Chevrolet Bel Air drAgster - Race Antz Team

motormärchen // Chevrolet Bel Air drAgster
in den 80ern semmelte miChA vogt Bei niCht gAnZ
erlAuBten strAssenrennen üBer den AsPhAlt,
längst ABer ist er im legAlen drAg rACing
AngeKommen. sein AKtuelles Auto ist ein 1955er
Chevy Bel Air mit 1580 Ps – und hält in seiner
KlAsse den deutsChen reKord von 7,7 seKunden AuF
der viertelmeile.
text: Jens PlACKner Fotos: dirK BehlAu
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der Asphalt flimmert, die Fahrer in ihren
aufgemotzten Kisten sind gespannt wie eine
schraubenfeder, und auf das Zeichen des
starters explodiert die Welt um die Piloten
mit einem ohrenbetäubenden Krach. 1971
kam dieses gefühl massenkompatibel im
Filmklassiker „Asphaltrennen“ auf die leinwand.
illegale rennen, die verfolgung durch
die Cops und der unbeschreibbare drang
nach Freiheit waren die emotionalen Komponenten,
die aus dem streifen einen erfolg

für hollywood machten. der hintergrund der
story ist echt, denn Asphaltrennen sind seit
Anbeginn der automobilen Fortbewegung ein
fester Bestandteil dieser Welt. nicht nur in
Amiland, sondern auch in good old germany.
micha „Fullspeed“ vogt kennt diese Welt
seit den frühen 80ern, als er im gesamten
deutschen raum die herausforderung auf
der straße suchte und fand. eine menge geld
hat er damals mit den Wetten bei den illegalen
rennen in verlassenen industriegebieten
oder hafenanlagen gemacht – so sagt man.
doch das ist lange her. sehr lange, denn als
die szene die sicherheit der abgeschiedenen
Pisten gegen den schönen schein der
Öffentlichkeit suchte, war für ihn schluss.
man kann einfach nicht mit 500 Pferdchen
drei meter neben einer kreischenden teenie-menge
sicher starten. das geht einfach
nicht. Zu hoch das risiko, zu wenig verantwortung
bei teilnehmern, „rennleitung“ und
Zuschauern. irgendwann wurde es ihm ein-
Von illegalen Straßenrennen hatte
Micha irgendwann genug. Er ging auf
den offiziellen Drag Strip.
Sein neuestes Projekt ist der
55er Chevy Bel Air
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motormärchen // Chevrolet Bel Air drAgster
7,7 Sekunden für die Viertelmeile: Laut Team
sind das 457 Kilometer pro Stunde, mit denen
der Chevy 2009 den Zeitrekord auf dem
Hockenheimring in seiner Klasse knackte
fach zu viel. er nahm seinen mattgrauen
67er Camaro von der illegalen Piste rein
in die legalität des drag racing. und so
war das race Antz-team geboren.
den hang zur Beschleunigung hatte micha
seit jeher nur in Amikisten umgesetzt.
golf, 3er und ähnliches gezücht
standen nie zur diskussion. Camaro, el
Camino und andere potente v8 bewegten
sein herz und er bewegte sie. meist
schneller als die Polizei erlaubte. doch
in der dragsterszene konnte er endlich
legal das umsetzen, was er immer wollte
– maximale Power. mittlerweile ist er
mit zwei echten Boliden unterwegs. der
Bel Air hat einen 554 cui Pro Charger
mit sagenhaften 1.580 Pferdchen unter
der haube. schnell genug für eine 7,7er
Zeit über die viertelmeile – dies ist der
derzeitige deutsche rekord, den micha
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bei den nitrolymp‘X 2009 auf dem hockenheimring
fuhr. es macht eine geschwindigkeit
von etwa 457 stundenkilometer, heißt
es. doch die ist im Prinzip nebensache. Was
zählt, das ist die reine Beschleunigung, und
die ist ausreichend für den ersten Platz in
der Klasse street eliminator. diese Klasse
hat ein paar besondere herausforderungen,
denn die Fahrzeuge müssen straßenzugelassen
sein. Also kein reines renngefährt,
das mit dem Anhänger zum Platz der veranstaltung
gekarrt werden muss, sondern
das sich auf eigenen vier rädern ganz legal
auf deutschen straßen bewegen darf. und
diese straßentauglichkeit muss nicht vor
rennantritt belegt, sondern muss nach dem
rennen in Form einer 40 bis 50 Kilometer
langen Cruising-Ausfahrt bewiesen werden.
Aber auch sonst fährt micha mit dem geschoss
im gemütlichen modus durch Celle
oder hannover – nur so zur entspannung.
nebenbei kann er mit dem Bel Air die Fahrer
supernobler edelsportwagen an der Ampel
oder auf der Autobahn kurz und heftig ärgern.
letztendlich ist in jedem mann noch
kindlicher spieltrieb …
die street eliminator-Klasse verfügt über
ein wirklich sauber ausgearbeitetes reglement,
da diese Fahrzeuge eben außer auf
der rennpiste auch im normalen straßenverkehr
allen sicherheitstechnischen und
gesetzlichen Anforderungen genügen müssen.
verwendung finden dürfen ausschließlich
Kraftstoffe, die es in deutschland an der
tankstelle gibt. diese sind alle ottokraftstoffe,
e 85, Autogas, erdgas, diesel und Biodiesel.
Alle benzinbetriebenen Fahrzeuge müssen
in der lage sein, mit 100-oktan-Benzin
zu fahren. sonstige Zusatzstoffe im Kraftstoff
sind nicht zulässig. Bei den Ameisen findet
übrigens e 85 einsatz. e 85 besteht zu 85%

irgendwann wurde es micha einfach
zu viel. er nahm seinen mattgrauen
Wagen von der illegalen Piste rein in die
Legalität des Dragracing
Race Antz: Unter diesem Namen machte das Team mit seinem Willys-Race-Car von sich Reden. Jetzt nimmt Micha
Vogt vorzugsweise im Chevy Platz
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motormärchen // Chevrolet Bel Air drAgster
aus ethanol, einem reinem Alkohol, und zu
15% aus Benzin. ursprünglich war es von
der ökologisch bedachten Fraktion als nachwachsender
rohstoff gedacht, mit dem man
die Welt vor dem Klima-Kollaps retten wollte.
in der Praxis zeigte sich, dass für die Produktion
von ethanol Ackerflächen benötigt
werden. es wurden in südamerika ganze urwälder
für den Zuckerrohranbau gerodet, der
als grundlage der Alkoholproduktion dient,
um den massenmarkt an Kraftstoffen zu bedienen.
Aufgrund einer politischen gegenbewegung
wurden die Förderungen für die
Produktion von e 85 zurückgefahren und der
Kraftstoff verlor seinen ökologischen glanz.
Also spielt e 85 heute im massenverkehr eine
untergeordnete rolle. Für ein rennfahrzeug
ist ethanol aufgrund seiner verbrennungseigenschaften
und einer sehr rapiden energieumsetzung
von großem interesse. und ein
rennauto ist auch kein musterbeispiel ökologischen
denkens, sondern es macht ganz
einfach spaß!
1995 war das offizielle gründungsjahr des race
Antz-teams. Wie kommt man auf den gedanken,
sein team nach so einem lächerlich
kleinen tier wie der Ameise zu benennen?
ganz einfach – die Ameise ist kein lächerliches,
kleines tier, sondern kann immerhin
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das 28-fache ihres gewichts tragen. das ist
leistung pur! der Ameisenhaufen umfasst
mittlerweile über zehn hochqualifizierte spezialisten
– darunter ein eigener rechtsanwalt
– und hat sich schon vielen Fahrzeugen
in unterschiedlichen Klassen angenommen.
mit dem ersten Bel Air, Baujahr 1955, und einem
69er Camaro ging es in der Public race
Class an den start, mit einem 62er Plymouth
savoy und einem Chevy nova, Baujahr 1970,
starteten sie in der super gas-Klasse. red
line motors brachte mit einem Willys und
gemeinsam mit micha vogt das erste Auto
in deutschland auf den strip, das unter 10.0
sekunden für die viertelmeile brauchte, eine
straßenzulassung hat und mit Benzin von der
tanke läuft. schließlich konnte micha einmal
den „Böhse onkelz“-t-Bird aus dem hause
red line motors fahren, was sicher ein ganz
besonderes erlebnis war.
Auf sich aufmerksam machte micha denn
auch am steuer des 41er Willys. Fahrwerk
und Antriebsstrang – insbesondere der motor
– wurden komplett von red line motors aufgebaut.
die schrauberarbeiten übernimmt
micha teilweise selbst, denn ursprünglich
mit 18 – als andere vom Golf-cabrio oder
3er BmW träumten – schnappte er sich einen
Dodge und begann seine Leidenschaft für die
großvolumigen V8
hatte er Kfz-mechaniker gelernt und bei seiner
Bundeswehrzeit zusätzlich eine Ausbildung
zum Büchsenmacher absolviert. das
brachte ihm das handwerkliche grundwissen
für alle weiteren schritte am Fahrzeug ein.
theorie und Praxis über Amischlitten hatte
er sich zuvor schon reichlich erworben. mit
18 – als andere vom golf-Cabrio oder 3er
BmW träumten – schnappte er sich einen
dodge ramcharger und begann seine leidenschaft
für die großvolumigen v8. Während
seiner Bundeswehrzeit machte er nebenbei
eine Werkstatt für us-Fahrzeuge in
Wietzen bei nienburg auf und bildete sich
zum Personenschützer fort. Für den passionierten
Kraft- und Kampfsportler war dies
die beste berufliche Perspektive und er hatte
schnell den nötigen erfolg. Als geschäftsführer
eines Fitness-studios oder als Bodyguard
für einen exklusiven Personenkreis, zu dem
die sängerin mariah Carey oder das Fotomodell
Claudia schiffer genauso gehörte wie der

Maximale Power: Der Bel Air hat einen 554 cui Pro Charger mit satten 1.580 Pferden unter der Haube, fürs richtige Abbremsen ist
daher ein Schirm zuständig
Klar, dass so ein Aggregat ordentlich gekühlt werden muss
– ein Ventilator reicht da nicht aus
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Irgendwas stimmt da doch nicht … Zwar lautet der Wahlspruch der Rennameisen „Go big – or go home!“, trotzdem fahren alle im
Team in ihrer Freizeit liebend gern mit ihren Honda Monkey-70er-Jahren-Einzylinder-Ballonreifen-Maschinen …
startenor luciano Pavarotti oder der King
of Pop, michael Jackson, verdiente er sich
die Kohle, die er für das exklusive hobby
drag racing brauchte. 1999 gründete
er in Celle das Fitness-studio „Perfect
sports“, in dem er auf 1.400 Quadratmetern
die volksgesundheit verbessert.
der Ausgleich zum Business ist stets der
rennsport. seit der geburtsstunde der
street eliminator-serie ist er an vorderster
Front dabei. im ersten Jahr erreichte
er Platz 2, im zweiten Jahr wieder Platz
2 und hatte dann in einer Pechsträhne
nur noch den 13ten Platz der rennserie
2008 inne. 2009 schaffte er endlich den
lang ersehnten 1. Platz und fuhr mit 8,2
sekunden auf 400 metern einen neuen
rekord. hierzu hatte er schon die rakete
namens Bel Air am start. 2009 fuhr er
in der Klasse Competition eliminator mit
den sagenhaften 7,7 sekunden den neuen
rekord und ist mit Abstand die nummer 1
der Punkteliste in dieser Klasse.
der Bel Air ist vom Baujahr 1955 der serie
2400C, die von Chevrolet in den usA
von 1953 bis 1957 als luxusversion der
modelreihe two-ten gebaut wurde. Bel
Airs waren Fahrzeuge der oberen
mittelklasse und wurden
in den unterschiedlichsten
Ausführungen, wie Kombi,
Cabrio, Coupé oder Familienkutsche
gebaut. sie sind heute
gefragte oldtimer – oder Basis
für einen rennwagen.
die beschaulichen Zeiten des
oldtimerdaseins sind für den Bel
Air von micha für immer vorbei,
denn in absehbarer Zeit soll
eine steigerung der rennanforderungen
kommen.
micha möchte in der englischen
street eliminator-serie
starten, denn
die gilt als schnellste
der Welt.
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um dies zu erreichen, hat er den originalen
Blechkörper des Chevys um 5“ im dachbereich
gekürzt, Front, türen und Kotflügel
gewichtssparend gegen gFK-teile ausgetauscht
und in das Fulltube-Chassis eine
mördermaschine mit 554 cui eingesetzt, die
mit Brodix-Zylinderkopf, sonny-Ansaugspinne
und einem F2-r-Procharger zum wahren
Kraftwerk mutiert ist. das getriebe aus dem
hause John Winter Powerglide hat nur zwei
gänge, die bei dem maximalen drehmoment
von 1.680 newtonmeter allerdings völlig ausreichen.
die spindelmount-Felgen vorne erlauben
durch ihren Zentralverschluss einen
schnellen reifenwechsel. Außerdem sind sie
sehr leicht – eine eigenschaft, die bei jedem
rennwagen von zentraler Bedeutung ist. die
Kraft kommt wirkungsvoll über die gekürzte
und verstärkte Full-Floater-hinterachse auf
die straße. Alles detailliert zu beschreiben
macht wenig sinn, da das Fahrzeug bis zum
nächsten renneinsatz sicherlich noch mehr
technische optimierung erfahren und bereit
sein wird für den neuen Pisten-rekord.
diesen erfolg hätte micha seiner Ansicht
nach nie gehabt, wenn nicht ein so
kompeten-
tes team, wie das race Antz-team hinter
ihm stehen würde. darauf ist micha stolz.
insbesondere auf die unterstützung durch
den teamchef hermann löhr, der die Projekte
mutig managte. ohne ihn wäre manches
Fahrzeug nie auf die straße gekommen. Am
erfolg der rennameisen haben viele andere,
wie thomas engelage, die Firma red line
motors, der e-85-spezialist Alkoholix und die
Firma Pivo motors mitgewirkt. gemeinsam
geht’s einfach besser.
Witzig ist irgendwie, dass alle im race Antz
team eigentümer einer honda monkey sind.
das kleinrädrige mokick, das ende der 70er
auf jedem schulhof zu finden war, ist das
krasse gegenteil zu dem, was die Jungs
sonst so bewegen. das ist quasi die einzige
Ausnahme vom Wahlspruch: „go
big – or go home . . .“

Die Armaturen im Cockpit sind dem alten Design des Wagens entsprechend angepasst und
erlauben auf einen Blick die volle Kontrolle
als Geschäftsführer eines Fitness-studios
und als Bodyguard verdiente er sich die Kohle,
die er für das exklusive hobby Drag racing brauchte
technische daten
Marke: Chevrolet
Typ: Bel Air serie 2400 C
Erstzulassung: 1955
Motor: 554 cui mit 1.580 Ps, Brodix-
Zylinderkopf, sonny-Ansaugspinne,
F2-r-Pro Charger
Sonstiges: dach um fünf Zoll gechoppt,
Front, türen und Kotflügel aus gFK,
Zweiganggetriebe von John Winter
Powerglide, spindelmountfelgen mit
Zentralverschluss, gekürzte und
verstärkte Full-Floater-hinterachse
i Race antz speed team
Aktuelle informationen zum team,
den Autos und daten, an denen der Bel Air
zu sehen ist, gibt es online unter
www.race-antz.de
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