Joerg Reihl - Notfallmanagement zugeschnitten auf ... - Raphaelshaus
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<strong>Notfallmanagement</strong><br />
<strong>zugeschnitten</strong> <strong>auf</strong> die erlebnispädagogischen Aktivitäten<br />
im<br />
Kinderdorf Duisburg e.V.<br />
Hausarbeit<br />
zum<br />
Zertifizierungskurs 2011 - BVKE<br />
Jörg <strong>Reihl</strong>
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................... 2<br />
1. Beschreibung der Einrichtung ....................................................................... 4<br />
Verwaltung: .......................................................................................................... 4<br />
Kinder- und Jugendwohngemeinschaften: .......................................................... 4<br />
Jugendwohngemeinschaft mit Verselbständigungsbereich ................................. 4<br />
Tagesgruppen mit familientherapeutischer Begleitung ........................................ 4<br />
Familienwohngemeinschaft ................................................................................. 4<br />
Flexible Hilfe ........................................................................................................ 4<br />
Familiäre Bereitschaftspflege .............................................................................. 4<br />
Sozialpädagogisch betreutes Einzelwohnen ....................................................... 4<br />
1.1 Die Umgebung .............................................................................................. 5<br />
1.2 Die Außenwohngruppen ................................................................................ 6<br />
Kinder- und Jugendwohngemeinschaften ........................................................... 6<br />
Internatsgruppe ................................................................................................... 6<br />
1.3 Die Umgebung der Außenwohngruppen ....................................................... 7<br />
1.4 Erlebnispädagogische Arbeit im Kinderdorf Duisburg e.V. ............................ 7<br />
1.5 Durchführung erlebnispädagogischer Maßnahmen ....................................... 8<br />
1.5.1 Grundqualifikationen ............................................................................... 8<br />
1.5.2 Zusatzqualifikationen im erlebnispädagogischen Bereich ...................... 8<br />
1.5.3 Vorbereitung ........................................................................................... 9<br />
1.5.4 Durchführung .......................................................................................... 9<br />
1.5.5 Auswertung ............................................................................................. 9<br />
2. Natursportliche Aktivitäten im Kinderdorf Duisburg e.V. .............................. 10<br />
2.1 Unfallprävention im Kinderdorf Duisburg e. V. ............................................ 10<br />
2.1.1 Sicherheitsmanagement ....................................................................... 10<br />
2.1.2 Leitsätze für die Sicherheit .................................................................... 11<br />
2.1.3 Rahmenbedingungen ........................................................................... 11<br />
2.1.4 Sicherheitsbewusstsein ........................................................................ 11<br />
2.1.5 Sicherheitshandbuch ............................................................................ 12<br />
2.1.6 Psychische Sicherheit ........................................................................... 12<br />
2.2 Sicherheitsrelevante Grundsätze: ............................................................... 12<br />
2.2.1 Stopp-Regel .......................................................................................... 12<br />
2.2.2 Einhalte-Regel ...................................................................................... 12<br />
2.2.3 Zusammenbleiben ................................................................................ 12<br />
2.2.4 Redundanz-Regel ................................................................................. 12<br />
2.2.5 Vier-Augen-Prinzip ................................................................................ 13<br />
2.2.6 Zero Accident ........................................................................................ 13<br />
2.2.7 Konstruktionssicherheit ......................................................................... 13<br />
2.2.8 Betreuungsschlüssel ............................................................................. 13<br />
2.2.9 Weitere sicherheitsrelevante Aspekte und Sicherheitsausrüstung: ...... 13<br />
2.3 Ausrüstung für erlebnispädagogische Aktionen .......................................... 14<br />
2.3.1 Ausrüstung ............................................................................................ 14<br />
3. Erste Hilfe .................................................................................................... 15<br />
RUM: ................................................................................................................. 16<br />
BAP-Funktionen: ............................................................................................... 16<br />
SAU-gefährlich: ................................................................................................. 16<br />
DIWAN:.............................................................................................................. 16<br />
2
3.1 Behandlungs- und Durchführungsmethoden ............................................... 17<br />
Unterkühlung: .................................................................................................... 17<br />
Erfrierungen: ...................................................................................................... 17<br />
Atmung: ............................................................................................................. 17<br />
Schock: .............................................................................................................. 18<br />
Vergiftungen: ..................................................................................................... 18<br />
Bewusstsein/Bewusstlosigkeit ........................................................................... 18<br />
Wundversorgung: .............................................................................................. 19<br />
Blutungen aus Wunden: .................................................................................... 19<br />
3.2 Stabile Seitenlage: ...................................................................................... 19<br />
3.2.1 Durchführung der Stabilen Seitenlage .................................................. 19<br />
3.3 Herz-Lungen-Wiederbelebung .................................................................... 20<br />
3.3.1 Herzdruckmassage: .............................................................................. 20<br />
3.3.2 Atemspende: ......................................................................................... 20<br />
3.4 Inhalt eines Notrufs: .................................................................................... 21<br />
4. <strong>Notfallmanagement</strong> ........................................................................................... 21<br />
4.1. Der Kontakter ........................................................................................... 21<br />
4.2 Der Koordinator ........................................................................................ 21<br />
4.3 Krisenmanagement .................................................................................. 22<br />
4.4 Krisenstab ................................................................................................ 22<br />
4.5 Umgang mit der Presse ........................................................................... 22<br />
4.6 Kommunikation in einer Krisensituation ................................................... 23<br />
4.7 Umgang mit Behörden ............................................................................. 23<br />
4.8 Unfall-Nachsorge ..................................................................................... 24<br />
5. Aufarbeitung von Unfällen ........................................................................... 24<br />
5.1 Unfallursachen ......................................................................................... 25<br />
Schlusswort: .......................................................................................................... 25<br />
Literaturverzeichnis ............................................................................................... 26<br />
Weitere Quellen ................................................................................................. 26<br />
Anhang .................................................................................................................. 26<br />
3
1. Beschreibung der Einrichtung<br />
Das ehemals städtische Kinderdorf Rotdornstraße, welches seit 1973 existiert,<br />
wurde in den 1990´ern Jahren aus Kostengründen in einen eingetragenen Verein<br />
umgewandelt.<br />
Das Kinderdorf Duisburg e. V. befindet sich im Duisburger Süden im Stadtteil<br />
Großenbaum <strong>auf</strong> einem ca. 5,5 ha. großem Gelände mit Wald, einem Sportplatz,<br />
2 Spielplätzen, einer Inliner-Bahn und verschiedenen Sportgeräten.<br />
Seit der Privatisierung wurden die damals 9 Gruppen völlig neu strukturiert.<br />
Die Gruppen wurden verkleinert und Außenwohngruppen, Tagesheimgruppen und<br />
das Familienhaus etc. eingerichtet, um bedarfsorientiert arbeiten zu können.<br />
Auf diesem Gelände befinden sich die:<br />
Verwaltung:<br />
Rotdornstr. 5, 47269 Duisburg<br />
Kinder- und Jugendwohngemeinschaften:<br />
Rotdornstr. 7, 47269 Duisburg<br />
Rotdornstr. 15, 47269 Duisburg<br />
Jugendwohngemeinschaft mit Verselbständigungsbereich<br />
Rotdornstr. 19, 47269 Duisburg<br />
Tagesgruppen mit familientherapeutischer Begleitung<br />
Rotdornstr. 3, 47269 Duisburg<br />
Rotdornstr. 11, 47269 Duisburg<br />
Familienwohngemeinschaft<br />
mit familientherapeutischer Begleitung<br />
Rotdornstr. 9, 47269 Duisburg<br />
Flexible Hilfe<br />
Familienbetreuung in der eigenen Wohnung<br />
Rotdornstr. 9, 47269 Duisburg<br />
Familiäre Bereitschaftspflege<br />
Rotdornstr. 13, 47269 Duisburg<br />
Sozialpädagogisch betreutes Einzelwohnen<br />
Rotdornstr. 13, 47269 Duisburg<br />
sowie Außenstellen des Jugendamtes der Stadt Duisburg.<br />
4
Unmittelbar grenzen an das Gelände 2 Kindergärten und ein öffentliches Jugend-<br />
und Freizeitzentrum der Stadt Duisburg.<br />
Copyright © 2011 AFP - Google<br />
Das Kinderdorf Duisburg e.V. besitzt in Retrachement an der niederländischen<br />
Nordseeküste im Grenzgebiet zu Belgien zwei Mobilheime, welche Platz für ca. 15<br />
Personen bietet und ganzjährig nutzbar ist.<br />
1.1 Die Umgebung<br />
Unmittelbar an das Kinderdorf Duisburg e.V. grenzt das Naherholungsgebiet<br />
Sechs-Seen-Platte, welche aus 6 zusammenhängenden Seen mit einer<br />
Gesamtwasserfläche von ca. 158 ha. besteht.<br />
Vor allem der Bereich der nördlichen Seen (Masurensee, Wambachsee,<br />
Wolfssee) können für erlebnispädagogische Aktivitäten genutzt werden.<br />
Manche Sportarten wie Surfen, Angeln und Kajakfahren können und werden auch<br />
nachts betrieben.<br />
Das Seengebiet ist von großen Wäldern mit zahlreichen Wegen umgeben<br />
(ca. 25 km), die zum Wandern, Joggen oder Radfahren usw. genutzt werden<br />
können.<br />
Im Gebiet der südlichen Seen (Böllertsee, Wildförstersee, Haubachsee) finden<br />
sich ein umfangreiches naturnahes Wegenetz sowie Schutz- und<br />
Entwicklungsmaßnahmen für Biotope.<br />
In nächster Nachbarschaft befinden sich die Sportstätten des Sportparks Wedau<br />
mit Hochseilgarten, Fußballstadion, Regattabahn etc.<br />
5
1.2 Die Außenwohngruppen<br />
Verteilt über das Stadtgebiet gibt es folgende Außenwohngruppen:<br />
Kinder- und Jugendwohngemeinschaften<br />
AWG 1, Johanniterstraße 36, 47053 Duisburg-Hochfeld<br />
AWG 2, Wegnerstr. 37, 47057 Duisburg-Neudorf<br />
AWG 3, Schwartzkopffstr. 9, 47169 Duisburg-Marxloh<br />
Stadtteilgruppe Marxloh, Schwartzkopffstr. 11, 47169 Duisburg-Marxloh<br />
Internatsgruppe<br />
Schwartzkopffstr. 19, 47169 Duisburg<br />
Copyright © 2011 AFP - Google<br />
6
1.3 Die Umgebung der Außenwohngruppen<br />
(Kretschmer, 2011)<br />
Die Außenwohngruppen <strong>auf</strong> der Schwartzkopffstraße befinden sich im Duisburger<br />
Norden im Stadtgebiet Marxloh. Zu den Häusern gehört ein Garten, der teilweise<br />
als Ziergarten genutzt wird. Auf dem gemeinsamen Gelände der Häuser 9 und 11<br />
gibt es eine Tischtennisplatte, einen Basketballkorb und einen Sandkasten mit<br />
einem Klettergerüst.<br />
In der näheren Umgebung sind mehrere kleine Spielplätze und der<br />
Schwelgernpark mit Fußballplätzen, einem Platz für Beachvolleyball und einer<br />
Mountenbikestrecke zu finden. 1<br />
Die Außenwohngruppe 1 befindet sich in Duisburg-Hochfeld, in ca. 2 km<br />
Entfernung zur Stadtmitte. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Böninger-Park.<br />
Der gesamte Park wurde im Jahr 2010 umgestaltet und barrierefrei ausgebaut. Mit<br />
der „Böninger Acht“ bekam er zudem eine ca. 1,7 km lange beleuchtete<br />
L<strong>auf</strong>strecke, die in Form einer Acht durch beiden Teile des Parks führt.<br />
Im westlichen Teil, zwischen Heerstraße und Johanniterstraße, befinden sich ein<br />
Spielplatz mit verschiedenen Klettergerüsten, großen Rasenflächen mit altem<br />
Baumbestand und im östlichen Teil, zur Düsseldorfer Straße hin, befinden sich<br />
Zierrasenflächen, Wasserspiele, Rosen- und Staudengärten.<br />
Innerhalb von 15 Min. zu Fuß kann die Kletterhalle „fit-for-fun“ erreicht werden.<br />
Der Sportpark Wedau ist in 20 Min. zu erreichen.<br />
1.4 Erlebnispädagogische Arbeit im Kinderdorf Duisburg e.V.<br />
Innerhalb der Einrichtung gibt es momentan keine erlebnispädagogische<br />
Abteilung.<br />
Die erlebnispädagogische Arbeit entwickelt sich innerhalb der Gruppen. Einige<br />
gruppenübergreifende Angebote wurden in den vergangen Jahren entwickelt und<br />
durchgeführt.<br />
Eine weitere Idee ist es, eine gruppenübergreifende Freizeit für den Sommer 2012<br />
anzubieten.<br />
In der familienanalogen Wohngruppe in der ich tätig war (AWG 5 von 2001 bis<br />
2010), wurden über 9 Jahre viele unterschiedliche erlebnispädagogische<br />
Angebote durchgeführt, die von der Leitung nicht nur befürwortet sondern auch<br />
finanziell unterstützt wurden. So war es der gesamten Gruppe (2 päd. Fachkräfte<br />
und 4 Kinder/Jugendliche) möglich einem Kanuclub beizutreten, an den<br />
regelmäßig stattfindenden Trainingseinheiten und an zahlreichen Wanderfahrten<br />
teilzunehmen.<br />
Kanufahrten, Wanderungen und Fahrradtouren innerhalb Deutschlands, den<br />
Niederlanden, in Belgien und in Südfrankreich entwickelten sich zu einem festen<br />
Ritual.<br />
Aus diesen vielfältigen Erfahrungen heraus würde ich gerne mit der Leitung des<br />
Kinderdorfes Duisburg e.V. ein Konzept erarbeiten, in dem gruppenübergreifende<br />
erlebnispädagogische Angebote zu festen Bestandteilen der Einrichtung werden<br />
würden.<br />
1 Kretschmer, S. (2011). Hausarbeit BVKE.<br />
7
1.5 Durchführung erlebnispädagogischer Maßnahmen<br />
im Kinderdorf Duisburg e. V.<br />
So könnte ein Genehmigungsverfahren für eine aussehen erlebnispädagogische<br />
Aktionen aussehen.<br />
Folgende Anforderungen sollten an die durchführenden Leiter/Betreuer gestellt<br />
werden:<br />
1.5.1 Grundqualifikationen<br />
- pädagogische Ausbildung (z.B. ErzieherIn, SozialpädagogIn)<br />
- mehrjährige Berufserfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen<br />
1.5.2 Zusatzqualifikationen im erlebnispädagogischen Bereich<br />
- Fort- / Weiterbildung im Bereich der Erlebnispädagogik<br />
- Selbsterfahrung in Erlebnispädagogik<br />
- Kenntnisse von Spielen und Übungen der Erlebnispädagogik<br />
- praktische Fähigkeiten bezogen <strong>auf</strong> die Maßnahmen ( z. B. in den<br />
Bereichen Sport, Natur, ...)<br />
- Stadt- bzw. Outdoor-Kenntnisse<br />
- persönliche Anforderungen<br />
- Bereitschaft zur Reflexion des eigenen pädagogischen Handelns<br />
- Fähigkeiten zur Vermittlung von pädagogischen Zielsetzungen<br />
- Konfliktfähigkeit<br />
Jeder Teil erlebnispädagogischer Aktivitäten besteht aus mehreren Schritten, die<br />
sich nach den spezifischen Bedingungen und Lernfeldern der Gruppe richten.<br />
Grundsätzlich sollte jedoch in drei Schritten geplant werden:<br />
- Vorbereitung<br />
- Durchführung<br />
- Auswertung<br />
Zu den herzustellenden Verbindlichkeiten gehört, dass die durchführenden<br />
Leiter/Betreuer der Leitung des Kinderdorfes Duisburg e. V. vor Beginn der<br />
Maßnahme ein Entwurf vorliegt.<br />
Darin enthalten sind u.a.:<br />
- eine Projektbeschreibung<br />
- mit der Durchführung des Projektes verbundene einzeln <strong>auf</strong>geführte Kosten<br />
- Teilnehmerzahl<br />
- Betreuerschlüssel<br />
- Zuständigkeit der Verantwortungsbereiche (Aufsichtspflicht, Verhalten in<br />
Notlagen)<br />
Das durchführende Personal der erlebnispädagogischen Maßnahme erstellt vor<br />
ihrem Beginn folgende Unterlagen:<br />
- Beginn, Ende, Ort der Maßnahme<br />
8
- Teilnehmerlisten mit Name, Vorname, Wohnanschrift, Geburtsdatum und<br />
Geburtsort, Name und Wohnanschrift der Personensorgeberechtigten,<br />
Telefonnummern<br />
- Auf den Einzelfall bezogene Regelungen bezüglich der Haftung und<br />
Aufsichtspflicht sowie des Verhaltens in Notlagen (z.B. Krankheit, Unfall,<br />
Tod).<br />
1.5.3 Vorbereitung<br />
- Konzeptentwicklung unter Einbeziehung von Bedürfnissen und<br />
Lebenswelten der jungen Menschen<br />
- Themen (unter welcher Zielsetzung findet die Maßnahme statt)<br />
- Gruppenzusammensetzung (geschlechtlich heterogen oder homogen)<br />
- Alter<br />
- Klärung der finanziellen und personellen Ressourcen des Trägers der<br />
Maßnahme<br />
- Überprüfung von Versicherungen<br />
- Festlegung des Zeitraums der Maßnahme, eventuell Integration derselben<br />
in andere Handlungsfelder<br />
- Überprüfung regionaler Bedingungen und Absprachen mit möglichen<br />
Kooperationspartnern<br />
- Vorstellung des Projekts <strong>auf</strong> Teilnehmer- und Elternabenden<br />
- Vorgespräche mit den Teilnehmern zur Feststellung und Einbeziehung<br />
individueller Biographien und Leistungsvermögen<br />
- Bildung einer Projektleitungsgruppe unter Hinzuziehung der Teilnehmer, die<br />
für die Vorbereitung und Organisation der Aktionen, die<br />
Projektdokumentation und die Prozessauswertung zuständig ist<br />
- gemeinsame Planung aller Gruppenmitglieder bezüglich der Ziele, der<br />
entsprechenden Aktivitäten und Regeln unter Berücksichtigung der Stärken<br />
und Schwächen jedes Einzelnen im vorgesehenen Gruppenprozess.<br />
1.5.4 Durchführung<br />
- Personalschlüssel 1 : 3 bis 1 : 6; mindestens 2 Pädagogen pro Maßnahme<br />
- bei heterogenen Gruppen unbedingt gemischt geschlechtliches Team<br />
- Kooperation mit sonstigen Einrichtungen und Behörden<br />
- Beginn des pädagogischen Prozesses durch Herausfinden und Aktivieren<br />
der Stärken jedes einzelnen Teilnehmers (ressourcenorientiert), das heißt<br />
u.a. Steigerung vom Einfachen zum Schwierigen<br />
- Dokumentation des Prozessverl<strong>auf</strong>s durch Erstellung eines gemeinsamen<br />
Projekttagebuches<br />
- Abschlussfest incl. Dokumentation des Projektverl<strong>auf</strong>s.<br />
1.5.5 Auswertung<br />
- Nachbereitung mit Teilnehmern, Eltern und anderen<br />
- Auswertung gemeinsam mit der Leitung des Kinderdorfs Duisburg e.V.<br />
- Evtl. Supervision zur persönlichen pädagogischen Reflexion.<br />
Projektdokumentation u.a. nach folgenden Kriterien:<br />
9
- Einbeziehung in den pädagogischen Alltag und Lebensalltag der<br />
Teilnehmer<br />
- Schlussfolgerungen für weitere Projekte, Sammlung neuer Projektideen.<br />
2. Natursportliche Aktivitäten im Kinderdorf Duisburg e.V.<br />
Über die nächsten Monate und Jahre könnten im Kinderdorf Duisburg e. V.<br />
folgende erlebnispädagogischen Aktionen angeboten werden:<br />
Mobile Seil<strong>auf</strong>bauten<br />
Radtouren (Tages- und Mehrtagestouren)<br />
Camping<br />
Kletterangebote in der Halle und in der Natur<br />
Angebote <strong>auf</strong> dem Wasser (stehendes- bis leichtfließendes Gewässer)<br />
Wanderungen und Trekking<br />
Interaktionsspiele<br />
Einzelmaßnahmen zur Krisenbewältigung<br />
Einzelmaßnahmen zur individuellen Förderung<br />
2.1 Unfallprävention im Kinderdorf Duisburg e. V.<br />
“Sicherheit ist zum Einen das Nichtvorhandensein von Gefahr, zum Anderen die<br />
Gewissheit, vor möglichen Gefahren geschützt zu sein!“<br />
2.1.1 Sicherheitsmanagement<br />
Bei der Durchführung von erlebnispädagogischen Projekten im Kinderdorf<br />
Duisburg e.V., sollte der Leiter/Betreuer über folgende Kompetenzen verfügen:<br />
- Fachkompetenz / technische Versiertheit<br />
- Soziale Kompetenz / Führungsqualitäten<br />
- Vertrautheit mit den Teilnehmern<br />
Eine Voraussetzung für erlebnispädagogische Aktivitäten ist, eine realistische<br />
Selbsteinschätzung. Die psychische und physische Leistungsfähigkeit der<br />
Leiter/Betreuer und die Erfahrung mit technischen Anforderungen sollte vor<br />
erlebnispädagogischen Aktionen kritisch überprüft werden uns auch bei allen<br />
anderen Teilnehmern gewährleistet sein.<br />
Um in anspruchsvollen, ungeplanten Extremsituationen den nötigen Überblick zu<br />
behalten und fachgemäß agieren, bzw. reagieren zu können, ist eine ausführliche<br />
Planung, Vorbereitung und Absprache notwendig.<br />
Die Sicherheitsanforderungen und Richtlinien der jeweiligen Fachverbände wie:<br />
Deutscher Alpenverein e.V. (DAV), Deutscher Kanu Verband (DKV) müssen<br />
berücksichtigt und eingehalten werden.<br />
10
Leiter/Betreuer sollten die folgenden<br />
2.1.2 Leitsätze für die Sicherheit<br />
berücksichtigen: 2<br />
1. Sicherheit muss alle Elemente eines erlebnispädagogischen Projekts<br />
erfassen.<br />
2. Bei den verschiedenen Natursportarten müssen unterschiedlich hohe<br />
Anforderungen an Sicherheit beachtet werden.<br />
3. Dem subjektiven Erleben von Gefahr durch die Teilnehmer hat immer ein<br />
objektiv minimiertes Risiko gegenüber zu stehen.<br />
4. Es gibt Bereiche der Natursportarten, die für Erlebnispädagogik nicht<br />
geeignet sind.<br />
5. Erlebnispädagogische Aktionen brauchen einen qualifizierten Leiter.<br />
6. Sicherheitsreserven müssen eingeplant werden.<br />
7. Persönliche Erfahrungen im und Vertrautheit mit dem Erlebnisfeld sind für<br />
den Leiter unverzichtbar.<br />
8. Wachheit und Momentzentrierung sind notwendige Fähigkeiten des Leiters.<br />
9. Für jede erlebnispädagogische Aktion muss ein Sicherheitssystem definiert<br />
sein.<br />
10. Bestehende Restrisiken werden in Notfallplänen bestmöglich abgesichert<br />
2.1.3 Rahmenbedingungen<br />
Viele Rahmenbedingungen sind für die Durchführung eines Prozesses<br />
entscheidend.<br />
Diese beeinflussen sich mit der Gruppenkonstellation wechselseitig.<br />
Folgende Punkte sollten immer berücksichtigt werden:<br />
- Äußere Faktoren (z.B. Wetter, Temperatur, Ort, Boden)<br />
- Gruppe (Größe, Geschlechterverteilung, Umgang, Konflikte,<br />
Kommunikation, Gruppenziele, Gruppendynamik)<br />
- Einzelpersonen (Alter, Vorerfahrung, Gesundheit, körperliche Verfassung,<br />
Konzentration, Ziele, Bedürfnisse)<br />
Aufgrund der Vielzahl an Faktoren und der unmöglichen Vorhersehbarkeit ist eine<br />
langfristige und umfangreiche Planung sinnvoll. Die Leiter/Betreuer sollten im<br />
Vorfeld so viele Informationen einholen wie es möglich ist.<br />
Hierzu gehört z. B. das Führen von Vorgesprächen, das Einholen des<br />
Wetterberichtes und eine Besichtigung des Geländes. Im Anschluss daran sind<br />
Vorkehrungen zu treffen, um die Teilnehmer vor Gefährdungen wie z. B.<br />
Witterungseinflüsse bei allen Outdoor-Aktivitäten, Stürze, Steinschlag beim<br />
Klettern, Stromschnellen, Walzen, Kenterungen beim Paddeln, etc. zu schützen.<br />
Von großer Wichtigkeit bei der Reduktion der gefährdenden Faktoren ist das<br />
Sicherheitsbewusstsein der durchführenden Leiter/Betreuer.<br />
2.1.4 Sicherheitsbewusstsein<br />
Das Sicherheitsbewusstsein des Leiters/Betreuers hängt im Wesentlichen von<br />
dessen Ausbildungsstand und seiner Erfahrung ab. Eine gute Ausbildung und<br />
Eigenerfahrung der Mitarbeiter ist entscheidend für die Sicherheit einer<br />
2 Perschke, H., Flosdorf, P. – Sicherheitsstandards in der Erlebnispädagogik. Seite 16 ff.<br />
Juventa-Verlag 2003<br />
11
erlebnispädagogischen Durchführung. In einer dafür vorgesehenen Fort- oder<br />
Weiterbildung sollten alle sicherheitsgewährleistenden Verhaltensanweisungen<br />
sowie Evakuierungsmaßnahmen enthalten sein.<br />
Der Leiter/Betreuer sollte in Bezug <strong>auf</strong> die denkbaren Gefahren entsprechende<br />
Einweisungen geben können und eine umfassende Notfallausrüstung<br />
wie Erste-Hilfe-Ausrüstung, Handy, Biwacksack etc. mitführen und kompetent<br />
handeln können. Die sicherheitsrelevanten Aspekte könnten in einem<br />
Sicherheitshandbuch festgehalten sein.<br />
2.1.5 Sicherheitshandbuch<br />
Ein weiterer Punkt, der zur Sicherheit beitragen kann, ist das Vorhandensein eines<br />
Sicherheitshandbuches, in dem alle Aufbauten incl. Evakuierungspläne<br />
dokumentiert sind. Ebenso sollte sich in diesem Handbuch die genaue Anleitung<br />
zur Durchführung und Nachbereitung der entsprechenden Aktionen befinden.<br />
Dieses Handbuch sollte für interessierte Teilnehmer einsichtig sein. 3<br />
2.1.6 Psychische Sicherheit<br />
In einem professionellen Sicherheitsmanagement ist die psychische Sicherheit<br />
von gleicher Bedeutung wie die physische Sicherheit. Diese ist natürlich schwierig<br />
zu beurteilen und hängt im Wesentlichen von den Fähigkeiten des<br />
Leiters/Betreuers ab. Je sensibler dieser für die Gruppe ist und je mehr er über die<br />
Gruppe weiß, desto besser kann er diese betreuen.<br />
2.2 Sicherheitsrelevante Grundsätze:<br />
Wie auch im Leitsatz 9 (vgl.2.1.2) beschrieben ist das Definieren von<br />
allgemeingültigen Grundsätzen und Regeln zwischen Leitern und den<br />
Teilnehmern, <strong>auf</strong> die ich gerne kurz eingehen möchte.<br />
Hierzu zählen beispielsweise 4 :<br />
2.2.1 Stopp-Regel<br />
Bei einer Störung wird „Stopp“ gerufen und die Situation wird so<br />
lange angehalten, bis die Ursache behoben wurde.<br />
2.2.2 Einhalte-Regel<br />
z.B. Helmpflicht, Hand- und Sichtzeichen<br />
2.2.3 Zusammenbleiben<br />
Alle Teilnehmer (Gruppe) bleiben zusammen.<br />
2.2.4 Redundanz-Regel<br />
Der Grundsatz der Redundanz besagt, dass sämtliche sicherheitsrelevanten<br />
Systeme in doppelter Ausführung vorkommen müssen. Fällt eines aus, so<br />
garantiert das andere den sicheren Betrieb. Die Redundanz gilt hauptsächlich für<br />
alle Teile die sich öffnen lassen bzw. Gefahrenpotential in sich tragen, wie z. B.<br />
Karabiner, Gurte, Knoten, Umlenkungen.<br />
3 Vgl. Nüßer, D. (2005). Sicherheitsstandards bei Klettertouren. Klassenfahrten Magazin/04<br />
4 Siebert, W. (1994): Das Sicherheitskonzept bei Outdoor-Aktivitäten. In Amesberger,<br />
G.:Persönlichkeitsentwicklung durch Outdoor-Aktivitäten? Frankfurt a. M./Griebel, Seite 121 ff.<br />
12
Um diese Standards zu garantieren, ist die Kontrolle des exakten Aufbaus wichtig.<br />
Überprüft werden die Aufbauten durch das Einhalten des Vier-Augen-Prinzips.<br />
2.2.5 Vier-Augen-Prinzip<br />
Dieses Vorgehen leitet sich aus dem Bergsport ab. Alle sicherheitsrelevanten<br />
Teile werden hierbei vom Leiter <strong>auf</strong> Fehler überprüft. In der Erlebnispädagogik<br />
wird diese Methode übernommen. Alle Aufbauten müssen von einer 2. Person<br />
überprüft werden, um Fehler auszuschließen.<br />
Zusätzliche Bereiche tragen zur Sicherheit bei:<br />
2.2.6 Zero Accident<br />
(Nüßer, 2005)<br />
Der Begriff Zero Accident besagt, dass mit dem subjektiv wahrgenommenen<br />
Risiko gearbeitet wird, wobei die objektive Gefährdung gegen Null gehen muss.<br />
Bei der Auswahl der Aktionen sollte dieses Prinzip die Entscheidung wesentlich<br />
beeinflussen. Aus der Forderung des Zero-Accident-Prinzips ergibt sich die Frage<br />
nach der Konstruktionssicherheit. 5<br />
2.2.7 Konstruktionssicherheit<br />
Die Konstruktionssicherheit beinhaltet nicht nur den sicheren Auf- und Abbau von<br />
Stationen, zudem sollte der Leiter/Betreuer immer wissen, welche<br />
Sicherungssysteme wirkungsvoll sind. Diese Forderung bezieht sich nicht nur <strong>auf</strong><br />
eine richtige und sinnvolle Durchführung, sondern auch <strong>auf</strong><br />
Interventionsvorkehrungen für einen möglichen Krisenfall.<br />
Um eine Konstruktionssicherheit garantieren zu können, sollte der Leiter/Betreuer<br />
die korrekte Handhabung der verschiedenen Materialien beherrschen.<br />
Alle Materialien müssen den Normen der Europäischen Gemeinschaft (CE), der<br />
International Mountaineering and Climbing Federation (UIAA) und der des<br />
Deutschen Instituts für Normung e.V.(DIN) entsprechen, sowie ordnungsgemäß<br />
gelagert und regelmäßig geprüft werden.<br />
2.2.8 Betreuungsschlüssel<br />
Trotz strenger Sicherheitsmaßnahmen können immer noch Gefährdungen durch<br />
eine unsachgemäße Bedienung <strong>auf</strong>treten. Aus diesem Grund sollte die Anzahl der<br />
Leiter/Betreuer so angesetzt sein, dass bei einer potentiellen Gefährdung der<br />
Teilnehmer jederzeit eingegriffen werden kann.<br />
Gewährleistet werden kann dies nur, wenn für jede Gefahrenstelle ein<br />
be<strong>auf</strong>sichtigender Leiter/Betreuer anwesend ist.<br />
2.2.9 Weitere sicherheitsrelevante Aspekte und Sicherheitsausrüstung:<br />
u.a.:<br />
- Erste Hilfe Set<br />
- Festes, geschlossenes Schuhwerk<br />
- Brust- und Sitzgurte (wenn beides, dann mit Bandschlinge verbunden)<br />
- Klettersteigset als L<strong>auf</strong>sicherung<br />
- Kombizange (zum Öffnen verklemmter Karabiner usw.)<br />
- Sichern (Spotten) der Teilnehmer durch die übrigen Gruppenteilnehmer<br />
- Wurfsack, Cowtail<br />
5 Nüßer, D. (2005). Sicherheitsstandards bei Klettertouren. Klassenfahrten Magazin/04.<br />
13
2.3 Ausrüstung für erlebnispädagogische Aktionen<br />
im Kinderdorf Duisburg e.V.<br />
Dinge, die nicht fehlen sollten:<br />
Erste-Hilfe-Set, Handy, Kartenmaterial, Reise-/ Kanuführer, Signalpfeife, Messer,<br />
Feuerzeug / Streichhölzer, Uhr, Klebeband (breit), Taschenlampe,<br />
Ersatzbatterien, Kompass/GPS, Personalausweis, Krankenversicherungskarte,<br />
Geld/Kreditkarte sowie Sonnenbrille, Sonnenschutzcreme, Fernglas,<br />
Hygieneartikel<br />
Die Kleidung richtet sich nach den Wetterverhältnissen und nach den jeweiligen<br />
Aktionen.<br />
2.3.1 Ausrüstung<br />
(die Menge der Ausrüstungsgegenstände kann variieren)<br />
Klettern in der Halle:<br />
- Gurt<br />
- Seil (wird in einigen Hallen gestellt)<br />
- HMS-Karabiner<br />
- Sicherungsgerät<br />
- Kletterschuhe<br />
- Chalkbag<br />
Klettern am Fels:<br />
- Gurt<br />
- 60m Seil<br />
- 8-12 Expresschlingen<br />
- 2 HMS-Karabiner<br />
- Sicherungsgerät<br />
- 2 Bandschlingen zur Selbstsicherung<br />
- Kletterschuhe<br />
- Chalkbag<br />
- Helm<br />
Paddeln:<br />
- Boot<br />
- Paddel<br />
- Schwimmhilfe / -weste<br />
- wasserdichte Säcke oder Tonnen<br />
- Boots- und Treidelleine<br />
Zusätzlich für den Leiter/Betreuer:<br />
- Wurfsack<br />
- Cowtail<br />
- evtl. Reservepaddel<br />
- Flussführer, Kartenmaterial<br />
- Messer<br />
- Reparaturset fürs Kanu<br />
14
Camping:<br />
- Zelt<br />
- Zeltunterlagen, Zeltplane<br />
- Abspannseile/Heringe<br />
- Hammer (der Boden ist hart!)<br />
- Schlafsack<br />
- Isomatte<br />
Zusätzlich für den Leiter/Betreuer:<br />
- Ersatzteile fürs Zelt<br />
- Messer<br />
- Kerzen/Fackeln<br />
- Feuerzeug<br />
- Wäscheleine/-klammern<br />
3. Erste Hilfe<br />
Obwohl sich die Ausrüstung und Technik im natursportlichen Bereich in den<br />
letzten Jahren ständig verbessert haben, kommt es immer wieder zu zahlreichen<br />
Unfällen. Auch ein erfahrener Mensch kann unerwartet in eine Notsituation<br />
geraten oder unterwegs <strong>auf</strong> eine verunglückte Person treffen.<br />
Daher sollte es für jeden erlebnispädagogischen Leiter/Betreuer selbstverständlich<br />
sein, sich neben einer ausführlichen Aktionsvorbereitung auch mit der<br />
medizinischen Erstversorgung zu beschäftigen.<br />
Die Erste Hilfe steht am Anfang der Rettungskette.<br />
Dem Ersthelfer fällt hier eine entscheidende Rolle zu, da es unter Umständen in<br />
schwer erreichbaren Gegenden bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes, längere<br />
Zeit vergehen kann. Unter Beachtung überschaubarer Regeln verschafft sich der<br />
Helfer einen Überblick:<br />
Absichern / Eigenschutz:<br />
- Überblick verschaffen<br />
- Gefahren für sich und andere erkennen<br />
- Eigen- und Fremdgefährdung ausschließen<br />
- aus akuter Gefahr retten<br />
- anwesende Personen zur Rettung anleiten<br />
Notruf / Sofortmaßnahmen:<br />
- So schnell wie möglich Notruf absetzen und<br />
- Sofortmaßnahmen ergreifen, um die Vitalfunktion der verunglückten Person<br />
zu erhalten oder zu stabilisieren.<br />
Fundierte Erste-Hilfe-Kenntnisse sind nicht nur im Alltag von Bedeutung, sondern<br />
im erlebnispädagogischen Bereich unabdingbar. Empfehlenswert ist daher die<br />
Teilnahme eines speziell dafür vorgesehenen, Outdoor Erste-Hilfe-Kurses z. B bei<br />
der Outdoorschule Süd e.V.<br />
Ich habe mich in diesem Kurs mit dem Thema intensiv beschäftigt, wobei mir das<br />
bekannte und einprägsame Prioritätenschema RUM - BAP --> SAU - DIWAN sehr<br />
15
gut gefallen hat, welches ich in Abstimmung mit der Outdoorschule Süd e.V. an<br />
dieser Stelle vorstellen möchte 6 :<br />
RUM:<br />
Auf den ersten Blick wird versucht die Risiken der Notfallsituation wahrzunehmen;<br />
evtl. ist die verunglückte Person aus einem akuten Gefahrenbereich zu retten.<br />
Weiter wird versucht, anhand der Analyse des Umfeldes bzw. Rekonstruktion des<br />
Unfallherganges <strong>auf</strong> mögliche Ursachen der Verletzung und der<br />
Verletzungsschwere zu schließen. Sofort beginnt ein gutes Unfall-Management<br />
durch effektive Koordination der Rettung und sofortige Notrufabsetzung.<br />
BAP-Funktionen:<br />
Jetzt beginnt die medizinische Versorgung mit einem Check der lebenswichtigen<br />
Vitalfunktionen wie Bewusstsein, Atmung und Puls.<br />
Bei Ausfall einer BAP-Funktion ist sofortiges Handeln erforderlich:<br />
- Bei Bewusstlosigkeit mit normaler Atmung gehört der Patient in die stabile<br />
Seitenlage<br />
- Bei Bewusstlosigkeit und nicht normaler Atmung ist Herz-<br />
Lungenwiederbelebung erforderlich<br />
Auch wenn Bewusstsein, Atmung und Puls vorhanden sind, kann bei<br />
entsprechender Veränderung dieser Vitalfunktionen ein SAU-gefährlicher Notfall<br />
vorliegen, der dann vorrangig versorgt werden muss.<br />
SAU-gefährlich:<br />
Daneben gilt es weitere lebensbedrohliche Zustände wie Schock, Atemstörung<br />
und Unterkühlung schnell zu erkennen und zu behandeln.<br />
DIWAN:<br />
Sind die ersten beiden Teile des Prioritätenschemas abgearbeitet, kann in aller<br />
Ruhe eine koordinierte Durchführung weiterer wichtiger - jedoch nicht mehr<br />
lebensrettender - Punkte erfolgen, z.B. Detailuntersuchung, Immobilisierung,<br />
Wundversorgung, Abtransport oder Notfallcampeinrichtung.<br />
Fazit:<br />
RUM - BAP --> SAU - DIWAN optimiert den Abl<strong>auf</strong> einer Rettungsaktion.<br />
Mit freundlicher Genehmigung (© Outdoorschule Süd e.V.)<br />
6 Oster P. (2003) Erste Hilfe Outdoor. Fit für Notfälle in freier Natur. Ziel-Verlag<br />
16
3.1 Behandlungs- und Durchführungsmethoden<br />
Wie unschwer zu erkenn ist, ist der Bereich der Ersten Hilfe ein komplexes Thema<br />
und sollte in regelmäßigen Abständen (ca. alle 2 Jahre) <strong>auf</strong>gefrischt werden, um in<br />
akuten Situationen sicher und „stressfrei“ handeln zu können.<br />
Auf einige Behandlungs- und Durchführungsmethoden möchte ich an dieser Stelle<br />
eingehen, da sie während erlebnispädagogischen Aktionen eintreten können: 7<br />
Unterkühlung:<br />
Erkennen Was tun?<br />
� Schläfrigkeit<br />
� Verlangsamung von<br />
Herzfrequenzen und Atmung<br />
� Bewusstlosigkeit<br />
� Starkes Absinken der<br />
Körpertemperatur<br />
� Steifwerden der Arme und<br />
Beine<br />
Erfrierungen:<br />
� "Frost" in Händen und Füßen.<br />
� Gefühl zu kleinen<br />
Schuhwerks.<br />
� Gelegentlich blaurote<br />
Flecken.<br />
� Erfrorene Körperteile sind<br />
weiß-grau.<br />
� Später kommt es zu<br />
Blasenbildung.<br />
Atmung:<br />
� Keine Atembewegungen<br />
sicht- bzw. fühlbar<br />
� Keine Atemgeräusche hörbar<br />
� Sichtbare Verlegung der<br />
Atemwege<br />
7 Vgl.: Deutsches Rotes Kreuz, DRK, Erste Hilfe Online<br />
� Den Unterkühlten aus dem<br />
Gefahrenbereich an warmen Ort bringen.<br />
� Nasse Kleidung entfernen, den Betroffenen<br />
in Decken hüllen<br />
� den Betroffenen in völlige Ruhelage<br />
bringen, weder aktiv noch passiv bewegen.<br />
� Keine Schocklage<br />
� Gliedmaßen nicht massieren<br />
� Warme Getränke verabreichen<br />
� Wiederholte Kontrolle der Lebenszeichen<br />
� Eng anliegende Kleider und Schuhwerk<br />
öffnen<br />
� Erfrorene Körperteile durch Körperwärme<br />
erwärmen, z.B. Hände, wenn möglich, in<br />
der Achselhöhle<br />
� Betroffenen <strong>auf</strong>fordern, Gliedmaßen zu<br />
bewegen; passive Bewegung durch Dritte<br />
muss unterbleiben<br />
� Körper durch zusätzliche Kleidung oder<br />
Decken erwärmen<br />
� Erneute Kälteeinwirkung vermeiden<br />
� Warme, gezuckerte Getränke zu trinken<br />
geben,<br />
� Blasen nicht öffnen, keimfreie Bedeckung,<br />
dabei Druck vermeiden<br />
� Notruf<br />
Liegt gleichzeitig mit der Erfrierung eine<br />
Unterkühlung vor, ist die Behebung der<br />
Unterkühlung vorrangig.<br />
Notruf möglichst gleich nach Feststellung des<br />
Atemstillstandes veranlassen.<br />
Wenn Fremdkörper <strong>auf</strong> den ersten Blick<br />
erkennbar sind, müssen diese<br />
selbstverständlich vor Beginn der Beatmung<br />
17
Schock:<br />
Erkennen Was tun?<br />
entfernt werden.<br />
Sollte durch die Überstreckung des Halses die<br />
Atmung nicht einsetzen, muss sofort mit der<br />
Atemspende begonnen werden.<br />
� Unruhe, Angst, Nervosität<br />
� blasse Hautfarbe<br />
� kalte, oft schweißnasse Haut<br />
� Frieren, Zittern<br />
� im späteren Verl<strong>auf</strong> Ruhe,<br />
Teilnahmslosigkeit, ggf.<br />
Bewusstlosigkeit<br />
Diese Zeichen treten nicht immer<br />
alle und nicht immer gleichzeitig<br />
<strong>auf</strong>. Das Bewusstsein ist<br />
zunächst meist erhalten. Gefahr:<br />
Wird der Schock nicht beseitigt,<br />
kann unter Umständen der Tod<br />
durch Sauerstoffmangel<br />
eintreten.<br />
Vergiftungen:<br />
� Übelkeit, Erbrechen, Durchfall<br />
� Plötzlich <strong>auf</strong>tretende<br />
Schmerzen im Bauch<br />
� Kopfschmerzen,<br />
Schwindelgefühl<br />
� Erregungszustände<br />
� Schock<br />
� Bewusstseinstrübung<br />
� Bewusstlosigkeit<br />
� Atemstörung<br />
� Atemstillstand<br />
� Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Stillstand<br />
Bewusstsein/Bewusstlosigkeit<br />
Feststellen, ob der Betroffene bei<br />
Bewusstsein ist oder nicht kann<br />
festgestellt werden, wenn <strong>auf</strong><br />
Fragen, eindeutige Antworten<br />
möglich sind.<br />
Wenn keine Reaktion - an den<br />
Schultern rütteln.<br />
� Notruf.<br />
� Ermutigen, trösten und betreuen.<br />
� Betroffenen hinlegen und warm zudecken,<br />
für Ruhe sorgen<br />
� Beine hoch lagern. Aus erhöhten Beinen<br />
fließt Blut zum Gehirn und zu den<br />
Organen.<br />
� Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener<br />
Atmung - Stabile Seitenlage.<br />
� Bei Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Stillstand Herz-Lungen-<br />
Wiederbelebung.<br />
� Kontrolle der Lebenszeichen.<br />
� bei Bewusstseinsverlust: Notruf.<br />
� bei vorhandener Atmung: Stabile<br />
Seitenlage<br />
� Sicherstellung von Giftresten und<br />
Erbrochenem.<br />
� Laut „Hilfe“ rufen, um Umstehende <strong>auf</strong> die<br />
Notfallsituation <strong>auf</strong>merksam zu machen!<br />
� Atmung prüfen!<br />
� Falls normale Atmung vorhanden: Stabile<br />
Seitenlage, dann Notruf! Wiederholt die<br />
Atmung prüfen!<br />
� Falls keine normale Atmung vorhanden:<br />
Notruf<br />
18
Wundversorgung:<br />
� Blutung<br />
� Infektion<br />
� Schmerz<br />
Erkennen Was tun?<br />
� dann Herz-Lungen-Wiederbelebung!<br />
Blutungen aus Wunden:<br />
am Arm am Bein am Kopf oder<br />
am Rumpf<br />
� Hochhalten<br />
� Abdrücken<br />
� Druckverband<br />
� Im äußersten<br />
Notfall<br />
abbinden<br />
� Abdrücken<br />
� Druckverband<br />
� Im äußersten<br />
Notfall<br />
abbinden<br />
� Schockgefahr durch Blutung oder Schmerz<br />
� Die betroffene Person soll je nach Zustand<br />
sitzen oder liegen<br />
� Jede Wunde wird wegen der zusätzlichen<br />
Infektionsgefahr so, wie sie vorgefunden<br />
wird, keimfrei bedeckt.<br />
� Zum Schutz vor einer möglichen Infektion<br />
sollte ein Ersthelfer bei der Versorgung<br />
blutender Wunden grundsätzlich<br />
Einmalhandschuhe tragen.<br />
Aufpressen <strong>auf</strong> die<br />
Blutungsstelle<br />
Druckverband,<br />
wenn die<br />
Körperstelle ihn<br />
zulässt<br />
bei Abtrennung /<br />
Teilabtrennung<br />
von Gliedmaßen<br />
� Wenn möglich<br />
hochhalten<br />
� Aufpressen <strong>auf</strong><br />
die<br />
Blutungsstelle<br />
� Druckverband<br />
� Im äußersten<br />
Notfall<br />
abbinden<br />
3.2 Stabile Seitenlage:<br />
(DRK, 2009)<br />
Durch die stabile Seitenlage wird sichergestellt, dass die Atemwege freigehalten<br />
werden und Erbrochenes, Blut etc. abl<strong>auf</strong>en kann - der Mund des Betroffenen wird<br />
zum tiefsten Punkt des Körpers. Der Betroffene wird so vor dem Ersticken<br />
bewahrt.<br />
3.2.1 Durchführung der Stabilen Seitenlage<br />
Schritt 1: Seitlich neben dem Betroffenen knien. Beine des Betroffenen<br />
strecken. Den nahen Arm des Bewusstlosen angewinkelt nach oben<br />
legen, die Handinnenfläche zeigt dabei nach oben.<br />
Schritt 2: Fernen Arm des Betroffenen am Handgelenk greifen. Arm vor der<br />
Brust kreuzen, die Handoberfläche des Betroffenen an dessen<br />
Wange legen. Die Hand nicht loslassen.<br />
Schritt 3: An den fernen Oberschenkel greifen und Bein des Betroffenen<br />
19
eugen.<br />
Schritt 4: Den Betroffenen zu sich herüber ziehen. Das oben liegende Bein so<br />
ausrichten, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt.<br />
Schritt 5: Hals überstrecken, damit die Atemwege frei werden. Mund des<br />
Betroffenen leicht öffnen.<br />
Die an der Wange liegende Hand so ausrichten, dass der Hals<br />
überstreckt bleibt.<br />
Auch in der stabilen Seitenlage muss immer wieder Bewusstsein, Atmung und die<br />
Lebenszeichen des Betroffenen kontrolliert werden.<br />
3.3 Herz-Lungen-Wiederbelebung<br />
3.3.1 Herzdruckmassage: 8<br />
- Neben dem Betroffenen in Höhe des Brustkorbs knien<br />
- Den Ballen einer Hand <strong>auf</strong> das untere Drittel des Brustbeins platzieren (=<br />
Mitte des Brustkorbs)<br />
- Den Ballen der anderen Hand <strong>auf</strong> die erste Hand <strong>auf</strong>setzen.<br />
- Die Arme des Helfers sind gestreckt und der Brustkorb wird senkrecht von<br />
oben durch Gewichtsverlagerung des eigenen Oberkörpers 30 x ca. 4-5 cm<br />
tief eingedrückt (Arbeitsfrequenz 100/Minute).<br />
- Druck- und Entlastungsdauer sollten gleich sein.<br />
- Beatmung und Herzdruckmassage erfolgen dann im steten Wechsel: 30 x<br />
Drücken, 2 x Beatmen.<br />
3.3.2 Atemspende:<br />
- Atemwege freimachen durch Neigen des Kopfes nach hinten bei<br />
gleichzeitigem Anheben des Kinns.<br />
- Mit Daumen und Zeigefinger der an der Stirn liegenden Hand den weichen<br />
Teil der Nase verschließen<br />
- Mund des Betroffenen bei weiterhin angehobenem Kinn öffnen<br />
- normal einatmen und Lippen dicht um den Mund des Betroffenen legen<br />
- Luft über einen Zeitraum von einer Sekunde gleichmäßig in den Mund des<br />
Betroffenen blasen, so dass sich der Brustkorb sichtbar hebt<br />
- Kopflage des Betroffenen beibehalten, eigenen Kopf zur Seite drehen,<br />
erneut einatmen und dar<strong>auf</strong> achten, ob sich der Brustkorb des Betroffenen<br />
wieder senkt<br />
- Betroffenen ein zweites Mal beatmen<br />
- Setzt die Atmung wieder ein, Stabile Seitenlage.<br />
- Setzt die Atmung nicht ein, Maßnahmen (Druckmassage, Atemspende) bis<br />
zum Eintreffen des Fachpersonals durchführen.<br />
8 Vgl.: Deutsches Rotes Kreuz, DRK, Erste Hilfe Online<br />
20
3.4 Inhalt eines Notrufs:<br />
Wo geschah es? Möglichst genaue Angabe des Unfallortes.<br />
Was geschah? Kurze Beschreibung des Unfallherganges.<br />
Wie viele Verletzte gibt es? Anzahl der Verletzten<br />
Welche Art von Verletzungen? Lebensbedrohliche Verletzungen schildern.<br />
Wer meldet? Angabe des eigenen Namens.<br />
4. <strong>Notfallmanagement</strong><br />
Vor jeder erlebnispädagogischen Aktion sollte mit allen Teilnehmern schon im<br />
Vorfeld über eventuell eintretende Notfälle oder Krisensituationen gesprochen<br />
werden. Es kann von großem Nutzen sein eine Krisensituation anhand eines<br />
Rollenspieles, die im Vorfeld festgelegten Aufgaben der Leiter/Betreuer, aber auch<br />
die der anderen Gruppenmitglieder zu erproben.<br />
Die Aufgabenverteilung sollte jedem Teilnehmer klar sein, damit es in einer<br />
Notfallsituation zu keinen zusätzlichen, chaotischen Zwischenfällen kommt.<br />
4.1. Der Kontakter<br />
Er hat die Aufgabe, sich ausschließlich um den Verunglückten zu kümmern und<br />
ihn wie unter dem Punkt: Erste Hilfe beschrieben, zu versorgen.<br />
Nicht selten kommt es vor, dass der Verunglückte ein hohes Aggressionspotenzial<br />
entwickelt und dadurch die Notfallversorgung erschwert. Dem Kontakter sollte<br />
bewusst sein, dass sich diese Aggression nicht gegen ihn richtet und sollte den<br />
Verletzten physisch und psychisch bestmöglich versorgen.<br />
Auch nach einem evtl. Abtransport durch einen Rettungsdienst ist es ratsam, den<br />
verunglückten Teilnehmer ins Krankenhaus zu begleiten um ihm weiter Sicherheit<br />
zu geben und gleichzeitig die am Unfallort verbleibenden Teilnehmer über den<br />
Gesundheitszustand zu informieren.<br />
4.2 Der Koordinator<br />
Die Aufgabe des Koordinators liegt in der Organisation für weitere nötige<br />
Maßnahmen, wie z.B. die Verständigung von Rettungsdiensten,<br />
Evakuierungsplanung, Koordination der andern Teilnehmer und wenn eine<br />
Rückkehr ins Basislager nicht möglich ist, das Einrichten eines Notfallcamps.<br />
Das Einbinden der Gruppe für nötige Hilfestellungen (z.B. Materialbesorgung,<br />
Feuer machen, Hilfe beim Einrichten des Notfallcamps, o.ä.) erleichtert den<br />
Prozess.<br />
Da so ein Zwischenfall für alle Beteiligten eine Stresssituation bedeutet, ist es<br />
notwendig, dass jeder Teilnehmer nach seinen Fähigkeiten eingebunden wird und<br />
mit Lob und Zuspruch vom Koordinator versorgt wird.<br />
In einer solchen Phase ist es enorm wichtig, dass auch die Leiter/Betreuer einen<br />
zuverlässigen Ansprechpartner haben.<br />
21
4.3 Krisenmanagement<br />
Als Krisenmanagement wird der systematische Umgang mit Krisensituationen<br />
bezeichnet. Dies beinhaltet die Identifikation und Prüfung von Krisensituationen,<br />
die Entwicklung von Strategien einer Krise, sowie die Einleitung und Verfolgung<br />
von Gegenmaßnahmen.<br />
Unterschiedliche Aspekte können <strong>auf</strong> eine Krise hindeuten:<br />
- In Krisensituationen reichen die gewohnten Standardverhaltensmuster und<br />
Strategien nicht aus, um aus der Krise wieder herauszukommen.<br />
- Das vorhandene Wissen und die vorhandenen Ressourcen reichen nicht<br />
aus, um die Situation zu bewältigen.<br />
Krisen können z.B. bei Naturkatastrophen oder in Folge von Unfällen <strong>auf</strong>treten. 9<br />
Um eine Unfallsituation bewältigen zu können, bei der sich unter Umständen die<br />
Polizei, die Staatsanwaltschaft und die Presse eingeschaltet haben, können<br />
vorbereitete Konzepte und trainierte Handlungsabläufe eine entscheidende Rolle<br />
spielen.<br />
Das Krisenmanagement setzt sich u. a. systematisch mit der Vermeidung von<br />
Negativschlagzeilen durch die Medien und den damit verbundenen Image<br />
Schäden auseinander. Darüber hinaus geht es unter anderem um den Schutz von<br />
betroffenen Leitern/Betreuern vor seelischer Verletzung.<br />
4.4 Krisenstab<br />
Als Krisenstab wird eine Gruppe von Personen innerhalb einer Organisation zum<br />
Notfall- oder Katastrophenschutz bezeichnet. Er sollte aus mindestens 3<br />
Personen bestehen (im Kinderdorf Duisburg e.V.: Leitung, stell. Leitung, Bürokraft)<br />
und übernimmt nicht die Führung, sondern funktioniert nur unter einem<br />
führungserfahrenen und allein verantwortlichen Leiter, damit auch unter<br />
erheblichem Druck Entscheidungen schnell getroffen werden können.<br />
Der Krisenstab ist nur solange aktiv, bis sich die Lage wieder entspannt hat.<br />
Aufgabe der Mitglieder ist es, den Leiter/Betreuer bei der Beurteilung des Notfalls<br />
zu beraten, Entscheidungen vorzubereiten und die Ausführung zu koordinieren<br />
und zu überwachen.<br />
Er organisiert die Rettungsmaßnahmen während der Notlage und hält Kontakt zu<br />
Behörden, zur Staatsanwaltschaft, Polizei und Feuerwehr, verfügt über Hilfsmittel<br />
und Arbeitsunterlagen um die Öffentlichkeit zu informieren.<br />
4.5 Umgang mit der Presse<br />
nach einem schweren Unfall:<br />
- vorher intern festlegen, wer Auskunft erteilen darf<br />
- intern einen sachlichen Bericht abfassen<br />
- keine Vermutungen, sondern nur Tatsachen weitergeben<br />
- gegebenenfalls <strong>auf</strong> Ermittlungen der Staatsanwaltschaft verweisen, solange<br />
diese andauern, darf keine Auskunft gegeben werden<br />
- niemals Namen nennen<br />
Um sich vor ungenauen oder sogar falschen Schlagzeilen zu schützen kann es<br />
sinnvoll sein, durch Einberufung einer Pressekonferenz eine Presseerklärung<br />
abzugeben. Es empfiehlt sich folgende Fragen zu beantworten:<br />
9 Vgl.: wikipedia.de. Krisenmanagement<br />
22
- Was/Wo/Wann ist passiert?<br />
- Wer ist beteiligt und/oder betroffen?<br />
- Schaden (gab es Verletzte o.ä.)?<br />
- Allgemeine Informationen<br />
- Wie wurde geholfen?<br />
- Informationen zur Einrichtung<br />
- An wen können sich Angehörige oder die Presse wenden?<br />
4.6 Kommunikation in einer Krisensituation<br />
(Fleig, 2009)<br />
Krisenkommunikation umfasst alle kommunikativen Aktivitäten, die in<br />
Zusammenhang mit einem sozial relevanten Störfall, von Organisation<br />
durchgeführt werden. Diese besondere Form der Öffentlichkeitsarbeit soll negative<br />
Konsequenzen wie Vertrauensverlust oder Imageeinbußen bei Krisen und<br />
Konflikten verhindern oder zumindest begrenzen. Die wichtigsten Handlungsfelder<br />
der Krisenkommunikation sind:<br />
- klare Zuordnung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zu<br />
Personen in der Unternehmensführung,<br />
- klare Kommunikationsregeln für ein inhaltlich und argumentativ<br />
einheitliches Auftreten<br />
- ein einheitliches Verständnis wie Medien bei der Aufarbeitung der Krise<br />
eingebunden werden sollen. 10<br />
Alle Gespräche sollten über den Krisenstab l<strong>auf</strong>en.<br />
Bei der Kommunikation mit den Angehörigen ist es besonders wichtig alle<br />
wichtigen Informationen in Ruhe zu erörtern. Für Rückfragen sollte ein<br />
Notfalltelefon eingerichtet werden, welches Tag und Nacht zu erreichen ist.<br />
Eine Anl<strong>auf</strong>stelle in einer netten Atmosphäre kann zu einer Beruhigung für die<br />
Angehörigen werden, bei denen sie sich austauschen und gemeinsam <strong>auf</strong> neue<br />
Informationen warten können.<br />
4.7 Umgang mit Behörden<br />
Wie z.B. Polizei, Staatsanwaltschaft<br />
Nach einem Unfall kann es vorkommen, dass die Polizei vor Ort ermittelt.<br />
Nicht selten wird der Leiter/Betreuer zum Beschuldigten. In diesem Fall sollte er<br />
von seiner Aussageverweigerung Gebrauch machen und ggf. einen Rechtsanwalt<br />
hinzuziehen, da durch eine zu schnelle und nicht durchdachte Aussage sein<br />
Anspruch <strong>auf</strong> Versicherungsschutz hinfällig sein könnte.<br />
Für alle anderen Teilnehmer gilt das Aussageverweigerungsrecht nicht, da diese<br />
als Zeugen vernommen werden können. Da die Gruppenmitglieder keinen<br />
entsprechenden Versicherungsschutz haben, besteht die Gefahr, dass diese in<br />
zivilrechtliche Verantwortung genommen werden können.<br />
Um Kinder und Jugendliche davor zu schützen, sollte vor jeder<br />
erlebnispädagogischen Aktion vereinbart werden, dass keiner von ihnen eine<br />
Aussage zum Unfallgeschehen machen darf, solange kein Anwalt hinzugezogen<br />
wurde.<br />
10 Fleig, Jürgen. (2009). Krisenkommunikation – bu-wissen.de, Seite 16<br />
23
4.8 Unfall-Nachsorge<br />
Nach einem Extremerlebnis wie z.B. Unfällen und anderen plötzlichen, kritischen<br />
Lebensereignissen können oftmals schwerwiegende Belastungen <strong>auf</strong>treten, die<br />
sich u.a. durch folgende Symptome bemerkbar machen können:<br />
- Gefühle des Nicht-Verstehens des schrecklichen Ereignisses<br />
- Sich-Fragen "Warum gerade ich?"<br />
- Angst vor eigenen seelischen Zusammenbrüchen<br />
- Angst vor dem Verlust der körperlichen Integrität anderer Beteiligter<br />
- Verlust von Vertrauen in sich selbst<br />
- Scham vor Inanspruchnahme von Hilfe<br />
- Angst vor dem Verlust eigener körperlicher Funktionen<br />
- Angst vor Schuldvorwürfen<br />
- Verlust von Vertrauen in Menschen<br />
- Trauer um nahestehende Personen<br />
- u.v.a.<br />
Alle am Unfall beteiligten Personen können davon betroffen sein wie z. B.:<br />
der Verunfallte,<br />
der Verursacher,<br />
die Familie und das soziale Umfeld,<br />
der Kollege, Arbeitgeber,<br />
die anderen Teilnehmer.<br />
Daher ist ratsam, dass eine schnelle psychologische Begleitung hinzugezogen<br />
wird, um die Beteiligten in dieser schweren Phase zu unterstützen.<br />
5. Aufarbeitung von Unfällen<br />
Ein Unfall verändert die Situation aller Beteiligten. Danach ist vieles anders - und<br />
dieses Ereignis kann nicht rückgängig gemacht werden. Vor allem Erwachsenen<br />
wird in diesem Moment bewusst, dass die „Welt“ nicht kontrollierbar, Technik nicht<br />
fehlerlos ist und dass sich Situationen anders entwickeln als sie geplant waren.<br />
Wenn es sich um einen kleinen Unfall handeln würde, könnten die Teilnehmer die<br />
förderlichen Wirkungen, wie z.B. eine gemeinsam überstandene gefährliche<br />
Situation erkennen. Schwer wird es dann, wenn der Unfall bei dem Verunglückten<br />
bleibende Schäden und Behinderungen verursacht hat.<br />
Damit ist das Ereignis für alle Betroffenen (den Verunfallten, den Verantwortlichen<br />
und die Zeugen des Unfalls) ein Schicksal, welches das Leben extrem verändert.<br />
Wie schon unter dem Punkt Unfall-Nachsorge beschrieben ist es wichtig darüber<br />
zu reden und sich professionelle Hilfe zu holen.<br />
Fehler können passieren – sie sind Bestandteil unseres pädagogischen Handelns<br />
und es darf nie darum gehen sie zu verheimlichen.<br />
Unter Berücksichtigung dieser Überlegungen liegen in Unfällen auch Chancen für<br />
eine realistischere Sicht der Dinge um damit sein eigenes Handeln zu optimieren.<br />
24
5.1 Unfallursachen<br />
Unfälle werden in der Regel durch das Zusammentreffen von mehreren<br />
technischen, organisatorischen und verhaltensbedingten Ursachen ausgelöst:<br />
Technische Unfallursachen u. a.:<br />
- Materialfehler<br />
- technische Ausfall eines Gerätes<br />
Organisatorische Unfallursachen u. a.:<br />
- unvollständige / fehlende Vorbereitung, Anweisungen<br />
- fehlende Koordination<br />
- unzureichendes, benötigtes Material<br />
Verhaltensbedingte Unfallursachen u. a.:<br />
- zu geringe Erfahrungen<br />
- mangelnde Fähigkeiten<br />
- begrenzte Kondition<br />
- Konzentrationsschwäche<br />
„Suchen Sie nicht nach Fehlern, suchen Sie nach Lösungen“. 11<br />
Lernen aus Fehlern ist ein erfahrungsbasiertes Lernen, welches als Fortsetzung<br />
eines Fehlerereignisses verstanden wird. Hierzu zählen beispielsweise die<br />
Fehleranalyse, die Ursachenforschung und/oder die Suche nach Möglichkeiten zur<br />
Fehlerkorrektur.<br />
Auch wenn die Fehlerursache wissenschaftlich untersucht und mit der neuen<br />
Erkenntnis eine Wiederholung des Fehlers in Zukunft minimiert wird, können<br />
Unfälle nie völlig auszuschlossen werden. Es muss allerdings das oberste Ziel<br />
jeder erlebnispädagogischen Aktion sein, die Gefahren soweit zu minimieren und<br />
die sicherheitstechnischen Vorkehrungen soweit zu optimieren, damit das<br />
Restrisiko eines Unfalls so gering wie möglich gehalten werden kann.<br />
Schlusswort:<br />
Zuverlässiges Leiten von erlebnispädagogischen Aktivitäten setzt nicht nur ein<br />
spezielles pädagogisches und technisches Können und Wissen voraus, sondern<br />
auch Kenntnisse und Handlungskonzepte für Situationen, die oft allzu gerne<br />
verdrängt werden. Es gehört zu den Sorgfaltspflichten verantwortungsvoller<br />
Erlebnispädagogen/innen, sich auch den Möglichkeiten von Unfällen bei<br />
natursportlichen Aktivitäten zu stellen, geeignete Handlungsfelder und<br />
Rettungskonzepte zu kennen sowie diese intensiv einzuüben.<br />
Ich danke dem gesamten Ausbildungsteam des BVKE, das sie mich an meine<br />
körperlichen Grenzen und Ängste geführt, gleichzeitig mir aber immer wieder<br />
neue Handlungsweisen und Lösungswege <strong>auf</strong>gezeigt haben, um schwierige<br />
Situationen zu meistern.<br />
Kann es ein besseres Sicherheitsgefühl geben?<br />
11 Ford, Henry<br />
25
Literaturverzeichnis<br />
Fleig, J. (2009). Krisenkommunikation. bu-wissen.de<br />
Kretschmer, S. (2011). Hausarbeit BVKE.<br />
Kreuz, D. R. (2009).<br />
http://www.drk.de/angebote/erste-hilfe-und-rettung/erste-hilfe-online.html.<br />
Nüßer, D. (2005).<br />
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Oster P. (2003) Erste Hilfe Outdoor. Fit für Notfälle in freier Natur. Ziel-Verlag<br />
Perschke, H., Flosdorf, P. (2003)<br />
Sicherheitsstandards in der Erlebnispädagogik. Juventa-Verlag<br />
Siebert, W. (1994):<br />
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G.:Persönlichkeitsentwicklung durch Outdoor-Aktivitäten?<br />
Weitere Quellen<br />
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www.wikipedia.de<br />
www.alpenverein.de<br />
www.outdoorschule-sued.de/cms/index.php<br />
www.kidodu.de<br />
Anhang<br />
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