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Tauernfenster 2007 (7,92 MB)

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Schule Schule<br />

94<br />

Englisch hält Einzug in die Grundschule<br />

Ab dem heurigen Schul-<br />

.jahr wird Englisch in der<br />

4. und 5. Klasse der Grundschule<br />

unterrichtet. Die<br />

Schuldirektorin des Schulsprengels<br />

Ahrntal Ulrike<br />

Hohr nimmt Stellung zu<br />

einigen der Fragen, die in<br />

Zusammenhang mit dem<br />

Englisch-Unterricht in der<br />

Grundschule immer wieder<br />

gestellt werden.<br />

Frage: Unsere Schüler/innen haben oft Mühe mit der<br />

Erlernung der Hochsprache und der 2. Sprache Italienisch.<br />

Geht das Erlernen von Englisch also auf Kosten von<br />

Deutsch und Italienisch?<br />

Antwort: Unsere Sprachlokomotive ist und bleibt<br />

Deutsch und die Grundlagen der sprachlichen Kompetenz<br />

werden in der Muttersprache gelegt. Zahlreiche wissenschaftliche<br />

Untersuchungen haben aber den Nachweis<br />

erbracht, dass Sprachbewusstsein und sprachliche<br />

Fähigkeiten an Hand jeder Sprache erworben werden<br />

können. Insofern wirkt sich das Erlernen einer Zweit-<br />

und Fremdsprache positiv auch auf die muttersprachliche<br />

Ausdrucksfähigkeit aus. Der bekannte Schweizer<br />

Buchautor Peter Bichsel meint sogar: „Es gibt nur eine<br />

Sprache, und wir sprechen sie auf Deutsch, auf Englisch,<br />

auf Italienisch …“ Der Erwerb mehrerer Sprachen stärkt<br />

die Kinder, macht sie aufnahmefähiger; ihre Leistungen<br />

sind durchwegs besser als die Leistungen in Klassen,<br />

in denen eine einzige Unterrichtssprache vorherrscht.<br />

Frage: Wieso muss mit dem Erlernen von Englisch schon<br />

in der Grundschule begonnen werden?<br />

Antwort: Damit eine Sprache solide und gründlich<br />

gelernt werden kann, muss frühzeitig begonnen werden.<br />

Aus der Sicht der Neuropsychologie fällt es Kindern aufgrund<br />

der Plastizität ihres Gehirns viel leichter Sprachen<br />

zu lernen, als Erwachsenen. Früher Sprachenunterricht<br />

fördert vor allem eine korrekte Aussprache; dazu kommt,<br />

dass die Lernmotivation in keiner Altersstufe so groß ist<br />

wie in der Grundschule.<br />

Frage: Unsere Kinder sind ohnehin so vielen Einfl üssen<br />

und Anforderungen ausgesetzt. Ist durch das Lernen einer<br />

weiteren Sprache Überforderung nicht vorprogrammiert?<br />

Antwort: Beim Einsatz einer angemessenen, kindgerechten<br />

Sprachdidaktik ist Überforderung nicht zu erwarten.<br />

Auf leistungsschwache Kinder ist natürlich auch<br />

in Englisch, wie in allen übrigen Fächern Rücksicht zu<br />

nehmen. Schulpolitische Maßnahmen müssen sich aber<br />

am Durchschnitt der Kinder orientieren und dürfen<br />

auch die begabten Kinder nicht aus den Augen verlieren.<br />

Im Grundschulbereich sollten beim Erlernen der Fremdsprachen<br />

viele spielerische Elemente eingebaut werden<br />

und es muss die Mündlichkeit im Vordergrund stehen.<br />

Frage: Wir sind auch ohne Englisch groß geworden und<br />

haben einen ordentlichen Beruf gefunden? Ist Englisch<br />

nicht einfach nur eine Modeerscheinung?<br />

Antwort: Sicher nicht, Europa ist in den letzten Jahrzehnten<br />

zusammengerückt und mehrsprachig geworden.<br />

Darauf muss die Schule vorbereiten. Englisch ist die<br />

Sprache der internationalen Verständigung, sowohl im<br />

Berufsleben als auch im Freizeitbereich. Wenn wir für<br />

unsere Kinder Chancengleichheit auf Weltniveau haben<br />

wollen, ist die Kenntnis der englischen Sprache eine<br />

Grundvoraussetzung.<br />

Frage: Kann man erwarten, dass unsere Kinder drei<br />

Sprachen perfekt beherrschen werden?<br />

Antwort: Das Ziel ist nicht die perfekte Beherrschung<br />

der Sprachen, sondern die Fähigkeit mit anderssprachigen<br />

Menschen zu kommunizieren. Auch in unserer<br />

Muttersprache haben wir ja keine Perfektion. Wenn wir<br />

als Laien über einen bestimmten Fachbereich reden sollen,<br />

fehlen uns oft die Worte.<br />

Frage: Italienisch, Englisch: alles scheint wichtiger als<br />

Deutsch. Verliert unser Land, verlieren unsere Kinder<br />

ihre Identität?<br />

Antwort: Fremde Sprachen und Kulturen sind in ganz<br />

Europa und auch in unserem Land ein wichtiger Bestandteil<br />

unseres Lebens geworden. Wir sehen täglich<br />

Berichte aus fremden Ländern, wir kaufen Waren, die<br />

nicht bei uns hergestellt wurden, wir machen Urlaub in<br />

Ländern, die von anderen Sprachen und Kulturen geprägt<br />

sind. Auch unsere Alltagssprache ist mit fremdsprachlichen<br />

Wörtern und Redewendungen durchsetzt.<br />

Das Lernen fremder Sprachen erzieht zur Off enheit,<br />

weckt Verständnis für das Fremde in unserer Lebenswelt<br />

und hilft nachdenklich und sensibel mit Andersartigkeit<br />

TAUERNFENSTER <strong>2007</strong><br />

zu werden. Damit ist keine Gefahr für unsere Sprache,<br />

Kultur und Tradition verbunden. Durch das Lernen<br />

von Fremdsprachen und die Beschäftigung mit anderen<br />

Kulturen wächst die Chance die eigene Sprache bewusster<br />

anzuwenden, über die eigene Sprache und Kultur<br />

nachzudenken und so unsere eigene Identität weiter zu<br />

stärken.<br />

„Our father, you are in heaven ….. give us our daily<br />

bread ….“. Immer wieder wurde bei uns zu Hause das<br />

“Vater unser” auf Englisch gebetet. Mein Vater brummelte<br />

dann, meinte wohl, dass die Kinder ordentlich<br />

Deutsch lernen sollten und sah diese „Marotte“ meiner<br />

Mutter gar nicht gerne.<br />

TAUERNFENSTER <strong>2007</strong><br />

„Ein Zimmer ohne Bücher ist<br />

ein Körper ohne Seele“<br />

(Cicero)<br />

Hat dieses Cicero zugeschriebene<br />

Zitat in unserer<br />

hochtechnologischen<br />

Welt noch Geltung? Ist Lesen<br />

immer noch ein „Abenteuer“<br />

im Kopf oder ist es<br />

längst verdrängt vom medialen<br />

Dauerbeschuss, dem<br />

in unserer Gesellschaft Jugendliche ausgesetzt sind?<br />

Im Zeitalter der Wissensgesellschaft ist das Lesen<br />

wahrscheinlich eine der wichtigsten Grundkompetenzen.<br />

Lesekompetenz ist erforderlich für alltägliche<br />

Dinge - vom Ausfüllen eines Formulars oder dem Lesen<br />

eines Fahrplans über berufl iche Anwendungen bis hin<br />

Schließlich antwortete ihm meine Mutter recht schlagfertig:<br />

„Der liebe Gott versteht alle Sprachen!“ und damit<br />

musste sich mein Vater um des lieben Friedens willen<br />

geschlagen geben.<br />

Ich habe in meiner Schulzeit kein Englisch lernen<br />

können.<br />

Dass ich mich als Erwachsene nicht schwer beim Englischlernen<br />

tat, wer weiß, ob das womöglich auch mit<br />

dem englischen „Vater unser“ meiner Kindheit zu tun<br />

hat?<br />

Die Schuldirektorin<br />

Ulrike Hohr<br />

Jahresthema: Mit Büchern reisen durch Raum und Zeit<br />

zur Wahrnehmung der Rechte von Bürger/Innen demokratischer<br />

Gesellschaften. Sie ist obligatorisch für<br />

die aktive Teilhabe an der Gesellschaft, unterstützt das<br />

Zurechtfi nden in einer medien- und informationsdominierten<br />

Welt und konstituiert die Basis für lebenslanges<br />

Lernen. Neben der Lesekompetenz soll aber auch der<br />

Lesegenuss, die Freude an der Lektüre, nicht zu kurz<br />

kommen.<br />

Lesen hat nämlich nicht nur eine pragmatisch – zielgerichtete<br />

Funktion, sondern besitzt auch eine lustbetonte<br />

Komponente.<br />

In diesem Sinne wünschen wir uns, dass wir die Schüler/Innen<br />

zu lesefreudigen Menschen erziehen, die mittels<br />

der Lektüre die Entgrenzung in Raum und Zeit erfahren<br />

und leben.<br />

Die Vizedirektorin<br />

Anna Maria Klammer<br />

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