Emerging Markets Die Welt im Wandel - EXtra-Magazin

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31.12.2014 Aufrufe

markt Emerging Markets – die Welt im Wandel Die größere weltwirtschaftliche Bedeutung Chinas hat sich inzwischen auch hierzulande herumgesprochen. Der Begriff „Emerging Markets“ und der damit zusammenhängende revolutionäre Wandel der Weltwirtschaft ist, wie eine kürzlich erschienene Studie herausfand, jedoch nur in der Finanzwelt bekannt. Dabei sollten Investments in die Schwellenländer in keinem Depot fehlen, egal ob in Form von Aktien oder Anleihen. Der Begriff „Emerging Markets“ ist für viele Deutsche noch ein Buch mit sieben Siegeln. Auf Basis einer aktuellen Studie, die von J.P. Morgan Asset Management in Auftrag gegeben wurde, haben gerade einmal 39 Prozent der Deutschen diesen Begriff schon einmal in Bezug auf Finanzen gehört, nur 15 Prozent kannten die tatsächliche Bedeutung und 38 Prozent halten Staatsanleihen aufstrebender Schwellenländer, für die der englischsprachige Begriff steht, für wesentlich riskanter als Euro-Staatsanleihen. Trotz dieser relativ ausgewogenen Einschätzung sind aktuell gerade einmal 2,5 Prozent der Deutschen in Emerging Markets investiert. Nicht viel anders sieht es hinsichtlich der zukünftigen Bereitschaft aus, in diese Länder zu investieren. Nur 3 Prozent könnten sich vorstellen, in den kommenden 6 Monaten in die Emerging Markets zu investieren. Doch um sein Geld nachhaltig anzulegen, sollten Anleger umdenken, denn die Bedeutung der deutschen und europäischen Wirtschaft schwindet in den kommenden Jahren beträchtlich. Rasante Aufholjagd Deutlich wird dies durch eine vor kurzem erschienene Untersuchung der DekaBank: Im Jahr 2010 war die Europäische Union als Ganzes mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von knapp über 15 Billionen US- Dollar als Wirtschaftsraum etwas größer als die USA mit 14,5 Billionen US-Dollar. Mit deutlichem Abstand folgt China mit 5,9 Billionen Euro. Doch laut der Studie wird im Jahr 2017 zunächst die USA an der EU vorbeiziehen, im Jahr 2029 dürfte dann voraussichtlich China die USA überholen. 2050 ist das BIP Chinas laut dieser Prognose rund doppelt so hoch wie das der EU und rund 50 Prozent höher als das der USA. Der Anteil des BIPs der größten 15 Emerging Markets (Brasilien, Russland, Indien und China plus nachfolgender großen Schwellenländer „Next Eleven“) steigt von derzeit von 31 Prozent auf dann 68 Prozent. Vor allem der Produktivitätsfortschritt und das Wachstum des Kapitalstocks sorgen dafür, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Zeitraum um 860 Prozent zunimmt, was einem jährlichen Wachstum von 5,8 Prozent entspicht. Emerging Markets koppeln sich ab Früher waren die Emerging Markets häufig Auslöser von Krisen. Hinzu kam, dass gerade diese Regionen ganz besonders unter der weltwirtschaftlichen Abkühlung litten. Doch das ist vorbei. Das zeigte sich auch im Krisenjahr 2009: Während in Deutschland das BIP mit -5,0 Prozent den größten Rückgang nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte, wuchs Chinas Wirtschaft in diesem Jahr um 9,2 Prozent, Indien um 6,8 Prozent und Indonesien um 4,6 Prozent. Und während im Jahr 2012 EU-Schuldenstaaten wie Griechenland, Spanien und Italien mit einer schrumpfenden Wirtschaft kämpfen, kann Chinas Wirtschaft auch dieses Jahr um 7,5 Prozent wachsen. Der leichte Rückgang ergibt sich insbesondere aufgrund von geldpolitischen Maßnahmen der chinesischen Regierung, um eine Überhitzung zu vermeiden. Sollte es zu einer deutlichen Verschlechterung der Rahmenbedingungen kommen, können diese Zügel wieder gelockert werden, um weiterhin das gewohnte Wachstum zu gewährleisten. Das hohe Wachstum ermöglicht es auch, in Krisenzeiten milliardenschwere Rettungspakete aufzulegen, die Schulden auf dem sowieso bereits niedrigen Niveau noch weiter zu senken und gleichzeitig enorme Devisen- und Goldreserven anzuhäufen, so dass die Länder damit in die Lage versetzt werden, sich mit eigenen Kräften gegen weltweite Konjunktureinbrüche zu stemmen. Ein Beispiel dafür ist Brasilien: Das noch vor wenigen Jahren hoch verschuldete Land mit Kapitalflucht und hohen Inflationsraten gehört heute zu den Gewinnern des globalen Wirtschaftswettstreits. Laut dem Research der Deutschen Bank erwirtschaftete Brasilien selbst im Krisenjahr 2009 einen Bilanzüberschuss von 53 Milliarden US-Dollar. Die Devisenreserven betrugen im Jahr 2011 rund 350 Mrd. US-Dollar, die ausländische Staatsverschuldung liegt gerade einmal bei 2,8 Prozent des BIP. Seite 6 Mai 2012

markt Rohstoffreich & junge Bevölkerung Antriebsfeder für die riesige Aufholjagd der Schwellenländer war die Öffnung des Welthandels. Durch umfangreiche Wirtschaftsreformen machten sie sich fit für den Welthandel. Aufgrund niedriger Lohnniveaus produzierten sie Industriegüter wesentlich preisgünstiger als in den entwickelten Industriestaaten. Zudem profitieren sie in der Regel von einer wesentlich günstigeren demografischen Entwicklung mit einem hohen Anteil von Jugendlichen, die auf den künftigen Arbeitsmarkt drängen. So liegt der Anteil der Bevölkerung unter 15 Jahren nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung bei 29 Prozent. Das bietet erhebliche Chancen, stellt die Länder aber zugleich vor gewaltige Herausforderungen. Noch immer ist in Ländern wie Indien ein Großteil der Bevölkerung schlecht ausgebildet, ein Großteil von ihnen kann weder lesen noch schreiben. Doch der Anteil an Analphabeten und schlecht ausgebildeten Jugendlichen sinkt gewaltig. Bereits jetzt geben diese Länder weit mehr aus für Bildung als hierzulande. Das enorme Bevölkerungswachstum stellt zudem große Herausforderungen an die Infrastruktur, zumal immer mehr Menschen von den ländlichen Regionen in die großen Mega- Städte ziehen. Um diesen immensen Herausforderungen gerecht zu werden, müssen neue Häuser gebaut werden, Kraftwerke, Straßen, Flugplätze etc. Davon profitieren heute vor allem zahlreiche Firmen aus den entwickelten Industriestaaten, aber immer öfter kommen auch Unternehmen aus der dortigen Region zum Zuge, die diese Aufträge dustrieländer als Hauptexportländer auch von Emerging-Market-Staaten ab. wesentlich preisgünstiger ausführen können. Dadurch wächst auch stetig die Mittelschicht, die sich neben den notwendigen Dingen des täglichen Bedarfs auch andere bisher nicht erschwingliche Luxusgüter wie Autos, Unterhaltungselektronik, Reisen oder auch Immobilien leisten können. Der Binnenkonsum steigt und damit auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit von den Industriestaaten. Hinzu kommt, dass zahlreiche Länder wie Russland, Brasilien, Südafrika, Chile oder Indonesien sehr rohstoffreich sind. Durch den weit höheren Bedarf infolge des nun starken Wirtschaftswachstums werden immer mehr dieser Rohstoffe benötigt. Doch die Ressourcen sind begrenzt, bei wachsender Nachfrage steigt so der Preis. Rohstoffreiche Länder profitieren davon, können von diesen wachsenden Einnahmen wiederum ihre Infrastruktur aufbauen und ihr Wachstum damit nachhaltig sichern. Und so wechseln häufig rohstoffhungrige Schwellenländer wie China einstige In- Breite Diversifikation schützt Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Nicht allen diesen Staaten wird es erfolgreich gelingen, diesen großen Herausforderungen gerecht zu werden. Und natürlich wird es dabei auch Rückschläge geben. Viele dieser Länder sind nach wie vor politisch unstabil. Auch Korruption und ineffiziente behördliche Strukturen behindern den weiteren Aufbau der Infrastruktur, so dass letztere häufig wesentlich langsamer wächst, als es für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum erforderlich wäre. Trotzdem dürfte die Tendenz klar sein. Die Bedeutung der Schwellenländer wird zunehmen. Anleger sollten deshalb einen Teil des Depots auch auf diese Regionen ausrichten. Und um das Einzelländerrisiko zu minimieren, empfiehlt sich ein dabei ein möglichst breit diversifiziertes Engagement via länderübergreifende Indizes. Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen verschiedene Investitionsmöglichkeiten für die Emerging Markets vor. Barometer für wichtige Schwellenländer Der MSCI Emerging Market Index ist ein Aktienindex, der die Entwicklung von Aktien in den Emerging Markets widerspiegelt. Er wird von dem US-amerikanischen Finanzdienstleister Morgan Stanley Capital International als Kursindex berechnet. Der MSCI Emerging Market Index wird gerne als Benchmark für die aufstrebenden Länder verwendet. Viele ETF-Anbieter haben Indexfonds auf diesen Index im Programm. Der Index setzt sich aus etwa 800 Aktien zusammen. Die Dividendenrendite betrug zum Jahreswechsel etwa 2,95 Prozent. Die Indexanpassung erfolgt quartalsweise. Seite 7 Mai 2012

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<strong>Emerging</strong> <strong>Markets</strong> –<br />

die <strong>Welt</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong><br />

<strong>Die</strong> größere weltwirtschaftliche Bedeutung Chinas hat sich inzwischen auch hierzulande herumgesprochen. Der Begriff<br />

„<strong>Emerging</strong> <strong>Markets</strong>“ und der damit zusammenhängende revolutionäre <strong>Wandel</strong> der <strong>Welt</strong>wirtschaft ist, wie eine kürzlich<br />

erschienene Studie herausfand, jedoch nur in der Finanzwelt bekannt. Dabei sollten Investments in die Schwellenländer<br />

in keinem Depot fehlen, egal ob in Form von Aktien oder Anleihen.<br />

Der Begriff „<strong>Emerging</strong> <strong>Markets</strong>“ ist für<br />

viele Deutsche noch ein Buch mit sieben<br />

Siegeln. Auf Basis einer aktuellen Studie,<br />

die von J.P. Morgan Asset Management<br />

in Auftrag gegeben wurde, haben gerade<br />

einmal 39 Prozent der Deutschen diesen<br />

Begriff schon einmal in Bezug auf Finanzen<br />

gehört, nur 15 Prozent kannten die<br />

tatsächliche Bedeutung und 38 Prozent<br />

halten Staatsanleihen aufstrebender<br />

Schwellenländer, für die der englischsprachige<br />

Begriff steht, für wesentlich riskanter<br />

als Euro-Staatsanleihen. Trotz dieser<br />

relativ ausgewogenen Einschätzung sind<br />

aktuell gerade einmal 2,5 Prozent der<br />

Deutschen in <strong>Emerging</strong> <strong>Markets</strong> investiert.<br />

Nicht viel anders sieht es hinsichtlich<br />

der zukünftigen Bereitschaft aus, in diese<br />

Länder zu investieren. Nur 3 Prozent<br />

könnten sich vorstellen, in den kommenden<br />

6 Monaten in die <strong>Emerging</strong> <strong>Markets</strong><br />

zu investieren. Doch um sein Geld nachhaltig<br />

anzulegen, sollten Anleger umdenken,<br />

denn die Bedeutung der deutschen<br />

und europäischen Wirtschaft schwindet in<br />

den kommenden Jahren beträchtlich.<br />

Rasante Aufholjagd<br />

Deutlich wird dies durch eine vor kurzem<br />

erschienene Untersuchung der DekaBank:<br />

Im Jahr 2010 war die Europäische Union<br />

als Ganzes mit einem Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) von knapp über 15 Billionen US-<br />

Dollar als Wirtschaftsraum etwas größer<br />

als die USA mit 14,5 Billionen US-Dollar.<br />

Mit deutlichem Abstand folgt China mit 5,9<br />

Billionen Euro. Doch laut der Studie wird<br />

<strong>im</strong> Jahr 2017 zunächst die USA an der EU<br />

vorbeiziehen, <strong>im</strong> Jahr 2029 dürfte dann<br />

voraussichtlich China die USA überholen.<br />

2050 ist das BIP Chinas laut dieser Prognose<br />

rund doppelt so hoch wie das der<br />

EU und rund 50 Prozent höher als das der<br />

USA. Der Anteil des BIPs der größten 15<br />

<strong>Emerging</strong> <strong>Markets</strong> (Brasilien, Russland, Indien<br />

und China plus nachfolgender großen<br />

Schwellenländer „Next Eleven“) steigt von<br />

derzeit von 31 Prozent auf dann 68 Prozent.<br />

Vor allem der Produktivitätsfortschritt<br />

und das Wachstum des Kapitalstocks<br />

sorgen dafür, dass das Bruttoinlandsprodukt<br />

in diesem Zeitraum um 860 Prozent<br />

zun<strong>im</strong>mt, was einem jährlichen Wachstum<br />

von 5,8 Prozent entspicht.<br />

<strong>Emerging</strong> <strong>Markets</strong> koppeln sich ab<br />

Früher waren die <strong>Emerging</strong> <strong>Markets</strong> häufig<br />

Auslöser von Krisen. Hinzu kam, dass gerade<br />

diese Regionen ganz besonders unter<br />

der weltwirtschaftlichen Abkühlung litten.<br />

Doch das ist vorbei. Das zeigte sich auch<br />

<strong>im</strong> Krisenjahr 2009: Während in Deutschland<br />

das BIP mit -5,0 Prozent den größten<br />

Rückgang nach dem Zweiten <strong>Welt</strong>krieg erlebte,<br />

wuchs Chinas Wirtschaft in diesem<br />

Jahr um 9,2 Prozent, Indien um 6,8 Prozent<br />

und Indonesien um 4,6 Prozent. Und<br />

während <strong>im</strong> Jahr 2012 EU-Schuldenstaaten<br />

wie Griechenland, Spanien und Italien<br />

mit einer schrumpfenden Wirtschaft kämpfen,<br />

kann Chinas Wirtschaft auch dieses<br />

Jahr um 7,5 Prozent wachsen. Der leichte<br />

Rückgang ergibt sich insbesondere aufgrund<br />

von geldpolitischen Maßnahmen der<br />

chinesischen Regierung, um eine Überhitzung<br />

zu vermeiden. Sollte es zu einer deutlichen<br />

Verschlechterung der Rahmenbedingungen<br />

kommen, können diese Zügel<br />

wieder gelockert werden, um weiterhin das<br />

gewohnte Wachstum zu gewährleisten.<br />

Das hohe Wachstum ermöglicht es auch,<br />

in Krisenzeiten milliardenschwere Rettungspakete<br />

aufzulegen, die Schulden<br />

auf dem sowieso bereits niedrigen Niveau<br />

noch weiter zu senken und gleichzeitig<br />

enorme Devisen- und Goldreserven anzuhäufen,<br />

so dass die Länder damit in die<br />

Lage versetzt werden, sich mit eigenen<br />

Kräften gegen weltweite Konjunktureinbrüche<br />

zu stemmen. Ein Beispiel dafür ist<br />

Brasilien: Das noch vor wenigen Jahren<br />

hoch verschuldete Land mit Kapitalflucht<br />

und hohen Inflationsraten gehört heute<br />

zu den Gewinnern des globalen Wirtschaftswettstreits.<br />

Laut dem Research der<br />

Deutschen Bank erwirtschaftete Brasilien<br />

selbst <strong>im</strong> Krisenjahr 2009 einen Bilanzüberschuss<br />

von 53 Milliarden US-Dollar.<br />

<strong>Die</strong> Devisenreserven betrugen <strong>im</strong> Jahr<br />

2011 rund 350 Mrd. US-Dollar, die ausländische<br />

Staatsverschuldung liegt gerade<br />

einmal bei 2,8 Prozent des BIP.<br />

Seite 6 Mai 2012

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