Tauernfenster 2007 (7,92 MB)
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Schule Schule<br />
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Englisch hält Einzug in die Grundschule<br />
Ab dem heurigen Schul-<br />
.jahr wird Englisch in der<br />
4. und 5. Klasse der Grundschule<br />
unterrichtet. Die<br />
Schuldirektorin des Schulsprengels<br />
Ahrntal Ulrike<br />
Hohr nimmt Stellung zu<br />
einigen der Fragen, die in<br />
Zusammenhang mit dem<br />
Englisch-Unterricht in der<br />
Grundschule immer wieder<br />
gestellt werden.<br />
Frage: Unsere Schüler/innen haben oft Mühe mit der<br />
Erlernung der Hochsprache und der 2. Sprache Italienisch.<br />
Geht das Erlernen von Englisch also auf Kosten von<br />
Deutsch und Italienisch?<br />
Antwort: Unsere Sprachlokomotive ist und bleibt<br />
Deutsch und die Grundlagen der sprachlichen Kompetenz<br />
werden in der Muttersprache gelegt. Zahlreiche wissenschaftliche<br />
Untersuchungen haben aber den Nachweis<br />
erbracht, dass Sprachbewusstsein und sprachliche<br />
Fähigkeiten an Hand jeder Sprache erworben werden<br />
können. Insofern wirkt sich das Erlernen einer Zweit-<br />
und Fremdsprache positiv auch auf die muttersprachliche<br />
Ausdrucksfähigkeit aus. Der bekannte Schweizer<br />
Buchautor Peter Bichsel meint sogar: „Es gibt nur eine<br />
Sprache, und wir sprechen sie auf Deutsch, auf Englisch,<br />
auf Italienisch …“ Der Erwerb mehrerer Sprachen stärkt<br />
die Kinder, macht sie aufnahmefähiger; ihre Leistungen<br />
sind durchwegs besser als die Leistungen in Klassen,<br />
in denen eine einzige Unterrichtssprache vorherrscht.<br />
Frage: Wieso muss mit dem Erlernen von Englisch schon<br />
in der Grundschule begonnen werden?<br />
Antwort: Damit eine Sprache solide und gründlich<br />
gelernt werden kann, muss frühzeitig begonnen werden.<br />
Aus der Sicht der Neuropsychologie fällt es Kindern aufgrund<br />
der Plastizität ihres Gehirns viel leichter Sprachen<br />
zu lernen, als Erwachsenen. Früher Sprachenunterricht<br />
fördert vor allem eine korrekte Aussprache; dazu kommt,<br />
dass die Lernmotivation in keiner Altersstufe so groß ist<br />
wie in der Grundschule.<br />
Frage: Unsere Kinder sind ohnehin so vielen Einfl üssen<br />
und Anforderungen ausgesetzt. Ist durch das Lernen einer<br />
weiteren Sprache Überforderung nicht vorprogrammiert?<br />
Antwort: Beim Einsatz einer angemessenen, kindgerechten<br />
Sprachdidaktik ist Überforderung nicht zu erwarten.<br />
Auf leistungsschwache Kinder ist natürlich auch<br />
in Englisch, wie in allen übrigen Fächern Rücksicht zu<br />
nehmen. Schulpolitische Maßnahmen müssen sich aber<br />
am Durchschnitt der Kinder orientieren und dürfen<br />
auch die begabten Kinder nicht aus den Augen verlieren.<br />
Im Grundschulbereich sollten beim Erlernen der Fremdsprachen<br />
viele spielerische Elemente eingebaut werden<br />
und es muss die Mündlichkeit im Vordergrund stehen.<br />
Frage: Wir sind auch ohne Englisch groß geworden und<br />
haben einen ordentlichen Beruf gefunden? Ist Englisch<br />
nicht einfach nur eine Modeerscheinung?<br />
Antwort: Sicher nicht, Europa ist in den letzten Jahrzehnten<br />
zusammengerückt und mehrsprachig geworden.<br />
Darauf muss die Schule vorbereiten. Englisch ist die<br />
Sprache der internationalen Verständigung, sowohl im<br />
Berufsleben als auch im Freizeitbereich. Wenn wir für<br />
unsere Kinder Chancengleichheit auf Weltniveau haben<br />
wollen, ist die Kenntnis der englischen Sprache eine<br />
Grundvoraussetzung.<br />
Frage: Kann man erwarten, dass unsere Kinder drei<br />
Sprachen perfekt beherrschen werden?<br />
Antwort: Das Ziel ist nicht die perfekte Beherrschung<br />
der Sprachen, sondern die Fähigkeit mit anderssprachigen<br />
Menschen zu kommunizieren. Auch in unserer<br />
Muttersprache haben wir ja keine Perfektion. Wenn wir<br />
als Laien über einen bestimmten Fachbereich reden sollen,<br />
fehlen uns oft die Worte.<br />
Frage: Italienisch, Englisch: alles scheint wichtiger als<br />
Deutsch. Verliert unser Land, verlieren unsere Kinder<br />
ihre Identität?<br />
Antwort: Fremde Sprachen und Kulturen sind in ganz<br />
Europa und auch in unserem Land ein wichtiger Bestandteil<br />
unseres Lebens geworden. Wir sehen täglich<br />
Berichte aus fremden Ländern, wir kaufen Waren, die<br />
nicht bei uns hergestellt wurden, wir machen Urlaub in<br />
Ländern, die von anderen Sprachen und Kulturen geprägt<br />
sind. Auch unsere Alltagssprache ist mit fremdsprachlichen<br />
Wörtern und Redewendungen durchsetzt.<br />
Das Lernen fremder Sprachen erzieht zur Off enheit,<br />
weckt Verständnis für das Fremde in unserer Lebenswelt<br />
und hilft nachdenklich und sensibel mit Andersartigkeit<br />
TAUERNFENSTER <strong>2007</strong><br />
zu werden. Damit ist keine Gefahr für unsere Sprache,<br />
Kultur und Tradition verbunden. Durch das Lernen<br />
von Fremdsprachen und die Beschäftigung mit anderen<br />
Kulturen wächst die Chance die eigene Sprache bewusster<br />
anzuwenden, über die eigene Sprache und Kultur<br />
nachzudenken und so unsere eigene Identität weiter zu<br />
stärken.<br />
„Our father, you are in heaven ….. give us our daily<br />
bread ….“. Immer wieder wurde bei uns zu Hause das<br />
“Vater unser” auf Englisch gebetet. Mein Vater brummelte<br />
dann, meinte wohl, dass die Kinder ordentlich<br />
Deutsch lernen sollten und sah diese „Marotte“ meiner<br />
Mutter gar nicht gerne.<br />
TAUERNFENSTER <strong>2007</strong><br />
„Ein Zimmer ohne Bücher ist<br />
ein Körper ohne Seele“<br />
(Cicero)<br />
Hat dieses Cicero zugeschriebene<br />
Zitat in unserer<br />
hochtechnologischen<br />
Welt noch Geltung? Ist Lesen<br />
immer noch ein „Abenteuer“<br />
im Kopf oder ist es<br />
längst verdrängt vom medialen<br />
Dauerbeschuss, dem<br />
in unserer Gesellschaft Jugendliche ausgesetzt sind?<br />
Im Zeitalter der Wissensgesellschaft ist das Lesen<br />
wahrscheinlich eine der wichtigsten Grundkompetenzen.<br />
Lesekompetenz ist erforderlich für alltägliche<br />
Dinge - vom Ausfüllen eines Formulars oder dem Lesen<br />
eines Fahrplans über berufl iche Anwendungen bis hin<br />
Schließlich antwortete ihm meine Mutter recht schlagfertig:<br />
„Der liebe Gott versteht alle Sprachen!“ und damit<br />
musste sich mein Vater um des lieben Friedens willen<br />
geschlagen geben.<br />
Ich habe in meiner Schulzeit kein Englisch lernen<br />
können.<br />
Dass ich mich als Erwachsene nicht schwer beim Englischlernen<br />
tat, wer weiß, ob das womöglich auch mit<br />
dem englischen „Vater unser“ meiner Kindheit zu tun<br />
hat?<br />
Die Schuldirektorin<br />
Ulrike Hohr<br />
Jahresthema: Mit Büchern reisen durch Raum und Zeit<br />
zur Wahrnehmung der Rechte von Bürger/Innen demokratischer<br />
Gesellschaften. Sie ist obligatorisch für<br />
die aktive Teilhabe an der Gesellschaft, unterstützt das<br />
Zurechtfi nden in einer medien- und informationsdominierten<br />
Welt und konstituiert die Basis für lebenslanges<br />
Lernen. Neben der Lesekompetenz soll aber auch der<br />
Lesegenuss, die Freude an der Lektüre, nicht zu kurz<br />
kommen.<br />
Lesen hat nämlich nicht nur eine pragmatisch – zielgerichtete<br />
Funktion, sondern besitzt auch eine lustbetonte<br />
Komponente.<br />
In diesem Sinne wünschen wir uns, dass wir die Schüler/Innen<br />
zu lesefreudigen Menschen erziehen, die mittels<br />
der Lektüre die Entgrenzung in Raum und Zeit erfahren<br />
und leben.<br />
Die Vizedirektorin<br />
Anna Maria Klammer<br />
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