“ bereits auf der<br />

Personalräteschulung am 12. 2.<br />

2009 angesprochen. Noch vor den<br />

Sommerferien 2009 soll dazu zunächst<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Veranstaltung<br />

für <strong>Frankfurt</strong> durchgeführt werden<br />

und daran anschließend schulspezifische<br />

Veranstaltungen.<br />

Herbert Storn<br />

kam es für 2008 erstmals wieder<br />

zu e<strong>in</strong>er mageren Tariferhöhung,<br />

die dann durch die l<strong>in</strong>ke Mehrheit<br />

2008 für die Tarifbeschäftigten zu<br />

e<strong>in</strong>er Angleichung an das Tarifergebnis<br />

der Länder führten. Für die<br />

Beamten wurde die Verbesserung<br />

dank Schwarz-Gelb-Grün leider<br />

nur verzögert übertragen.<br />

Auf Dauer können aber Angestellten<br />

nicht für die beamteten KollegInnen<br />

ständig die Kastanien aus dem<br />

Feuer holen und dafür sorgen, dass<br />

bzw. ob es überhaupt e<strong>in</strong>en realen<br />

E<strong>in</strong>kommenszuwachs für die beamteten<br />

KollegInnen gibt, oder ob nur<br />

die Inflationsrate ausgeglichen wird<br />

oder ob wir sogar e<strong>in</strong>en realen Gehaltsverlust<br />

h<strong>in</strong>nehmen müssen.<br />

Folgende Fragen stellen sich<br />

deshalb immer dr<strong>in</strong>gender für die<br />

beamteten KollegInnen:<br />

■ Können wir den Kampf für Tarif<br />

und Besoldung auf Dauer<br />

nur den angestellten KollegInnen<br />

übertragen<br />

■ Können wir uns auf Dauer das<br />

Streikrecht verwehren lassen, das<br />

<strong>auch</strong> BeamtInnen <strong>in</strong> Deutschland<br />

nach der Europäischen Sozialcharta,<br />

den EG-Richtl<strong>in</strong>ien<br />

und den Richtl<strong>in</strong>ien der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation<br />

(ILO) und eigentlich <strong>auch</strong> nach<br />

§ 9 Grundgesetz zusteht<br />

Auf Dauer können wir nur geme<strong>in</strong>sam<br />

den Kampf für die Verbesserung<br />

unserer Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

führen!<br />

<strong>Hessen</strong> – das steht fest – darf<br />

nicht länger die Speerspitze beim<br />

Tarif-Abbau se<strong>in</strong>! <strong>Hessen</strong> muss<br />

wieder <strong>in</strong> die TdL!<br />

Und die TdL muss das bezahlen,<br />

was Bund und Kommunen bereits<br />

vere<strong>in</strong>bart haben.<br />

Der öffentliche Dienst hat es<br />

nicht verdient, die Sparbüchse der<br />

Nation zu se<strong>in</strong>!


FLZ Nr. 1/09 TA R I FA U S E I N A N D E R S E T Z U N G<br />

SEITE 3<br />

Die <strong>Streiks</strong> haben Wirkung gezeigt<br />

Das Tarifergebnis im Öffentlichen Dienst der Länder (TdL) – Potsdam 01. 03. 2009<br />

Die Tarifkommissionen haben<br />

am 1.3.2009 dem ausgehandelten<br />

Kompromiss – wenn <strong>auch</strong> teilweise<br />

nur knapp – zugestimmt, vorbehaltlich<br />

e<strong>in</strong>er Urabstimmung.<br />

Man kann das erreichte Ergebnis<br />

– <strong>in</strong>sbesondere, was die Lehrergehälter<br />

betrifft – je nach Standpunkt<br />

unterschiedlich bewerten.<br />

Gemessen an der Forderung<br />

von 8%, m<strong>in</strong>destens 200 Euro sowie<br />

120 Euro für Azubis/PraktikantInnen<br />

ersche<strong>in</strong>t das Ergebnis etwas<br />

dünn. Immerh<strong>in</strong> wurde für die zuletzt<br />

genannte Gruppe 50%, wenn<br />

<strong>auch</strong> <strong>in</strong> 2 Jahren durchgesetzt.<br />

Auch die Tarifentgelte für die<br />

Beschäftigten <strong>in</strong> den neuen Bundesländern<br />

erreichen mit +14% wegen<br />

der vollzogenen Anpassung an die<br />

West-Tarife überdurchschnittliche<br />

Ergebnisse.<br />

Aber <strong>auch</strong> für die übrigen Beschäftigten<br />

haben die <strong>Streiks</strong> durch-<br />

Beispiel 1: Gehalt 2008, 2.000 Euro brutto/Monat = 24.000 Euro/Jahr<br />

Das br<strong>in</strong>gt die Tarifrunde also für die Beschäftigten <strong>in</strong> der TdL:<br />

Tabellenentgelt Ende 2008: 2.000,00 Euro<br />

Ende 2010: 2.126,41 Euro<br />

= + 6,3% <strong>in</strong> 2 Jahren<br />

Gesamtergebnis 2009 + 2010 (nom<strong>in</strong>al – ohne Kaufkraftverlust)<br />

Plus 2009: = 1.052,00 Euro<br />

– E<strong>in</strong> weiteres Plus <strong>in</strong> 2010 im Verhältnis zu 2009: = 414,50 Euro<br />

– Gesamtplus <strong>in</strong> 2 Jahren (im Verhältnis zu 2 Nullrunden <strong>in</strong> 2009/2010):<br />

5,25% mehr Gehalt <strong>in</strong> 2009 und 2010.<br />

Was hat der 2. Streik gebracht<br />

Folgende Verbesserungen wurden im Vergleich zum 1.Angebot<br />

(+ 4,2% ab 1.7.2009, Null-Runde <strong>in</strong> 2010) erzielt:<br />

Monatsgehalt 2009 und 2010: + 6,3% (statt + 4,2%)<br />

Jahresgehalt <strong>in</strong> 2009: 25.052 Euro (statt 24.504 Euro) = Plus 548 Euro<br />

Jahresgehalt <strong>in</strong> 2010: 25.466 Euro (statt 25.008 Euro) = Plus 458 Euro<br />

Beispiel 2: Gehalt 2008, 3.000 euro brutto/Monat = 36.000 Euro/Jahr<br />

Das br<strong>in</strong>gt die Tarifrunde also für die Beschäftigten <strong>in</strong> der TdL:<br />

Tabellenentgelt Ende 2008: 3.000,00 Euro<br />

Ende 2010: 3.168,77 Euro<br />

= + 5,6% <strong>in</strong> 2 Jahren<br />

Gesamtergebnis 2009 + 2010 (nom<strong>in</strong>al – ohne Kaufkraftverlust)<br />

Plus 2009: = 1.352,00 Euro<br />

– E<strong>in</strong> weiteres Plus <strong>in</strong> 2010 im Verhältnis zu 2009: = 375,70 Euro<br />

– Gesamtplus <strong>in</strong> 2 Jahren (im Verhältnis zu 2 Nullrunden <strong>in</strong> 2009/2010):<br />

4,6% mehr Gehalt <strong>in</strong> 2009 und 2010.<br />

Was hat der 2. Streik gebracht<br />

Folgende Verbesserungen wurden im Vergleich zum 1.Angebot vom 15.2.09<br />

(+ 4,2% ab 1.7.2009, Null-Runde <strong>in</strong> 2010) erzielt:<br />

Monatsgehalt 2009 und 2010: + 5,3% (statt + 4,2%)<br />

Jahresgehalt <strong>in</strong> 2009: 49.652 Euro (statt 49.008 Euro) = Plus 644 Euro<br />

Jahresgehalt <strong>in</strong> 2010: 50.433 Euro (statt 50.016 Euro) = Plus 417 Euro<br />

aus etwas gebracht. Es kommt<br />

natürlich immer auf die Bezugsgrundlage<br />

an. Wegen des Festgeldanteils<br />

von 40 Euro/Monat s<strong>in</strong>d<br />

<strong>auch</strong> die Ergebnisse relativ gesehen<br />

um so besser, je niedriger die<br />

Gehälter, was ja S<strong>in</strong>n der Festgeldforderung<br />

ist.<br />

Solange es nicht gel<strong>in</strong>gt, dass<br />

<strong>Hessen</strong> wieder Teil der TdL wird,<br />

kommt es jetzt darauf an, dass <strong>auch</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> bei der Bezahlung der<br />

Anschluss an die anderen Bundesländer<br />

gehalten wird. Ohneh<strong>in</strong> liegt<br />

<strong>Hessen</strong> um mehr als 2 Stunden über<br />

der <strong>in</strong> der TdL üblichen Wochenarbeitszeit.<br />

Im Folgenden werden an Fallbeispielen<br />

das tabellenwirksame<br />

Entgelt und die Verbesserungen<br />

beim Jahresgehalt betrachtet.<br />

Dabei wird <strong>auch</strong> darauf e<strong>in</strong>gegangen,<br />

wie die <strong>Streiks</strong> die Arbeitgeberseite<br />

zu verbesserten Angebo-<br />

ten bewegt haben (Erstes Null-„Angebot“,<br />

Angebot vom 15. 2. 09,<br />

Angebot vom 1. 3. 09).<br />

Alle Rechnungen s<strong>in</strong>d ohne Berücksichtigung<br />

der auf die Monate<br />

verteilten Jahressonderzahlung und<br />

ohne Berücksichtigung des Wegfalls<br />

des sogen. Leistungsentgelts.<br />

Dieses ist nun <strong>in</strong> die Tabelle e<strong>in</strong>gebaut.<br />

Bisher wurden dafür bei den<br />

Ländern zwölf Prozent des Septemberentgelts<br />

extra gezahlt (was das<br />

Tarifergebnis um etwa 1% zu gut<br />

darstellt).<br />

Bei der Antwort auf die Frage,<br />

ob mit der TdL-Vere<strong>in</strong>barung die<br />

Ergebnisse bei Bund und Kommunen<br />

aufgeholt wurden, werden die<br />

nicht tarifwirksamen E<strong>in</strong>malzahlungen<br />

2007, die es sowohl <strong>in</strong> den<br />

Ländern als <strong>auch</strong> bei Bund/Kommunen<br />

gab, nicht berücksichtigt.<br />

Herbert Storn<br />

Beispiel 3: Gehalt 2008, 4.000 Euro brutto/Monat = 48.000 Euro/Jahr<br />

Das br<strong>in</strong>gt die Tarifrunde also für die Beschäftigten <strong>in</strong> der TdL:<br />

Tabellenentgelt Ende 2008: 4.000,00 Euro<br />

Ende 2010: 4.211,13 Euro<br />

= + 5,3% <strong>in</strong> 2 Jahren<br />

Gesamtergebnis 2009 + 2010 (nom<strong>in</strong>al – ohne Kaufkraftverlust)<br />

Plus 2009: = 1.652,00 Euro<br />

– E<strong>in</strong> weiteres Plus <strong>in</strong> 2010 im Verhältnis zu 2009: = 781,00 Euro<br />

– Gesamtplus <strong>in</strong> 2 Jahren (im Verhältnis zu 2 Nullrunden <strong>in</strong> 2009/2010):<br />

4,26% mehr Gehalt <strong>in</strong> 2009 und 2010.<br />

Was hat der 2. Streik gebracht<br />

Folgende Verbesserungen wurden im Vergleich zum 1.Angebot<br />

(+ 4,2% ab 1.7.2009, Null-Runde <strong>in</strong> 2010) erzielt:<br />

Monatsgehalt 2009 und 2010: + 5,3% (statt + 4,2%)<br />

Jahresgehalt <strong>in</strong> 2009: 49.652 Euro (statt 49.008 Euro) = Plus 644 Euro<br />

Jahresgehalt <strong>in</strong> 2010: 50.433 Euro (statt 50.016 Euro) = Plus 417 Euro<br />

E<strong>in</strong> Vergleich der Tarifergebnisse der TdL für 2008 und 2009<br />

mit dem Tarifergebnis der Tarifgeme<strong>in</strong>schaft von Bund und<br />

Kommunen für 2008 und 2009 am Bsp. e<strong>in</strong>es Bruttomonatsgehalts von<br />

3.000 Euro am 31. 12. 2007<br />

Bund und Kommunen:<br />

– Tarifentgelt 31.12.09 im Verhältnis zum Tarifentgelt 31.12.07: + 7,75%<br />

– Der E<strong>in</strong>kommenszuwachs 2008/2009: 4.750,80 Euro = + 6,6%<br />

TdL(und durch „l<strong>in</strong>ke“ Mehrheit 2008 <strong>auch</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>):<br />

– Tarifentgelt 31.12.09 im Verhältnis zum Tarifentgelt 31.12.07: + 7,36%<br />

– Der E<strong>in</strong>kommenszuwachs 2008/2009: 3.466,10 Euro = 4,8%<br />

Heftige Ause<strong>in</strong>andersetzungen führen zum Ende mancher<br />

Partnerschaft. Doch nicht jeder Trennungsprozess verläuft<br />

wie gewünscht, <strong>auch</strong> wenn die Unverträglichkeiten unüberbrückbar<br />

s<strong>in</strong>d und von Partnerschaft schon gar nicht die<br />

Rede se<strong>in</strong> kann. Die erwünschte Trennung von der Regierung<br />

Koch ist vorläufig gescheitert. Jetzt s<strong>in</strong>d die Liebhaber<br />

des „freien“ Marktes erneut am Ruder und geben sich<br />

gegenseitig die Stichworte für den beschworenen „Paradigmenwechsel“<br />

<strong>in</strong> der Schulpolitik. Noch hält man sich <strong>in</strong><br />

Wiesbaden mit allzu deutlichen öffentlichen Verlautbarungen<br />

über die <strong>in</strong>s Auge gefassten Schandtaten zurück. Das<br />

darf allerd<strong>in</strong>gs nicht zu der Illusion verleiten, dass sich die<br />

Wiesbadener Liebhaber des „freien“ Marktes nicht schon<br />

bald daran machen werden, das, was vom Bildungsgedanken<br />

noch übrig ist, den Erf<strong>in</strong>dern von „F<strong>in</strong>anzprodukten“,<br />

Anbietern von „Lerndienstleistungen“ und Entwicklern<br />

von „Lerntechnologien“ <strong>in</strong> den Rachen zu werfen. Damit<br />

durch die beabsichtigte „Aktivierung von Lernpotenzial“<br />

seitens der Deutschen Bank und ihrer politischen Helfershelfer<br />

nicht die Interessen der Menschen <strong>in</strong> den hessischen<br />

Bildungse<strong>in</strong>richtungen untergepflügt werden, muss sich die<br />

<strong>GEW</strong> erneut auf Ause<strong>in</strong>andersetzungen von erheblicher<br />

Schärfe e<strong>in</strong>stellen. Aber sich ause<strong>in</strong>ander zu setzen ist für<br />

aktive GewerkschafterInnen ja ohneh<strong>in</strong> das tägliche Brot...<br />

Das FLZ-Team<br />

M<strong>in</strong>destlohn <strong>in</strong> der Weiterbildung: Besserung für Honorarkräfte muss folgen!<br />

Am 22. 01. 2009 beschloss der Bundestag<br />

die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>destlohns<br />

für die laut Ver.di ca. 23.000<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten<br />

der Weiterbildungsbranche<br />

von Euro 10,71 (West) bzw. Euro<br />

9,53 (Ost). Der Bundesrat muss<br />

allerd<strong>in</strong>gs noch zustimmen.<br />

Das Gesetz ist e<strong>in</strong> erster Erfolg<br />

der gewerkschaftlichen Bemühungen<br />

gegen die <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

erfolgte Verelendung der Beschäftigten<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich, die<br />

überwiegend über e<strong>in</strong>e akademische<br />

Ausbildung verfügen. Die taz<br />

schrieb dazu am 23. 01. „Statt se<strong>in</strong>es<br />

bisherigen Gehalts von 1.600<br />

Euro wird Ra<strong>in</strong>er Vollbrecht künftig<br />

1.845 Euro brutto für se<strong>in</strong>e Arbeit<br />

als Sozialpädagoge und Lehrer<br />

bekommen. Se<strong>in</strong>e Kollegen im Westen<br />

sollen voraussichtlich 2.235<br />

Euro erhalten. Der neue Lohn<br />

entspricht zwar nicht Vollbrechts<br />

Gehalt von e<strong>in</strong>st. Bis vor acht Jahren<br />

bekam er für die gleiche Arbeit<br />

knapp e<strong>in</strong>tausend Euro mehr.“<br />

Grundlage der Entscheidung<br />

ist das Arbeitnehmerentsendegesetz<br />

mit se<strong>in</strong>er Bestimmung, dass Tarifverträge<br />

mit e<strong>in</strong>er Tarifb<strong>in</strong>dung für<br />

mehr als 50% der Betriebe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Branche auf Antrag für allgeme<strong>in</strong>verb<strong>in</strong>dlich<br />

erklärt werden können.<br />

Im Mai 2007 hatten sich Gewerkschaften<br />

und Arbeitgeber auf e<strong>in</strong>en<br />

Branchentarifvertrag gee<strong>in</strong>igt,<br />

<strong>in</strong> dem M<strong>in</strong>destbed<strong>in</strong>gungen für<br />

Arbeitszeit, Urlaubsanspruch und<br />

E<strong>in</strong>stiegsgehälter festgelegt wurden.<br />

Vere<strong>in</strong>bart wurde aber <strong>auch</strong>, dass<br />

die Allgeme<strong>in</strong>verb<strong>in</strong>dlichkeitserklärung,<br />

wie sie jetzt erfolgt ist, als Voraussetzung<br />

gelten sollte, um den Tarifvertrag<br />

<strong>in</strong> Kraft zu setzen.<br />

Der H<strong>in</strong>tergrund zu dieser<br />

Vere<strong>in</strong>barung ist klar: Die Konkurrenz<br />

der Träger dreht sich seit<br />

jeher hauptsächlich um den Preis,<br />

zu dem sie ihre Weiterbildungsveranstaltungen<br />

auf öffentliche Ausschreibungen<br />

h<strong>in</strong> anbieten. Da die<br />

für e<strong>in</strong>en Kurs aufzuwendenden fixen<br />

Kosten größtenteils wenig bee<strong>in</strong>flussbar<br />

s<strong>in</strong>d, heißt dies, dass<br />

nennenswerte „Ökonomisierungen“<br />

über Lohndrückerei zu erreichen<br />

s<strong>in</strong>d. Als im Zuge der Hartz-<br />

IV-Reformen der bis dato e<strong>in</strong>igermaßen<br />

üppig f<strong>in</strong>anzierte Markt für<br />

Fortbildungen seitens der Arbeitsagentur<br />

weit gehend zurückgefahren<br />

wurde, brach e<strong>in</strong>e noch hemmungslosere<br />

Konkurrenz aus, die vielen<br />

Mitarbeitern/-<strong>in</strong>nen den Arbeitsplatz<br />

kostete und so für e<strong>in</strong> freigesetztes<br />

Personalreservoir sorgte,<br />

das aus purem Überlebens<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kt<br />

be<strong>in</strong>ahe jede Bed<strong>in</strong>gung zu akzeptieren<br />

bereit war. Hand <strong>in</strong> Hand<br />

damit ereignete sich e<strong>in</strong>e massenhafte<br />

Prekarisierung: Bisher sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeitsplätze<br />

wurden <strong>in</strong> Verträge für Honorarkräfte<br />

umgewandelt, um so<br />

Sozialkosten zu sparen. Das Gesamtergebnis<br />

war e<strong>in</strong>e Talfahrt<br />

der Bezüge der Beschäftigten <strong>in</strong>s<br />

Bodenlose.<br />

Natürlich ist die jetzt erfolgte<br />

M<strong>in</strong>destlohnregelung nur e<strong>in</strong> erster<br />

Schritt dazu, <strong>in</strong> der Weiterbildung<br />

für tragbarere Beschäftigungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

zu sorgen. Konkrete Tarifverhandlungen<br />

müssen folgen.<br />

Sie müssen auf jeden Fall <strong>auch</strong> Bestimmungen<br />

enthalten, mit denen<br />

M<strong>in</strong>desthöhen von Honoraren für<br />

sogenannte „freie Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen“<br />

sowie Quoten für ihren maximal<br />

zulässigen Anteil an der Gesamtbelegschaft<br />

der Träger. Denn<br />

sonst droht bei Verschärfung der<br />

Konkurrenz e<strong>in</strong> weiterer Abbau<br />

von tariflichen Arbeitsplätzen, um<br />

den Regelungen des Tarifvertrages<br />

zu entkommen.<br />

Die Aufregung, die <strong>in</strong> den Kreisen<br />

der Honorarkräfte nach dem<br />

M<strong>in</strong>destlohnentscheid des Bundestags<br />

über ihre erneute Nicht-<br />

Berücksichtigung ausbrach ist allerd<strong>in</strong>gs,<br />

so verständlich sie <strong>auch</strong><br />

se<strong>in</strong> mag, wenig sachgemäß, da die<br />

Systematik des gewerkschaftlichen<br />

Vorgehens aufgrund der schwierigen<br />

Situation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deregulierten<br />

Sektor wie der Weiterbildung<br />

konsequenterweise zunächst auf die<br />

Festlegung von Eckdaten ausgerichtet<br />

se<strong>in</strong> musste, wie sie jetzt geschehen<br />

ist, um im weiteren Verlauf andere<br />

Problemfelder anzugehen.<br />

Ke<strong>in</strong>e Frage: Die Honorarkräfte<br />

stehen seit Längerem schon mit<br />

dem Rücken zur Wand, wie es u. a.<br />

<strong>auch</strong> <strong>in</strong> zunehmender Bereitschaft<br />

zu Protestaktionen deutlich wird.<br />

So beispielsweise seitens der 20<br />

Kursleiter/-<strong>in</strong>nen für Deutsch als<br />

Fremdsprache an der VHS <strong>Frankfurt</strong>,<br />

die am 16. 02. 2009 im Römer-Bildungsausschuss<br />

erschienen<br />

und unter den Parolen „Fair Pay für<br />

Kursleiter“ und „Vernünftige Honorare<br />

sofort“ für e<strong>in</strong>e Erhöhung<br />

ihrer seit 2000 e<strong>in</strong>gefrorenen Honorare<br />

von 20 Euro auf 32 Euro demonstrierten.<br />

Bildungsdezernent<strong>in</strong><br />

Jutta Ebel<strong>in</strong>g sagte zu, sich für e<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung auf Euro 21,50 bei der<br />

Kämmerei e<strong>in</strong>zusetzen, nicht ohne<br />

das Mantra vom leeren Stadtsäckel<br />

als Grund für die Ablehnung weitergehender<br />

Forderungen herunterzuleiern.<br />

Orig<strong>in</strong>ell immerh<strong>in</strong> ihre<br />

Behauptung, die miserablen Honorare<br />

verdankten sich <strong>auch</strong> der<br />

„unterschiedlichen Drittmittelf<strong>in</strong>anzierung“,<br />

womit sie wohl an<br />

die F<strong>in</strong>anzierung der Integrationskurse<br />

aus Bundesmitteln gedacht<br />

haben mag. Zur Auffrischung von<br />

Frau Ebel<strong>in</strong>gs Er<strong>in</strong>nerungsvermögen:<br />

Die apostrophierte Drittmittelf<strong>in</strong>anzierung<br />

gibt’s seit 2005; dieser<br />

Logik zufolge hätte die Stadt von<br />

2000 bis 2004 <strong>in</strong> Anlehnung an die<br />

Tarifentwicklung bei den Honoraren<br />

drauflegen können, wie es die<br />

wortbrüchige Bildungsdezernent<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> den späten Neunzigern auf e<strong>in</strong>er<br />

Kursleiter/-<strong>in</strong>nen-Vollversammlung<br />

<strong>in</strong> der VHS <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>mal versprochen<br />

hatte. Unterdessen hat immerh<strong>in</strong><br />

für die Lehrkräfte <strong>in</strong> den<br />

Integrationskursen die zugesagte<br />

Erhöhung um Euro 1,50/Stunde<br />

stattgefunden, so dass man jetzt<br />

„nur“ noch Euro 1,50/Stunde weniger<br />

als bei dem bis Ende 2004<br />

bundesweit gültigen Garantiehonorar<br />

von Euro 23 <strong>in</strong> staatlich geförderten<br />

Deutschkursen verdient.<br />

Almosengewährung, auf die man<br />

bei der Stadt wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>auch</strong><br />

noch stolz ist. Integrationsarbeit ist<br />

mehr wert!<br />

Ernst Olbrich


SEITE 4<br />

S TA D T F R A N K F U R T<br />

FLZ Nr. 1/09<br />

Das Geld kommt endlich <strong>auch</strong> bei den Bildungse<strong>in</strong>richtungen an<br />

E<strong>in</strong>e enorme Investitionssumme im Stadthaushalt und im Konjunkturprogramm<br />

94,7 Mio Euro Schul<strong>in</strong>vestitionen<br />

und 34,7 Mio Euro für die Kitas<br />

im Stadthaushalt und weitere 109<br />

Mio Euro für Schulen und Kitas<br />

aus dem Konjunkturprogramm von<br />

Bund und Land, das s<strong>in</strong>d Beträge,<br />

von denen man bisher <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />

nur träumen konnte.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs: Bereits <strong>in</strong> der FLZ 3/08<br />

hatten wir darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass<br />

<strong>Frankfurt</strong> f<strong>in</strong>anziell besser dasteht,<br />

als es <strong>in</strong> der Öffentlichkeit wahrgenommen<br />

wird.<br />

Schon <strong>in</strong> 2004 nahm die Stadt<br />

160 Millionen Euro mehr e<strong>in</strong>, als<br />

die Kämmerei damals plante; <strong>in</strong><br />

2005 waren es 119 Millionen mehr<br />

als geplant; <strong>in</strong> 2006 summierten<br />

sich die Mehre<strong>in</strong>nahmen auf 575<br />

Millionen Euro; <strong>in</strong> 2007 waren es<br />

633 Millionen Euro.<br />

Insgesamt wurden <strong>in</strong> den Jahren<br />

2004 – 2007 rund 1,5 Milliarden<br />

Euro mehr e<strong>in</strong>genommen als<br />

geplant. Der aktuelle Überschuss<br />

dürfte über 1 Mrd Euro liegen. Die<br />

Stadt könnte ihre Schulden sofort<br />

zurückzahlen.<br />

Von daher relativiert sich die<br />

enorme Investitionssumme <strong>in</strong> ihren<br />

Dimensionen. Dennoch ist es natürlich<br />

erfreulich, wenn der Nachholbedarf<br />

bei Bau und Sanierung von<br />

Bildungse<strong>in</strong>richtungen endlich befriedigt<br />

wird.<br />

Getrübt wird die Freude dadurch,<br />

dass bis jetzt nicht garantiert<br />

ist, dass die akuten Missstände,<br />

welche die Befragung des<br />

GPRLL an den Schulen zutage gefördert<br />

hat, zügig oder überhaupt<br />

abgearbeitet werden.<br />

In der kommunalen Diskussion<br />

<strong>in</strong> Deutschland ist e<strong>in</strong> sogenannter<br />

„Bürgerhaushalt“. Mit diesem<br />

soll den Bürgern mehr E<strong>in</strong>fluss auf<br />

den kommunalen Haushalt e<strong>in</strong>geräumt<br />

werden.<br />

Die <strong>in</strong> dieser FLZ dargestellte<br />

Umfrage des GPRLL ist e<strong>in</strong> gutes<br />

Beispiel für e<strong>in</strong>en derartigen Bürgerhaushalt.<br />

Um so bedauerlicher<br />

wäre es, wenn die Stadt darauf<br />

nicht e<strong>in</strong>gehen würde.<br />

So erfreulich die hohen Investitionssummen<br />

s<strong>in</strong>d, muss doch kritisch<br />

angemerkt werden, dass sich<br />

die Ausgaben fast sämtlich auf Bauten<br />

bzw. Sachausstattung beziehen,<br />

nicht aber auf Investitionen <strong>in</strong> Personal.<br />

Wie wichtig gerade e<strong>in</strong>e gute<br />

Personalausstattung ist, br<strong>auch</strong>t nicht<br />

weiter begründet werden. Dennoch<br />

glauben Politiker immer noch, Konjunkturprogramme<br />

nur auf Sach<strong>in</strong>vestitionen<br />

beziehen zu müssen.<br />

Merkwürdig ist <strong>auch</strong> , dass trotz<br />

enormer Mittel für die Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

die Stadtregierung sich<br />

unglaublich schwer tut, selbst m<strong>in</strong>imale<br />

Ausgaben dort zu tätigen, wo<br />

es um die Schwächsten der Gesellschaft<br />

geht. Das zeigt die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

um den Schulfond.<br />

Herbert Storn<br />

Investitionssondermittel für<br />

Gesundheitsschutzmaßnahmen an Schulen e<strong>in</strong>setzen!<br />

Begehungsberichte der Fachkräfte für Arbeitssicherheit umsetzen<br />

Sehr geehrte Frau Sauer, sehr geehrter<br />

Herr Dr. Damian,<br />

der Presse war zu entnehmen,<br />

dass die Stadt <strong>Frankfurt</strong> 96 Millionen<br />

aus dem Fonds für Sonder<strong>in</strong>vestitionen<br />

zur Stützung der Konjunktur<br />

bekommt.<br />

Der Gesamtpersonalrat der<br />

Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer hat sich<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sitzung am 11. 2. mit diesem<br />

Thema beschäftigt und ist zu<br />

folgenden Überlegungen gekommen:<br />

Im Arbeitsschutzausschuss,<br />

dem zwei Mitglieder des Gesamtpersonalrates<br />

angehören, wurde<br />

vor e<strong>in</strong>iger Zeit seitens der Vertreter<strong>in</strong><br />

der Stadt e<strong>in</strong> Stufenplan<br />

vorgelegt, nach dem Klassenräume<br />

und Schulen mit starkem Nachhall<br />

nach und nach lärmgedämmt<br />

werden sollen. Die Stadt hatte diese<br />

Nachhall-Messungen auf Veranlassung<br />

des Arbeitsschutzausschusses<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit der Unfallkasse<br />

<strong>Hessen</strong> durchgeführt. Der Gesamtpersonalrat<br />

bittet darum, die<br />

Sonder<strong>in</strong>vestitionsmittel dafür e<strong>in</strong>zusetzen,<br />

den gesamten Stufenplan<br />

jetzt sofort abzuarbeiten. Für den<br />

Stufenplan bereits im Haushalt vorgesehene<br />

Mittel sollen aber ungekürzt<br />

erhalten bleiben. Forschungsergebnisse<br />

zeigen, dass das Lernen<br />

<strong>in</strong> lärmgedämmten Räumen leichter<br />

fällt, Aggressionen zurückgehen<br />

und damit <strong>auch</strong> der Stress für die<br />

Lehrkräfte verm<strong>in</strong>dert wird.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus erhält der<br />

Arbeitsschutzausschuss die Begehungsberichte,<br />

die die Fachkräfte<br />

für Arbeitssicherheit nach Besichtigung<br />

der Schulen anfertigen.<br />

Der Ge-samtpersonalrat hat zu Beg<strong>in</strong>n<br />

des Jahres 2009 e<strong>in</strong>e Umfrage<br />

an den Schulen gestartet, welche<br />

der festgestellten Mängel behoben<br />

s<strong>in</strong>d und welche weiterh<strong>in</strong><br />

bestehen. Es ist erfreulich, dass unter<br />

den Schulen, die geantwortet<br />

haben, e<strong>in</strong>e ganze Reihe ist, die<br />

antworten: „Alle Mängel wurden<br />

beseitigt.“ Auch gibt es Schulen,<br />

die berichten, dass die festgestellten<br />

Mängel teilweise beseitigt wurden.<br />

Dafür bedanken wir uns im<br />

Namen der betroffenen Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

und Kollegen.<br />

Es gibt aber <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>e ganze<br />

Reihe von Schulen, die berichten,<br />

dass bisher nichts unternommen<br />

wurde. Wir gehen davon aus, dass<br />

die Schulen, die auf unsere Umfrage<br />

geantwortet haben, <strong>auch</strong> genau<br />

diejenigen s<strong>in</strong>d, die unter den<br />

bestehenden Mängeln am meisten<br />

leiden. Deshalb bittet Sie der Gesamtpersonalrat,<br />

die Sondermittel<br />

<strong>auch</strong> dafür zu verwenden, eben jene<br />

Mängel zu beheben.<br />

GPRLL, Februar 2009<br />

siehe <strong>auch</strong><br />

Nachrichten aus dem GPRLL<br />

Die Auflistung der von den Schulen<br />

zurückgemeldeten Mängel<br />

(Auswahl):<br />

■ Für die Lehrer<strong>in</strong>nen gibt es (bei<br />

40 Beschäftigten) nur 3 Toiletten,<br />

für die Lehrer (bei 30 Beschäftigten<br />

2 Toiletten. Dies wird<br />

als Benachteiligung der Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

empfunden.<br />

■ Für die Lehrkräfte gibt es nur je<br />

e<strong>in</strong>e Toilette.<br />

■ Die Sitzplätze im Lehrerzimmer<br />

reichen nicht aus. Das Lehrerzimmer<br />

bedarf dr<strong>in</strong>gend der Renovierung.<br />

■ Die Sanierung der Schülertoiletten<br />

ist überfällig<br />

■ Es besteht der Wunsch nach warmem<br />

Wasser <strong>in</strong> jedem Klassenraum<br />

und <strong>in</strong> den Toiletten<br />

■ In den Lehrertoiletten fehlen<br />

Lüfter.<br />

■ Die Toiletten s<strong>in</strong>d sanierungsbedürftig<br />

(vielfach)<br />

■ Die Außentoiletten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

schlechten Zustand.<br />

■ Die alte Turnhalle sollte abgerissen<br />

werden und durch e<strong>in</strong>en<br />

Neubau ersetzt werden, der neben<br />

e<strong>in</strong>er Turnhalle <strong>auch</strong> Betreuungsräume<br />

für e<strong>in</strong>en Hort,<br />

e<strong>in</strong>en Werkraum und e<strong>in</strong>en großen<br />

Materialraum für Bühnenelemente,<br />

Pausenspiele, Geräte…<br />

bietet.<br />

■ Die Duschen und Toiletten <strong>in</strong> der<br />

Turnhalle s<strong>in</strong>d renovierungsbedürftig.<br />

■ Die Schule hat ke<strong>in</strong>en Keller.<br />

■ In der jetzigen Turnhalle gibt<br />

es weder R<strong>in</strong>ge noch Taue oder<br />

Großgeräte.<br />

■ Die Turnhalle ist sanierungsbedürftig<br />

(vielfach).<br />

■ In der Lehrer<strong>in</strong>nenumkleide und<br />

-dusche gibt es e<strong>in</strong>e starke Geruchsbelästigung.<br />

■ Die Turnhalle der Schule wird<br />

demnächst renoviert, das Kollegium<br />

bittet dr<strong>in</strong>gend darum, an<br />

Schallschutz zu denken!<br />

■ Die Toiletten s<strong>in</strong>d sanierungsbedürftig.<br />

■ Die Re<strong>in</strong>igung lässt zu wünschen<br />

übrig.<br />

■ Die Qualität der Re<strong>in</strong>igung<br />

wechselt stark.<br />

■ Die Re<strong>in</strong>igungssituation ist unbefriedigend.<br />

■ Die Schule beklagt sich massiv<br />

über die äußerst mangelhafte<br />

Re<strong>in</strong>igungssituation, sie<br />

bezeichnet sie als „Drecksituation“.<br />

Sie führt dies unter anderem<br />

auf die Permanent-Baustelle<br />

zurück, mit der die Schule zu<br />

kämpfen habe. Offenbar werden<br />

dort ständig Umbaumaßnahmen<br />

vorgenommen, anstatt die Sache<br />

e<strong>in</strong> für allemal gründlich anzugehen.<br />

Das Dach e<strong>in</strong>es Vorraumes<br />

im E<strong>in</strong>gangsbereich ist mit<br />

Müll und Staub bedeckt und lässt<br />

sich nicht re<strong>in</strong>igen.<br />

■ Die Fenster s<strong>in</strong>d undicht.<br />

■ Die Schließanlage im E<strong>in</strong>gangsbereich<br />

funktioniert nicht richtig.<br />

■ In den Klassenräumen und <strong>in</strong> den<br />

Fluren ist die Akustik schlecht.<br />

■ In den Klassenräumen s<strong>in</strong>d die<br />

Temperaturen nicht zu regulieren.<br />

■ Das Dach ist undicht, <strong>in</strong> Raum<br />

204 tropft es an 3 Stellen!<br />

■ Die Schule benötigt dr<strong>in</strong>gend<br />

Sonnenschutz.<br />

■ Vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d Sonnenblenden<br />

defekt.<br />

■ Die Klassenzimmer an der Südseite<br />

heizen sich im Sommer auf<br />

bis zu 40 Grad auf – e<strong>in</strong> Sonnenschutz<br />

ist dr<strong>in</strong>gend erforderlich.<br />

■ Die Schulhofumzäunung müsste<br />

erneuert werden.<br />

■ In der Pausenhalle herrscht e<strong>in</strong><br />

sehr anstrengender Nachhall<br />

■ Im Werkraum mangelt es an<br />

Brandschutz.<br />

■ Die Fenster im Sekretariat s<strong>in</strong>d<br />

undicht.<br />

■ In den Klassenräumen fällt der<br />

Putz von den Wänden.<br />

■ Ausstattung der Bildschirmarbeitsplätze<br />

entspricht nicht der<br />

BildschirmarbeitsplatzVO<br />

■ Die Holzwerkstatt muss komplett<br />

saniert werden.<br />

■ Die Treppenhäuser s<strong>in</strong>d ausgetreten.<br />

■ Die Geländerhöhe entspricht<br />

nicht den Bestimmungen.<br />

■ Die Stühle s<strong>in</strong>d weder für SchülerInnen<br />

noch für LehrerInnen<br />

ergonomisch.<br />

■ Es gibt ke<strong>in</strong>e Arbeitsplätze für<br />

die Lehrkräfte.<br />

■ Auf dem Schulhof gibt es weder<br />

ausreichend Sitz- noch ausreichend<br />

Bewegungsmöglichkeiten.<br />

■ Die Heizung kann nicht reguliert<br />

werden oder ist sanierungsbedürftig<br />

(viel-fach).<br />

■ Die Räume, die nach Süden gehen,<br />

heizen sich im Sommer stark<br />

auf.<br />

■ Die Heizungs- und Belüftungsanlage<br />

funktioniert nicht richtig:<br />

es ist teilweise Das Nebengebäude<br />

ist marode und sowohl<br />

bei großer Hitze als <strong>auch</strong> bei großer<br />

Kälte s<strong>in</strong>d die Temperaturen<br />

nicht regulierbar.<br />

■ Die Fenster im Pavillon s<strong>in</strong>d undicht.<br />

■ In der Schulküche s<strong>in</strong>d Öfen defekt.<br />

■ Es existiert ke<strong>in</strong> separater Kopierraum.<br />

■ Seit Entfernung des Teppichbodens<br />

herrscht <strong>in</strong> der Schule e<strong>in</strong><br />

hoher Geräuschpegel und e<strong>in</strong>e<br />

hohe Staubkonzentration.<br />

■ Der Teppich im Lehrerzimmer<br />

ist abgenutzt.<br />

■ Die Raumakustik ist schlecht<br />

(vielfach).<br />

■ In den Unterrichtsräumen im<br />

Hauptgebäude bef<strong>in</strong>det sich<br />

Schimmel.<br />

■ Im Hauptgebäude s<strong>in</strong>d die Türen<br />

nicht ausreichend gedämmt,<br />

so dass es <strong>in</strong> den Klassenräumen<br />

zu Lärmbelästigung kommt.<br />

■ Die Luft <strong>in</strong> den Räumen ist sehr<br />

trocken.<br />

■ Die Schule benötigt Lärmschutz<br />

<strong>in</strong> Klassenräumen und Fluren.<br />

■ Im Neubau besteht Verdacht auf<br />

Asbestbelastung.<br />

■ Die Holzwerkstatt ist sanierungsbedürftig.<br />

■ Der Chemieraum besitzt ke<strong>in</strong>e<br />

Augendusche.<br />

■ Die Türen <strong>in</strong> den Flucht- und<br />

Rettungswegen entsprechen<br />

nicht den Brandschutzbestimmungen.<br />

■ In den Sammlungsräumen im<br />

Keller bef<strong>in</strong>det sich Schimmel.<br />

■ Die Raumbelüftung im PC-<br />

Raum ist unzureichend.<br />

■ Die Schule benötigt wirksamen<br />

Sonnenschutz.<br />

■ Im Sommer heizen sich die Räume<br />

stark auf, e<strong>in</strong>e Lüftung ist wegen<br />

des Verkehrslärms von außen<br />

nicht ausreichend möglich. Dies<br />

wurde durch Messungen des arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Dienstes bestätigt.<br />

■ In der Sporthalle bef<strong>in</strong>det sich<br />

e<strong>in</strong> defekter Sicherungskasten.<br />

■ Die Küche und die Werkstatt<br />

können aus sicherheitstechnischen<br />

Gründen derzeit nicht genutzt<br />

werden.<br />

■ Die Rettungswege wurden im<br />

Begehungsbericht <strong>in</strong> größerem<br />

Umfang als unzureichend bezeichnet.<br />

■ Die Klassenzimmer wurden zum<br />

letzten Mal 1986 renoviert.<br />

■ An der Außenfassade blättert der<br />

Putz.<br />

■ In den Klassenräumen auf der<br />

Nordseite muss e<strong>in</strong>e Tageslichtbeleuchtung<br />

<strong>in</strong>stalliert werden.<br />

■ In der Küche und <strong>in</strong> den Lehrmittelräumen<br />

(Keller) steht Wasser.<br />

■ Auf dem Schulhof ist der Asphalt<br />

aufgeworfen.<br />

■ Die Fassade des Gebäudes besteht<br />

z.T. aus Holz, das rundum<br />

verfault ist.<br />

■ Das Holz der Fensterrahmen ist<br />

ebenfalls verzogen und verfault,<br />

die Fenster s<strong>in</strong>d undicht und lassen<br />

sich nur schwer öffnen und<br />

schließen.<br />

■ Die Außentüren s<strong>in</strong>d undicht<br />

und klappern im W<strong>in</strong>d.<br />

■ Die E<strong>in</strong>bauschränke s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen<br />

Klassen defekt.<br />

■ Die Fußbodenbeläge haben Löcher.<br />

■ Die Stromleitungen s<strong>in</strong>d überlastet,<br />

so dass die Sicherungen heraus<br />

fliegen<br />

■ In der Turnhalle und im Musikraum<br />

gibt es e<strong>in</strong>e unerträgliche<br />

Lärmbelastung.<br />

■ Die Schule hat Verdacht auf gesundheitliche<br />

Gefährdung durch<br />

Schimmelpilz.<br />

■ Unangenehme Geruchsbelästigungen<br />

(Moder, Kanal, stechender<br />

Geruch). Auch dies wurde<br />

vom arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen Dienst<br />

bestätigt.<br />

■ Im Seitentrakt des Hauptgebäudes<br />

fehlt der 2. Rettungsweg.<br />

■ Im Masch<strong>in</strong>enraum fehlt e<strong>in</strong><br />

Not-Aus-Schalter.<br />

■ Die Handläufe <strong>in</strong> den Treppenhäusern<br />

entsprechen nicht der<br />

M<strong>in</strong>desthöhe und haben ke<strong>in</strong>e<br />

Rutschsicherung.<br />

■ akustisches (Regen-)Pausensignal<br />

fehlt<br />

■ zu warm, aber <strong>auch</strong> <strong>in</strong> manchen<br />

Räumen fußkalt.<br />

■ Die Räume benötigen e<strong>in</strong>en neuen<br />

Anstrich und danach e<strong>in</strong>e Imprägnierung<br />

mit Elefantenhaut,<br />

damit die Wände nicht so schnell<br />

wieder verschmutzt werden.<br />

■ Flure, Räume und Treppenhäuser<br />

müssen renoviert werden.<br />

■ In den Treppenhäusern und im<br />

Neubau bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der<br />

Nähe der Fenster Stockflecken<br />

(Ansatz zu Schimmelbildung),<br />

die wahrsche<strong>in</strong>lich auf Schwitzwasser<br />

zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />

■ Die Schule benötigt Lärmdämmung.<br />

■ Die Räume benötigen Lärmdämmung<br />

(aufgrund von Messungen<br />

belegt).<br />

■ Die Beleuchtung ist nicht ausreichend.<br />

■ Die Arbeitsplätze müssen mit ergonomischen<br />

Sitzmöbeln ausgestattet<br />

werden.


FLZ Nr. 1/09 S TA D T F R A N K F U R T<br />

SEITE 5<br />

Sonder<strong>in</strong>vestitionsprogramme Bund / Land<br />

Investitions- und Instandhaltungsmaßnahmen an Schulen (Neubau, Erweiterung und Sanierung)<br />

Prioritäten<br />

Schwerpunkte der Investiven Mittel aus dem städtischen Haushalt<br />

Die <strong>in</strong>vestiven Mittel im Schulbereich verteilen sich auf die folgenden Themenschwerpunkte:<br />

Gebäudesicherheit-Brandschutz<br />

Neubau von Schulen<br />

Erweiterung, Umbau und Sanierung von Schulen<br />

Fachraumsanierung<br />

Toilettensanierungen<br />

Abriss und Neubau von Schulturnhallen<br />

IT-Ausstattung <strong>in</strong>cl. PPP-Schulen<br />

Ausbau Ganztagsbetrieb / Cafeterianeubau<br />

10.000.000 Euro<br />

7.213.000 Euro<br />

30.909.000 Euro<br />

2.500.000 Euro<br />

1.000.000 Euro<br />

4.260.000 Euro<br />

6.424.000 Euro<br />

4.717.000 Euro<br />

Die <strong>in</strong>vestiven Mittel im KT-Bereich (freie Trägerschaft) verteilen sich auf<br />

folgende Themenschwerpunkte<br />

Schaffung von Krippen- / Krabbelstubenplätzen (u3)<br />

Ausbau u3 im Zuge Neubau von KT‘s<br />

Investitionszuschüsse Träger-KT‘s<br />

Neubau KT‘s mit Schwerpunkt Platzausbau und Hort<br />

2.400.000 Euro<br />

2.216.000 Euro<br />

8.208.000 Euro<br />

12.476.000 Euro<br />

Die Investitionen im KT-Bereich (Städtische KT‘s) verteilen sich auf folgende<br />

Maßnahmen<br />

Sanierung von 4 KT‘s (3 Serienbauweise und KT 11)<br />

Abriss und Neubau der KT 21<br />

Städtischen Haushalt 2009<br />

Investition Schulen und KT‘s / Bauunterhaltung<br />

Gesamtsumme<br />

92.507.000,- Euro<br />

Maßnahmen im Rahmen des Teilprogramms „Verbesserungen des Lernumfeldes“<br />

Investition und Bauunterhaltung Gesamt<br />

Investition Gesamt<br />

- Schulbereich<br />

Davon im: (dar<strong>in</strong> enthalten Drittmittel Schulbaupauschale<br />

und IZBB-Restmittel von <strong>in</strong>gesamt 7.981.000 Euro)<br />

129.402.000 Euro<br />

103.595.000 Euro<br />

72.018.000 Euro<br />

- KT-Bereich – freigeme<strong>in</strong>nützige Träger<br />

- KT-Bereich – städtische KT‘s<br />

- Bauunterhaltung Schulen<br />

- Bauunterhaltung städt. KT‘s<br />

25.490.000 Euro<br />

6.087.000 Euro<br />

22.700.000 Euro<br />

3.107.000 Euro<br />

Trotz Haushaltsüberschuss und<br />

Konjunkturprogramm: CDU, FDP,<br />

Grüne lehnen Schulfonds ab<br />

Gesamtmittel<br />

Sonder<strong>in</strong>vestitionsprogramme Bund / Land<br />

E<strong>in</strong>zel-Sanierungsmaßnahmen städtische Kitas<br />

Summe <strong>in</strong>sgesamt<br />

14.679.000,- Euro<br />

1.737.000,- Euro<br />

Offener Brief<br />

an CDU, FDP, Grüne<br />

Der <strong>GEW</strong>-<strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />

hat sich anlässlich der Verweigerung<br />

der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es<br />

Schulfonds für bedürftige K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendliche durch die Stadtverordnetenversammlung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Offenen Brief an die Parteimitglieder<br />

der <strong>Frankfurt</strong>er Regierungsparteien<br />

gewandt.<br />

Es ist völlig unverständlich,<br />

■ dass e<strong>in</strong>e Stadt, die <strong>in</strong> den vergangenen<br />

vier Jahren rund 1.500<br />

Millionen Euro mehr e<strong>in</strong>genommen<br />

hat als geplant, beantragte<br />

0,3 Millionen Euro für e<strong>in</strong>en<br />

Schulhilfsfonds zur Verbesserung<br />

der Lebens- und Bildungschancen<br />

für arme K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

<strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> verweigert,<br />

■ dass e<strong>in</strong>e reiche Stadt die zusätzlich<br />

bereit gestellten Mittel über<br />

Konjunkturprogramme nicht<br />

nutzt, um mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Teil<br />

davon Armuts- und Bildungsprobleme<br />

anzugehen,<br />

■ dass die Stadt <strong>Frankfurt</strong> das gerade<br />

vom Bundestag beschlossene<br />

sogenannte „Schulstarterpaket“<br />

ab dem Schuljahr 2009/10 zum<br />

Anlass nimmt, gar nicht erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

kommunale Kompensation der<br />

viel zu niedrigen Hartz-IV-Regelsätze<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

e<strong>in</strong>zutreten, wohl wissend, dass<br />

die Bundesregelung viel zu kurz<br />

greift und e<strong>in</strong>e Vielzahl von gleich<br />

bedürftigen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

von e<strong>in</strong>er schulbezogenen<br />

Unterstützung ausschließt,<br />

■ dass e<strong>in</strong>e Stadt dies nur zwei Tage<br />

nach der Feststellung des Bundessozialgerichts<br />

tut, wonach die<br />

Hartz-IV-Regelsätze für K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendliche verfassungswidrig<br />

s<strong>in</strong>d,<br />

■ dass die Stadt damit ihre eigenen<br />

Aussagen <strong>in</strong> dem Bericht des Magistrats<br />

vom 21.07.2008, B 440<br />

im Grunde widerspricht, wie Anlage<br />

1 zeigt,<br />

■ dass e<strong>in</strong>e Stadt wie <strong>Frankfurt</strong><br />

damit die prekäre Lebens- und<br />

Bildungssituation armer K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendlicher ignoriert (siehe<br />

Anlage) und dadurch den E<strong>in</strong>druck<br />

erweckt, die Lebens- und<br />

Bildungssituation von armen<br />

K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen liege<br />

ihr nicht besonders am Herzen,<br />

■ dass die Stadt so viele Voten ignoriert<br />

(siehe Anlage), die sich für<br />

e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale Verbesserung der<br />

Lebens- und Bildungssituation armer<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendlicher und<br />

damit für gleiche Bildungschancen<br />

e<strong>in</strong>setzen.<br />

Wir halten e<strong>in</strong> solches Vorgehen<br />

für unmenschlich und fordern die<br />

regierenden Parteien auf, den ablehnenden<br />

Beschluss noch e<strong>in</strong>mal<br />

zu überdenken und den gewonnenen<br />

Spielraum, der durch die 97<br />

Millionen Euro aus dem „Sonder-<br />

Investitionsprogramm“ des Landes<br />

<strong>Hessen</strong> entstanden ist, zu nutzen<br />

um sofort und unbürokratisch<br />

ausreichende Mittel zur Unterstützung<br />

aller SchülerInnen aus armen<br />

Familien e<strong>in</strong>zusetzen und ab August<br />

2009 weitere Gelder im regulären<br />

Haushalt für Hartz-IV-Familien<br />

bereitzustellen, deren K<strong>in</strong>der<br />

die weiterführenden Schulen<br />

besuchen.<br />

Über Armut bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

sollte nicht nur geredet,<br />

sondern sie sollte <strong>auch</strong> durch<br />

entsprechendes Handeln angegangen<br />

werden.


SEITE 6<br />

FLZ Nr. 1/09<br />

Nachrichten aus dem Gesamtpersonalrat<br />

Erste Reihe von l<strong>in</strong>ks nach rechts: Elke Lamprecht, Marianne Friemelt, Christiane Treffert, Meike Bär<br />

zweite Reihe v.l.n.r. Silvia Boczek-Wronker, Ute Seeger, Margret Kröger, Ra<strong>in</strong>er Koch, Hanne Hirn, Angelika<br />

Wahl, Christa Sperr-Straub, Jürgen Lamprecht<br />

dritte Reihe: Hans Wedel, Karlfried Kl<strong>in</strong>gel, Sebastian Guttmann, Klaus Schermelleh<br />

Versetzungen<br />

Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler teilte mit,<br />

dass bei Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />

mit Mangelfächern, die den 1. Versetzungsantrag<br />

stellten, grundsätzlich<br />

ke<strong>in</strong>e Freigabe mehr erteilt werde.<br />

Die Mangelsituation bestehe für<br />

den HR-Bereich <strong>in</strong> den naturwissenschaftlichen<br />

Fächern und Englisch,<br />

für den Gymnasialbereich<br />

<strong>in</strong> Mathematik, Physik, Informatik<br />

und Late<strong>in</strong>. Sie gelte für ganz<br />

<strong>Frankfurt</strong>, so dass, selbst wenn an<br />

der Schule Ersatz geschaffen werden<br />

könne, ke<strong>in</strong>e Versetzung erfolge.<br />

In sozialen Härtefällen wurde<br />

dankenswerterweise dann doch <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelfällen die Freigabe erteilt,<br />

<strong>auch</strong> wenn es sich um den 1. Antrag<br />

handelte. Die Systematik, nach<br />

der erteilt oder verweigert wurde,<br />

bleibt demgemäß im Dunkeln. Die<br />

Mitglieder der Versetzungskommission<br />

haben sich für alle Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

und Kollegen vehement e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

konnten aber die Freigabe leider<br />

nicht <strong>in</strong> allen Fällen erreichen.<br />

Quere<strong>in</strong>steiger<br />

Die Verordnung zur E<strong>in</strong>stellung<br />

von Quere<strong>in</strong>steigern wurde bekanntermaßen<br />

vom Verwaltungsgerichtshof<br />

aus dem Verkehr gezogen.<br />

Die Hauptverhandlung steht<br />

noch aus. Das Staatliche Schulamt<br />

hatte bereits im Dezember die Verträge<br />

von 6 Quere<strong>in</strong>steigern, die an<br />

Gymnasien und Gymnasialzweigen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt waren, bis zu den Sommerferien<br />

verlängert. Andere Verträge<br />

von Personen, die man für e<strong>in</strong>e<br />

Dauerbeschäftigung als wenig<br />

geeignet e<strong>in</strong>schätzt, wurden <strong>in</strong> Vertretungsverträge<br />

umgewandelt. Im<br />

beruflichen Bereich haben derzeit<br />

12 Personen Verträge, die bis zum<br />

Sommer befristet s<strong>in</strong>d. Was weiter<br />

mit diesen Menschen geschieht,<br />

hängt zum e<strong>in</strong>en davon ab, welche<br />

Rechtsgrundlagen demnächst<br />

durch das HKM geschaffen werden<br />

(die Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

rückt von dem Vorhaben ja ke<strong>in</strong>eswegs<br />

ab), andererseits davon,<br />

ob die Personen von Schulleitungen<br />

und Personalräten gewünscht<br />

werden. Die Schulamtsdezernenten<br />

werden nicht müde zu beteuern,<br />

dass sie ohne den Willen der<br />

Betroffenen vor Ort nicht handeln<br />

werden.<br />

Personalratsmitbestimmung<br />

bei E<strong>in</strong>stellungen<br />

Immer wieder erreichen uns Berichte<br />

von Personalräten, dass jemand<br />

e<strong>in</strong>gestellt wurde und sie nachträglich<br />

noch zustimmen sollten.<br />

Auf Anregung des GPRLL soll allen<br />

Schulleiter<strong>in</strong>nen und Schulleitern<br />

nochmals e<strong>in</strong>geschärft werden,<br />

dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellung – gleich bei<br />

welchem Beschäftigungsverhältnis<br />

– erst vorgenommen werden kann,<br />

wenn die schriftliche Zustimmung<br />

des Personalrates vorliegt. Ebenso<br />

muss es dem Personalrat mitgeteilt<br />

werden, wenn das Schulamt e<strong>in</strong>e<br />

Begründung zurückgewiesen hat,<br />

damit dieser ggf. dagegen klagen<br />

kann (s.a. nächsten Punkt). Und<br />

dieser benötigt für e<strong>in</strong>e sachadäquate<br />

Beteiligung nach § 62(2) HP-<br />

VG m<strong>in</strong>destens E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> alle Bewerbungsunterlagen.<br />

Sollten diese<br />

nicht zur Verfügung stehen, wäre<br />

dies e<strong>in</strong> Ablehnungsgrund gemäß<br />

§ 77(4)1. HPVG.<br />

Ablehnungsbegründungen<br />

von Schulpersonalräten<br />

Die Juristen im Staatlichen Schulamt<br />

haben es sich <strong>in</strong> letzter Zeit vermehrt<br />

zur Aufgabe gemacht, Ableh-<br />

nungsbegründungen von Schulpersonalräten<br />

mit dem Argument zu<br />

kassieren, die Begründungen seien<br />

nicht stichhaltig. Glücklicherweise<br />

hat der GPRLL <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>en Schulpersonalrat gefunden,<br />

der bereit war, dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beschlussverfahren<br />

überprüfen zu<br />

lassen. Wir raten allen Schulpersonalräten,<br />

mit dem GPRLL Kontakt<br />

aufzunehmen, wenn Maßnahmen,<br />

die sie abgelehnt haben,<br />

dennoch durchgeführt werden. Es<br />

lohnt sich immer, zu prüfen, ob das<br />

Schulamt gesetzwidrig verfährt, um<br />

sich e<strong>in</strong> Stufenverfahren zu ersparen.<br />

Beschlussverfahren gehen <strong>in</strong><br />

jedem Fall auf Kosten des Staatlichen<br />

Schulamtes.<br />

Neues Zuweisungsverfahren<br />

Während das Allheilmittel für alle<br />

Probleme angeblich die „selbständige<br />

Schule“ ist, wird die Lehrerzuweisung<br />

zentralisiert. Schulen<br />

haben ihre Schülerzahlenprognose<br />

seit Neuestem direkt nach Wiesbaden<br />

zu melden und bekommen von<br />

dort direkt die ihnen zustehende<br />

Unterrichtsversorgung ausgerechnet.<br />

Ausgleiche, die das Schulamt<br />

bisher quasi „unter der Hand“ vornehmen<br />

konnte, s<strong>in</strong>d dadurch nicht<br />

mehr möglich. So s<strong>in</strong>d z.B. die 13<br />

Stellen für „Schulen mit festen Öffnungszeiten“,<br />

die bisher vorab von<br />

der Gesamtstellenzuweisung abgezogen<br />

und den betreffenden Schulen<br />

zusätzlich zugewiesen wurden, h<strong>in</strong>fällig.<br />

Der enge Zeitplan, der vom<br />

HKM für das Verfahren vorgegeben<br />

wurde, funktioniert nur, wenn sich<br />

wirklich alle daran halten. Man darf<br />

gespannt se<strong>in</strong>, ob die Lehrerzuweisung<br />

– entsprechend dem Schicksal<br />

der LUSD – im Chaos endet. Die<br />

Personalräte sollten permanent vor<br />

Ort nachfragen, welche Informationen<br />

nach Wiesbaden gemeldet und<br />

welche von dort zurückgekommen<br />

s<strong>in</strong>d, um sich e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

die Stellensituation an der Schule zu<br />

verschaffen.<br />

Etatmittel für die Projektprüfung<br />

an Hauptschulen<br />

Es ist wie immer: als die Projektprüfung<br />

e<strong>in</strong>geführt wurde, gab es<br />

<strong>auch</strong> Geld für benötigte Materialien,<br />

um die Akzeptanz zu erhöhen.<br />

In den letzten beiden Jahren floss allerd<strong>in</strong>gs<br />

ke<strong>in</strong> Geld mehr: die Schulen<br />

sollen das jetzt aus ihrem Etat<br />

für Lehrmittel bezahlen. Dies teilte<br />

das Staatliche Schulamt auf Nachfrage<br />

mit Schulterzucken mit. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

schlagen sich die h<strong>in</strong>zugekommenen<br />

Ausgaben nicht im Etat<br />

dergestalt nieder, dass dieser aufgestockt<br />

worden wäre.<br />

Kommentar. Im Zweifel werden es<br />

die K<strong>in</strong>der selbst bezahlen müssen,<br />

und da es sich bei HauptschülerInnen<br />

nicht gerade um die Wohlhabendsten<br />

handelt, kommen zum<br />

Schluss ja <strong>auch</strong> noch die Lehrkräfte<br />

als F<strong>in</strong>anzierungsquelle <strong>in</strong> Frage.<br />

Hauptschulen – wie geht es<br />

weiter<br />

Darauf darf man wirklich gespannt<br />

se<strong>in</strong>! Gab es im November noch Signale<br />

aus dem Staatlichen Schulamt,<br />

dass nur e<strong>in</strong>ige Hauptschulen<br />

wieder SchülerInnen würden<br />

aufnehmen dürfen, gab Banzer<br />

kurz vor der Wahl die Parole aus,<br />

dass alle Standorte erhalten bleiben<br />

sollten. Auch laut dem Koalitionsprogramm<br />

soll die Hauptschule<br />

als Schulform erhalten bleiben<br />

– was das für die Aufnahme von<br />

Fünftklässlern bedeutet, darüber<br />

schweigt man sich derzeit noch aus.


FLZ Nr. 1/09 SEITE 7<br />

Nachrichten aus dem Gesamtpersonalrat<br />

Herkunftssprachliche<br />

Lehrkräfte<br />

Nach e<strong>in</strong>igem H<strong>in</strong> und Her erhielt<br />

der GPRLL von der Dienststelle die<br />

Zusage, dass herkunftssprachliche<br />

Lehrkräfte an höchstens vier Standorten<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden dürfen. Unser<br />

Ziel bleibt weiterh<strong>in</strong>, den E<strong>in</strong>satz<br />

auf drei Standorte zu begrenzen.<br />

Mobb<strong>in</strong>g-Vere<strong>in</strong>barung<br />

Die Vere<strong>in</strong>barung für fairen Umgang<br />

<strong>in</strong> der Dienststelle, die präventive<br />

wie <strong>auch</strong> Verfahrensschritte<br />

enthält, ist Ende Februar bereits<br />

e<strong>in</strong> Jahr alt geworden. Ihre Gültigkeit<br />

wurde zunächst bis Dezember<br />

verlängert – <strong>in</strong> der Zwischenzeit<br />

soll e<strong>in</strong> Erfahrungsaustausch<br />

zwischen Dienststelle und<br />

GPRLL stattf<strong>in</strong>den. Rückmeldungen<br />

von Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />

s<strong>in</strong>d der <strong>GEW</strong>-Fraktion im GPRLL<br />

willkommen.<br />

Fortbildungsetat des Staatlichen<br />

Schulamtes<br />

Die kommissarische Amtsleiter<strong>in</strong>,<br />

Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler, hat für das<br />

Jahr 2009 10.000 Euro für regionale<br />

Fortbildungsveranstaltungen<br />

des Staatlichen Schulamts aus<br />

dem Schulamtsetat zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Und wieder e<strong>in</strong>mal:<br />

Mitarbeitergespräche<br />

Immer wieder werden wir gefragt:<br />

s<strong>in</strong>d Mitarbeitergespräche eigentlich<br />

Pflicht oder freiwillig Die Antwort:<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Erlass hat das Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

Mitarbeitergespräche<br />

beschrieben, aber gleichzeitig darauf<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, dass das Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

eigene Regelungen erlassen<br />

werde. Solche Regelungen<br />

liegen nicht vor. Um die Gespräche<br />

überhaupt durchführen zu können,<br />

muss aber e<strong>in</strong>iges geregelt werden:<br />

von der Term<strong>in</strong>festlegung über die<br />

Reihenfolge bis h<strong>in</strong> zu Formularen,<br />

Behandlung von beim Gespräch<br />

entstandenen Schriftstücken, Widerspruchsmöglichkeiten,<br />

Möglichkeit<br />

des Gruppengesprächs usw.<br />

Mangels Regelungen von „höherer“<br />

Ebene kann dies nur mit dem<br />

Schulpersonalrat geschehen, der<br />

sich <strong>in</strong> der Mitwirkung bef<strong>in</strong>det.<br />

Vorher sollte man mit solchen Gesprächen<br />

gar nicht anfangen! Und<br />

<strong>auch</strong> dann ist noch die Frage, ob<br />

man nicht zur Abwechslung <strong>auch</strong><br />

e<strong>in</strong>mal mutig „NEIN!“ sagen sollte.<br />

Was soll denn da passieren<br />

Mediation an Schulen<br />

In e<strong>in</strong>em aktuellen Fall gab es Probleme<br />

zwischen dem Kollegium<br />

und der Schulleitung. Das Schulamt<br />

riet der Schule, e<strong>in</strong>e Mediation<br />

zu machen. Die Kosten soll die<br />

Schule aus ihrem Fortbildungsetat<br />

tragen. Der GPRLL hat zusammen<br />

mit der Schule die Auffassung vertreten,<br />

dass dies e<strong>in</strong>e Zweckentfremdung<br />

der Fortbildungsgelder<br />

wäre. Der GPRLL hat das Schulamt<br />

aufgefordert, für solche Fälle<br />

e<strong>in</strong>en Etat von 10.000 Euro für alle<br />

Schulen aus dem Schulamtsbudget<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Beendigung der Beschäftigung<br />

e<strong>in</strong>er Unternehmensberatung<br />

Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler hat mitgeteilt,<br />

dass die Zusammenarbeit mit<br />

der Unternehmensberatung Hirzel,<br />

Leder & Partner, die Herr Eifert<br />

über Jahre h<strong>in</strong>aus beschäftigt hat,<br />

beendet ist. Diese Unternehmensberatung<br />

hatte <strong>in</strong>sbesondere im Zusammenhang<br />

mit der „Modellregion<br />

<strong>Frankfurt</strong>“, aber <strong>auch</strong> bei anderen<br />

Schulamtsveranstaltungen<br />

sehr viel Geld verdient: mit bunten<br />

Bildchen und mehr oder weniger<br />

aussagekräftigen Powerpo<strong>in</strong>t-<br />

Präsentationen wollte sie das Staatliche<br />

Schulamt auf Kurs br<strong>in</strong>gen.<br />

Die Entscheidung, sich von HLP<br />

zu trennen, hat der GPRLL sehr<br />

begrüßt! Das Geld kann für andere<br />

Zwecke mit Sicherheit s<strong>in</strong>nvoller<br />

angelegt werden (siehe <strong>auch</strong>: Mediation<br />

usw.).<br />

Frauenförderplan<br />

Im Zusammenhang mit der alle<br />

zwei Jahre anstehenden Erstellung<br />

des Frauenförderplans stellt<br />

die Frauenbeauftragte <strong>auch</strong> Forderungen<br />

auf, die die Erfüllung des<br />

Plans befördern sollen. In der Beratung<br />

mit dem GPRLL ergab sich<br />

e<strong>in</strong>e Kontroverse, weil die Frauenbeauftragte<br />

fordert, dass Funktionsstellen<strong>in</strong>haber<strong>in</strong>nen<br />

stärker entlastet<br />

werden sollten. Der GPRLL<br />

hat dies zwar unterstützt, wollte<br />

aber erreichen, dass <strong>auch</strong> e<strong>in</strong> Satz<br />

über die dr<strong>in</strong>gend notwendige Entlastung<br />

von Frauen (und Männern),<br />

die an der Basis arbeiten, aufgenommen<br />

werden müsse. Dies wurde<br />

sowohl von Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler<br />

als <strong>auch</strong> von der Frauenbeauftragten<br />

abgelehnt. Der GPRLL hat<br />

daraufh<strong>in</strong> zu dem Zahlenwerk ke<strong>in</strong>e<br />

Zustimmung gegeben und noch<br />

e<strong>in</strong>mal schriftlich se<strong>in</strong> Unverständnis<br />

formuliert, dass der Frauenförderplan<br />

ke<strong>in</strong> Wort über Frauen an<br />

der Basis verliert.<br />

Schicksal der Strategischen<br />

Ziele<br />

Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger<br />

gelandet, so könnte man<br />

das Fazit zu den mit großem Tamtam<br />

se<strong>in</strong>erzeit <strong>in</strong> Königste<strong>in</strong> beschlossenen<br />

strategischen Zielen<br />

ziehen: Das strategische Ziel 1 (Lesefähigkeit<br />

nach dem 2. Schuljahr)<br />

ist erreicht (ach ja). Das Ziel 2<br />

(Senkung der Risikogruppe kompetenzschwacher<br />

SchülerInnen)<br />

wurde bis 2011 verlängert, dazu<br />

tagt e<strong>in</strong>e Steuerungsgruppe. Das<br />

Ziel 3 (Senkung des Prozentsatzes<br />

von HauptschulabgängerInnen<br />

ohne Abschluss) gilt hessenweit<br />

als erreicht außer <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>.<br />

Hier müsse man sich <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />

noch was überlegen. Das Ziel Nr.<br />

4 (Senkung der Durchfallerquote<br />

bei bestimmten Berufen) wurde<br />

bis 31.7.2009 verlängert. Das<br />

Schulamt gibt zu bedenken, dass<br />

es sich um externe Prüfungen handele,<br />

auf deren Inhalte Lehrkräfte<br />

wenig E<strong>in</strong>fluss hätten und dass die<br />

„gestreckte Abschlussprüfungen“<br />

das Gesamtbild nochmals verändern<br />

würde.<br />

Kommentar: Viel Herzblut ist da<br />

wohl nicht mehr dr<strong>in</strong>.<br />

Sonder<strong>in</strong>vestitionsmittel der<br />

Stadt <strong>Frankfurt</strong><br />

In den Weihnachtsferien hat der<br />

GPRLL e<strong>in</strong>e Befragung bei den<br />

Schulpersonalräten gemacht, um<br />

herauszubekommen, welche Mängel,<br />

die <strong>in</strong> den letzten Jahren bei<br />

Schulbegehungen festgestellt wurden,<br />

durch den Schulträger noch<br />

immer nicht behoben wurden.<br />

Auf diese Befragung haben<br />

40 Schulpersonalräte geantwortet.<br />

Aus 9 Antworten g<strong>in</strong>g hervor,<br />

dass Sanierungsmaßnahmen erfolgreich<br />

abgeschlossen wurden oder<br />

gerade im Gange s<strong>in</strong>d. In 31 Antworten<br />

offenbart sich die gesamte<br />

restliche Misere: von sanierungsbedürftigen<br />

Toiletten über marode<br />

Turnhallen, mangelhaften Brandschutz<br />

und unzeitgemäßes Mobiliar<br />

ist alles dabei. Viele klagen <strong>auch</strong><br />

über das Fehlen von ruhigen Arbeitsräumen,<br />

ergonomisch e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Arbeitsplätzen oder gar<br />

Sitzplätzen im viel zu kle<strong>in</strong>en Lehrerzimmer.<br />

Der GPRLL hat sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Schreiben an die Stadt <strong>Frankfurt</strong><br />

gewandt und verlangt, dass<br />

■ die Sonder<strong>in</strong>vestitionsmittel zunächst<br />

dafür verwendet werden<br />

sollen, das Sonderprogramm<br />

zum E<strong>in</strong>bau von Lärmschutzmaßnahmen<br />

sofort und nicht,<br />

wie ursprünglich geplant, über<br />

mehrere Jahre h<strong>in</strong>weg durchzuführen<br />

und<br />

■ die von den Schulen <strong>in</strong> ihren<br />

Rückmeldungen beklagten Zustände<br />

vorrangig zu beseitigen.<br />

Der GPRLL wird <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong> Gespräch mit der Leitung des<br />

Stadtschulamtes anstrengen.<br />

Frau Bouffier-Sp<strong>in</strong>dler hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Brief ebenfalls auf die Dr<strong>in</strong>glichkeit<br />

von Lärmschutz-maßnahmen<br />

h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

Schulfonds<br />

Der GPRLL hat zusammen mit<br />

se<strong>in</strong>en Bündnispartnern (Stadtelternbeirat,<br />

StadtSchülerInnenRat,<br />

<strong>GEW</strong>) e<strong>in</strong> Schreiben an die Stadtverordneten<br />

der regierenden Parteien<br />

gerichtet, <strong>in</strong> dem er sich dafür<br />

ausspricht, e<strong>in</strong>en städtischen Schulfonds<br />

für K<strong>in</strong>der aus Hartz-IV-Familien<br />

e<strong>in</strong>zurichten. Die Regelsätze<br />

sehen Ausgaben für Schule zurzeit<br />

überhaupt nicht vor, und das ab<br />

dem nächsten Schuljahr vom Bund<br />

beschlossene Schuljahres-Startgeld<br />

ist zu ger<strong>in</strong>g. K<strong>in</strong>der von AsylbewerberInnen<br />

und Jugendliche aus<br />

Hartz-IV-Familien, die nach der 10.<br />

Klasse e<strong>in</strong>e weiterführende Schule<br />

besuchen, erhalten überhaupt ke<strong>in</strong>e<br />

f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung durch die<br />

Bundesregierung. Angesichts der<br />

Milliarden, die derzeit für Banken<br />

ausgegeben werden, wirkt die Verweigerung<br />

von e<strong>in</strong> paar Tausend<br />

Euro für K<strong>in</strong>der aus armen Familien<br />

geradezu obszön.<br />

Zukunftskonferenz der <strong>Frankfurt</strong>er<br />

Beruflichen Schulen<br />

Vom 9. bis 11. Februar 2009 fand<br />

auf E<strong>in</strong>ladung der Stadt <strong>Frankfurt</strong><br />

e<strong>in</strong>e „Zukunftskonferenz“ der Beruflichen<br />

Schulen <strong>in</strong> der Philipp-<br />

Holzmann-Schule statt. Es waren<br />

alle 16 Beruflichen Schulen mit<br />

jeweils 2-3 Teilnehmern, bestehend<br />

aus Schulleitungsvertretern<br />

und Personalratsmitgliedern, e<strong>in</strong>geladen.<br />

Außerdem nahmen zwei<br />

VertreterInnen des GPRLL teil, sowie<br />

je 1 Vertreter des Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-<br />

Job-Center, von <strong>Hessen</strong>-Campus,<br />

dem Amt für Multikulturelle Angelegenheiten,<br />

der Gesellschaft für<br />

Jugendbeschäftigung, dem Jugendund<br />

Sozialamt sowie der Schulleiter<br />

der Beruflichen Schule <strong>in</strong> Rüsselsheim<br />

als Vertreter e<strong>in</strong>er SV+-<br />

Schule.<br />

Die Veranstaltung wurde von Prof.<br />

Dr. Burow von der GH Kassel und<br />

von Dr. H<strong>in</strong>z, e<strong>in</strong>em Privatschulleiter<br />

aus Baden Württemberg moderiert.<br />

Ziel der Konferenz war,<br />

den vorigen SEP Berufliche Schulen<br />

fortzuschreiben bzw. e<strong>in</strong>en neuen<br />

SEP zu entwickeln.<br />

Erfreulich ist, dass erstmals<br />

versucht wird, dies unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

aller am Geschehensprozess<br />

Beteiligten – also <strong>auch</strong> der Personalvertretungen<br />

der betroffenen<br />

Schulen – durch zu führen, um e<strong>in</strong>en<br />

breiten Konsens zum künftigen<br />

SEP zu erreichen.<br />

Die „Zukunftskonferenz“ ist<br />

e<strong>in</strong>e Methode, die sechs Phasen<br />

zu verschiedenen Fragestellungen<br />

durchläuft. In diesem Fall sahen die<br />

Aufgabenstellungen folgendermaßen<br />

aus:<br />

1. Wo kommen wir her<br />

2. Was kommt bis zum Jahr 2015<br />

auf uns zu<br />

3. Was machen wir schon gut<br />

Wo besteht Entwicklungsbedarf<br />

4. Visionenphase (Wie stelle ich<br />

mir die Berufsschule <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />

2015 vor)<br />

5. Discover<strong>in</strong>g Common Ground<br />

(Was ist unser geme<strong>in</strong>sames Interesse)<br />

6. Was wollen wir wie umsetzen<br />

Die Erarbeitung der Fragestellungen<br />

fand <strong>in</strong> Arbeitsgruppen statt, die ihre<br />

Ergebnisse nach der Gruppenarbeit<br />

dem Plenum vorstellten.<br />

Während sich am Montag und<br />

Dienstag der E<strong>in</strong>druck aufdrängte,<br />

dass die Methode den Inhalt<br />

beherrscht (schließlich verkaufen<br />

die beiden Moderatoren ihre „Zukunftskonferenzen“<br />

auf zahlreichen<br />

Veranstaltungen) und diesbezüglich<br />

<strong>auch</strong> e<strong>in</strong>ige Unzufriedenheit<br />

von den TeilnehmerInnen am Ende<br />

des zweiten Tages geäußert wurde,<br />

kam man am Mittwoch dann<br />

doch noch zu erfreulich konkreten<br />

Ergebnissen.<br />

Als positiv s<strong>in</strong>d zunächst e<strong>in</strong>ige<br />

Aussagen der Schulämter hervorzuheben:<br />

■ Beide Ämter betonten, es bestehe<br />

ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit, Schulen<br />

zu schließen, die 16 Beruflichen<br />

Schulen <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> sollten erhalten<br />

bleiben.<br />

■ Der Vertreter der Stadt, Dr. Damian,<br />

versprach, er werde sich<br />

dafür e<strong>in</strong>setzen, dass das Gebäude<br />

der Bornheimer Realschule<br />

zur Hans-Böckler-Schule komme.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gebe es noch ke<strong>in</strong>en<br />

entsprechenden Magistratsbeschluss.<br />

Kommentar: Wie außerdem <strong>in</strong>zwischen<br />

zu vernehmen war, ist<br />

das Problem wohl noch längst<br />

nicht vom Tisch, denn <strong>auch</strong> die<br />

Louise-von-Rothschild-Schule<br />

erhebt Anspruch auf das Gebäude<br />

der Bornheimer Realschule.<br />

Der Ausgang ist also noch offen.<br />

■ Dezernent Hill vom Staatlichen<br />

Schulamt hat zugesagt, dass, sobald<br />

der Beschluss zugunsten der<br />

HBS vorliege, er sofort die Ausschreibung<br />

der Schulleiter-Stelle<br />

beantragen werde.<br />

■ Dr. Damian hat ferner bekräftigt,<br />

dass ke<strong>in</strong>e weiteren PPP-<br />

Schulprojekte geplant seien. Es<br />

habe bei den laufenden Vorhaben<br />

doch zu viele Probleme gegeben.<br />

Kommentar: Die Stadt hätte<br />

rechtzeitig auf die Warnungen<br />

der <strong>GEW</strong> hören sollen! Dann<br />

wären ihr <strong>auch</strong> die kürzlich erschienenen<br />

pe<strong>in</strong>lichen Presseberichte<br />

über mangelhafte Isolierung<br />

und Umweltbelastung<br />

durch die neuen Gebäude erspart<br />

geblieben!<br />

■ Dr. Damian ergänzte, dass derzeit<br />

e<strong>in</strong> Standard-Raumprogramm<br />

für die <strong>Frankfurt</strong>er Schulen<br />

von e<strong>in</strong>em Architekturbüro<br />

erarbeitet werde. Diese Standards<br />

sollten <strong>in</strong> den nächsten<br />

Monaten fertig werden. Daran<br />

würden sich dann sämtliche<br />

Schulbauten/-ausstattungen orientieren.<br />

Vorsorglich hat der Leiter<br />

der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der<br />

Schulleiter/-<strong>in</strong>nen der Beruflichen<br />

Schulen, Tilmann Stoodt,<br />

e<strong>in</strong>e Beteiligung der Berufsschul-<br />

AG (SSA, SL) reklamiert, da er<br />

befürchtet, dass sonst evtl. praxisfremd<br />

gearbeitet würde.<br />

Als direktes Ergebnis aus der Tagung<br />

resultierte die E<strong>in</strong>richtung<br />

folgender Arbeitsgruppen zu Themen,<br />

die allgeme<strong>in</strong> als besonders<br />

bearbeitungsbedürftig e<strong>in</strong>geschätzt<br />

wurden:<br />

■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG zum Thema<br />

„Schülerströme/Raumproblematik“<br />

Hier sollen sich zunächst die<br />

Schulleiter/-<strong>in</strong>nen sowie Personalräte<br />

aller Beruflichen Schulen<br />

mit den Ämtern zusammensetzen,<br />

um e<strong>in</strong>e Prioritätenliste zu<br />

erarbeiten. Später sollen an den<br />

E<strong>in</strong>zelprojekten jeweils die betroffenen<br />

Schulen sowie die Ämter<br />

beteiligt se<strong>in</strong>. Positiv ist zu<br />

vermerken, dass <strong>in</strong> allen Fällen<br />

die Kollegien durch ihre Personalvertreter/-<strong>in</strong>nen<br />

repräsentiert<br />

se<strong>in</strong> werden.<br />

■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG „Sozialpädagogische<br />

Betreuung“<br />

■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG „Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

der Lehrkräfte<br />

an den Beruflichen Schulen <strong>in</strong><br />

<strong>Frankfurt</strong>“.<br />

■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG „Selbstverantwortung<br />

von Schulen“.<br />

■ E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er AG „Sanierung<br />

am Standort unter Berücksichtigung<br />

guter Arbeits- und Lernbed<strong>in</strong>gungen“.<br />

Auch für die letztgenannten vier<br />

AGs gilt, dass – je nach Zusammensetzung<br />

während der „Zukunftskonferenz“<br />

– die Personalräte<br />

weiterh<strong>in</strong> vertreten se<strong>in</strong> werden!<br />

Kommentar: Es ist <strong>in</strong>sgesamt festzustellen,<br />

dass unser Ziel – nämlich<br />

die E<strong>in</strong>beziehung der betroffenen<br />

Kollegien – im Gegensatz zum Werdegang<br />

des letzten Schulentwicklungsplans<br />

erreicht werden konnte.<br />

Jetzt ist es an den Beteiligten, das<br />

Beste daraus zu machen!<br />

Hanne Hirn /<br />

Klaus Schermelleh


SEITE 8<br />

Nachrichten aus dem Hauptpersonalrat<br />

FLZ Nr. 1/09<br />

Pläne für e<strong>in</strong>e zentralistische<br />

Stellenzuweisung<br />

Das HKM begründete das geänderte<br />

Zuweisungsverfahren, nach dem<br />

die Schulen dem HKM direkt ihren<br />

Stellenbedarf melden sollen, damit,<br />

dass es ihm um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Zuweisung<br />

im Lande gehe und darum,<br />

die unterschiedliche Praxis e<strong>in</strong>zelner<br />

Staatlicher Schulämter zu unterb<strong>in</strong>den.<br />

Zeitlich solle die Zuweisung<br />

möglichst frühzeitig erfolgen,<br />

die Eigenverantwortung der Schule<br />

solle gestärkt werden. Hierzu sei<br />

<strong>auch</strong> geplant, 1% der Stellen den<br />

Schulen als Budget zur Verfügung<br />

zu stellen. Dieses sei jedoch nur für<br />

Personalausgaben verwendbar.<br />

Um das Ziel der möglichst frühen<br />

100%-igen Zuweisung zu erreichen,<br />

müsse die Plausibilitätsprüfung<br />

<strong>in</strong> den Osterferien stattf<strong>in</strong>den.<br />

Erste E<strong>in</strong>stellungen sollen nach<br />

der ersten Phase möglich se<strong>in</strong>. Das<br />

Versetzungsverfahren müsse abgewartet<br />

werden. Dieses solle <strong>in</strong> Zukunft<br />

früher stattf<strong>in</strong>den. Die Term<strong>in</strong>e<br />

für das Versetzungsverfahren<br />

und für die Teilzeitbeantragung sollen<br />

früher gesetzt werden, um <strong>auch</strong><br />

die Staatlichen Schulämter zu entlasten.<br />

Nur im Bereich des Solls f<strong>in</strong>de<br />

e<strong>in</strong>e Kommunikation zwischen<br />

HKM und Schulen statt. Der Soll-<br />

Ist-Abgleich erfolge zwischen Schulen<br />

und Staatlichem Schulamt.<br />

Für die Kommunikation mit<br />

den Schulen werde e<strong>in</strong>e Emailadresse<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Die Prognosebewertung<br />

solle <strong>in</strong> den Staatlichen Schulämtern<br />

erfolgen.<br />

Die Zuweisung für die Beruflichen<br />

Schulen solle auf Grundlage<br />

der Statistik 2008/09 und e<strong>in</strong>es<br />

Trendfaktors <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er schülerbezogenen<br />

Zuweisung (Schülerfaktor<br />

für jede Schulform) erfolgen.<br />

Zum geänderten Zuweisungsverfahren<br />

erklärte der HPRLL, dass<br />

es für ihn mehr als fraglich sei, ob<br />

man mit e<strong>in</strong>er zentralistischen Zuweisung<br />

dem System e<strong>in</strong>en Gefallen<br />

tue: Die neuen Kommunikationswege<br />

seien länger und erforderten<br />

e<strong>in</strong>en höheren Aufwand. Es bestehe<br />

die Gefahr, dass über Bedarf e<strong>in</strong>gestellt<br />

werde und/oder nachgesteuert<br />

werden müsse.<br />

Der HPRLL wies das HKM auf §<br />

152 HSchG h<strong>in</strong> (wonach die Zuweisung<br />

an die StSchÄ erfolgen muss),<br />

was das HKM bestätigte. Neu ist,<br />

dass den Schulen das ihnen zustehende<br />

Stellen-Soll demnächst vom HKM<br />

mitgeteilt wird. Bisher hat das HKM<br />

den Erlass zum Zuweisungsverfahren<br />

nicht verändert.<br />

Der HPRLL hatte früher den<br />

Abbau des Pools kritisiert und jetzt<br />

noch e<strong>in</strong>mal darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />

dass es s<strong>in</strong>nvoll sei, ihn wieder (mit<br />

zusätzlichen Stellen) zu aktivieren.<br />

Nach den weiteren Ausführungen<br />

des HKM sche<strong>in</strong>t es eher um e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Bedarfserhebung als um<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Zuweisung zu gehen.<br />

Lehrerzuweisung für 2009/10<br />

Das HKM legte Anfang März 2009<br />

den ersten Entwurf der Lehrerstellenzuweisung<br />

zum kommenden Schuljahr<br />

vor und erläuterte diesen.<br />

Die dar<strong>in</strong> vorgesehenen 47.251<br />

Stellen basierten auf den Erwartungen<br />

an den künftigen Haushalt<br />

(1.000 Stellen mehr).<br />

Der Klassenteiler <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>gangsklassen<br />

der Grundschule<br />

und der 5. Klassen sei verändert,<br />

dies werde sich künftig fortsetzen.<br />

Die IGS hätten e<strong>in</strong>en von 3,1 auf<br />

4 Stunden erhöhten Zuschlag. Die<br />

5,5 Stunden für den Wahlunterricht<br />

an Gymnasien sei gleichmäßig<br />

über die Jahrgangsstufen 5 – 9<br />

verteilt worden. Die erhöhte Unterrichtsverpflichtung<br />

<strong>in</strong> der Gymnasialklasse<br />

11 sei mit der Erhöhung<br />

des Faktors für die gymnasiale<br />

Oberstufe abgedeckt.<br />

Bei den Förderschulen gebe ger<strong>in</strong>ge<br />

Verbesserungen bei den Zuschlägen.<br />

Insgesamt müsse dieser Bereich<br />

aber neu strukturiert werden.<br />

An den Beruflichen Schulen<br />

könne über 99% der Stellen bereits<br />

verfügt werden, evt. erfolge<br />

im Mai bereits die Zuweisung.<br />

Für das HKM seien 2 Pools vorgesehen<br />

(10 + 455 Stellen), u.a. für<br />

schulübergreifende Maßnahmen,<br />

Ganztagsschulen, Kombiklassenzuschläge,<br />

jahrgangs- und schulformübergreifenden<br />

Unterricht.<br />

E<strong>in</strong> HKM/StSchÄ-Pool von<br />

118 Stellen sei zu e<strong>in</strong>em Drittel für<br />

das HKM, zu zwei Dritteln für die<br />

Staatlichen Schulämter zum weiteren<br />

Ausgleich reserviert.<br />

„Lehrer nach <strong>Hessen</strong>“ –<br />

Quere<strong>in</strong>stieg<br />

Über die aktuelle Entwicklung der<br />

Eilverfahren und die Entscheidungen<br />

des Verwaltungsgerichts (VG)<br />

Wiesbaden und des Verwaltungsgerichtshofs<br />

<strong>in</strong> Kassel ist breit <strong>in</strong>formiert<br />

worden. Das Hauptsacheverfahren<br />

beim VG steht jetzt an.<br />

Das HKM hat <strong>in</strong> der Februar-Sitzung<br />

den Ansche<strong>in</strong> erweckt, dass<br />

es auf die weitere rechtliche Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

setzt.<br />

In der Sitzung Anfang März<br />

sah es so aus, dass an e<strong>in</strong>er neuen<br />

Regelung gebastelt werde, aber<br />

sowohl das Verfahren als <strong>auch</strong> die<br />

Ausrichtung noch nicht klar sei.<br />

Das HKM hat <strong>in</strong>formiert, dass<br />

alle 152 „Quere<strong>in</strong>steiger“ Vertretungsverträge<br />

bekommen hätten<br />

und alle StSchÄ dem HKM versichert<br />

hätten, dass es e<strong>in</strong>en Vertretungsgrund<br />

gegeben habe.<br />

Der HPRLL forderte e<strong>in</strong>e Übersicht<br />

der Qualifikation der Betroffenen<br />

und ihrer E<strong>in</strong>satzbereiche an,<br />

um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung über die vorhandenen<br />

Qualifikationen zu bekommen,<br />

bekannt gewordene Fälle<br />

haben eher Skepsis ausgelöst.<br />

Der HPRLL hat die M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>sbesondere zu diesem Thema<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der nächsten Sitzungen e<strong>in</strong>geladen.<br />

Der bisher gültige Quere<strong>in</strong>steigererlass<br />

ist zum 31. 01. 2008 außer<br />

Kraft getreten. Der HPRLL hat<br />

dem HKM gegenüber befürwortet,<br />

dass er – zum<strong>in</strong>dest bis zu e<strong>in</strong>er<br />

umfassenden Regelung – wieder <strong>in</strong><br />

Kraft gesetzt wird, denn hier gab es<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>ige Standards.<br />

Neuregelung der Arbeitszeit<br />

für Ausbilder<strong>in</strong>nen und<br />

Ausbilder<br />

Aus dem Bereich der Sem<strong>in</strong>arpersonalräte<br />

hatte der HPRLL erfahren,<br />

dass es e<strong>in</strong>e neue Diskussion um<br />

e<strong>in</strong>e Arbeitszeitregelung der AusbilderInnen<br />

gibt. Das HKM sagte,<br />

Herbert Storn,<br />

Hans-Böckler-Schule (212-34409),<br />

Tel. 06101-50 02 68,<br />

Herbert.Storn@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

dass es sich hier um <strong>in</strong>terne Diskussionen<br />

Interessierter handele, das<br />

HKM von sich aus derzeit ke<strong>in</strong>en<br />

Handlungsbedarf habe und abwarte,<br />

ob bzw. was dann aus dem AfL<br />

als Vorschlag komme.<br />

Gehaltskürzungen bei LiV<br />

zurücknehmen!<br />

Der HPRLL hat sich e<strong>in</strong>er Resolution<br />

des Studiensem<strong>in</strong>ars für Gymnasien<br />

Marburg angeschlossen, <strong>in</strong> der<br />

das HKM aufgefordert wird, die<br />

15%-Kürzung bei der Vergütung<br />

derjenigen LiV zurückzunehmen,<br />

die das Prüfungssemester wegen<br />

Nichtbestehens der Prüfung wiederholen.<br />

Die Durchfallquote liege<br />

derzeit bei 9,7%.<br />

Modellprojekt Selbstverantwortung<br />

plus – beabsichtigte<br />

Verlängerung<br />

Es ist beabsichtigt, das Projekt zu<br />

verlängern. Die Abstimmungen<br />

mit der „neuen Hausspitze“ dauern<br />

aber an. Der HPRLL hat e<strong>in</strong>e<br />

Erörterung e<strong>in</strong>gefordert, bevor<br />

e<strong>in</strong> entsprechender Erlass veröffentlicht<br />

wird.<br />

Girokonten für die Schulen<br />

Das HKM legte die „Richtl<strong>in</strong>ie zur<br />

Führung von Girokonten durch die<br />

Schulen (Schulgirokonten)“ vor.<br />

Das E<strong>in</strong>richten von Schulgirokonten<br />

sei e<strong>in</strong> „Kann“, aber nicht verpflichtend.<br />

Das Schulgirokonto solle zur<br />

Abwicklung von Fremdmitteln,<br />

aber <strong>auch</strong> von Landesmitteln dienen.<br />

Es solle im Namen des Landes<br />

abgeschlossen werden und sei somit<br />

e<strong>in</strong> Landeskonto. Die Richtl<strong>in</strong>ie<br />

versuche zum e<strong>in</strong>en den Anforderungen<br />

von Rechnungshof und F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium<br />

Rechnung zu tragen<br />

und zum anderen es für Schulen<br />

handhabbar zu machen.<br />

Das 4-Augen-Pr<strong>in</strong>zip- müsse<br />

verwirklicht werden. Die Kontodokumentation<br />

solle nachvollziehbar<br />

und jederzeit nachprüfbar se<strong>in</strong>,<br />

das Abheften von Kontoauszügen<br />

reiche hierzu nicht aus. Die Zahlungsdokumentation<br />

mit Hilfe der<br />

Software des Schulträgers solle ermöglicht<br />

werden. Die Kontoführung<br />

sei nicht nur an Schulleiter/<strong>in</strong><br />

und Stellvertreter/<strong>in</strong> gebunden.<br />

Der HPRLL stimmte dem Erlass<br />

mit der Anmerkung zu, dass<br />

er davon ausgehe, dass e<strong>in</strong> neues<br />

Beteiligungsverfahren stattf<strong>in</strong>det,<br />

wenn e<strong>in</strong>e Nutzungsänderung der<br />

Girokonten geplant ist.<br />

Turnfest <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />

Nachdem 1 Jahr verstrichen ist, <strong>in</strong><br />

dem es den Schulen von Seiten des<br />

HKM weitgehend freigestellt war,<br />

wie sie damit umgehen, dass ihnen<br />

der Schulträger für die Woche<br />

des Deutschen Turnfestes die Unterrichtsräume<br />

entzieht, sche<strong>in</strong>t es<br />

von Seiten der Eltern Betreuungsprobleme<br />

zu geben.<br />

Susanne Hoeth,<br />

Frauenhofschule (212-33059),<br />

Tel. 069-61 47 06,<br />

Susanne.Hoeth@gmx.de<br />

Weiterbeschäftigung befristet angestellter<br />

BAT-Lehrkräfte während der Sommerferien<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich bitte, ab sofort beim<br />

Abschluss befristeter BAT-Arbeitsverträge<br />

mit Vertretungslehrkräften<br />

nach folgender<br />

Maßgabe zu verfahren:<br />

Erlass des HKM vom 5. März 2009<br />

1. Befristete Arbeitsverträge<br />

mit Vertretungslehrkräften<br />

haben den Zeitraum der<br />

Sommerferien e<strong>in</strong>zuschließen,<br />

wenn sich der E<strong>in</strong>satz<br />

der Vertretungslehrkraft im<br />

Unterricht unmittelbar bis<br />

zum Beg<strong>in</strong>n der Sommerferien<br />

erstrecken soll, die zu vertretende<br />

Lehrkraft nach der<br />

bei Vertragsschluss zu stellenden<br />

Prognose darüber h<strong>in</strong>aus<br />

<strong>auch</strong> während der gesamten<br />

Sommerferien ausfällt und<br />

die Gesamtvertragsdauer e<strong>in</strong>schließlich<br />

der Sommerferien<br />

m<strong>in</strong>destens 39 Kalenderwochen<br />

beträgt. In diesen Fällen<br />

ist davon auszugehen, dass<br />

der sachliche Grund für die<br />

Befristung nach § 14 Teilzeitund<br />

Befristungsgesetz (d.h.<br />

die Vertretung e<strong>in</strong>er anderen<br />

Lehrkraft) <strong>auch</strong> während der<br />

gesamten Sommerferien besteht,<br />

da Lehrkräfte während<br />

der Sommerferien außer während<br />

ihres Erholungsurlaubs<br />

nicht von ihrer Arbeitspflicht<br />

freigestellt s<strong>in</strong>d (z. B. fallen<br />

Vor- und Nachbereitung des<br />

Schuljahres sowie Konferenzteilnahme<br />

an) und ihre Arbeitsleistung<br />

grundsätzlich jederzeit<br />

vom Arbeitgeber abgerufen<br />

werden kann (vgl.<br />

Urteil des Bundesarbeitsgerichts<br />

vom 19. 12. 2007, Az:<br />

5 AZR 260/07).<br />

2. Falls bereits vor Vertragsabschluss<br />

feststeht, dass die<br />

Vertretungskraft über das<br />

laufende Schuljahr h<strong>in</strong>aus<br />

<strong>auch</strong> im nächsten Schuljahr –<br />

z.B. zur Vertretung e<strong>in</strong>er längerfristig<br />

ausfallenden Lehrkraft<br />

(EIternzeit o.Ä.) – e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden soll und die<br />

Gesamtvertragsdauer e<strong>in</strong>schließlich<br />

der Sommerferien<br />

m<strong>in</strong>destens 39 Kalenderwochen<br />

beträgt, kann der befristete<br />

Arbeitsvertrag von Anfang<br />

an über den gesamten<br />

Zeitraum und damit ebenfalls<br />

über die Sommerferien abgeschlossen<br />

werden.<br />

3. Sofern e<strong>in</strong>e zu vertretende<br />

Lehrkraft genau vom 1. 8.<br />

bis 31. 7. des folgenden Kalenderjahres<br />

ausfällt; weil ihr e<strong>in</strong>e<br />

Beurlaubung, e<strong>in</strong> Sabbatjahr<br />

o.Ä. für genau e<strong>in</strong> Schul-<br />

Postwendend „e<strong>in</strong>igt“ sich die<br />

neue FDP-Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> laut<br />

Pressemitteilung mit dem Stadtelternbeirat:<br />

„Für jedes K<strong>in</strong>d, das an<br />

den unterrichtsfreien Tagen während<br />

des Turnfestes Betreuung benötigt,<br />

muss diese durch die Lehrkräfte<br />

sichergestellt werden.“<br />

„Schulämter und Schulleitungen<br />

haben geme<strong>in</strong>sam dafür Sorge<br />

zu tragen, dass Lehrkräfte zur Gestaltung<br />

von Betreuungsangeboten<br />

zur Verfügung stehen.“ Damit sollen<br />

wieder e<strong>in</strong>mal die Schulen Versäumnisse<br />

der Politik (z.B.: <strong>in</strong> 3 anderen<br />

Bundesländern gäbe es Pf<strong>in</strong>gstferien)<br />

<strong>in</strong> letzter M<strong>in</strong>ute ausbaden. Das<br />

StSchA FFM, das bereits vor 1 Jahr<br />

ohne entsprechendes Echo auf die<br />

Probleme h<strong>in</strong>gewiesen hatte, hat <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>en durchschnittlichen<br />

Bedarf von 20 bis 30 K<strong>in</strong>dern pro<br />

Schule ermittelt; das wären auf alle<br />

Grundschulen hochgerechnet rund<br />

2.000 K<strong>in</strong>der.<br />

Auf Nachfrage des HPRLL Anfang<br />

März 2009 erklärte das HKM,<br />

dass es bis jetzt ke<strong>in</strong>en neuen Erlass<br />

gebe und dass nach Lösungswegen<br />

gesucht werde. Bis zur Sitzung Mitte<br />

März gebe es e<strong>in</strong>en Bericht über<br />

die Ergebnisse.<br />

jahr im S<strong>in</strong>ne des § 57 Hessisches<br />

Schulgesetz (d.h. vom 1. 8. bis 31.<br />

7. des folgenden Kalenderjahres)<br />

bewilligt worden ist, so kann für<br />

diesen Zeitraum, d.h. vom 1. 8. bis<br />

31. 7. des folgenden Kalenderjahres,<br />

e<strong>in</strong> befristeter Vertretungsvertrag<br />

abgeschlossen werden. Wenn<br />

die oben unter 1. dargestellten Voraussetzungen<br />

vorliegen, kann alternativ<br />

<strong>auch</strong> e<strong>in</strong> befristeter Vertrag<br />

vom ersten Unterrichtstag bis zum<br />

Ende der Sommerferien geschlossen<br />

werden.<br />

Anmerkungen zum Erlass<br />

1. Der Erlass ist das Ergebnis unseres<br />

Widerstands, mit dem wir<br />

die Folgen befristeter Verträge<br />

skandalisiert haben. Insbesondere<br />

die Aktionen vor den Arbeitsagenturen<br />

und die darauf folgende Medienberichterstattung<br />

(u.a. über<br />

den Missbr<strong>auch</strong> der Sozialversicherung)<br />

haben die Landespolitik<br />

aufgescheucht. Erster Schritt war<br />

der Landtagsbeschluss, dann nach<br />

langwierigen Verhandlungen der<br />

jetzige Erlass.<br />

2. Nicht erreicht werden konnte,<br />

dass die Sommerferien anteilig<br />

zur Dauer des Vertrages e<strong>in</strong>gerechnet<br />

werden.<br />

3. Der Erlass gründet im Wesentlichen<br />

darauf, dass der Vertretungsgrund<br />

die Dauer des Vertrags<br />

bestimmt, und damit eröffnet<br />

er die Möglichkeit, dass ke<strong>in</strong><br />

Vertrag mehr am letzten Schultag<br />

vor den Sommerferien enden<br />

muss. Die Verträge müssen<br />

schlicht und e<strong>in</strong>fach nur noch<br />

solche Vertretungsgründe enthalten,<br />

die zur Bezahlung der Sommerferien<br />

führen (und am besten<br />

noch darüber h<strong>in</strong>aus). Diese<br />

Vertretungsgründe gibt es massenhaft,<br />

man muss sie nur statt<br />

anderer <strong>in</strong> den Vertrag schreiben.<br />

Der Erlass zählt e<strong>in</strong>ige ‚gute‘<br />

Gründe auf, die zur Ferienbezahlung<br />

führen; man kann sich noch<br />

viele weitere e<strong>in</strong>fallen lassen.<br />

4. Der Ball liegt nun bei den<br />

staatlichen Schulämtern, da diese<br />

nun mal die Verträge abschließen.<br />

Selbstverständlich gilt der<br />

Erlass <strong>auch</strong> für die bestehenden<br />

Verträge: Jeder von diesen muss<br />

<strong>in</strong> die Hand genommen werden;<br />

es muss geprüft werden, a) ob<br />

der Vertrag bereits die Ferien e<strong>in</strong>schließt,<br />

b) ob der Vertragsgrund<br />

ausreicht, die Sommerferien zu<br />

bezahlen, so dass der Vertrag e<strong>in</strong>fach<br />

verlängert werden kann oder<br />

ob c) erst der Vertretungsgrund<br />

geändert werden muss und daraufh<strong>in</strong><br />

die Vertragsdauer neu<br />

festgelegt wird.


FLZ Nr. 1/09 C D U - F D P B I L D U N G S P O L I T I K<br />

SEITE 9<br />

Wieder e<strong>in</strong> „Paradigmenwechsel“ von Schule<br />

Oder: Die Schule als Wirtschaftsbetrieb<br />

Auswertung der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung auf dem H<strong>in</strong>tergrund der Privatisierungs- und Umverteilungspolitik - Erste Thesen<br />

Vorbemerkung: In der HLZ März<br />

2009 s<strong>in</strong>d die bildungspolitisch<br />

wichtigsten Teile der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

abgedruckt und kommentiert.<br />

Im Folgenden geht es deshalb<br />

ausschließlich um den neuen Typus<br />

von Schule, wie er durch die Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

angestrebt wird<br />

und wie er bereits von der Vorgängerregierung<br />

vorbereitet wurde.<br />

Mit der neuen FDP-Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Henzler und ihrem neuen<br />

CDU-Staatssekretär Brockmann<br />

müssen wir damit rechnen<br />

und uns damit ause<strong>in</strong>andersetzen,<br />

dass sich Schule <strong>in</strong> die im Folgenden<br />

beschriebene Richtung verändern<br />

wird. Die jeweilige konkrete<br />

Veränderung hängt wie bei allen<br />

politischen Vorhaben von allen politisch<br />

wirkenden Kräften ab, d.h.<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>auch</strong> der kritischen<br />

Haltung der Kollegien, der Eltern,<br />

der Schüler und davon, wie weit<br />

es gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>e kritische Haltung<br />

<strong>in</strong> die Öffentlichkeit zu transportieren.<br />

Noch wird die „eigenverantwortliche“<br />

oder „Selbständige“<br />

Schule den Kollegien nicht aufgezwungen,<br />

sondern freiwillig angeboten.<br />

Aber ihre E<strong>in</strong>zelelemente<br />

kommen durchaus mehr oder weniger<br />

‚top-down’ daher.<br />

Ob die Schulen wirklich voll<br />

budgetiert werden und ob sie die<br />

Rechtsfähigkeit erhalten, mag dah<strong>in</strong><br />

gestellt bleiben. Auch <strong>in</strong> Niedersachsen<br />

s<strong>in</strong>d die budgetierten<br />

Schulen nur teilbudgetiert und bei<br />

den „proreko“-Beruflichen Schulen<br />

übernimmt die dortige Landesschulbehörde<br />

(vergleichbar unseren<br />

Staatlichen Schuämtern) die<br />

Abwicklung und Verwaltung.<br />

Dennoch werden sich Veränderungen<br />

ergeben, welche die bildungspolitischen<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

und die Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

um Ressourcen zunehmend von<br />

der Landes- und Schulamtsebene<br />

auf die E<strong>in</strong>zelschule verlagern. Fest<br />

steht schon jetzt, dass die von der<br />

E<strong>in</strong>zelschule zu bewältigenden Aufgaben<br />

weiter vermehrt werden. Der<br />

Ruf nach mehr betriebswirtschaftlich<br />

geschultem Personal wird größer<br />

werden, die SchulleiterInnen<br />

werden zunehmend zu Managern.<br />

Die Personalräte laufen mangels<br />

Entlastung der Entwicklung zunehmend<br />

h<strong>in</strong>ter her.<br />

All dies gilt <strong>in</strong>sbesondere, aber<br />

nicht nur für große Schulen. (Aber<br />

<strong>auch</strong> für kle<strong>in</strong>e Schulen wird gern<br />

der Verbund <strong>in</strong>s Spiel gebracht.)<br />

Letztendlich soll mit der Umstrukturierung<br />

der Schulen der „Input“<br />

m<strong>in</strong>imiert und den Schulen die<br />

Verantwortung zugeschoben werden,<br />

wenn die Schule im Rank<strong>in</strong>g zurückfällt<br />

oder sonst Probleme hat.<br />

Dass die bisherigen Weichenstellungen<br />

der Landesregierung<br />

noch nicht gut funktionieren und<br />

(1) Abteilungsleiter im niedersächsischen<br />

Kultusm<strong>in</strong>isterium, zuständig<br />

u.a. für die „Eigenverantwortliche<br />

Schule“, außerdem im ZK der<br />

Deutschen Katholiken und im Vorstand<br />

von „Donum Vitae“<br />

(2) Auch die Angebote von Seiten<br />

der privaten Unternehmen werden<br />

größer werden, Teile der schulischen<br />

Verwaltung outzusourcen, wie es e<strong>in</strong>e<br />

Studie der deutschen Bank, Bertelsmann<br />

u.a. nahe legen.<br />

<strong>auch</strong> teuer s<strong>in</strong>d, belegt der Arbeitsbericht<br />

der HKM-Projektgruppe<br />

„Eigenverantwortliche Schule“’<br />

vom 30. 1. 2009, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme<br />

von Modellprojekten<br />

<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> vorgenommen und<br />

„Empfehlungen zur weiteren Ausgestaltung<br />

der Eigenverantwortlichen<br />

Schule“ gegeben werden.<br />

Und so soll die „Selbständige/<br />

Eigenverantwortliche“ Schule aussehen:<br />

■ Schulleiter als Dienstvorgesetzter<br />

mit erheblichen Personalentscheidungsbefugnissen<br />

■ bei gleichzeitig geschmälertem<br />

E<strong>in</strong>fluss der KollegInnen (durch<br />

e<strong>in</strong>e neue Schulverfassung).<br />

■ 20% der Personalstellen sollen<br />

<strong>in</strong> die Verfügung der Schulen gehen<br />

und diesen als Mittel zugewiesen<br />

werden. Die Versuchung<br />

(und der Zwang), hiermit zu deregulieren,<br />

ist vermutlich ebenso<br />

groß.<br />

■ Die Schulen bekommen über die<br />

Ausweitung der Budgetierung<br />

die Entscheidungsmöglichkeiten<br />

über weitere Gelder.<br />

■ Die Schulen bekommen weitere<br />

Aufgaben, die sie dann aus ihrem<br />

(vermutlich zu knappen) Budget<br />

lösen sollen.<br />

■ Zunahme nicht regulärer Arbeitsverhältnisse.<br />

■ Der Quere<strong>in</strong>stieg wird erleichtert<br />

werden und zunehmen.<br />

■ Das Kollegium wird <strong>in</strong>homogener.<br />

■ Die von uns geschätzte Lehrerrolle,<br />

die <strong>auch</strong> die Beteiligung<br />

an der Schulverwaltung im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er demokratisch geprägten<br />

Schule e<strong>in</strong>schließt, verändert sich<br />

sehr schnell, sodass <strong>auch</strong> die gewerkschaftliche<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit Bildungspolitik schwieriger<br />

wird<br />

■ Zunahme des Arbeitsvolumens<br />

derjenigen KollegInnen, die <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Schulvorstand tätig s<strong>in</strong>d<br />

und des Schulpersonalrats (hier<br />

spielt vermutlich dann <strong>auch</strong> die<br />

„Fortentwicklung der leistungsorientierten<br />

Bezahlung“ (Koalitionsvere<strong>in</strong>barung)<br />

e<strong>in</strong>e strukturelle<br />

Rolle)<br />

■ Zunahme des Wettbewerbs der<br />

Schulen<br />

■ Berichtspflichten für e<strong>in</strong> Rank<strong>in</strong>g<br />

der Schulen<br />

Was aus dieser Sicht negativ kl<strong>in</strong>gt,<br />

kommt <strong>in</strong> der Propaganda meist<br />

positiv daher: die Freiheitsspielräume<br />

werden größer – und <strong>in</strong> Teilbereichen<br />

werden sie das <strong>auch</strong>. Deshalb<br />

sagt der <strong>GEW</strong>-Beschluss zur<br />

demokratisch verfassten Schule<br />

<strong>auch</strong> nicht nur, was wir nicht wollen,<br />

sondern <strong>auch</strong>, was wir verändert<br />

haben wollen. Die Diskussion<br />

darüber wird aber an den Schulen<br />

zu wenig geführt.<br />

Ungeklärt ist, ob die betriebswirtschaftliche<br />

Steuerung durch<br />

die „Neue Verwaltungssteuerung“<br />

(NVS) weiter auf die Schulamtsebene<br />

(und evt. auf die E<strong>in</strong>zelschule)<br />

vorangetrieben wird. Hier hatte<br />

der Landtag im November 2008<br />

noch e<strong>in</strong>e grundlegende Überprüfung<br />

gefordert, von der <strong>in</strong> der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

nicht mehr die<br />

Rede ist.<br />

Problematisch daran s<strong>in</strong>d u.a.<br />

die Steuerung über Kennzahlen<br />

und das damit verbundene und gewünschte<br />

Rank<strong>in</strong>g, d.h. die Konkurrenz<br />

unter den Schulen und<br />

zum andern der erhöhte Verwaltungsaufwand<br />

(für Dokumentationen<br />

und Zertifizierung – siehe Kasten).<br />

Deshalb tastet man ansche<strong>in</strong>end<br />

<strong>auch</strong> die zentralen Prüfungen<br />

nicht an.<br />

Man darf <strong>auch</strong> nicht vergessen,<br />

dass der FDP das private Schulwesen<br />

politisch näher liegt – und dieses<br />

profitiert desto mehr, je schlech-<br />

ter es dem öffentlichen Schulwesen<br />

geht.<br />

Und hier verlängert die Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

das alte CDU-<br />

Programm:<br />

„ Wir werden die <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Legislaturperioden durchgeführte<br />

Aufgabenkritik zur Konzentration<br />

der Landesverwaltung auf<br />

die Kernaufgaben konsequent fortführen.<br />

Landesbetriebe oder Teilbereiche<br />

werden wir dann privatisieren,<br />

wenn unter betriebswirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten die<br />

Leistungen im S<strong>in</strong>ne der Bürger<br />

von Privaten m<strong>in</strong>destens genauso<br />

gut oder besser erbracht werden als<br />

von öffentlichen Betrieben.“ (Koalitionsvere<strong>in</strong>barung)<br />

Für dieses Ziel liefert die selbst<br />

herbeigeführte mangelhafte F<strong>in</strong>anzausstattung<br />

des Staates dann<br />

e<strong>in</strong> „gutes“ Argument. Folgerichtig<br />

wird proklamiert: „Wir werden<br />

ke<strong>in</strong>e neuen Steuern und Abgaben<br />

e<strong>in</strong>führen.“<br />

Schulleiteraufgaben (aus Powerpo<strong>in</strong>t-Vortrag Niedersachsen)<br />

Schulleitung legt jährlich der „neuen Schulaufsicht“ <strong>in</strong> Form harter<br />

Daten, e<strong>in</strong>en Rechenschaftsbericht vor.<br />

■ Anteil der Schulabbrecher, Wiederholerquoten, ■ Übergangsquoten,<br />

■ Schulabschlüsse, ■ Ergebnisse der Vergleichsarbeiten, ■ Abschlussprüfungen,<br />

■ Unterrichtsausfall, ■ stellt den Bedarf an Beratung und Unterstützung<br />

dar und erhält als Rückmeldung landesweite Vergleichsdaten<br />

Beispiel für Rank<strong>in</strong>g durch das HKM<br />

Vergleich der durchschnittlichen Personalkosten SV-plus-Schulen und andere Schulen<br />

Durchschnitt<br />

M<strong>in</strong>imum<br />

Maxium<br />

Abweichung zum Durchschnitt<br />

- M<strong>in</strong>imum - absolut<br />

Abweichung zum Durchschnitt<br />

- M<strong>in</strong>imum - <strong>in</strong> v.H.<br />

Abweichung zum Durchschnitt<br />

- Maximum - absolut<br />

Abweichung zum Durchschnitt<br />

- Maximum - <strong>in</strong> v.H.<br />

SV-plus-Schulen andere Schulen Abweichung<br />

51.806,98 Euro<br />

49.304,32 Euro<br />

55.730,11 Euro<br />

-2.502,66 Euro<br />

-4,83 %<br />

3.923,12 Euro<br />

7,04 %<br />

Und weiter: „Diese außergewöhnlichen<br />

Defizite müssen durch<br />

große Konsolidierungsanstrengungen<br />

und bessere Steueraufkommen<br />

im nächsten Aufschwung zunächst<br />

abgearbeitet werden. Wir werden<br />

am langfristigen Ziel der Reduzierung<br />

der Personalkostenquote festhalten.“<br />

Auch das angestrebte „Verschuldungsverbot“<br />

ist e<strong>in</strong> Hebel<br />

zum automatischen Staatsabbau<br />

und würde die Haushaltsspielräume<br />

strangulieren, also quasi e<strong>in</strong><br />

Zwang zur Privatisierung per Verfassung.<br />

Von daher kommt den Diskussionen<br />

<strong>in</strong> den Schulen e<strong>in</strong>e enorme<br />

Bedeutung zu.<br />

Die Kriterien hat die <strong>GEW</strong><br />

auf dem H<strong>in</strong>tergrund vielfältiger<br />

„Reformen“ und „Modellprojekte“<br />

<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> und anderswo entwickelt.<br />

48.625,12 Euro<br />

47.647,10 Euro<br />

49.344,50 Euro<br />

-978,02 Euro<br />

-2,01 %<br />

719,39 Euro<br />

„Für e<strong>in</strong>e demokratisch verfasste Schule“: Kernkriterien der <strong>GEW</strong><br />

■ Wir halten am staatlichen Bildungsauftrag<br />

fest, Schüler s<strong>in</strong>d für uns ke<strong>in</strong>e<br />

Kunden, die etwas kaufen. E<strong>in</strong>e<br />

betriebswirtschaftliche Organisation<br />

und Ausrichtung hat <strong>in</strong> Schulen<br />

nichts zu suchen, wir wollen Bildung<br />

nicht auf e<strong>in</strong>em Bildungsmarkt anbieten<br />

und verkaufen. Wir werden bei Bedarf<br />

mit anderen kooperieren, aber<br />

nicht mit anderen konkurrieren! Schulen<br />

br<strong>auch</strong>en deshalb <strong>auch</strong> ke<strong>in</strong>e eigene<br />

Rechtsfähigkeit. Wir br<strong>auch</strong>en kle<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>heiten anstatt unüberschaubare<br />

Großsysteme.<br />

■ Die Schulen benötigen e<strong>in</strong>e demokratische<br />

Verfassung und ke<strong>in</strong>e neue Hierarchisierung.<br />

Die Entscheidungsrechte der<br />

Gesamtkonferenzen s<strong>in</strong>d zu sichern und<br />

auszubauen.<br />

■ Wir br<strong>auch</strong>en ke<strong>in</strong>e „Schulmanager“,<br />

sondern Schulleitungsmitglieder, die<br />

„Erste unter Gleichen“ s<strong>in</strong>d und vom<br />

eigenen Selbstverständnis her Pädagog<strong>in</strong>nen<br />

und Pädagogen s<strong>in</strong>d. Gewählte<br />

Schulleitungen auf Zeit entsprechen diesem<br />

Pr<strong>in</strong>zip am ehesten.<br />

■ Demokratisch verfasste Schulen br<strong>auch</strong>en<br />

Beschäftigte, die sich nicht nur auf<br />

ihr Arbeitsgebiet (Unterricht, sozialpädagogische<br />

Betreuung, usw.) und dessen<br />

nächstes Umfeld konzentrieren, sondern<br />

engagierte Menschen mit e<strong>in</strong>em ausgeprägten<br />

Berufsethos.<br />

■ Wir br<strong>auch</strong>en pädagogische Freiheiten<br />

anstatt Schul<strong>in</strong>spektionen und externe<br />

Zertifizierungen. Die „Testeritis“ sowie<br />

zentrale Abschlussprüfungen haben <strong>in</strong><br />

dieser Schule nichts zu suchen.<br />

■ Wir br<strong>auch</strong>en weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliche<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wie Rahmen- oder<br />

Bildungspläne, schulgesetzliche Bestimmungen<br />

über Berechtigungen und Abschlüsse,<br />

Verteilung von Kompetenzen<br />

bei der Gestaltung, Leitung und Aufsicht<br />

von Schulen sowie der Verfassung von<br />

Schulen, schulrechtliche Bestimmungen,<br />

jugendhilfsrechtliche Vorgaben, Erlasse<br />

und Verwaltungsvorschriften usw.<br />

■ Für die Abdeckung der Stundentafel<br />

br<strong>auch</strong>en die Schulen ke<strong>in</strong> Budget, sondern<br />

e<strong>in</strong>e verlässliche Zuweisung von<br />

Stellen und somit von Unterrichtsstunden,<br />

die Vertretung und Fördermaßnahmen<br />

e<strong>in</strong>schließt. Schulen <strong>in</strong> sozialen<br />

Brennpunkten br<strong>auch</strong>en e<strong>in</strong>e besondere<br />

Unterstützung. Wir br<strong>auch</strong>en kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heiten<br />

anstatt unüberschaubare Großsysteme.<br />

■ Wir benötigen aber erhebliche Handlungsspielräume<br />

bei pädagogischen und<br />

schulorganisatorischen Fragen, wie die<br />

1,46 %<br />

Herbert Storn<br />

3.181,87 Euro<br />

1.657,23 Euro<br />

6.385,60 Euro<br />

-1.524,64 Euro<br />

-2,82 %<br />

3.203,73 Euro<br />

5,58 %<br />

Bestimmung der Sozialorganisation der<br />

Lerngruppen, die Rhythmisierung des<br />

Unterrichts, die Art des Feedbacks an<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, den Verzicht<br />

auf Zensuren bis e<strong>in</strong>schließlich Jahrgang<br />

8. Wir müssen darüber entscheiden<br />

können, mit welchen Maßnahmen<br />

wir Chancengleichheit und Inklusion,<br />

geschlechterbewusste und geschlechtergerechte<br />

Bildung, <strong>in</strong>dividuelle Förderung<br />

sowie Lebensplanung, Arbeitswelt-<br />

und Berufsorientierung von Anfang<br />

an umsetzen. Wir müssen über das<br />

pädagogische Profil und Fördermaßnahmen<br />

selbständig entscheiden können<br />

u.v.m.<br />

■ Die Schulaufsicht gängelt ‚demokratisch<br />

verfasste Schulen’ nicht mit kle<strong>in</strong>lichen<br />

Verwaltungsvorschriften. Sie trifft die<br />

rechtsverb<strong>in</strong>dlichen Entscheidungen über<br />

die E<strong>in</strong>stellung, Beförderung, Versetzung<br />

des pädagogischen Personals und ist somit<br />

<strong>auch</strong> Ansprechpartner für alle Personalfragen.<br />

Die <strong>in</strong>haltliche Entscheidung<br />

trifft die Schule auf Grundlage ihres <strong>in</strong><br />

demokratischen Diskurs entwickelten<br />

Personalentwicklungskonzepts <strong>in</strong> dafür<br />

vorgesehenen, demokratisch legitimierten<br />

Gremien.<br />

■ Die Rechte der Personalräte werden gewahrt<br />

und ausgebaut.


SEITE 10<br />

C D U - F D P B I L D U N G S P O L I T I K<br />

FLZ Nr. 1/09<br />

Studie der Deutschen Bank fordert<br />

mehr Privatisierung im Schulbereich<br />

Vorbemerkung: Es ist schon ziemlich<br />

unverfroren, dass die Deutsche<br />

Bank ausgerechnet mitten <strong>in</strong> der<br />

u.a. von ihr selbst mit herbeigeführten<br />

größten F<strong>in</strong>anzspekulationskrise,<br />

die den Staat Milliarden kostet,<br />

und nach e<strong>in</strong>er desaströsen Unternehmenspolitik<br />

ausgerechnet der<br />

Öffentlichkeit Ratschläge erteilt!<br />

E<strong>in</strong>e im Februar 2009 veröffentlichte<br />

Studie der Deutschen<br />

Bank (1) ergänzend kommentiert von<br />

der Vere<strong>in</strong>igung der hessischen Unternehmerverbände,<br />

verstärkt publizistisch<br />

die <strong>in</strong> der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

angelegte Ausrichtung<br />

der Schulpolitik auf „eigenverantwortliche“<br />

Schulen als Wirtschaftsbetriebe<br />

und die weitere Privatisierung<br />

des staatlichen Sektors.<br />

Die Mittel dazu:<br />

■ Abbau von staatlicher Verwaltung<br />

■ E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung privater Firmen/E<strong>in</strong>richtungen<br />

bei der Schulverwaltung<br />

■ Mehr Kooperation zwischen<br />

staatlichen und privaten Trägern,<br />

Verwischung der Grenzen zwischen<br />

privat und staatlich, sodass<br />

Bildung zur allgeme<strong>in</strong>en Dienstleistung<br />

im S<strong>in</strong>ne von GATS gemacht<br />

und damit der Deregulierung<br />

unterworfen werden kann<br />

■ Mehr PPP <strong>auch</strong> bei der F<strong>in</strong>anzierung<br />

von Bildungsprozessen<br />

■ Mehr IT-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Schule<br />

■ Mehr private Fort- und Weiterbildung.<br />

Es geht der Deutschen Bank darum,<br />

Schulen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „regionale Bildungslandschaft“<br />

e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den, <strong>in</strong><br />

der das formelle Lernen ebenso<br />

zählt wie das <strong>in</strong>formelle, die staatlich<br />

verantwortete Schule mit privaten<br />

Bildungsangeboten „synergetisch“<br />

verzahnt wird.<br />

Die Schulverwaltung sollte „<strong>in</strong><br />

enger Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />

Lernanbietern und den<br />

vielen funktionierenden Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

dynamisch und flexibel<br />

umgehen“. „Die Anbieter von<br />

Lernangeboten und deren Angebote<br />

müssen sich enger vernetzen.<br />

Dazu gehört <strong>auch</strong> mehr geme<strong>in</strong>same<br />

Konzeptionsentwicklung und<br />

Planung.“<br />

Dafür sollte e<strong>in</strong> professionelles<br />

Projektmanagement e<strong>in</strong>gerichtet<br />

werden, wobei auf private Firmen<br />

zurückgegriffen werden sollte. Diese<br />

Schule wird von außen zertifiziert,<br />

weil Private das besser können.<br />

Die „Bürokratie“ , die bisher<br />

noch <strong>in</strong> staatlichen Schul<strong>in</strong>spektionen<br />

gebunden ist, könnte <strong>in</strong>novativ<br />

aufgelöst und die Steuergelder zu<br />

den privaten Zertifizierungsunternehmen<br />

umgeleitet werden:<br />

„Erfahrungen unserer Nachbarn<br />

<strong>in</strong> den Niederlanden zeigen,<br />

dass die Erarbeitung und Durchführung<br />

von Testverfahren sowie<br />

Teilleistungen der Qualitätssicherung<br />

im Bildungsbereich durchaus<br />

von halbprivaten Dienstleistern<br />

erbracht werden können. Gerade<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich kann das<br />

Forschungs- und Wettbewerbspr<strong>in</strong>zip<br />

zu mehr Innovation beitragen,<br />

da private Anbieter teils über weitergehende<br />

Erfahrungen verfügen<br />

als staatliche Agenturen.“<br />

Die staatliche Fortbildung soll<br />

nicht länger als „angestammte Pfründe“<br />

gegen private Anbieter verteidigt,<br />

sondern freigegeben werden.<br />

Lernen f<strong>in</strong>det zunehmend im<br />

IT-Bereich statt, die Lehrkräfte s<strong>in</strong>d<br />

nur noch Lernberater.<br />

Schulen sollen vermehrt zur<br />

Anlagemöglichkeit für privates Kapital<br />

werden:<br />

„Zur Projektwirtschaft für<br />

mehr Bildung gehören <strong>auch</strong> mehr<br />

f<strong>in</strong>anzielle Kapazitäten und Fonds<br />

für <strong>in</strong>novative Projekte, für neue F<strong>in</strong>anzierungs-<br />

und Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

für Schulgründer und<br />

Bildungsanbieter, <strong>auch</strong> für Public-<br />

Private-Partnerships. Andere Staaten,<br />

vor allem Großbritannien, haben<br />

bewiesen, wie viele Mittel und<br />

<strong>auch</strong> Dynamik im Bildungsbereich<br />

auf Grundlage von öffentlich-privaten<br />

Partnerschaften geschaffen<br />

werden können.“<br />

(1) Dass der Studie vorwiegend ideologische<br />

Wirkung zukommt, zeigt die (von den Autoren<br />

selbst zugegebene) problematische Datenlage<br />

und zweifelhafte Wissenschaftlichkeit.<br />

Lehrkräfte sollen ihre Fortbildung selbst<br />

bezahlen und auf dem Markt besorgen<br />

Das „Institut für Qualitätsentwicklung“,<br />

s<strong>in</strong>nigerweise „IQ“<br />

abgekürzt, ist <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> vielen<br />

Schulen bekannt durch die<br />

von ihm durchgeführten Inspektionen.<br />

Da man zunächst bestrebt<br />

ist, für das Instrument der Schul<strong>in</strong>spektion<br />

möglichst viel Akzeptanz<br />

zu ernten, wurde das Instrument<br />

samtpfötig e<strong>in</strong>geführt: viele Schulen<br />

fanden die Inspektion im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

„gar nicht so schlimm“, andere<br />

empfanden Genugtuung, dass<br />

Mängel, die lange bekannt waren,<br />

endlich mal aufgeschrieben und damit<br />

anerkannt wurden, noch andere,<br />

die vom „IQ“ gelobt wurden,<br />

erlebten e<strong>in</strong>en Schub an Selbstbewusstse<strong>in</strong>.<br />

Dah<strong>in</strong>ter trat oftmals zurück,<br />

dass alle im Stillen wissen: Es ist<br />

e<strong>in</strong>e Unverschämtheit, zu behaupten,<br />

man könne während 20 M<strong>in</strong>uten<br />

e<strong>in</strong>en Unterricht nach Dutzenden<br />

von Kriterien qualitativ e<strong>in</strong>schätzen,<br />

und: was <strong>auch</strong> immer das<br />

„IQ“ feststellen wird, ändern wird<br />

sich nicht viel, da ke<strong>in</strong>e zusätzlichen<br />

Ressourcen zur Verfügung gestellt<br />

werden. Höchstens wird uns<br />

vom Schulamt noch mehr Arbeit<br />

aufgedrückt.<br />

So viel zum Arbeitsbereich<br />

„Schul<strong>in</strong>spektionen“.<br />

Aber das „IQ“ akkreditiert ja<br />

<strong>auch</strong> Fortbildungen. Und <strong>auch</strong> <strong>in</strong><br />

diesem Bereich hält es sich für die<br />

Intelligenzbestie an sich.<br />

In e<strong>in</strong>er Broschüre mit dem<br />

Titel „Fortbildung br<strong>auch</strong>t Steuerung“<br />

entwirft das IQ neue Pläne<br />

für die Lehrerfortbildung. Anhand<br />

e<strong>in</strong>er Fragebogenuntersuchung an<br />

Schulen sowie e<strong>in</strong>er Wirksamkeitsanalyse<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Veranstaltungen<br />

zum Strategischen Ziel 2 haben<br />

die Herren Kontrolleure festgestellt,<br />

dass die Fortbildung so, wie<br />

sie im Moment läuft, <strong>in</strong>effizient<br />

ist. Die Lehrkräfte gieren angeblich<br />

nur nach Punkten und achten<br />

nicht auf Qualität oder Ergiebigkeit<br />

e<strong>in</strong>es Angebots. Als Mangel wird<br />

<strong>auch</strong> festgestellt, dass es kostenlose<br />

oder subventionierte Fortbildun-<br />

IQ-Pläne zur erneuten Neuorganisation der Lehrerfortbildung<br />

gen gebe, so dass private Träger,<br />

die kostendeckend arbeiten müssten,<br />

nicht ausreichend zum Zuge<br />

kämen. Wer den Bericht liest, erhält<br />

zeitgleich e<strong>in</strong>e Fortbildung <strong>in</strong> freier<br />

Marktwirtschaft: Was ist e<strong>in</strong> vollkommener<br />

Markt und warum ist<br />

die Fortbildungsszenerie im Schulbereich<br />

so unvollkommen Die Ergebnisse<br />

dieser Analyse:<br />

1. Die Fortbildungspunkte sollen<br />

abgeschafft werden.<br />

2. Die Lehrkräfte sollen die Fortbildung,<br />

die sie für notwendig für<br />

sich selbst halten, ohne Wenn<br />

und Aber selbst bezahlen.<br />

3. Die Fortbildungsangebote von<br />

Staatlichen Schulämtern und<br />

Amt für Lehrerbildung sollen<br />

komplett e<strong>in</strong>gestellt werden, die<br />

Ressourcen dafür sollen an die<br />

Schulen wandern, was pro Stelle<br />

e<strong>in</strong>en Fortbildungsetat von 600<br />

Euro bedeuten würde.<br />

4. Die Schulen sollen ihre schul<strong>in</strong>terne<br />

Fortbildung nunmehr komplett<br />

auf dem freien Markt e<strong>in</strong>kaufen.<br />

Da die „Billigkonkurrenz“<br />

von Schulämtern und<br />

AfL entfällt, kommen nun endlich<br />

freie Träger zum Zug und<br />

können ihre Geschäfte machen.<br />

5. Fortbildungen, die das HKM aus<br />

strategischen Erwägungen heraus<br />

für erforderlich hält, sollen<br />

auf dem Markt ausgeschrieben<br />

werden, die Träger können sich<br />

bewerben. Werden für solche<br />

Fortbildungen Lehrkräfte benötigt,<br />

weil nur hier das Knowhow<br />

vorhanden ist, werden diese im<br />

erforderlichen Umfang an den<br />

freien Träger abgetreten (im Wege<br />

e<strong>in</strong>er Teilbeurlaubung), dieser<br />

übernimmt dann den entsprechenden<br />

Gehaltsanteil.<br />

Die <strong>GEW</strong> hat die Bepunktung von<br />

Fortbildungsveranstaltungen von<br />

Anfang an abgelehnt und ist erfreut,<br />

dass man nun <strong>auch</strong> an höherer<br />

Stelle e<strong>in</strong>gesehen hat, was für<br />

e<strong>in</strong>en Uns<strong>in</strong>n sich die vergangene<br />

Regierung damit ausgedacht hatte.<br />

Im „IQ“ wird offensichtlich nur<br />

durch Erfahrung gelernt. Dies trifft<br />

<strong>auch</strong> auf die Ausgabe von „Evaluationsbögen“<br />

zu, die <strong>in</strong>zwischen vermutlich<br />

den gesamten „IQ“-Keller<br />

füllen und deshalb ebenfalls abgeschafft<br />

wurden. Statt Kreuzchen zu<br />

machen, darf man jetzt <strong>auch</strong> wieder<br />

am Ende e<strong>in</strong>er Veranstaltung<br />

e<strong>in</strong> mündliches Feedback e<strong>in</strong>holen.<br />

Bravo, „IQ“! Das spart e<strong>in</strong>ige<br />

Bäume!<br />

Zu den weiteren Plänen wünschen<br />

wir uns, dass Kollegien gegen<br />

dieses neuerliche Privatisierungsprogramm<br />

Partei ergreifen! Dass<br />

Lehrkräfte ihre gesamte <strong>in</strong>dividuelle<br />

Fortbildung aus eigener Tasche<br />

bei teuren freien Trägern bezahlen<br />

sollen, ist e<strong>in</strong>e ungeheure Zumutung!<br />

Aber <strong>auch</strong> die Zerschlagung<br />

der <strong>in</strong> Resten an den Schulämtern<br />

und dem Amt für Lehrerbildung<br />

noch erhaltenen staatlichen Lehrerfortbildung<br />

darf nicht akzeptiert<br />

werden. Wenn die Angebote <strong>auch</strong><br />

verbesserungswürdig oder e<strong>in</strong>seitig<br />

oder zu dürftig se<strong>in</strong> mögen: es<br />

ist s<strong>in</strong>nvoll, die Struktur als solche<br />

zu erhalten und daran zu arbeiten,<br />

dass staatliche Fortbildung wieder<br />

mehr an den Interessen der Lehrkräfte<br />

orientiert wird, sprich: am<br />

Kerngeschäft Unterricht! Dass die<br />

öffentlich bereitgestellten Gelder<br />

ausnahmslos <strong>in</strong> die Taschen privater<br />

Anbieter fließen sollen, stellt e<strong>in</strong>e<br />

neuerliche Variante der Enteignung<br />

dar.<br />

Die Teilbeurlaubung von Lehrkräften<br />

zu privaten Trägern muss<br />

mit hohem bürokratischen Aufwand<br />

umgesetzt werden – wofür<br />

eigentlich Und: bei den privaten<br />

Trägern wird es e<strong>in</strong>en Wettlauf<br />

um die billigsten Fortbildner geben,<br />

und das schlägt sich im allgeme<strong>in</strong>en<br />

Gehaltsniveau und <strong>in</strong> der<br />

Qualität nieder.<br />

Me<strong>in</strong> Credo: IQ schließen, die<br />

Kontrollettis sollen mal wieder Unterricht<br />

machen! Staatliche Fortbildung<br />

verteidigen und ausbauen!<br />

Mehr Geld <strong>in</strong> die Fortbildung!<br />

Marianne Friemelt<br />

Koalitionsvere<strong>in</strong>barungen im Schulbereich<br />

e<strong>in</strong>e Mogelpackung<br />

Je<strong>in</strong> zur flexiblen<br />

Koalitionsvere<strong>in</strong>barungen zu schulischen<br />

Verbesserungen und der Bereitstellung<br />

von Lehrkräften widersprechen<br />

sich. <strong>GEW</strong> kritisiert:<br />

Konjunkturprogramme setzen fast<br />

ausschließlich auf Sach<strong>in</strong>vestitionen<br />

statt <strong>auch</strong> auf Personal<strong>in</strong>vestitionen.<br />

Der <strong>GEW</strong>-<strong>Bezirksverband</strong> bezeichnet<br />

den Koalitionsvertrag zwischen<br />

CDU und FDP, bezogen auf<br />

die Bildungspolitik, als Mogelpackung.<br />

Die hessischen Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger müssten damit rechnen,<br />

dass die Vere<strong>in</strong>barung das Papier<br />

nicht wert ist, auf dem es gedruckt<br />

ist. Der Wortbruch, den die scheidende<br />

CDU-Regierung <strong>in</strong> Sachen<br />

Unterrichtsgarantie an den hessischen<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

begangen hat, wird unter der designierten<br />

Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> geradewegs<br />

fortgesetzt.<br />

So erfordert bereits e<strong>in</strong>e 105-prozentige<br />

Unterrichtsversorgung 1910<br />

zusätzliche Stellen, allerd<strong>in</strong>gs nur,<br />

wenn man davon ausgeht, dass der<br />

Unterricht mit 38.200 unterrichtswirksamen<br />

Stellen bisher zu 100%<br />

abgedeckt war. Dies, so er<strong>in</strong>nert die<br />

<strong>GEW</strong>, ist allerd<strong>in</strong>gs nicht der Fall.<br />

Bekanntlich lag die Unterrichtsversorgung<br />

<strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren bei ca. 96% des erhobenen<br />

Bedarfs, <strong>auch</strong> wenn die Koch-Regierung<br />

durch diverse Zahlenspielereien<br />

auf dem Papier 100% behauptet<br />

hatte.<br />

Dass diese 100% niemals erreicht<br />

wurden, wissen hessische<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler besser, die<br />

seit Jahren auf jegliche Zusatzangebote<br />

wie Förderstunden oder e<strong>in</strong><br />

attraktives Angebot von Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

verzichten müssen.<br />

Nach Berechnungen der <strong>GEW</strong> wären<br />

demgemäß für e<strong>in</strong>e 105%ige<br />

Unterrichtsversorgung 3581 zusätzliche<br />

Stellen erforderlich.<br />

Das Koalitionspapier enthält<br />

darüber h<strong>in</strong>aus die Zusage, die Klassenstärken<br />

<strong>in</strong> diversen Schulformen<br />

um 3 zu senken, e<strong>in</strong> Beschluss, den<br />

die <strong>GEW</strong> begrüßt, da es sich um e<strong>in</strong>e<br />

von ihr seit Jahren erhobene M<strong>in</strong>destforderung<br />

handelt.<br />

Die <strong>GEW</strong> schätzt, dass dafür<br />

alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> m<strong>in</strong>destens<br />

300 zusätzliche Lehrkräfte benötigt<br />

werden, hochgerechnet auf<br />

ganz <strong>Hessen</strong> rechnet die <strong>GEW</strong> mit<br />

1500 bis 2000 benötigten Stellen.<br />

Die von der Koalition beschlossenen<br />

2500 zusätzlichen Stellen s<strong>in</strong>d<br />

demgemäß e<strong>in</strong> Tropfen auf den heißen<br />

Ste<strong>in</strong> für die beiden gleichzeitig<br />

beschlossenen Vorhaben. Ganz zu<br />

schweigen von weiteren Lehrer-<strong>in</strong>tensiven<br />

Vere<strong>in</strong>barungen oder der<br />

von der <strong>GEW</strong> erhobenen Forderung<br />

nach Arbeitszeitverkürzung<br />

für Lehrkräfte, der weiteren Absenkung<br />

der immer noch zu hohen<br />

Klassenstärken (Gymnasium weiterh<strong>in</strong><br />

30, Grundschule weiterh<strong>in</strong><br />

25), der Forderung nach mehr Geme<strong>in</strong>samem<br />

Unterricht oder mehr<br />

pädagogisch s<strong>in</strong>nvoll konzipierten<br />

Ganztagsschulen.<br />

Alles <strong>in</strong> allem: Versprechen,<br />

die e<strong>in</strong>erseits nur e<strong>in</strong> erster Schritt<br />

se<strong>in</strong> können, die aber bereits <strong>in</strong><br />

der Ankündigung ohne Unterfütterung<br />

durch ausreichend Lehrerstellen<br />

bleiben.<br />

Es rächt sich bereits, dass die<br />

Konjunkturprogramme fast ausschließlich<br />

auf Sach<strong>in</strong>vestitionen<br />

wie Gebäude setzen statt ebenfalls<br />

auf Personal<strong>in</strong>vestitionen.<br />

BV Presseerklärung<br />

vom 2. 2. 2009<br />

Die Fachgruppe Grundschule<br />

<strong>Frankfurt</strong> hat sich<br />

zum zweiten Mal mit dem<br />

Thema „Flexible Schule<strong>in</strong>gangsstufe“<br />

(§ 20 Hess.<br />

Schulgesetz) beschäftigt.<br />

Die Diskussion ergab folgende<br />

E<strong>in</strong>schätzung unter<br />

derzeitigen Bed<strong>in</strong>gungen:<br />

Grundlegende pädagogische<br />

Pr<strong>in</strong>zipien werden<br />

geteilt, wie z.B. offener Unterricht,<br />

K<strong>in</strong>der helfen sich<br />

gegenseitig, Gedanke der<br />

Inklusion, K<strong>in</strong>der werden<br />

nicht zurückgestellt, sondern<br />

<strong>in</strong> der Lerngruppe <strong>in</strong>dividuell<br />

gefördert, Unterstützung<br />

durch SozialpädagogInnen<br />

im Unterricht,<br />

Ersetzen der Noten durch<br />

verbale Beurteilung. Hier<br />

allerd<strong>in</strong>gs schon der H<strong>in</strong>weis,<br />

dass all dies nur bei<br />

entsprechend kle<strong>in</strong>er Gruppengröße<br />

und ausreichender<br />

Stundenzuweisung<br />

von SozialpädagogInnen<br />

und entsprechender Ausstattung<br />

überhaupt denkbar<br />

ist.<br />

Kritisch wurde besonders der<br />

Wechsel der Klassenlehrer<strong>in</strong>/des<br />

Klassenlehrers nach Stufe 2 und<br />

der mehrfache Lerngruppenwechsel<br />

gesehen, weil er dem Streben<br />

nach Zeit und Kont<strong>in</strong>uität für<br />

Entwicklungsprozesse entgegenläuft.<br />

Fraglich war, ob Unterstützung<br />

und Förderung, die Vorklassen<br />

für die betroffenen K<strong>in</strong>der<br />

bieten, im selben Maße geleistet<br />

werden können.<br />

Gewürdigt wurden die positiven<br />

Erfahrungen, die überzeugende<br />

Arbeit und die Zufriedenheit<br />

der Modellversuchsschulen mit<br />

dieser Unterrichtsorganisation.<br />

Als ausschlaggebend dafür wurden<br />

vor allem die besseren Startbed<strong>in</strong>gungen<br />

angesehen und die<br />

selbst bestimmte Herangehensweise,<br />

der Wunsch nach Umstellung<br />

zu e<strong>in</strong>em aus Sicht der Schule<br />

richtigen Zeitpunkt.<br />

Es besteht der grundsätzliche<br />

Wunsch, die Schule zu verändern,<br />

um den K<strong>in</strong>dern mehr gerecht zu<br />

werden. Dabei könnte die flexible<br />

Schule<strong>in</strong>gangsstufe e<strong>in</strong> Element<br />

se<strong>in</strong>, wenn man sie denkt im Zusammenhang<br />

mit Ganztagsschule,


FLZ Nr. 1/09 S C H U L P O L I T I K<br />

SEITE 11<br />

Dank den Damen Inspektoren<br />

Die Begrüßung<br />

Nun war es endlich <strong>auch</strong> an unserer<br />

Schule soweit! Nicht dass wir<br />

sie freudig erwartet hätten, aber<br />

manch Unangenehmes muss, um<br />

überstanden zu werden, erst e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>treten. Das taten die beiden<br />

Damen von der Schul<strong>in</strong>spektion an<br />

e<strong>in</strong>em Dienstag <strong>in</strong> der großen Pause.<br />

„Wir begrüßen Sie ...“ begannen<br />

Sie ihre Ansprache und machten somit<br />

klar, wer die nächsten zwei Tage<br />

Herr <strong>in</strong> unserem Schulhause se<strong>in</strong><br />

würde. Sodann zeigte man sich von<br />

der menschlichen Seite, erklärte den<br />

Verzicht e<strong>in</strong>es Unterrichtsbesuch<br />

bei der neuen Vertretungskraft, die<br />

sich erst e<strong>in</strong>mal mit ihrer 2b zusammenf<strong>in</strong>den<br />

sollen durfte. Überhaupt<br />

wollten sie auf ke<strong>in</strong>en Fall stören,<br />

wenn sie <strong>in</strong> den Unterricht kommen,<br />

erklärten die Damen weiter<br />

und würden deshalb auf ausgiebige<br />

Begrüßung verzichten, sondern<br />

diese durch Kopfnicken oder kurzes<br />

W<strong>in</strong>ken abwickeln. Das leuchtet<br />

e<strong>in</strong>, wollen sie doch objektive<br />

Daten erheben – von 1= „trifft<br />

nicht zu“ bis 4 = „trifft zu“, wobei<br />

laut Beobachtungsbogen zur Analyse<br />

von Unterricht e<strong>in</strong> Indikator <strong>in</strong><br />

Form e<strong>in</strong>es Items e<strong>in</strong>zelner Kompetenzkomplexe<br />

auf jeden Fall bewertet<br />

werden muss ... – und nicht vom<br />

Unterrichtsgeschehen ablenken.<br />

E<strong>in</strong>gangsstufe<br />

Inklusion, Abschaffung des<br />

Sitzenbleibens, Abschaffung<br />

der Ziffernnoten, mit geme<strong>in</strong>samen<br />

Lernen bis Klasse<br />

10 und mit <strong>in</strong>dividueller<br />

Förderung, die den Namen<br />

verdient.<br />

Als e<strong>in</strong>zelne Maßnahme<br />

im bestehenden Schulwesen,<br />

mit viel zu großen<br />

Klassen, m<strong>in</strong>imalen Fördermöglichkeiten,<br />

zentralen<br />

Vergleichs- Diagnose- Orientierungsarbeiten,<br />

m<strong>in</strong>imaler<br />

sozialpädagogischer<br />

Unterstützung besteht ke<strong>in</strong><br />

Anreiz– <strong>auch</strong> nicht auf<br />

mehr oder weniger sanften<br />

Druck des Schulamtes h<strong>in</strong><br />

– diesen Weg zu gehen. Es<br />

wird befürchtet, dass am<br />

Ende für die K<strong>in</strong>der durch<br />

Abschaffung der Vorklasse<br />

und erhöhte Komplexität<br />

des Unterrichtsgeschehens<br />

weniger Förderung möglich<br />

ist, als unter den gegenwärtigen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

Fachgruppe Grundschule,<br />

beschlossen <strong>in</strong> der Sitzung<br />

am 25. 2. 2009<br />

Der Unterrichtsbesuch<br />

Der konkrete Besuch me<strong>in</strong>er Lerngruppe<br />

(Sprachförderung dreier<br />

K<strong>in</strong>der) hatte subjektiv starken E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Unterrichtssituation,<br />

obwohl die Sache mit dem Nichtgrüßen<br />

wie angekündigt durchgeführt<br />

und von mir und den K<strong>in</strong>dern<br />

ebenso erwidert wurde. Ich<br />

hatte die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>struiert und gebeten,<br />

sich auf ke<strong>in</strong>en Fall stören<br />

zu lassen. Zu me<strong>in</strong>er Überraschung<br />

funktionierte dies 4 = „trifft zu“<br />

und funktionierte für die K<strong>in</strong>der<br />

sogar noch 4, als die Dame sich<br />

zu uns an den Tisch drängte, wobei<br />

es wirklich objektivere Plätze<br />

im Raum gegeben hätte, die von<br />

mir <strong>auch</strong> durch leichtes Kopfnicken<br />

angedeutet worden waren. Als ich<br />

dann während des sprachlich für<br />

die K<strong>in</strong>der und von der Merkfähigkeit<br />

für mich anspruchvollen Quartettspiels<br />

befragt wurde, über D<strong>in</strong>ge,<br />

die leicht den vorgelegten Unterlagen<br />

hätten entnommen werden<br />

können, funktionierte das Nichtstören<br />

für mich nur 1 = „trifft nicht<br />

zu“. Leider übertrug sich me<strong>in</strong>e Irritation<br />

<strong>in</strong> Form von Unruhe auf<br />

die K<strong>in</strong>der und wird dementsprechend<br />

zu e<strong>in</strong>er 1= „trifft nicht“ zu<br />

<strong>in</strong> der Kategorie „Auf Störungen<br />

reagiert die Lehrkraft rechtzeitig,<br />

konsequent und angemessen“ geführt<br />

haben, denn ich verzichtete<br />

darauf, an Stelle der Inspektor<strong>in</strong>nen<br />

die K<strong>in</strong>der zu recht zu weisen.<br />

Das Lehrkräfte<strong>in</strong>terview<br />

Das eigentlich „Spannende“, so bezeichnet<br />

man bekanntlich Unangenehmes<br />

<strong>in</strong> Zeiten der Veränderung,<br />

stand erst am zweiten Inspektionstag<br />

auf dem Plan. Zum Gruppen<strong>in</strong>terview<br />

der Lehrkräfte hatten sich<br />

sechs Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dienstversammlung<br />

willig bis freudig bereit<br />

gefunden. Wie von selbst ergab<br />

sich die gewünschte Mischung aus<br />

Repräsentant<strong>in</strong>nen des Personalrats<br />

und der verschiedenen Aufgabenbereiche<br />

der Schule. Auch was<br />

Alter und andere Persönlichkeitsmerkmale<br />

ang<strong>in</strong>g, waren wir so verschieden,<br />

wie es <strong>in</strong> unserem Kollegium<br />

nur möglich ist, den Genderaspekt<br />

e<strong>in</strong>mal außer Acht gelassen.<br />

Was die Motive me<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

zur Teilnahme am Interview gewesen<br />

s<strong>in</strong>d, weiß ich nicht, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Fall war es e<strong>in</strong>e Mischung aus<br />

Neugierde und Gestaltungswille.<br />

Me<strong>in</strong>e Haltung zur Schul<strong>in</strong>spektion<br />

würde ich als kritisch reflektiert<br />

e<strong>in</strong>stufen, die Meldung zum Gruppen<strong>in</strong>terview<br />

als freundlich arglos.<br />

So kamen wir sechs Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

am Mittag zusammen, nichts Böses<br />

ahnend, aufgeschlossen und mit <strong>in</strong>teressierter<br />

Grundhaltung und der<br />

Vorstellung von e<strong>in</strong>er Gesprächsrunde<br />

mit der Möglichkeit zur –<br />

vielleicht <strong>auch</strong> kontroversen, auf<br />

jeden Fall unterschiedliche Sichtweisen<br />

be<strong>in</strong>haltenden – Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

über die pädagogische<br />

Arbeit unserer Schule.<br />

Me<strong>in</strong>e Kenntnis der Methode<br />

des Interviews basiert auf dem<br />

Stand der Schulforschung der frühen<br />

Achtziger Jahre, als das „problemzentrierte<br />

Interview“ Mittel<br />

der Wahl war. Dabei geht man<br />

davon aus, dass die Befragten als<br />

„pr<strong>in</strong>zipiell orientierungs-, deutungs-<br />

und theoriemächtig anzusehen<br />

und zu behandeln“ s<strong>in</strong>d (Arbeitsgruppe<br />

Schulforschung 1979,<br />

nach Andreas Witzel, Verfahren<br />

der qualitativen Sozialforschung,<br />

<strong>Frankfurt</strong>/New York 1982, S.66)<br />

Die Schulforschung des Instituts für<br />

Qualitätsentwicklung hat sich im<br />

Namen des Fortschritts weit von<br />

diesen Erkenntnissen entfernt. Was<br />

wir erlebten war e<strong>in</strong> dirigistisches<br />

Ausfragen entlang e<strong>in</strong>es engen Fragenkatalogs<br />

nach allen Regeln der<br />

Kunst, d.h. unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

mehr oder weniger subtiler E<strong>in</strong>schüchterungsmechanismen,<br />

wie<br />

das Drannehmen e<strong>in</strong>zelner, das<br />

Nachbohren, der Versuch <strong>in</strong> Widersprüche<br />

zu verwickeln und das<br />

Gegene<strong>in</strong>anderausspielen verschiedener<br />

Gruppen der Schulgeme<strong>in</strong>de.<br />

Kurz: das Gegenteil e<strong>in</strong>er Atmosphäre<br />

von Wertschätzung, Offenheit<br />

und Respekt – anzusiedeln<br />

irgendwo zwischen Prüfung und<br />

Verhör.<br />

Im Wesentlichen zwei Punkte<br />

erregten den Argwohn der Damen<br />

von der Inspektion. Zum e<strong>in</strong>en<br />

die Zufriedenheit mit dem Arbeitsklima<br />

an der Schule und die<br />

Wertschätzung zwischen Kollegium<br />

und Schulleitung. Ne<strong>in</strong>, es nutzte<br />

nichts, dass nochmals nachgebohrt<br />

wurde, ob Kolleg<strong>in</strong>nen, die<br />

von der Schulleitung zur Fortbildung<br />

angeregt werden, ob diese<br />

dies nicht vielleicht doch als unangenehm<br />

oder bedrohlich empf<strong>in</strong>den,<br />

man wisse doch wie das ist,<br />

wenn von oben ... Ob wirklich jeder<br />

das so sieht, das e<strong>in</strong> gutes Verhältnis<br />

besteht zwischen Schulleitung<br />

und Kollegium. „Können das<br />

bitte alle mit e<strong>in</strong>em Kopfnicken bestätigen!“.<br />

Wir nickten artig. Alle<br />

sehr froh, dass wir wahrheitsgemäß<br />

antworten konnten und nicht der<br />

Versuchung widerstehen mussten,<br />

diesen Damen unser Herz auszuschütten<br />

(Anonymität war uns zugesichert<br />

worden), über e<strong>in</strong>e Schulleitung,<br />

die uns durch ihren Führungsstil<br />

das Leben schwer macht<br />

– soll es ja geben. Ob die Schulleitung<br />

<strong>auch</strong> wirklich e<strong>in</strong> Team sei,<br />

ob vielleicht der e<strong>in</strong>e, oder die andere,<br />

ob wir beide me<strong>in</strong>en, wenn<br />

wir von Schulleitung sprechen, ja,<br />

ja, ... <strong>auch</strong> hier ke<strong>in</strong> war Keil zwischen<br />

zu treiben.<br />

Der andere Bereich, der im Fokus<br />

des Ausfragens stand, war die<br />

Sache mit der Gleichschaltung, oder<br />

wie man heute sagt Steuerung – von<br />

den Inspektor<strong>in</strong>nen mit Vokabeln<br />

wie Vergleichbarkeit, Sicherstellung<br />

von Gleichbehandlung, Absprachen<br />

im Jahrgang und Erreichung<br />

gleicher Ziele verklausuliert.<br />

An unserer Schule wird der Grundsatz<br />

der pädagogischen Freiheit und<br />

der Verantwortung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Lehrkraft ernst genommen, bei<br />

der Zusammenarbeit herrscht das<br />

Pr<strong>in</strong>zip der Freiwilligkeit und auf<br />

Gesamtkonferenzen werden pädagogische<br />

Themen ausführlich und<br />

kontrovers diskutiert. Die Lösung<br />

f<strong>in</strong>den wir häufig nicht im Entweder-Oder,<br />

sondern im Sowohl-als<strong>auch</strong>.<br />

Für die Schul<strong>in</strong>spektor<strong>in</strong>nen<br />

ansche<strong>in</strong>end e<strong>in</strong> schwer h<strong>in</strong>nehmbarer<br />

Zustand. Das wäre <strong>auch</strong> von<br />

Eltern im Gruppen<strong>in</strong>terview geäußert<br />

worden (anonym versteht sich<br />

– wenn überhaupt), dass Unzufriedenheit<br />

mit unterschiedlicher Bewertung<br />

besteht. „Wie stellen Sie sicher,<br />

...“ Gleiche Arbeiten, gleicher<br />

Unterricht, gleicher Lernstand, gleicher<br />

Maßnahmenkatalog bei Regelverstößen,<br />

nicht zu vergessen,<br />

alles gleich im Namen der Vergleichbarkeit.<br />

So wird man den<br />

K<strong>in</strong>dern die Heterogenität schon<br />

austreiben! Genug dieses unwürdigen<br />

Kapitels.<br />

Das Feedback<br />

Als das Gruppen<strong>in</strong>terview nach<br />

e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Stunden e<strong>in</strong> pünktliches<br />

Ende fand, hatten wir sechs<br />

freiwilligen, so unterschiedlichen<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen unisono das gleiche<br />

schlechte Gefühl. Das war sichergestellt<br />

worden – e<strong>in</strong> schöner Erfolg!<br />

In ke<strong>in</strong>em Moment dieses Interviews<br />

ließen uns die Damen vergessen,<br />

wes Geistes K<strong>in</strong>d sie s<strong>in</strong>d,<br />

dass die ganze Inspektion e<strong>in</strong> Kontroll<strong>in</strong>strument<br />

ist, welches den<br />

Schulen entgegen allen Behauptungen,<br />

es g<strong>in</strong>ge um mehr Selbstständigkeit,<br />

gerade diese nehmen<br />

soll. In dieser Deutlichkeit war mir<br />

der S<strong>in</strong>n der Schul<strong>in</strong>spektion theoretisch<br />

klar, nun aber ist die Erkenntnis<br />

ganzheitlich abgesichert.<br />

Für diesen Lernfortschritt b<strong>in</strong> ich<br />

dankbar!<br />

In der Feedbackrunde am Abend<br />

wurde man dann richtig heftig, als<br />

der größere Zusammenhang, <strong>in</strong> dem<br />

wir die Schul<strong>in</strong>spektion sehen, angesprochen<br />

wurde. „Wenn Sie nicht<br />

ruhig s<strong>in</strong>d, breche ich das Ganze hier<br />

ab“, hieß es. E<strong>in</strong>e Reaktion die jegliche<br />

Chance zur Reflexion der eigenen<br />

Rolle ungenutzt ließ und deutlich<br />

machte, dass die Feedbackrunde<br />

<strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e Farce war.<br />

Wie die Damen von der Inspektion<br />

das Gruppen<strong>in</strong>terview mit den Lehrkräften<br />

empfunden haben Als angenehm<br />

und offen, bekundeten beide.<br />

Na dann weiter so und – wie gesagt<br />

– Danke für den auf se<strong>in</strong>e Weise<br />

so lehrreichen Besuch!<br />

Susanne Hoeth<br />

Frühpensionierungen aus Krankheitsgründen bei Lehrkräften an<br />

hessischen Schulen alarmierend hoch<br />

Antrag an den Landesvorstand der<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Hessen</strong> zu Frühpensionierungen<br />

aus Krankheitsgründen bei<br />

Lehrkräften an hessischen Schulen<br />

Seit Jahren scheiden die meisten<br />

Lehrkräfte vor Erreichen des<br />

Pensionsalters wegen Dienstunfähigkeit<br />

(i.d.R. schwere Krankheit)<br />

oder vorzeitigem Versterben<br />

aus dem Dienst aus – im Schuljahr<br />

2007/2008 waren es 58% der ausscheidenden<br />

hauptberuflichen Lehrkräfte<br />

allgeme<strong>in</strong>bildender Schulen<br />

(s. Anlage). Diese Zahlen für Lehrkräfte<br />

an hessischen Schulen übersteigen<br />

die von Landesbediensteten,<br />

die <strong>in</strong> anderen Bereichen arbeiten,<br />

erheblich. Damit ist statistisch signifikant,<br />

dass die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

an den Schulen <strong>in</strong> hohem Maße für<br />

schwere Krankheiten, teilweise sogar<br />

mit Todesfolge, verantwortlich<br />

gemacht werden können. Die <strong>GEW</strong><br />

<strong>Hessen</strong> reagiert mit Unverständnis<br />

darauf, dass die Arbeitsbelastungen<br />

der Lehrkräfte trotzdem nicht entscheidend<br />

reduziert werden.<br />

Die nach dem Arbeitsschutzgesetz<br />

vorgeschriebenen Untersuchungen<br />

zur Feststellung der gesundheitlichen<br />

Risiken stehen an vielen<br />

Schulen seit Jahren aus, soweit<br />

es um die psychischen Belastungen<br />

geht. Auf die gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Maßnahmen zur effektiven<br />

Reduzierung der gesundheitlichen<br />

Belastungen warten wir hessenweit<br />

bis heute. Das liegt vor allem daran,<br />

dass die Landesregierung sich bis<br />

heute weigert, die hauptsächlichen<br />

Belastungsfaktoren wie Klassengrößen,<br />

Prüfungen, hohe Arbeitszeiten<br />

sowie zusätzliche Aufgaben und<br />

Mehrarbeit im erforderlichen Maß<br />

zu reduzieren.<br />

Die Aktivitäten im Arbeitsfeld<br />

Schule und Gesundheit des Hessischen<br />

Kultusm<strong>in</strong>isteriums bieten<br />

ke<strong>in</strong>en Ersatz für Maßnahmen<br />

zur Reduzierung der Gesundheitsrisiken<br />

an den Arbeitsplätzen von<br />

Lehrkräften und sozialpädagogischen<br />

Fachkräften an Schulen nach<br />

dem Arbeitsschutzgesetz. Yogaund<br />

Ernährungskurse können zur<br />

L<strong>in</strong>derung von Symptomen beitragen,<br />

reduzieren aber nicht die maßgeblichen<br />

Belastungsfaktoren.<br />

Lehrkräftebewegung von hauptberuflichen Lehrkräften 2002 – 2008<br />

Jahr<br />

2002 / 2003<br />

2003 / 2004<br />

2004 / 2005<br />

2005 / 2006<br />

2006 / 2007<br />

2007 / 2008<br />

Ruhestand mit Erreichen<br />

der Altersgrenze<br />

140<br />

129<br />

191<br />

166<br />

156<br />

146<br />

16,9%<br />

16,1%<br />

27,7%<br />

24,0%<br />

24,0%<br />

24,6%<br />

Die <strong>GEW</strong> <strong>Hessen</strong> dr<strong>in</strong>gt darauf,<br />

dass die vorgeschriebenen Untersuchungen<br />

und die daraus resultierenden<br />

erforderlichen Maßnahmen<br />

umgehend hessenweit getroffen<br />

werden. Die Frühpensionierungszahlen<br />

im Bereich der hessischen<br />

Schulen müssen auf e<strong>in</strong> Maß gesenkt<br />

werden, das die der Bediensteten<br />

<strong>in</strong> anderen Bereichen des Landes<br />

<strong>Hessen</strong> nicht übersteigt.<br />

Dafür werden wir mit aller<br />

Kraft e<strong>in</strong>treten<br />

■ <strong>in</strong> Verhandlungen mit der Hessischen<br />

Landesregierung und den<br />

Fraktionen des Hessischen Landtags,<br />

<strong>auch</strong> mit den Forderungen<br />

nach Rücknahme des erhöhten<br />

Alterse<strong>in</strong>trittsalters <strong>in</strong> Pension<br />

und Rente und nach Beibehaltung<br />

der Altersteilzeit<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildende Schulen<br />

Dienstunfähigkeit<br />

oder Tod<br />

351<br />

380<br />

368<br />

380<br />

382<br />

346<br />

43,6%<br />

47,5%<br />

53,4%<br />

55,0%<br />

58,9%<br />

58,3%<br />

■ durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit<br />

zu dieser Thematik,<br />

■ <strong>in</strong> Personalversammlungen, Schulgruppen<br />

und Personalräten<br />

■ durch gezielte Information und<br />

Beratung unser Mitglieder über<br />

ihre Rechte,<br />

durch die Prüfung juristischer<br />

Maßnahmen zur Durchsetzung<br />

der Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes<br />

im Schulbereich und<br />

die Unterstützung von Klagen bei<br />

stressbed<strong>in</strong>gten schweren Erkrankungen<br />

von Lehrkräften, die besondere<br />

Arbeitsbelastungen ertragen<br />

mussten.<br />

Antrag der <strong>GEW</strong>-Kreisverbände<br />

Offenbach-Stadt, Offenbach-Land,<br />

Hanau, Gelnhausen,<br />

Schlüchtern und des BV FFM an<br />

den Landesvorstand<br />

Ruhestand mit Erreichen<br />

d. Altersgrenze<br />

30<br />

25<br />

37<br />

32<br />

28<br />

42<br />

Berufliche Schulen<br />

25,4%<br />

21,5%<br />

39,8%<br />

30,5%<br />

28%<br />

34,4%<br />

Dienstunfähigkeit<br />

oder Tod<br />

Erklärung: Ruhestand mit Erreichen der Altersgrenze, Ruhestand auf Antrag (ohne Zahlenangabe, kann errechnet werden), Dienstunfähigkeit<br />

oder Tod, Summe 100% (Statistik aus dem Hauptpersonalrat)<br />

48<br />

59<br />

43<br />

53<br />

53<br />

59<br />

40,7%<br />

50,8%<br />

46,2%<br />

50,5%<br />

53%<br />

48,4%


SEITE 12<br />

T H E AT E R P Ä D A G O G I K<br />

FLZ Nr. 1/09<br />

„Das Theater – e<strong>in</strong> Ort, wo sehr viele gesellschaftspolitische Themen<br />

behandelt werden“<br />

Elisabeth Schweeger, die scheidende Intendat<strong>in</strong> des <strong>Frankfurt</strong>er Schauspiels, im Interview mit der FLZ<br />

FLZ Brecht warf dem herkömmlichen<br />

Theater e<strong>in</strong>mal vor, den Zuschauer<br />

besoffen zu machen und<br />

beschrieb die Vorzüge se<strong>in</strong>er eigenen<br />

Theaterkonzeption folgendermaßen:<br />

„Das Theater versucht<br />

nicht mehr, ihn [den Zuschauer] besoffen<br />

zu machen, ihn mit Illusionen<br />

auszustatten, ihn die Welt vergessen<br />

zu machen, ihn mit se<strong>in</strong>em<br />

Schicksal auszusöhnen. Das Theater<br />

legt ihm nunmehr die Welt vor<br />

zum Zugriff.“<br />

Frau Schweeger, macht das<br />

Schauspiel <strong>Frankfurt</strong> aus Ihrer Sicht<br />

den Zuschauer besoffen<br />

Schweeger Natürlich, besonders<br />

wenn man etwas gerne hört, dann<br />

ist man besoffen, m<strong>in</strong>destens süchtig<br />

danach und deswegen geht man<br />

dann <strong>auch</strong> immer wieder h<strong>in</strong>. Natürlich<br />

ist das Bestreben, wenn<br />

man e<strong>in</strong> Theater programmiert,<br />

dass die Zuschauer dort <strong>auch</strong><br />

gerne h<strong>in</strong> gehen. Das f<strong>in</strong>de ich e<strong>in</strong>en<br />

ganz wesentlichen Punkt, den<br />

man immer berücksichtigen muss,<br />

wenn man e<strong>in</strong> Theater konzipiert.<br />

Dazu kommt, dass sich e<strong>in</strong>iges verändert<br />

hat. Wo früher quasi e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tellektuelle Schicht war, die <strong>auch</strong><br />

e<strong>in</strong>en bestimmten Stellenwert <strong>in</strong><br />

der Gesellschaft hatte, hat sich das<br />

nach dem Krieg doch sehr verändert,<br />

weil sehr viel verschwunden<br />

ist, Menschen verschwunden s<strong>in</strong>d,<br />

die <strong>auch</strong> bestimmend waren für<br />

das kulturelle Leben. Und wenn<br />

ich mich an die <strong>Frankfurt</strong>er Schule<br />

und an die ‚68er er<strong>in</strong>nere: <strong>Frankfurt</strong><br />

war ja e<strong>in</strong> Ort, der viel bewegt<br />

hat. Da war das Theater plötzlich<br />

nicht mehr nur Theater, sondern<br />

zusätzlich e<strong>in</strong>e Plattform für Diskussionen<br />

und Ause<strong>in</strong>andersetzungen.<br />

Ich b<strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung, dass das<br />

Theater tatsächlich e<strong>in</strong>e Funktion<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Agora wie <strong>in</strong> der<br />

griechischen Antike hat, nämlich<br />

als Ort der Begegnung, wo man<br />

etwas sieht, sich trifft, sich austauscht,<br />

mit anderen Sichtweisen<br />

und anderen Denkweisen konfrontiert<br />

wird, an bestimmte Traditionen<br />

er<strong>in</strong>nert wird, um diese <strong>in</strong> neuen<br />

Zusammenhängen zu überprüfen<br />

ob ihrer heutigen Gültigkeit.<br />

Aber wir s<strong>in</strong>d <strong>auch</strong> dafür zuständig,<br />

Kultur fortzuschreiben, daher<br />

<strong>auch</strong> die Ermöglichung ungewöhnlicher<br />

ästhetischer Handschriften<br />

und Förderung junger Autoren.<br />

Die Funktion des Theaters hat<br />

sich etwas verändert: Wo es früher<br />

e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es identitätsstiftendes<br />

Institut war, ist es heute e<strong>in</strong> Ort,<br />

der Bildungsaufgaben übernommen<br />

hat, wo aber <strong>auch</strong> sehr viele<br />

gesellschaftspolitische Themen<br />

behandelt werden, und der E<strong>in</strong>zelne<br />

im klassischen S<strong>in</strong>ne des Theaters<br />

zwar erbaut und getröstet werden<br />

soll, aber <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>en kritischen<br />

Spiegel vorgehalten bekommt, an<br />

dem er sich reiben kann.<br />

FLZ Ist das Theater jetzt privater<br />

geworden<br />

Schweeger Ne<strong>in</strong>, im Gegenteil. Privat<br />

würde ja heißen, es hat ke<strong>in</strong>en<br />

öffentlichen Stellenwert. Z.B. Emilia<br />

Galotti von Less<strong>in</strong>g beschäftigt<br />

sich mit e<strong>in</strong>er Privatheit, die politisch<br />

missbr<strong>auch</strong>t wird. Was ist hier<br />

privat und was nicht In dem Augenblick,<br />

wo du im Theater bist,<br />

bist du nicht privat, du bef<strong>in</strong>dest<br />

dich im öffentlichen Raum, wo vielleicht<br />

private Themen zur Sprache<br />

kommen, aber diese natürlich gesellschaftlich<br />

relevant s<strong>in</strong>d weil wir<br />

private Menschen im gesellschaftli-<br />

Elisabeth Schweeger<br />

chen Kontext, somit politische Wesen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

FLZ Ich frage trotzdem noch mal<br />

nach. Ich würde furchtbar gern<br />

noch mal den Galilei behandeln, ich<br />

würde gern wieder mal die Brandstifter<br />

behandeln, aber es wird nicht<br />

gespielt. Von Brecht sieht man eigentlich<br />

nur die Kle<strong>in</strong>bürgerhochzeit<br />

und die Dreigroschenoper, aber<br />

die großen politischen Stücke werden<br />

weniger gespielt. Oder andere<br />

große Stücke, die politische Wirkung<br />

<strong>auch</strong> gehabt haben oder <strong>auch</strong><br />

noch haben sollten, ich nenne mal<br />

He<strong>in</strong>ar Kipphardt, ich f<strong>in</strong>de sie <strong>in</strong><br />

den Inszenierungen nicht und ich<br />

habe den E<strong>in</strong>druck, diese Stücke<br />

werden gescheut von den Regisseuren.<br />

Schweeger Ne<strong>in</strong>, es gibt Zeiten, <strong>in</strong><br />

denen manche Stücke funktionieren<br />

und unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>szeniert werden<br />

wollen und <strong>in</strong> manchen nicht.<br />

Ich denke, Brechtstücke heute zu<br />

spielen, ist eher kompliziert, es<br />

kann aber durchaus se<strong>in</strong>, dass wieder<br />

ihre Zeit kommt.<br />

Daran lässt sich aber nicht festmachen,<br />

dass es ke<strong>in</strong> politisches<br />

Theater mehr gibt. Wenn Sie sich<br />

die Stücke anschauen, wie sie gemacht<br />

werden, z.B. „Der Fremde“<br />

von Camus, <strong>in</strong> der Regie von Sebastian<br />

Baumgarten, dann ist das politisches<br />

Theater, oder Sartre, oder<br />

„Mond für die Beladenen“ von<br />

O’Neil, oder Less<strong>in</strong>gs „Nathan“,<br />

das s<strong>in</strong>d alles hochpolitische Stücke.<br />

Die „Orestie“ ist wirklich e<strong>in</strong>es<br />

der größten politischen Stücke, wo<br />

die Entstehung der Demokratie verhandelt<br />

wird. Also wenn man sagt,<br />

das Theater von heute wäre unpolitisch,<br />

dann weiß ich nicht mehr,<br />

was politisch se<strong>in</strong> soll.<br />

FLZ Gibt es schon e<strong>in</strong>e Summe Ihrer<br />

<strong>Frankfurt</strong>er Jahre oder etwas,<br />

wovon Sie sagen, das war besonders<br />

<strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />

Schweeger Ich habe acht Jahre hier<br />

gearbeitet, ich möchte ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen<br />

Tag missen. Manches hätte<br />

leichter gehen können, aber das<br />

wusste ich ja von vornhere<strong>in</strong>, auf<br />

was für e<strong>in</strong>e Stadt ich mich e<strong>in</strong>lasse<br />

und deswegen b<strong>in</strong> ich <strong>auch</strong> hergekommen,<br />

weil es mich <strong>in</strong>teressiert<br />

hat, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt, die sich<br />

so sehr der Moderne verschrieben<br />

hat, letzten Endes die modernste<br />

Stadt <strong>in</strong> ganz Deutschland ist, arbeiten<br />

zu dürfen. E<strong>in</strong>e Stadt, <strong>in</strong> der<br />

man die Moderne <strong>auch</strong> im Alltag<br />

spürt, <strong>in</strong> ihrer fluktuierenden Demographie<br />

e<strong>in</strong> Ausdruck der globalen<br />

Marktwirtschaft ist und zudem<br />

e<strong>in</strong>e spannende <strong>in</strong>tellektuelle<br />

Tradition hat.<br />

Da hat mich <strong>in</strong>teressiert, was<br />

für e<strong>in</strong>e Theaterkunst br<strong>auch</strong>t e<strong>in</strong>e<br />

solche Stadt, die so selbstverständlich<br />

mit ihrer kulturellen Vielfalt<br />

umgeht; da hatte ich das Gefühl,<br />

dass man <strong>auch</strong> <strong>in</strong> ästhetischer<br />

H<strong>in</strong>sicht vielfältige Sprachen vorlegen<br />

und vorgeben kann und darauf<br />

verweisen, dass Kunst Zeugnis<br />

ablegen kann von dieser kulturellen<br />

Vielfalt, die es zu pflegen, auszubauen<br />

und zum Verständnis zu<br />

br<strong>in</strong>gen gilt.<br />

FLZ Was Sie vorh<strong>in</strong> gesagt haben,<br />

über die Frage, dass das Private politisch<br />

se<strong>in</strong> kann und politisch se<strong>in</strong><br />

muss, das leuchtet mir sofort e<strong>in</strong>,<br />

wenn ich mir unsere Schülerschaft<br />

anschaue. Wir haben e<strong>in</strong>e Schülerschaft<br />

bei uns an der Kl<strong>in</strong>gerschule,<br />

die zu e<strong>in</strong>em ganz hohen Anteil<br />

überhaupt gar ke<strong>in</strong>e Kontakte mit<br />

klassischen Bildungsgütern, ja mit<br />

europäischen Bildungsgütern hat.<br />

Das ist das E<strong>in</strong>e. Das Andere ist,<br />

dass e<strong>in</strong> relativ starker Anteil dieser<br />

Schüler sich mit Glaubensfragen<br />

ause<strong>in</strong>andersetzt, mit Fragen,<br />

die sich auf dem Gebiet der Geltung<br />

von Ehre, sagen wir im weitesten<br />

S<strong>in</strong>ne von Verhaltensnormen,<br />

bewegen, die <strong>auch</strong> unseren<br />

Vorstellungen gegenüber erst e<strong>in</strong>mal<br />

fremd s<strong>in</strong>d, wodurch e<strong>in</strong>e Reibung<br />

entsteht. Was ich dann beobachte,<br />

wenn ich mit diesen Schülern<br />

<strong>in</strong>s Theater komme, ist, dass<br />

hier zwei Welten zusammenprallen.<br />

Diese Schüler haben zum Teil<br />

e<strong>in</strong>e andere Art und Weise mit Theater<br />

umzugehen, e<strong>in</strong>e lebhafte, gar<br />

nicht böse geme<strong>in</strong>te, die dem „klassischen“<br />

Theaterpublikum fremd<br />

ist. Es kommt also <strong>auch</strong> zu Ause<strong>in</strong>andersetzungen,<br />

Ärgernissen.<br />

Wie sehen Sie die Here<strong>in</strong>nahme,<br />

die Ansprache dieses Publikums<br />

Schweeger Ich f<strong>in</strong>de das zentral<br />

wichtig. Wir hatten kürzlich wieder<br />

Diskussionen <strong>in</strong>nerhalb des Theaters<br />

wegen e<strong>in</strong>er Nathan-Vorstellung,<br />

die sehr gemischt besucht war<br />

von Jungen und Älteren. Die Älteren<br />

haben sich aufgeregt, zu Recht;<br />

die Schauspieler waren <strong>auch</strong> aufgebracht:<br />

Es war e<strong>in</strong>e Schulklasse<br />

dr<strong>in</strong>, die sich e<strong>in</strong>fach unglaublich<br />

verhalten hat und die Vorstellung<br />

mit E<strong>in</strong>würfen störten, die wegen<br />

ihrer rassistischen Gehalte schwer<br />

zu denken gaben. Da entstand <strong>auch</strong><br />

politische Angst bei uns. Die Schauspieler<br />

waren völlig aus dem Häuschen;<br />

wir haben versucht, zu eruieren,<br />

welche Klasse das war, um mit<br />

ihnen darüber zu reden. Wir haben<br />

uns jetzt vorgenommen, dass<br />

wir vor jeder Nathan-Vorstellung<br />

jetzt doch E<strong>in</strong>führungen geben werden.<br />

Die Schüler müssen <strong>auch</strong> verstehen<br />

lernen, dass Schauspieler-<br />

Arbeit Schwerarbeit ist, die hohe<br />

Konzentration vom Spieler abfordert<br />

und daher <strong>auch</strong> Ruhe, Konzentration<br />

und Aufmerksamkeit<br />

vom Zuschauer br<strong>auch</strong>t. Natürlich<br />

verpflichtet Theater zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal zum Stillhalten, sich h<strong>in</strong>zusetzen<br />

und zuzuhören und zuzusehen,<br />

sich e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>lassen, um später,<br />

nach der Vorstellung, darüber<br />

zu reden. Diese Form von Konzentration<br />

haben viele heute verlernt.<br />

Wir wissen im Theater natürlich<br />

<strong>auch</strong>, wo früher selbst nach 20 M<strong>in</strong>uten-Monologen<br />

noch Aufmerksamkeit<br />

möglich war, hört heute<br />

die Konzentration nach drei M<strong>in</strong>uten<br />

auf. Manche Regisseure versuchen<br />

die Stille herzustellen und<br />

provozieren damit das Halten der<br />

Aufmerksamkeit, es gibt aber <strong>auch</strong><br />

Regisseure, die von Anfang an auf<br />

die Schnelligkeit e<strong>in</strong>gehen, dem gewohnten<br />

Zappen nachgehen und<br />

nach kürzester Zeit Reize schaffen.<br />

Das heißt, da ist e<strong>in</strong> gegenseitiger<br />

Lernprozess notwendig.<br />

FLZ Das entwirft ja zwei mögliche<br />

unterschiedliche Modelle von Theater.<br />

Das e<strong>in</strong>e ist mehr pädagogisch<br />

<strong>in</strong>tendiert und sagt Konzentration,<br />

diese spezielle Art von Konzentration,<br />

die <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>en Eigenwert hat,<br />

also <strong>auch</strong> außerhalb dieses Rahmens,<br />

das begreifen wir als Auftrag.<br />

Das wäre <strong>auch</strong> mehr e<strong>in</strong>e Art<br />

von Theater im S<strong>in</strong>ne der klassischen<br />

Konstruktion.. Die andere<br />

könnte ja heißen, wir br<strong>auch</strong>en e<strong>in</strong>e<br />

andere Art von Theater, weil wir<br />

e<strong>in</strong> anderes Publikum mit e<strong>in</strong>er anderen<br />

Lebendigkeit haben.<br />

Schweeger Aber das versucht man<br />

ja immer wieder. Wir tun das ja,<br />

weil wir genau wissen, das Theater<br />

wird nicht nur von der älteren Generation<br />

bevölkert, sondern <strong>auch</strong><br />

von Jüngeren. Wenn wir die Jüngeren<br />

nicht bedienen, haben wir morgen<br />

ke<strong>in</strong> Publikum mehr. Ganz e<strong>in</strong>fach.<br />

Die theaterpädagogische Arbeit<br />

z.B. war früher e<strong>in</strong> Randgebiet<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Theaters, das<br />

beschäftigt uns mittlerweile zu 25<br />

%, das wird immer mehr und ich<br />

b<strong>in</strong> sowieso jemand, der Wert darauf<br />

legt, weil die Schulen es nicht<br />

mehr schaffen, das Bildungsniveau<br />

zu halten.<br />

In der Schulausbildung werden<br />

heute andere Schwerpunkte gesetzt,<br />

dadurch gehen bestimmte Inhalte<br />

verloren. Was machen wir dann mit<br />

unserer Institution, die mit Ritualen,<br />

Codierungen, Traditionen umgeht<br />

und sich immer darauf beruft,<br />

wenn diese Sprache nicht mehr verstanden<br />

wird und wir ihr aber <strong>auch</strong><br />

morgen noch e<strong>in</strong>e Zukunft geben<br />

wollen Wir versuchen auf die Realität<br />

zu reagieren, uns ihr zu stellen<br />

<strong>in</strong> der Arbeit und wir versuchen<br />

mit den Schülern und <strong>auch</strong> den Lehrern<br />

im Gespräch zu se<strong>in</strong>, machen<br />

Workshops mit Jugendlichen, mit<br />

Älteren übrigens <strong>auch</strong>, zu den Stücken<br />

extra erarbeitet, wir haben e<strong>in</strong>en<br />

Club gegründet. So ziemlich<br />

alle Schulen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unserem Verteiler<br />

dr<strong>in</strong>. Wir haben <strong>auch</strong> viele<br />

Schulen aus dem Umland immer<br />

wieder da gehabt. Me<strong>in</strong> Vorgänger<br />

hatte ja ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derstücke im<br />

Programm, wir haben sie wieder<br />

e<strong>in</strong>geführt, aber von vornhere<strong>in</strong> gesagt,<br />

dass wir Klassiker für Jugendliche<br />

zubereiten wollten, um sie an<br />

die genaue Sprache und große Literatur<br />

heranzuführen. Wir haben<br />

zum Beispiel Shakespeares „Sommernachtstraum“<br />

gemacht, und<br />

unser Chefdramaturg Jens Groß<br />

hat den Text leicht bearbeitet und<br />

adaptiert, Sprache und Geschichte<br />

beibehalten. Das war nicht ganz<br />

e<strong>in</strong>fach für die K<strong>in</strong>der, aber der große<br />

Erfolg hat uns recht gegeben:<br />

Die Inszenierung war zwei Jahre<br />

im Programm.<br />

Mit dem „Käthchen von<br />

Heilbronn“ von Kleist, e<strong>in</strong>es der<br />

schwersten Stücke der deutschen<br />

Literatur, gelang e<strong>in</strong> ganz selbstverständlicher<br />

Umgang für die K<strong>in</strong>der<br />

von 8 – 15 Jahren, und wir hatten<br />

das Gefühl, mit der Freude an<br />

der Aufführung ist <strong>auch</strong> e<strong>in</strong> Anreiz,<br />

sich damit weiter zu beschäftigen,<br />

entstanden.<br />

Die Jugendarbeit wurde <strong>auch</strong> dank<br />

der BHF-Bank-Stiftung weiter ausgebaut.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit ihr haben<br />

wir das Festival Unart gegründet,<br />

das Jugendliche auffordert, ihre<br />

Probleme theatralisch zu formulieren.<br />

Mittlerweile s<strong>in</strong>d fünf Städte<br />

daran beteiligt. also Sie sehen, es<br />

passiert schon ziemlich viel auf diesem<br />

Sektor.<br />

FLZ S<strong>in</strong>d Sie denn mit der Resonanz<br />

an den Schulen e<strong>in</strong>igermaßen<br />

zufrieden<br />

Schweeger Ja, aber es hat sich wieder<br />

etwas verändert im Lehrplan.<br />

Früher war es etwas leichter für<br />

Lehrer, die Schüler <strong>in</strong>s Theater zu<br />

br<strong>in</strong>gen, weil es während der Schulzeit<br />

möglich war.<br />

FLZ Was sich verändert hat, ist der<br />

Kanon. Wir haben jetzt durch das<br />

Zentralabitur relativ festgelegt für<br />

die letzten beiden gymnasialen Jahre<br />

e<strong>in</strong>en Literaturkanon, der muss<br />

abgearbeitet werden, wir würden<br />

aber gern <strong>auch</strong> etwas machen, was<br />

das Theater anbietet.<br />

Schweeger Aber Sie könnten <strong>in</strong> Ihrer<br />

Zeitung zum Beispiel Abos anbieten,<br />

aufzeigen, wo und wie man<br />

an billige Theaterkarten oder Jugendabos<br />

kommt. Wir haben aber<br />

<strong>auch</strong> festgestellt, dass es e<strong>in</strong> anderes<br />

Käuferverhalten gibt. Die Leute<br />

kommen am Abend zu uns wie<br />

<strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o. Also ke<strong>in</strong>e lange Vorplanung,<br />

abends e<strong>in</strong>fach H<strong>in</strong>gehen.<br />

Dazu kann man junge Menschen<br />

doch motivieren. Oder <strong>in</strong> Eurer<br />

Zeitung kurze Kritiken über neue<br />

Stücke schreiben lassen. Das ist<br />

vielleicht <strong>auch</strong> e<strong>in</strong> Anreiz.<br />

FLZ Gerüchtehalber hört man, der<br />

Veranstaltungsort Schmidtstrasse<br />

solle nach dem Ende Ihrer Intendanz<br />

nicht mehr benutzt werden.<br />

Schweeger Ke<strong>in</strong> Gerücht.<br />

FLZ Man hört, es habe mit zu hohen<br />

Kosten zu tun.<br />

Schweeger Stimmt nicht.<br />

FLZ Was war der Pluspunkt an der<br />

Schmidtstraße Sie haben sich ja<br />

wohl sehr entschieden für diesen<br />

Aufführungsort e<strong>in</strong>gesetzt.


FLZ Nr. 1/09 T H E AT E R P Ä D A G O G I K<br />

SEITE 13<br />

Bessere Noten bei PISA<br />

Die Politik <strong>in</strong>strumentalisiert die Schultests und ändert nichts<br />

Seit der Veröffentlichung der ersten<br />

PISA-Untersuchung 2001 s<strong>in</strong>d die<br />

Schulm<strong>in</strong>isterien mit jedem weiteren<br />

für Deutschland ungünstigen<br />

Ergebnis immer stärker <strong>in</strong> die Kritik<br />

geraten. PISA war und ist e<strong>in</strong>e<br />

Bankrotterklärung für das deutsche<br />

Schulsystem. Seitdem geht es <strong>in</strong> der<br />

öffentlichen Darstellung nur noch<br />

um die Rechtfertigung ihrer eigenen<br />

Politik.<br />

Die M<strong>in</strong>ister bezeichnen Bildung<br />

als e<strong>in</strong> Mittel gegen Armut<br />

und machen Bildung gleichzeitig<br />

zur Ware: Mit jedem Jahr wird die<br />

Lernmittelfreiheit weiter gekürzt,<br />

(Schul-)Bibliotheken werden geschlossen,<br />

die öffentlichen Schulen<br />

verkommen. Zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkt<br />

haben die Kultusm<strong>in</strong>ister ernsthaft<br />

die Diskussion mit den Betroffenen<br />

oder gar Lösungsstrategien gesucht.<br />

Ungünstige PISA-Ergebnisse<br />

werden verschleiert, statistisch<br />

unbedeutende Veränderungen als<br />

Erfolg gewertet. Dabei heißt es <strong>in</strong><br />

der offiziellen PISA-Broschüre der<br />

OECD: „Das Hauptziel (...) dieser<br />

groß angelegten Untersuchung ist<br />

(...) die Gew<strong>in</strong>nung von empirisch<br />

gesicherten Informationen, die als<br />

Grundlage von schulpolitischen<br />

Entscheidungen dienen können.”<br />

Stattdessen greift die Testwut um<br />

sich, vom eigenen Versagen wird<br />

abgelenkt.<br />

Vor der Veröffentlichung der<br />

ersten PISA-Daten 2001 kannten<br />

wir weder flächendeckende Leistungsüberprüfungen<br />

<strong>in</strong> der Grundschule<br />

noch Vergleichsarbeiten <strong>in</strong><br />

den Jahrgängen 6, 9 und 10, es gab<br />

ke<strong>in</strong>en zentralen Sekundarstufe-I-<br />

Abschluss und <strong>auch</strong> ke<strong>in</strong> Zentralabitur.<br />

Ungeachtet aller pädagogischen<br />

Erfahrung geht die Kultusbürokratie<br />

nun davon aus, dass<br />

die E<strong>in</strong>führung von Vergleichsarbeiten<br />

(sprich Rank<strong>in</strong>g) das Leistungsniveau<br />

anhebe. Sie verstärken<br />

aber die ohneh<strong>in</strong> schon vorhandene<br />

Selektion. Das Kernproblem des<br />

deutschen Bildungssystems, die Abhängigkeit<br />

der schulischen Leistung<br />

von der sozialen Herkunft,<br />

verschärft sich mit jedem weiteren<br />

Test.<br />

Sorgenk<strong>in</strong>d ist und bleibt die<br />

Hauptschule. Jetzt wollen die Kultusm<strong>in</strong>ister<br />

die Ansprüche an die<br />

Hauptschule so weit herunterfahren,<br />

dass die Zahl der Scheiternden<br />

s<strong>in</strong>kt. Abschaffen wollen sie<br />

die Hauptschule jedoch nicht. Vielmehr<br />

soll sie von den Bildungsstandards<br />

der allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />

Schulen abgekoppelt werden. Damit<br />

werden praktisch Förderschulen<br />

(Sonderschulen) geschaffen, die<br />

sich nicht an Lernstandserhebungen<br />

beteiligen.<br />

Wie wird Sachsen Testsieger<br />

Der <strong>in</strong> diesem Jahr von der<br />

Kanzler<strong>in</strong> veranstaltete „Nationale<br />

Bildungsgipfel” hatte re<strong>in</strong>en Symbolcharakter.<br />

Er wird ke<strong>in</strong>e Auswirkungen<br />

haben auf die<br />

■ rund 80000 Schüler, die jährlich<br />

die Schule ohne Abschluss verlassen;<br />

■ die 400000 Sonderschüler, die<br />

ke<strong>in</strong>e Chance auf dem Ausbildungsmarkt<br />

haben;<br />

■ die 500000 Jugendlichen, die<br />

<strong>in</strong> Übergangsmaßnahmen „geparkt”<br />

werden, anstatt ganz normal<br />

e<strong>in</strong>en Beruf zu erlernen.<br />

Stattdessen wird <strong>in</strong> der Bildungspolitik<br />

methodisch Chaos<br />

betrieben, <strong>in</strong>dem das deutsche<br />

PISA-Konsortium andere Indizes<br />

verwendet als die OECD, damit<br />

die BRD günstigere Werte erzielt,<br />

vor allem wenn es um Chancengleichheit<br />

geht, um die es bei uns<br />

so schlecht bestellt ist.<br />

Aber <strong>auch</strong> beim Bundesländervergleich<br />

(PISA-E) wird mit Nebelkerzen<br />

geworfen. Wichtige Informationen<br />

kommen nur am Rande<br />

zur Sprache, bspw. dass Sachsen,<br />

das sich als „Testsieger” feiern lässt,<br />

se<strong>in</strong>e Problemschüler schneller als<br />

jedes andere Bundesland <strong>in</strong> Sonderschulen<br />

abschiebt – Sachsens Anteil<br />

liegt hier bei 6% gegenüber 4% im<br />

Bundesdurchschnitt; Sonderschüler<br />

werden für PISA ja nicht getestet.<br />

Sachsen feiert se<strong>in</strong> zweigliedriges<br />

Schulsystem, doch die Entscheidung<br />

für das Gymnasium fällt<br />

<strong>auch</strong> hier nach der vierten Klasse<br />

und die Mittelschüler werden zwei<br />

Jahre später <strong>in</strong> Haupt- und Realschulgänge<br />

sortiert – dann s<strong>in</strong>d wir<br />

wieder bei der Dreigliedrigkeit, und<br />

Gesamtschulen gibt es hier nicht.<br />

Sachsens „gutes” Abschneiden relativiert<br />

sich weiter, wenn sich herausstellt,<br />

dass es im Vergleich zu<br />

F<strong>in</strong>nland e<strong>in</strong>en Rückstand von e<strong>in</strong>em<br />

ganzen Schuljahr hat. Da gibt<br />

es nichts zu feiern.<br />

Unterricht ist Nebensache<br />

Zwischen den Bundesländern<br />

s<strong>in</strong>d die statistischen Unterschiede<br />

ganz unbedeutend – manchmal<br />

betragen sie nur e<strong>in</strong> Prozentpunkt,<br />

entscheiden aber über e<strong>in</strong>en höheren<br />

oder niedrigeren Platz, ohne<br />

e<strong>in</strong>e verwertbare Aussage zu liefern.<br />

In Baden- Württemberg, Bayern<br />

und Niedersachsen ist die Beteiligung<br />

freiwillig und damit die<br />

Teilnahmequote niedrig. In den übrigen<br />

Bundesländern liegt sie teilweise<br />

um 10% höher. Hätten alle<br />

Bundesländer die gleiche niedrige<br />

Quote wie BW, würde sich <strong>auch</strong> die<br />

Rangfolge ändern, BW käme dann<br />

vom 4. auf den 9.Platz.<br />

Das zeigt, wie fragwürdig die<br />

Vergleiche s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>mal ganz abgesehen<br />

davon, dass die Test Momentaufnahmen<br />

s<strong>in</strong>d, die weder etwas<br />

über die Ursachen von Leistungsmängeln<br />

aussagen noch darüber,<br />

wie die Leistungsprobleme angegangen<br />

werden sollen.<br />

Aber das sollen die Tests <strong>auch</strong><br />

nicht. Sie dienen nur noch dazu,<br />

dass sich die Politiker von ihnen<br />

bestätigen lassen, was sie „schon<br />

immer” gesagt haben. Sie unternehmen<br />

nichts oder das Falsche, sie helfen<br />

nicht, sie ändern nichts.<br />

Und <strong>in</strong> den Schulen blüht der<br />

bürokratische Wahns<strong>in</strong>n, vers<strong>in</strong>ken<br />

die Pädagogen <strong>in</strong> Arbeitsplänen,<br />

Lernstandserhebungen und<br />

Vergleichsarbeiten, die dann <strong>in</strong><br />

Steuerungsgruppen und Kompetenzteams<br />

diskutiert werden müssen.<br />

Unterricht wird zur Nebensache<br />

und dient nur noch dazu, wieder<br />

neue Tests schreiben zu können.<br />

Schon <strong>in</strong> der Grundschule stehen<br />

die K<strong>in</strong>der immer stärker unter<br />

Stress, die ausgeklügelte Sortiermasch<strong>in</strong>e<br />

Schule macht Angst und<br />

immer häufiger landen K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche beim schulpsychologischen<br />

Dienst.<br />

Statt testen – testen – testen<br />

br<strong>auch</strong>en die Lehrkräfte Fortbildung,<br />

die Schüler kle<strong>in</strong>e Lerngruppen,<br />

<strong>in</strong>dividuelle Förderung und e<strong>in</strong><br />

Unterrichtsklima ohne Rank<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er gut ausgestatteten Schule, die<br />

Spaß macht und e<strong>in</strong>e Schule für alle<br />

ist.<br />

http://www.vsp-vernetzt.de/<br />

soz-0902/0902061.php<br />

Fortsetzung / Interview mit Elisabeth Schweeger<br />

E<strong>in</strong>e zweite Frage <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang wäre, ob das Bockenheimer<br />

Depot geeignet se<strong>in</strong><br />

wird, das, was die Schmidtstraße<br />

geboten hat, als Veranstaltungsort<br />

zu ersetzen.<br />

Schweeger Kommt e<strong>in</strong> neuer Koch,<br />

ändert sich natürlich das Gericht,<br />

das ist normal. Die Schmidtstraße<br />

war hauptsächlich Probebühne.<br />

was jedes Theater unserer Größe<br />

br<strong>auch</strong>t; aufgrund damals notwendig<br />

gewordener Konsolidierung des<br />

Haushaltes haben wir beschlossen,<br />

die Schmidtstraße weiter als Probebühne<br />

zu benutzen, aber gleichzeitig<br />

an drei Tagen der Woche dort<br />

zu spielen um Kosten re<strong>in</strong>zuspielen<br />

mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>imalkonzept:<br />

nur 2 Techniker, nur 6 Schauspieler<br />

pro Inszenierung, davon max.<br />

1 Gast, nur 1 Bühnenbild für 6 -<br />

8 Inszenierungen (also bewegliche<br />

Module, wo <strong>auch</strong> Schauspieler anpacken<br />

mussten), ungewöhnlicher<br />

Zugriff auf Texte, Romane, Filmbearbeitungen,<br />

neue ästhetische Versuchsanordnungen<br />

etc. Das hat uns<br />

alle dazu gebracht, nachzudenken,<br />

was Theatermachen heißt, daraus<br />

s<strong>in</strong>d dann <strong>auch</strong> sehr ungewöhnliche<br />

Projekte entstanden, neue Zugriffe,<br />

neue Türen, die geöffnet werden<br />

und das hat eigentlich wahns<strong>in</strong>nig<br />

Spaß gemacht. Die Schmidtstraße<br />

ist e<strong>in</strong>e tolle Erfahrung, weil<br />

sie e<strong>in</strong> sachlicher Raum ist, e<strong>in</strong>fach<br />

wie e<strong>in</strong> Riesenconta<strong>in</strong>er, wo <strong>auch</strong><br />

das Verhältnis zwischen Zuschauer<br />

und zu Präsentierendem überprüfbar<br />

war. Es war e<strong>in</strong> spannendes<br />

Modell, für e<strong>in</strong>ige Zeit war das<br />

sehr <strong>in</strong>teressant und sehr fruchtbr<strong>in</strong>gend<br />

für uns alle und von Arm<strong>in</strong><br />

Petras und danach von Florian<br />

Fiedler geme<strong>in</strong>sam mit uns vorzüglich<br />

kuratiert.<br />

FLZ Die Schmidtstraße war für<br />

mich das Theater für Schüler. Ich<br />

werde es sehr vermissen. Es kann<br />

doch wohl nicht se<strong>in</strong>, dass das jetzt<br />

stirbt, wo das der spannendste Ort<br />

für Theater <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> ist. Es waren<br />

tolle Inszenierungen und ich b<strong>in</strong><br />

mit me<strong>in</strong>en Schülern dagewesen, es<br />

hat bei den Schülern <strong>auch</strong> gezündet,<br />

weil es nah dran war, es war<br />

e<strong>in</strong>fach nachvollziehbar und hatte<br />

nicht diese Distanz von Theateratmosphäre.<br />

Es gab ke<strong>in</strong>e ökonomischen<br />

und ke<strong>in</strong>e organisatorischen Zwänge,<br />

aus der Schmidtstraße rauszugehen<br />

Schweeger Von me<strong>in</strong>er Seite her<br />

nicht. Das Bockenheimer Depot<br />

konnten wir uns wegen se<strong>in</strong>er<br />

Größe und dem damit verbundenen<br />

personellen Aufwand nicht leisten.<br />

Die Schmidtstraße kann ich mit<br />

zwei Technikern fahren, das ist ke<strong>in</strong><br />

Problem. Aber das Bockenheimer<br />

Depot, da br<strong>auch</strong>st du e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e<br />

große technische Mannschaft.<br />

Ich fand <strong>auch</strong>, wenn ich für e<strong>in</strong>e<br />

Stadt Theater mache, da muss<br />

ich zum Teil die repräsentativen<br />

Wünsche bedienen, ich<br />

muss das Bildungsbürgertum<br />

bedienen, ich muss aber das<br />

Moderne <strong>auch</strong> bedienen, das<br />

Unfertige und Junge. Und<br />

ich f<strong>in</strong>de es <strong>auch</strong> genauso<br />

spannend und wichtig e<strong>in</strong>en<br />

Stadtteil wie das Gallusviertel<br />

<strong>in</strong> die künstlerische Arbeit<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren. Und wir<br />

merken jetzt, wie die Leute<br />

<strong>auch</strong> aus der Gegend <strong>in</strong>s<br />

Theater kommen und das<br />

ist gut. Über kulturelle Angebote<br />

das Publikum anzusprechen<br />

ist Integrationsarbeit,<br />

das schafft man leichter<br />

mit so e<strong>in</strong>er Halle, als mit<br />

e<strong>in</strong>em großen Haus wie das<br />

schauspielfrankfurt, wo du<br />

erst Hemmschwellen abbauen<br />

musst, damit e<strong>in</strong> mit Theater<br />

nicht so vertrautes Publikum<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geht. Ganz am<br />

Anfang habe ich z.B. „Kanak<br />

Attack“, e<strong>in</strong> Themenwochenende<br />

zur Multikulturalität<br />

gemacht, das war natürlich<br />

lustig und <strong>in</strong>teressant, weil<br />

Theater gespielt worden ist, getanzt,<br />

diskutiert aber <strong>auch</strong> gekocht<br />

wurde, da waren so viele ausländische<br />

Leute wie noch nie hier im<br />

<strong>Frankfurt</strong>er Lehrerzeitung<br />

flz@gew-frankfurt.de<br />

Herausgeber<br />

<strong>Bezirksverband</strong> <strong>Frankfurt</strong> a. M. der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft (<strong>GEW</strong>) im DGB,<br />

Bleichstr. 38a, 60313 <strong>Frankfurt</strong><br />

Tel.: 069 – 29 18 18, Fax: 069 – 29 18 19<br />

E-mail: <strong>GEW</strong>.BV.<strong>Frankfurt</strong>@t-onl<strong>in</strong>e<br />

Bürozeiten Geschäftsstelle des <strong>Bezirksverband</strong>es:<br />

montags bis freitags 10.00 – 16.00 Uhr<br />

Vorsitzender Herbert Storn<br />

Redaktion Christiane Treffert und Ernst Olbrich<br />

Rechtsberatung Hanne Hirn und Thomas Sachs<br />

montags 15.30 – 17.30 Uhr, Tel.: 069 – 13 37 78 71<br />

Theater, das war wirklich wichtig.<br />

Auch die Bukov<strong>in</strong>a-Clubs, die wir<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen haben mit dem<br />

Musiker und DJ Shantel, diente<br />

dazu, die Türen zu öffnen, zu sagen,<br />

da ist ke<strong>in</strong>e Mauer, wo man<br />

irgendwie mit Schlips und eleganten<br />

Lackschuhen re<strong>in</strong>gehen muss.<br />

Das ist e<strong>in</strong> Ort, da kannst du was<br />

erleben, das hat mit dir zu tun. Und<br />

das hat <strong>auch</strong> was gebracht, das hat<br />

e<strong>in</strong>e riesige Öffnung erzeugt: die<br />

Zuschauer s<strong>in</strong>d im Schnitt <strong>in</strong>sgesamt<br />

um 25 Jahre jünger geworden,<br />

wo früher der Durchschnitt<br />

zwischen 60, 65 lag, liegt er jetzt<br />

bei 40. Das verbuche ich jetzt e<strong>in</strong>fach<br />

als e<strong>in</strong>en Erfolg. Und für mich<br />

heißt das schlicht, <strong>auch</strong> morgen<br />

hat dieses Theater Zuschauer und<br />

wird für die nächsten Generationen<br />

wichtig und notwendig se<strong>in</strong>.<br />

Letzten Endes ist Theater e<strong>in</strong> lebendiges<br />

Archiv, aktive Er<strong>in</strong>nerungsund<br />

Aufarbeit, das mir erlaubt, erst<br />

mal Vorherrschendes und Vergangenes<br />

besser zu verstehen, mit der<br />

Erkenntnis, das Neue damit bewältigen<br />

zu können. Das ist für mich<br />

Theaterarbeit.<br />

FLZ Schade, dass das spannendste<br />

Theater vom Schauspiel kaputt gemacht<br />

wird. Ich fand das den spannendsten<br />

Ort.<br />

IMPRESSUM<br />

Schweeger Das E<strong>in</strong>malige an<br />

<strong>Frankfurt</strong> war und ist, dass es sich<br />

der Moderne gestellt hat und stellt.<br />

Es war e<strong>in</strong>e Stadt e<strong>in</strong>erseits des Geldes,<br />

andererseits mit e<strong>in</strong>er großen<br />

Kultiviertheit, vor allem aber e<strong>in</strong>er<br />

selbstverständlichen, so konstruktiven<br />

Streitkultur. Dieses Spannungsfeld<br />

sollte <strong>Frankfurt</strong> pflegen und<br />

nicht verlieren.<br />

FLZ Vielen Dank für die spannende<br />

Intendanz, Frau Schweeger.<br />

Wie s<strong>in</strong>d Ihre Pläne für die Zeit<br />

danach<br />

Schweeger Ich baue e<strong>in</strong> Festival <strong>in</strong><br />

Hannover, <strong>in</strong> den barocken Herrenhäuser<br />

Gärten, auf, dessen<br />

Schwerpunkte Musik, Musiktheater,<br />

bildende Kunst und Philosophie<br />

se<strong>in</strong> werden, <strong>in</strong> der Verschränkung<br />

von Tradition und Moderne.<br />

Ich b<strong>in</strong> selbst sehr gespannt<br />

darauf.<br />

FLZ Wir werden Ihren Nachfolger<br />

<strong>auch</strong> fragen, was er mit der<br />

Schmidtstraße macht.<br />

Vielen Dank für dieses Gespräch<br />

und alles Gute für die Zukunft.<br />

Mit Elisabeth Schweeger<br />

sprachen für die FLZ<br />

Karlfried Kl<strong>in</strong>gel und<br />

Ernst Olbrich.<br />

Satz & Layout Kar<strong>in</strong> Dienst, Christian Häussler<br />

Druck Caro-Druck<br />

Auflage ca. 3.200<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsweise 4 bis 5 mal jährlich<br />

Fotos wenn nicht anders angegeben: FLZ<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

Redaktioneller H<strong>in</strong>weis: Die Redaktion freut sich über Zuschriften<br />

– möglichst als unformatierte Word-Datei. Namentlich<br />

gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbed<strong>in</strong>gt die Me<strong>in</strong>ung der<br />

Redaktion wieder. Sie behält sich das Recht der Kürzung vor.<br />

Wir danken allen Karikaturisten, Fotografen und Autoren der<br />

Bild- und Textmaterialien für die freundliche Überlassung.


SEITE 14<br />

PA L Ä S T I N A<br />

FLZ Nr. 1/09<br />

Morden und Massaker <strong>in</strong> Gaza ...<br />

... und die DGB-Gewerkschaften schweigen! –<br />

Wie lange noch<br />

„Das Skandalöseste an den Ereignissen<br />

<strong>in</strong> Gaza ist, dass sie geschehen<br />

können, ohne dass etwas geschieht.<br />

Die Straflosigkeit Israels<br />

wird nicht <strong>in</strong> Frage gestellt. Die<br />

fortgesetzte Verletzung <strong>in</strong>ternationalen<br />

Rechts, der Genfer Konvention<br />

und der M<strong>in</strong>deststandards an<br />

Menschlichkeit bleibt ohne Konsequenzen.“<br />

Diese Feststellung <strong>in</strong> dem jüngst<br />

von iberischen Schriftstellern, darunter<br />

dem portugiesischen Literaturnobelpreisträger<br />

José Saramago<br />

unterzeichneten Aufruf gegen den<br />

Krieg <strong>in</strong> Gaza, beschreibt e<strong>in</strong>e traurige<br />

Realität <strong>auch</strong> hierzulande.<br />

Die Bevölkerung <strong>in</strong> Israel hat<br />

e<strong>in</strong> Recht auf Sicherheit, aber nicht<br />

das Recht, den Weg dorth<strong>in</strong> mit paläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Leichenbergen zu<br />

pflastern. Bundeskanzler<strong>in</strong> Merkel<br />

hat den israelischen Krieg gegen<br />

die paläst<strong>in</strong>ensische Zivilbevölkerung<br />

jedoch gutgeheißen, <strong>in</strong>dem<br />

sie völlig undifferenziert der Hamas<br />

die „alle<strong>in</strong>ige und ausschließliche“<br />

Schuld an den Kriegshandlungen<br />

der Israelis <strong>in</strong> Gaza gab. Das war<br />

grünes Licht für die Aggressoren.<br />

Dass militärische Aktionen<br />

zwischen militärischen und zivilen<br />

Zielen unterscheiden müssen,<br />

ist e<strong>in</strong> Grundelement des humanitären<br />

Völkerrechts, das die israelische<br />

Kriegspolitik mit Füßen tritt. Dazu<br />

schweigt die Bundesregierung ebenso<br />

lautstark wie zum permanenten<br />

Verstoß gegen das <strong>in</strong> der Vierten<br />

Genfer Konvention formulierte<br />

strikte Verbot e<strong>in</strong>er kollektiven Bestrafung,<br />

wie sie den Paläst<strong>in</strong>ensern<br />

fast täglich zuteil wird. Man sagt,<br />

man sei gegen den Terror der Hamas,<br />

<strong>in</strong> Wirklichkeit aber bekämpft<br />

man den Widerstand des gesamten<br />

paläst<strong>in</strong>ensischen Volkes. In dem<br />

von Mauer und Stacheldraht e<strong>in</strong>geschlossenen<br />

Westjordanland starben<br />

alle<strong>in</strong> im Jahr 2008 45 Paläst<strong>in</strong>enser<br />

durch israelische Angriffe,<br />

obwohl ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Rakete von<br />

dort abgeschossen wurde.<br />

Von e<strong>in</strong>er Lösung des Nahost-<br />

Problems auf Grundlage der UNO-<br />

Resolutionen, die den Abzug Israels<br />

aus den 1967 besetzten Gebieten<br />

- und damit <strong>auch</strong> aus dem Gaza<br />

– fordern, ist weder bei Frau Merkel<br />

noch Herrn Ste<strong>in</strong>meier die Rede.<br />

Vom <strong>in</strong>ternational anerkannten<br />

Recht der Paläst<strong>in</strong>enser auf e<strong>in</strong>en<br />

eigenen Staat, das dennoch vom israelischen<br />

Staat und vielen westlichen<br />

Staaten boykottiert und unterlaufen<br />

wird, wird offiziell geschwiegen.<br />

Lediglich vom Existenzrecht<br />

des Staates Israel redet man, obwohl<br />

es – wie jede/r weiß – gerade<br />

durch die Ausweitung der gegenwärtigen<br />

Kampfhandlungen auf<br />

lange Sicht gefährdet wird.<br />

Dass e<strong>in</strong> Frieden im Nahen Osten<br />

ebenso das Existenzrecht e<strong>in</strong>es<br />

paläst<strong>in</strong>ensischen Staates voraussetzt,<br />

nämlich das Recht der Menschen<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, frei von Staatsterrorismus,<br />

Gewalt und Unterdrückung,<br />

frei von Hunger, Elend und<br />

gezielten Tötungen e<strong>in</strong> menschenwürdiges<br />

Leben führen zu können<br />

– <strong>auch</strong> darüber wird geschwiegen.<br />

Und die deutschen Gewerkschaften<br />

schweigen mit.<br />

Was s<strong>in</strong>d die gegenwärtigen<br />

Kriegsursachen Sie liegen mitnichten<br />

<strong>in</strong> den selbst gebastelten<br />

Qassam-Raketen der Hamas: Die<br />

Kriegsursachen liegen im 41-jährigen<br />

völkerrechtswidrigen Besat-<br />

In eigener Sache<br />

Der Bezirksvorstand hat am<br />

17. 2. 09 mehrheitlich gegen<br />

me<strong>in</strong>en erklärten Willen beschlossen,<br />

den nebenstehenden<br />

Flugblatttext des Kollegen<br />

Walentowitz (verteilt<br />

auf der Römer-Demo v. 14.<br />

01. 2009) <strong>in</strong> der FLZ abzudrucken.<br />

Dar<strong>in</strong> wird die Hamas<br />

als legitime politische<br />

Kraft vorgestellt und implizit<br />

die Auslöschung Israels<br />

als „Strafe“ für se<strong>in</strong>e „Vergehen“<br />

<strong>in</strong>s Visier genommen.<br />

Die Hamas steht zusätzlich<br />

zu ihrer islamistischen Ausrichtung<br />

e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> der ideologischen<br />

Tradition des NS<br />

und drückt <strong>in</strong> Worten wie<br />

Taten unmissverständlich<br />

aus, dass es ihr um die Vollendung<br />

der nationalsozialistischen<br />

Judenvernichtung <strong>in</strong> ihrem<br />

E<strong>in</strong>flussgebiet geht. Auf<br />

dieses Flugblatt konnte es darum<br />

nur e<strong>in</strong>e deutliche Antwort<br />

geben, die neben e<strong>in</strong>er<br />

Erwiderung seitens des Kollegen<br />

Benjam<strong>in</strong> Ortmeyer u.<br />

a. e<strong>in</strong>e Dokumentation über<br />

den aktuellen Stand des Judenhasses<br />

rund um das Thema<br />

Paläst<strong>in</strong>a be<strong>in</strong>haltet.<br />

Ernst Olbrich<br />

zungsregime der Israelis, <strong>in</strong> der jahrelangen<br />

Hunger-Blockade des Gazastreifens.<br />

Darüber schweigt die<br />

Bundesregierung. Nicht zuletzt deshalb,<br />

weil sie an der E<strong>in</strong>kesselung<br />

und Gettoisierung der Gaza-Paläst<strong>in</strong>enser<br />

durch Beteiligung an der<br />

Sicherung der ägyptischen Grenze<br />

aktiv mitbeteiligt ist.<br />

Wer wie die deutsche Bundesregierung<br />

e<strong>in</strong>erseits behauptet, man<br />

müsse alles tun, um zivile Opfer zu<br />

vermeiden, andererseits aber Israel<br />

dar<strong>in</strong> bestärkt, Verhandlungen mit<br />

der Hamas auszuschlagen, handelt<br />

heuchlerisch und trägt e<strong>in</strong>e Mitverantwortung<br />

für die Beibehaltung<br />

der Gewaltspirale. Auch dazu<br />

schweigen DGB-Gewerkschaften.<br />

Die gegenwärtigen Massaker<br />

an der paläst<strong>in</strong>ensischen Zivilbevölkerung<br />

mit nahezu 1.000 Toten<br />

b<strong>in</strong>nen zwei Wochen, die Bombardierungen<br />

e<strong>in</strong>er auf engstem<br />

Raum zusammengepferchten Bevölkerung,<br />

die zu über 50% aus<br />

K<strong>in</strong>dern besteht und sich aufgrund<br />

der allseitigen Abriegelung des Gazastreifens<br />

den permanenten Angriffen<br />

durch Flucht gar nicht entziehen<br />

kann – all das ist e<strong>in</strong>e zynische<br />

Verhöhnung des Rechts und<br />

schon aus Gründen der jeder/m offensichtlichen<br />

Unverhältnismäßigkeit<br />

nicht mit „Selbstverteidigung“<br />

zu rechtfertigen.<br />

„Wie jedes Volk unter rechtswidriger<br />

Besatzung haben <strong>auch</strong> die<br />

Paläst<strong>in</strong>enser e<strong>in</strong> Recht auf Widerstand.<br />

Für e<strong>in</strong>e rechtswidrige Besatzung<br />

gibt es aber ke<strong>in</strong> Recht auf<br />

Verteidigung, sondern nur die Verpflichtung,<br />

die Besatzung vollständig<br />

aufzuheben“ formulierte der<br />

Hamburger Völkerrechtler Norman<br />

Paech vor kurzem trefflich.<br />

Man muss ke<strong>in</strong> Freund der<br />

Hamas und ihres politischen Programms<br />

e<strong>in</strong>es Scharia-Staates <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>zusehen, dass<br />

die Weigerung Israels zu politischen<br />

Kontakten mit der Hamas nur dem<br />

Wunsch nach e<strong>in</strong>er Verlängerung<br />

der Kampfhandlungen geschuldet<br />

ist. Um aber, die militärischen Exzesse<br />

zu stoppen und e<strong>in</strong>er politischen<br />

Lösung der Konflikte zwischen<br />

Israel und den Paläst<strong>in</strong>ensern<br />

den Weg zu ebnen, ist die sofortige<br />

Aufnahme von Verhandlungen<br />

mit der Hamas notwendig. Dabei<br />

muss die Hamas als gleichberechtigte<br />

Verhandlungspartner<strong>in</strong> anerkannt<br />

werden, die e<strong>in</strong> Mandat hat,<br />

das ihr durch freie und demokratische<br />

Wahl erteilt wurde.<br />

Es würde den DGB-Gewerkschaften<br />

gut zu Gesicht stehen,<br />

wenn sie ihr Schweigen zum Blutvergießen<br />

<strong>in</strong> Gaza brechen würden,<br />

wenn sie die Forderung nach<br />

e<strong>in</strong>em sofortigen Waffenstillstand<br />

der Kriegsparteien verb<strong>in</strong>den würden<br />

mit der Forderung nach e<strong>in</strong>er<br />

gleichzeitigen permanenten Öffnung<br />

des Gazastreifens.<br />

Worauf warten die Spitzen der<br />

DGB-Gewerkschaften noch Auf<br />

Handreichungen aus dem Willi-Brandt-Haus<br />

Die Zeit drängt.<br />

Es darf nicht noch mehr Blut vergossen<br />

werden! Allen ernsthaft am<br />

Frieden <strong>in</strong> der Welt Interessierten<br />

ist doch klar, dass jede weitere Eskalation<br />

im Nahen Osten, etwa<br />

durch e<strong>in</strong>e Ausdehnung des Konflikts<br />

auf den Iran, brandgefährlich<br />

und nicht h<strong>in</strong>nehmbar ist.<br />

Die DGB-Gewerkschaften stehen<br />

deshalb <strong>in</strong> der Pflicht. Und es wäre<br />

längst an der Zeit, dass Gewerkschaftsmitglieder<br />

sich <strong>in</strong> diesen Fragen<br />

klar und e<strong>in</strong>deutig artikulieren.<br />

Die Leisetreterei muss endlich e<strong>in</strong><br />

Ende haben!<br />

Gerhard Walentowitz<br />

Gegenaufklärerisch<br />

Zur Stellungnahme von Gehard Walentowitz<br />

In der Stellungnahme wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Text mit dem Charakter e<strong>in</strong>es<br />

Aufrufs, e<strong>in</strong>es Appells an die „Spitzen<br />

der DGB-Gewerkschaften“ die<br />

Sichtweise des Autors über „Morden<br />

und Massaker <strong>in</strong> Gaza ...„ wiedergegeben.<br />

Dabei werden als positive Bezugspunkte<br />

zwei Personen, benannt<br />

– der Dichter J. Saramago und das<br />

MdB der L<strong>in</strong>ken N. Paech. Juristisch<br />

werden als Bezug die vierte<br />

Genfer Konvention und das Völkerrecht<br />

erwähnt. Der Text hat teilweise<br />

den Anspruch auf Ursachen<br />

und Schuld e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Durch den Text wird <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>e<br />

politische Positionierung des Autors<br />

über se<strong>in</strong>e Vorstellung der „Lösung“<br />

des Konfliktes grundsätzlich<br />

und für den Augenblick formuliert.<br />

Dabei wird Position zur Hamas bezogen.<br />

Außerdem enthält der Text<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung der Position A.<br />

Merkels und F. Ste<strong>in</strong>meiers sowie<br />

e<strong>in</strong>en po<strong>in</strong>tierten kritischen H<strong>in</strong>weis<br />

auf die Abhängigkeit der Spitzen<br />

der DGB-Gewerkschaften vom<br />

„Willi-Brandt-Haus“.<br />

Würde man den Text Satz für<br />

Satz vorlesen und nach jedem Satz<br />

fragen: „Stimmt das eigentlich, lässt<br />

sich das belegen“ würde sich (bis<br />

auf den 12 und 13 Absatz, die im<br />

Konjunktiv oder <strong>in</strong> Frageform oder<br />

<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>ster Form formuliert<br />

s<strong>in</strong>d) Satz für Satz nachweisen lassen,<br />

dass ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige der dort aufgestellten<br />

– manchmal <strong>in</strong> <strong>in</strong>direkter<br />

Form vorgetragenen – Behauptungen<br />

sich aufrechterhalten lässt. Sie<br />

s<strong>in</strong>d falsch, enthalten „halbe Wahrheiten“<br />

und vergröbern e<strong>in</strong>zelne Ersche<strong>in</strong>ungen<br />

zu angeblich allgeme<strong>in</strong>en<br />

Ersche<strong>in</strong>ungen.<br />

Durch den unsystematischen<br />

Aufbau des Textes würde jeder Versuch<br />

e<strong>in</strong>er Punkt-für-Punkt-Widerlegung<br />

entlang der 13 Absätze zu<br />

e<strong>in</strong>er konfusen Textansammlung<br />

führen, dem Durche<strong>in</strong>ander von<br />

Wichtigem und Unwichtigem des<br />

Autors des Aufrufs auf den Leim<br />

Parolen der Paläst<strong>in</strong>a-Solidarität 2009<br />

Antisemitismus<br />

Bonn, 2. 1. 09<br />

Alle Fotos (und dergleichen mehr) auf:<br />

http://www.arbeiterfotografie.com<br />

gehen und könnte so nicht zu e<strong>in</strong>er<br />

Klärung und Aufklärung beitragen.<br />

Das Problem vergrößert sich vor allem<br />

dadurch, dass die seriöse Widerlegung<br />

e<strong>in</strong>er überaus urteilsfreudigen<br />

Tatsachenverfälschung <strong>in</strong> der<br />

Regel wesentlich mehr Raum e<strong>in</strong>nimmt,<br />

als die Ane<strong>in</strong>anderreihung<br />

der falschen Behauptungen. Damit<br />

nicht genug: Kern e<strong>in</strong>er Textanalyse<br />

ist sehr oft, <strong>in</strong>sbesondere beim vorliegenden<br />

Text, welche – wesentlichen<br />

– Fragen nicht angeschnitten<br />

werden, obwohl sie angeschnitten<br />

werden müssten. Daher stellt sich<br />

die nachfolgende Kritik des Textes<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er gewerkschaftlichen<br />

Publikation lediglich die Aufgabe,<br />

die strukturellen Grundfehler<br />

deutlich zu machen.<br />

Drei grundlegende strukturelle<br />

Kritiken<br />

1. Willkürliche Auswahl von<br />

„Kriegsursachen“ und geschichtsrevisionistische<br />

Begrenzung<br />

der geschichtlichen Ursachen<br />

des aktuellen Konflikts auf<br />

die israelischen Besetzungen<br />

1967 (7. Absatz).<br />

Jede ernsthafte Beschäftigung mit<br />

diesen heutigen Fragen, so die Gegenthese,<br />

muss die von der UNO<br />

beschlossene Resolution über die<br />

Gründung zweier Staaten – Israel<br />

und Paläst<strong>in</strong>a –, als geschichtlichen<br />

Knotenpunkt begreifen, der<br />

selbst wiederum völlig unverständlich<br />

bleiben muss, wenn nicht die<br />

Vorgeschichte des englischen Kolonialismus,<br />

der Kollaboration der<br />

arabischen, <strong>in</strong>sbesondere <strong>auch</strong> paläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Eliten mit dem NS-<br />

Regime, die Situation der jüdischen<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> und nach der NS-<br />

Zeit, die Besonderheiten der Gründung<br />

der UNO aus den Mitgliedern<br />

der Staat der Anti-Hitlerkoalition<br />

und der erste israelisch-arabische<br />

Krieg 1948 – der Überfall auf Israel<br />

nach dessen Gründung, die Aneig-<br />

Geschichtsrevisionismus<br />

Düsseldorf, 3. 1. 09


FLZ Nr. 1/09 A N T I FA S C H I S M U S<br />

SEITE 15<br />

Fortsetzung / Gegenaufklärerisch<br />

nung großer Teile des für den paläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Staat vorgesehenen<br />

Gebietes durch Jordanien usw. analysiert<br />

werden.<br />

Auch die aktuelle These, dass<br />

die „selbst gebastelten Quassam<br />

Raketen“ (!!), so der Text, „mitnichten“<br />

Kriegsursachen seien (7.<br />

Absatz), ist falsch. Bei e<strong>in</strong>er ernsthaften<br />

Analyse der Fülle von historischen<br />

und aktuellen Kriegsursachen<br />

im unmittelbaren S<strong>in</strong>ne<br />

spielen dieses mörderischen, ausschließlich<br />

gegen Zivilisten gerichteten<br />

Mordwerkzeuge nicht die e<strong>in</strong>zige,<br />

sehr wohl aber e<strong>in</strong>e bedeutende<br />

Rolle – ebenso wie die Serie der<br />

Hamas Anschläge gegen Zivilisten<br />

<strong>in</strong> Israel.<br />

2. Die bagatellisierende E<strong>in</strong>schätzung<br />

der Hamas ist u.a. Ausdruck<br />

fehlender <strong>in</strong>nerer Anteilnahme<br />

an der leidgeprüften paläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Bevölkerung.<br />

Der Kernfrage ist nicht, ob mit Organisationen<br />

wie Hamas verhandelt<br />

oder nicht verhandelt wird,<br />

sondern die Kernfrage ist, welchen<br />

Charakter diese Organisation<br />

hat. Die Feststellung „man<br />

muss ke<strong>in</strong> Freund der Hamas“<br />

se<strong>in</strong> (11. Absatz), nachdem ihr<br />

Ziel e<strong>in</strong>es „Scharia-Staates“ benannt<br />

wurde, ignoriert bagatellisierend<br />

das zutiefst antisemitische<br />

Hetzprogramm (Charta) der Hamas,<br />

<strong>in</strong> dem zudem jegliche Verhandlungen<br />

pr<strong>in</strong>zipiell abgelehnt<br />

und der „Islam“ (wie ihn die Hamas<br />

versteht) als Staatsreligion für<br />

„jeden Zentimeter“ von Paläst<strong>in</strong>a<br />

gefordert wird (und die Gründung<br />

Israels von Anfang an abgelehnt<br />

wird). Der behauptete „Widerstand<br />

des gesamten paläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Widerstands“ (4. Absatz)<br />

sieht nicht den <strong>in</strong>nerpaläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Terror der Hamas oder will<br />

ihn nicht sehen. Die Gefängnisse<br />

der Hamas s<strong>in</strong>d voll von Fatah-<br />

Mitgliedern, die Liste der von der<br />

Hamas ermordeten und „h<strong>in</strong>gerichteten“<br />

Mitglieder anderer paläst<strong>in</strong>ensischer<br />

Organisationen ist<br />

lang. Hier kann es nicht den Funken<br />

e<strong>in</strong>er Solidarität geben.<br />

3. Die Darstellung der Haltung von<br />

Regierung und Medien zum Gaza-Konflikt<br />

<strong>in</strong> Deutschland hält<br />

ke<strong>in</strong>erlei Prüfung stand und<br />

übergeht zudem die Ausnutzung<br />

des Gaza-Konflikts zur Schürung<br />

von Geschichtsrevisionismus<br />

und Antisemitismus <strong>in</strong> Gewerkschaften<br />

und „auf der Straße“.<br />

Die Analyse der bundesrepublikanischen<br />

Politik und Wirtschaftspolitik<br />

gegenüber Israel und im arabischen<br />

Raum zeigt, dass aus nahe<br />

liegenden imperialen Gründen<br />

sowohl öffentlich als <strong>auch</strong> ohne<br />

Medien „beide Seiten“ im Nahost-<br />

Konflikt – <strong>auch</strong> militärisch – „unterstützt“<br />

werden. Noch gewichtiger<br />

als die unwahre Behauptung<br />

e<strong>in</strong>er angeblich „e<strong>in</strong>seitigen“ Unterstützung<br />

Israels ist jedoch zu<br />

analysieren, wie real auf der Straße<br />

geschichtsrevisonistische und<br />

antisemitischen Slogans <strong>auch</strong> <strong>in</strong><br />

der so genannten „gewerkschaftlichen<br />

L<strong>in</strong>ken“ Fuß fassen. Es ist<br />

e<strong>in</strong>e dokumentierte Tatsache, dass<br />

ohne jegliches Schamgefühl auf den<br />

Demonstrationen Dezember 2008/<br />

Januar 2009 die Gleichsetzung der<br />

Politik Israels mit den Nazis, dem<br />

Holocaust (Siehe die Fotos von den<br />

aktuellen Demonstrationen), der<br />

Schulterschluss mit türkisch-reaktionären<br />

Organisationen und die<br />

<strong>in</strong>haltlichen Parolen der Hamas,<br />

deren Anhänger massiv vertreten<br />

waren, e<strong>in</strong>schließlich klar antisemitischer<br />

Hetz-Transparente, geduldet<br />

wurden.<br />

Fazit:<br />

Stil und Inhalt des Aufrufes s<strong>in</strong>d<br />

gegenaufklärerisch.<br />

Benjam<strong>in</strong> Ortmeyer<br />

Nazi-Terror gegen DGB-Bus<br />

Von rund 11.000 im Jahr 2007<br />

auf 14.000 <strong>in</strong> 2008 ist die<br />

Zahl der registrierten rechtsextremen<br />

Straftaten gestiegen,<br />

das ergab die Antwort auf e<strong>in</strong>e<br />

Anfrage der Abgeordneten<br />

Petra Pau (Die L<strong>in</strong>ke) im Bundestag.<br />

Bei den 753 rechten<br />

Gewalttaten wurden 2008 mit<br />

773 Personen erheblich mehr<br />

Menschen als 2007 (600) verletzt.<br />

Die anwachsende rechte<br />

Gefahr erfuhren die Passagiere<br />

e<strong>in</strong>es am 15. 02. 2009 von<br />

Aktion des ASTA der Goethe Universität zum 27. 01. 09<br />

ternationalen Ereignissen zu <strong>in</strong>strumentalisieren<br />

und so an diesem Tag<br />

vom Gedenken an die Verfolgten<br />

und Ermordeten abzulenken.<br />

Aus der Presseerklärung<br />

des ASTA:<br />

„Der AStA und der Fachschaftsrat<br />

Erziehungswissenschaften er<strong>in</strong>nerten<br />

anlässlich des heutigen Jahrestages<br />

der Befreiung der Vernichtungslager<br />

Auschwitz durch die<br />

Rote Armee 1945 mit e<strong>in</strong>er Plakataktion<br />

an der Hauptwache an<br />

die Verbrechen des Nationalsozialismus.<br />

Zwischen 13 und 14 Uhr legten sie<br />

mit Hilfe von weiteren Studierenden<br />

Plakate mit Bildern aus den<br />

Vernichtungslagern <strong>in</strong> Auschwitz<br />

<strong>in</strong> der Fußgängerzone vor der Galeria<br />

Kaufhof aus. Die Reaktionen<br />

der Passant<strong>in</strong>nen auf die Aktion<br />

wurden mit Videokameras aufgezeichnet.<br />

Mit e<strong>in</strong>igen Passant<strong>in</strong>nen<br />

kamen die Studierenden <strong>in</strong>s<br />

Gespräch.<br />

2008 führte die <strong>GEW</strong> <strong>Hessen</strong><br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem Landesverband<br />

der Jüdischen Geme<strong>in</strong>den<br />

<strong>Hessen</strong>s und dem<br />

Landesverband <strong>Hessen</strong> der<br />

deutschen S<strong>in</strong>ti und Roma e<strong>in</strong>e<br />

Plakataktion an allen Schulen<br />

zur Er<strong>in</strong>nerung an die Befreiung<br />

Auschwitz durch die<br />

Rote Armee am 27. Januar<br />

1945 durch. Dieses Jahr<br />

setzten der ASTA der Goethe-Universität<br />

und die Fachschaft<br />

Erziehungswissenschaften<br />

mit 14 Plakaten aus der<br />

Geschichte des Vernichtungslager<br />

Auschwitz-Birkenau auf<br />

der Hauptwache e<strong>in</strong> Zeichen<br />

der Er<strong>in</strong>nerung und dokumentierten<br />

die Kommentare der<br />

Passanten.<br />

Die Plakatsammlung wurde<br />

<strong>auch</strong> auf dem Westendcampus,<br />

vor dem KOZ, vor dem<br />

AFE-Turm und vor dem JUZ<br />

Bockenheim, dem von Jugendlichen<br />

besetzten besetzten<br />

Haus, gezeigt.<br />

Die Aktion richtete sich<br />

<strong>auch</strong> gegen jene Form von Politik,<br />

die mit unsäglichen und<br />

geschichtsrevisonistischen<br />

Vergleichen Auschwitz nutzen<br />

will, um diese oder jene<br />

tagespolitische Position zu <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er<br />

Anti-Nazi-Demo <strong>in</strong> Dresden<br />

zurückkehrenden Busses des DGB<br />

Nordhessen am eigenen Leib, als<br />

sie von Neo-Nazis bei e<strong>in</strong>er Pause<br />

auf e<strong>in</strong>er Autobahnraststätte angegriffen<br />

wurden. Die blutige Bilanz<br />

der Attacke: Sieben verletzte Kollegen,<br />

darunter e<strong>in</strong> Schwerverletzter,<br />

der mit e<strong>in</strong>em Schädelbruch <strong>in</strong><br />

die Kl<strong>in</strong>ik e<strong>in</strong>geliefert werden musste.<br />

Der Vorsitzende des DGB <strong>Hessen</strong>-Thür<strong>in</strong>gen,<br />

Stefan Körzell, forderte<br />

Innenm<strong>in</strong>ister Bouffier auf,<br />

endlich Taten gegen die rechtsextreme<br />

Gefahr sprechen zu lassen<br />

und e<strong>in</strong> Verbot der NPD und ihr<br />

nahe stehender Organisationen e<strong>in</strong>zuleiten.<br />

Stefan Körzell: „Wer jetzt<br />

immer noch von der Harmlosigkeit<br />

der NPD und deren Sympathisanten<br />

redet, macht sich nicht nur<br />

moralisch, sondern <strong>auch</strong> juristisch<br />

strafbar. Wer sich weiterh<strong>in</strong> gegen<br />

das Verbot sperrt, nimmt schwere<br />

Körperverletzung, Angriffe auf<br />

Leib und Leben, bis h<strong>in</strong> zum Mord,<br />

<strong>in</strong> Kauf.“<br />

Ernst Olbrich.<br />

‚Dieser wichtige Gedenktag wird<br />

unserer Me<strong>in</strong>ung nach nicht richtig<br />

ernst genommen. Viele Menschen<br />

sche<strong>in</strong>en sich beim Gedenken<br />

nur auf die offiziellen Gedenkfeiern<br />

zu verlassen und vergessen so<br />

allmählich den eigentlichen Anlass<br />

dieses Tages. Die heute geführten<br />

Gespräche mit den Passant<strong>in</strong>nen<br />

unterstreichen diesen E<strong>in</strong>druck’,<br />

urteilt die AStA-Vorsitzende Nadia<br />

Sergan.<br />

‚Der Holocaust und die von den<br />

Nationalsozialisten begangenen<br />

Verbrechen dürfen nicht aus dem<br />

historischen Gedächtnis entfernt<br />

werden. Sie müssen <strong>in</strong> der aktiven<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung verarbeitet<br />

werden und dadurch als historisches<br />

Ereignis zum Ausgangspunkt<br />

jeglicher Bildung und Aufklärung<br />

genommen werden’, so e<strong>in</strong>e Vertreter<strong>in</strong><br />

des Fachschaftsrates Erziehungswissenschaften.“<br />

Es ist e<strong>in</strong> unverzichtbares Anliegen,<br />

dass die <strong>GEW</strong> nicht nachlässt<br />

– <strong>auch</strong> <strong>in</strong> der Konfrontation mit<br />

der eigenen Geschichte – mit ihren<br />

Mitteln an den staatlich organisierten<br />

und <strong>in</strong>dustriell durchgeführten<br />

Massenmord an den europäischen<br />

Juden und den S<strong>in</strong>ti und<br />

Roma zu er<strong>in</strong>nern und die Vorgeschichte,<br />

Geschichte und Nachgeburten<br />

des NS-Regimes <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en<br />

Facetten mit aufklärerischen Aktivitäten<br />

<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung zu halten<br />

Benjam<strong>in</strong> Ortmeyer<br />

Auszüge aus der so genannten<br />

„Charta“ der Hamas<br />

Parolen der Paläst<strong>in</strong>a-Solidarität 2009<br />

„Artikel 6:<br />

Die Islamische Widerstandsbewegung<br />

ist e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

paläst<strong>in</strong>ensische Bewegung,<br />

(...), die dafür kämpft,<br />

dass das Banner Allahs über<br />

jeden Zentimeter von Paläst<strong>in</strong>a<br />

aufgepflanzt wird. (...)<br />

Artikel 7:<br />

Der Prophet – Andacht und<br />

Frieden Allahs sei mit ihm, –<br />

erklärte: Die Zeit wird nicht<br />

anbrechen, bevor nicht die<br />

Muslime die Juden bekämpfen<br />

und sie töten; bevor sich<br />

nicht die Juden h<strong>in</strong>ter Felsen<br />

und Bäumen verstecken, welche<br />

ausrufen: Oh Muslim!<br />

Da ist e<strong>in</strong> Jude, der sich h<strong>in</strong>ter<br />

mir versteckt; komm und<br />

töte ihn! (...)<br />

Artikel 13:<br />

Ansätze zum Frieden, die sogenannten<br />

friedlichen Lösungen<br />

und die <strong>in</strong>ternationalen<br />

Konferenzen zur Lösung der<br />

Paläst<strong>in</strong>afrage stehen sämtlichst<br />

im Widerspruch zu den<br />

Auffassungen der Islamischen<br />

Widerstandsbewegung. Denn<br />

auf irgende<strong>in</strong>en Teil Paläst<strong>in</strong>as<br />

zu verzichten bedeutet, auf<br />

e<strong>in</strong>en Teil der Religion zu verzichten;<br />

Artikel 22:<br />

Die Fe<strong>in</strong>de häuften (...) e<strong>in</strong>en<br />

riesigen und e<strong>in</strong>flussreichen<br />

materiellen Wohlstand an,<br />

der sie <strong>in</strong> die Lage versetzte, ihren<br />

Traum umzusetzen. Dieser<br />

Reichtum erlaubte es ihnen,<br />

die Kontrolle über die Weltmedien<br />

wie zum Beispiel Nachrichtenagenturen,<br />

Zeitungen,<br />

Verlagshäuser, TV-Sender und<br />

weitere D<strong>in</strong>ge dieser Art zu<br />

übernehmen. Sie nutzten diesen<br />

Reichtum ebenfalls aus, um<br />

Revolutionen <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Teilen der Welt anzustacheln,<br />

um ihre Interessen zur realisieren<br />

und die Früchte zu ernten.<br />

Sie standen h<strong>in</strong>ter der Französischen<br />

Revolution und h<strong>in</strong>ter den<br />

kommunistischen Revolutionen<br />

und den meisten Revolutionen,<br />

von denen man hier und da<br />

hört. (...) Sie nutzten das Geld<br />

ebenfalls dazu, die Macht über<br />

die imperialistischen Länder zu<br />

gew<strong>in</strong>nen und sie dazu zu br<strong>in</strong>gen,<br />

viele Länder zu kolonisieren,<br />

(...).“<br />

Gräuelpropaganda<br />

Düsseldorf, 3. 1. 09<br />

Antisemitismus:<br />

Mart<strong>in</strong> Hohmann<br />

lässt grüßen ...!<br />

Köln, 17. 1. 09


SEITE 16<br />

D A S L E T Z T E<br />

FLZ Nr. 1/09<br />

Bundesweite Demonstrationen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und <strong>Frankfurt</strong><br />

F<strong>in</strong>anzkrise: Geier Sturzflug<br />

Berl<strong>in</strong>: Auftakt 12 Uhr, Rotes<br />

Rathaus Abschlusskundgebung<br />

15 Uhr, Gendarmenmarkt<br />

<strong>Frankfurt</strong>/M.: Auftakt 12 Uhr,<br />

Hauptbahnhof + Bockenheimer<br />

Warte Abschlusskundgebung 15<br />

Uhr, Römerberg<br />

Wir zahlen nicht für eure Krise!<br />

Für e<strong>in</strong>e solidarische Gesellschaft<br />

Der Kapitalismus steckt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

schlimmsten Krise seit 1929. Sie<br />

hat verschiedene Gesichter: die<br />

Beschleunigung des Klimawandels,<br />

Kriege um den Zugang zu Rohstoffen,<br />

Hungerrevolten, F<strong>in</strong>anzmarkt-Crash<br />

und Rezession. Ausgehend<br />

von den Industrieländern<br />

wird <strong>auch</strong> der globale Süden hart<br />

getroffen, weil noch weniger Mittel<br />

für Klimaschutz und Entwicklung<br />

bleiben, und weil die globale<br />

Konkurrenz um Märkte und Profit<br />

noch brutaler zu werden droht.<br />

Millionen Menschen verlieren ihre<br />

Arbeit, ihre Wohnungen und ihre<br />

Lebensperspektiven.<br />

Zeit für Systemwechsel – Für e<strong>in</strong>e<br />

solidarische Gesellschaft<br />

Die Entfesselung des Kapitals und<br />

der erpresserische Druck der F<strong>in</strong>anzmärkte<br />

haben sich als zerstörerisch<br />

erwiesen. E<strong>in</strong> anderes Weltwirtschaftssystem<br />

ist nötig. E<strong>in</strong>es,<br />

das Mensch und Natur dient; das<br />

auf den Pr<strong>in</strong>zipien globaler Solidarität,<br />

ökologischer Nachhaltigkeit<br />

und demokratischer Kontrolle aufbaut.<br />

Dazu gehört, dass Bildung,<br />

Gesundheit, Alterssicherung, Kultur<br />

und Mobilität, Energie, Wasser<br />

und Infrastruktur nicht als Waren<br />

behandelt werden, sondern als gesellschaftliche<br />

Leistungen, die allen<br />

Menschen zur Verfügung stehen<br />

müssen.<br />

Die Reichen und Profiteure sollen<br />

zahlen<br />

Wir wollen, dass die Verursacher<br />

der Krise zur Kasse gebeten werden.<br />

Das globale private Geldvermögen<br />

hat im Jahr 2007 die Summe von<br />

105 Billionen Dollar erreicht und<br />

ist <strong>in</strong> acht Jahren um 50% angestiegen.<br />

Das ist das Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />

massiven Umverteilung von Unten<br />

nach Oben, von Süd nach Nord,<br />

von den BezieherInnen von Lohn-<br />

(Ersatz-)e<strong>in</strong>kommen zu den Kapital-<br />

und Vermögensbesitzern. Den<br />

Banken und Fonds war kaum e<strong>in</strong><br />

Risiko zu groß im Kampf um die<br />

höchsten Renditen. Etwa e<strong>in</strong> Tausendstel<br />

der Weltbevölkerung hat<br />

davon besonders profitiert. Die Milliarden,<br />

die jetzt zur Sanierung des<br />

F<strong>in</strong>anzsektors ausgegeben werden,<br />

dürfen nicht auf Kosten der großen<br />

Mehrheit gehen. Wir werden nicht<br />

h<strong>in</strong>nehmen, dass Beschäftigte, Erwerbslose,<br />

RentnerInnen, SchülerInnen<br />

oder Studierende die Zeche<br />

zahlen! Genauso wenig darf die Krise<br />

auf die Länder des Südens oder<br />

die Umwelt abgewälzt werden.<br />

Wir überlassen den Herrschenden<br />

nicht das Feld<br />

Der Welt-F<strong>in</strong>anzgipfel der G20 setzt<br />

auf alte Strukturen und Machtverhältnisse.<br />

Die Regierungsberater,<br />

Wirtschaftsvertreter und Lobbyisten<br />

s<strong>in</strong>d nicht vor Scham im Boden<br />

versunken, sondern betreiben<br />

weiter ihre Interessenpolitik. Um<br />

Alternativen durchzusetzen, s<strong>in</strong>d<br />

weltweite und lokale Kämpfe und<br />

Bündnisse (wie z.B. das Weltsozialforum)<br />

nötig – für soziale, demokratische<br />

und ökologische Perspektiven.<br />

Die Demonstrationen am<br />

<strong>in</strong>ternationalen Aktionstag zum<br />

G20-Gipfel s<strong>in</strong>d erst der Anfang.<br />

Aktionstag zum Welt-<br />

F<strong>in</strong>anz-Gipfel (G20) im<br />

Rahmen der globalen Aktionswoche<br />

gegen Krise<br />

und Krieg<br />

Menschen vor Profite<br />

Wir demonstrieren für Sofortmaßnahmen,<br />

die den Opfern der Krise<br />

helfen, aber gleichzeitig den ökologischen<br />

und demokratischen Umbau<br />

der Wirtschaft vorantreiben<br />

als Schritte auf dem Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

solidarische Gesellschaft:<br />

Für umfangreiche Investitionsprogramme<br />

...<strong>in</strong> Bildung, Umwelt- und Klimaschutz,<br />

öffentliche Infrastruktur<br />

und Gesundheit.<br />

Für e<strong>in</strong>en sozialen Schutzschirm<br />

...für Beschäftigte, Erwerbslose und<br />

RentnerInnen: armutsfester gesetzlicher<br />

M<strong>in</strong>destlohn. Weg mit Hartz<br />

IV und Agenda 2010, für sofortige<br />

Erhöhung des Eckregelsatzes -<br />

existenzsichernd und ohne Sanktionen<br />

gegen Erwerbslose. Weg mit<br />

der Rente mit 67, für armutsfeste<br />

Renten ohne Lebensarbeitszeitverlängerung.<br />

Arbeitszeitverkürzung<br />

ohne Lohnverzicht statt Massenentlassungen<br />

und Arbeitslosigkeit.<br />

Die notwendige Konversion z.B.<br />

der Automobil<strong>in</strong>dustrie darf nicht<br />

auf dem Rücken der Beschäftigten<br />

stattf<strong>in</strong>den.<br />

Für die demokratische Ausrichtung<br />

von Wirtschaft und Banken.<br />

Der private Bankensektor muss<br />

gesellschaftlich kontrolliert und<br />

am öffentlichen Interesse orientiert<br />

werden. Die Steueroasen s<strong>in</strong>d<br />

endlich zu schließen; Banken, die<br />

dort arbeiten müssen bestraft werden.<br />

Das weltweite F<strong>in</strong>anzsystem<br />

muss reguliert und demokratisch<br />

kontrolliert werden. Hedgefonds<br />

und andere spekulative „Instrumente“<br />

s<strong>in</strong>d zu verbieten. Betriebe,<br />

die öffentliche F<strong>in</strong>anzhilfe bekommen,<br />

dürfen nicht entlassen.<br />

Die Beschäftigten br<strong>auch</strong>en Veto-<br />

Rechte bei grundlegenden wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen. Das<br />

politische Streikrecht muss für alle<br />

gelten.<br />

Dafür, dass die Profiteure die Kosten<br />

der Krise bezahlen:<br />

Mit e<strong>in</strong>er Sonderabgabe auf große<br />

Vermögen und e<strong>in</strong>er Millionärssteuer.<br />

Der Bankenrettungsfonds<br />

muss von den Banken f<strong>in</strong>anziert<br />

werden. E<strong>in</strong>e „Bad Bank“, die lediglich<br />

die Verluste sozialisiert, darf<br />

es nicht geben.<br />

Die Krise darf nicht auf die Menschen<br />

des globalen Südens und<br />

die Natur abgewälzt werden.<br />

Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe<br />

und den weiteren Raubbau<br />

s<strong>in</strong>d überfällig und müssen<br />

schnell umgesetzt werden. Geld<br />

zur Bekämpfung der Armut und<br />

für solidarische Entwicklung der<br />

Welt muss zur Verfügung gestellt<br />

werden. Die Liberalisierung von<br />

F<strong>in</strong>anzmärkten und Handel ist zu<br />

stoppen und zurückzunehmen.<br />

Der Protest geht weiter:<br />

■ Am 1. Mai bei den Kundgebungen<br />

und Maidemonstrationen<br />

■ Am 16. Mai bundesweite Demonstration<br />

des EGB/DGB <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong><br />

■ Vom 15. bis 19. Juni: <strong>in</strong> der bundesweiten<br />

Aktionswoche Bildungsstreik<br />

Krise und Krieg: Über e<strong>in</strong>e Billion<br />

Euro werden weltweit für Rüstung<br />

vergeudet – zwei Drittel davon <strong>in</strong><br />

den NATO-Ländern. Und: die kapitalistische<br />

Krise erhöht die Gefahr,<br />

dass Kriege geführt werden.<br />

■ Deshalb demonstrieren wir am<br />

3. und 4. April beim NATO-Jubiläum<br />

<strong>in</strong> Straßburg/Baden-Baden<br />

gegen Krise und Krieg.<br />

Diesen Aufruf unterstützen u.a.<br />

– Aktionsbündnis Sozialproteste<br />

– Attac Deutschland<br />

– BiR-Kar e.V.<br />

– Bundesverband der Migrant<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

D e.V.<br />

– DIDF<br />

– Euromärsche<br />

– Friedens-u.Zukunftswerkstatt<br />

– <strong>GEW</strong> <strong>Hessen</strong><br />

– Kairos Europa<br />

– Partei Die L<strong>in</strong>ke<br />

– Ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg<br />

– Ver.di Bezirke Berl<strong>in</strong> und München<br />

– Zukunftsforum Gewerkschaften<br />

Stuttgart<br />

... und es werden täglich mehr.<br />

Dabei se<strong>in</strong>!<br />

Den Aufruf und/oder die Demonstrationen<br />

unterstützen: bitte unter<br />

www.28maerz.de oder bei<br />

<strong>in</strong>fo@attac.de melden. Dazu gehört<br />

e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Beitrag von 50, 200<br />

oder 500 für Organisationen und<br />

10 Euro für Personen.<br />

Busse zu den Demos: Bitte fragt<br />

bei euren örtlichen Gewerkschaften<br />

nach, oder bei den beteiligten<br />

Gruppen. Unter www.28.maerz.de<br />

ist e<strong>in</strong>e Busbörse e<strong>in</strong>gerichtet - zum<br />

e<strong>in</strong>tragen und suchen.<br />

Plakate und Flyer verteilen: diese<br />

können (gegen Selbstkosten) unter<br />

<strong>in</strong>fo@28maerz.de bestellt werden.<br />

Aktuelles unter: www.28ma2erz.de<br />

oder www.kapitalismuskrise.org<br />

Sommerferien<br />

Städel Museum, Schirn<br />

Kunsthalle <strong>Frankfurt</strong> und<br />

Liebighaus Skulpturensammlung<br />

bieten zum dritten<br />

Mal während der Sommerferien<br />

(17.-23. August<br />

2009) e<strong>in</strong>e Sommerakademie<br />

an, die zur Berufsorientierung<br />

dienen soll. Die<br />

Zielgruppe s<strong>in</strong>d Schüler und<br />

Schüler<strong>in</strong>nen zwischen 14<br />

und 19 Jahren aus <strong>Frankfurt</strong><br />

am Ma<strong>in</strong>, Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-<br />

Gebiet und <strong>Hessen</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

Woche lang können sich<br />

die Schüler mit Themen wie<br />

Konfliktmanagement, Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />

Selbstpräsentation,<br />

etc. beschäftigen.<br />

Unter dem Motto „Geier Sturzflug – Euer Geld, des werd verschluckt. Mir senke des<br />

Bruttosozialprodukt“ hat die Gruppe Klartext am Fasch<strong>in</strong>gsumzug <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>-Heddernheim<br />

teilgenommen. Die Reaktion der Zuschauer war überwältigend positiv.<br />

Sie kriegen den Karren nicht flott ...<br />

Anmerkungen zu Ursachen und Lösungen<br />

der F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise<br />

von Ra<strong>in</strong>er Roth (Klartext)<br />

127 Seiten 3 Euro<br />

Die vorliegende Broschüre hat nicht<br />

den Anspruch e<strong>in</strong>er umfassenden,<br />

ausgereiften Analyse. Sie will nur e<strong>in</strong>ige<br />

Anregungen geben. Sie hat ihren<br />

Schwerpunkt <strong>in</strong> der Analyse der<br />

F<strong>in</strong>anzkrise. Ihr Ziel ist der Nachweis,<br />

dass die auf Kapitalverwertung<br />

gegründeten Eigentums- und<br />

Term<strong>in</strong>e<br />

Akkreditierte lea Fortbildungen im April 2009<br />

Produktionsverhältnisse die wichtigste<br />

Ursache der gegenwärtigen<br />

Krise s<strong>in</strong>d, nicht e<strong>in</strong>e falsche Politik<br />

bzw. e<strong>in</strong>e falsche Verteilung. Gegenwärtig<br />

wird Kapital, das für die<br />

Kapitalverwertung überschüssig ist,<br />

<strong>in</strong> unvorstellbaren Summen vernichtet.<br />

Das Überangebot an Geldkapital<br />

wird ebenso stillgelegt, wie das<br />

Überangebot an Waren mitsamt der<br />

zugrundeliegenden Überkapazitäten<br />

an Produktionsmitteln.<br />

■ 24. 03. 09 - 15 Uhr<br />

Infoveranstaltung zu SV-Plus an der Franz-Böhm-Schule<br />

■ 20. 04. 09 Club Voltaire 19.30 Uhr<br />

Film „Wasser unterm Hammer“, anschließend Vortrag von David<br />

Rodriguez (Kolumbien) über den Widerstand gegen die<br />

Wasserprivatisierung <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika<br />

■ 21. 04. 09 Bezirksvorstand ab 19 Uhr, Bleichstraße<br />

■ 27. 05. 09 Fachgruppe Grundschule um 19.30, Bleichstraße<br />

DEMOKRATISCHE BILDUNG, D107H1186, Israelische Juden und paläst<strong>in</strong>ensische<br />

Araber – Auf Dauerkollision im Selbstzerstörungsmodus<br />

Michael Ingber<br />

Di, 21.04.2009, 15.00 - 18.00 Uhr, Kassel und<br />

Do, 23.04.2009, 15:00 - 18:00 Uhr, Marburg,<br />

jew. 5 Punkte, Entgelt: 5 Euro<br />

Beschreibung: Bisher s<strong>in</strong>d alle Versuche, den sog. Nahost-Konflikt zu<br />

lösen, misslungen. Die altbekannten Streitfragen: Bodenbesitz, Grenzen,<br />

Naturressourcen, Flüchtl<strong>in</strong>ge, heilige Stätten und Siedlungspolitik<br />

s<strong>in</strong>d kompliziert, aber praktische Lösungen sche<strong>in</strong>en doch erreichbar.<br />

Die Veranstaltung beleuchtet die aktuellen Entwicklungen <strong>in</strong> diesem<br />

Konflikt.<br />

Sem<strong>in</strong>arleitung: Michael Ingber lebte 35 Jahre <strong>in</strong> Israel, 16 Jahre<br />

davon hauptberuflicher Militärdienst. Studium der Philosophie, Geschichte<br />

und Judaistik <strong>in</strong> den USA und <strong>in</strong> Jerusalem. Heute <strong>in</strong> Österreich<br />

und Deutschland als Dozent und Bildungsreferent tätig. Seit 20<br />

Jahren <strong>in</strong> der Friedensarbeit und im <strong>in</strong>terreligiösen Trialog engagiert.<br />

Aktuelle Abrufveranstaltung: Im Krieg als Arzt <strong>in</strong> Gaza-Stadt<br />

Dr. Muneer Deeb<br />

Entgelt: Anstelle e<strong>in</strong>es Unkostenbeitrags für die Durchführung dieser Bildungsveranstaltung<br />

bitten der Referent und lea bildungsgesellschaft um Spenden für<br />

den Aufbau e<strong>in</strong>er Blutbank an Krankenhäusern des Gaza-Streifens.<br />

Beschreibung: Zehn Tage lang war Dr. med. Muneer Deeb während<br />

des Gaza-Kriegs als Arzt <strong>in</strong> Krankenhäusern von Gaza-Stadt im E<strong>in</strong>satz.<br />

Was ist wirklich passiert <strong>in</strong> der Zeit vom 27. Dezember 2008 bis<br />

zum 17. Januar 2009, als im Gazastreifen etwa 1.500 Menschen ihr<br />

Leben verloren Dr. med. M. Deeb <strong>in</strong>formiert aus erster Hand mit<br />

umfangreichen Bildmaterial (Powerpo<strong>in</strong>t) über das Leid der Zivilbevölkerung,<br />

die Geschichten der Opfer, über Art und Schwere der behandelten<br />

Verletzungen, aber <strong>auch</strong> darüber, unter welch schwierigen<br />

Umständen Ärzteteams unter Kriegsbed<strong>in</strong>gungen arbeiten. Herr Dr.<br />

Deeb steht <strong>in</strong>teressierten Schülern/<strong>in</strong>nen und Kollegen/<strong>in</strong>nen für Fragen<br />

und Diskussion zur Verfügung.<br />

Sem<strong>in</strong>arleitung: Dr. med. Deeb, 40, ist Facharzt für Chirurgie und an<br />

e<strong>in</strong>em Krankenhaus <strong>in</strong> Deutschland als Oberarzt tätig. Er ist zudem<br />

stellvertretender Vorsitzender des paläst<strong>in</strong>ensischen Ärzteforums Pal-<br />

Med Europe. Bei Interesse bitten wir um Rückmeldung zwecks konkreter<br />

Absprachen h<strong>in</strong>sichtlich Term<strong>in</strong> bzw. Teilnahmen.<br />

Anmeldung: Tel.: 069 97 12 93 - 27, Fax: 069 97 12 93 - 97<br />

Email: anmeldung@lea-bildung.de<br />

Onl<strong>in</strong>e: http://www.lea-bildung.de/<br />

Redaktionsschluss und Ersche<strong>in</strong>ungsdatum der nächsten FLZ<br />

werden auf der Homepage bekannt gegeben

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