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Insulation Herstellung von Polyurethan (PUR)-Hartschaumstoff

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<strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>Polyurethan</strong><br />

(<strong>PUR</strong>)-<strong>Hartschaumstoff</strong><br />

Dr. Manfred Kapps<br />

Siegfried Buschkamp<br />

Seite 1 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung<br />

Seite<br />

3<br />

2. Rohstoffe 5<br />

2.1 Polyole 5<br />

2.2 Polyisocyanate 6<br />

2.3 Treibmittel 7<br />

2.4 Aktivatoren 8<br />

2.5 Schaumstabilisatoren 8<br />

2.6 Flammschutzmittel 9<br />

2.7 Rohstoffe der Bayer AG 9<br />

2.8 Lagerung der Rohstoffe 9<br />

2.9 Sicherheitsmaßnahmen bei der Handhabung <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-Rohstoffen 10<br />

3. Grundlegendes für die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> 10<br />

3.1 Rezepturberechnung 10<br />

3.2 Vorbereitung der Reaktionskomponenten 12<br />

3.3 Das Reaktionsgemisch und die Schaumbildung 12<br />

3.4 Allgemeine Regeln für die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> 20<br />

4. Verfahren zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> 22<br />

4.1 Handmischverfahren 22<br />

4.1.1 <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Testschaumstoffen im Labormaßstab 22<br />

4.1.2 <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>blöcken mit demHandmischverfahren 23<br />

4.2 <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> mit Maschinen 27<br />

4.2.1 Schäummaschinen und Schäumanlagen 27<br />

4.2.1.1 Niederdruckmaschinen 28<br />

4.2.1.2 Hochdruckmaschinen 29<br />

4.2.1.3 Dosieraggregate und Mischköpfe 30<br />

4.3 Kontinuierliche <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Schaumstoffblöcken 32<br />

4.4 <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>platten mit Deckschichten 33<br />

(Dämmplatten, Verbundelemente)<br />

4.4.1 Kontinuierliche <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Dämmplatten und Verbundplatten 34<br />

4.4.2 Diskontinuierliche <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Verbundplatten 39<br />

4.5 <strong>PUR</strong>-Ortschaum 44<br />

4.5.1 Spritzen 44<br />

4.5.2 Überschichten 46<br />

4.5.3 Einkomponentenschaumstoff 48<br />

5. Qualitätskontrolle, Sicherheit 48<br />

5.1 Kontrolle der Produktionsbedingungen und des Endproduktes 48<br />

5.2 <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>-Staub 49<br />

5.3 Sicherheitsmaßnahmen gegen Brand 50<br />

6. Literaturverzeichnis 50<br />

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Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


1. Einleitung<br />

<strong>Polyurethan</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> ist heute einer der<br />

besten Wärmedämmstoffe. Bei fast allen seinen<br />

Anwendungen steht deshalb die Wärmedämmung<br />

im Vordergrund. Die Möglichkeit, <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong><br />

mit verschiedenen Deckschichtmaterialien zu<br />

erzeugen und auf diesem Wege Verbundwerkstoffe<br />

zu erhalten, verleiht ihm außerdem die Rolle als<br />

Konstruktionsmaterial. Die wichtigsten Einsatzgebiete<br />

für <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> sind:<br />

Haushaltsgeräte<br />

• Wärmedämmung <strong>von</strong> Kühlschränken, Gefriertruhen,<br />

gewerblichen Kühlmöbeln,<br />

Heißwasserspeichern<br />

Bauindustrie<br />

• Verbundplatten mit starren Deckschichten<br />

als Wand- und Dachelemente<br />

• Dämmplatten mit flexiblen Deckschichten<br />

für Dächer, Wände, Decken und Böden<br />

• Dämm- und Konstruktionsmaterial als Zuschnitte<br />

aus Blockware<br />

• Spritzschaumstoff vor Ort zum Dämmen<br />

und Abdichten<br />

Industrielle Wärmedämmung<br />

• Dämmen <strong>von</strong> Tanks und Behältern, Rohrleitungen,<br />

Fernwärmerohren und Kühlräumen<br />

Bild 1: Reaktionsformel <strong>PUR</strong>-Reaktion<br />

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Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

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Fahrzeugindustrie<br />

• Wärmedämmung <strong>von</strong> Kühlfahrzeugen für<br />

Schiene und Straße einschließlich Containern<br />

Die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> für Anwendungen<br />

in der Bauindustrie wird in den folgenden<br />

Kapiteln erläutert.<br />

<strong>PUR</strong>-Hartschaum zeichnet sich besonders dadurch<br />

aus,<br />

• dass er in einem breiten Rohdichtebereich<br />

hergestellt werden kann.<br />

• dass er an unterschiedlichen Deckschichten<br />

haftet, ohne dass Kleber verwendet<br />

werden müssen.<br />

• dass er auch in komplizierten Hohlräumen<br />

hergestellt werden kann.<br />

Zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> sind<br />

zwei flüssige Hauptkomponenten- ein Polyol und<br />

Polyisocyanat - sowie ein Treibmittel erforderlich. In<br />

der Regel wird das Treibmittel zusammen mit weiteren<br />

Hilfskomponenten wie Aktivatoren (Reaktionsbeschleuniger),<br />

Schaumstabilisatoren, Flammschutzmittel<br />

dem Polyol beigemischt. Die nach dem<br />

Vermischen zwischen Polyol und Polyisocyanat<br />

ablaufende Polyadditionsreaktion führt zu Makromolekülen<br />

mit Urethanstrukturen (<strong>Polyurethan</strong>e).<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 2: Polyisocyanat/Wasser-Reaktion<br />

Während der Reaktion wird eine beträchtliche<br />

Wärmemenge frei, die zum Teil dazu benutzt wird,<br />

leicht flüchtige Flüssigkeiten (Treibmittel) zu verdampfen.<br />

Hierdurch wird das Reaktionsgemisch<br />

zum Schaumstoff aufgetrieben.<br />

Dem Polyol werden üblicherweise unterschiedliche<br />

Mengen Wasser zugesetzt. Dieses reagiert mit dem<br />

Polyisocyanat zu Polyharnstoff und Kohlendioxid,<br />

welches als Co- Treibmittel dient, jedoch auch<br />

alleiniges Treibmittel sein kann.<br />

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In Gegenwart bestimmter Aktivatoren können Isocyanate<br />

miteinander reagieren und Makromoleküle<br />

mit Isocyanuratstrukturen (Polyisocyanurate =<br />

PIR) bilden. Da die Reaktionen <strong>von</strong> Isocyanaten mit<br />

Polyolen und mit Isocyanaten gleichzeitig oder in<br />

unmittelbarer Folge ablaufen können, erhält man<br />

Makromoleküle mit Urethan- und Isocyanuratstrukturen<br />

(PIR - <strong>PUR</strong>).<br />

Bild 3: Reaktion <strong>von</strong> Polyisocyanaten in Anwesenheit <strong>von</strong> Trimerisierungs-Katalysatoren<br />

PIR-<strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>e werden z. B. bei erhöhten<br />

Anforderungen an das Brandverhalten eingesetzt.<br />

Näheres zur <strong>Polyurethan</strong>-Chemie ist z. B. dem<br />

Kunststoff-Handbuch Band 7 "<strong>Polyurethan</strong>e" <strong>von</strong><br />

Günter Oertel zu entnehmen [1].<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


2. Rohstoffe<br />

2.1 Polyole<br />

Polyole sind viskose Flüssigkeiten, deren charakteristisches<br />

chemisches Merkmal sich aus Sauerstoff<br />

und Wasserstoff aufbauende Hydroxyl (OH)-<br />

Gruppen sind. Diese reagieren mit Isocyanatgruppen<br />

des Polyisocyanats zu Urethangruppen.<br />

Man unterscheidet zwischen Polyether- und Polyesterpolyolen.<br />

Polyetherpolyole werden durch Umsetzung<br />

<strong>von</strong> mehrwertigen Alkoholen (z. B. Glykolen,<br />

Glyzerin, Rohrzucker) oder <strong>von</strong> Aminen (z. B.<br />

Ethylendiamin) mit Alkylenoxiden, Hartschaumpolyole<br />

hauptsächlich mit Propylenoxid, hergestellt.<br />

Polyesterpolyole erhält man durch Reaktion <strong>von</strong><br />

mehrwertigen Carbonsäuren (z. B. Phthal-, Terephthal-<br />

oder Adipinsäure) mit Glykolen, Glyzerin und<br />

ähnlichen Polyalkoholen. Unter Abspaltung <strong>von</strong><br />

Wasser bilden sich Polyole mit Esterstrukturen.<br />

Für den Einsatz <strong>von</strong> Polyetherpolyolen und Polyesterpolyolen<br />

gibt es keine allgemein gültigen Re-<br />

Bild 4: Polyether-<strong>Herstellung</strong> am Beispiel eines dreiwertigen Alkohols<br />

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geln. Oft werden beide Typen kombiniert verwendet.<br />

Die jeweiligen Anforderungen bestimmen die<br />

Auswahl. Um den geforderten Flammschutz des<br />

Schaumstoffs zu erreichen, wird häufig die Mitverwendung<br />

<strong>von</strong> aromatischen Polyesterpolyolen, z. B.<br />

auf Basis Phthalsäure, empfohlen. Hohe Viskosität<br />

und niedrige Funktionalität schränken in vielen Fällen<br />

den Einsatz <strong>von</strong> Esterpolyolen ein.<br />

Die Funktionalität eines Polyols gibt die Zahl der<br />

Hydroxylgruppen pro Molekül an. Ist das Polyol ein<br />

Gemisch aus Komponenten unterschiedlicher Funktionalitäten,<br />

gibt man die mittlere Funktionalität<br />

an. Molekülteile, die Reaktionen eingehen können,<br />

wie z. B. die Hydroxylgruppen, werden funktionelle<br />

Gruppen genannt. Ein Maß für den Gehalt an<br />

Hydroxylgruppen ist die Hydroxyl- oder OH-Zahl.<br />

Für die Auswahl eines Polyols sind neben der chemischen<br />

Natur Angaben zur Hydroxyl (OH)-Zahl,<br />

zur Viskosität und zum Wassergehalt erforderlich.<br />

Bei Polyesterpolyolen kann auch die Säurezahl<br />

wichtig sein.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 5: Prinzip der Polyester-<strong>Herstellung</strong><br />

2.2 Polyisocyanate<br />

Als Isocyanate werden chemische Verbindungen<br />

mit Isocyanat-Gruppen (NCO-) als funktionelle<br />

Gruppen bezeichnet. Isocyanat-Gruppen bauen<br />

sich aus Stickstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff auf.<br />

Für die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>en<br />

werden fast ausschließlich Isocyanate auf Basis<br />

MDI (= Methylen-diphenylen-diisocyanat oder<br />

Diphenylmethandiisocyanat oder Diisocyanatodiphenylmethan<br />

genannt) verwendet. Diese sind<br />

Gemische aus MDI (hauptsächlich 4,4'-Diisocyanato-diphenylmethan<br />

mit Anteilen des isomeren<br />

2,4'-Diisocyanato-diphenylmethan) und höhermolekularen<br />

Komponenten. Da sich in der Struktur dieser<br />

höhermolekularen Komponenten eine Moleküleinheit<br />

wiederholt, wird das Isocyanatgemisch auch<br />

polymeres MDI (PMDI) oder MDI-Polymer genannt.<br />

Während MDI streng difunktionell ist, d. h. 2 NCO-<br />

Gruppen besitzt, enthalten die höhermolekularen<br />

PMDI-Komponenten drei und mehr NCO-Gruppen.<br />

Deshalb bezeichnet man PMDI als Polyisocyanat.<br />

Die durchschnittlichen Funktionalitäten der gebräuchlichen<br />

PMDI-Typen liegen bei 2,5 - 3,2.<br />

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Ausgabe 2004-06-14<br />

An dieser Stelle sind die PMDI-Prepolymere zu<br />

erwähnen, obwohl sie bei der <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<br />

<strong>Hartschaumstoff</strong> nur eine untergeordnete Rolle<br />

spielen. Hierbei handelt es sich um PMDI, bei dem<br />

ein Teil der NCO-Gruppen durch Zusatz <strong>von</strong> Polyol<br />

zur Reaktion gebracht wurde. Gegenüber dem Ausgangs-PMDI<br />

ist deshalb der NCO-Gehalt niedriger<br />

und die Viskosität deutlich höher. Mit Hilfe <strong>von</strong> Prepolymeren<br />

können Probleme umgangen und bestimmte<br />

Effekte erzielt werden: Die bei der<br />

Schaumstoffherstellung frei werdende Wärmemenge<br />

wird gesenkt, und die Verträglichkeit <strong>von</strong><br />

Polyisocyanat und Polyol und der Aufbau des Makromoleküls<br />

werden beeinflusst.<br />

Polyisocyanate auf MDI-Basis für die <strong>Herstellung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> sind viskose Flüssigkeiten<br />

mit bräunlicher bis dunkelbrauner Farbe. Sie<br />

werden charakterisiert durch NCO-Gehalt, Viskosität<br />

und Acidität.<br />

Die Acidität ist ein Maß für den herstellungsbedingten<br />

Säuregehalt, der die Reaktivität beeinflussen<br />

kann.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 6: Diphenylmethan-diisocyanat, MDI polymer<br />

2.3 Treibmittel<br />

Wie bereits erwähnt, entsteht bei der Reaktion <strong>von</strong><br />

Isocyanat und Wasser Kohlendioxid, das als Treibmittel<br />

dient. Man spricht in diesem Fall <strong>von</strong> einem<br />

chemischen Treibverfahren. Dieses Verfahren<br />

bringt einige Nachteile mit sich, weshalb es bei der<br />

<strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> nur eine<br />

Nebenrolle spielt. Das eigentliche Treibverfahren ist<br />

das physikalische Treibverfahren, bei dem eine<br />

dem Reaktionsgemisch zugesetzte niedrig siedende<br />

Flüssigkeit durch die Reaktionswärme verdampft<br />

wird.<br />

Die Treibmittel sollten sich in den Reaktionskomponenten<br />

und dem Reaktionsgemisch gut lösen, sollten<br />

als Gas in den geschlossenen Zellen des<br />

Schaumstoffs verbleiben und eine niedrige Wärmeleitfähigkeit<br />

besitzen, im <strong>Polyurethan</strong> fast unlöslich<br />

sein und dieses nicht weichmachen. Außerdem<br />

sollten sie toxikologisch und ökologisch unbedenklich<br />

sein.<br />

Der lange Zeit verwendete Fluorchlorkohlenwasserstoff<br />

(FCKW) 11 (Monofluortrichlormethan) erfüllte<br />

die meisten dieser Kriterien hervorragend,<br />

erwies sich aber ökologisch als sehr bedenklich.<br />

Der <strong>von</strong> FCKW 11 ausgelöste Treibhauseffekt<br />

(GWP = global warming potential) und sein Potential,<br />

die Ozonschicht der Stratosphäre zu schädigen<br />

(ODP = ozone depletion potential), führten<br />

zu dem Beschluss, den Einsatz einzustellen (Montreal-Protokoll<br />

<strong>von</strong> 1987).<br />

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Kohlendioxid ist in <strong>Polyurethan</strong> löslich und verlässt<br />

deshalb die Zellen des Schaumstoffes per Diffusion,<br />

wenn der Schaumstoff nicht diffusionsdicht abgedeckt<br />

wird. Infolge des sinkenden Zellgasdrucks<br />

kann der Schaumstoff schrumpfen. Außerdem kann<br />

der gleichzeitig mit dem Kohlendioxid entstehende<br />

Polyharnstoff den Schaumstoff verspröden, worunter<br />

besonders die Haftung an den Deckschichten<br />

(z. B. Blech) leidet.<br />

Anstelle <strong>von</strong> FCKW 11 werden heute Kohlenwasserstoffe<br />

(Pentane), Hydrogen- Fluorchlorkohlenwasserstoffe<br />

(H-FCKW) und Hydrogen-Fluorkohlenwasserstoffe<br />

(H-FKW) verwendet. Alle<br />

diese Treibmittel sind keine direkten Austauschprodukte<br />

für FCKW 11. Polyole und Zusatzmittel müssen<br />

dem Einsatz dieser Treibmittel angepasst werden,<br />

um die geforderten Schaumstoffeigenschaften<br />

zu erreichen.<br />

Pentane (n-, cyclo- und iso-Pentan) sind leicht<br />

brennbare Flüssigkeiten, deren Dämpfe mit Luft<br />

explosive Gemische bilden. Bei ihrer Verwendung<br />

als Treibmittel sind deshalb bestimmte Sicherheitsvorkehrungen<br />

mit entsprechendem Kostenaufwand<br />

zu treffen (siehe hierzu die Technische Information<br />

"Pentan: Ein Weg zum FCKW- und HFCKW-freien<br />

Metallverbundelement" [2]). Der große Vorteil der<br />

Pentane ist ihr niedriger Preis. Für die <strong>Herstellung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> für den Bausektor wird<br />

überwiegend n-Pentan verwendet, weil es besonders<br />

preisgünstig ist und im Gegensatz zu cyclo-<br />

Pentan ein Weichmacher-Effekt nicht zu beobachten<br />

ist. Allerdings löst sich n-Pentan in den Reaktionskomponenten<br />

nur gering, und sein Dampf hat<br />

eine höhere Wärmeleitfähigkeit.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Für die Anwendung <strong>von</strong> H-FCKW war <strong>von</strong> den Unterzeichner-Ländern<br />

des Montreal-Protokolls ein<br />

begrenzter Zeitraum festgelegt worden, da ihnen<br />

ein zwar vermindertes aber dennoch beträchtliches<br />

ODP bzw. GWP zuzuschreiben ist. Von den industriell<br />

herstellbaren H-FCKWs 22, 142b und 141b ist<br />

zur Zeit fast nur noch das H-FCKW 141b im Einsatz.<br />

Sein Vorteil ist die niedrige Wärmeleitfähigkeit<br />

des Gases, sein Nachteil jedoch der Weichmacher-<br />

Effekt.<br />

H-FKW 134a - das einzige neben 152a zur Zeit<br />

verfügbare Produkt dieser Kategorie -findet nur<br />

beschränkt Anwendung. Es wird unter Druck ver-<br />

Tabelle 1: Eigenschaften verschiedener Treibmittel für <strong>PUR</strong>-Schaumstoffe<br />

2.4 Aktivatoren<br />

Die meisten Polyole und Polyisocyanate reagieren<br />

bei Raumtemperatur nur mit mäßiger Geschwindigkeit<br />

miteinander. Gleiches gilt für die Reaktion <strong>von</strong><br />

Polyisocyanat mit Wasser. Deshalb werden dem<br />

Reaktionsgemisch Beschleuniger (Aktivatoren)<br />

zugesetzt. Diese sind meistens tertiäre Amine,<br />

Organo-Zinn-Verbindungen oder Alkalisalze aliphatischer<br />

Carbonsäuren, die besonders die Isocyanurat-Bildung<br />

fördern. Die bekanntesten Produkte sind<br />

Triethylamin, Dimethylcyclohexylamin, Dibutylzinndilaurat,<br />

Kaliumacetat. Die einzelnen Verbindungen<br />

aus der großen Zahl der Aktivatoren wirken sich<br />

zum Teil sehr unterschiedlich auf die aufgeführten<br />

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Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

flüssigt eingesetzt und löst sich nur schwer in den<br />

Reaktionskomponenten. Da es bei Druckentspannung<br />

spontan verdampft, schäumt das Reaktionsgemisch<br />

sofort auf und lässt sich deshalb schwer<br />

verteilen.<br />

Als zukünftige Treibmittel bieten sich H-FKW 245fa<br />

und 365mfc an, die in absehbarer Zeit zur Verfügung<br />

stehen werden. Beide Produkte sind bei Normaldruck<br />

flüssig und lösen sich ausreichend im<br />

Reaktionsgemisch.<br />

Die wichtigsten Eigenschaften der oben erwähnten<br />

Treibmittel sind in der folgenden Tabelle dargestellt.<br />

Reaktionen aus. Dies kann genutzt werden, um den<br />

Reaktions- und Schäumverlauf den Anforderungen<br />

entsprechend zu steuern.<br />

2.5 Schaumstabilisatoren<br />

Der Schaum, der sich durch entstehendes bzw.<br />

verdampfendes Treibmittel bildet, ist in den meisten<br />

Fällen instabil und würde - ohne den Zusatz <strong>von</strong><br />

Schaumstabilisatoren - mit fortschreitender Reaktion<br />

zusammenfallen. Als Schaumstabilisatoren werden<br />

fast ausschließlich siliziumorganische Verbindungen<br />

(Polyether-Polysiloxane) verwendet, die<br />

eine oberflächenaktive Wirkung haben, aber auch<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


als Emulgatoren fungieren. Schaumstabilisatoren<br />

regeln die Schaumstruktur, die Offen- und<br />

Geschlossenzelligkeit und die Zellgröße und haben<br />

somit einen wesentlichen Einfluss auf die Schaumstoffeigenschaften.<br />

2.6 Flammschutzmittel<br />

<strong>Polyurethan</strong>e sind organische Verbindungen und<br />

als solche brennbar. Um ihre Entzündung zu verzögern<br />

und die Flammenausbreitung zu vermindern,<br />

sind ein entsprechender chemischer Aufbau und<br />

der Zusatz flammhemmender Komponenten erforderlich.<br />

Wie bereits erwähnt, tragen z. B. aromatische<br />

Polyesterpolyole und Polyisocyanurat (PIR)-<br />

Strukturen zum Flammschutz bei. Üblich ist auch<br />

die Verwendung halogenhaltiger Polyole. Nicht<br />

reagierende Zusatzmittel sind Trialkyl-, Trishalogenalkyl-<br />

und Triarylphosphate. Triethylphosphat,<br />

Tris-chlorisopropylphosphat und Diphenylkresylphosphat<br />

sind typische Vertreter. Feste,<br />

unlösliche Flammschutzmittel werden kaum verwendet,<br />

weil sie verarbeitungstechnisch problematisch<br />

sind. Sie könnten jedoch zukünftig eine bedeutendere<br />

Rolle spielen.<br />

Die existierenden Brandtests stellen unterschiedliche<br />

Anforderungen an das Brandverhalten der<br />

Schaumstoffe (siehe auch Technische Information<br />

"Stand der europäischen Normung für <strong>PUR</strong>-<br />

<strong>Hartschaumstoff</strong>e im Bauwesen"[3]). In den meisten<br />

Fällen sind die sich bietenden Maßnahmen zu<br />

kombinieren, um den jeweiligen Brandtest zu bestehen.<br />

2.7 Rohstoffe der Bayer AG<br />

Die Bayer AG bietet Rohstoffe bzw. Rohstoffsysteme<br />

zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>en<br />

für eine Vielzahl <strong>von</strong> Anwendungen an. Rohstoffsysteme<br />

sind Produkte, deren chemischer Aufbau<br />

den Anforderungen der jeweiligen Anwendung zugeschnitten<br />

sind. Sie können zwei- und mehrkomponentig<br />

sein.<br />

Obwohl ein solches System prinzipiell aus einem<br />

Polyol bzw. einer Polyolmischung mit Zusatzmitteln<br />

und einem Polyisocyanat besteht, wird der Begriff<br />

System häufig auf das Polyol angewandt, weil die<br />

Ausrichtung auf die Anwendung meistens über das<br />

Polyol erfolgt und das Polyisocyanat unverändert<br />

bleibt. Üblich ist auch, eine Mischung aus Polyolen<br />

und Zusatzmitteln als Polyolformulierung zu be-<br />

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Ausgabe 2004-06-14<br />

zeichnen. Ein Mischbetrieb für Polyole wird Formulierbetrieb<br />

genannt. In der Praxis werden alle Formen<br />

zwischen Basispolyol und kompletter Polyolformulierung<br />

angeboten. Die häufigste Form einer<br />

Teilformulierung ist eine Mischung aus zwei und<br />

mehreren Polyolen, der vor der Verarbeitung Aktivatoren,<br />

Stabilisatoren und Flammschutzmittel beigemischt<br />

werden.<br />

Die zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> notwendigen<br />

Komponenten werden <strong>von</strong> der Bayer AG<br />

unter den folgenden Marken vertrieben:<br />

• Desmodur ® Polyisocyanat<br />

• Desmophen ® Basispolyole bzw. Basispolyolmischungen<br />

• Baytherm ® Polyolsysteme/-Formulierungen<br />

für nicht flammgeschützte <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>e<br />

• Baymer ® Polyolsysteme/-Formulierungen<br />

für flammgeschützte <strong>PUR</strong>-Hartschaum-<br />

•<br />

stoffe<br />

Desmorapid ® Aktivator<br />

• Disflamoll ® Flammschutzmittel<br />

• Levagard ® Flammschutzmittel<br />

Schaumstabilisatoren sind u. a. bei den Firmen GE<br />

Bayer Silicones, Th. Goldschmidt AG, Air Products<br />

GmbH, Nitroil Europe Handels GmbH und Witco<br />

Corp. erhältlich.<br />

Treibmittel verkaufen z. B. die Firmen Erdölchemie<br />

GmbH, Exxon Chemical GmbH und Haltermann<br />

(Alkane), Solvay Fluor und Derivate GmbH und<br />

DuPont (H-FCKW und HFKW).<br />

2.8 Lagerung der Rohstoffe<br />

Alle Rohstoffe zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<br />

<strong>Hartschaumstoff</strong>en sollten vor Feuchtigkeit geschützt<br />

gelagert werden. Polyole sind im allgemeinen<br />

hygroskopisch und nehmen aus der Luft Wasser<br />

auf, so dass der Wassergehalt in kurzer Zeit auf<br />

einige Prozent ansteigen und zu Kennzahlverschiebungen<br />

(siehe Punkt 3.1), verstärkter CO2- Entwicklung<br />

und somit zu niedriger Schaumstoffrohdichte<br />

und verminderter Schaumstoff- Festigkeit führen<br />

kann.<br />

Der Schutz vor Feuchtigkeit ist besonders wichtig<br />

bei der Lagerung <strong>von</strong> Polyisocyanaten. Der sich bei<br />

der Reaktion mit Luftfeuchtigkeit bildende Poly-<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


harnstoff wird als Feststoff ausgeschieden, so dass<br />

im Lagerbehälter Verkrustungen auftreten und sich<br />

Partikel absetzen, die Leitungen und Düsen<br />

verstopfen können. Deshalb sollte die bei Rohstoffentnahme<br />

in den Lagerbehälter nachströmende Luft<br />

trocken sein.<br />

<strong>PUR</strong>-Rohstoffe können nur über eine begrenzte<br />

Zeit gelagert werden. Während die meisten Grundkomponenten<br />

unvermischt in verschlossenen Behältern<br />

über Monate und Jahre gelagert werden<br />

können, ist bei Mischungen (Formulierungen) bereits<br />

nach Wochen mit einer chemischen Veränderung<br />

zu rechnen. Dies zeigt sich in Verfärbungen,<br />

Anstieg der Viskosität, Nachlassen der Reaktivität<br />

und der Schaumstabilität.<br />

Zu hohe Temperaturen können die Lagerfähigkeit<br />

der Rohstoffe stark herabsetzen. Darauf ist besonders<br />

bei langen Transportzeiten und Erwärmung<br />

durch Sonneneinstrahlung zu achten. In der Regel<br />

sind die auf dem Markt angebotenen Rohstoffe<br />

über kürzere Zeit (Tage bis Wochen) bei Temperaturen<br />

bis 50 °C ausreichend stabil. Dies muss auch<br />

so sein, da bei Tankwagenlieferung zum Beispiel<br />

die Rohstofftemperatur 50 °C betragen kann. In den<br />

meisten Fällen wird eine Verarbeitungstemperatur<br />

<strong>von</strong> 20 bis 25 °C empfohlen, weshalb nach Übernahme<br />

der Rohstoffe für eine entsprechende Kühlung,<br />

z. B. durch Wärmetauscher, zu sorgen ist.<br />

Das Temperieren der Rohstoffe ist auch bei längerer<br />

Lagerung angebracht. Hohe Temperaturen können<br />

die Qualität, tiefe Temperaturen die Verarbeitbarkeit<br />

durch zu hohe Viskosität beeinträchtigen.<br />

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass treibmittelhaltige<br />

(H-FKW-, H-FCKW-) Rohstoffe generell<br />

bei Temperaturen unter 30 °C zu lagern sind.<br />

Im übrigen sind die gesetzlichen Vorschriften zur<br />

Lagerung <strong>von</strong> chemischen Rohstoffen zu beachten.<br />

2.9 Sicherheitsmaßnahmen bei der<br />

Handhabung <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-Rohstoffen<br />

Aus Sicherheitsgründen sind beim Umgang mit<br />

<strong>PUR</strong>-Rohstoffen die in den Produktmerkblättern<br />

und Produktsicherheitsdatenblättern aufgeführen<br />

Schutzmaßnahmen zu beachten.<br />

Polymeres MDI (PMDI) z. B. ist als Gefahrstoff<br />

klassifiziert und kennzeichnungspflichtig und muss<br />

deshalb mit entsprechender Vorsicht gehandhabt<br />

werden. Für den Umgang mit PMDI ist ein Grenz-<br />

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wert für die höchstzulässige Konzentration eines<br />

darin enthaltenen Arbeitsstoffes an Arbeitsplätzen<br />

als Gas, Dampf oder Schwebstoff in der Luft festgesetzt.<br />

Der Grad einer möglichen Gefährdung<br />

hängt im Wesentlichen <strong>von</strong> der Menge der bei der<br />

Verarbeitung <strong>von</strong> PMDI freiwerdenden Isocyanatdämpfe<br />

und -aerosole ab. Sofern PMDI nicht versprüht<br />

wird, ist die Verarbeitung bei 20 bis 23 °C<br />

problemlos, wenn sie in belüfteten Räumen durchgeführt<br />

wird. Am Arbeitsplatz sollte eine ausreichende<br />

und vor allem gezielte Luftabsaugung vorgesehen<br />

werden. Die Luftbewegung sollte <strong>von</strong> den<br />

arbeitenden Personen weg erfolgen.<br />

Dämpfe und Aerosole <strong>von</strong> PMDI reizen die Augen<br />

und die Schleimhäute <strong>von</strong> Nase, Rachen und Lungen<br />

und können zu Überempfindlichkeitsreaktionen<br />

führen. Das Einatmen ist deshalb zu vermeiden.<br />

Bei allen Arbeiten sollten Schutzbrille, undurchlässige<br />

Schutzhandschuhe und geschlossene Arbeitskleidung<br />

getragen werden. Verunreinigte Kleidung<br />

ist sofort zu wechseln, um weiteren Hautkontakt zu<br />

vermeiden. Vor Arbeitsbeginn sollten die Hände mit<br />

einer guten Hautschutzsalbe eingerieben werden.<br />

PMDI ist getrennt <strong>von</strong> Nahrungs- und Genussmitteln<br />

aufzubewahren. Weitere technische und sicherheitsrelevante<br />

Hinweise können den Sicherheitsdatenblättern<br />

entnommen werden.<br />

Die oben aufgeführten Maßnahmen und Regeln<br />

sind bei der <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong><br />

generell zu beachten.<br />

3. <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-Hartschaum-<br />

stoff<br />

3.1 Rezepturberechnung<br />

Für ein Rohstoffsystem gemäß Kapitel 2.7 wird<br />

üblicherweise eine Verarbeitungsrezeptur angegeben,<br />

die das Mengenverhältnis vorschreibt, in dem<br />

Polyol und Polyisocyanat zu mischen sind, z. B.<br />

100 Gew.-Tle. Polyol<br />

x Gew.-Tle. Aktivator<br />

y Gew.-Tle. Treibmittel<br />

140 Gew.-Tle. Polyisocyanat<br />

Will man jedoch ein Rohstoffsystem aus Grundkomponenten<br />

aufbauen, muss das Mengenverhältnis<br />

berechnet werden. Hierzu sind die Kenndaten<br />

OH-Zahl (OHZ), Wassergehalt und NCO-Gehalt<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


erforderlich. Die Berechnungsformeln werden im<br />

folgenden abgeleitet:<br />

Kennzahl KZ<br />

Die Rezepturberechnung muss sicherstellen, dass<br />

für jede OH-Gruppe des Polyols eine NCO-Gruppe<br />

des Polyisocyanats zur Verfügung steht. Ob diese<br />

Bedingung gegeben ist, ergibt sich aus der Kennzahl.<br />

Die Kennzahl wird definiert als das Produkt<br />

aus Zahl der Mole NCO pro Mol OH multipliziert mit<br />

100.<br />

α<br />

KZ =<br />

α<br />

NCO<br />

OH<br />

x100<br />

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Gleichung 1<br />

Bei Kennzahl 100 ist die obige Bedingung erfüllt.<br />

Eine Kennzahl > 100 bedeutet einen Überschuss<br />

an NCO. Rezepturen für die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<br />

<strong>Hartschaumstoff</strong> beinhalten üblicherweise Kennzahlen<br />

zwischen 105 und 125, <strong>von</strong> PIR-<strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>en<br />

zwischen 180 und 350. Kennzahlen<br />

> 100 sichern bei <strong>PUR</strong>-Rezepturen das vollständige<br />

Abreagieren der OH-Gruppen. Überschüssige<br />

NCO-Gruppen reagieren z. B. unter Bildung <strong>von</strong><br />

Allophanat-Strukturen.<br />

Da α NCO und α OH nicht direkt bestimmbar sind,<br />

werden sie mit Hilfe des NCO-Gehaltes und der<br />

OH-Zahl berechnet<br />

Berechnung der OH-Zahl und <strong>von</strong> α OH :<br />

Zur Bestimmung der OH-Zahl (OHZ) wird ein<br />

Gramm des Polyols mit dem Anhydrid einer Dicarbonsäure<br />

umgesetzt (verestert), und die frei werdende<br />

OH-äquivalente Säure mit Kaliumhydroxid<br />

(KOH) titriert.<br />

Die OH-Zahl ist als die notwendige Menge KOH in<br />

mg pro g Polyol definiert. Verwendet man nicht 1 g<br />

Polyol sondern die Menge MPolyol ergibt sich die<br />

Definition der OHZ wie folgt:<br />

M<br />

OHZ =<br />

M<br />

KOH<br />

Polyol<br />

Bezieht man diese Gleichung nicht auf mg KOH,<br />

sondern auf mMol KOH, müssen beide Seiten der<br />

Gleichung durch 56,1 (Molgewicht <strong>von</strong> KOH) geteilt<br />

werden:<br />

OHZ MKOH<br />

α<br />

=<br />

=<br />

56,<br />

1 M x 56,<br />

1 M<br />

α KOH<br />

Polyol<br />

= Mole KOH<br />

KOH<br />

Polyol<br />

Da aus der Bestimmung der OH-Zahl hervorgeht,<br />

dass jedem Mol KOH ein Mol OH entspricht, kön-<br />

α gleichgesetzt werden:<br />

nen α KOH und OH<br />

OHZ α<br />

=<br />

56,<br />

1 M<br />

OH<br />

Polyol<br />

Durch Umformen erhält man daraus:<br />

OH = α<br />

OHZ x MPolyol<br />

56,<br />

1<br />

Berechnung <strong>von</strong> α NCO :<br />

Gleichung 2<br />

Die Menge an NCO im Polyisocyanat wird normalerweise<br />

in Gew.-% NCO angegeben.<br />

Dafür gilt:<br />

% NCO =<br />

MNCO<br />

x100<br />

M<br />

Polyisocyanat<br />

Berücksichtigt man den Zusammenhang zwischen<br />

Mengen und Molaritäten nach<br />

MNCO α NCO =<br />

42<br />

42 = Molgewicht <strong>von</strong> NCO<br />

und rechnet gleichzeitig <strong>von</strong> Mol auf mMol um, so<br />

erhält man<br />

% NCO = α NCO x 42<br />

1000 x M<br />

Polyisocyanat<br />

Hieraus lässt sich durch Umformung α NCO berech-<br />

nen:<br />

NCO = α<br />

% NCO x MPolyisocyanat<br />

4,<br />

2<br />

Gleichung3<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Berechnung des Polyisocyanatanteils einer Rezeptur:<br />

Setzt man die Gleichungen 2 und 3 in Gleichung 1<br />

ein, so kann man daraus berechnen, wieviel Polyisocyanat<br />

für eine bestimmte Menge Polyol bei<br />

einer vorgegebenen Kennzahl notwendig ist:<br />

KZ =<br />

=<br />

% NCO x<br />

% NCO x<br />

M<br />

Polyisocyanat<br />

4,<br />

2 x OHZ xM<br />

M<br />

Polyisocyanat<br />

OHZ xM<br />

Polyol<br />

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Polyol<br />

x1336<br />

Durch Umformen folgt für<br />

M<br />

Polyisocya nat<br />

x 56,<br />

1<br />

OHZ xM<br />

Polyol<br />

=<br />

xKZ<br />

1336 x % NCO<br />

Gleichung 4<br />

Diese Formel ermöglicht es, für eine gegebene<br />

Menge Polyol bei Kenntnis der OH-Zahl und des<br />

NCO-Gehalts des Polyisocyanates die bei einer<br />

bestimmten Kennzahl notwendige Menge Polyisocyanat<br />

zu berechnen.<br />

3.2 Vorbereitung der Reaktionskomponenten<br />

Enthält die Polyolkomponente bereits die für die<br />

Verschäumung notwendigen Zusatzstoffe, ist vor<br />

der Verarbeitung lediglich für eine Temperierung -<br />

wie auch bei dem Polyisocyanat - auf zum Beispiel<br />

20 °C zu sorgen. In den meisten Fällen wird die<br />

Polyolkomponente ohne Aktivator und Treibmittel<br />

geliefert. Beide Zusatzstoffe sind dann nach der<br />

Temperierung zuzufügen. Zu beachten ist hier,<br />

dass auch das Treibmittel vorher temperiert werden<br />

sollte.<br />

Eine bestimmte konstante Temperatur ist erforderlich,<br />

um einen gleichbleibenden Reaktions- und<br />

Schäumvorgang zu gewährleisten (siehe Kapitel<br />

3.3). Werden dem Polyol auch Flammschutzmittel,<br />

Wasser, Stabilisatoren usw. zugesetzt, sollte berücksichtigt<br />

werden, dass der beim Vermischen<br />

einsetzende Lösevorgang Zeit benötigt. Dies bedeutet,<br />

dass nach Beendigung des Mischens die<br />

Polyolkomponente möglicherweise noch nicht ihre<br />

endgültige Qualität erreicht hat. Besonders beim<br />

Einmischen <strong>von</strong> Wasser ist dieser Hinweis zu beachten.<br />

Eine frische Polyolmischung kann sich bei<br />

der Verschäumung merklich anders verhalten als<br />

eine gelagerte. Dieses mögliche Verhalten der Polyolmischung<br />

ist zu ermitteln. Um Probleme zu vermeiden,<br />

empfiehlt es sich, die Polyolmischung ohne<br />

Treibmittel kurzzeitig auf 50 °C zu erwärmen oder 1<br />

bis 2 Stunden stehen zu lassen.<br />

Ähnliche Effekte können auch beim Einmischen des<br />

Treibmittels auftreten, allerdings ist ihre Auswirkung<br />

meistens unerheblich.<br />

3.3 Das Reaktionsgemisch und die<br />

Schaumbildung<br />

Zur Schaumstoffherstellung werden die vorbereiteten,<br />

mit Zusatzmitteln versehenen und temperierten<br />

Rohstoffe, d. h. Polyolkomponente und Polyisocyanatkomponente,<br />

intensiv miteinander vermischt.<br />

Die Reaktion setzt nach kurzer Zeit ein und läuft<br />

unter Wärmeentwicklung ab. Das Reaktionsgemisch<br />

wird durch die freiwerdenden Treibgase stetig<br />

aufgebläht, bis infolge fortschreitender Vernetzung<br />

das Reaktionsprodukt den festen Zustand<br />

erreicht, wobei die Schaumstruktur erhalten bleibt.<br />

Zur Charakterisierung des Reaktions- und Schäumvorgangs<br />

dienen die folgenden Zeitangaben:<br />

• Die Mischzeit oder Rührzeit gibt die Zeit<br />

an, die zum Vermischen der Reaktionspartner<br />

benötigt wird.<br />

• Die Start- und Liegezeit ist die Zeit, die<br />

vom Start der Vermischung der Reaktionspartner<br />

bis zum sichtbaren Schäumbeginn<br />

des Gemisches verstreicht. Dies ist in vielen<br />

Fällen durch einen Farbumschlag deutlich<br />

zu erkennen. Bei langsam reagierenden<br />

Gemischen erfordert dies einen geübten<br />

Blick.<br />

• Die Abbindezeit oder Fadenzeit zeigt den<br />

Übergang des Reaktionsgemischs vom<br />

flüssigen in den festen Zustand an. Sie entspricht<br />

in etwa dem Gelpunkt. Bei Erreichen<br />

dieses Zeitpunkts kann mit einem Reaktionsumsatz<br />

<strong>von</strong> ca. 50 % gerechnet<br />

werden. Die Abbindezeit wird gemessen,<br />

indem z. B. ein Holzstab wiederholt in das<br />

schon weit aufgetriebene Reaktionsgemisch<br />

getaucht und wieder herausgezogen<br />

wird und festgestellt wird, wann der Stab<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Fäden nach sich zieht. Die Zeitmessung<br />

beginnt mit dem Mischen.<br />

• Die Steigzeit und Klebfreizeit:<br />

• Nach dem Abbinden verlangsamt der<br />

Schaum seine Steiggeschwindigkeit. Der<br />

Zeitraum vom Mischbeginn bis Ende des<br />

optisch wahrnehmbaren Aufsteigens heißt<br />

Steigzeit. Die Oberfläche des Schaumstoffs<br />

ist nach Beendigung des Steigvorgangs<br />

noch klebrig. Durch wiederholtes Abtasten<br />

der Schaumoberfläche mit einem<br />

Holzstab wird der Zeitpunkt der Klebfreiheit<br />

Bild 7: Laborversuch: Messung der Abbindezeit<br />

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ermittelt. Die Zeit vom Mischbeginn bis zum<br />

Erreichen der Klebfreiheit heißt Klebfreizeit.<br />

• Die Abblaszeit:<br />

• Offenzellige Schaumstoffe können nach einer<br />

gewissen Zeit ihre Oberfläche öffnen<br />

und überschüssiges Treibgas abblasen.<br />

Die Zeit vom Mischbeginn bis zum beginnenden<br />

Abblasen wird Abblaszeit genannt.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Die Reaktionszeiten sind <strong>von</strong> der Temperatur der<br />

Reaktionskomponenten, also des Reaktionsgemisches<br />

abhängig. Mit steigender Temperatur verkürzen<br />

sich die Reaktionszeiten. Beträgt die Abbindezeit<br />

bei 20 °C Ausgangstemperatur 100 s, verkürzt<br />

sie sich bei 30 °C z. B. auf 60 s. Die Abbindezeit<br />

gibt die sicherste und genaueste Auskunft über die<br />

Reaktivität, weshalb sie fast ausschließlich zur<br />

Festlegung der Reaktionsgeschwindigkeit herangezogen<br />

wird. Vergleichende Angaben zur Reaktivität<br />

müssen sich stets auf gleiche Temperaturen beziehen.<br />

Über die Entstehung des Schaums gibt es verschiedene<br />

Theorien. Die meisten gehen <strong>von</strong> einer<br />

Nukleierung (Bläschenbildung) in der Entstehungsphase<br />

aus. Ob sämtliche im fertigen Schaum<br />

vorhandenen Zellen bereits in der frühen Entstehungsphase<br />

vorliegen, ist unklar. Es ist anzunehmen,<br />

dass eine Übersättigung des flüssigen Reaktionsgemisches<br />

mit dem gebildeten Treibgas und<br />

eine Hohlraumbildung (Kavitation) bei der Vermischung<br />

der Rohstoffe für die Nukleierung verantwortlich<br />

sind. Auch die Bildung einer feinen Gasdispersion<br />

(Luft, bereits gebildetes Treibgas) beim<br />

Vermischen dürfte eine wichtige Rolle spielen.<br />

Bild 8: Zellwachstum bei der Entstehung <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong><br />

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In dieser frühen Schaumentstehungsphase ist die<br />

Anwesenheit oberflächenaktiver Verbindungen, wie<br />

sie die Schaumstabilisatoren darstellen, <strong>von</strong> ausschlaggebender<br />

Bedeutung.<br />

Die kugelförmigen dispergierten Gasbläschen<br />

wachsen zunächst durch Eindiffundieren des entwickelten<br />

Treibgases. Dieser Vorgang dauert so lange<br />

an, bis ein bestimmtes Volumen erreicht ist, bei<br />

dem die dichteste Kugelpackung in der flüssigen<br />

Matrix vorliegt. Wird dieses Volumen überschritten,<br />

wandelt sich der Kugelschaum in ein System polyedrischer<br />

Zellen - hauptsächlich Pentagon-Dodekaeder<br />

- um. Die Hauptmenge der Polymerflüssigkeit<br />

befindet sich hier in den Gerüststegen, während<br />

dünne Membranen als Seitenflächen die einzelnen<br />

Zellen <strong>von</strong>einander trennen. Dieses Zellwachstum<br />

ist in Abbildung 8 dargestellt.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Die endgültige Struktur und Masseverteilung erreicht<br />

der Schaum mit der Abbindezeit. Das Bild<br />

<strong>von</strong> kugelförmigen Zellen und entsprechenden polyedrischen<br />

Strukturen trifft auf die Praxis nicht vollkommen<br />

zu. Da der Schaum in der Expansionsphase<br />

eine strömende Bewegung ausübt und die<br />

Zellen sich gegenseitig behindern, nehmen diese<br />

eine gestreckte Form an, d. h., der Durchmesser in<br />

Bild 9: Aufbau einer Schaumzelle<br />

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Strömungsrichtung ist größer als senkrecht hierzu.<br />

Man spricht <strong>von</strong> Zellorientierung. Diese Streckung<br />

der Zellen, die beim Aushärten des Schaumes erhalten<br />

bleibt, wenn der Schaum zuletzt nicht in seiner<br />

Ausdehnung behindert wird, spiegelt sich in den<br />

Schaumstoffeigenschaften wider. So kann die<br />

Druckfestigkeit in Schäumrichtung bis zu dreimal so<br />

hoch sein wie senkrecht dazu.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 10: Querschnitte und Außenansichten der Schaumsäulen<br />

Abbildung 10 veranschaulicht das Strömen des<br />

Reaktionsgemischs in der Aufschäumphase und<br />

verdeutlicht die Auswirkungen. In einem Becherglas<br />

wurden am Boden konzentrische Kammern eingeordnet<br />

und diese gleichzeitig mit unter<br />

schiedlich eingefärbten Reaktionsgemischen auf<br />

gleiche Höhe gefüllt. Um einzelne Zeitphasen darstellen<br />

zu können, wurden eine Reihe <strong>von</strong> Bechergläsern<br />

mit steigenden Reaktionsgemischmengen<br />

beschickt.<br />

Je nach Rohstoffsystem, Reaktivität, Schaumvolumen<br />

und -dichte treten im Schaumstoffkern Temperaturen<br />

zwischen 120 und 180 °C auf. Infolge der<br />

Erwärmung steigt der Gasdruck in den Zellen ent<br />

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sprechend an. Der Gasdruck muss <strong>von</strong> den Zellstegen<br />

und -membranen aufgenommen werden.<br />

Der zeitliche Verlauf der Volumenausdehnung (Aufsteigen<br />

des Schaumes), des Drucks und der Temperatur<br />

während des Schaum- und Aushärtevorgangs<br />

ist in der folgenden Abbildung dargestellt.<br />

Zur Aufnahme der Messdaten wurde ein senkrecht<br />

angeordnetes Rohr vom unteren Ende her ausgeschäumt<br />

(siehe Seite 30):<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 11: Steigverhalten <strong>von</strong> verschiedenen Schaumsystemen<br />

Die Steiggeschwindigkeit des Schaumes hängt <strong>von</strong><br />

der Zusammensetzung des Reaktionsgemischs ab.<br />

Besonders stark macht sich hier die unterschiedliche<br />

Wirkung der verwendeten Aktivatoren bemerkbar.<br />

Das folgende Diagramm zeigt das Aufsteigen<br />

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und die Steiggeschwindigkeit des Schaums beim<br />

Einsatz <strong>von</strong> Aktivatoren, die die Treibreaktion, d. h.<br />

die CO2-Entwicklung, und die <strong>Polyurethan</strong>bildung in<br />

unterschiedlichem Maß beschleunigen<br />

.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 12: Unterschiedliches Steigverhalten bei verschiedenen Katalysatoren (Aktivierung eingestellt auf gleiche<br />

Abbindezeit)<br />

Wie zu erkennen ist, werden der Schäumbeginn<br />

und die maximale Steiggeschwindigkeit durch die<br />

unterschiedlichen Aktivatoren stark verschoben.<br />

Auch das Steigvermögen (Steighöhe) ändert sich.<br />

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Diese Möglichkeit der Einflussnahme auf Schäum-<br />

und Reaktionsverlauf wird genutzt, wenn Rohstoffsysteme<br />

für bestimmte Anwendungen einzustellen<br />

sind.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Die Volumenvergrößerung des entstehenden<br />

Schaums wird durch den Druck der umgebenden<br />

Luft mitbestimmt. Mit steigendem Luftdruck verringert<br />

sich die Volumenausdehnung und umgekehrt.<br />

Die wetterbedingten Luftdruckänderungen haben<br />

einen merklichen Einfluss auf die Schaumstoffdich-<br />

Bild 13: Abhängigkeit des Schaumvolumens/der Schaumstoffdichte vom Luftdruck<br />

Entsprechend erhält man an Schäumorten unterschiedlicher<br />

Höhenlagen unterschiedliche Schaumstoffdichten.<br />

Bei der Bestimmung der Schaumstoffdichte empfiehlt<br />

es sich daher, bei der <strong>Herstellung</strong> des<br />

Schaumstoffs den Luftdruck zu berücksichtigen.<br />

Häufig wird der <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> zwischen<br />

Deckschichten in komplizierten Hohlräumen herge-<br />

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te. Bei gleicher Treibmittelkonzentration des Reaktionsgemischs<br />

erhält man Schaumstoffe unterschiedlicher<br />

Dichte, wenn bei verschiedenen Luftdrücken<br />

geschäumt wird. An einem Freischaum<br />

(Schaum kann ungehindert aufsteigen) wurden<br />

luftdruckabhängig die folgenden Dichten gemessen:<br />

stellt. Auch hier muss der Schaum gegen den Umgebungsluftdruck<br />

aufsteigen. Eine ungewöhnliche<br />

Luftdruckerhöhung kann bewirken, dass der Hohlraum<br />

mit der vorgegebenen Reaktionsgemischmenge<br />

nicht mehr vollständig ausgeschäumt wird.<br />

Die luftdruckbedingte Änderung der Schäumhöhe<br />

ist am Beispiel der Ausschäumung eines senkrecht<br />

angeordneten Rohres im folgenden Diagramm dargestellt.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 14: Ausschäumung eines senkrecht angeordneten Rohres<br />

3.4 Allgemeine Regeln für die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>en<br />

Um bei der <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong><br />

optimale Ergebnisse zu erzielen, müssen bestimmte<br />

Parameter und Vorschriften beachtet werden.<br />

Für Anwendungen im Bausektor wird <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong><br />

überwiegend zwischen Deckschichten<br />

erzeugt, die planparallel zueinander angeordnet<br />

sind. Der Schaum muss den Hohlraum zwischen<br />

zwei Deckschichten ausfüllen. Ein Rahmen an den<br />

Kanten der Deckschichten sorgt in den meisten<br />

Fällen für eine Begrenzung der Schaumausbreitung.<br />

In seiner Entstehungsphase verklebt der<br />

Schaum mit den Deckschichten, woraus je nach<br />

Deckschichtmaterial und Oberflächenqualität ein<br />

mehr oder weniger stabiler Verbund entsteht.<br />

Die Eigenschaften des Schaumstoffs hängen weitgehend<br />

<strong>von</strong> der Dichte des Schaumstoffs ab (siehe<br />

hierzu Technische Information "Technische Eigenschaften<br />

<strong>von</strong> <strong>Polyurethan</strong> (<strong>PUR</strong>)-Hartschaum als<br />

Dämmstoff im Bauwesen" [4]). Demzufolge muss<br />

die Dichte eingestellt werden, wenn bestimmte Eigenschaften<br />

erzielt werden sollen. Dies geschieht<br />

durch die Auswahl des Rohstoffsystems und durch<br />

Anpassung des Treibmittelgehalts. Im Allgemeinen<br />

ist die an einem Freischaum ermittelte Dichte bei<br />

der Hohlraumausschäumung nicht realisierbar. Der<br />

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Reibungswiderstand an den Deckschichten behindert<br />

die Expansion des schäumenden Reaktionsgemischs.<br />

Dieser Effekt wird durch den Gegendruck<br />

der zu verdrängenden Luft verstärkt. Wie<br />

bereits erwähnt, übt der Schaum eine strömende<br />

Bewegung aus, die eine Zellorientierung mit entsprechender<br />

Beeinträchtigung der Schaumstoffeigenschaften<br />

bewirkt. Die Zellorientierung kann<br />

durch "Verdichten" des Schaumstoffs vermindert<br />

werden, d. h. man füllt mehr Reaktionsgemisch ein<br />

als zur Ausschäumung des Hohlraums nötig ist. Die<br />

Reaktionsgemischmenge sollte so bemessen sein,<br />

dass der Schaum den Hohlraum vor dem Abbinden<br />

ausfüllt. Aus diesem Grund wird die Dichte des<br />

Freischaums deutlich niedriger eingestellt als die<br />

des herzustellenden Schaumstoffs. Das Verdichten<br />

des Schaums hat einen beachtlichen Schäumdruck<br />

zur Folge, der bis zum Aushärten des<br />

Schaumstoffes <strong>von</strong> einer geeigneten Vorrichtung (z.<br />

B. Presse, Stützform) aufgenommen werden muss,<br />

um die gewünschten Dimensionen einzuhalten. Der<br />

Druck hängt vom Verdichtungsgrad E ab. Dieser<br />

ist definiert durch<br />

Solldichte des Schaumstoffes<br />

E =<br />

Dichte des Freischaumes<br />

Tabelle 2 zeigt die Abhängigkeit des Drucks vom<br />

Verdichtungsgrad (gültig für den Dichtebereich um<br />

35 kg/m 3 ).<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Tabelle 2: Druck in Abhängigkeit vom Verdichtungsgrad<br />

Der hergestellte Schaumstoff muss so lange in der<br />

Presse oder Form verbleiben, bis bei Entnahme nur<br />

noch eine geringe, tolerierbare Dimensionsänderung<br />

auftritt.<br />

Die Verweilzeit bestimmt unter anderem die Wirtschaftlichkeit<br />

der Produktion. Bei Unterschreiten der<br />

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Mindestverweilzeit kann der Schaumstoff stark<br />

ausbauchen und sogar im Kernbereich aufreißen.<br />

Das nachstehende Diagramm zeigt die Dickenänderung<br />

einer Schaumstoffplatte in Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

der Formverweilzeit.<br />

Bild 15: Dickenänderung einer Schaumstoffplatte in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Formverweilzeit<br />

Die zu <strong>Polyurethan</strong>, Polyharnstoff und Polyisocyanurat<br />

führenden Reaktionen laufen unter Wärmeentwicklung<br />

ab. Um die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

auf ausreichend hohem Niveau zu halten, sollte<br />

zunächst nur wenig Reaktionswärme über die<br />

Schaumstoffoberfläche abgeleitet werden. Bereits<br />

beim Auftrag des Reaktionsgemischs auf ein Deck-<br />

schicht- bzw. Formenmaterial sollte der Wärmeentzug<br />

gering sein. Aus diesem Grund wird empfohlen,<br />

die Deckschicht, die Form bzw. die Stützvorrichtung<br />

schaumseitig auf 30 - 45 °C vorzuwärmen.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bei der <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> PIR-<strong>PUR</strong>-Schaumstoffen<br />

sollte die Temperatur noch deutlich höher (bis<br />

60 °C) sein. Allerdings können bei diesen verhältnismäßig<br />

hohen Temperaturen Treibmittelverluste<br />

auftreten, die sich durch erhöhte Schaumstoffdichte<br />

und auch durch größere Hohlstellen/Blasen im<br />

Schaumstoff bemerkbar machen.<br />

Auch in der Aushärtephase, wenn der Schaum den<br />

vorgegebenen Raum ausgefüllt hat, sollte sich der<br />

Wärmeabfluss über die Deckschichten und die<br />

Stützvorrichtung in Grenzen halten. Andernfalls<br />

kann der Schaumstoff oberflächlich verspröden und<br />

die Haftung an der Deckschicht unzureichend ausfallen.<br />

Das Reaktionsgemisch sollte so in den Hohlraum<br />

eingetragen werden, dass der aufsteigende<br />

Schaum sich gleichmäßig ohne Überwälzungen<br />

ausbreitet und die Luft vollständig verdrängt. Entlüftungslöcher<br />

sind so anzubringen, dass der Schaum<br />

sie erst erreicht, wenn die Luft verdrängt ist. Auf<br />

diese Weise lassen sich Lufteinschlüsse vermeiden.<br />

Es empfiehlt sich auch, die Form bzw. Stützvorrichtung<br />

in eine Position z. B. durch Neigung) zu<br />

bringen, durch die die Fließrichtung des aufsteigenden<br />

Schaums vorgegeben ist. Bei kontinuierlichem<br />

Mischen der Reaktionskomponenten (z. B. mit Maschinen)<br />

und Eintragen des Reaktionsgemisches in<br />

einen Hohlraum ist zu vermeiden, dass flüssiges<br />

Reaktionsgemisch in bereits schäumendes eingetragen<br />

wird.<br />

4. Verfahren zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<br />

<strong>Hartschaumstoff</strong><br />

4.1 Handmischmethode<br />

Als Handmischmethode bezeichnete man ursprünglich<br />

das Vermischen der Rohstoffe mit Hilfe eines<br />

Rührstabs. Diese Bezeichnung wird heute auch<br />

dann verwendet, wenn die in ein Mischgefäß eingebrachten<br />

Komponenten mit einem elektrisch angetriebenen<br />

Rührwerk vermischt werden.<br />

Die Handmischmethode wird vornehmlich zur Entwicklung<br />

und Überprüfung <strong>von</strong> Rohstoffsystemen<br />

im Labormaßstab und zur <strong>Herstellung</strong> kleinerer<br />

Hartschaumblöcke angewandt.<br />

Seite 22 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

4.1.1 <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Testschaumstoffen im<br />

Labormaßstab<br />

Zur Bestimmung bzw. Einstellung der Reaktionszeiten<br />

eines Rohstoffsystems und der Schaumstoffrohdichte<br />

werden üblicherweise im Labor kleine<br />

Schaumstoffblöcke mit einem Volumen <strong>von</strong> 5 - 10 l<br />

hergestellt. Da die Ergebnisse reproduzierbar sein<br />

müssen, sind stets die gleiche Herstellweise und<br />

die gleichen Herstellbedingungen einzuhalten.<br />

Für die <strong>Herstellung</strong> empfehlen sich die folgenden<br />

Geräte:<br />

1 Pendraulik-Labormischer, Typ LM-34 mit Fußschalter<br />

(Pendraulik, Maschinen- und Apparate<br />

GmbH, D-31832 Springe, Telefax: 05 41/50 29)<br />

1 Kunststoffbehälter mit Spülflüssigkeit zum Reinigen<br />

des Rührtellers<br />

1 Lenart-Rapid-Rührer (Maschinenfabrik Paul Vollrath,<br />

Max-Planck-Str. 13, 50354 Hürth, Tel.: 0 22<br />

33/7 98 90)<br />

Pappbecher, spiralgewickelt mit angebördelten<br />

Blechböden, 140/137 x 96 x 1 [mm] (Brüggen &<br />

Söhne, Postfach 5 23 03, 52399 Düren)<br />

1 Stoppuhr (Messgenauigkeit 1 Sek.)<br />

2 Thermometer mit 0,1 °C-Einteilung<br />

1 Waage (0,1 g-Einteilung)<br />

Holzstäbe ca. 200 x 2 [mm]<br />

Testpäckchen (aus Packpapier gefaltet, Grundfläche<br />

20 x 20 cm 2 , Höhe 14 cm)<br />

1 Bandsäge (zum Schneiden <strong>von</strong> Probekörpern) mit<br />

Tischabsaugung Staubfilter für den Arbeiter beim<br />

Sägen<br />

Geeignetes Temperiergefäß für Reaktionskomponente<br />

in Pappbecher (z. B. Dewar- Gefäß mit Trockeneis)<br />

1 Barometer zum Messen des Luftdrucks<br />

Die Temperatur der verwendeten Rohstoffe sollte<br />

über 23 °C liegen. Das Temperieren auf Soll-<br />

Temperatur (z. B. 20 °C oder 23 °C) kann dann<br />

durch einfaches Abkühlen erfolgen (siehe unten).<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Entsprechend der Verschäumungsrezeptur werden<br />

das Polyol sowie die Zusatzmittel in einen Pappbecher<br />

eingewogen und durch Rühren intensiv vermischt.<br />

Wichtig ist, dass kein Rohstoff am Rührer<br />

haften bleibt. Deshalb empfiehlt es sich, den laufenden<br />

Rührer aus der Mischung zu heben, um<br />

eventuelle Rohstoffreste abzuschleudern.<br />

Während des Mischens sollte die Rührerdrehzahl<br />

allmählich gesteigert werden, um ein Herausspritzen<br />

des Gemisches zu vermeiden. Durch Rückwägen<br />

muss nun die Menge des durch Verdunsten<br />

verlorengegangenen Treibmittels festgestellt werden.<br />

Der Verlust ist zu ersetzen.<br />

Anschließend wird in einen separaten Pappbecher<br />

etwa das 1,5-fache der in der Rezeptur genannten<br />

Polyisocyanat-Menge eingewogen.<br />

Der Inhalt des Pappbechers wird auf eine der oben<br />

angegebenen Solltemperaturen ± 0,5 °C eingestellt.<br />

Wegen der höheren Ausgangstemperatur müssen<br />

die Rohstoffe abgekühlt werden. Dies geschieht<br />

durch mehrmaliges kurzes Eintauchen in das Temperiergefäß<br />

bei gleichzeitigem Rühren mit einem<br />

Thermometer.<br />

In den Pappbecher mit der Polyol-Mischung wird<br />

nun die gemäß Rezeptur einzusetzende Menge<br />

Polyisocyanat aus dem zweiten Pappbecher zügig<br />

eingewogen. Der Rührer wird eingeschaltet, bei<br />

geringer Laufgeschwindigkeit in die Flüssigkeit eingetaucht<br />

und auf Soll-Drehzahl (z. B. 1000 U/min)<br />

eingestellt. Gleichzeitig mit dem Eintauchen des<br />

Rührers ist die Stoppuhr anzuschalten Die Rührzeit<br />

beträgt üblicherweise 10 - 15 s. Das Reaktionsgemisch<br />

wird sofort nach dem Vermischen in ein<br />

Testpäckchen aus Packpapier gegossen, und es<br />

erfolgt nun die Bestimmung <strong>von</strong> Startzeit, Abbindezeit,<br />

Steigzeit und Klebfreizeit.<br />

Das Testpäckchen sollte auf ein wärmedämmendes<br />

Material, z. B. eine Schaumstoffplatte, gestellt werden,<br />

damit sich die Temperatur des Reaktionsgemischs<br />

beim Eingießen nicht verändert und dem<br />

entstehenden Schaumstoff im Bodenbereich nicht<br />

zu viel Wärme entzogen wird.<br />

Zur Bestimmung der Rohdichte können Würfel mit<br />

einer Kantenlänge <strong>von</strong> 10,0 cm aus dem Kernbereich<br />

des Schaumstoffblocks herausgesägt werden.<br />

Dies sollte erst nach dem Abkühlen des Schaumstoffes<br />

geschehen.<br />

Seite 23 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

4.1.2 <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>-<br />

blöcken nach dem Handmischverfahren<br />

Blockware wird in Form <strong>von</strong> Platten und anderen<br />

Zuschnitten, z. B. Rohrhalbschalen, verwendet. Aus<br />

geschnittenen Platten lassen sich durch Verkleben<br />

mit Deckschichten Verbundelemente verschiedenster<br />

Art herstellen.<br />

Die "Handverschäumung" ist die einfachste Methode<br />

zur <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> kleinen Schaumstoffblöcken.<br />

Sie erlaubt die Verarbeitung auch hochviskoser<br />

Rohstoffe und das einfache Einmischen <strong>von</strong> Feststoffen<br />

und Pasten (z. B. Farbpasten). Außerdem<br />

sind nur geringe Investitionen erforderlich. Nachteile<br />

der Handverschäumung sind die hohe Arbeitsintensität<br />

und der Rohstoffverlust (im Mischgefäß<br />

verbleibender Rest).<br />

Für eine Ansatzmenge <strong>von</strong> ca. 50 kg werden die<br />

folgenden Einrichtungen benötigt:<br />

• Mischgefäße <strong>von</strong> ca. 100 l Inhalt<br />

• Ein schnelllaufender Rührer, der Auf- und<br />

Ab- sowie Kreisbewegungen gestattet (in<br />

einfachen Fällen genügt eine Handbohrmaschine<br />

mit Rührelement)<br />

• Eine Waage mit Messbereich bis 100 kg<br />

• Eine Waage mit Messbereich 1 - 2 kg und<br />

1 g Messgenauigkeit bzw. Messzylinder für<br />

Kleinmengen<br />

• Schutzbrillen und Handschuhe<br />

• Absaugvorrichtung<br />

• Reinigungsmittel<br />

Die Gesamtmenge MA des Ansatzes ergibt sich aus<br />

dem Volumen V der auszuschäumenden Form, der<br />

gewünschten mittleren Rohdichte RD, der im<br />

Mischbehälter verbleibenden Menge MV an Reaktionsgemisch<br />

und der Auftriebsdifferenz A zwischen<br />

dem flüssigen Reaktionsgemisch und dem fertigen<br />

Schaumstoff (= Gewicht der verdrängten Luft, ca.<br />

1,2 kg/m 3 bei 20 °C) sowie aus dem beim Mischen<br />

und Aufsteigen des Reaktionsgemischs entstehenden<br />

Verlust MG an Treibmittel.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Damit ist<br />

MA = V x RD + V x A + MV<br />

+ MG<br />

Seite 24 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

Gleichung 5<br />

Die Mengen MK der Komponenten werden wie folgt<br />

berechnet:<br />

M<br />

K<br />

Gesamtmenge<br />

MA<br />

=<br />

Σ der Gewichtsteile<br />

lt.<br />

Re zeptur<br />

Gew.-Teile der Komponente lt. Rezeptur<br />

Hierzu ein Beispiel:<br />

Volumen des Formteils V = 1,2 m 3<br />

Gewünschte mittlere Rohdichte RD = 35 kg/m 3<br />

Auftriebsdifferenz A = 1,2 kg/m 3<br />

Verbleibende Menge im Mischbehälter MV = 2 kg<br />

(aus Versuchen ermittelt)<br />

Treibmittelverlust MG = 1 kg<br />

(aus Versuchen ermittelt)<br />

Aus Gleichung 5 ergibt sich für die Ansatzmenge:<br />

MA = 1,2 m 3 · 35 kg/ m 3 + 1,2 m 3 · 1,2 kg/ m 3 + 2 kg<br />

+ 1 kg<br />

= 42 kg + 1,44 kg + 2kg + 1kg<br />

= 46,44 kg<br />

Rezeptur:<br />

100 Gew.- Teile Polyol<br />

20 Gew.- Teile Treibmittel<br />

2 Gew.-Teile Aktivator<br />

120 Gew.-Teile Polyisocyanat<br />

242 Gew.-Teile Insgesamt<br />

Die Einzelmengen sind damit:<br />

46,<br />

44<br />

242<br />

Baymer-Polyol MPolyol = x100<br />

19,<br />

190kg<br />

46,<br />

44<br />

242<br />

Treibmittel MTM = x 20 3,<br />

838kg<br />

Aktivator MDesmorapid = x 2 = 0,<br />

384kg<br />

=<br />

46,<br />

44<br />

242<br />

=<br />

46,<br />

44<br />

242<br />

Polyisocyanat MDesmodur = x120<br />

= 23,<br />

023kg<br />

Die Form, in der der Schaumstoff entsteht und ausreagiert,<br />

kann im einfachsten Fall eine Holzkiste<br />

sein. Damit leichter entformt werden kann, sollten<br />

die Innenflächen glatt sein. Entweder trennt man<br />

mit Papieren (z. B. Polyethylenbeschichtetes Kraftpapier<br />

oder Natronkraftpapier), die vor dem<br />

Schäumen in die Form eingelegt bzw. geklebt werden,<br />

oder aber durch Trennmittel (z. B. Trennwachse).<br />

Im letztgenannten Fall ist eine Auskleidung der<br />

Formwände mit Blech (z. B. Aluminiumblech) oder<br />

melaminharzbeschichtete Platten sinnvoll.<br />

Lieferanten für Trennmittel sind z. B.:<br />

Acmos Chemie GmbH & Co.<br />

Industriestr. 37 + 49<br />

D-28199 Bremen<br />

Tel.: (+49) 4 21 51 89-0<br />

Fax: (+49) 4 21 51 14 15<br />

IGEFA GmbH<br />

Europaallee 68-72<br />

D-50226 Frechen<br />

Tel.: (+49) 22 34 9 57 21-0<br />

Fax: (+49) 22 34 5 21 37<br />

Goldschmidt AG<br />

Goldschmidtstr. 100<br />

D-45127 Essen<br />

Tel.: (+49) 201 173-01<br />

Fax: (+49) 201 173-3000<br />

Blöcke werden wie folgt hergestellt:<br />

Die Form wird aufgestellt und innenwandig mit einem<br />

Trennmittel versehen. Auf der Waage wird der<br />

Mischbehälter austariert, Polyol, Treibmittel und<br />

Aktivator werden eingegossen und vermischt. Für<br />

die Reihenfolge des Eingießens gilt: Große Mengen<br />

vor kleinen und niedrigviskose Produkte vor hochviskosen.<br />

Zum Schluss wird die Polyisocyanatkomponente<br />

eingewogen, oder eine abgewogene Menge<br />

hinzugegossen. Die Komponenten müssen innerhalb<br />

der zum Teil sehr kurzen Startzeit (ca. 15<br />

bis 40 s) gut miteinander vermischt und in die Form<br />

eingegossen werden.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 16: Stirnseite einer Blockform<br />

Bild 17: Seitenansichten und perspektivische Ansicht einer Blockform<br />

Seite 25 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Am einfachsten ist das Schäumen in offenen Formen.<br />

Das Reaktionsgemisch wird in eine offene<br />

Holzkiste eingebracht, schäumt auf und bildet einen<br />

Schaumstoffblock. Obwohl der entstehende Druck<br />

auf die Seitenwände relativ niedrig ist, muss man<br />

ihn bei der Auslegung der Form wegen der großen<br />

Flächen berücksichtigen. Bei <strong>PUR</strong>-Blöcken wurde<br />

ein Druck <strong>von</strong> ca. 0,1 bar bei einer Rohdichte <strong>von</strong><br />

35 kg/m 3 und ca. 0,15 bar bei einer Rohdichte <strong>von</strong><br />

60 kg/m 3 gemessen. PIR-Schaumstoffe entwickeln<br />

einen deutlich höheren Druck.<br />

Dem Druckaufbau kann begegnet werden, indem<br />

man die Form bereits 5 bis 15 min. nach dem<br />

Schäumen des Blocks öffnet und den Schaum frei<br />

expandieren lässt. Zu diesem Zweck löst man zwei<br />

aneinander stoßende Wände der Form. Der nun<br />

über die Formenabmessungen hinaus wachsende<br />

Schaumstoffblock sollte sich ungehindert über die<br />

Kante der Bodenplatte schieben können. Öffnet<br />

man die Form nicht nach diesen kurzen Zeiten,<br />

sollte damit nun einige Stunden gewartet werden,<br />

um ein starkes Ausbauchen und gar Reißen des<br />

Blockes zu vermeiden. Der Block sollte entformt<br />

werden, wenn der Druck auf die Form genügend<br />

klein geworden ist. Der Zeitpunkt ist experimentell<br />

zu ermitteln.<br />

Bild 18: Schäumen gegen schwimmenden Deckel<br />

Bei einigen Anwendungen darf der Schaumstoff nur<br />

eine sehr geringe Zellorientierung aufweisen. Diese<br />

kann dadurch erreicht werden, indem das Reaktionsgemisch<br />

in eine allseitig verschließbare Form<br />

eingebracht und der Schaum stärker verdichtet<br />

wird. Der auf der Form lastende Druck ist entsprechend<br />

höher (siehe Kapitel 3: "Allgemeine Regeln<br />

Seite 26 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

Der frei aufsteigende Schaum bildet eine Kuppe;<br />

seine Zellen sind vorwiegend vertikal orientiert (anisotrop).<br />

Die Kuppenbildung, die eine Menge Abfall<br />

beim Zuschneiden verursachen kann, lässt sich<br />

vermindern, wenn man den Schaum gegen einen<br />

schwimmenden Deckel aufsteigen lässt. Nachdem<br />

sich das eingefüllte Reaktionsgemisch am<br />

Formboden verteilt und der Aufschäumvorgang<br />

begonnen hat, wird ein Deckel aufgelegt, der auf<br />

der Oberfläche des Reaktionsgemisches schwimmt<br />

und vom Schaum hochgedrückt wird. Die Form<br />

kann auch hier einfach konstruiert sein, sie sollte<br />

jedoch glatte Innenflächen haben, damit sich der<br />

dicht abschließende Deckel nicht verklemmen<br />

kann. Eventuell muss der aufsteigende Deckel <strong>von</strong><br />

Hand etwas geführt werden. Das normale Deckelflächengewicht<br />

beträgt ca. 40 kg/m 2 .<br />

Einen völlig rechteckigen Block kann man erhalten,<br />

wenn der Deckel gegen einen Anschlag stößt, und<br />

so der Schaumstoff leicht verdichtet wird.<br />

für die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>."). Bei<br />

dieser Druckverschäumung sind lange Formverweilzeiten<br />

einzukalkulieren, da sonst die Blöcke<br />

aufreißen können.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


4.2 Maschinelle <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<br />

<strong>Hartschaumstoff</strong><br />

4.2.1 Schäummaschinen und Schäumanlagen<br />

Das Handmischverfahren spielt bei der <strong>Herstellung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>en nur eine untergeordnete<br />

Rolle. Üblicherweise werden <strong>PUR</strong>-Rohstoffe<br />

mit Hilfe <strong>von</strong> Maschinen zu Schaumstoffen verarbeitet.<br />

Schäumanlagen für das Verarbeiten <strong>von</strong><br />

zwei oder mehreren Komponenten bestehen aus<br />

Bild 19: Blockschema einer Schäumanlage<br />

Seite 27 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

mindestens einer Schäummaschine und einer<br />

Formgebungseinrichtung. Die Schäummaschine<br />

kann als das Kernstück einer Anlage bezeichnet<br />

werden.<br />

Sie nimmt die flüssigen Komponenten auf, bringt<br />

und hält die Komponenten auf verarbeitungsfähigen<br />

Zustand, dosiert im richtigen Mengenverhältnis,<br />

mischt die Komponenten innig und trägt das Reaktionsgemisch<br />

aus. Das folgende Bild veranschaulicht<br />

die einzelnen Verfahrensschritte.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Die beiden Hauptkomponenten Polyol und Polyisocyanat<br />

werden aus ihren Lagerbehältern in Arbeitsbehälter<br />

überführt. Häufig werden reine Zwei-<br />

Komponentensysteme verarbeitet, d. h. alle für die<br />

Reaktion wichtigen Zusatzstoffe wie Aktivatoren,<br />

Stabilisatoren, Treib- oder Flammschutzmittel sind<br />

bereits in den Hauptkomponenten enthalten. Es<br />

besteht aber auch die Möglichkeit, über Vormischstationen<br />

individuelle Abmischungen vorzunehmen<br />

oder die Zusatzkomponenten direkt in die Dosierleitungen<br />

der Pumpenaggregate zuzugeben. In den<br />

Arbeitsbehältern werden die Komponenten in verarbeitungsfähigen<br />

Zustand gebracht, d. h. temperiert<br />

und homogenisiert, und in diesem gehalten.<br />

Dosieraggregate fördern nun die Komponenten in<br />

einem bestimmten Mischungsverhältnis aus den<br />

Arbeitsbehältern zum Mischkopf. Hier treffen die<br />

Reaktionspartner aufeinander und werden zum<br />

Reaktionsgemisch vereinigt. Dieses wird ausgetragen<br />

und schäumt danach auf.<br />

Generell wird zwischen zwei Maschinensystemen<br />

unterschieden: den Niederdruck und den Hochdruckmaschinen.<br />

Beide Systeme sind recht einfach<br />

Bild 20: Prinzip einer Niederdruckmaschine<br />

Seite 28 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

zu definieren. Während auf Niederdruckmaschinen<br />

die Komponentenströme im Bereich <strong>von</strong> 3 - 40 bar<br />

ausschließlich Rührwerksmischkammern zugeführt<br />

werden, komprimieren auf Hochdruckmaschinen<br />

Kolbenpumpen die Komponenten auf 150 - 300 bar,<br />

die dann nach dem sogenannten Gegenstrominjektionsprinzip<br />

vermischt werden. Bei diesem<br />

Prinzip wird die erzeugte hohe kinetische Energie<br />

der Komponentenströme beim Eintritt in die Mischkammer<br />

zur Vermischung genutzt.<br />

4.2.1.1 Niederdruckmaschinen<br />

Bei Niederdruckmaschinen werden die Komponenten<br />

meist durch Zahnradpumpen vor Schussbeginn<br />

kurzzeitig im Kreislauf geführt. Einfache Umschaltorgane,<br />

welche <strong>von</strong> Zeituhren angesteuert werden<br />

und somit die Schusslänge bestimmen, sorgen für<br />

den zeitsynchronen Komponenteneintritt in die<br />

Rührwerksmischkammer. Nach Schussende muss<br />

diese Kammer mittels Spülmittel (wässrig) vom<br />

verbliebenen Reaktionsgemisch gereinigt werden.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


4.2.1.2 Hochdruckmaschinen<br />

Hochdruckmaschinen können generell in zwei Kategorien<br />

eingeteilt werden: in das Geradeaus- und<br />

das Kreislaufsystem.<br />

Das Geradeaussystem<br />

Beim älteren Geradeaussystem werden die Komponenten<br />

direkt vom Arbeitsbehälter aus über Dosieraggregate<br />

dem Mischkopf zugeführt, d. h. bei<br />

Schussbeginn bzw. Starten der Dosierpumpen baut<br />

sich in den Hochdruckleitungen zum Mischkopf der<br />

Arbeitsdruck auf. Nach Überwindung der einstellbaren<br />

Federvorspannung öffnen die Einspritzdüsen im<br />

Mischkopf, und der Weg für die eigentliche Injektionsvermischung<br />

ist frei.<br />

Die für eine gute Vermischungsqualität notwendige<br />

Einstellbarkeit des Mischkammerdrucks wird durch<br />

der Mischkammer nachgeschaltete sogenannte<br />

Drallstücke oder durch einfache Lochscheiben<br />

Bild 21: Prinzip einer Hochdruckmaschine (Geradeaussystem)<br />

Seite 29 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

erreicht. Für die Beruhigung des austretenden<br />

Reaktionsgemisches zu einem laminaren Fluss<br />

sorgt ein Umlenkkegel, der das Gemisch aufteilt<br />

und an die Wandung des Auslaufrohrs leitet. Nach<br />

Schussende wird die kleine Injektionsmischkammer<br />

(ca. 0,5 - 2,5 cm 3 ) durch einen kräftigen Luftstoß<br />

gereinigt.<br />

Um ein zeitsynchrones Öffnen der federbelasteten<br />

Düsenelemente zu erreichen bzw. einstellen zu<br />

können, sind in die Hochdruckleitungen sogenannte<br />

Speicherkolben installiert, die eine selbsttätige, einstellbare<br />

Volumenerweiterung des Drucksystemes<br />

ermöglichen und somit den Druckaufbau verzögern<br />

können. Am Schussende werden beide Druckseiten<br />

durch gekoppelte Entlastungsventile, die unterschiedlich<br />

einstellbare Entlastungsbohrungen aufweisen,<br />

schlagartig wieder auf das Ausgangsdruckniveau<br />

gebracht. Die Düsen schließen, und die<br />

Maschine steht für den nächsten Injektionsvorgang<br />

bereit.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Das Kreislaufsystem<br />

Die generelle Unsicherheit bei der Steuerung über<br />

federelastische Elemente sowie die ständig steigenden<br />

Anforderungen an das Endprodukt waren<br />

der Anlass zur Weiterentwicklung der Hochdrucktechnik.<br />

Das Kreislaufsystem - die Komponenten werden<br />

vom Arbeitsbehälter über Dosieraggregat zum<br />

Mischkopf und wieder zurück in den Behälter gelei-<br />

Bild 22: Prinzip einer Hochdruckmaschine (Kreislaufsystem)<br />

4.2.1.3 Dosieraggregate und Mischköpfe<br />

Das Dosieren der Komponenten im richtigen<br />

stöchiometrischen Verhältnis muss reproduzierbar<br />

und mit hoher Genauigkeit erfolgen. So kommen in<br />

Niederdruck- und in Hochdruckmaschinen nur Präzisionspumpen<br />

zur Anwendung. In Niederdruckaggregaten<br />

werden meist Zahnradpumpen bekannter<br />

Bauart eingesetzt. Die Regelung der Ausstoßmenge<br />

wird durch Variieren der Antriebsdrehzahl<br />

Seite 30 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

tet - bietet viele Vorteile. Zum einen werden bereits<br />

vor Schussbeginn die Komponentenströme auf<br />

erforderlichen Mengendurchsatz und Injektionsdruck<br />

gebracht, zum anderen vollzieht sich die Umsteuerung<br />

<strong>von</strong> Kreislauf auf Injektionsposition in<br />

zwangsgesteuerten Mischköpfen (siehe unten). Alle<br />

Funktionselemente, die für einen einwandfreien,<br />

insbesondere vor- und nachlauffreien Schaumstoff<br />

verantwortlich sind, werden zwangsweise mechanisch<br />

oder hydraulisch im Mischkopf selbst vollzogen.<br />

über stufenlos verstellbare Getriebe und neuerdings<br />

über Frequenzumrichter vorgenommen.<br />

Für Hochdruckaggregate kommen Kolbenpumpen<br />

(z. B. Reihen-, Axial- und Radialkolbenpumpen) zur<br />

Anwendung, die die Komponenten auf die geforderten<br />

Injektionsdrücke <strong>von</strong> 100 - 300 bar bringen.<br />

Das wichtigste Teil einer Schäummaschine ist der<br />

Mischkopf. Deshalb ist seit Beginn der <strong>Herstellung</strong><br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


<strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-Hartschaum umfangreiche Entwicklungsarbeit<br />

auf dem Gebiet der Mischtechnik getätigt<br />

worden.<br />

Rührwerksmischköpfe und druckgesteuerte Mischköpfe<br />

sind in ihrem grundsätzlichen Aufbau durch<br />

das Geradeausverfahren (Niederdruck bzw. Hochdruck)<br />

geprägt. Bei den selbstreinigenden zwangsgesteuerten<br />

Mischköpfen findet man jedoch mehrere<br />

unterschiedliche Ausführungsformen.<br />

Rührwerksmischköpfe<br />

Die im oberen Teil der Mischkammer eintretenden<br />

Rohstoffe werden auf dem Wege zum Auslauf<br />

durch rotierende in der Drehzahl variable Rührer<br />

Bild 23: Druckgesteuerter Mischkopf (druckverlustarme Düsen)<br />

Zwangsgesteuerte Mischköpfe<br />

In diesen Mischkopftypen findet neben der eigentlichen<br />

Injektionsvermischung die Umsteuerung der<br />

Komponentenströme <strong>von</strong> Kreislauf- auf Injektionsposition<br />

unter Hochdruck statt. Somit werden die<br />

Düsen zeitsynchron am Anfang und Ende des Injektionsvorganges<br />

geschaltet. Weiterhin sind viele<br />

solcher Mischkopftypen selbstreinigend ausgelegt,<br />

d. h. nach Schussende wird das in der Mischkammer<br />

verbleibende Reaktionsgemisch mit Hilfe <strong>von</strong><br />

Reinigungskolben ausgestoßen.<br />

Auf die verschiedenen Typen wie z. B. kolbengesteuerte<br />

Mischköpfe, Nadeldüsen-, Hubschieber-,<br />

Drehschieber-Mischköpfe soll hier nicht näher eingegangen<br />

werden.<br />

Seite 31 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

intensiv vermischt. Es gibt verschiedene Arten <strong>von</strong><br />

Rührern, z. B. Stachel-, Schrauben-, Schaufel-,<br />

Blatt oder Schneckenrührer.<br />

Druckgesteuerte Mischköpfe<br />

Die beiden Injektionsdüsen stehen sich in einer<br />

kleinen zylindrischen Mischkammer direkt gegenüber.<br />

Die Düsen öffnen sich, wenn der Komponentendruck<br />

die Federvorspannung der Düsennadeln<br />

überwindet. Neuerdings verwendet man auch<br />

druckverlustarme Düsen (Bild 23), die mittels Luft<br />

über eine Membrane angesteuert werden, so dass<br />

der Komponentendruck die pneumatische Vorspannung<br />

überwinden muss, um die Düsen zu öffnen.<br />

Die Hersteller und Lieferanten <strong>von</strong> Schäumanlagen<br />

und Mischköpfen stellen Informationsmaterial zur<br />

Verfügung:<br />

Hennecke GmbH<br />

<strong>Polyurethan</strong>e Technology<br />

Birlinghovener Str. 30<br />

53754 Sankt Augustin<br />

Tel.: (+49) 22 41/339-0)<br />

Fax: (+49) 22 41/339-204)<br />

E-Mail: hennecke@hennecke.com<br />

Maschinenteile, die mit dem Reaktionsgemisch in<br />

Berührung kommen (Mischkammer, Auslaufrohr,<br />

Gießharke usw.) müssen regelmäßig gereinigt werden.<br />

Lieferanten geeigneter Lösemittel sind:<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Kraemer & Martin GmbH<br />

Zum Siegblick 37 - 45<br />

D-53757 Sankt Augustin<br />

Tel.: (+49) 22 41 54 97-0<br />

Fax: (+49) 22 41 6 41 77<br />

Jäkle Chemie GmbH & Co. KG<br />

Matthiasstraße 10-12<br />

D-90431 Nürnberg<br />

Tel.: (+49) 911 326 46-0<br />

Fax: (+49) 911 326 46-6<br />

E-Mail: chemikalien@csc-jaekle.de<br />

Internet: www.csc-jaekle.de<br />

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Ausgabe 2004-06-14<br />

4.3 Kontinuierliche <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong><br />

Schaumstoffblöcken<br />

Bild 24: Prinzip einer Anlage zum kontinuierlichen Herstellen <strong>von</strong> Schaumstoffblöcken<br />

Als Trennmittel dient eine zur U-Form gefaltete<br />

Papierbahn. Der entstehende Schaumstoffblock<br />

wird mit ihr weitertransportiert. Wegen des direkt<br />

Will man z. B. sehr lange und breite Blöcke herstellen,<br />

gelangt man bei der diskontinuierlichen Verfahrensweise<br />

sehr bald an Grenzen, die unter anderem<br />

dadurch gegeben sind, dass das Reaktionsgemisch<br />

vor Ablauf der Startzeit in die Form gebracht<br />

und verteilt sein muss. Die kontinuierliche<br />

<strong>Herstellung</strong> ist dann das wirtschaftlichste und technisch<br />

vorzuziehende Verfahren.<br />

Dabei wird das Reaktionsgemisch mit einer<br />

Schäummaschine und einem beweglichen Mischkopf<br />

auf ein Transportband aufgetragen.<br />

nach dem Aufschäumvorgang auftretenden Seitendrucks<br />

müssen auch die Seitenbegrenzungen als<br />

Transportbänder ausgebildet sein.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Zur Vermeidung der Kuppenbildung zwecks Verringerung<br />

der Schnittverluste arbeitet man bei der<br />

kontinuierlichen <strong>Herstellung</strong> überwiegend nach dem<br />

Rechteckblockverfahren. Dabei läuft in der Zone<br />

des aufsteigenden Schaums eine Papierbahn ein,<br />

die durch entsprechende Einrichtungen auf den<br />

Schaum gedrückt wird. Das Ergebnis dieser Maßnahme<br />

ist ein Block mit fast rechteckigem Querschnitt.<br />

Der Quotient aus Länge der Druckstrecke und<br />

Fahrgeschwindigkeit des Bandes ist hierbei mit der<br />

Formverweilzeit bei diskontinuierlicher Fertigung<br />

vergleichbar. Bei kontinuierlicher Fertigung sind<br />

weit geringere Formverweilzeiten möglich als bei<br />

diskontinuierlicher. Die kurzen Wege, die das Reaktionsgemisch<br />

zurückzulegen hat, erlauben die Wahl<br />

kürzerer Start- und Abbindezeiten als bei der diskontinuierlichen<br />

<strong>Herstellung</strong> und damit eine schnellere<br />

Aushärtung.<br />

Bild 25: Aufschäumlinie bei kontinuierlicher Blockfertigung<br />

4.4 <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>-<br />

platten mit Deckschichten (Dämmplatten,<br />

Verbundelemente)<br />

Die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Bauplatten aus <strong>Polyurethan</strong>-<br />

Hartschaum mit unterschiedlichen Deckschichten<br />

ist rationell und wirtschaftlich.<br />

Werden beidseitig starre Deckschichten eingesetzt,<br />

so erhält man in einem Arbeitsgang Sandwichelemente,<br />

die niedriges Gewicht, hohe Steifigkeit<br />

und ausgezeichnetes Dämmvermögen in sich vereinen<br />

(siehe auch Technische Information "Importance<br />

and usage of polyurethane metal faced<br />

panels in industrial buildings" [5]). Bei Verwendung<br />

diffusionsdichter Deckschichten bleibt die optimale<br />

Anfangswärmeleitzahl des <strong>Polyurethan</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>es<br />

bestehen, d. h. man erhält Metall-<br />

Sandwichelemente mit optimalen Wärmedämmvermögen.<br />

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Üblich sind Blockbreiten <strong>von</strong> 1,00 - 1,50 m, Blockhöhen<br />

<strong>von</strong> 40 - 100 cm, Rohdichten <strong>von</strong> 30 - 200<br />

kg/m 3 sowie Bandlängen <strong>von</strong> ca. 15 m und Fertigungsgeschwindigkeiten<br />

<strong>von</strong> 2 - 7 m/min.<br />

Beim kontinuierlichen Herstellen <strong>von</strong> Blockware ist<br />

besonderes Augenmerk auf den Böschungswinkel<br />

φ, den das aufschäumende Reaktionsgemisch gegen<br />

die Waagerechte einnehmen kann, zu legen.<br />

Es sind Austragsleistung A, Blockbreite B, Rohdichte<br />

RD, Blockhöhe H und Geschwindigkeit VB so<br />

aufeinander abzustimmen, dass ein stationärer<br />

Zustand entsteht. Die Aufschäumlinie muss dann<br />

gegenüber der Umgebung ortsfest sein. Mit größeren<br />

Bandneigungswinkeln φ lassen sich höhere<br />

Blöcke herstellen. Allerdings ist dann besonders<br />

darauf zu achten, dass aufschäumendes Reaktionsgemisch<br />

nicht durch nachströmendes flüssiges<br />

unterlaufen wird.<br />

Die Kombinationsmöglichkeiten <strong>von</strong> <strong>Polyurethan</strong>-<br />

<strong>Hartschaumstoff</strong> mit unterschiedlichen Deckschichten<br />

sind vielfältig. Sie reichen <strong>von</strong> der papierkaschierten<br />

Dämmplatte bis hin zum hochwertigen<br />

und dämmstarken Kühlhauselement mit bis zu 24<br />

cm dickem Schaumstoffkern und verwindungssteifen,<br />

profilierten Stahlblechdeckschichten. Außerdem<br />

gibt es zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten<br />

<strong>von</strong> <strong>Polyurethan</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong> mit flexiblen<br />

Deckschichten auf der einen und starren Deckschichten<br />

auf der anderen Seite. Hier ist jedoch auf<br />

möglichen Verzug der Platten durch diesen asymmetrischen<br />

Aufbau zu achten.<br />

Für die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Bauplatten sind eine Reihe<br />

diskontinuierlicher und kontinuierlicher Verfahren<br />

erarbeitet worden, welche je nach der gewünschten<br />

Plattenart und der vorgesehenen Kapazität die jeweils<br />

technisch sinnvollste und wirtschaftlichste<br />

Produktion ermöglichen.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


4.4.1 Kontinuierliche <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<br />

Dämmplatten und -Sandwichelementen<br />

Für die Großproduktion <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-Schaumstoffplatten<br />

mit Deckschichten werden Doppeltransportbandanlagen<br />

eingesetzt. Diese haben die Funktion<br />

einer mitlaufenden Stützform. Sie bestehen aus<br />

zwei übereinander in horizontaler Lage angeordneten<br />

Endlostransportbändern, die einen bestimmten<br />

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Druck aufnehmen können. Der Zwischenraum zwischen<br />

den beiden Bändern ist einstellbar, wodurch<br />

die Dicke der zu produzierenden Elemente eingestellt<br />

werden kann. Die Bänder laufen gegeneinander;<br />

der Abstand der Umkehrpunkte liegt normalerweise<br />

bei mindestens 10 m, so dass eine Druckstrecke<br />

<strong>von</strong> entsprechender Länge besteht. Der<br />

Bereich der Druckstrecke ist üblicherweise mit einer<br />

Umluftheizung ausgestattet.<br />

Bild 26: Schematische Darstellung einer Doppeltransportbandanlage mit flexiblen bzw. starren Deckschichten<br />

Die Deckschichten - Papiere, Folien, Vliese, Bleche<br />

- werden <strong>von</strong> Rollen abgewickelt und in den Raum<br />

zwischen die Transportbändern eingeführt. In seltenen<br />

Fällen werden starre Deckschichten, z. B.<br />

Spanplatten oder Gipskartonplatten, verwendet. Sie<br />

werden dann vom Stapel entnommen und auf Stoß<br />

in die Doppeltransportbandanlage eingelegt. Für die<br />

obere Deckschicht ist eine Auflage notwendig, die<br />

gleichzeitig als Distanzhalter dient. Bleche durchlaufen<br />

meistens eine Profilierstation, bevor sie die<br />

Transportbänder erreichen.<br />

Das Reaktionsgemisch wird im Bereich vor dem<br />

Einlauf in die Druckzone auf die Innenfläche der<br />

unteren Deckschicht aufgetragen. Es muss so eingestellt<br />

sein, dass es rasch aufschäumt und im<br />

Anfangsbereich der Druckstrecke die obere Deckschicht<br />

erreicht. Durch den Anpressdruck wird die<br />

entstehende Verbundplatte <strong>von</strong> den Transportbändern<br />

mitgenommen und transportiert.<br />

Eine Seitenbegrenzung verhindert das seitliche<br />

Ausdringen des Schaumes. Die unterschiedliche<br />

Elementgestaltung und verschiedenen Arbeitsweisen<br />

erfordern eine angepasste Seitenabdichtung.<br />

Sie bildet die seitliche Begrenzung der kontinuierlichen<br />

Form und wird im allgemeinen als feststehende,<br />

in der Breite verschiebbare Leisten (bei flexiblen<br />

Deckschichten) oder als mitlaufende Klotzkette (bei<br />

profilierten Blechen) ausgeführt.<br />

Die Produktionsgeschwindigkeit am Doppeltransportband<br />

hängt <strong>von</strong> der Aushärtungsgeschwindigkeit<br />

des frischen Schaumstoffs und <strong>von</strong> der Länge<br />

der Druckzone ab. Es existieren heute Rohstoffsysteme,<br />

die bei 3 cm Plattendicke bereits nach einer<br />

Verweilzeit <strong>von</strong> 1 - 2 min. in der Druckzone eine zur<br />

Weiterverarbeitung ausreichende Steifigkeit der<br />

Platten ermöglichen. Nach dem Austritt aus dem<br />

Band werden die Elemente entsprechend der gewünschten<br />

Länge geschnitten.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Man kann Platten in Dicken <strong>von</strong> ca. 30 - 240 mm<br />

mit stark unterschiedlicher Profilierung herstellen.<br />

Um eine hohe Steifigkeit zu erreichen, werden<br />

Dachelemente in der Regel tiefer profiliert als<br />

Wandelemente.<br />

Die Auswahl der Deckschichten wird durch die jeweilige<br />

Anwendung bestimmt. Bei Fußbodendämmplatten<br />

werden bitumierte Papiere und<br />

schwarz eingefärbte Natronkraftpapiere eingesetzt.<br />

Für den Dachbereich werden hauptsächlich PEbeschichtete<br />

Natronkraftpapiere, PE-beschichtete<br />

Glasvliese und Mineralvliese verwendet. Die erforderliche<br />

Diffusionsdichtigkeit wird mit metallischen<br />

Deckschichten <strong>von</strong> > 50 µm Dicke, z. B. Aluminium-<br />

Folien, erreicht. Zur Verbesserung der Haftung<br />

können diese unter anderem mit Papier, Polyethylen<br />

oder einem Haftvermittler beschichtet sein. Bei<br />

der Auswahl der Deckschichten sind die Anforderungen<br />

an das brandschutztechnische Verhalten<br />

der Dämmplatten zu beachten.<br />

Dach- und Wandelemente werden meistens unter<br />

Verwendung <strong>von</strong> profilierten lackierten Stahl- bzw.<br />

Aluminiumblechen hergestellt. Wegen der Profilierung<br />

ist erhöhte Aufmerksamkeit bei der Verteilung<br />

des Reaktionsgemisches erforderlich. Auch können<br />

die profilierten Bleche nur in relativ kleinem Winkel<br />

in das Doppeltransportband eingeführt werden,<br />

wodurch die Höhe der Verteilvorrichtung für das<br />

Reaktionsgemisch begrenzt ist.<br />

Die Qualität der Blechoberfläche und des Lackes<br />

hat entscheidenden Einfluss auf den Verbund und<br />

die Oberflächenqualität des produzierten Elements.<br />

Unzureichende Schaumstoffhaftung und Störungen<br />

in der Schaumstoffstruktur können ihre Ursache in<br />

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der Oberflächen- und Lackqualität haben (siehe<br />

auch Technische Information Nr. 7/1998, "Einflüsse<br />

verschiedenartiger Rückseitenlacke <strong>von</strong> Stahldeckschichten"<br />

[6]). Durch Corona-Behandlung der<br />

schaumseitigen Oberfläche der Deckschichten<br />

können die genannten Probleme häufig weitgehend<br />

ausgeschaltet werden.<br />

(Lieferant <strong>von</strong> Corona-Geräten: Fa. Agrodyn Hochspannungstechnik<br />

GmbH, Bisamweg 10, D-33803<br />

Steinhagen, Fax: (+49) 52 04-92 10 33).<br />

Es ist an sich überflüssig zu erwähnen, dass Deckschichten<br />

staub- und fettfrei sein müssen.<br />

Das gleichmäßige Temperieren (Erwärmen) der<br />

Blechdeckschichten ist sehr wichtig und hat einen<br />

hohen Einfluss auf das Schäumergebnis. Die Temperatur<br />

sollte im Auftragsbereich 35 - 40 °C betragen.<br />

Auftrag des Reaktionsgemischs<br />

Das auf die untere Deckschicht aufgetragene Reaktionsgemisch<br />

expandiert bis auf das 40-fache seiner<br />

Schichtdicke. Beim Auftrag kommt es deshalb -<br />

besonders bei dünnen, ebenen Laminaten - auf<br />

eine gleichmäßige Verteilung an. Hierfür gibt es<br />

mehrere Methoden. Wegen seiner einfachen Handhabung<br />

und seiner großen Variationsbreite hat sich<br />

der zeilenförmige über die Plattenbreite oszillierende<br />

Auftrag weitgehend durchgesetzt. Dabei wird z.<br />

B. ein Gegenstrominjektionsmischkopf senkrecht<br />

zur Bandlaufrichtung hin und her bewegt. Das Reaktionsgemisch<br />

wird zeilenförmig auf die untere<br />

Deckschicht gegossen oder gespritzt.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 27: Zeilenförmiger Auftrag des Reaktionsgemischs durch Spritzen oder Gießen<br />

Die Geschwindigkeit, Vm, mit der der Mischkopf<br />

bewegt wird, liegt bei 50 - 150 Hüben/ min. Die<br />

Länge des Spritzstrahls bzw. die Länge des Gießfilms<br />

l, der z. B. durch ein vielfach gelochtes Rohr<br />

erzeugt werden kann, kann bis zu 30 cm betragen.<br />

Mit der Forderung nach doppelter Überlappung und<br />

bei einer Bandbreite B ergibt sich als Grenze für die<br />

Bandgeschwindigkeit VB:<br />

I<br />

x V<br />

2B<br />

VB m =<br />

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Gleichung 6<br />

Aus Gleichung 6 mit Vm = 150 m/min., l = 0,3 m, B =<br />

1 m errechnet sich die maximale Bandgeschwindig-<br />

keit.<br />

V B max.<br />

0,<br />

3 x150<br />

= =<br />

2 x1<br />

22,<br />

5 m / min.<br />

Die Bandgeschwindigkeiten richten sich nach den<br />

Plattendicken und der Druckzone und liegen bei<br />

2 - 12 m/min. In einigen Spezialfällen sind 20<br />

m/min. möglich.<br />

Bei höherer Bandgeschwindigkeit ist ein oszillierender<br />

Auftrag des Reaktionsgemischs nicht möglich.<br />

In diesen Fällen bedient man sich stationär angeordneter<br />

Mischköpfe und gegebenenfalls spezieller<br />

Verteiltechniken.<br />

Aufschäumlinie<br />

Von der Seite betrachtet ist am aufschäumenden<br />

Reaktionsgemisch die Aufschäumlinie zu erkennen.<br />

Der stationäre Zustand, der für ein gutes reproduzierbares<br />

Ergebnis erforderlich ist, ist erreicht, wenn<br />

die Aufschäumlinie gegenüber der Umgebung ortsfest<br />

bleibt. Dazu sind der Reaktionsablauf und die<br />

Bandgeschwindigkeit aufeinander abzustimmen.<br />

Die Austragsleistung der Schäummaschine sowie<br />

Breite und Höhe des Doppellaminates sind festgelegt.<br />

Theoretisch müsste dann die Geschwindigkeit<br />

des Bandes so eingestellt werden, dass das aufgeschäumte<br />

Material die obere Deckschicht erreicht,<br />

ohne dass Druck entsteht.<br />

In der Praxis ist diese Einstellung nicht möglich. Der<br />

Raum zwischen den Deckschichten muss voll ausgeschäumt<br />

werden. Dazu ist ein gewisser Druck<br />

erforderlich, der vom Reaktionsgemisch aufgenommen<br />

wird, ohne dass das Gemisch gegen die<br />

Bandlaufrichtung ausweicht. Ein Ausweichen hätte<br />

"Überwälzung" zur Folge. Leichtes Überwälzen<br />

führt dazu, dass die leicht wellige Oberfläche des<br />

aufschäumenden Reaktionsgemischs geglättet wird<br />

und unter der oberen Deckschicht keine Blasen<br />

oder Lufteinschlüsse sind. Starkes Überwälzen hat<br />

erhebliche Nachteile, denn das aufsteigende Reaktionsgemisch<br />

wird durch die auftretenden Reibungen<br />

stark gestört.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 28: Schematische Darstellung der Aufschäumlinie des Reaktionsgemischs bei einer Doppeltransportbandanlage<br />

Bild 29: Schematische Darstellung einer "Überwälzung"<br />

Die Zellen werden in Bandlaufrichtung gestreckt,<br />

was die Druck- und Zugfestigkeit in Dickenrichtung<br />

der Platten beeinträchtigt. Dabei können auch Vertikalrisse<br />

in den Platten entstehen.<br />

Es ist deshalb wichtig, während der Produktion die<br />

Aufschäumlinie in den Bandkanal hinein zu beobachten,<br />

was mit Hilfe <strong>von</strong> Lampen und optischen<br />

Geräten möglich ist.<br />

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Die Kontaktzeit, d. h. die Zeit, die das schäumende<br />

Reaktionsgemisch benötigt, um nach dem Auftrag<br />

die obere Deckschicht zu erreichen, wird ermittelt,<br />

indem ein kleiner Schaumstoffwürfel vor dem Gemischauftrag<br />

auf die untere Deckschicht gelegt<br />

wird. Beim Benetzen des Schaumwürfels mit Reaktionsgemisch<br />

wird die Stoppuhr eingeschaltet. Die<br />

Kontaktzeit ist erreicht, wenn der Würfel die obere<br />

Deckschicht berührt. Sie sollte 3 - 5 s kürzer als die<br />

Abbindezeit sein.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Mit Hilfe <strong>von</strong> Temperiereinrichtungen können die<br />

Aufschäumlinie und somit die Fertigungsgeschwindigkeit,<br />

aber auch die Rohdichteverteilung, beeinflusst<br />

werden. Die Temperatur der Rohstoffe, der<br />

Auftragszone, der Deckschichten und der Transportbänder<br />

sollte konstant bleiben, damit ein stationärer<br />

Zustand erhalten bleibt.<br />

Üblicherweise wird mit Rohstofftemperaturen <strong>von</strong><br />

20 °C, gegebenenfalls auf 25 - 30 °C temperierter<br />

Auftragszone und Bandtemperaturen <strong>von</strong> 35 - 45<br />

°C, gefahren. Werden Metallverbundelemente hergestellt,<br />

sind die Blechdeckschichten so vorzuheizen,<br />

dass sie im Auftragsbereich eine Temperatur<br />

<strong>von</strong> 35 - 40 °C haben.<br />

Aushärtezone<br />

In den meisten Fällen ist nur ein sehr geringer<br />

Druck erforderlich, um dem aufsteigenden Reaktionsgemisch<br />

die gewünschte Dicke bzw. Form zu<br />

geben, denn das Reaktionsgemisch darf noch nicht<br />

abgebunden sein, wenn es die obere Deckschicht<br />

erreicht. Dennoch ist der Bandkanal auf einen inneren<br />

Überdruck <strong>von</strong> 0,5 bar auszulegen, wenn<br />

Dämmplatten im üblichen Rohdichtebereich <strong>von</strong> 30<br />

bis 50 kg/m 3 produziert werden. Dieser Innendruck<br />

ist nicht rein hydrostatischer Art, sondern entspricht<br />

der Differenz zwischen den auftreibenden Kräften<br />

wie Gasdruck und Wärmedehnung und den Kräften,<br />

die den entstehenden Schaumstoff zusam-<br />

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menhalten. Die letztgenannten Kräfte werden bei<br />

fortschreitender Aushärtung und später auch durch<br />

Abkühlung immer größer, so dass die Differenz<br />

unbedeutend wird, und der Schaumstoff die Druckzone<br />

des Doppeltransportbandes verlassen kann.<br />

Wie bei der Formschäumung wird letztlich die Konturstabilität<br />

des Fertigteiles als Kriterium für die<br />

Verweilzeit - hier in der bewegten Form - angegeben.<br />

Wegen der kurzen Fließwege, die das Reaktionsgemisch<br />

zurückzulegen hat, darf die Reaktivität<br />

sehr hoch sein. Verweilzeiten <strong>von</strong> nur einer Minute<br />

bei 3 cm dicken Platten sind möglich.<br />

Kühlstrecke<br />

Bild 30: Contimat-Anlage (Doppel-Transport-Band-Anlage) der Firma Hennecke<br />

Nach dem Verlassen der Druckzone werden die<br />

Platten/Elemente auf die gewünschte Länge gesägt.<br />

Beim anschließenden Stapeln ist ein Hitzestau<br />

zu vermeiden, weil er wellige Oberflächen,<br />

Ausbauchungen, Schaumstoffrisse und Kernverfärbungen<br />

verursachen kann. Zeigen sich diese<br />

Merkmale, müssen die Elemente/Platten vor dem<br />

Stapeln abgekühlt werden. Um Platz und Raum zu<br />

sparen, kann dies in einer Vorrichtung geschehen,<br />

in der die Platten/Elemente auf Lücke zueinander<br />

gestellt werden, so dass die dazwischen durchstreichende<br />

Luft die Abkühlung (z. B. Kühligel) besorgt.<br />

Die jeweilige Verweildauer ist empirisch zu ermitteln.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


4.4.2 Diskontinuierliche <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong><br />

Verbundelementen<br />

Während die kontinuierliche <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Verbundelementen<br />

mittels Doppeltransportbandanlage<br />

vor allem für große Serien geeignet ist, ist bei<br />

Kleinaufträgen, bei sehr dicken Elementen und bei<br />

der Notwendigkeit, Rahmen und Befestigungselemente<br />

mit anzuschäumen, die diskontinuierliche<br />

Fertigung vorzuziehen.<br />

Als Stützform werden hierbei einfache aufklappbare<br />

Formen oder Vorrichtungen, die höhere Drücke<br />

aufnehmen können, wie z. B. Pressen (auch Mehretagenpressen)<br />

verwendet. Hersteller und Lieferanten<br />

solcher Stützformen/Pressen sind z. B.:<br />

Hennecke GmbH<br />

<strong>Polyurethan</strong> Technology<br />

Birlinghovener Str. 30<br />

53754 Sankt Augustin (Birlinghoven)<br />

Tel.: (+49) 22 41 3 39-0<br />

Fax: (+49) 22 41 3 39-2 04<br />

E-Mail: hennecke@hennecke.com<br />

www.hennecke.com<br />

Dieffenbacher GmbH & Co.<br />

Heilbronner Straße<br />

75031 Eppingen<br />

Tel.: (+49) 72 62 65-0<br />

Fax: (+49) 72 62 65-2 97<br />

E-Mail: dse@dieffenbacher.de<br />

www.dieffenbacher.de<br />

Makron Oy<br />

Norokatu 5<br />

FIN-15201 Lahti<br />

Tel.: (+3 58) 3 81 23 12<br />

Fax: (+3 58) 3 7 33 12 99<br />

www.makron.fi<br />

Manni S.p.A.<br />

Via Campione, 11<br />

S. Biagio di Bagnolo S. Vito (MN)<br />

Italien<br />

Tel.: (+39) 03 76 41 50 41<br />

Fax: (+39) 03 76 41 52 64<br />

E-Mail: info@mannipresse.it<br />

www.mannipresse.it<br />

Siempelkamp GmbH & Co<br />

Siempelkampstr. 75<br />

47803 Krefeld<br />

Tel.: (+49) 21 51 92-30<br />

Fax: (+49) 21 51 92-5360<br />

E-Mail: info@siempelkamp.com<br />

www.siempelkamp.com<br />

Seite 39 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

Die Deckschichten und gegebenenfalls der Rahmen<br />

sollten in heizbare Stützformen (Pressen) horizontal<br />

eingelegt werden. Ist der Rahmen nicht Teil<br />

des Elementes sondern Teil der Stützform (zur<br />

seitlichen Aufnahme des Schäumdrucks), muss er<br />

mit einem Trennmittel, z. B. auf Wachsbasis behandelt<br />

werden, falls direkt gegen ihn geschäumt<br />

wird.<br />

Die Deckschichten sollten beim Schließen der<br />

Stützform nicht fixiert werden, damit sie nach den<br />

Seiten ausweichen können, wenn sie sich infolge<br />

der Wärmedehnung längen. Dies kann z. B. durch<br />

eine Stufe im Rahmen erreicht werden. Außerdem<br />

sollte das Durchhängen der oberen Deckschicht bei<br />

horizontaler Lage durch Verwendung <strong>von</strong> Distanzhaltern<br />

(z. B. Schaumstoffwürfeln) verringert werden.<br />

Durch diese Maßnahme lassen sich Spannungen<br />

in den Deckschichten, die zu Blasen führen<br />

können, und wellige Elementoberflächen vermeiden.<br />

Allerdings können Distanzhalter ein störungsfreies<br />

Aufschäumen des Reaktionsgemischs behindern.<br />

Ihre Position und Zahl ist daher sorgfältig zu<br />

ermitteln. Vorteilhafter ist es, die obere Deckschicht<br />

durch Unterdruck an der Stützvorrichtung (Presse)<br />

zu fixieren.<br />

Das Reaktionsgemisch wird in den Hohlraum zwischen<br />

den Deckschichten und Rahmen eingebracht,<br />

es schäumt auf und füllt den Hohlraum<br />

durch Verdrängen der Luft aus. Welche Faktoren<br />

dabei zu beachten sind, ist in Kapitel 3 ("Allgemeine<br />

Regeln für die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>")<br />

beschrieben.<br />

Das Reaktionsgemisch wird üblicherweise durch<br />

den Rahmen eingefüllt. Dieser muss mit Füll- und<br />

Entlüftungslöchern versehen sein. Die Füllöffnung<br />

(Durchmesser entsprechend dem Eintragsrohr)<br />

sowie die Entlüftungslöcher (2 - 5 mm Durchmesser)<br />

werden je nach Füllstellung horizontal oder<br />

vertikal im Rahmen eingebracht. Die Füllöffnungen<br />

müssen so angeordnet sein, dass sie über dem zu<br />

erwartenden Flüssigkeitsspiegel des Reaktionsgemischs<br />

liegen.<br />

In selteneren Fällen wird das Reaktionsgemisch bei<br />

geöffneter Form auf die untere Deckschicht gegossen,<br />

die in einen Rahmen eingelegt ist. Die Stützvorrichtung<br />

wird danach zugeklappt bzw. zugefahren,<br />

wobei gleichzeitig die obere Deckschicht, die<br />

durch Unterdruck am "Deckel" der Stützform fixiert<br />

ist, aufgebracht wird.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Die Abdichtung zwischen Rahmen und Deckschichten<br />

muss sorgfältig durchgeführt werden. Es ist<br />

darauf zu achten, dass kein Reaktionsgemisch an<br />

den Nahtstellen austreten kann. In der Praxis ha-<br />

Bild 31: Beispiele für Plattenbauten und -verbindungen<br />

Hoher Schaumaustritt an den Entlüftungslöchern<br />

kann zu stark verminderter Schaumstoffqualität<br />

führen und Zellorientierung und größere Gaseinschlüsse<br />

zur Folge haben. Die Entlüftungslöcher<br />

können mit gasdurchlässigem Textilgewebe oder<br />

Weichschaum hinterlegt werden.<br />

Lange Fließwege des expandierenden Schaumes<br />

sind zu vermeiden, weil dies die Schaumstoffeigenschaften<br />

beeinträchtigt und die Rohdichten zwecks<br />

ausreichender Verdichtung verhältnismäßig hoch<br />

eingestellt werden müssen. Kurze Fließwege erreicht<br />

man durch<br />

• Verwendung eines Füllrohrs<br />

• Vorverteilung des Reaktionsgemischs<br />

• Optimierung der Füllstellung.<br />

Durch die Wahl einer geeigneten Einfülltechnik und<br />

Füllstellung sowie durch richtiges Setzen der Entlüftungslöcher<br />

kann weiterhin verhindert werden, dass<br />

das aufsteigende Reaktionsgemisch Luft einschließt.<br />

Für die <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Verbundelementen haben<br />

sich verschiedene Einfülltechniken und Formstellungen<br />

bewährt:<br />

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Ausgabe 2004-06-14<br />

ben sich speziell abgekantete Deckschichten oder<br />

Profile bewährt, die durch den Schäumdruck gegeneinander<br />

gepresst werden, so dass Flüssigkeits-<br />

oder Schaumaustritt nicht möglich ist.<br />

Einschusstechnik<br />

Das Reaktionsgemisch kann mit einem Schuss<br />

durch ein Einfüllloch eingefüllt werden. (Bei sehr<br />

langen und schmalen Konstruktionen kann es auch<br />

vorteilhaft sein, das Einfüllloch auf der Stirnseite<br />

anzuordnen.)<br />

Mehrschusstechnik<br />

Bei der <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Verbundelementen mit<br />

Längen über 6 m wird das Reaktionsgemisch häufig<br />

in mehreren Schüssen über Einfüll-Löcher an der<br />

Längsseite eingetragen. Wegen der langen Gesamtschusszeit<br />

lässt es sich hierbei nicht vermeiden,<br />

dass das Reaktionsgemisch des ersten<br />

Schusses bereits weit aufgeschäumt ist, während<br />

das des letzten gerade anschäumt. Hieraus resultieren<br />

Schaumstörungen durch Überwälzungen,<br />

Blasenbildung unter den Deckschichten, mangelnde<br />

Dimensionsstabilität des Schaumstoffs usw. Die<br />

folgende Abbildung zeigt den Schäumverlauf in<br />

Draufsicht (horizontale Schäumposition) kurz vor<br />

Ausfüllen des Hohlraums bei Dreischusstechnik.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 32: Schematische Ansicht der Verteilung des Reaktionsgemisches bei der Mehrschusstechnik nach dem<br />

3. Schuss (40 Sek. nach dem 1. Schuss)<br />

Bild 33: Schematische Darstellung der Überwälzung des aufschäumenden Reaktionsgemisches bei der<br />

Mehrschusstechnik (80 Sek. nach dem 1. Schuss)<br />

Solche Probleme lassen sich vermeiden, wenn man<br />

den Hohlraum durch Schotts in mehrere Bereiche<br />

einteilt und diese einzeln ausschäumt. Die Schotts<br />

können z. B. aus Hartschaumstreifen bestehen. Sie<br />

sollten gut fixiert sein, da sie sonst durch den sich<br />

aufbauenden Schäumdruck aus ihrer Position verschoben<br />

werden. Ein Nachteil dieses Verfahrens<br />

ist, dass sich die Schotts auf den Deckschichten<br />

abzeichnen.<br />

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Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

Die Nachteile der Mehrschusstechnik können durch<br />

das <strong>von</strong> der Bayer AG entwickelte und <strong>von</strong><br />

Hennecke GmbH angebotene VarioCast-Verfahren<br />

vermieden werden. Dieses Verfahren bietet auch<br />

Vorteile bei der Lanzen-, Zieh- und Gießharkentechnik.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 34: Einfülltechniken für die diskontinuierliche <strong>Herstellung</strong> <strong>von</strong> Verbundelementen mit einem Kern aus<br />

<strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong><br />

Lanzentechnik<br />

Am Mischkopf wird ein Auslaufrohr angebracht,<br />

dessen Länge 2/3 der Formteillänge entspricht. Das<br />

Einfüllloch befindet sich auf der Stirnseite. Während<br />

des Einfüllens wird die Lanze langsam aus der<br />

Form gezogen.<br />

Ziehtechnik<br />

Der Füllvorgang entspricht dem der Lanzentechnik,<br />

nur dass sich hier zu Beginn der gesamte Mischkopf<br />

in der Form befindet und während des Einfül-<br />

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Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

lens allmählich herausgezogen wird. Hierzu muss<br />

ein entsprechend kleiner Mischkopf zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Gießharke<br />

Einfüllen des Reaktionsgemischs mit einer sich<br />

über die offene Form bewegenden Gießharke. Für<br />

diese Technik ist z. B. eine Klappdeckelpresse notwendig,<br />

die sofort nach dem Einfüllen geschlossen<br />

wird. Gießharken oder -rohre werden bei der <strong>von</strong><br />

Hennecke GmbH angebotenen Schäumanlage<br />

Panel Foamer verwendet.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 35: Panel Foamer<br />

Formstellungen<br />

horizontal: geeignet für Einschusstechnik,<br />

Mehrschusstechnik, Lanzentechnik,<br />

Ziehtechnik und Gießharke<br />

vertikal: wie oben, aber nicht geeignet für<br />

die Gießharke<br />

geneigt: hier ist nur die Ein- und Mehrschusstechnik<br />

üblich<br />

Die Stützformen und deren Verschlüsse sind auf<br />

zulässige Verformung bei dem jeweils auftretenden<br />

Schäumdruck auszulegen.<br />

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Ausgabe 2004-06-14<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 36: Diskontinuierlich arbeitende Produktionslinie (Etagenpresse) für Sandwichplatten<br />

4.5 <strong>PUR</strong>-Ortschaum<br />

<strong>PUR</strong>-Ortschaum wird unmittelbar am Einsatzort<br />

durch Gießen (meist Überschichten) und durch<br />

Spritzen erzeugt und unterliegt dabei vielen Einflüssen.<br />

Beim Beschäumen <strong>von</strong> Flachdächern, Gebäudemauern<br />

und Lagertanks sind unter anderem die<br />

unvermeidlich starken Schwankungen <strong>von</strong> Temperatur<br />

und Luftfeuchte zu berücksichtigen. Der Vorteil<br />

<strong>von</strong> Ortschaum ist, dass keine großen Volumen<br />

<strong>von</strong> Schaumstoff, sondern lediglich die Rohstoffe<br />

und die Schäummaschine transportiert werden<br />

müssen. Außerdem können mit diesem Verfahren<br />

auch Oberflächen mit komplizierten Strukturen mit<br />

einer relativ gleichmäßigen Schaumstoffschicht<br />

überzogen werden.<br />

4.5.1 Spritzen<br />

Das Reaktionsgemisch aus den beiden Komponenten<br />

Polyol (mit allen Zusatzmitteln einschließlich<br />

Treibmittel) und Polyisocyanat wird vorzugsweise<br />

mit Hochdruckmaschinen hergestellt und ohne Luftzufuhr<br />

verspritzt. Die Maschinen sind transportabel<br />

und mit langen Förderschläuchen bis zum Mischkopf<br />

ausgerüstet. Die Schläuche sind mit einer<br />

Temperaturhaltevorrichtung ummantelt. Der Mischkopf<br />

ist in eine Pistole integriert, so dass das Spritzen<br />

beliebig an- und ausgeschaltet werden kann.<br />

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Das Reaktionsgemisch ist durch entsprechenden<br />

Aktivatorzusatz auf schnelle Reaktion und Aushärtung<br />

des Schaumstoffes eingestellt. Das auf die<br />

Oberfläche auftreffende Gemisch schäumt spontan<br />

auf und bildet eine Wärmedämmschicht. Die Reaktivität<br />

kann so eingestellt werden, dass das Gemisch<br />

auch <strong>von</strong> senkrechten Flächen und <strong>von</strong> Flächen<br />

über Kopf nicht abläuft. Vom Verarbeiter wird<br />

dabei etwa die gleiche Fertigkeit verlangt, wie sie<br />

beim Lackieren erforderlich ist.<br />

Von der Temperaturabhängigkeit des Aufschäumvorgangs<br />

war schon mehrmals die Rede. Beim<br />

Spritzen sind den Oberflächen- und Rohstofftemperaturen<br />

besondere Aufmerksamkeit zu<br />

schenken. Weil nur eine dünne Schicht <strong>von</strong> ca. 1<br />

mm Dicke aufgespritzt wird, verliert das Reaktionsgemisch<br />

an kalten Oberflächen sehr schnell seine<br />

Wärme. Die Folge sind Ablaufen auf geneigten<br />

Flächen, veränderte Zellstruktur und Sprödigkeit.<br />

Diese Nachteile können aber nicht immer durch<br />

Erwärmen des Reaktionsgemischs oder durch Erhöhung<br />

der Aktivatormenge ausgeglichen werden.<br />

Bei zu kurzer Startzeit reagiert das Reaktionsgemisch<br />

bereits in der Luft und kann sich nicht mehr<br />

genügend verteilen. Eine körnige Oberfläche ist die<br />

Folge. Je nach Wärmekapazität und der Wärmeleitfähigkeit<br />

der zu bespritzenden Oberfläche sollte<br />

deren Temperatur mehr als 15 °C betragen.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Bild 37: Wärmedämmung und Abdichtung in einem Arbeitsgang<br />

Die Oberfläche muss darüber hinaus trocken sein,<br />

weil sonst das Polyisocyanat mit dem Wasser reagiert<br />

und grobe Zellstruktur und schlechte Haftung<br />

die Folge wären. Die Haftung wird ebenfalls verhindert,<br />

wenn die Oberflächen ölig oder staubig sind.<br />

Metallische Oberflächen sind mit einem Korrosionsschutz<br />

zu versehen. Wird im Freien gespritzt, ist<br />

darauf zu achten, dass die Luftfeuchtigkeit nicht zu<br />

hoch ist (< 70 %) und dass das Reaktionsgemisch<br />

nicht durch Wind auf nicht zu bespritzende Flächen<br />

getragen wird. Geeignete Windschutzplanen oder<br />

Zelte schaffen Abhilfe. Hier sei aber besonders<br />

darauf hingewiesen, dass beim Spritzvorgang sowohl<br />

erhöhte Mengen an PMDI-Dämpfen als auch<br />

an Reaktionsgemisch-Nebel auftreten. Leistungsfähige<br />

Absaugungen und Atemschutz - am besten<br />

Frischluftgeräte, weil Filter durch das schäumende<br />

Reaktionsgemisch verstopft werden können - sind<br />

erforderlich.<br />

Beim freien Spritzen werden meistens Schaumstoffschichten<br />

<strong>von</strong> etwa 1,5 cm mit Rohdichten zwischen<br />

35 und 70 kg/m 3 erzeugt. Dickere Schichten<br />

lassen sich durch mehrfaches Überspritzen herstellen.<br />

Es ist dabei aber zu beachten, dass sich die<br />

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Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

Rohdichte der höher liegenden Schaumstoffschichten<br />

wegen des wärmeren Untergrundes verringert.<br />

Durch Wärmeabfuhr entsteht an freien Schaumstoffoberflächen<br />

eine Schicht höherer Rohdichte,<br />

die "Schäumhaut". Beim Spritzen mit mehreren<br />

Lagen ist darauf zu achten, dass sich die Schäumhaut<br />

einwandfrei mit der nächsten Lage verbindet.<br />

Lieferanten für Spritzmaschinen sind:<br />

Gusmer Europe S.A.<br />

Sector Industrial Masia d'en Barreres<br />

Rambla Torre de l'Onclet, 7<br />

Apartado Correos no 203<br />

08800 Vilanova i la Geltrú, Barcelona<br />

Tel.: (+34-93) 8 11 53 00<br />

Fax: (+34-93) 8 93 96 00<br />

E-Mail: info@gusmer-europe.com<br />

www.gusmer-europe.com<br />

Isotherm AG<br />

Industriestraße 6<br />

CH-3661 Uetendorf<br />

Tel.: (+41-33) 3 46 02 02<br />

Fax: (+41-33) 3 46 02 09<br />

E-Mail: isotherm@isotherm.ch<br />

www.isotherm.ch<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


4.5.2 Überschichten<br />

Die Überschichtungstechnik ist eine beliebte Methode<br />

der Ortschaumherstellung. Sie wird angewandt,<br />

wenn Hohlräume nicht durch einmaliges<br />

Einfüllen <strong>von</strong> Reaktionsgemisch ausgeschäumt<br />

werden können, weil die Leistung der Schäummaschine<br />

begrenzt ist und der Schäumdruck nicht<br />

abgefangen werden kann.<br />

Bei der Überschichtungsmethode wird das Reaktionsgemisch<br />

in den oben offenen Hohlraum lagen-<br />

Bild 38: Überschichtung nach der Gießmethode<br />

Wie schon im Abschnitt über das Spritzen gesagt,<br />

sollten die Oberflächentemperaturen auch bei der<br />

Überschichtungstechnologie nicht unter 15 °C liegen.<br />

Vorbehandlung mit Korrosionsschutz-Anstrich<br />

ist bei Objekten aus Metall in jedem Fall anzuraten.<br />

Feuchtigkeit ist während der Dämmarbeiten zu<br />

vermeiden. Es ist wichtig, dass das Reaktionsgemisch<br />

gleichmäßig eingetragen wird. Schon geringe<br />

Unebenheiten der ersten Lagen können sich negativ<br />

auf die Beschaffenheit der folgenden Lagen<br />

auswirken. Auch das gleichmäßig auf eine unebene<br />

Lage aufgetragene Reaktionsgemisch fließt nämlich<br />

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Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

weise eingegossen. Der geringe Schäumdruck wird<br />

durch eine dichte Verschalung aufgefangen, die<br />

keine zusätzliche Stützvorrichtung benötigt.<br />

Nach der <strong>Herstellung</strong> mehrerer Schaumstofflagen<br />

kann die Verschalung nach oben versetzt werden.<br />

Gleichzeitig kann die oft verwendete Blechummantelung<br />

(z. B. bei Rohstofftanks) für den Schaumstoff<br />

aufgebaut werden.<br />

noch vor Schäumbeginn in die tiefer gelegenen<br />

Bereiche, <strong>von</strong> wo es dann örtlich zu einer extrem<br />

hohen Schaumstoffschicht auftreibt. Hierdurch können<br />

Hohlräume entstehen. Diese unliebsame Verstärkung<br />

der Unebenheiten kann durch kurze Startzeit<br />

des Reaktionsgemisches weitgehend verhindert<br />

werden. Das störende Abfließen und Ansammeln<br />

des Gemischs in den Talzonen wird durch die<br />

kremige Konsistenz des Reaktionsgemischs vermieden.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Die Höhe der einzelnen Lagen ist auf ca. 20 cm zu<br />

begrenzen. Sonst können die Festigkeit des<br />

Schaumstoffs und seine Konturstabilität beeinträchtigt<br />

werden. Die Wartezeit zum Aufbringen der jeweils<br />

folgenden Überschichtungslage liegt zwischen<br />

10 und 30 Minuten. Längere Wartezeiten verschlechtern<br />

die Lagenhaftung. Das Überschichten<br />

<strong>von</strong> mechanisch bearbeitetem Schaumstoff (z. B.<br />

Egalisierung durch Absägen oder Abhobeln) kann<br />

die Lagenbindung verschlechtern (Abgasen der<br />

angeschnittenen Zellen). Ummantelungen aus ver-<br />

Bild 39: Fehler beim Überschichten<br />

Seite 47 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

zinktem Stahlblech müssen zwecks besserer Haftung<br />

am Schaumstoff vorbehandelt werden. Hierzu<br />

sind die Bleche z. B. mit phosphorsäurehaltigem<br />

Washprimer zu behandeln und mit einer geeigneten<br />

Lackierung zu versehen.<br />

Die Dämmdicke ist durch die Austragsleistung der<br />

Schäummaschine, aber auch durch die geschilderten<br />

Schwierigkeiten, gleichmäßige Lagen zu erzeugen,<br />

in der Regel auf 150 mm begrenzt.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


4.5.3 Einkomponentenschaumstoff<br />

<strong>PUR</strong>-Einkomponentenschaum ist eine treibmittelhaltige,<br />

feuchtigkeitshärtende Reaktionsmasse, die<br />

sich ausgezeichnet zum Montieren, Dämmen, Füllen,<br />

Kleben und Dichten eignet.<br />

Die Reaktionsmasse basiert auf einem Voraddukt<br />

(Prepolymer), das aus Isocyanat und einer Polyolformulierung<br />

hergestellt wird und die für die Verschäumung<br />

notwendigen Zusatzstoffe (Aktivatoren,<br />

Stabilisatoren, Flammschutzmittel) enthält. Die<br />

Schaumbildung erfolgt durch spontanes Verdampfen<br />

des im Prepolymer gelösten bzw. emulgierten<br />

Treibmittels. Durch Reaktion der freien NCO-<br />

Gruppen des Prepolymers mit der Umgebungsfeuchtigkeit<br />

härtet der Schaum aus.<br />

Seit Beginn der 70er Jahre werden Einkomponentenschaumstoffe<br />

im Baubereich eingesetzt. Dabei<br />

werden verschiedene Schaumtypen für unterschiedliche<br />

Anwendungen angeboten. Der größte<br />

Anteil entfällt auf den "Montage-" und "Füllschaum".<br />

Dieser dient als Befestigungselement für Türzargen<br />

und zum Fixieren <strong>von</strong> Fensterrahmen und Rollladenkästen<br />

sowie zum Füllen <strong>von</strong> Hohlräumen und<br />

Mauerdurchbrüchen zur Schall- und Wärmedämmung.<br />

5. Qualitätskontrolle, Sicherheit<br />

5.1 Kontrolle der Produktionsbedingungen und<br />

des Endprodukts<br />

Der Hersteller <strong>von</strong> harten <strong>PUR</strong>- und PIR-Schaumstoffen<br />

hat verschiedene Möglichkeiten, das erforderliche<br />

Qualitätsniveau zu erreichen und zu halten.<br />

In jedem Fall ist Voraussetzung, dass er mit einem<br />

Kontrollsystem Veränderungen und Störungen<br />

rechtzeitig erkennt. Ein Qualitätsmanagementsystem<br />

nach ISO 9000 und entsprechende Verfahrens-<br />

und Arbeitsanweisungen können helfen, Fehler<br />

zu vermeiden bzw. Fehler aufzudecken.<br />

Wie schon gesagt: Die Temperatur der Rohstoffe<br />

beeinflusst den Reaktionsablauf erheblich. Es ist<br />

durch Lagerung der Rohstoffe in temperierten<br />

Räumen bzw. Behältern dafür zu sorgen, dass<br />

Polyisocyanat und Polyol immer bei gleicher Temperatur<br />

verarbeitet werden (eine Temperatur <strong>von</strong><br />

ca. 20 °C hat sich in den meisten Fällen als optimal<br />

erwiesen).<br />

Seite 48 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

Regelmäßig ist zu kontrollieren, ob die richtige Rezeptur<br />

gefahren wird. Bei Schäummaschinen sind<br />

die Ausstoßmengen der Pumpen für die Einzelkomponenten<br />

zu testen. Obwohl neue Anlagen<br />

meistens über Massedurchflussmesser verfügen,<br />

sind die Testkurven zu überprüfen. Wichtig ist auch,<br />

dass die Komponenten gleichzeitig und in rezepturgetreuer<br />

Menge in den Mischkopf gelangen. Hierzu<br />

wird ein Streifen Reaktionsgemisch auf eine Papierbahn<br />

gegossen. Wenn der Schaumstoff ausgehärtet<br />

ist, lässt sich an Farbveränderungen leicht<br />

erkennen, ob beim Einschalten der Maschine eine<br />

Rohstoffkomponente zu früh in den Mischkopf gelangt<br />

(Vorlauf) oder ob eine Rohstoffkomponente<br />

länger als die andere bei Abschalten nachfließt<br />

(Nachlauf), was besonders bei druckgesteuerten<br />

Mischköpfen auftreten kann.<br />

Die Qualität der Vermischung wird kontrolliert, indem<br />

der Streifen längs und quer durchgeschnitten<br />

und auf Schlieren untersucht wird.<br />

Sind die Pumpen richtig eingestellt, Vorlauf oder<br />

Nachlauf ausgesteuert und die Vermischung zufriedenstellend,<br />

wird ein "Testpäckchen" geschäumt<br />

(siehe Kapitel 3). Startzeit, Abbindezeit, Steigzeit,<br />

Klebfreizeit und gegebenenfalls die Abblaszeit werden<br />

ermittelt und mit den vorgegebenen Werten<br />

verglichen.<br />

Das Testpäckchen wird aufgeschnitten und Zellgröße<br />

und Zellstruktur werden beurteilt.<br />

Wenn der Schaumstoff abgekühlt ist, wird aus dem<br />

Testpäckchen ein Würfel <strong>von</strong> 10 cm Kantenlänge<br />

geschnitten. Durch Wiegen wird die freie Rohdichte<br />

ermittelt.<br />

Die Prüfungen sollten vor Beginn der Schäumarbeiten<br />

(also am Anfang jeder Schicht) durchgeführt<br />

werden. Es wird weiterhin empfohlen, nach jeder<br />

längeren Pause ein Testpäckchen zu schäumen<br />

und auf Vorlauf oder Nachlauf, Zellstruktur, Zellgröße<br />

und evtl. Rohdichte zu untersuchen. Regelmäßig<br />

sollten auch die Temperaturen und gegebenenfalls<br />

der Arbeitsdruck geprüft werden.<br />

Die auszufüllende Form ist auf Funktion der Verschlüsse,<br />

Dichtigkeit, gegebenenfalls Trennmittelauftrag,<br />

Sauberkeit und Temperatur zu kontrollieren.<br />

Beim Eintragen des Reaktionsgemischs ist die<br />

Funktion der Pumpen zu überwachen. Es ist<br />

sicherzustellen, dass die erforderliche Menge in die<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Form gefüllt wird. Oft kann der Schäumvorgang<br />

direkt beobachtet werden, wie etwa bei offenen<br />

Blockformen oder beim Doppeltransportband. Bei<br />

geschlossenen Formen sind durch Beobachten des<br />

Austrittes <strong>von</strong> Schaumstoff aus den Entlüftungslöchern<br />

Rückschlüsse auf den Formfüllvorgang möglich.<br />

Nach dem Entformen wird untersucht, ob die Form<br />

vollständig gefüllt worden ist. Bei relativ kleinen<br />

Teilen kann man die eingefüllte Menge durch Wiegen<br />

des Fertigteils kontrollieren (wobei Auftriebsdifferenz<br />

und gegebenenfalls Gasverlust zu berücksichtigen<br />

sind).<br />

Die nachfolgenden Kontrollen bedingen eine Zerlegung<br />

der Fertigteile und können daher nur an einer<br />

beschränkten Zahl durchgeführt werden. Die Prüfungen<br />

erfolgen dabei erst 24 Stunden nach dem<br />

Entformen.<br />

Von mehreren Stellen des erzeugten Schaumstoffkörpers,<br />

vor allem <strong>von</strong> solchen, die sich als kritisch<br />

gezeigt haben, sind Proben zu nehmen und auf<br />

Zellstruktur, Zellgröße und Rohdichte zu untersuchen.<br />

Wichtig ist dabei, dass Proben vom Anfang<br />

und Ende des Fließweges, den das Reaktionsgemisch<br />

zurückzulegen hatte, entnommen werden.<br />

Die Rohdichte im Kern (Kernrohdichte) eines<br />

Schaumstoffes ist wegen der Verdichtung der<br />

Randzonen niedriger als die an einer Stelle des<br />

Fließweges zu messende Gesamtrohdichte. Es<br />

muss darauf geachtet werden, dass die Kernrohdichte<br />

an keiner Stelle unter ein zulässiges Minimum<br />

gerät. Diese minimale Rohdichte ist durch die<br />

Dimensionsstabilität festgelegt: Abhängig <strong>von</strong> Zellstruktur,<br />

Zellgröße, Offenzelligkeit, Rezeptur und<br />

Treibmittelart können Schaumstoffe bei niedrigen<br />

Temperaturen schrumpfen oder bei hohen Temperaturen<br />

unzulässig stark wachsen. Schaumstoffproben<br />

oder ganze Formteile werden deshalb z. B. drei<br />

Stunden bei - 30 °C und fünf Stunden bei + 100 °C<br />

auf Dimensionsstabilität geprüft.<br />

In vielen Fällen muss geprüft werden, ob die Haftung<br />

zu Deckschichten ausreichend ist.<br />

Weil die objektive Prüfung langwierig ist - es wird<br />

die Querzugfestigkeit (z. B. nach DIN 53292) ermittelt<br />

-, muss man für eine schnelle Produktionskontrolle<br />

ein einfacheres Verfahren wählen, d. h. mit<br />

der Hand versuchen, die Deckschicht vom Schaumstoff<br />

zu lösen. Verbleiben nach dem Abriss noch<br />

Schaumstoffreste an der Deckschicht, gilt die Haftung<br />

als gut. Die zum Abreißen benötigte Kraft wird<br />

Seite 49 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

ebenfalls registriert und verglichen. Dabei ist zu<br />

berücksichtigen, das dies eine subjektive, vergleichende<br />

Prüfung ist, die keinerlei Aussagekraft für<br />

die Funktion des Verbundteiles hat, wenn nicht<br />

durch eingehende Prüfung nachgewiesen worden<br />

ist, dass ein bestimmtes Erscheinungsbild beim<br />

Abreißen als ausreichende Haftung definiert werden<br />

kann.<br />

Die genannten Qualitätskontrollen reichen in den<br />

meisten Fällen aus, Störungen rechtzeitig zu erkennen<br />

und Folgeschäden zu vermeiden. Bei speziellen<br />

Anwendungen wie Tieftemperaturdämmungen,<br />

Fernwärmerohren, Verbundplatten, Spritzen,<br />

sind weitere anwendungsbezogene Prüfungen<br />

zweckmäßig.<br />

Zur raschen Beurteilung der Dimensionsstabilität<br />

<strong>von</strong> gespritztem Ortschaum hat sich z. B. eine Probenentnahme<br />

und Messung nach 20 Minuten und<br />

Wiederholungsmessung nach einer Stunde und 24<br />

Stunden bewährt.<br />

Anwendungen mit außergewöhnlichen Temperaturen<br />

erfordern eine Prüfung bei Gebrauchstemperatur<br />

über angemessene Zeiträume. Bei Verbundplatten<br />

sind unter anderem Ebenheit, Wärmedehnungen<br />

und Knitterfestigkeit zu ermitteln.<br />

Schaumstoffschichten, die durch Spritzen erzeugt<br />

wurden, sind auch auf Haftung am Untergrund und<br />

Lagenhaftung zu prüfen.<br />

5.2 <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>-Staub<br />

Bei der Weiterverarbeitung <strong>von</strong> <strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>en<br />

wird häufig mit Sägen, Fräsen und Schleifvorrichtungen<br />

gearbeitet. Hierbei entstehen erhebliche<br />

Mengen <strong>von</strong> Schleif- und Sägestaub. Dieser<br />

Staub ist - wie auch viele andere Stäube - nicht nur<br />

unangenehm für die mit den Nachbearbeitungsvorgängen<br />

beschäftigten Personen, sondern er kann<br />

auch zu einer Belastung der Lungen und der<br />

Atemwege führen. Auch besteht die Gefahr <strong>von</strong><br />

Staubexplosionen.<br />

Um Belästigungen und Gesundheitsrisiken zu vermeiden,<br />

sollten in Betrieben, wo Hartschaum-Staub<br />

entsteht, die folgenden Maßnahmen getroffen werden:<br />

1. An den jeweiligen Arbeitsplätzen sollte eine ausreichend<br />

starke Absaugung für die Abführung des<br />

Schleif- und Sägestaubes vorgesehen werden.<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


2. Die mit solchen Arbeiten betrauten Personen<br />

sollten möglichst Halbmasken mit entsprechenden<br />

Filtern tragen.<br />

3. Der Arbeitsplatz sollte mindestens einmal täglich,<br />

bei größerem Staubanfall entsprechend häufiger,<br />

mit einem geeigneten Industriestaubsauger gereinigt<br />

werden.<br />

Im übrigen verweisen wir auf das Atemschutz-<br />

Merkblatt der Berufsgenossenschaft der chemischen<br />

Industrie:<br />

Carl-Heymanns-Verlag KG,<br />

Luxemburger Str. 449,<br />

50939 Köln,<br />

Tel.: (+49) 2 21/94 37 30,<br />

Fax: (+49) 2 21/94 37 39 01.<br />

Hartschaumstäube können, wie alle brennbaren<br />

Stäube, mit Luft explosionsfähige Gemische bilden.<br />

Die Ablagerung <strong>von</strong> Staub in gefahrbringender<br />

Menge ist zu vermeiden (1 mm dicke Staubschichten<br />

werden als gefährlich angesehen). Im übrigen<br />

wird auf die Explosionsschutzrichtlinien der Berufsgenossenschaft<br />

der chemischen Industrie hingewiesen.<br />

5.3 Sicherheitsmaßnahmen gegen Brand<br />

Es soll an dieser Stelle nicht auf das Brandverhalten<br />

<strong>von</strong> Schaumstoffen im Sinne behördlicher, bauaufsichtlicher<br />

und versicherungsrechtlicher Auflagen<br />

eingegangen werden.<br />

Alle organischen Stoffe - auch <strong>Polyurethan</strong>-<br />

Schaumstoffe - sind brennbar. Deshalb sind entsprechende<br />

Vorsichtsmaßnahmen bei der Verarbeitung<br />

und Lagerung in Übereinstimmung mit den<br />

örtlichen Behörden zu treffen.<br />

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich<br />

unter ungünstigen Bedingungen und bei Dosierfehlern<br />

frische Schaumstoffe selbst entzünden. Frische<br />

Ware sollte daher sorgfältig beobachtet werden.<br />

Sollten <strong>PUR</strong>-Schaumstoffe in Brand geraten, sind<br />

bewährte Löschmittel: Wasser, Wasser- Schaum,<br />

ABC- oder BC-Trockenpulver (nach DIN 14406).<br />

Kohlensäure-Löscher herkömmlicher Art sind<br />

schlecht wirksam. Bei allen Löscharbeiten in geschlossenen<br />

Räumen ist umluftunabhängiger<br />

Atemschutz zu verwenden.<br />

Seite 50 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

6. Literaturverzeichnis<br />

[1] G. Oertel: Kunststoff-Handbuch Band 7, Carl<br />

Hanser Verlag 1993<br />

[2] I. Kellerhof: Pentan: Ein Weg zum FCKW- und<br />

HFCKW-freien Metallverbundelement - Entscheidungs-<br />

und Arbeitshilfen. Technische Information<br />

Nr. 1/1998, Bayer AG<br />

[3] R. Walter: Stand der europäischen Normung für<br />

<strong>PUR</strong>-<strong>Hartschaumstoff</strong>e im Bauwesen. Technische<br />

Information Nr. 10/1999, Bayer AG<br />

[4] J. Kleser: Technische Eigenschaften <strong>von</strong> <strong>Polyurethan</strong><br />

(<strong>PUR</strong>)-Hartschaum als Dämmstoff im Bauwesen.<br />

Technische Information Nr. 14/2000, Bayer<br />

AG<br />

[5] U. Maier, R. Walter, J. Kleser: Importance and<br />

usage of <strong>Polyurethan</strong>e material found panels in<br />

industrial buildings. Technische Information Nr.<br />

9/1999, Bayer AG<br />

[6] I. Kellerhof: Einflüsse verschiedenartiger Rückseitenlacke<br />

<strong>von</strong> Stahldeckschichten auf die Produktionsqualität<br />

<strong>von</strong> Metallverbundelementen. Technische<br />

Information Nr. 7/1999, Bayer AG<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information


Die vorstehenden Informationen und unsere anwendungstechnische Beratung in Wort, Schrift und durch Versuche erfolgen nach bestem<br />

Wissen, gelten jedoch nur als unverbindliche Hinweise, auch in Bezug auf etwaige Schutzrechte Dritter. Die Beratung befreit Sie nicht <strong>von</strong><br />

einer eigenen Prüfung unserer aktuellen Beratungshinweise – insbesondere unserer Sicherheitsdatenblätter und technischen Informationen<br />

– und unserer Produkte im Hinblick auf ihre Eignung für die beabsichtigten Verfahren und Zwecke. Anwendung, Verwendung und<br />

Verarbeitung unserer Produkte und der aufgrund unserer anwendungstechnischen Beratung <strong>von</strong> Ihnen hergestellten Produkte erfolgen<br />

außerhalb unserer Kontrollmöglichkeiten und liegen daher ausschließlich in Ihrem Verantwortungsbereich. Der Verkauf unserer Produkte<br />

erfolgt nach Maßgabe unserer jeweils aktuellen Allgemeinen Verkaufs- und Lieferbedingungen. Die in dieser Information beschriebenen<br />

Verfahren zur Prüfung des Brandverhaltens <strong>von</strong> <strong>Polyurethan</strong> und die aufgeführten Ergebnisse lassen keinen unmittelbaren Rückschluss auf<br />

jedes in der praktischen Anwendung mögliche Brandrisiko zu.<br />

Herausgeber: Business Development – <strong>Insulation</strong><br />

Bayer AG, Bayer MaterialScience AG,<br />

D-51368 Leverkusen<br />

www..bayermaterialscience.com<br />

Seite 51 <strong>von</strong> 51<br />

Datei-Nr.: PU21012-0406 de<br />

Ausgabe 2004-06-14<br />

<strong>Insulation</strong><br />

Technische Information

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